1878 / 267 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Nov 1878 18:00:01 GMT) scan diff

E R a E T E E N ee Sre E E E Ens

Die in der heutigen Börscn - Beilage abgedruckte tabellarishe Uebersiht der Wochenausweise deutsher Zettelbanken vom 31. Oktober {ließt mit fo enden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kassenbestand 592 129 000 ( oder 2 941 000 / weniger als in der Vorwoche, während der Wechselbestand mit 601 820 000 M eine Zunahme um 13 614 000 / und die Lombardforderungen in Höhe von 78 720 000 A eine solhe um 3993 000 M er- kennen lassen; es betrug ferner der Notenumlauf 822 329 000 4 oder 14 184 000 4 mehr als in der Vorwoche, und die sonstigen täglih fälligen Verbindlichkeiten in Höhe von 153 882 000 haben sich der Vorwoche ome um 207 000 # vermehrt, während die an cine Kün igunasirs ebundenen Verbindlich- keiten mit 50345 000 /& eine. A nahme um 1 443 000 zeigen.

An Stelle des bisherigen Königlich bayerischen Militär- bevollmächtigten, General-Majors Gols MAA welchem das Kom- mando der Königlih bayerischen 1. Feld-Artillerie-Brigade übertragen, ist der Oberst Ritter von Xylander, à la suite des Generalstabes und bisher n A im Königlich bayerishen Kriegs-Ministerium, zum Militärbevollmächtigten ernannt worden.

Der Kaiserliche General-Konsul Gillet ist auf seinen Posten nah Konstantinopel zurückgekehrt.

Als Anstifter einer strafbaren Handlung wird nach 8. 48 des Strafgeseßbuchs derjenige bestraft, welcher einen Andern zu der von demselben begangenen strafbaren Handlung dur 2. vorsäßlih bestimmt hat. Jn Beziehung auf diese D hat das Ober-Tribunal durch Erkenntniß vom 17. Oktober d. J. den Rechtssaß ausgesprochen, daß die An- stiftung sich auf einen inviduell bestimmten Thäter und auf eine beer Art nach bestimmte Strafthat beziehen muß; da- ge en ist für die Bestrafung wegen Anstiftung nicht erforder- ih, daß der Anstifter auch die näheren Umstände, unter welchen die That auszuführen sei, ins “esondere die Person desjenigen vorgeschrieben haben müsse, gegen welche dieselb: gerichtet werden solle, „weil der Anstister dieses Alles nicht immer zum Voraus bestimmen kann, es vielmehr in-der Regel dem Ermessen des Thäters wird ük erlassen werden müssen.“

h Stettin, 10. November. Auf der“ Schiffswerft der Stettiner Maschinenbau-Aktien-Gesellshaft „Vulkan“ wurde gestern die dort neu erbaute Panzerkorvette „Württem- berg“ vom Stapel gelassen.

Bayern. München , 11. November. (W. T. B.) Der Minister-Präsident von Pfrebschner ist von seinem Urlaube aus Ftalien hierher zurückgekehrt.

Bremen, 9. November, in Ztg.) Die Finanzdepu- tation hat der Bürgerschaft Bericht über das Budget für das Jahr 1879 erstattet. Jn seiner jeßigen Aufstellung ergiebt das Budget folgendes Resultat :- Außerordentliche Einnahmen 46 000 M, ordentliche Einnahmen 10 061 700 6; Total der Einnahmen 10 107 700 H, Defizit 1 581 662 #, Summa 11 689 362 6. Außerordentliche Ausgaben 904 062 4, ordent- liche Ausgaben 10 785 300 44, Total der Ausgaben 11689362 4

Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. November. (W. T. B.) Graf Shuwaloff ist heute nah Pest abgereist, wo er einige Tage verweilen wird. Die „Polit. Korresp.“ veröffentlicht den Wortlaut der Proklamation, durh welche eine allge- meine Amnestie für Bosnien und die gan verkündet wird. Die Amnestie erstreck sich auf alle anläßlich der Offupation kompromittirte Personen, welhe zu ihrer friedlichen Beschäftigung bereits ile Uf sind oder sih binnen 14 Tagen stellen und Gehorsäm zusichern; ferner auf die in Untersuhungshaft befindlichen oder ihre Strafe bereits abbüßenden Personen. Die Amnestie erstreckt sich dagegen niht auf hervorragende Rädelsführer, die si bereits in Haft tien do wird auch bezüglich dieser in besonders der Berük- sihtigung werthen D ein Antrag auf Begnadigung gestellt werden. —Dieselbe Korrespondenz meldet weiter: Aus Kon sa n- tinopel: Nach der Pforte aus Seres in Macedonien zu- E Nachrichten haben die Bul garen zwei in Krasna tationirte Compagnien regulärerx türkischèr Truppen über- fallen und umzingelt und dieselben nah einem 30stündigen Kampfe gefangen nach Harbic geführt. Andere bulgarische Jnsurgenten ‘griffen FJenikaessi und Gradcanica an und steckten die mohamedanischen: Ortschaften Bresnica, Marsca, Polirca und Himnica in Brand, wobei viele Weiber und Kinder umge- fommen-sein sóllen. —Aus Athen, 10. d.: Die Oppositions- partei der Deputirtenkammer hat nicht die Vorlegung der auf die Jnsurrektión in Thessalien und Epirus bezüg- lihen Aften, sondern die Vorlegung der ' die Verausgabung von 3 Villionen Drachmen für“ die Flüchtlinge betreffenden Schriftstücke verlangt. Nahdem Seitens der Regierung die Zusage értheilt worden, daß dieselben vorgelegt werden soll- ten, erklärte fih die Opposition zufriedengestellt. Es ist nun- mehr gegründete Hoffnung vorhandén, daß das Kabinet Kommunduros, welches die auf die Durhführung des Ber- liner Vertrages gerichtete Politik fortführt, unangefohten bleibt. Aus Bukarest: Die russishen Truppen werden am 17. d. Rumänien räumen und nach Bessarabien zurüclgehen.

