1844 / 230 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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nige. Zhre Organe sind die Trierer Ztg. und der Rheinish- Westphälische Sprecher. 3 j en Dampfböte haben die X Darzige L Mat Dée Den F kfulmer beabsichtigte F ijen, weil Sturm und Strömung in der Ge= Nd der druchbrochenen Düne bei Neufähr so me eusgegey- ten, daß das zuerst aus der Sleuse gegangene Dampfboo mehrere Stunden lang in Gefahr s{webte, in die Ostsee getrieben zu wer= den. Das Wasser war in den oberen Stromgegenden bis zu ciner, selbst bei dem Eisgange unerhörten, Höhe gestiegen, bei Derschen bis 23 Fuß Pegelhöhe. Seit gestern ist das Wasser einige Zoll gefallen. Die Deiche unseres Werders sind zwar beshädigt, aber niht gebrochen; zwei fährliche Quellungen bei Guttland und Czattkau wurden glücklich S rstopst. Dagegen ist die frische Nehrung in eine sehr traurige Lage verseßt. Ein Erdwall, welcher zum Schuße des sogenannten Mittel= werders, eines sehr blühenden Landstrichs, gegen Sommer - Hoch= uthea dienen sollte, is am 1, August durhbrohen und die Dorf= aften Neynerwerder, Poppau, Glabiß, _Jescherbebken, die Rampen bei Nutthoff und der Ziesewald unter Wasser gerathen. Die Saaten, Maideländer, das reife Getraide, das aufgestellte Heu, Alles is über= s{chwemmt und großentheils verloren. Die Berichte lauten verzweiflungs= voll, der Verlust beträgt für einzelne Hofbesißer 1000 bis 2000 Tha= ler und mehr. P : s : i Wäre im Jahre 1840 nicht bei Neufähr die Düne durhbrochen, so würden die unteren Stromgegenden und die Stadt Danzig selbst unter Wasser geseßt gewesen sein. An der Weichsel liegen zum Um- arbeiten wenigstens 20,000 Last Weizen und Roggen, welche unaus= bleiblih weggewaschen wären, wenn nicht das erwähnte Naturereigniß den Fluthen eine andere Richtung und einen geringeren Stand ge= schaffen hätte. Die auf Staatskosten bei Neufähr angelegte Schleuse ist unbeshädigt geblieben. i Der fast ununterbrochene Regen ist der Aerndte in unserer Ge= gend überaus s{ädlich., Von dem Rapps ist wenigstens die Hälfte vernichtet.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Zufolge Ministerial - Resfripts vom 4, August hat die Königl, Regierung von Oberfranken den Polizei= Behörden aufgetragen, nachzusorschen, ob außer der mangelhaften Beobachtung der feuerpolizeilichen Vorschriften von Seiten der Orts= Einwohner, und der vernachlässigten Handhabung der Feuer - Polizei bei den Orts- Polizeibehörden etwa noch andere allgemeine Ursachen der \o häufigen Entstehung von Bränden in Oberfranken zum Grunde liegen, welche dur entsprehende Maßregeln gänzlich oder theilweise beseitigt werden können,

Königreich Sachsen. Der Magdeburger Zeitung wird aus Leipzig gemeldet, mehrere sächsische Offiziere wollten sich dem Feldzug der Franzosen gegen Marokko anschließen, Die Kir= chen- Gemeinde zu Görniß bei Borna gedenkt ihrem ehemaligen Seelsorger Dr. G, F. Dinter ein für ihre Verhältnisse würdiges Denkmal von Stein zu errichten und dasselbe am 1, September d. J. feierlich zu enthüllen.

Königreich Württemberg. Der Shwäbische Mer- fur meldet aus Ulm (12, August) endlich sei mit einem Fabrikhause in London der Vertrag zur Beischaffung zweier Remorqueurs zur Befahrung der oberen Donau abgeschlossen und demselben die größtmöglichste Eile anempfohlen worden,

Kurfürstenthum Hessen. Dem Frankfurter Jour- nal wird aus Nauheim (8. Aug.) geschrieben: : i;

„Seit einigen Tagen verweilt der Oberbergrath Henschel von Kassel dahier, um die hiesigen Salinen - und Bade - Anlagen in Augenschein zu nehmen und hinsichtlich einer großartigen Erweiterung derselben die nöthigeu Untersuchungen anzustellen. Die Staatsregierung scheint endlich die unge- meine Wichtigkeit der hiesigen Sool-Quellen erkannt zu haben und nament- lich den vor einigen Jahren erbohrten Sool-Sprudel zur Heilung in einem großartigen Maßstabe benußen zu wollen, Man giebt sich hier den freu- :

digsten Erwartungen hin und zweifelt nicht, daß unsere Badeaustalt zu den

bejuchtesten in Deutschland gehören werde, sobald die vorhandenen Mittel gehörige Benußung finden und die Kurfremden nicht das Allerwesentlichste vermissen werden.

Großherzogthum Hessen. Se. Hoheit der Erbgroßher- zog ist am 14, August von Berchtesgaden in Darmstadt einge- troffen.

Freie Stadt Lübeck. Die Deutsche Allgemeine Zeitung enthält folgende Nachrichten aus Lübe ck vom 14. August: Jn diesen Tagen sind hier die Ratificationen eines zwischen dem Königreiche Hannover und Lübeck am 14. Februar d. J. zu Dresden abgeschlossenen Schifffahrts-Vertrags ausgewechselt worden. Derselbe führt in fünf Artikeln den an die Spize gestellten Grundsaß der Gegenseitigkeit durch und bestimmt gleihe Behandlung der beider= seitigen Schiffe in Beziehung auf Abgaben und polizeilihe Beziehungen mit den eigenen, Abschaffung des Strandrechts und Zulassung beider- seitiger Konsuln mit den Vorzügen, welhe denen der begünstigtsten Staaten zugestanden sind. Der Vertrag is zunächst auf zehu Jahre abgeschlossen und dauert stillschweigend auch länger, sofern er nicht von ciner Seite aufgekündigt wird. Jn diesem Fall erlisht er nach Ablauf eines Jahres. Vor mehreren Tagen ward Hauptmann Nachtigal seines Strafarrestes entlassen und fungirt seitdem im Dienste,

Frankrei cch.

