1878 / 272 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Nov 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Auf Grund der §8. 1 und 6 des Reichsgeseßes vom 21. Oktober l. J. gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie werden a

die Sale dlGatten der sozialistishen

Arbeiterpartei eutschlands in Karls-

ruhe, Pforzheim, Baden und Bruchsal verboten.

Karlsruhe, den 14. November 1878.

Gr. Landeskommissär. Eisenlohr.

Nichtamkliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 18. November. Se. Majestät der Kaiser und König machten, laut Meldung des ,W. T. B.“ aus Wiesbaden, gestern, nach einem Besuche in der Stadt, Bens eine Spazierfahrt in die Umgegend, wobei Allerhöchstdieselben während längerer Zeit zu Fuß pro- menirtèn. Abends besuhten Se. Majestät das Theater. S

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz kehrte mit den Königlihen Prinzen vorgestern Abend um 10 Uhr 20 Minuten * mittelst Extrazuges von der Jägd zurück und blieb die Nacht über im hiesigen Palais.

cln Vormittag um 11 Uhr empfing Höchstderselbe den aus Wiesbaden eingetroffenen General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Fürsten Radziwill und hierauf den Chef - des Jngenieur-Corps, General-Lieutenant von Biehler. Demnächst nahm Se. Kaiserlihe Hoheit. ver- ciedene Meldungen, darunter die des Generals von Helden- arnowskfi, des Obersten Dresow und des Obersten Löwe, entgegen. |

N üm 12 Uhr?kempfing Se. Kaiserliche Hoheit den Besuch des Prinzen Hassan von Egypten. Später nahm Höchstderselbe den Vortrag des Abtheilungs-Chefs im Kriegs-Ministerium, Oberst-Lieutenants Meyer entgegen.

Um 1 Uhr fuhren die Höchsten Herrschaften nach dem Neuen, Palais zurück. A

Einem gestern Abend an Se. Kaiserlihe und König- liche Hoheit den Kronprinzen eingegangenen Telegramme Le folge, ist S. M. Schiff „Prinz Adalbert“ an dessen Bord ih Se. Königliche D der ‘Prinz Heinrich befindet, glücklih in St. Vincent (Kap-Verdische Jnseln) eingetroffen.

Auf Se. Majestät den König von Ftalien hat am 17. d. M. ein Mordanfall stattgefunden. Se. Majestät ist glüdlicherweise nur leiht verleßt.

Der Minister-Präsident Cairoli hat, dem „W. T. B.“ zufolge, an die Vertreter Jtaliens im Auslande folgendes Telegramm gerichtet : 9 A

„Jn dem Augenblide, heuté Nachmittag der König mit der Königin“ und dem Kronprinzen im Wagen seinen Einzug in die Stadt Neapel hielt und in Mitten der enthu- siastishen Kundgebungen - der Bevölkerung, welche sich ehr- erbietigst um das einziehende Herrsherpaar drängté, stürzté sich ein Jndividuum mit einem Messer in der Hand auf Se. Majestät. Der König, der sich sofort von seinem Siße er-

oben hatte, erhielt eine sehr leichte Hautwunde an der linken chulter. Da ih die Ehre hatté, dem’ König gegenüber zu fißen, so habe ih glüdliher Weise selbst den Mörder erfassen und an der Ausführung des Verbrechens verhindern können. Jch habe in dem Kainpse eine leihté Wunde am Beéin er- alten. Der Mörder, der von einem Säbelhiebe des Kürassier- apitäns am Kopfe getroffen worden war, wurde sofort vér- haftet. Jhre Majestäten haben nicht das geringste Zeichen von Erregung kundgegeben. Die Bevölkerung begleitete die- selben bis zum Palais mit den wärmsten P j airoli.

Französische Blätter bringen die Nachricht, die deutsche Regierung habe von den Samoa-Fn seln Besiß genommen urs beabsichtige, dieselben zu einer deutshen Kolonie zu madhen.

Daß Deutschland die Erwerbung: oder Gründung trans-

atlantischer Kolonien nicht beabsichtige, ist zu wiederholten Malen in- authentischer: Form erklärt worden. „Was die Samoa-Angelegenheit: angeht, so: hat. die „Nordd. Allg. Ztg.“ vom! 10. November eine eingehende Darlégung des Sachverhalts“ gebracht. Es ‘ergiebt sih daraus, daß die deutsche Regierung! in den Südsee-Fnseln keinen | andern“ Zweck im Auge hatte, als die vertragsmäßig festgestellten! Rechte Reichs- An welche: sih in Samoa añngesiedelt haben, und die friedliche Entwilelung des deutschen Sandels zu beshüßen.

Die gegenwärtige Krisis auf den Samoa-Jnseln wird ihre natürliche r dadurch finden ,- daß ‘die Landes- regierung ‘si entf Vertrag abzuschließen, welcher derselben die, Deutschland bereits zugesagte, Stellung der meistbegünstigten Nation ein- räumt und verbürgt. \

Die von der Kommission zur Untersuchung der gegenwärtigen Lage der. deutschen Baumwollen- und Leinenindustrie ‘festgestellten, der Vernehmung von Sachverständigen zu Grunde zu legenden Fragebogen (f. d. gestri e Nummer- des „Reichs-Anz.") lauten weiter: /

# 1 Bleiderci, Färberei, Druckerei und Appretur arnén. Bléicherei, Färberet, Appretur von Geweben. 3) M S Ee) von Geweben.

É‘ é Ï 5 8 1) Wo befindet \sich die von Ihnen betriebene ? gewerbliche An- lage? 2) Wanw ist ‘dieselbe begrümdet2 Seit wann ‘sind Sie an

. der Leitung betheiligt ? 3) und 9 Wie P. I. 3 und 4.

