1844 / 234 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

zwar f lassen. E erzogthum Hldenburg. Der Weser-Zeitung j vom Se U (09 hat Se. Königl. a a der Großherzog das Gesuh um Mond einer allgemeinen rchlihen Feiét zur Belebung des protestantishen Geistes durch Theilnahme an dém Gastav- dolph-Verein abgeschlagen.

eußisbe Fürstenthümer. Nah dem Borgange der it E Staaten in ihrer Mehrzahl ist auch das Fürsten- thum Reuß älterer Linie dazu geschritten, das Rechts - Justitut der Geshlechts - Vormundschaft aufzuheben. Dies is nämli dur ein mit dem 1. September d. J. in Kraft tretendes, eben erschienenes Geseß vom 27. Zuli geshehen, wonach von jeßt an alle gerichtlichen und anßergeritlichen Händlungen ber Frauenzimmér ohne Zuziehung eines Geshlechts-Vormundes oder männlichen Beistaudes volle reht- vche Wirkung haben. Alle bestehenden Geschlehts- Vormundschaften erlóshen mit dem gedahten Tage. Wie in anderen Geseßgebungen bleibt jedoch den Frauenspersonen gestattet, auch fernerhin bei den Verhandlungen vor öffentlichen Behörden, bei welchen die Gegen= wart des Oeschlehts-Bormundes bisher nit ausgeschlossen war, mit einem männlichen Beistande (der feiner obrigkeitlihen Bestätigung be- darf) nah ihrer Wahl zu erscheinen,

ck% Weimar, 20. Aug. Durch zwei eingetroffene russische Couriere erhielt unser verehrtes Fürstenhaus die betrübende Nachricht ; von dem Ableben der Großfürstin Alexandra und ihres neugeborenen j Prinzen ; die Taufe des Prinzen unseres Herrn Erbgroßherzogs, welche t, den Wsten hu). angeseßt ist, wird deshalb ohne weitere Festlichkeiten

| stattfinden. T 4

Wir erfreuen uns in hiesiger Gegend einer so reihen Körner= Aerndte aller Getraide-Arteun, auch in Obst, Gemüse und Kartoffeln, wie sie lange nicht erlebt worden ist.

XX Wildbad, 15. Aug, Es soll sih bestätigen, daß Jhre Majestät die Königin, Höchstwelche heute Kissingen verlassen wird, in | der nähsten Woche abermals in unserem Bade eintreffen und mehrere |, Wochen hier verweilen werde. Unsere Termen haben Jhrer Königl. | Hoheit der Prinzessin Katharina so ausgezeichnete Hülfe geleistet, daß

j eine zweite Kur in diesem Sonumer als vollkommen gerechtfertigt er- j! scheint, Man kann in der That sagen, Wildbad erzeugt Wunder- | furen, und dadur erklärt es sich au, daß aus den entferntesten t Gegenden Kurgäste hierherkommen, um Linderung und Wiederherstel= j lung von ihren. Leiden zu suchen, und was die Hauptsache is, zu finden. Namentlich sind fast aus allen Provinzen Preußens Gäste hier. Täglich treffen noch neue ein, und es hat allen Anschein, daß sih dieômal die Saison bis zum Herbste hinzieht und an dieselbe die Winterkur reiht. Die Gesammtzahl der Kurgäste, welche uis diesen Sommer besuchten, beträgt bereits über 1500; davon verweilen jebt noch über 300 hier. Die Witterung is allerdings seit Anfang Juli au hier sehr unbeständig und regnerish, allein dabei doch gelinde und die Luft des Thales auf dieser Shwarzwaldhöhe immer rein und stärkend; deshalb kommen auch Leidende hierher, welhe nur die Lust genießen, wie dies an manchen Orten der Schweiz der Fall ist, Troß dem unser Thal von nahen Bergen mit Tannen-Wäldern umshlossen e is die Umgegend Wildbads doch mit herrlichen si weithinziehenden Spaziergängen romantischer. An Vergnügungsorten fehlt es in der. Nähe Wildbads niht. Noch mehr Zerstreuung und Unterhaltung bieten die Gasthöfe der Stadt dar und unter ihnen nament= lich das Königlihe Badehotel. Dieses durch seine freie Lage, Aus- dehnung, Schönheit, regelmäßigen Baustyl im Aeußeren impo- nirende großartige Gebäude is der Centralpunkt des hiesigen Badelebens und in seinem Jnnern überaus zweckmäßig eingerichtet. Dasselbe érhält neuerdings Vergrößeruugen; man s{äbht den Kosten- Aufwand für das ganze Gebäude auf eine halbe Million Gulden. Das - Königliche Bade= Hotel steht unter einem Jnspektor, und ein Regierungs-Bevollmächtigter repräsentirt außerdem dem Kurpublikum gegenüber den Staat, Die musterhafteste Ordnung herrsht in Allem. Namentlich hat sich aber Herr Hofrath De. Frickder, der son N dreißig Jahre Bade - Arzt hier is, großes Verdienst um die vervoll= fommneten Einrichtungen unseres Bades erworben.

Russland und Polen.

St. Petersb urg, 16. Aug. Heute erfolgt die Bestat- tung Jhrer Kaiserlihen Hoheit der Frau Großfürstin Alexandra in der Peter- Pauls - Festung, Nach der Bestimmung Sr. Majestät haben \sich in der dortigen Kathedrale um 9 Uhr Morgens die Per- sonen der ersten vier Rangklassen beiderlei Geschlehts, die Generale und Stabs - Offiziere der Garde zur Anhörung der heiligen Liturgie einzufinden, Der General- Militair - Gouverneur von St. Petersburg hat heute um zwei Uhr Morgens nachstehendes eigenhändiges Kaiser- liches Reskript erhalten und beeilt si, dasselbe den Bewohnern der I Hauptstadt mitzutheilen : | „Nachdem Jh die irdischen Ueberreste Meiner verstorbenen Toch- | | ter zu ihrer leßten Ruhestätte begleitet, is es das erste Bedürfniß

Meines Herzens, Ihnen aufzutragen, den Bewohnern der Hauptstadt zu verkünden, wie tief, wie herzlih Wir Alle gerührt sind durch die allgemeine Theilnahme, welche Uns sowohl während der langen tödt- lien Krankheit BUEN entschlummerten geliebten Tochter, als auch bei {hrem Tode, un E in dieser Nacht erwiesen worden, Nicht neu sind Mir diese Ansdrücke des allgemeinen Gefühls; seither zeigten sie sih nur in den Tagen der Freudez da es aber Gott gefallen hat, Uns durch den \{hmerzlichsten Verlust zu prüfen, so-demüthigen Wir Uns e seinem unerforschlihen Willen, und was kann gerade jeßt trösteuder für E ere älferlihen Herzen sein, als der iee enda, rührende Anblick,

Unser Kummer der allgemeine Kummer, der Kummer des gan=- zes Uns von Gott anvertrauten Volkes is ; Wir danken väterlih für auf ade Liebe, Diese Liebe ist Uns Trost und giebt Mir Kraft, V i Pert) Bahn fortzuschreiten. Mögen diese gegenseitigen s V e ies Ml mobi Ane na Glüde sein. Jch

ewogen. FJelagin -Ostrow , 2, ° - gust 1844, gegen 2 Uhr Morgens, Fi ie ai

(gez) Nikolaus,“ Frankreich.

