men it; daß nah Art. 4 derselbe, wenn er den marokéanischen | rana in N) bände fllt, so lange nah dem Junern in Verwahrsam gebracht werden soll, bis die beiden Regierungen weitere Maßregeln hinsihtlih seiner getroffen, und daß, wenn er den französischen Trup- pen ín die Hände fällt, die französische Regierung si verpflichtet, ihn mit Schonung und Achtung zu behandeln; daß nah Art. 5 eine spätere Convention die Gränzen zwischen beiden Reichen genau be- stimmen soll; daF- nah Art. 6 die Auswechselung der Gefangenen und die Räumung der Jnsel Mogador und der Stadt Ushda von Seiten der französishen Truppen unmittelbar nah dem Austausche der Rati=- fication stattfinden soll und in dem Art, 8 für diesen leßteren Aft ein Termin von zwei Monaten festgeseßt ist.
Der Constitutionnel bringt wieder eine ganze Reihe neuer Beschwerden über den Friedens\{luß mit Marokko, Jedenfalls, meint dies Blatt, hätte ausgewirkt werden müssen, daß Kaiser Abd el Rhaman sowohl die Kriegskosten bezahle, wie auch denjenigen Franzosen, welhe dur die Friedensstörung in Marokko in ihren Privat- Interessen verleßt worden seien, eine genügende Entschädigung leiste; dies wäre auch gewiß ohue Anstand bewilligt worden, wenn mau es dem Kaiser Abd el Rhaman nit absichtlich erlassen hätte. „, Nach den Benachrichtigungen ‘‘, fährt das Oppositions - Blatt fort, „die uns über den Frieden von Tanger mitgetheilt werden, hatten die Kanonenschüsse vom Jsly und von Mogador uicht unter den marokffauishen Stämmen, welhen an dem Unglück der Städte und an dem Verluste einiger Reiter nichts gelegen ist, sondern in dem Gemüthe des Kaisers Schrecken hervorgebracht. Alles zeigte, dß er bereit war, seine bedrohten Schäße durch wirklihe Opfer zu retten, Wir konnten eine Entschädigung verlangen und haben es nicht gethan; es wurden Verhandlungen nicht fortgeseßt, die in Betreff dieser Frage bereits eingeleitet waren; es hätte ja diese Entschädi= gungsfrage noch einige Zeit in Anspruh nehmen können, und man wollte doch keine Verzögerung der Reise nah Windsor eintreten lassen; es sollte Frieden geschlossen werden, sollte es auch ein improvisirter und jämmerliher Frieden sein; man wollte Frieden ohne Zeitverlust. Das Journal des Débats hat über eine andere, fast eben so wichtige Frage noch fein Wort hören lassen. Frankrei steht in ansehulihem Handels = Verkehr mit Marokko; dieser war natürlih während des Krieges unterbrochen, und alle die, welhe bei diesem Verkehr bethei- ligt sind, erlitten in Folge dieser Unterbrehung bedeutende Verluste. Diejenigen unserer Landsleute, welche in Marokko wohnen, waren genöthigt, nach Frankreich zurüczukehren; ihre Geschäfte stan-= den ill, und das beweglihe und unbeweglihe Eigenthum, wel= hes sie im Gebiete des Kaiserreichs besißen, litt durch den von Abd el Rhaman herbeigeführten Kriegszustand. Will man uns sagen, welche Entschädigung für alle diese Verluste vorbehalten und in welchem Artikel des Vertrags stipulirt is, daß die Finanzen des Kaisers das Uebel wieder gut machen werden, welches er durch einen ungerechten Krieg unseren Landsleuten zugefügt? Wir haben einen Vertrag, welcher dem Kaiser vou Marokfo nichts kostet, als die Unterschrift seines Bevollmächtigten.“ Der Constitutionnel macht dann be- merklich, daß niht an Bord des „Suffren““, wie die Fassung der tele- graphischen Depesche habe vermuthen lassen, der Vertrag abgeschlossen und unterzeichnet worden sei; die französishen Unterhändler hätten si zu diesem Zwecke ans Land begeben und den Pasha Sidi Buslam in seiner Kassaubah aufgesuht. „Wir sind Sieger“, {ließt das ge- nannte Blatt, „wir diftiren den Frieden, sagt man, und unsere Unter=- bändler, d. h, Frankreich, Feigen in ein Boot und wandeln durch die Straßen von Tanger, um mit dem Besiegten in seiner Kassaubah zu unterhandeln. Der Pascha Sidi Buslam wird, als er unsere Unter= bändler verabschiedete, sich wohl gesagt haben: Wenn die Krieger Frankreihs Löwen in der Schlacht sind, so sind dagegen seine Diplo- maten wahre Lämmer.“ Endlich wirft der Constitutionnel in sei nem heutigen Blatte noch die Fragen auf, wie man als Sieger eine Verpflichtung gegen Marokko binsihtlich Abd el Kader's habe über- nehmen fönnen, denselben mit Schonung und Achtung zu behandeln, was Frankreich natürlih ohne eine solche Verpflihtung gethan haben würde, was man aber seiner Großmuth hätte anheimstellen, nicht es als Bedingung stipuliren müssen; und dann, wie es komme, daß der Befehl zur Räumung von Mogador gleih nah Unterzeichnung des Traktats ertheilt worden, ohne, wie der 6te Artikel es doch stipulire, die vorherige Ratification desselben abzuwarten, Die Antwort des genanuten Blattes is, wie man sich denken kann, daß dies Alles aus Deferenz gegen England und um der Reise des Königs nah Windsor den Weg zu ebnen, geschehen sci,
Die Flotte des Prinzen von Joinville sollte, wie verlautct, am 22sten oder 23sten d. den Hafen von Cadix verlassen, um nah Tou- lon zurückzukezren.
Das Operations-Corps an der Mosel if aufgelöst worden. Der Herzog von Nemours hielt am 24. September die leßte Musterung arüber.
Die Vermählung des Herzoas von Aumale wird im März oder April n. J. stattfinden; bis dahin behält der Prinz das Kommando m der Provinz Konstantine.
Der Moniteur meldet jeßt, daß dem Könige die Nachricht vom Ablcben der Großfürstin Alexandra von Seiten des Kurfürsten von Hessen notiszirt worden.
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Es heißt, daß der Fiuanzplan zu der neuen Auleihe in dem vor-
imer gehaltenen Ministerrath genehmigt worden sei. Alle General-
innehmer sollen von diesem Beschluß durch den Finanz= Minister in Kenntniß geseßt werden.
