1878 / 264 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Nov 1878 18:00:01 GMT) scan diff

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dafür auszusprehen, daß es ihm vergönnt ifl, unter den Auspicien Eurer Kaiserlichen und Königlichen ‘obeit eine alte Schuld ab-

zutragen. rats am 10. April 1741 König Friedrich der Große, Ihr er- habener Ahn, den Sieg bei Mollwiß errungen hatte, erkannte das erstaunte Guropa, daß das Schicksal Schlesiens entschieden sei, daß E seine {on bei Fehrbellin erkämpfte Großmachtstellung von euem erstriiten habe und fie stets zu behaupten wissen werde. Die mächtigsten Staaten s{ickten ihre Gesandten in das Lager König Friedrichs bei Mollwiß. Ueberaus \{chwerer Kämpfe bedurfte es zwar noch, um Schlesien für immer dem Königreich Preußen einzu- verleiben, daß dieser Erfolg aber -erreiht wurde, ist in erster Reihe dem Siege Friedri des Großen bei Mollwviß zu verdanken, eine Niederlage zu diefer Ii häâtté das kleine, von mächtigen Nachbarn umgebene angefeindete Preußeu fast tödUlih treffen können. /

Fast 138 Jahre find verflossen feit dieser ersten und siegrei b: Sw@lacht Friedrih des Großen, in welcher, wie in allen spät:r n Sw{lachten nach dem eigenen Ausfpruch Friedrih des Großen und nach dem Wahrspruch der Geschichte, die preußishe Armee durch ihre Disziplin und heroishe Tapferkeit gerechten Ansprah auf Unsterb- lichkeit 9 erworben hat. j :

Fast überall in Schlesien sind seitdem die Stätten der siegreichen Schlachten Friedrih des Großen durch Erinnerungszeichen ges{chmüdckt, nur Mollwit entbehrte noch immer das den ersten Sieg Friedrich des Großen verherrlichenden Denkmals.

Erst vor wenigen Tagen, am 5. November, dem Jahrestage der glorreichen Schlacht bei Roßbach, is auch diese alte Shuld abge- tragen und es erhebt sich nunmehr auf dem freien Plage vor der Kirche u Mollwiß zur Verherrlichung der ersten siegreichen , für die ganze

rovinz so folgereichen Schlacht ein mächtiger Obelisk. /

An diesem einen Siegesmale der Schlacht bei Mollwitßz wollte man sich indeß nicht genügen lassen; bei der großen Bedeutung, welche dieser erste Sieg für Brieg hatte, und bei der allgemeinen Verehrung, welche die Brieger Bevölkerung dem Andenken an seinen roßen König zollt, verlangte die Volksstimme auch ein Standbild

riedrich des Großen selbst in der Kreisstadt, geeignet, uns alle an jeue große Zeit. der \{lesis{en Kriege und des siebenjährigen Krieges zu erinnern. i |

Als Se. Majestät der Kaiser, unser erhabener Herrscher, die Gnade hatten, einer von dem Comité ausgesprochenen Bitte zu will- fahren und die für ein größeres Standbild erforderlihe Bronze aus eroberten französishen Geshüßen huldreihst zu gewähren, wofür wir au an dieser Stelle unterthänigst Dank auszusprechen nit unter- lassen können, stand der Ausführung dieses Vorhabcns kein Hinderniß mehr im Wege.

So stehen wir denn heut am 7. Novetnber, dem Jahres- tage der S dem Großen von den s{lesi?"chen Ständen in Breslau geleisteten Huldigung an dem von Künsilerhand gebildeten Denkmal, welches uns den großen König vergegenwärtigt, in der

eit feines gewaltigen, mächtigen Schaffens für die Größe und das eil unseres theuren Vaterlandes.

Dieses in Vertretung Sr. Majestät des Kaisers und Königs durch Eure Kaiserliche und Königliche Hoheit feierlih enthüllte Denk- mal Friedrich des Großen übergebe ich als Vorsißender des Mollwißtz- Comités hiermit kraft der mir ertheilten Vollmacht zu Händen des Herrn Bürgermeisters der Stadt Brieg zum Eigenthum.

Möchten die Stadt- und Kreisbewohner und jeder Deutsche beim Anblick des Standbildes des großen Königs, welcher sich selbst den ersten Diener des Staátes nannte, dessén eingedenk sein, daß cs Pflicht jedes Bürgers ist, dem Staate seine leßten Kräfte zu leihen und daß es kein höheres T giebt, als mitzuwirken an der Wohlfahrt unseres geliebten preußifcl:en, unseres theueren deutschen

Vaterlandes. Das walte Gott!

Nach dieser Rede sprah der Bürgermeister Heidborn :

„Mit dem so eben ausgesprohenen Wunsche: Das wolle Gott walten! übernehme ih hiermit als Vertreter der Stadt Brieg dieses behre Standbild zum Eigenthum unserer Stadt ‘und fühle mich ge- drungen, Namens derfelben dem Ausschuß für die geshehere Ucber- eignung den aufrichtigsten und wärmsten Dank auszu- sprehen. Ich unitershäße niht, welche befonders hohe Bedeutung dieses Dénkmal gerade für die Stadt Hre hat; denn es führt uns den großén König vor Augen, dessen Andenken in unserer Skadt die tiefsten Wurzeln geschlagen, dessen Andenken sich von Geschlecht zu Gcschleht in dankbarer Erinnerung lebendig fortgepflanzt hat bis auf den heutigen Tag. Wo nur irgend wirden von Vater auf Sohn vererbten Erzählungen lauschen können, überall ‘begegnen wir in denselben unzäh- ligen Beweisen des Wohlwollens und der Gnade des großen Königs, überall erblicken wir, wie Seine Hand dem Hilfsbedürftigen gereicht, den Schwachen wiedér émporrichtend, nach allen Seiten hin Segen \pendent. So. wird dieses Denkmal uns jeder Zeit an den großeà Königlichen p R erinnern, der in außèrordentliher Huld unsere Städt alljährlih einmal bis zu Seinem Tode durch Seinen Besuch beehrte und béglückte. Dort auf jenem Balkon hat Er Sih oftmals Sei- nem getreuen Volke gezeigt; heute \{chauèën wir mit dankerfülltem Herzen ‘empor zu Seinem éhernen Stahndbilde, in das wunderbar gewaltige Auge, da3 so klar seine Zeit, so streng und groß Fei Reich beherrs{hte. Nunmehr können wir sagen: unser König

