1844 / 255 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

tbum Braunschweig. In einem Schreiben aus Brann Fmeig vom 8. September Pri es: Einen originellen t

für die Wichtigkeit der Communications-Erleichterung mittelst Doe erepftcaft bietet hier ps eine Bestellung Hamburgs auf Steine zum Straßen- und Chau see - Pflaster vom Harze, im Werthe von 300,000 Rthlr. Die Steine werden auf der Eisenbahn von Harzburg bis Wolfenbüttel und von dort bis Magdeburg gehen, um von da durch ein Dampfschiff nah Hamburg befördert zu werden, Gewinnt auch die Regierung, da die harzburger Steinbrüche verpah= tet sind, dabei indirekt nichts Anderes, als die Transport-Kosten auf den Braunshweiger Bahnen, so ist doch diese Thatsache einerseits für die vielfah in Frage gestellte Rentabilität der Harzbahn in mehr- facher Beziehung ein Beweis, wie dieselbe andererseits den ärmeren Bewohnern von Harzburg und seiner Nachbarschaft zu einer erfreuli- hen Erwerbsquelle wird, da die Zerkleinerung der Geschiebe seit eini= ger Zeit im Allgemeinen nicht mehr hier in Braunschweig, sondern sofort an Ort und Stelle geschieht.

© Múnchen, 8. Sept. So eben sind Jhre Majestät die Königin von Preußen und Jhre Kaiserl. Hoheit die Erzherzogin Sophie von Oesterreich, von Jshl über Berchtesgaden, Wasserburg 2c. fommend, im erwünshtesten Wohlsein hier eingetroffen. Beide er- lauhteste Frauen nehmen das Mittagsmahl bei Jhrer Königl. Hoheit unserer Kronprinzessin ein und begeben sich gegen 5 Uhr nach Possen- hofen, dem bekannten Landsiß und Lieblings-Aufenthalt der Herzogin Louise, Gemahlin des Herzogs Maximilian in Bayern. Der Aufent= halt Jhrer Majestät in Possenhofen wird drei oder vier, jener der Frau Erzherzogin aber etwa sechs bis aht Tage dauern, Morgen begeben sich auc der Kronprinz und die Kronprinzessin nah Berchtes= gaden, Diesen Morgen hat hier unter pn Theilnahme von Seiten des Publikums, inwieweit sich dieselbe zu äußern vermote, die Einweihung unserer Ludwigskirhe durh den Erzbischof von Mün= hen -Freysing stattgefunden, Se. Majestät der König hat zugleich bestimmt, daß die Skt. Ludwigskirche auch Universitätskirche sein solle, Die Angabe, daß \{on gestern die griehishe Post vom 27, August hier eingetroffen sei, war unbegründet. Dieselbe is noch nicht aus-= gegeben, Briefe aus Triest, die gewöhnlichen Vorläufer, lassen nichts Erfreuliches erwarxten,

Oesterreichische Monarchie.

O Wien, 7. Sept. Die hiesigen größeren Spinnereibesiber hatten die Absicht, Sr. Majestät ein motivirtes Einschreiten für die Herabsetzung des bisherigen Einfuhr - Zolles auf rohe Baumwolle zu übergeben, da dieser Zoll von 1 Fl, 40 Kr. pro Centner, lange {on außer allem Verhältniß zu den seit seiner Stipulirung um mehr als 50 yCt. gesunkenen Baumwollenpreisen, jeßt um so drücckender em- pfunden werde, wo eine 0 bedeutende Herabseßung des Zolles auf Baumwollengarue erfolgt is, Die Fabrikanten haben jedo, dem Wunsche des Hof-Kammer-Präsidiums gemäß, die Ueberreichung die= ses Einschreitens unterlassen, weil ihnen zugleich aufs bestimmteste die beruhigende Versicherung ertheilt wurde, daß eine Herabseßung des Zolles für rohe Baumwolle bereits von der Hof - Kammer beschlossen und beantragt Fei, daher auch unfehlbar demnächst in Wirksamkeit tre- ten werde,

Frankreich.

Paris , 7. Sept. Die in Afrika erfochtenen Siege sind in der Kapelle zu Neuilly ‘vor dem ganzen Hofe durch ein le deum gefeiert worden.

Als die Königin Victoria sich im vorigen Sommer in Eu zum Besuch befand, äußerte sie ihre Bewunderung über die Char-a-bancs, deren sich die Königliche Familie zu ihren Ausflügen in die Umgegend bediente, und wünsthte ein genaues Modell davon zu haben. Statt eines solchen ließ der König einen solchen Wagen selbst im prächtig= sten Styl bauen, der so eben nach England zum Geschenk für Jhre

Majestät abgegangen is, Er soll 78,000 Fr. gekostet haben , und der König war so zufrieden damit, daß er den Arbeitern, die dabei beschäftigt gewesen, noh eine Gratification von 100 Louisdor zu- kommen licß.

Obgleich die Nachricht von der Erledignng der Differenzen zwi- hen England und Frankreih noch nicht offiziell bestätigt war, als die in den heutigen Oppositions - Blättern darüber erschienenen Arti= fel geschrieben wurden, scheinen die Verfasser derselben doch vollkom- men von der Wahrheit des umlaufenden Gerüchts überzeugt gewesen zu sein, und haben die Sache daher als eine abgemachte behandelt. Es bedarf faum der Erwähnung, daß diese aufgebracht darüber sind. Jhre Argumente aber sind so ershöpft, daß es fein Juteresse gewäh- ren würde, weitere Auszüge daraus zu geben.

Ju der Ansicht über die Entscheidung des Oberhauses in dem O'Connellschen Prozeß weichen die hiesigen Oppositions- Blätter von einander ab. Einige sind der Meinung, es würden dem englischen Ministerium daraus große Verlegenheiten erwachsen, andere, die Re- gierung habe selbs zu diesem Ausgange beigetragen, um die Jrlän= tis bei dem drohenden Zustande der auswärtigen Verhältnisse zu ver- öhnen.

, Aus Koustantine vom 24sten v. M. wird gemeldet, daß während der Reise des Herzogs von Aumale nah Setif der Scheik der Ferdschiuah, Bu -Occaz,- sich dem Prinzen unterworfen habe. Dieser mächtige Kabyleu - Chef hatte seit dem Jahre 1841 vor keinem der französischen Befehlshaber der Provinz erscheinen wollen. Aus Tunis hatten sich 60 Douars dortiger Stämme in die Provinz Konstantine geflüchtet, und es hieß, der Kiaja von Kef stehe auf dem Punkt, sih gegen den Bey von Tunis zu empören.