Aus Bayonne schreibt man unter dem 20, September: „Die Karlisten waren in den leßten Tagen in Navarra in großer Aufre= gung. Mehr als 6000 Exemplare einer im Namen Karl’'s V. ge= druckten Proclamation sollten von Bayonne verschickt und im Lande verbreitet werden. Für Waffen war auch {hon gesorgt. Plötlich fam Gegenbefehl, und die Sache is aufgeschoben. Wir haben in- dessen bald wichtige Neuigkeiten von diesem alten Schauplaß des Vürgerkriegs zu erwarten. Es sind mehr als 500 Widerspenstige der leßten Aushebung vorhanden, welche sich jeder Guerilla anschließen würden, an deren Spiße ein Mann von Bedeutung stände.“
Herr Juchereau de Saint Denis, französischer Konsul zu St. Domingo, soll zurückberufen werden, weil man es seinen Jntriguen zuschreibt, daß der General Santana sich an die Spiße der neuen Republik în dem spanischen Theil von Haiti geschwungenz die von dem Contre-Admiral de Mosges gemachten Mittheilungen sollen das Mi-= nisterium zu diesem Beschlusse vermocht haben,
Es sind die ersten Nummern eines neuen Journals erschienen, welches den Titel l’Orient führt und eine von literarishen Nota- bilitäten Frankfreichs und des Auslandes redigirte allgemeine Revue der Freimaurerei ist.
A Paris, 25. Sept, Wir finden in einem malteser Blatte vom 6ten d. M. eine ausführlihe Darstellung der Schwierigkeiten, welhe zwishen dem Prinzen Heinrich der Niederlande und der Re gierung des Bey von Tunis entstanden sind, und deren eigentlichen Ursprung und Verlauf man aus den bisherigen Berichten darüber nur sehr unvollständig kennen lernen konnte.
Man erinnert si, daß vor einigen Monaten ein Malteser, Na mens Paul Xuereb, mit Zustimmung des britischen Konsuls und un- ter den vergeblihen Protestationen der Repräsentanten der übrigen europäischen Mächte, von den Gerichten des Landes wegen Mordes zum Tode verurtheilt und wüklih hingerihtet wurde, Einige Zeit vor der Vollstreckung dieses Urtheils kamen die beiden Hauptzeugen, maurischer Nation, welche gegen Xuereb aufgetreten waren, in der größten Bestürzung auf das britische Konsulat, um Sir Thomas Reade zu benachrichtigen, daß der holländishe Konsul sie holen lassen und daß er ihuen mehrere hundert Piaster angeboten habe, wenn sie ihre Aussagen zu Gunsten Xuereb)s# ändern wollten, Auf ihre Wei-= gerung, diesen Vorschlag anzunehmen, fügten die beiden Mauren hinzu, habe man heftige Drohungen gegen sie laut werden lassen, durch die sie denn veranlaßt seien, den Schuß des englischen Konsuls anzurufen, von dem es bereits allgemein bekannt war, daß er bei je ner Sache Partei, wo nicht gegen Xuereb, so doch gegen die übrigen Konsuln genommen hatte, Sir Thomas Reade entließ die Schuß= suchenden mit beruhigenden Zusagen, die er jedoh ausdrücklih der Bedingung unterordnete, daß sich ihr gerihtliches Zeugniß als wahr= heitsgetreu bewähre. Jnzwischen verbreitete sich das Gerücht von dieser Sache in Tunis, und der holländishe Konsul wurde dadurch veranlaßt, an den Bey zu schreiben, daß er niht allein keinen Ver= such gemacht, jene Zeugen zu bestechen, sondern daß er auh mit ihnen nicht einmal in die mindeste Berührung gekommen sei. Der Bey entgegnete darauf mündlich, daß es dem Konsul freistehe, die frag= lichen Mauren in feiner, des Be9y's, Gegenwart für das verbreitete Gerücht zur Rechenschaft zu ziehen und den Beweis zu fühch ren, daß er von ihnen verleumdet worden sei. Es wurde nohch längere Zeit über diese Angelegenheit hin und her verhandelt, bis sie endlih, obne zu einer Lösung gekommen zu sein, einschlief und in Vergessenheit gerieth. Jedermann glaubte den ganzen Handel ab- gethan, als derselbe plöblich von dem Prinzen Heinrich wieder aufge- nommen wurde. Nachdem der Prinz den Bey besucht hatte und wie- der an Bord seines Schiffes zurückgekehrt war, s{hickte er ganz un= erwarteter Weise eine Note an die Regierung von Tunis, in welcher er verlangte, „daß die Verleumder des holländischen Konsuls bestraft würden“, indem er hinzufügte, daß er sich im Weigerungsfalle genü= thigt sehen werde, die Geschenke zurückzuschicken, die er von Sr. Ho= heit angenommen habe. Der Bey ließ hierauf erwiedern, daß die Religion und die Geseße des Landes ihm unmöglih machten, Jeman= den ohne Beweis der Schuld zu bestrafen, daß er indessen nah wie vor bereit sei, dem holländishen Konsul alle Mittel an die Hand zu geben, um den Beweis zu führen, daß er von den fraglihen Leuten wirkli verleumdet sei. Der Bey erneuerte zugleih den {on früher gemachten Vorschlag, daß der holländische Konsul die beiden Mauren in seiner Gegenwart ins Verhör nehmen möge. Man entgegnete auf dies Anerbieten, daß es sih mit der Würde des Kousuls nicht vertrage, das von demselben gegen die Beschuldigten cinzuleitende Verfahren von dem Bey persönlich koutrolliren zu lassen. Das Gerücht von diesen neuen Unterhandlungen kam bald zu den Ohren der beiden Hauptbetheiligten, und diese flüchteten sih abermals zu dem britischen Konsul, um den Beistand desselben anzurufen, der ihnen denn au im vollen Umfange zugesichert wurde. Inzwischen änderte der hol= ländische Konsul seinen anfänglichen Entschluß und erklärte si bereit, die beiden Mauren in Gegenwart des Bey zu verhören. Auf erfolgte
Vorladung erschienen diese Leute, aber in Begleitung des englischen Vice-Konfuls und des Kanzlers und Dolmetschers des englishen Kon- sulats. Der britishe Vice- Konsul erklärte, daß seine Gegenwart feinen anderen Zweck habe, als die Ausübung von Einschüchterung oder Tortur gegen die Angeklagten zu verhindern, daß er übrigens die Untersuchung in feinem Punkte zu beschränken beabsichtige, sondern thr viel- mehr allen möglihen Vorschub zu leisten bereit sei, vorausgeseßt, daß das ganze Verfahren öffentlich stattfinde. Man konnte annehmen, daß der holländische Konsul keinen Einwand gegen diese Forderung machen werde, um so mehr als er selbst bei verschiedenen Gelegeu- heiten streng darauf bestanden hatte, daß Eingeborene, die unter der holländischen Flagge Zuflucht gesucht, nur in Begleitung eines Kon- sulatsbeamten vor den einheimischen Gerichten zu erscheinen brauchten, Nichtsdestoweniger weigerte sih der holländishe Konsul, die Briten dem Verhöre der Mauren beiwohnen zu lassen, und die ganze Zu- sammenkunft endigte ohne Ergebniß. Am nächsten Tage waren der holländische und der französishe Kousul bei dem Prinzen Heinrich auf dessen Admiralschiffe zu Tische, und es scheint, daß bei dieser Gele- genheit ein Schreiben an den Bey entworfen wurde, in welhem der Prinz den Bey, nicht im amtlihen Tone, sondern freundschaft= lich ersuhte, den holländishen Konsul in Stand zu seben, das Verhör der Mauren ohne Beisein eines Mitgliedes des britischen Konsulats vorzunehmen. Der Bey richtete in der That eine Aufforderung in diesem Sinne an Sir Thomas Reade, dieser aber blieb bei seiner Weigerung, indem er sich darauf berief, daß die Pflicht seines Amtes ihm verbiete, zwei Leute im Stiche zu lassen, die den britischen Schuß augerufen. So war die Lage der Dinge, als am 11ten v. M. der französische Admiral Parceval Deschenes mit vier Lintenschiffen vou Toulon aus vor Tunis vor Anker ging. Sogleich nach der Ankunft dieser Flotte ging der Prinz Heinrih mit Zurük- lassung einer Brigg und ohne Erledigung des s{hwebenden Streit- punktes unter Segel.
