und der nicht allein Meine Erwartungen, sondern auch Meine wieder- holt ausgesprochenen Wünsche weit übertreffen zu wollen scheint. Möge das Aussprechen Meines Dankes für Alle, welche dabei mitgewirkt haben, Mein erster Auftrag für Ihre beginnende Amtsthätigkeit sein. Jch Tann nur wünschen, daß die Gesinnungen und die Theilnahme, welche der Bürgershaft Berlins diesen Empfang für Mich ein- gegeben, auch dauernde sein mögen, und habe um fo größeres Ver- trauen darauf, als Mir diese Theilnahme nicht allein in unserm engeren, sondern in dem weiten deutschen Vaterlande, ja weit über die Grenzen Europas hinaus, von überall ler, wo Deutsche ansässig \Find und wirken, in herzlihster Weise zugerufen worden ift.“
Zu den Staats: Ministern und den Präsidenten der beiden Häuser des Landtages gewendet :
„Die \chmerzlihen Erfahrungen, welhe Mich persönlich betroffen, haven aber auch wunde Stellen in unseren ge- fammten gesellshaftlihen Verhältnissen aufgedeckt und erkennen lassen, welhe nur von der starken Hand des Gesetzes geheilt werden können, dessen Einwirken neuerdings aufgerufen werden mußte. Wird dadurch Heilung auch dieser Wunden erreiht, so will Jch gern für das allgemeine Wohl geblutet haben und Mich freuen, daß seitdem doch \cchon so vielen die Augen aufgegangen sind, die nicht an die Tiefe jener Wunden glauben wollten. JIch sage daher allen denen Meinen Dank, welche in der Gesetgebung zu einer weiteren Entwickelung diescr Erkenntniß mitgewirkt haben, und kann nur noch den Wunsch aussprechen, daß auch die aus- führenden Behörden mit energischer und nach allen Seiten gerechbter Handhabung dahin wirken mögen, die Absicht und den Zweck des Gesetzes zu erreichen. Jhnen, Meine Herren Präsidenten, wird es cine gewiß willkommene Aufgabe sein, in diesem Sinne den Geist und die Ziele der Volksvertretung zu pflegen.“
— Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin nehst Kindern waren gestern den Kaiserlichen Majestäten bis Groß- Kreuß entgegen gefahren, um Allerhöchstdieselben bei der Nückkehr nah Berlin zu begleiten.
An dem Diner um 5 Uhr nahmen Jhre Königlichen Hoheiten die Großherzogin-Mutter von Mecklenburg-Schwerin, der Herzog von Connaught, die Prinzessin Luise Margarethe, der Prinz und die Prinzessin Albreht, sowie der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen Theil.
Gestern Abend 61/2 Ühr machten JZhre Kaiserlichen Hoheiten mit Höchstihren Kindern sowie Sr. Hoheit dem Erbprinzen und ANE Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Sachsen-
e eine Rundfahrt dur die raben der Stadt )
und na aiserlihen Majestäten.
men später den Thee bei den
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— Die Fllumination, durch welche gestern Abend die Einwohner Berlins ihrer Freude über die glücklihe Rü ck- kehr Sr. Majestät des Kaisers und Königs Ausdru gabeii, vas Wohl als vié großarligsie bezeihnei werden, welche die Reichshauptstadt je gesehen hat.
Um 5 Uhr begannen die Lichterreihen sich zu entzünden, und bald strahlte die Stadt bis in die leßten Straßen im vollstéèn Glanze. Wie immer, bilde- ten auch bei der diesmaligen Fllumination die Linven, die Wilhelms- und die Leipzigerstraße. die Glanzpunkte.
Das Palais Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, das Zeughaus, die Universität, das Opernhaus, die Kommandantur, die Akademie waren taghell erleuhtet und die Denkmäler Königs Friedrichs II. und König Friedrih Wilhelms Ul. ebenso wié die Statuen Blüchers, Bülows und Scharnhorsts auf das Glänzendste erhellt. Die große Feststraße der Linden war nach einem einheitlichen Plane illuminirt, kein Fenster blieb. dunkel. Die Triumphbogen und die Velarien waren be- leuchtet, aus den großen Vasen loderten Opferfeuer hervor ; und das Brandenburger Thor mit seiner elektrishen Beleuhtung und seinen bengalischen Flammen bildete einen glänzenden Ab- {luß der via triumphalis. Von dem Obelisf des Potsdamer Plages strahlte ein Stern; der Plaß wurde ebenso wie der Leipziger Plaß in verschiedenfarbigem, bengalishem Lichte be- leuchtet. Die großen öffentlichen Gebäude, das Kriegs-Ministerium, der Reichstag, das Herren- und das Abgeordnetenhaus waren in allen Theilen reich illuminirt. Das Gleiche gilt von den Ge- bäuden der Wilhelmstraße, in welcher der Wilhelmsplaß den Glanzpunkt bildete. Das Palais Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl, sowie die großen Staatsgebäude traten besonders hervor. Bis in die äußersten Straßen der Stadt hinaus war die Jllumination eine so allgemeine, wie sie hier noch nicht gesehen worden: niemand wollte zurülckstehen, seiner Freude einen patriotishen Ausdruck zu geben. Berlin darf mit Recht stolz auf diesen shönen Abend sein.
— Der Bundesrath trat heute zu einer Sizung zu- sammen.
