1844 / 262 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

bei ina enden Bemerkungen über die ausgestellten Farbstoffe des na ep rcdträglich eingegangene Chemifalien zu erwähnen.

Waid, dessen Anbau und ubereitung vor Jahrhunderten, che

i Europa eingeführt war, in Thüringens güldener Aue vieler Hände beschäftigte, wird jebt in ver- mindertem Maße gebraucht und au an anderen Orten, außer Thü ringen, fultivirt, Er fommt theils, wie ehedem aussließlich, präpa- rirt, theils, wie erst in neuerer Zeit geschehen, blos getrocknet in den Handel. Kayser in Rathenow (527) hat diesjährigen Pastel-Waid präparirt ausgestellt. h

Ein neuerer Artikel ist Knoppern-Extrakt für Färber und Zeug= druckder. Zwei Firmen haben solches eingesendet. Börer und Por- zelius in Regensburg (1342), ferner Engelhardt daselbst (2194), Beide haben auch das Material, die Knoppern selbst, beigelegt. Hillert in Breslau (897) hat eine Probe Gallus (?) aus Eichen= holzspähnen diesjähriger Saftzeit gesendet. Man hat vor kurzem in Böhmen begonnen, aus Eichenholz ein gerbsäurehaltendes Extrakt zu bereitenz von diesem sind Proben unter der Benennung Schnell- Tintenpulver (2899) von Eyring in Wittingau ausgestellt.

Persio (Cudbear) und Orseille werden, außer in England und Frankreich, au in Thüringen gefertigt. Mehrere Proben des ersteren und eine der lehteren sind von Dietel in Eisenach (2247) angelangt. Bei- derlei Material wird aus Flechten bereitet, von denen die zum ersteren bestimmten, von den kanagrischen Jnseln, aus Lima, die für die lebteren aus Afrika kommen. Man benußt die fertigen Farbewaaren zu Blau und verwandten Farben in der Wollen- und Seidenfärberei, j

Jn der neuesten Zeit hat man in Frankreih aus dem Krapp ein fonzentrirteres Farbmaterial unter dem Namen Garancine dargestellt ; ein Gleiches i bereits in Deutschland mehrseitig versucht worden, so in Elberfeld, in Böhmen, in Schlesien. Zwei Aussteller haben Pro- ben eingereiht, Fleisher (2059 und 2758) und Pöhlmann, aus Breslau, Beide haben, um die Leistungen ihres Fabrikats an- \chaulih zu machen, Kattune beigefügt, welche damit gefärbt worden sindz Fleisher außerdem noh fige Stücke mit französisher Garan- cine dargestellten Kattuns zur Verg eihung mit dem seinigen. Vor wenigen Tagen hat auch noch die Kattundruckerei von Nauen und Löw e hierselbst Kattunproben ausgestellt , welhe mit selbstbereiteter Garancine ausgefärbt worden sind. Sämmtliche bis jebt angestellte Versuche haben das sehr erfreuliche Resultat geliefert, daß durch aus \hlesishem Krapp dargestellte Garancine ein Roth erzielt werden kann, welches dem aus französischer Garancine erhaltenen nit nahsteht!

Vitriole, Eisen- und Kupfervitriol , #0 wie aus beiden gemischte sogenannte Adlervitriole, Zinkvoitriol, au Eisen-Alaun, eine Verbin- dung von s{hwefelsaurem Eisenoxyd mit \hwefelsaurem Kali, so wie gewöhnlihen Alaun hat Ch. Rhodius auf der Sternenhütte bei Linz a. Rh. (Kat. 2153) auch das Vitriolwerk zu Silberhoff- nung bei Beyerfeld im Königreich Sachsen (2234) eingesendet.

Der Cisenvitriol wird entweder durch Selbstoxydation des mit weniger Schwefel verbundenen Schwefel-Eisens, oder durch Zerseßung des Schwefelkieses (höher geschzwefelten Schwefel - Eisens) vermittelst Rösten bereitet,

Solches für Vitriolbereitung geeignete Schwefel - Eisen, wie es

zu Kamnig bei Münsterberg in Schlesien im Torf enthalten is, außer-

dem aber verschiedene Sorten Eisen- und gemischter Vitriole sind von dem Vitriolwerk zu Shmelzdorf bei Neiße, und zu Kamnig (Kat, 2444) und von Püttner?s Sohu zu Balden, Kreises Ober= franken, (1357) ausgestellt.

Alaun haben noch eingesendet: M. Jäger Sohn in Köln (2134), nebst dem Rohmaterial Braunkohlen und deren Asche so wie den zur Fabrication erforderlichen Zuschlägen. Ferner Rho- dius (2153), vergleiche das Vorstehende; Püttuer?s Sohn zu Balden (1357).

Zu den îm früheren Berichte bereits angegebenen Bleizucker- Proben gesellen sh noch die von Bischof und Rhodius Söhne in Sinzig (2152) gelieferten Proben. j

Ausgezeichnet is die Sammlung von Alkaloiden und deren Salzen, so wie verwandter organischer Stoffe, welche Merk, Apo= theker und Fabrikant in Darmstadt, (1734) zur Ausstellung gesendet hat. Der Herr Einsender ist bereits durch die Darstellung der Al- faloide in der Wissenschaft, so wie in der Technik rühmlich bekannt, Neben größeren Mengen von Morphin, Strgchnin und deren Salzen, Salicin, Stoffe aus dem Opium, der Brechnuß und Weidenrinde, dem Meconin, Narcotin, die si gleichfalls im Opium vorfinden, sind noch kleinere Proben von anderen Alkaloiden, organishen Säuren, Salzen und analogen Stoffen, unter anderen Thëin, dem eigenthüm- lihen Stoff aus dem Thee, zur Beschauung ausgestellt.

Fikentsher in Redwiß bei Wunsiedel (2186) hat verschiedene Merkurialien, als Sublimat, Calomel, rothes Oxyd des Queksilbers, Zinnober und Weinsteinsäure für Apotheker und für Färber, in großen Exemplaren und in bekannter Güte eingesendet. Die Fabrik des Herrn Einsenders fertigt Weinsteinsäure in bedeutenden Quantitäten und liefert auch viel von Merkurial-Präparaten für Apotheker und zum Gewerbegebrauch. Ammoniaksalze und zwar Salmiak haben, außer der Fabrik zu Oranienburg, Monheim in Aachen (2529) und Zöppriß, Maerklin u. Comp., in Frauenstadt (Württemberg) (2599) geliefert. Erster ein großes Brod, in einem eisernen Ge- räthe sublimirt, von welchem die am Rande sichtbaren Cisenflecke her= rühren, lehtere zwei kleine Brode. Die Fabrik von Monheim zeih= net sich durch große Brode aus, welche sie in Deutschland fast allein in solchen Dimensionen liefert.

