1878 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Nov 1878 18:00:01 GMT) scan diff

sowie den des Chefs des Militär-Kabinets und um 1 Uhr einige militärishe Meldun

ent n chst empfing Se. Kaiser iche Hoheit die Meldung

des mit kurzem Urlaub aus Baden-Baden in Berlin einge- troffenen General-Majors à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Fürsten Anton Radziwill.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sizung zusammen.

Der Bundesrath hat in der Sißung vom 12. v. M. bes{lossen, daß für die zollamtlihe Behandlung fremdherrlicher N E MIIE in den deutshen Häfen fortan die nachfolgenden Vorschriften zur Anwendung

u bringen sind. Die unterm 18. Mai 1843 für die preußi- chen Häfen erlassenen Bestimmungen b treffs der zollamtlihcn

ehandlung der zur Kriegsmarine ánderer Staaten gehörigen Schiffe treten demna außer Kraft.

1) Eine zollamtlihe Revision der fremdherrlichen Kriegsschiffe, Joie eas das Betreten derselben im Zollinteresse findet ni att.

2) Alle aus diesen Schiffen an das Land gebrahtez Gegenstände (Waaren-, Mund- und Materialvorräthe, Inventarienstücke) unter- liegen der zollamtlihen Behandlung nat den dieserhalb bestehenden Vorschriften, und sind zu dem Behufe, bevor fie in den freien Ver- kehr treten, dem Zollamte des Hafenortes anzumelden. i

Für Waaren u. st. w. wird[ dadur, daß dieselben auf Schiffen einer fremden Kriegsmarine transportirt werden, eine Befreiung von der tarifmäßigen Eingangsabgabe oder eine Ermäßigung érselbett nicht begründet. ;

3) Der Transport von Gegenständen und Waaren von Land an Bord unterliegt keiner zollamtlichen Kontrole, es sei denn, daß die- selben mit dem Anspruch auf Steuervergütung ausgeführt werden oder unter anns stehen. In diesen Fällen sind die hierfür bestehenden Vorscbriften maßgebend ; insbesondere muß deu Zollbeam- ten Ueberzeug!:ug vers{affft werden, daß solche Gegenstände und Waaren wirklih an Bord der fremdherrlihen KricgE\schiffe gelangen.

Die Frage bezüglich der Gewährung von Klei- dungsstüden an solhe Personen, welchc nah Verbüßung der gerichtlichen Haft dér Nee Raa beit behufs Fest- séhung einer korrektionellen Nahha ft in einem Arbeits- hause überwiesen werden, ist, nah eincm Reskript des Ministers des Jnnern vom 24. September d. J., schon mehrfach Gegenstand der Erörterung zwischen dem Justiz- Minister und dem Minister des Jnnern gewesen. Dabei ist den bestehenden Vorschriften gemäß als feststehend anerkannt worden, daß die gerihtlichen Gefängnißverwaltungen ver- E sind, die Bekleidung der Géfangenen bei ihrer Ent- assung aus der Strafhaft in einem durch die Rücsicht auf hreszeit, Gesundheit und Sitte unumgänglich geforderten aße für Rechnung des Justizfonds zu veranlassen.

Weitere Aufwendungen dagegen, welche demnächst durch die Beschaffung der Ausrüstung für den Transport erforderlich werden, sind gemäß der Bestimmung in dem Erlasse vom 2. November 1876 als landespolizeilihe Ausgaben nicht dem N sondern dem Landespolizeifonds zur Last zu egen.

Jn der iterjugung wider einen Brennereiverwalter, welcher einen mitangeklagten Brennereiarbeiter zum Ueber= s{höpfen von Maische aus Bottichen it steigender in Bottiche mit fallender Maische, unter Vißbrauh feiner Stellung und seines Ansehens, angestiftet hatte, war der Verwalter als Anstifter vom Appellationsgeriht zu Cöslin zu der in der E on_ Kabinets-Okdre vom. 10, Januar 1824 ange-

orohten Kontraventionsslrafe und : zu einer Defraudations- strafe verurtheilt worden, obwohl ihm gegenüber die Absicht einer Steuerverkürzung. (ohne welche die Desraudationsstrafe unzulässig ist) niht festgestellt worden. Die vom Vermwalter gegen dieses Erkenntniß eingelegte Nichtigkeitsbeshwerde wurde vom Ober-Tribunal durch Erkenntniß vom 10. Oktober cr. zurückgewiesen, indem dieser Gerichtshof aus\prach, daß es zur Anwendung der Defraudationsstrafe einer Fest- stellung der Absicht einer Steuerverkürzung nur dem Thäter, nicht aber- dem Anstifter des Defraudanten gegenüber bedarf. „Wenn zum Begriffe der vorsäßlihen Anstiftung zu einer strafbaren Handlung gehört, daß der Anstifter durch seine Einwirkung auf den Willen des Thäters denselben zu derjenigen Handlung habe bestimmen wollen, die derselbe demnächst wirklih vorge- nommen hat, so folgt : on selbst, daß es einer ausdrücklichen s der thatbestandlihen Momente der begangenen

rafbaren Handlung, hiex also der - Absicht einer Steuerver- Tkürzung nur gegenüber dém eigentlichen Thäter bedurfte, weil das Vorhandensein einer gleichen Absicht auf Seiten des Ver- walters als des Anstifters s{hon aus dem Begriffe der An- stiftúng von selbst folgte.“

Von _ den während der Belxgerung von Paris ver- wundet. in Gefangenschaft gerathenen deutschen Soldaten. war eine Anzahl in dortigen Krankenhäusern verstorben und auf den städtischen Kirchhöfen von Paris. beerdigt worden.

__ Aus Anlaß: von Umgrabungen.- auf dem-Montmartre- Kirchhofe, welche auh Gräber deutshér Soldaten ein- zubegreifen drohten, hat die französische Regierung vor Kurxzem - versügt, daß auf den Kirhhöfen Pere Lachaise und. Montparnasse besondere, mit Denkmälern zu ver- sehende und mit ewigem Ruhrecht auzszustattende. Grabstätten errichtet und in diesen die irdischen Reste der sämmtlichen auf Pariser Kirhhöfen damals begrabenen deutshen Soldäten vereinigt werden sollen. Jüisbeson- dére werden in Folge déssen die jeßt in den Fósées communes dés ontmaxtré- Kirchhöfs - beerdigten irdischen Resté' ‘von 16, zumeist" bei ‘Le Bourget: gefalleneri Soldaten eiïne“ würdige" und dauernde Ruhestätté auf dem Laien Kirchhofe von Paris, - déin Kirchhofe Père Lachaisé,

en.