Paris, 17, Aug. Die telegraphische De ü gri auf Tanger wurde dem König ie twa Abo Laie wâta n es Diners eingehändigt, welhes Se. Majestät in Neuilly zur der Taufe der ungen rinzessin, Tochter des Prinzen von Join-

,

ville, gab an erzählt, daß der f, gay, Mar j nig die Depesche e desen, R E Worten: „Es is gut, in dio Taf e Mde v S mama zee erst| später bekannt wurde. Auch dies schiene b nen geiwei «dal „Bombardement n Tanger sei nicht ganz will “zn unveriligliher Hal S . der demselben die fu rde- f Weben E N ah _liberbringen e. nter- ind iti __ Reise des Königs "as sich noch einige Zeit Ei aufhalten, und bin

langsam erfolgende, aber vollkommene Herstellung ‘“’ erwarten

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soll die Einschiffung Sr. - Majestät - zu Trèpork * stattfinden. Die Opposition fährt einstweilen fort, ihte ntipattie O diese Reise kundzugebenz, der Constitutionnel wirft sogar die ee auf, «¿ob das Ministerinm unter den jeßigen Umständen, wo eine R bare Gespannthéit zwischen den beiden Regierungen herrse, die Ver= antwortlichkeit für den beabsichtigten Besuch des Königs bei der nigin Victoria übernehmen könne. Bei dieser Gelegenheit E der Courrier français seinen Lesern eine besonders scharfsinnige Ent= deckung mit, die dazu dienen soll, auf die Absicht des Königs ein A Vht zu werfen. Diesem Blatt zufolge, hätte nämlich die Reise des Kaisers von Rußland nach London keinen anderen Zweck gehabt, als der Königin Victoria selbst Briefe vorzulegen, welche Ludwig Philipp in den Jahren 1839 und 1840 an den Kai= sér geschrieben, um eine Annäherung zwischen Rußland und Frankreich in einem gegen England feindlihen Sinne zu Stande zu bringen. Diese Briefe hätte Kaiser Nikolaus jeßt benußt, um das „herzliche Einverständniß“/ zwischen England und Frankreich, das von jeher ein bloßer Trug gewesen, vollends aufzulösen. Solche Begriffe von den Verhandlungen der europäischen Mächte unter einander glaubt die französische Oppositions-Presse ihren Lesern zutrauen zu können.

__ Der Constitutionnel hält es für unzweifelhaft, daß der Bea riht des Prinzen von Joinville über seinen Angriff gegen Tanger, der am 13ten Nachmittags zu Port-Véndres angekommen war, gestern früh hon in Paris gewesen sein müsse. Man sprach am gestrigen Nachmittag davon wie von einem Dokument, welhes mehreren Per- sonen {ou vorgelegen hätte, und ‘inan wollte wissen, es werde darin gemeldet, daß auf französisher Seite zwei Seeleute getödtet und 25 verwundet worden seien. Auch fügte man hinzu, der Prinz habe in Person den Angriff geleitet und die ge= fährlihste Position gewählt. Endlich hieß es, was nur aus einer späteren Depesche bekannt sein könnte, er sei am 7ten nah Mogador abgegangen. Zu Bordeaux hatte man die Nachricht von dem Boms bardement vorgestern ebenfalls, sowohl über Madrid, als auf tele graphischem Wege von Port - Vendres über Bayonne erhalten. Die dort eingegangene telegraphische Depesche soll, dem Constitutionnel zufolge, noch folgenden Zusaß enthalten haben: „Beim Abgang des Dawmpsboots, welches diese Nachrichten überbringt,

dauerten die Operationen des Geschwaders fort; die Mannschast zeigte den größten Enthusiasmus und entsprah dur ihren Muth den Hoff- nungen Frankreihs und ihres erhabenen Chefs,“ An der Börse war heute das Gerücht verbreitet, der Prinz von Joinville habe Tanger genommen und beseßt, der englishe Konsul aber dagegen protestirt, Zu Toulon sollen neue Rüstungen befohlen sein; es soll si darum handeln, unuverzüglih noch 4 Linienschiffe und 2 Fregatten in Bereit-= schaft zu seben.