Paris, 13. Aug. Der Absendung eines französischen Ge- shwaders nah den Küsten von Tunis wird von den hiesigen Blät= tern nicht die geringste Bedeutung beigelegt. „Seit einigen Jahren“, sagt die konservative Presse, „erfährt man regelmäßig im August oder September , daß eine türkishe Flotte mit vollen Segeln nah Tunis fährt, um dort eine Landung zu bewerkstelligen und zur Ab= sebung des Bey's zu schreiten, der bekanntlih der Pforte keinen Tri- but mehr zahlt und sih ihr gegenüber in einem fast ganz unabhängigen Zustande behauptet. Um dieselbe Zeit geht ein französisches Geschwader von Toulon ab, um durch seine Anwesenheit die Operationen der türkischen Flotte zu hindern, die dann {nell wieder nah den Dardanellen zurükehrt. Diese kleine See - Scene hat si so eben erneuert, ohne daß irgend Jemen ernstlich davon Notiz nimmt. Der Contre - Admiral Parse=-

wäs eshènes besindet sich in diesem Augenblicke hon in den Ge- na m wo er, wie gewöhnli, ohne Zweifel dem otto- et M an zuvorgekommen sein wird. Hundert gegen Eins

, die Sache wird ganz eben \o es, wie in den früheren

Do e Gewi Börse \uhte man dieser ewegung einen Augen-=

beizulegen, aber selbst| die Ei ; konnten ih nit inge h Ober bs bie nbildungen der Coulisse auf die Course hatte sie fin L influße o Iasi und

ulih, nur

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mit mehr Spott, äußern sich die Oppositions - Blätter. Der Constitutionnel nennt das Manöver eine jährlißhe Lust- fahrt, und der Courrier français sagt: „Man braucht sich niht im geringsten zu beunruhigen über die Pläne der Türkei gegen eine Rep, an deren guteu Freundschaft uns für unsere Sicherheit in Algier viel gelegen sein muß. Wir haben mehr als einmal schon auf das Lächerliche dieser jährlichen Expedition aufmerk= sam gemaht; wenn wir ihrer heute erwähnen, so geschieht es nur, weil das Ministerium \ich seine Festigkeit, der Pforte gegenüber, zum Ruhm anrehnen und uns dadur für die Abberufung des Herrn von Aubigny entschätigen zu wollen scheint, Wenn Herr Guizot so falfulirt hat, so mag er nur seine Rehnung sogleich ändern. Das Land wird hinter diesen prahlerishen Mienen nihts Anderes sehen, als was in der That dahinter liegt, wirklihe Shmach und eingebil- dete Siege.“ :

Ueber die in englishen Blättern mitgetheilten Aktenstücke in der otaheitischen Angelegenheit, welche von den Direktoren der londoner Missions-Gesellschaft publizirt worden sind, bemerkt der Constitu= tionnel: „Diese Korrespondenz bezieht sih zwar nur auf son be- kannte Thatsachen, sie zeigt aber, wie feindselige Gesinnungen die Missionaire von Otaheiti gegen Frankreih hegen, Auch beweist sie, daß die chrwürdigen Brüder des Herrn Pritchard seinen Jntriguen nicht fremd geblieben sind. Wirklich ergiebt sih aus diesen Briefen, daß die vierteljährlihe Missions-Versammlung zu Hidiaa si plößlich in eine Vereinigung von Bewaffneten umwandelte, die gegen unsere Truppen zu Felde ziehen. Man wird s{ch erinnern, daß Otaheiti aus zwei Halbinseln besteht, die durch eine {male Erdzunge, Taravao ge=- naunt, von einander getrennt sind. Auf der eigentlichen Jnsel liegen Papaoa, nördlich von Papeiti, auf der Westküste, und Hidiaa an der anderen Seite, auf der Ostküste. Die auf der Erdzunge errichtete Batterie \hneidet die Verbindungen zwischen beiden Inseln ab und hindert die Unzufriedenen von Teirabu, sih mit denen von Hidiaa zu vereinigen. Nun geht aus der Korrespondenz hervor, daß der ehr= würdige Herr Johnston, der sich zu Teirabu, der kleinsten, aber auch der aufsässigsten unter den beiden Halbinseln von Otaheiti, als Mis= sionair aufhält, so stark in Verdacht steht, seine Beichtkinder zur Ver= einigung mit ihren Brüdern zu Hidiaa aufgemuntert zu haben, daß der Gouverneur es für nöthig hielt, ihm die Rückkehr nah Teirabu zu untersagen, wenn er sih einmal nach der größeren Halbinsel be- geben hätte. Ueberdies liest man in dem einen Schreiben die naive Phrase: „„„bis zur definitiven Entscheidung Englands ‘‘“ Sie verräth alle Hoffnungen, welhe Herr Prithard zu unter= halten nicht Bedenken trug, und wodurch die unglüdliche Bevölkerung von Otaheiti zur Empörung getrieben wurde,“ Der Patrie ist, wie sie sagt, cin Schreiben aus London mit der Nachricht zugegangen, daß der Contre = Admiral Seymour in wenig Tagen mit einem Linienschiff von 90 Kanonen, dem ,, Victory “, nach Otaheiti unter Segel gehen und Herrn Pritchard mit dorthin zurüc= führen werde, wo derselbe in seinen Posten als Konsul wieder einge= seßt werden solle. „Die Königin Pomareh““, wird hinzugefügt, „joll wieder auf ihren Thron erhoben, die Befestigungen von Otaheiti zer- stört, die Jusel in denselben Zustand, in welchem sie sh vor der Ankunst des französischen Admirals befand, zurückgebracht, die fran= zösischen Offiziere abberufen und der Ober-Befehlshaber (Dupetit= Thouars) für Alles, was guf Otaheiti vorgefallen, verantwortlich ge= macht werden,“

Man versichert, daß der Marine-Minister um die Ehre nachgesucht habe, das Geschwader kommandiren zu dürfen, welches den König im September nach England bringen soll. Da nun Herr von Macktau Vice - Admiral i}, \o müssen wenigstens 8 Linienschiffe unter seine Befehle gestellt werden. Hierzu dürften, wie man glaubt , die vier Schiffe, mit denen so eben der Contre - Admiral Parseval - Deschènes nach Tunis abgegangen is, das noch in Toulon befindliche Linien= {i} „Alger“, und die drei Linienschiffe des Prinzen von Joinville, da man hofft, daß die Anwesenheit dieser Schiffe zu jener Zeit an den afrikanischen Küsten niht mehr nöthig sein werde, nah dem Ka= nal berufen werden, und die beiden Coutre-Admirale ihr Kommando beibehalten. Eine Anzahl leihter Schiffe und Dampfböte würde sich dieser Flotte anschließen.

Die beiden ägyptischen Prinzen, welhe von Mehmed Ali zu ihrer Bildung nah Frankreich geschickt sind, sprechen hon sehr ge- läufig französisch.