4): Wie F. 11, 1,9) au groß ungefähr ist das darin angelegte Kapital und der B etrag“ der jährlichen Verédlungs osten 2 3) Welche Zahl von Arbeitern ‘étwa ‘ist darin thätig? 4)" (hes

von

ist der Gesäniinkbetrag' und ‘dié | durGfchnittlihe ! Höhé' der Arbeits

Iöhne? 5) Können Sie! Mittheilung mache über die Gesammtzahl

dera. Tische (Bänke) für Handdruck? b. Druckmaschinen? : 6) Findet

dex Betrieb für eigene Rechnung oder im Loh: statt; und: in welchem

Verhältniß etwa stehen. die beiden Betriebsarten zu einander ? 7), Wie

Dae Die Verhältnifje unter 2 bis 6 in Ihrem eigenen Gewerbe- etrie

L ITL E i / A Woher werden die zu veredélnben' Fabrikate (Garne, Zwirne, Gewebe) hauptsächlich bezogen,- und: in welchen Qualitäten? 2) Haben sich in dieser Beziehung in den leßten 15 Jahren Aenderungen voll- ¿”gen, und welche? 3) Welche Gründe bestimmen zum Bezuge der zu veredelnden Fabrikate aus dem Auslande: a, billigere Preise bei

ießt, mit“ den betheiligten Staaten einén.

leier Qualität? b, Qualität, welche im Inlande nicht produzirt wird? 4) In acbältaiß stehen im Falle ju 3a. die Preise des ausländischen Fobrikates zu denen des inländishen? Welcher Theil davon entfällt auf die Noten des Transportes ?

1) Wie hot stellen sih die durchs{chnittlihen Kosten der Vered- lung in Jhrer Industrie (Bleicherei, Färberei, Druckerei, Appretur) us die hauptsählicsten Artikel: a. per Kilogramm der Rohwaare ? per Kilogramm des fertigen Fabrikates? 2) Wie vertheilen sich diese Kosten in Ihrem Betriebe auf: Arbeitslohn? Betriebskraft ? Hülfsmaterialien? erc zunotten 7 Zinsen und Amortisation ?

1) Sthreitet die Industrie fort oder befindet fie sich im Rük- ange, und in welchen Erscheinungen tritt das Eine oder Andere zu age? Haben in den leßten 15 Jahren wesentlihe Veränderungen im

Betriebe der von Ihnen vertretenen Jndustie stattgefunden? 2): Wie C. VI, 2. 3) Liegen Schwierigkeiten für die von Ihnen vertretene In- dustrie darin : a. daß der inländishe Markt dur die inländisheKon- kurrenz übetführt ift? b. daß dér Absaß im Inlande- durch -autlcn- dische Konkurrenz ershwert oder beschränkt ift ? welche Länder kon- kurriren vorzügli? in welchen Fabrikaten? liegt das Uebergewicht in den billigeren Preisen? in der besonderen Qualität? e. daß der Absay nach dem Ausland abgenommen hat? in welchem Umfange? nah welchen Ländern vornehmlich? welche Konkurrenz hät den frü- heren Absaß verdrängt : die dort heimishe? oder ausländische, und welche hauptsächlich ? d. Welchen Einfluß insbesondere hat der Zu- tritt der elsässishen Industrie geäußert durch Verdrängung anderer deutscher Produkte: im Inland? im Ausland, und wo? 4) Aus welchen Gründen erklärt sih die Ueberlegenheit ; der betreffenden aus- ländishen Industrie? der eigen Industrie?

1) Welchen Einfluß ‘auf Ihre Industrie hat die zollfreie Ein- lassung von Garnen und Geweben zur Veredlung im Inlande? 2) In welchem Umfange findet ein solher Veredlungs8verkehr in Ihrem

ezirke statt? woher? wohin? 3) Wie voUzieht fi dieser Verkehr ? Werden insbesondere ausländishe Rohwaaren (Garne, Gewebe) zur Veredelung auf eigene Rehnung gekauft? Läßt man Rohwaaren im Aus- lande behufs. inländischer Veredelung fabriziren? 4) Benachtheiligt die- Zulassung ‘des Veredelungsverkehrs die inländishe Spinnerei ? Weberei? 5) Welchen Einfluß auf die inländische Industrie hat die durch Handelsverträge a Veredelung im Auslande?

Sind nach Jhrer Meinung andere Umstände vorhanden, welche auf den Betrieb der von Ihnen vertretenen Industrie nachtheilig ein- wirken, und wel(he? n

Wie D, VIII, 1. IX,

1) Werden die - gegenwärtigen Eingangszölle auf gebleichte, ge- färbte, bedruckte Gespinnste,. auf gebleihte, gefärbte, bedruckte, appre- trirte- Gewebe für ausreihend erachtet? - 2) Welchen prozentualen Theil der Veredelungskosten stellen die Zölle dax? 3) Welche Rück- wirkung auf die Veredelungsindustrie würde eine etwaige Erhöhung der Eingangszölle für Gespinnste und Gewebe äußern? -4) In welchem Verhältniß würde der Zoll a. für gebleichte, gefärbte, be- druckte Gespinnste, b.- für gebleichte, gefärbte, bedruckte, appretirte Gewebe zu demjenigen a. für rohe Gespinnste, b. für rohe Gewebe stehen müssen ? d

Spéeziell für Elsaß: 1) und 2): Wie A. RI. 1 und 2, 3) Sind Erleichterungen oder Ershwerungen eingetreten; im Bezuge der Roh- waare? des Brennmaterials? der Hülfsmaterialien? in den Kredit- und Zahlungsverhältnissea? 4) und 5): Wie A. X[I. 4 und 5. 6) Wel- hen Einfluß auf die Veredelungsindustrie hat die Theilnahme an dem dur die deutschen Handelsverträge eröffneten Veredelungsverkehr

