1878 / 293 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Dec 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Rom habe Redner niemals erhalten ; die Kurie lehne dies auch ent-

den ab, weil dann der Vorwurf begründet wäre, sie mische sih

innerstaatlihe Angelegenheiten. Die Kirche trätefür keine be-

stimmte Staatavecfatsung ein, weil sie die verschiedensten Be- Bruno u unterhalten habe, und jeder Katholik könne si auf weltlihem Gebiete frei bewegen. Es sei begreiflih, da seine (des Redners) Partei, die des Friedens e B: eine Basis suche, eine Basis, die 25 Jahre lang im Staate Preußen moralische Eroberungen P habe; dieselbe sei gefunden in der e fei die der edelste Herrscher Preußens, der On der die Pacität am besten verstand, gene migt habe. Diese Basis wieder aufzunehmen solle ein Hohn sein! Diese Worte seien mindestens eine bittere Kritik im Munde eines Ministers einer Monarchie, die doch eine Kontinuität darstellen solle. Redner ging sodann auf den zur Berathung stehenden Antra ein, und führte aus, daß derselbe nur die Erhaltung der no bestehenden Ordensanstalten, die besonders den Unter- riht betrieben, bezwede. Wenn man den Frieden wolle, müsse man exst einen Waffenstillstand ab- schließen, dazu gehöre aber vor Allem, daß man den Kampf einstelle und nicht in geshärfter Weise fortführe. Der Antrag sei vollständig unpräjudizirlich, er sei aber auch nuß- bringend, denn bei dem allgemeinen Lehrermangel könne ein A für die Nan nicht geschafff| werden. Daß die Schulshwestern, diese armen s{chwahen Frauen, dem Mi- nister Widerstand geleistet, bestreite er, sie hätten nur ihr Recht, das Billigkeitsgefühl der Geseßgebung anzurufen, ge- brauht. Der vorliegende Antrag sei von ihnen nicht beein- Außt, fie wüßten nichts davon. ; :

Der Kultus-Minister Dr. Falk erklärte, er könne nit alle Mißdeutungen in diesem Augenblicke widerlegen, die aus der eben gehörten Rede der Regierung entgegenträten. Nur zwei kurze Bemerkungen gestatte er sid: erstens habe er dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß es Hohn sei, wenn ein Gegner dem andern, noch unbesiegten, Vorschläge mache, die man nur einem total niedergeworfenen machen könne; er habe aber nit gesagt, was der Abg. Windthorst wunderbarer Weise daraus gemacht habe; zweitens: sollte aus seinen (des Ministers) Ausführungen ges{chlossen werden, daß er irgend wie an ein Konkordat gedacht habe, so müsse er konstatiren, daß ihm dies ein ebenso unbegreiflicher wie fernliegender Ge- danke gewesen sei. i i

Darauf wurde von den Abg. Haucke, Windthorst (Bielefeld), Rickert, Techow, Graf Bethusy und Graf Stirum beantragt, über den Antrag des Abg. Dr. Windthorst (Meppen) zur eîn- fachen Tagesordnung überzugehen. Der Abg. Haucke erflärte, daß er nah der etwas erregt gewordenen Debatte dieselbe wieder auf das nüchterne Gebiet der ge- schäftlihen Behandlung zurückführen wolle. Redner glaube im Namen der sämmtlihen Antragsteller, die den An- trag auf Uebergang zur Tagesordnung unterzeichnet hätten, dem Abg. Windthorst als Antragsteller des vorliegenden An- trags die Versicherung abgeben zu können, daß der Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung nichts ereindseliges, nichts Verletendes etbalien solle und daß der Ernst der Situation vollauf von allen Mitgliedern des Hauses gefühlt werde. Die Umstände, welche das Geseß von 1875 nothwendig ge- mai Yátten, seièn au heute noO vorhandei, und der Mi- nister habe erklärt} daß ein Bedürfniß, das Klostergeseß auf- zuheben, niht vorliege. Redner könne für seine Person und für seine politishen Freunde die Versicherun abgeben, daß threr Ueberzeugung nach dieser Antrag weit e er zum Frieden führen werde, als wenn die Verhandlung im Hause noch weiter nah dem Antrage des Abg. Windthorst (Meppen) ge- führt werde.

Hierauf erklärte der Abg. Windthorst (Meppen), es über- |

rasche ihn niht, daß der Antrag auf Uebergang zur Tages- ordnung gestellt werde, aber sahlich bedauere er es, denn es heiße soviel, als den Antrag, den das Centrum gestellt, a limine zurüdweisen. Zwei der heute gehörten Vorträge seien von so shwerwiegendem Jnhalt gewesen, daß der An- trag wohl eine zweite Berathung verdient hätte; jedenfalls könne sein Antrag ohne den vom Centrum gestellten Antrag, betreffend die Verfassungsänderung, diskutirt werden. Das Bild von einem unterworfenen Feinde perhorreszire er durh- aus, der Staat und die Staatsregierung seien für ihn keine Feinde. Er und seine Freunde hätten nur die ihnen gegen- Übersichende Regierung auf das aufmerksam machen wollen, was sie im Jnteresse der von ihnen vertretenen Bevölkerung für nothwendig hielten. Er beklage, daß es ihnen gegenüber an Wohlwollen fehle.

Der Antrag auf einfache Tagesordnung wurde angenom- men und das Haus vertagte sich um 31/4 Uhr.

n der heutigen (16.) Sißung des Hauses der Abgeordnelen, welcher am Ministertishe der Minister des Fnnern Graf zu Eulenburg und mehrere Regierungs- tommissarien beiwohnten, seßte das Haus die zweite Be- rathung des Etats des Ministeriums des Jnnern fort. Die Debatte war neulich bei Kap. 89 Tit. 1 der Ausgaben (Gehalt des Ministers) unterbrohen worden. Der Abg. Dr. von Sybel wies zunächst die Angriffe, welche neulih der Abg. Bachem gegen den „Deutshen Verein“ gerichtet hatte, zurück und bezeihnete es als eine illoyale Pole- mik, wenn man, statt die Zründe der Gegner zu widerlegen, deren persönliche Ehre angreife. Wenn er auch zugeben müsse, daß bei einem großen Vereine einzelne Mißgriffe seiner Organe stattfinden könnten, so müsse er doch entshieden in Abrede stellen, daß derselbe in unehrenhafter Weise denunzirt habe. Die Regierung mache keineswegs einen konfessionellen Unter- schied zwischen den Beamten, wenn sie nur die Staatsgeseßze loyal ausführten. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. Dr. von Jagdzewski das Wort.