Die Lebteren haben außerdem noch fohlensaures Ammoniak, blau- saures Kali und Phosphor zur Ausstellung mitgetheilt, Leßterer ist namentlich von ihnen in neuester Zeit in großen Mengen in den Handel zu weit billigeren Lo Ma gebracht worden, als es seither der Fall war. Der Verbrauch dieses Materials vermehrt sich bedeutend, indem zu den Zündmaterialien, wie sie jeßt so vielfa dargestellt und ver= braucht werden, Phosphor verarbeitet wird. Bereits früher ist schon erwähnt worden, daß auch Seewald und Sohn eine Probe Phos- phor ihren Fabrikaten beigefügt haben.

Löwels zu Altenshmelz bei Nürnberg (2205) hat blausaures Kali und 9 Sorten Berlinerblauz; Prüdckner in Hof (2589) rothes blausaures Kali und salpetersauren Strontian gesendet, Wir haben bereits in der ersten Mittheilung mehrfach des gelben blausauren Kali's, und so auch des rothen gedachtz hier nachträglich einige No= tizen über beide. :

Das gelbe blausaure Kali (Eisencyanür-Kalium) von welchem die oranienburger Fabrik ein so \{önes Pracht-Exemplar gesendet hat, wurde vor etwa 140 Jahren in Berlin entdecktz es wird aus Horn-= kohle, Pottasche und einem kleinen Zusaße von Eisen durch Schmel-

zen, Auslaugen und Krystallisiren bereitet und ist mit dem Cyankalium, welhes au, und mit grserem Rechte, blausaures Kali heißt, nicht L eGlelnz lebteres ist yftig, ersteres niht, Man gebraucht Bla fie zan r-Kalium zur Bereitung von Berlinerblau und zum îla ärben, das Cyankalium dagegen unter anderen zur Dar- stellung von Gold-, Silber und Auflösungen anderer Metalle zum Behuf der galvanischen Niederschläge. othes blausaures Kali (Cisencyanid - Kalium) is} erst vor weni- en Jahren aus ersterem zu bereiten gelehrt und zeither nur zu rein emischen Zwecken verwendet worden, bis es vor kurzem eine Anwen- dung in der Wollenfärberei und Kattundruckerei gesunden hat, Es

1410

ist von mehreren chemischen Fabriken, als von der zu Schönebeck, von Kunheim hier, von Kemna in Barmen, von Adam in Renntoeg bei Nürnberg, von Prüdckner ausgestellt worden.

Salpetersaurer Strontian dient zur Erzeugung von Rothfeuer bei der Lustfeuerwerkereiz er ist auch von der \{chönebecker Fabrik ge= liefert worden.

Mineralsäuren, als Schwefel, Salz-, Salpetersäure, Vitriolöl 2c, haben nur nachstehende Fabriken übergeben: die von Kunheim, von Pfeiffer, Shwarzenberg u. Comp. zu Rinkenkuhl bei Groß- Almeroda, das Vitriol- und Schwefelwerk zu Bayerfeld (2234), ob- schon dieselben noch von vielen anderen Anstalten in den Zollvereins- Staaten und gerade in sehr großen Massen gefertigt werden. Wahr- \heinlich hat man sich dur die Möglichkeit des Zerbrehens der Flashen auch während des Transports, und dadurh möglicher Be= schädigung, abhalten lassen, Proben einzusenden.

Bereits früher wurden die Arsenikalien erwähnt, welche aus den beiden \{lesis hen Arseuikwerken zu Reichenstein bei Glaß (2444) und zu Altenberg bei Kupferberg (2449), so wie aus Sachsen von Ehren- friedersdorf (1567) und von dem Werk bei Schneeberg (2234) ein- gegangen sind. Diesen haben sich noch 3 Proben weißen, gelben und rothen Arsenikglases zugesellt, von dem Bergamt zu Johann-Georgen- stadt cingesendet (2609).

Kobalt - Oxyd is ferner in 2 Proben von Walchner, in Karlsruhe, eingegangen, so wie Königsblgu und schwarzes Kobalt= Oxyd von B ohl in Eisenah (2246).

Schwefel, Selen, und Graphit,

Erster von dem Schwefelwerk zu Rohnau bei Kupferberg (2449), welches den Shwefelkies, den Schliech, so wie die beim Abtreiben des Schwefels von ersterem verbleibenden Abbrände (Rückstand), aus wel= hem Eisen-Vitriol dargestellt wird, aufgestellt hat feraer von Pütt= ner's Sohn, zu Balden Kreis Oberfranken (1357).

Selen, ein dem Schwefel sehr verwandter einfacher Körper, fin= det sich mit Blei verbunden am Fuße des östlichen Harzes, zu Til= kerode im Herzogthum Anhalt - Bernburg, und wird durch die dan= fenswerthe Bemühung des Herrn Ober-Bergraths Zinken, zu Mâäg-=- desprung, abgeschieden und für Chemiker dargestellt ; es ist von der Herzogl. Ber g=-Kommission zu Harzgerode eingesendet wor= den (2290).

Bisher hatte Preußen feinen Graphit aufzuweisen. Jebt wird aber in Schlesien auf der Grube Glückauf zu Sackrau bei Münster berg Graphit gewonnen, der unter Nr. 2444 ausgestellt ist. Be= fanntlich wird im Königreich Bayern viel Graphit gefunden, vou welhem aber keine Proben eingegangen sind.

Kochsalz war früher nur durch zwei kleine Proben von der See- Saline Wangeroog vertreten z jeßt sind Proben von Steinsalz, Sie= desalz, Vich- und Düngesalz von der Saline Hall in Württemberg 2594) und eine Probe grobkörniges Siedesalz von Westerkalten in Westphalen (2913) hinzugetommen, Das Königl, sächsische Ober= Hüttenamt in Freiberg (1610) hat Proben des bei der Aufbereitung der Amalgamir - Rückstände gewonnenen Mutterlaugen-, Quick- und Düngesalzes mitgetheilt.