— Fn der heutigen (12.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welher am Ministertishe der Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg und mehrere Regierungskom- missarien beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß die Kom- mission zur Vorberathung der Gesetzentwürfe, betreffend die Bildung von Wassergenossensgaften und die Errichtung von Landeskultur-Rentenbanken gewählt sei und sich wie folgt konstituirt habe: Abg. Dr. Miquél ter in Dr. Schellwiß (Stllv.), Dirichlet, Wendêrs (Schriftf.). Weiter theilte der Präsident mit, daß an neuen Vorlagen eingegangen seien: ein Geseßentwurf, betreffend die Zwangsvollstredung in das unbewegliche Ver- mögen, eine Uebersicht über den Fortgang des Baues und üker die Ergebnisse des Betriebs der Staatseisenbahnen im JaÛre 1877/78, eine Ueberjicht über den Stand und Fortgang derjenigen Staatseisenbahnbauten in der Zeit vom 1. Oktober 1877 bis Ende September 1878, für welche die erforderlichen Geldmittel durch besondere Eelego oder unter den einmaligen und außerordentlihen Ausgaben des Etats der Eisenbahn- verwaltung bewilligt worden sind und ein Antrag der Abgg. Windthorst (Meppen) und Freiherr von SGorlenter - A betreffend die Anstellung einer Enquete über den Wucher. Der Entwurf eines Ausführungsgesezes zum deutshen Ge- rihtskostengesebe und zu den deutshen Gebührenordnungen für Gerichtsvollzieher und für Zeugen und Sachverständige wurde sodann auf den Antrag des Abg. Löwenstein der X. Kommission, welcher die übrigen Ausührungsgesebe zu den deutschen Justizgeseßen bereits überwiesen sind, ebenfalls
Bei der zweiten Berathung des Er Le S Do, betreffend die Erwerbung von Grundstücken zum Neubau der geburtshülflihen Klinik der Univer- sität zu Berlin wiesen die Abgg. von Benda und Freiherr von Heereman zwar auf die Kostspieligkeit des vorliegenden Projektes und auf dessen Widerspruch mit unserer allgemeinen Finanzlage hin, erklärten aber, der Bewilligung im Hinblick auf das große Bedürfniß nicht entgegentreten zu wollen. Nachdem der Regierungskommissar, Geh. Regierungs-Rath Göppert, hervorgehoben, daß die Regierung ihre Bewilligungs- Anträge an das Haus niht nah Maßgabe des Bedürfnisses bringen könne, sondern daß sie immer die geeignete Gelegen- heit zur Ausführung abwarten müsse, wurde die Vorlage angenommen.
Darauf seßte das Haus die zweite Berathung des Etats fort. Ohne Debatte wurden bewilligt die Etats des Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten, der Rente des Kronfideikommißfonds und des Zuschuß zur Rente des Kronfideikommißfonds. Bei dem Etat der Staatsarchive spra der Abg. Frhr. von Fürth den Wunsch aus, daß den Archivaren der Provinzialarchive größere Fonds zu selbst- ständigen Ankäufen überwiesen würden, daß mehr Urkunden der Provinzialarchive publizirt werden und ein lebhafterer Austaush von Urkunden unter den einzelnen Provinzial- archiven stattfinden möge. Der Regierungskommissar, Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. von Sybel, erwiderte, daß die Er- füllung des ersten Wunsches wegen der allgemeinen Finanz- lage niht ancängig sei, daß aber die der leßten Wünsche troß der mannigfach entgegenstehenden Schwierigkeiten nah Mög- lihkeit gefördert würden. Der Etat der Staatsarchive wurde darauf bewilligt, ebenso ohne Debatte die Etats der General - Ordens - Kommission, des Geheimen Civil- fabinets, der Ober-Rehnungskammer, der Ober-Exami- nations-Kommission zur Prüfung für die höheren Verwaltungsämter, des Disziplinarhofes und des Gerichts- hofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte. Bei dem Etat für Zwecke der Landesvermessung gab auf den Wunsch des Abg. Schmidt E der NRegierungs-Kommissar Auskunft über den jeßigen Stand der Landesvermessungsarbeiten. Es würden jeßt jährlich 200 Quadratmeilen triangulirt, topo- graphirt und fkartographisch bearbeitet. Y Dieser Etat wurde bewilligt. (Schluß des Blattes.)
E -— Die beiden Mädchen von 3 Jahren und 9 Monaten, welche sich unter den Geretteten der „Pommerania“ be- fanden, sind nunmehr als die Kinder der vermißten Frau Minna Stiehl rekognoszirt worden. Dieselben sind von New- York aus reklamirt worden und werden am 7. d. Mts. mit L Ange, Dampfer „Cimbria“ dorthin zurückbefördert werden.
Die Annahme, daß die eine der bei Hastings angeshwom- menen Leichen diejenige der Frau Luecke sei, hat sich bei den angestellten weiteren Ermittelungen nicht bestätigt.
— Der Minister des Fnnern hat die Oker - Präsi- denten behufs Jnstruirung der Standesbeamten dur Cirkular- erlaß vom 26. v. Mts. auf das st. Z. auch in diesem Blatte mitgetheilte Urtheil des Dber-Tribunals vom 11. Oktober d. J. aufmerksam gemacht, i welchem -der gedahte Gerichts- hof — in Anwendung der “mit §. 22 Schlußabsaß beziehungs- weise 88. 65, 66 des NReichsgeseßes über die Beurkundung des Personenstandes vom 6. Februar 1875 wesentlich gleihlauten- den Bestimmungen in §. 18 Schlußabsaz und §. 48 des preußischen Gesehes vom 9. März 1874 — ausführt: daß die Eintragung der Vornamen eines Kindes im Ge- burtsregister nah Ablauf von zwei Monaten nah der Geburt nur in Folge eines, auf Grund des allegirten 8. 48 des preußischen Geseßes (resp, §8. 65, 66 des Reichsgeseßzes) eingeleiteten Berichtigungsverfahrens zulässig ist, und daß dieses Berichtigungsverfahren nicht allein im Falle einer Rektifikation von Me — Bericht i- gung im engeren Sinne — Play greift, sondern au Überall da eintreten muß, wo es sich um eine nachträgliche Ergänzung oder Vervollständigung einer einmal eingetragenen Standesurkunde handelt, soweit nicht das Gesetz selbst — sei es für eine bestimmte Frist, wie bezüglih der nachträglichen Anzeige der Vornamen, sei es ohne Zeitbestimmung, wie in den Fällen der 88. 22 und 38 des preußishen Gesetzes (§8. 26, 55 des Reichsgeseßes) — eine Ausnahme gestattet.