Zwischen der Akademie und dem Kriegs - Minister hatte sih ein Konflikt über die Wahl des Examinators für die polytechnische Schule erhoben, Die Regierung hatte Herrn Duhamel, der bereits Studien= Direktor dieser Schule ijt, für jene Function ernanut. Die Zöglinge der ersten Abtheilung protestirten dagegen, als Herr Duhamel sie examiniren wollte. Man verwies sie natürlich zur Ordnung, und sie verließen darauf in Masse die Schule. Auch die zweite Abtheilung folgte der ersten. Dies geschah gestern Nachmittag und am Abend waren alle Zöglinge in Paris zerstreut. Die Lehrer sollen nun ihrer= seits ebenfalls ihre Entlassung eingereicht haben, und die Schule ist heute früh, wie der Moniteur parisien meldet, geschlossen oder, mit dem administrativen Ausdruck, verabschiedet (licenciée) worden. Die Zöglinge wollen si heute Abend versammeln, um eine Protesta- tion gegen diese Maßregel zu entwersen und über ihr weiteres Ver- halten zu berathschlagen. Der Moniteur findet sih veranlaßt, über die Ernennung des Herrn Duhamel folgeude Erklärung zu geben : „Fünf Examinatoren, darunter zwei permanente, sind jährlich damit beauftragt, die Zöglinge der polytechnishen Schule zu prüfen, theils für ihre Verseßung aus der zweiten iu die erste Abtheilung, theils für ihre Zulassung zu öffentlihen Dienstzweigen; es war nun, in Folge der Ernennung des Herrn Duham-l zum Posten eines Stu- dien-Direktors der Schule, eine der permanenten Examinatoren-Stel= len neu zu beseßen. Eine Verordnung vom 6. November 1843 schreibt vor, daß in solchem Fall sowohl von Seiten der Akademie der Wissenschaften wie von Seiten des Unterrichts - Conseils der Schule drei Kandidaten vorgeschlagen werden sollen. Das Conseil befolgte die Verordnung und präsentirte drei Kandidaten, die Akademie aber {lug nur einen vor, und diese Wahl erfolgte erst am 30, Juli, ob= gleih sie hon vor fast zwei Monaten hätte geschehen sein sollen. Unterdeß rückten die Prüfungen heran und konnten nicht aufgeschoben werdenz da nun der Minister sih in der Unmöglichkeit sah, dem Kü=- nige einen verordnungsgemäßen Vorschlag zu machen, so war er ge=- nöthigt, damit der Dienst niht ins Stocken gerathe, Herrn Duhamel einstweilen in den Functionen als Examinator für die Analyse und Mechanik zu belassen, mit denen er am 25. Februar, dem Datum seiner Ernennung zum Amt eines Studien-Di= rekftors, noch bekleidet war, Durch seine Unparteilichkeit in der Aus= übung seiner Functionen als Examinator, die er mehrere Jahre lang versehen , hatte sich Herr Duhamel das Vertrauen der Zöglinge er- worben, und es war daher auch nicht zu fürchten, daß er ihnen in Zukunft nicht eben so jede Art von Garantie bieten sollte; überdies ist er nur mit den Prüfungen beim Uebergang in die erste Abtheilung beauftragt, die für das. Schicksal der Zöglinge und über ihre Zulas= sung zu dieser oder jener Laufbahn nicht so entscheidend sind, wie die Abgangs - Prüfungen. Diese Erklärungen werden klar und deutlih beweisen, daß der Kriegs-Minister unter den Umständen der überwiegenden Gewalt, im welhe ihn die Akademie der Wissen- schaften Sea ps hatte, indem sie, der Königlichen Verordnung zuwider, nur Einen Kandidaten vorschlug, keine regelmäßigere und den Juteres= sen der polytechnischen Schule küßlihéere Maßregel ergreifen konnte.“ Der Constitutionnel erwiedert hierauf, es sei dabei von dem offi- ziellen Blatte der Ausgangspunkt der Sache, nämlich der Widerstand der Akademie gegen die Verordnung vom 6. November 1843, welche die Art der Präsentation zu den Examinatoren - Stellen änderte, ganz vergessen worden.

Paris, 17. Aug. Ueber die eigentliche Natur der Sen- dung des englischen General - Konsuls zu Tanger, Herrn Drummond Hay, hat sich in den französishen Oppositions-Blättern eine lebhafte Debatte entsponnen, bei welcher mitunter die ungereimtesten Dinge zu Tage gefördert wurden, Das Wahre an der Sache is in Folgendem enthalten, Herr Drummond Hay, der seit langen Jahren die marok- kanischen Staaten bewohnt und eine sehr Uu Kenntniß des Landes besißt, soll dem französischen General-Konsul, Herrn von Nyon, die Ueberzeugung ausgesprohen haben, daß die Verblendung des ai= sers haupsädlid daher komme, weil er europäische Renegaten bei sih habe, die ihn fortwährend über den wahren Stand der Dinge im Prrthumne zu erhalten wüßten. Herr Drummond Hay hätte dem- zufolge auf offizióse Weise dem Herrn von Nyon sih erboten, selbst zu dem Kaiser zu reisen, der ihn kenne und ihm vertrauen werde, um

e französischen Forderungen zu unterstüßen und durch seine Gegenwart und seinen ofsizie! n Chará ter den Rathsc(lägen dieser Renegaten ein hin- D egengewiht entgegenzuseßen. Herr von Nyon, der nicht auf eigéne Händ und Berantwortlichkeit hin darauf eingehen wollte,

hätte dem Prinzèn von Joinville von dem von Herrn Drummond

Hay gena Anerbieten Kenntniß gegeben, und der Prinz wäre darauf eingegangen. Als nun aber die Antwort dés Kaisers auf das französische Ultimatum nicht befriedigend ausgefallen , hätte sich Herr Drummond Hay, der äm Morgen des 4. August zu Tanger wieder eingetroffen war, an demselben Tage noch an Bord des französischen Admiral\{i}ffes „Suffren“ begeben; der Prinz soll ihn mit der größ- ten Auszeichnung empfangen haben. Unmittelbar nah dieser Konse- renz kehrte Herr Drummond Hay wieder nach Tangek zurück, und veranlaßté séêine sämmtlichen zu Tanger noch befindlichen Landslaute (die Engländer), sich in das Quartier der Konsuln zurückzuziehen ; nachdem er die Ueberzeugung erlangt hatte, daß sie alle in Sicherheit wären, s{hiffte er sich am 5ten an Bord des eng- lischen Linienschiffes ,, Albion“ ein, auf welchem Admiral Owen sih befindet, der von seiner Regierung Befehl hat, die strengste Neu- tralität zu beobahten. Am 6ten Morgens dann, nachdem der Prinz von Joinville vernommen hatte, daß alle diese. Anordnungen getrof= fen waren, wurde das Feuer gegen Tanger eröffnet, Man ersieht hieraus, mit welcher ergan aufopfernden Freundlichkeit Herr Drum- mond Hay im sranzösischen Jnteresse die beshwerlihe Reise nah Marokko unternommen hatte, und in um so s{wärzerem Lichte érscheint die Aeußerung des Courrier français von vorgestern, der dem S von Joinville einen förmlihen Vorwurf daraus macht, das

ombardement von Tanger nicht eher begonnen zu haben, als bis er Herrn Drummond Hay in Sicherheit wußte. 5 :