Vor kurzem hat der Dirigent der Zuder-Fabrifk zu Mukrena bei Alsleben, Varnhagen, cin Patent erhalten, aus Rüben - Melasse durchs Verbrennen Kohle, gus dieser Pottasche und \{hwefelsaures Kali darzustellen. Die genannte Fabrik hat nun Proben von Rü- ben-Melasse, Kohle, Pottasche, \chwefelsaurem Kali, 2 Sorten Seife mittel| jener Pottasche erzeugt, endlich Rohzuder ausgestellt. So lange die Melasse zu bedeutend billigen Preisen feil geboten wurde und wenig

Absatz fand, war dieses Verfahren gewiß vortheilhaft, minder bei ge= steigerten Preisen der Rübenmelasse. Wir bemerken hierbei, daß auch die Fabrik von Elliesenund Spenler in Magdeburg (2034) Syrups= fohle und Pottasche eingésendet hat, wie bereits mitgetheilt worden ist.

Braune in Danzig (2475) ‘hat verschiedene ätherische Oele und sogenanntes Bernsteinsalz (Bernsteinsäure) in verschiedenen Zuständen der Reinheit eingesendet, dazu die übrigen Produkte der dur Hibe bewirkten Zerseßung des Berusteins, als Bernsteinöl, vom duukelsten his zum wasserklaren, Bernstein = Colophonium,

Eisenbahnen.

Paderborn, 14, Sept. (West, M) Am 11ten d, M, erhielt man hier die freudige Nachricht, daß der Kurprinz vou Hessen die Genehmigung zur Anlage einer Eisenbahn auf hessishem Gebiet von Eisenah über Kassel nach Haneda (unweit der preußi- hen Gränze bei Warburg) ertheilt habe. Die Weiterführung der= selben bis zum Anschluß an die benachbarte Köln-Mindener Bahn bis Lippstadt ist bereits durch den Staats-Vertrag vom 20, Dezem= ber 1841 zugesichert, von einem hier gebildeten provisorischen Comité entworfen, und der Antrag zur Ertheilung der Konzession schon vor längerer Zeit an das hohe Finanz-Ministerium abgegangen. Man erwartet nun, da die Eisenbahnfrage in Kurhessen die längst gewünschte Erledigung gefunden, von Berlin die Genehmigung zur Anlage dieses Schienenweges auf Actien, welcher als Endpunft der großen Thüring= hen Eisenbahn betrachtet werden muß. ;

andels - und Börfen - Uachrichten.

Berlin, 19, Sept. Das Geschäft in Eisenbahnen war heute beleb-

ter, und die Stimmung bei sesten Coursen günstiger a!s gestern, Auswärtige Börsen.

Antwerpen, 14. Sept. ZinsI 7%. Neue Aul. 204.

Frank furt a. M., 16. Sept. 5% Bet. 1127 G. Bavuk- Äclieu p. ult, 1964. Bayr. Bauk-Actien 725 G6. Hope 90 &. Stiegl. 895 G. Int. GL-j;. Poln, 300 Fl. 95. do. 6500 FI. 94. do. 200 Fl, 28 Be.

Hamburg, 17. Sept. Bauk-Actien 1640. Eugl. Russ. 1135 6.

Paris, 14. Sept. 5% Rente fin cour, 119. 75. 3% Reate fin cour, 81. 80, 5% Neapl. 98, 75. 5% Span, Reute —. Pass. 0.

Wien, 15, Sept. Anl de 1839 132%. Mail. 1125, Livorn. 11685.

Rer limer B 0rse Den 19. September 1844.

Pr. Cour. Brief. | Geld.

1605 | 1005

Nordb. 155. Gloggn. 113%,

Pr. Cour.

Brief. | Geld. | Gew.

1692 103%

Fonds. Aclien. |8

Brl.Potsd. Eisenb. do, do. Prior. Obl. Mgd. Lpz. Eiseub. do. do. Prior. Obl. Brl. Anh. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Düss, Elb. Eisenb. do. do. Prior, Obl. Rhein. Eisenb. do, do. Prior. Obl. do, v.Staat garant. Brl. Frankf. Eisob. do, do. Prior. ObI. Ob.-Schles, Eisnb. do, Lt.B. v. eingez. B.-St.E. Lt. A.u.B. Magd.-Halbst. Eb. Brl.-Schw.-Frb.E. 0, do. Prior. Obl. Boun-Kölner Esb.

St. Schuld-Sch. Prämien- Scheme d. Seeb, à 50 T. Kur- u. Neumärk, |- Schuldverschr. Berliner Stadt- Obligationen Danz. do. in Th,. Westpr, Pfandbr. C Grossbh. Pos. do. do. do. Ostpr. Pfandbr. Pomm. do. Kur- u. Neum. do. Schlesische do.

159 103

S

98 79% 97% 987 144 102% 1147 109% 120 1104

102%

S S1 Fl

(1112!

22

11S]

Gold al marco. Friedrichsd’or.

And.Gldm. à 5 Th. Disconto.

Es aaa] [aaa arae|ck| ck97 S111111

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr,

Brief. | Geld.

Wechsel- Cours.

Amsterdam e Kurz do. b 2 Mi. Kurz 2 Mi. 3 Mi. 2 Mit. 2 Mi. 2 Mit. 2 Mi. 8 Tage ; 2 Mt. 2 Mt. 3 Woch.

Hamburg

Paris

Wien in 20 Kr..---«--«o ooooooo 150 Fl. Augsburg 150 Fl. Breslau

Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss. 100 Thlr.

100 Fl. 100 SRbI.

en f | PREERLÇAS

Frankfurt a. M. südd. W Petersburg

hun S R

Bekanntmachung.

Nachdem der unterzeichnete Verein durch ‘die Mittheilungen mehrerer seiner an Ort und Stelle gewesenen Mitglieder, und namentlich die Ergeb- nisse der von dem Herrn Finanz - Minister persönlich ausgeführten Unter- suchungen von dem Umfange des durch die Ueberschwemmungen in West- preußen angerichteten Schadens, nähere und bestimmtere Nachrichten erhalten hat, hält er sich verpflichtet, zunächst in Beziehung auf die betrübenden Folgen der Jnundationen im Regierungs - Bezirk Marienwerder Folgendes zur allgemeinen Kenniniß zu bringen, um dadurch zugleich die anderweitig verbreiteten irrthümlihen Meinungen zu widerlegen. i

Die Zerstörungen und Beschädigungen ver Jnundation in den voret- wähnten Gegenden sind von bedeutendem Umfange, da, mit Ausnahme von 22 Ortschasten, die sämmtlichen Weichsel - Niederungen des genannten Re- gierungs-Bezirks unter Wasser geseßt, und 171 Ortschaften mit 23,043 Ein- wohnern in der ganzen Ausdehnung ihrer Feldmarken , 89 Ortschaften aber mit 23,215 Einwohnern zum größeren Theil überfluthet worden sind, Deich- brüche sind zwar nur in der thorner, fulmer und stuhmer Niederung, mit einer Gesammtlänge von circa 500 Nuthen, entstanden. Ueberall haben aber die Dämme bedeutende Beschädigungen erlitten, deren Kosten allein im Negierungs - Bezirk Marienwerder sih auf mehr als 120,000 Rihlr. belau- fen werden. Die Zahl der zerstörten oder mindestens erheblich beschädigten Gebäude is nicht gering.