= Parés, 7. Sept. Von guter Hand glaube ih Jhnen fol- gende Notizen über die Ausgleichung zwischen England und Frankreich mittheilen zu können: Die Form, in welcher die französische Regie- rung ihr Bedauern über das von Herrn voz Aubigny gegen Herrn Pritchard eingeschlagene zu strenge Verfahren ausspriht, war 9on Herrn Guizot vorgeschlagen und is vom englischen Kabinette ange- nommen worden, nämlich: „Die französishe Regierung bedaure, daß Herr Prithard durch sein Benehmen den Herrn von Aubigny in die Nothwendigkeit verseßt habe, so hart, als geschehen, gegen ihn einzuschreiten, Die Wuth der Parteiblätter über das abermalige Fehl\chlagen ihrer Hoffnungen auf neue politishe Stürme in Europa, ‘wobei ihre Patrone im Trüben zu fischen gedacht hatten, ist eben so Obe als die Befriedigung aller Freunde des Friedens und der In Folge dieser Wendung der Dinge hat sih die öffentliche Auf- pertiamlkeit wieder der Reise des Königs zum Besuche der Zönigin i eta zugewendet; man sagte gestern an der Börse, alle Anstalten L E la Mt, Indeß is so viel gewiß, daß dieselbe kaum vor ties ire Oktober wird stattfinden können, Die Königin Victoria Ì anv morgen (Montags) ihre längst angekündete Reise nah Schott- Poteilitt t Ab Mau würdigsten Versicherun en zufolge, wird der Aufenthalt Ihrer Majestät im Norden d Ra n: drei dauern, Wenn dann auch die fri en des Reiches an drei Wochen unterbleibt, so wird bi früher vaß oro Reise nah Jrland

s

h s zur Rüdkfe London i in der Of- tober - herangefommen sein, Judeß. [ian immerhin der Of- Königlichen Familie diefe Tage, wie alle Sa n A t

; Joinville klärt sich nun auf.

1378 dem Schlosse Eu abgehen und bei dem jebt eingetretenen herrlichen, ja noch sehr heißen Weiter dort einen Theil des Septembers zubrin- gen. Während seines Aufenthalts zu Eu wird der König sih auch nah Dieppe begeben, um, der von ihm auf ergangene Einladung der Stadt gegebenen Zusage gemäß, der Einweihung der Bildsäule des Admirals Duquesne beizuwohnen.

Noch hat der Druck der „Geschichte des Kaiserreichs“ von Thiers nit begonnen. Aller Wahrscheinlichkeit nah macht der Buchhändler, der das Werk gekauft, troß des enormen Honorars, doch ein vor- trefflihes Geschäft damit; man darf nur an den ungeheuren Absab denken, welchen die „Geschichte der französishen Revolution“ von Herrn Thiers gefunden hat.

Man nennt jeßt die Namen einer Anzahl hervorragender Per- sonen der legitimistishen Partei, welche zur Theilnahme an dem be- absihtigten Kongresse zu Venedig berufen worden seien, darunter die des ehemaligen Ministers Herrn von Villèle, des zu Bordeaux oder in der dortigen Gegend wohnenden Herrn Ravey, mehrmaligen Prä sidenten der Deputirten-Kammer unter der Regierung Ludwig's X V IU., der Herren von Corbiere, Graf St. Priest, Hyde de Neuville, Herzog von Escars, von Pastoret und des Generals Foissac. Allein die bei= den erstgenannten Herren, wohl die bedeutendsten Männer der ganzen Partei, scheinen nicht geneigt, ihre Ruhe dem Parteitreiben von neuem zum Opfer zu bringen, sie haben \\ch, wie man hört, bereits wegen ihrer \{chwächlichen Gesundheit entschuldigen lassen, Auf die Theil- nahme der Anderen wird noch sicher gerechnet. Jndeß dauert die Spaltung unter den Legitimisten fort, troß der Versicherung des Gegentheils in der Gazette de France, und man hat es daher auch gerathen gefunden, von dem ursprünglichen Plane abzugehen, wonach au einige Redacteure der legitimistishen Presse sich nach Venedig begeben sollten. Herr von Genoude, der, mit Unterstüßung eines Theils der Radikalen, sich eben wieder um Erwählung zum De- putirten in einem Wahlbezirke des Departements der Nieder - Loire bewirbt, steht nach wie vor in \roffer Opposition Herrn Berryer gegenüber, und auh das Projekt, die vier legitimistishen Blätter hier in ein einziges zu verschmelzen, das danst unter dem Titel l’Av enuir allen Blättern derselben Partei in den Provinzen den Ton angegeben hätte, is als definitiv mißglückt zu betrachten.

Nachschrift, Das Ausbleiben der Depeschen des Prinzen von Die drei französischen Linienschiffe und die Fregatte „Belle Poule“/ waren am 23, August von Mogador nah Cadix abgesegelt, kaum aber hatten der „Suffren““ und der „Triton“ die hohe See erreiht, a!s die Marokkaner von Mogador aus eine Kanonade gegen die von den Franzosen beseßte Jnsel be gannen. Sogleih wurde dem Linienschiffe „„Jemappes ‘/ und der Fregatte „Belle Poule‘“ Befehl ertheilt, von neuem an der Küste Anker zu“ werfen. Der Prinz befahl der Dampf - Fregatte „Grün=

* Jand‘, den Dampf- Korvetten „Gassendi“/ und „Vedette‘“/ und den

Briggs „Pandoure“ und „Volage““, das Feuer auf die Stadt und die Batterieen zu eröffnen, was auch während zwei Stunden Nach=- mittags geshah. Sobald das feindliche Feuer zum Schweigen ge-= braht war, wurde eine Landung bewerkstelligt, um die seit dem 16ten wieder in Stand geseßten Kanonen zu vernageln. Das Resultat dieser Operation war noch nicht bekannt, als das Dampfschiff abging. Die Dampf-Fregatte „Grönland‘/ war mit dem Dampfschiff „„Vedette““ im Stwhlepptau am 2M4sten von Mogador abgegangen, Sie sollte Depe- chen des Prinzen nah Cadix bringen. Bei Tagesanbruch des 26sten war das Wetter sehr trüb , bald wurde der Nebel \o dicht, daß man vom Hinterdeck des Schisss dessen Vordertheil nicht mehr erkennen konnte, und das Schiff fuhr mit einem starken Stoße auf den Strand.