Die Quotidienne hat gestern dem Gerücht widersprochen, daß die Schwester des Herzogs von Bordeaux in morganatisher Che mit dem Sohne des Herzogs von Blacas sich vermählt habe und die Angabe für eine böswillige Erfindung erklärt, deren Zweck leicht sich erkennen lasse. Die Revue de Paris nun, welche hier zuerst diese

* Nachricht veröffentlichte, sagt heute, daß eine Privat - Korrespondenz

aus zuverlässiger Hand ihr die Thatsache als richtig melde und sie daher deren Wahrheit behaupte. Keines der anderen legitimistishen Blätter hat den Widerspruch der Quotidienne aufgenommen.

Herr Thiers ist aus den Bädern zu Vichy hier angekommen, hat bercits eine Konferenz mit Herrn Molé gehabt und wurde heute zu Neuilly vom Könige empfangen. Man erzählt sih, Molé habe an Thiers geschrieben und ihn aufgefordert, so {nell als möglich nach Paris zurückzukommen. i

Heute eingegangene Berichte aus Bayonne und Marseille melden übereinstimmend, der Prinz von Joinville habe Tanger bombardiren lassen, Man glaubt dies so verstehen zu müssen, daß das Bombarde= ment ivirklih am 2. August hon angefangen, aber gleich wieder ein- gestellt worden, nahdem das Anerbieten des Sultans zu Friedens= Unterhandlungen angelangt sei. Heute früh war übrigens das Ge= rüht im Umlauf, die Regierung habe Depeschen vom Prinzen von Joinville erhalten, wonach Abd el Rhaman neue Ansprüche gemacht hätte, auf die nicht einzugehen wäre, weshalb die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zu erwarten stche. (Vergl, unten Spanien.)

=ch Paris, 13. Aug. Zu den gestern Jhnen mitgetheilten Nahrihten über den Stand der marokkanischen Frage sind noch einige Notizen nachzutragen, Jun den Depeschen, worin der marokfanische Minister der französischen Regierung anzeigte, daß El Genaui für seine ohne Ermächtigung des Kaisers unternommenen Angrisse auf die Franzosen abgeseßt und in Ketten gelegt worden sei, war über den Marschall Bugeaud bittere Klage geführt, daß er das Gebiet von Marokko verleßt habez der Minister verlangte daher nicht allein, daß der Marschall dafür einen Verweis erhalte, zurüciberufen und ab= geseht werde, sondern auch, daß er Stocfstreihe erhalte, wie solche in aroffo den in Ungnade fallenden Ministern ertheilt werden, die man mit der Bastonnade so wenig verschont, als den lehten Kabylen des Gebirges. Jn dem Umstande, daß El Genaui nur gefesselt wurde, will man einen neuen Beweis der Schwäche des Kaisers erkennen. Denn nah dem Gebrauche der Sultane von Marokko würde Muley Abd el Rhaman, hätte er wirklich die Macht dazu besessen, dem Marschall Bugeaud den Kopf El Gengui's geschickt haben; aber bei dem auf- eregten Fanatismus der Bevölkerung gegen die Christen und die Arankófén insbesondere wagte er es niht. Jn Afrika is man daher überzeugt, daß der Krieg in der Provinz Oran von langer Dauer sein werde. Einzelgefehte, Scharmüßel, Razzia's werden sich unun= terbrochen folgen, aber ohue ernstliches Resultat. Einen entscheiden= den Schlag gegen die marokkanishen Stämme würde man nur auf

ihrem eigenen Gebiete führen können, dazu aber müßten neue Trup- pen nah Afrika geshickt werden. Abd el Kader befindet sich in dice= sem Augenblicke niht mehr im Junern von Marokko. Er hat sein Lager zwishen dem französishen und dem der Marokkaner buttiaRE schneidet so die Verbindungen zwischen diesen bei= den ab und hat mehreren von seinen Leuten aufgefangenen Boten die Köpfe absthneiden lassen, Es scheint daraus der Beweis hervorzugehen, daß er sich der Bevölkerungen in seinem Rücken sicher glaubt, sonst hätte er unmöglich eine solhe Stellung nehmen fönnen. Wenn also au von der Seeseite her mit Maroïfo der Friede zu Staude kommt, so wird der Stand der Dinge auf der Landseite da- gegen so ziemlich der alte bleiben. Nach den lebten direkten Briefen von der Armee hatte dieselbe in den léßten Tagen des Juli außer= ordentlich von der Hiße zu leiden, die zwishen 42 und 48 Grad nach dem hundertgradigen Thermometer wehselte, Ein Gerücht, der eng- lische General-Konsul, Herr Drummond Hay, wäre von den Marok- fanern ermordet worden, scheint ohne Grund zu sein, Das Comer- cio von Cadix wollte diese Angabe aus Ceuta haben, glaubte aber selbs nit daran.

Großbritanien und Irland.

Loudon , 13. Aug. Die mcisten Minister hatten den Tag nach der Vertagung des Parlaments London verlassen und sich auf ihre Landsibe begeben. Judeß {on am Abende desselben Tages (40ten) wurde ihnen von Lord Aberdeen ein Ausschreiben zugefertigt, welches sie zu einem Kabinets-Conseil auf heute zurüiberief.