ZUIC 1WON Me, wurde den Delegationen au die Schlußrechnung ül er den gemeinsamen Staats- gena der österreichisch - ungarishen Monarchie für das «tahr 1876 unterbreitet. Demgemäß beliefen sich in dem ge- nannten E die Gesanmtausgäben auf 122 060 146 Fl., das Reinerträgniß des Zollgefälles auf 6 459 070 FL., so daß das Netto-Erforderniß 115601 075 Fl., die Quote für die im Reichsrathe vertretenen Könid- reihe und Länder 79302337 Fl., für die Länder der ungarischen Krone 33 986 716- Fl. betrug. Zur Vorlage gelangte ferner die Rehnung über die gemeinsamen Ausgaben und Einnahmen der - österreichisch - ungarischen Monarchie für das Jahr 1877. Demgemäß betrugen die Ausgaben für den laufenden Dienst in diesem Jahre 113 369 223 Fl., wovon 101-072 168 Fl. auf das Ordinarium, 12 297 055 Fl. auf das Extraordinarium entfallen. Da die bewilligten Kredite für das Ordinarium 102 294 023 Fl. und E das Extraordinarium 12 467 555 l betrugen, fo ergiebt ih mit Dezember 1877 ein Kreditrest mit 1 221 854 Fl. im Ordinarium, mit 170500 Fl. im Extraordinarium, zusammen mit 1 392355 Fl. Gegenüber den mit 11 Millionen präli- minirten Zollgefällsübershüssen betrug der faktishe Erfolg

wia a

A Ag FLl., so daß eine Mindereinnahme von 6 280 510 Fl. requ ¿

Aus Mostar läßt sich die „Pol. Korr.“ unterm 31. Oktober schreiben : :

_ v&Feldmarschall-Lieutenant Baron Fovanovic hat, in treuer Be- folgung seiner In 11ruktionen, mit dem Augenblicke der Ueberschrei- tung der dalmatinischen Grenze den großen Grundsaß von gleichem Rechte für Alle proklamirt, und seitdem geschah thatsächlih nichts, was demselben auch nur in vereinzelten Fällen den geringsten Ab- bru gethan hätte. Der von allem Anfange an ergebene Katholik, der anfänglich s\{chwankende, weil durch längere Zeit irre ge- führte griechisch Orthodoxe, so wie der von Hause aus miß- trauishe Mohamedaner alle diese verschiedenen Ele- mente wurden bald Überzeugt, daß der wirksame Schuß, den Macht, - gepaart mit Ger echtigkeit, gewähren kann, ihnen allen in eE aße zugute kommt und daß ihr ureigenes Interesse es hnen gebietet, mit Loyalität und Vertrauen den Intentionen der Befreier entgegenzukommen. Die mohamedanishen Flüchtlinge kehrten aus Bosnien. in ihre Heimath zurück, und die christlihen Jn- furgenten aus der Herzegowina suchten mit herzlicher Freude wieder ihre Berge auf. Den völlig Mittellosen wurde materielle Hülfe ge- währt, die Fähigeren erhielten einträglihe Posten. Allen wurde die Bahn zur ökonomischen, intellektuellen und bürgerlich-sittlichen Restauration eröffnet. Es giebt faktisch keinen Schmollenden, keinen Unausgesöhnten in der Herzegowina mehr.

Die gewesenen Chefs der Insurrektion, welhe an der Spitze ihrer Bataillone die Waff-n streckten und der Hheubegründeten Autorität in aufrichtiger Weise huldigten, wurden, je nah ihrer Paget, mit öffentlihen ehrenvollen Aemtern betraut. Wer von den

ohamedanern um eine Anstellung petitionirte, wurde ebenfalls nah Möglichkeit berücksihtigt. Seit vier Jahrhunderten ereignete es sich zum ersten Male, daß die Eingeborenen Antheil an den öffentlichen Angelegezheiten nehmen, und diese Thatsache allein genügte, um den eingetretenen großen und heilsamen Wechsel der Dinge in seiner ganzen Bedeutsamkeit der Bevölkerung vor Augen zu führen. Auch verkennt diese die Wohlthat der neuen Situation nicht, und aus állen Gemeinden wurden - spontan Gesuche an den Kommandanten abgeschickt, derselbe möge der Dankbarkeit des Volkes an den Stufen des Allerhöchsten Thrones Ausdruck geben. Wenn es materiell mög- lih wäre, gingen Hunderte von Deputationen an das Kaiserliche

Hoflager ab.“

Pest, 11. November. (W. T. B.) Jn der heutigen e des Finanzausschusses der Reichsraths- delegation erklärte der Kriegs-Minister, daß ein Armee- Ober-Kommando gegenwärtig niht mehr bestehe, wohl aber fungire ein General-Fnspektor. Demselben stehe kein Recht zu, Befehle zu ertheilen, er unterbreite die Berichte unmittelbar dem Kaijer, welcher dieselben dem Kriegs-Ministerium zur weiteren Veranlassung zuweise, Die verfassungsmäßige Jn- Si: E Kriegs - Ministeriums fei demnach vollkommen gewahrt.

Wie die „Pester Korresp.“ meldet, wird Graf An- drassy morgen in dem Ausschusse für die Auswärtigen Angelegenheiten der ungarischen Delegation einige Auf- klärungen über die gegenwärtige politische La'ge geben, soweit dies zur vorläufigen Orientirung über den Stand der Dinge erforderlih ist. Ein umfassendes Exposé über die die orientalische Frage betreffende Politik der Regierung wird Graf Andrassy im Plenum der Delegation geben.

Schweiz. Bern, 5. November. Das Budget der Eidgenossenschaft für 1879 ist vom“ Bundesrath. wie folgt festgestellt: Einnahmen 41 065 000 Fr., Ausgaben 42 121 000 Fr., Defizit 1 056 000 Fr.

Genf,-11.- November. (W. T. B.) Bei den Wahlen für den hiesigen großen Rath haben die Demokraten einen vollständigen Sieg über5i@Stegierungspartei davonge:| tragèn, Von den Kandidaten der X teret, und zwar in vorleßter Stellè gewählt ; die übrigen 109 Gewählten gehören sämmtlih zu den von“ den Demokraten aufgestellten Kandidaten.

Großbritannien und Jrland. London, 12, No- vember.“ (W. T: B.) Der frühere Vizekönig von Jndien, Lord No rthbro ok, hat \sih bei einer in Win chester ge- haltenen Rede dahin geäußert, daß die vielbesprochene Ref - tifikation ‘der R A A Jn diens sih voraus- sihtlich auf eine permanente Okkupation von Quettah be- \{chränken werde.

