1844 / 237 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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f .— Berichten vom 21. August hat man den Die Noi ruh r i um dem Es das mittler- weile zu fallen begann, weiteren Abfluß zu verschaffen und dassekbe von der abzuleïten, die sonst unfehlbar verloren gewesen wäre. Auf der Jnsel ist jeßt Alles mit Schlamm und Kies überdeckt, die Ne A sind gar niht mehr fenntlih, die meisten Häuser in

shlechtem Zustaude.

erzogthum Braunschweig. Die Vereinbarung we ute s der Paß- und Fremden - Polizei ber Eisen- bahnreisen durch laufende Paßkarten anstatt förmlicher und besonderer

ásse gewinnt eine größere Ausdehnung, Den Staaten, zwischen welden dieselbe getroffen worden (Preußen und “Sachsen, die anhal- tischen Länder und Sachsen - Altenburg), is jeßt auch Braunschweig beigetreten, so daß die Paßkarten der Reisenden aus den von jenen Staaten eingeshlossenen Distrikten nun auch für die von den Eisen= bahnen berührten Landestheile Braunschweigs, namentlih für die Kreise Braunschweig, Wolfenbüttel, Blankenburg und von dem Kreise Gandersheim für die Aemter Lutter am Barenberge, Sensen und

Gandersheim gültig sind, Russland und Polen.

I8arschau, 21. Aug. Nach einer so eben erschienenen Kai=- serlichen Der mung sollen den Einwohnern des Königreichs Polen von beiderlei Geschlecht vor zurückgelegtem 25sten Lebensjahre keine Pässe ins Ausland ertheilt werden. Ausgenommen hiervon siud Kauf= leute, deren Agenten, Fuhrleute, Kinder, die mit ihren Aeltern oder Erziehern, und Frauen, die mit ihren Männern reisen; indeß soll, mit Hinsicht auf ein Geseß vom Jahre 1822, welches die Erziehung der Jugend im Auslande verbietet, darauf gesehen werden, daß Söhne vom 10ten bis 18ten Jahre nicht ohne besondere Erlaubniß mit ins Aus= land genommen werden, die von dem Königl. Statthalter selbst nachzusu= en und uur bei wichtigen Anlässen zu ertheilen ist. Die Pässe nach dem Aus=- lande werden unentgeltlih nur an Personen ausgefertigt, die auf Befehl der Regierung in Dienstsachen reisen, so wie an die Mitglieder der Bet- telorden, au an die Familien und Dienstboten derjeuigen Beamten, welche zu dauerndem Aufenthalt in Juteressen des Staatsdienstes nach dem Auslande reisen. Alle übrigen Personen müssen ihre Pässe be- zahlen, und zwar nach dreierlei Klassen, entweder die bloße Stempel= Abgabe von 90 Silber-Kopekeu, wie bisher, oder noch 25 oder 100 Süber =- Rubel für jedes im Auslande zugebrachte halbe Jahr. Es folgen dann die näheren Bestimmungen darüber, von welchen Perso- nen und unter welhen Verhältnissen die eine oder die andere Abgabe zu entrichten ist,

Frankreicch.

Paris, 20, Ang. Die Naivetät der französishen Zeitungen, wenn es ih von Verhältnissen zu den Nachbarstaaten handelt, ist bisweilen ganz unglaublih., Auch die verständigsten und gemäßigtsten haben hier ihre {wache Seite und sind entweder selbst verblendet oder glauben, ihre Nachbarn mit einigen s{hmeichelnden Worten leicht verblenden zu können, Die Mißhelligkeiten mit England mögen eine größere Annäherung an Deutschland wünschenswerth erscheinen lassen ; man sucht auf dieser Seite nah Sympathieen, erinnert sih aber der Stimmungen des Jahres 1840 und möchte gern den Eindruck davon verwischen. Daß dieses nicht eben mit großem Geschick versucht wird, möge eine Erklärung des Siècle zeigen, die wir zur Charakteristik dieser Bestrebungen mittheilen. Der Artikel an si is eigentli nicht so bemerkenswerth, da man gus solcher Quelle kaum etwas Anderes erwarten kann und die zurückgedräugte Natur immer wider Willen zum Vorschein kömmt. Mehr Verwunderung muß es erregen, daß ein Blatt, wie die Presse, ganz aus dem Geleise ihres sonst so be- sonnenen Urtheils weichend, aus so schielenden und jakobiuishen Phrasen, die den Stempel der revolutionairen Propaganda an der Stirn tragen, die Aussicht auf ein inmnigeces Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich ableiten zu können glaubt. Man höre den Siécle, das Organ Odilon Barrob's:

„„Aus unserer Sprache braucht man nicht zu schließen, daß wir auf

die Politik der Opposition von 1831 zurückkommen wollen. Nein, und ob-* gleich man Herrn Odilon Barrot?s Ausspruch sehr trenlos ausgebeutet hat, Ÿ wir wiederholen es, man muß die vollbrachten Thatsachen anzu-F nehmen wissen, Belgien und das linke Rhein-Ufer dürfen niht mehr der Gegenstand unseres Ehrgeizes sein: die Bevölkerungen dieser Län-# der mögen späterhin aus eigener Machtvollkommenheit ent«* scheiden, ob es ihnen genehm is, zu bleiben, was sie sind, oder sich mit der französischen Familie zu vereinigen, Diese

Frage, wir sagen es ohne Bedenken, ist es jeßt niht werlh, daß wir durch

Verfolgung derselben die Sympathicen Deutschlands aufs Spicl seßen,

In Afrika, in Algier, da liegt jeßt der Keim zu Frankreichs künfe

tiger Größe. Die Deutschen haben sich im Jahre 1840 überreden: lassen, wir wollten ihrer Nationalität zu nahe treten. Nichts kann

falscher sein. Jndem wir uns auf dem linken Rhein -User festzuseßen:

und der Schelde und Maas, die auf unserem Gebiet entspringen,

bis zum Meere zu folgen suchten, hatten wir nichts Anderes vorx

Augen, als eine große Nation zu begründen, die in ihrex

Einheit allen anderen zum Muster diene, Möge denn dieser

Anlaß des Hasses oder Streits für immer verschwinden : Frankreich denkt

nicht mehr daran, seine Waffen nah dem Norden zu tragen; die souye-

raine Entscheidung der Belgier und der Rheinländer #11

unser Gesey sein jegt und immerdar, Jn diesem Augenblick muß

Frankreihs Macht ihre Richtung nach einer anderen Seite nehmen.“

Und auf solhe Worte will die konservative Presse eine Allianz zwischen Deutschland und Frankrei bauen; auf solche Worte gestüßt, tritt dieses Blatt vor Deutschland hin und ruft ihm zu: „So will denn die Opposition, zum mindesten diejenige Nüance der Opposition,