Der Standard, das gewöhnliche Organ des Ministeriums, hatte bekanntlich vor einigen Tagen auf Grund angeblich offizieller Dokumente einen Artikel geliefert, in welchem die französischen Osffi- ziere auf Otaheiti möglichst entschuldigt und der Konsul Pritchard vorzugsweise als die Ursache der stattgesundenen Ungebührlichkeiten dargestellt wurde, Der Standard gerieth dadurch in ossenen Wis-=- derspruch mit den Erklärungen der Minister im Parlamente, und man vermuthete daher niht mit Unrecht, daß jener Bericht aus dem Ka- binet des Herrn Guizot gekommen sei, da man überdies bemerkt hat, daß der Standard schon öfter als Organ der Politik Ludwig Phi= lipp's aufgetreten is. Der Gebrauch, welchen die pariser Blätter von jenem Artikel gemacht haben, sebt das englische ministerielle Blatt in nicht geringe Verlegenheit und veranlaßt es heute zu der Erklärung, daß das Raisonnement jenes Artikels lediglih auf der Annahme be= ruht, der Konsul Pritchard habe möglicherweise an der Insurrection der Jusulaner Theil nehmen und sih dadurch allerdings verantwortlich dafür machen könnenz es sei auch möglich, daß sein pariser Korrespon= dent, welcher jenen Artikel eingeshi&#t haben soll, sich habe dupiren lassen. Man sieht den Berichten über das Resultat der Unterhandlun- gen zwischen den Regierungen Englands und Frankreichs, in Betreff der otaheitischen Angelegenheit, mit großer Spannung entgegen, Jn Paris wollte man wissen, wie die Morning Chronicle sagt, daß die Antwort, welche die französische Regierung auf die erste Mitthei= lung des englischen Kabinets ertheilt hat, einfach besagte, daß dieselbe von den französischen Offizieren noch keine amtliche Meldung erhalten habe, und daß man nothwendigerweise weitere Nachrichten erst ab= warten müsse. Eine zweite Mittheilung der britischen Regierung soll darauf von sehr vollständigen und authentishen Dokumenten beglei= tet gewesen sein, welhe das Ungebührliche des Verfahrens der sran= zösischen Behörden in ein sehr helles Licht stellenz auch heißt es ferner, daß abgeschen von dem Verhalten des Herrn d'Aubigny in Bezug auf Herrn Pritchard, jener der britischen Flagge eine ganz entschiedene Beleidigung zugefügt habe, dadur, daß er dem 1C0r= morant““ den Befehl ertheilt, die Jusel zu verlassen. „Uns ist es von Anfang an vorgekommen““, schreibt die Morning Chronicle, „daß die rücksichtslose Art, in welcher dem „„Cormorant ‘“’ gesagt worden ist, sh „, „davon zu machen“, etwas sehr sonderbar gewesen sei, Sollte es si zeigen, daß von Seiten des Herrn d'Aubigny der britischen Flagge die gehörige Rücksicht vorenthalten oder derselben geradezu eine Beleidigung zugefügt worden is, so würde das Unrecht, welches England erfahrea hat, dadurch natürlich bedeutend größer werdenz andererseits aber würde die Schwierigkeit einer Lösung der Frage vermindert werden, da in diesem Falle die französische Regie= rung keine Schwierigkeiten finden könnte, das geschehene Unrecht \0=- fort einzugestehen und Genugthuung zu geben.“ ) .

Unsere Blätter theilen die Briefe zweier englischen Missionaire in Otaheiti mit, welhe an die Londoner Missions-Gesellschaft gerih= tet sind uud über die vielbesprohenen Ercignisse daselbst bemerkens- werthe Mittheilungen machen. Der erste, von dem Misstonair C. Barff geschrieben, aus Papiti vom 22, März d. J. datirt, ent= hält unter Anderem Folgendes :

„Als ich von dem zerrütteten Zustande Otaheiti?s gehört haite, ging ih mit Capitain Park vom „Favorite“' anf die Jnsel, um nah dem Wohl meiner Brüder (der Missionaire) mich zu e:fundigen. Zh kam gestern hier an, als die Brüder gerade versammelt waren, um zu berathen, auf welche Weise sich am besten das Blutvergießen verhindein und der Friede erhalten lasse bis zum Eintreffen eines definitiven Bescheides von England. Das Detail dieser Berathungen wind Jhnen baldmöglichst mitgetheilt werden. Otaheiti befindet sich im Belagerungs - Zustande, Jh war genöthigt , mich in Person zu dem französischen Gouverneur zu begeben und die Erlaubniß nachzusuchen, am Lande sclafen zu dürfen, Ungefähr 4000 Eingeborene sind in Hidiaa versammelt, Die Franzosen haben ein Schiff von 30 Kanonen und 200 Soldaten an der Landenge aufgestellt, um zwischen Otaheiti und der Halbinsel jede Verbindung abzuschnciden, Bis jet haben sich die Eingeborencn vor den Franzosen zurückgezogen und noch ist kein Blut vergossen worden; auch haben si heute die Missionaire nah Hidiaa begeben, um die Eingebornen zum Frieden zu ermahnen, ohne jedoch das gut zu heißen, was die Fran- zosen thun, Was die jeßige Aufregung veranlaßt hat, is Folgendes: Drei Häuptlinge waren von den französischen Gouverneuren vorgefordert worden, um bis auf Weiteres gefangen geseßt zu werden, zur Strafe dafür, daß sie einen von der Königin Pomareh ihnen zugesandten Brief gelesen hatten z aber das Volk weigerte sich, sie auszulicfern, und hat si seitdem mit ihnen nach Hidiaa zurückgezogen. Herr Pritchard war vor meiner Ankunst plôß- li verhaftet oder, wie die Proclamation sich ausdrückt, „als Geisel auf- gehoben worden“ (put under reprisal for the goodconduct of the nati- ves) zur Sicherheit für das gute Verhalien der Eingeborenen, Er befindet sich jeyt auf scinem Wege nah Valparaiso auf einem englischen Dampfschiffe. Der Befehlshaber des Dampfschiffes forderte seine Auslieferung als britischer Konsul. Wenn nicht bald ein Arrangement zwi- schen Frankreih und England getroffen wird, so werden binnen kurzem auch die Leewards-Jnseln beseßt werden. Am 20sten und 21sten d. Mis, is auf Morca die französische Flagge aufgepslanzt worden.“ (Es sind die Gam- bier - Jnseln gemeint, welche von ODiaheiti aus unterm Winde liegen). Das zweite Schreiben ist vom Missionair N. Thompson und aus Ota- heiti vom 25. März datirk, Es heißt darin: „Jch benuhe die Gelegen- heit, welche mir die Rückehr eines englischen Wallfischfängers bietet, um Sie von der unglücklichen Lage der Otehaitíer zu unterrichten. Die Ver- haftung und Vertreibung des Herrn Pritchard sind Jhnen bekannt. Die Eingeborcnen waren - von Papiti nah allen Richtungen hin ent- flohen, sind indeß scitdem zurückgekehrt und es is nun in jener Gegend ruhiger, Auf der anderen Seite der Jnsel aber ist, wie ih zu meinem Bedauern berichten muß, der Krieg ausgebrochen, Blut ist auf beiden Seiten geflossen, Die Ursache dieses unglücklichen Ereignisses sind die harten und unduldsamen Maßregeln der französischen Behörden gegen die eingeborenen Häuptlinge, Vier Häuptlinge in und unm Papaoa wurden vorgefordert, um dem Gouverneur ihre Unterwerfung zu bezeugen. Dieses zu thun verweigerten sie, Die französische Dampf-Fregatte führ darauf ab, um den Gehorsam zu erzwingen, und die Häuptlinge und das Volk zogen

