1912 / 126 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 May 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Einer Depesche aus Havana zu ol omes vorgestern an den Präsidetteo T aft eer Präsident gerihteh Eingreifen der Verein 2a ftlichem, Ie gegen ad Meldungen as Segen Staaten e pru) erhebt. rovinz Oriente andauernd beunruhigend. „in der haben an Erich penser der arovi die Vufforberung (e : e E werden tbei B E S die em L hel dem die Aufsnd geren und Aufsüändischen ge 0 / Nah ei it zayureiche Tote und Ver- wundete atten. Nach einem Gerücht soll si der ändishen Estenoz zu af er Führer der gans baben . S m Präsidenten der neuen Republik s 16 u. S E aus Me ik h Schlacht bei Rellano die Verluste Orozcos. her gut; "Let 8000 M oco E 4000 Mann betragen. j eflohen. ragen. Ampf mit allen Kräften Stüber. General Huerta will den Das Asien. n einer Depesche an die „St. Pet T mur deli Sala ed Daleh Ver wu seeorapen rsische Regierung gerichteten Forderung mit. Er verlangt rin die n êrufung einer aus Vertretern des Hofes Sn Kabinetts, der Armee und der Stammeshäupter bestehenden Konferenz nah Saltanabad, die darüber beraten \oll, wie aus der gegenwärtigen Lage ein Ausweg zu finden sei. Sollte dieser Vorschlag abgelehnt werden, \o droht Salar ed Dauleh O von 150000 ihm ergebener marschbereiter Wie vom „W. T. B.“ aus Urga ; ; ; H n gemeldet wird, haben die mongolishen Behörden die Auswei " aus der mongolischen Stadt dgen S P IEN

Afrika.

Der Sultan Mulay Hafid hat den am Sonnabend in Audienz M, Vie W. L "Ba meldet, hob der General Lyautey in einer Ansprache die Loe Und verfa h d E des Sultans rühmend e icherte, daß di t nat Í : Ler FortsHrittaweek ‘deo bie lebten Ereignisse in keiner Weise

__det 1 er beiden Regieru i i 2 reiten könnten. Frankreich sei citisGlolet nate Gene be

Ì nter voller der Machtbefugnisse des Sultans sowie der Religion ie es Sitten seiner Untertanen ihm wirksame Hilfe bei der Ein- ihrung eines Regimes der Ordnung und der Zivilisation zu eihen. Der Sultan erwiderte hierauf, er zweifle nicht an dem Gelingen der Aufgabe Lyauteys, dessen Gefühle der Achtung vor den Einrichtungen und der Religion des Landes ihm eine vertrauensvolle Bürgschaft böten. Lyautey könne auf die Freundschaft und die Aufrichtigkeit der Gefühle der maroë kanischen Regierung rechnen. Und o heiße er ihn und seine O S Meldungen des „W. T. B.“ zufolge unternahmen feindliche Streitkräfte in der Nacht zum 26. d. M. einen E An- griff auf Fes, und zwar auf drei Punkte der Stadt. Jm Norden auf Bordi, im Osten auf das Fort Tandert und im Süden auf das 2km entfernte Dar-ben-Amar. Nach telegraphischen Berichten des Generals Lyautey über den Kampf in dem nordöstlichen Stadtteil, warf die Garnison die Aufständischen, die in Häuser und Gärten eingedrungen waren, Schritt für Schritt zurü. Jm Norden der Stadt wurde vormittags die Offensive ergriffen, die den Rückzug der Angreifer zur Folge hatte. Ebenso wurden diese im Osten zurückgeworfen und verfolgt und erlitten große Verluste. Auf französisher Seite sind ein Offizier getötet und etwa dreißig Soldaten getötet oder verwundet worden. Europäische Zivilpersonen sind nicht verlegt worden.

__ Veber die Lage im marokkanischen Grenzgebiet teilt das fFranzösishe Kriegsministerium Telegramme des Generals Alix vom 26. d. M. aus Guercif mit, das die ne Girardot am Sonnabend, ohne Widerstand zu finden, A hatte. Danach befand fich der General mit vier Bataillonen

avallerie und Artillerie bei Saf Gafat, der Hauptübergangs- stelle über den Ued Melellu, um die Hauaratrupps von der Harka der Beni Uarain zu trennen. Mehrere hundert Hauaras versuchten, den Uebergang der Kolonne zu hindern, wurden aber zurückgeworfen und zerstreut. Nach einem heftigen Kampf von drei Stunden konnte die Kolonne nah Erreichung ihres Zieles ohne weiteren E s nach Guercif zurückehren. Die Verluste der

auara sind nicht bekannt, auf französisher Seite wurden zwei Mann getötet und zehn, darunter ein Leutnant, verwundet.