Marschall Bugeaud war nah den lebten, in Algier bis zum 10ten und in Oran bis zum 3ten eingetroffenen Nachrichten damals noch immer mit seinem Armee-Corps an der marokkanischen Gränze gela- gert. Ein Schreiben aus dem Lager von Kudyat Abd el Rhaman versichert, der Marschall sei auf offiziellem Wege benachrichtigt, daß Abd el Kader auf Befehl des Kaisers Muley Abd el Rhaman die Gränze habe verlassen und sich mit seiner Dirah in die Nähe von Fez zurückziehen. müssen. Buhhamidi, der ehemalige Kalifa von Tlem- sen, soll, von dem Emir gesendet, ins französische Lager gekommen sein, um Vergleichs - Anträge zu mahen, Der Sohn Muley Abd el Rhaman's rückte an der Spiße einer zahlreihen Armee gegen die Gränze vor. Die Hibe war unerträglich geworden, 48 Grad im Schatten, 62 in der Sonne nah dem hunderttheiligen Thermometer. Diese Nachrichten sind in mehrfacher Beziehung von Wichtigkeit. Nach dem eingetretenen offenen Bruche zwischen Frankreich und Marokko werden, aller Wahrscheinlichkeit zufolge, der Kaiser Muley Abd el Rhaman und Abd el Kader gegen den gemeinsamen Feind wieder gemein- schaftlihe Sache machen. Die unter dem Sohne des Kaisers gegen die Gränze anrückende Armee, anfangs gegen Abd el Kader bestimmt, wird nun mit ihm zusammen gegen den Marschall Bugeaud operiren, der es sonah mit außerordentlich überlegenen Streitkräften zu thun bekommen wird in einem, nah seinem eigenen Emc, ihm gänzlich unbekannten, wasserlosen Lande, bei einer unerträglichen Hibe, die an si schon allein jede anstrengende Operation und längere Märsche fast unmöglich macht, und noch dazu mit einer verhältnißmäßig so geringen Streitmacht von 40 12,000 Mann , während man nicht sicher ist, ob bei einem Vordringen gegen Fez nit die verschiedenen Araberstämme im Rüdcken, in den Provinzen Oran, Tlemsen und Maskara, selbs die Gelegenheit zu einer neuen Schilderhebung er- greifen. Lehtere Besorgniß war gestern von vielen Seiten auch an der Börse laut geworden.

Der Zustand der Provinz Algier wird übrigens als sehr befric- digend geschildert, und auf den Märkten der Hauptstadt selbst, mah- ten sih Ankfömmlinge aus den entlegensten Orten, selbs aus der fer- nen Wüste, bemerkbar, die ihre Waaren zum Verkauf dahin bringen und ihre Einkänfe dort dagegen machen, statt, wie früher, nah Tunis

zu gehen, weil sie auf dem Wege nah Tunis sich den Erpressungen vieler kleinen Chefs ausgeseßt sehen, während sie auf der Reije nah Algier durch das französische Gebiet nichts zu zahlen brauchen und vollfommene Sicherheit genießen. Die Ereignisse von Marokko hat- ten bis jeßt unter der Bevölkerung der Provinz Algier durch- aus feine beunruhigenden Symptome hervorgerufen, die Straßen waren ziemlich sicher, die Aerndten glücklih beendet, und die Araber hätten ohne Widerstreben überall den Zehnten gezahlt, so wie dieselben auch je nah Stämmen von ihren Chefs aus einer Entfernung von 25—30 Stunden nah Algier geführt werden, um den Betrag der einem jeden Stamme küfevlégten Steuerquote in Geld zu erlegen, Die Aghas und Kaids thaten ihren Dienst mit Eifer und Regelmä- igkeit und wirkten thätigst zu den Maßregeln für die öffentliche Sicherheit, zu Verfolgung und Verhaftung der Uebelthäter mit, Der Kaid der Jsser hatte unter Anderem einen Deserteur des Bataillons von Afrika, den er selbst auf seinem Gebiet festgenommen, nach Algier übersendet, Aber im Westen is die Bereitwilligkeit der Eingebornen noch bei weitem uicht so sehr vorgeschritten, uud was den Krieg mit Marokfo betrifft, so glaubt man allgemein, daß derselbe eben so lang als schwierig sein werde. Die Absendung neuer Verstärkungen für den Marschall Bugeaud wird jedenfalls zur unumgänglichen Noth= wendigkeit.

Nachschrift. Ein Fallen der Fonds war \chon gestern in Folge der Nachricht über das Bombardement von Tanger an der Börse eingetreten. Heute fand ein noch stärkeres Sinken statt, und zuleßt schien sich ein allgemeiner Schrecken der Börsenmänner bemeistert zu haben. Die 5proc. Rente war selbst zu 120 au comptant nicht mehr anzubringen, obgleih der nominelle Cours niit 120.40 s{chloß. Das 3yroc. Anlehen {loß mit dem Course von 80.50, um 75 Cent. niedriger als gestern. An Verkäufern war Ueberfluß, an Käufern ab- soluter Mangel eingetreten. Gerüchte der sonderbarsten und aben- teuerlidhsten Art waren in Umlauf, und Besorgnisse vor weiterer Ver- widelung der Frage mit Marokko sowohl, als wegen Otaheiti, welche endlih zu cinem Bruche mit England führen könnten, wurden gehegt. Aber am stärksten wirkte das Gerücht in Folge des neuerlich zwischen England und Mehmed Ali abgeschlossenen Vertrages, von dessen Unterhänd- lung der französishe General - Konsul, Herr von Lavalette, ohne alle Kenntniß geblieben sein soll. Bis ihm der Abschluß desselben ange- zeigt worden, hieß es, seien bereits 8000 Mann Engländer in Aegyp- ten ans Land geseßt worden. Die ganze englishe Seemacht in den syrisch - ägyptishen Gewässern hat nicht so viel Truppen an Bord, und die Grundlosigkeit des erwähnten Gerüchts bedarf also faum eines weiteren Nachweises. Dessenungeachtet that es die von den ur- sprünglihen Verbreitern ohne Zweifel beabsichtigte Wirkung. Welche Manöver man anwendete, um das Sinken der Fonds hervorzubringen, zeigt unter Anderem auch der Umstand, daß man das Gerücht ver- breitet hatte, die englischen Fonds seien mit 15 pCt, Baisse angekom- men, was eine reine Erfindung war.

A Paris, 17. Aug. Die schon für gestern Abend erwartete Bekanntmachung des Berichts des Prinzen von Joinville über seine Operationen vor Tanger is zum großen Erstaunen des Publikums au heute Morgen noch nicht erfolgt, Daß die Depeschen des Prinzen, deren allgemeiner Inhalt der Telegraph gemeldet hat, im Laufe des

estrigen Tages angekommen seien, läßt 4 nicht bezweifeln, da sie vätestens am 13ten von Perpignan abgeschickt worden sind. Son- derbar genug F es schon, daß die gewöhnliche Post ihnen auf dem Umwege über Madrid vorausgeeilt is, denn bereits die gestern in der Frühe eingetroffenen Briefe aus der spanischen Va! vom 40tet fannten die Beschießung von Tanger, die der Telegraph nur \echs-

: Preußen kehrte am Mittwoch Abend von seinen Besuhen in Windsor,

i T

F tracter keine Besorgnisse über eine Störung des friedlichen Verhält- # nisses beider Länder erregen.