riedrich ist wieder bei un8; Er bleibt im treuen Schuße dieser

tadt, die Er \o sehr geliebt hat. Aber der heutige Tag, dem wir seit Langen mit freudiger Erwartung entgegensahen, sollte sich durch die Allèrhöchste Gnade zu einem Festestäge gestalten, wie wir es Faum zu ‘hoffen wagen. durften. Die höchste Weihe, welche der beutigen Feier beschieden sei: konnte, ift ihr verliehen durch die huldvolle Gegenwart des. Eilauchten Kaisersobnes, Sr. Kaiser- lichen Hoheit des Kronprinzen. Kaiserliche Hoheit! Die seltene Aus- zeichnung, welche der Stadt und dem Kreise Brieg durch Höchstihre Anwesenheit zu Theil geworden, hat alle Gemäther in die freudigst? Auf- regung, in die begeiftertsté Stimmuüßg verseßt. Dié hohe Chre Höchst- ihres Besuches beglückt uns aufs Jnnecfté und érfüllt ‘unsere Lee mit dem heißesten Danke. Geruhen Eure Kaiserliche

oheit, diese Gefühle des ‘innigsten eh.furchtsvollsten Dankes gnädigst |

entgegenzunehmen und Sr. Majestät, unserem allgeliebten Kaiser, huldreihft zu übermitteln. Wenn je eine Gelegenheit geeignet ist, unsere patriotischen Gesinnungen zur Aussprache bringen zu dürfen, so ist es der. gegenwärtige Augenblick. n diesec Stelle, am Fuße des Standbildes des erhabenen Ahnen: Eurer Kaiserlichen Hoheit, vor dieser großèn Versanimlung von Zeugen, geben wir Eurer Kaiserlihen Hoheit die feierliche Verficherung unserer unwandelbaren Treue, Liebe und Ergebenheit ab. Die - gnädige Atriwesenheit Eurer Kaiserlichen Hoheit hat dem heutigen Tage den höchsten Glanz ver- liehen und ihm den Stempel der Unvergeßlichkeit aufgédrückt. Darum drängt es uns, die Gefühle unseres herzlichsten; ehrfurchtsvollstén Dankes zusammenzufassen in den Ruf: „Se. Kaiserliche und König- liche Hoheit, unser allverehrter, unfer allgeliebter Kronprinz Friedrich Wilhelm, Gr N: ; j / ___ Mit begeistertem Jubel stimmte das Publikum dreimal in das Hoch ein, während die Musik die Melodie der „Wacht am Rhein“ éxklingen ließ. i Der Gesang des Liedes „Salvum fac regem“ beschloß die erhebende Feier. E Se. Käiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz R nunmehr das Denkmal einer génaueren Besichtigung. as Standbild ist AReN 3 m hoch, vom Bildhauer Sußmann-ygellborn modellirt und in der Anstalt des Pro- fessor Howaldt in Lia gegossen. König Friedrich ist dargestellt als E Held in dem Augenblicke, wo er den Angriff be g Die Haltung zeigt volle Energie und Entschlossenheit; in der rechten Hand hält der König kraftvoll ei “aas mit der Linken deutet er auf den nahenden einD. ;

Nachdem Se, Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron--

prinz mit den anderen Prinzen noch kurze Zeit in dem histo- risch und kunstgeschichtlich merkwürdigen E geweilt,

verließen die Höchsten Herrschaften unter sympathishen Zu-

rufen der Bevölkerung den Festplay und kehrten mittelst ages von Brieg nach Breslau zurü. bends um 51/, Uhr traf, laut Meldung des sri O,

Se. Kaiserlihe Hoheit der Kronprinz mit den Prinzen des Königlichen Hauses in Breslau ein und wurde bei der An- kunft auf dem Bahnhofe und auf der Fahrt nah dem König- lichen Schlosse von der von allen Seiten zusammengeströmten Bevölkerung mit großem Enthusiasmus begrüßt. ñ Um 6 Uhr fand im S@hlosse ein Diner von 30 Gedecken att. i

Gegen 8 Uhr besuchte Se. Kaiserliche Pre der Kron- prinz mit den Prinzén das von einer festlihen Versammlung gefüllte Stadt-Theater und wohnte der Aufführung der Oper „Lohengrin“ etwa eine Stuude lang bei, um dann auch noch dem Lobe-Theater einen Besuch abzustatten.

Der Bundesrath hat in seiner Sißung vom 1. d. M. e der Zollbehandlung der Schachhteln zu chwedischen Zündhölzern beschiossen, daß der Shlußsaß des Absay 3 in §. 4 der Bestimmungen über die Tara fol- ende Fassung erhalten soll: Doch sind rohe ungefärbte, mit Baits beklebte und mit Reibsubstanz versehene Schachteln aus Bata in welchen als der gewöhnlichen Fabrikverpackung ündhölzer eingeführt werden, laschen von gefärbtem, un- geschliffenem Glas, in welchen ätherishe Dele oder Medika- mente eingehen, und Umhüllungen von Stanniol um Par- Gage und feine Seifen auf die Tarifirung von keinem influß. :

Die direkte telegraphische Verbindung mit Wien is noch nicht hergestellt. Telegramme nah Wien werden an Reichenberg und Prag abgeseßt. Diese beiden Orte haben aber au bis jeßt nur je eine betriebs- fähige Linie nah Wien; daher toe Anhäufung von Depeschen. Auch bleibt es nach Mittheilung des Telegraphen- amts in Reichenberg fraglich, ob im Laufe des heutigen Tages eine Wiener Linie für Berlin betriebsfähig werden wird. Krakau hat von fünf Leitungen nah Wien noch keine in be- triebsfähigen Zustand zu seßen vermocht.

Der Bundesraths - Bevollmächtigte, Großherzoglich s M inisterial-Rath Lepique is nach Karlsruhe ab- gereist.

Der Königlich württembergische Militär-Bevollmächtigte, adataat von Faber du Faur, ist hierher zurü gekehrt.

__ Oesterreich -: Ungarn. Wien, 6. November. Wie eine hiesige Korrespondenz der „Bohemia“ mittheilt, wird den Delegationen auch diesmal ein Nachtrags - kredit für, die Flhtäinge aus Bosnien vorgelegt werden, und, zwar handelt es fich um die Kosten für die Unterstüßung der Flüchtlinge in den leßten sechs Monaten, seit 1. Mai bis 1. November d. Dieselben be- trugen 1,8 Millionen Gulden und dur diese Summen wer- den die in den leßten Jahren gemachten Gesammtauslagen für diesen Zweck auf die Höhe von neun Millionen Gulden gebracht, Hiermit dürfte aber diese Last noch keineswegs für alle Zukunft abgethan sein, indem, wie der „Pr.“ heute aus Kroatien angezeigt wird, die von dem dortigen Kommandi- renden eingeleitete Rückbeförderung der Flüchtlinge in die Heimath auf große Schwierigkeiten stößt und kaum sobald

durchzuführen sein wird.

