1844 / 275 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ichen, das Fes, welches wir heute feiern, durch eine hohe Ge- Foende gerecben, zu 4H welche im ganzen Vaterlande und über das- feibe hinaus den schönsten Anklang finden wird; bei diesem Sinne mußte es uns. Alle tief ergreifen, Zeugen des Ausdrucks der Gesinnungen zu sein, welche eben durch diese Gegenwart und durch die bedeutungsvollen Worte, die wir aus hohem Munde vorhin zu vernehmen das Glück hatten, sich be- urkundeten. Wenn ih für diese Dan den innigsten, gefühltesten, ehr- furhtsvollsten Dank ausspreche, so bin ih gewiß, damit den Dank unseres ganzen Landes auszudrückèn, und wenn ih nun einen Toast ausbringe, so bin ih fest überzeugt, daß das ganze Land, wenn es davon wüßte, aus vollem Herzen diesen Toast mir nachtrinken würde: „,,„„Se. Königl. Hoheit unser Kronprinz lebe hoch !‘““/ :

Die Weise, wie von Allen eingestimmt wurde, zeigte, daß der Redner in jeder Beziehung aus Aller Herzen gesprohen hatte. Am 21. September begannen in Stuttgart die Sißungen des größe- ren ständischen Ausschusses, welcher zu den gewöhnlichen Arbeiten ein- berufen wurde und, wie die Ulmer Schnellpo} sagt, vielleicht auch außerordentliche (finanzielle) vornimmt,

Großherzogthum Baden. Jhre Hoheiten der Erbgroß- herzog und der Prinz Friedrich sind, von der nach Koburg und Gotha gemachten Reise zurück, in Karlsruhe eingetroffen. Bei einem am 21, September zu Neckargemünd stattgehabten Brande wurde zufällig die Werkstätte eines Falshmünzers entdeckt und derselbe nebst seiner Frau verhaftet.

Freie Stadt Bremen. Am 18. September ist das erste Schiff mit 120 Auswanderern nah Texas von Bremen aus unter Segel gegangen. Zu der 22sten Versammlung deutscher Natur= forsher und Aerzte waren im Ganzen 339 fremde Gäste in Bremen anwesend, nämlih 105 Mitglieder und 234 Theilnehmer an den Ver- sammlungen. Davon kommen auf Hannover 104, Oldenburg 61, Preußen 46, Braunshweig 9, Hessen-Kassel 12, Hessen-Darmstadt 3, Lippe - Detmold 2, Lppe-Schaumburg 5, Mecklenburg=- Schwerin 1, Schleswig-Holstein 8, Hamburg 20, Lübeck 5, Frankfurt 4, Sachsen= Altenburg 3, Reuß 1, Königreich Sachsen 6, Württemberg 5, Bayern 9, Baden 4, Oesterreih 4, Belgien 1, Holland 3, Schweiz 2, Nor- wegen 1, Dänemark 1, Griechenland 1, Rußland 9, Gibraltar 1, Nord-Amerika 5 und Mexiko 1. Am Abend des 28. September wurde dem Bürgermeister Smidt, als Anerkennung der von ihm bei der Naturforscher-Versammlung zu Bremens Ehre abermals bethätig- ten Kraft und Energie, von einem aus 200 Personen bestehenden Männer-Chor ein Ständchen gebracht.

Russland und Polen.

= Warschau, 29. Sept. Bei dem Umbau einer hiesigen Kirche is in den Mauern derselben eine Summe vou etwa 6 Mill, alter polnischer Guldenstücke gefunden worden, Dem Vernehmen nah, soll dieses Geld theilweise zur Unterstüßung der dur die Weichsel= Ueberschwemmung Verunglückten verwendet werden.

Frankreich.

Paris, 27, Seyt. Es wird jeßt in algierishen Blättern er- zählt, daß die erste Anknüpfung eines näheren Verhältnisses zwischen Abd el Kader und dem Kaiser von Marokko durch die Geschenke ent- standen sei, welche die französische Regierung dem Emir nah dem Traktat an der Tasua übersandte. Als nämlich die von Fraukreich ihm zugeschicten Waffen und anderen Kostbarkeiten vor ihm ausge= breitet wurden, warf er einen verächtlichen Blick darauf, wählte sich blos eine silberne Uhr aus, die er in seinen Gürtel steckte, und sandte das Uebrige, als Zeichen der Unterwerfung, an Muley Abd el Rha= man. Bis dahín hatte zwar Abd el Kader, Marabut von der Sekte Malekíi, in vollkommenster religiöser und politischer Unabhängigkeit ge= ebt, jebt aber fand er es für seine Pläne nothwendig, sih dem geist= lichen Oberhaupte der Malekiten anzuschließen. Abd el Kader wurde nun bald auch in Marokko als eine heilige und ehrwürdige Person betrachtet, und der Kaiser ließ sich jährlich von ihm einige der Klei= dungsstüde, die er Rg, ausbitten, um sle zur Verehrung für die Gläubigen ausstellen zu lassen.