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welche der Siècle im der periodischen Presse vertritt, mit Entschie- denheit ihre alte Politik von 1831 aufgeben. Wir nehmen diese aus einer gesunden Politik Hervorgehende Erklärung zu Protokoll, und möge die Linke sich: ihr treu erweisen! Jhre kriegerischen Declama- tionen haben nur zu lange den Absichten Eng gedient, indem sie den europäischen Kontinent beunruhigten, Cs i weise, ihnen zu entsagen. Möchte Deutschland seinerseits diesen Worten Glauben schenken und sich endlih davon überzeugen, daß es in Frankreich feine andere Propaganda - und Kriegs -Partei mehr giebt, als die unbemerkbare radikale Minorität! Möchte es auch begreifen, daß seine Jnteressen ganz mít denen Frankreihs Haud in Hand gehen!“ Dergleichen Anshauungsweise, die obige Grundsäße nicht einmal ra- difal findet, sondern den Radikaliêmus noch darüber hinaus in die Region einer „unbemerkbaren Minorität“ verweist, nur als naiv zu bezeichnen, is gewiß sehr glimpflich, Man wird uns hiernah auch der Mühe überheben, noch weiter auf die Betrachtungen der Presse einzugehen, die wir gern für ehrlih gemeint halten möchten, wenn niht die Verstimmung gegen England, dem nun alles Mißtrauen zwischen Deutschen und Ten {huld gegeben wird, zu stark dar- aus hervorträâte. h Die Anstalten in Paris zu der Reise des Königs nah England ‘dauern fort, so wie man englischerseits in Windsor hon die Vorbe= Sreitungen zum Empfange Sr. Majestät tri. Dort werden die für den hohen Gast bestimmten Zimmer aufs prächtigste eingerichtet, hier bercitet man Geschenke vor, die den Mitgliedern der englischen Aristo= fratie einen möglihs hohen Begriff von der Vollendung der Künste | des Luxus in Frankrei gebeu sollen. Herr von Montalivet hat in * seiner Cigenschast als Jutendant der Civilliste bereits eine Summe “von 3 Millionen für die Reise des Königs bei der Consignations= * Kasse erhoben. Das Personal, welches den König begleiten soll, so wie die Schiffe, sind bezeichnet; die Abwesenheit des Königs wird nur 8 Tage dauern, Ob Se. Majestät, wie belgishe Blätter wissen wollen, über Brügge, Gent, Antwerpen und Brüssel nah Paris zu- rückfehren wird, scheint noch nicht entschieden, Gestern soll eine sehr energische Note des englishen Kabinets hier eingelaufen sein, die auf vollständige Genugthuung wegen Ota- heiti?s besteht, Nah Uebergabe der Note wurde Lord Cowley er- sucht, sich in das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu verfügen, wo er eine dreistündige Konferenz mit Herrn Guizot hatte, nah deren Beendigung Couriere an die englische Regierung und an die französishe Gesandtschast in London abgefertigt wurden, Wie verlautet, hätte Herr Guizot die Abberufung der Herren Bruat und d'Aubigny zugestanden, wolle dieselbe jedoh nicht im Moniteur veröffentlichen, sondern verlange, England solle sih mit der Thatsache

| begnügen, Lord Aberdeen aber fordere cinen Widerruf in dem offi-

‘ziellen Blatte. Um diese Formfrage zu {lichten, soll der König nun einen eigenhändigen Brief an die Königin Victoria geschrieben und Jhre Majestät ersucht haben, vermittelnd einzuschreiten, mit dem Ver- reden, alle etwa noch unerledigt bleibenden Punkte bei seinem Be- uh in England befriedigend ausgleichen zu wollen.

An alle Seepräfekken is vorgestern der Befehl ergangen, ein genaues Verzeichniß sämmtlicher Kriegsschiffe und anderer Fahrzeuge, welche erforderlihenfalls in See gehen könnten, einzusenden, Auch wird in allen Arsenalen mit größter Thätigkeit gearbeitet, in Toulon sogar die Nacht über.

Der Bischof von Tulle erklärt in einem in den Zeitungen ver- öffentlichten Schreiben, daß er sih der von der Regierung angeord-

neten Schließung des Klosters der Karmeliterinnen mit allen Kräften widerseßen werde.

Baron Macfau, der vorgestern interimistisch die Functionen des Kriegs - Ministers versah , begab sich im Laufe des Tages mit dem Kommandanten der polytehnishen Schule, General Boileau, nah Neuilly. Gestern wurde dieser Besuch wiederholt, obgleih der Mi= nister seine interimistishe Verwaltung schon wieder abgegeben hatte,

ckr/ Paris, 20. Aug. Man hatte gestern Abend das Gerücht verbreitet, Marschall Soult sei während der vorgestrigen Nacht in aller Eil zurückgekommen , und die verschiedenen Fragen der auswär= tigen Politik, namentlih die zwischen England und Frankreich ob= \{chwebenden, hätten eine \o ernste Wendung genommen, daß sie einen Minister - Wechsel herbeiführen könnten. Bereits wurde Graf Molé als der wahrscheinlihe Nachfolger des Herrn Guizot genannt. Ju-= deß is der Marschall noch nit eingetroffen, obgleich eine Estafette an ihn abgeshickt wurde, um ihn zurückzurufen: aber allgemein wird versichert, daß er auss neue den bestimmten Entschluß, sih zurückzu= ziehen, gefaßt habe. Man glaubt au, daß er sich verleßt fühlen werde über die interimistishe Uebertragung seines Portefeuille)s an den Marine - Minister auf nur einen Tag, behufs der Unterzeichnung der Ordonnanz in Betreff der polytehnishen Schule, weil dieser Schritt geschah, ohne daß man ihn zuvor davon in Kenntniß geseßt hatte. Jndeß konnte die Regierung nah den jebt über den Hergang bekannt werdenden Ausschlüssen durchaus nit an- ders handeln, als sie gethan, und selbst Männer, die zu der gemäßigten Opposition gehören, fangen an, dies öfsent= lich anzuerkennen. Auf dem Punkte, wohin die Dinge ein- mal in der Frage wegen der polytehnishen Schule gekom- men, war jeder Mittelweg unmöglich geworden. Am Freitag Abend waren die Zöglinge der Schule, die sih an einem öffentlichen Orte versammelt hatten , fast wieder zur Rückkehr in die Schule entschlos= sen, als cin Mitglied der Akademie der Wissenschaften, an „welches sie eine Deputation abgesendet hatten, ihuen den Rath gab, bis Mon- tag zu warten, mit dem Beisaße, daß an diesem Tage die Akademie