Nun erkannte man, daß man s\ch drei Meilen südlich von Larrache -

befand. Es wurden alle Anstrengungen gemacht, um das Schiff zu erleihtern, indem man die Masten abhieb, zwei der Kanonen und die Reserve-Anker ins Meer warf. Als um 11 Uhr der Nebel sih etwas zertheilte, bemerkten die Beduinen am Lande die Lage des Schiffs, kamen in großer Anzahl ans Ufer und eröffneten ein heftiges Gewehrfeuer, das sie bis Nachts fortsezten. Die Mannschaft des Schiffs bewies übrigens die größte Festigkeit und befolgte alle Befehle des Capitains, als ob der Unglücksfall an einer befreundeten Küste sich ereignet hätte. Die zwei an Bord gebliebenen Kanonen feuerten auf die Mauren und hielten sie in Entfernung. Als die „Vedette“/ das Feuer hörte, kam sie herbei, richtete ihre volle Ladung gegen den Strand und vertrieb so die Mauren von demselben. Als das Feuern an Bord des „Pluton“ vernommen würde, befahl der Prinz von Joinville sogleih au die- sem Dampfschiff (an dessen Bord er sih befand), nah dem Plabe zu steuern, und ging troß der drohenden Gefahr selbst dahin, um zu sehen, ob Möglichkeit vorhanden sei, das Schiff wieder flott zu machen, Als er aber sah, daß wenig Hoffnung dazu vorhanden set, befahl er, es aufzugeben und in Brand zu stecken, was durch den Capitain selbst geshah. Durh das Gewehrfeuer der Mauren waren ein Mann des „Grönland“ getödtet, dreizehn mehr oder weniger s{hwer verwundet worden. Die Fonds sind heute an der Börse bedeutend gestiegen.

A Paris, 7. Sept. Jn den nähsten Tagen wird der Prozeß des Kassenführers der Jesuiten, der eine Summe von etwa 200,000 Fr, veruntreut hat, zur öffentlihen Verhandlung kommen. Das Geld war nicht Eigenthum der hiesigen Jesuiten, sondern gehörte einigen anderen Klöstern der Provinz Paris, deren Central - Verwaltung \ih hier befindet, Frankreich wird von den Jesuiten in die beiden Pro- vinzen Paris und Lyon eingetheilt, von denen die zweite eine weit größere Anzahl von Klöstern besißt und viel reicher ist als jene. Die Provinz Paris zählt gegenwärtig 14 Klöster oder „Häuser“ und un- gefähr 122 Mitglieder der Gesellschaft Jesu, die in folgendem Ver= hältnisse auf die einzelnen Niederlassungen des Ordens vertheilt sind: in Paris 30, Meß 8, Straßburg 6, Rheims 3, Rouen 4, Nantes 10, Notre-Dame-de-Liesse 4, Vannes 6, Rennes 6, Quimper-Corentin 8, Bourges 8, Laval 15 Paters und 30 Novizen, Cambery 4, St, Achoul 12 Väter und 40 Novizen. An der Spiße der Provinzial-Verwal- tung steht ein Provinzial, der auf je drei Jahre ernannt wird, und ein Prokurator, Der Provinzial und der Prokurator haben jeder unter dem Namen Socius einen Secretair, welcher nit dem Orden und auch nur in den seltensten Fällen dem geistlichen Stande überhaupt angehört, Der Socius des Prokurators is der eigentliche Geschäftsmann der Gesellschaft, derjenige, welcher alle bürgerlichen Angelegenheiten vollzieht, bei denen |st{ch ein eigentlihes Mitglied des Ordens kompromittiren könnte, Der Socius nimmt z. B. alle grö- ßeren Einkäufe vor, wobei er sih unter dem Namen eines Commis- sionairs den für diese Mittelspersonen üblichen Rabatt geben läßt. Der Mann, gegen welchen der ebenerwähnte Prozeß schwebt, beklei- dete jenes Amt des Socius, er muß also im Besibe vieler kleinen weltlihen Geheimnisse der Jesuiten sein, und er hat es ohne Zwei- fel in seiner Hand, sich für die gegen ihn anhängig gemachte Klage empfindlih zu rächen.

Die Finanz = Verfassung der französischen Jesuiten is in einem sehr blühenden Zustande. Das hiesige Klostergebäude, welches die Jünger Loyola’s für 250,000 Fr. angekauft haben, i} wenigstens cine halbe Million werth, und man versichert, daß die Nonnen, denen es gehörte, durch einen gebieterishen geistlihen Einfluß ge- zwungen wurden, es für die Hälste seines Werthes zu ved Die. Provinz Paris besipt nahweislich im Ganzen wenigstens für

zwei Millionen Franken Grund - Eigenthum. Dazu kommen etwa 200,000 Fr. jährlicher Zinsen französischer und österreihisher Staats- Papiere, welche indessen zum großen Theile der Provinz Lyon ange- hören, Die weiteren Einkünfte der französischen Jesuiten bestehen in dem Ertrage ihrer Predigten, der auf 150,000 Fr. angeschlagen wird, in den Almosen für gute Werke, die sie einsammeln, und die ih auf eine ähnlihe Summe belaufen mögen, in 40—50,000 Fr., die ihnen die lyoner Gesellschaft für die Ausbreitung des Glaubens abwirft, in dem Gewinn, den sie aus ihrem ausgebreiteten Handel mit frommen Büchern und Bildern ziehen, und endlich in dem Ertrage der Lehr=- Anstalten, denen sie vorstehen. Man sieht hieraus, daß den Jesuiten bedeutende Geldmittel zu Gebote stehen, von denen man nit zwei- de darf, daß sie sehr wirksam für die Zwecke des Ordens verwen- et werden,

Großbritanien und Irland.

