1844 / 271 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Frankrei.

aris, 23. Sept. Marschall Bugeaud wird, dem Vernehmen na, Tes furzem nach Paris fommen und angebli ses arabische Häuptlinge hierher mitbringen, die Frankrei auf Kosten der Regier= ung besuchen sollen, Es ist dabei bezweckt, die Eingebornen von Algier mit dem Lande bekannt zu machen, dem sie unterworfen sind, und ihuen eine rihtige Vorstellung von dessen Macht zu geben.

Von den Beförderungen, die in Folge der Shlaht am Jsly noch stattfinden sollen, sind einige bereits bekannt; General-Major Bedeau z, B. wird General-Lieutenant und erseßt den Herzog von Aumale im Kommando der Provinz Konstantine. Oberst Cavaignac, ein Ver= wandter des Obersten gleichen Namens, der jeßt zu Orleansville steht und für einen der besten Offiziere der französishen Armee gilt, und der Spahi-Oberst Jussuf sollen zu General-Majoren befördert werden,

Dem Commerce wird jeßt von einem seiner Redacteure, Herrn J. Burat, den dieses Blatt nah Berlin gesandt hat, um die dortige Gewerbe - Ausstellung in Augenschein zu nehmen, ein erster Bericht hierüber abgestattet, in welhem zuerst der hohe Standpunkt der preußishen Jndustrie im Allgemeinen gerühmt wird, worauf der Re= ferent sich zu den Rhein -Provinzen insbesondere wendet und von diesen sagt: „Es is unmöglich, niht von dem bewuudernswürdigen Anblick dieser Provinzen eingenommen zu werden. Die Vegetation zeigt sih dort in ihrer gauzen Pracht, der Ackerbau in seinem ganzen Reichthum, die Industrie und die Civilisation in ihrem lahendsten Zustande. Die Einwohner dieser Provinzen haben den lebhaften Geist, die thätige Einsicht, die stets bereit is, sich der Neuerungen zu bemächtigen. Nirgends in Deutschland hat die land= wirthschaftlihe Reform auf cine schnellere und vollständigere Weise stattgefunden. Aber die Jndustrie is noch schneller fortgeschritten, seitdem das Bestehen des Zoll - Vereins ihnen erlaubt hat, auf eine leichte Weise die zahlreichen Erzeugnisse, die aus ihren Manufakturen hervorgehen, auszuführen. Jh will hier in keine Einzelheiten ein= gehen. Es wird genügen, zu sagen, daß die Tuchfabriken von Aachen, die Seidenfabrifen von Elberfeld und Krefeld, die Baum= wollen - Fabriken Westphalens, die Stahl - Manufakturen von den Ufern des Rheins merkwürdige Erzeugnisse eingesandt haben.“ Dann wirft der Berichterstatter einen Blick guf den ganzen Zoll-Verein und bemerkt: „Preußen und Sachsen sind die beiden großen Mittelpunkte der deutschen Fabrication. Preußen und Sachsen seben sich nach und nach an die Stelle Englands, welches früher die rohen Waaren auf den deutshen Märkten kaufte, sie in seinen Ma=

nufakturen verarbeitete, und von den Deutschen den Preis dieser Ar= |

beit zurücfforderte. Die Fabrication von Stoffen aus gekämmter Wolle ist in Sachsen zu einem hohen Grade der Vollkommenheit ge= langt. Die Dammast-Leinen der Lausiß siud vortrefflich. Die Baum= wollspinnerei i dort im Fortschreiten; die Weberei vorzüglich ist daselbst nach großen Maßstäben ausgedehnt, und der Zeug= druck hat sih sehr vervolllommnet. Die übrigen Staaten be= ginnen ebenfalls an der industriellen Bewegung Theil zu neh= men, Fast alle haben Erzeugnisse zur Ausstellung gesandt, Ganz Deutschland tritt in eine neue industrielle Bahn. Bis jeßt war es mehr ein ackerbauendes als fabrizirendes Land gewesen. Der Unter= nehmungsgeist verbreitet sih mit jedem Tage immer mehr. Auch das südliche Deutschland nimmt Theil an dieser Bewegung. Die Jundustrie von Württemberg und Bayern is im Fortschreiten. Die Kapitalien folgen der allgemeinen Tendenz; bis jeßt unbeweglich, fließen sie nun der Industrie zu, und sie machen sich mit ihren Speculationen ver= traut.“ Der Bericht schließt zuleßt mit folgenden Betrachtungen : „Sollen wir uns über diese Fortschritte Deutschlands in der industriellen Laufbahn beuuruhigen? Jch glaube es niht. Alle An= sirengungen der deutschen Jndustrie sind weit mehr gegen England als gegen uns gerihtet. Der Bund trachtet dahin , das Monopol der Manufakturen Englands abzuschüttelnz er will, so viel als möglich, alles das fabriziren, was die Hülfsmittel scines Bodens und die Wohlfeilheit sciner Handarbeit ihm mit Erfolg zu erzeugen gestatten ; er will von sh selbst, von seinen eigenen Kräften leben, und hierin handelt er sehr rechtmäßig, Alles, was England von den Märkten des Festlandes auëschließen kann, muß als unserer National =- Politik günstig betrahtet werden. Wir müssen daher unseren Beifall der industriellen Emancipation Deutschlands als einem Afte schenken, wo= durch es mit uns gemeinschaftliche Anstrengungen gegen die merkauti= lische Tyrannei Englands macht,“ i ; ; Aus sicherer Quelle glaubt der Courrier français anzeigen zu fönnen, daß die Hoffnungen, mit denen man sich hinsichtlich Durchstehung der Landenge von Panama geshmeichelt, nicht in Erfüllung gehen würden. Herr Garella ist von seiner Untersuchungs= Reise zurück, und es soll aus feinen Forschungen sih crgeben haben, daß der Punkt, wo der Jsihmus durchschnitten werden sollte, nicht blos 10 Meter über dem Niveau des Meeres liegt, wie die franzö sish-granadische Compagnie behauptet hatte, sondern 125 Meter, so daß man, statt eines einfahen Durchstihs und eines Kanals ohne Sleuse, wie man nach den Nivellirungen der Jngenieure der Com- pagnie gebot, einen Kanal mit mehr a!s 60 Schleusen auf beiden Abhängen des Höhepunktcs würde bauen müssen. Herr Garella ist ein ausgezeihueter Bergwerks - Jngenieur und hatte von dex franzö=

der Hofrath Thiersh aus München, die Mitglieder der griechischen Gesell-

schaften und viele andere Hellenisten. : S

Zum erstenmale wieder seit den Tagen des Alterthums eine griechische Tragödie! Vollendet chöón wurde sie dargestellt; die Anmuth, Feinheit und aráft der griehichen Svrache bezauberte alle Hörer; die uralten dichteri- hen Gebilde traten in frischem Farbenglanz hervor. Was wir hörten, war nicht das Werk einer Schule, nicht französiicher Pathos, nicht deutsche Zerrissenh-it, es war nichts Modernes, nichts Schauspielermäßiges ; es war Naturlaut, erhaben, einfa und rein, wie das Griehenthum selbst; es war lebendiges Wasser , daherrauschend aus den Strömen des Alterthums,

Wie kam cs, daß díe jangen Männer, ohne auf der Bühne geübt zu sein, sich zu so edler, wahrer Darstellung erhoben? Sie waren begeistert für die schöne, reiche Sprache, erfüllt von dem weltgeschich!lihen Sinnc der Dichtung, und Jugendlichkeit, durchsihtige Unschuld umstrahlte ihre Gestal- ten. Begeisterung, Unschuld und Jugendlichkeit, siche da die mächtigsten Hebel der Darstellung: Sie \i-d es, durch die man die Gcsta!t des Men- schen wieder lieb gewinnen lernt.