___— Zu der vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung, daß die Türken und Araber am 20. d. M. fünf italienische Bataillone bei dem Engpaß bei Beni Giten im Süden von Forva zurückgeworfen hätten, erklärt die „Agenzia Stefani“, daß die Ztaliener in der Tat einen Angriff gemacht hätten, sie E aber bei dieser Gelegenheit die türfish-arabischen Streit- räfte zurückgeschlagen und ihnen erhebliche Verluste zugefügt. Das Ergebnis des italienischen Sieges sei die Veberraschun und die Zerstreuung einer Karawane gewesen, deren Weg dur die Türken und Araber gesichert werden sollte.

G

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Hannover ist, wie „W. T. B.“ berichtet, die Aus- sperrung in der Metallindustrie jeßt in der vom Verein der Metallindustriellen am 11. Mai bes{lossenen Höhe von 60% der Arbeiterschaft durchgeführt worden. Infolgedessen haben auch die übrigen Arbeiter auf den meisten Werken gemäß den Beschlüssen ihrer Organisation die Arbeit niedergelegt, sodaß fast voll- ständige Arbeitsruhe herrscht. Nur noch in einzelnen Werkstätten wird der Betrieb mit einer geringen Zabl von Arbeitern aufre{terhalten.

Im Hamburger Hafen haben „W. T. B.“ zufolge die Maschinisten auf eiwa hundert Schleppdampfern wegen nicht be- willigter Lohuforderungen die Arbeit niedergelegt. (Vgl. Nr. L E st herrs

n udapelt herrs{cht wieder vollständige Ruhe (vgl. Nr. 125 d. Bl.). Die Dpfer der Arbetterunruhen find „gestern unter Teilnahme einer nach vielen Tausenden zäblenden Arbeiter- menge zu Grabe getragen worden. Nach der kirhlihen Feier hielt ver Arbeite:führer Bokanyi eine Trauerrede, worauf sih die Menge in größter Ordnung zerstreute. Auch der während der Arbeiterunruhen g e- tôtetePolizeibeamteJIosefNitter ist feierlihb estattet worden. Bei dem Leichenbegängnis waren der Justizminister Szekely, mehrere Staatësekretäre und der Oberstadthauptmann mit dem vollzähligen Beamtenkorps der Polizei erschienen. Wegen verschiedener Aus- schreitungen bei den leßten Straßenkundgebungen wurden weitere 43 Vet verhaftet. Von der Staatsanwaltschaft ist gegen 15 Anklage erhoben worden.

Der Londoner Transp ortarbeiteraus stand (vgl. Nr. 125 d. Bl.) hat nach den Meldungen des „W. T. B.“ bedeutend zu-

genommen. Die Rollkuisher haben \sich dem Ausstand an-

ges{lossen. Alle Docks machen einen verödeten Eindruck. von der Londoner arbe de angestellten Arbeiter sind bei der Arbeit geblieben. Die Rollkutscher fordern die Festseßung einer 60 stündigen Arbeitszeit für die Woche und allgemeine Avfbesserung der Löhne. Die Cisenbahnbehörden haben die Ueberführung von ‘Gütern nah dem fen eingestellt. Auch einige Dampfschiffahrtsgesellschaften haben den Betrieb ges{lossen. Under uen Transportarbeiter veranstalteten am Sonnabend eine

undgebung auf vem Trafalgar Square. Eine starke Polizei- macht war ifgebaten: fand aber nirgends Anlaß einzugreifen. Es wurde eine Entschließung gefaßt, in der die Transportarbeiter einen

Nur die

einheitlihen Stundenlohn von zehn Pence und einen ohn von einem Schilling zwei Pence für jede Ueherstunde verlangen und erklären, fie würden nicht eher zur