Wie man versichert, ist der Friedens-Vertrag mit Marokfo bereits vom Könige unterzeichnet, von Herrn Guizot gegengezeihnet und nah Tanger wieder abgeshickt worden, wo Herr von Nyon zurückgeblieben, um die Auswechselung der Ratificationen zu bewerkstelligen, zu wel= dem p er sih persönlich zum Kaiser Abd el Rhaman ver=- ügen soll. ég Der Moniteur algérien vom 20sten enthält einen langen

Bericht über die Festlihkeiten, welhe zu Algier am 16ten zu Ehren des Marschall Bugeaud und der anderen Sieger vom Jsly veran- staltet waren. Fünfhundert Personen nahmen an dem Bankett Theil, und der darauf folgende Ball hatte Alles vereinigt, was die afrika= nische Hauptstadt an Schönheit und Eleganz aufzuweisen hat, Bei Tafel theilte der Marschall mit, daß er eine auf Befehl des Kaisers von Marokko geschriebene Depesche erhalten habe, die keinen Zweifel darüber lasse, daß der Frieden nahe sei. Vom Abschluß desselben wußte der Marschall damals noch nichts. Das algierishe Blatt giebt dann den wesentlihen Jnhalt dieser Depesche, der indeß jeßt, wo die wirklichen Friedens = Stipulationen {hon bekannt sind, kein Jnteresse mehr hat. Der Constitutionnel kommt bei dieser Gelegenheit nur wieder darauf zurück, daß die Regieruug, wenn dieFriedens-Anerbietungen von Muley Abd el Rhaman ausgegangen seien, um so mehr ihre vorherige vollständige Erfüllung zur Bedingung des Friedens hätte machen sollen. Der Sud de Marseille will sogar wissen, der Kaiser habe sih- zur Zahlung von 42 Millionen Kriegskosten und zur Lieferung von 1000 Pferden an Frankrei erboten und den mehrerwähnten Sonnenschirm sür 1,100,000 Fr. zurüdfaufen wollen, obgleich dieses Möbel nicht mehr als 15—1600 Fr. werth sei; und der Siècle behauptet, Prinz Joinville sei mit dem Pascha von Tanger schon über die Zahlung der 12 Millionen in zwölf monatlichen Raten einig geworden, mit der Bedingung, daß von da an, wo Abd el: Kader an Frankreich. ausge- liefert würde, die noch rückständigen Raten erlassen werden sollten, und der Pascha habe diese Stipulationen eben an den Kaiser abge- fertigt und für deren Annahme sich so: gut als: verbürgt, da seien die Herren von Glücksberg und von Nyon eingetroffen und hätten die Bedingungen überbracht, auf welche der abgeschlossene Traktat basirt sei, Ob diese Angaben indeß irgend cine Begründung haben, muß “nes bleiben.

,_ Der Prinz von Joinville war mit einem Theil der Escadre unter seinem Kommaudo am 17. September noch zu Cadix, woselbst der englishe Gesandte, Herr Bulwer, von seiner Exkursion nah Marokko E wurde.

, Der Herzog von Aumale wird nächstens auf dem Dampfboot „Phare nach Marseille fommen und M da nach Paris abgehen, Ls bet König: berufen hat:

Bude, omr maden TA dee far e haltenz die dazu Gde Gia k gung A gee res er- Unter den 4800 Unterstühungsbedürfti E f d 10 dia N:

Die französishen Renten: waren ¡A c l : en. y

Umsaß, jebod gering, wie son ses einiger Sei, in Holge ‘bee ne:

wißheit darüber, wann das rückständige Anlehen wird negozirt werden.

1464

Der Prinz August von Sachsen-Koburg und die Prinzessin Cle- Doe sind von ihrer Reise nah Deutschland wieder in Paris ein- getroffen.

Marschall Bugeaud hat in Algerien die Gründung eines Dor- fes angeordnet, welches dem Marschall Soult zu Ehren den Namen ,„„Dalmatie“ führen soll.