Pest, 7. November. (W. T. B.) Die Delegationen sind heute eröffnet worden. Die österreihishe Delegation wählte Coronini zum Präsidenten. Graf Andrassy brachte das gemeinsame Budget ein, zu dessen Vorberathung ein aus 21 Mitgliedern bestehender Auss{huß gewählt wurde.

Der Minister-Präsident Tisza gab im ODber- hause betreffs der Ministerkrisis eine analoge Erklärung ab, wie #. Z. im Unterhause. Sodann legte er den Berliner Vertrag vor. Bei der Ad reßdebatte erklärte Graf Szechen, es sei unbillig, von dem Minister der Auswärtigen Angele- genheitèn ein Programm zu verlangen: Wenn die Sicherheit der Monarchie oder militärishe oder kommerzielle Rückfichten eine Aenderung der Grenzen erheishten, so würde er solche acceptivén. Der Adreßentwurf wurde \{hließlich angenommen. Die ungarische Delegation wählte Szlavy zum Präsidenten, nahm die Budgetvorlage entgegen und beschäf- tigte sih mit Ausshußwahlen.

Frankreich. Versailles, 7. November. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer wurde die Wahl Paul de Cassagnacs für ungültig erklärt.

Italien, Nom, 6. November. (Cöln. Ztg.) Der König und die Königin sind auf der Reise nah Modena und Bologna allenthalben mit Begeisterung empfangen worden.

7, Novanber. (W.. T V) Dié Kammern sind auf den 21. d. M. einberufeii worden.

Griechenland. Athen, 7. November. (W. T. B.) Das neue Ministerium ist folgendermaßen z:usammen- geseht: Komunduros Junneres und Justiz; Bonboulis Krieg und Marine; Argerinos Unterricht und Kultus; Delyanni Aus8wärtiges uünd Finanzen. Die Minister leistetén heute den Eid auf die Verfassung.

Türkei. Konfstantinopel, 7. November. (W. T. B.) Eine ca. 4000 Mann starke Abtheilung bulgarisher Jnsur- genten hat 14 Ortschaften in dem Distrikte von Deniötica niedergebranyt. Die Pforte hat dem russishen Bot- [Ger Fürsten Lobanoff, eine Note zugestellt, in welcher

ehauptet wird, daß die Russen niht im Stande seien, den Aufstand in Bulgarien zu unterdrüccken. Eine zwéite Note behandelt die Frage der Nichtevakuation der von dén russischen Truppen beseßten Gebietstheile. Jn Adrianopel hat ein Kriegsrath stattgefunden, ‘an welchem alle Befehlshaber der in Bulgarien und Rumelien befindlihen Truppen theilnahmen. Dém Vernehmen nach machten die Russen die Rück- E der öffentlihen Kassen in Rumelien von der

üdckerstattung der beträhtlihen Kosten abhängig, die bei der Organisation Rumelièns R sind. Die Pforte hat Vorbereitungen getroffen zur NRückgabe von Podgorißa an Montenegro gemäß den Bestimmungen des Berliner Vertrages,

_Valiî zukommenden Depeschen kor statiren vier

Salonichi, 22. Oktober. Ueber den Aufstand it

Macedonien wird der „Pol. Korr.“ von hier geschrieben: „Allmählih bekommt man ein klares Bild von der Lage der Dinge auf dem neuesten Sn RereTtion8 GAUPIaTE: Die dem hiesigen Centren der Bewegung, und zwar bei Raëtluk, Oftromdza (Strumidza), Petritsch und Kara- towa. Die Zahl der um diese Orte befindlihen Insurgenten beträgt nit viel unter 10 000 Mann, und zwar sollen bei Rasluk 3600, bei Oftromdza 2800, bei Karatowa 2000 und beiläufig 1509 Mann bei Petritsh stehen. Die den Insurgenten zur Verfügung stehenden Geschütze werden auf 15 verans{chlagt. Die Insurrektion rekrutirt fich bis jeßt aus einigen Kreisen Ostrumeliens und sämmtlichen Sandschaks Macedoniens. Es wurden in allen ge Orten Werbe-Kommissionen eingeseßt, welche nur Männer bis zum 35. Le- bensjahre engagiren. Es werden zwar ältere Männer ouch mit Waffen versehen, dieselben aber angewiesen, vorläufig in den Hei- mathéorten zu bleiben, um dieje als eine Art improvisirten Land- sturmes gegen die Baschibozuks zu beschützen. Die aktiven Legionen der Insurgenten bestehen aus Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Genietruppen. Die Führung scheint eine gute zu sein, da die Auf- ständischen in allen bis jeßt gelieferten Treffen sich mit Er- folg behauptet haben. Ein besonders blutiger Kampf fand bei Dschuma statt. Dimitrije Bogusic3, welcher sein Haupt- uartier von Samakow nach dem mehr central gelegenen \chumatka verlegt hatte, sendete in die Umgegend von Dschuma, wo vier Bataillone Redifs mit se{8 Geschüßen eine feste Stellung beseßt hielten, 2000 Mann und 390 Reiter mit zwei Ge- \chüßen. Wiewohl Salih Bey in aller Eile noch gegen 600 bewaff- nete Türken zu Hülfe rief, gelang es dcch dem JInsf\urgentenchef Bajkow, nach einem achtstündigen blutigen Kampfe die Türken zu delogiren und reiche Beute an Gewehren, Munition und Proviant zu machen. Die türkischen Truppen, welche 84 Mann an Todten und 104 an Verwundeten eingebüßt hatten, zogen sich in guter Ordnung nach Dschuma zurück. Ein zweites Treffen lieferte Jovantshe Bal- ganow am 19, Oktober einem beträchtlichen türkischen Corps, 4 km von Samakow entfernt. Das blutige Ningen dauerte den ganzen Tag mit wechselndem Glück, und erst gegen Abend gab die Flucht, welche ein Tabor Baschibozuks aus der Casa von Dorjan ergriff, den tür- kischen Truppen das Signal zum Rückzug. Wiewohl die au? Pri- vatquellen stammenden Nachrichte: wissen wollen, daß die Jusur- genten den Türken zwei Geschüße abgenommen haben,“ wird dem offiziell entschieden widersprohen. Daß aber im Ganzen die tür- kisben Truppen bis jeßt si überall den Insurgenten gegenüber als zu {wach erwiesen haben, geht unzweifelhaft aus der Thatsa ke hervor, daß die Aufständishen auf allen Punkten vorrücken. Eine Vermehrung der Insurgentenshaaren in der nächsten Zeit ist um so sicherer zu gewärtigen, als die JInsurrektions- Comités nah absolut sicheren Intormationen mit Munition und Proviant in ausziebiger Weise von Küstendil und der ägäischen Küste her versorgt werden. Es heißt, daß in den leßten zehn Tagen mehr als 40000 Pud Mehl auf dem Seewege den Insurgenten zugeführt worden sind. Was dagegen die türkischen Gegenmaßregeln betrifft, so ist wohl bis jeßt mehr von ihnen zu hôren als zu schen. Im Ganzen dürften höchstens 12—14 Bataillone auf stark reduzirtem Friedensstande den Aufständischen gegenüber- stehen. Die avisirten Verstärkungen sind bis jeßt nur \pärlih an- gelangt. Heute erwartet man aht unter dem Kommando Ali Pa- \has stehende Bataillone aus Mitroviza. Dieselben sollen morgen mit Tagesgrauen in der Richtung von Karatowa abgehen. Erst in 0! E zehn Tagen sollen aus Konstantinopel zwanzig Bataillone

