1844 / 235 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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stehende Verordnung, die _Prábikate des Erigrobters von Hessen

lichen Prinzen und Prinzessinnen von Hessen ano ata End t Il E Gottes Gnaden Großherzog von Hessen und bei Rhein 2c. 2c. Nachdem Wir Uns gnädigst bewo- gen gefunden haben, die hausgesebliche Bestimmung zu treffen, daß von nun an der Erbgroßherzog von Hessen das Prädikat „Königliche Hoheit“ und die übrigen, von einem Großherzoge abstammenden Prin- zen und Prinzessinnen des Großherzoglichen Hauses das Prädikat Großherzogliche Hoheit“ führen und erhalten sollen, so ist sih hier- nah gebührend zu achten. Urkundlich Unserer eigenhändigen Unter-= \hrift und des hier aufgedrückten Staatssiegels. So gegeben Darm=-

stadt, den 15. August 1844. ([.. S.) Ludwig. du Thil.

Großherzogthum Sachsen-Weimar. Se. Hoheit der Erbgroßherzog hat die weimarischen Landstände aufgefordert, bei sei- nem am 34. Juli geborenen Sohne Pathenstelle zu vertreten, Der Prinz soll die Namen Karl August Wilhelm Nikolaus Alexander Michael Heinrich Friedrih Stephan erhalten und der Landmarschall Freiherr von Riedesel ihn über die Taufe halten.

Freie Stadt Lübeck. Ein Antrag des Senats, wodurch dem Sktädthen Travemünde auf dessen wiederholtes Ansuchen ein eigenes Gericht erster Jnstanz gewährt werden soll, hat nah lang- wierigen Verhandlungen endli die bürgerschaftlihe Genehmigung er- halten.

Oesterreichische Monarchie.

Teplit, 7. Aug. (W. Z) Am 3, August, dem Geburtstage des hochseligen Königs von Preußen, wurde nah herkömmlicher Weise das Andenken dieses für Tepliß unvergeßlihen Gastes durch ein feier- lihes Hochamt begangen. Mittags fand im fürstlich Claryschen Gar- ten- Salon ein großes Mittagsmahl von mehr als hundert Gedecken statt, an welhem der größte Theil der anwesenden Preußen Theil nahm, Es wurden die üblichen Toaste ausgebracht und insbesondere der fürzlih erfolgten glücklihen Lebensrettung Sr. Majestät des jebi- gen Königs mit Ergebenheit und Liebe gedacht.

Am ten d. M. is Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl Fer-= dinand in dieser Badestadt eingetrofenz aber wie zu vernehmen, wird sich der Aufenthalt Höchstdesselben nur auf einige Tage beschränken,

Es sind gegenwärtig hier anwesend: ein Erzherzog, eine Prin- zessin und zwei Prinzen von Geblüt, ein Erzbischof, zwei Gesandten, sieben Minister und aht Generale nebst einem zahlreichen in- und ausländischen Adel. Seit dem Tode seines Königlichen Gastes hat Tepliß keine so glänzende Gesellshaft versammelt geschen. Daher herrsht auch noch immer viel Leben, und eine Abnahme der Frequenz ist kaum zu bemerken, obgleih die Badezeit, wie aus der Liste zu er- sehen, ihren Höhenpunkt bereits überschritten hat.

Am 5. August zählte man bereits 2461 Parteien mit 4170 Per- sonen, also 349 Parteien und 667 Personen mehr als im vorigen Jahre am gleichen Tage.

Triest, 13, Aug. (Oesterr, Lloyd.) Die Kaiserlich öster- reichische Fregatte „Bellona‘“, an deren Bord \sich der Contre-Admiral Bandiera besindet, is heute auf der hiesigen Rhede vor Anker

gegangen. Russland und Polen.

St. Petersburg, 17. Aug. Der Großfürst - Thronfolger hat dem General-Militair-Gouverneur vorgestern eine Abschrift von folgendem Reskript, welhes Jhre Majestäten an Se, Kaiserl, Hoheit gerichtet haben, zur Veröffentlichung übersandt :

„Dem Herrn und Thronfolger.

„Der Gemahl Zhrer verstorbenen Schwester, Unserer geliebten Tochter Alexaudra Nikolajewna, Prinz Friedrich von Hessen, hat sih mit dem Wunsche an Uns gewandt, das Andenken Seiner verklärten Gemahlin dur cin Gott wohlgefälliges Werk zu chren, welches für ewige Zeiten îm Andenken der Bewohner der Hauptstadt den Namen der von Uns so bitter beweinten und von ihnen so sehr geliebten Dahingeschiedenen bewahren möge! Se, Durch- laucht widmen für diesen Gegenstand ein Kapital, welhes dem Werthe der zur Aussteuer der Frau Großfürstin gehörigen Kostbarkeiten gleichkommt, Mit besouderem Vergnügen haben Wir diese edle Absicht des Prinzen an- genommen, die mit den steten Gefühlen Unserer geliebten Tochter so schr übercinstimmt, und die Kaiserin und Jh haben Sr, Durchlaucht Unsere vollkommene Einwilligung und Unser Wohlgefallen zu erkennen gegeben ; Seinem Wunsche gemäß, übertrage Jh Jhnen, unter Jhrem Vorsig ein Comité zu bilden aus dem General - Adjutanten Fürsten Wolkonskij, den Prinzen Peter von Oldenburg und Alexander von Hessen und dem General- Adjutanten Kawelin, um dieses Gott wohlgefällige Werk in Ausführung zu bringen.

V Ie hoffe, daß zum Andenken Jhrer Schwester die Hauptstadt bald durch eine neue Anstalt zum Besten der Leidenden vershönert werden wid, in welhem für ewige Zeiten Gebete für die Nuhe der Seele Unserer ge- liebten, in die Seligkeit übergegangenen Tochter emporsteigen werden,

„Diese Anstalt soll zufolge der Absicht des Prinzen: „Anstalt der Frau Großfürstin Alexandra Nikolajewna, gestiftet von dem Prinzen Friedrich von Hessen“ genannt werden.