Der Bundesraths - Bevollmächtigte, Großherzoglich hessishe Geheime Finanz-Rath Müller ist hier cintétróten

Der General - Feldmarschall Freiherr von Man- teuffsel, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, ist nah seiner Besitung Topper in der Neumark

abgereist.

# Se. Dur(hlaucht der Prinz Friedrich von Hohen- zollern, Oberst-Lieutenant und Commandeur des 2. Garde- Dragoner - Regiments, hat sich mit kurzem Urlaube nah Dresden begeben.

Bayern, München, 10. Dezember. (Allg. Dig.) Der Geseßgebungsausschuß der Kammer der Reichs- räthe hat iw? der gestrigen Abendsibung die Berathung des Entwurfs einés Gesetzes, die Zwangsvollstreckung in das un- - bewegliche Vermögen wegen Geldforderungen betreffend, über

welchen Hr. Reichsrath von Neumayer referirte, zum Abschlusse gebracht ; der Entwurf gelangte, mit nur sehr wenigen Aende- rungen der vom AusschUß der Abgeordnetenkammer beshlossenen Fassung, zur Annahme. Der leßtgenannte Aus- {uß is heute in die zweite Lesung des Entwurfs eines Ge- seßes zur Ausführung der Reichs - Civilprozeß- ordnung und Konkurs ordnung eingetreten, und es wurden in dieser Su die Art. 1—121 mit nicht wesent- liher Modifizirung der Beschlüsse der ersten Lesung erledigt ; die noch weiteren Artikel des Entwurfs wird der Auss{uß in der morgen stattfindenden Sißung erledigen können.

Hessen. Darmstadt, 11. Dezember. (W. T. B. Nach einem um 9 Uhr Morgens ausgegebenen Bulletin hat \i bei der Frau Großherzogin das Fieber in der leßten Nacht etwas vermindert; der örtliche Prozeß ist niht fortgeschritten, das Allgemeinbefinden ist befriedigend.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 10. Dezember. (Magd. Ztg.) Der Landtag hat in seiner jüngsten Sizung bei t des Ausführungsgeseßes zu dem Gerihtsverfassungsgeseße auf Wunsch der Re- ierung davon abgesehen, rücksichtlich der Feststellung der ensionsverhältnisse die vom Ausschusse vorgeschlagene Klassi- ation der Beamten anzunehmen, dagegen beschlossen, die egierung zu ersuchen, sih mit den übrigen thüringischen Re- gierungen über ein gemeinsames Penstionsgesehß zu verständigen; bis auf Weiteres aber das bestehende Pensions- gesez aus dem Fahre 1859 zur Rich:shnur zu nehmen und einen etwa erforderlich werdenden Mehraufwand aus der Staats- kasse zu deen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. Dezember. (W. T. B.) In dem Ausschusse des Abgeordnetenhauses zur Be- rathung des Berliner Vertrages fand heute eine lange Zeit in Anspru nehmende Debatte über die formelle Frage statt, ob zur Gültigkeit des Vertrages die Genehmigung der Reichsvertretung nothwendig sei. Schließlich wurde beschlossen, morgen in die Debatte über den Berliner Vertrag einzu- treten.

Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Konstantinopel : Die Verseßung Mahmud Damat Paschas nach Tripolis ist angeblich in Folge der EntdeCung einer gegen den Sultan gerihteten Verschwörung, an deren Spiße Mahmud Damat Pascha gestanden haben foll, erfolgt. Als Mitbe- theiligte bei dieser Vershwörung sind mehrere höhere Beamte und Ulemas, darunter der ehemalige Scheik ul Jslam, Sassan Fehans, verhaftet und von Konstantinopel entfernt

worden.

Prag, 11. Dezember. (W. T. B.) Der Kronprinz Erzherzog Rudolf hat die Nacht ruhig verbracht. Es ist kein Fieber eingetreten. Die Verleßung ist leich.

Großbritannien und Jrland. London, 12. De- zember. (W. T. B.) Courtauld (liberal) wurde mit einer O 44424 A S A ana Mata a D E n LUJULULUL Vi Ll Zt Ult Ul LELYUU QSilillgLl(eue für Malon gewählt; ber frühere Zertretex Malons ge- hörte der konservativen! Partei an. Das Parlament

wird voraussihtlich am 17. d. M. vertagt werden.

Frankreich. Paris, 10. Dezember. (Fr. C.) Die ver- einigten Linken des Senats haben ihre Fraktions- Präsidenten Calmon (linkes Centrum), Le Royer (Linke) und Testelin (republikanische Union) beauftragt, cin Manifest an die Senatorenwähler auszuarbeiten , welches zu Ende nächster Woche der Offentlichkeit übergeben werden soll.

12. Dezember. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ meldet die Ernennung des Admirals Faurès zum Bot- schafter in Madrid an Stelle des Grafen Chaudordy, welcher zur Disposition gestellt wurde,

Îtalien. Rom, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer seßte heute die Debatte über die die innere Politik betreffenden Jnterpellationen fort. Mehrere Redner begründeten die von ihnen beantragten Tages- ordnungen. Die Minister Cairoli und Zanardelli gaben neue Aufklärungen über die Politik des Kabinets. Schließlich wurde die von dem Deputirten Baccelli eingebrachte Tagesordnung, mit welcher sich das Ministerium einver- standen erklärt hatte, in namentliher Abstimmung mit 263 gegen 189 Stimmen abgelehnt. Diese Tagesordnung besagt, daß die Kammer die Erklärungen des Minister-Präsidenten und des Ministers des Jnnern zur Kenntniß genommen habe, und vertraue, daß das Ministerium des Königs mit fester Hand die Ordnung in der Freiheit aufrecht zu erhalten ver- stehen werde. F

Türkei, Konstantinopel, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Pforte hat eine Militärkommission ernannt, um die Frage der Rektifikation der Grenze Griechenlands zu prüfen und einen Bericht vom strategishen Standpunkte aus Über dieselbe zu erstatten. Der Großvezier Kheireddin Pascha hat ein Rundschreiben an die Vertreter der Pforte im Auslande gerichtet, in welhem erx als den Zweck der im Ministerium vorgenommenen Veränderungen angiebt, durch wirksame Maßregeln die Schwierigkeiten im Jnnern des Landes und die politischen Fragen, einschließlich der rh den Berliner Vertrag übernommenen Verpflichtungen zu lösen.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 11. De- ember. (W. T. B.) Der Reichskanzler Fürst Gort- | chakoff ist heute Abend hier wieder eingetroffen. Der Stellvertreter des Fürsten, Geheime Rath Giers, sowie die obersten Beamten im Ministerium des Auswärtigen waren La A ogrüßung des Reichskanzlers auf dem Bahnhofe an- wesend.