A Paris, 27. Sept. Die Departemeutal-Räthe, deren dies- jährige Sibung lebt beendigt ist, haben si fast alle mehr oder we- niger lebhaft mit der Unterrichtsfrage beschäftigt, die noch manchen Sturm über Frankrei bringen wird. Kein einziges der General- Conseils, deren Verhandlungen bis jeßt bekannt gemacht sind, hat sich zu Gunsten der ehrgeizigen Ansprüche der Geistlichkeit ausgesprochen, wohl aber haben mehrere jener Versammlungen sich mit großem Nach- drucke für die Universität erklärt. So verlangt namentli der De- partemental-Rath der Vendée, daß die Universität nicht nur im Ge- nusse ihrer bisherigen Vorrechte aufrechterhalten, sondern daß auch die Geistlichkeit von der Theilnahme an der weltlichen Erziehung gänz= lich ausgeschlossen werde. Was die besondere Erziehung für den geistlihen Stand betrifft, so äußert das General - Conseil der Vendée den dringenden Wuns, daß die geseßlihe Kontrolle der- selben, so weit sie besteht, mit Ernst gehandhabt werde, und es fordert in diesem Sinne die Aufhebung zweier Seminarien und einer geistlihen Hülfsschule, welhe, im Widerspruche mit dem Geseßte, in dem genannten Depariement errichtet sind. Das General-Conseil macht die Regierung ferner aufmerksam auf die immer mehr überhand nehmende Zahl der Klöster und geistlihen Orden und auf die daraus entspringenden Nachtheile. Ueber die Missions - Anstalten für das innere Frankreih drückt sich der Departemental-Rath mit folgenden Worten aus: „Die Missionaire, welche sich alle um eine Fahne sam- meln, die sie öffentlih aufgepflanzt haben, erweitern ihre Eroberungen mit jedem Tage. Das General= Conseil glaubt, die Regierung auf die Uebergriffe dieser Körperschaften aufmerksam machen zu müssen, deren Predigten auf nihts Anderes abzwecken, als darauf, die Fort- schritte der Vernunft gegen Unwissenheit und Aberglauben zu hemmen.“

Man darf übrigens aus diesen Beshlußnahmen des General-Con- seils der Vendée nicht etwa auf eine Umwandlung des streng und starr kirhlihen Geistes schließen, durch welchen sich die Masse der Bevölkerung dieses Departements von jeher ausgezeichnet hat. Wäre die Departemental-Repräsentation mehr demokratishen Ursprungs, \o würden die Wünsche und Anträge des General=Conseils der Vendée ganz anders lauten. Aber der Bauer, oder vielmehr der Meier, mé- tayer, wie sich der grundbesißende Landmann in jenen Gegenden mit einem gewissen Selbstgefühl nennt, is in der Regel uiht wohlhabend genug, um den Wahl-Census zu zahlen, und der alteingesessene Adel is zu wenig zahlrei, um gegen den Mittelstand aufzukommen, dessen Stimmen überall in Frankreih zu Gunsten der herrschenden politischen Zdeen und Einrichtungen den Ausschlag geben. So is es auch mög- lih geworden, daß das General= Conseil der Vendée, deren Einwoh-= ner noch immer wenigstens zu drei Viertheilen ihren legitimistischen Gesinnungen treu geblieben sind, vor einigen Jahren zu wiederholten- malen die Bitte an die Regierung stellen konnte, dem Haußtorte des Departements, Bourbon = Vendée, seinen früheren Namen Napoleon- Vendée zurüdckzugeben.

Aehnlich, wie in der Vendée, is das Verhältniß in den benach- barten Departements des Maine und der Loire und der Jlle und der Vilaine. Ju beiden haben \sich die General-Conseils gleihfalls mit Entschiedenheit gegen die hierarchischen Umtriebe ausgesprochen, welche in der Gesinnung der Mehrzahl der Bevölkerung Gunst und Vorschub finden. Das General-Conseil des ersten dieser beiden Departements verlangt namentlich, daß die Nonnen niht mehr das Privilegium haben sollen, ohne vorgängige Prüfung zur Ausübung des Lehramts ermächtigt zu werden, ein Mißbrauch, der um so nachtheiliger sei, als die meisten dieser Frauen bei weitem nicht die genügenden Kenntnisse und Fähigkeiten besißen, um mit wahrem Nuten Unterricht ertheilen zu können. Das General=Conseil der Jlle und Vilaine seinerseits dringt darauf, daß die Gesebe gehandhabt werden, welche die Mönchs- klöster, und namentlih die Niederlassungen der Jesuiten, verbieten.