„Wir verbleiben Jhnen mit zärtliher Liebe zugethan,

Das Original is unterzeichnet : Alexandra, Nikolaus,“

X Vom Stvider, Stanislawarer Distrikt, 18. Aug. Die Communication zwischen dem hiesigen Distrikt und Warschau is seit einigen Tagen gänzli gehemmt, die Posten bleiben aus, und indem wir nichts mehr von der fsremden Noth erfahren, bleibt uns nur übrig, die eigene zu beklagen, Unser kleiner Guß, den man sonst zu jeder Zeit durchfähren kann, hat die Ufer meilenweit unter Wasser gesest die Aerndte des Winter = Getraides is gänzlich verloren , die

artosseln verfaulen in der Erde, das aufgestellte Heu shwimmt in ganzen Stößen davon und das in den Ställen gehaltene Vieh muß vor Hunger umkommen. Für das nächste Jahr wird keine Aussaat gewonuen, und noh lange werden die Folgen dieser in unserer Ge- gend unerhörten Wassernoth uns \hmerzlich fühlbar sein, Die Ort- \haften Strachomin, Stadt Latowicz, Klein-Dabe u, \. w, stehen bis Swidrow unter Wasser.

Frankreich.

__ Paris, 18. Aug. Die Depesche des Prinzen von Joinville über das Bombardement von Tanger is noch immer nicht veröffent licht, wes hat die Regierung heute durch den Messager einige den offiziellen Berigien entnommene nähere Angaben über die Ope- rationen iittheilen lassen. Der Moniteur hat dieselben auch auf- geaen, aber nicht in seinen amtlichen Theil. Diese Publication is gendermaßen abgefaßt : »„„y Die Regierung hat Nachrichten aus Tanger vom 7ten d, über die Behrben en erhalten, welhe durch die im Moniteur vom 15ten d, Antwort ete, etegraphische Depesche gemeldet wurden. Am Aten war die Ramen ves Kaisers auf Frankreichs Ulti enügte R matum ertheilte, Diese Antwort Aschen u ‘Aera nichts über die S onaae der an unserer algie- Ankunst des Erd i Sidi Meramchen Truppen, deren Zahl durch die 20 25,000 Mann, ne im Zu ae mit cinem Truppen-Corps von chen einer eremplarischen E S vas Brisyrt- sich des Angriffs auf unser Gebiet schuldig SOOA det fle ord-

eiroen , welche der Pascha von Larache, Sid Tee: im

nete dasselbe der Abberufung des Marschall Bugeaud unter. Der- jenige Theil des Schreibens endli, der sich auf Abd el Kader bezog, schien zwar befriedigender als das, was wir bis dahin erlangt hatten, aber die Fassung war unbestimmt , dunkel, verworren und voller Einschrän- fungen. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Joinville und Herr von Nyon, Geschäftsträger des Königs, fonnten diese Antwort , die nur den Zweck zu haben schien, G zu gewinnen, nicht als annehmbar betrachten, Se. Königl. Hoheit beschloß daher, den Justructionen des Königs LemF, die Befesti- gungen von Tanger anzugreifen. Folgendes sind die Thatsachen, welche aus den an den Admiral Marine-Minister gerihteten Berichten hervorgehen. Am Dienstag, den 6ten, gegen 84 Uhr Morgens, eröffnete das unter den Befehlen des Prinzen stehende Geschwader, nahdem es der Stadt die Breíit- seite zugekehrt hatte, sein Feuer unter dem Nuf: „Es lebe der König!“ Jn einer Stunde war das Feuer des Plaßes zum Schweigen gebracht, die Batterieen zerstört und die Geshüye demontirt, Auf unserer Seite war der Verlust wenig bedeutend, Troy der örtlichen Schwierigkeiten nahm das Geschwader seine Stellung mit vollkommenem Er- folge ein, Das Linienschiff „Suffren“, an dessen Bord sich der Prinz be- fand, ging auf 64 Faden Tiefe, Felsengrund, auf dem am nächsten gegen dic feindlichen Batteriecn vorgerückten Posten vor Anker ; der Admiral hatte sich denselben für sich vorbehalten. Das Feuer begann um 83 Uhr und hörte erst gegen 11 Uhr vollkommen auf. Jn dieser ganzen Zeit wurde es mit einem Eifer unterhalten, der doch nicht cinen Augenblick die für das Zielen nöthige Ruhe und Genauigkeit ausshloß. Diesem richtigen Zie- len, so wie der von dem Prinzen gewählten Stellung, muß die Raschheit tes erlangten Erfolgs zugeschzieben werden. Das vom „„Suffren““ gegebene Beispiel wurde von allen Schiffen des Ge- \{waders nachgeahmt, Ueberall weiteiferten bei dieser Gelegenheit Offiziere, Matrosen und Soldaten mit einander in Eiser und Kaltblütigkeit, Der Widerstand war stärker, als man allgemein erwartet hatte; mehrere Ge- \hüße der Wälle stellten ihr Feuer erst ein, als sie von unseren Kugeln zertrümmert waren, Herr Hay langte während der Action, von Mogador kommend, auf dem „Vesuvius“ an. Am Abend begab er sich zu Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Joinville, der sich mit ihm unterhielt, Die spanische Division, ein englisches Linienschiff und eíne englische Fre- gatte, sardinische, shwedische und amerikanische Kriegsschiffe wohnten diesem glänzenden Tage bei, Nach den am 7ten getroffenen Anordnungen sollte das Geschwader am folgenden Tage in Bereitschaft sein, wieder in See zu gehen,“