___ Ob dergleichen Darstellungen für Schulen geeignet sind? J meine, ja. Wenn die älteren Schüler cin Stück aufführen, die jüngeren zuhören und, so wie sie in Kenntnissen herauwasen, an der Aufführung Theil ‘nehmen, so hat dies zur Folge, daß mit dem Verstande der Lernenden auch ihr Gesühl gebildet wird, daß sie mit der Sprache auch den Geist dersel- ben in ihre Gewalt bekemmen, Welche Schwierigkeit hat es, im Vortrage Metrum und Accent zwanglos auszudrücen ! ie leiht aber wurde sie gnt Das lebhafte Gefühl des Sinnes half über Schwierigkeiten hin- wu deren Bekämpfung sonst manche trocene Stunde gekostet hätte. Und elcher Wetteifer entsteht unter den Schülern, wie innig \chmel- u ms Zin ín einander, wie fühlen Lehrer und Schüler sich bringen! Nach Diks adet Alien sid wedhselseitig zur Anschauung rer ein falier , vedantischer Zucht K S E Ioyr mgs, daß der Leh- Jdeale abirre ; nein, der Gat e sei und von der Richtung auf das Hörsaal erwärmen emüths und des Schönen wird den biv Deren zu E Behtes «wird seinen Schülern si. ganz erschließen, zu läutern wissenz es weiden aus sola Swe Mönnes hervorgehen, ,

nicht pedantish fröhnend jeder Uvsitte ver Zeit, nicht Naum ardod de

1448 mde Regierung den Auftrag, die Lokalitäten der Landenge zu un- ersuchen.

Die irländischen Angelegenheiten und der Ausgang des O'Con=- nellshen Prozesses sind in den leßten Tagen auch von den franzü= go Blättern vielfah besprohen worden. Jm Allgemeinen halten

e die Schwierigkeiten der Lage, in welche die englishe Regierung dur die gerichtliche Verfolgung und endliche Freisprechung O'Con- nell’s verseßt worden, für sehr groß und sympathisiren mit Leßterem und seiner Partei. Auch das Journal des Débats wünscht ihm Glüdck zu seinem Entschluß, nicht eher zu ruhen, bis er Gerechtigkeit für Jrland vom britishen Parlament erlangt habe. Es er- wähnt dabei des Gerüchts, ohne jedoch daran zu glauben, daß die Whigs, als sie am Ruder gewesen, \ich verpflichtet hät- ten, als Preis für O’Connell’'s Unterstüßung, in eine Art von Söderativ-System zu willigen. „Jn keinem Falle“, fügt es hinzu, „is es wahrscheinli, daß die Whigs sich hierüber zu erklären haben wer- den. Jrland kann für Sir R. Peel nur dann zu einer wirklichen Schwierigkeit werden, wenn er Willens wäre, es im Geiste des To- ryiêmus von 1835 zu regieren, Dieser Geist hat sich aber schr geändert. Die Unbilden Jrlands sind im englischen Parlament noch nie mit so viel Sympathie und gutem Willen erörtert worden, als in der leßten Session, und die irländishen Mitglieder im Unterhause drückten offen ihren Dank dafür aus. Bemerkenswerth is cs, daß die größten Reformen in Jrlands Verhältnissen fast immer von den Whigs vorgeschlagen, aber von den Tories vollsührt wurden. Die Annahme der großen Emancipations-Afte von 1829 wurde von Sir R. Peel und dem Herzoge von Wellington zu Stande gebracht, und wahrscheinli is es ihnen vorbehalten, ihrer eigenen Partei Zugeständ= nisse abzunöthigen, die man ihren Gegnern niht bewilligen würde. ““

Graf St. Aulaire is von seinem Landsiß zu Perigord nach Paris zurückgekehrt und wird nächster Tage nah England abreisen, um da-= selbst den König der Franzosen empfangen zu können.

Fürst Galibyn, Kammerherr des Kaisers von Rußland, ist in Paris angekommen.

x Paris, 23. Sept. Das Benehmen der Marokkaner is} troß des zu Tanger geschlossenen Friedens - Vertrages noch immer

MWhöchst zweideutig, und eben kommen uns aus Marseille wieder Nach= Michten zu, die nicht sehr friedlich lauten. Der Courier von Oran, Herst am 22sten erwartet, traf hon am 19ten daselbst ein, und wir

finden in einem Schreiben aus Oran vom 13ten unter Anderem fol=

gende Stelle : „„Man kündet uns die Ankunft von vier neuen Rei= F#ter-Regimentern an. Zu Dschemma Gasauat werden sehr bedeutende Vorräthe aufgehäuft, Es scheint, die Marokkaner sammeln sich von

neuem in großer Anzahl an unseren Gränzen, und in Folge einer

Sdringenden Depesche des General = Lieutenants Lamoricière, der den

Oberbefehl an der Gränze führt, an den General-Gouverneur wurde dieser Courier um einen Tag früher abgesendet.“ Andere Briefe aus Oran bestätigen diese ernsten Gerüchte und geben die Zahl der von neuem an der Gränze versammelten marokkanischen Streitkräfte auf 30,000 Mann an. Diese Angaben mögen etwas übertrieben sein, aber eine eben so auffallende als bezeihnende Thatsache bleibt immerhin die eilige Absendung des Dampfboots von Oran und dessen nicht minder \hnelle Abfahrt von Algier, von wo es unmittelbar nach Marseille abging, ohne die Depeschen des regelmäßigen Couriers vom 20sten abzuwarten. Eine baldige Aufklärung dieser neuen Zweifel kann nicht lange ausbleiben und dürfte wohl {hon mit dem in einigen Tagen erwarteten regelmäßigen Courier aus Algier vom 20sten, der wahr- \cheinlich am 26sten hierher gelangen wird, eintreffen.