London, 7. Sept, Gestern Abend fand in der Schloß -Ka- pelle zu Windsor mit vieler Feierlichkeit die Taufe des neugeborenen Prinzen, zweiten Sohnes Jhrer Majestät der Königin, statt, welhem die Namen Alfred Ernst Alber t beigelegt wurden. Der Tauf= aft wurde von dem Erzbischof von Canterbury vollzogen; als Tauf- vathen fungirten der Herzog von Cambridge, die Herzogin von Kent und der Herzog von Wellington, als Stellvertreter resp. des Prinzen George von Cambridge, der Herzogin von Sachsen - Koburg und des Prinzen von Leiningen, welche alle drei abwesend waren. Die drei Pathen nahmen ihre Plähe an der linken Seite des Altars einz zur Rechten standen die übrigen Mitglieder der Königlichen Familie und die Gäste in folgender Ordnung: Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen, Jhre Majestät die Königin, Prinz Albreht, die Königin Wittwe, die Herzogin von Gloucester, die Herzogin von Cambridge, die Erbgroßherzogin und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Streliß und der Prinz Eduard von Sachsen - Weimar. Hinter der Köni= gin und dem Prinzen von Preußen standen der preußische, bel= gische, portugiesische und sächsishe Gesandte (die drei leßteren als Familien = Gesandte), so wie der Lord-Kanzler, der Herzog von Buccleugh, Lord Wharncliffe, Sir Robert Peel, Graf Aberdeen und die meisten der übrigen Mitglieder des Kabinets und des König= lihen Haushalts. Die Feierlichkeit begann mit einem Psalm von Palestrina „Sei freudig“ 2c., nah dessen Beendigung Lady Lyttleton den neugebornen Prinzen dem Erzbischof von Canterbury übergab, der ihn nah dem Ritus der Kirche taufte, während der Herzog von Cambridge seinen Namen aussprach, Händels „Hallelujah‘“/ aus dem Chor des „Judas Maccabäus“ beschloß die Kirchenfeier. Sáämmt-= lihe genannte Personen so wie noch eine große Anzahl geladener Gäste wohnten hierauf einem glänzenden Bankett in der St. Ge- orgs-Halle bei. Die bei der Tafel ausgebrachten Toast's galten: 1) „Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Alfred“ (die Musik spielte dazu das „RKule Britannia“); 2) „Sr. Majestät dem Könige von Preußen“ (es folgte das preußische Nationallied „„Landesvater“) 3 3) „Jhrer Majestät der Königin Wittwe (folgte der „Königin Witiwe- Marsch‘); 4) „Jhrer Majestät der Königin“ (folgte das „God save the Quéen‘“9z 5) „Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht“ (folgte der „Koburger Marsch‘).

Jhre Majestät die Königin tritt am 9ten Morgens von Wool= wih aus auf der Dampf = Yacht „Victoria und Albrecht“ ihre Reise nah Schottland an, zur Ceforte dienen derselben die Dampsfschisse „Stromboli““, „Eclair“, „Blazer““, „Volcano“/ und „Prinzeß Alice“, Wie verlautet, wird Sir Robert Peel die Königin begleiten.

Se. Köuigl, Hoheit der Prinz von Preußen kehrte gestern Abend um 11 Uhr mit einem Extrazuge von Windsor nah der Stadt zurü und wird sich heute Abend in Greenwich nah Ostende einschiffen.

Vorgestern Abend gelangte die Nachricht von der Freisprehung O'Connell’s nah Dublin und hat, wie zu erwarten war, dort den lautesten Volksjubel veranlaßt. Sehr zahlreiche Menschenmassen ver= sammelten sich an jenem Tage in Kingstown, um bei der Ankunst des Dampsschiffes, welches den Spruch des Oberhauses überbringen sollte, zugegen zu sein, und ein unendlichhes Hurrah = Geschrei erhob ih, als das Dampfschiff erschien und am Bord desselben weiße Flaggen \sich entfalteten mit der Jnschrift: „Das Urtheil ist vom Oberhause kassirt ; O'Connell is frei.‘ Mit Blizesshnelle wurde die Nachricht verbreitet; an demselben Tage theilten die dubliner Abend- blätter bereits die ausführlichen Verhandlungen des Oberhauses mit, O'Connell empfing die Allen unerwartete Nachricht seiner Befreiung ohne das geringste Zeichen einer Ueberrashung oder Verwunderung. Zahlreiche Freunde besuchten ihn noch im Laufedes Abends, um ihn zu beglückwünschen, so wie überhaupt auf den Straßen Dublins eine allgemeine Bewe= gung der Theilnahme und der Freude sih zeigte, die sich in lauten Demonstrationen, wie bei Ankunft des Dampfschiffes in Kingstown, in S(luminationen der üfentlihen Häuser, Glocktengeläute und anderen Freudenbezeugungen aussprah. Doch wurden Friede und Ordnung nicht gestört. Es war noch ungewiß, wann die Gefangenen aus dem Gefängnisse würden entlassen werden, ob auf Geheiß der dortigen Regierung am nächsten Tage oder erst heute nah Eingang des Ge= richts - Befehls des Oberhauses. Eine Prozession der dubliner Bürgerschast, den Lord - Mayor an der Spiße, beabsichtigte, O'Connell im Gefängnisse abzuholen und ihn auf einem Triumph= wagen nah seiner Wohnung zu geleiten. Eine außerordentliche Ver= sammlung der Repeal - Association zur Begrüßung O'Connell®s war ebenfalls auf gestern angesagt.

Ueber die Bedingungen, unter denen das gute Einverständniß zwischen England und Frankrei wiederhergestellt worden is, wie der einzige Paragraph von Bedeutung aus der Königlichen Schluß-= Rede des Parlaments gestern verkündete fehlt es noch an authen= tischen Nachrichten, indeß sheint man allgemein die darüber von der Times gemachten Mittheilungen für wohlbegründet zu halten, denen zufolge ich die Genugthuung auf die Verseßung d'Aubigny's von Otaheiti und die Entschädigung Pritchard's beschränken würde. Die Opyositions-Blätter bezeigen sih über ein solches Resultat, wie leicht begreiflih, höchst ungehalten, zumal da die britische Regierung si verpflichtet zu haben scheint, den Konsul Pritchard nicht wieder in Otaheiti anzustellen; man will kein Verhältniß in dem Maß der Ge- nugthuung zu der ministeriellen Bezeichnung de A det Fran= zosen als grobe Gewaltthat erkennen, un va die Minister der Schwäche an. Die ministeriellen s Red A f ein solches Resultat und freuen si dessen auf Grund der Ersparniß Hunderter von Millionen Geld und Tausender v Menschenleben.