Der Geéencral-Liéutenant Graf, von Brandenburg, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und. Commandeux. der Garde-Kavallerie-Division, ist von Urlaub; hierher zurückgekehrt.

S. M: Panzer- Korvette „Hansa“, 8 Geschüße, Kommandant Korvetten-Kapitän: Heuster. ist:am- 31. Okio:! ber cr. von Kiel nachPlymouth:in Seéë' gegangen.

Cassel, 31. Oktober. Der Kommunal-Landtag für den Regierungsbezirk Cassel sprach sich in seiner-heutigen (14.). Sizung bei der Berathung des. Géséßentwurfs über die .Ah- änderung der Wegegeseße im.“ Regierungsbezirk Cassel zu- nächGhst dafür aus, die Bestimmungen übér die Verpflichtung zum: Bau und zur Unterhaltung der Landwege nicht auf die

ken, sondern für den ga Regierungsbezirk zu er- li Uebrigen ertlärte ch und Zusäßen mit dem e bes einverstanden. iermit waren die Geschäfte des Kommunal-Landtags be- endigt, und der Ober-Präsident \sprah daher unter Hervor- edi der Wichtigkeit der erledigten Geschäfte und des be- iedigenden Verlaufs derselben, kraft der ihm O Er-

mächtigung den Schluß des Landtages aus, worauf der Vor-

sißende auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers und Königs mit dem Ausdrucke der Gefühle der Treue und An- hänglichkeit ein Hoh ausbrate, in welches die Versammlung mit Begeisterung dreimal einstimmte. i essén. Darmstadt, 31. Oktober. (W. T. B.) Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen heute Nach- mittag 2 ofe von: Baden-Baden tommend, hier ein, wurden

am Bahnhofe von der Frau Prinzessin Karl von Hessen be- grüßt und seßten nah nur kurzem Aufenthalte die Reise nah Coblenz fort. Ein großherzoglicher Erlaß beruft den Lan d- tag zum 20. November zusammen.

Sachsen - Coburg-Gotha. Gotha, 30. Oktober. Die heute veröffentlihte Nx. 361 der „Gemeinschaftlihen Ge- seß-Sammlung für die Herzogthümer Coburg und Gotha“ enl- hält folgende Ausführungsverordnung zu dem Geseß gegen die gemeingefäh*lihen Bestrebungen der Sozial- demokratie vom 21. Oktober 1878, vom 24. Oktober 1878.

Auf Höchsten Befehl wird zur Ausführung des Gesetes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 8. 29 verordnet, was folgt:

Unter der Bezeichnung „Landespolizeibehörde* find in den Herzog- thümern Coburg und Gotha die mit laydräthlichen Befugnissen ver- sehenen Behörden und unter der Bezeichnung „Polizeibehörde“ die Ortépolizeibehörden (Gemeindevorstände) zu verstehen.

Gotha, den 24. Oktober 1878.

Herzogl. sächf. Staats-Ministerium. v. Seebach. S

Anhalt. Dessau, 30. Oktober. Die heute ausgegebene Nr. 501 der „Geseß-Sammlung für das Herzogthum-Anhalt“ enthält folgende Bekanntmachung, die Ausführung des 8. 29 des Geseßes gegen die gemeinfährlihen Be- strebungen déèr Sozialdemokratie betreffend:

_In Cemäßheit des §, 29 des Reichs8ges2ßes gegen die gemein- gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober d. F, (Reichsgeseßblatt Nr. 34) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß ge- bracht, daß im Sinne dieses Geseßes unter der Bezeichnung ,Landes- polizeibehörde“ die He Regierung, Abtheilung des Innern, zu Deffau, unter der Bezeichnung Polizeibehörde“ die Ortspolizeibehör- den zu verstehen sind.

Deffau, den 25. Oktober 1878. Herzoglich anhaltishes Staats-Ministerium. von Krosigk.

__Waldeckæck. Arolsen, 29. Oktober. Die heutige Nr. 15 des O ende D Waldeckishen Regierungs-Blatts enthält olgende Bekanntmachung, betreffend die Ausführung des Reichsgeseßes gegen die gemeingesährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878:

In Ausführung der Bestimmung im §. 29 des Reichsgeseßzes gegen die gemeingefährlihen Beslrebungen der Sozialdemokratie vom 21, Oktober d. I. (Reibögeseßblatt Seite 351) wird hierdurh be- Tarrnt gemacht, daß im -piessettigen V Staatsgcebiet 1..ter der im Geseß gebkauhten Bezeichnung" „Landespolizeibehörde“ der Landes-Direktor, unter der Bezeichnung“ „Polizeibehörde“ die Ortspolizeibehörde zu verstehen ift.

Arolsen, den 26. Oktober 1878.

Der Landes-Direktor. v. Sommerfeld.

Die diesjährige verfassungsmäßige Sißung des Lan d- tags der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont wurde heute T E Landes-Direktor von Sommerfeld mit folgender Rede eröfsnet :

Meine Herren! Auf Gru:d Allerhöchster Ermächtung Sr. Majestät des Königs von Preußen habe ich Si? zur diesjährigen Landtagssißung berufen. Indem ‘ih Sie zur heutigen Ecöffnungs- sißung begrüße, benuße ih vor Allem die Gelegenheit, um Sie, dem mir gnädigst ertheilten Auftrag Sr. Durchlaucht des Fürsten ge- mäß, in Höcbstseinem Namen von der am 29. vorigen Monats stattgehäbten Verlobung Ihrer Durchlaucht der Prin- zessin Emma mit Sr. Majestät dem Könige der Ni-derlande in Kenntniß zu feßen. Ich bin gewiß, daß Sie den aufricbtigsten An- theil an ‘diesem erfreulichen Ereignisse, nehmen und Ihre Wünsche für eie glücklihe Zukunft der Prinzessin mit denen des ganzen Landes vereinigen werden.