sich nah Taravao zurück, der Landenge, welche Taiarabu mit Oiaheiti verbindet, Dort stieß eine große Anzahl der Bewohner von Taiarabu zu ihnen, Die Franzosen folgten ihnen nach Taravao und das Volk zog sihruhig nah Taaone an der Ostküste Otaheiti's zurück. Die Franzosen habén auf Taravao eine Batterie errichtet, Am 23sten d. M. begab ih mích nach Papiti zur Be- rathung mit den Brüdern. Wir beriefen eine Versammlung nah Papaoa und hegten, um Blutvergießen zu verhindern, den Wunsch, die Vermittelung zwischen den Franzosen und den Eingebornen zu übernehmen, Wir bega- ben uns zu dem Gouverneur und alsdann nah Hidíaa, aber wir fanden, daß es schon zu spät warz die Feindseligkeiten hatten begonnen und auf beiden Seiten waren mehrere getödtet worden. Die Brüder, da sie saben, daß sie jet nichts mehr zu vermitteln vermochten, kehrten nach Hause zurück, Herr Howe und ih begaben uns nah Tautira und halfen Herrn Jesson, seine Familie in Sicherheit zu bringen, Niemand wollte sich dazu hergeben, das Boot zu rudern, und diese anstrengende Arbeit fiel uns selbst zu Theil, Als wir zurückkehrten, sahen wir das französische Dampfschiff anlangen. Als es vor Hidiaa angekommen war, begann es Traubenschüsse auf die hülflo- sen Weiber und Kinder abzufeuern. Es fuhr während der Fahrt längs dcr Küste mit dem Schießen fort und ging vor Taravao vor Anker. Jm Dunkeln ruderten wir an dem Schiffe vorbei die Küste war mit Lichtern besäet, das Volk auf der Flucht in die Berge begrisffcn. Der Gouverneur befand sch am Bord des Dampfschiffes, Nur sehr wenige Leute sind noch in Papaoa geblieben, nur zwei oder drei bei Herrn Orsmond und drei oder vier in der Wohnung des Herrn Jesson. Alle Auderen sind bei Hidíaa versammelt. Dic Folgen dieses Vorfalles werden furchtbar sein. Jch beabsichtige bald nah Hidiaa zurückzukehren. Alle Missionaire sind un- verleßt.“

Nach der von der Morning Chronicle gegebenen Version der Rede Sir R. Peel’s über die Parlaments-Vertagung vom Iten d. sind unter „den anderen Umständen““, welhe die Vertaguug einer Prorogation vorziehen lassen, außer dem Cassations-Gesuche O'Con= nell's, der gegenwärtige Zustand Jhrer Majestät zu verstehen und nicht die gegenwärtigen auswärtigen Verhältnisse des Landes, wie von einigen Blättern behauptet wird. Wir haben den desfallsigen Parlaments=-Bericht nah dem Worttexte der Times gegeben, der av= weichend von dem des Standard und derMorning Chronicle {wer erkennen läßt, ob der Minister überhaupt unter den „anderen Umständen““ etwas anderes meinte, als die Abwesenheit der Richter und die Nothwendigkeit einer Erledigung der D'Connellschen Sache in diesem Jahre.

Schweden und Lorwegen.

Stockholm, 9. Aug. Der Präsident ter Steuer - Kammer, Westrand, Deputirter des Adelsfstandes hat auf eine Abänderung in dem Schäßungswesen angetragen. Er s{chlägt darin unter Anderem vor, daß alle Staats-Beiträge, sowohl die Grundsteuer, wie alle übrigen Steuern, die jeßt noch in natura erhoben werden, fünftig in baarem Gelde direkt an die Staats-Kasse erlegt werden sollen; daß der vom Staate besoldete Beamte nicht mehr, wie jeßt, sein Gehalt von dem Steuerpflichtigen selbst entnehmen solle und daß die Grundsteuer auf einen bestimmten Geldbetrag für den Hof festgeseßt werde.

Der Adels-Deputirte Bernhard Rosenblgd hat zur Konsolidirung des Kredits der Bank auf folgende Abänderungen in dem Baukgesetze angetragen: 1) Das feste Kapital der Bank soll nach Abzug aller Schulden und Verbindlichkeiten, die unbeweglihen Güter und das Juventarium nicht mit eingerechnet, 10 Millionen Rthlr. \{wed. Bko. betragen, nah dem Münzsuße von 1839 und zwar dergestalt , daß, wenn in irgend einem Jahre dieses Kapital geringer vorgefunden werden sollte, das Fehlende aus dem ersten einfommenden Gewinne ergänzt werde. 2) Die Reichsstände sollen Namens und kraft des Reiches Schweden dafür verantwortlich sein, daß, unter allen mög=- lihen Erciguissen, alle von der Bank kontrahirten Schulden und Ver- bindlichkeiten ausgeglihen werden.

Im Bürger= und Bauern-Stande is darauf angetragen worden, die Bischofs - Aemter, mit Ausnahme derjenigen des Erzbischofs zu Upsala und des Bischofs zu Lund, in welchen beiden Städten sich Universitäten befinden, einzuziehen.

Der Antrag des Abgeordneten Huß , in Bezug auf die Errich= tung einer Central - Behörde für die Geistlichkeit u. #. w. (S. Allg. Preuß. Ztg. No. 222.), is vom Bauernstande an den betreffenden Aus\chuß zur Berichterstattung verwiesen worden,

Dänemark.

Kopenhagen, 16. Aug. (A, M,) Hinsichtlich der Ausfüh= rung des Allerhöchsten Reskripts vom 14. Mai 1840 wegen des Ge- brauchs der dänischen Sprache in Justiz= und Administrativsachen in denjenigen Distrikten des Herzogthums Schleswig, wo das Dänische Kirchen= und Schulsprache ist, haben Se, Majestät unterm 11. Juli d. J. zu bestimmen geruht, daß diejenigen Beamten, welche ungeach= tet ihrer erklärten Befähigung zum Gebrauch der dänischen Sprache sich derselben in Rechtössachen, die im ordentlichen Prozeß verhandelt werden, bisher nicht bedient haben, solhes in Zukunst bei diesen Sachen thun sollen, Ferner haben Se. Majestät in Betreff der dar= über entstandenen Zweifel, von welchen Behörden die in deut= {her Sprache erlassenen Verfügungen der höheren und höchsten Kollegien behuf der Publication ins Dänische zu übertragen seien, zu bestimmen gèruht, daß solche Uebertragung bis weiter und so lange bewandten Umständen nach nicht von gedachten Kollegien selbst sämmt= liche von ihnen ausgehende Erlasse und Verfügungen, welche die Un= tergehörigen in den erwähnten Distrikten angeben, dänish ausgefer= tigt werden können, von den Amtmännern, welchen die fraglichen Er- lasse zugefertigt werden, beschafft werde. Zugleich haben Allerhöchst= dieselben zur Erleichterung des Verständnisses der von den höheren Behörden unmittelbar an Untergehörige gerichteten Deutschen Reso= lutionen und Bescheide Allerhöchst anzuordnen geruht, daß selbige durch die betreffenden Amtmänner den Untergehörigen bei Zustellung des Originals in dänischer Sprache schriftlih verständigt werden.

