1878 / 262 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Nov 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Der in Reichenbach i. V. bestehende „Vogtländi sche Pi ungso erein“ ist auf Grund 8. 1 und §. 6 des eihsgeseßes vom 21. Üftober 1878 von der unterzeihhneten Königlichen Kreishauptmannschaft verboten worden. wickau, den 4. November 1878. Königlich sächsische Kreishauptmannschaft. Dr. G übel.

Auf Grund des §. 1 des Reichsgeseßes gegen die gemein- gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird der Verein der i 2

„sozialistischen Arbeiterpartei zu Worms hiermit verboten.

Worms, den 26. Oktober 1878.

Großherzogliches Kreisamt Worms. Lotheißen.

Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß auf Grund der §8. 1 und 6 des Reichsgeseßes gegen die gemein- gefährlichen ci rers der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878, sowie der Bekanntmachung desselben Betreffs vom 23. Oktober l. J. nachstehende Vereine zu Worms :

1) die Gewerkschaft der Shuhmacher und ver- wandten Gewerbe, : 2) die Gewerkschaft der Schneider, von uns verboten worden sind. Worms, den 1. November 1878. Großherzogliches Kreisamt Worms. Lotheißen. Auf Grund des 8§. 6 des Reichsgeseßes gegen die gemein- efährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Okto- ber 1878 wird hiermit zur öffentlichen Kunde gebracht, daß der hierselbst bestehende j : Gesangverein „Eintracht“ i na §. 1 des obengenannten Geseßes durch die unterzeichnete Landespolizeibehörde verboten worden ist. Lübeck, den 4. November 1878. Das Polizei-Amt. H. Gustav Plitt, Dr.

Auf Grund des 8. 6 des Reichsgeseßes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 wird hiermit zur öffentlihen Kenntniß gebracht, daß der „Elb strom-Verein von Hamburg und Altona nebst Umgegend“ für die Ewerführer- Tagelöhner, sowie die auf und an dem “edler O Arbeiter nah §. 1 Absaß 2 des gedachten Geseßes durch die unterzeihnete Landespolizeibehörde verboten ist.

Hamburg, den 5. November 1878.

Die Polizeibehörde. Senator Kunhardt.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee, Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen Im aktiven Heere. Potsdam, 29. Oktoter. Herzog Georg Ludwig von Oldenburg Hoheit, Sec. Lt. à la suite des Inf.

Negts. Nr. 91, zur Dienstleist. beim Drag. Regt: Nr. 19 komman-:

dirt. Keßler, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 30, in das Inf. Negt. Nr. 28, von der Leithen, Sec. Lt. vom Gl Regt. Nr. 37, in das Inf. Regt. Nr. 28, v. Bäcckmann, Sec. Lt. vom Jäger-Bat. Nr. 7, in d. Inf. Regt. Nr. 61, Schill ew, Sec. Lt. v. Feld-Art. Negt. Nr. 2, in das Hus. Regt. Nr. 5, verseßt. v. Brauchitsch, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 7, auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Drag. Megt. Nr. 4 kommandirt. Herrmann, Sec. Lt. vom Inf... Regt. Nr.-49, von dem Kommdo. zur Dienstleist, bei dem Drag. Regt. Nr. 6 entbunden. 3!. Oktober. v. Bornstedt, Seconde - Lieutenant vom Grenadier - Regiment Nr. 8, in das Jäger-Bataillon Nr. 3 verseßt. Testa, Hauptmann aggr. dem Infanterie-Neziment Nr. 50, unter Verlängerung seines Kommdos. zum Auswärtigen Amt auf ein weiteres Jahr, à la suite des gen. Regts. gestellt. 2. November. Graf v. Warten éleben, Gen. Major von der Armee, zum Kommandanten von Berlin ernannt und gleich- zeitig mit Wahrnehm. der Geschäfte des Chefs der Landgensd'armerie beauftragt. Athenstaedt, Major vom Inf. Reat. Nr. 62, dem Regt., unter Belafs. in seinem Kommdo. zur Dienstleistung bei der Eijenb. Abtheil. des Großen Generalstabes, aggregirt. v, Bongé, Major azgr. dem Juf. Regt. Nr. 47, als etatsm. Stabsoffiz. in das Inf. Regt. Nr. 62 einrangirt. v. Thieken, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 11, als aggr. zum Ulan. Regt. Nr. 6 verseßt. Wettich, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 11, zum Pr. Lt. befördert.

Abschiedsbewilligungen, Im aktiven Heere. Pots- dam, 31. Oktober. Frhr. Gans-Edler zu Putliß, Major a. D., zuleßt Hauptm. von der Inf. des Res. Landw. Regts. Nr. 35, mit der Erlaubniß zum Tragen der Unif. des 2. Garde-Landw. Regts. zur Disp. gestellt. 2, November. v. Neumann, Gen. Lt., Kommandant von Beilin und beauftr. mit Wahrnehm. der Geschäfte des Chefs der Landgenéd’armerie, in Genehmigung seines Abschieds- gesues mit Pens. zur Disp. gestellt.

Im Sanitäts-Corps. Potsdam, den 31. Oktober: Dr. Freudenhammer, A|sist. Arzt 2. Kl. der Res. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 17, der Abschied ertheilt. :

Beamte der Militär - Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs - Ministeriums. 26, Ul Zehlke, Ober- Roßarzt vom Feld-Art. Regt. Nr. 18. zum 1. Dezember cr. mit der geseßl. Pens. in den nachgesuchten Ruhestand vecseßt. 23. Okt o- ber. Kelch, Zahlmstr. vom 2, Bat. Inf. Regts. Nr. 81, zum Pion. Bat. Nr. 11 verseßt.