Was Ihré Thâtigkeit in der bevorstehenden Landtagssißung betrifft, fo wird dieselbe namentlich durch die Berathung der zur Durchführung des deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes in den hiesigen Fürstenthümern erforderlihen Mäßnahmen in Anspruch: genommen werten. In dieser Hinsicht wird ein Gesetz- entwurf; betreffend die Einführung des preußischen Ausführunäs- geseßzes-zum deutschen Gerichtsverfa\sungsgefeße. vom 24. April d. J., desgleichen ein Geseßentwurf wegen der hiermit in Zusammenhang. stehenden Einführung des preußishen Forstdiebstahl-Geseßes vom 15. April d. J. in die Fürstenthümer Ihrec Beschlußfassung unter- breitet werden. Ferner habe ih Jhnen einen Gefebenlwüts vorzu- legen, welcher ‘die Abänderung einiger Bestimmungen des Gesetzes vom 20, Juli 1853, betreffend die Erhebung der Grundsteuer und die Erhaltung des definitiven Katasters bezweckt und hiermit einem bezüglichen früheren Landtagsbeshluß Rechnung trägt.

Cndlich wird. Ihnen außer verschiedenen Vorlagen geschäftlichen Inhalts die Staatskassenrechnung von 1876 zur Wahrnehmung Jhrer verfa‘sungsmäßigen Rechte zugehen.

„Mit dem Wünsche eines gedcihlichen Erfolges Ihrer Berathungen erkläre ich im Name Sr. Majestät des Königs von Preußen den diesjährigen Ländtag der Fürstenthümer für eröffnet.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 31. Oktober. (W, T. B.) IN-der' héutigen Sißung des Abgeordnetenhauses wurde der von dem Abg. von Schoenerer ‘in der Sißung vom 25, d. gestellte Antrag, über eine in der Grazer „Tagespost“ veröffentlichte, angebli den Ausgleich betreffende Aeußerung des ¿Fürsten Auersperg zu dem Nedacteur Dr. Svoboda und dem Abg. Syz Erhèbungen anzustellen, mit allen gegèn 19 Stimmen abgelehnt. Hierauf wurden“ die Wahlen für die Delegakion vorgenommen, nachdem Seitens der Regierung die Erklärung „abgegeben wär, daß “der Reichsrath nicht ver- tagt werden solle. Das Herrenhaus nahm gleichfalls die Wahlen für die Delegation vor. ;

Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Athen: Die -frü- here Minister Trikupis und Zaimis, welche vom Könige zur Bildung eines Kabinets berufen wurden, haben ih eine zweitägige Frist ausgebeten. Deligeorgis, welcher von--Hièr abwesend ist, hat das ihm telegräphisch àngebotene

Gebietstheile des „vormaligen Kurfürstenthums Hessen zu be-

Portefeuille des Auswärtigen abgelehnt. Aus Konstanti-

S da i x Kommunäl-Landtag nach eingehender Berathung und verschiedenen Abäñderungen

nopel: Nah hier vorliegenden Nachrichten sind in Burgas neu angekommene ‘russische Truppen ausgeschifft worden , die wischen Adrianopel und Luleburgas fkonzentrirte russische

ruppenmacht foll eine sehr bedeutende sein. Die aus der Gefangenschaft zurückehrenden Kizaias, deren Dienstzeit noch nit vollendet ist, werden neu equipirt und zu dem in Kos- sowo S _türkishen Armeecorps dirigirt. Aus Bukarest: Die Minister Bratiano und Cogalniceanu begeben sich morgen nah Silistria, um der Eröffnung der Arbeiten der Grenzregulirungskommission beizuwohnen.

Pest, 31. Oktober. (W. T. B.) Das Abgeordneten- haus wählte in seiner heutigen Sißung zunächst den Adreß- auss chuß und verhandelte sodann über das Königliche Re- \fript, welches zur Vornahme der Wahlen für die Dele- gationen auffordert. Die äußerste Linke beantragte die Verschiebung der Wahlen bis nah der Adreßdebatte. Minister- Präsident Tisza wies darauf hin, daß die Thronrede, in- dem dieselbe von der auswärtigen Politik gesprochen, das Haus damit gleihsam aufgefordert habe, \ich in der Adresse über die auswärtige Politik zu äußern. Die Regierung werde der Adreßdebatte niht aus dem Wege gehen, au sei zu dieser Debatte vor dem Beginn der eigentlichen Delegationsverhandlungen noch hinreihend Zeit. Die Wahlen zu den Delegationen bat Tisza am nähsten Sonnabend vorzunehmen. Die zur gemäßigten Oppo|ition zählenden Deputirten haben beantragt, daß der Kaiser um Verschiebung der Eröffnung der Delegationen bis nah Ueber- reichung der Adresse ersucht werden soll; die weitere Debatte wurde auf morgen vertagt. Nach einer Meldung der „Pester Korr.“ wird Aladar Molnar in der morgenden Sißung des Abgeordnetenhauses einen Antrag einbringen, in welchem die Vorlegung des Berliner Vertrages gefordert wird. Die vereinigte Opposition hält dies für nothwendig, weil der Minister-Präsident Tisza die hierauf bezügl hen Fragen Szilagyi's und Apponyi’s unbeantwortet ließ.

Großbritannien und Jrland. London, 1. November. (W. T. B.) Gladstone hielt in Rhyl eine Rede, in welcher er die Ereignisse im Orient von dcr Zeit der türkishen Grausamkeiten gegen die Bulgaren an besprach, um dadurch die Nachsicht der liberalen Partei zu beweisen, welche davon abgesehen hätte, in kritischen Zeiten, oder dann, wann die Hoffnungen durch die von der Regierung eingenommene Haltung getäuscht seien, Angriffe gegen die Regierung zu rihten. Zeßt habe die liberale Paktei zuerst darauf hinge- wiesen, aas die Regierung durch den Streit in Afghanistan eine neue Gefahr herbeiführe. Gladstone ging sodann auf die afghanische Angelegenheit über und hob hervor, die Ehre und die Jnteressen Englands müßten den Prinzipien der Grechtigkeit gemäß aufrecht erhalten werden ; er wolle sih jeßt nicht über die Pläne der Regierung verbreiten, weil er über dieselben niht genügend unterrichtet sei, nach den be- kannt gewordenen Thatsachen müsse er indessen die Haltung der Regierung verurtheilen. Gladstone verglih. das gegen- wärtige Verhältniß zwishen England und Afghanistan mit dem Verhältniß zwishen Frankreich und Deutschland im «Jahre 1870 bei dem Zwischenfall mit Benedetti. Gladstone schilderte hierbei die konservative Politik, die eine mysteriöse Politik und eine Politik der Prahlerei sei und Verwirrungen in den auswärtigen O A hervorrufe. Der Redner shloß mit dem Hinweis darauf, daß der bevorstehende Krieg eine Vermehrung der Steuern, eine Verleßung. der Kon- stitution und eine Lähmung des Handels herbeiführen würde. Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Simla, vom 31. Oktober, gemeldet, nah den neuesten Jn- formationen bezüglich der Antwort des Emirs Shchir Ali sei dieselbe keineswegs zufriedenstellend gewesen. Der Emir labe keine Entschuldigung vorgebracht und im Allge- meinen wenig Geneigtheit für eine friedlihe Lösung der