Ganz allgemein ist der Verlust der Aerndte. Die Kartoffeln und Hock- früchte sind überall durch Fäulniß zerstört, Sogar auf den höheren und \hon nach einigen Tagen vom Wasser befreiten Ländereien ist das Kort meistentheils für Menschen ungenießbar und kaum noch als Viehfutter brauchbar. Selbst das Stroh is zum größeren Theil von Schlick und er- digen Substanzen so fest überzogen, daß, es sich nicht mehr zum Futter eignet, Das noch nicht bis zur Neife gediehene Getraide ist dagegen unter dem Wasser meist verfault und ganz vernichte,, Bon der zum Theil vor der Uebershwemmung beendigten Heu - Aerudte is , da diese Heuvorräthe größtentheils auf den Wiescn aufbewahrt zu werden pflegen, sehr viel theils weggeschwemmt , theils verdorben, Die Wiesen, welche ihrer tieferen Lage wegen am spätesten das Wasser verlieren, werden an den meisten Orten weder eine Grummet-Aerndte liefern, noch auch nur bewcidet werden können, zumal die Mehrzahl der schon trocken gewordenen Flächen mit Schlick und Schlamm bedeckt is. Der hieraus hervorg-hende Futtermangel erwe die ernstlichsten Besorgnisse. | i

Die bäuerlichen Eingesessenen werden zwar im Allgemeinen wie groß ihr Verlust auch is diese Krisis überstehen können, nachdem des Königs Majestät zur Herstellung der Dámme Beihülfen zu bewilligen geruht haben und es für sie weniger Schwierigkeit haben dürfte, zur Saatbestellung und Erhaltung des Hausstandes und des Viehes Vorschüsse zu erhalten, dagegen für die Käthner, Einlieger und überhaupt die ärmere Klasse kleiner Leute, welche, außer dem Verluste ihrer Kartoffeln, ihrer sonstigen Gartenfrüchte und ihres Viehfutters , zugleich die Aussicht auf den die Grundlage ihrer Existenz bildenden Erwerb durch die Arbeiten bei den bäuerlichen Einsassen eingebüßt haben, sind anderweitige und sofortige Unterstüßungen dringendes Bedürfniß,

Der unterzeichnete Verein glaubt daher auch, den Absichten der Geber von milden Gaben am Besten zu entsprechen, wenn er diesclben nach Maß= gabe des wirklich ermittelten Schadens verthcilt und insbesondere zur Er- reichung folgender Zwecke verwendet:

1) Zur Wiederherstellung zerstörter oder stark beschädigter Wohngebäude, so wie insbesondere zur Unterbringung armer, obdachloser Familien während der Wintermonate.

Zur Erhaltung der dur Alter, Krankheit oder sonst arbeitgunfähigen

Personen in Gemeinen, welche die dazu erforderlichen Kosten unter

ven obwaltenden ungünstigen Verhältnissen nicht aufzubringen ver-

raöôgen.

Zur Ernährung der Familien von Hausvätern (Käthnern, Einliegert und überhaupt fleinen Leuten) denen es an den ersten Lebensbedüü- nissen fchlt, und die am Orte ihres Aufenthaltes oder in dessen Nähe feine Arbeit findenz \o wie endlich

4) zur Durchwinterung des zur Ernährung der Familien kleiner Leute er- forderlichen Viehbestandes.

Unsere verehrten Mitbürger in der Nähe und Ferne werden hieraus entnehmen, daß unserer Privat-Wohlthätigkeit auch bei der Verfolgung nur dieser Zwecke doch immer noch ein sehr weites Feld geöffnet ist, da, wenngleich die Weichsel-Niederungen im Negierungsbczirk Marienwerder, von denen oben die Rede gewesen, verhältnißmäßig am meisten gelitten haben, doch auch die sich zum Theil in gleicher Lage befindende ärmere Klasse der Bewohner der Weichsel-Niederungen im Negierungsbezirk Danzig, #o wie der Pregel- und Memel-Niederungen unseren thätigen Beistand in gleichem Maße in Anspruch nimmt.

Berlin, den 16. September 1844.

Der Ceutral-Verein zur Unterstühung der durch Ueberschwemmung ver-

unglüien Gegenden in West- und Ostpreußen.

von Boyen, von Below. Behrendt. Bode. Brüstlein.

Desselmann, Friccius, Holfelder, Krausnick«, Magnus. A, Mendelssohn. Messerschmidt. Meyen. Muhr. Naunyn. von Olfers, Paalzow, von Patow. Sfkalley. Königliche Schauspiele.

Freitag, 20, Sept. Das Nachtlager von Granada, Oper int 9 Akten. Musik von C, Kreuzer. (Herr Krause, neu engagirtes Mit- glied der Königl, Oper : den Jäger, als erste Debütrolle. Dlle. Marr wird nah Rückkehr von ihrer Urlaubsreise in der Rolle der Gabriele wieder auftreten.) Hierauf: Divertissement. 41) Pas de deux, auê- geführt von Dlle. Galster und Herrn Taglioni. 2) Varsoviennc, ausgeführt von Mad. Taglioni. 3) Pas de deux, ausgeführt von Mad. Brue und Herrn Reichner. 4) Sclußtanz, ausgeführt von Dlle. Polin und dem Corps de Ballet. ;

Sonnabend, 21. Sept. Auf vieles Begehren : Antigone.

Die französischen Theater-Vorstellungen werden mit dem nächsten Monat wieder beginnen und im Konzert aale des Königl. Schauspiel hauses stattfinden, Meldungen um Abonnements und zwar für die ganze Dauer der Vorstellungen, das is: vom Monat Oktober bis Ende Juni kün ahres, sind bis zum 29, September c. im Büreau der Königl. General - Jntendantur abzugeben, wo alsdann später die Kontrakte abgeschlossen werden. Insofern die bisherigen resp. Abonnenten ihr Abonnement zu erneuern gesonnen sind, werden sie ersucht, solches bis zum 20. September zu erklären.

Königsstädtisches Theater.

Freitag, 20. Sept, Der Wildfang. Lustspiel in 3 Akten, von Kobhebue, (Herr Arnsburg, vom Stadt = Theater zu Riga: Baron Friß Wellingshorst, als Gastrolle.) Hierauf: List und Phlegma. Vaudeville - Posse in 1 Akt, von L, Angely,

Verantwortlicher Redacteur Dr. F W. Zinkeisen.