Diese Erzählung mag Freilich von einer gewissen Parteilichkeit für England nicht frei sein. Man sieht aus der Darstellung übrigens ganz deutlich, daß das fraglihe Mißverständniß nicht sowohl zwischen Holland und Tunis, als zwischen den holländischen und den englischen Behöroen in dieser Stadt obwaltet.
Großbritanien und Irland.
London, 25. Sept, Die neuesten Nachrichten aus Jrland melden über den Fortgang der Repealsache nihts Neues, Die Ver- handlungen der vorgestrigen Wochen-Versammlung des dubliner Ver= eins zeigen deutlich, daß O’'Connell mit der Ausführung seiner Pläne noch zögern will, vielleicht um das Volk an die veränderte Gestalt seines Repeal- Systems zu gewöhnen, oder vielleicht auch, um etnen noch größeren Anhang unter dem protestantischen Theil der Bevölke= rung Jrlands zu gewinnen. Seine vorgestrige Rede war, wie die früheren, friedlihen Juhalts; er spra den definitiven Beschluß des Repeal =- Vereins aus, daß das Clontarf Meeting nit gehal- ten, und daß die Berathungen über die Verfassung der „Schuß- gesellshaft für Jrland“ noch fortgeseßt werden sollten, wobei er nicht undeutlih zu verstehen gab, daß wegen gewisser in der irländischen Conventions - Akte vorgesehener Punkte vielleicht unüberwindliche Schwierigkeiten der Bildung dieser Gesellschaft hiuderlih sein dürs- ten. Mit Vergnügen verweilte er alsdann bei seinem jeßigen Lieb- lingstheina, dem von Herrn Grey Porter ausgegangenen Vorschlage zu einem Föderal = Parlamente, welcher unter den Konservativen Jr= lands Anklang findet und der Repeal von dieser Seite zahlreiche An- hänger zuführt. Ju der That i} diese Sinnes-Aenderung der Tories in Îrland auch das für O'Connell günstigste und bedeutsamste Zei- chen der Zeit. Herr Grey Porter is ein Ultra-Protestant und High= Sheriff der orangistishen Grafschaft Fermanagh, der sich früher durch die bitterste Feindschaft gegen O'Connell und die Katholiken aus- zeichnete, jeßt aber diesem in die Hände arbeitet, indem er in der protestantishen Provinz Ulster durch seinen Plan, „den National - Charakter und die Bedeutung Jrlands wiederher= zustellen‘’, das Volk aufregt, Ob es O’Connell gelingen wird, die religiösen Antipathieen dieser neuen Anhänger zu überwinden und seine Sache zu einer nationalen zu machen, muß dahingestellt bleiben; doch bietet der gegenwärtige Zustaud des Landes, wenn auch noch nicht günstige Chancen für die Repeal, so doch nicht geringe Verlegenheiten für die Regierung, die sih auf diesem Grunde vorzugsweise von der Opposition angegriffen steht.
Elf katholishe Bischöfe Jrlands, der Erzbischof von Tuan an der Spize, haben eine ausführlihe Protestation gegen die Bestim=- mungen der Parlaments = Afte in Bezug auf mildthätige Stiftungen und Vermächtnisse veröfsfeutliht, Es heißt darin, daß diese Maßregel die s{chlimmsten Folgen für ihre Religion mit sich bringe und endlich dazu führen müsse, daß die römisch =fatholishe Kirhe in Jrland der weltlichen Macht ganz unterworfen werden müßte; und sie erklären chließlich ihre Absicht, dieselbe durch alle in ihren Händen liegenden geseßlichen und constitutionellen Mittel zu bekämpfen.