sch in geheimem Comité versammeln werde, um über die sie interes- sirende Die zu berathen und einen Beschluß zu fassen, Als die Regierung nun von diesem den Zöglingen ertheilten Rathschlage Kenntniß erhalten hatte, sah sie sich wohl genöthigt, schneller einzu- schreiten, als sie selbst anfangs gewollt hatte. Nicht zu leugnen ist, daß dieser ganze Vorfall dem Ministerinm äußerst ungelegen fommt, in dem Augenblicke, wo durch die kcitishen äußeren Verhältnisse ohne- dies die Gemüther in außerorventliher Spannung, und große Schwie- rigkeiten zu überwinden sind.

Jn Betreff der Frage wegen Otaheiti bleibe ih bei meinen ersten Angaben stehen: Herr Guizot is dem Vernehmen nah entslossen, troß alles erhobenen Geschrei'’s, die Zurücberufung des Herr d’Au- bigny, dessen Verfahren er als einen Mißbrauch der Gewalt aner- kennt, durhzuseßen, obgleich er noch im Kabinette selbst auf Widerstand stößt. Man geht sogar so weit, zu versichern, daß er eher seine Ent- lassung nehmen, als in diesem Punkte nachgeben wolle. Der Schisfs- Lieutenaut Reine, Adjutant des Contre - Admirals Dupetit - Thouars, der seit etwa drei Wochen in dem Bade zu Vichy sih befand, is auf eine an ihn ergangene Berufung des Marine - Ministers hier ange- langt. Auch der Korvetten - Capitain Herr Collet, der die Fregatte „la Reine Blanche‘““ befehligt, an deren Bord die Admiralsflagge wehte, befindet sich seit einiger Zeit zu Paris, Er hatte die Sta- tion des stillen Oceans noch später als Herr Reine verlassen und weiß bis jeßt noch niht, wenn er auf seinen Posten zurückteh- ren wird. Ein mißlihes Ding unter den obwaltenden Um- ständen is immerhin, daß das Ministerium bei den vielfachen Schwierigkeiten, die es umlagern, nicht vollständig versammelt ist. Dies hat nicht wenig dazu beigetragen, auch auf der Börse jeue Be- unruhigung hervorzubringen, welche das beträchtliche Sinken der Fonds veranlaßt hat. Und indem das Journal des Débats den poli- tischen Himmel als ganz wolkenlos darstellen wollte, um die Gemüther wieder zu beruhigen, indem es so in eine offenbare Uebertreibung auch seinerseits versiel, hat es gerade die entgegengeseßte Wirkung hervor- gebraht, Daß dies Bombardement von Tanger und der übrigen maroffanishen Hafenpläße ein entscheidendes Resultat hervorbringen werde, wird auch hier immer mehr bezweifelt. Mit außerordentlicher Spannung sieht man dem Eintreffen der nächsten Nachrichten vom Marschall Bugeaud entgegen, von welchem solche seit Ende Juli durchaus fehlen. Während die Einen den Grund davon in einem Zuge gegen die Hauptstadt Fez erblicken wollen, fürchten die Anderen, daß ihm alle Verbindungen rückwärts dur die vereiaigten Marok- faner und Araber abgeschnitten seien; die leßtere Annahme hat fast mehr Wahrscheinlichkeit als die erste. :

Jn dem Schreiben eines Offizieres am Bord des „Suffren“ wird der Gesammtverlust der französischen Flotte an Todten auf vier Mann angegebenz das Admiralschisf „Susfren“ hatte sehs Verwun- dete und außerdem funfzehn bis sechzehn Kugeln in seinem Holzwerk erhalten, dafür aber niht weniger als funfzehnhundert gegen die Mauern von Tanger geschleudert, Die marokkanischen Kugeln gingen durchaus zu hoch.

Nach \chrift. Man weiß un au noch einiges Nähere über das Bombardement. Der „Suffren“/ und „Jemappes“ beganuen das Feuer und seßten es bis 107 Uhr, die übrigen Schiffe langsam bis

“gegen 12 Uhr fort. Das Linienschiff, welches das etwa eine Meile

östlich von der Spiße von Tanger gelegene Küstenfort el Renegado beshoß, war der „Triton“; aber schon nach der zweiten vollen Lage

| desselben stürzte die Mauer ein, und die marokfanischen Kanouiere

liefen davon. Durch die kongrevischen Raketen wurden auch die Zelte

* eines von den Mauren außerhalb des Plaßes errichteten Lagers in

Brand gesteckt, und man bemerkte, daß die Marokkaner dort verdete Batterieen terrassensörmig über einander errichtet hatten, die mit Ar- tillerie und zahlreicher Maunschast beseßt waren, um einer etwaigen Landung kräftigen Widerstand zu leisten. Die Gesammtzahl der von den Franzosen in den Plaß geworfenen Kugeln wird auf 7000 ange- geben. Troß aller Vorsicht, die man brauchte, um das Konsulatquartier zu verschonen, fielen doch einige Kugeln ün dasselbe, und namentlich eine in die Kapelle des;spanischen Konsulats. Von den Kanonen der Ma- rokfaner wurden 105 gänzli demontirt, und ihr Verlust an Mann=- haft wird auf 150 Todte angegeben, die Zahl der Verwundeten aber nicht erwähnt. Einige der marokkanischen Geschüße feuerten so gut, daß sie den Verdacht erregten, von Europäern bedient zu sein. Troß alles Widerstaudes des Gouverneurs sollen nah dem Bce-ubar- dement die Kabylenhorden von außen in den Plaß gedrungen sein und sowohl in den Konsulaten als in anderen europäischen Häusern große Verheerungen angerichtet haben. Alles zeigt, daß eine Landung zu Tanger niht möglih war, wenn man sie auh hätte unternehmen wollen. Der Prinz von Joinville zeigte während des ganzen Kampfes einen Muth und eine Kaltblütigkeit, die allgemein bewundert wurde, Die französischen Schiffe sollen vorzüglich in ihrem Mastwerke Be- schädigungen erlitten haben, vorzüglich die „Belle Poule“/. Nah Beendi- gung des Bombardements brachten die Kommandanten der anwesenden Seestreitkräste der anderen Nationen dem Prinzen ihre Glückwünsche dar, Der Prinz will nun Mogador und Larrache angreifen. Da aber der erstere Hafen sehr unsicher is, auch die Befestigungen vou Mogador sehr stark sind, so will der Prinz zuvor eine kleine, diese Fortificationen beherrshende Jusel beseßen und von dort aus den Plah beschießen. Er erwartete au zu diesem Zwecke noch Verstär- fungen aus Frankreich, Nach einer anderen Angabe hätte er seine Flotte in zwei Theile getheilt, von denen der eine die kleineren Hafen= pläße beschießen sollte, während der Prinz selbst die bedeutenderen angreifen wollte,