Königlich Bayerische Llrmee.

n E S d Im Beurlaubtenstande. 24. Oktober. Endres, Pr. Lt. des Beurlaubtenstandes des 2. Pion. Bats, der nachgesuhte Abschied bewilligt. Den Sec. Lis. des Beurlaubtenstandes : Schmidbauer, Reuschel, Birzer, Gött, Weiß, Ziegler, Bär, Schneider, Greißl, Kel4er, Pau- Tus, o L des Inf. Leib-Regts., Degl, Reindl, Knorr, des 1. Inf. Regts, Durlacher, Si er, Gulden, des 2. Inf. Regts., Paulin, Reizele, tadler, Gruber, Kick, Zwißler, Schobloch, Groll, des 3. Inf. Regts., Fit, Schwar zkopf, Köbig, des 4. Inf. Negts, Wagner, Krauß, Edck, Stöckhert, Gückel, Leuchs, Edwstein, Brüll, Emmerling, Fried, Bergmann, des 5. Inf. Regts., Fris, Effert, Arzberger, Glößner, des 6. Inf. Regts.,

ippmann, Sperber, Bär, des 7. Inf. Regts, Pallmann, Sattler, des 8. Inf. Regts., Thaler, Vogt, des 9. Inf. Regts., Rcpiein, Ziegelmeier, Pürcckhauer, Braun, des 10 Inf.

egts, Hochapfel, Clostermeyer, Mayr, des 11. Inf. Regts., Graf, des 12. Inf Regts, Neustätter, Bergmann, Anern- heimer, des 13, Inf. Regts., Bohegleh. Strusen, Voll- rath, Hilpert, Orelli, Birkner, Mangold, des 14. Inf. Regts., Denninger, Spitta, Sternecker, Brüll, Müller, Dennenlöhr, Schildknecht, Schneider, Ehe- mann, Schieder, des 15. Inf. Regts., Rudolf, Türk, des 16. Inf. Regts., Kober, Hofmann, des 17. Inf. Regts, Gull- mann, Sautter, des 1. Jäger-Bat Schreiner, Schneider, des 2. Jäger-Bats,, Jansohn, Scchleip, des 4, Jäger-Bats.,

. Kadetten:Corps.

Compter, des 1. Ulan. Regts. Tate Diet, des 1. Chev. Regts., Forster, des 4, Chev. Regts., chlör, Gollwigter, . Regts, Meinecke, des 3. Feld-Art. Regts., l

. Feld-Art. Regts, Spay, des 2, Pion. Bats., Heuschkel, des 2, Lrain-Bais., der nahgesuchte Abschied bewilligt.

Im Sanitäts-Corps. 24. Oktober. Geiger, Assist. Arzt 1. Kl. des Beurlaubtenstandes, Dr. Shermbacher, Siebenu- haar, Assist. Aerzte 2. Kl. des Beurlaubten standes, der nachgesuchte Abschied bewilligt. .

Beamte der Militär-Verwaltung. 24, Oktober. Adler, Fürthmaier, Rußwurm, Zahkmstr. des Beurlaubten- standes, der nachgesuchte Abschied bewilligt.

XKLL. (Königlich Sächsisches) Armee-Corps. Oktober 1878,

Ernennungen, Beförderungen und Versegungen 2c. Im aktiven Heere. Franke, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 105, v. Sichart, Pr. Lt. im Füs. Regt. Nr. 108, zu Hauptleuten und Comp. Chefs, Ras, charakteris. Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 104, Frhr v. Reißen stein, charakteris. Pr. Lt. im Jnf. Regt. Nr. 105, mit einem Patent vom Tage ihrcr Charakteris. zu etatsm. Pr. Lts., Leykauf, Sec. Lt. im Jnf. Regt. Nr. 105, v. Wacerbarth, Sec. Lt. im Gren. Regt. Nr. 100, Frhr. v. Biedermann, Sec. Lt. im Füs. Regt. Nr. 108, Barth, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 107, zu Pr. Lts,

m Beurlaubtenstande. Hänicben, Sec. Lt. der Res. des Füs. Regts. Nr. 108, Weber, Sec. Lt. der Res. des Gren. Regts. Nr. 101, Frhr. v. Zedtwiß, Frhr. v. Magnus, Sec. Lts. der Res. des Karab. gs zu Pr. Lts. der Nes. befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. v. Lenz, Hauptm. und Comp. Chef im Jäger-Bat. Nr. 13, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches und unter Verleihung eines Patents seiner Charge vem 1. Oktober cr, mit der gescßl. Pens. und der Erlaubuiß zum Tragen der Armee-Unif., zur Disp. gestellt.

Im Beurlaubtenstande. Beyer, Pr. Lt. der Landi. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 105, behufs Ueberführung zum Landsturm, der Abschied bewilligt.

Im Sanitäts-Corps. Dr, Mittländer, Stabsarzt des Feld-Art. Negts. Nr. 28, mit der gefetl. Pens. und der Erlaubniß zum Forttragen der bisher. Uniform mit den vorgeschrieb. Abzeichen, der Abschied bewilligt. Dr. Neumann, Assist Arzt 2. Kl. des Hus. Negts. Nr. 19, zu den Aerzten der Res. des 2. Bats. Landw. Regts, Nr. 106 verseßt. Dr. Sußdorff, Asiist. Arzt 1. Kl. vom Königl. Kadetten-Corps, zum Stabêarzt beim 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 103 befördert, unter Belassung zur Dienstleist. beim Königl.

Dr. Geßner, Sn Arzt 2. Kl. des Inf. Regts. Nr. 102, zum Assut. Arzt 1. Kl, Dr. Lebelt, Unterarzt des Inf. Regts. Nr. 106, zum Assist. Arzt 2. Kl. beim 1. Bat. Inf. Regts. Nr. 103, befördert.

In der Kaiserlicßen Marine.

Ernennungen, Beförderungen und Versetßzunaen 2. Potsdam, 29, Oktober. Liebe, Gen. Major, zum Präses der Studienkommission für die Marine-Akademie und -Schule ernannt.