— S. M. Dampfkanonenboot „Wolf“, 4 Geschüßte- Kommandant Kapitän-Lieutenant Becks, hat am 4. d. Mts- von Malta nah China die Reise fortgeseßt.
Königsberg i. Pr., 5, Dezember. (W. T. B.) Alle öffentlichen Gebäude und viele Privatgebäude, sowie sämmt- liche im Hafen befindlihe Schiffe sind zu Ehren der Rückehr ic M ität des Kaisers nach Berlin festlih mit Flaggen geschmüdt.
__ Posen, 5. Dezember. (W. T. B.) Zu Ehren des heu- tigen feierlihen Einzuges Sr. Majestät des Kaisers in die Residenz hat unsere Stadt Flaggenshmuck angelegt. Auf der Promenade fand eine große Musikaufführung statt, die troß dex ungünstigen Witterung sehr zahlreich besucht war.
Magdeburg, 5. Dezember. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und könig trafen heute früh Punkt 9 Uhr auf dem hiesigen, mit Flaggen und Tannengrün festlih ge-
hmüdckten Bahnhofe ein und wurden daselbst von dem Ober-
Präsidenten von Patow, den Generalen von Blumenthal und von Massow, dem Ober-Bürgermeister Hasselbach und dem stellvertretenden Polizeidirigenten von Gayl empfangen und von der versammelten Volksmenge mit jubelnden Hochrufen begrüßt. Se. Majestät wechselten den Wagen, nahmen in dem Wagen Fhrer Majestät der Kaiserin-Königin Plaß und traten nachdem Allerhöchstdieselben die begrüßenden Herren dur huldvolle Ansprächen ausgezeihnret hatten, nah nur kurzem p pes Lo die Weiterfahrt an. Die Stadt ist festlich mit Fahnen ges{chmückt, während des Aufenthalts Sr. Majestät ertönte von allen Thürmen Glockengeläute.
Sachsen. Dresden, 5. Dezember. (W. T. B.) Anläßlich der Rückkehr des Kaisers nah der Reichshaupt- stadt brahte in der gestrigen Abendsißzung der Stadt- verordneten der Ober-Bürgermeister Stuebel ein dreimali- ges How aus Sé. Majestät den Kaijer aus, welhes iñ der
ersammlung begeisterte Ausnahme fand. X vielen Kreisen werden zur Feier des heutigen Tages Festlichkeiten ver- anstaltet. — Wie die „Dresdner Zeitung“ meldet, hat der hiesige deutsche Reichsverein anläßlih der Heimkehr des Kaisers das nachstehende Telegramm nah Berlin an Se.
Üübecwiesen,
Majestät gerichtet ;
Mit freudiger Theilnahme gedenken wir der Stunde, in welcher Ew, Majestät E und, von der Liebe Ihres treuen Volkes em- pfaugen, in Ihre Hauptstadt zurückkehren, und geben au bei dieser Gelegenheit dem tiefgefühlten Wunsche Ausdruck, daß Ew. Majestät fortan ein ungetrübtes Glück als Lohn ciner cufopferungsvollen und
reichgesegneten Thätigkeit beschieden sein möge. (W. T. B.) Bei
Bayern. München, 5. Dezember. den heute hier stattgehabten gemeindlichen Ersaß- männerwahlen hat die klerikale Partei in sämmtlichen 10 Wahlbezirken die von ihr aufgestellten 20 Kandidaten durchgebracht.
Schwarzburg-Sondershausen. Sondershausen, 3. Dezember. (Leipz. Ztg.) Zur Berathung der zur Aus- führung der Reichsjustizgeseße erforderlichen Landes- geseve ist hier eine besonders aus Verwaltungs- und richter- ichen Beamten bestehende Kommission niedergeseßt worden.
Desterreich-Ungarn. Pest, 5. Dezember. (W. T. B.) Die die Ernennung des neuen ungarischen Ministe- riums betreffenden Handschreiben sind vom Kaiser bereits unterzeichnet worden, die neuen Minister, Graf Szapary und Baron Kemeny, werden morgen vereidigt werden.
Schweiz. Bern, 4, Dezember. (N. Zürch. Ztg.) Der Ständerath bewilligte heute bei der Berathung des Budgets des landwirthshaftlihen Departements 6000 Fr. für Druckschristen und Wandervorträge und 2000 Fr. für Verbesserung der kleineren Viehracen und erledigte das Post- wesen nah dem Vorschlage des Bundesraths. — Ein Tele- gramm des „Landb.“ meldet, daß Dr. Heer laut offizieller Mittheilung definitiv entschlossen sei, aus dem Bundesrath zurückzutreten. — Der Große Rath hat vorgestern die Ne- gierung zur Einzahlung der auf den Kanton Bern entfallen- den Gotthardsubventionsrate für das fechste Baujahr im Betrage von 175 463 Fr. ermächtigt und ihr den dazu nöthigen Nachkredit bewilligt.
— 5. Dezember. (W. T. B.) Ein heute veröffentlichtes Rundschreiben des Bundesraths an die katho- lishen Kantonsregierungen weist die Beschwerden dieser Regierungen über die Lage der katholischen Kirche in mehreren Kantonen und das Verlangen auf Wiederherstellung der päpstlihen Nuntiatur zurück, die ersteren unter Hinweis auf die fonstitutionelle Befugniß der Kantone, das äußere Ver- hältniß des Staates und der Kirchen nah ihrem Ermessen zu ordnen, das leßtere mit der Erklärung, daß der Bundesrath nicht gesonnen sei, in der Lage der diplomatischen Vertretung des Papstes, welche aus\shließlich den Bundesbehörden zustehe, eine Aenderung eintreten zu lassen, daß er aber im einzelnen S den Verkehr der Kantone mit dem Papste vermitteln wolle.