Nachdem die Oppositionsblätter dem Prinzen von Joinville und der französischen Marine wegen dieser Waffenthat großes Lob gespen- det, wenden sie sich gegen die Regierung und fragen, warum dieselbe die offizielle Depeshe nun schon zwei Tage lang dem Publikum vor= enthalte und nur eine so kurze Analyse davon publizire. „Eine Menge Familien“, sagt der Constitutionnel, „welche Anverwandte auf dem Geschwader haben, werden auf diese Weise in Unruhe gehalten. Die Depesche is, wie verlautet, am 15ten Abends angelangt; ein Schiffs-Lieutenant hat sie überbraht, Noch einmal, warum hält man sie so lange geheim? Was verbirgt man? Gerüchte aller Art sind seit zwei Tagen verbreitet. Durh das Schweigen bestärkt man sie. Nah der Expedition gegen Tanger sollte das Ge- schwader gegen die anderen Häfen der Küste bis Mogador si kehren. Auf lehterem Punkt werden die Angriffsschwierigkeiten größer sein als zu Tanger, Die Einfahrt in die dortige Rhede is, wie es scheint, wenig tief und läßt nur Fahrzeuge zu, die nit tiefer als Briggs im Wasser gehen. Diesem Umstand is vermuthlih die eilige Aus= rüstung der drei Kanonierböte „la Vigie“/, „lAlouette“/ und „la Tactique*’ im Hasen von Brest zuzuschreiben, deren Abfahrt {on gemeldet wurde, Diese Fahrzeuge gehen nicht einmal so tief als Briggs und können Mörser auf ihr Verdeck nehmen. Eine Last-Kor= vette mit Kriegsmunitionen zum Ersaß der beim Bombardement von Tanger verbrauchten soll unverzüglich von Toulon abgehen, um sich unserem Geschwader anzuschließen. Auch sendet man dem Prinzen von Joinville zwei neue Dampfschiffe von 320 und 220 Pferde Kraft zuz wahrscheinlih den „Cuvier“ und den „Lavoisier ‘“/, die zu Toulon bereit liegen. Endlich heißt es, daß sich die von Rochefort fommende Dampf=-Fregatte „Montezuma“/ ebenfalls der Flotte au= schließen solle. Man erzählt, daß ein Trupp Marokkaner von den Gebirgen, dur die Kanonade herbeigezogen, in die Stadt Tanger eingedrungen sei und die Konsulatsgebäude, welche von den Kanonen der französischen Flotte verschont worden waren, in Brand gesteckt habe.“ Das Journal des Débats hat nun gestern über die Waffenthat vor Tanger auch sein bisheriges Schweigen gebrochen und dasselbe dadurch zu rechtfertigen gesuht, daß weder über die Veran- lassungen zu dem Bombardement, noch über seine Folgen {hon nä- here Berichte vorlägen, daß man also einen Kommentar zu der Begebenheit bis jeßt von ihm niht habe erwarten können, jedes Lob aber überflüssig erscheine, indem sowohl von dem Prinzen von Joinville als von der französishen Marine nichts Anderes vor- auszuseßen gewesen, als Energie und Tapferkeit, Das ministerielle Blatt fügt indeß hinzu, der Prinz habe auh durch die höchste Klug- heit und Vorsicht, ehe er zur That geschritten, das Vertrauen des Königs, der Regierung und des Landes vollkommen gerechtfertigt. Dann erkennt es an, daß die Oppositions = Presse sich bei dieser Gelegenheit mit Loyalität und Patriotismus geäußert habe, ein einziges Blatt ausgenommen, das Organ einer Partei und eines Mannes, welche sich einbildeten, daß sie das Mo- nopol der National-Gesinnung besäßen. Man kann denken, daß hier- mit der Constitutionnel und Herr Thiers gemeint sind, und daß auf den vorgestern mitgetheilten Artikel dieses Blattes angespielt ist. Die Zurechtweisungen von Seiten des ministeriellen Blattes sind eine weitere Ausführung von dem, was wir zu jenem Artikel bemerkten, daß nämlich die Opposition, wenn sie nihts Auderes mehr zu sagen weiß, der Regierung wohl noch eben die Handlungen zum Vorwurf macht, deren Unterlassung sie thr nit verziehen haben würde.

Der Moniteur enthält zwei Königliche Verordnungen vom 17. August, Durch die eine wird der Marine= und Kolonial-Minister Madau in Abwesenheit des Marschalls Soult mit dem Departement des Krieges beauftragt; durh die andere, von Admiral Mackau kon- trasignirt, wird die polytehnishe Schule, „wegen Handlungen des Ungehorsams und der Unordnung“ aufgelöst; die Professoren und Examinatoren bleiben im Genuß ihrer Gehalte; die Reorganisation der Schule wird einer künftigen Verordnung vorbehalten,

Nachrichten aus Algier vom 10ten zufolge, hatte der Herzog von Aumale den Stamm von Uled-Zenan, einen der wichtigsten des Bezirks von Aures, unterworfen. Ein großes Diner wurde am 29, Juli dem Prinzen zu Ehren von der Besaßung von Konstantine

egeben, ; Ns Ein zu Caen erscheinendes Blatt hatte bekanntlich die Naqhricht verbreitet, daß der britishe Missionair und Konsul, Pritchard in frü- heren Jahren dort gelebt und schr unangenehme Erinnerungen zu- rüdgelassen habe. Wiewohl die Times diese Gerüchte als böswil- lige Ersindungen bezeichnet, beharrte der Constitutionnel auf der Wahrheit der mitgetheilten Antecedentien Prithard's. Galignanis Messenger erklärt sich nun ermächtigt, aufs bestimmteste zu ver= sichern, daß der otaheitishe Konsul niemals zu Caen gelebt, so daß diese Gerüchte nur aus einer Namens - Verwechselung herrühren kön- nen, Uebrigens nimmt dieses Blatt das Benehmen Pritchard's auf Otaheiti keineêweges in Schuß, sondern giebt vielmehr zu, daß mai es in England der Regierung als einen Fehler anrechne, cinem fanatishen Missionair einen Konsulats - Posten anvertraut zu haben, Alle französische Blätter sprehen sich mehr oder minder ent- rüstet über die in der Exeter-Halle zu Löndon gehaltene Versammlung

der Missionsfreunde aus und blejben in Hestigkeit der Sprache

niht hinter jener der anglikanishen Missionaire zurück, Das Journal des Débats sagt in dieser Beziehung: „Die von den Missions - Vereins - Mitgliedern gehaltenen Reden mögen eine Jdee von der unglaublichen Jutoleranz geben, wozu reli- iöser Fanatismus einen Theil des englishen Volkes fortreißen ann, Liest mau diese wuthshnaubenden Ausfälle gegen Papismus und Rom, so möchte man si in ein anderes Zeitalter verseßt glau- ben, Judessen müssen wir sehr bezweifeln, daß solhe Demonstratio- nen die von ihnen erwartete Wirkung haben werden.“ Die Presse fragt, ob zur Zeit Cromwell's je fanatishe Sefktirer so weit gegan- gen seien. Judeß hat man heute aus den tadelnden Aeußerungen englisher Blätter über jene Versammlung si bereits überzeugt , daß die Demonstration des Missions = Vereins auch im englischen Publi- fum, wenigstens von den Besonneneren, keinesweges gebilligt worden ist, und man findet darin einige Genugthuung.