ausgeübt? H. Wäschekonfektion und E Care h - 1). Was {s der G genstand Ihres Geschäftsbetriebes? Wo ist der Siß desselbéa? Welchen Umfang hat Jhr Betrieb? Seit wann sind Sie an demselben betheiligt? 2) Können Sie über den Betrieb und den zeitigen Umfang der von Ihnen vertretenen Industrie in Ihrem Bezirk Auskunft geben? Wie viel Geschäfte sind dabei be- theiligt? Wie viel Arbeiter sind darin beschäftigt? Welche durch- \chnittlihe Höhe haben: die Arbeitslshne? Welche Gegenstände wer- den - fabrizirt? Wie groß ist der Verkaufswerth derselben; „in8ge- sammt? . in den Hauptartikeln? 3) Wie groß ift die Menge der darin jährlich. zur Verwendung kommenden Geweb-:_ a. leinene? b, baumwollene? c. halbleinene? Hat sich dieses Verhältniß in den leßten 10 Jahren wesentlich. geändert? 4) Welcher Qualität find- die hauptfächlih verwendeten Gewebe, nach der Feinheit der darin ent- haltenén“ Garne. und ‘na der Dichtigkeit der Gewébé (Zahl der Fäden in Kette und Schuß auf ein Quadrat von 2-em Seitenlänge) a; bei Baumwolle? b, bei Leinen? 5) Woher werden die verwende- ten Gewebe vorzugsweise: bezogen? Welche Sorten werden - aus dem Auslande bezogen? in welchen Mengen, und woher? 6) Aus welchem Grunde werden dieselben vom Auslande bezogea? 7) Hat. -der Bé&zug aus dem Auslände in ‘neuerer Zeit eine erhebliche Zunahme erfahren, und aus welchem Grunde? 8) Wie stellt fich gegen- wärtig der Ankaufspreis (eins{ließliG Fracht, Zoll und Nebenspesen) der vom Auslande bezogenen häuptsächlih in Betracht kommenden Gewebe per Kilogramm? 9) Hat dersc!be in neuerer Zeit erhebliche Veränderungen ‘erfahten, und was ist der Grund? 10) Wie hoch ist der dem Gewebe: durch die Konfektion (Stickerei) hinzugefügte Mehrwerth bei den Hauptverbrauchsartikeln und Quali- täten zu veranshlagen (soweit möglich auf Gewicht bezogen)? 2 Macht fich eine fühlbare Konkurcenz des Aulandes im Znlande geltend? 12) Welchen Umfang hät ‘die Ausfuhr: dem ungefähren Werthe nah? Wohin wird ausgeführt? 13) Welche Artikel wer- den vorzugsweise ausgeführt? aus Geweben welcher Qualität be- stehend: a. leinenen? b. baumwollenen? e. hälbleiñenen? 14) Welche Konkurrenz ift-auf den: ‘ausländischen Märkten zu! bestehèn ? Welche Umstände. kommèén:- dabei der deutschen Produktion zu statten ? 115) In welcher Weise würde eine Erhöhung der Eingangszölle auf leinene und - baumwollene Gewebe auf: die, von Ihnen vertretene, Industrie zurückwirken: a. beim Abjaß im Inlande? b. beim Absaß im Aus- lande? 16) Ist Ihnen bekannt, ob die Lage und die Intèressen der von“ Jhnen vertretenen Industrie in anderen Bezirken gleichartig oder abweichend find? Leßtternfalls in welchen Beziehungen ?

J. Handel mit Garuüen (Zwirnen) und Geweben (Baumwollen-, Leinen-, Jute-).

1) Was ist der Gegenstand Ihres Gefschäftsbetriebes? Wo be- findet sich derselbe? Seit wann sind Sie daran betheiligt? 2) Welche Artikel und Qualitäten werden aus dem Auslande ‘vorzuÿßs- weise eingeführt, und woher? 3) Hat ‘na: Shren Wahrnehmungen in den leßten 15 Jahren die Einführ ausläidisheèr Fabrikate zuge- nommen? abgenommen? In welchem Umfange und. in welchen Qua- litäten hauptsählih? 4) Hat fich der Antheil ausländischer Fabri- ate am getan inländishen Konsum in neuerer Zeit vermehrt oder ‘vermindert? 5) “Worin finden Sie die Ursachen für die ane (Abachine)“ der “Einfuhr? 6) Von “welchem “Einfluß

uud die im Jahre! 1865 und - 1868 eingetretènen Ermäßigun- gen. dex :|Gingangszölle in? diéser Beziehung gewesen? welcher Weise hat der Zutritt der elsässfishen Industrie auf die Bezugs-, und Verbrauchsverhältnisse eingewirkt? 8) Hat nah, Ihren Wahrnehmungen in; den, leßtèn 15 Jahren die. Ausfuhr inländis{er Fabrikate eine Zunahme odér Abnahme erfahren? in welch:m Um- fange; und:{än welchen; Qualitäten hauptsächlich? wohin wak die Ausfuhr vorzugsweise- gerichtet? - ist die Abnahme des auswärtigen Absatzes zurückzuführen auf: verminderte Kauffähigkeit- des betreffen- den Auslandes? Unterbietung. durch fremde Konkürrenz?. Steigerung dex -VerkaufsÞreise? ,VerschleWterung der Waare? ungenügende Be- rückfihtigung der Bedürfnisse des ausländischen Konsums? Unzuver- L der Lieferung? zollpolitische M pregt des Bétreffétböu Auslandes? andere Ursachen, und welche? 9) Erachten Sie die

7) Ju!

R zu welchen dem Ausland geliefert wird, für nußenbringend ? : J | n

welchem Maße sind die Verkaufspreise deutscher Fabrikate im Inlande seit 1875 zurückgegangen ? Worin finden dieser Erscheinung: in Verminderung der \chlechterung der Waare? in unverhältnißmäßiger Ausdehnung der einheimischen Produktion? in verminderter Kauffähigkeit? in zu- nehmendem Verbrauch anderer Sioffe? in Preisdruck der ausländi- \{en Konkurrenz? 11) Halten Sie“ dafür, daß die gegenwärtigen Preise den Produzenten keinen oder unzulänglihen Nußen im Verkbältniß zu den P lassen? 12) In welcher Weise ist die Kreditgewährung üblih: zwischen tnländiswen Produzenten und Abnehmern? - zwishen aus- ländishen Verkäufern und inländischen Abnehmern ? Welchen Ein- fluß äußert die übliche Art der Kreditgewährurg und der Zahlungs- verhältnisse auf Geschäftsverkehr und Geshäftsgewinn? 13) Welche Mittel halten Sie für geeignet, um Mißstände, welche in den vor- stehend unter 11 und 12 bezeichneten Beziehungen etwa wahrgenom- men sind, zu beseitigen? 14) In welchem Prozentverhältnisse stehen die egen Zollsäße bei den Hauptverbrauchsartikeln und Qualitäten zu den dermaligen Einkaufspreisen (eins{ließlich Frachi und Nébenspesen, jedoch aus[ch{ließlich Zoll) derselben? 15) Würde eine Erhöhung der Zölle eine entsprehende Preissteigerung auf dem inländishen Markte herbeiführen? 16) Inwieweit würden die von einer Erhöhung der Zölle für die Produktion zu erwartenden Vor- theile durch nachtheilige Rückwirkungen auf andere zu beachtende JInteteressen aufgewoogen werden? 17) Würde insbesondere die Er- höhung der Zölle von nahtheiligem Einfluß auf die Konkurrenzfähig- keit der deutshen Industrie auf dem Weltmarkte sein: a. bezüglich der gleichen Artikel? b. bezüglih anderer Fabrikate, denen jene als Rohstoff dienen ?