Nichtamtliches.

Deutsches Nei eh.

Preußen. Berlin, 6. November. Se, Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormitt1g um 11 Uhr den Vortrag des Chefs der Admiralität und demnächst um 12 Uhr den Vortrag des Chess des Militär-Kabinets, General-Majors von Albedyll entgegen.

Um 114 Uhr empfing Höchstderselbe die Vertreter der drei Berliner Großlogèn, welche Sr. Kaiserlichen Hoheit anläßlich Seines 25jährigen Freimaurer-Jubiläums Glück- wünsche abstatteten.

Am 5. November, Vormittags 10 Uhr, trat die Eisen- Enquetekommission zur Vernehmung der Sachverstän- digen zusammen.

Jm Anschluß an den Bericht, welcher über die Thä- tigkeit der zur Ausarbeitung des Entwurfs eines bürgerlichen Geseßbuhs berufenen Kommission im „NReihs- und Staats-Anzeiger“ vom 13. Januar 1877 (Besondere Beilage Nr. 2) zum Abdruck gelangt ist, wird die Mittheilung von Werth sein, daß die Kommission in der Zeit vom 4. bis 23. v. Mts: wiederum Plenarberathungen unter dem Vorsiße des Präsidenten des Reichs - Ober - Handels- gerichts Dr. Pape im Geschäftshause des Reichs-Justizamts abgehalten hat.

Von den RNedaktoren der Theilentwürfe waren umfang- reichere Vorlagen ausgearbeitet worden, aus dem Sachenrechte : über Aufnahme der Lehre von der Superficies in das Geseßz- bu, aus dem Obligationenrecte: über Gesammtschuldverhält- nisse (Korreal- und Solidar-Obligationen), aus dem Sachen- und Erbrechte: über die Behandlung der a Peeidlae Us Außer diesen Fragen wurden die früheren Vorschläge des Redaktors des Obligationenrechts über die Verträge zu Gunsten Dritter zux Erörterung gestellt.

Man wird auch von den diesjährigen Berathungen und Beschlüssen sagen dürfen, daß sie die Arbeiten wesentlich ge- fördert haben. Die derzeitige Lage derselben läßt die Vollendung der Theilentwürfe im Laufe des Jahres 1879 niht unwahrscheinlich erscheinen, wenngleih es zur Erreihung diejes Zieses für einzelne der leßteren noch der äußersten De aller Kräfte bedürfen wird. Eine nochmalige

ammenberufung der Kommission zur Berathung von

U Ürinzipienfeagen ijt nicht in Aussicht genommen worden, Der T

Beginn der Berathungen über die TDheilentwürfe ist natürlich E dann zu bestimmen, wenn diese sämmtlih vorliegen werden.

Nach einem Reskript des Handel s-Ministers vom 9. August d. F. hat für diejenigen Kategorien von Dienst- stellen, welhe eine E eemännische Kenntniß oder Aus- bildung erfordern, al}o für die Stellen des See-, Küsten- und Sechafendienstes die vorzugsweise Berücksichtigung der Ma- rine-Anwärter zu as im Uebrigen aber und nament- lih der Regel nach auch für die Stellen des Strom- und des Binnenhafendienstes die freie Konkurrenz der Marine-Anwärter mit denjenigen der Landarmee zu walten. Lir Dünen- wärterstellen wird die vorzugsweise Berülsichtigung der Marine-Anwärter keine praktishe Geltung finden können, da leßtere die für solche Stellen, wegen der den Inhabern“ oblie- genden Anlegung und Unterhaltung der Pflanzungén 2c. auf den Dünen erforderlihen forsttehnischen Kenntnisse in der Regel nicht besißen werden.

Das unbefugte Torf-, Erde- und Lehm- graben aus einem fremden Grundstück is, nach einem Er- kenntniß des Dber-Tribunals, vom 16. Oktober 1878, auf Grund des §8. 370 Nr. 2 des Strafgeseßbuchs nur dann als Uebertretung zu bestrafen, wenn der Thäter den Torf,

Lehm 2c. in der Absicht rechtswidriger Zueignung wegnimmt. Fehlt dieses Requisit, so ist der Thäter nicht strafbar.

Ein Telegramm aus Olympia vom 2. dieses Monats berichtet von weiteren bedeutsamen Funden. Vierzig Meter südöstlich vom: Zeustempel ist man auf das Hauptthor der Altis, das sogenannte Pompeethor, gestoßen. Vor diesem Thore, aber dur cine Gasse damit verbunden, sind die Reste eines Bauwerks aufgetauht, die man für das Leonidaion einen späteren römischen Bau, das Logirhaus für höhere Staatsbeamte hält. Auch eine weitere archaische Bronzeinschrift ist gefunden.

Der Königlich englische Botschafter Lord Odo Russell, une der Königlich italienische Botschafter Graf de Launay ind von ihren U1laubsreisen hierher zurückgekehrt und haben die Leitung der ihnen unterstellten Boischasten wieder üÜber- nommen.

Als Aerzte haben si niedergelassen die Herren : Herm Meyer in Gülzow, Dr. Bernh. Heidenhain “in Stettin, Dr. Windelschmidt in Cöln, Dr. Schul und Dr. Firle in Bonn, Dr. Brack in Niederlahnstein,

E A R R A E E : E

Bayern. München, 4. November. (Allg. Dig.) Die Berathung der Konkursordnung ist im Geseßgebungs- Aus der Kammer der Abgeordneten Mle bis zum Art. 114 gediehen, und es wird nun möglich sein, daß der Ausschuß die erste Berathung des ganzen Geseßentwurfs,. wenn nicht morgen, jedenfalls übermorgen zum Abschluß bringt. Derselbe wird dann sofort in die Berathung des „Entwurfs. eines Gesehes zur Ausführung der Reichs-Civilprozeßordnung. und der Konkursordnung“ eintreten. Die Landräthe fink auf den 2. Dezember einberufen worden.