Man will wissen, eine telegraphishe Depesche habe den Herzog von Nemours schleunigst von Meß nah Paris zurückberufen.

ck=/ Paris, 18, Aug. Aus den Nachrichten über das Bom- bardement von Tanger, welche die ministeriellen Blätter heute mit- theilen, erfährt man fast gar uihts Neues, und die öffentliche Mei- nung ist durchaus nicht befriedigt. Nicht einmal die Zahl der Ge- tödteten und Verwundeten wird angegeben, Jh will daher die Lük- fen nah den heute über Toulon und Lyon uns zugekommenen Be- rihten ergänzen. Das Bombardement hat nicht blos die Mauern von Tanger niedergeworfenz ein Privatbrief sagt, mit Ausnahme des Quartiers der Konsuln sei Alles von Grund aus zerstört, und was vom Eisen nicht berührt ward, in den Flammen zu Grunde gegan- gen. Die Artillerie der Marokkaner (die nach einer sehr unwahr- \heinlichen Angabe sogar zuerst auf die französische Flotte gefeuert haben soll) war, mit geringer Ausnahme, äußerst {lecht bedient und fonnte daher keinen großen Schaden thunz die marokkanischen Kanoniere nahmen vor dem wohlunterhaltenen, furhtbaren Feuer der Kriegsschiffe meistentheils bald die Fluht, Der Verlust der Franzosen au Todten bestand nur in zwei Schiffsjungen und einer Anzahl von Verwundeten, die zwishen 25 und 30 beträgt und worunter kein {wer Verleßter sich befinden soll. Diese Nach- richten wurden nicht, wie anfänglih angegeben, durch das Dampfschiff „Meteor“, sondern durch die Dampffregatte „Orinoko‘/, die Dran am 1lten verlassen hatte, nah Port Vendres überbraht. Nachdem der Prinz die Zerstörung von Tanger vollendet hatte, ging die Schisss-Division unter seinen Befehlen am 8ten nah Mogador unter Segel, welcher Plaß am 10ten bombardirt werden sollte, wenn in- zwischen keine befriedigende Erklärung von dem Kaiser Muley Abd el Rhaman einlief. Es scheint, daß der Prinz von Joinville Verstär- fungen für seine Division verlangt, denn die Dampfforvette „Cuvier“ hat den Befehl erhalten, von Toulon nah den Küsten von Marokko abzugehen. Ein ähnlicher Befehl sollte an die Dampffkorvette 2a- voisier“’ abgefertigt werden, die sihch auf der Station von Barcelona befand. Auch das Dampsschiff „la Chimère“ hielt sich am 14ten zu Toulon bereit, in See zu gehen. :

Ueber den Staud der Dinge an der Landgränze zwischen Algier und Marokko vernimmt man aus Algier und Oran vom 10ten und 11ten Folgeudes: Bei Marschall Bugeaud waren einige Verstär- kungen au Reiterei, darunter drei Côkadrons des 4ten Regiments der Jäger von Afrika aus Maskara eingetroffen. Sein Lager befand sich fortwährend am Uhed -Jsly, niht weit von Lalla Magrnia. Der Sohn des Kaisers von Marokko war mit einer Kolonne an der Gränze angelangt und hatte sein Lager zu Kuliad-Sidi-Muley-Abd el Rhaman aufgeschlagen, in geringer Entfernung von Lalla Magrnia. Er sollte nach Briefen aus dem französischen Lager, die in Algier eingetroffen waren, sih unverzüglih mit dem Marschall in Communication geseht haben, Der Marechal de Camp, Corte, dem bekanntlich der Ober= befehl über die ganze Kavallerie im Westen übertragen is, war am 6ten auf dem Dampfschiffe „Grondeur“/ dahin abgegangen, Die kleine Kolonne des Obersten Eynard, Adjutanten des Marschalls Bugeaud, hatte den Stamm der Ud- el = Nar, vier Lieues von der marokkanishen Gränze, überfallen, nach einem nächtlihen Marsch durch ein äußerst \{chwieriges Terrain ; dem Stamme wurden etwa 20 Leute getödtet, 25 gefangen genom- men und 3000 Stück Schlachtvieh erbeutet, worauf die Häupter desselben erklärten, sich unterwerfen zu wollen. Ein Brief eines Of- fiziers aus Saida (Provinz Oran) meldet, daß mehrere Cholerafälle in dem dortigen Lager vorgekommen waren. Am ten wurden fol- gende Notizen aus einem vom 31. Juli datirten Briefe des Mar= \hall Bugeaud felbst zu Oran öffentlih angeschlagen :

„Friedens-Unterhandlungen sind vor etwa drei Wochen mit dem marofkfanishen Chef Si Hamida angeknüpft worden und dauern noch fort, die Hoffnung auf eine nahe Entscheidung gewährend. Der Marschall war, um noch größere Wirkung zu machen, am 23. Juli auf das marokfanische Gebiet eingerüdckt und bis auf 4 Lieues westlich von Uschda vorgedrungen, Aber auf neue Betheuerungen Si Ha= mida's glaubte er auf das diesseitige Gebiet zurüdckfehren zu müssen, um ihm einen Beweis seines Vertrauens in dessen Loyalität zu ge- ben. Das leßte Schreiben dieses Chefs an den Marschall is o friedlich als möglichz nur sagt er, da der Sohn seines Souverains jeden Augenblick auf dem Plaße ankommen miisse, so sei er gezwun- gen, mit dem förmlihen Abschlusse noch zu warten, Die Nachricht von der bereits erfolgten Ankunft des Sohnes des Kaisers begann sih zu verbreiten. Die Anwesenheit dieses Prinzen wird unverweilt eine definitive Entscheidung herbeiführen.“

Man sagte außerdem am 31, Juli im Lager des Marschalls, dieser habe die Zusicherung, daß Abd el Kader ins Jnuere von Marokko verwiesen werden solle. Man maß aber den Versprechun- gen Si Hamida?s im Allgemeinen nur geringen Glauben bei, und namentlich die mit den Franzosen verbündeten Araber waren der Meinung, derselbe suche nur Zeit zu gewinuen, um einen Angriff von Seiten der französischen Truppen zu verhüten, bevor die Verstärkungen eingetroffen sein würden, welhe der Sohn des Kaisers heranführte, der als vertrauter Freund Abd el Kader's betrachtet wird. Das fürzlich zu Oran eingetroffene 2te Husaren-Regiment war von dort nach dem Junern, zwei Eskadrons nah Tlemsen, zwei nah Mas- fara abgegangen; der Marechal de Camp, Corte, am Sten von Algier zu Oran eingetroffen und am 9ten nah dem La- ger des Marschalls weiter gereist, wohin auch der Oberst Joy, Adjutant des Marschalls Soult, abgegangen war. Am Sten Abends war das Dampfschiff „Euphrate“’, das ein Handelsschiff ins Schlepptau genommen hakte, mit Lebensmitteln nah Dschamma Ga- sauat abgegangen. Der Marschall hatte angekündet, daß er am 10ten f Gasauat sein werde, bald aber traf eine gegentheilige Nachricht ein.