Schleswig, 13. Aug, Jn der 17ten Sihung der Stände- Ver- sammlung am §8, August fand die Schluß-Berathung über den Gescy-Ent- wurf in Bezug auf die Entlassung der Schullehrer statt, Der Berichter- statter, Etatsrath Esmarch, wics rüdsichtlih des Pensionirungs-Fonds auf die große Summe von 4,400,000 Rbthlr. hin, die jeßt für Pensionen und Gratiale verausgabt würden und meinte, daß dic 2000 Rbthlr,, welche erforderlich seien, um vierzig Schullehrer mit je funfzig Thalern zu pensio- niren, auch wohl noch leiht würden aufzubringen sein,

Bei weitem die Hauptdiskussion betraf das Prinzip des Entwurfs, die Schullehrer auf dem Verwaltungswege zu entlassen. Der Berichterstatter vertheidigte es theils aus geschichtlichen Gründen, indem scit länger als 80 Jahren dasselbe angewandt sei, ohne daß man von Unzuträglichkeiten etwas vernommen habe, theils aus Gründen der Zweckmäßigkeit, indem die Frage, ob ein Schullehrer für sein Amt fähig, eine reine Thatfrage ci, die von feiner Behörde besser beurthcilt werden könne, als ‘von derjenigen, welcher die Leitung des ganzen Schulwesens übertragen sei. Zudem liege es in der Natur der Sache, daß die Beurtheilung dieser Verhältnisse nicht streng juristísh gehalten werden könne, so daß, wenn man auch den Ober - Kon- sistorien dieselbe anvertrauen wollte, doch immer eine administrative, feine richterlihe Behändlung der Sache cintreten werde, Advokat Storm s\prah s\ich zwar gleich mehreren anderen Abgeordneten auch für die administrative Behandlung der Sache ausz allein er glaubte doch, den Entwurf abrathen zu müssen, weil die einzelnen Bestimmungen dessel- ben so vage und unbestimmt, so fomplizirt und vielseitiger Deutung fähig seien, daß dadurch die Schullehrer einer großen Willkür anheim gegeben werden wnden, Jn ähnlicher Wrise stimmte auch der Herzog von Au-

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ustenburg dem Prinzip des Entwurfs bei, fand aber namentlich die Be- acmiungea über die Pensionirung so unbestimmt und theilweise so diplo- matish ausgedrüt, die Verhältnisse der adligen Distrikte so wenig genü- gend berücssichtigt, daß er ‘den Entwurf entschieden für unsertíg crklärte und

eshalb die Anempfchlung desselben widerrieth. j

E Necdem A De, Müller gegen ‘das Prinzip der Abseybarkeit aller Beamten, aber für den Entwurf und die Comité-Anträge sich ausgesprochen haite, nahm der Königl. Kommissar das Wort, um zu erwiedern, daß es \ih hier lediglich um seine persönliche Ansicht, nicht aber um ein Prinzip der Regierung handle. Man habe ihn dur Hinweisung auf das frühere Ver- fahren der Kanzelei und auf verschiedene Gefeße zu belehren versucht, aber jedes Kollegium könne mit der Zeit und dem Wechsel seiner Mitglieder seine Ansicht ändern, Daß die Entlassung vom Dienst immer als Strafe zu betrachten, sei eben sto wenig richtig, wie es richtig sein würde, die An- stellung als eine Belohnung anzusehen, Die Anführungen aus Nassau und MWaldeck becwiescn aber gerade, daß cs eben der positiven Gesehe bedürfe, um die Unabfegzbarikeit zu behaupten, solche Geseße aber lägen eingeräumter- maßen bei uns nicht vor. Der Nedner ging auf den Entwurf über, um noch cinmal darauf hinzuweisen, daß €s gar nicht die Absicht der Regie- rung gewesen, dic Schullehrer unsicherer zu stellen und sie ciner größeren Willkür zu unkerwerfen , daß vielmehr nur darauf Bcdacht genonimen sei, den Kompetenz-Konflift zwischen Negierung und Ober-Konsistorium zu regu- liren und Anhaltspunkte für die Entscheidung zu geben. Daß aber die Fragen , ob ein Schullehrer faul, ob er nachlässig sei, ob er die Disziplin zu handhaben wisse 2c. nicht wohl Gegenstand einer rihterlihen Unter- suhung sein könnten, das scheine ihm völlig klarz wolle man dennoch den Ober - Konsistorien die Cognition übertragen, so weiche man ganz von dem Prinzip vollständiger Trennung zwischen Administration und Justiz ab. Ucbrigens habe man sich, seines Wissens, nie dar- über besdwert, daß Schullehrer ohne Grund entsetzt seien, häufig aber habe man darüber geklagt, daß die Kommunen unwürdige Schullehrer nicht hät- ten los werden können. Zum Schluß wies der Klosterprobsstt Graf von Reventlow noch auf die merkwürdige und interessante Erscheinung hin, wie eine einfache und an sich vollkommen klare Sace dadurch verwirrt und zu ciner ganz anderen Sache umgestaltet werden könne, daß die juristisch ge- bildeten Mitglieder ter Versammlung vom praktischen Gesichtspunkt abge- wichen scien und sih in staatsrechtlihe Theorieen versenkt hätten. Der Redner bedauerte sehr, daß jene Deductionen dabin geführt hätten, den Pastor Morizen von seiner srüheren Ansicht abzubringen.

Die scließlihe Abstimmung hatte das Nesultat, daß die Pensionirungs- Anträge des Comité's abgelehnt, dagegen das Amendement des Landr, von Rumohr, wonach der Staat nur subsidiär zutreten soll, mit 27 gegen 12 Stimmen angenommen ward. Die von dem Comité vorgeschlagene Weg- lassung der Bekenntnißschriften ging mit 20 gegen 19 Stimmen durch, und shließlich ward der amcndirte Entwurf mit 26 gegen 13 Stimmen als Ge- seß angerathen,

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Nom, 5. Aug. (A. Z) Vorgestern traf bei der hiesigen preußischen Gesandtschaft die Nachriht von dem Attentat gegen Se. Majestät den König von Preußen ein und hat, wie gewiß überall, auf alle Deutschen den s{chmerzlichsten Eindruck gemacht.

Se, Majestät der König von Bayern is iu der vergangenen Nacht von hier abgereist, um über Bologna und Modena in seine Staaten zurückzukehren.