Belgien. Brüssel, 5. Dezember. (W. T.
Moanväsoantantoantamuror hat hoauta ta 447 4 4 Lv L V4 wit vita (bib tivv« Us L VLL Ul F U LLULY
der Thronrede an den König gerichtete Adresse mit 67 gegen 54 Stimmen genehmigt.
Großbritannien und Jrland. London, 5. De-
zember. (W. T. B.) Jn der Thronrede, mit welcher das Parlament soeben eröffnet wurde, heißt es: Die Feind- seligkeiten, welhe der Emir von Afghanistan gegen die indische Regierung äußerte, und die Form, in welcher er Meine freundschaftlihe Mission an ihn zurüdwies, haben Mich ge- nöthigt, peremptorish von ihm Genugthuung zu fordern. Da diese Meine Forderung ohne alle Antwort blieb, habe Jch eine Expedition nach dem Gebiete des Emirs abgehen lassen. Von allen fremden Mächten empfange Jh Versiherungen ihrer freundschaftlichen Gesinnungen. Jch habe Grund zu glauben, daß die durch den Berliner Vertrag zur Pazifikation Curopas getroffenen Arrangements mit Erfolg werden ausgeführt wer- den. — Ein Kredit wird in der sehr kurzen Thronrede nit verlangt. Die angeführten Stellen der Thronrede enthalten Alles, was sich auf die auswärtige Politik bezieht. (W. T. B.) Fn der heutigen Sigung des Ober - hauses zeigte- der Staatssekretär für Jndien, Lord Cranbrooke, an, er werde am nähsten Montag den Antrag einbringen, daß die Kosten für den Krieg gegen Af- ghanistan aus den Einkünften Jndiens zu bestreiten seien. Bei « dér E folgenden Adreßdebatte unterzog Lord Granville die Politik der Regierung einer Kritik, erklärte aber, daß er feine Opposition machen werde. Lord Grey beantragte ein Amendement zu dem Adreßentwurf und gab seinem Bedauern über die Verzögerung der Einberufung des Parlaments Ausdruck. Lord Cranbrooke hielt an seiner Depesche in Betreff des Verhaltens des leßten Kabinets fest. Lord Somerset bekämpfte das Amendement Grey's. Der Staatssekre- tär des Auswärtigen, Marquis von Salisbury, wendete sih gegen die Ausführung Gladstone's in-Bezug auf das persön- liche Regiment und vertheidigte das Verhalten der Regierung. Earl Beaconsfield wiederholte die in der Thronrede ge- gebenen Versicherungen in Betreff des Berliner Vertrages und des Vertrages bezüglih Cyperns. Was Cypern angehe, so überträfe das durch den bezüglichen Vertrag herbeigeführte Verhältniß die gehegten Erwartungen und würde England jene beherrschende Stellung geben, ohne welche es unmöglich sei, die Pläne für Kleinasien auszuführen. Fn Bezug auf die ungünstige Lage des Handels erklärté Lord Beaconsfield, er sei der Ansicht, daß hier das Schlimmste bereits vorüber sei. Die Regierung E nicht eine Politik, welhe Zaghaftigkei: für Weisheit halte. Das Amendement Grey's wurde darauf ohne Abstimmung abgelehnt und der Adreßentwurf ohne Ab- stimmung genehmigt.
__— Jm Unterhause kündigte zunähst Stanhope, wie Cranbroke im Oberhause gleichfalls ‘an, daß er am Montag die Zustimmung des Hauses dazu beantragen werde, daß die Kosten dcs Krieges mit Afghanistan aus den Einkünften ens getragen würden. Fawcett ertlurte, „VOß er iesen Antrag bekämpfen werde. Cartwright zeigte an, er werde die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Ernennung der englischen und französischen Delegirten in Egypten lenken und einen darauf bezüglihen Antrag stellen.
Hierauf wurde in die Adreßdebatte Lod Härlingion behieli sh eine Kri der Politik der Regierung für später vor; er beabsichtige jeßt nit, der Aktion der Regierung Hindernisse in den Weg ju legen, da im Jnteresse Jndiens gewünsht werden müsse,
aß der begonnene Krieg gut durchgeführt werde. Hartington sprach ferner sein Bedauern darüber aus, daß in der Thron-
eingetreten.
rede weder die Kolonien noch die ungünstige Lage des Handels
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M nd geheim gehalten habe.