berliner Jargon geriethen hier in ein wenig harmonisches Kreuzfeuer, und hierdurch machte die ohnehin gehaltlose Bluette weniger, als die originelle Auffassung des Schwäßers, Klatschers und Zuträgers (Tabacksfrämer Se- bastian Tratschmiedl) durch Herrn Nestroy verdient hatte. Wohl in keinem Stücke dürste der fremdartige Accent diesem Künstler im Auslande hinder- liher sein, als in dem genannten, wo die Galoppsäye natürlich ihre Wir- fung verfehlen, wenn sie nicht alsbald verstanden werden können. Uu

Vermischtes.

Bremeu, 15, Aug. (Düss. Ztg.) Ein kunstliebender hiesiger Jann hat das \{öne vielbesprochene Bild von Karl ar pee schlesischen Leinweber“ zu einem ausehnlichen Preise an sich gebracht.

Dr. Busch zu Königsberg macht in den dortigen Blättern Fol- u Om : Am 46, August Abends um 40k 217 57‘ Mitil. Bo: C De « wurde von mir und dem Gehülfen der Sternwarte, Herrn Ret i me inikasulih, die scheinbare Bahn einer Feuerugel beobachtet,

: ra Ban wir bei dem Sterne x in der Schlange bestimmten,

V pt prag der beiden Sterne «+ und « desselben Sternbildes

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Zu derselben Zeit wurde dies Meteor zu Lichtenberg im Großher- zogthum Hessen wahrgenommen. Die Großh. Hessische Zeitung be- richtet darüber: „Lichtenberg, 17, Aug, Gestern Nacht nach halb 11 Uhr wurde hier eine Luftersheinung beobachtet, welche von Westen nach Osten zichend, eine solche, durch den bedeckten Himmel aber noch vermin- derte Helle verbreitete, daß die Berge rings umher wie von einem grünulichen Feuermeer umslossen schienen, Das Ganze dauerte nicht ganz eiue halbe Minutez nah dem Verschwinden wurde, wie bei dem in der Nacht vom 21sten auf den 22sten' v. M. ebenfalls hier beobachteten Meteor, ein sich zuerst verstärkendes und nah und nach aber {wächer werdendes , fernem Kanonendonner ähnliches Geräusch wahrgenommen,

Gotha, 15. Aug. Am 12ten d, M, wurde das durch verschiedene Liedertafeln und Gesang-Vereine Thüringens vereinigte Männersängerfest im Freien auf der Terrasse hinter dem Nesidenzschlosse unter Mitwirkung von 600 Sängern begangen, Von musikalischen Notabilitäten waren u. A, die Kapellmeister Chelard aus Weimar und Schneider aus Deßau zugegen. Das Wetter begünstigte diese, auf die Zuhörer einen imponirenden Eindruck machende Gesangfeier,

Der Kölnischen Zeitung wird aus Leipzig vom 18, August ge- schrieben, der Schriststeller Joseph Nank (dessen Verhastung wir gemel- D 1e nach zehntägigem Gefäugniß in Prag wieder auf freien Fuß geseßt

orden,

Die belgischen Kolonieen in Guatemala und Brafilien.

Unter diesem Titel ist so eben zu Köln, in Kommission bei Kohner, zum Besten des kölner Dombaus, eine kleine Schrist erschienen, díe,

bei dem faum mehr abzuleugnenden engen Zusammenhange, in welchem wohlgeordnete und mit den nöthigen Garantieen umgebene Auswanderungs- und Colonisations - Projekte zu den wichtigsten und dringendsten sozialen Fragen der Gegenwart stehen, zeitgemäß is und Aufmerksamkeit verdient. Wesentlich sich auf dem Gebiete des Thatsächlichen haltend, hütet sich der Verfasser, auch wenn er sih zur Zukunst und ihren Aussichten wendet, vor zu sanguinischen Verheißungen und beschränkt h auf cine ruhige, wenn auch zu Hoffnungen mancher Art geneigte Prüsung des Möglichen. Zuvörderst wird die durch die Compagnie belge de coloni- sation ins Werk geseßte Kolonisirung von St. Thomas in Guatemala gaus- führlih dargestellt; ihr folgt die Beleuchtung der Verfassung und der Un- ternehmungen der seit 1842 ins Leben getretenen Belgisch - Brasilianischen Gesellschaft, welche die Nu von Europäern aller Nationen in der Provinz St. Katharina, im südöstlichen Winkel des Kaiserreichs, zum Zweck hat. Bei dieser Gelegenheit sind vielfache Notizen über dies leßte beigebracht, welhe bei dem entschiedenen Näherrücken Brasiliens an das Gebiet der curopäishen Handelspolitik, nur willflommen sein können, Gegen den Schluß werden die Wirkungen der gedachten und ähnlicher Unternehmungen nicht nur auf Belgiens, soudern auch auf Deutschlands Handel im Allgemeinen, in meist auf Zahlen gegründeten Umrissen, dar- estellt, gest Die ganze Schrift beweist ein fleißiges Sammeln und umsichtiges Be- achten des auf den Gegenstand bezüglichen Materials, Aus lebhaftem Interesse für denselben hervorgegangen, würde sie daher ein solches auch dann verdienen, wenn ihre ursprünglich nicht beabsichtigte Veröffentlichung nicht zum besten eines großen deutschen Unternehmens erfolgt wäre,

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Großbritanien und Irland.