V Diese noch friedlich klingenden Nachrichten sind Mittheilungen aus Oran entnommen, denen aber folgende wihtige Nachschrift bei-=

efügt ist, woraus hervorgeht, daß auh auf der Landseite die Feind= eligkeiten bereits begonnen haben, und daß Si Hamida in der That uur die Aukunst des Sohnes des Kaisers abgewartet zu haben scheint, um dann mit doppelter Kraft den Marschall Bugeaud anzugreifen. Die besagte Nachschrift lautet :

„Da das vorgestern Abends (am 8ten) zu Oran angekommene Küstenzoll-Wachtschiff die Nachricht gebracht, daß man eine vierth alh-

stündige Kanonade aus der Gegend des Lagers des Marshalls geht habe, und daß ein Convoi, der von Dschemma Gasauat abgegangen war, um der Armee Lebensmittel zu überbringen, angegriffen und genö- thigt worden war, wieder umzukehren, so hat das am 4. August angekommene Dampfschiff „Vedette“/ den Befehl bekommen, sich zur Abfahrt nah Tanger bereit zu halten,“

Andererseits wird gemeldet, Marschall Bugeaud sei von 20 bis 25,000 Mann Marokfkanern angegriffen worden, die aber eine blutige Niederlage erlitten hätten. Daß aber der für die französische Armee bestimmte Convoi von Lebensmitteln, der doch den Weg nah Lalla Magrnia ganz auf französischem Gebiet zurüczulegen hätte, gleichfalls angegriffen wurde und wirklih zurückgehen mußte, scheint zu beweisen, daß bereits im Rücken des Marschalls ebenfalls Feinde sich erhoben haben, oder daß eine marokffanische Division die Gränze weiter nörd= lih als Lalla Magrnia überschritten hat und im Rücken des Marschalls zu operiren sucht, dessen Verbindungen mit Oran und Tlemsen da- e abgeschnitten wären und dessen Stellung so nicht wenig bedroht erschiene.

Daraus, daß nun der Marine - Minister interimistisch mit dem Kriegs-Portefeuille beauftragt is, wollen Viele eine Bestätigung der Gerüchte über den nahen gänzlihen Rücktritt des Marschalls Soult von den Geschäften erkennen.

Großbritanien und Irland.

London, 17. Aug. Die Nachricht von der Abdankung Meh- med Ali's hat hier eben keine sehr große Sensation gemacht, Die Vörse wurde davon wenig berührt, und die Blätter besprechen das Faktum zwar als ein bedeutendes Ereigniß, aber nicht in der Art französisher Exspectorationen, nah welchen man auf außerordentliche Ursachen und Folgen \{hließen müßte, welhe den Rütritt des Vice= Königs begleitet hätten. Die Times stellt darüber folgende allge- meine Betrachtungen an, nachdem sie den persönlichen Cigenschaften des Pascha's, namentlich seiner „Entschlossenheit ohne Fanatismus“, Gerechtigkeit hat widerfahren lassen: „Die persönlihen Bemerkungen, welche dieses merkwürdige Ereigniß hervorgerufen hat, stehen in ge= nauem Zusammenhange mit allgemeineren Betrachtungen, Jeder, der einen etwas weiter gehenden Blick auf die Lage der an Europa gränzenden Länder im Süden und Osten wirft, muß ein und dasselbe allgemeine Symptom des Verfalls gewahr werden, wo nur immer die muselmännische Herrschaft und die muha= medanishen Justitutionen noch ihren Boden behaupten. Von Per= sien bis Marokko und in der ganzen Ausdehnung der türkischen Besißungen stellen sich unseren Blicken dieselben Resultate darz die Ursachen sind wahrscheinlich verschieden hier fremde Eroberungen wie in Algier, dort fremde Jutriguen wie in Konstantinopel, häufiger aber noch eine shlechte innere Politik und eine korrupte entartete Klasse von Stagtsdienern, höchst uupassend zu Organen absoluter Gewalt; aber die Resultate sind dieselben. Jeder Theil dieser muhamedanischen Länder steht mehr oder weniger auf unsiheren Füßen; keiner is in der Verfassung, seine Unabhängigkeit zu vertheidigen, wenn dic- selbe ernstlih angegriffen würde; und da sie hiernach ihr ge- genwärtiges politishes Dasein dem Schuße und der Mäßi= gung der cristlihen Mächte verdanken, so sind sie wenig mehr als Abhängige von dem Willen derjenigen, welhe von ihnen noch immer verfolgt und verachtet werden, Die unvermeidliche Folge davon is, daß Rechte, welche so {hlecht geschüßt werden, vor= zugsweise Angriffen ausgeseßt sind, und daß der Widerstand gegen solche Angriffe nicht vou der wirklich angegriffenen Macht, sondern von den indirekten Folgen ausgeht, welhe derselbe auf die Staaten Europa’'s haben könnte, Die Regierung Mehmed Ali's is ein iso= lirtes Beispiel eines muhamedanishen Staates gewesen, hinlänglich aufgeklärt über ihre wahre Stellung, und mit hiulänglicher Macht über ihre Hülfsquellen bekleidet, um das zu wollen, was sle für zwedck= dienlih hielt und das auszuführen, was ste wollte, Die absolute Gewalt in den Händen des Pascha's hat gewiß das Land Aegyptens von neuem geschaffen und dem Nilthal wieder zu jener Bedeutung verholfen, welhe es in alten Zeiten behauptete; aber er hinterläßt feine Tradition seines Regierungs=Systems, Dies System hat keine anderen Menschen hervorgerufen, welche fähig wären, es weiter aus= zuführen, und was seine eigenen Descendenten anbetrit, so muß man mit Recht fürchten, daß sie in alle die Laster jenes unheil= vollen Systems \chlechter Regierung verfallen werden, das er selbst entweder gänzlih abgeschüttelt, oder nur zu Zwecken einer weiseren Verwaltung gebrauht hat. Der Rücktritt des Paschas von Aegypten muß als ein Ereiguiß von um so größerer Wichtigkeit betrahtet werden, als es uns Erwartungen und Besorg= nisse um das Schicksal jenes Landes unter seinem Nachfolger einflößtz und die nah der jüngsten Uebereinkunft durch Sir Heury Hardinge für die Dauer hergestellte Post-Verbindung mit Jndien hat doch die= sen Gegenstand zu einem der größten Juteressen der britishen Be- sißungen in Europa und Asien gemacht.“