Amerika. Washington, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat heute die Geseßvorlage angenommen, durch welche das Gehalt der Gesandten der Vereinigten Staaten in Paris, Berlin, St. Petersburg und London auf je 15 000 Dollars festgeseßt und die Re- gierung zur Ernennung eines Generalkonsuls in Athen er- mächtigt wird. : :

New-York, 11. Dezember. (W. T. B.) Seit zwei Tagen E t hier ein heftiger Süd oststurm, dur den im ganzen Lande viel Schaden angerichtet worden ist. Jn Folge der dur den Sturm hervorgerufenen Ueberschwemmun- gen fanden E isenbahnunfälle statt, bei denen verschiedene Personen um das Leben kamen. Der Gouver-

neur von Süd-Karolina, General Hampton, is zum Se- nator der Vereinigten Staaten für Süd-Karolina ge- wählt worden.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Darmstadt, Donnerstag, 12. Dezember, Vormittags. Bulletin von heute früh 9 Uhr: Die Frau Großherzogin hai die leßte Nacht ruhiger als die vorhergehende, aber \hlaflos zugebracht. Das Fieber hat sich etwas verringert ; die diph- therishen Membranen haben fich weiter verbreitet.

Bern, Donnerstag, 12. Dezember, Vormittags, Ständerathe wurde von Freuler aus Schaffhausen ein Antrag eingebraht auf Aufhebung des Artikels 65 der Bundesvex- fassung, dur welchen die Todes- und Körperstrafe abgeschafft worden war.

Paris, Donnerstag, 12. Dezember, Vormittags. Dey Gouverneur der Bank von Frankreich und ehemalige Minister unter dem Kaiserreich, Rouland, ist gestorben.

Nr. 69 des „Amtsblatts der Deutschen MReiwhz- Post- und Telegräphcnverwaltung“ hat folgenden Inhali; Verfügungen: Vom 7. Dezember 1878: Das Reichsgeseß über den Spielkartenstempel vom 3. Juli 1878 betreffend, vom 6. Dezem- ber 1878: Päereiverkehr während der Weihnachtszeit, vom 4, De- zember 1878: Postkarten mit Antwort im internationalen Verkehr, vom 6 Dezember 1878: Schluß der Post-Dampfschiffahrten auf der Linie Hamburg-Drontheim.

Landtags- Angelegenheiten.

Im 3. Breslauer Wahlbezirk (Poln. Wartenberg, Nams- lau und Oels) ist an Stelle des zum Kreisgerihts-Direktor ernannten Kreisgerihts-Raths Stahr, der Majoratébesiver Graf York von Wartenberg auf Schlabiß mit 281 von 384 abgegebenen Stim- men zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden,