Gedruckt in dex Deer schen Geheimen Ober- Hofbuchdrukerei. Beilage

N 262.

C A

In halt.

Deutsche Bundesstaaten, Schreiben aus dem Königreich Sachsen. (Die landständische Hvpotheken-Bank des Markgrafthums Ober-Lausiß.) Desiorneiehilehe Monarchie. Schreiben aus Prag. (Diäâten- Fraukreich. Paris.

Capitain Bruat's amtliche Bezeichnung, Frankreichs fommerziclle und

politische Verhältnisse mit Hinsicht auf den Verirag zwischen Belgien und |

dem Zoll-Verein,

Spauien. Madrid. Aufforderung zum Bau einer Wasserleitung.

Vorstellung der Handels-Juntas in Bezug auf cin freies Handels-System,

¿¿Tidos qus Paris, (Eniwurf des neuen Steuer-Systems,) THina. Kollisionen der fremden Nationen mit den Chinesen. Eisenbahnen. Schreiben aus Frankfuxt a, M. ¿Kassel und Hanau auf Frankfurt.) Handels- und Börsen-Nachrichten.

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

XckX Königreich Sachsen. Gegen die Errichtung von

Bauken und ähnlichen Instituten war früher in Sachsen höheren Orts eine entschiedene Abneigung vorwaltend, an welcher alle Projekte und Vorschläge dieser Art scheiterten, Erst die Bedürfnisse der neuesten Zeit haben auch hier dergleichen Anstalten die Bahn gebrochen, wie die Errichtung der jeßt in Wirksamkeit stehenden Landrenten- Bank, der leipziger Handels-Bank und des Kredit-Vereins der vier erhlän- dischen Kreise beweist. Neben dem leßteren tritt nun au eine Hy- potheken- Bank des Königl. \ächsishen Markgrafthums Ober=- Lausiß ins Leben. Das 14te Stück unseres Geseß- und Verordnungs- Blattes enthält die 114 Paragraphen umfassenden und bestätigten Statuten derselben, Da die auszugebenden, au porteur gestellten Pfandbriefe unbezweifelt im allgemeinen Papierhandel ersheinen wer- den, so dürften folgende Bestimmungen der Statuten auch für das Ausland nicht ohne Juteresse sein: : Die „„landständische Hypotheken-Bank des Markgrafthums Ober-Lausiz“ ist ein von den Ständen des Landfreises aus eigenen Mitteln gebildetes Institut, mithin Eigenthum derselben, und wird vom Staate anerkannt, Der Zweck dieser Bank ist; a. dem Grundbesißer Darlehen zu niedrigem Zinsfuße und mit geringen Kosten zu gewährenz b. den Zinsfuß gegen Schwankungen möglich} zu sichern, und c- die Tilgung der Schuld durch Annahme geringer Abschlags-Zahlungen zu erleichtern,

E Die Bank hat ihren Siy zu Budissin und ihren Gerichtsstand vor dasigenr Königlichen Landgerichte. Alle, die Angelegenheiten der Bank be treffenden Eingaben sind an das Direktorium derselben portofrei zu richten Dieselbe wird von der gesammten Corporation der Stände des Landkreises garantirt, Leßtere tri Gewinn und Verlust der Anstalt, jedoch darf der Gewinn des Unternehmens nux zum Besten des oberlausizischen Landkreises verwendet werden,

Die Bank gewährt ihre Darlehne nur gegen Hypothek und nur an Grundbesißer des Königlich sächsischen Markgrafenthums Oberlausißz sie hat das Necht, zinstragende, auf den Inhaber lautende, mit Zinsleisten und Zinsscheinen versehene Schuldverschreibungen, unter dem Namen: Pfandbriefe, auszugebenz sie gewährt ihre Darlehne in solben Pfand- briefen nah dem Nennwerthe derjelben, Die Nüdck;zahlung der Darlehne soll in der Regel ebenfalls in Pfandbriefen der Bank uach dem Nenn- werthe erfolgen. Dergleichen Pfandbriefe dürfen zu keinem höheren Betrage ausgegeben werden als bís zur Höhe der vorhandenen Hypotheken- Forderungen. Von Ueberschusse der Zinfen se!l ein Reserve-Fonds und von den Zinsen des letzteren ein besonderer Fonds zu den Verwaltungs-Kosten gebildet werden z bis dahin werden die Stände des Landkreises den Ver- waltungs - Aufwand durch verzinsliche Vorschüsse aus ihrem Vermögen d . ; 0E

(0 Behörden des Königreichs, die Verwaltungen öffentlicher Kassen und milder Stiftungen , Kirchen - und Schul-Juspeeltonen und Narmünder sind berechtigt , ihre Kapitalien und Deposita, so wie resp. das S Aen ihrer Pflegebefohlenen, in Pfandbriefen der oberlausiper Hypotheken - Bank anzulegen, Gegen die Handlungen und Beschlüsse_t Bank - Verwaltung finden weder Rekurse, noch Appellationen an die Staats - Behörden, noch ein Administrativ-Justizversahreu überhaupt statt, Wohl aber steht Jedem, der sich dur jene in seinen Rechten gekränkt glaubt, der Weg der Be- schwerde bei der vorgeseßten Regierungs-Behörde oder der Nechisweg gegen

die Bank offen. i

Die ads Pfandbriefe, für welche das ganze Bank-Vermögen haftet, werden überdies von den Ständen des ober-lausiger Landlreises als eine Schuld desselben garautirt ; sie unterliegen keiner Ausloosung, die Til- gung derselben erfolgt vielmehr durch die, den Schuldnern der Bank oblie- gende Nückzahlung ihrer Squld in dergleichen Pfandbriefen und durch An- fauf derselben vermittelst des Reserve-Fonds, Ver Zinsfuß, zu welchem sie ausgegeben werden, wird von Zeit zu Zeit festgestellt und öffentlich bekannt gemacht. Weder von Seiten der Jnhaber noch der Bank sind die Pfand- bricfe kündbarz nur in zwei Fällen bleibt der leßteren eine Kündigung der- selben mittelst öffentlichen Aufgebois und unter Einräumung einer halb- jährlichen Kündigungs-Frist vorbchalten, nämlich wenn der einmal bestimmte Zinsfuß bereits ausgegebener Pfandbriefe herabgeseßt werden soll, oder wenn die Bank sih auflöst, Jn beiden Fällen werden die Pfandbriefe nach ihrem Nennwerthe gegen baares Geld von der Bank eingezogen, insofern ersterenfalls die Jnhaber nicht vorziehen, stait baaren Geldes umgewan- delte Pfandbriefe anzunehmen, Ucbrigens werden leztere nah der Höhe ihres Zinsfußes in Serien getheilt, in Apoints von 1000, 500, 4100, 50, 50 und 40 Rihlr, Courant ausgefertigt und mit Talons und Coupons für einen je zehnjährlichen Zeitraum versehen.