__ Württemberg. Stuttgart, 5. November. (W. T. B.) A A S A G ng ist zum 19. d. M. einberufen worden.

Baden. Karlsruhe, 4. November. Die „Karlsr. tg.“ meldet: „Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat reitag, den 1. November, die Deputationen der Ersten

und Zweiten Kammer der Landstände empfangen, welche nah den Beschlüssen der beiden Häuser vom 29. v. M. den Auftrag hatten, mit Rücksicht auf die Ereignisse vom 11. Mai Und 2 Jum d. F: Sr. Königlichen Hoheit die das ganze Land erfüllenden Empfindungen der Freude und des Dankes gegen Gott üver die Errettung Sr. Majestät des Kaisers auszu)prechen. Die Mitglieder der Deputationen 2A s0o- dann die Ehre, auch Jhrer Königlichen Hoheit der Großherza- gin vorgestellt zu werden,“

Meck&leunburg. Malchin, 6. November. (W. T. B.), Der medcklenburgishe Landtag ist heute eröffnet worden.

Anhalt. Dessau, 4. November. Die Wahlen zum Landtage werden am 18. d. M., zunächst in der Klasse der meistbesteuerten Grundbesißer, ihren Anfang nehmen. An der Wahl der Wahlmänner am 30. v. M. haben sich nah dem „Staats-Anzeiger“ hier *von 3225 Urwählern nur 854 betheiligt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 5. November. (W.-T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat heute die Adreßdebatte-

fortgeseßt. Bei Beginn der Sißzung nahm Minister Pretis das Wort, um namens des provisorischen Ministeriums dessen Verhalten zu vertheidigen. Der Minister {ob die Haupt- verantwortung dem Grafen Andrassy zu. Seitens der Majo- rität traten die Abgg. Shauß und Manger für die Adresse ein. Die Delegationsmitglieder des österreichishen Abgeord- netenhauses haben sich dahin geeinigt, den Grafen Coronini zum Delegations-Präsidenten zu wählen. Die erste Sizung der Delegation findet am Donnerstag in Pest statt.

Großbritanuien und Jrland. London, 5. No- vember. (W. T. B) Das auswärtige Amt ver- öffentliht nunmehr ebenfalls den zwishen England und

Frankrei betress Cyperns und Egyptens geführten.

Schriftwechsel. Derselbe stimmt mit den in dem französi-

schen Gelbuche mitgetheilten bezüglichen Dokumenten (\. u.)

Überein.

6. November. (W. T. B.) „Reutershen Bureaus“ aus Simla, von gestern, meldet gerüchtweise: Die Bevölkerung von Kohistan habe sih gegen die Regierung des Emirs von Afghanistan empört und den Gouverneur getödtet. Der Emir habe eine starke Truppen- menge zur Wiederherstellung ‘der Ruhe abgesendet.

Frankreich. Paris, 5. November. (W. T. B.) Das gestern im Senat und der Deputirtenkammer niedergelegte Gelbbuch enthält auf die orientalishe Angelegenheit bezügliche Akftenstücke vom 28. Dezembre 1877 an, insbesondere die Protokolle des Berliner Kongresses. Jn einer Depesche Du- faure’s vom 13. Juli beglückwün\cht derselbe Waddington nach der Unterzeichnung des Berliner Vertrages. Fn der Depesche hebt Dufaure hervor: als Frankreich die Einladung zu dem Kon- greß angenommen habe, sei der leitende G:danke der gewesen, bei der Wiederherstellung und Befestigung des Friedens mit- zuwirken, ohne jedoch irgend wie die Neutralität aufzugeben. Jn einer Depesche vom 23. Juli spricht der Kardinal Franchi der französishen Regierung seinen Dank aus, daß sie auf dem Kongreß für die Aufrechterhaltung des katholishen Kultus im Orient eingetreten sei. Jn einem Cirkular des Mi- nisters Waddington vom 22. August wird darauf hingewiesen, daß niht nur diese oder jene spezielle Klausel des Berliner Vertrages, sondern daß der ganze Vertrag ausgeführt werden müsse. Jn einer weiteren Depeshe Waddingtons vom 27. September wird hervorgehoben: er wünschte, daß die

Pforte eine festere Haltung annähme, und daß sie in. der:

Türkei nicht die Unordnung fortdauern ließe, die verhängniß- voll werden und die Vortheile in Frage stellen könnte, welche durch die Fntervention der Großmächte erlangt seien. Fer- ner enthält das Gelbbuh eine Depeshe des Marquis von. Salisbury vom 7. Juli, in welcher derselbe dem Minister Waddington Mittheilungen über die Konvention bezüglich Cyperns macht und hervorhebt, dieselbe sei abgeschlossen wor= den, um Westasien niht ohne Vertheidigung zu Füßen Ruß- lands zu lassen. England habe nicht Egypten besehen oder sih des Suezkanals bemäthtigen wollen, um nicht eine Er- kaltung der Beziehungen zu Frankreich hervorzurufen. Eine Depeshe Waddingtons vom 21. Juli konstatirt die in ganz Frankreih durh die Cypern betreffende. Konvention hervorgerusene Erregung und theilt, um