Der Etat der Berg-, Hütten- und Salinenverwal- tung für das Jahr vom 1. April 1879/80 {ließt ab in der Cinnahme mit 88326915 4. gegen 95 670 892 M des vorigen Etats, mithin um 7 343 977 #. weniger, in der dauernden Ausga be mit 76 442 754 M. (— 5 847 380 6); die einmaligen nund außerordent- lichen Ausgaben betragen : 1235 000 F (— 240 000 6). Es bleibt mithin ein Ucbershuß der Einnahme über die Ausgabe von 10 649 161 A (— 1256 597 M). Bei den Einnahmen sind in An- saß gebraht: von den Bergwerken: 55 975 785 4 (— 4 050 515 Æ); von den Hüttenwerken: 20 927 170 4. (— 2770530 Æ); von den Salzwerken: 4729150 Ms (— 157 845 M); von den Bade- anstalten (und zwar zu Elmen bei Schönebeck, zu Dürrenberg, zu Artern und zu Deynhausen) 141 300 4. (— 2067 M); von den Gemeinschafts- werken (Königlich preußishe und Herzogli braunschweigiscbe Kom- munionwerke am Unterharz und Königlich preußische und Fürstlich Schaumburg-Lippeshe Gesammt - Steinkohlenbergwerke bei Obern- tiren) 3176 560 Æ (— 220 100 M). Bei den dauernden Ausgaben erfordern die Betriebskosten der Bergwerke 47 825475 M (— 3 279 650 M); der Hüttenwerke 19 759 370 M (—2 359 580 (4); der Salzwerke 3 772000 A (— 108125 M); der Badeanstalten 130 900 é. (— 20 607 é); der oben genannten Werte, welche mii anderen Staaten gemeinschaftlich betrieben werden 2584 560 Æ(—104 500,6), An Verwaltungskosten erfordern die Ministerialabtheilung für das Berg- wesen 178570 4, wie im vorigen Etat; die Ober-Bergämter 1256 291 4 (— 4364 M), die bergtechnishen Lehranstalten 393 730 M (+ 24780 Æ). An einmaligen und außerordentlichen Ausgaben find in Ansaß gebrachi: 1) Zur Ausführung von Bohrversuchen und zwar zur Vollendung des bei Cottbus in Angriff genommenen Tief- bohrlohs zur Untersuchung der Steinkohlen-Formation, zur Vollendung des Tiefbohrlochs unweit Cammin und zur Inangriffnahme eines Tiefbohrlochs in der Provinz Westfalea zur Untersuchung der Verbreitung der Steinkohlen - Formation 150 000 (wie im vorigen Etat); 2) zu Bauprämien für Bergleute, welde in der Nähe der fiskalishen Steinkohlen - Bergwerke im Bezirk der Bergwerksdirektion zu Saarbrücken sich Wohnhäuser für eigene Rechnung bauen : 60 000 (A (wie im vorigen Etat); 3) zur Gewährung unverzinslicher Darlehen an folhe Bergleute, wel e sih in der Nähe der Saarbrücker Steinkohlen-Bergwerke Wohnhäuser für eigene Rechnung bauen: 100000 M (wie im vorigen Etat); 4) zur Vollendung und zur Bestreitung der Kosten für die innere Ein- rihtung des im Bau begriffenen neuen Dienstgebäudes für die Berg- werks8-Dircktion zu Saarbrüten : 240 000 M (+ 90 009 M); 5) Sut- vention zum Bau der St. Gotthard-Eisenbahn, 7. Rate und 1. Hälfte der 8. Nate des auf die Bergverwaltung fallenden Theils der Pausch- summe von 1200000 #Æ: 135000 M; 6) Kosten einer An- \{lußbahn von dem fiskalischen Steinkohlen - Bergwerk Bergloh- Desede nach dem Bahnhof Georg-Marienhätte: 250 000 4 7) Bel- trag zu den Kosten der Vertiefung der kanalisirten Saar von Gü- dingen bis Saargemünd, des Saarkanals bis zum See von Gonder- fingen und des Rhein-Marne-Kanals auf der Strecke von Gonder- fingen bis zur französischen Grenze, resp. bis zum Rhein bei Straß- burg i, E., sowie für die Erhöhung der Dämme des Speisereservoirs 2. bei Gondersingen, erste Rate der zu gewährenden Subvention: 300 000 M Die dem Etat beigegebenen Erläuterungen bemerken: „Die nun \chon seit mehreren Jahren andauernden ungünstigen Kon- junkturen auf dem Gebiet der Montan-Industrie haben seit der Auf- stellung des vorigen Etats nicht nur keine Wendung zum Besseren genommen, fondern sich vielmehr noch verschärft. Namentlich befinden sich die Steinkohlen - Verkaufspreise, welche auf den Saarbrücker Gruben im abgelaufenen Etatsjahr 1877/78 gegen das Vorjahr im Mittel um 7,41 - (von 48,67 auf 41,26 S) pro Cnt- ner gesunken sind, auch jeßt noch auf sehr niedrigem Niveau, und au die Metallpreise, mit Ausnahme des etwas in die Höhe ge gangenen Silberpreises, sind gleih den Salzverkaufspreisen noth im Sinken begriffen. Unter diesen Umständen haben die wirklichen Einnahmen und Ausgaben in den Vorjahren 1875 und 18376 bei der Aufstellung des Etats pro 1879/80 nicht zum Anhalt genommen werden können, fondern es haben vorsichtig die Betriebseinnahmen der Staatéwerke erheblich niedriger, und selbs niedriger als in dem laufenden Etat zum Ansaß kommen müssen, obwohl die Pro dukftions- und Fabrikationsmengen des Berg- und Hütten betriebe; ‘der Es preußishen Werke im Großen und Ganzen in gleicher Höhe wie für das Etatsjahr 1878/79 beibehalten worden, und nur die zum Verkauf gelangenden Kochsalz- und Stein salzquanta nah den Erfahrungen der leßten Jahre etnas geringer veranschlagt sind. Auch die Einnahmen der mit anderen Staaten gemeinschaftlih betriebenen Werke haben, ungeachtet der etwas vel stärkten Produktion auf den Unterharzer Kommunionwerken, einen Rückgang erfahren; und ebenso mußten die Einnahmen der Ber werksabgaben und Steuern wegen des andauernden Sinkens der Dek‘ kaufs - resp. Versteuerungspreise geringer angenommen werden, Dem gegenüber konnten indeß auch die Betriebskosten [o wohl bei den einseitig preußischen, als auch bei den Ot meinschaftswerken S niht unerheblich vermindert werden. Die Ausgabefonds für die bergtehnishen Lehranstalten haben eine Steigerung um 24780 # erfahren, welche ledig lich der Coloattgent Landesanstalt und Bergakademie in Ber E zu Gut kommen. Nachdem nämlich die Vollendung des e Dienstgebäudes für diese Anstalt beim Beginn des ‘Etatsjahre® 1879/80 erfolgt sein wird, liegt das Erforderniß vor, die Organisa tion dieser Anstalt der für sie von Hause aus in Ausficht genommt

nen Gestaltung entgegen zu führen. Die in dem Neubau zu ver- einigenden Hauptabtheilungen der Anstalt werden alsdann folgende fein: 1) Die geologise Landesanstalt mit dem geologiscen Landes- museum. 2) Die Abtheilung der Anstalt für die geologische Auf- nahme des norddeutschen Flachlandes unter spezieller Berück- sihtigung land- und forstwirthschaftlicher Interessen. 3) Die Berg- akademie mit der Bibliothek. 4) Die Laborotorien für Mineral analyse und für metallurgische Probirkunst, 5) Die neu errichtete Station zur Ausführung chemischer Untersuhungen im Interesse der Eisenbahnindustzie. 6) Das Museum für Bergbau und Hüttenwesen. Eine Veräußerung von Staatswerken hat weder in der lau- fenden Etatéperiode stattgefunden, noch liegt es in der Absicht, den Verkauf eines der vorhandenen fiskalischen Werke im Etatsjahr 1879/80 herbeizuführen.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statistishe Amt veröffentliht im Bande XXXII, der Statistik des Deutschen Reichs u. A. eine Uebersicht der Einfuhr zollpflihtiger Artikel und der bere{neten Zollbeträge für das Jahr 1877 und verglichen mit dem Vor- jahre. Danach betrug der Ertrag der Eingangszölle, welchen 193 zollpflihtige Waarenpositionen geliefert haben, im Ganzen 106 957 652 M, während derselbe für 1876 von 217 Waarenpositio- nen. von welchen seit 1, Januar 1877 24 zollfrei wurden, auf 121 040 509 M. berechnet worden ist. Jm Einzelnen lieferten :

Artikel 1877 9% 1876 %

über 1 Million Mark Zoll . 17 80809517 A 75,55 90060 875 74,42 üher 500 000 bis M Mart 19 12861101. 12,03 13 670903 , 11,28 über 100 000 10039 588 , 9/38 11014903 , 9,11 1/92920 . 164 2922794 1,84 Lo L227. 1490773. 1,26