Das Bombardement von Tanger hat vorzugsweise in den kom- merziellen Kreisen Aufregung und Besorgnisse hervorgerufen, obschon die Times, wie wir gestern berichteten, sich bemüht, die marokkani-= {he Frage als eben niht das Verhältniß Englands und Frankreichs bedrohend darzustellen. Ob die Times aus eigenem Antriebe und in aufrihtigem Ernste in so gemäßigtem Tone schreibt, mag dahin- gestellt sein, Der ministerielle Standard sagt in seinem City =- Ar= tifel Folgendes: „Die Nachricht, daß die Franzosen so weit gegangen sind, Tanger zu bombardiren, hat, zumal da sie unmittelbar guf die Versicherung folgt, daß alle streitigen Fragen auf friedlihem Wege werden beseitigt werden, bedeutendes Erstaunen in den kom- merziellen Kreisen hervorgerufen. Es würde ungeeignet sein, die Thatsache zu verheimlihen, daß die in den marokkanishen Ange- legenheiten von den Franzosen befolgte Politik {hon seit längerer Zeit von Männern aller Parteien in den kommerziellen Kreisen mit großem Mißtrauen beobachtet worden is. Die Ereignisse werden nun bald zeigen, ob dieses Mißtrauen zu rechtfertigen is. Man is} der Mei- nung, daß die Zerstörung der maurishen Städte an der Küste wenig Einfluß auf die eigentlihe im Streit begriffene Frage haben kanu, und daß der zugefügte Nachtheil hauptsächlich den Seehandel Ma-= roffo's treffen wird, welcher leßtere ausshließlich ausländischer Art ist, Dies is die allgemeine Meinung, mag sie nun begründet sein oder nit, und gerade diese Meinung is die Ursache, daß eine, selbst nur temporaire Beseßung irgend eines der Häfen an der Küste, un= ter welhem Vorwande dieselbe au stattfinden möchte, ein Gefühl lebhafter Eifersuht erzeugen würde.“

Graf von Nesselrode is vorgestern von Brighton hier angekom= men, und hat durch einen Courier die Nachriht von dem Tode der Großfürstin Alexandra erhalten.

Die russische Fregatte „Aurora“ is am 13ten d. M. von Gra- vesend, wo sie seit einem Monate gelegen hat, nah St. Petersburg zurückgekehrt.

Belgien.

X Brüssel, 19. Aug. Bei den uners{chöpflihen Raisonnements der öffentlichen Blätter über die kommerziellen Verwickelungen zwi= \hen Belgien und dem Zoll - Vereine macht sich immer von neuem das Bedürfniß geltend, an den Zusammenhang der Ereignisse zu

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erinnern. Will das eel sich unbefangen erhalten, muß es si auf die Thatsachen stüben.

f Seit a bien find von Preußen und dem Zoll-Verein Verhand- lungen mit Belgien angeknüpft, anfangs wegen des Abschlusses eines Schifffahrts-Vertrages, dann wegen Herbeiführung eines Handels- und Schifffahrts - Vertrages. Die Verhandlungen waren im Gange, da trat plößlich und unerwartet die belgisch - französische Convention vom 16. Juli 1842 ins Leben, wona Belgien die erhöhten Zoll- säße Frankreihs auf Leinengarn und Leinengewebe für die eigene Douane gegen den Zoll-Verein annahm, den Durchgang des Leinen nah Frankreich verbot und außerdem den französishen Weinen und Sei- denwaaren besondere Zoll-Begünstigungen gewährte. Die materiellen Interessen des Zoll - Vereins waren verleßt; dem Zoll - Verein blieb feine Wahl; die Zollvereins-Staaten waren es ihren Ange- hörigen shuldig, Gegenmaßregeln zu ergreifen, Da erbot sich Bel- gien, die den französishen Weinen und Seidenwaaren gewährten Be- günstigungen auch den deutschen Weinen und Seidenwaaren zu be- willigen. Die Gleichstellung erfolgte dur das belgische Arrêté vom 28. August 1842, Der Zollverein begnügte sich damit; die An-= ordnung von Gegenmaßregeln uuterblieb. Die Verhandlungen nahmen ihren Fortgang. Das Arrêté, nur für eine Reihe von Monaten er- lassen, wurde mehrmals erneuert. Preußen und der Zollverein wirk- ten stets bereitwillig mit, um die Erneuerung zu erleichtern, nicht nur dadur, daß der Transit = Zoll auf der belgisch - rheinischen Eisenbahn von 10 Sgr. auf & Sgr. pro Centner ermäßigt wurde, sondern zuleßt auch dur die Gleichstellung der belgishen Schiffe mit den preußischen in Ansehung der Hafen- und Schisss-Abgaben. Aller dieser Zugeständnisse ungeachtet, verweigerte Belgien in diesem Früh- jahre das Arrêté zu erneuern z dasselbe is mit dem Ende des Monats März d. J. außer Kraft getreten. Die Dinge waren nun ganz auf den Punkt zurückgekehrt, wo sie sich nach dem Abschlusse der belgish= französishen Convention vom 16. Juli 1842 befanden. Der Zoll-Verein ist in seinen Juteressen verleßt und hat Vortheile ohne Entschädigung ge=- währt ; es durften daher die Gegeumaßregeln des Zoll-Vereins nicht län- ger ausgeseßt werden. Die Belastung des belgischen Eisens is er=- folgt. Das Memorandum, in welchem Preußen im Namen des Zoll- Vereins seine Maßregel ankündigt, is also niht sowohl, wie der gestrige Moniteur meint, die Autwort auf die belgishe Note vom 18ten März, sondern die Antwort auf die Nichterneuerung des bel- gishen Arrêté vom 28. August 1842. Allein die Maßregel des Zollvereins soll zurückgenommen werden, sobald die vou Belgien dazu gegebene Veranlassung wegfällt, sobald das Arrêté vom 28. August 1842 wiederhergestellt wird. Hierzu scheint indeß Belgien noch nicht ents{lossen zu sein, im Gegentheil sind den preußishen Schiffen, die nach belgiscben Häfen kommen, die bisherigen Begünstigungen entzogen.

Wie Preußen und der Zoll-Verein diese neue Unbilde aufnehmen und erwiedern wird, steht noch zu erwarten. Der Wunsch is allge- mein, daß bald eine freundshaftlihe Ausgleichung stattfinden, nicht der Zollkrieg fortgeseßt werden möge.

Dänemark.