Die Regulirung der kirhlihen Angelegenheiten Spaniens scheint noch in weiter Ferne zu liegen, Don Casftello y Ayensa, welcher als Agent der spanischen Regierung hierher gesandt wurde, soll zwar mit sehr umfassenden Junstructionen versehen sein, allein bis jeßt i} es ihm nicht gelungen, mit der hiesigen Regierung in Verbindung zu treten. Sein Vorgänger, Herr Hoyos, welcher Rom in diesen Tagen verlassen hat, wird in Madrid die beste Ausfunst darüber geben kön=- nen, wie der päpstliche Stuhl die spanisch =kirhlichen Angelegenheiten betrachtet,

22 Palermo, Ende Juli. Jh habe Jhnen unlängst (vergl. Nr. 214 der Allg. Preuß. Ztg.) einige statistishe Notizen über den hiesigen Schwefelhandel, vorzüglich in Betreff Preußens und des deutschen Zoll = Vereins, mitgetheilt. Fh will versuchen, Jhnen jebt dergleichen in Bezug auf den zweiten hiesigen Haupt-Ausfuhr=Artikel, das Oliven-Oel, zu geben.

Wenn Schwefel für die Manufakturen überhaupt nothwendig und der Transport desselben der Schifffahrt einträglich ist, so is unter allen Urstoffen Olivenöl für die Wollenstoff-Fabriken vielleiht der un- entbehrlichsie. Wir haben gesucht, uns sihrre Angaben über die Ausfuhr der leßten Jahre aus dem Reiche beider Sicilien oder auch nur aus Sicilien im engeren Sinne, mit Hinweisnug auf die Vertheilung der- selben auf die verschiedenen Consumtions-Länder, zu verschaffen. Allein obschon eine Menge Angestellter dem Namen nach an der statistischen Darstellung des Handels arbeiten, so ist doch seit 1838 nichts ver= öffentlicht worden. So viel is uns indessen befannt, daß nicht un-= bedeutende Partieen Oels nah Stettin verschisst worden sind, und daß noch größere nah Holland und Hamburg gingenz von denjeni= gen, die über Triest und vielleicht über Genua dur die Schweiz nach den Vereins - Staaten gingen, wollen wir nicht sprechen, da dieselben mit unserem Zweke direkt nihts gemein haben.

Wenn wir nun auch wissen, daß sowohl in Holland als in Han= burg der Verbrau von ordingirem Olivenöl nicht unbedeutend ist, so glauben wir doch annehmen zu können, daß der größte Theil des dorthin verschifften Oels nur transitirt und lediglih für die preußi= chen und anderen Zollvereins-Staaten an der Elbe wie am Rhein bestimmt war, und dort entweder zur Seifen- Fabrication, zur Tür=- fishroth-Färberei und für die Wollen-Manufakturen verwendet wird.

Wie bedeutend nun dieser Artikel {hon für die Schifffahrt ift, geht aus dem über den Schwefel Gesagten hervor, und daß von den hieraus entspringenden Vortheilen der dem Zoll-Verein zugehörenden Rhederci nichts zufließt, liegt klar am Tage,

Daß aber auch Olivenöl deu verschiedenen Zweigen der Wollen- und Baumwollen =Judustrie unentbehrlich is, beweist der ungeheure Absatz desselben in den vornehmsten Manufaktur - Ländern, und vor= züglih in England, wo die Total - Einfuhr im Jahre 1842 nicht weniger als 19,170 Jmp. Tuns oder 388,192 Zoll =Ctr, und im Jahre 1843 wieder 16,350 Imp. Tuns oder 331,088 Zoll-Ctr, be= trug, wovon im Jahre 1842 im Lande selbs konsumirt wurden 86140 Tuns oder 174,351 Zoll =Ctr., wieder ausgeführt wurden 680 Tuns oder 13,770 Zoll-Ctr. und im folgenden Jahre wurden konsumirt 9500 Tuns oder 192,503 Zoll-Ctr. und gusgeführt wurden 350 Tuns oder 7087 Zoll-Ctr.

Bei diesem Anlaß verdient bemerkt zu werden, welche Verände- rungen die englische Regierung in den Zollsäßen zur Erleichterung der Einfuhr dieses der Judustrie so nothwendigen Artikels allmälig zu treffen für gut gefunden, und wie dur diese Heruntersezung die Consumtion sih vermehrt, dagegen die Wiederausfuhr vermindert hat.

Bis zum Jahre 1824 war der Einfuhr-Zoll 18 Pfd. 15 Sh. 7 Pce. p. Jmp, Tun und die Einfuhr betrug im Durchschnitt jähr= lih 3570 Tuns, Vom Jahre 1824 bis 1831 war bei dem auf 8 Pfd. 8 Sh. herabgeseßten Zoll *) die durhschnittlih sährliche Ein= fuhr auf 7800 Tuns gestiegen.

1832 war bei der herrschenden Ungewißheit über den Zoll und die großen Vorräthe vom vorigen Jahre

_*) Für Oel unter sicilianisher Flagge war der Zoll 1828 ausnahms- weise 9 Psd, 9 Sh, p, Tun und 1829 10 Pfd, 10 Sh, A

die Con- die Wieder- fuhr sumtion ausfuhr Tuns, Tuns. * Tuns,

die Eint-

nur 220 6220 3780 1533 7540 4930 1290 1834 Zoll 4 Pfd. 4 Sh. p. Tun *) 7920 6650 810 1835 do. 2500 3620 1080 1836 do. 9970 7480 610 1837 do. 6450 5400 650 1838 do. 7130 7690 710 1839 do. 6460 5820 1020 1840 do. 8350 7710 500 1841 do. *#*) 7010 4700 600 1842 Zoll 2 Pfd. E) 19170 8610 680 1843 do. 16350 9500 350

Diese Reduction des Zolls in England wurde durh die Finanz= Verwaltung des Vereinigten Königreichs als Nothwendigkeit für die Manufakturen desselben anerkannt und keinesweges deshalb vorgenom= men, weil die Productions - Länder darauf drangen oder dagegen den englishen Jndustrie-Erzeugnissen Begünstigungen einräumten; denn noch ist im Reiche beider Sicilien der Ausfuhrzoll auf eben diesem Artikel derselbe und die Einfuhr=Zollsäße auf Manufakturwaaren sind unver= ändert, obschon in England der Oele beider Sicilien bei der Ermäßigung des Zolles au sedoch ausnahmêweise gedaht wurde. Es fällt daher klar in die Augen, daß diese Herabseßung des Zollsaßes auf einen so wichtigen Urstoff nur die Erleichterung der Verfertigung der Fabrikate, zu denen dasselbe dient, zum Zweck hat. Denn die englische Regierung, welche zur Begünstigung ihres Fabrikstandes kein Opfer scheuen darf, hat recht gut begriffen, daß wer den Urstoff billig an- schaffen kann, auch in den Stand geseht wird, den verarbeiteten Stoff billig zu liefern, und darum vor anderen Fabrikanten einen Vorsprung zu gewinnen, um den ihn Niemand bringen kann.