eintreffen.“

Afrika. Egypten. Alexandrien, 7. November. (W. T. B.) Der englishe Staats-Sekretär des Krieges, Stanley, und der erste ‘Lord der Admiralität, Smith, e heute hier ein und reisen {hon morgen nah Malta zurü.

Landtags- Angelegenheiten.

Im 5. Oppelner Wahlbezirk E ist der Ober- Berghauptmann Dr, Serlo zu Berlin, welcher sein Mandat als Abgeordneter wegen seiner Beförderuug im Staatsdienste niedergelegt hatte, mit 538 gegen 409 Stimmen, welche Graf Lazy Henkel er- halten hat, zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten wiederge- wählt worden.

Statistische Irachrichten.

Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berliw sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 27. Oktober bis incl. 2. November cr. zur Anmeldung gekommen: 245 Eheschließungen, 788 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene und 524 Sterbefälle. i

Die Bewegung der Gewerbe in Bayern in den Fahren 1868 (Mai bis Dezember) bis 1876 wird vom A}ff-fsor Ca rl Reichel in dem ersten und zweiten Hefte (Ianuar bis Juni 1878) der Zeitschrift des Königlich bayerischen statistishen Bureaus (redigirt von Dr. Georg Mayr; im Kommissionsveclag von A. Aer- mann in München) in tabellarischen Uebersichten anshaulih gemacht.

Das ganze Tabellenwerk, welches den Nachweis über aht Jahre führt, verdankt seine Existenz mehreren Entsbliéßungen und Ver- fügungen des Königlih bayerischen Staats-Ministeriums. QDas- selbe ordnete unter dem 10. Juni 1871 an: 1) die jährliche Fris summarischer Uebersichten der angemeldeten und niedergelegten Gewerbe Seitens der Distriktsverwaltungsbehörden; 2) Nachweisungen über den auf Exrlaubnißschein stattfindenden Gewerbebetrieb im Umher- ziehen, sowie über den Hausirhandel. Die mit dem 1, Januar 1873 ia Bayern in Kraft getretene Gewerbeordnung vom 21. Juni 1&69 machte cs indeß nothwendig, daß hinsihtlich des Gewerbebetriebes im Umherzichen und des Hausirhandels vom Königlich bayerischen Staats-Ministerium unter dem 25. November 1873 einige Ergän- zungen der Uebersichten über die von den G.meinden und Distrikts- bchörden auëgestellten Legitimations\heine angeordnet wurden. Wir entnehmen dem Artikel folgende Angaben :

I Stehende Gewerbe. Die Johresperiode 1869—1876 weist für das Königreih im Ganzen 309 046 Gewerbeanmeldungen und-239 755 Gewerbeniederlegungen auf. Es sind daher 69291 Ge- werbe mehr Ange, als niedergelegt worden, Wird das Jahr 1868, welches nur die Monate ai bis Dezember um- faßt, mit in Berechnung gezogen, so ergeben \sich 309046 + 36811 = 345857 Gewerbeanmeldunçcen, 239 755 + 15713 = 255 468 Gewerbeniedéerlegungen, sonach ein Ueberschuß von 90389 Gewerbeanmeldungen. Der Durchschaitt für die Jahre 1869—1876 zu Grunde gelegt, ergeben si für das Königreih jähr- lih 38 631 Anmeldungen, 29 969 Niederlegungen ; sonach ein jähr- licher Ueberschuß von 8662 Anmeldungen. Auf die einzelnen Regie- rungsbezirke vertheilt, ergiebt sih aus der Zahi der Gewerbeanmel- dungen und Viederlegungen fürdie Pfalz der stärkste Zuwachs (2,7 durh- \chnittlicher jährliher Zuwachs auf 1000 Personen); ihr folgt Ober- bayern (mit2,6) und sodann Niederbayern (mit 2,0). Am geringsten ift der Zuwachs in der Oberpfalz und in Oberfranken (mit 0,8). In den Tabellen L die Nachweise bezüglih der Gewerbeanmel- dungen und Niederlegungen nach den Hauptkategorien des Gewerbe- steuertarifes getrennt aufgeführt. Die Gewerbe sind eingetheilt in: A, Mechanische Künstler und Handwerker. Die Zahl der Gewerbe- anmeldungen beträgt im Königreiche 144 058 der Niederlegungen 120 124; Ueberschuß der Anmeldung-n 23 934 oder 34,5 %/9. B. Han- d.l8geshäfte (Handel mit Geld, Großhandel, Detailhandel; Lizita- tions-, Leih- und Miethsanfialten u. \. w.), Anmeldungen

117731; Abmeldungen 84 770; Ueberschuß der Anmel- dungen 32961 oder 47,6 %. C. Fraht-, Stadt- und Reise- fuhrwerl, Schiffahrt, Eisentahnen und Schiffbau- und Sttaßétibau- Unternehmungen. Anmeldungen 3120; Niederlegungen 3107; Üeber- {chuß der Anmeldungen 13, oder 0,02 "/,. D, Gast- und Schank- wirthschaften. Anmeldungen 34 773; Äbmeldungen 23 265; Ueber- {uß der Anmeldungen 11 508, oder 16,6%. E. Fabrifations- anstalten und Fabrikunternehmungen. Anmeldungen 5531; Nieder- Yegungen 4901; Uetershuß der Anmeldungen 630, - oder 0,9 %/. F, Bierbrauereien und Brannttoeinbrennereien. Anmeldungen 3833; Miederlegungen 3588; Ueberschuß der Anmeldungen 245, oder 0,4%,