Die Bestellung von Stellvertretern für Schiedsmänner, die aus irgend welhem Grunde an der Ausübung ihres Amtes behindert sind, beruhen, wie die Allgemeinen Verfügungen der Ministerien der Justiz und des Jnnern vom 29. Oktober 1851 und vom 12. Februar bezw. 7. März 1852 er- geben, auf einer allgemeinen administrativen Anordnung. Der FJnjurienrichter hat daher, nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals, vom 1. Oktober d. J., bei Beleidigungs- klagen, welhen kein Sühneversuh vorhergegangen, weil der zuständige Shiedsmann behindert gewesen, von Amtswegen (also auch ohne Antrag des Verklagten) eine Ermittelung darüber, ob ein Stellvertreter des Schiedsmanns vorhan- den ist, anzustellen und bejahenden Falls den Kläger anzu- weisen, sih zum Zwecke des Sühneversuhs an den Stellver- treter zu wenden.

Dec Kaiserliche Botschafter bei der Hohen Pforte, Graf von Haßtfeldt, ist nach Beendigung des Sommer- aufenthalts in Bujukdere mit dem Bot schaftspersonal nah Pera zurülgekehrt.

Der Königliche Gesandte von Wentzel is mit Ah- [lauf eines ihm Allerhöchst bewilligt gewesenen Urlaubs auf seinen Posten in Hamburg zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

S. M. Glattdecks-Korvette „Prinz Adalbert“, 12 Geschüße, Kommandant Kapt. z. S. Mac-Lean, is am 7. d. Mts. früh auf Funchal-Rhede (Madeira) eingetroffen.

S. M. Panzer-Korvette „Hansa“, 8 Geschüße, Kom- mandant Korv. Kapt. Heusner, ist am 15. d. Mts. von Ply- A nah Madeira in See gegangen.

. M. Dampfkanonenboot „Wolf“, 4 Ebe Kom-

mandant Kapt. Lt. Becks, ist am 14. d. Mts. Abends auf der Rhede von Plymouth zu Anker gegangen.

Bayern. München , 15. November. (Allg. Ztg.) Der Geseßgebungsausschuß der Kammer der Abgeordneten hat einem Antrage des Abg. Dr. Frankenburger beigestimmt, dahin gehend, daß dem Landtage baldthunlichst ein Geseß- entwurf vorgelegt werde, welcher die Amortisation der. auf den Jnhaber lautenden bayerischen Staats- und öffentlichen R O auen und der auf den JFnhaber ausgestellten

ktien, Antheilscheine, Promessen und Jnterimsscheine solcher Aktiengesellshaften und Genossenschaften, welhe in Bayern ihren Sig haben, ermöglicht und regelt.

Hessen. Darmstadt, 17. November. (W. T. B.) Ein Extrablatt der „Darmstädter Zeitung“ veröffentlicht fol- gendes Bulletin von heute Morgen 9 Uhr: Der Groß- peraou ist fortdauernd fieberfrei ; die diphtheritishen Mem- ranen haben sich bisher erst theilweise abgestoßen, doch schreitei die entschiedene Besserung fort. Bei dem Erbgroß- AAENE, ist eine entschiedene Wendung zur Besserung ein- getreten.

Desterreich-Nngarn. Wien, 16. November. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Konstantinopel vom 15.: Nach auf der Pforte eingelaufenen Meldungen nimmt der Aufstand in Macedonien - immer größere Dimensionen an. Derselbe breitet sich bereits nach Thessalien und Epirus aus. Eine Gruppe der Aufständischen befindet sich im Gebirge Malesplanina, in Dsuma, Kreschner und Melnik, eine zweite in Kosjeg,- Planinakrania und Kustendil, eine dritte konzen- trirt s) in Karadeg, Veretschka, Monastir und Florina, eine vierte breitet sich an den Abhängen des Olymps in Verca und Classona aus. Leßtere Gruppe besteht zumeist aus Griechen, die übrigen zumeist aus Bulgaren. Die politische Tendenz -ist für Viele nux ein, Vorwand zum Raub und zur Plünderung. Das - Seraskierat hat 23 Bataillone reguläre Truppen und 5 Batterien -zur Un des Ausstandes aufgebracht. Unter dem Vorsiße Karatheodory Paschas ist: cine Kommission eingeseßt worden zur Ausarhbei- tung von Reformentwür fen für. alle Provinzen der europäischen Türkei, welche von dem Berliner Vertrage nicht direkt berührt werden. Jm-Uebrigen sollen die von Midhat Pascha in Syrien einzuführenden Reformen auch als Aus- gangspunkt der Reformen für das ganze türkishe Reich dienen. —. Aus Belgrad: Die internationale Kommission in-Vrxanja dürfte die Regelung der Grenzen zwischen Serbien einerseits und Bulgarien und der Türkei andererseits längstens in zwei Wochen beendigt haben. Die dielge Len Si i e Synode hat ihre: Arbeiten- zum Abshluß gebraht. Die- in Betresf der E Kirche in Bosnien und der Herzego- wina angeregte ¿Frage wurde- von der Tagesordnung abgeseßt, und die Synode von Karlowiß hierfür eventuellen Falles als die kompetente Behörde bezeichnet. t

Pest, 16. November. (W. T. B.) Heute Nachmittag fand unter dem Vorsiße des Kaisers ein gemein-

amer Ministerrath statt, an dem Graf Andrassy, Graf ylandt, von Hofmann, Fürst Auersperg, von Pretis und Tisza Theil’ nahmen. Der „Cölnischen Zeitung“ wird heute

von hier gemeldet, NRR S Delegirte hätten dem Grafen -

Andrassy versichert, die österreihische Delegation

ie die Ursate erstellungskosten ? in S

werde voraussihtlich mit 32 gegen 27 Stimmen die Okku-

ationspolitik gut heißen und einen weiteren außerordent- lichen Kredit bewilligen. Jn Kreisen der Delegirten Heißt es, Graf Page werde mit der Bildung eines neuen österreichischen Kabinets beauftragt werden.