Ei

Ihrer Majestät der verwittweten Königin, welche gerade ihren 52sten

unddreißig Stunden zuvor angezeigt hatte. Da mit dem wirklichen Ausbruche der Feindseligkeiten bis auf Weiteres der Spielraum für fernere Unterhandlungen mit Marokto weggefallen ist, so hat die Re- gierung dur: den Telegraphen: ben: Befehl nah Bayonne géschickt, den vor etlichen Tagen abgegangenen Courier aufzuhalten, welcher dem jungen Herzoge von Glücksberg in Madrid den Auftrag über- bringen sollte, sich unverzüglich nach Tanger auf ‘den Weg Zu machen, um an die Stelle des Herrn Nyon die Führung der ferneren Negociationen zu übernehmen. Man will wissen, daß der Prinz von Joinville dem Bombardement von: Tanger keine weitere Folge gegeben, und daß er kéinen Versuch gemacht habe, sich der Stadt zu bemächtigen, daß er vielmehr am 7ten nah“ Mogador! un= ter Segel gegangen sei, um gegen diesen Pla§ eben. so zu verfahren wie gegen Tanger. Fast em S ist in der gegenwärtigen Lage der Dinge der fortwährende Mangel an allen Nachrichten aus dem Hauptquartier des Statthalters von Algerien. Das ganz ungewöhn= lich lange Schweigen des Marschalls Bugeaud läßt fast vermuthen, er sei bereits auf dem Marsche nah Fez begriffen und so weit vorgedrun- en, daß seine Verbindungen mit Oran sehr ershwert sind. Algerien felbst verhält sich bis jeßt vollkommen ruhig, #o daß man sih dort einer Sorgen hinzugeben scheint, die sich möglicherweise {wer rächen fönnte.

s Die Schließung der polytehnishen Schule is ein höchst wider- wärtiges Ereigniß, das dem Ministerium die größten Verlegenheiten zuziehen wird. Die öffentlihe Meinung is seit langer Zeit gewohnt, diese Anstalt gegen jede Maßregel der Strenge in Schuß zu nehmen, und sie tritt diesmal um so entschiedener auf die Seite der Schule, je weniger sie sch von der Bedeutung der Formfrage überzeugen kann, um die es sih hier handelt, und deretwegen die Existenz der ganzen Anstalt oder' doch wenigstens die Zukunft ihrer gegenwärtigen Zög- linge preisgegeben zu sein scheint. Was gestern geschehen is, die Weigerung der Zöglinge, sich von Herrn Duhamel prüfen zu lassen, wußte man seit einigen Tagen mit Bestimmtheit voraus. War es nun nothwendig, die Sachen dahin kommen zu lassen, wohin sie ge- fommen sind?

Großbritanien und Irland. London, 17. ¡Aug. Se, Königl. Hoheit der Prinz von

Bushy Park und Kew nach der Stadt zurück. Der Prinz hatte bei Geburtstag feierte, in Bushy Park länger als eine Stunde verweilt. Herr Bunsen gab an demselben Abend ein großes Diner, wozu die=- jenigen Mitglieder des diplomatishen Corps geladen waren, welche zu dem preußishen Königshause in näherer Beziehung stehen. Ein- ladungen hatten erhalten der russishe Gesandte Baron Brunnow, nebst Gemahlin und Tochter, Baron Neumann, österreichischer Charge d'affaires, Dedel, v. Gersdorf, Graf v. Westmoreland und das preußishe Gesandtschafts - Personal. Die Honneurs des Hauses machte in Abwesenheit der Madame Bunsen Lady Hall. Jm Laufe des Tages, vor der Abreise des Prinzen nah Windsor, hatten Sr. Königlichen Hoheit im preußischen Gesandtschafts - Hotel aufgewartet: der Herzog von Cambridge, der Herzog von Wellington, Graf von Westmoreland, Lord William R der russische, amerifanische, türkische und belgishe Gesandte und viele andere Nobilitäten. Vorgestern, am Donnerstage, erhielt Se. Königl. Hoheit einen Besuch von dem Prinzen Eduard von Sachsen-Weimar, Lieutenant in englischen Dien- sten und Cousin Jhrér Königl. Hoheit der Frau Prinzessin von Preu= ßen, und erwiederte hierauf den Besuch des Herzogs von Wellington in dessen prächtiger Behausung Apsleyhouse. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albreht, die Minister und fast das ganze diplomatische Corps warteten im Laufe des Tages dem hohen Gaste auf. Abends besuchte der Prinz die Oper. Gestern früh machte Se. Königl. Hoheit eine Themsefahrt bis Deptford und Greenwich, um die gro- ßen Handels-Etablissements und Dock-Yards in Augenschein zu nehmen ; dur den Tunnel führten den Prinzen Sir Jiambert Bruuel und der Secretair der Tunnel-Compagnie. Se. Königl. Hoheit besichtigte hierauf die Bank, den Tower und das British - Museum, stattete bei der Marquise von Douglas (Prinzessin von Baden) einen kurzen Besuch ab und begab sich nah dem preußischen Gesandtschafts-Hotel zurück, wo Herr Bunsen zu Ehren des hohen Besuchs ein glänzendes Bankett veraustaltet hatte. Unter den Gästen befanden sih der Her= zog und die Herzogin von Cambridge , die Herzogin von Gloucester, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Medcklenburg=-Streliß, Prinz Eduard von Sachsen - Weimar, Marquis von Londonderry, Graf Westmoreland, der Herzog von Wellington, mehrere Minister und andere Nobilitäten. Es wurde zuerst die Gesundheit der Köni=- gin von England getrunken, von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Preußen ausgebraht, sodann die der Königin Wittwe, des Prinzen Albrecht und der übrigen Mitglieder der Königlichen Fa- milie, Der Herzog von Cambridge brachte dann zunächst einen Toast auf das Wohl Sr, Majestät des Königs von Preußen aus, welchem einen zweiter auf das Wohl Sr, Königl, Ho- heit des Prinzen von Preußen folgte, der von dem Herzoge von Wellington ausging. Der Prinz dankte mit einem Toast auf „den Feldmarschall, Herzog von Wellington, den Held von Waterloo“‘, der mit Begeisterung aufgenoinitièn und unter Begleitung der Me- lodie „Siehe, der siegende Held kommt“, getrunken wurde. Zunt Schlusse folgten noch mehrere Toaste auf „die preußische Armee und das Andenken des Fürsten Blücher“, welhe der Marquis von Lon- donderry ausbrachte. Die Gesellshaft begab sich gegen 11 Uhr in den prächtig dekorirten und mit einer ausgezeichneten Büste Seiner Majestät des Königs von Preußen geschmüdckten Tanzsaal, wo die Mitglieder der Königlichen Familie bis 12 Uhr verweilten, indeß das Fest bis an den Morgen währte, Morgen wird Se. Königliche Hoheit iu Kew bei dem Herzoge von Cambridge diniren, und am Montage, wie es heißt, in Begleitung des Herzogs von Wellington Portsmouth besuhen. Gegen Ende der Woche wird der Herzog von Beaufort zu Ehren Sr. Königlichen Hoheit auf seinem präch=- tigen Landsiße ein Fest veranstalten.