London, 20. Aug. Se. Köuigl. Hoheit der Prinz von Preu- ßen begab sich am Sonnabend nah Woolwich, um die dortigen Ar- senale íîn Augenschein zu nehmen. General Lord Bloomfield, der Kommandant des Platzes, Tags zuvor auf offiziellem Wege davon in Kenntniß gesebßt, führte dem Prinzen die dort garnisonirende Artillerie- Brigade vor, welhe zur großen Zufriedenheit des hohen Gastes einige Evolutionen und Schieß - Manöver ausführte. Besonders schien die Schnelligkeit, mit welcher die reitende Artillerie das Abproben, Auf- sißen und Feuern bewerkstelligte, wozu nur 14 Sekunden erforderlich waren, den Prinzen zu überrashen. Der Herzog von Wellington, in preußisher Feldmarschalls - Uniform, Sir George Murray, Lord Charles Wellesley und ein glänzender Stab begleiteten Se. Königl. Hoheit den Prinzen, der, nah Besichtigung der Kasernen, Lord Bloom- field mit seiner Gegenwart bei einem in dessen Wohnung gegebenen Dejeuner beehrte, hierauf das Arsenal besuchte und den Raketen- Uebungen beiwohnte. Um 5 Uhr langte Se. Königl. Hoheit wieder im preußischen Gesandtschafts-Hotel in Carlton Terrace an und be- gab sich mit Gefolge zum Diner bei dem Herzoge von Wellington, wo der Herzog und die Herzogin von Cambridge, die Herzogin von Gloucester, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Melen- burg, Prinz Eduard von Sachsen-Weimar und viele Nobilitäten ver-= sammelt waren. Nach dem Diner besuchte der Prinz die italienische Oper. Am folgenden Tage, Sonntags, stattete Se. Königl, Hoheit der verwittweten Königin einen Besuch ab, nahm dann später den Palast von Hampton Court in Augenschein, und dinirte bei dem Her- zoge von Cambridge in Kew, wo dieselben fürstlichen Personen und Nobilitäten anwesend waren. Gestern besuchte der Prinz in Beglei tung des Herzogs von Wellington und seines Gefolges, des Herrn Bunsen, der Grafen Königsmark und Pücler, des Baron Schleinib, zweier Herru von Thile, des Herrn Ernst Bunsen und des Capitain Meynel , die Schiffswerften von Portsmouth, der alte Herzog war bereits eine halbe Stunde vor der festgeseßten Zeit der Abfahrt auf dem Bahnhofe der South Western Eisenbahn, und erwartete den Prinzen , der ihn bei ‘seiner Ankunft auf herzlihe Weise begrüßte. Das \chönste Wetter begünstigte die Fahrt. Um 141 Uhr Vormittags langte der Zug in Gosport an, einem befestigten Marktflecken auf dem festen Lande, Portsmouth gegenüber, wo der Prinz mit seiner Be- gleitung unter einem Salut von 21 Kanonenschüissen von den im Hafen liegenden Schiffen eine bereitliegende Barke bestieg, und, naddem die preußishe Flagge aufgesteck war, über den Kanal seßte, welcher Portsmouth vom Festlande treunt, Eine zahlreiche Gesellschaft erwartete Se. Königliche Hoheit am Landungs- Plate, unter anderen außer den Admiralen und Seeoffizieren der Herzog und die Herzogin von Beaufort, Lord Sommerset, Graf Wilton, Lord Grosvenor 2x. Nach Besichtigung des Hafens, des Arsenals, der vielen Schiffsbau-Werkstätten, besuchte der Prinz in Begleitung der ganzen Gesellschast und vieler Damen, nahdem man vorher in der Wohnung des Hafen - Admirals ein Dejeuner einge- nommen, auf dem Dampfboote „Comet“/, den bei Spithead liegenden „„Collingwood““, welher bekanntlih unter dem Befehl Sir George Seymour's nah der Südsee bestimmt is, und den „Victory“', Nel- son's Schiff, auf welchem der große Seeheld bei Trafalgar seinen Tod empfing. Als der Herzog von Wellington Se. Königl. Hoheit zu der Stelle führte, wo Nelson die Todeswunde empfangen hatte, und der Prinz hier den damaligen Ausspruch des tapferen Admirals las: „England erwartet, daß Jeder heute seine Pflicht thun wird“, rief er unwillkürlih aus, „So lange als der britische Seemann die-= ses Spruches eingedenk bleibt, so lange wird England, wie ih über= zeugt bin, seine wohl erworbene Herrschaft über die Meere behaupten““, Nach einem Besuch auf der gleichfalls hier liegenden Yacht der Küö- nigin begab sih der Prinz mit seiner ursprünglichen Begleitung nah Gosport zurück, langte mit einem Extrazuge nah kurzer Fahrt in Basingstoke an und beehrte von hier aus den Herzog von Wellington in seiner Besißung Strathsieldsayn mit einem Besuche, wohin eine aus- gewählte Gesellschaft geladen war. Se. Königl. Hoheit wird sich heute in Begleitung des Herzogs nah Oxford begeben und von dort seine Reise nah Edinburg und in die Hochlande Schottlands fortseßen.

Das Bombardement Tangers und dessen mögliche Folgen sind noch das Hauptthema unserer Journale, Die ministeriellen Blätter bieten alles Mögliche auf, allen ihren anf die marokkanische Angele- genheit bezüglichen Artikeln einen beshwihtigenden Charakter zu ge- ben, während die Oppositions - Journale, besonders die Morning Chronicle, mit mehr Entschiedenheit sch darüber erklären und von der Vorausseßung ausgehen, daß die Beseßung Tangers durch die