MBMO) Bern., 16. November. (N. Zürh. Ztg.)Aus den Verhandlungen des Bundesraths vom 15. November. Unterm 5. d. M. sind von den Delegirten der lateinischen Münzkonvention abgeshlössen worden: 1) ein neuer Münzvertrag, welcher die Münzkonvention vom 13. Dezember 1865 erseßen und auf 6 Jahre gültig sein soll; 2) eine Ver- einbarung, betreffend die Zurückziehung der italienischen Silber- \heidemünzen; 3) eine Erklärung, betreffend die Fabrikation silberner Fünffrankenstückle während 1879. Die. drei Ver- träge werden den geseßgebenden Räthen zur Ratifikation vor- gelegt werden.

Großbritannien und Jrland. London, 15. Novem- ber. (E. C.) Der General-Gouverneur von Canada, Marquis of Lorne und Gemahlin, Prinzessin Louise, begleitet von dem Herzog von Connaught und dem Prinzen Leopold, empfingen auch in Liverpool dieherzlihsten Beweise von L Jn dem Rathhause wurden ihnen Namens der

tadtbehörde und der Handelskammer Adressen. überreicht ; dann fuhren fie zum Abfahrtsplazte, und ihr Schiff „Sarmatian“ ging álsbald in See.

16. November. (W. T. B.) Der Rertes von Westminster und Graf Grey Hen eine Petition an Lord Beaconsfield gerichtet, in welcher sie um Einberufung des Parlaments bitten. Lord Rosebery ist zum Rektor der Universität Aberdeen gewählt worden.

Frankreih. Paris, 17, November. (W. T. B.) Graf Schuwalo ff ist heute Morgen hier eingetroffen. Der erste Lord der- englishen Admiralität, Smith, und Obexst Stanley sind, von Marseille kommend, hier an- gekommen.

Versailles, 16. November. (W. T. B.) Jn der heu- tigen Sibung der Deputirtenkammer wurde die Wahl des Deputirten Mun (ferital) für ungültig erklärt.

talien. Rom, 18. November. (W. T. B.) Die Nachriht von dem ¿Attentat auf den König und seiner glüdlihen Errettung, die durch Plakat der

Stadtbehörde bekannt gegeben wurde, hat hier eine unge- eure Aufregung und - die lebhaftesten Demonstrationen ervorgerufen. Eine zahllose Menschenmenge erfüllte alsbald

die Straßen und sammelte sich vor dem Parlamente und an-

deren öffentlihen Gebäuden, die sih, wie zahlreihe Privat- häuser, alsbald mit Flaggen bedeckten und vielfah illuminirt wurden. Große Volkshaufen durchzogen unter Vorantritt von

Fackelträgern mit Musik unter den begeistertesten Ovationen

auf den König die Stadt. Verschiedene Korporationen traten

sofort zusammen, um Glückwunschtelegramme- an den König und den Minister-Präsidenten zu erlasten. Man hört überall die kaltblütige Haltung bewundern, die der König bewahrt

E Gegen den Meuchelmörder hat die Untersuhung sofort

egonnen.

Türkei. Konstantinopel, 16. November. (W. T. B.) Wie verlautet, hat Safvet Pascha“ nach vorheriger Unter- redung mit dem Sultan in dem Ministerräthe auf die Noth- wendigkeit hingewiesen, ein freundschaftlihes Arrangement mit Griechenland herzustellen, bevor eine Mediation der Mächte stattfände, um die Bestimmungen des Berliner Vertrages zur Ausführung zu bringen. . Die von dem Kongresse vorgeschlagenen Grenzbestimmungen seien zwar un- durführbar, da sie keine natürlichen Grenzlinien ausfstellten, jedoch würde die Pforte ihrerseits als Aequivalent ein Terri- torium auf der Seite von Volo abtreten. Die Vorschläge des Ministerconseils wurden dem Sultan unterbreitet; dieselben empfehlen keine bestimmte Grenzlinie, sondern nur die Her- stellung eines dem Berliner Kongresse konformen Arrange- ments. Man glaubt, daß der Sultan ‘den Vorschlägen der Minister seine Zustimmung E werde.

Der der Finanzkommission von Kheridin Pascha unter: breitete Entwurf für die Unifikation der tür kishen Staatsschulden hält die Herstellung eines Gleichgewichts ohne Rücknahme der Kaimes und ohne T a der s{hweben- den Schuld für unmöglih, Es sei nothwendig, eine von England mit Rücksiht auf die o aiR I der Einnahmen in Cypern und Syxien und den egyptischen Tribut garantirte 4prozentigen Anleihe im Betrage von 23 Mill. Pfund aufzunehmèn. Die auf diese Weise unter der Kon- trole Englands äufgebrachte Anleihe solle zur Amortisirung der beiden früheren Anleihen und zur Einziehung der Kaimes verwendet werden. Wenn dies geschehen wäre, würde sih noch ein disponibler Uebershuß von 1 Million ergeben. Die gegenwärtigen Einnahmen des türkischen A betrügen 12 Millionen. Die Pforte würde alsdann die Zahlung von 1/3 pCt. auf alle Schulden -vorbereiten können und eine successive Erhöhung auf 1 und 2 pEt. eintretên lassen können im Verhältniß zu der Erhöhung ihrer Einnahmen, die si auf 20 Millionen bringen lassen würden.

, Numänien. Bukarest, 17. November. (W. T. B.) Die Kammern sind zum 27. d. M. einberufen worden.