500 000 A . über 50 000 130594 0,13 146094 , 0,10

100 000 A . über 10 000 50 000 M. weniger als

10000 A. . die scit 1/1 77. zollfreien Ar- M 2422167. 1,99

Zusammen 193 10695765246 100 121010509 100

Als Finanzartifkel sind zunächst die meisten der unter Position 25 des Zolltarif klassifizirten Gegenstände (Material- und S ezereis, auch Konditorwaaren und audere Konsumtibilien) von Wi tigkeit, demnächst Halb- und Ganzfabrikate der Textilindustrie, sowie Schwoeine, Oel und Leder aller Ait. Von den wichtigeren zolpflihtigen Ar- tifeln des Jahres 1877 verdienen folgende, die einen Zollertrag von je 500 009 Æ. und darüber liefert-n, namentlich hervorgehoben zu werden : roher Kaffee mit 33 535 775 4. oder 31,35 %/% des Gesammt- L erTages (1876 37 239440 Æ oder 30,77%), unbearbeitete

abakêblâtter mit 10 830 396 M oder 10,13% (1876 10496 424 M’ oder 8,67 %/9', Wein in Fässern mit 8314 776 M. oder 7,77 °/9 (1876 9047 232 M. oder 7,47‘), Salz mit 4540554 M oder 4,25 % (1876 5789153 M oder 4,78%), Korinihen und RNosinea mit U O M oder 300% (876 3 738180 Æ oder 3,09%), uvbedruckte, gewalkte wollene Zeug- und Filzwaaren mit 267/350 Æ#Æ oder 2,50 % (1876 2914140 Æ oder 2,41°/0), Schweine mit 2 580 474 M oder 2,41 % (1876 2 403 254 A oder 1,99%), ein- und zweidrähtiges rohes Baumwollengarn mit 2023890 M oder 1,89% (1876 2610444 M oder 2,16 9%), Heringe mit 2000178 4 oder 1,87%; (1878 2103 189 6 oder 1,74 ‘/,), raffinirter Zucker aller Art mit 1982745 M4 oder 1,85% (1876 3 603 955 A oder 2,989/,), geshälter Reis mit 1711289 M oder 1,60% (1876 2030 268 Æ oder 1,68%), unbedrudte, unge- walfkte 2c. wollene Zeug- und Filzwaaren mit 1408 640 4 cder 1,32 % (187 62017 860 M oder 1,67 °/6), Arrak, Rum, Franzbranntwein mit 1401 192 M oder 1,31% (1876 1732302 M oder 143%) Tabafksstengel mit 1377 528 # oder 1,29% (1876 1235460 M oder 1.02%), Wein in Flaschen mit 1 142 800 4 od r 1,07% (1876 1189 656 M. oder 0,98 0/0), frishe Südfrüchte mit 1038 558 4 oder 0,97 %o (1876 898 248.4 oder 0,74 %/0), Pfeffer mit 1 038492. 46oder0,97% (1876 1012070 Æ oder 0,84%), Leinöl in Fässern mit 957740 M (1876 1 182788 4), baumwollene Zeugwaaren à 48 K pro Ctr. mit 890 736 M (1876 934 272 A), Cigarren mit 837 240 M (1876 905 649 M), Seidenwaaren mit 804840 M (1876 1 020600 M), Baumwollenwaaren à 78 A pro Ctr. mit 796848 M (1876 787 020 6), Butter mit 762768 4 (1876 690 405 46). Vielasse und Syrup mit 706118 M (1876 815 783 U), Thee mit 684 120 M (1876 575 960 6) Kakao in Bohnen mit 666 488 4 (1876 731 010,46), Mand ln mit 645 132 A (1876 786 852 4), Bier mit 615028 Á (1876 693 750 M1, Oel in Fässern, nicht besonders genanntes, mit 604364 A (1876 638409 M), Käse mit 587030 A (1876 668 605 A6), Leder aller Art mit 573 522 M (1876 669 816 t), sertige Kleider, künstliche Blumen, Shmullfedern mit 563 130 e (1876 609 120 Æ.), Wollengarn, dublirtes, gefärbt und drei- oder m-hrdrähtiges mit 560 604 A (1876 568176 A), Konfitüren, Saucen 2c., Kakaomasse, Chokolade, gebrannter Kaffee mit 554 715 4 (1876 572544 M), Halbseidenwaaren mit 542880 M (1876 947 470 F), Fleis, zubereitetes, Schinken, Speck, Würste mit 907 798 M (1876 271 683 A6).

„, Das „Centralblatt für das gesammte Unterrichtswesen“ ent- hält in sener leßten Nummcr eine Uebersicht über die Zahl der bei dem Landheer und der Marine in dem Ersat- lahre 1877/78 eingzestellten preußishen Mannschaften mit Bezug auf ihre Schulbildung. Wir entnehmen der- selben folgende Daten: Die Zahl der eingestellten Mannschaften be- trug in der Provinz Preußen 10935 mit Schulbildung, 929 chne Schulbildung (oder 7,830 0%), zusammen 11 864; in * der Provinz Brandenburg 8475 mit Schulbildung, 35 ohne Schulbiidung (oder 0,411 9%), zusammen 8510; in der Pro- vinz Pommern 5775 mit Schulbildurg, 55 ohne Schul- bildung (oder 0,943 %%), zusammen 5830; in der Provinz Posen 5302 mit Sulbildung, 669 ohne Schulbildung (oder 11,204 %), zusammen

L; in der Provinz Sclesien 13 771 mit Schulbildung, 313 ohne Schulbildung (oder 2,222 9%/), zusammen. 14084; in der Provinz Sawbsen 7146 mit Schulbildung, 21 ohne Schulbildung (oder 0,293 %%), zusammen 7167; in der Provinz Schleswig-Holstein 3666 mit Schulbildung, 15 ohne Schulbildung (oder 0,407 °%/%), zusammen 3681; in der Provinz Hannover 6108 mit Schulbildung, 26 ohne Schulbildung (oder 0,424 %), zuiammen 6134; in der Provinz West- falen 5686 mit Sculbildung, 30 ohne Schulbildung (oder 0,525 9/0), zusammen 5716; in der Provinz Hessen-Nassau 4607 mit Schul- bildung, 8 ohne Schulbildung (oder 0,173 %), zusammen 4615; in der Rheinprovinz 12 324 mit Saulbildung, 39 ohne Schulbildung (oder 0,315 %), zusammen 12363; in der Provinz Sigmaringen- H henzollen 242 mit Schulbildung, keiner ohne Schulbildung (oder 0,000 °/0), zusammen 242. Im Ganzen wurden im Königreich Preu- hen eingestellt: 84 037 mit Schulbildung, 2140 ohne Schulbildung oder 2,483 9/9), zusammen 86 177. Die höchste Sculbildunz be- aßen die Manyschaften in Hohenzollern-Sigmaringen, wo keiner

ohne Schulbildung war; die niedrigste Stufe nimmt dagegen die

Provinz Posen ein, wo 11,204 %/6 der eingestellten Mannschaften ohne Schulbildung waren.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Brockhaus? Großes Konversations - Lexikon“, 12.