Differenzen gezeigt. Dennoh habe die englische Regierung

beschlossen, dem Emir eine leßte Gelegenheit zu bieten, den Krieg zu vermeiden, indem sie ihm ein Ultimatum übersandte, in welchem sie ihre Bedingungen aufzählte und eine prompte Antwort verlangte. Eine Gesandtschaft des Alfridee- Stammes ist in Peschawur eingetroffen und hat das Versprechen abgegeben, daß der ganze Stamm sich den Eng- ländern anschließen werde. Der Gesundheitszustand der afghanishen Truppen in Alimusjid ist ein sehr \chlechter.

(W. T. B.) Das Ultimatum der engli- schen Regierung an den Emir von Afghanistan verlangt, wie die „Daily Rews“ sih aus Simla, von gestern, melden lafsen, volle Abbitte, Empfang der britishen Mission, sowie die Erfüllung anderer Bedingungen. Man ist dort nicht der Ansicht, daß der Emir das Ultimatum annehmen, doch glaubt man, daß derselbe zunächst transigiren werde.

Aus Larnaca auf Cypern wird dem Reuterschen Bureau unterm 28. d. M. gemeldet: „Der Vize-Admiral Hornby ist a1 Bord Jhrer Majestät Schiff „Helikon“ hier angelommen. Sir Garnet Wolseley wird heute Abend aus Nicosfia hier eintreffen, um den Marine-Minister Smith, sowie den Kriegs-Minister, Oberst Stanley, deren An- kunft auf Cypern morgen erwartet wird, zu empfangen.“

JÎtalien. Rom, 31. Oktober. (W. T. B.) Die Vor- verhandlungen wegen des österreihisch- it: renishen Handelsvertrages sind in Wien zu cinem 6“ Aichen Ab- \chluß gelangt und haben bereits am 3. Okto “ur Unter- zeihnung eines vorläufigen Protokolls geführt, welches als Grundlage für die definitiven Verhandlungen dienen wird Die leßteren „ollen beginnen, sobald das gedachte Protokoll. von dèn betheiligten Regierungen ratifizirt worden ist.

Türkei. xonjtantinopel, 31. Oktober. (W. T. B.) Der hiesige griechishe Gesandte Conduriotis ist davon verstän- digt worden, daß die englische Regierung in einer Note, be- treffend die Ausführung des Berliner Vertrages die Vermittelung in der. Angelegenheit Griechenlands empfehlen werde. Die Pforte hat die Statthalter angewie- sen, Vorbereitungen für die Einrihtung der Gensd'ar- me rie zu treffen. Jn dem Distrikte von Bitolia is es zu zu einem leihten- Zusammenstoß zwischen bulgarischen und türkishen Truppen gekommen. Neue Abtheilungen Auf - ständischer sind in Macedonien eingedrungen.

(W. L. B) Die Piorte Lind von dem Fürsten Dondukoff-Korsakoff in Philippopel gehaltene" Ansprache zur Jnformatión an alle ihre Vertreter im Aus-. lande gesandt mit dem Hinweise guf die hierdurch. herbei- geführte Beinträchtigung-- des Berliner Vertrages. Die“ in. Rumelièn wohnendèn Bulgaren haben der in Philippopel

tagenden Kommission eine Petition bchufs Vereinigung Ru--

postsendungen nah Frankreih. Vom 29. Oktober 1878. | Y dung mit Konstantinopel, Vom 26. Oktober 1878. Neue Ausgabe i der Formulare zu den statistishen Nachweisungen für D ì 1879. Vom 24. Oktober 1878. Generalverfügung an Die Kaiser-

F Ust in der gelehrten Welt wohlbekannt. Ï Unternehmen der Monumenta Germaniae Ï fpâter während der Arbcit Mittheilungen zur Förderung desselben Ÿ aufzunehmen, hat es diesen Zweck in hohem Maße erfüllt, und in Ï den zwölf Bänden, welche von 1820 bis 1874 erschienen find, ist ein

Überaus großer Reichthem von manunigfaltigem Stoff Ÿ Nicht allein für den nächstliegenden Zweck und die kritische Unter- F suchung der deutschen Geshichtsquellen überhaupt, fondern auch nach Ÿ anderen Richtungen hin enthalten namentlich die Reiseberichte mit Ÿ ‘den dazu gehörigen Handschriftenbeshreibungen vielfahe Belehrung.

4 ‘Taçen vom 15. bis 17. April in F Dann erstattet Hr. Gch. Regierungs-Rath Waiß Bericht über seine Y Reise nah England und Frankreih im Herbst rorigen JaHres. Die

5 Weiter berichtet Ÿ que Behuf einer

j Deséhreibt. „Die handschriftliche Ueberlieférung- dex lateinifcben D

Briefe des Hilarus und Victorius, von

meliens mit Bulgarien überreiht. Der Ferman des Sultans mit der Genehmigung der von Moukhtar Pasha mit den Kretensern abgeschlossenen Konvention i}|st nah

Ï Kreta abgegangen. Kaisserli Pascha is gestorben. Wie : ies Gia der Sultan den Rebellen Achmed Pascha be-

gnadigen. Die Ge Kommission hat gestern unter dem Vorsiße des deutshen Kommissars ihre erste vor-

Ï vereitende Sißung gehalten.

Dänemark. Kopenhagen, 29. Qiober. (H. C.) Aus St. Thomas, vom 15. d. M., wird gemeldet: Auf vielen

) Plantagen sind die Neger wieder an dic Arbeit gegangen.

Die erforderlihe Summe, um die Betriebswerke Der abge-

Ï brannten Plantagen sofort wieder in Stand zu seßen, nimmt

zman auf 129 000 Doll. an. Der Totalschaden läßt fich noch

E nit abschäßen, wird sih jedoh annähernd auf 1 Million Doll. Ï Helaufen.

Afrika. Egypten. Kairo, 1. November. (W. T. B.)