Man errichtet zu Dschemma Gasauat Barracken, worin die Vor= räthe untergebracht werden. Die dort gelagerten Truppen müssen täglich 1200 Mann für die Arbeiten und Transporte stellen; in Folge dieser Anstrengungen erkranken aber fortwährend viele Leute und über= füllen die Spitäler. General Bedegu is mit der Kolonne unter sei= nen Befehlen nah Sebdu gerückt. Die übrigen Bataillone, die an der Schlacht am Jsly theilgenommen, und die Eskadrons des 2ten und {ten Jäger-Regiments (von Afrika) befinden sich zu Dschemma Gasauat; die beiden Eskadrons des 1sten Jäger = Regiments von der Division Algier sind nach Blidah zurückckgekehrt, die Eskadrons der Spahis von Oran nach Misergin gegangen, und die beiden Eskadrons des 2ten Husaren-Regiments stehen jeßt zu Tlemsen.

Wie feindselig jedes der marokkanischen Küste sich nühernde Schiff ohne Unterschied der Flagge noch bis zum leßten Augenblicke behan= delt worden is, ersieht man aus der Thatsache, daß das englische Dampfboot „Sydenham“', am 3ten von Rabat angekommen, mit cinem solchen Hagel von Kugeln überschüttet wurde, daß es wegen der er= littenen starfen Havarieen nah Gibraltar zurückfehren mußte, um dort ausgebessert zu werden. Es war dies das drittemal in der kurzen

Zeit von zehn Tagen, daß die britishe Flagge auf solhe Weise von

den Marokkanern behandelt wurde.

Nachdem in Algerien längere Zeit Alles ruhig gewesen war, ha ben mehrere Abtheilungen des großen Kabylen- Stammes der Beni Amran am 22. August bei Dschidschelli wieder einmal einen kleinen Versuch zu einer Schilderhebung gemacht, der aber {nell erdrückt wurde, nichtsdestoweniger aber den Beweis liefert, daß scner Stamm keinesweges schon \o unterworfen is, als man angekündigt hatte.

Unnatur, soudern thatkrästig, mit homerischem Auge, mit sophoklcischem

Freihecits- und Schönheitssinn, {t

Professor Nungenhagen.

Mit Vergnügen berihten wir über eine Feier, dic cben, weil sie uicht den Charafter der Oeffentlichkeit trug, cinen um so hezzlicheren, erhebende- ren Eindruck hinterließ: über die Geburtstags-Fcier des Direktors der hie- sigen Sing-Akademie , des würdigen Professors Herrn C. F. Rungenhagen, Der 27, September (1778), an welchem unser noch in rustiger Krast sein Amt verwaltender, allgemein geächteter Nungenhagen das Licht der Welt

erblite, s{chon seit geraumer Zeit der Tag im Jahre, an welchem sich * sämmtliche zahlreihe Verchrer und Verchrerinnen, Schüler und Schüle- rinnen des um die Kunst und Künstler hochverdienten Mannes zu vet- ; sammeln pflegen, hatte auch diesmal eine bedeutende Anzabl dersel-*

ben zu einem musikalishen Gruß vereinigt, Schon früh Morgens war der Gefeierte durch ein Ständchen, das ihm Eleven der Aka- demie brachten, überrascht worden; die Haupktfeier sand jedoch erst Vormittags statt. Durch zwei Damen darauf vorbereitet und aus seiner Wohnung abgeholt, wurde der verchrte Mann in dem lleinen, festlich ge- schmüdckten Saale der Sing-Afademie mit den Klängen eines seiner eigenen Werke, ciner Motette, empfangen, die als schr passende Einleitung der Feier gewählt worden war. Die Ausführung geschah größtenthcils durch Mit- lieder der Sing-Akademie und war sowohl von Seiten des Chors als des Orchesters vortrefflich. Hierauf trat einer der Veranstalter, ein Schüler des Herrn Professor Rungenhagen, hervor, wünschte ihm mit einfahen Worten Glücf zum frohen Erleben des Tages und ersuchte ihn, eine Fest - Kan- tate, von einer seiner Verehrerinnen (vermuthlich Dlle, Caspari) eigens zu diesem Anlasse gedichtet und von mehreren seiner Schüler, Eleven der Ulademie der Künste, in Musik geseyt, freundlichst anzuhören. Die Kantate mit ihren auf den Gefeierten Bezug habenden Worten bildete ein aus Chören und mehreren Solo - Sätzen sehr gelungen komponütes größeres Musifstück, in welchem besonders ein Recitativ für Alt - Stimme, durch Dlle. Caspari schr gefühlvoll vorgetragen, ein Quartett und ein Chor vorzugsweise Aua. Nach beendigter Aufführung dankte Herr Run- genhagen in einer kurzen herzlihen Rede für die vielen Beweise der An-

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Aus Montevideo haben wir neuere Naqhrichten bis zu den ersten Tagen des Juli: Der Uebergang des Generals Paz zu den Truppen Oribe's scheint sich zu bestätigen; General Pacheco soll an seiner Stelle Plaß-Gouverneur von Montevideo geworden sein. Wie \hlecht es übrigens um die Sache von Montevideo stehen muß, geht auch daraus hervor, daß auch Mansini, eines der Häupter der italie= nischen Legion, zu Oribe übergegangen is, Man will sogar wissen, Montevideo habe verlangt, neuerdings eine brasilianishe Provinz zu werden. Ein Verlangen um den Schuß Brasiliens unter Englands und Frankreihs Bürgschaft wäre nah Rio Janeiro ergangen, und am 17. Juli hieß es in dieser Stadt, es würden Truppen nah dem La Plata-Strome geschickt werden,

Großbritanien. und Irland.

London, 24, Sept. Jhre Majestät die Königin wird den 1, Oktober Blair Athol verlassen, sich unverweilt in Dundee einschif= fen und direkt nah Woolwich zurückehren.

Heute Morgen is das Pafketschiff, welches die bereits seit drei Wochen erwartete brasilianishe Post überbringt, auf der Höhe von Falmouth angekommen. Man is auf die Berichte dieser Post äußerst gespannt, da sie die Bestätigung oder Nichtbestätigung der Nachricht von dem Abschluß eines Handels-Traftats zwischen Brasilien und Eng- land enthalten müssen. Diese in Liverpool von Bahia vor einigen Tagen eingegangene Nachricht hat durch einen vorgestern bekannt ge= wordenen Brief aus Rio Janeiro vom 20. Juli noch mehr Wahr- sceinlihkeit erhalten; man set voraus, daß England den brasiliani= hen Kolonial - Produkten, insbesondere der Einfuhr brasilianischen Zuckers, Begünstigungen zu Theil werden läßt, während Brasilien die Verpflichtung eingeht, dem Sklavenhandel cin Ende zu machen und die Sklaverei auf seinem Gebiete baldmöglichst abzuschaffen. Daß die heutige Post übrigens eine Nachricht von ungewöhnlichem Juter= esse bringt, ließt man aus ihrec dreiwöchentlihen Verzögerung, die indeß auch durch andere Gerüchte von einem Traktate zwischen Bra= filien und Montevideo, nah welchem das leßtere sich dem ersteren Reiche wieder als Provinz anschließen wolle, motivirt wird.