Die Zinsen der Pfandbriefe werden am 1. Januar und 1, Juli jeden Jahres fällig. Alle landständische Kassen der Provinz nehmen die fälligen Zinsscheine statt baaren Geldes jeder Zeit in Zahlung an, eingelöset gegen baares Geld werden sie aber zur Zeit uur von der Kasse der Bank in der ersten Hälfte der Monate Januar, Mai, Juli und September jeden Jah- res, Der Jnhaber der Zinsscheine wird als rechtmäßiger Erheber der Zin- sen angeschen. Nach dem Verfalltage des leizten Zinsscheines werden an den Jnhaber der Zinsleiste gegen Aushändigung derselben die neuen Zins- cheine nebst Zinsleiste auf die nächstfolgenden 10 Jahre verabreicht, inso- fern nicht vorher unter Einreichung des betreffenden Pfandbriefes dagegen Einspruch erhoben worden sein sollte, in welchem Fall die neuen Zinsscheine und Zinsleiste bis zur Entscheidung des bei der zuständigen ordentlichen Gerichts-Behörde zu verhandelnden Streites von der Bank gufbewahrt

werden.

Rücksichtlih der Vindication, Verjährung und Mortification si i Pfandbriefe, deren Zinsleisten und Zinsscheine den Geeias Miu u Königreichs ganz gleichgestellt, Der Besißer eines Pfandbriefes is befugt, denselben und die dazu gehörige Zinsleiste, nicht aber die Zinsscheine auf seinen Namen oder auch ohne denselben, außer Cours seßen zu lassen, wodurch dieser Pfandbrief nebst Zinsleiste in jeder Beziehung die Eigen- chaft eines Billet anu porteur verliert und der Vindication unterliegt. Auch können außer der unter Beobachtung der regulativmäßigen Vorschrif- ten hierzu berechtigten Bank - Verwaltung alle in- und ausländischen Ge- rihts-Behörden unter ihrem Siegel und ihrer Unterschrist Pfandbriefe außer und wieder in Cours seßen. Ein ohne Nennung des Znhabers außer Cours geseßter Pfandbrief fann nur von derselben Behörde, welche ihn außer Cours seyte, wieder in Cours geseht werdenz diese ist nach den be- stehenden Geseßen dafür verantwortlich, daß solches nur auf Antrag des en Le ans i

ne Verkümmerung der Aus händigung von Pfaudbriefen nebs Zins- leisten und Zinsscheinen an den Schuldner Ui ee, or Rer die

| scheine außer Cours

Erklärung über die Ereignisse auf Otaheiti. |

(Die Bahnen von ;

Börsen - und Marktbericht. | | das bereits im Jahre 1796

| gegenwärtigen Verhältnissen niht mehr angemessen ist,

1411 nen Preußischen Zeitung.

wicder in Cours gesehter Pfandbriefe findet nicht statt, Des- gleichen wird die Zahlung der Zinsen auf die bereits ausgegebenen Zins- i eseter, verlorener oder vernihteter Pfandbriefe oder

Zinsleisten, dur feine Außercgursseßung, Verlusts - oder Vernichtungs-

| Anzeige, oder Beschlagnahme gehemmt, wohl aber die Verabreichung neuer | Zinsleisten uud Zinsscheine,

Uebrigens is das Direktorium in allen die Bank betreffenden Angele- genheiten berechtigt, fraft allgemeinen und besonderen Auftrags im Namen der Provinzial Landstände zu handeln, Letztere vertreten dessen Handlungen, als von ihnen selbst ausgegangen, uud es bedarf zu feiner dersclben einer besonderen Vollmacht. Der jedesmalige Landes-Aeclteste ist ven Seiten der Stände des Landkreises mit der Ober - Aussicht und obersten Kontrelle der Bank-Verwaltung beauftragt, und von Seiten der Regicrung wird ebenfalls ein Königl. Kommissar zur Ueberwachung der Bank bestellt,

Oecsterreichishe Monarchie.

1 Vrag, 15. Sept. Jn Berücksichtigung des Umstandes, daß erlassene Regulativ über die Taggelder der Magistrats-Beamten bei Reisen in Gemeinde-Angelegenheiten den hat die Hof- Kanzlei ein neues Diäten-Normale festgeseßt, das den höheren Klas= sen der Magistrats - Beamten eine Erhöhung dieser Reise - Beiträge gewährt, mit angemessener Unterscheidung zwischen dem Raths -Per- sonale der Hauptstadt und der Landstädte , so wie den geprüften und ungeprüften Individuen der Stadt - Behörden,

FSraukrce iq.

Paris, 13. Seyt. Der Moniteur parisien erklärt, daß, nah den von ihm eingezogenen Erkundigungen, der französischen Re- gierung keine Nachricht der Ark zugekommen ist, wie sie englische Blät- ter, angeblih nah einem Schreiben aus Otaheiti vom 24. April, ent- halteu, dem zufolge ein Gefecht zwischen den dortigen Eingebornen und den Franzosen stattgefunden haben sollte, in welhem 200 der Ersteren und 16 der Leßteren geblieben wären. Das Journal des Débats meint, es möchte dies wohl nichts als eine übertriebene Auffrischung der schon längst bekannten Thatsachen sein.

In dem so eben erschienenen Staats-Handbuch (Almanach royal) für 1844 ist Capitain Bruat zu Otaheiti als „Gouverneur der Mar= quesas-Juseln und Königlicher Kommissar bei der Königin der Gefellshafts-Jnseln““ aufgeführt.