I8Giborg, 15. Aug. (A. M) Ju der heutigen Sihung der Stände - Versammlung kam die Proposition des Abgeordneten Schy9tte, die Staats - Einheit und eine freiere Entwickelung der bür= gerlichen Verhältnisse betreffend, zur Vorberathung. Der Bericht der Kommission \chließt mit dem Antrage: Se. Majestät den König in einer Petition zu ersuchen, die vier Stände - Versammlungen zu einer außerordentlichen Session zu Anfang des Jahres 1845 einberufen zu wollen, behufs Ernennung von Delegírten, die im Verein mit einigen von der Regierung zu diesem Zwecke Gewählten, auf näheren Befehl in der Absicht zusammenzutreten haben, theils zur Regulirung der staatsrechtlihen und internationalen Verhältnisse zwischen den verschie= denen Theilen des Staates mitzuwirken, und theils, um Vorschläge zu einer die Staats= Einheit wahrenden und das Wohl aller Unter- thanen Sr, Majestät sihernden Entwickelung der Stände =Justitution, behufs späterer Vorlegung au die einzelnen Stände - Versammlunzen, auszuarbeiten.

Hierzu fügte der Abgeordnete Schgtte folgendes Separat-Votum hinzu: „Jh bin mit vorstehendem Antrage einverstanden; aber ich halte es dennoch, der bestimmten Meinung ungeachtet, sür welche die Versammlung si früher ausgesprochen hat, für nicht überflüssig, offen auszusprehen: daß im Volke ein Drang nah einer zu einer freieren Staatsform führenden Entwickelung der Stände - Justitution vorherrsht, und daß, wenn auch die Meinungen über die Zeitgemäß- heit, so wie über die Mittel und die Art und Weise, wie eine solche Entwickelung der Justitution geschehen könne und müsse, getheilt sind, sie sich wenigstens doch alle in einem gemeinschaftlihen Verlangen nach einer beshließenden Mitwirkung bei den finanziellen Angelegen- heiten des Staats vereinigen, Jch erwarte, daß die Versammlung dieser meiner Ansicht beitreten werde,“

S ch weiz Kauton Zürich. (Zürich. Ztg.) Die bei weitem größte Zahl der Studenten der Theologie an der hiesigen Hochschule hat eine Petition an den Erziehungs-Rath gerichtet, worin dieser ersucht wird, die Berufung des Theologen Cbrard, um der Richtung willen, welche derselbe in der theologischen Wissenschaft einshlage, nicht zu beschließen, weil dadurh das Wohl der Hochschule im Ganzen ge= fährdet würde und sie selbst einem solhen Lehrer nur mit Mißtrauen eutgegen kommen können. Man hört nun, der Erziehungs-Rath habe diese Petition mit Mehrheit darum zurückgewiesen, weil es den Stu-= direnden nicht anstehe, über Berufung von Lehrern zu petitioniren, Wir glauben aber, nicht zu viel zu sagen, wenn wir selbs die Exi= stenz dieses {chbönen Justitus durch die beabsichtigte Berufung, wenn

sie wirklih erfolgen sollte, gefährdet sehen,

Kauton Freiburg. Auf dem Murtensce hat vor einigen Tagen eine Seeshlacht zwischen freiburgischen Landjägern und waadk- ländishen Schmugglern stattgefunden. Die Ersteren blieben Sieger und die Kriegsgefangenen wurden in die Citadelle von Murten ge- bracht, wo sie ihr Urtheil erwarten. Niemand wurde in diejem Kampfe getödtet, aber jede Armee zählt einen Verwundeten. Die Schmuggler haben die Feindseligkeiten angefangen.

Der Pater M., der wegen liberaler Ansichten von der Gesell- daft Jesu ausgestoßen wurde, ist von derselben wieder aufgenommen worden,

Itali En

Florenz, 14, Aug. Heut früh um 2 Uhr starb in der Villa Cafagioli der dritte Sohn Sr. Kaiserl, Hoheit des Großherzogs, Rainer, geboren am 1, Mai 1842,

Spanien.

Madrid, 12. Aug. Seit vorgestern bis diesen Abend sind auf der französischen Botschaft keine weiteren Nachrichten von Cadix oder Gibraltar eingetroffen. Judessen hat man folgende nähere Umstände erfahren :

Am óten konzentrirte sich mit Tagesanbruch das französische Ge- Es vor Tanger, und 7 Dampfschiffe wurden in Thätigkeit ge- eßt, Um 7 Uhr Morgens nahmen zwei derselben zwei Linienschiffe

ans Schlepptau und führten sie bis auf Kanonenschußweite vor die Batterieen des Plaßes. Am Bord des einen befand sich der Prinz von Joinville, Die Fregatte „Belle Poule““, die Brigg „Argus“ und eine andere legten sih in kurzer Entfernung von den Batterieen zwi- schen dem Plate und der Torre Blanguilla. Gleich nah 8 Uhr er- öffnete das Admiralshiff „le Suffren“ das Feuer gegen Tan- ger, das sogleich von allen Batterieen auf das lebhafteste erwiedert wurde. Indessen brahte das Feuer der Flotte das der Marokkaner bald zum Schweigen, und man bemerkte, daß die Bat- terieen des Hafens und der Alcasara völlig zerstört waren. Ein drittes französisches Kriegsshiff} wurde am Schlepptau eines Dampfers der Batterie del Nenegado, deren Feuer das Vordertheil der übrigen Sthiffe belästigte, gegenübergeführt und beschoß diese Batterie mit Erfolg. Ein anderes Dampfschiff hleuderte, jedoch ohne besondere Wirkung, Brand-Raketen in den Plaß, während die übrigen Dampf=- chiffe längs der Küste kreuzten.

Gegen Abend waren die zahlreichen, aber s{lecht bedienten Bat- terieen der Marokkaner fast gänzlih demontirt. Die Franzosen er- litten einen Verlust von 25 bis 27 Mann an Todten und Verwun- deten. Auch ihre Schiffe, namentlih der „Argus“, wurden so be- - schädigt, daß sie sich vor Einbruch der Nacht zurückzogen, vermuthlich um in Cadix Ausbesserungen vorzunehmen und alsdann zum Bom-= bardement der übrigen maroffanishen Seehäfen zu schreiten. Die Geschwader der übrigen Nationen blieben während des Bombardements auf der Rhede vor Anker liegen. Der Prinz hatte Abends zuvor aus Toulon den Befehl erhalten, die Feindseligkeiten zu eröffnen.