Der parlamentarishe Bericht eines Wahl-Comité?s über die Zu= stände der englishen Kolonie auf Neu-Seeland is in diesen Ta- gen veröffentliht worden, Derselbe gewährt durch die ruhige histo- rische Darstellung aller Fehler und Jrrthümer in der Verwaltung der dortigen Angelegenheiten von der ersten mit Enthusiasmus ergriffenen Besißnahme des Landes bis zu dem kürzlich stattgefundenen Blutbade von Wairau ein übersihtliches Bild der wahren Lage dieser Kolonie. Wir geben die Haupt -=Momente daraus mit dem Raisonnement der Times, Scit dreißig Jahren wanderten britishe Missionaire und Kolonisten nah Neu-Seeland. Dieselben nahmen zu an Anzahl, an Kenntniß des Landes und seiner Bewohner, und ihre Stellung ward mit jedem Jahre gesicherter. Da beging die britische Regierung den ersten Jrrthum, daß sie dem britishen Unternehmungsgeist nicht früh genug folgte und die freiwilligen Niederlassungen nicht geseßlich machte. Wir haben so oft Entdecker, ja selbs vollständige Kolonial-Verwaltungen nach unbebauten Küsten ausgeschickt, daß es zum Erstaunen ist, wie wir so lange Juseln vernachlässigen konnten, deren Klima man das Jdeal unseres eigenen nennen fönnte, die einen Boden besißen, der selbst unter der Hand der Wilden reiche Früchte trägt, auf denen eine geistvolle ung gelehrige Menschenrace wohnt, die nur wenige Tagereisen von Neu- Süd =- Wales und Vandiemensland entfernt sind, und die noch dazu von englischen Kolonisten erprobt und für gut befunden waren. Aller- dings gab es gewichtige Gründe, wie der Bericht sagt, weshalb die Regierung damals den Kolonisten niht auf dem Fuße folgte; wir besaßen \chon viele kostspielige Niederlassungen in fernen Ländern. Allein jeßt versteht man die Sache besser. Die Regierung hat gar feine Wahl in folhen Fällen. Wohin das englische Volk geht, dorthin muß sie folgen, Der Engländer nimmt überallhin die Rechte, die Pflichten, den Namen seiner Nation mit, Die Regierung kann gar nicht mit ruhigem Gewissen, ohne Verlebung der eigenen Ehre oder ihrer augenseinlihen Juteressen, das beliebige Auswachsen unregierter, niht anerkannter Kolonieen gestatten. Deren Unklugheit und Habsucht würde für uns und die ganze civilisirte Welt eben so verderblih werden, wie für sie selbst und die Wilden in ihrer unmit- telbaren Nachbarschaft. Wohin wir dann kämen, würden wir Mörder=- höhlen und Seeräuber finden, die dem britishen Namen zur Schmach gereihen müßten. Dies Alles sah man jedo damals nicht so klar ein. Die erste Versäumniß führte zu einem zweiten Jrrthume, Man ließ den Begriff einer größeren, planmäßigen, freiwahsenden Kolonie in der öffentlihen Meinung entstehen, Den Unternehmern des Neu-= seeland-Vereins wurden viele Jahre gestattet, ihren höchst anlockenden Plan zu hegen und zu pflegen. Was Natur oder Vorurtheil im Va- terland unmöglich machten, sollten unsere britishen Antipoden liefern. Und nun die Wirkung dieser beiden Jrrthümer auf den Besiß des Bodeus, Die ersten einzelnen Kolonisten bekamen natürlih das we= nige Land, dessen ste bedurften, wie es eben anging, Gering an Zahl und hauptsächlich Kaufleute, brauchten sie niht viel, und so lauge es keine Nachfrage nah Land gab, weder thatsächlih noch spe- fulativ, war dessen Preis eben so niedrig, wie die Form der Erwer- bung bequem. Es fiel ihnen äußerst schwierig, zu ermitteln, ob es wirklih einen Begriff von Eigenthum über unbebauten Boden und

hänglichkeit und Liebe, und die Versammlung trennte sih, der Hoffnung

Naum gebend, daß dieser Tag noch oft auf so shöóue, eines Musikers wúü1- dige, cinfache, aber echt künstlerische Weise gefeiert werden möge,

a Vermischtes.

ch1 Frankfurt a. M., 24, Sept. Ju diesem Augenblick verwei-

Hen hier viele musikalische Notabilitäten, u, A, Mendclssohn-Bartholdy (der diescn Winter hier zubringen wird), Moscheles, Döhler, Piatti, Nosenhayn, von Meyer, Boucher u, |. w, Der in nächster Woche von uns scheidende F Komponist Ferd. Hiller hatte gestern Abend fast alle diese Virtuosen in sei- }nem Salon versammelt, und es gewährte einen hohen Genuß, die ÆF ductionen dieser hervorragenden Talente zu hören, Moscheles wird morgen “in dem Mülseunsschen Saale cin besonderes Konzert veran

Pro-

stalten und darin

von Mendelssohn - Bartholdy unterstüßt werden, Der Mt. Pans von Meyer trat vorgestern im Theater auf und gefiel sehe, M Lava ist, ihu mit Lißt vergleichen zu wollen, Der franz n Papen | mgn

L Í 2 ç N o der Lehrer des genialen Lafont, ließ sih neuli Moe PA dei Mtecdét

innerte aber kaum noch an scine frühere Größe. i fünstler Dase aus Hamburg, der hier große Bewunderung sich erworben, im

Theater öffentlich auftreten, Um diesen seltenen Menschen der Wissenschaft n zu E hat man den Plan gefaßt, ihm durch Zusammen- bringung eines Kapitals eine sorgenfreie Existenz zu verschaffen,

D ‘2 Anstitut des Norddeutschen Musik-Vereins in Hambur hat in Colge oorhergegangener Aufforderung Einsendungen von Preis- Compositions-Gedichten erhalten, von denen dreien der ausgesebte Preis von 6 Dukaten zuerkannt wude. Es waren dies 1) „Wo isst des Rheines Hort?“ von Siedenburg in Bremenz 2) „Es ranscht das rothe Laub zu meinen Füßen“, von Emanuel Geibel in Lübeck; 3) „Die Freude wollte sich vermählen“, vou F. Helms, Dr. der Philosophie in Altona. Für diese Gedichte hatte das Jnstitut zu Preis-Composi‘'ionen aufgefordert, für Nr, 1 und 2 je 6 Dukaten, für Nr, 3 aber 30 Dukaten gtitährend,