Fraukreih. Paris, 9. November. (Fr. S Jn der eutigen Sizung der Deputirtenkammer gelangte der eriht des Hrn. Spuller über das Budget des Mini-

steriums des Aeußern zur Vertheilung. Der vom

Budgetausschuß für dieses Ressort festgestellte Kredit beläuft

sih auf 12 839 300 Fr., d. i. 119 530 Fr. mehr als im Vor-

jahre. Die Wendung der Dinge im Orient hat dem Auswär- tigen Amte einige Mehrausgaben zugezogen, so wird an

Stelle des bisherigen General-Konsuls in Bukarest mit

40 000‘ ein Gesandter mit 50 000 Fr. Gehalt, in Belgrad

ein -Missionshef mit 30 000, in Montenegro, sei es in

Cettinje' oder“ “in Antivari, ein Geschäftsträger mit

22 000, in Sofia (Bulgarien) ein diplomatischer Agent mit

20 000, in Philippopel (Rumelien) statt eines Vize-Konsuls

ein Konsul mit 16 060" Fx. Gehalt angestellt, ferner werden

in Rustshuk, Widdin, Varna und Burgas Vize-Konsulate von

10- bis N errichtet, endlich is in Larnaka, auf der Jnsel

Cypern, ein Konsulat mit 18 000 Fr. Gehalt wieder hergestellt

worden. Auch in Japan und auf der afrikanischen Küste

S einige neue Vize-Konsulate entstehen, wogegen andererseits as Konsulat in Jassy mit 20 000 Fr. in ein Vize-Konsulat

mit 10 000 Fr. Gehalt umgewandelk wird. Die Bezüge des

französishen Botschafters in Konstantinopel wérden von

110 000 auf 130-000 Fr. erhöht. Schliéßlih dringt der Aus-

\{huß noch auf einige Verbesserungen der Redaktion des amt-

lichen „Annuaire diplomatique.“

Spanien. Madrid, 11. November, (W. T. B.) Bei der heute wegen Mordversuchs auf den s geführten Gerichtsverhandlung wurde vom Staatsprokurator die Verhängung der Todesstrafe über den Attentäter, vom Ver- theidiger _ eine nochmalige Wiederaufnahme des Prozeß- verfahrens beantragt. Eine Entscheidung des Gerichtshofes legt noch Aa Vor, |

+777) 10,1 0WOVenber. (W, L. B.) Die marokkanishe Regierung hat der spanischen Regierung die Mittheilung pas daß sie den Familien der ermordeten \pani- hen Unterthanen eine Geldentshädigung zahlen und der spanischen Flagge Genugthuung verschaffen werde.

__ Italien. Rom, 11. November. (W. T. B.) Die italienischen Delegirten für die Verhandlungen über einen neuen P etrag mit Oesterreich begében si morgen nach Wien, nachdem die österreichische Re- gierung nunmehr mitgetheilt hat, daß sie zur Wiederaufnahme der Verhandlungen bereit sei. Bei der Deputirtenwahl

teren wurde nux Car-

in Clusone hat Roncalli 330, der neue Kriegs-Minister Bonelli 257 Stimmen erhalten, so daß eine engere Wahl nothwendig ist. Der „Diritto“ hebt mit Bezug auf dieses

| Wahlergebniß hervor, daß Bonelli die gedahte Stimmenzahl

erhalten habe, obschon er sih nicht um das Mandat beworben habe und bei der Kürze der Zeit zu seiner von den Wählern proklamirten Kandidatur nicht einmal seine Zustimmung habe ertheilen Tönnen.

12. November. n T. B.) Von Seiten der Be- hörden in Mailand sind Maßregeln ergriffen worden, um zu verhindern, daß die aus Deutschland auswandernden Mitglieder der Fnternationalen diese Stadt zum Centrum ihrer Propaganda machen, wie dies beabsichtigt zu sein scheint.

wei deutsche, ein französischer und zwei österreichische Soz i a- listen sind ausgewiesen worden. Die Meldung, daß vor der Ankunft des Königs und der Königin in Bologna gegen 100 Personen, als Präventivmaßregel, verhaftet worden seien, wird als übertrieben bezeichnet. ie Polizei hat nur, unter Verantwortung des Quästors, einige Verhaftungen vor- genommen. Der Minister Pessina hat gestern den Eid auf die Verfassung abgelegt.

Türkei. Konstantinopel, 11. November. (W. T. B) Midhat Pascha ist zum General-Gouverneur von Syrien er- nannt worden.— Der Ministerrath hat die Antwort der Pforte auf die griehische Note, in welcher die Ernennung von Delegirten für die Berichtigung der griehisch-türki- schen Grenze verlangt wird, abs Dem Vernehmen nah ist der Beschluß des Ministerrathes ein dem Verlangen Griechenlands günstiger und dem Sultan bereits vorgelegt. Jn Bourgas treffen fortgeseßt russishe Truppen ein.

Serbien. Belgrad, 11. November. (W. T. B.) Die Deputirtenwahlen sind beendigt; es sind größtentheils liberale, der Regierungspolitik günstige Kandidaten gewählt COE In Belgrad wurden zwei liberale Abgeordnete gewählt.

Amerika. Washington, 11. November. (W. T. B.) Eine an den amerikanischen Gesandten zu London gerichtete Depesche des Staatssekretärs des Aeußern, Ewarts, vom 27. September, führt die Gründe im Einzelnen auf, welche den Kongreß und die Regierung - der Vereinigten Staaten das Urtheil des Schiedsgerichts von Haltrar in Der egenen für nit gerecht und zu weitgehend ansehen lassen. Ferner spricht der Minister darin die Ansicht aus, daß die Kommission die Grenzen der ihrer Berathung unterstellten Frage über- schritten habe, und gelangt zu dem Schluß, daß die Fischerei- frage nach wie vor der Entscheidung der beiden Regierungen von England und den Vereinigten Staaten unterbreitet bleibe, da dieselben durch das Urtheil der Kommission nicht für ge- bunden erachtet werden könnten. Die Depesche fordert \{ließ- lih zu einem freundschaftlihen Austausch der Ansichten über diese Frage auf.

Nr. 45 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Jn- halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Geschäftsregulativ für die auf Grund des Geseßes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie gebildete Reichékommission; Ausweisung von Ausländern aus dem Reich8gebiet. Münz- und Baakwesen : Ueber-

cht über die Ausprägung von Reichsmünzen; Goldankäufe der eihsbank. ‘Zoll- und Steuerwesen: Befugniß eines Steueramts. —- Konsfulatwesen: Todesfall.

Nr. 23. des Central - Blatts der Abgaben-, Ge- werbe- und Handelsgeseßgebung und Verwaltung in den Königlih Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Geseßz-Sammlung und im Reichsgeseßblatte erschienenen Gesche und- Verordnungen. Indirekte Steuern: Ausführung des Geseßes, betreffend den Spielkartenskempel. Gesetz, betreffend den Spielkartenstempel. Bekanntmachung zur Ausführung t ieses Ge- seßes. Instruktion für die Erhebung, Verrechnung und Kontrolli- rung des Spielkartenstempels. Verzeihniß der zur Abstempelung von Spielkarten dauernd befugten Zoll- und Steuerstellen. Per- sonalnachrichten.