Es würde uns zu weit führen, wenn wir die auf die Unterrichts- frage bezüglihen Beschlußnahmen der General-Conseils ferner ins Einzelne verfolgen wollten. Es mag nur uno im Allgemeinen be- merkt werden, daß eine große Anzahl von Departemental-Räthen auf die Hebung des Volks-Schulwesens dringt, und zu diesem Zwedcke R die Verbesserung der fläglichen Lage der Dorf-Schulmeister verlangt.

Auch die Eisenbahn=-Frage is in vielen General = Conseils zur Sprache gekommen. Alle Welt will Eisenbahnen. Caen verlangt eine zur Verbindung mit der pariser Straße, und Dieppe spricht den- selben Wunsch aus, um in schnellere Verbindung mit der Hauptstadt zu kommen. Der Doubs verlangt eine Bahn von Dijon nah Mühl- hausen, Rheims eine von dort nach der belgischen Gränze über Rocroy;z zur Untersuchung des Terrains dieser Linie hat das General - Conseil der Marne 3000 Fr. votirt. Der Circulation übergeben sind in Frankrei in diesem Augenblicke 957 Kilometer Eisenbahnen.

Großbritanien und Irland.

London, 27. Sept. Das schon seit drei Wochen fällige brasilianische Paketschiff ist noch immer niht angekommen, und so eben eingegangene Nachrichten aus Bahia vom 1. August bestätigen die frühere Augabe der Ursache diescr Verzögerung, daß nämlich wegen obshwebender Unterhandlungen über die Erneuerung des Handels- Vertrags mit England das Schiff in Rio zurückgehalten worden sei, Da indeß keine amtlihe Autoritäten diese Nachricht unterstüßen, so unterliegt sie noch denselben Bedenken und Zweifeln, wie früher. Die Nachrichten aus Rio, welche auf diesem Wege eingegangen sind, rei- hen bis zum 25. Juliz sie wiederholen die frühere Meldung, daß die brasilianische Regierung Truppen sammle, um mit Rivera gegen Buenos-- Ayres zu: agiren, und daß Rosas die Absicht habe, in die brasilianishe Provinz Rio Grande einzufallen.

Aus Dublin wird heute über das leßte öffentlihe Auftreten O'Connell’s vor seinem Rückzuge auf sein Landgut Derrynane Abbey ausführlich berihtet. Es geschah in einer außerordentlichen Versamm-= lung des Gemeinde-Raths von Dublin, in welcher ein Tory-Mitglied, De. Maunsell, in Uebereinstimmung mit der seit kurzem unter einem Theile der protestantischen Bevölkerung. Jrlands herrschenden Ansicht von der Zwedckmäßigkeit eines irländischen Parlaments zwischen den strengen Repealers und den einer Föderal-Union geneigten Jrländern dur folgenden Antrag eine Vermittelung erstrebte: „Man möge Jhre Majestät bitten, in Jhrer getreuen Stadt Dublin wenigstens einmal in je drei Jahren Hof zu halten und ein Reichs-Parlament zu berufen; und man möge ferner bitten, daß Jhre Majestät geruhe, dem Par- lamente das Geeignete solher Maßregeln zu empfehlen, welche für die Zukunft dasselbe Verfahren sicher stellen.‘ Man war allerscits gespannt: darauf, wie O'Connell, der als: Alderman ein Mitglied des Gemeinde-Raths: ist, zu: einem solchen Antrage sih. verhalten würde;z wie: es: srhien, besorgte derselbe indeß, dur eine Billigung des An= trages von seiner Seite die strengen Repealers, welhe dur seine Nachsicht gegen die Föberalisten schon mißtrauish zu werden anfan- gen, {h allzusehr zu entsfremden; er verweigerte dem Antrage unter. vielen Lobeserhebungen des Dr, Maunsell seine Zustimmung, und der-