Der berühmte Violinist Fra nçois Prume befindet sich in Berlin und hat die Absicht, einige Konzerte zu veranstalten. ———_ck

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folglich auch vou der Abtretung eines solchen Bodens gebe. Wes- halb sollte man das fruchtlose Meer, den pfluglosen Sand ankaufen ? Selbst zufällige Jnhaber, hatten sie mit zufälligen Jnhabern zu thun ; als Judividuen mit Jndividuen, als königlose und geseßlose Aben- teurer mit königlosen und geseßlosen Eingeborenen, selbst eben so gut Häuptlinge wie die kleinen Häuptlinge, welhe sie vorfanden. Sie fanden feine Schwierigkeiten und meldeten, daß es keine Schwierig- keiten gebe. Man verbreitete eifrig im Mutterlande, die Eingeborenen scien nur allzu bereit, ihr Land für irgend etwas herzugeben, selbst für gar nichts, wenn sie nur den Vortheil erlangten, einen civilisirten Nachbar zu haben. Ob ihre Bereitwilligkeit je gehörig auf die Probe gestellt sei, und ob sie die Freude des Besißes und den Nußen des Verkaufens verständen, wurde nie ernsilich untersuht, Die Häupt- linge bildeten den Land=- Adel und wußten natürlich sehr wohl, was ein Grundstück für Werth habe, und was seine Abtretung bedeute. Allerdings war das Land sehr wohlfeil, dessen Eigenthümer gefällig und die Formen ganz einfa, was Alles sehr angenehm von den Zu- ständen in England abstah. Aber was half das? Eigenthümer sind Eigenthümer, ein Kauf is ein Kauf, ein Preis ist ein Preis, Es handelte sich nur um ein Minder oder Mehr, obwohl der Grad der aus Neu =- Seeland berichteten Hindernisse allerdings sehr niedrig war. Daraus entstand der Haupt =- Jrrthum des Neuseeland =- Vereins oder vielmehr der Regierung, die es unternahm, dessen Thätigkeit zu regeln. Man nahm an, der ganze Boden von Neusceland oder wenigstens von dem Norden der Jnsel, denn glüd- liherweise erstreckt sich die Uebereinkunft nicht auf die Mitte und den Süden, gehöre den Häuptlingen. Nichts davon könne in Besiß ge- nommen werden, ohne daß es dur irgend einen Häuptling geseß- mäßig abgetreten sei. So, glaubte man, sei es Gebrauch und so sollte es bleiben. Der Verein litt noch immer unter dem Mangel oder der Freiheit, wie er selbst meinte, daß er cine Privat-Gesellschaft war, und wollte in die Fußstapfen seiner Vorgänger, der Privat= Missionaire oder Privat - Händler treten. Es is gewiß auffallend, daß eine Partei, die im Mutterlande so beflissen war, wie die Liberalen, die Aristokratie zu demüthigen und das Uebergewicht des Grundbesißes zu {chmälern, in jenen beinahe unbewohnten Ge- genden so leihthin cine Aristokratie und Grundbesißer voraus= seßte und gelten ließ. Neuseeland besteht aus einer Juselgruppe, die zusammen fast eben so groß is wie die englishen Jnseln, nah der Schäßung aber kaum 150,000 Einwohner zählt, kaum so viel wie die Vagabunden und Zigeuner, welche England durchstreifen. Ihre Häuptlinge können nicht zahlreich sein, wenn sie mächtig sind, können nichk mächtig sein, wenn sie zahlreich sind, und- können in keinem Fall als Besißer von 60 Millionen Aer Landes betrachtet werden. Sie sind keine Jäger und haben folglih keinen Begriff von ausgedehnten Besißungen. Sie sind Landbebauer und ihre Bewegungen wie ihre Jdeen beschränken sich natürlich auf den Bereich, den ihr Vieh um ihre Hütte durchstreift, Vielleicht giebt es nicht einen einzigen Häuptling, der eine so große Besißung hätte wie ein be- deutender Pachter ín England. Mindestens ¡75 des Landes sind nicht offupirt, ist Gemeinde-Eigenthum der Eingeborenen, Gemeinde- Eigenthum der Welt. Bei der rohen Bebauung und der kleinen Aus- dehnung der Felder verhalten diese sich zu der ganzen Jnsel wie ein einzelnes englisches Dörfhen zu einer ganzen englischen Grafschast. Dennoch schuf der argwöhnische eifersüchtige Sinn eines Haufens Li= beraler gerade das Ding, was sie haßten, das Unthier, was sie fürch= teten, und erhob die vereinzelten Wilden, die sich hier und da an den Küsten und Flüssen herumtreiben, stets in Bewegung, und sih gegen- seitig verdrängend, zu einer angesessenen, berechtigten, achtbaren, an- gestammten Aristokratie, und übertrug o dieselben Uebelstände, gerade den Kampf zwischen Geld= und Grundbesiß, vor dem sie aus der Heimat flüchteten, nah Neu-Seeland.

Der französische Botschafter, Graf Skt. Aulaire, wird nächsten Dienstag hier erwartet, und die Ankunft des Königs der Franzosen den 9, oder 10, Oktober erfolgen.

Schweden und Vorwegen.

Stockholm, 20. Sept, Se. Majestät der König hat befoh= len, daß zu Ehren des verstorbenen Grafen Brahe die Königl. bec rittene Leibgarde, deren zweiter Chef er war, bis zum Tage nach seinem Begräbuiß, und die übrigen zum Aten Militair-Distrikt (dessen General-Befehl er geführt) gehörenden Truppen auf 8 Tage Trauer anlegen sollen.

Durch den gegenwärtigen Direktor der {wedischen Akademie, Freiherrn Berzelius, is Sr. Majestät und der Königlihen Familie die auf das 25jsährige Regierungs = Jubelfest des verstorbenen Königs geprägte Denkmünze, mit der Umschrist: „„Aeternis Signant Tua Tempora Fastis”, überreiht worden; so wie dur den norwegischen Staats-Minister dic Jubelmünze der Stadt Drontheim auf die Königs- Krönung in der dortigen Domkirche, am 7. September 1818, welche die Juschrift trägt: „„Priscum Nidarosiae Decus Restitutum.”

Nach Karlskrona ist Befehl ergangen, die Fregatte „Josephine“ unverzüglich zu einer neuen Expedition auszurüsten.

Eine s{hwedishe Gewerbe - Ausstellung ist jeßt im Palast des Prinzen Gustav eröffnet.

Die Gewerbe - Ausstellung der deutschen Vundes- und Zollvereins: Staaten.

(Vergl. Allg. Preus5. Ztg. Nr. 227, 238, 240, 242, 243, 248, 249, 252,

i 253, 254, 259, 256, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, X 267 und 270.)