Nach der Aufnahme rom 1. Dezember 1875 wurden Gewerbe, welche sih mit Industrie im eigentlichen Sinne befassen (Mechanische Künste, Handwerke 2c.) 280 876 oder 79,9% aller Gewerbe kon- statirt. Der Ueberschuß des Gewerbebetriebes beläuft sich in der N von 1869—1876 auf 24 809 oder 35,8% aller zugezangenen

ewerbe. Bei der Berehnung des Ueberschusses der Gewerbe in der Zeit von 1869—1876 auf 100 Gewerbebetriebe des Standes von 1875 stellten sich bei den industriellen Ge- werben als Ueberschuß nur 8,8 Gewerbe heraus. Wenn auch zur entsprehenden Würdigung dieses geringen Zuganges in Betracht zu ziehen ist, daß die Zahl dec iadustrielen Gewerbe sich verhältniß- mäßig nicht mehr so sehr steigern kann, da unter denselben eine größere Zahl si befindet, die {hon unter anderer Kategorie ange- meldet ist, so erscheint dieser geringe Zugang doch auffällig. Die Haupt- ursache für denselben ist darin zu suchen, daß die Neigung, dem Betriebe ‘von Handels- und Wirthschaftsgewerbea ih zuzuwenden, fehr stark ist ; die Zahl der Personen, welche si diefen Gewerben zuwenden, wird, von der Landwirthschaft abgesehen, zumeist den industriellen Gewerben entzogen. Daß die Zuwendung zu den Handels- und Wirthschafts- gewerben eine unverhältnißmäßig starke ist, findet in den Tabellen gleihfalls den entsprechenden Ausdru. :

Gezählt wurden im Ganzen am 1. Dezember 1875 44157 oder 126 9/9 der Gesammtzahl der Handelsgeschäfte, wäh- xend der Zugang der Jahre 1869—1876 allein 32961 oder 47,6 % Tetrug. Bezüglib der Gast- und Schankwirthschaften, von welchen 90911 gezählt worden sind, ist ein Zuwachs von 11 508 konstatirt; ‘oder wenn auf die Gewerbèbetriebe des Standes von 1875 der Ueber- {chuß der Gewerbe in den Jahren 1869—1876 nach Prezenten be- rechnet wird, so stellen sid bei den Handelsgeshäften 74,6%, bei den Wiktbschastsgewerben 55,0%/9 heraus. Diese Daten sind ein \prehender Beleg dafür, daß die eigentliche produktive Thätigkeit, d. h. diejenige Thätigkeit, welhe sich mit der Hervorbringung von Gütern befaßt (hier die industrielle Thätigkeit), in der bayerischen Be- völkerung relativ nur wenig zunimmt, während die Thätigkeit, welche als vermittelnder Faktor zwischen den eigentlihen Produzenten und Kon- fumenten tritt, die Thätigkeit der Handeltreibenden in einem Maße zugenommen hat, w-lche die Frage nahelegt: J1: dieser Zuwachs an Handels8geshäften in wirthschaftliher Beziehung ein gesunder zu nennen? Noch ‘bedenklicher zeigt sich der Zuwachs der Gast- und Schankwirthschaften, (Dieselbe Erscheinung zeigt sit auch in Preußen, wie Dr. Engel in der Zeitschrift des Königlich preußischen statistischen Bureaus, Jahrgangs 1877, Seite 255 konstatirt.)

Die Labellen 3—8 behandeln den Gewerbebetrieb im Umher- ziehen und den Hausirhandel. Es würde hier zu weit führen, auf den Inhalt dieser Tabellen des Näheren einzugehen, bemerken wollen wir nur noch, daß die Zahl der ertheilten Legitimationsscheine für den Gewerbebetrieb im Umherziehen und den Hausirhandel vom Jahre 1868—1876 erheblich zugenommen hat Es wurden Legiti- mations\cheine auégestellt: Im Jahre 1868 3833, 1869 13 832, 1870 13168, 1871 12639, 1872 13725, 1873 15 277, 1874 15 548, 1875 16 289, 1876 17 474.

Kunst, TLissenschaft und Literatur.

Der rasche Gang der Gesetzgebung seit Errichtung des Nord- ‘deutshen Bundes und dessen Ausbau zum Deutschen Reiche hat {on nah dem ersten Decennium eine solhe Fülle von neuen Eincich-

‘tungen geschaffen, daß dem praftischen Juristen Schwierigkeiten er-

wachsen, wenn er neben der viel geläufigeren Handhabnng der all- gemeinen Geseßbücher die neuen Spezialgeseße zur Anwendung bringen Foll, Schon an si erfordert bei manchen Materien das unentbehr- liche Verständniß tehnischer Verhältnisse eine besondere Verbereitung und es fällt daher s{ch{wer, der Rechtsprehung in zum Theil fremden, nur selten behandelten Gebieten aufmerksam zu folgen. Diesen Schwierigkeiten zu begegnen und ein Handbuch zur raschen Orien- tirung bei dem praktishen Gebrauche zu liefern, unternimmt das in Carl Heymanns Verlag hierselb von dem Staatsanwalt V. Neu- mann herausgegebene Wert: „Die deutschen Reichs- geseze, welche neben dem Strafgeseßbuh strafrecht- lihe Bestimmungen enthalten für den praktishen Gebrauch unter Berücksichtigung der Entscheidungen höchster Gerichtshöfe, der Materialien zu den Geseßen, der Ausführungsverordnungen und größerer Spezialkommentare erläutert.“ Das Buch enthält folgende 44 Geseße: das Gesetz : betr. die Erhebung einer Abgabe von Salz v. 12./19, 67; betr. die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Buündesflagge v. 25./10. 67; betr. die Besteuerung des Tabaks v. 26./5. 68; betr. die privatre{tliche Stellung der Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenshaften v. 4./7. 68; betr. die Maßregeln gegen die Rinderpest v. 7./4. 69; betr, die Ein- führung von Telegraphen-Freimarken v. 16./5. 67; betr. die Wesel- ftempelfteuer v. 10./6. 69; die Gewerbeordnung v. 21./6. 69; d. Gef. Letr. die Besteuerung des Zuckers v. 26./6. 69; das VereintzolUgesetz v. 1./7. 69; d. Ges. wegen Abänderung der Verordnung, die Besteuerung des im Juland2 erzeugten Rübenzuckters betr., v. 2./5. 70; d. Ges. betr, das Urheberreht an Shhrift- werken, Abbildungen 2c. v. 11/6. 70; d. Ges. betr. die Kommanditgesell schaften und die Aktiengesellschaften v. 11./6. 70; d. Ges. betr. die Jnhaberpapiere mit Prämien v. 8./6. 71; d. Gei. Über das Postwesen des Deutschen Reichs v. 28./10. 71; d. Ge]. betr. die Beschränkungen des Grundeigenthums in der Umgebung von Festungen v. 21./12. 71; die Verordnung zur Verhütung des Zusammenftoßens der Schiffe auf See v. 23./12. 71; d. Ges. wegen Erhebung der Brausteuer v. 31./5. 72; die Seemannsordnung v. 27./12. 72; d. Ges. betr. die Verpflichtung deutsher Kauffahrteischiffe zur Mitnahme hülfsbedürstiger Seeleute v. 27.,/12. 72; d. Ges. betr. die Registri- rung und Bezeichnung der Kaffahrt:ischiffe v. 28./6. 73; das PYilinz- grey v. 9./7. 73; das Impfgeseßz v. 8./4. 74; d. Ges. betr. die Ver- inderung der Agen Ausübung von Kirchenämtern v. 4,/5. 74; d. Ges. Über die Presse v. 7./5. 74; die Strandun 8ordnung v. 17./5, 74; d. Ges. über Markenschny v. 30./11. 74; d. Ges. betr. die Aus- abe von Banknoten v. 21./12. 74; das Bahnpolizeireglement für die isenbahnen Deutschlands v. 4./1. 75; d. Ges. über die Beurkundung des Personenstandes und die Gheschließung v. 6./2. 75; das Bank» geses v. 14/3. 75; d. Ges, betr. das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste v. 9./1, 76; d. Ges. betr. den Schuß der Photo- graphien gegen unbefugte Nachbildung v. 10./1. 76; d. Ges. betr. das Urheberrecht ‘an Mustern und Modellen v. 11./1. 76; d. Ges, betr. die Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei Viehbeförderungen auf Eisenbahnen v. 25./2, 76; d. Ges. über die cingeschriebenen it volle v. 7./4, 76; die Noth- und Lootsensignalordnung für wiffe auf See und auf den Küstengewässern v. 14./8. 76; die Ver- ordnung über das Verhalten der Schiffer na einem Zusammenstoß von Schiffen auf See v. /15./8. 76; das Patentgesey v. 27./5. 77; D. Ges. betr. Zuwiderhandlungen gegen ‘die zur Abwehr der Rinder- pest erlassenen Vieheinfuhrverbote v. 21./5. 78; d. Ges. betr. den Spielkartenstempel v. 3./7. 78; d. Ges. betr. die: Besteuerung des Branntweins v. 8./7. 68; Auszug aus dem Militärgese:e vom D g Ges. betr. die Abänderung der Gewerbeordnung Am 29. Oktober wurde der Universität Rostock das neue medizinische Institut, welhes»zum Theil aus Mitteln der auf Medcklenburg - Schwerin entfallenen Kriegsfontribution erbaut wordcn ist, im Namen Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs dur den Vizekanzler von Liebeherr feierlich übergeben und übereignet. Die