Ein Telegramm des-

nkrei insihtlich Syriens und Egyptens zu be- E e Erklärungen Salisbury's mit. Frankreich achte England als asiatishe Großmaht, aber ver- lange für sich die gleihe Achtung als Mittelmeermacht. Salisbury erkannte die Gleichberehtigung und die auf Gegen- seitigkeit beruhende Achtung an, welche für die egyptishen Beziehungen Frankreichs und Englands bestimmend sein müßten, wie er andererseits die dur die besonderen Fnter- essen einer jeden der beiden Mächte bedingte Selbständigkeit der Aktion zugab. Eine Depesche Salisbury's vom 7, August bestätigt die vorstehende Depeshe Waddingtons und versichert den aufrihtigen Wunsch Englands, mit Frank- reich im herzlihen Einvernehmen zu handeln, um die Ent- wickelung der Hülfsquellen Egyptens ju sichern. Wedcr England noch Frankrei begehre für fih eine territoriale Niederlassung in Egypten. Keine von beiden Mächten beab- sichtige, auf irgend eine Weise sich in die dynastishen Fragen einzumischeii, welche die Familie des Khedive angehen, eine Familie, welhé gegenwärtig unter der Suzeränität der Pforte im Lande herrsche. Beide Mächte wünschen die Befestigung und Aufrechterhaltung der Autorität des Khedive, wie sie gleichzeitig die Verwirklihung der erforderlichen Reformen mit tierais verfolgen. Jn dieser ita scheine keinerlei Besorgniß eines N aufkommen zu können Es sei- der gemeinsame Wunsch beider Regierungen, daß die Dynastie des M erhalten bleibe, die Bevölkerung gedeihe und die Landesschulden getilgt werden. :

Œ L. D) El Une 2.0, M. un Syd- ney aufgegebenes Telegramm meldet aus Neukaledo- nien, daß daselbst seit dem 14. Oktober d. J. neue Ge- waltthaten gegen die Ansiedler niht vorgekommen seien. Fn dem Bezirke Bourrail allein befänden sh noch einige auf- ständishe Banden, alle anderen Bezirke seien ruhig. Der Gouverneur habe in Folge der eingetretenen Besserung der Lage das Kriegs\chiff} „Tage“ am 28. v. M. seine Rüreife antreten lassen.

Portugal. Aus Lissabon telegraphirt man dem „Reuterschen Bureau“ : Die Meldung englischer Blätter, daß Unterhandlungen zwischen England und Portugal, betreffend die Abtretung der Delagoabai, zum Abschluß gelangt seien, ist gänzlih aus der Luft gegriffen. Seitens der Regierungen Englands und Portuga!s finden indeß Bemühungen statt zur Erzielung eines Abkommens für den Bau einer von beiden Regierungen garantirten Eisenbahn von der Delagoabai nach Transvaal. 1140

Italien. Rom, 4. November. (W. T. B.) Der Minister ves Jnnern, Zanardelli, hat gestern vor seinen Wählern in Fseo eine längere Rede ge- halten, in welcher er hervorhob, daß er stets seine Grundsäße bezügli der öffentlichen Bree, wie der indi- viduellen Rechte und des Vereins- und Versammlungsrectes beibehalten habe, weil andernfalls Zweifel und Verwirrung in das Repräsentativsystem gebraht würden. Der Minister rechtfertigte die Haltung des Kabinets gegen- über der Partei der „gZtalia irredenta“ und sprach seine Mißbilligung über die Barzanti-Kasinos aus. Er betonte, daß die öffentlihe Würde bisher niemals gefährdet gewesen sei, die Regierung würde sonst energisch eingeschritten sein. Die republifanishe Partei sei niemals s{chwäher und un- gefährliher gewesen, als jeßt; den Umtrieben der Anhänger der Fnternationalen müsse man aller- dings mit Ausmerksamkeit folgen, obwohl dieselben in Ftalien nur wenig verbreitet wären. Der Minister ver- sprah seine Sorgfalt der Verbesserung der öffentlicen Sicherheit zuzuwenden und kündigte die sofortige Vor- legung eines Geseßentwurss über die Wahlreform an, durch welche die Wählerzahl von 605 000 auf 11/4 Millionen erhöht werde; auch sollen die Munizipien in freiheitlihem Sinne reformirt uno die Unterpräfekturen abgeschafft werden. Zum Schlusse seiner beifällig aufgenommenen Rede spra der Minister die Hoffnung aus, daß sein Programm bei un- ermüdliher Wachsamkeit über die öffentlihe Ordnung und unter Anwendung aller Freiheiten die Zustimmung des Par- lamentes wie des Landes finden werde.

(W. T. B.) Wie der „Diritto“ meldet, warten die Delegirten FJtaliens für die Handels vertragsverhand- lungen mit Desterreich, bevor sie nah Wien abreisen, noch eine neue Erklärung der österreichishen Regierung ab, daß auch diese bereit sei, die leßte Phase der Verhand- lungen fortzuseßen.

Türkei. Konstantinopel, 5. November. (W. T. B.) Der englische Delegirte Wolff hat der ostrumelishen Kommis- sion eine jehr freisinnige Vorlage in Betreff der Organisa - tion Rumeliens unterbreitet. Vor den Russen ist eine 500 Mann zählende Schaar Bulgaren, welche nah Macedo- nien eindringen wollte, angehalten worden.

Schweden und Norwegen, Stocckholm, 2. No- vember. (H. C.) Gestern hat ein partieller Ministerwechsel stattgefunden, indem der Kultus-Minister Carlsson auf jein Ansuchen verabschiedet und der Professor Malmström zu seinem Nachfolger ernannt worden ist.

_ Amerika, New-York, 5. November. (W. T. B.) Die hier von der Am manpp artei für die Staatsämter aufgestellten Kandidaten sind in der Minorität geblieben. Zum Lo rdmayor wurde Cooper mit einex Majorität von 15 000 Stimmen gewählt. Jn Massachusetts ist bei den gestrigen Wahlen der als Kandidat für den Gouverneur- posten aufgestellte General Butler unterlegen.

__ New-Orleans, 3. November. (Allg. Corr.) Der hie- sige Gesundheitsrath macht bekannt, daß die gelbe Fieber- Epidemie nunmehr zu Ende fei.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Mittwoch, 6. November, Vormittags. Nach einer Meldung des „Journal officiel“ en die Bopollmächtigten rankreihs, Belgiens, Griechenlands, Jtaliens und der chw. iz gestern eine Münzkonvention E, in welcher der Münzverband aufrecht erhalten, jedoch die Münzkonvention vom Jahre 1865 in der dur die Umstände gebotenen Weise modifizirt wird.