XXXII. Stickmuster=Fabrication. Wenn der Freund vaterländischer Jndustrie in den bis jeßt erz

# schienenen Berichten über die Gewerbe - Ausstellung hon mit Freude F den oft wiederholten Ausspruch der Sachverständigen h daß viele { der ausgestellten Gegenstände dreist mit denen des Auslandes konkur= F riren könnten, mit welcher patriotishen Genugthuung wird er da

* nicht erst den Bericht über einen Industriezweig aufnehmen, bei wel-

chem von einer Konkurrenz des Auslandes mit uns gar feine Rede

i sein kann, welcher au niht von irgendwoher bei uns eingeführt if sondern sich selbstständig im Vaterlande gebildet, organisch ael

und über alle Theile der gebildeten Welt verbreitet hat. Wir mei die unserer Hauptstadt Berlin allein zugehörige und eigenbündiche Fabrication der Stickmuster! Wer hätte geglaubt, daß ein anschei- nend so geringfügiger Gegenstand zu einem so bedeutenden Exporta- tions - Artikel werden könnte! Wer hat si einbilden können, daß durch ihn allein die dahin einschlagenden Geschäftszweige , als die Târberei der Stickwollen und Seiden und die &Sabrication der Kanava?s worin Berlin ebenfalls unübertroffen und unerreicht dasteht, zu so Barrot Laie ae ie werden könnten! Bei einem solchen : ( lelleiht eine et 0 ührlichfei - fhulbigung_ finden was größere Ausführlichkeit Ent- Zur Entstehungs - Geschichte dieses Judustriczwei ül i zuvörderst an, s eine ungenanute Biatt ua Aba tbürates Nag richten Fräulein Henriette Jügel) am Beginn dieses Jahrhun= derts durch die Ausführung eines Namenszuges mit einfacher Rand=- verzierung, den sogenannten Kreuzstich auf Gaze bei uns einführte. Diese hier neue Art zu sticken gefiel vornehmlich der damals noch

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lebenden Königin, Wittwe Friedrich Wilhelm's 11, und dem Hofe über- haupt, wodur sich verschiedene Handlungen in Berlin, namentli Simon Schropp und Philipson, veranlaßt fühlten, in den Jah- ren 1801— 1805 mehrere Hefte mit Mustern zu dieser Stickerei her- auszugeben, welche auch guten Absaß fanden,

Wie aber eine Dame die Veranlassung der ersten Entstehung der Stickmuster war, so gebührt auch einer Dame das Lob, diesen neuen Jndustriezweig erst von seiner großartigeren Seite aufgefaßt, in seine eigentliche und praktischere Sphäre geleitet und gemeinnüßiger gemacht zu haben. Die noch lebende Gattin des verstorbenen hiesigen Kunsthändlers Wittich, eine Dame von gebildetem Geshmack und wohl= bewandert in allen weiblihen Handarbeiten, widmete si, unterstüßt von ihrem funstgebildeten Gatten, vom Jahre 1809 an mit solcher Umsicht, mit so rastlosem Eifer dem Stickmuster-Verlage, daß bald für alle verschie- denen Anforderungen des Geschmacks und des Luxus gesorgt war, und von der Zeit an die Stickerei-Arbeiten eine Lieblings-Beschäftigung des weiblichen Geshlechts jeden Standes und Alters wurden. Wenn nun aber die Fabrication der Stikmuster au seit etwa 40 Jahren schon vorzugsweise in Berlin betrieben wird, so hat sie dennoch erst in den leßten 15 Jahren, zum Theil durch den frischen Hinzutritt noch an= derer umsichtiger Verleger, von denen wir besonders die Herren Grünthal und Nicolai nennen, thren jeßigen großartigen und wahrhaft fabrikmäßigen Aufschwung gewonnen, so daß selbst die ge= ringe Konkurrenz mit Städten, deren Gewerbfleiß demjenigen Ber= lins im Allgemeinen gewiß nicht nahsteht, wie Wien, Dresden und Nürnberg, seit jener Zeit größtentheils einging. Berlin zählt gegen- wärtig ungefähr 18 Stickmuster - Verleger, welhe nah mögli} ge- nauen Ermittelungen fortwährend durchschnittlich mehr als 6 800 Koloristen allein beschäftigen. Man kann sich hiernah vorstellen, welche große Anzahl von Menschen überhaupt, mittel- oder unmittel= bar, durch diesen Gewerbzweig Beschästigung erhalten, und welche enormen Geldsummen er verhältnißmäßig in Umlauf bringt. Wir haben Verleger in Berlin, welche an 30—40,000 Rthlr. baar Geld in ihrem vorräthig kolorirten Lager stecken haben, Verleger, deren Ka= talog sich bis auf 4000 Nummern verschiedener Muster beläuft und welche allein durchschnittlich 100 Koloristen beschäftigen. Nach un-= gefährem Ueberschlag is anzunehmen, daß in Berlin überhaupt an 90,000 verschiedene Stickmuster bis jetzt verlegt worden siud.

Der Absaß der Stickmuster findet nicht nur nah fast sämmt- lichen Ländern Europa's, namentli aber England, Rußland, Frank- rei, Holland, Belgien, der Schweiz, Jtalien, Spanien, Schweden statt, soudern erstreckt sich bis nah den Vereinigten Staaten Nord= Amerika’s, Mexiko, Kanada, beiden Judien, China, Die Stick-= muster - Fabrication, welher nunmehr die Darstellung feines noh so reihen figürlihen Gegenstandes mehr zu s{chwer ist, hat einen solchen Grad der Vollkommenheit erreiht, daß selbst Nationen, welche sonst in Dingen des Geschmack3 und der Mode den Ton angeben, gar nicht begreifen können, wie das, was bei uns in diesem Artikel geleistet wird, überhaupt und zu solchen Preisen be- sonders, hergestellt werden kann, und es leweist gewiß den höchsten Grad der Ausbildung dieser Fabrication, daß, nach vielen vergeb- lichen Versuchen, selbst die industriösesten Nationen es fast gänzlich unterlassen haben, sich noch auf eine Konkurrenz in diesem doch überall \o beliebten und gangbaren Artikel ferner einzulassen. So sehen wir denn öfters die berliner Fabrikate in manchen Hauptstädten des Aus-= landes mit fremden Adressen paradiren , indem dortige Händler die ihrigen über die der rechtmäßigen Verleger kleben, um sih mit frem- den Federn zu s{chmüdcken.