À Die Staatskasse macht die Zahlung des fälligen Co u-

pons der unifizirten Schuld bekannt.

Nr. 65 des Amtsblatts der Deutschen Meichs- ost- und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt : erfügungen vom 29. Oktober 1878. Portoberechßnung für Fahr- P ostverbin-

das Jahr

Tichen Ober-Postdirektionen, betreffend Einschränkung der Dienstlichen

i Zusätze hinsichtlich der besonderen Telegramme.

Nr. 20 des „Marine-Verordnungs-Blattes“ hat fol-

Ÿ gendea Inhalt: Verleihung der Erläubniß zur Anlegung des Offizier-

Seitengewehrs an die Büchsenmacher der Kaiserlichen Wêarine.

Y Laufende Berichtiguug des Segelhaidbuchs für die Ostsee. Aus- Ÿ rüftung der Schiffs-Lazarethe, Aenderungen zum Terminkalender Ÿ für S. M. Schiffe und Fahrzeuge. Erhöhung der Salutmunition Ï der Glattdecksforvetten. Einrichtung einer Sparkasse Bei der Le- Ï Gensversiherungsanstalt für die Armee und Marine. Portokosten F und Telegrammgebühren. Geldbeshaffung dur S. M. Schiffe Ÿ und Fahrzeuge im Auslande. Befolgung der Bestimmungen des Y Exerzir-Reglements für die Schiffsgeshübe, sowie des Scbiffsrollen- Y buches bei den Inspizirungen. Inkaltsverzeihniß der Schiffsbücher- F Tisten. Personalveränderungen, Benachrichtigungen.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin find bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom

| 90. bis incl. 26. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen 2: 273 Ehe- V \chliczungen, 904 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene und 539 Sterbe- f F

älle. Kunst, Wissenschaft und Literatur. „Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche

F Geschihtsfkunde zur BeförderungeinerGesammtaus8gabe der Qu llen- Ï {riften deutscher Geschichten des Mittelalters.“ Ÿ Piít einer photolithographischen Tafel. 5 ‘buchandlung.

I1V. BandD. 1, Heft. Hahnsche Hof-

Das Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Ge\{ichtskunde Begründet, um das große vorzubereiten, und

Hannover. 1878,

enthalten.

Beeinträchtigt wurde die Verbreitung des Archivs dur die lang-

Ÿ {ame und unge anigs Folge der Hefte, in welhen auch Die so sehr Y wichtigen Reise eltener wurden. Do Sr

Y leßte Heft mit Bethmanns Bericht über die italienischen Bebliotheken F und Archive zu den wichtigsten von allen.

erihte immer seltener wurden. Doch gehört noch das

Nachdem durch Einseßung der neuen Central-Direktion und ver-

F mehrte Geldmittel die Möglichkeit gewährt worden, die Fortseßung der F Monumenta Germaniae mit verstärfter Energie in Angriff zu nehmen, F Tourde auch die Fortseßung des Archivs sofort in Erwägung gezogen # und beschlossen, 1 M Titel „Neues Arviv“ wieder ins Leben treten zu lassen unD in dieser F Neuen Folge den ursprünglichen Plan vollständiger zur Auséführung F zu bringen. i Monumenta Germania, foll darin von nun an regelmäßig Bericht Ÿ erstattet werden. Ÿ Reisen sollen mitgetheilt, und von den untersuhten Handschriften soll # Nachricht gegeben werden. F Untersuhung der Geschichtëquellen soll hier den Raum finden, E dessen sie bedarf; diese Untersuhungen follen theils der neuen Aus- # gabe yvorarbeiten, theils auch rückgreifend mit den {Gon heraus- M géègebenen Quellen sich beschäftigen, deren neue Bearbeitung als eine # dringende Nothwendigkeit anerkannt ist. Ï werden hier zur Mittheilung kommen, und es werden Texte von ge-

dasselbe in veränderter Gestalt unter dem

Ueber den Fortgang des großen Unternehmens, der Die Craebnisse der für dasselbe unternommenen

Die in neuerer Zeit so lebhaft betriebene

Auch neue Entdeckungen

rtingerem Umfang abgedruckt werden. Die R. daktion hat im Auftrage der Certral-Direltion Hr. Pro-

Y fessor Wattenbah übernommen, an welchen Leiträge einzusenden find Y (Berlin W., Königin Augustastraße 51). F von höôbstens 40 Bogen in 2—3 Heften ausgegeben werden, und ift ‘der Preis des Bandes auf je 12 # festgeseßt.

Iährlich wird ein Band

Das vorliegende Heft bringt zunächst den von uns seiner

Ÿ Zeit bereits mitgetheilten Bericht über die 4. Plenarverfammlung Ï der Central-Direktion der Monumenta Germaniae, die

in den

Berlin abgehalten wurde.

Beilagen enthalten Berichte über die Arbeiten des Dr. Liebermann

4 in’ England während des Sommers 1877, sowie Nachrichten über Y æinzelne Handschriften, nämlich über das Original der Annales Pali- denses in der PJOUAG Bibliothet zu Orford,

Über die Handschriften etwaigen

Saynnlülng / des Codagnelli | in Pâäris, über Martinus“ Oppavien}sis, (die zunächst

Fortseßungen eingesehen wurben, während für das Werk selbst die

‘des wegen

J allgemeinsten Angaben über Anfañtg, Schluß und äußere Einrichtung

genügen müssen), über eine Züricher Chronik des 13. FaHrhunderts

J ddie {on früher benußt, aber nicht in ihrem wahren Charakter er-

annt ift) und über eine ungedruckte Weltcronik des 14. JaHrhunderts. . Frenédorff über seine Archivreise na Belgien ) f usgabe der älteren deutshen Stadtrechte, während Weiland einige Handschriftcn der Universitätsbibliothek zu Cen tungen aus der Zeit der Karolinger" betitelt sich* die dann folgende Uebersicht der für die Hcrausgabe der lateinisen Dichtungen der kTarvlingishen Zeit unternommenen Vorarbeiten von Ernst

ummler, welhe durch interessante literarbhistoris{e VBe- merkungen U wird. In den „Miscellen“ finden {si Bei- träge von G. Waiß über Handschriften, von Bruno Kruscb über die E . Loewenfeld und E. Dümmler, Besonders interessant sind die Mittheilungen über ¿wei Bullen Leo's IX, von Paul Ewald; Im Staatsarchiv zu