cemähnung. gefunden hätten, und daß niht ausführlicher auf den Berliner ? ertrag “ rortpemfina fie sei. Ferner beklagte erselbe daß die Regierung ihre Absichten vershwiegen s 6 Das Haus sei dadur indessen einer großen Verantwortlichkeit Überhoben orden, die nunmehr der Regierung allein zufalle. ads Schaßkanzler Northcote vereins die Politik der Regierung und erklärte, daß von dem Kap keine Berichte vorlägen, welche eine Erwähnung erve hätten. Ebenso fönne er zur Zeit nichts über die erfolgte Berichtigung der Grenze Rumeliens mittheilen, Die Regierung hoffe, daß die in Kreta eingeführten Reformen befriedigende fein wür- den, und daß die Einführung von Reformen in Kleinasien fortshreiten werde. Auch erwarte er, daß es bald möglich sein werde, dem Parlamente dieSchriftstücke in Betreff Cypern s vorzulegen. Den Aeußerungen des Staatssekretärs für FFndien, ‘Lord Cranbrooke, in Bezug auf die von dem leßten Kabinet gegenüber Afghanistan befolgte Politik werde eine zu große Wichtigkeit beigelegt. Sodann wies Lord Northcote die Be- auptung, die Regierung habe den Streit mit dem Emir von Afghanistan gesucht, zurück und hob hervor, die Negierung habe vielmehr freundschaftliche Beziehungen zu Afghanistan ewünsht. Sie trahte niht nah Gebietsvergrößerungen, sondern habe es nur für nothwendig gehalten, für die Sicher- heit Indiens Vorsorge zu treffen. Angesichts des Empfanges der russishen Mission durh Schir Ali und der Zurückweisung der englischen Mission habe die Regierung unmöglich unthätig bleiben können. Die Erwartung, daß der Krieg gegen Asgha- nistan in Kurzem beendigt sein werde, werde durch die jüngsten Nachrichten bestärkt. Er beklage, daß der Krieg nothwendig geworden, indeß sei es die Pflicht der Regierung gewesen, das Fortbestehen der gefahrdrohenden Zustände, welhe den Krieg herbeigeführt hatten, _nicht zu gestatten. — Shließlih wurde der Adreßentwurf ohne Abstimmung angenommen. A S — 6. Dezember. (W. T. B.) Wie die „Daily News“ er- fahren, würden am nächsten Dienstag Lord Halifax im Oberhause und Whitbread im Unterhause Resolutionen einbringen, in welhen die von der Regierung in der af- ghanishen Frage befolgte Politik bekämpft wird. — Aus Lahore, vom 5. d. M., wird demselben Blatte gemeldet: da die unter dem Oberbefehle des Generals Stewart stehende Kolonne wegen der Transportschwierigkeiten Quettah vor dem Frühjahre nicht erreichen dürfte, #o würde beabsichtigt, im Süden von Quettah Winterquartiere zu
errichten.
Lahore, 5. Dezember. (W. T. B.) General Roberts telegraphirt aus Peivar-K otul vom 3. d. M.: Wir haben den linken Flügel des Feindes in der Nacht vom 1. d. M. durch das Defilée von Springwee umgangen und über- rashten den Feind bei Tagesanbruch. Als derselbe DUrch 2 Regimenter aus mehreren Stellungen vertrieben worden war, versuchten wir Kotul zu erreichen, es konnte indeß ein Sturm von dieser Seite her niht durchgeführt werden. Wir bedrohten darauf die leßten Stellungen der Äsghanen , grissetn Kotul aufs Neue an und eroberten dasselbe um 4 Uhr Nach- mittags. Der Feind hatte während der Nacht 4 Regimenter Verstärkungen erhalten und leistete einen verzweifelten Wider- stand; seine Artillerie war vortrefflich bedient. Die Nieder- lage des Feindes ist eine vollständige: wir haben 18 Geschüße und eine beträhtlihe Menge Munition erbeutet. Unsere Ver- luste sind mit Rückfsiht auf die große Stärke des Feindes und die zu überwindenden großen Terrainshwierigkeiten mäßige; unsere Truppen haben si ausgezeichnet gehalten. Wir rücken gegen den Engpaß von Shutar-Gardan vor.!
Frankreich. Versailles, 5. Dezember. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer gelangte heute der Bericht über die Wahl des Herzogs Decazes , der die Ungültigkeitserklärung beantragt, zur Verlesung. Die Debatte darüber wurde auf nächsten Sonnabend festgeseßt.
Spanien. Madrid, 5. Dezember. (W. T. B.) An der portugiesishen Grenze sind drei Jndividuen verhaftet worden, bei welchen Dokumente, die von dem Hauptsiße der Internationalisten in New-York herrühren, mit Beschlag belegt wurden.
Jtalien. Rom, 5. Dezember. (W. D. B.) Jn der heutigen Sizung der Deputirtenkamm er, welcher der mit lebhaften Beifallsrufen empfangene Minister-Präsident Cairoli zum ersten Male wieder beiwohnte, unterzog der Deputirte Finzi die innere Politik der Regierung einer ein- gehenden Kritik, an welche sih weitere Ausführungen Crispi's und Marizzi?'s anschlossen. Den Leßieren gegenüber hob Sella unter lautem Beifall des. Centrums die Gründe her- vor, aus welchen das Ministerium im Jahre 1870 Barsanti der Gnade des Königs niht empfohlen habe. Crispi gab hierauf erläuternde Erklärungen über seine bezüglich des Ur- theils gegen Barsanti vorher gemachten Bemerkungen Und auch Marizzi nahm seine auf Barsanti A Aeußerungen gegen das Ministerium von 1870 zurü. Nach einer kurzen Unterbrechung der Sißung erwiderte der Minister Zan ardelli auf die gegen das Ministerium des Jnnern erhobenen Ve- \{huldigungen. Derselbe gab Aufklärungen über das Prä- ventiv- und Unterdrückungssystem in Bezug auf die Vereine und wies na, daß dasselbe den von der Kammer gebilligten Anschauungen entsprehe, und daß unter dem gegenwärtigen Kabinet weniger Barsantiklubs und republikanische Vereine gebildet worden seien als unter dem Ministerium, das dem- jelben vorausgegangen sei. Die Regierung sei gewillt, von dem Präventivrehte Gebrau zu machen, welches die Grund- lage der öffentlihen Sicherheit sei. Schließlich bedauerte der Minister die beklagenswerthen Ereignisse, die an ver- schiedenen Orten sich zugetragen hätten und denen gegen- über er zur Sicherung der öffentlihen Ruhe energische Maßregeln ergriffen habe, und behielt dem Justiz-Minister die Antwort auf die gegen die Justizbehörden erhobenen Be- Thuldigungen vor. Die Debatte wird morgen fortgeseßt.