Statistische Nachrichten.

Nach den Veröffentli{ungen des Kaiserlichen statistishen Amts im Septemberheft der Monatshefte zur Statistik des “Deutschéèn Reichs sür das Jahr 1878 geben wir im Nachfolgenden eine Zu- sammenstellung der Verunglückungen deutsher See- \chiffe in den Jahren 1873—1876, soweit dieselben zur amt lichen Kenntniß gekommen sind:

Zakl der ver- Tragfähigkeit Zahl der Be- Zahl der ver- unglückten Schiffe. derselben. faßung, r ande Passagiere 2c. nen Menschen-

leben.

38 242 Reg. Tons 1716 297

34 479 j 1353 282

D: E 38 186 E 1886 589

1876... -, 209 49 715 z 1898 530 Der Bestand der registrirten deutshen Seeschiffe am 1. Januar 1876 betrug 4745 Dampf- und Segelschiffe, so daß also im Laufe des Jahres 1876 4,4 % dieser Schiffe durch Seennfälle verloren ge- gangen sind, - Die größte Anzabl derselben (63) war in der Provinz Pommern heimath®berechtigt, demnächst im westliben Theil der Provinz Hannover (35), in Mecktlenburg-Schwerin (29) und in dex Provinz Preußen (26). Im Verhältniß zu der Zahl der Seeschiffe der einzelnen ®üstengebiete trifft der größte Verlust die Provinz Preußen mit 10,2 % aller dort beheimatheten Schiffe, demnächst das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin mit 7,1 und die Provinz Pommern mit 6,1 9/0. Den verhältnißmäßig geringsten Verlust hatte die freie Stadt Bremen, welche nur 1,2 %% ihres Bestandes durch Seeun}älle einbüßte. Die bei Weitem größte Zahl der Seeunfälle entfiel auf Reisen von Ostjeehäfen nah Nordseehäfen und umgekehrt, demnächst auf Reisen zwischen Nordseehäfen und auf Reisen zwischen Offtseehäfen. Im Verhältniß zur Anzahl der Reisen aber ver- unglüdten am häufigsten Schiffe auf Reisen zwischen euro- päischen Häfen und Häfen an der Westküste Afrikas, einschließ- lih der Häfen des Kaplands, dann auf Reisen zwishen Ost- und Nordseehäfen und auf Fahrt, welche zwishen Europa einer- und den: Häfen des mexikanischen Golfs und der westindischen Inseln andererseits f\tattfanden. In den einzelnen obengenannten Jahren kamen Verunglückungen deutscher Seeschiffe u. a. vor: im Weißen Meer und Eismeer (1873 und 1874 je 3 Sch., 1875 und 1876 je 1 Sch.), in der Ostsee und im Ketteng! (1873: 49, 1874: 31, 1875: 43, 1876 : 49), in der Nordsee eins{ließlich der Meerestheile zwischen den friesishen Inseln uud der Küste, sowie der Elb-, Weser- und Ems8mündungen und des Elbreviers (1873: 63, 1874: 56, 1875; 78, 1876: 90), im englishen Kanal einschließlich der Scilly-Inseln (1873 und 1874 je 4, 1875: 5,-1876: 3), im Bristol-Kanal urd den Gewässern zwishen Großbritannien und Irland (1873: 6, 1874, 1875 und 1876 je 2), im Mittelländishen und Schwarzen Meere (1873: 2, 1874: 1, 1875; 0, 1876: 2), im atlantishen Ozean (1873 :

10 O 1874 . , 164

99, 1874: 43, 1875: 26, 1876: 40), im indishen Ozean (1873: T7, 1874: 1, 1875: 3, 1876: 1). Ganz unbekannt ist der Ort des Un- falls geblieben 1873 bei 6, 1874 bei 8, 1875 bei 4 und 18376 bei

3 Stiffen.

(Stat. Korr.) Wie in anderen Ländern, so sind auch in einigen deutshen Staaten die Betriebsbeamten der Eisenbahnen un- längst einer Untersuchung auf Farbenblindheit unterworfen worden. Die Resultate liegen noch niht vor, Inzwischen dürfte es von Interesse sein, den Umfang dieser krankhaften Erscheinung, soweit fie bisher statistisch festgestellt ist, etwas näher kennen zu lernen.

Ein am 15. November 1875 zu Lagerlund stattgefundenes Eisen- Sahnunglück, welches durch das falsche Verständniß buntfarbiger Signale herbeigeführt worden war, bewog die Direktion der s{chwedi- \chen Staatsbahnen auf Antrag des Prof. Holmgren, einer der gründlichsten und bedeutendsten Forscher auf dem fraglihen Gebiete, Fämmtliche beim Betriebe angestellten Eisenbahnbeamten auf Farben- blindheit hin prüfen zu lassen und Diejenigen, welhe an dieser Krankheit littèn, vom Betriebe zu entfernen. x

Diese Untersuchungen beftätigen nur zu sehr die von den Ge- [ehrten {on mehrfach ausgesprochene und durch spontane- Prüfungen bisher nachgewiesene Ansicht, daß das Vorkommen der Farbenblindheit viel verbreiteter sei, als man gewöhnlich meine. Es stellte {ih heraus, daß unter 100 Menschen durchs{nittlich 4 sind, die daran leiden,

Das Vorgehen der {hwedis{hen Behörden hatte zur Folge, daß auch in anderen Ländern die Eisenbahn - Direktionen dem Farben- sinne ihrer Beamten mehr Aufmerksamkeit \{henkten, úund fo liegen jeßt aus Finland, Dänemark und den Niederlanden Mittheilungen j L eilige welche sämmtlich die in Schweden gefundenen Resul- tate bestätigen. i

In den Vereinigten Staaten von Amerika sind schon 1862 und au spätec noch an Rekruten sehr ausgedehnte Prüfungen in dieser Richtung angestellt worden; indeß der neueren Zeit und deutschen Gelehrten war es vorbehalten, eine Systematik der Unterfuchungen herbeizuführen und hierdurch nicht blos verschiedene Grade, sondern auch verschiedene Arten von Farbenblindheit zu entdecken. i

Wir geben im Folgenden eine ZusammensteUung der hauptsäch- listen Untersuchungsreihen, die bisher zur Feststellung der Farben- blindheit ausgeführt worden find.

Anzahl davon i der waren Stand oder Beruf der Unter- farben- Untersuchten. [uten bind, 1 2148 70 Eisenbahnbeamte. 75 4 Shthreiber. 65 24 Heizer in einer Gasanstalt. 148 56 Arbeiter. 155 19 Schüler. 1250 55 Ciseubahnbeamte. 386 109 Soldaten.