Düsseldorf wird das Privileg Leo's IX. für die Ges{wisterklöster Stablo und Malmedy aufbewahrt. Intzsen sind dort deren zwei vorhanden, welche beide unter dem 3. September 1049 ausgestellt find und mit der Prätension von Originalen auftreten. Der Ver- fasser fucht nun nachzuweisen, daß eines davon ein Falsum sei, und theilt zu dem Zweck nicht nur beide Texte, jondern auch hbandschriftlihe Proben daraus in photolitho- graphisher Nachbildung mit. Sein Resultat is, daß die eine ächte Bulle von einem Fälscher benußt worden sei, der seiner Schrift nach in den Anfang des 12. Jahrhunderts gehöre. Dieser habe manche Theile fopirt und s{ließlich von dem Original die Bleibulle abaelöft, deren Fäden er zur Schnur drehte und die er an seinem neuen Diplom befestigte. Kleinere Beiträge lieferten noch Wilhelm Arndt über zwei Bullen Innocenz'II., E. Ranke: zur Kritik der Biographie des h. Engelbert und W. Wattenbach über einen Bericht über die Schlacht bei Hems, am 23. Dezember 1299. Den Sluß bilden kurze Nachrichten verschiedenen Inhalts.

Gewerbe und Fandel.

__ Berlin, 1. November. Im deutschen Handelstage refe- rirte im weiteren Verlaufe der gestrigen Sißung Hr. Schnorr- Leipzig über Punkt 6 der Tagesordnung: Reform der kaufmän- nischen Zahlungsweise. Die von ihm vertretene Leipziger Handelskammer habe den deutschen Handelstag als das geeignetste Vrgan zur Förderung dieser sehr wichtigen Frage gehalten. Redner begründete eingehend seinen nachstchenden Antrag: „Der deuts: Nag erkennt in dcr Einführung von Baarzahlungen in Ver-

induna mit der Annahme von festen Preisen im Kleinhandel Seitens der Verkäufer ein wesentlihes Mittel zar Hebung der deutschen Kredit- verhältnisse, und bes{ließt : 1) einen Ant: ag an den Bundesrath zu richten, dahin gehend: die Verjährung: frist für Forderungen aus kaufmännischem und gewerblihem Geschäftsverkehr auf ein Jahr zu beschränken ;

2) seine Mitglieder aufzufordern, an den einzelnen Pläßen Vereine von Verkäufern zu bilden, welche sih gegenieitig verpflichten, im Kleinverkauf nur gegen baare Zahlung und im Engros-Gesd äft nur gegen dreimonatliche Accepte zu verkaufen, wenn vom Käufer nicht Baarzahlung beliebt wird. Der Handelstag beauftragt das Präsi- dium, zur Ausführung des Beschlusses Il. fich mit den einzelnen Handelskammern in Verbindung zu seßen." Der Bankier Hanau (Mülheim a. d. R ) Pplaidirte für die Einführung von Rabatt oder billigeren Preisen bei Baarzahlungen und würscchte den vorstehenden Antrag in angegebener Weise abzuändern. Bei der hierauf erfolgten Abitimmung wrourde der erste Theil des Antrages abgelehnt, der zweite Theil, betreffend die Gründung von Vereinen, aber ange- nommen.

In den ständigen Aus\chGuß wurden sodann gewählt die Herren Baare (Bochum), Costen (Magdeburg), Fäuftel (Bayreuth), Dr. Hammacher (Berlin), Haniel (Ruhrort), Kopfer (Mannheim), Liebermann (Berlin), Meckel (Elberfeld), Moële (Bremen), Schlum- berger (Mülhausen), Sötbeer (Göttingen), Dr. Weigel (Cassel), Schnorr (Leipzig), Haaker (Stettin).

Während das Resultat der Wahl zur Feststellung gebracht wurde, referirte Hr. Kopfer-Mannh-im in Erledigung des 7. Punktes der Tages- ordnung über das Tabaksmonopol. Er beantragte eine Resolution gegen die Einführung des Tabaksmonopols, welche au angenommen rourde. Hr. Sekretär Stumpf-Osnabrück beantragte noch mit Rük- sicht auf den heute angenommenen Antcag Baare, den Ausschuß zu beauftragen, die Stuttgarter Verschläge in Betreff der Organisation des Handelstages zu prüfen und zur Erledigung der Angelegenheit dem nächsten Handelstage eine geeignete Vorlage zu machen. Nach kurzer Empfehlung dieses Antrages Seitens des Antragstellers wurde derselbe einstimmig angenommen und alédann die Sißung gegen 47 Uhr Nachmittags geschlossen.

Der Geschäftsbericht der Direktion des Central-Bazar für öffentlibes Fuhrwesen (vori. Geor. Beskow) für das Betriebéj ahr 1877/78 konstatirt, daß ein «twas höherer Reinertrag als in dem vergangenen erzielt worden is, Das Fuhrgeschäft brachte eine Einnahme von 211914 Æ gegen 202914 Æ pro 1870/77 und 230 014 pro 1875/76, während fich die Miethen auf 53 089 6 gegen 52 702 A. pro 1876/77 und 52860 Æ pro 1876/77 und die Einnahme für verkauften Pferdedünger auf 1419 gegen 1363 M4 pro 1876/77 und 1195 M. pro 1875/76 fellten. Die Ausgaben be- trugen: an Abschreibungen auf Wagen, Geschirre, Utensilien, Livréen, Gebäude und Pferde 76 423 Æ; an Zinsen, abzüglih der Zinsen- einnahme, 42790 #Æ; an Betriets- und Geschäfts - Unkosten 126 174 46, zusammen 245388 A4 gegen 239587 ÆA pro 18/6/77 und 273007 M. pro 1875/76, so daß für das verflosscne Geschäfts- jahr troß der größeren Amortisations-Abschreibungen ein Betriebs- Veberschuß von 21035 M gegen 17392 H. vro 1876/77 und 11061 M pro 1875/76 verbleibt. Die Zahl der Fuhrwerke ist im abgelaufenen Geschäftsjahre von 135 auf 147 Stück (exkl. 5 Stü Sclitten) gestiegen. An Pferden besaß die Gesellschaft am 1. Juli 1877 131 Stü, zugekauft wurden im abgelaufenen Geschäftsjahre 38 Stück, zusammen 169 Stück, dagegen wurten verkauft 40 Stü, es fielen 6 Stü, so daß ult. Juni c. ein Bestand von 123 Stück ver- blieb. Die Pferde itchen mit durchsc{nittlich 460 A pro Stück gegen 477 4. pro 1876/77 zu Buch. Aus der Bilanz ist zu er- wähnen, daß unter den Passiven außer dem Aktienkapital von 1 386 600 M. die Hypotheken|hulden mit 870000 , der Reserre- fonds mit 3985 M4, das Konto dubioso mit 37454 und die Kreditoren mit 9852 4 figuriren. Unter den Aktiven figuriren das Kassakonto mit 6344 4, das Aktienkapital-Redukltionskonto mit 36 612 4, die Forderung an die Vereinsbank Quistorp mit 83200 4. und die Debitoren mit 17 574 4.