Serbien. Belgrad, 17. November. (W. T. B.) Fürst Milan ist nah Nisch abgereist.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 17. No- vember. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser wird voraus- ihtlih kurz vor dem 7. Dezember zum St. Georgs-Drdens- este hier wieder eintreffen. Die „Agence Russe“ konstatirt en guten Erfolg der von dem Leiter des Auswärtigen Amtes, Senator Giers, aus Livadia an Lord Loftus gerihteten Note und fa hervor, daß dur diese Note die Frage der gewissenhasten Ausführung des Berliner Vertrages wieder angeregt worden sei. Durch den Berliner Vertrag seien gegenseitige Zu- geännise festgeseßt worden. Auf der einen Seite habe

ußland in die btrennung Rumeliens gewilligt, und an- dererseits hätten die Mächte die adiminisirative Autonomie Rumeliens in dem Vertrage garantirt, Nur eine vollständige O ri Vertrages : iden, Jeine gegen Europa eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen und seine Truppen nach Rußland Pelet Das russische Blut könne nicht umsonst geflossen sein. Die

eruhigung werde dur die Ueberzeugung herbeigeführt wer- den, daß Niemand ein besserer Freund des Friedens in

Europa sei, als Kaiser Alexander und Niemand ein besserer usse als er. i

önne es - dem Kaiser Alexander.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

_ Darmstadt, Montag, 18. November. Nach dem heute früh um 9 Uhr ausgegebenen Bulletin is der Großherzo andauernd fieberfrei ; die örtlihen Anshwellungen sind zurück- egangen, die diphteritishen Auflagerungen etwas verkleinert. er O Beraos ist ebenfalls fieberfrei, die Memböranen wt sih auf der rehten Seite größtentheils abgestoßen; sie ededen noch das Zäpfchen und die linke Mandel’ in größerer Ausdehnung; die Drüsenanschwellungen find seit vor- estern ständig zurückgegangen. Die Prinzessin Jrene ist eberfrei, es sind nur noch geringe Anshwellungen vorhanden. Die Prinzessinnen Victoria und Alice sind als genesen zu be- trahten. Prof. Oertel aus München is zur Konsultation Bie berufen worden. Das Begräbniß der verstorbenen rinzessin Marie findet heute Nachmittag um 5 Uhr im Mausoleum auf der Rosenhöhe in aller Stille statt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der au als Schriftsteller und Alterthumskundiger bekannte Königliche Hofschauspielec Hr. George-Hiltl, Direktor der Waffensammlung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl, ist in der Naht vom Freitag zum Sonnabend hier verstorben.

Wien, 16. November. (W. T. B.) Der Bildhauer Fern- korn ift ge|torben.

London, 14. November. (E. C.) An Stelle des verstorbenen Sir Francis Grant ist von der allgemeinen Versammlung von Aka- demikern geftern Mr. Frederick Leighton zum Präsidenten der Royal Academy ernannt worden. Mr. Leighton ist 1830 in ati geboren; er machte seine Studien in Rom, Berlin, Frankfurt, lorenz, Brüssel und Paris. Drei Jahre bindurch war er Schüler des Professors E. Steinle. Ein in Rom gemaltes großes Bild, „Cimabue“, ausge\telt in der Londoner Akademie im Jahre 1855, begründete .Leightons Ruf und ward von der Königin an-

gekauft. Gewerbe und Handel.

In der vorgestrigen Generalversammlung der -Eisenbah n- Hotel-G esellschaft wurden die beantragten Statutenänderungen, welche die Beschränkung des Unternehmens auf die jeyt in Bebauung begriffenen Grundstüccke' und die Genehmigung zur ersten NRechnungs- legung per 31, Dezember 1878 zum Zwecke hatt:n, genehmigt.

Die Vilanz der Prager Eisen-Industrie-Gesell- \chcchaft für das Betriebsjahr 1877/78 {ließt mit einem Verlustsaldo von circa 76 600 Fl. ab, zu dessen Deckung der Reservefond heran- gezogen werden wird, Im Vorjahre wies die Bilanz einen Gewinn von 14854 Fl. auf.

Glasgow, 16. November. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen fich anf 199 700 Tons gegen 166 000 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 87 gegen 89 im vorigen Jahre.

Washington, 16. November. (W. T. B.) Der Shayß- sekretär Sherman macht die Einberufung weiterer 5 Millionen 5/20er Bonds vom Jahre 1865 bekannt.

Verkehrs-Anstalten.

Die beim Handels-Ministerium eingelaufenen Anträge auf Herstellung oder e von Sekundärbahnen sind, wie der „Berl. Aft.“ mittheilt, überaus zahlreih. „Die Gesammt- länge der befürworteten Projekte beziffert ih auf viele Tausend Kilo- meter, Nicht wenige von ihnen sind dur die bekannte Schwabe'scche Broschüre hervorgerufen, obwohl wiederholt und sehr bestimmt er- klärt worden, daß diese Broschüre keineswegs die Auffassung der Re- per gebe. Es versteht sih von felbst, daß viele der beantragten

rojefte als aus\i{ht8los zu bezeichnen find. Aber auch die geringere Zahl derer, welche als wirklich rationell und der Förderung Seitens des“ Staats würdig und bedürftig anzuerkennen sind, wird nur näch Maßgabe dex Finanzlaze desselben auf: allmählihe Berücksichtigung rechnen dürfen. Natürlich kann es nicht verwehrt werden, daß troßtz- dem immer neue Anträge gestellt und persönlich beim Minister unter- stüßt werden, wenn cid, wie sich die Bittsteller selbst sagen müssen, ein Erfolg vorerst nicht abzusehen ist. Ueber dieses Schi@&fal ihres Antrages ist auch kürzlich die Deputation ciner westfälishen Handels- kammer nicht in Zweifel gelassen worden, welche bei dem Herrn Handels-Ministeë um die Herstellung einer Staatsbahn eingekommen war, und ist demgemäß die Mittheilung eines oftpreußishen Blattes über den Hergang richtig zu stellen.“