Festrede hielt der Professor der Physiologie Dr. Hermann Auber t.

Dieselbe, betitelt : Banfteine zu einêtn medizinischêti Institut“, ist be- reits im Dru erscienen (Rostock, Stillershe Hof- und Universitäts- Bucbbandlung). Der Titelumschlag ist ges{mückt mit der photo- graphischen Abbildung des Instituts, darunter die Worte, welche das Gebäude selbst trägt: Studiis medicinae Friedericas Franciscus IL, has aedes dicavit. Das neue Snstitut, in der That ein werthvolles, großartiges Geschenk des Landesfürsten an seine Landesuniversität, ist den Instituten anderer Universitäten ebenbürtig, den Instituten so mancher deutschen Universität weit überlegen. Den wirklichen Dank, den die Vertreter derjeni en Zweige der Wissenschaft abzu- statten haben, für deren Förderung das neue ebenso fostbare wie ¿weckmäßige Gebäude bestimmt ist, bezeihnete der Festredner als eine abzutragende Schuld, und fügte den Wunsch ‘hinzu: „möge es uns vergönnt scin, unserm hohen Gläubige: dur fruhtbringende Arbeit gerecht zu werden.“

_ Der Jahrgang 1878 der von Dr. Georg H irth herausgegebenen im Verlage von G. Hirth in Leipzig ersheinenden „An nalen des Deutschen Reichs für Geseußgebung, Verwaltung und Statistik. , Staatswissenschaftlihe Zeitschrift und Materialien- sammlung“ liegt jeßt vollständig in einem starken Groß-Oktavbande vor. Derselbe enthält u. A.: Reform des Aftienrebt3, Gutachten der Handelskammer zu Stuttgart nebst der Denkschrift der preußi- schen Regierung. Allgemeine Ergebnisse der über die Verhältnisse der Lehrlinge, Gesellen und Fabrikarbeiter auf Beschluß des Bundesraths angestellten Erhebungen. Ergebnisse der Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung im Jabre 1876. Aufnahme von Wechselprotesten durch Postbeamte. Die Ergebnisse der Volks- zählung von 1875 verglichen mit denen der Zählung von 1871 nach der Bearbeitung des Kaiserlichen statistischen Amtes. Die Handels- und Gewerbekammern, kfaufmännishen Korporationen und wirth- schaftlichen Vereine ‘des Deutschen Reichs. Die Verwendung der Bessemerstahl\chienen im Eisenbahnbau und ihre Herstellung. Neues System der Sekundärbahnen, besonders normal- und \{malspuriger Eisenbahnen mit Dampfbetrieb auf Straßen und Chausseen. Die Machtbefugniß des Ober-Präsidenten von Elsaß-Lothringen nach 8. 10 des reihsländishen Verwaltungsgesetzes, von Karl von Steagel. Zur Reform der Gewerbeordnung, Referate und Anträge von &. Schmol- ler und J. F. H. Dannenberg in der 5. Generalversammlung des Ver- eins für Sozialpolitik, Die Ergebnisse der Volkszählung von 1875 (Fort- seßung). Bemerkungen über die Gewerbezählung in Preußen vom 1, De¿ember 1875. Der Tabak im deutschen Zollgebiete. e Frage der Besteuerung des Tabaks, von Dr. K. Sthleidea. T. Thesea und Resolutionen zur Kommunalsteuerfrage. Die Telephonie. Zur Frage der Besteuerung des Tabaks. 11. Das Tabaksmonopol und die amerifkfanishe Tabafksteuer. Labands „Staatsrecht des Deutschen Reichs“, besprochen von Professor Dr. Georg Meyer. Die Gestal- tung der Erbrechtsverhältnse der deutshen Reichsangehörigen in Rußland nah der Konvention über die Regulirung von Hinter- lassenshaften zwishen dem Deutschen Reihe und Rußland, 12. Nov./31. Oft. 1874, von Dr. ®, Fremmelt. Die Substitutions- béfugniß des Reichékanzlers nah deutschem Staatsrecht, von. Marx Joël. Denkschrift über die Verhandlungen wegen Abschlusses eines neuen Handels- und Zollvertrags mit Oesterreich-Ungarn vom 16. Februar 1878. Zur Tabaksteuerfrage, rom Ober-Rechnungs-Rath Belser. Bericht über die Thätigkeit des Reichskommissars zur Ueber- wahu1ng des Auéwandererwesens während des Jahres 1877. Denk- rift über Aufgaben und Ziele, die das Kaise-liche Geiundh-itsamt sich gestellt hat, und über die Wege, auf denen es dieselben zu er- reihen hofft. Das Pensionswesen in Bayern. Die Ergebnisse der Volkszählung ron 1875 (Fortseßung). Die Verfassung und Ent- wickelung des Deutschen Reiches, Rede des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck bei der ersten Berathung der Stellyertretungsvorlage in der Sizung des Reichstazs vom 5. März 1878. Denkschrift über das Vorkommen der Rinderpest in Deutshland während der Jahre 1872 bis 1877 unt über die bei den Maß;reg:ln zur Abwehr und zur Unterdrückung der Seuche gemachten Erfahrungen. Das Gewerbepolizeireht nach der Reichs - Gewerbe - Ordnung von Dr. Max Seydel. Reform der Spiritusbesteuerung im deutsWen Reiche. Zur Frage - der Einführung des amerika- nischen Tabakstempel in Deutschland. Denkschrift über d:8 Vor- tommen der Rinderpest in Deutschland während der Jahre 1872 bis 1877 und über die bei den Maßregeln zur Abwehr und zur Unter- drückung der Seuche gemachten Erfahrungen (Forts.). WVerwaltungs- beriht der Reichsbank für das Jahr 1877. Reicbshaushalt vom Jahre 1878/79. Ergebnisse der über die Wanderlager und Waaren- aufktionen angestellten Erhebungen ; zusammengestellt im Reichskanzler- Amt. Ein neues Tabaksteuerprojekt. Zur Lage der deutschen Textil- industrie. Entwurf eines Géseßes zur Abwehr sozialdemokratischer Ausscreitungen, welchen der Reichskanzler unterm 20. Mai 1878 dem Reichstage vorlegte. Das Gesetz, betr. die Stellvertretung des Reichskanzlers vom 17. März 1878, von M. JIoël. Die Uaions- Verfassung, Skizze eines Vortrages von Dr. A. Haenel. Einfüh- rung der Poitsparkassen in Deutschland. Deutsche Eisenbahn- Statistik für das Betriebsjahr 1876. Bodenkredit und Boden- kÉreditanstalten, von Frhr. K. voa Stengel. Deutshlands Waaren-