Der Falmouth - Packet theilt ein Schreiben aus Valpa= raiso vom 31. Mai mit, welches die jüngsten Vorfälle auf Otaheiti in weit {limmerem Lichte darstellt, als die feüheren Berichte. Da indeß hierüber noch immer amtliche Mittheilungen fehlen, so mag die
webt, is wie fest gebannt, in sich selbst erstarrt und zu ewigem Verstummen verdammi,
Das fragliche Bild von van De stellt die büßende Magdalena vor, levenêgró®, in halber Figur, beinahe nadckt und mit aufgelöstem Haar z ihre Hände sino zum Gebet gefaltet und ihre reuíg gen Himmel blickenden Augen {einen um Vergebung und Guate zu flehen. Vor der reumüthigen Sün- derin liegt eín Mac Buch und neben ihr ein Todtenkepf , an die Vergänglichkeit mahnend und zu ernsten Betrachtungen aguffordernd. Die Zeichnung in tiesem Bilde is feiner, die Fornen - Auffassung cdler, als die des Rubens, und der klare, warme, hellgeblihe Ton des Fleisches dem Rubensschen sehr nahe fommend, Der Ausdru des vom tiessten Schmerz erfüllten Angesichts ist von ergreifendecia Pathes. Die Hände sind, wie ge- wöhnlich bei van Do, von musterhafter Schönheit, Feinheit und Vollendung,
Das Gemälte hat in so hohem Grade den Aufdruck des Meisters, daß seine Aechtheit beínahe einstimmig anerfanut wurde. Die wunderbare niederländische Schule hat überhaupt das Eigenthümliche, daß sie modernen Nachpinselern das Handwerk verdbirbt. Jhre großen Meister haben eine ey und Helligkeït ver Farbe, cine Lebhaftigkeit des Tons, eine Leben- vigfeit des Pinsels, woran alle Bemühungen der Nachahmer zersch-llen. A Bravour der Flammänner und die Geduld der Holländer maht man s t so leicht nah; bei diesen Meistern handelt es sich meist nicht, wie bei
en Fislieneri, um edlen Auédru, stílle, gemessenc Haltung, kühnen, stren- enb äti Tad und \{öneu Faltenwuxrf, Dinge, die von geschidten Kopi- Ln is sid allensalls burdipausen und aaf eine andere Leinwand über- Voir Mino feder Holländer und Flammánner ¿4 seinen eigenen \{rist D spezi ejonderen Pinfelstrich, die, wie eíne charalteristishe Hand- A die b ezieller pgiendzug, gleich zu erkennen sind; gelingt es nicht, maden, A und Sirherheit dieser Pinseffühtang zu eigen zu und Be die Na e wind Gu genauen Wiedergabe der Haltung Foï , Z ief 1g unvolständigz es is uicht genug, baß man : , frs enau nachshreibt; au der Charakter der
‘gegeben werden. Eine vollklommen durchgeführte
Kopi j Ad ; ume! Otiginale, da die Haupt-Vorzüge Wee Sevi ermaßen einerlei Werth mit dent R R ; | 4 r e -
dem Geist der Touche und in ver eser Sus in? Feinde es Kolorits, i
der phlegmatishe Fleiß des Niederländers auf seinen Gemälden mit der größten Sorgfalt und Genauigkeit ausmalt, während der flüchtigere Geist des Jtalieners diese Dinge nur mit breiten meisterhaften Strichen aufs Bild hinscht, Dieser malt sie cigentlich, und Jener pinselt sie aus, Der Umstand, daß Kopieen von niederländischen Stücken {werer zu machen und daher leichter zu erkennen sind, als Kopieen von italienischen Bildern, dle oft slb das geübteste Kennerauge täuschen — dieser Umstand, sage i, trägt viel mit bei ‘zu der großen, immer mehr zunehmenden Vo: liebe für die Werke der niederländischen Schule, welche außerdem noch den Vortheil haben, daß sie häufig mit dem Namen des Künstlers bezeichnet sind, von dessen Aechtheit eine gründliche Prüfung leiht überzeugt, Das in Rede stehende Gemälde von van Dyk hat weder eine Namens -, noch eine Da- tums - Aufschrift, was einige Beschauer stußig und bedenflih machte, Aber auf den 22 Bildern von van Dyk im Louvre ist, ausgenommen auf dem herrlichen Portrait Karl's [., weder der Künstlername, noch die Jahreszahl angegeben, obschon Stücke ersten Ranges darunter sind. Von den 11 oder 12 van Dyfschen Werken in der Gemälde- Gallerie des Königlichen Mu- seums zu Berlin hat gleichfalls nur eines, das Bildniß des Prinzen Tho- mas von Carignan, eine Aufschrift, und unter der Unmasse von van Dyck- schen Meistcrstüken, welche die Privat -Sammlungen und Königlichen Bil- der-Gallericen in England besißen, erwähnt Waagen blos zwei mit dem Namen des van Dyck und der Jahreszahl, und nicht mehr als sechs mit dem Datum,
Sollten wir die Zeit näher angeben, in welche dieses Bild fallen möchte, so würden wir es unbedenklich in die schöne, vielleicht {hönste Zeit des Meisters seyen, nämlich in die glückliche, leider zu schnell verflossene nieder- ländische Epoche, wo der Künstler, noch unergríffen von den heillos ver- derblihen Einwirkungen des Glücks und Reichthums, noch nicht die {mäh- lihen Worte gesprochen: „Sonst arbeïtete ih für den Ruf, jet sürs Gelb!“ Die feine Zeichnung, tie edle Auffassung der Form zeigen deut- lich ben Einsluß eines Tizian, eincs Paul Beronese, See, ie klare, energische Färbung, der helle, leuhtende Fleishion den Wiederanschlnsi an Rubens verrathen, und diese hier vereinigten Eigenschasten lassen verniuthen, vaß dieses Bíld nach van Dyckd's Nückkehr aus Jtalien, während seines Auf- enthalts in ben Niederlanden, nit allzu lange vor seinx Uebersiedelung nach
England, in den Jahren 1630 oder 31 gemalt worden is, Der damals 32jährige Künstler stand in der vollen Blüthe seines Talents und verband in dieser sciner mittleren Zeit mit dem von seinen italienishen Studien ihm noch übrigge- bliebenen Adel der Auffassung und Vereinfachung der Form und der scinem feinen Naturell angemessenen liebenswürdigen Zartheit und Weichheit des Gefühls, eine meisterlihe Vollendung in einem warmen, klaren Goldton, die selbst den Rubens bange und eifersüchtig auf seinen großen Schüler gemacht haben soll. An die Stelle dieser s{chönen in Tusch und Farbe dem Nubens \o gefährlich nahe verwandten Ausführung, die Van Do noch in den ersten Jahren seines Aufenthaltes in England beibchielt, trat 1 späterer Zeit eine eigenthümlich meisterhafte, brillante Behandlung M cinem minder klaren, braunröthlichen Ton, als der Künstler, in Folge seines üppi- gen, luxuriösen Lebens, sich vom Handtoerke fortreißen ließ und seinen sürstlichen Aufwand nur zu oft auf Kosten seines Rufes bestritt, Jenes Bild bezeichnet, wie gesagt, seine trefflichste Zelt, bevor er nah Eng- land hinüberging, Außer allem oben Beigebrachten bezeugt solches auch die fleißige Durchführung des Beiwerks. Die Nebendinge, die van Dyck in seinen Bildern der elegantesten Zeit häuslg vou semen Schülern aus- führen ließ, sind hier ganz von seiner