Die Lerheit der Thronrede und die allgemein gehaltenen Para=

j L { Angelegenheiten des Landes sind ein ergie=- graphen über die inneren Z. Ler estrigen und / ergie biger Stoff sür die Angriff Aus Lis Fi heutigen Oppositions= Blätter gegen das Ministern, uch die Times spricht sich tadelnd

4 t eigt dabei ihren wenig ministeriellen Charakter. Am darüber aus und 32, g; 4 ara auffallendsten findet die Times, daß darin Jrlands mit keiner Sylbe erwähnt werde: Sie meint, es sei geschehen, weil die Zeit zwischen dem Urtheil des Oberhauses und der Schluß-Sibung des Parlaments

furz gewesen sei, um die zu gebrauchenden Ausdrücke gehörig zu Lherlegen5 eine wiederholte Erklärung gegen die Repeal, welche die Times als erforderli bezeihnet, würde indeß ohne Zweifel in der Thronrede eben st6 wenig am rechten Plabe gewesen sein, als Aeuße= rungen versöhulicher Art, welhe in dem gegenwärtigen Augenblide natürlich nur als Schwäche gedeutet worden fein würden,

Viel Gerede verursacht es, daß gerade der jeßige Moment zu einer Veränderung der Vertretung des Ministeriums im Parlamente gewählt worden ist, durch welche einer der heftigsten Gegner Jrlands im Ministerium gewissermaßen außer Aktivität geseßt wird. Lord Stanley nämli, der Kolonial-Minister, tritt, wie gestern bereits er- wähnt, durch Uebernahme des Amtes eines Steward der Chiltren Haundreds (befanntlich eine Sinecure, welhe von den Ministern be- reitwillig den Unterhaus-Mitgliedern eingeräumt wird, die ihren Kom-= mittenten ihr Mandat zurückzugeben wünschen) aus dem Unterhause, und wird, unter Beibehaltung seines Portefeuille, demnächst in das Oberhaus verseßt werden, wohin ihn, dem gewöhnlichen Laufe der Dinge zufolge, erst der Tod des Grafen von Derby, dessen ältester Sohn er is, berufen würde. Die ministeriellen Blätter erklären dieses Arrangement einzig und allein aus der Nothwendigkeit, daß das Ministerium im Oberhause in red- nerisher Hinsicht besser vertreten werde, als dies seit dem Tode Lord Fibgerald's, der Abwesenheit Lord Ellenborough's und der Kränklich= feit des Grafen von Ripon der Fall sei; die Oppositions-Blätter da-

egen möchten in der Maßnahme gern die Absicht des Ministeriums A versöhnlicheren Maßnahmen in Bezug auf JFrland Gehör zu eben und dieselben dadurch möglih zu machen, daß es den erbittert- ften Gegner Jrlands von dem Wahlplaße entfernt, auf welchem die Kämpfe darüber in der nächsten Session ausgefochten werden müssen,

Das Linienschiff „Collingwood““, welches bestimmt ist, den Ad=- miral Seymour nah der Südsee zu bringen, wo er das Kommando der britischen Escadre übernehmen wird, hat endlich gestern Befehl zum Absegeln erhalten und wird vermuthlich heute Morgen Ports=- mouth verlassen haben. Dem Vernehmen nach haben die Schiffe „Dublin“ und „Amerika“, beide von 59 Kanonen, Befehl, den Ad- miral in Valparaiso zu erwarten, von dessen offenem und entsclossenem Charafter man erwartet, daß es ihm gelingen werde, die britischen Interessen in der Südsee gegen jede Gefährdung zu shirmen. Die Berichte aus den verschiedenen Seehäfen lauten übereinstimmend dahin, daß man sich, ungeachtet der friedlichen Wendung der Dinge, noch immer mit der Jnstandseßung der advanced ships eifrig beschäftige.

Vet oel.

Brüssel, 8. Sept. Der König hat sich gestern um 11 Uhr Vormittags, in Begleitung des Generals d'Hane, nah Ostende bege- ben, um dort den Prinzen von Preußen bei dessen Rückkehr von England zu empfangen. Bei der Hinreise des Prinzen befand si der König bekanntlich auf seinem Schloß in den Ardennen, Der Prinz von Preußen wird niht, wie es Anfangs hieß, über Brüssel zurück- kehren ; Se. Königl. Hoheit hat nur, um ciner Einladung des Kö- uigs der Belgier zu folgen , sich entschlossen, in Ostende zu landen; von dort aber wird Höchstderselbe sogleich über Antwerpen seine Reise dur die Niederlande nehmen, Auch der preußische Gesandte, Frei- herr von Arnim, begiebt sich mit dem besonderen Zuge des Königs nach Ostende.

Der heutige Moniteur bringt in seinem amtlichen Theil fol- gende Königliche Verordnung über die Behandlung der preußischen Schiffe und über die Einfuhr der Weine und Seidenwaaren des Zoll = Vereins. :

„Leopold, König der Belgier u. #. w. Auf den Vorschlag Unserer Mi- nister des Jnnern und der Finanzen haben Wir verordnet und verordnen, wie folgt: Artikel 1, Die preußischen Schiffe sind fortan in den belgi- schen Häfen keinen anderen Tonnen- und Lootsengeldern mehr unterworfen, als denen, welche die cinheimishen Schiffe zu entrichten haben, Die Sus- pension der Erstattung des Schelde-Zolls ist mit Hinsicht auf die preußischen Schiffe aufgehoben. Artikel 2, Der Zoll auf die aus dem Zoll-Verein herrührenden Weine is zu Lande wie zur See sür Weine in Fässern auf 50 Cent, für das Hectolitre und für Weine in Flaschen auf 2 Fr, das Hectolitre herabgeseßt; die jeßt auf denselben Meinen stehende Accise - Ab- gabe is um 25 pCt. reduzirt. Artikel 3. Der Einfuhrzoll, welcher jeht auf den aus dem Zoll-Verein herrührenden Seidengeweben steht, is um 20 pCt, vermindert. Unser Finanz-Minister ist mit Vollziehung beauftragt. Gegeben Brüssel, 7. September 1844,“ ; :

Jn seinem nicht amtlichen Theil bemerkt der Moniteur, diese Verordnung werde zur Folge haben, daß der Mehrzoll, mit welchem belgishes Eisen bei seiner Einfuhr in Preußen vom 1, September an belastet worden, unverzüglich, ohne die Auswechselung der Ratificationen des Traktats abzuwarten, aufhören werde.

General Jacqueminot is, von seiner Unpäßlichkeit vollkommen hergestellt, vorgestern nah Paris abgereist.

Im verflossenen August haben die Dampfschiffe zu Ostende in 45 Fahrten 2288 Passagiere von England gelandet; im August vo- rigen Jahres belief si die Zahl dieser Passagiere auf 1325; sie hat sih also seitdem fast verdoppelt.

Schweden und Üorwegen.