268 105 L Seeleute.

: e E E aue ae ‘Vereinigte Staaten. . 831 oa e Vereinig Dozenten und Studenten.

g S 2390 64 Soldat E E oldaten. Schweden Eisenbahnbeamte.

: Ey 266 13 e O 1034 31 z N IeDerlanDe . » » 2300 152 á B ie 1250 60 5 L Seeleite.

T Ga 1312 63 D bTaas E 400 24 Eisenbahnbeamte. Schüler.

# E ZAN 2761 76

Dies giebt O 26 294 untersuchte Personen, unter denen sich 1211 Farbenblinde, also 4,6 9% fanden. Der Prozentsaß \{chwankt sehr, wie son ein flühtiger Blick auf obige Zahlen lehrt, und wie es bei den wenig umfassenden, darum zufälligen Einflüssen zu sehr ausgeseßten Beobachtungsreihen leicht erklärlich ist. Ein Zusammen- hang zwischen der Häufigkeit der Farbenblindheit und der Natio- nalität oder dem Berufe der Untersuchten is aus obigen Angaben jedenfalls zur Zeit noch nicht nachzuweisen. Läßt man einige der französischen Prüfungsreihen, die von unzulänglih geübten Beamten ausgeführt waren, weg, so findet man als wahrscheinlihste Zahl für die Häufigkeit des Vorkommens der Farbenblindheit 3,6%.

Eines höchst merkwürdigen Umstandes is noch Erwähnung zu thun; es hat sich nämlich bei Untersuhungen von Frauen und Mädchen auf Farbenblindheit ergeben, daß dieselbe beim woeiblichen Geschlechte zu den größten Seltenheiten gehört; von 2368 Unter- suhten war nur eine unfähig, die Farben „Roth und Grün“ von einander zu unterscheiden. Diese Farbenvèrwecselung ift aber die- jenige, welche am häufigsten bei den Farbenblinden angetroffen _wird.

——_—_——_—___— Mia A ita 7-7 e Las:

Das Königlich bayerische statistische Bureau bringt in seiner Zeitschrift (redigirt von dem Vorstande Dr. Georg Mayr, Kommissionsverlag von A. Ackermann in München) im ersten und zweiten Hefte (Januar-Juni) des zehntea Jahrgangs (1878) ein Diagramm (erläuternde Zeichnung) der bayerishen Be- o dtter ugs ewegung im leßten halben Jahrhundert von 1825/26 bis 1874/75. Für die Cheschließungen (rothe Linien), Sterbefälle (s{warze S und Geburten (grüne ane bei leßteren auch noch speziell für die unehelihen (gelbe Linien) und die Todtgeburten (braune Linien) sivd fowohl die ab- soluten , als die relativen, durch Vergleihung mit der Be- i gefundenen Zahlen in diesem Diagramm graphish dar- gestellt. E Wir entnehmen demselben folgende Daten: 1) Geburten (relative Zahlen auf 1000 Einwohner): 1825/26 34,5, 1826/27 34,4, 1820/28 34,3, 1828/29 33,0, 1829/30 34,1, 1830/31 34,0, 1831/32 33,8, 1832/33 34,8, 1833/34 35,8, 1834/35 36,5, 1835/36 35,8, 1836/37 34,8, 1837/38 34,3, 1838/39 35,4, 1839/40 35,5, 1840/41 35,6, 1841/42 36,6, 1842/43 35,5, 1843/44 33,0, 1844/45 36,0, 1845/46 39,9, 1846/47 33,5, 1847/48 32,8, 1848/49 37,0, 1849/50 35,8, 1850/51 35,9, 1851/52 34,0, 1852/53 33,0, 1853/54 34,0, 1854/55 31,8, 1855/56 33,9, 1856/57 35,0, 1857/58 35,0, 1858/59 35,8, 1859/60 35,5, 1860/61 34,9, 1861/62 39,2, 1862/63 37,2, 1863/64 38,3, 1864/65 38,2, 1865/66 38,9, 1866/67 —- 38,8, 1867/68 39,0, 1868/69 39,5, 1869/70 41,3, 1870/71 38,5, 1871/72 402, 1872/73 41,8, 1873/74 42,3, 1874/75 43,0. Die meisten Geburten weist das Jahr 1874/75 (43,0) auf, während die geringste Zahl derselben auf das Jahr 1854/55 (31,8) fällt. Die Zahl der uneh elich geborenen Kinder schwankt zwishen 5—9 (auf je 1000 Einwohner); die höchste Zahl erreicht das Jahr 1864/65, während von da dieselbe bis auf 9 im Jahre 1874/75 sinkt. Die in diesem Zeitraum todtgebore - nen Kinder differiren nur wenig von 0,5—1,5 (von je Tausend Ge- burten)z; die Zahl derselben stellt sich also im Durchschnitt auf 1 von 1000. Was nun die Geshlechtsverhältnis\e der Kinder anlangt, so kommen in diesem Zeitraume auf je 100 Mädchen 105,2 bis 107,3 Knaben; die Zahl der Knaben ist daher eine überwiegende, 2) GEheshließungen. (Relative Zahlen auf 1000 Einwohner). 1825/26 6,3, 1826/27 7,0, 1827/28 7,2, 1828/29 6,9, 1829/30 6,2, 1830/31 6,5, 1831/32 6,6, 1832/33 6,7, 1833/34 6,9, 1834/35 6,5, 1835/36 6,2, 1836/37 6,3, 1837/38 6,6, 1838/39 6,5, 1839/40 6,5, 1840/41 6,6, 1841/42 6,5, 1842/43 6,5, 1843/44 6,6, 1844/45 6,4, 1845/46 6,3, 1846/47 6,6, 1847/48 6,5, 1848/49 6,5, 1849/50 6,6, 1850/51 6,7, 1851/52 6,2, 1852/53 6,1,

Land.

Frankreich . .

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1853/54 5,8, 1854/55 6,2, 1855/56 6,2, 1856/57 6,3, 6,2, 1859/60 7,2, 1860/61 6,9, 1861/62 7,4, 1862/63 8,2, 1863/64 83, 1864/65 8,4, 1865/66 8,2, 1866/67 9,0, 1867/68 7,9, 1868/69 12,2, 1869/70 8,5, 1870/71 6,9, 1871/72 10,2, 1872/73 10/0, 1873/74 9,0, 1874/75 8,8. Die Zahl der Eheschließungen zeigt vom Jahre 1825/26 bis zum Jahre 1862/63 wenig Unterschied ; von da steigen dieselben bis zum Jahre 1868/69, wo fle die höchste

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1857/58 6,3, 1858/59

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Höbe (12,2) erreihen, und fallen dann allmählich bis auf 8,8 im

ahre 1874/75.