Arbeit zurückehren, bis alle ihre Forderungen angenommen wären. Eine Anzahl von Lastautomobilen verließ gestern unter polizei- lißem Schu g den Fleishmarkt von Smithfield und fuhr nah den Docks, wo fie große Mengen von gefrorenem Fleisch aufnahmen. Es kam zu einer \{chwachen Kundgebung; die Wagen kehrten aber unversehrt nach Sumithfield zurück. Die Lastträger von Covent - Garden, dem Londoner Frucht-, Mehbl- und Gemüsemarkt, haben heute früh gemäß einer Aufforderung ihres Verbandes die Arbeit eingestellt. Die Nichtorganifierten seßen die Arbeit fort, doch bemühen ih die Vertreter des Verbandes, e zum Anschluß an den Ausstand zu bewegen. Der Londoner [u8stand8aus\chuß hat sih an die Gewerkschaften der anderen Häfen gewandt, um das Wschen von Schiffen, die aus dem Londoner Hafen kommen, zu verhindern. Derselbe Appell ist an den Internationalen Transportarbeiter- verband ergangen. Ferner hat der Auss{uß eine Erklärung erlássen, die alle Transportarbeiter zum Streik auffordert und gegen die Verwendung von Polizei und Militär zum „Schuße der Arbeitgeber“ Verwahrung einlegt. Die Polizei hat strengen Befehl erhalten, die Beförderung von Lebensmitteln vom M en siherzustellen und jeden Cinshüchterungsversuch von Arbeitswilligen zu verhindern. Ueber die Streikposten wurde angeordnet, daß immer nur ein einzelner fch an die Arbeiter wenden dürfe, und auch nur dann, wenn diefe damit einverstanden sind. Jeder, der ein Pferd an- hâlt oder einen Fuhrmann belästigt, soll sofort verhaftet werden.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen, „W. T. B." zufolge, gestern mittag im Neuen Palais bei Potsdam das Fräulein Mathilde Kirschner, Tochter des Oberbürgermeisters, den Leibarzt Dr. Niedner und den Konsul Christoph, Generaldirektor der Niskyschen Barackenfirma. Es handelte sih um den Bau eines Erholungsheimes, das Seine Majestät für mittellose Arbeiterkinder Berlins an der Ostseeküste errihten wollen, Der Allerhöchsten Aufforderung folgend, hat Fräulein Kirshner sich bereit erklärt, die Leitung der Anstalt zu übernehmen. Die Anlage ist so geplant, daß monatlich 150 Kinder Aufnahme finden können. Die Einrichtung wird mithin im ganzen jährlich 700 bis 800 erholungs- bedürftigen Arbeiterkindern zugute kommen.

Kunft und Wissenschaft. XXIV. Ausstellung der Berliner Sezession. TES)

Eine „historische Abteilung" fehlt diesmal. Nur ein meisterliches Bildnis von Th. Alt und ein holländisches Dorfidyll von Israels erinnern an die Anfänge der impressionistishen Malerei. Ein prächtiger Leibl, ein Frauenbild, ist leider nah wenigen Tagen wieder verschwunden. Daneben bedeuten vier Bilder von van Gogh nicht bloß eine Ehrung für einen der Väter der neuen Zeit, sondern zuglei einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung. Da der Gegensaß zwischen der sicheren Kunst der Aelteren und den kühnen Versuchen der Jüngsten sich dur alle Säle zieht, so ltegt es nahe, ihn auch der Besprechung zugrunde zu legen.

Aufs Ganze gesehen, besteht der alte Stamm der Sezession ie als die Schar der Neuerer und ihres Gefolges. Nicht an Zahl, aber an originalem Gehalt der Werke {lagen besonders die Führer noch immer jeden Wettbewerb. Ihre reife Kunst ist es vor allem, die in dieser allzu bunten Ausstellung einen der Eckräume zu einem Nuheplaß reinen Genusses macht. Von Liebermanns drei Bildern zeigt jedes etne charakteristische Seite seiner Malerei. Der Reiter am Strand, der so ganz in die feuchte, trübe Atmosphäre aufgenommen erscheint, ist unter den vielen verwandten Stücken eines der überzeugendsten. Das Herrenbildnis, nicht ohne einen Rest von Gezwungenheit in der Haltung, wirkt doch in dem geistvoll lebendigen Vortrag, in der Aus8druck3- kraft der wenigen Farbtöne als ein glüdckliher Wurf. An den Wert der \{önsten Zeichnungen reiht die „Wagenfahrt auf dem Pincio“ heran. Mit überlegener Sicherheit ist hier das Bezeichnende herausgegriffen und gestaltet: Der echt römische, rötlich braune Ton, die Salben Lichter der Abendsonne, das Schieben und Drängen im Vordergrund unter den Bäumen und der weite Blick in die lichte Ferne über die Stadt hinweg. Spricht aus O R der Geist, der überzeugt, so spürt man bei Corinth die Kraft, den ungestümen Willen, den