_Ein- und Ausfuhr 1854—77. Der neue preußishe Entwurf des

Sozialdemokratengesezes. Das Gewerbepolizeireht nach der Reichs- Gewerbe-Ordnung (Schluß). Gesct, betreffend die Abänderung der Gewerbe-Ordnung vom 17. Juli 1878. Der Entwurf eines Ge- seßes gegen die gemeingefährlihen Be':rebungen der Sozialdemokra- tie nebst Motiven und Anlagen, Vorlage an den Reichstag vom 9, September 1878. Außerdem enthält der Band ein alphabetisches Gesammtregister über die Jahrgänge 1868 bis 1878 der „Annalen“. Auch das erste Heft des Jahrganges 1879 ift bereits erschienen. Dasselbe enthält: Die bestehenden Einkommensteuern. Eine verglei- hende Darstellung von K. Burkart (Fortsezung aus dem Jahrgang 1877). Bericht der 1V. Kommission des Reichstags über den Ent- wurf eines Geseßes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie. Zur Statistik des Verbreherthums in Preußen.

„Handbuch für Verwaltungsbheamte.“ Geseße und Berordnungen , betreffend die Rechtsverhältnisse der preußischen Staatsbeamten, zusammengestellt, ergänzt und erläutert von Her- mann Meißner. Halle a. S. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1879. 8. Die Entwickelung des Beamtenthums hat dine so umfangreihe Geseßgebung hervorgerufen, daß ihre An- wendung beim Mangel geeigneter Bearbeitungen wie es bis jeßt der Fall is einen erheblihen Aufwand von Zeit und Arbeitskraft erfordert. Dem hat der Verfasser abzuhelfen ge- suht, indem er in systematisher Anordnunz die geseß- lihen Bestimmungen, welche in dieser Materie ergangen sind, als Text in wörtlihem Abdruck und die dazu erlassenen Ver- waltungsbestimmungen (Kabinetsordres, Ministerialverfügungen, Instruktionen u. \. w. und Rehts\sprüche der Gerichtshöfe in Form von eoläuternden Anmerkungen zusammengefaßt und dadurch die Nothwendigkeit beseitigt hat, bei jedesmaligem Bedürfniß die ein- \clägigen Verordnungen in den betreffenden Akten oder in bände- reihen Sammelwerken aufzusuhen.

Die Arbeit, die der Verfasser mit Recht eine mühevolle nennt, zeichnet sich durch Vollständigk-it, bci angemessener Kürze ‘und Sich- tung des reichhaltigen autheatischen Materials aus und dient dem Praktiker zur wesentlichen „Erleichterung seiner Arbeitslast.

Das vorliegende, in tadelloser Ausftatiung bis auf die neueste Zeit fortgeführte Handbuch, ist in vierzehn Abschnitte ge- theilt, welche folgende Gegenstände umfassen: Allgemeine Amtsver- hältnisse Dienst:inkommen Dienstaufwandsentshädigungen Umzugsfosten Gratifikationen u. st. w. Nebenämter Pen- fionirung Wittwenversorgung und Nachsuhung des Heiraths- konsenses Unter1tüßungen Disziplinarvorschriften Kautions- stellung Defekte Rechte des Staats im Nachlaß der Beamten Verfolgung vermögensre{tlicher Ansprüche. Jn einem beson- deren Anhange sind die Disziplinargeseße für Richter, die Staats- dienerverhältnisse in den neuen Landestheilen und die Kompetenz- Tonflifte erörtert. Ein chronologishes Verzeichniß und ein alpha- betishes Sachregister erleihtern die Benußung des Werkes.

Das außerordentlihe Sinken des Niveais des Neuenbu t- ger Sees in Folge der Juragewässerkorrektion führt, wie der „Ga- zette de Lausanne“ geschrieben wird, zur Entdeckung interessanter Pfahlbauten-Stationen verschiedenen Alters und zahlreicher Geräthschaften. Stecknadeln, Ringe, Aexte, geschnittene Kieselsteine u. st, w. findet man in Menge. Zu den merkwürdigsten Gegenstän- den, die neuliÞ gesammelt wurden, gee ein vollftändiges Modell einer Axt in Bronze und ein menschlicher Schädel von erstaunlicher Die des Hinterhauptes. Thierknohen sind zahlrei, menschliche Knochen kommen weniger vor.