Wenn nun in Betracht gezogen wird, daß der Eingangs - Zoll auf Oel in England von 2 Pfd. St. mit englischer Flagge fd mit 21 Sgr. pro Vereins = Zoll =Centner, und der von 4 Pfd. St. mit neapolitanisher Flagge mit 1 Rthlr. 12 Sgr. pro Vereins =- Zoll= Centner gleichstellt, so muß einem Jeden in die Augen fallen, daß in dieser Hinsicht au der englishe Fabrikant für diesen wichtigen Artikel vor dem deutschen einen nicht unbedeutenden Vorsprung hat, welcher um so bedeutender wird, je mehr Oel bei der Fabrication unter tausend Gestalten in Anwendung kommt.

Wir wollen nun von den vielen Produkten beider Sicilien nur noch des einer so vielartigen Verwendung fähigen, der Smalte, gedenken, von dem ebenfalls sehr bedeutende Partieen nah den Zoll - Vereinsstaaten am Rhein vorzüglich, namentlich für die großen Saffian =Gerbereien in Mainz, und zwar, weil es anders nicht möglich is, unter fremder Flagge vershi}t werden. Zu welchem Industriezweige dieser Farbestoff weiter verwendet wird, ist uns nicht bekannt; wir wissen aber, daß im ersten Semester dieses Jahres nicht weniger wie 80,000 Säcke an Gewicht 120,000 Zoll-Vereins-Centner aus Sicilien nah England gingen, das Doppelte des in einem gleichen Zeitraume in früheren Jahren verschifften Quantums, woraus ih {ließen muß, daß dieses Produkt dort irgend eine neue Verwendung gesunden hat, welche dasselbe wahrscheinlich nun auch bald in Deutsch= land finden wird, und darum die Aufmerksamkeit des Handels =- und Fahrifstandes und der Rhederei verdient.

Spanien.

6 Madrid, 7. Aug. Aus den französischen Blättern er= fahren wir, gegen welch {chweres Verhängniß die Hand des Höchsten Preußen und Europa geschirmt hat.

Der Heraldo enthält in Bezug auf dieses Ereigniß heute einen Artikel, der, wie ih mit Bestimmtheit versichern kann, als der Aus- druck der Empfindungen der achtbarsten Bewohner Madrid's zu be- a E ¿A ICEDes entlehne :

„Mit tiefer Betrübniß theilen wir «am öri O s eine wichtige Nachricht ada Der Dro 0 MMLG Ne Or L Preußen war der drohendsten Gefahr ausgeseßt, Opfer eines schauder- haften Meuchelmordes zu werden, der Preußen und Europa mit Trauer erfüllt, und in dessen Verwünschung Spanien ganz gewiß einge- stimmt haben würde... « Unsere Presse widmet einem Ereignisse einige Zeilen , an dem die hochherzige spanishe Nation Antheil nimmt, indem fie Preußen mit ganzem Herzen beglückwünscht, daß die göttliche Vorsehung das wichtige Leben seines guten Königs gerettet hat ,...,, Wir werden die hohe Sittlichkeit und die Achtung, die wir vor dem edlen Charakter der preußischen Nation hegen, nicht wegen der That eines hoch strafbaren Menschen in Abrede stellen, dessen individuelles Verbrechen, das vielleicht als Geisteszerrüttung zu betrachten is, keinesweges die sprihwörtliche 0 A A und Biederkeit des deutschen Volkes beeinträch- tigen kann,“

z Die heute aus Cadix eingegangenen Blätter vom 2ten berichten, daß man auf dem Wartthurme Nachmittags eine kurze Zeit lang Kanonendonner in südlicher Richtung vernommen habe, Die Blätter vom 3ten fügen nichts weiter hinzu, Jn einem Privatschreiben aus Tarifa vom Lten, das mir mitgetheilt wurde, heißt es: „ein o eben von Tanger eintreffendes Fahrzeug überbringt die Nachricht, daß das ganze französische Geschwader vor diesem Piaße eine drohende Stellung eingenommen hat, und daß die Einwohner aufgefordert sind, die Stadt zu verlassen, um sich vor dem bevorstehenden Bombarde= ment zu retten, Man hört Kanonenschüsse, die man indessen für Signale hält.“

Der Castellano sagt diesen Abend: „Unser Korrespondent in Puerto de Santa Maria schreibt uns unter dem 3ten Folgendes. Gestern begann das Bombardement von Tanger: durch das französishe Geshwader. Ju Cadix hört man den Kanonendonner, und vom Wärtthurme sieht man das Feuer, Heute is von hier ein Dampfschiff mit mehreren Personen abgegangen, um es zu sehen.“

Die hiesige französische Botschaft hatte bis diesen Nachmittag feine Nachrichten aus Cadix oder Gibraltar erhalten.

Jn Ceuta hieß es am 30sten, der englishe Genéral - Konsul, Herr Hay, wäre von den Marokkanern ermordet worden.

Die spanischen nah Ceuta bestimmten Truppen befanden sich am 30sten in Tarifa und den Linien von San Roque.,

Gestern traf hier ein Courier aus Barcelona ein, der Depeschen an den vormaligen Minister, Herrn Gonzalez Bravo, abzugeben hatte. Dieser i aber vor zehn Tagen von hier abgereist, um si auf seinen Gesandtschafts -= Posten nah Lissabon zu begeben, Der Courier eilte ihm nah und wird ihn in Sevilla oder Cadix einholen,

XX Paris, 13. Aug. Der vornehme Unbekannte, dessen ge- heimnißvolle Anwesenheit in Barcelona so großes Aufsehen mate, is weder, wie man allgemein vermuthete, der Graf von Trapani, noch ein anderer der Prinzen, welchen man Ansprüche auf die Hand

*) Für Oel aus beiden Sicilien dagegen unter engli

8 Pfd. 8 E F E, siciltanischer Flag! 0 Pfd. o Pagge **) Für Oel überhaupt war der Zoll 4 Pfd, 4 Sh. t iliani-

scher dne T ¿he 6 Sh. f s veran ***) Für. Oel überhaupt 2 Pfd., unter sicilianisher Flagge aber

4 Pfd. Diese Differenzial - Zollsähe sind Repressalien gegen die Meekaring

beider Sicilien, welche den Ausfuhr-Zoll auf Oel unter Eider Flagge um

50 pCt, höher als unter einheimischer Flagge einfordert,