eshauer zum Mitgehen gleichsam zu zwingen. Der Erfolg wird freilich den seiner jüngsten Sonderausftellung nit erreihen. Voll- wertig i nur der prächtige, groß gesehene „Blick auf die Elbe bei Altona“ aus der Hamburger Kunsthalle. “Das Auge weitet sich beim Anblick dieser belebten Fläche, von der der erfrischende Hauch der Seeluft auszugehen \{heint. In dem Hagenbeck-Bild gibt es bedenklih leere Stellen, und in der „Tändelet“, wo Corinth einmal zarte Tône anschlägt, hat das Figürliche einen allzu süßen Beigeschmack. Das rauschende Blumenstück „Hymnus auf Michelangelo“, dekorativ bedeutend, aber ohne tieferen Wert, und der „Mecklenburgische Vieh- hirt“, eine großartige Skizze voll Eigenart und unmittelbarer Schlagkraft, zeigen doch, was den Maler zum Führer der Jugend gemacht hat. Gegenüber Corinth und Liebermann erscheinen Kalkreuth und Thoma als innerlich verwandte Naturen. Der erstere überrasht zwar diesmal durch einen „Blick vom Balkon“, der die malerische Zusammenfassung sonnenbeglänzter Blumenpracht erstrebt. Aber be- zeihnender für thn ist doh das- weiblihe Porträt mit seinen fest ab- gegrenzten Flächen, seinem {lichten Wirklichkeitsfinn, aus dem soviel verhaltene Liebe zum Gegenstand spriht. Und derselbe Geist lebt in Thomas „Junimorgen“, einer \ommerlihen Schwarzwaldlandschaft, deren straffer Aufbau und zeihnerishe Durchbildung an die spröde Schönheit Haiderscher Bilder erinnert. Auch Oberländer, von dem zwei bezeichnende Proben voll echten Humors zu“ sehen sind, ge- hört auf die Seite des Linienstils, und es ijt erfreulih, diese Neben- strômung der deutschen Malerei durch drei Meister von fo durchgebildeter Eigenart vertreten zu sehen. Daß sie zurzeit {ulbildend wirke, kann man in Berlin nicht sagen; die große Menge unserer jüngeren Talente gehört ins Gefolge Liebermanns und Corinths. Sie ist erschienen mit einer Reihe tüchtiger Arbeiten, die das Werk der Meister aus- bauen und au weiterbilden möchten. Ueberall ein Drängen auf stärkere Farbigkeit, auf große Kraftentfaltung, ein Streben, dem freilih bei der Figurenmalerei der Gifolg bisher * versagt geblieben ist. iese wagt fich an große Aufgaben, ohne die entsprehende monumentale Gesinnung. Ein Bild wie von Kardorffs „Mutter und Kind“ ist als Komposition viel zu absitlich arrangiert, zu überfüllt und unruhig, Friß Rheins „Bildnis im Freien“ oder Robèrt Breyers Doppelporträt leer und matt, während im Einzelbildnis von denselben Meistern und von andern, wie Pankok, ftarke, ges{chlossene Wirkungen erzielt werden. Auch Max Beckmann, der in seinen Swariweth

*) Vergl. Nr. 107 d- Bl.