Franzosen bereits erfolgt sei. Man scheint auf Seiten der Regierung F die Schwierigkeiten sehr wohl zu kennen, welche diese Angelegenheit 5 in der Gestalt , die sie jeßt angenommen hat, mit sich führt, und F

wenn Morning Herald, Standard und Times sih bemühen, die friedlihe Entscheidung der Frage in Ausstcht zu stellen, so dürfte damit allerdings der Wunsch der Regierung, nicht aber ihre wirklihe Ansicht von der Sache ausgesprochen sein. Der Standard und Morning Herald sind der Meinung, daß Frankrei niht daran denke, Marokko zu erobern, auh nicht im Stande sei, es zu behaupten, wenn die Eroberung wirklich stattfände, Deshalb müsse man auf die Zerstörung Tangers kein Gewicht legen. „Nein“, ruft der Standard aus, „unsere wahre Würde erheischt, daß wir von der Sache gar keine Notiz nehmen und uns gar uicht darum kümmern,“ Eben so suht der Morning Herald heute in einem längeren Artikel nachzuweisen, daß England zu hoch und sicher gestellt sei, als daß es nöthig habe, jede Bewegung JFrankreihs mit eifersühtigem Auge zu beobachten. England, sagt der Herald, befinde sih jeßt hon seit aht Jahrhunderten in stetem ruhmvollen Fortschreiten begriffen und habe eine Stel- lung unter den europäishen Mächten erlangt, daß cs vor einem Kriege keine Furcht zu hegen brauche, wie sehr es auch geneigt sei, den Krieg an und für s\{ch als sündhaft und verderbenbringend zu verabscheuen, Gebieterin über eine Volksmenge von 130 Millio- nen, von denen 30 Millionen auf uneinnehmbaren Jusel - Festungen in Europa, im Besiß einer Seemacht, zahlreicher und stärker als die Flotten aller anderen Mächte zusammengenommen, und im Stande, diese Seemacht dreifah zu bemannen, habe England sicher für \ich selbst nihts von einem Kriege zu besorgen. Freilich be= haupte man, daß durch tie Einführung der Kriegs - Dampfschiffe die Kriegführung cine ganz veränderte Gestalt erhalten habe, daß da- durch insbesondere das Mittel geboten werde, auf vielen Punkten der bis jeßt für unnahbar gehaltenen Küste von England Landungen zu bewirken, dagegen aber sei zu erwägen, einestheils, daß England auch in Bezug auf die Zahl und Stärke der Kriegsdampfschiffe bedeutend im Vortheil sei, und anderentheils, daß die so sehr erleihterten Com- municationen im Junnern von England die Mittel an die Hand geben, auf jedem beliebigen Punkte der Küste in kurzer Zeit die nöthige Mann= {haft zu sammeln, Vergessen dürfe man auch nicht, daß während die Volkszahl in Frankreich seit der ersten französischen Revolution fast sta- tionair geblieben sei, die Bevölkerung sowohl Englands, als seiner natürlihen Alliirten auf dem Continente, Oesterreihs uud Preu- ßens, sich um mehr als das Doppelte vermehrt habe, Wenn aber unter solchen Umständen und mit Rüdsicht auf die verhältnißmäßig jeßt so glänzende finanzielle Stellung Englands, dasselbe einen Krieg

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mcht zu scheuen brauche, so sei derselbe doch siherlih besser zu ver- N I A aber biete die marokfanishe Angelegenheit, auch wie sie si jebt gestaltet habe, keine Gründe zur Besorgniß dar, denn daß Frankreih Marokko erobern fönne, daran sei gar nicht zu denken, Angenommen selbst, Tanger werde von den Franzosen beseßt, so be- sißen dieselben in diesem Punkte nichts als einen ärmlichen Seehafen, dessen Bewohner nur von der Fischerei und von der Verproviantirung von Gibraltar leben, und der als Station für Kriegsschiffe gar nit zu gebrau- chen sei. Zugegeben aber, au die Franzosen beseßten nah und nach alle Seehäfen an der marokkanischen Küste vom Kap Milonia bis zum Kap Non, so würden sie do von der Eroberung von Marokko noch eben so weit entfernt sein, wie vorher. Vor vierzehn Jahren habe Frankreich die Stadt Algier erobert, ader Niemand werde behaupten fönnen, daß es das Land Algier jeßt nah Verlauf von vierzehn Jahren als eine gesiherte Eroberung betrachten fönne. Und doch habe Algier nur 2 Millionen Bewohner, Marokko dagegen mehr als 14 Millionen und zwar von einem viel kräftigeren, mehr kriegerischen Menschenschlag. Daß die weise Regierung Ludwig Philipp?s si gegen ein solhes Laud in einen Eroberungsfrieg einlassen werde, der für Fraukreih eine Veranlassung fortdauernder Schwäche werden würde, sci niht zu erwarten.

Jun Uebereinstimmung mit dieser Ansicht und als Erwiederung auf die von den Oppositions-Blättern verbreiteten Nachrichten ent- hält heute der Morning Herald folgende halb offizielle Erklärung: „Wir sind im Stande, der Behauptung, daß franzöfische Truppen nah dem Bombardement von Tanger gelandet seien, auf das be- stimmteste zu widersprechen. Am Abend des 7ten waren keine fran- zösishe Truppen gelandet, und die marofkanische Flagge wehte auf den Wällen von Tanger. Die Kenntniß dieser Thatsachen is von der größten Wichtigkeit in Betracht des Einflusses, den auch nur ein Anschein französischer Besißergreifung der festen Pläße an der marok- fanishen Küste auf die öffentliche Meinung in England ausüben würde.“

Die Times, obschon auch ihre Erklärungen einen möglich be-

{wichtigenden Charakter tragen, spricht sich doch gegen die Nach- giebigkeits - Theorie des Herald aus und bezeichnet ausdrücklich als den Wendepunkt, auf dessen Beachtung es ankomme, den Augenbli, da die Franzosen sich mit dem bloßen Bombardement der Küstenpläße niht mehr begnügen, soudern irgend einen derselben beseßen würden. Eine solche Besibnahme dürfe „unter keinen Umständen“ gestattet werden. „Das Verfahren, welhes England unter den gegenwärtigen Umständen gegen Frankreich einzuhalten hat“, sagt die Times, „is sehr zarter Natur, aber nicht weniger klar und unzweideutig, als zart. Wir ha- ben für jeßt nur die Zuschauer bei einem Streite abzugeben, welcher zwischen zwei unabhängigen Staaten geführt wird; aber zugleich müssen wir uns bereit halten, zu handeln, vorausgeseßt, daß wir da- zu berufen werden, d, h. vorausgeseßt, der Streit nehme eine Wen- dung, welche unsere eigenen Juteressen ins Spiel bringt, Bis da- hin ein vollkommen ruhiges und neutrales Verhalten, aber bewaffaete Ruhe, bewaffnete Neutralität ein wachsamer Zuschauer, bereit, einen starken Streich zu führen, sobald seine eigenen Nechte gefähr- det werden, das ist die Stellung, in welcher wir uns jeßt in Be- ziehung zu unseren franzbsishen Nachbaren im Mittel - Meere be- finden.“ ? Auch in Betreff} der otaheitischen Angelegenheit zeigt sich das Bestreben in den ministeriellen Blättern, die nationale Bedeutung des \{webenden Streites zu s{chwächen, Ein in der Times zuerst er= \chienener Brief eines Herrn Brodie macht jeßt die Runde, in wel- chem nicht nur die Königin Pomareh als eine-lockere, dem Trunke in hohem Grade ergebene Frau geschildert wird, welche feine Theilnahme verdiene, sondern in welhem auch behauptet wird, daß die Missio- naire auf Otaheiti gleichfalls diesem Laster ergeben seien und einer derselben, Namens Wilson, welher in der Abwesenheit des Herrn Pritchard als Vice = Konsul fungirte, von! den Behörden Otaheiti?s selb] wegen Trunkenheit ins Gefängniß gebracht und an den Pranger gestellt worden sei. ;