selbe fiel, da er feinen einzigen Fürspreher fand und Dre. Maunsell ihn nicht zurücknehmen wollte, zu Boden. Das Haupt-Argument des Antragstellers Zwar folgendes : die Repeal würde die protestantischen Interessen des Landes allzu sehr in Gefahr bringen und zu einer katholishen Ascendenz führen; sie könne darum niemals gewährt wer- den, aber die Zeit sei gekommen, da die Protestanten si selb| Be- dingungen macheu müßten, und er glaube, daß all das Gute, welches die Repealers erstrebten, durch die Bewilligung seines Antrages her- beigeführt werden könnte, O'Connell gab, nachdem der Antrag verworfen, in längerer Rede seine Freude darüber zu er-= kennen, daß auch in der Gegenpartei nunmehr die Notl- wendigkeit einer Abänderung des Bestehenden fühlbar werde uud bemerkte dazu: „Jh bin erfreut, daß der philosophische Geist des Antragstellers die Thatsache erkannt hat, daß die Elemente der Gesellschaft in diesem Lande in ihrer alten Lage erschüttert worden sind, und daß eine neue Ordnung jebt durchaus nothwendig geworden ist; möge diese Ordnung sich gründen auf Wohlwollen und ihren Ursprung haben in Gesinnungen gegenseitiger Menschenfreundlichkeit, indem wir Alle uns erinnern, daß, obschon es viele Wege geben mag, die in den Himmel führen, es doch nur einen giebt, ‘der zur politischen Rettung Irlands führt und den alle Jrländer ohne Unterschied des Glaubens wandeln müssen.“

Die Times meldet in Betres ihres Korrespondenten vom „„Warspite““, welher über das Bombardement Tangers berichtete, Folgendes: „Man schreibt uns, daß der Verfasser des ersten der drei Briefe, welhe von Tanger und zwar vom „Warspite““ aus in unsere Spalten ihren Weg gefunden, in Folge der anzustellenden Un- tersuhung si selbst den Autoritäten genannt und demgemäß von dem in Gibraltar fommandirenden Admiral einen strengen Verweis erhal- ten hat. Wir können nicht begreifen, unter welhem Vorwande oder auf welchen begreiflihen Grund hin dieser Gentleman, der zufällig der Schiffs - Kaplan is, von dem Admiral einen strengen Verweis erhielt, weil er seine Privat-Ansicht über die Taktik einiger frauzösi- hen Linienschiffe, die er als unbetheiligter Zuschauer zu beurtheilen Gelegenheit hatte, zu äußern für gut fand. Wenn irgend Jemandem, so hätten wir gedacht, daß dieser Gentleman dem Bischof als der ihm vorgeseßten Behörde, für seine Ansichten verantwortlich wäre, Uns kommt es wie ein wahres Meerwunder vor, zu sehen, wie ein Admiral seine Schiffs-Kapläne abkanzelt, um sie in ihrer Rede= und Meinungs-Freiheit über ganz unbedeutende Dinge zu beschränken.“

Die Ritter des Hosenband-Ordens sind zu einem Ordens=-Kapi= tel zusammenberufen, das am 411. Oktober in Windsor abgehalten werden und in welchem Ludwig Philipp zum Mitgliede des Ordens erwählt werden soll.

Das Zoll-Departement soll die Absicht haben , die Zoll - Beam= ten, welche die vom Kontinent kommenden Dampfschiffe zu visitiren haben, {on in Gravesend an Bord zu schicken, so daß die Untersu- chung des Gepäcks der Reisenden während der Auffahrt nach London geschehen kann und in London selbst keine Verzögerung der Abfahrt mehr stattfindet. :

Am 26sten ist in London eine große Versammlung von Kausfleu- ten und Rhedern gehalten worden, um die Mittel zur Bewirkung einer täglichen Verbindung zwischen England und Hamburg durch Dampfschiffe herbeizushaffen. Die Schiffe sollen zwischen Harwich und Glückstadt fahren, und man glaubt, das Passagegeld auf 20 Sh. stellen zu fönnen. Es wurden die vorbereitenden Schritte zur Bil= dung einer Gesellschaft getroffen, deren Kapital im Betrage von 100,000 Pfd. in Actien von 10 Pfd. zusammengebracht werden soll.

Das wieder aufgenommene Projekt einer Eisenbahn-Verbindung über die Landenge von Suez soll nah der Angabe des Globe bald zur Ausführung gelangen. Schienen von 30 Miles Länge sind be- reits von Herrn Galloway, der befanutlih die Konzession zu der Ei-= senbahn von Mehmed Ali erhalten hatte, aber über der Ausführung des Unternehmens starb , dorthin geschaft worden. Die Lokal - Ver- hältnisse sind der Bahn sehr günstig, der Personen - Verkehr auf der Landenge schon jeßt sehr bedeutend (3000 Reisende allein sind im vorigen Jahre von Ostindien nah England und 4000 von Eng- land nah Ostindien gereist), und dieser Verkehr wird noh bedeutend zunehmen, wenn, wie man vom Januar 1845 an beabsichtigt, die Ueberlandpost zweimal statt einmal monatlih abgesendet wird, Meh- med Ali is dem Eisenbahn - Unternehmen günstig, und alles würde die Aussicht auf baldige Ausführung bieten, wenn nicht Frankreich, unter dem Vorgeben, daß eine allzugroße Ausdehnung des Einflusses von England in der Türkei zu befürchten sei, Einsprache gethan hätte. Der Globe macht der Regierung darüber Vorwürfe, daß sie diesen aus National - Eifersucht hervorgehenden Einwendungen Frankreichs die Vortheile opfere, welche die neue Straße dem Weltverfkehr und der Civilisation verspreche.