New-York, Mittwoch, 6. November. Nach dem bis- herigen Wahlergebniß waren die Republikaner siegreich in den Staaten New-York, New-Fersey, Connecticut, Zllinois, Massa- Qusetts, Michigan, Minnejota, New-Hampshire, Pennsylvanien, Rhode Jsland, Wisconsin, Kansas und (ebraska; die De-

mokraten siegten in Arkansas, Alabama, Delaware, Florida, Georgia, Kentucy, Louisiana, Maryland, Mississippi, Missouri, Nord- und Süd-Karolina, Éennessee Texas und Virginia. Die Republikaner haben eine große Anzahl Kongreßsiße ge- wonnen.

Landtags- Angelegenheiten.

Im 13. Casseler Wahlbezirk (Gelnhaufen, Schlüchtern, Orb) ist an Stelle des verstorbenen Abg. Rentier Schöffer der Landrath Baron von Trott in Gelnhausen mit 121 gegen 104 Stimmen, welche der Landrath von Wolf in Schlüchtern erhalten hat, zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Statistische Nachriehten.

Nr. 1 und 2, Januar—Juni, der „Zeitschrift des Ksö- niglicch bayerischen statistishen Bureaus“, zehnter Jahr- gang, 1878, redigirt von dessen Vorstand D-. Georg Mayr, hat fol- genden Inhalt: Diagramm der bayerischen Bevölkerungêbewegung im halten Jahrhundert 1825/26 bis 1874/75, von Dr. Georg Mayr. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für die Mo- nate Oktober bis Dezember 1877; desgleichen für die 6 haupt- \ächlichsten Schrannen nah einzelnen Wochen. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bayerishen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für das Kalenderjahr 1877, Viktualienpreise an verschiedenen Orten Bayerns während dec Monate Oktober, November und Dezember 1877; deégleichen für das Ka- lenderjahr 1877. Die bayerishe Bevölkerung nah Alter, Ge- \{lecht, Civilstand und Staatsangehörigkeit, mit Unterscheidung der Civil- und Militärbevölfkerung. Hauptergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875, von Dr. Georg Mayr. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bayerishen Schrannen, so- wie über die erzielten Durchschnittspreise für die Monate Januar bis März 1878; desgleichen für die 6 hauptsächlihsten Schrannen nah einzelnen Wochen. Viktualienpr:ise an verschiedenen Orten Bayerns während der Monate Januar, Februar und März 1878. Bew gung der Bevölkerung des Königreichs Bayern im Kalender- jahre 1876, von Dr. Georg Mayr. Die Bewegung der Gewerbe in Bayern in den Jahren 1868 (Mai bis Dezember) bis 1876, ron Assessor Carl Reichel. Nachweisungen über den Verkauf von Ge- treide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durch- \{chnittspreise für dic Monate April bis Juni 1878; deszleichen für die 6 haupt ächlihsten Schrannen nah einzelnen Wochen. Vik- tualienpreise an verschiedenen Orten Bayerns während der Monate April, Mai und Juni 1878.

Der öfsterreichishe Export nach der Herzegowina betrug im Jahre 1877 an Kolonialwaaren 814 727 kg im Werthe von 154 182 Fl., Droguen und Arzneiwaaren 128 022 kg im Werthe von 96 164 Fl., Getreide, Hülsenfrüchte und Mehl 7 124 947 kg im Werthe von 254 818 Fl., Obst 244 506 kg im Werthe von 65 021 F[., Fische 1108329 ke im Werthe von 246887 Fl, Branntwein 353 252 kg im Werthe von 223 583 Fl., sonftige Verzehrungsgegen- stände 534 700 kg im Werthe von 449 703 Fl., Oel, Petroleum und Seife 181 384 ke im Werthe von 114 565 Fl, Baumwollgarne und Gewebe 136 417 kg im Werthe von 509834 Fl, Schafwollgarne und Gewebe 12 332 bg im Werthe von 51956 Fl,, Leinengarne und Gewebe 9578 kg im Werthe von 46701 Fl, Modewaaren und Kleidungsstüke 1006 kg im Werthe von 211100 F[., Eisen und Eisenwaaren 122 907 kg im ‘Werthe von 75 306 Fl. unedle Metalle 17 485 kg im Werthe von 65 893 Fl., Thonwaaren 9846 kg im Werthe von 39210 Fl, Glaswaaren 20735 kg im Werthe von 41421 Fl.,, Papier 45789 kg im Werthe von 223 225 FL., Leder 10 659 kg im Werthe von 54139 Fl, Quin- caillerien 5445 kg im Werthe von 83 477 Fl, Chemikalien, Farben 32306 kg im Werthe von 1 611 695 gl, Salz 1 756 939 kg im Werthe von 70715 Fl., thierische Produkte 6726 kg im Werthe von 11481 Fl. Zusammen wurden aus Oesterreih-Ungarn von dér Her- zegowina Waaren im Werthe von 4,7 Millionen Gulden bezogen. Die Einfuhr im Jahre 1876 hatte einen Werth von 6,4 Millionen Guldenz sie war also 1877 um 1,7 Millionen Gulden geringer. Der Haupteintrittêpunkt war Metkovich.

Kunst, Tissenschafst und Literatur.

Die British M-dical Association zu Bath hat, der „C. Ztg.“ zufolge, die Professoren Bilroth, Liebreih, Esmarch und Ludwig zu Ehbrenmitgliedern ernannt.