Während die ministeriellen, konservativen und auch ein Theil der liberalen Opyositions- Blätter vorgeben, daß der Handels - Vertrag zioischen Bekgien und dem Zoll-Verein für Frankreich ziemlich gleich- gültig sei, findet der Courrier français gerade im Gegentheil, daß sowohl das kommerzielle wie das politische Juteresse Frankreichs außerordentlich darunter leiden müsse, und rechnet es dem Guizotschen Ministerium als einen seiner ärgsten Fehler an, daß es dieser „uner- seßlihen Niederlage“ nicht vorzubeugen gewußt. Schon fürchtet das genannte Blatt, daß Belgien allmälig dem Zoll - Verein einverleibt und srüher oder später eben so preußi\ch werden möchte, woie es jebt französisch sei. „Bereits“, heißt es dann, „ist Antwerpen durch den neuen Traktat ein deutsher Hafen geworden, und darf man nicht die Gefahren vorhersehen, welche Frankreich bedro- hen würden, wenn Preußens Einfluß auf der langen von Dünkirchen bis Meß sich erstreckenden Gränzlinie herrshend würde? Aber Herr Guizot hat nichts vorhergesehen, und während die Des= avouirung (?) des Herrn von Aubiguy erfolgte und er zu einer neuen Schwächung unserer Macht zur See die Hände lich, trafen uns Belgien und Preußen in unserem L andel und s{chwähten ihrerseits unsere Macht auf dem Kontinent. Die dem Zoll-Verein von Seiten Belgiens gemachten Konzessionen werden besonders für unsere Wein= und Seiden-Judustrie sehr nachtheilig sein.“ Nach anderen Blättern hätten beide Jndustrieen die Konkurrenz des Zoll = Vereins nicht im geringsten zu fürchten, „Auch werden dadurch““, führt der Courrier fort, „wenngleich in niht so starkem Maße, diejenigen unserer Erzeug- nisse beeinträchtigt, die in Belgien Absaß fanden (welhe, wird nicht gesagt), und die man jebt in Folge der den ähnlichen Produkten des Zoll = Vereins bewilligten Vergünstigungen zurückweisen wird, Aber nicht blos die Handels -Juteressen allein sind es, welche durch den von den Herren von Arnim und Goblet unterzeichneten Vertrag zu leiden haben werden; auch unsere politischen Juteressen werden eben \o tief dadur berührt, Es ijt für unsere Stärke und Sicher- heit von Wichtigkeit, nicht eine feindlihe Nation funfzig Stunden von unserer Hauptstadt zu haben; überdies lag es in Frank= reichs natürlicher Politik, durh Handels-Verträge die Allianz zu be- festigen, welche zwischen unserer Regierung und dem von der Juli= Revolution zur Deckung einer seiner verwundbarsten Gränzen geschaf- fenen neuen Königthum besteht,“ Wenn Belgien noch nicht wüßte, was mit dieser sogenannten Allianz gemeint is, so würde das in dem Vorhergehenden und Folgenden liegende ofene Eingeständniß es ihm fundthun: die Deckung der französischen Gränzen und die „solidarishe Verkettung von Belgiens Geschick mit den Geschicken Frankreichs. ‘“ Statt hiernah zu streben, ‘hat nun Herr Guizot die Anerbietungen der belgischen Regierung zurückgewiesen und sie genöthigt, sich Preußen in die Arme zu werfen; und warum? aus Furcht, privilegirte Judustrieen in Frankreich vor den Kopf zu stoßen? Was aber würde dasselbe Blatt oder, wenn nicht dieses, so eine Menge anderer sagen, wenn Herr Guizot diese „privilegirten Juteressen“ nicht berücsihtigte? Diese wunde Stelle der französischen Handelspolitik is neulih erst von belgischen Blättern sehr treffend be- leuhtet worden. Schwerer freilih mag es sein, zu ihrer Heilung bei- zutragen, als allgemeine Lehren zu predigen, wie der Courrier es thut, indemer schließt: „Ein Handels-Ereigniß erreicht jeßt ganz die Höhe eines hauptpolitishen Ereignisses. Die Bedürfnisse des Gewerb= und Han- delswesens schreiben heutzutage die Bedingungen der Völker-Biindnisse vor, Die Handels-Verträge sind das festeste Band zwischen den Re- gierungen und Nationen, und die Einheit des mittelalterlichen Deutsch- lands erneuert sich dur einen Zoll - Verein.“ Jm Siècle läßt heute ein französischer Korrespondent aus Brüssel ähnliche Klagen veruehmen, doch fügt er am Schlusse zum Trost hinzu, daß noch nicht Alles verloren sei, indem das belgische Kabinet noch jebt bereit scheine, dem französischen die Vortheile anzubieten, welche Herr Guizot mit Stolz zurüdckgewiesen habe. j f

Spanien.

Madrid, 8. Sept. Das hiesige Aguntamiento hat beschlossen, dem Wassermangel der Hauptstadt abzuhelfen und fordert L welche es unternehmen wollen, Madrid mittelst einer Wasserleitung mit Wasser zu versorgen, auf, ihre Bedingungen binnen drei Monaten einzureichen,

Die Handels - Juntas von Saragossa, Cadix, Malaga, Sevilla und mehreren anderen wichtigen Städten haben der Regierung Vor- stellungen überreicht, worin sie die Vortheile eines freien Handels= Systems für Spanien auseinanderseben.

Freitag den 20## September.

X% Paris, 12. Sept. Mau weiß, die spanische Rg rung vor sechs bis acht Monaten eine Kommission ernannt hat, welche mit der Ausarbeitung des Entwurfes eines neuen Abgaben- Systems beauftragt worden ist. Diese Kommission, welcher viele be- deutende Finanz- Männer des Landes augehören, wie die Herren Burgos, Mon, Pio Pita Pizarro, Santillan, Olivan u, #. w., hat jeßt ihre Arbeiten vollendet und das Resultat derselben der Regie- rung vorgelegt. Herr Mon, der seit seinem Eintritt in das Ministe= rium an den Arbeiten der Kommission wenig oder gar feinen per- sönlichen Antheil genommen, hat gleihwohl die Beschleunigung der=- selben sehr lebhaft betrieben und erf{ärt, daß der Entwurf des neuen Steuer - Systems einer der ersten Geseß - Vorschläge sei, die er den Cortes vorzulegen beabsichtige. Die Grundzüge des Entwurfs der Kommission sind die folgenden.