] fessor Dr. O. H

blättern dem Stil großer Szenen ganz nahe gekommen ist, bleibt im Wandbild hinter den Erwartungen zurück. Seine „Amazonen- \{lacht" ist eine ungeklärte Masse guter Einzelstudien: das Ganze interläßt den Eindruck einer S erger Doch darf man ofen, daß der Künstler sih zur Gestaltung auch so mächtiger An- schauungen noch durhringen werde. Anders bei Martin Branden- burgs leben8großem : “Christus erscheint den Jüngern“. Hier ist zwar alles übersihtlih geworden, aber die E hat jeßt einen fatalen Zu- saß von jener Theatralik, die vor der Au gabe, {lichte Größedarzustellen, all hier vor allem vor dem Christuskopf, völlig versagt. Das Bild ibt denen ren die {hon auf den leßten Ausstellungen in Branden- urgs gespenstishen Visionen ein Nachlassen der künstlerishen Kraft Mee Hans Baluschek, der in seiner „Eisengießerei“ eben- falls ein großes Thema aufgegriffen hat, neigt auch gti wieder dazu, durch den Gegenstand als solchen mehr als dur feine Ver- arbeitung Stimmung zu maten; und so rücken seine Werke, troy aller modern ih Sees Technik, in die Nähe einer längst totgesagten Genremalerei; nur daß diese leßtere weniger anspruchsvoll auftrat und für ein Motiv wie die am Weihnachtstag heimkehrende Diakonisse wohl kaum ein so heroishes Format gewählt hätte. Nur anhangs- weise sei in diesem Zusammenhang noch Max Oppenheimers ge- dacht. Unseres Erachtens befindet \sich der begabte Wiener mit seinen großen Kompositionen auf einem Irrweg. Was man Keht, ist immer nur eine Sammlung getstreih gezeihneter Bildnisse. Das raumlose Zusammenhäufen von Köpfen um einen Mittelpunkt diesmal is es der Körper eines Operierten also, was er Kom- ponieren nennt und womit er si ersichtlihe Mühe gibt, ist wirklih nichts anderes als Dilettantismus. Oppenheimer, der gegebene Porträtist für manhe Kreise Berlins, verliert sich an Aufgaben, die ihm nicht liegen, und an grausige Gegenstände, denen ein Künstler ganz ebenso wie den sentimentalen aus dem Wege gehen sollte: beide bilden ein Hindernis rein künstlerisher Wertung. : Mehr Hoffnungen erweckt die Land schastsmalerei. Philipp raus gibt in seinen „Badenden Knaben“ ein Werk, das auf der renze zwischen beiden Gebieten steht; und das in feiner energish frohen Behandlung des Lichts Uebermanns{e Motive weiterführt. Eine eigene Sprache haben fich Rösler und Brockhu sen geschaffen. Beide wissen aus unsheinbarenStellen der märkischen Landschaft harakte- ristishe Schönheit herauszuholen. Rösler, vielleicht der innerlich Reichere, ibt weite Blicke mit verwehten Bäumen und Buschwerk von starkem Stimmun 8reiz, Brockhusen in derber Technik und gedrungener Glie- derung fleticre Aus\chnitte, beherrscht von dem kahlen Gerüst mächtiger

Bäume. Sein „Gartenlokal“ \treift hon an Wirkungen des späten van Gogh, o wuchtig, \

o herausfordernd körperlih sind die Einzel- beiten hingestellt. Mehr auf der Linte Liebermannscher Landschafts- kunst halten sich Ernst Dpplers feine Dünenblide, von Kar- dorffs- „Gartenrestaurant in Wieck" und Josef Dppen- E Wannseebild. Unter den Künstlern, die das \chein- bar so

reizlose Gebiet am Rande der Großstadt mit Glück bebauen, sei Franz edendorf genannt. Alfred Partikels „Heuernte" und Bishoff-Culms kraftyolle Land-

schaften sind beachtenswerte Proben jüngerer Talente. Einer freund- lichen Beurteilung sind im voraus ficher Ernst Gablers reizvolle Ansichten aus Potsdam, und ebenso Ulrih Hübner mit seinen frishen und geschmackvollen Schilderungen von der Ostsee. Auch Heinrich übners Innenräume, und mehr noch George Mossons Blumenstücke mit ihrer leuhtenden Pracht bringen Bekanntes und Willkommenes.

So beachtenswert die durhschnittliGe Höhe ist, auf der sich diese Perfönlichkeiten halten, so wenig hier von Stillstand und Rüdschritt geredet werden darf, überragend große Werke fehlen doch; und so ist es begreiflih, daß sih das tiefste Interesse den Pfadfindern jungen und alten zuwendet, die ihren Werken ein neues Gesicht zu

eben versuhen. Ihnen soll daher im folgenden noch eine besondere ürdigung zuteil werden. 40

. D,

Die diesjährige Generalversammlung der Goethe- Gesellschaft wurde, wie aus Weimar gemeldet wird, am ver- gangenen Freitag dur eine interessante Ausführung des Urfaust ein- geleitet. Die eigentlihe Versammlung tagte. unter dem Vorsiß des Geheimen Regierungsrats, Professors Dr. Erih Schmidt am Sonn- abendvormittag; den Festvortrag hielt der Frankfurter Gelehrte, Pro-