Auflage, hat mit dem soeben erschienenen 144. Hefte den zwölften Dand zum Abschluß gebracht, und es kann nah der Versicherung der Verlagshandlung die Vollendung des anf fünfzehn Bände be- messenen Werks im Laufe des Jahres 1879 bestimmt erwartet wer- den, Ler vorliegende zwölfte Band reicht bereits bis in den Buch- staben S.-hinein. In seinen 1845 Artikeln findet sih wiecer eine

reihe Stoffmasse aus allen Gebieten des Wissens derart ver- arbeitet und zusammengeordnet, daß jedes Detail an der „ihtigen Stelle zur ana steht. Reich ist der Band auch an jenen grö- ßeren, zusammenhängenden und abgerundetea Darstellungen, die einen Vorzug des Brockhaus’\{hen Konversatio:8-Lexikon ausmachen. Wir begegnen darunter den Artikeln : Prag, Presse, Preußen, Pyre- nâen, Rhein, Rom (aus Gregorovius' Feder), Rumänien, Rußland, Sachsen (Königreich, Herzogthümer, Provinz), sowie den zwei ganz neuen, bcsonders werthvollen Aufsäßen: Reisen und Nussisch-Tür- kisher Krieg 1877—78. Der erstere giebt eine interessante Klassi- fifation der vershiedenen Reisearten, der Handels-, Erforschungs-, Studien-, Vergnügungs-, Bade- und Pilgerreisen, nebst einer Ueber- sicht über die ältere und neaere Reiseliteratur ; der leßtere eine politishe und militärifhe Darstellung des jüngsten orientalischen D e {einem Abschluß durch den Berliner Vertrag vom ult h

„Die neuen deutschen Reihsmünzen und ihre Fals ifikate*“. Ein Wegweiser für Jedermann zum Schuß gegen Verluste von E. Bork, Königlich preußishem Münzwardein. rankfurt a. M. Ve:lag der Bosfelli’shen Buchhandlung. 1879. Sineller, als es sih erwarten ließ bemerkt der Verfasser der ge- nannten Brochure, der selbst Fachmann is, hat sih die Münz- reform in Deutschland vollzogen. Die Unzahl verschiedener Geldsorten der bis dahin geltenden Währungen find bis auf ca. 4009 Millionen in Einthaler - Stücken eingezogen. Die an ihre Stelle tretenden Reihsmünzen sind in ausreichender Menge vorhanden und werden noch fortwährend geprägt. Das Grgebniß dieser Operationen bis Ende 1877 und ihre Verleihung mit den früheren Zuständen wird in dem vorliegenden Werkchen anschaulich und authentish dargestellt und durch- drei sehr ausführliche Tabeülen erläutert. Der Verfasser hat mithin seiner Aufgabe genügt, wenn er seine Arbeit als einen „Wegweiser für Jedermann“ bezeichnet und ihre praktische Bedeutung besonders betont.

Der zweite und für das größere Publikum ofeabar interefsantere Gegenftand der Betrachtung betrifft die Nachahmungen der neuen deutschen Neichsmünzen. In dieser Beziehung giebt der Verfasser die Falsifikate, welche bisher vorgekommen sind, sowie die Kennzeichen derselben an. Wir erfahren, daß die Goldmünzen am wenigsten der Fälschung ausgeseßt sind. Als sidere Mittel, die Falscbheit einer Münze zu erkennen, gilt núr die Wage uad der Probirstcin, niht aber die Verschiedenheit der Farbe oder die Klanglosigkeit. Die kleine Schrift ist allen Rechnungsbeamten und Geschäftsleuten als werthvolles Auékunftsmittel zu empfehlen.

_— Von der „Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek“ (Lipzig, F. A. Brockhaus) is der XXXY. Band erschienen. Derselbe betitelt sich „Studien zur Spektralan aly se von J. Normann Lockyer, Mitglied der Royal Society zu London." Der Verfasser, welcher dur ein besonderes Verfahren die Vergleichung des Sonnenspektrums mit dem Metallspektrum ermög- licht hat, behandelt in dem ersten Kapitel die Wellen des Wassers, Salls, Lichts 2c., die Wirkung des Prismas und die an- deren Grundlagen der Spektralanalyse. Im zweiten Kapitel werden die Spektralapparate beschrieben und erklärt. Das dritte Kapitel unterrichtet uns von der Entwickelung, welche das Photographiren des Spektrums von Nièpre, Herschel und Draper an bis auf die neueste Zeit genommen hat. Jm vierten Kapitel wird die Spektral- analyse auf die Molekulartheorie (Strahlung) angewendet. Das fünfte Kapitel theilt die Beobachtungen über die langen: und kurzen Linien des Spektrums mit, Das folgende Kapitel beschreibt die Gpektren der Salze. Im siebenten Abschnitt werden die Fortschritte erörtert, welche die Einführung des Spektroskops in die Wiisen- schaft für die Untersuchung der Quantität und Qualität der Vissociation ermöglicht hat. Das achte Kapitel theilt den Standpunkt der Versuche mit, die Spektralanalyse zur quantitativen Bestimmung derjenigen Substanzen zu benugen, zu deren Erkennung dieselbe dient. Kapitel 9 erklärt das Zusammenfallen von Spefktral- linien, und das letzte endlich behandelt die chemis{e Zusammen- scbung der Sonne. 51 Abbildungen in Hol;scnitt und 8 Tafeln von Spektren in Photographie und Farbendruck erläutern die oben \fizzirten wisseaschaftlihzn Erörterungen des Werkes.

BVewerbe und SanDdeL.

_In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung der K o n- tinental-Telegraphen-Compagnie (Aktiengesellschaft) wurde auf Gruad des vorgelegten Rehnungsabschlusses, nachdem dem Di- reftorium Decharge für die Rechnunzen des abgelaufenen (Geschäfts- jahres 1877/78 ertheilt worden war, bes{lossen, die Dividende auf (°/o zu bemessen und den alsdann noch verbleibenden Rest des Jahres- gewinns dem Reservefonds zuzuführen.