Mehrere Blätter hatten behauptet, daß die Regierung beabsich= tige, scchs Liuieuschisse so schnell wie möglih segelfertig machen zu lassen, und habe deshalb die Anfrage in Portômouth gemacht, in wie kurzer Frist sich dies bewerkstelligen lasse. Der Standard. erklärt diese Angaben für unbegründet und fügt hinzu, die Admiralität wisse auch ohne Anfrage genau, wie viel Zeit die Ausrüstung der sog. Advanced ships (der bis auf die Beinannung und das Juventarium segelfertigen Schiffe) erfordere,

Der Ts\cherkesse, dessen Fucht aus Warschau über die preußische

f Gränze von den deutschen Blättern seiner Zeit erzählt wurde, befin-

det sich jebt mit dem Pferde, das ihm zur Flucht behülflich war, hier, Er hat bereits im Hyde - Park seine Feht- und Reiterlünste gezeigt, ohne jedoch, besonders in ersterer, eine bedeutende Ueberlegenheit über die Fertigkeiten einzelner Kavalleristen von den Garde - Regimentern bewiesen zu haben.

Schweden und Vorwegen.

Christiania, 13, Aug. Aus Tromsvöe wird unterm 30, Juli gemeldet, daß man sich dort eines so warmen und trockdnen Wetters erfreue, wie unter jenem Breiten-Grade (nahe 70") faum erlebt worden is. Vier Tage nach einander, vom 26. bis zum 29. Juli, war keine Wolke am Himmel zu sehen und das Thermometer zeigte um Mittag + 14° bis + 18° R. im Schatten,

Dänemark.

Kopenhagen, 20, Aug. (A, M.) Heut Vormittag is der Prinz Friedrih von Hessen auf dem russischen Kriegs - Dampsschiffe „Kamtschatka““ hier angekommen und' hat sich sofort nach Charlotten- [und begeben, Der Prinz is von der harten Prüfung, welche die Vorsehung über ihn verhängt hat, tief erschüttert. „Das Mitgefühl“, sagt die Berlingische Zeituna, „welches sich auh hier über dies betrübende Ereigniß ausspricht, ist um so natürlicher, als vielfältige Aeußerungen der heimgegangenen Fürstin von ihrer Achtung vor dem Volke zeugen, in dessen Mitte sie ihre kommenden Tage zuzubringen bestimmt war, und dessen Liebe sie sich gewiß in hohem Grade durh ihre Anspruchslosigkeit und das edle Vertrauen, mit welchem sie dem- selben entgegengekommen sein würde, erworben hätte,“

Zufolge eines Schreibens des Rektors der Universität zu Greifs= wald an den Rektor der hiesigen Universität, wird Ersterer mit eini= gen Professoren und etwa 50 Studenten Kopenhagen besuchen; sie werden morgen Vormittag von Malmö erwartet, |

S weiz.

Kanton Luzern. Jn der Sizung der Tagsaßung am 19. August war der Antrag des Standes Aargau auf Ausweisung der Jesuiten aus der Schweiz an der Tagesordnung. Die Verhandlung beginnt mit Verlesung des bekannten Kreis\hreibens vom 5. Juli. Aargau (Herr Keller) macht im Eingange seines ausführlichen und béredten Vortrages auf die ernste Bedeutung der Frage, welche seit 25 Jahren manchen treuen Freund des Vaterlandes mit Besorg- nissen für die Zukunft erfüllte und endlich auch zum Verhandlungs- Gegenstande der obersten Bundes - Behörde geworden, aufmerksam, und betheuert, daß den Stand Aargau weder die Absicht, sich am Bunde zu vergreifen oder die bundesgemäßen Rechte s\ei-

ner Mitstäunde oder die Rechte der Katholiken und der katholis Kirche zu kränken oder zu vérleßen, noch Leidenschast und P | oder Freude an kirhlihen Kämpfen zu seinem Antrage bewogen haben, sondern daß derselbe, indem er, bem taR a Rufe, daß das Vaterland in Gefahr sei, zuerst amtliches Gehör leihend, die in- haltsshwere Frage vor die oberste Bundesbehörde bringe, nur das Wohl des Gesammt-Vaterlandes im Auge habe. Der Stand Aargau hoffe und ersuche die eidgenössishen Mitstände, es werden dieselben den Gegenstand so bundesbrüderlich mit ihm besprechen, wie er es mit demselben gemeint habe. Der Jesuitenorden erscheint dem spre- ceuden Gesandten in seinem Ursprunge eine fromme Stiftung, ín seiner Vollendung eine dämonische Macht in seinen Mitgliedern überall verbreitet, in seinen Constitutionen nirgends gekannt ein Bettel-Orden, der nicht bettelt und an Reichthümern Fürsten überbie- tet in seinen Grundsäßen bald kirhlich verdammt, bald wieder gebilligt von einem Payst kraft göttliher Eingebung aufgehoben, und von einem anderen Papst ebenfalls fraft göttliher Eingebung wieder eingeseßt rei an trefflihen Lehrern und reicher an arg=- listigen Verführern einfältig wie die Taube unter den Wilden, flug wie die Schlange an den Höfen auf Paraguay ein Stifter und Priester der Kultur, im civilisirten Europa ihr Verderben Jeder ein willenloser Kneht und zuglei ein Souverain; des Papstes Sklave und Tyrann zugleihz unter jeder Zone, unter allen Ständen, in allen Verhältnissen immer wieder anders und doch überall immer der- selbe? ein ewiger Proteus, ein weltgeschihtlihes Räthsel! Zur Beurtheilung des Jesuiten-Ordens übergehend, gründet der sprechende Gesandte dieselbe auf die praktischen Ergebuisse und die historischen Erscheinungen seiner geheimen und öffeutlihen Wirksamkeit, und ver=- sucht auf diese allein untrüglihe Grundlage hin zur Unterstüßung des gestellten Antrages zuerst die Gemeingefährlichkeit des Jesuiten-Ordens und dann die Rechtszuständigkeit des Bundes, ihn und zwar ohne Verlehung politischer oder kirhliher Rechte aufzuheben und gus- zuweisen, darzuthun,

Italien.