Jn Bezug auf die Herstellung der Muster selbst führen wir nur

an, daß die Originale zuerst auf Carreaupapier gemalt, dann auf

Kupfer- oder Zinkplatten übertragen und geäßt werden, wobei indeß eine jede Farben-Nüance ein besonderes Zeichen in dem betreffenden Carreau erhält. Die von der fertigen Platte genommenen Abdrücke werden dann gewöhnlih dußendweise durch gut cingeübte Arbeiter mit Decffarben ausgemalt. Dies Koloriren, cine völlig mechanische Arbeit, muß indeß mit größter Genauigkeit ausgeführt werden. Gewöhnlich verrichten es Leute, die von Jugend auf darin geübt wur= denz ältere Personen pflegen diese Art des Kolorirens selten zu er= lernen, Dies genaue und komplizirte Entwerfen der verschiedenen Farbentöne dur besondere Zeichen (es giebt Muster, in deren Fleisch- tönen allein 20 Abstufungen von Chamois vorkommen), dann wieder das so höchst mühsam scheinende Ausmalen aus freier Hand, nament- lih bei den oft so überraschend billigen Preisen eines Musters, erregt im Auslande das meiste Erstaunen. Es i} interessant, Miß Lambert über diesen Gegenstand in ihrem Werke über „Handarbeiten“ sprechen zu hören; sie sagt S. 107: „We cannot fail ito be surprised at the small cost, at which they are to be procured, and our wonder will not be diminished, when we are told, that in some of these patterns there are considerably above half a million of small squares, like those of a mosaic, to be separa- lely coloured.” Daß übrigens die Wichtigkeit dieses Fabrik= und Exportationszweiges von unserer hohen Staats =Regierung genügend erkannt worden is, scheint aus der besonderen Begünstigung hervor= zugehen, daß, während nah dem Geseß vom 11. Juni 1837 das fünstlerishe Eigenthum gegen unbefugte Nachbildung geschüßt sein soll, es dennoch gestattet ist, abweichend von den Geseßgebungen anderer großen Staaten, Kunstwerke jeder Art, auhch ohne Genechmi= gung ihrer Urheber, in Stickmuster nachzubilden.

Die bedeutendsten Geschäfte dieser Art haben sich bei der Ge- werbe - Ausstellung betheiligt und wir gehen nunmehr zu den einzel= nen Ausstellern über. z

L, W. Wittich (Nr. 393), das älteste, renommirteste Stick= muster - Verlagsgeschäft in Berlin, errichtet im Jahre 1810 durch die bereits oben erwähnte Madame Wittich, welche, unterstüßt von ihrem Gatten und, nah dessen Tode, von ihrem ältesten Sohne, dem ge-= genwärtigen Eigenthümer des Geschäfts, mit in der That seltener Energie, Umsicht und Ausdauer diesen Judustriezweig in Schwung bringen und zu seiner gegenwärtigen Vollkommenheit heranbilden half. Das Verdienst, welches sie sich dadurch um die vaterländische Jndustrie erwarb, ist unvergänglih. Eine nähere Beurtheilung der einzelnen ausgestellten Prachtmujter: des Portraits des hochseligen Königs, des Decameron nah Winterhalter, des Hundes und Papagei's nach Land= seer, des Teppichpleins 2c. kann füglich unterbleiben, dieselben sprechen hinlänglih für sich selbst und sind dieser alten Handlung würdig. Nur müssen wir Sachkundige auf das Muster der „heiligen Veronica““ aufmerksam machen, auf welhem das Haupt Christi, mit mehr als 40 Farbentönen, in seiner Art etwas ganz meisterhaftes ist. Zur Beurtheilung des Umfangs dieses Geschäftes führen wir nur noch an, daß es durhschnittlih 80 bis 100 Arbeiter beschäftigt und mit einer Auswahl von nahe an 4000 verschiedenen Dessins aller Gattungen versehen is. Die Wittichschen Muster geben einen vollständigen Ueber- blick der ganzen Entstehungs= und allmäligen Ausbildungsgeschichte dieses Jndustriezweiges, und sehr lehrreih is namentli eine Ver= gleihung des ersten Tausends Nummern mit dem lebten.

P. Trübe (Nr. 408), der jeßige Besißer des ehemaligen alten und wohlbekannten T. P. Devrientshen Verlags=Geschäfts, stellt mit anderen Gegenständen ein geschmadckvolles, neues Mittelstück und ein biblisch-historisches Figurenstück aus, von denen das erstere alle Aner= kennung verdient. Die Auswahl der Dessins dieser älteren Handlung erreicht beinahe das dritte Tausend,

Z. A. Grünthal (Nr. 384), seit 1829 etablirt und früher 10 Jahre hindurch Mitarbeiter und Geschäftsführer des bereits oben- erwähnten Verlegers Philipson, dürfte gegenwärtig wohl das umfang=- reiste Verlagsgeshäft besißen. Die von ihm ausgestellten biblischen Gegenstände und großen Blumenstüce, ferner Steuben's Peter der Große und ganz besonders Landseer's Auszug zur Falkenjagd sind von einer Ausführung und Vollendung, die in dieser Art fast nicht weiter getrieben werden kann. Mit eben so praktishem Blick sind seine vielen anderen und großen Prachtmuster gewählt, die an Reichhaltigkeit wohl von keiner Eanbkión übertroffen werden dürften. Er besißt eine Anzahl von 3215 verschiedenen schr gangbaren Dessins und giebt durhshnittlich mehr als 100 Koloristen allein Beschäftigung.

Seiffert u. Comp. (Nr. 447). Diese Verlagshandlung, ver= bunden mit einer Fabrik aller zur Tapisserie gehörigen Artikel, hat besonders einflußreih gewirkt unter ihrem Gründer, A. Nicolai, welcher durch seine so beifällig aufgenommenen neuen Teppichmuster im orien= talischen Geshmack, nah Entwürfen von unserem genialen Bötticher, neue Regsamkeit in diesen Judustriezweig brachte. Das von den jebi=- gen Besißern des Geschäfts ausgestellte große Arabesken - und Blu= menmuster is geschmackvoll und allen Lobes werth. Jhr Katalog ent= hält bereits über 2000 zum Theil sehr gesuhte und reihe Muster.

Herß u. Wegener (Nr. 5), ein dea so bedeutendes, als im Zn= und Auslande vortheilhaft bekanntes Haus, welches mit seiner um= fangreichen Fabrik aller Tapisserie- Gegenstände in Seide, Wolle und Kanavas, im Jahre 1838 den Stickmuster-Verlag verband. Mit wie umsihtiger Thätigkeit diese Verleger seit jener Zeit gewirkt, davon zeugen nit nur die ausgestellten Gegenstände, zwei große italieni= {e Genrestücke nah Winterhalter und zwei biblishe Darstellungen nah Chopin 2c., sondern auch ihr über 2000 Nummern zählender Katalog, welcher die s{önen großen Muster nah Meisterwerken von Landseer, Robert, Vernet, Steuben 2c., zum Theil mit mehr als einer halben Million Carreaux, enthält. Auch sie beschäftigen zuweilen nahe an 100 Arbeiter.