Die vierte Sißung der ständigen Tarifkommission ist, wie der „Berl. Aft.“ mittheilt, bereits ges{lossen. Ueber die wesentlihen Verhandlungsgegenstände theilt das genannte Blatt vor- läufig Folgendes mit: Ueber die Einrichtung einer ermäßigten Stü- gutklafse ist noch kein abs{hließender Beschluß gefaßt. Sowohl inner- halb des Ausschusses der Verkehrsintere\senten, wie innerhalb der Tarifkommission selbst gingen die Ansichten über die Zweckmäßigkeit einer solchen Einrichtung und über die Frage, für welche Artikel dieselbe ein“ Bedürfniß sei und ins Werk geseßt werden könne, sehr auseinander, und es wurde deshalb allseitig als zweckmäßig erachtet, die Angelegenheit zunächst dur einen engeren Aus\{chuß nach allen Richtungen, insbesondere auch in ihren Wirkungen auf das System erörtern zu lassen. Eine längere Verhandlung rief der Antrag {ächsisher Papierfabrikanten hervor, nicht blos Packpapier, fondern Be überhaupt in den Spezialtarif I. aufzunehmen. Aus anderen

nteressenkreisen war dem Äntrage wegen der mit seiner TDurch- führung verbundenen totalen Verschiebung des Marktes wider- sprochen. Der Information wegen wurden vier Sachverständige eingehend gehört. Verkehrsaus\{huß und Tarifkommission einigten sih \{ließlich dahin, daß zur Zeit vou einer Verfolgung des An- trages abzusehen und das Packpapier des Spezialtarifs L. auf grobes Packpapier zu beschränken sei.

Triest, 18. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer e Apollo“ is mit der ostindish-chinesishen Ueberlandpost aus Alexandrien heute hier eingetroffen.

Berlin, 18. November 1878.

Die Springer Hofjagd, welhe am Sonnabend, den 16. d. M., von Sr. Kaiserlichen E G D T Hoheit dem Kron- rinzen abgehalten worden ist, ward zwar sehr durch Sturm und egan es blies ein heftiger Südwest gestört, verlief im Uebrigen aber durhaus nah Wunsch. 2 jagdbare, 6 geringe irsche, 9 Stück Wild, 75 grobe, 36 geringe Sauen und 1 ehbod zierten die um 3 Uhr Nachmittags vollendete Strecke. Hiervon hatte Se. Kaiserlihe und Königlihe Hoheit der Kro n prinz Höhstselbst 1 Hirsh, 2 Stück Wild und 22 Sauen, Jhre Königlihen Hoheiten Ne! 1 Hirsch und 8 Sauen, Prinz Friedrih Carl 1 Stüdck Wild und 11 Sauen, Prinz Albrecht 1 Stück Wild und 6 Sauen und der Prinz August von Württemberg 1 Hirsh und 6 Sauen erlegt.

Die Bum egons des neu erbauten großen Apparatensaales in dem Dienstgebäude des hiesigen D Aitigcata e At bom tis Aale Nr. 43, hat eute stattgefunden. Jn dem mächtigen Oberlichtsaale, in welchem ein Podium errichtet war, das die Büste Sr. Majestät des Kaisers* trug, hatten sih-die Beamten der Ober-Postdirektion und des Haupt - Telegraphenamts versammelt. Um 10 Uhr erschien der General-Postmeister Dr. Stephan, begrüßte die Anwesenden und hielt folgende Rede :

Es ist mir einé angenehme Pflicht, die Kaiserlihen Beamten des Haupt-Telegraphenamtes des Reiches in diesen {önen und wür-

y

digen Näumen zu begrüßen, welche fortan die Stätte ihrer amtlicher Wirksamkeit sein werden. Getreu dem alten Brauh des Rit \pruchs bei einem neu erstandenen Bauwerk lassen Sie au uns mit einem Spruch beginnen, mit dem Bibelworte: „Wkeich- wie ein Haus, das fest in einander verbunden . is, nicht zerfält vom Sturmwind: also auch ein Herz, -das seiner Sachen gewiß ist,“ Auf das Innere kommt es an. Mag ein Bau sih stattlich und |chôn von Außen darstellen mit seinen ragenden Säulen und sich wölbenden Bogen, mag der Wohl- klang seiner Verhältnisse unseren Schönheitssinn erfreuen, der Zier- rath feine Zauber ausüben: das Wesentlichste bleibt do, wie im Innern geshaltet und gewaltet wird; und das hängt wiederum wesentlih davon: ab, wie es in dem Junern eines jevea Sinzelnen von uns ausfieht. Darauf ist der höchste Werth zu legen.

Lassen Sie uns an diefen Spruch ein Dankopfer der Erinnerung anreihen für die großen Männer der Wissenschaft, deren Forscher- geiste diese bewundernswertheste Erfindung der Neuzeit ihr Dasein, ihre Entwickelung verdankt, und deren Bildnisse binnen Kurzem von den Bogenblenden dieser Halle auf Sie gewissermaßen anspornend herab- schauen werden : Franflin, Galvani und Volta, Sömmerir.z, Ampère und Derstedt von dem einen hochangesehenen Landsmann heute als unsern Gast zu begrüßen wir die Ehre haben dann das hellleuhtende Zwiegestirn Gauß und Weber, denen ia der Dienstaltersliste der CKelegraphisten der Welt un- zweifelhaft die erste Nummer zukommt; dann Steinheil, Kirchhoff und Siemens, Morse und Hughes, Tompson und Wheatstone und Andere. Die meisten sind bereits heimgegangen in das große Jen- seits, aber ihre Werke folgen ihnen nah und ihre Namea werden fortleben, so lange es eine physikalifche Wissenschaft, eine telegraphische Kunst geben wird! Ihre Manen werden mit Befriedigung heute auf diese Stätte herabshauen, welche ein glänzendes Zeugniß der großartigen Entwickelung gewährt.

_ Aber auch dem Lebenden gebührt sein Recht. Diese Schöpfung

ist, wenigstens in ihrer Art, nur möglich gewesen auf dem festen und

großen Baugrunde des wiedergeeinigten Vaterlandes, auch ste ist eine

Sruht der Gesammtkraft des deutschen Volkes und seiner Waffen; au bezügli ihrer gebührt die Ehre Kaiser und Reih! Nicht geringer Anstrengungen hat es bedurft, um in der kurzen Zeit von 12 Jahren diesen Bau zu Ende zu führen mit seinen zahlreichen Ma- schinen und Vorrichtungen für umfassenditen Betrieb und für das Wohlbefinden eines zahlreichen Personals, Alles steht, wie Sie sich über- zeugen, in größter Ordnung da, im genauesten Zusammenwirken bis auf den feinsten und kleinften Stift. Jch sage meinen Dank dafür dem Herrn Generaldirektor, den Herren von der Generalverwaltung, namentli

von dem Bauwesen und von der Ober-Postdirektion, ferner dem

Herrn Vorsteher des Haupt-Telegraphenamtes, den betheiligten Be-

amten desselben, den Baumeistern und Bauführern, den Herren von

der Technik und dem Handwerk, gleichwie allen Arbeit.rn. Siëe Haben

bis zum letzten Mann und bis zum leßten Tag, ich: darf sagen bis

zur leßten Nacht, eifrig und gewissenhaft an der Vollendung mit-

gewirkt, sie dürfen si{ch mit Befriedigung sagen, daß sie ein Werk ge-

\haffen haben, welches einen großen Erfolg erfüllen und die Ehre des

L En über die Grenzen des Vaterlandes mit hinaustragen

elfen wird.