__ Türkei. Konstantinopel, 5. Dezember. (W. T. B.) Ein Kaiserliches Hat verkündigt die im Kabinet ein- getretenen Veränderungen und giebt dem Wunsche auf Beseitigung der bestehenden Schwierigkeiten Ausdruck, R das Land rofort dio Wohlthaten des N ot E den Fortschritten der Zeit entsprehenden und nothwendigen Stor in weiteres Hat soll die Mittel be- zeichnen, durch welche die Reformen zur beshleunigten An- wendung gebracht werden können. — Said Pascha ist zum Justiz-Minister und Minister für die Civilliste, der bisherige türkische Gesandte in Athen Photiades Bey zum General-
Gouverneur von Kreta mit dem Rauge eines Veziers er- nannt worden.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 5. De-
- zember. (W. T. B.) Die Gemahlin des Großfürsten-
Thronfolgers is heute von einem Prinzen entbunden worden, der den Namen Michael erhielt.
Amerika. Washington, 5. Dezember. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer nahm heute eine Resolution an, in welcher die Vorlegung der Aktenstücke über die Aus- weisung des naturalisirten nordamerikanishen Bürgers Baumer aus Deutschland verlangt wird.
Süd-Amerika. Peru. Lima, 21. Oktober. Nach hier eingetroffenen Nachrichten hat die bolivianische Regie- rung eine Konzession zur Anlage eines Weges von der bolivianishen Stadt Santa Cruz nach dem Ufer des Paraguay ertheilt und beabsichtigt auch durch Gebiets- austausch mit Brasilien einen Hafen an dem genannten Strome zu erwerben.
Eine andre, von Bolivien einseitig ausgeführte Grenz - regulirung dürfte viclleiht Anlaß zu Verwickelungen geben. Durch Verordnung des Präsidenten von Bolivien, vom 26. September, wurde der Distrikt Gu illagua, welhen Peru bis dahin sih zugerehnet hatte, zu Bolivien geschlagen. ‘Der peruvianishe Senat interpellirte hierauf die Regierung mit der Frage, ob keine Truppen zur Abweisung dieses Uebergriffs vorhanden gewesen seien. Die Sache wird vorausfichtlih dem- nächst Gegenstand lebhafter diplomatischer Erörterungen werden.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Königsberg i. Pr., Freitag, 6. Dezetnber, Vormittags. Anläßlich des Einzuges Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Berlin fand gestern im hiesigen Stadttheater eine Ovation statt. Auf der Brüstung der P Loge war die bekränzte Büste Sr. Majestät aufgestellt. Vor dem Beginn der Oper intonirte das Orchester die Volkshymne, welche das Publikum stehend anhórte.
) Ni\{, Donnerstag, 5. Dezember, Abends. Die Skupschtina ist heute vom Fürsten mit einer Thronrede eröffnet worden. Präsident der Skupschtina ist Theodor Tuzakovic und Vice- Präsident Vuja Vassic.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des ftatistishen Bureaus der Stadt Berlin ind bei den biesigen Stan desämtern in der Woche vom 24. bis incl. 30. November cr. zur Anmeldung gekommen: 183 Che- \cließungen, 801 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene und 564 Sterbe-
fälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem Cyklus von Predigten „Das zeitliche Leben ein Licht des ewigen Wortes“, vonD. Pank, Superintendent und Pastor an der ODreifaltigkeitskirhe zu Berlin, ist jeßt au; die zweite „Der Morgenstern des Lebens“ in Friedr. Schulzes Verlag
ierselbst erschienen. . \ ha 4, Dezember. Seit vorgestern ist an dem der grä- lichen Familie v. Pocci gehörigen Hause am Marimiliansplay die in Erz trefflich von Ferd. v. Miller gegossene und vom Professor Ctr. Roth \prechend ähnlih modellirte Büste des als Dichter, VFugendschriftsteller und Künstler bekannten, am V6 Mai 1876 hier ver- storbenen Grafen Franz v. Pocci (Königlichen Oberstkämmerers)
ufgestellt worden. 7 I bo 4. Dezember. Zum Andenken Livingstone?'s soll in der Westminster-Abtei ein gemaltes Fenster aufgestellt werden.
Paris, 30. November. Jn der Académie des Beaux- Arts wurde gestern an Stelle des verstorbenen Franz Bazin als neues Mitglied der Abtheilung {ür Musik Jules Mas senet mit 18 Stimmen gewählt, während auf seinen Gegenkandidaten Saint- Saëns nur 13 Stimmen fielen. Massenet, aus Moutaud im Loire- derartement gebürtig und aus dem Parifer Konservatorium mit den ersten Preisen hervorgegangen, ist erst 37 Jahre alt.
Setverbe und Sandel.
London, 5. Dezember. (W. T. B.) Die „Caledonian- Bank“ in Invern c hat zu liquidiren beschlossen. Die Bank soll durchaus solvent sein. Ihr eingezahltes Kapitæl von 150 000 Pfd. Sterl. wird reservirt, bis das Resultat der Liquidation der „City of Glasgow Bank" bekannt ist, von welcher die „Caledonian-Bank Aktien besigt. : N
— Der „St. Petersb. Herold“ meldet, daß in das russische Reichsbudget pro 1879 die nachstehenden Zahlungen für Zin fen und Amortisationsquoten der 5 Emissionen Tonfolidirter Eisenbahn-Obligationen eingetragen sind: für die T. Emission 5 269 682 Rbl. (um 237 Rbl. weniger als pro 1878), für die Il, 5 269 919 Rbl. (um 108 Rbl. mehr als pro 1878), für die ITI. 6 586 935 Rbl. (um 323 Rbl. weniger als pro 1878), für die 1V. 6 583 791 Rbl. (um 237 Rbl. mehr als pro 1878) und für die V. Emission 5983705 Rbl. (um 131 Rbl, mehr als pro 1878). Die Zinsen- und Amortisationsquoten für die zwei Serien von Nikolaibahn-Obligationen sind auf 8 216 607 Rbl. (um 76 Nbl. mehr als pro 1878) normirt. Für Ausgaben bei Anfertigung von Staatspavieren sind 499 327 Rbl. budgetirt.