Amsterdam, 31. Oktober. (W. T. B.) Bei ter heute von der niederländishen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zucterauktion wurden 35 Faß Surinam zu 264 à 27 Fl., 102 Fäßchen Surinam zu 29 à 295 Fl. angeboten und sämmtlich verkauft.

London, 1. November. (W. T. B) Einer Mekdung der „Times“ zufolge wird das Haus Rothschild in der nächsten Woche eine 5/% egyptiscche Anleihe im Betrage von 8500000 Lftr[. emittiren. Der Emissionêcours würde zwischen 70 und 75 betragen. nd und England haben die Ernennung von Spezialkommis-

aren zur Verwaltung des verpfändeten Bodenbesitzes garantirt. Verkehrs-Unitalten.

Triest, 1. Novembem. (W. T. B.) Der Lloydpostdampfer „Hungaria“ ist gestern Abend 9 Uhr aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Berlin, 1. November 1878.

Die Stadtverordäetenversammlung nahm in ihrer gestrigen Son hinsichtlih der Tegeler Wasserwerke die Be- \lüse ihres Ausschusses (S. Nr. 256 d. Bl.), durch abessinishe Brunnen in verschiedenen Tiefen das Vorhandensein der Leptothrix feststellen zu lassen, an.

Die Berliner Stadtsynode nahm im weiteren Verlaufe ihrer gestrigen Sitzung den Antrag der 4 Berliner Kreissynoden, daß der Präsident derselben von ihnen n gewählt werde, und den 2. Antrag Techow an: „eine aus 7 Mitgliedern bestehende Kommission niederzuseßen, welche zu prüfen habe, ob und in wieweit das Regulativ abzuändern, iutbesondere ob ein geshäftsführender Auss{chuß unter dem Vorsitz des General-Superintendenten von Berlin neben dem Vorstande einzuseten sei, und welche gleichzeitig die definitive Ge- \chäftsordnuna festseßt.“ Nachdem diese Kommission durch Alkkla- mation gewählt worden war, wurde die Synode von dem - Vor-

fißenden geschlossen.

In: Nevmagen an der Mosel ist im Verlaufe dés vergangenen- Jahres ein Fund römischer Steinskulpturen von hervorragender - Bedeutung gemacht worden, welcher jeßt für das Proviuzialmuseum in Trier erworben ist und in demselben zwei große Säle anfülll. Nicht nur

die Anzahl und Größe der zu Tage geförderten Moe numente, deren Gesammtgewicht etwa 2000 Centner heträgt, !aJen alle anderen bis jeßt in Deutshland gemachten Funde dieser Art weit hinter sfi, sondern auch die Kunftfertigkeit, mit welcher die meisten dieser Skulpturen behandelt sind, seßt die Neumagener Mo- numente über die Masse der Produkte der rheinischen Steinmeßen, welche als Votiv- und Militärgrabsteine die rheinishen Museen anfüllen. Der Hauptwerth jedoch dieses Fundes besteht in der großen Anzahl aus dem täglichen Leben gegriffener Darstellungen, welche so- roohl im Allgemeinen unsere Kenntniß antiken Lebens erweitern und im Besonderen uns einen Einblick gestatten in den Handel und Wandel der Bewohner Nea1magers zu römischer Zeit.

Selten wohl sreibt die „Cöln. Ztg.“ ift ein fo werth- voller Schaß müheloser gehoben worden. Als man eine Schiefermauer, den leßten sichtbaren Rest einer mittelalterlihen Burg, abbrach, stieß man in den Fundamenten auf ein rômisches Relief. Bald zeigte es sih, daß die ganze Burg mit rêmishen Monumenten funda- mentirt war.

Es ift ein für uns unbegreifliher Vandalismus, mii vem das Mittelalter die großen Römerbauten zerstörte, um sie as Bau- material in die Erde zu versenken. Und denno verdanken wir der Zerstörung diefer Monumente ihre Erkaltung. An der Jgeler-Säule, welche, für ein Heiligenbild gehalten, der Zertrümmeryng dur Menschenhand entging, hat der Regen und Froft der Jahrhunderte fast alle Darstellungen bis zur Unkenntlichkeit verlös{cht. Die Neu- magener Skulpturen dagegen sind so crhalten, als kämen sie eben aus der Werkstätte des Steinmeßea und des Malers. Fast alle prangten bei ihrer Auffindung noch im vollen Farbenshmudcke.

Auf die Weinlese scheint ein {ön erhaltenes Hochrelief hinzu- deuten, auf dem ein Mädchen im Tanze dargestellt is, mit wallen- dem Swleier und mit einer mähtigen Weintraube in der hoh er- hobenen Linken. Ein auf einem Wagen liegendes Weinfaß z2eiat uns, wie die Neumagener Negociatores (diese werden mehrfah in. den In- \chriften erwähnt) den Wein zu Lande transportirt haben. Den Wassertrarsport führen uns zw.i Skulpturen vor Augen, die wohl zu dem Originellstcn gehören, was überhaupt die provinzielle Kunst geschaffen hat. Man denke sich zwei als vollkommen freistehende Gruppeu gearbeitete Schiffe, von denen jedes etwa eine Länge von 3 m und eine Höhe von 1,50m hat. Der Kiel der Schiffe läuft in einen Delphin aus. Die Schiffe sind Zweiruderer. Von der unteren Reihe der Schiffer sind nur die Ruder sichtbar, von deri oben Sitenden ragt der Oberkêrper über die Brüstung des Schiffes hervor. Jn der Mitte liegen die Weinfässer. Die Köpfe der Schiffsleute meist derbe, bärtige Gesellen sind alle einzeln charafkterisirt, namentlich ist der Kopf des cinen Steuermannes, der, in unmittelbarfter Nähe eines Weinfasses sißend, den süßen Weinduft in sich aufnimmt, mit köst- lihstem Humor agebiltet.