Die Nachricht von dem Bombardement Tangers i} heute hier eingegangen und hat allerdings eine ziemliche Aufregung verursacht, doch hauptsächlih nur wegen der gegenwärtig gespannten Verhältnisse zwischen beiden Ländern in Betreff der otaheitishen Angelegenheit. Die marokkanische Frage an si, so weit sie jet vorliegt, ist nicht geeignet , Besorgnisse einzuflößen , und mag auch hier und da ein Ausbruch von National - Eifersucht si kundgeben , darüber , daß im Mittelmeere andere Kanonen sih vernehmen lassen, als englische, so fann das in den Thatsachen nichts ändern, welche dem ruhigen Be-

Die marokkanische Frage präsentirt sf dem ruhigen Engländer folgendermaßen: der Kaiser von Marokko hat gestattet, daß Abb étKader auf seinem Gebiete Zuflucht finde. Abd el Kader

macht Einfälle in Algier, brenut, plündert und verwüstet, und zieht sich

beim Heranrücken der französischen Truppen auf marokkanisches Gebiet zurück. Er a von hier aus seine Einfälle und Plünderungen, und der Kaiser, für seine Person zwar den Feindseligkeiten abge- neigt, aber gegen seine kriegerischen DAERR im Lande nachsichtig, läßt dies ruhig geschehen. ‘Dagegen remonstriren natürlih die Fran-

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ï i gar nit zu bulben oder ihn von der Gräuze zu entfernen sipuuges S usbüdlih E machen. Die britische Regierung fand für gut, daß Herr Drummond Hay als Vermittler abgesandt wurde, um eine Einigung zwischen beiven jen zu Stände zu bringen, “Man alaulte cinmal \{chow, die Einigung hätte stattgefundeu, aber es scheint, die Unterhandluugen wurden abgebrochen. Unter diesen Umständen gab- der Prinz von Joinville seine Absicht zu erkennen, irgend eine Stadt der maroffanishen Küste zu bombardiren und so den Kaiser zur Annahme der Bedingungen zu zwingen. „In allen: diesen Dingen“, schreibt die Times, „sehen wir wenig, was unsere National-Ei rsucht erregen fönnte. Frankrei und Marokko sind zwei unabhängige Mächte und mögen ihre Sache aúsfämpfen, wenn sie unsere Vermittelung. nicht wollen. Der Prinz von Joinville verzögerte sein Bombardement um 14 Tage, um den britischen und anderen Residenten in der Stadt Zeit zu geben, \ih und ihr Eigenthum in Sicherheit zu bringen, und obschon derselbe die wirklihe Zeit des Bombardements unserem Admiral, Sir Edward Owei nicht vorher angezeigt. hatte, so war es do bekannt, daß die Feindseligkeiten beginnen würden, wenn keine genügende Antwort von dem Hofe Marokko’s einginge. Der einzige Grund zur Be= {werde wäre vielleicht das Faktum, daß das Journal des Débats, das Organ der französischen Regierung vor furzem eine Art von Versprehen abgab, Tanger, eine halb europäische Stadt, würde niht bombardirt werden, Daß man gerade diesen Ort wählte, hat gewiß den fremden Beroohnern desselben, die meistentheils Engländer sind, große Ungelegenheiten ver- ursaht, aber der Angriff wurde ja so lange vers ert, bis sie sämmt- lih außer Gefahr waren, und selbst dann blieb das Stadtviertel, welches sie bewohnten, vershont. Es is demnach noch nichts gesche- hen, was uns beunruhigen könnte. Freilich is es unsere Pflicht, bei solhen Gelegenheiten stets gerüstet dazustehen, darauf zu achten, daß man keiner ungebührlichen Vortheile sid) bemächtige, daß Frankreich eine gerechte Wiedervergeltung niht inm ein Mittel des Angriffs und der Eroberung verwandele. Angrisse, wie der gegenwärtige, sind {hon oft in eine vollständige Occupation eines Landes von Seiten einer fremden Macht ausgeartet, und die Franzosen sind wahrscheiulih nicht so sehr zufrieden mit ihrem Algier, als daß sie niht noh ein Stück von Marokko gern dazu besißen möchten. Das aber kann uimmer geschehen. Die französische Seemacht hat seit einiger Zeit bedeutend zugenommen und die Nation hat ihre Thätigkeit vorzugsweise auf die Vervolllommnung derselben gerihtet. Es fönnte wahrlih nichts haden, wenn auch wir unsere Aufmerksamkeit auf denselben Gegenstand mehr richteten und den Bestand unserer segelfertigen Schiffe vergrößerten. Unsere Flotte ist gegenwärtig nicht unserer Suprematie zur See angemessen, und sicherlich ungenügend, um dieselbe ausrecht zu erhalten. Wäh- rend hiernach also die maroffanishe Frage vorläufig noch nicht geeig- net is, eine Störung in den bisherigen Beziehungen Englands zu Frankrei herbeizuführen, steht man der Lösung der otaheitishen An- gelegenheit mit bedenkliheren Blicken entgegen. England is ent- \hlossen, fein Haar breit von den Forderungen abzugehen, die es an Frankreih in Betreff der Genugthuung für die Gesangèäsebung des