Hand, und die darauf verwandte Sorgfalt und Meísterschaft beweist, daß der Künstler sein Werk in allen Theilen mit glcicher und wahrer Lust und Liebe vollendet, Endlich spricht für jene Epoche noch ein Umstand, worauf mehrere Kenner aufmerksam machten, welche nämlich in dieser Magdalena fein freies Phantasiegebilde, sondern das Portrait einer der Geliebten des vat Dyck zu erkennen glaubten, die der flamännische Ma- ler, nach Art des Naphael, abwechselnd als Modell zu einer Madonna oder eincr Magdalena benuyte, Diese angebetete Schönheit, deren Züge er oft in seinen Kirchenbildern angebract, lernte er erst nah seiner Zuruckkunft aus Jtalien fennen. Dieser Unistand, zusammengehalten mit der noh rein venetianischen Formen - Auffassung, welche der Künstler damals von Jtalicn her bewahrte und mít Rubensschem Machwerk und Kolorit vereinigte, läßt ziemlih gewiß und genau die Zeit des Bildes ermitteln, wofür der jeßige Besißer, ein bel- gisher Schilvereihändler, 15,000 Fr, fordert,
ear mi ———
Glaubwürdigkeit der angeführten Thatsahen auch noh bezweifelt werden. Das Schreiben lautet: : :
„Mistreß Pritchard is mit ihrer Familie heute Nahmittag hier ange- fommen, und in großer Unruhe darüber, daß sie ihren Mann nicht hier ge- funden hat. Oigheiti ist in cinem schrecklihen Zustande, Die Franzosen haben die Frau Sammon, die Cousine der Königin gefangen genommen, indem sie dieselbe für leytere ansahenz sie brachten sie an Bord der „Ura- nia“, wo sie erst ihren Jrrthum erkannten, Sie haben noch eine andere verheirathete Frau gestohlen und an Bord einer Fregatte gebracht, worguf acht Verwandten derselben ein französisches Fort erstürmten und 20 Mann tödteten, Die Franzosen behaupten, das Fort sei von 300 Mann erstürmt worden, welche zwei Franzosen getödtet und fünf verwundet, selbst aber 15 Todte verloren haben, Jn einem anderen Gefecht haben die Otaheitier 90 Franzosen getödtet und selbst 100 Mann verloren nebst 109 Flinten und 16 alten auf Lafetten von Kokosnußbaumholz ruhenden Kanonen, wo- gegen sie aber den Franzosen, welhe Henry, ein Sohn des Missionairs dieses Namens, dur einen Bergpaß führte, zwei Geschüße abgenommen haben. Die Otaheitier wurden durch zwei Engländer befehligt, welche den Tod fanden. Die Franzosen sind shrecklich mitgenommen worden ; sie haben an Todten und Verwundeten im Ganzen über 400 Mann verloren, unter den ersteren sechs Offiziere, von denen einer der erste Lieutenant des Damps- \chiffes, welches, während es längs dem Ufer hinfuhr, durch scine Geschüße über 100 Eingeborne getödtet haben soll z indeß hat der französische Gouverneur jeßt genug davonz er hat eine Proclamation erlassen, in welcher er ver- spricht, keinen Angriff mehr unternehmen zu wollen, Es heißt, daß die Franzosen einen Lieutenant des „Hazard‘“ gefangen geseßt haben, und über- baupt allerlei tolle Streiche machen. Auch wird erzählt, daß die französi- {hen Soldaten sich gewcigert haben, zu fehtenz 17 desertirten an einem Tage und 6 am folgenden, doch wurden 2 eingefangen und erschossen, Diese Deserteurs, edu Verwa Engländern und Amerikanern, leisten den Eingebornen gute Dienste, ‘“ u :
"An die “Stelle Lord Stanley's is Herr Clifton, ein Tory, zum Repräsentanten von North Lancasbire im Unterhause gewählt worden. Die Majorität des Ministeriums is also durch den Austritt Lord Stanley's nicht verringert worden. S i j
Die A lissaboner Berichte, die bis zum 16ten d. M. rei- chen, beshäftigen sich nur mit finanziellen Angelegenheiten, Am 17ten sollte die Tabakspacht verlizitirt werden. Eine der Bedingungen ist bekanntlich die Uebernahme einer 5proc, Anleihe von 4000) Contos. Die Regierung scheint indeß nit sehr auf günstige Anerbietungen zu rechnen, denn sie hat sih veranlaßt gesehen, jener Pacht noch das einträglihe Monopol des Seifenhandels hinzuzufügen. — Die Mint- ster haben sich in einem Berichte an die Königin zu einer Ersparung von zusammen jährlich 285 Contos in ihren verschiedenen Departe- ments erboten. : : / :
Nah dem Limerick Chronicle steht ein großes Armec- Avancement nahe bevor, Durch dasselbe soll unter Anderem der Prinz George von Cambridge zum General-Major befördert werden, auh soll ihm der Posten eines General-Jnspektors der Kavallerie zugedacht sein. Sir Robert Sale wird, dieser Nachricht zufolge, zum General-Adjutanten für die in Jrland stationirte Heeres-Ahtheilung ernannt werden,
liederlande.
*_ Aus dem Haag, 24. Sept. Die Konvertirung der 5proz. und 42proz. Rente ín 4 pCt. geht rasch vorwärts. Bon einem Kapital von nahe 61 Millionen Gulden werden nur etwa 3; Millio- nen zurückgezahlt, dagegen 58 Millionen am nächsten 1. Oktober in 4 pCt. umgewandelt. Seit der Annahme des Gesebes über die Um- wandlung oder Rückzahlung der 5proz. Schuld sind ers drei Monate vergangen , und schon is die Hälfte derselben getilgt oder umgewan- delt. Die Zukunft unserer Finanzen {eint daher gegen das von der Oppositiou verkündigte Unheil geschüßt zu sein. Rings um uns is Alles ruhigz der Handel blüht im Junern, wie nah außen; die Industrie folgt dem Jmpuls des allgemeinen Fortschritts und un- sere Finanzen erholen sich von den Erschütterungen, die sie erfahren haben. Hollaud besißt unermeßlihe Hülfsquellen; seine Bewohner sind Freunde der Ordnung und des Friedens und der öffentliche Kredit befestigt sich wieder, da er siegreih aus der Gefahr hervor- gegangen ist. E E
Man versichert, die Regierung beschäftige st|ch mit einem Geseß- Entwurfe über das Wahlrecht, der den Generalstaaten, die nächstens zusammentreten, vorgelegt werden soll. Ein Theil der Presse ver- langt bekanntlih direkte Wahlen, man glaubt indeß nicht, daß die Regierung geneigt sein werde, auf ein solches System ‘einzugehen, Wenn es in Holland eine Opposition giebt, welche direkte Wah= len fordert, so giebt es zugleih auch eine Gegen - Opposition, die, ohne gerade den Fußstapfen der Regierung zu folgen, den- oh mit Recht glaubt, daß jene Art der Wahl durchaus nicht für ein arbeitsames, verständiges, gemäßigtes, den Kabalen abholdes Volk, geeignet sei, das si nit sehr beeilen würde, seine täglichen Beschäftigungen zu verlassen, um die Zahl dieser oder jener Partei zu vermehren. Die Massen in Holland sagen : „Wir sind der Staatz sein Gedeihen is unser Werft; sein Ruhm is das Resultat unserer Arbeiten, indem wir seinen Kredit in der ganzen Welt befestigten!