Seit Eade September befindet sich Dr. Schliemann wieder in Troas und seßt die Ausgrabungen in Hissarlik fort, und zwar mit der erheblihen Anzahl von 125—150 Arbeitern. Wie derselbe dem „Korr. v. u. f. D.“ in einem Briefe vom 26. Oktober 1878 mittheilt, sind seine Bemühungea3 bereits von dem glüdcklichsten Erfolge gekrönt. Es wurden eine Menge Hausmauern- von dem großen Gebäude ans Licht gebracht, das Schliemann dem Könige oder Haupte der Stadt zuschreibt; aber alle diese Mauern gleichwie in den cyklopishen Notrenn in Tiryns, Mykenae und auf Ithaka, sind nur die Substruktionen eines großen hölzernen Hauses, wie denn auch eine Aschen- und Schuttsbicht von 6—10‘ Dicke sich in diesen Mauern vorfand. Hier machte Schliemann einen bedeutenden Fund ; einen merkwürdigen Dolch, einen Gegenstand in Gestalt eines Scbweincs aus Elfenbein, und einen Schatz, der sich in einer Vase aus Bronze (diese Vase wieder in einer aus Terracotta, beide Vasen jedoch zers{lagen) befand. Der Schaß besteht aus 22 goldenen und 13 silbernen Ohrringen, zwei Tuchnadeln mit Spirale von Gold, vier geldenen Gegenständen ganz gleich jenen, die in Scliemanns Buch über Mykenae unter Nr. 297 und 299 ab- gebildet sind und im dritten Grade auf der Akropolis gefunden wurden ; ferner einem Armband von Elektron, Taufenden von goldenen Perlen und LTausendcn auf Elfenbeinstäbchen gezogenen silbernen Ringen, welche wahrscheinlich von Halsbändern herrühren. Fast alles Silber war an einander ges{chmolzen, und alle Gegenstände zeugten von d:r furchtbaren Gluth, der sie ausgeseßt waren; am Armbande sind silberne und goldene Ohrringe und auch viele Perlen festgelöthet. Dieser höchst merkwürdige Fund wurde in Gegen- wart von sechs Offizieren des englischen Kriegs\chiffes „Monarch“ gemacht. Ein weiterer nit minder interessanter Fund wurde genau 16 Fuß unter der im Jahre 306 vor Christo von Lysimachus erbauten Ringmauer, aber noch 60 Fuß außerhalb der alten trojanishen Ringmauer gemaht. Man fand dort zwei höchst merkwürdige Haarnadeln von Gold. Eine davon hat oben eine viereckige goldene Platte, und auf dieser stehen 6 kleine goldzne Vasen je mit 2 Henkeln und großen platten Deckeln. Die Platte selbst is in 10 Felder getheilt, 6 kleine und 4 große, und ei jedem der leßteren sind kleine niedliche Spiralen, aus feinem Golddraht bestehend, gelöthet, die genau so aussehen, wie die unter Nr. 295 und 296 in „Mykenae“ ab- ebildeten. Auch die Basis der Platte läuft nach rechts und inks in hübshe Spiralen aus. Scbliemann hebt hierbei hervor, daß er auf Hissarlik wiederholt Goldsachen findet, welche mit den in Mykenae g¿fundenen vollkommen übereinstimmen. Kurz vor Absendung dcs Briefes wurden an der Nordseite der Aus- grabungen in der rothen Asche eines Hauses zwei goldene Ohr- ringe von Schlangenform gefunden, genau 343 Frcs. in Gold wiegend, dann eine große Menge goldener Halsperlen und kleiner goldener Schieber, endlih eine 124 Centimeter lange, im Feuer aber gefaltete, fast ovale Platte von Elektron. Gleich- zeitig fanden sih große Massen vou roh gearbeiteten steinernen Hammern, Handmühlen von Trachyt und Tausende von nicht auf der Töpferscheibe gefertigten unbemalten Vasen, die aber meistens zerbrochen sind; doch wurden häufig sämmtliche Bruchstücke einer

Vase gefunden, so daß viele Vasen \sich wieder herstellen lassea. Kellerrâume fanden sich nirgends vor, dagegen viele riesige Gefäße, die zum Aufbewahren, besonders des Weines, dienteu. Als besonders merkwürdig erwähnt Schliemann die vielen höchst sonderbaren Fuß- böden, w lche aufgedeckt wurden, und die oft ganz vollkommen das Aussehen haben, als wären sie von Asphalt. Wenn sie di:ses Aus- sehen haben, fo ruhen sie auf platten Steinen, ruhen sie aber auf bloßem Schutt, so sind sie offenbar in Folge der Einwirkung eines un- geBeuren Feuers verglaft. Schliemann hat Proben hieroon zur ntersubung vach London gesendet. Diese sonderbaren Fußböden finden sich nur in der „zweiten Stadt“, d. h. in einer Tiefe von ungefähr 9 Meter; hier wurden au die Gold- und Silbersachen F und nach Knsiht Schliemans „kann nur diese Stadt roja sein“.

Von Gustav Freytag wird nächstens im Hirzelsben Ver- lage zu Leipzig der fünfte Band seiner „Ahnen“ unter dem Titel: „Die Geschwister“ erscheinen.