Stockholm, 4. Sept. Dem Vernehmen nah soll nah Ab- lauf der allgemeinen Königstrauer am 8ten d. M, auf drei Wochen Hosftrauer angelegt werden, nah deren Beendigung erst die Krönung stattfinden wird,

S panien. Madríd, 1. Sept. Die jebt als gewiß zu betrahtende Ver-

Æ änderung im Kabinet wird, dem Vernehmen nad, in Folgendem be- # stehen: Narvaez wird Conseils-Präsident ohne Portefeuille oder Bot- hafter am französishen Hofe und, wie man sagt, unter dem

Titel eines Herzogs von Torrejon und Ardoz, zum Grand von Spa- uien erhoben; Martinez de la Rosa übernimmt das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und der Marquis von Casa Jrujo das

# der Finanzen.

Griechenland.

6 Athen, 27. Aug... Jch muß fast bezweifeln, daß mein Brief vom 21sten Jhnen zugekommen sei, weil die Post, mit welcher er abging, bei ihrem Uebergang über den Jsthmus von Korinth durch eine etwa vierzig Mann starke Bande überfallen, bedeutender Sum= men beraubt und der Jnhalt des Brieffelleisens auf der Straße zer= streut worden is. Jedenfalls werde es zu spät sein, das damals Geschriebene zu wiederholen *), Die Passagiere kamen glücklih durch, denn die Räuber hatten es blos auf den Geldwagen abgesehen. Die- ser Unistand unterstübt die hier allgemein verbreitete Ansicht, daß jene Klephten =- Expedition von Athen aus unternommen worden sei, es werden sogar manche Stimmen laut, welhe der Sache einen politi=- hen Charakter geben wollen und behaupten, die Partei des gefalle= nen Ministeriums sei dieser Unternehmung eben so wenig fremd, als der Emeute vom 16ten,

__ Das neue Ministerium hat bis jeßt noch wenig Thätigkeit ent- wickelt und scheint vor Allem sein Augenmerk auf Beruhigung der im höchsten Grade aufgeregten Gemüther zu richten, aus diesem Grunde cheinen auch die Wahlen von Athen noch nicht wieder begonnen zu haben, Außer den großen Schwierigkeiten, welhe der Zustand des Landes, der Kassen und der Armee dem Ministerium bietet, wird seine \{chwächste Seite, nämlih die Einigkeit der heterogenen Stoffe, aus welchen es zusammengeseßt is, mit einer außerordentlichen Thätigkeit von Seiten der gefallenen Partei ausgebeutet, und es bedürfte einer

*) Der lebte uns zugekommene Brief is vom 20. August, Anm, der Red,

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utehr als gewöhnlichen Selbstoerleugnung von Seiten der neuen Chefs, um diese Klippen zu umgehen. Denn mit großer Geschicklich- feit wird von Seiten der abgetretenen Minister und ihrer griechischen und fremden Freunde der Umstand benußt, daß die Peloponeser kei- nen einzigen Repräsentanten in dent neuen Ministerium haben, um sie gegen dasselbe aufzureizen. i ; z

Zum Sglusse will ich Jhnen noch einen pikanten Beitrag zur Sittengeschihte geben. General Grisiotis, ein Deputirter, hat kürz- lich bei Chalkfis den Major Servas, seinen Verwandten, gleichfalls Deputirter, in Begleitung einiger Bewaffneter, des Nachts aus sei nem Bette geholt, an das Meeresufer geführt und ihn eigenhändig fo lange durhgeprügelt, bis er liegen blieb, Als Grund dieser prompten Justiz wird angegeben, daß Servas, für Maurokordatos Juteresse gewonnen, die Wahl desselben in Karysto dadurch möglich gemacht, daß er ein falsches Empfehlungs-Schreiben den Wählern des Grisiotis vorgezeigt. Servas is gegenwärtig in Athen, um sich zu beklagen, es wird viel von dieser Gewaltthätigkeit gesprochen, doch is {wer vorauszusehen, welches Gewiht man darauf legen werde, neben den 3—400 Unglüdlichen, welche in Folge der durch das vorige Ministe- rium verlängerten Wahlkämpfe ihr Leben eingebüßt haben, ohne daß es Jemanden eingefallen sei, die Thäter zur Verantwortung zu ziehen.

Die Gewerdbe- Ausftellung der deutschen Bund es- und Zollvereins-Staaten. (Vergl. Allg. Preuß. Zt g. Nr. 227, 238, 240, 242, 243, 248, 249, 252, 253 und 254.)

XI. Papierfahbrication.

1 Berichtigung.

Die Behauptung in dem die Gewerbe - Ausstellung betreffenden Artikel der Allgemeinen Preußischen Zeitung vom 11. Sep- tember, j i F

wonach einem Etablissement durch ein Patent für die Dauer von

15 Jahren das Monopol der Maschinen-Papier=-Fabri-=-

cation gesihert worden, is ungenau,

Das dem Joseph Corty am 13. April 1828 ertheilte Patent erstreckte sich nur auf diejenige Vorrichtung zur Anfertigung von Papier ohne Ende, wie sie durh Zeichnung und Beschreibung nieder= gelegt worden. Es war mithin weit davon entfernt, ein Monopol auf die Anfertigung von Maschinenpapier überhaupt zu sein, welches der preußishen Gesebgebung entgegenlaufen würde. Deshalb konnte denn auch shon im Jahre 1831 am 22, Februar dem Daniel Brü= ninghausen ein Patent auf 10 Jahre für eine andere Maschine er=- theilt werden, Papier ohne Ende zu fertigen. i

Jenes Patent konute hiernah die Papier-Fabrication nicht noth- wendig während seiner ganzen Dauer von funfzehn Jahren, sondern nur, wie alle Patente, so lange lähmen, als es keine andere und bessere Maschinen gab, und so hat sich die Sache auch in der Wirk- lichkeit gestellt, wie der Eingang von Maschinen aus dem Auslande für andere Fabrikanten während der Dauer des Patents beweist.

Gaudschau und Co. in Berlin haben nicht Papiere, sondern Pappen in allen Stärken und Qualitäten ausgestellt.

X11. Mathematische und optische Instrumente.