Der zweiten Kammer wird, dem Vernehmen nah, au ein Expropriations-Geschß vorgelegt werden.
Am 3. Oktober finden die Verhandlungen über die Appellation statt, welche die Organe der Separatisten in Umburg gegen das in erster Jnstauz gegen sie gefällte Urtheil wegen Verleumdung des Königlihen Gouverneurs erhoben haben, Man zweifelt indeß nicht an der Bestätigung des Urtheils,
Dänemark.
Schleswig, 27. Sept, Gestern hielt hier der s{leêwig- holstein=lauenburgishe Advokaten - Verein die General - Versammlung des Jahres. Die von dem Vorstande gestellte Proposition, die Ge= neral -= Versammlungen öffentlih zu halten, wurde sofort mit großer Majorität angenommen. Hauptgegenstand der Verhandlungen war eine neue Civil-Prozeß-Ordnung für die Herzogthümer, und es wurde beschlossen, daß ein Aus\huß mit Ausarbeitung eines desfallsigen Ent- wurfs beauftragt werden sollte, Außerdem ward ein motivirker An= trag an die Regierung genehmigt, wonach die Einrede der Dykumenten= Edition abgeschafft werden sollte,
Griechenland.
© München, 26. Sept, Die vorgestern mit einer griechi= schen Post vom 10, September hierher gelangten Briefe aus Athen sind weder zahlreih, noch ihrem Juhalte nach von besonderer Wich- tigkeit, Beide Königl, Majestäten befanden sich vollkommen wohl, und man sah mehreren Festlichkeiten bei Hofe entgegen , die bei Ge- legenheit des nahe bevorstehenden Besuches des Prinzen Waldemar stattfinden sollten,
Die Wahlen waren in der Hauptstadt beendigt, und zwar, ohne daß die von Makrijannis 2c. gehandhabte öffentlihe Ordnung irgend= wie gestört worden wäre. Leider muß man, fo scheint es wenigstens, diese an sich erfreuliche Erscheinung sich nicht durch das Wiedererwachen eines besseren Geistes der Gefittung und Loyalität unter der Bevölkerung Athens erklären, sondern aus dem freiwilligen Fernbleiben aller selbst- ständigeren Bürger von den Wahl-Urnen. Wenn wir übereinstimmend angegeben finden, daß von mehr denn sehsthalbtausend stimmberech- tigten Bürgern kaum über zweitausend an dem Wahl - Geschäfte Theil genommen, so bleibt nur übrig, die Wähler einer für die grie-
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ische Lebhaftigkeit und Parteisucht faum denkbare Lauheit zu be- gie o hasiigleit uh P daß die Nichtwählenden, von Furcht und Srecken angetrieben, eine unter ihnen an si keinesweges vorhan- dene Theilnahmlosigkeit zu erkennen gegeben haben, Die leßtere An- nahme i} die allein wahrscheinlihe. Das Resultat der Wahlen ist zwar noch nit befannt, man bezeichnete aber Kolettis, Metaxas, Kal- liphroptas und Makrijannis allgemein als die Glücklichen, denen die Vertretung der Haupstadt auf dem ersten, um doch schon auf den 19. September einberufenen Landtag übertragen werden dürfte. Der Sieg derselben war shon am 16. August entschieden; denn wo fein Gegner mehr vorhanden ist, darf ja wohl die Erreichung des Zieles als eine leihte Aufgabe betrachtet werden. D j Daß die Wahlen in Akarnanien von den neuen Ministern wür- den anerkannt, daß Theodor Grivas in Folge davon werde einberufen, und daß eben darum das unter Maurokordatos gegen denselben ein- geleitete gerihtlihe Verfahren werde suspendirt und die Amnestie vom
E auh auf ihu werde ausgedehnt werden, dürfte als eine der ersten Konsequenzen der Bewegung vom 16. August angesehen werden. Aber einer bitteren Empfindung kann man sich kaum erweh= ren, wenigstens nach occidentalischem Rechtögefühl, wenn man jeßt liest, daß das neufkfonstituirte Tribunal in Missolunghi den Angeklag= ten niht nur in oplima forma von aller Schuld vollkommen frei= gesprochen, sondern ihm auch noch eine nachträglihe Genugthuung durch die in Anklagestand-Verseßung des früheren Staats-Prokurators Triantaphylis verschafft hat.
Während es seit dem 20, August in Athen politisch fill war, wie im Grabe, wurde das Räuber - und Banditenhandwerk von den bewaffneten Bauernbanden fast in allen Provinzen mit immer größerer Frechheit getrieben, Auf mehreren Jnseln, namentlich auf Euböa, wo sih seit zehn Jahren eine Menge Engländer und anderer Fremden an= sässlig gemacht und zum Theil große Besißungen erworben haben, waren diese bereits dem Entschlusse nahe gebracht, vor diesen Ban= den wenigstens ihre Personen nah Syra u. \. w, in Sicherheit zu bringen. Für die Ruhe der Hauptstadt bei der Feier des 15, Sep= tember soll sich Makrijannis verbürgt haben,
Die Gewerbe - Ausstellung der deutshen Bundes: und Zollvereins- Staaten, (Bille All. Pre ia: N 297, 238,240, 242, 243, 245) 249, 952; 203, 201, 200"), 206, 208, 209; 260; 261, 262, 262, 264, 2600, 266, 267, 270, 271 und 272.)
ANXVT. Sgriftgleßerei, Buch- und Steindrül,
An der vierten Säkularfeier der Buchdructerkunst nahmen Gelehrte wie Gewerbtreibende in allen Gauen Deutschlands den innigsten An= theil, Jeder fühlte, wie viel er derselben mittelbar oder unmittelbar verdanke, und war stolz, daß in den leßten Jahrzehnden so viel ge- schehen, um diese deutshe, im Auslande dur verschiedene günstigere Verhältnisse schneller fortschreitende Kunst auch im Vaterlande auf deu Punkt erhoben zu sehen, um mit dem Auslande ohne Furcht in die Schranken treten zu können.