Aus dem Geschäftsbericht der Direktion der Aktiengesell- schaft für Bergbau und Hüttenbetrieb ¿PHOntx zu Laar entnehmen wir folgende Mittheilungen : Wie si {on aus der Höhe der fakturirt-n Beträge ergiebt, welche sich auf 120 473 212 kg mit einem Werthe von 13 838 018 Æ, gegen 87 069 157 kg mit einem Werthe von 11769160 4 im Jahre vorher, belaufen, war der Betrieb ein verhältnißmäßig angestrengter und umfangreicher. Die Zunahme des Absaßes an fertigen Waaren beträgt 4 972 325 kg. Für Neubauten und Vorrichtungsarbeiten sind im Ganzen veraus- gabt 71474 Das Konto der Koblengruben hat um die ratirliche Amortisationèquote von 43 747 #4 abgenommen. Das Dienstmaterial steht um 50161 Æ höher zu Bu. Die Magazinbestände zeigen cine Verminderung von 619680 Æ&; es is darauf eine außergewöhnliHe Abschreibung von 85683 A und zwar Ce e e auf die vorräthigen Erze vorgenommen. Jn Folge stärkeren Betriebes und Ankaufs größerer Quantitäten Roheisen und hochmanganhaltiger Erze haben die Kreditoren in laufender Rech- nung um 463 190 Æ zugenommen, wogegen das Guthaben der Lanquiers um 287712 M. vermindeit is. Im Ganzen hat sich incl. der unerhobenen Dividenden das Konto der Kreditoren um 173497 A erhöht. Die Debitoren sind um 1094 906 4 gewach- sen, dagege1 haben Cassa und Portefeuille um 112 365 M abgenom- men. Es kommt dabei eine Abschreibung auf in ihrem Werthe redu- zirte Cffekten im Betrage von 46 200 Æ# in Betracht. Die Reserven haben im Ganzen um 85791. # zugenommen. Die General- unkosten incl. Zinsen betragen 351 635 #4 und haben \ih gegen das Vorjahr um 2d 961 # vermindert. Nach Abzug derselben verbleibt ein Reingewinn von 437 002 4, der durch Abschreibungen, durch Zuschreibungen zum Erneuerungsfonds der Hochöfen (100 000 46) und zum Delcrederefonds, sowie durch Tilgung des vorjährigen Ver- lustes von 89 682 M vollständige Verwendung gefunden hat, so daß die Vilanz per 39. Juni cr. ohne Gewinn und Verlust absch{ließt.

Die Ausweise des britishen Handel3amts für den Monat November sind wiederum ungünstig und zeigen, daß Ein- fuhr und Ausfuhr stetige Rückschritte machen. Der deklarirte Werth des Exports im November betrug 15 961 669 Pfd. Sterl. gegen 16 753 364 Pfd. Sterl. im November 1877 und 16510 627 Pid. Sterl. im November 1876, d. i. eine Abnahme von 4? resp. 38 9%. Die Abnahme in der Ausfuhr vertheilt si ziemli leichmäßig auf die-verschiedenen Exportartikel. Jn den ersten 11 clonatei dieses Jahres betrug der Ausfuhrwerth 178 143 305 Pfd. Sterl. gegen 182 811 567 Pfd. Sterl. in 1877 und 185 325 348 Pfd. Sterl. in 1876. Die Einfuhr verminderte sich im November gegen den ent- sprechenden Monat der beiden vorberg-benden Jahre um 122 resp. 2:3 9%, nämlich von 32 414 372 Pfd. Sterl. und 31 849 648 Pfd. Sterl. auf 25684557 Pfd. Sterl. Der Werth der Ge- treidecinfuhr im November bezifferte sich auf 1992269 Pfd. Sterl... gegen 3 833 493 Pfd. Sterl. im November 1877. n den ersten 11 Monaten dieses Jahres ftellte sih der Einfuhrwerth auf 338 982 932 Pfd. Sterl. gegen 361 045 053 Pfd. Sterl. in 1877 und 344 288 749 Pfd, Sterl. in 1876, eine Abnahme von resp. 22 und 5 Mill. Pfd. Sterl. Die Edelmetall-Bewegung im No- vember umfaßte eine Einfuhr von Gold und Silber im Werthe von 2359361 Pfd. Sterl. gegen 2117 358 Pfd. Sterl. in 1877 und

1871 174 Pfd. Sterl. in 1876, und eine resp. Ausfuhr im Werthe

von 1722735 Pfd. Sterl. gegen 2813 338 Pfd. Sterl. in 1877 und 6 357 315 Pfd. Sterl. in 1876. In den erften 11 Moaaten dieses Jahres b-trug der Import in Gold und Silber 28594 172 Pfd. Sterl. gegen 33 611 697 Pfd. Sterl. in 1877 und 34 860 075 Pfd. Sterl. in 1876, die Ausfuhr 24554 784 Pfd. Sterl. gegen 37 638 977 Pfd. Sterl. in 1877 und 25 995 909 Pfd. Sterl. in 1876.

Frankfurt a. M, 11. Dezember, (W T. B.) Die Fran k- furter Bank hat den Disfont auf g Ma herabgeseßt.

__ Gotha, 7. Dezember. Leipz. Ztg.) Heute is die Aus- führungs8verordnung zu dem Geseße über die Abände- rung der Gewerbeordnung ausgegeben worden. Nach dieser Verordnung bedürfen die aus der Schule entlassenen gewerblichen Arbeiter unter 21 Jahren ohne Unterschied des Ge'chlechts ein Ar- beitsbuch ; entbunden aber sind von der Führung eines solchen Buches Arbeiter unter 14 Jahren, welche eine Arbeitskarcte zu führen haben, sowie Gehülfen und Lehrlinge in Avoth-:ken und Handelsgeshästen. Bezüglißh der A beitsfarten bemerkt die Ausführungs - Verordnung, daß derselben bedürfen: alle Kin- der unter 14 Jahren, welche in Fabriken, in Wr.rkstätten mit Dampfkraft, in Bauhöfen, sowie in Bergwerken, Salinen, Auf- bereitungsanstalten, unterirdish betriebenen Brüchen und Gruben be- schäftigt werden. Für Kinder unter 12 Jahren dürfen aber Arbeits- karten nicht ausgestellt werden. Die Beschäftigung fugendlicher Arbeiter in Fabriken und denselben gleihstehenden Anstalten darf nit stattfinden, bevor vom Arbeitgeber der Ortépolizeibehörde die Auzeige gemacht worden ist ; diese Anzeige muß ersehen lassen, ob in der b treffenden Anlage Kinder zwishen 12 und 14 Jahren und junge Leute zwischen 14 uad 16 Jahren oder nur eine von beiden Alters klassen beshäftigt werd-n sollen. Was die Uater- brechung des Betriebes einer Fabrik oder eine anderweite Regelung desselben betrifft, so soll dieselbe nur gestattet werden, wenn die Natur des Betriebes oder Rücksichten auf die Arbeiter es wünschens- werth machen. Die Rücksichten auf die Arbeiter fees voraus, daß es fich darum handelt, den Arbeitern, sei es dur Abkürzung der Arbeitszeit , sei es in anderer Weise eine Frleihterung zu gea peaa, welche bei JInnehaltung der für die jugendlichen Ar-