Es liegt in der Natur der Sache, daß bei den mathemati- \chen Meß=-Justrumenten wenig mehr als die Namen der Ver= fertiger angeführt werden kann. Das, was bei ihnen den eigentlichen Werth ausmacht, die Genauigkeit in der Ausführung, läßt sich bei dem bloßen Anblick nicht erkennen, und die Mittel der Prüfung kön- nen hier nicht angewandt werden, Neue Erfindungen und Constructio- nen sind theils hier schwieriger als in anderen Fächern und werden {werlich für die Ausstellung aufgespart bleiben, theils erfordern sie, bei der Vollkommenheit, -mit der im Allgemcinen jeßt die Werkzeuge gemacht werden, eine um \o reiflihere Prüfung, ob sie auch wirklich bewährt sind. Glücfliherweise überhebt der bewährte Ruf der mei- sten Werkstätten der Nothwendigkeit, die Güte der Arbeit zu ver= sichern, und wenn auch manche Namen vorkommen, die mehr in den engen Kreisen, in der Nähe des Wohnorts der Verfertiger, bekannt sind, als in Deutschland überhaupt, so zeigt doch auch der bloße An- blick, daß die Fortschritte in diesem Fache in der That hon Gemein- gut der Nation geworden sind und niht blos in den Hauptstädten allein die kleineren Instrumente, die am häufigsten gebranht werden, mit einem gewissen Grade von Eleganz und Zweckmäßigkeit verfer- tigt werden. Etwas nämlich läßt si{ch immer aus dem bloßen Anblick ließen. Wenn die Theile, auf die es besonders ankommt, zwed mäßig und einfach konstruirt sind, wenn der Festigkeit und Symmetrie der Theile das Uebergewicht gegeben is, was ihnen gebührt, so kann man mit größerem Vertrauen auf die Güte des Ganzen schließen. So bei den Nivellir - Justrumenten und den damit verwandten Theodolithen und ähnlichen, die vorzüglih zahlreichß (vielleicht wegen des so hervortretenden Bedürfnisses) von Kassel Breit- haupt (Nr. 1689 des Katalogs), Breslau Nösselt und Pinz- ger (888), und hier in Berlin von Mehreren: Weymann und Krüger (186), Dörffel (195), Grunow (196), Baumann (1985), Oertling (192), Lewert (208), Schiek (1944) u. A, ausgestellt sind. Die Constructionen sind sich sämmtlich ähnlih, am elegantesten vielleiht bei ‘den drei oder vier zuleßt Genannten, bei denen wohl noch hervorgehoben werden kann, daß cs höchst erfreulich ist, zu sehen, daß Herr Schiek, dessen Thätigkeit fast gänzlich durch die M ikroskope beschäftigt is, doch auch nicht ganz den eigentlich messenden Justrumenten entsagt hat, und sonach später vielleicht ein- mal zu seinem früheren Geschäft zurückkehrt. Aehnlich verhält es sich mit den Reißzeugen und Transporteuren, die aus deu südlihen Deutschland, von Haff in Pfronten bei München (2578), Schäfer in Nürnberg (1362), aus dem mittleren, Hölbe in Thü- ringen (1634), Nietshmann in Halle (7141) und hier am Orte Oldendorff (214), Lüttig (1938) u. A., oder noch nördlicher Möller in Königsberg (966) in ganz ähnlicher Form und Eleganz sih zusammengestellt finden. .

Noch mehr kann man si über die verhältnißmäßig größere Zahl von Werkstätten wundern, welhe Spiegel -Sextanten, kleinere oder größere, und Spiegelkreise geliefert haben, Man sieht deren von Kosbü in Hamburg (1860), der zugleih eine recht vollständige Sammlung von nautischen Justrumenten, Boussolen in verschiedener Gorm 2c. geliefert hat, von Hunßinger (1889) ebendaselbst, selbst gus dem inneren Deutschlaud von Breithaupt in Kassel, Zwez in Eisenah (2245), ferner Nobert in Greifswald (2124), Oert- ling (192), so wie Pistor und Martins von hier (1991).

„Die Sextanten sämmtlicher Werkstätten scheinen keine wesentlichen Abänderungen in der Construction erlitten zu haben, mit Ausnahme des Patent-Sextanten von Pistor und Martins, bei dem eine wesent- lich neue Jdee den Gebrauch des Justrumentes \o erweitert, daß man damit selbst einen vollen Halbkreis messen kann. Ohne in das Detail einzugehen, möge es genügen, zu bemerken, daß durch Einführung eines Prisma's statt des kleinen Spiegels es möglih war, den gro- ßen Spiegel so nahe in die Verlängerung der Gesichtslinie zu brin- gen, daß man rechter und linker Hand Gegenstände messen und da- bei entgegengesebte Nonien zugleih benußen kann, Dasselbe hat Oertlîing auf anderem Wege zu erreichen gesuht durch seinen Spie-

| sentliher Umstand betrachtet zu werden braucht.

gelfreis, bei welhem alle Strahlen, welhe ín das Auge kommer, durch doppelte Reflexion von dem völlig belegten kleinen Spi el zu=- rückgeworfen werden. Die neue Construction von Pistor und Mar= tins hat noch das eigenthümliche, daß sie sehr gute Spiegel bedingt, weil gerade in der Nähe des Nullpunktes der Winkel, unter wel- hem die Strahlen auf den großen Spiegel fallen, sehr klein is. Die Justrumente haben die Probe sehr gut bestanden.

Auch die so höchst ingeniöse Erfindung des Engländers Dent, das sogenannte Dipleidoskop, ist von den beiden zuleßt genann- ten Werkstätten ausgeführt. Ein Instrument dieser Art von Pistor und Martins, was seit zwei Monaten mit keinesweges allzugroßer Vorsicht aufgestellt i, hat völlig bewährt, was sih von der o elc- ganten und vielleicht noch weiterführenden Jdee von Dent erwartet ließ, daß man nämlich dur bloßes Hineinsehen den Augenblick des Mittags innerhalb einer halben Sekunde erhalten kann, und folglich ein sehr einfaches und sicheres Mittel hat, auch an entlegeneren Ori= haften die Zeitbestimmung scharf zu bekommen. Freilich erfordert die erste Aufstellung eine genaue Berichtigung.