Konsuls Pritchard, die Wegweisung des Schiffes „Cormorant““ aus dem Hafen von Otaheiti und die Behandlung der dortigen Missio= naire gestellt hat. Auch hier folgen wir am besten der Times, um zur Aufflärung über die wahren Gesinnungen des englischen Kabinets und Volkes zu gelangen: „Die Frage beschränkt sih_ in diesem Falle darauf , zu ergründen, ob die Proclamationen des Herrn d'Aubigny durch die Autorität, welche ihm seine Stellung gab, gerechtfertigt wa- ren, und ob er auf den Grund jener Proclamationen einen britischen Unterthan gefangen seßen lassen konnte, der ganz unzweifelhaft noch seine Vollmacht als Konsul besaß und bexehtigt war, den ihm als solchem gebührenden Einfluß auf der Jusel auszuüben. Aufschub kann

von Nuben sein, wenn es sich darum handelt, eine Thatsache aufzuklären, aber im vorliegenden Falle ist die thatsächlihe Frage durchaus klar. Die Proclamationen, sie bilden die Thatsache, und wenngleich Monate lange Ünterhandlangen vielleicht den Nußen haben, neue Uebergriffe zu verhin= dern, \o können sie do in dem, was einmal geschehen ist, nichts ändern, Jn der Frage selbst kann daher kein Hinderniß für die französische Regierung liegen, einen raschen und entscheidenden Entschluß zu fassen, Wenn ein Hinderniß vorliegt, so hat es einen anderen Grund; es findet sich in der Stellung des französischen Kabinets selbs|, YJundessen sind die Staatsmänner Frankreichs, mögen sie nun in Function sein oder nicht, mit unserem National-Charakter und der Festigkeit der gegenwärtigen Regierung allzu genau bekannt, als daß sie si auf irgend eine Weise über die Lage der Dinge täuschen könnten, Wir enthalten uns absihtlich, den öffentlihen Blättern Frankreichs die Ge- hássigkeiten zu erwiedern, mit welhen einige derselben uns übershütten, Wir wünschen lebhaft, daß die Thorheiten und Gewaltsamkeiten der Unvernünftigen nicht zum Steine des An- stoßes für die Weisen und Besonnenen werden, und daß die Re- gierung eines Souverains, dem der Friede mehr Ruhm gebracht hat, als der Krieg ihm hätte bringen können, niht verdunkelt werde durch einen unsinnigen Krieg, aus kleinlicher Zanksucht entsprossen. Aber wir sprechen die allgemeine Ansicht und den festen, un= abänderlihenEntschluß des britischen Volkes aus, wenn wir wiederholen, daß Genugthuung gegeben werden muß. Es ist dies kein leeres Geschrei, sondern eine innige Ueber- zeugung, eine Ueberzeugung, entsprossend nicht einer ärgerlichen Riva= lität, nicht einer früheren Abneigung, welche etwa durch die gegen- wärtigen Zwistigkeiten neu belebt wäre, niht einer übermäßi= gen Sucht, unsere Herrschaft auszudehnen, sondern dem festen Ent-= {lusse, die Ehre der Krone und die persönliche Sicherheit der ein- zelnen Engländer, besonders derjenigen, welche si in überseeischen Gegenden befinden, in unserer Zeit nicht beeinträhtigen zu lassen. Die Gesetze völkerrechtliher Gerechtigkeit. können nicht gesichert wer- den, wenn man sie niht mit Festigkeit behauptet, und die Pflichten, welche die Nation gegen sih selbst zu erfüllen hat, erlauben ihr in feiner Weise zurückzuweichen, noch die Stellung zu verlassen, welche wos unser Recht und die Eingriffe, die es erlitten hat, angewiesen jaben,““ Die Naqhricht von dem Bombardement Tangers verursachte gestern an der Börse einen kleinen Rückgang in den Consols, die auf 985 fielen, und sich niht wieder zu ihrer vorgestrigen Höhe erhoben,

Admiral Seymour hat, dem Globe ¿ifolge, seine Schluß-Jn- structionen empfangen, und wird sich zur Ablösung des Admirals Thomas nah dem stillen Meer begeben. Der „Collingwood‘“’ von 80 Kanonen liegt zu Spithead segelfertig, so daß er in wenig Stun- den nah empfangenem Befehle abfahren kann. Man glaubt, daß Herr Pritchard mit diesem Schiffe abgehen werde, um seinen Posten als Konsul auf Otaheiti wieder anzutreten.

Es sind Befehle zur unverzüglichen Ausrüstung der Königlichen Dampf-Yacht „Victoria und Albrecht“ ergangen; sie hat neue Dampf= Maschinen und Kessel erhalten und soll zu den Sommer - Ausflügen s Mew verwendet werden, welche sh am 5, September einschif- en wird.

X London, 14. Aug. - Ein starker Erguß evangelischer Be- redtsamkeit findet heute Morgen in Exeter-Hall statt, wo niht weni- ger als zwölf Streiter des Christenthums das Unrecht, welhes Herr