9) Sterbefälle. (Relative Zahlen auf 1000 Einwohner.) 1825/26 27,8, 1826/27 26,6" 1827/28 26,5, 1828/29 28,2, 1829/30 27,8, 1830/31 26,4, 1831/32 29,1, 1832/33 29,0, 1833/34 31,2, 1834/35 29,4, 1835/36 29,5, 1836/37 31,3, 1837/38 28,2, 1838/39 28,1, 1839/40 29,3, 1840/41 29,4, 1841/42 30,4, 1842/43 29,9, 1843/44 28,1, 1844/15 280, 1845/46 27,8, 1846/47 28,8, 1847/48 29,2, 1848/49 28,1, 1849/50 28,1, 1850/51 29,1, 1851/52 29,0, 1852/53 29,3, 1853/54 30,0, 1854/55 28,1, 1855/56 27,5, 1856/57 29,1, 1857/58 29,4, 1858/59 29,5, 1859/60 26,8, 1860/61 29,2, 1861/62 29,0, 1862/63 29,5, 1863/64 30,5, 1864/65 31,9, 1865/66 31,3, 1866/67 30,8, 1867/68 32,0, 1868/69 32,8, 1869/70 32,7, 1870/71 35,5, 1871/72 33,0, 1872/73 32,8, 1873/74 31,8, 1874/75 33,2. Die meist:n Sterbefälle waren im Jahre 1870/71 (35,5) in Folge des französischen Krieges, und die wenigsten im Jahre 1830/31 (26,4) zu verzeichnen.

4) Das Diagramm giebt außerdem noch die Roggenpreise an der Landshuter Schranne (pro Hektoliter) an: 1825/26 4,50 M, 1825/27 4,40 M, 1827/28 4,90 M, 1828/29 8,2 M, 1829/30 8,3 M. 1830/31 72 M, 1831/32 9,0 M, 1832/33 9,2 M, 1833/34 5,5 M. 1834/35 6,1 M, 1835/36 5,4 M, 1836/37 4,0 M, 1837/38 3,8 M. 1838/39 5,5 M, 1839/40 6,8 M, 1840/41 7,2 A, 1841/42 6,3 M, 1842/43 6,2 M, 1843/44 9,0 M, 1844/45 10,7 A, 1845/46 12,3 M, 1846/47 14,6 MÆ, 1847/48 15,3 M, 1848/49 7,2 M, 1849/50 5,0 M, 1850/51 5,3 M, 1851/52 8,5 M, 1852/53 12,8 M, 1853/54 14,3 M4, 1854/55 18,50 M, 1855/56 16,0 M, 1856/57 11,3 Æ, 1857/58 11,4 M, 1858/59 8,3 M, 1859/60 7,5 M, 1860/61 10/2 Æ, 1861/6 10,3 A, 1862/63 12,0 A, 1863/64 9,2 M, 1864/65 8,0 A, 1865/66 7,5 M, 1866/67 9,5 M, 1867/68 12,9 M, 1868/69 13,2 Æ, 1869/70 9,8 M6, 1870/71 10,2 M, 1871/72 11,5 M, 1872/73 13,5 6 187874 15,4 M6 187475 = "163 M Der höchste Roggenpreis wurde im Jahre 1854/55 mit 18,50 M, und der niedrigste 1837/38 mit 3,8 4 per Hektoliter gezahlt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Nah fast einjähriger Pause ist soeben das 14. Heft des Generalstabs8werkes über den Krieg von 1870/71 (E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Het taurtung, Berlin) erschienen, welches einen ereignißschweren Abschnitt d:\selben, die Zeit von Ende November bis Mitte Dezember 1870 in der dem Werke eigenen prunklosean und wahrheitsgetreuen Weise darstellt. Die vo1 den Deutschen während dieses Zeitraums auf immer ausgedehnteren Kriegss{aupläße, im Norden, Süden und Osten von Paris geführ- ten Kämpfe gelten sämmtlih der „Sicherung der Einshlie- ßung von Paris.“ Im Norden erfiht die T. Armee beim Vor- rüdcken auf Rouen durch \chnelles uad kräftiges Eingreifen der Truppen den Sieg bei A mien s (27. November) gegen einen an Zahl über- legenen Feind; die Festungen La Fère, Diedenhofen und Montmedy kTapituliren. General v. Man anze: will bereits seine Truppen in einer Centralstelung sammeln, als neu auftretende französifche Streitkräfte an der Somme ihn zu neuen Operationen nöthigen.

Im Südosten, bei Dijon und in der Côte d’or, führt General von Werder einen durch Terrain und ungünstige Witterung äußerst anstrengenden kleinen Krieg gegen die Freishaaren Garibaldis, die er bis Autun verfolgt, und deckt dadur die linke Flanke un- serer 11. Armee an der Loire, gezen welhe sowohl bei Bourges (L. Loire-Armee unter Bourbaki) als bei Beaugency (11. Loire-Armee unter Chanzy) sich neue französische Armeen sammeln. Die leßtere drängt der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, obwohl an Truppenzahl ihr vierfah unterlegen, nah zähen und besonders für das I. Bayerische Corps blutigen und rühmlihen Kämpfen (8. 10. ‘Dezember, Schlacht bei Beaugency) bis an den Loir zurü. Da fih General Chanzy weiteren Kämpfen entzieht, so kehrt Prinz Bt b: Carl, der der R des Großherzogs ge-

olgt war, mit seiner Hauptmaht nach Orleans zurück, um dem gleichzeitig drohenden Vorrückten Bourbakis auf Paris entgegen- zutreten (17., 18. Dezembcr). Zu Ende dieses Abschnittes stehen also in weitem Kreise rings um Paris die deutschen Streitkräfte bereit, die neuen Armeen, mit welchen Frankreih zum leßten Mal unsere Einschließung von Paris zu durhbrechen hofft, zurückzuweisen.

„Das Reichsgeseß über die Beurkundung des Per- sonenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 nebst den dazu ergangencn Auétführungsverordnungen, Instruktionen und Entscheidungen des- Bundesraths und der preußischen Ministerien“, nach den Ministerialakten bearbeitet und herausgegeben vonWohlers, Geh. Ober-Reg. Rath, vortr. Rath im K. Pr. Ministerium d. Fnnern, Metitaglied des Banredanites f. d. Heimathwesen. Berlin, Franz Vahlen. (Kart. Preis M. 2,40.)