Heuer über das Thema: Goethe tin seiner Vaterstadt. Der Vortragende schilderte das Frankfurt der Jugend- tage Goethes als die Stätte, der der Göß und Werther entsprossen, in der au der Wilhelm Meister und Faust wurzele. Das Bild der Vatetstadt, wie es der Dichter in „Dichtung und Wahrheit“ aufge- zeihnet, wurde nachgeprüft, im wesentlihen als wahr befunden und in Einzelheiten rihtig gestellt. Es folgte dann eine Schilderung des Verhältnisses Goethes zu seiner Vaterstadt während seines Weimarer Lebens vor und nah dem Tode der Mutter, die das Gefühl der Zugehörigkeit zu Frankfurt am meisten aufrecht erhielt. Eingehend wurde dann dem von Goethe nah dem Tode der Frau Nat gefaßten Plan, Frau und Sohn in das Frankfurter Bürgerrecht aufnehmen zu lassen, nahgegangen. Der Plan wurde nit ausgeführt; er scheiterte an den amtlihen Förmlichkeiten, die eine aktenmäßige Darstellung der unklaren, mißlichen R Ie erforderten. Das fük;rte dazu, daß Goethe selbst das Frankfurter Bürgerrecht aufgab, ein Schritt, der seiner Familie niht zum Vorteil gereichte, der namentli August Goethe eine Stätte verschloß, an der er viellelcht hätte heimisch werden und seine Gaben entfalten können. Innerlich blieb Goethe bis an sein Ende mit der Vaterstadt verbunden, die heute neben Weimar die Hauptstätte einer verehrenden T an ihn ist. Das 1863 vom freten deutschen Hochstift erworbene Geburtshaus des Dichters birgt gleich dem Goethemuseum, das seit 1897 in einem

besonderen Gebäude untergebraht ist, eine stetig anwacsende Sammlung von Goetheerinnerungen, eine wertvolle Goethe- bücherei, ein reihhaltiges Archiv und die etwa 5000 Nummern umfassende graphishe Sammlung. Ein umfangreiher Er-

weiterungsbau für das Museum ist geplant; er_wird dann dem Weimarer Goethemuseum ebenbürtig an die Seite treten und die Zahl der Besucher der Frankfurter Sammlung, die fis in den leßten Jahren jährli auf gegen 50 000 Personen belief, noch steigern. Am Sonnabendnahmittag wurde das von Ernst von Wildenbruh gestiftete Guphrosyne-Denkmal. enthüllt, das dem Andenken der jungen SPaU R Christiane Neumann gewidmet ist. Bet der Feter hielt Erih Schmidt die Nede.

Die 15. Versammlung der Landesgruppe Deutsches Reich der internationalen kriminalistishen Vereinigung findet vom 29. d. M. bis zum 1. Juni in_ München statt. Auf der Tagesordnung der Sitzungen, die im Schwurgerichtssaale des Justiz-

alastes stattfinden, stehen: Am 30. Mai: I. Bericht des Geheimen ustizrats Professor Dr. von Liszt über die Beschlüsse der Straf- rechtsfommission, soweit sie bis zur Landesversammlung bekannt sein werden. 11. Frage 1: Die geseßlihe Einführung und Regelung der Schußgaufsicht. Berichterstatter: Landgerichtsdirektor a. D Aschrott; am 31. Mat: 1. Fortsezung von Frage 1. 11. Frage 2: Das Arbeitshaus, seine gegenwärtige E in den einzelnen Bundesstaaten und seine Verwendung im künftigen Strafgeseßbuch. E T T5 Großherzoglih badisher Ministerialrat Dr. von ngelberg.

Literatur.

Der Bund Deutscher Frauenvereine hat sämtliche Vorträge und Referate, die auf dem in diesem Frühjahr in Berlin abge- haltenen „Deutschen Frauenkongreß“ gehalten wurden, in Buthform im Verlag von B. G. Teubner in Leipzig heraus egeben (geh. 3 46). Der über 300 Seiten {arke Band unterrichtet über die- jenigen Aufgaben und Ziele, die allen Nichtungen in der modernen Frauen» bewegung gemeinsam sind, vor allem über die Grundfrage: was ist die deutshe Frauenbewegung ? Er führtaber au über diese allgemeinen Fragen hinaus, indem in zahlreichen Referaten auf das weibliche Berufsleben in