__ Diese Darstellungen sind wichtig. Sie zeigen nicht nur, daß wie jeßt, so auch in den ältesten Zeiten in Neumagen der Weinbau die

auptc1elle des Ewerbes bildete, sondern fie legen au für das Vorhand-usein der Weinkultur in Neumagen und an der Mosel überhaupt \chon für den Ausgang des zweiten Jahrhunderts nach Christi Geburt unwiderleglich Zeugniß ab. Denn einer fväteren Anseßung der Neumagener Monuménte widerspriht der Styl der Skulpturen und noch mehr die Buchstabenformen der Inschriften, welche noch durchaus einen monumentalen Charakter haben.

__ Jedenfalls lehrt der Fund, daß Neumagen zur Römerzeit ein blühender Ort gewescn ist, der Sitz einer reihen Kaufmannschaft, welche Trier und die großen Niederlassungen am Rhein mit den Er- zeugnissen des Weinbaues am Moselstrome versah.

__ Köünstlerisch nehmen unter sämmtlicen Skulpturen die Friesen mit Darstellungen von Meergöttern und Seethieren den ersten Rang ein, Sehen wir die Tritonen im heißen Kampfe gegen die ge- s{chwänzten Löwen, Leoparden und Stiere oder' die Götter sih behag- lih auf ihren Thieren wiegen, in den kühnea, stark verkürzten Figuren der Tritonen und in den \{ön ges{wungenen Linien der Thiere ist der Einfluß hervorragender Werke der griehischen und römischen Kurt unverkennbar. Von diesen Friesen mit Kämpfen und-Zügen der Meerwefen sind uns acht Stück erhalten.

Weit zahlreicher ist die Klasse derjenigen Skulpturen, deren Darstellungen dem täglihen Leben entnommen sind. Hier sehen wir einen Jünglinz hoch zu Roß, die Hunde an der Leine führend, zur Jagd ausziehen ; einen Knaben, wie er einen Hund nach einem hoch gehaltenen Hafen springen läßt, und in freistehender Kolofsalgruppe einen Bären, in Begriff, einen unter ihm liegenden Widder zu ver- tilgen. Drei große Reliefs stellen gefangene Varbaren dar, welche mit auf dem Rüden zusammengebundenen Händen zwischen er- beuteten Waffen sißen; ein anderes Relief bester Arbeit und präch- tigster Erhaltung: - einen alten Mann, der auf einer Tafel schreibt, während ein Jüngling ihm eifrig zusieht. Zwei sich ähnelnde Skulp- turen zeigen uns Damen, die mit ihrer Toilette beshäftigt sind; eine Giebelgruppe: vier Frauen hinter einem Tisch mit S(chaaken voller Früchte. Besonderes Interesse bietet ein Hochrelief, in dessen Vordergrund ein Tisch dargestellt ist, auf welhem ein Haufe Geldes ausgebreitet liegt. Um den Tisch stehen drei Jünglinge: der eine legt seine Hände auf da3 Geld, der zweite prüft aufmerksam eine Münze, der drittc macht Notizen in ein Bub. Hirter vieser Gruppe stehen vier Männer, von denen nicht klar ift, ob sie ommen oder gehen, was fie follen. Sie find mit der Pänula, an welchér der Cucullus hängt, bekleidet. Der Cucullus aber is von einer un- gewöhnlich spißen Form, fo daß er mit der Kapuze, welche heut zu Tage die Mönche tragen, auffallende Aehnlichkeit hat.

Kulturhistorish indeß sind von größerer Wichtigkeit eine Reihe Monumente, welche sih auf Weinbau beziehen. Diese Skulpturen sind der mannigfachsten Art.

Gothenburg, 27. Oktober. (Hamb. Corr.) Der Dampfer „Fraser“, welcher die Nordenskjöld\che Expedition begleitet hat, ist vorgestern vom Jen ifei mit der ersten direkten La- dung glüclich hier eingetroffen. Die Ladung, welche in Dudinskoi ein- enommen wurde, besteht aus ca. 1400 Säckten Weizen. und Roggen, ie ca. 60 Schiffspfund Talg. Gleichzeitig überbringt der Fraser“ einige Kisten don Protenoe Nordenskjöld, welde Gegenstände von ethnographishem Werth enthalten und nach Stockholm erpedirt wer- den follen. Nah dem Jenisei hatte das Schiff Eisenwaaren aus London und eine Partie Tabak aus Brcmen gebracht, welche Waaren in Zaostrovkoi, nördlich von Dudinskoi, gelös{t wurdén. Die Rüke ladung soll hier für Rechnung des Hrn. Sibiriakoff, des Eigenthümers des Schiffes, verkauft werden.

Im Wallner-Theater erinnert der Erfola, den das Lustspiel „Doktor Klaus“ findet, an die R da „Mein Leopold“, das bekannte Volksftück desselben Verfassers, das Repertoire beherrschte. Dicser Erfolg ist wesentli noch dadurch gesteigert wor- den, daß Hr. L’'Arronge, dem Rath der Kritik folgend, den Schluß des dritten Aktes, der bei der ersten Aufführung nicht recht behagen wollte, abänderte. Nun {ließt dieser Akt sehr wirkungsvoll mit der tief ergreifenden, von Hrn. Lebrun meisterhaft vorgetragenen und vom rg stets mit mehrfahem Héervorruf beloßnten Erzählung des

oktor Klaus. : ; Die auf heute angese! Vorstellung des „Otel'o“ in Krolls Theater muß wegen Erkrankung der Signora Giuliani abermals verschoben werden. S Die Abtheilung für ausübende Tonkunsk ‘der Könfglichen Hoch \chule für Mu sik eröffnete die Aufführungen diejes Winters am Mittwoch in der Sing-Akademie mit dem „Elias“ von Mendels- sohn. Chor und Orchester leisteten unter Leitung des Hrn. Direktors pot Ioachim in Präzision und Bortrag diesmal ganz besoitders nerkennenswerthes. Auch die Soli waren gut vertreten, namentli der „Elias“, den Hr. Georg Henschel sang. Die anderen Solo- partien waren in Händen der Damen Frl. Emma Faller und Fri. Auguste Hohenschild und des Hrn. Hermann von der Meden. Dem Konzert wohnten Ihre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der

Kronprinz und die Kronvrinzefsin bei.