_ Mehrere tausend Batterie-Elemente, hunderte von Leitungen und

Apparaten, bewegt dur geschickte und fleißige und auch duch zarte. Hände, werden den geformten Gedanken des mensch{lihen Geistes in

alle Skäiten des Jn- und Auslandes überliefern. Lassen Sie ihren

Blick \{chweifen über die Inschriften der Apparattis&;e in diesem

Saal, so sehen Sie hier die diretten Verbindungen von St. Peters-

burg und Pari von Stockholm und Mailand, von Wien

und Kopenhagen, von Amsterdam und Pest und vons London

bis Teheran: durch die Wüsten und Weltmeere, auf Erdachsen-

weite, trägt der prometheisch herabgeholte und gezähmte Blitz

die Nachrichten und Mittheilungen der Bewohner des Erdballs, als ob

sie gegenwärtig wären. Ueber die Weite darf aber die Nähe nicht

vernachlässigt werden. Sie schen deshalb in der Abtheilung hier zur

Rechten, wo der unbestreitbar \{önere Theil des Personals augen-

blicklih besbäftigt ist, die zahlreihen Verbindungen, Leitungen und

Rohrpoststränge für die verschiedenen Bezirke der Hauptstadt, die be-

sonderen Leitungen zum Reichskanzler, zum Reichstag und Abgeord-

netenhaus, für die Ministerien, den Generalstab, das Polizei-

Präsidium, für die großen Verkehrsinstitute, die Reichs5ank

und die Börse, und für wissenschaftlihe Anstalten, wie die

Sternwarte. Es bildet das für sich allein ein Neß von

vielfach verzweigten Gehirngefäßen und Adern für den wichtigen

telegraphischen Dienst der Hauptstadt des Reichs und den Schnell-

verkehr von mehr als einer Million Menschen, gleichwie diese ganze

Halle die Herzkammer bildet des telegraphischen Lebens des ganzen

Vaterlandes. An Ihnen ist es, dafür zu sorgen, daß ihre Pulsschläge

pünktlich und regelmäßig, unablässig bei Tag und Naht, sich voli-

zichen, den Lebensstrom des Verkehrs unterhalten und den Ruf

deutscher Beamtentüchtigkeit und deutscher Arbeit über die Grenzen

des Reichs bis in das fernste Auëland tragen. - ;

Und nun lassen Sie uns, frisch und freudig, an die Arbeit aehen, im Namen Gottes und mit dem Rufe, der überall als Panier vor- anshwebt, wo Deutsche sich zu gemeinsamer Thätigkeit für einen großen vaterländischen Zweck vereinigen, mit dem Rufe: Es lebe Se. Majestät der Kaiser!

Mit dem begeislerten Hoh der Versammelten auf Se.

Majestät {loß die Feier.

Die Anthropologische Gesellschaft hielt am Sonnabend Abend eine Sitzung ab, in der u. A. ein von dem Kaiserliche; Gesandten in wig Hrn. von Brandt, übersandtes chinesisches Werk aus dem vorigen Jahrhundert zur Vorlage kam, das einen interessanten Auf- {luß über die Anschauungen giebt, die vor hundert Jahren in China in Bezug auf europäische Verhältnisse herrschten. Der Versammlung wurde sodann noch mitgetheilt, daß der Afrika- reisende Dr. Buchner Seitens der Gesellshaft mit Apparaten zu anthropologischen Studien ausgerüstet ist und Ps bereit erklärt hat, auch dem Gebiete der Anthropologie auf scinen Reisen Aufmerksamkeit zu schenken.

Rom, 16. November. (W. T. B.) Die Tiber-UNeb er- chwemmung verursacht bedeutenden Schaden, insbesondere auf dem ande, wo weite Strecken unter Waffer stehen. Einige Leichen sind

ans Land ges{wemmt worden. Ueberall werden Comités zur Un- terstüßung der von der Uebershwemmung Betroffenen gebildet.

17. November. (W. T. B.) Troß ‘des Regens in der Nacht ist der Tiber bedeutend gefallen, und scheint eine weitere Gefahc beseitigt zu sein.

Fr E O Theater. Die Beseßung der Hauptpartien in der am Mittwoch zux ersten Aufführung B komischen Oper „Der kleine Herzog“ ist folgende?

erzog: Frl. Krén, Herzogin: Frl, Kopka, Montlandry: Hr. Wilke, rimousse: Hr. M. Schulz, Diana: Frl. E. Schmidt 2c. Morgen, ienstag, bleibt das Theater der Generalprobe wegen geschlossen. Der Beginn des Gastspiels der amerikanischen Nigger- ger chaft unter Direkkion von Mr. Jarret aus New-York inr ictoriag-Theater und die erste Aufführung des neuen Schau- spiels: „Onkel Toms Hütte“ ift auf Donnerstag, den 21. No- vember, angefeßt. : Die malerischen e des Shweizerlandes, welche der Physiker Hr. Böttcher in seinen Soiréen auf die Leinwand zaubert, haben in der leßten Woche dem Konzertsaale des Schauspielhauses wieder ein ahlreihes Publikum zugeführt. Das neue Programm für die laufende oche veranscchauliht im ersten Theile die mannigfachen Gefahren der Gebirgsnatur bei einem Aufstiege vom bewaldeten eta an S{luchten und wilden Wasserstürzen vorüber bis zur Region der Gletscher und firnbedeckten, im Alpenglühen \sich röthenden Kuppen, über welchwe Sonnen- und Mondlicht abwechselnd in effektvoller Beleuchtung ih ergießen,