Diese allgemein ausgesprochene Theilnahme sollte wohl die Buch= drucker aufgefordert haben, sich den übrigen hier repräsentirten Gewerben in gleichem Maße anzuschließen, und sehr müssen wir es beklagen, uns in dieser Hinsicht getäuscht zu sehen; denn Leipzig, der wichtigste Ort für Deutschlands Buchhandel und Buchdruckerei, ist nur durch
von einigen anderen Buchdruckereien sind uns nur Werke durch die Verleger zugegangen,
Stuttgart, mit seinen vielen Pressen, die theils mit den Werken unserer ersten Dichter und Schriftsteller beschäftigt sind, hat Nichts geliefert; in demselben Verhältnisse suchen wir bei vielen anderen, wenn auch nicht so begünstigten Orten, nach dem Grunde einer Theiluahmlosigkeit, die um so weniger zu erklären ist, als die Presse sich selbst so fräftig dieses Werkes deutschen Fleißes und deutscher Einigkeit angenommen; freudig wollen wir aber nun an die Schau derjenigen Leistungen gehen, welche eine so rühmlihe Ausnahme von dem mangelnden allgemeinen Cifer gemacht und ohne Rücfssiht auf Kosten und Zeit Alles aufgeboten haben, um die Fortschritte der leßten Jahre vorzulegen.
Die Deckckersche Geheime Ober =- Hofbuchdruckerei zu Berlin (Kat. 431) mit ihrer Shriftgießerei-, Stereotypie-, Gravir- und Mascbinenbau- Anstalt, eine wahre Muster-Anstalt, hat den alten Ruf der Solidität und der aufmerksamen Benußung aller Fortschritte in
ausgestellten Leistungen rühmlihs| bewährt, ; : Die reichhaltigen Schriftproben, die ausgestellten Garnituren
wandt wird.
Anfertigung der Platten und bei der Wahl des Materials. Ein großes Sortiment von gemusterten Messinglinien in den ver- \chiedensteu Größen, so wie Hohlstege von zwecknäßiger Construction,
die besondere Aufmerksamkeit aller Buchdrucker. i I
Von besonderem Jnteresse is der zur vierten Säkularfeier der Buchdruckerkunst in einer kleinen Auflage auf Pergament und Papier veranstaltete Druck der Niebelungen, vor Allem aber die ausgelegten Proben des durch die Munificenz Sr. Majestät hervorgerufenen Na= tionalwerkes der gesammelten Werke Friedrichs des Großen.
Solch ein einfa großartiges Denkmal, wie diese wirklihe Pracht= Ausgabe auf Pergament, so s{chbön, wie nur denkbar, gedrudckt, ist des großen Begründers unserer industriellen Thätigkcit in der That würdig !
Eduard Haenel's zu Berlin (446) im großartigen Maßstabe augelegte Etablissement verbindet alle verwandten Zweige der Typo= graphie und zeigt uns eine Menge von Gegenständen, die die beson- dere Aufmerksamkeit des Publikums von selbst auf si ziehen.
Zwei große Tableaus geben uns eine Zusammenstellung der verschiedensten Umschläge, Etiquets 2c. in Relief-, Gold-, S ber-, Congreve- und farbigem But - und Steindruck in einer Reich- haltigkeit, die den größten Etablissements des Jn- und Auslandes gleichgestellt werden kann. : N
Die ausgelegten Schristproben zeichnen sih sowohl durch korrek- ten gefällizgen Schnitt der verschiedenen Buch - und Zierschriften als auh dur Reichhaltigkeit der Einfassung, Polytypen und Ornamente zum Buntdruck aus. : f
Unter den Platten finden wir auch Spielkarten, welche unsere besondere Aufmerksamkeit dur die fremden Figuren 2c. auf si zie= hen. Es sind dies portugiesishe und spanische, welhe in bedeutender Anzahl hier für Süd-Amerika gegossen wurden.
*) Jn der Berichtigung unter X1. Papier-Fabrication in Nr, 255 d. Z. befindet si ein entstellender Druckfehler, indem das dem Joseph Corty auf 15 Jahre ertheilte Patent daselbst vom „13, April 1828 ‘’ datirt is,
während es vom 23, April 1818 lautet,
Neben den Shriftstempeln sehen wir die Gießformen und die Gieß - Justrumente, wodurch dem Publikum eine Ansicht über das Gießverfahren der Typen gegeben wird. Ferner: Muster der ver- shiedenen Druckfarben, Stempel zum Prägen von Papier, verein=- fahte Stempel - Apparate sür Eisenbahn - Büreaus und einen kleinen Vteraatgy » Apparos für Buchdrucker zur Herstellung des eigenen
edarfs.
Besonderer Erwähnung verdienen endlich noch die ausgestellten neuen Firmen und Thürschilder, die in polirtem Zink gravirt, und mit Emaille ausgefüllt, jeßt bei den eleganten Läden Englands und Frank- reihs verwendet werden, und wohl verdienen, auch bei uns in Auf= nahme zu fommen, ¿
_ Die Gropius {e Verlags -, Kunst- und Buchhandlung, seit 1840 im Befiß des Herrn C. Reimarus (439), bethätigt ihre praf- tische Richtung zur Verbreitung des besseren Kunstgeshmacks auf die Sphäre des bürgerlichen Lebens durch das ausgelegte, bei ihr er- shienene Ornamentenbuch mit Zeichnungen von Bötticher, Stüler und Strack. Dies nüßlihe Wek hat bereits mannigfahe Aner= kennung gefunden und namentli sind die vor uns liegenden neuen Blätter von Asmus, innere uud äußere Decorationen, Teppiche 2c., sehr empfehlungswerth. Von eiuem neueren Unternehmen derselben Handlung: „Abbildungen der sämmtlichen Steinpapp - Fabrikate von C. Gropius“, liegen die beiden verstanden und gelungen wieder= gegebenen ersten Hefte vor.
Die Herren Leh mann und Mohr in Berlin (Kat. 444), de- ren Leistungen in Steinpappe bereits in einem anderen Artikel gedacht sind, legen uns gleichzeitig Proben ihrer Schriftschneiderei , Schrift= gießerei und Stereotypie vor und beweisen, wie sehr die Herren Be= sißer bemüht sind, das Geschäft tur Einführung der neuesten Schrif= ten, besonders die zarte Kanzlei - und schräge verzierte Fraklturschrift in allen Graden immer weiter auszudehnen,
Die gleichzeitig ausgestellten verzierten Jnitialen (Anfangs-Buch= staben), geschmadckvolle Ecstüke, neue Gelegenheits-Vignetten, die uns auch im Abklatsh vorliegen, sind von tüchtigen Zeichnern und erfah= renen Holzshneidern gefertigt.
Kark Heymann in Berlin (432) giebt uns Rahmen mit Proben seiner vershiedenen Werke, so wie gebundene Exemplare der= selben zur Einsicht der Besucher , welche sich für einzelne Fächer der= selben interessiren.