Nom, 13, Aug. (A. Z.) Jhre Königliche Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Oranien siad unter dem Namen des Grafen und der Gräfín von Buren vorgestern hier eingetroffen. Ju ihrer Begleitung befindet sich der Prinz Napoleon Montfort.

Die Stadt Palestrina, so wie mehrere ihr nahe gelegene Ort- \chasten wurden, nach mehrtägiger Ruhe, in den Vormittagsstunden des 12, Augusts aufs Neue durh wiederholte Erdstöße erschüttert. Die meisten Häuser der Stadt Palestrina sind beschädigt, do kehren die Einwohner nah und nah zurück, Ob die früher blühende Klosterschule (ein Seminar), die selbst jeßt noch unter ihren Alumnen viele Fremde, besonders Franzosen zählt, in dem vom Erdbeben hart mitgenommenen Palaste bleiben, oder nah Pagliano verlegt werden wird, is noch unentschieden.

Neapel, 10, Aug. (A. Z.) Die Nachriht von dem Angriffe auf das Leben Sr, Majestät des Königs von Preußen, welhe dur einen Courier überbracht wurde, der die Reise von Berlin hierher in 8! Tagen gemacht hat, erregte unter den hier anwesenden Deutschen allgemeine Entrüstung.

Es heißt, der König und die Königin würden nah dem Pidís grotta = Feste (8. September) eine Reise nah Wien unternehmen.

Die Hiße if gegenwärtig sehr drückend und Alles s{hmachtet nach Regen, der {hon seit zwei Monaten gänzlich fehlt. Die Cister- nen auf den benachbarten Hügeln von Capodimonte, Vomero, Posi- lippo sind beinahe erschöpft.

T

ò Madrid, 14. Aug. Diesen Nachmittag traf ein von Paris kommender Courier bei der französischen Botschaft ein, und überbrachte dem ersten Botschafts=Secretair, Herzog von Glücsberg, die Vorschrift, sih obne Verzug zu dem Geschwader des Prinzen von Joinville zu begeben um dieUnterhandlungen zu leiten, die mit der marofka- uischen Regierung eröffnet werden dürften. Der Herzog beförderte den Courier sogleih weiter nah Cadix, und wird binnen wenigen eng selbst dorthin abgehen.

Es is mir ein Brief eines spanishen Marine-Offiziers mit i worden, der vom Bord seines Schiffes dem Bed creE E Tanger zusah. Die Spanier beschweren sih, unthätige Augenzeugen dieses Ereignisses gewesen zu sein, indem sie behaupten, mit ihren Kanonen dieselbe Wirkung erreicht haben zu können. Der „Suffreu““ an dessen Bord sih der Prinz befand, feuerte allein über 3000 Schüsse ab und wurde von einigen 40 Kanonenkugeln erreiht. Nachdem das Feuer eingestellt war, begaben sich die Befehlshaber der auf der Rhede von Tanger liegenden fremden Kriegsschiffe, auh der Jnfant Don Enrique an Bord des „Suffren““, um den Prinzen zu beglückwünschen. Nur der englishe Admiral schickte einen seiner Untergebenen. Der Prinz weigerte sich, diesen zu empfangen. Man konnte durch Fernröhre die zahlreihen, auf thren Kanonen getödteten maurishen Krieger wahr= nehmen. Am Sten war die Verbindung zwischen Tanger und Gibral- tar wiederhergestellt, und am 9ten glaubte man am leßteren Orte, daß die Konsuln der neutralen Mächte wieder nah Tanger gehen würden. Die Marokkaner trafen neue Vertheidigungs - Anstalten z 1500 Reiter befinden sich in der Stadt, Jn Rabat sollen sich 23,000 Mann befanden, Die Engländer \chickten von Gibraltar Wundärzte, man sagt au, Pulver und Kanonen, nah Tanger. Der Prinz von Joinville ging am 8ten unter Segel, Er soll die Absicht hegen, Larrache und Mogador zu bombardiren, und Verstärkungen aus Frankreich erwarten, Das spanishe Geschwader hat sich nah Alge- siras zurückgezogen.

In Ceuta sind einige Truppen und Geschüße angekommen, allein der General Villalonga erklärt, daß sie bei weitem nicht hinreichen, um zur Offensive gegen die Marokkaner zu schreiten,

Gestern Abend wurde hier bei dem Posthause ein Mensch ver- haftet, der im Begriff stand, eine mit anderthalb Pfund Pulver und 25 Kugeln gefüllte Bombe anzuzünden. Auch dauern die blutigen Auftritte in den entlegenen Stadtvierteln fort.

Heute standen die Dreiprozentigen zu 267 auf 60 Tage. Jn Fünsprozentigen wurde nichts umgeseßt,

Spr t en,

Konstantinopel, 7. Aug. (A. Z) Jn Syrien, namentlich in Naplus, Balbek und Beskiare, sind neuerdings bedeutende Unruhen ausgebrochen. Die Bevölkerung weigert sich, die Abgaben zu bezah= len. Die syrishe Angelegenheit ist übrigens in eine neue Phase ein= getreten, denn der österreihishe und der französische Gesandte scheinen von ihren Höfen neue Justructionen erhalten zu haben, die sie ver= anlassen, die Frage über die Wiedereinscpung der Familie Schehab fallen zu lassen.

Die Lage der preußischen Schullehrer.

Die Elberfelder Zeitung enthält unter der Aufschri | Nied er-Lausig“ einen Artikel zur Würdigun der manderiei Aussäge und Zeitungs - Artikel, welche in neuerer Zeit über die angeblich gedpide

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