A. Todt (Nr. 418), einer der jüngsten aber thätigsten hiesigen Verleger, welcher sih sowohl in der Wahl, als der Ausführung sei= ner Muster auf eine rühmlihe Weise bemerkbar macht, wie seine aus= gestellten geschmackoollen Proben von Pleins und Arabesken, besonch ders aber das große Figurenstück Jakob und Laban beweisen. Wir finden in diesem Verlage wenig Muster, die niht ansprehend und gefällig wären oder irgend einem Bedürfniß praktisch entsprächen. Die Anzahl der Dessins hat in so kurzer Zeit denno bald das erste Tausend erreicht.

G. E, Falbe (Nr, 395) empfiehlt seinen Verlag dur einige ausgestellte Stiämuster nah bekannten Gemälden, unter denen si die Brautshmücckung nah Hopfgarten und die Kreuztragung besonders bemerkbar machen. Die Auswahl seiner Dessins übersteigt bereits 1000.

F. W. Neie stellt §8 verschiedene Muster aus, unter denen si einige Blumenstüce mit Vögeln und einige kleinere Genrestücke recht angenehm empfehlen. Diese junge Handlung hat bis jeßt beinahe 500 Dessins verlegt.

ZJandels- und Börsen - Uachrichten. Berlin , 29, Sept. Das Geschäft war der Ultimo - Regulirungen wegen heute jehr beschränkt und die Course etwas flauer. Berliner BG6a e. Den 28. September 1844.

Fonds. lz E fg Actien. |& EV VOHp: | Brief. | Gela. Brief. | Geld. | Gem. St. Schuld-Sch. (34) 100% | 100 |Brl.Potsd. Eiseub.| 5 169 | Prämien - Scheine| | | do. do. Prior. Obl. | 4 | 103% —_ d. Seeb. à 90 T.) T 90% | 893 Mga. Lpz. Bisenb-/ S 1872 | 1867 Kur- u. Moi | | do. do. Prior. ObL'4| | 1 Í Sahnldreraakz 35) 99? | _— ¿¡Brl. Aob. Eisenb.|—/| 1497 | Berliner Dad | L do. do. Prior. Obl.) 4 | 103 Obligationen 135 1093 sDüss. Elb. Eisenb.| 5 | _—— 9IZ5à Danz. do. io Th.|—) 48 | jdo. do. Prior. Obl. 4} 98 is 925 Westpr. Pfandbr. 35) 100 Rhein. Eiseob, | S1: T0 Grosshb. Pos. do. 4| 1047 | flo. do. Prior. Ob. 4| 973; _ do. do. 35 994 l do. v.Staat garant. |3#| 987 lena Ostpr. Pfandbr. 35 | 1015 [Bcl Frankf. Eisob.| 5 | 1435 | Pomm. do. |35| 1005 | 100 jdo. do. Prior. ObL| 4 | 1025 Kur- u. Neum. do.|33| 1003 | 100 FOb.-Schles. Eisnb.| 4 | 1147 Schlesische do. 5) 1005 | do. Lt.B. v. eingez.|—| 109 _— | | B-SER Tb Au # BIOC | | | | Gold al marco. [Fl | |[Magd.-Halbst. Eb.| 4 | 1137 1125 2118 Friedricbsd’or. |—| 13% | 13% |BrL-Schw.-Frb.E./4| n And.Gldw.à5 Tb. 115 | LIS |do. do. Prior. Obl.| 4 1025 | Disconto. |—| 3 | 4 |Bonn-Kölner Esb.| 5 | 131 | | E 4 Pr. Cour. F echeci- Ua | Thle. zu 30 Sgr, | Brief. | Geld. Amer dal. s as eei ie cite A 250 FIl. | Kurz | 1407 d ec acta A 250 FIl. | 2 Met. | 139F Hamburg..........ers oe ¿e GOO K. | Kurz | 1507 can ee G 300 Mk. | 2 Mt. | 1495 | E Ca C S 1] LSt. 3 Mt. G 23 bis i E 300 Fr. 2 Mt. | 793 795 a e E 150 FI. 2 Mit. | 104 is AunabütE ea do sou ooo Ce ev oes 150 FI. 2 Mit. | 1024 autgs, O eaen res n Sue eute 100 Thlr. 2 Mt. 995 «alé E E è ( 8 Tage |— 99?- Leipzig in Courant 14 Thl. Fuss. 100 Thir, ? S aj eip I L 16 1m uSsS r ? 2 Mt. | 994 992 Frankfurt a. M. südd, W.......... 100 Fl 2 Mt. 56 2E ais Petersburg ...o.. co oco on 100 SRbI. 3 Woch. 107% 1074 Auswärtige Börsen. Amsterd am, 24. Sept. Niederl. wirkl. Sch. 62/5. 5% do. 993. 5% Span. 205. 3% do. 345. Pass. 0/7. Ausg. —. Zinsl, 74. Preuss. Pr. Sch. —. Pol. —. Oesterr. —. 4% Russ. Hope 923. Antwerpen, 23. Sept. Zinsl. —. Neue Anl. 197.

Frankfurt a. M., 25. Sept. 5% Met. 1125. Bauk-Actien p. ult, 1965. Bayr. Baok-Actien 727, Hope 907 G. Stiegl. 895 6. Int. 617. Polv. 300 Fl. 945 G. do. 500 Fl. 94. do. 200 Fl. 28 Be.

Hamburg, 260. Sept. Bank-Acúen 1640. Eugl. Russ. 1145,

London, 2I. Sept. Cons. 3% 995. Ard. 235. Pass. 5%. Ausg. Sch. 134. Int. 624. 5% 1003. Port. 46. Bras. 885. Mex. 37%. Pera _,

P aris, 23, Sept. 5% Reote fin cour. 119. 3% Reuie fin cour. 81. 90. 5% Neapl. 98. 70, 5% Span. Rente 31%, Pass. 55.

Wien, 24. Sept. 5% Met. 1105, 4% 1002, 1601. Aul. de 1834 151. de 1839 1313. Mail. 1125. Luorn, 118,

# Meteorologische Beobachtungen.

3% 76%. Bank-Actien Nordb. 154%. Gloggn. 115%.

1844. Morgens Nachmittags Abends Nach einmalige i

27. Sept. 6 Ubr. 2 Ubr. 10 Ubr. Deebackiens. Luftdruck... 339,67" Par. 339,25" Par.|/339,12" Par. | Quellwärme 7,99 R. Luftwärme ... + 4,5° R. 12,29 R.+ 8,69 R. | Flusswärme 8,1° R. Thaupunkt .….|—- 3,3 B.—+ T,9% R.\4+ 5,1° R.| Bodenwärme 8,9 R. Dunstsättigung| 90 pCt. 71 pCci. 80 pct. | Ausdünstuug 0;o11” Rb. Wetter ...... neblig. heiter. heiter, Niederschlag 0. L E Ww. Ww. Ww. Würmewechsel +12,5® Wolkenzug... Ww + 4,3 R.

Tagesmittel: 339,35" Par... + 8,4 R... +5,6° R... 80 pet. W.