Verkehrs-Anstalten.
Das Kursbuch der Deutschen Reichs-Postverwal- tung — Dezember 1878 — mit Eisenbahn-Uebersichts- farte in Shwarz- und Blaudruc, welches soeben in v. Deckers Fommissionsverlag, Marquard & Schenck (Preis 2 M.) ersiezen ist, hat in neuerer Zeit mannigfahe Vervollklommnungen erfahren. Eine der wesentlichsten Verbesserungen besteht darin, daß man das Buch in sech8s durch verschiedenfarbiges Papier und eben solchen Schnitt kenntlich gemachte Abtheilungen getheilt, dieselben aber derart in einen Band geheftet hat, daß jede Abtheilung als selständiges Heft zu bequemerem Gebrauch auf ais 2c. aus dem Buche herausgelöst werden kann, ohne den Zusammenhang der übrigen Theile zu gefährden. Die Fahrpläne mehrerer außerdeutscher Länder,
owie die Dampfschiffsverbindungen nach überseeischen Ländern entbehrten loser der Uebersichtlichkeit in der Anordnung; diesem Uebelstande ist neuerdings durch zweckmäßigere Gruppirung der al b Berbindun- gen abgeholfen, auch sind bei den Dampsschiffslinien die bezüglicen Ent- jernungen in Seemeilen und die Fahrzeiten angegeben. Auch der Bequemlichkeit beim Reisen hat die Redaktion dur den Abdruck der Bestimmungen über die Benußung der Schlafwagen gebührende Be- Sifitigung zu Theil werden lassen; bei den Routen, auf welchen derartige Wagen laufen , ist jedesmal auf diese Zusammenstellung
Bezug genommen. Hier und da ist dem Reisenden auch ein Wink N EDEIE U EE E E E R E E E E Se E E S E N SETIEE
¿dcks gefallen lassen muß 2. Wir mahen endlich no darauf R daß unter Anderem in Folge des Schlusses der Pa- riser WeltaussteUung in den Fahrplänen der französischen, belgischen und rheinishen Bahnen einige Aenderungen eingetreten find, und
die Eröffnung der Bahnstrecken eustettin - Belgard e e 2 Ee “Woldap Nr. 29, FJablonow - Graudenz
Nr. 30 am 15. November d. J. stattgefunden hat. Die bezüglichen neuen Fahrpläne sind in das Kursbuch aufgenommen worden. — Die nächste Nummer erscheint am 1. Februar 1879.
New-York, 5. Dezember. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfe- „Herder“ ist hier angekommen.
— Der gestern als in New-York angekommen gemeldete Ham - burger Postdampfer „Wieland“ is nit dort, sondern in Plymouth am 4. d. M. eingetroffen.
Berlin, 6. Dezember 1878.
Verviers, 6. Dezember, 9 Uhr Vormittags. Die englishe Post vom 5. d. Mts., Abends (planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends), is ausgeblieben. Grund: Schneegestöber im Kanal.
Die Entwickelung des Reichstelegraphenwe})c1n®. Veber die seit der Vereinigung der Telegraphie mit der Postverwaltung und in dem leßten Jahre stattgehabte Ent- widelung des Reichstelegraphenwesens ist von dem Genera.- Postmeister Dr. Stephan soeben an Se. Majestät den Kaiser ein Bericht erstattet worden. Die „Prov.-Korresp.“ theilt aus demselben Folgendes mit: ‘
Das unterirdishe Telegraphenneß, mit dessen Her- stellung im Jahre 1876 begoanen worden war, if im leßten Jahre auf die Linien von Berlin nah Cöln, von Cöln nah Elberfeld und Barmen, von Frankfurt a. M. nach Straßburg i. E., von Hambu-z nah Curhaven ausgedehnt worden. Außerdem wurde zwischen den Inseln Alsen und Fühnen in Gemeinschaft mit der Königlich dänischen Telegraphenverwaltung ein unterseeishes Kabel gelegt.
Zusammen mit den bereits in den Jahren 1876 und 1877 her- gestellten Linien ergiebt sich für das unterirdishe Telegraphenneßz des Reiches gegenwärtig eine Ausdehnung von 2487 km Linien.
Die meist:n dieser - Linien zählen sieben, einige vier Leitungen, und es beträgt die Gesammtlänge der unterirdischen Leitungen des Reichs gegenwärtig 16 744 km. Die längste Linienausdehnung — von Kiel bis Straßburg — beträgt 1219 km.
Unter Anwendung der bié jeßt bekannten vollkommensten Vor- richtungen wurden die Schwierigkeiten überwunden, welche fch in Sumypf- und Felsboden, in den Straßen der großen Städte und den fortifikatorishen Anlagen der Festungen, sowie beim Durch- und Ueberschreiten der Gewässer entgegenstellten. An Flußkabeln beson- derer Konstruktion wurden 3642 m in 30 Abschnitten zum Durch- schreiten der Elbe, Havel, Dofsse, des Rheins, der Lippe, Emscher. Ruhr, des Mains, des Neckars, der Murg und der Kinzig, sowie kleinerer Wasserläufe und scchifftarer Kanäle verwendet.