Die vorliegende Bearbeitung des Reichsgeseßes vom 6. Februar 1875 über die Beurkundung des Personenstandes und die Ehe- {ließung hat sich zum Ziele geseßt, die zu dem Gesehe von dem Bundesrathe bezw. dem Reichs - Justizamte und von den preußischen Central-Aufsichtsbehörden erlassenen, zerstreut an ve: schiedenen Orten abgedruckten Ausführungsverordnungen, Inftruktionen und Entschei- dungen in systematischer, thunlichst gedrängter Gestalt mit dem Ge- [eyertere selbst zusammenzuftellen und bietet insbesondere dem preußi- hen Standesbeamten zu billigem Preise und in handliher Form eine gedrängte Darstellung des Rechtszustandes, wie er dur die Entscheidungen der Centralbehörden anerkannt wurde. Die Schrift herrührend von durchaus sahkundiger Stelle und bearbeitet nach den Ministerialakten bietet somit in besonderem Maß: Gewähr für cin zuverlässiges und vollständiges Handbuch für die Praxis.

„Deutsches Cheschließungs8recht“ nah amtlichen Ermitte- lungen als Anleitung für die Standesbeamten, bearbeitet von Dr. Adolf Stölzel, Geh. Ober-Justiz- u. vortr. Rathe im Justiz- Ministerium zu Berlin. Dritte Auflage. Neue unveränderte Aus gabe. Berlin, Franz Vahlen. (2 6.) : ; i

Von diefem in demselben Verlage erschienenen, seiner Zeit den Standesbeamten bezüglich des materiellen Eherechts an Stelle einer förmlichen amtlichen Snstruktion von Seiten der Ministerien empfoh- lenen Buche liegt wieder eine neue Ausgabe vor. Dieses Handbuch enthält das gesammte auf Reichs- oder Landes8geseß p mate- rielle Cheshlicßungsreht, das Dispensation8wesen, Angaben der Ge- sihtspunkîe, nah welchen die zur Eheschließung geseßlih nothwen- digen Erfordernisse zu ermitteln sind, und einen Anhang über außer- deutsches Ehbeschließungsrecht. Die Zusammenstellung enthält somit in knappster Form Alles, was der Standesbeamte von materiellen Rechtebestimmungen bei der Cheschließung zu beobachten hat.

Gleihfalls im Verlage von Fr. Vahlen ift erschienen: ¿

«Deutsche Reichskonkursordnung“, erläutert von G. von Wilmowski, Justiz-Rath. (7,50 A) : } Der Verfasser dieses Kommentars ist als Konkursverwalter bei dem hiesigen Stadtgericht beshäftigt und war zugleich Mitglied der Reichskommission, welche den, dem Reichstage vecrgelegten und mit nur geringen Aenderungen angenommenen Entwurf der auch für die Konkursordnung wesentlihen Reichs-Civilprozeß-Ordnung re- digirt hat. Diese theoreti)chè und prafktishe Erfahrung des Ver- fasiers hat in dem vorliegenden Werke umfassende Verwerthung ge- funden. Daffelbe zerfällt in drei Haupttheile. Zunächst ist dem Kommentar selbst cine Einleitung vorausgeschickt, welche einen ge- \hichtlihen Üeberblick über die Entwidkelung des Konkursrechtes und des Konkursverfahrens giebt, alsdann folgt der Kommentar in An- merkungen mit einer, jedem einzelnen Titel in präziser Weise und bequemer Form voranges{hickten Ueberficht, die befonders gecignet ift, das Studium der Materie zu erleichtern. Diesen zum Verständniß des Gesehes gébotenen Einführungen {ließt ih ein sorgfältig ge- arbeitetes Sachregister an. Der Verfasser ist mit Kenntniß und

selbständigem Urtheil an seine Aufgabe herangetreten und überall bestrebt gewesen, den reihen Stoff in seinem Zusammenhang mit dem

Rechts\ystem klar zu legen Dabei wird vornehmlich das preußische Recht ins Auge gefaßt. : 6

Aus demselben Verlage liegt noch eine kleine Schrift vor, be- titelt: „Das Verfahren vor den Amtsgerichten, nah der Civilprozeßordnung vom 30. Januar 1877, an einem BES dar- geftellt“ von Herm. Meyer, Obergerichts-Rath in Celle. (Preis 80 5.) Der Verfasser behandelt das Verfahren vor den Amtsgerichten und giebt unter Zugrundelegung eines fingirten Rehtsfalles eine allgemein verständlihe Darstellung des neuen, mit dem 1. Oktober 1879 für die Amtsgerichte in Kraft tretenden Geschäftsganges. An bildet gewissermaßen eine Fortseßung der Shrift d-fselben Verfassers: „Der Prozeßgang nah der Civilprozeßordnung an einem Rechtsfalle dar- gestellt.“ Beide Schriften vereint werden die Orientirung in der neuen Prozeßordnung erleichtern und deren Verständniß fördern.

Im Verlage von Edwin Sch{lömp in Leipzig erschien’: „Olympia, eine Wanderung durch den Peloponnes“ (1877/78) von Friy Wernick. Um die Ergebnisse des leßten Arbeitswinters vermehrte Auflage. 165 Bogen 80. Mit 2 Ansichten vom Zeus- tempel und einer Karte vom Ausgrabungsterrain. Preis 3 Æ, ele- gant gebunden 4

Land- und Forstwirthschaft.

Die Firma Wiegandt, Hempel &P arey hierselbst, Verlags- buchandlung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen hat soeben einen neuen illustrirten Katalog ausgegeben, welchen fie gratis und franko an Jedermann versendet, der ihn verlangt. Der Katalog enthält die Titel von über 300 Büchern und Zeitschriften, mit zahlreihen guten Jllustrationsproben. Unter den Verfassern der verschiedenen Werke befinden sich viele Autoritäten auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen, gärtnerischen 2c, Literatur.

Gewerbe und Handel.

Das bayerishe Gewerbemuseum in Nürnberg hat, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, von dem franzésfishen Unterrichts- Ministerium ein sehr werthvollezs Gescbenk erhalten: eine techno- logishe Sammlung nebst mehreren fertigen Siüäen aus der be- rühmten Porzellanfabrik in Sèvres.