Die Gibraltar Chronicle vom óten sagt: „Gestern Abend traf von Tanger das Dampfschiff „Hekla““ mit der erfreulichen Nach= riht ein, daß Herr Hay sih mit dem Minister des Sultans am Bord des „Vesuvius‘“/ befände und über den Frieden zwischen Frankreich und Marokko einer - und Spanien und Marokko andererseits unterhandle. Die Grundlagen scheinen definitiv festgeseßt zu sein, Man glaubt, ¿d Prinz von Joinville werde mit seinem Geschwader morgen hier eintreffen.“

Dasselbe Blatt sagt in einer außerordentlighen Nummer vom 7ten: „Unsere Leser werden mit Erstaunen erfahren, daß, ungeachtet der friedlihen Zusicherungen, die vorgestern erfolgten, die Franzosen gestern früh um § Uhr das Bombardement von Tanger begannen, das bis §8 Uhr Abends fortdauerte, ohne, wie es scheint, großen Eindruck zu machen, denn die marokkanischen Fahnen wehten nach Sonnen =Untergang in der Stadt. Die französischen Schiffe scheinen auch nicht viel gelitten zu haben, obglei einige derselben sih bis auf 800 oder 900 Ellen den Batterieen näherten, die eine verhältnißmäßig geringere Anzahl von Kanonen haben. Herr Hay fam an Bord des „Vesuvius‘“/ Mittags während des Bombardements an, ohne es unglückliherweise verhindern gekonnt zu haben.“

Griechenland.

© Athen, 30. Juli. Jch habe Jhnen {hon in meinem leßten Briefe die Ankunft der preußishen Korvette „die Amazone“ im Piräeus gemeldet. Kaum eine Woche vorher hatte dieselbe noch das Glück gehabt, bei Palermo Sr. Königl. Hoheit den Prinzen Karl von Preußen zu begegnen, welcher am Bord derselben ein Mittagsmahl einnahm. Auch hier hat sich die „Amazone““ nur wenige Tage aufgehalten, und i} diese Nacht nach Konstantinopel unter Segel gegangen. Das allge= meine Interesse, welches dieses in den {önsten Formen gebaute Schiff hier erregte, hat demselben während seines kurzen Aufenthaltes im Pi- räeus zahlreiche Besuche zugezogen und der Kanonendonner der Grüße und Gegengrüße nahm kein Ende. Daß dieses Schiff ein ausge- zeihneter Segler sei, erhellt schon daraus, daß die Entfernung von Stettin bis Athen nah Abzug der Tage, welche es in den verschie- denen Häfen zugebracht, in der unglaublih kurzen Zeit von 32 Tagen zurückgelegt wurde. Der die „Amazone“ kommandirende Navigations- Direktor Baron von Dirckiuck-Holmfeld ward, nachdem er den hiesigen preußischen Gesandten Herrn von Brassier de St. Simon an Bord empfangen, dur denselben Sr. Majestät dem Könige vorgestellt und Tags darauf zur Tafel gezogen. Dem Vernehmen nah, wird die „Amazone“, nachdem sie Konstantinopel und Smyrna besucht, nach dem Piräeus zurückehren, um hier ihre Quarantaine zu machen wodurch im Vergleich zu anderen Quarantainen eine Woche Zeit erspart wird, Zur Beruhigung der entfernten Verwandten kann ih Ihnen sagen, daß, troß des schnellen Klimawechsels und der hier herrshenden ungewöhnlichen Hibe, fein einziger Kranker am Bord war und das frische Aussehen der jugendlichen Mannschaft den angenehmen Eindruck, welhen die „Amazone“ allgemein hervor- brachte, nur erhöhen fonnte. Die Griechen sind ein durch und durch praktisches, vorzugsweise seefahrendes Volk, und im Publikum war daher nur eine Stimme über die Zweckmäßigkeit dieser Expedition. Ueber die Vortheile aber, welche für den preußischen Seehandel dar= aus erwachsen dürften, daß sich in entfernteren Meeren auch die Kriegsflagge zeige, bedarf es sicher keiner weiteren Auseinandersebung : sie werden sich in der Praxis erweisen, wie sich die Nothwendigkeit {hon längst fühlbar gemacht hat,

3 Athen, 6. Aug. Zographos und Rigas Palamides sind bei deu Wahlen durchgefallen, Beide standen bekanntlich in der Na- tional-Versammlung an der Spiße der Opposition und sehten dieselbe in der Folge gegen das Ministerium Maurokordatos eifrig fortz die- ses triumphirt über den erworbenen Sieg, doch behaupten Viele, daß die Genannten ihre Niederlage hauptsächlih der Neutralität Kolettis? und der lauen Unterstützung des gemäßigteren Theiles der Oppesition verdankten, welchen die Entfernung beider Herren aus der Kammer, als sehr unbequemer Bundesgenossen, erwünscht gewesen sei. Aus eben diesem Grunde wird die Niederlage von Spiro Milio in The- hen mit Gewißheit erwartet, Michael Schinas (der Kultus-Minister des September-Ministeriums) is in Navarin gleichfalls durchgefallen. Pezalis? Niederlage in Chalkis habe ih bereits gemeldet, und fo wird denn höchst wahrscheinlich durch ein eigenes Spiel der Nemesis die neue Kammer kaum 2 oder 3 Septembermänner zählen; denn Me= taxas? Wahl in Kargsto wird in der Kammer wohl sicher bestritten und, wenn das Ministerium die Majorität erhält, wahrscheinlich auch annullirt werden, und Kalergis* Erwählung in Athen is aller Mühe, welche er deswegen anwendet, ungeachtet, äußerst problematisch, denn alle Gutunterrichtete sind darüber einverstanden, daß die Athener als echte Autochthonen nur eingeborene Mitbürger zu ihren Vertretern wählen werden. Bei der bekannten Reizbarkeit des Athenervolkes und der jeßt {hon herrshenden Aufregung glaubt man allgemein, daß die hiesigen Wahlen nit ohne Thätlichkeiten vor si gehen werden.

Uebrigens dauert die Opposition gegen das Ministerium mit un=- geschmälerter Energie fort; ihre Organe sind nah wie vor mit Be- rihten aus allen Eparchieen des Königreichs über die Gewaltthätig= keiten, Bestehungen und Gesebverleßungen, welche |ch das Ministe= rium bei den Wahlen zu Schulden kommen lasse, angefüllt, und schon aus der Art, wie s\ch die ministeriellen Blätter gegen diese Anschul- digungen vertheidigen, ergiebt \sich für jeden Unbefangenen, daß die=- selben niht ohne Grund fud. Denn es läßt" sh allerdings- behaup- ten, daß das Ministerium das Wohl, ja die Zukunft des Landes sei- nen egoistishen Absichten zum Opfer gebracht, und dadur, daß es zu deren Erreichung alle in seiner Macht stehende Mittel der und der Corruption anwandte, die Krebsschäden des c