zosen und fordern vom Kaiser, entweder Abd el Kader in seinen Be-

Pritchard erfahren, und die Ungehührlichkeiten der französischen Herr-

schast auf den Gesellschafts - Jnseln entwickeln werden. Wenn die englische Regierung geneigt wäre, an die erzürnten Leidenschaften der Nation zu appelliren, um ihre Ansprüche auf Genugthuung gegen rankrei zu unterstüßen, so könnten solche Versammlungen diejem Zwecke förderlih sein, aber die Erbitterung einer Volksmeuge is zu unvernünftig, um ein nüßliches und würdiges Element internationaler Gerechtigfeit abgeben zu können, und alle diese Demonstrationen sind mit Recht deshalb dur den ministeriellen Einfluß vereitelt worden. Aber die Regierung verharrt in einer Lage ängstliher Erwartung, und man fann si darauf verlassen, daß jedes Mitglied des Kabinets auf gleihe Weise überzeugt is, daß die Forderung Englands um Genugthuung für diese Gewaltthaten unter allen Umständen streng aufrecht erhalten werden müsse. Es giebt sich durchaus kein Zeichen von Unentschlossenheit im Kabinet kund, und glücklicherweise ist au der E Fall so klar, daß er Zweifel und Zöge rung aus\{ließt, Zwei Antworten hat man, glaube“ ih, von Herrn Guizot auf die erste Forderung Lord Aberdeen's erhalten; die erste insinuirte den Empfang jener Mitthei- lung , aber gab keinen Bescheid, da man von den franzöfischen Offizieren noh keine Berichte in Paris erhalten haben wollte; die zweite gab den Empfang dieser Berichte zu, aber erklärte dieselben für ungenügend, um die Sache aufzuklären, und forderte deshalb neuen Aufshub. Die britishe Regierung fühlt indeß, daß sie weder nahgeben noch verzögern kann, und mag nun au die Aufklärung Resultate geben, welche sie will, man is im Besiß von Thatsachen, die nicht geändert werden können, und von denen einige noch aufregender zu sein scheinen, als die Verhaftung des Herrn Prithard. So z. B. ist dem „Cormorant,““ dem britischen Kriegs¿Dampfbook, welches während der glücklichen Verwaltung Herrn d'Aubigny's in der Bai von Papeiti friedlih vor Anker ging, von diesem ohne Weiteres der Befehl ertheilt worden, sofort seine Anker zu lihten und sich davon zu machen! Die bei diejer wie bei mehreren anderen Gelegenheiten geführte Korre- spondenz is auf Seiten der französishen See-Öffiziere von der belei- digendsten Art, und die Fortweisung eines unter der Flagge einer verbündeten Macht fegeluden Kriegs\chiffes aus einem Hafen mitten im stillen Ocean zur Zeit tiefen Friedens is, zum wenigsten gesagt, eine beispiellose Verleßung der unter Nationen üblichen Courtoisie- Wenn daher keine Genugthuung erfolgt, so is wenig Zweifel sdar- über, daß England entshiedene Maßregeln ergreifen dürste.

Der Abgang eines französischen- Geshwaders von vier Linien- schiffen nach Tunis hat in diesem Augenblick die Spannung der po= litischen Welt in London noch gesteigert. Die dringendsten Auffor= derungen ergehen von allen Seiten an die Regierung, ohne Verzug eine p Flotte auszurüsten, und ih zweifle niht, daß dies wirkli gesehen wird. Was Tunis anbetrifft, \o sind alle Mächte an der Aufrechterhaltung seiner Lage als ein muselmännisches Land betheiligt, und es is klar, daß das einzige „Protektorat“, welches dort hergestellt werden fanu, das seines natürlichen Souverains, der Pforte, is. Es hat, um Alles zusammenzufassen, seit den lehten 15 Jahren keine Zeit größerer Gefahr und zwar von verschiedenen Seiten für den Frieden Europa's gegeben, als gegenwärtig. Wenn Jrankreih die \{huldige Genugthuung gewährt, so dürfte die Fort- dauer des jeßigen Ministeriums in jenem Lande sehr in Frage stehen; wenn es nichts gewährt, \o seinen der Krieg oder auf den Krieg hin= zielende Prozeduren fast unvermeidlich.

Dänemark.

Helsingör, 19. Aug. Heut Nachmittag i die russische Flotte aus der Nordsee zurückgekehrt und auf der hiesigen Rhede vor An= ker gegangen; eine bereits früher angekommene Fregatte ist nah der Ostsee weiter gesegelt.

Eisenbahuen.

*X Berlin, 22. Aug. Bekanntlich hat die Königl, dänische Re= gierung, als sie die Richtung der Berlin-Hamburger Eisenbahn durch den nördlichen Theil des Herzogthums Lauenburg genehmigte, es der Actien - Gesellschaft zur Pflicht gemacht, eine A aabala nah der Stadt Lauenburg anzulegen und sie den Einwohnern dieser Stadt und ihrer Vorstädte zur unentgeltlichen Benußung zu verstellen. Die Fassung dieses Beschlusses mußte die Gesellschaft zu einer Vorstellung dawider insoweit veranlassen, als eine nähere Erklärung darüber nö= thig war, daß jene Vergünstigung doch nur denjenigen Personen zu Gute kommen solle, welhe, um auf der Hauptbahn weiter zu reisen, die Zweigbahn benußten, und welche als Einwohner Lauenburgs oder der Vorstädte sich genügend auswiesen. Auf das desfallsige Decla- rations-Gesuch is eine vollkommen entsprechende Bescheidung abseiten der Königlichen Eisenbahn - Kommission zu Kopenhagen erfolgt, und fann die Gesellshaft sich des vollständigsten Schußes von Seiten der Regierung gegen jeden etwaigen Mißbrauh im Punkt der Legitima- tion versichert halten.

Berlin-Anhallische Eisenbahn.

Im Monat Juli c. sind auf der Berlin - Anhaltischen Eisenbahn befördert worden :

36,837 Personen N: A 55,825 Kthlr. 50,468 Centn. Frachtgut - .....- 14,658 - Summa... 70,483 Rihlr. Einnahme bis ult. Juni c ....--.«..-- 299109 Total... 269,602 Rthlr. Im Juli v. J. waren befördert worden : 36,804 Personen ibe ¿ves 51,858 Rihlr. 110,389 Centn. Frachtgut - ....-- 28,937 - Summa....- 80,395 Lithlr. Minder-Einnahme im Juli c, .....-- 9912

Handels - und Börsen - Uachrichten.

Berlin, 22. Aug. An der heutigen Börse herrschte im Allgemeinen eine flaue Stimmung und die Course schlossen niedriger als gestern, ob- {hon der Umsay zu den gewichenen Coursen nicht unbeträchtlich war.

2} Amsterdam, 17. Aug, Jn den Coursen der holländischen Staats- Papiere haben diese Woche nur geringe Abwechselungen stattgefunden, da ih nichts ereignete, welhes einen besonderen Einfluß darauf hätte haben können. Der im Ganzen mäßige Umsay war am verwichenen Montag am lebhaftesten, wobei die meisten Course einige Verbesserung empfanden ; spätex

ingen dieselben aber wieder auf den vorigen Stand zurück, Von fremden Staats-Papieren sind portugiesishe Obligationen sehr gesucht gewesen, wo- durch deren Preis sih von 435 bis 4417; % emporgeschwungen hat; da auch von brasilianischen Obligationen günstigere Nachrichten und h e Notirungen von London E: ging deren bis auf 837 % gesun Cours wieder um 1% höher; spanische Srdeia-Oligatentt wack

etwas angenehmer und würden mit 20% % eohl „deren Co

auf 24 a 243%. Das Geschäft in Eisendahn-Actien geht 11 sehen Notterdamer sind pa und Js 97% % abge ) -Rheiv a 5%. Der Geldzins-Cours blieb ohne Veränd ri

Wodhe recht lebhaft, da b waren u

Am Getraidemarkte ging s) E n __ünd : j e