Der bleibende Aus\chuß des Deutschen Handels- tages hatte am 13. Oktober v. J. und 16. Mai d. I. beschlossen, eine Enquete über den Einfluß der Gefängnißarbeit in ihrer Rückwirkung auf die gewerbliche und indu- ]strielle Privatarbeit zu veranstalten. Nachdem die Handels- kammern das erforderliche Material gesammelt und“ sih gutahtlich über die Frage geäußert hatten, hat die von dem bleibenden Aus\{uß berufene Kommission in den Tagen vom 26. bis 28. September d. F. unter Theilnahme von Vertretern des Reichskanzler-Amts, der preu- Fischen Miniiterien des Handels, der Justiz und des Innern, sowie der Königlich sächsishen und württembergischen Regierung die Frage eingehend erörtert und demnächst dern bleibenden Aus\{chuß ein aus- führlihes Gutachten erstattet. Dasselbe ist jeßt unter dem Titel : Deutscher Han delstag, Enquete über den Einfluß der Gefängnißarbeit auf den freienGewerbebetrieb“ (Berlin 1878, Verlag von Leonhard Simion) mit einer Zusammenstellung der wichtigsten Punkte aus den Gutachten der 112 Handelskammern und den stenographischen Berichten über die Verhandlungen der Kom- mission im Druck erschi:nen. :

Die Kommission ist übereinstimmend der Ansicht gewesen, daß die Gefängnißarbeit für die sittlihe Erziehung, die Gesundheit und die diéziplinare Behandlung der Gefangenen nothwendig sei, und sie hat au das finanzielle Intecesse des Staats an der Verwerthung der in den Strafanstalten befindlihen Arbeitskräfte niht verkannt. Dagegen haben in der Kommission erhebliche Meinungsverschieden- heiten über die Prinzipien obgewaltet, nah welchen die Arbeitskräfte in den verschiedenen Strafanstalten ausgenußt werden und über den Einfluß, welchen die produktive Thätigkeit der Gefangenen auf ein- zelne Gewerbe und Industriezweige ausgeübt hat. In ersterer Be- ziehung hat die Kommission die übliche Verwerthung der Arbeits- kraft nah drei verschiedenen Systemen gruppirt: 1) das Syst-m der Arbeiterverdingung, wie dasselbe in Norddeutschland, insbesondere in Preußen eingeführt ist, besteht darin, daß einer Privatperson, dem Unternehmer, in der Strafanstalt eine bestimmte Anzahl von Arbeitern für eine gewisse Zeit und gegen Zahlung eines festgeseßten Lohnes für das Tagespensum zur Beschäftigung mit industriellen Ar- beiten überwiesen wird. Die zu verarbeitenden Rohstoffe hat der Unternehmer zu liefern, dem auch die Sea nuag der Werkmeister obliegt, welche die Anleitung der Sträflinge zu übernehmen und die technische Arbeit derselben zu überwachen haben. 2) In einem Theile ‘von Süddeutschland, namentlich in Baden, kommt das Shstem der eige- nen Regie zur Anwendung, nah welchem die Verwaltung der Straf- anstalt die Rohstoffe für eigene Rechnung anschafft, die Arbeit der Gefangenen dur staatlich angestellte Werkmeister überwacht und die gewonnenen Fabrikate zum eig:nen Nugen veräußert. 3) Das dritte System, die Kundenwirthschaft, is, und zwar bisweilen in Verbindung mit den beiden anderea Syftemen, namentlich in Württemberg und Bayern gebräulich. Es besteht darin, daß Privatpers-nen die zu verarbeitenden Rohstoffe an die Gefängnißverwaltung abliefern und von derselben seiner Zeit die daraus gefertigte Waaren wieder in Empfang nehmen. Die Beaufsichtigung steht hierbei selbstredend der Verwaltung zu. A :

Von den gegen die Gesanam gate erhobenen Beschwerdea be- ziehen sih die meisten auf das Verdingsyftem, dessen Vortheile und Nachtheile die Kommission deshalb auch am eingehendsten geprüft hat. Sie bat festgestellt, daß Klagen über dieses System besonders dort zum Ausdruck kommen, wo ein mehr oder weniger fabrikmäßiger Betrieb, insbesondere mit Dampfkraft, etablirt ist, daß dagegen die von verschiedenen Seiten behauptete und mehrfach konstatirte gerin- gere Qualität, beziehungsweise die geringeren Preise der in Gefäng- nissen gefertigten Waaren weniger eine Folge der E als solhezr, als vielmehr der Organisation diefer Arbeit zu sein scheine. i f b

Auf Grund ihrer Ermittelungen und Erwäzungen hat die Kom- mission folgende Gesichtspunkte für wesentlich erachtet : :

1) Bei Beschäftigung von Gefangenen is neben dem in erster Linie stehenden Set des Strafvollzugs weder dem Ecwerbs- noch dem fiskalishen Standpunkte ein überwiegender Einfiuß zuzuerkennen. Schon dadur werden verschiedene Beschäftigungsarten, wie z. B. Cigarrenfabrikation, Goldleistenfabrikation, wegen der dabei nahe- liegenden Lockerung der Disziplin sih mehr oder weniger von selbf- verbieten; i ¡

2) es empfiehlt sich ferner eine möglihste Vielgestaltigkeit der Betriebszweige in jeder einzelnen Anstalt;

3) es erscheint zweckmäßig, die Herstellung von Bedarfsartikeln für öffentlihe Zwede den Gefangenenanstalten zuzuweisen. Dahin zählen ‘beispielsweise Lieferungen für Verkehrsanstalten, Gerihts- und Verwaltungsbehörden, Militär u. \. w.; E

4) ferner ift anzustreben, die Schaffung von selbständigen Straf- anstaltskollegien, in welhen neben dem Juristen, dem Verwaltungs- und Finarzbeamten, dem Arzte und dem Geistlihen, auch den Ver- tretern von Handel und Gewerbe Sig! und Stimme, etwa nah dem Vorbilde Württembergs, eingeräumt wird; endlich ift :

9 die Herausgabe periodisher eingehenver Veröffentlichungen über Art und Umfang der Beschäftigung von Gefangenen unter An- bahnung einheitliher Grundlagen über die Prinzipien dieser Ver- öffentlihungen in den verschiedenen Bundesstaaten geboten.

Ueber die Ausfuhr frischen Fleisches von Amerika nach Europa theilt die „Nat. Ztg.“ folgende Daten mit. Während 1875 von New-York, Philadelphia, Boston nah England, Schott- land und Franfkfreich nur 206 000 Pfund frishen Fleisches zum Werth von 16 300 Dollars exportirt wurden, stieg der Export 1876 bereits auf 20256 195 Pfund im Werthe von 1771088 Vollars;z im Jahre 1877 betrug der Export {on 56 824 707 Pfuud im Werthe von 5 356 365 Dollars, d. h. das Pfund kostete 9,42 Cts. oder 37 S, pro Pfund; im ersten Quartal 1878 beläuft sich die Ausfuhr bereits auf 15 185 525 Pfund (gegen 14233 315 Pfund ia derselben Periode