eiter geseßlih vorgeschriebenen Pausen im fkonkr.ten Falle nicht dur{führbar sein würde. Bezüglih der Aufsicht über die Aus- führung der Bestimmungen betr. der Arbeitebücher und der Be- schäftigung der Arbeiterinnen und der jugendlichen Ärbeiter bestimmt die Ausführungsverordnung, daß in jeder gewerblichen Anlage jähr- lih mindestens zwei Revisionen vorzunehmen find.

Verkehrs-Anstalten.

Southampton, 11. Dezember. Das Postdampf\chiff „Donau“, Kapitän R. Bussius, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 30. November von News Bork abgegangen war, ist heute 8 Uhr Morgens wohl- behalten hier angekommen und hat, nah Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung, 10 Uhr Morgens die Reise nach Bremen fortgeseßt. Die „Donau“ überbringt 106 Passagiere und volle Ladung.

Berliu, 12. Dezember 1878.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute beendigten Haug der 3. Klasse 159. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

2 Gewinne à 15 000 46 auf Nr. 68 402. 79 876.

1 Gewinn à 6000 #4 auf Nr. 77 172.

1 Gewinn à 1800 4 auf Nr. 18 871.

2 Gewinne à 900 # auf Nr. 15 765. 84 098.

12 Gewinne à 300 # auf Nr. 6097. 10675. 32453. 40 052. 49330. 57 049, 61667. 67505. 68101. 75 379, 81 754. 87 304.

entgleiste in Folge eines Radreifen- bruchs an der Lokomotive der 10 Uhr 15 Minuten Vormittags von Welver abfahrendePersonenzug zwischen dieser Station und Lenningsen, wobei der Zugführer verunglücte. Andere Personen haben Verleßungen nicht erhalten. Voraussihtlih wird das durch den Unfall gesperrte Geleise am 12. Abends wieder fahrbar sein.

Am 11. d. M.

Sangerhausen, 3, Dezember. Ueber Römerfundc in

hüringen wird der „Allg. Ztg.“ geschrieben:

Nachdem im Laufe des Sommers bei den Erdarbeiten der Magdeburg - Erfurter Eisenbahn ia der Nähe von Sangerhausen große Mengen von altgermanishen Urnen und Sfeletten, sowie _mchrere Schmucksachen, darunter \chöône bronzene Armspangen in Spiralform, gefunden worden find, kamen neuerdings auf derselben Strecke bei dem Dorfe Voigtstedt (Kreis Sangerhausen) Alterthümer aus Gold, Silber, Bronze und Thon zum Vorschein, welche sich bei genauerer Untersu zung dur den Vorsißeaden des hiesigen Geschichts: und Alterthumsvereins (Hrn. Direktor Dr. Fulda) unzweifelhaft als Gegenstände altrömi- schen Ursprungs erwiesen; dieselben sind jedoch mit germanischen Urnen untermischt gefunden worden. Dem Urtheil des Hrn. Dr. Fulda, der früher das Antikenkabinet der Stadt Cleve verwaltet und eine Reihe römischer Denkmäler und Fundgegenstände in den Jahr- büchern des Rheinischen Vereins von Alterthumsfceunden hberaus- gegeben hat, ist Hr. Professor Dr. Lindenschmit, der Direktor des Museums in Maiyz, dem sofort Photogravhien der ge- fundenen Gegenstände zugesandt worden waren, in sei- ner eingehenden Rückäußerung beigetreten. Da römische Alterthümer von gleicher Bedeutung in Thüringen bisher noch nicht gefunden worden find, und die Beschaffenheit der zuiällig entdeckten Fundstätte zu der Hoffnung berechtigt, daß weitere Nacwgrabungen noch bedeutendere Ergebnisse liefern werden, fo sollen baldmöglichst arößere Mittel für ein solhes Unternehmen flüfsiz gemacht werden. Der Fund enthält aht Bronzegefäße, die an drei vei due Stel- len zum Vorschein kamen. Darunter befinden \sih zwei Kessel von 24 resp. 21 cm Weite. Der eine derselben hat zwei bewegliche, ftarke ringförmig verzierte Henkel, welche genau auf den Rand auffallen; der andere ist einhenkelig wie ein Eimer, der oval zulaufende Boden beider Gefäße if zerfressen. Ferner zwei Been, deren rößeres 9 cm weit und b:i senkrechten Wänden 9 cm hoch ift. ebnliche Gefäße, unzweifelhaft röômischen oder etrusfkishen Ursprungs, finden fsich in Lindenschmits Publikationen abgebildet. Besser als die erwähnten Gefäße is ein bronzenes fkasserol- e Geräth und ein ähnlich gestaltetes sehr feinlöcheriges Sie En welches leßtere einem bei Overbeck ompeji, Th. 11, S. 79 abgebildeten pompejanischen Gefäße vollkoramen gebe Selbst die Stellung der symmetrischen Linien, weiche die öcher bilden, zeigt dieselbe Zeichnung. Sämmtlihe Bronzegefäße find von ansprechender Form, namentlich eine \{chön ausgeschweifte, aber \{lecht erhaltene flahe Schale, die einem Stück des Hildes- beimer Silberfundes niht unährlich ist. Der bildlihe Shmuck be- {ränkt sich auf einfahe Spirallinien. An dem Fußende eines in der Richtung von Norden nah Süd:n liegenden Skeletts von auf- fallender Größe fand man in der Tiefe von 3 m, außer zweien der erwähnten Grzgefäße, ein Paar Sporen von 14löthigem Silber. Dieselben sind von feiner sorgfältiger Arbeit und von \chöner Form; die jeßt üblihen Räder erseßt ein stumvfer Stachel; die Sporen waren zum Anschnallen eingerichtet (ähnlih wie der an einer vatikanischen Amazonen-Statue noch ertennbare), der eine trägt

nochþ Spuren vonz einer aufgelötheten Goldverzierung in den