Die „Regulirung der Weichsel und die Trocken- legung des frischen Haffes*. Von J. Reiß. Mit 2 lith. Tafeln. Preis 75 4. Königsberg, Hartungscher Verlag. Das Haupt- ziel, das der Verfasser mittelst seiner in dieser Brochure mitgetheilten Vorschläge zu erreichen hofft, ist die Sicherstellung des Weichsel- Deltas vor den Gefahren der Ueberfluthungen und Eisgänge; als Nebenzweck kommt dabei noch die Trockenlegung des frischen Haffs, dur welche ca. 14 Qu.-Meilen kulturfähiges Land gewonnen wür- den, in Betraht. Die Kanalisirung des Haffs soll neue Wafsfer- straßen eröffnen. Durch die direkte Zuführung sämmtlicher Zuflüsse des Haffs nah dem Pillauer es soll dieses eine kräftigere Spülung erhalten. Während der Lauf der Nogat dadurÞ um etw@ 8 Meilen verlängert würde, würde der nunmehr wesentlich kürzere Weichselarm mit seinem stärker.n Gefälle fich naturgemäß zum Hauptstrom ausbilden. Wird die tiefere Ausbildung der Stromrinne dur dietn Vorschlag gebrachten Arbeiten unterstüzt, so würden Mone wie Hocfluthen in diesem Stromarm allein ihren ungestörten Ab- zug finden. Der Verfasser begründet auch die „Theorie zur Abwen- dung der Gefahren des Eisganges“, durch welche eintretende Eisgänge von Montau ab eine eisfreie ofene Wasserftraße finden sollen. Was die Trodenlegung des frishen Haffs betrifft, so erscheint die Ausführung derselben dem Verfasser niht unlösbar. Träfen seine günstigen Vor- qutscninaen ein, so würde sih cbenso die Trockenlegung des Stettiner: und kurischen Haffs empfehlen.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Maikäfersammlung, die im Kreise Segeberg in 89 Bezirken in diesem Jahre vorgenommen wurde, ergab, wie der „H. C.“ mittheilt, eine Ausbeute von 14 196,60 kg in denjenigen Gemeinden, welche die Ausbeute nah Gewicht berechneten und dort, wo nah Maß gerechnet wurde, 28223 1. Außerdem sind 500 Pfund Engerlinge gesammelt worden. Es sollen etwa 920 Maikäfer auf ein Kilozramm gehen, so daß also die Summe der nah Gewicht, aus\chließlich der 28223 1, eingesammelten Maikäfer allein die statt- lihe Zahl von 13 061 240 ergeben würde.

Gewerbe und Handel.

Die Bilanz der Stadtberger Hütte für das Geschäfts- jahr 1877/78 ergiebt einen Nettogewinn von 122150 46 Zur Ab- schreibung gelangen, mit Rücksiht auf die beim RüdxXkauf von 750 000 nominal Aktien ersparte und im nächsten Jahre für Ab- schreibungen zu verbuhende Summe von ca. 380 C09 e, für dieses. Jahr nur 20000 4 Ferner soll in den Reservefonds der Betrag von 10000 Æ geïegt und der Generalversammlung der Vorschlag unterbreitet werden, 90 000 Æ zur Vertheilung an die Aktionäre nach Ablauf des Sperrjahres und Eintragung in das Handelsregister zu reserviren und den Rest von 2150 4 auf das folgende Jahr vorzutragen. Die Dividende würde also für das um { reduzirte Kapital 4 9% betragen.

In der Sibung des Aufsichtsraths der Aktienbrauerei- Gesellshaft „Moabit" vom 5, November erstattete die Di- rektion über das abgelaufene Geschäftsjahr Bericht. Darnach beläuft. sich der erzielte Bruttoüberschuß auf 148 270 A Hieroon wurden 116 253 M zu Abschreibungen verwendet, sodaß sich ein Nettoüber- {Guß von 32017 M. ergiebt, welche als 1% Dividende zur V-:r- theilung an die Aktionäre gelangen soll.

London, 4. November. (E. C.) Die Kaufleute Smith, Heming and Co., in London und Indien etablirt, haben ihre Zah- lnngea eingestellt. Die Passiva b-laufen sich auf 2250000 Pfd. Sterl. Die Aktiva sind noch nit belannt.

Verkehrs-Anstalten.

Die Generalkonferenz der deutschen Eisenbah- nen, welche den Zwet hat, auf Grund der von der Tarifkommission unterbreiteten Tagesordnung \sih über die Fortentwickelung der Tarif- reform \{lüssig zu machen, ist am 30. Oktober zusammengetreten und hat die 58 Sg nee der Tagesordnung in zwei Konferenz- tagen so weit erledigt, als dies nah Mage der Kompetenzen dieses Faktors möglih war. Die definitiven Erklärungen der Ver-- waltungen über die Beschlüsse erfolgen vier Wochen nah Verhand- lung des Protokolls.

Triest, 4. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Aurora“ is heute früh 1 Uhr mit der ostindis(-chinesishen UVeberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Berlin, 6. November 1878.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 2. Klasse 159. Königlich preußischen Klajssenlotterie fielen:

1 Gewinn à 12 000 #4 auf Nr. 36 052.

1 Gewinn à 6000 4 auf Nr. 67 485.

2 Gewinne à 1800 #4 auf Nr. 30 909. 49 652.

2 Gewinne à 600 4 auf Nr. 18 395. 19 405.

5 Gewinne à 300 # auf Nr. 4839. 27 462. 28 364. 32 223. 83 467.

Verviers, 6. November, 4 Uhr Vormitiags. Die englische Post vom 5. Abends (planmäßig in Verviers um 8 Uhr 49 Minuten Vormittags) ist ausgeblieben. Grund: Regen und Schneegestöber im Kanal.

Das 3. in der „Wilh. Ztg.“ veröffentlihte Verzeichniß der bei dem Wilhelmshavener Hülfscomité „Großer Kurfürst“ ein- gegangenen Gaben {ließt am 15. Oktober mit 6759 Æ 89 „s; dazu Verzeihniß 1 und 2 mit 32511 M 32 F, ergiebt im Ganzen 39 271 M 21 S. E

London, 4. November. (E. C.) Das aus dem Marmaca- meere heimkehrende Schiff der brit ishea Marine „Dee vastation“ hat in der Bai von Biscaya die Brigantine „Escort“, von Plymouth kommend, niedergerannt. Die Mannschaft konnte

ereitet werden. In Plymouth mußte das indische Truppen« iff „Malabar“ einlaufen, da seine Maschine gebrochen war.

Die britte Volks- und Scül-rvorstellung im Osten d- Theater findet am Sonntag, den 10. November, statt. Zur Geburts- tagsfeier E wird an diesem Nachmittage „Wallensteins Lager“ in Szene gehen.

Im Germania-Theater werden nur noch wenige Vor- stellungen von „Jm Rausch“ stattfinden.