Für das Jahr 1879 sind sechs weitere Linien zur Ausführung vorbereitet, — und es bleiben dann nur noch einige Linien übrig. um den Hauptplan zur Schaffung eincs unterirdischen Telegraphen- netes auf den großen Verkehrs- und Militärstraßen des Reichs im Wesentlichen durchzuführen. A :
Die bisher aufgewendeten, im Wege extraordinärer Kredit- bewiliigungen aufgebrahten Kosten betragen 121559669 G
Die große Bedeutung der unterirdishen Lelegraphenlinien für die Sicherheit der Verbindungea und für die von derselben abhängenden äußerst wichtigen Interessen der Staaten und Völker bedarf eines Nachweises niht mehr. Aus neuester Zeit lieaen v. A. die Thatsachen vor, daß der Sturm vom 4. November furchtbar- Verheerungen in den öfsterreihisch-ungarischen Telegraphezlinien an- richtete, so daß z. B. Wien vier Tage lang nicht zu erreichen war. Die starken Gewitter vom 6. und 7. Oktober in Südfrankreich hatten weitgehende Unterbrechungen und Verzögerungen im telegraphischen Verkehr, namentlich von Marseille, im Gefolge. Auch in Groß- britannien haben Stürme und Schneewehen wiederholt {were Störungen in den Telegraphenleitungen angerichtet; sie haben für S und Schiffahrt, Verkehr und Familieninteressen empfindliche Nacbtheile im Gefolge gehabt. e :
Die oberirdischen Telegraphenlinien hatten Cnde Ja- nuar 1875 eine Gesammtlänge von 33 245 km, dieselbe betrug Ende Oktober 1878 46 769 km, es sind mithin in diesen vier Jahren neu gebaut 13 524 km, was einer Vermehrung von 40,7 %% gleihkommt.
Die Länge der oberirdishen Leitungen b:ttrug Ende Januar 1875 120779 km, lie betrug Ende Oktober 1878 162170 ko, also mehr 41 391 km, d. i. gegen 1875 mehr 34,3 Proz. Die zur Her- stellung erforderlichen Materialien sind zum überwiegenden Lheile aus dem Inlande bezogen und die Einnahmen dafür der inländischen Forstwirthschaft und ÎIndustriz zu Gute gekommen, während zugleich zahlreiche Arbeiter bei den Erd- und Bauarbeiten verwendet wor- den sind.
Teleg raphenämter. Ende Januar 1875, von welchem Zeitpunkte ab die vorläufige, zum 1. Januar 1876 endgültig gewor- dene Vereinigung der Telegraphie mit der Post begann, betrug die Zahl der vorhandenen Telegraphenanstalten 1686, gegenwärtig find im Betriebe 4115, mithin mebr 2429. Die Steigerung beträgt 143,8%/0. Für das laufente Etatsjahr ift die Einrichtung von noch weiteren 60 Aemtern in der Ausführung begriffen.
Die Zahl der Telegraphenbeamten betrug Ende Januar 1875 3590, sie beträgt gegenwärtig 3245, mithin weniger 345. Die Abnahme beziffert sich auf 10/0. Diese Ergebnisse: auf der einen Seite eine bedeutende Vermehrung der Telegraplenanstalten, welche dem Lande zum großen Segen gereicht, und auf der anderen Seite eine Verminderung der Beamtenzahl, würden ohne Vereinigung der beiden Verkehrszweige nicht zu erzielen gewesen sein. i 5
Die Rohrpo ft hat für die Verkehrsanforderungen einer Groß- stadt unerläßliee Ergänzung des Telegraphenwefens der Hauptstadt gebraht. Die Anlage wurde im Frühjahr 1876 begonnen und zum 1. Dezember désselben Jahres in Betrieb geseßt; sie umfazi 23 Rohr- vostämter, welche sich über alle Theile der Residenz verbreiten. Die Gesammtlänge der unterirdishen. Röhren beträgt 38,71 km.; in 6 Maschinenhäusern sind die erforderlihen 12 Dampfmaschinen, welche die Luftpumpen in Beweguug seßen, aufgestellt. Für den näbsten Sommer is die Ausdehnung der Rohrpost auf den äußeren Kreis der Hauptstadt und auf Charlottenburg in Aussicht genommen.
Der Fernsprecher. Die ersten Versuhe der Nachrichten- über mittelung mit dem Bellschen Fernspreher wurden in Deutschland am 5. November 1877 zwischen dem Reichs - Postgeräude in der Leipzigerstraße und dem General-Telegraphenamte in der Französischen Straße gemacht. Nachdem g nstige Be auch bei Ausdehnunz dieser Versuche auf den Umkreis von Berlin, zunächst bis Schöône- bera, Rummelsburg, Friedrihsberg und sodann bis Potédam erzielt worden waren, wurde mit der Verwerthung des FernspreHers für den Nachrichtenverkehr um \o mehr vorgegangen, als die Herstellungs- Fosten für Fernsprehämter gering sind und es der kostspieligen und zeitraubenden Ausbildung der Beamten in Telegraphiren nicht bedarf. — Ende Oktober betrug die Anzahl der im Betriebe befindlichen Fernsprechämter 272. — Nah den gewonnenen Erfahrungen steht es außer Zweifel, daß mittelst des Fernsprehers auf Entferungen bis zu 10 geographishe Meilen telegraphische Nachrichten übermittelt werden Tönnen. : :
Zeitballwesen und eteorocogisTer Dient 0 Folge Vereinbarung mit dem Reichskanzler-Amte ist die Verwaltung des Zeitballwesens auf die Reichs-Telegraphiec übergegangen. Semer stationen find bisher errichtet: in Cuxhaven, Neufahrwasser und NBromerhafen. Swinemünde ift in der Anlaae beariffen.
Der Zeitballbetrieb wird von den Reichs-Telegraphenämtern an den bezeichneten Orten in Verbindung mit den niBlalcgeain Stern- warten wahrgenommen und entspricht den für die Förderung der Scthiffahrtsinteressen von dieser Einrichtung gehegten Erwartungen.
Tarif- und Finanzergebnisse. Durch die Verordnung
vom 24. Januar 1876 hat der Reichs-Telegraphentarif insofern eine