Die Kommission beantragt zunächst die Abschaffung einer An- zahl von Steuern, deren mittelalterliher Charakter sich \{chon aus ihren Namen erkennen läßt, und unter denen wir uur das „srei- willige Geschenk“ der basfischen Provinzen und Navarra?s nennen wollen, Der Gesammtbetrag dieser verschiedenen Abgaben beläuft sich laut des leßten Budgets, welches den Cortes 1841 vorgelegt wurde, auf 108 Millionen Realen,

An der Statt der aufzuhebenden Abgaben \chlägt die Kommission die Einführung einer allgemeinen Grundsteuer vor, welche von deur Werth des unbeweglichen Eigenthums gezahlt werden soll, und deren Ertrag sie auf 300 Millionen Realen anshlägt. Die Einführung einer Abgabe dieser Art ist {on zu wiederholtenmalen in Spanien versuht worden. Die Cortes von Cadix nahmen den Gedanken einer solhen Grundsteuer durch förmlihen Beschluß unter ihre Reformpläne auf, und das Ministerium Garay ging 1817 auf dieselbe Idee ein, die auch in der zweiten constitutionellen Periode von 1820 bis 1823 von neuem sanctionirt wurde. Gleichwohl is es uiht möglich gewe=- sen, die Grundsteuer in Spanien aufrecht zu erhalten. Alle zu diesem Zwecke gemachten Versuche der Regierung \scheiterten an dem Widerstande des Volks, das die Grundsteuer {hon in ihrer Eigenschast einer neuen Last als eine gehässige Einrichtung betrachtete, So hat man auch in neue- ster Zeit gesehen, daß das spanische Volk sich nihts weniger als dankbar für die Abschaffung des Zehnten gezeigt hat, an dessen Stelle die Kultus- und Klerussteuer gescht war. Jn manchen Provinzen hat man \o- gar das ausdrücdlichste Verlangen ausgesprochen, daß die Sachen in diesem Punkte wieder auf den alten Fuß gesebt werden möchten. Das Mißtrauen der öffentlichen Meinung gegen die Grundsteuer war übrigens allerdings niht ganz ungegründet, Die statistischen Hil _ mittel, welche der Regierung in Spanien B rvore standen, waren fo unvollständig, daß Mißgriffe und {were Jrrthümer bei Verthei- lung der ea unvermeidlich wurden. Um diesem Uebelstande zu begegnen, ließ das Ministerium Garay 1817 umfassende statistische Forschungen ansßiellen, die indessen wegen Mangels an fähigen Köpfen unvollendet blieben und zu feinem Ergebnisse führten, Man weiß, daß auch jeßt wieder eine „„statistishe Kommission“ in Spanien ar= LER n Leistungen aber bis jeßt noch völlig unbekannt geblie=

en sind.

_ Ss entsteht nun die Frage, oh die Umstände heutiges Tages der Einführung einer durchgreifenden direkten Steuer günstiger sind, als in den Jahren 1812, 41817 und 18241. Man darf fürchten, daß der Ausgang diese Frage thatsächlich verneinen würde, wenn der Vor- shlag der Steuer-Kommission in dem bezeichneten Punkte zur Aus= führung käme. Die Summe von 300 Millionen scheint viel zu groß zu sein, als daß sie si fügliherweise durch eine ganz neue und den Gewohnheiten und Vorurtheilen des Volks durchaus widersprechende Steuer aufbringen ließe, Jene 300 Millionen würden etwa den dritten Theil der ganzen spanischen Staats-Eiunahmen bilden, wäh= rend zum Beispiel in Frankreich, wo doch das Katasterwesen in der besten Verfassung is, und wo man Grund und Boden \o {wer als möglich besteuert hat, der ganze Betrag der Grundsteuer sih nur auf ein Fünftel des Einnahme-Budgets beläuft, Nach dem Urtheile kom= petenter Personen ist Spanien in dem jeßigen Zustande der Dinge nicht fähig, eine Grundsteuer von mehr als 80 bis 100 Millonen zu tragen, und eine Ueberschreitung dieser Summe würde auch diesmal wieder dieselben Folgen haben, welche durch die fruchtlosen früheren Versuche der Einführung jener Abgabe hervorgebracht sind.

Eine zweite neue Äbgabe, welche die Kommission vorschlägt, soll an die Stelle der bisherigen Provinzial-Steuer (rentas provinciales) treten, und auf Eßwaaren und andere Gegenstände des Verbrauches gelegt werden. Die Provinzial-Steuer lieferte laut des Budgets für 1842 einen Ertrag von 90 Millionen Realen, wogegen die neue Ver= brauhs-Steuer den Anschlägen der Kommission zufolge auf 140 Mill, gebracht werden soll, Um aber zu diesem Resultate zu gelangen \{hlägt die Kommission gewisse Mittel der Kontrolle der Verzehrung vor, von denen man voraussehen muß, daß sie den inuereu Verkehr durch lästige Förmlichkeiten wesentlih ersWweren würden, y

In Bezug auf die Gewerbs- und Haubdels=-Steuer, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt 13 Millionen einbringt, beantragt die Kom- mission einige Veränderungen, durch welche jener Ertrag ‘auf 36 Mill. gebraht werden soll. Dies Resultat soll hauptsächlich durch die Aus= dehnung der Patentpflichtigkeit auf gewisse Klassen von kleinen Ge= werbs=- und Handelsleuten erreicht werden, deren Geschäfte bis jeßt patentfrei sind,

Der Kommissions-Entwurf macht endlih noch den Vor

von den Hypotheken eine S na E er in E mir E geringsügige Summe von 18 Millionen abwerfen würde. Auch diese Abgabe hat man {hon 1820 bis 1823 einzuführen versucht, aber eben so vergeblich wie die Grundsteuer, Da der muthmaßliche Ertrag der Registrirungs-Steuer die Beantragung derselben nicht hinreichend zu motiviren cheint, so glaubt man, daß die Kommission dabei haußt= sächlich die Absicht gehabt habe, der Regierung ein weiteres Mittel in die Hände zu geben, si auf indirektem Wege eine umfassendere Kenntniß von dem Reichthum des Landes zu verschaffen.

Die wichtigsten der jeßt bestehenden indirekten Abgaben werden jn dem System der Kommission beibehalten. So namentlich die Zölle die Salzsteuer und das Tabads - Monopol. Die gesammte Staats- Cinnahme würde s{ch, den Anschlägen der Kommission zufolge, auf 1005 Mill. Realen belaufen, cine Summe, die sich indessen wahr= sheinlih als übertrieben herausstellen würde, wie dies bei den Säßen der spanischen Budget - Projekte gewöhnlich der Fall ist. So belief sich der Ertrag der Gränzzölle, welcher für 1842 auf 120 Millionen veranschlagt war, in dem bezeichneten Jahre nur auf 93 und im fol= genden Jahre auf 94 Millionen.

Von der Gesammtsumme des Einnahme - Budgets sind in für die nächsten Jahre 80 Millionen abzuziehen, fiber welde E , E gierung bis 1847 auf Rechnung der Kolonial - Kassen verfügt hat. Demnah bleiben 925 Millionen übrig, die bei weitem nicht hinreichen, um den spanischen Staatshaushalt zu bestreiten. Dem leßten Budget zufolge, beliefen sich die Staats-Ausgaben \hon für 1842 auf 1 Millionen. Seit dieser Zeit ist nun aber der Heerbestand vermehrt

| worden, i} eine gewisse Summe neuer 3yroc, Renten ausgegeben,