Außer diesen für den allgemeinen Gebrauch bestimmten Jn=- strumenten sieht man auf der Ausstellung die Theilmaschine von Oertling, mit allem Apparate, so daß sie selbst an Ort und Stelle einen Sextanten getheilt hat, Gewiß war es angemessen, in einer Ausstellung, wo die größeren Maschinen so würdig vertreten sind, auh eine Maschine auszustellen, auf welher die Genauigkeit des Winkelmaßes so wesentlich beruht, wenn diese Theilmaschine au feineêweges die einzige oder größte hier existirende is. Die Vor= liebe, mit welher der Künstler (welhen das Finanz = Ministerium da- bei unterstüßt hat) sein Werk ausgeführt, zeigt sih bei der Un= tersuchung der einzelnen Theile auf das erfreulihste. Selbst die Art der Bewegung durch einen elektromagnetishen Rotations-Apparat, so daß nah der ersten Einstellung keine menshlihe Hand mehr thätig zu sein braucht, da die Maschine bei der Beendigung sih selbst aus= löst, hat etwas Anziechendes, wenn es auch gerade nicht als ein we- Mehr Gewicht möchte die einfahe und sere Einrichtung haben, wodurch das Reißwerk, was sons ganz dem bei den anderen ähnlichen Maschinen angewandten zu gleichen scheint, abwechselnd eine \{hnellere Bewe= gung bei dem Vorrücken und eine langsamere bei dem Ziehen der Kreise erhält. Vielleiht der wesentlihste Theil und, so viel bekannt, eine neue Jdee is die Art, wie die Theilung durch eine Schraube, welche an der Peripherie des dreifüßigen Kreises eingreift, in Ueber- einstimmung gebracht is mit der nothwendig genaueren und ursprüng= lich durch Mikroskope und Fühlhebel aufgetragenen. Da troß der mit aller Sorgfalt ausgeführten Schraube und des gezahnten Ran- des, in den sie eingreift, doch nicht zu vermeiden is, daß einige fleinere Abweichungen nah und nah sich zu einer merklichen Größe anhéäufen, so sind an den Stellen, wo diese Summirung bis zu einer Sekunde stieg, Stifte an dem Kreise befestigt, welche durch Umdrehung eines Drillings, entweder in dem, einen oder ande- ren Sinne, je nachdem sie oben oder unten ihn fassen, den An= \chlagëpunkt, wo die Schraube zur Ruhe kommt, nachdem sie fort= gedreht ist, so ändern, daß diese Unterschiede zwishen Schraube und Mutter - Theilung immer in den engsten Gränzen gehalten wird. Auch is} die ungleiche Pressung der einzelnen Theile des Kreises durch zweckcckmäßige Vertheilung der Gegengewichte vermieden.

Unter den Seh=Fustrumenten ragt, wie zu erwarten war, die münchener Werkstatt von Merz (Ubschneider und Fraun=- h ofer 2577) dur ein 12zölliges großes Objektiv vor allen hervor. Man kann allerdings bedauern, daß der Werth dieses Hauptstücks nur dem Kenner deutli wird, da die Wirkungen natürlich nicht gezeigt werden fönnen. Indessen bedarf doch in der That diese Werkstatt nicht einer besonderen Empfehlung durch sichtbare Darstellung dessen, was mit ihren Justrumenten geleistet werden kann. Mehr Gewicht mußte darauf gelegt werden, daß bei dem zahlreihen Besuch, dessen sich die Ausstellung erfreut, das kostbare Glas feine Beschädigung er= leiden könne, und hierfür sheint die horizontale Lage am zweckmäßig= sten, Eine doch immer nothwendige Glasbedeckung würde auch bei vertikaler Aufstellung nicht erlaubt haben, ganz von der Reinheit des Glases durch den bloßen Anblick sih zu überzeugen, während der ge- nauere Besichtiger sie jeßt auh so erkennt.

Außer dieser Anstalt hat noch Geiger in Stuttgart (1454) ein Dopyel-Objektiv eingesandt, was indessen, da es zu einem Daguer= reotyp-Appyarat gehört, strenge genommen nicht zu den hier erwähn= ten Justrumenten gezählt werden kann, und die bisher, bei uns we- nigstens, nur durch kleinere Fernröhre bekannte Werkstatt von Woerle Erben in Kohlgrub (41332) hat aht verschiedene größere Auszugs= Fernröhre und au ein dialgtisches geliefert, so wie auch von S chwa i= ger in Augsburg ein Fernrohr vorhanden is, Von anderen Anstal= ten, die sich aus\ch{ließlich und selbstthätig mit Verfertigung von Fern= röhren beschäftigen, sind feine vorhanden.

Zum Besten der durch Nebershwemmung Ver- unglücften in Hst- und Westpreußen. Vorlesung, dramatischen, epischen und humoristishen Jnhalts, im Saale des Englischen Hauses (Mohren - Straße Nr. 493) am Sonnabend, ten 14ten d. M., Abends 7 Uhr. Programm: 1) Aus Janko, der ungarische Roßhirt, von Karl Be ck. 2) Aus den Verwandlungen des Abu Seid von Serug, die Makame: Der Schulmeister von Hims, aus dem Arabischen des

| Haries von’ Fr. Rücker t. 3) Humoristische Vorlesung von Saphir:

Sympathie, Antipathie , Allopathie, Homöopathie , Hydropathie oder Variationen über das Thema: Menschheit, gieb Dein Geld her! Julius Schramm.

Da Herr Julius Schramm diese Vorlesung zum Besten der durch Ueberschwemmung Verunglückten in West- und Ostpreußen halten will, so glauben wir auf eine zahlreihe Theilnahme um so mehr renen zu dürfen, als es unter diesen Umständen einer besonderen Empfeh=

| lung nit erst bedürfen wird.

Billets sind bei dem Restaurateur Herrn Reich im Englischen Hause, in der Gropius\hen Buch - und Kunsthandlung Bauschule Laden 412 und des Abends an der Kasse zu 15 Sgr, zu haben.

Berlin, den 10. September 1844,

Der Central = Verein zur Unterstüßung der durch Uebershwemmung Verunglückten in West- und Ostpreußen.

Magnus. von Patow. von Olfers. Messershmidt. Meyen.

Skalley.

Eisenbahnen.

Laut einer von der Hannoverschen Ztg. wiederholten Mit= theilung der Oftfriesischen Ztg. aus Emden vom 6. September haben Se. Majestät der König, auf desfallsiges Gesuch des ostfriesi= \hen landschaftlichen Administrations-Kollegiums, zu bestimmen geruht, daß Privat - Unternchmern die Anlage von Eisenbahnen auf Actien, von Emden über Leer und Lingen zur preußischen Gränze auf Mün= ster, und von Lingen über Osnabrück zur preußishen Gränze auf Bünde, gestattet, auch im Falle der Ausführung diescs Unternehmens die Wirksamkeit der Gesehe über die Veräußerungs - Pflicht Behuss

Eisenbahn-Anlagen auf dasselbe ausgedehnt werden solle