_ Dresden, 4. November. Das „Dresdner Icurnal“ meldet; Die von Sr. Majestät dem Hochseligen König Friedri August Il. hinterlassenen Sammlungen von Kupferstihen und Hand- zeihnungen, welhe nah dem Ableben weiland Ihrer Majestät der Königin Maria in den Besiß Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen, übergeaangen sind, ver- bleiben mit Allerhöbjter Erlaubniß Sr. Majestät des Königs in dem bisherigen Lokal, der zweiten Etage des Brühlschen Palais, und find auch ferner an den früher festgeseßten Tagen (Montag, Mittwoch und Sonnabend, Nacmittags von 3—5 Uhr,) den Be- suchen von Kunftfreunden zugängig. Die zum freien Eintritt berech- E L E LOON S Direktor des König-

jen Kupserstichkabinets, an den für leßteres öffentlichen zwischen 12 und 2 Uhr zu entnehmen. ° Ties D

Gewerbe und Sande.

Nach amtlicher Nachricht aus Konstantiäopel ist die Ausfuhr von Cerealien aus den Sandschaïs Tsc{horlu und Rodosto bis zur nähsten Ernte, sowie aus dem Vilayet Janina mit Aus\chluß des Sandschaks Berat bis auf Weiteres verboten.

Der Aufsihtsrath der Berliner Handelsgesellschaft

hat den Beshluß gefaßt, auf den 9. Dezember eine außerordentliche Generalversammtung einzuberufen, deren erster Berathungsgegenstand die Reduktion des Grundkapitals und die dadurch erforderlich wer- d:nden tages des r sein werden. Unter der Firma „Victoria, Speicher-Aktiengesell - \chaft* hat si hier eine Aktiengesellschaft mit einem Gruadfapital von 1 200000 Æ fonstituirt. Als hauptsählichster Zweck der Gefell» chaft wird „die Lagerung und Aufspeicherung ankommender und ab- actes aran E E bezeichnet.

,_ London, 8. November. (W. T. B.) In dem Prospekte über die durch das Bankhaus Rothschild erfolgende Emission dée neuen jünfprozentigen egyptishen Anleihe von 8500009 Pfd. Sterl. ift der Emissionécours auf 73 festgeseßt. Die Zeichnung be- ginnt am 11. d. und wird am darauf folgenden Tage ges{lossen.

New-York, 7. November. (W. T. B.) Von der Regie - rung der Be reinigten Staaten sind gestecn 200 000 Unzen Silber zu einem etwas geringeren Preise als gegenwärtig in Lon- don gezahlt wird, angekauft worden.

Verkehrs-LUnfstalten. Southampton, 6. November. Das Postdampf\GiF „R ein“,

Kapitän H. C. Franke, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen weles am 26. Oktober von New-York abgegangen war, ift heute 11 Uhr Vormittags wohlbehalten hier angekommen und hat nah Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung 2 Uhr Nachmittags die Reise nah Bremen fortgeseßt. Der „Rhein“ überbringt 117 Passagiere und volle Ladung.

Berlin, 8. November 1878.

Am Sonnabend, d. 9. November, Abends 7 Vhr, findet im Restaurant de l’Curope, Charlottenstraße 37, eine Versammlung der Jurijtishen Gesell shaft zu Berlin statt. Auf der Tages- ordnung steht ein Vortrag des Wirklichen Admiralität¿-Rath Perels über das Recht der Kriegskontrebande.

: Der Verein der Vogelfreunde „Aegintha“ veranstaltet vom 22. bis 26. November d. J. seine vierte allgemeine Vogelausfstel- [lung in den Neichshallen (Leipzigerstraße 77). Die Ausstellung wird alle Arten Käfigvögel, au: gestopfte Vögel, Skelette, Nester uud Eier, fowie Käfige und Geräthe zur Pflege und Zucht, zum Stute und Transport, zur Jagd und zum Fange der Vögel und die eins lägige Literatur umfassen.

Im Belle-Alliance-Theater fizdet übermorgen die erste Aufführung des Lustspiels „Rabagas“ von Victorien Sardou statt, welches feiner Zeit im Stadt-Theater einen bedeutenden Ecfolg erzielte.

Wetterbericht vom 8. November 1878. 8 Uhr Morgens, Barometer auf ¡ Stationen, ml alv E Wind. Millimeter. Aberdeen . 750.3 Kopenhagen ' 751,0 Stockholm . i 745,0 Haparanda, 743,6 St. Petersbarg 737,2 Moskau S U ai 758 D

Temperatur Wetter. |in9 Celeius

¡NNW,, schwach |wolkig) |WSW,, leicht [Nebel ¡WNW., mässig heiter |NO0., leicht bedeckt 8, mässig ‘bedeckt 8,, leicht ‘bedeckt C O NNW,, stürmisch halb bed,?) Bret... 005 W,, frisch ‘bedeckt3) Helder . .., 751,4 SW,, schwach bedeckt Sylt + TOLL 8S8W,, still [Raven Hamburg... 7542 |SW., mässig wolkig#) Swinemünde .| T54,2 W,, leieht Dansts) Neufahrwass,| T53,1 WSW., licht [wolkig Meinel. .. 4 (49,0 W., steif wolkigs) Paris 760 9 ¡NW,, leicht heiter Crefeld... J: - 796,8 SSW., mäesig |wolkig7) Karlsruhe ,. 760,5 SW., schwach [bedeckt Wiesbaden . 758,8 SW, still bedeckt) Gal... O 80,, «till halb bed.9, München ..| T7613 SW., müssig wolkig Leipzig . 758,6 WSW., mässig heiter 10) Bo E SSW., leicht bedeckt Sreslau. ..| 757,3 W., leicht bedeckt

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L See ruhig. ?) Ziemlich grobe See, 3) Scegang müssig, 4) Reif, Dunst. #) See rubig, Nachts starker Reif, #) Grobe See. Nachts Regen, 7) Leichter Nebel. gestern Regen, 8) Gestern Regen. 9%) Gestern Regen. 1) Nachts Bogen,

Anmerknng, Die Stationen sind in drei Grnppen geordnet :

1) Nord - Europa, 2) Küstenzene von Irland bis Ostpreussen,

D Mittel-Eúropa, südlich dieser Küstenzone, Inner jeder ruppe ist die Reihenfolge von West hach Ost eingéhalten,

Uebersicht der Witterung. j Während in Centrateuropa der Luftdruck bedeutend zugenommen hat, ist auf den britischen Inseln unter starkein Barometerfall ein tiefes Theilminimum erschienen, das heute Morgen in Nordengland lag und frische bis stürmische nördliche Winde in Irland und West- schottland, starken Südwestwind im Kanal hervorrief und sich nach Dentaschland fortzupflanzen scheint, wo zuuäüchst ucch mässige süd- westliche Laftströmung vorhberracht bei veränderiicher, meist trüber Witterung und im Osten gestiegener, sonst wenig veränderter Tem- eratur. E Dentscbe Seewarte.