Die architektonischen lithographirten Blätter in diesen Büchern sind von Herrn Reubke, Schönhauser Allee 180, mit großer Sau= berfeit, die alle Anerkennung verdient, ausgeführt.
J. B. Hirschfeld in Leipzig (Kat. 1580) verdient den besonderen Dank des Publikums, indem er uns das vollendete, zur 4ten Säfularfeier der Buchdruckerkunst in Farben gedruckte Gedenkblatt vorlegt und außerdem noch in 18 verschiedenen Vlättern über die Entstehung des Blattes die faßlihste Belehrung giebt.
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eine Firma in einem einzelnen Zweige des Buchdrucks vertreten, und |
den verschiedenen Zweigen ihres bedeutenden Etablissements durch die |
von großen und kleinen Stahlstempeln von gehöviger Tiefe sprechen | für die Sorgfalt und den Fleiß, welcher auf die Schriftgießerei ver= | Eben so spriht der vor uns liegende Abdruck einer | stereotypirten Bibel, welcher bereits nah Abzug von 50,000 Abdrücken | geliefert is, und wenigstens noch eine eben so große Anzahl guter | Abdrüe liefern wird, für die verwandte große Aufmerksamkeit bei der |
sind für das Publikum von weniger großem Juteresse, verdienen aber |
Sil=- |
___ Wir bedauern, daß uns Herr Hirschfeld niht auch Proben seines Buchdrucks zur Schau bringt. Nicholls und Allanson in Leipzig (1574) liefern in zwei
| Rahmen gut ausgeführte Proben ihrer Holzschuitte.
J. J. Weber in Leipzig (1570) verdient unter denjenigen deut {hen Buchhändlern, welche sih für die Herausgabe illustrirter Werke mit Kupfer=, Stahlstichen und Holzschnitten besonders interessiren, den | höchsten Rang. Vor seinem eigenen Etablissement machte er das | Pfennig-Magazin in Deutschland einheimisch. Nach und nah | wurden von ihm herausgegeben und liegen hier zur Ansicht: die Ge= | schichte Friedrih des Großen von Kugler, mit Holzschnitten nah Men=- | zel, ein würdiges Pendant zu der gleichzeitig in seinem Verlage mit den Abklatschen der pariser Ausgabe nah Horace Vernet ersienenen Geschihte Napoleon?s. Beide Werke verbinden mit eleganter Aus- stattung verhältnißmäßig billige Preise.
Ferner legt uns derselbe 2 Bände der Fllustrirten Zei- tung vor.
Die noch ferner ausgelegten Wörterbücher 2c. zeihnen sich bei | dem wirklih billigen Preise durch elegante Ausstattung vortheilhaft aus und verdienen die allgemeinste Verbreitung.
Diesem schließen sich die Herren Mayer u. Wigand in Leip- zig (1571) mit ihrer s{chönen Ausgabe von Musäus Volksmährchen, Radirungen zum Don Quixote, einer Bibel und mebreren anderen bekannten kleineren Werken würdig an,
Reichel in Kassel (1685) hat ein Heft Schriftproben ausge-= stellt, die von dem lebhaften Eifer zeigen, in seinem Wirkungskreise, was mögli is, zu liefern; doch dürften dieselben sowohl in Reich= haltigfeit als s{önem Druck nicht mit den früher erwähnten vergli= hen werden fönnen.
Fr. X. Schlösser in Köln (2131) giebt uns mehrere sehr s{öne typographishe Kunsiblätter, die sich durch Composition und Druck glei auszeichnen,
Die gleichzeitig ausgelegten Schriftproben zeigen, wie sehr der | Herr Besißer bemüht ist, dieselben zu vervollständigen, und bedauern
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| wir nur, daß der Druck derselben nicht gleidmäßiger ist.
Vogel in Landshut (2047), Die beilige Schrift von Alioli zeichnet sich dur forreften Druck im Allgemeinen aus, die Einfassung | und Juitialien sind mit großer Sauberkeit gedruckt, dagegen is der | Text zu fett gedruckt und die verwendete Druckschwärze niht von der | besten Beschaffenheit, denn sie zeigt jeßt hon einen gelblichen Ton, | der störend einwirkt, ; | Brügel in Anspach (1403) hat ein tzpographisches Tableau | ausgestellt, welhes dur die Reinbeit seines Drucks und die geshmack= | volle Zusammenstellung Geschick und Fleiß bekundet.
Fabricius in Hamburg (1881) legt uns ein Kästchen mit auf | galvauishem Wege erzeugten Logotypen vor, d. h. einzelne Lttern | mit ganzen Sylben oder mehreren Buchstaben. So vortheilhaft diese | in einzelnen Fällen, z. B. beim Drucken von Preis -Couranten 2c., | sein mögen, so scheinen \sich unsere Buchdrucker bis jeßt für diese neue | Erfindung noch niht \o sehr zu interessiren, wie es die Wichtigkeit | der von Herrn Fabricius in Aussicht gestellten Ersparungen an Zeit | und Geld verlangen dürfte.
F. Riegel in Potsdam (542) legt die in- seinem Verlage er= schienenen ausgezeihneten arciteftonishen Werke vor, welche bewei=- sen, wie sehr derselbe bemüht ist, das Gediegenste auf diesem Felde zu vereinigen, keine Kosten eut, die besten Leistungen unserer be- fanntesten lithographischen Anstalten, Kupferdruckereien und Buchdruf= kereien zu vereinigen.
Fr. Vieweg und Sohn in Brauns{weig (3017), Verlagëch- Buchhandlunx, Buchdruckerei, Schriftgießerei, Papierfabrik und rglo=- graphische Anstalt, hat durch seine Leistungen, die uns in den neuesten Verlagswerken vorliegen, die Aufmerksamkeit des Publikums in hohem Grade verdient; abgesehen von dem gediegenem Juhalte, baben wir bier nur die technishe Ausstattung zu betrachten, und füblen uns be- friedigt durch die herrliche Uebereinstimmung in den verschiedenen Be- standtbeilen, zu welcher sie unter der Direction des jeßigen Besißers, Herrn Ed. Vieweg, in fo kurzer Zeit gelangt sind.
Ferner liefert Herr Vieweg galvanoplastishe Niederschläge von Holzschnitten, welche den Vortheil gewähren, ohne die Original-Holz- schnitte anzugreifen, die besten Abdrücke zu liefern, zu demselben Zwecke galvauisch vervielfältigte Kupferplatten nebst Abdrücken der Original- platte und der auf galvanishem Wege erzeugten Kopie zur Beurthei- lung des Publikums.