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 24, Sept. Die Stats=Tidning, welche in ihrem heutigen Blatte einen Nekrolog des Grafen Magnus Brahe enthält, macht auf die Aehulichkeit zwischen diesem treuen Freunde des verewigten Monarchen und einem seiner Vorfahren aufmerksam; denn wie jener aus Kummer über den Tod Karl Johann's, so starb der Reichsdrost Graf Magnus Brahe aus Gram am 3. März 1633, vier Monate nachdem Gustav Adolph bei Lüßen gefallen war.

Die Reichsstände haben den Vorschlag, daß der Reichstag jedes dritte Jahr, statt wie früher jedes fünfte Jahr, stattfinden solle, an- genommen, und zwar im Adelsstande mit 106 gegen 70, im Priester- stande mit 24 gegen 21 Stimmen, im Bürger = und Bauernstande ohne Abstimmung.

Italien.

Nom, 2 Sept, (Wiener Ztg.) Die hier bestellten Voll- strecker des von Thorwaldsen hinterlassenen Testaments fordern in einer Bekanntmachung Jedermann auf, der an die Masse der Erbschaft An=- sprüche zu haben glaubt, dieselben bis zum 25. Juni 1845 nahzu- weisen, Thorwaldsen hat ein bedeutendes. Vermögen hinterlassen, welches größtentheils von der Freigebigkeit Napoleon?s und des Gra- fen Sommariva herrührt; für Leßteren fertigte der Künstler bekannt- lih den berühmten Triumphzug Alexander's an-

Spanien.

Madrid, 20, Sept. Die Königin hat mittelst Dekrets ver-

ordnet, daß die Ayuntamientos aus wichtigen Gründen niht am

4, Januar 1845 durch neue Wahlen erseßt, sondern beibehalten wer= den sollen.

i 'Vincez fand zur Feier des Wahlsieges der constitutionellen Par- tei ein patriotisches Bankett statt, Herr Martinez de la Rosa, wel- cher den. Vorsib führte, erwiederte auf einen ihm zu Ehreu ausge- brachten Toast: „Jh {äße mich um so glückliher, zum Cortes- Deputirten dieser Provinz ernannt worden zu sein, da ih die Wahl weniger als eine meiner Person gewordene Auszeichnung, sondern als eine Gutheißung meiner politishen Grundsäße betrahte. Alle, die mih: gewählt haben, verdammen den Despotismus, dessen Opfer ich war, \o wie die Exzesse der Revolution z beide führen unmittelbar zu einander. Das Wohl der Königin, ihr Thron sei der Vereinigungs- Punkt aller Spanier, das feste Bindemittel zwischen Freiheit und

Vaterland.“ Diese Worte wurden mit allgemeinem Jubel aufge- nommen. f

Die Kabinets-Conseils folgen häufig auf einander, aber die Be- rathungen werden. sehr geheim gehalten; man glaubt jedoch, daß es sih hauptsählich um die Reform der Constitution haudelt.

Der Marquis von Casa Jrujo, Herzog von Sotomayor und Grand erster Klasse, is zum außerordentlihen Gesandten und be- vollmächtigten Minister bei der Königin von England ernannt worden.

Griechenland.

O München, 28, Sept. Jn mehreren der hier angelangten Briefen aus Athen liest man wieder von dem Gerücht, nah welhem die russische Regierung angeblich die Gründung eines großen Eta- blissements auf der Jusel Paros beabsichtige, um ihren im Mittelmeer anwesenden Schiffen Gelegenheit zur Ausbesserung erlittener Schäden, zur Verproviantirung u. st. w. zu verschaffen. Jn Zusammenhang damit wird ebenfalls wiederholt behauptet, der Besuch einer großen russischen Flotte in den levantishen Gewässern stehe bevor, jedoch erst im fommenden Frühjahr. e : i

Außer jedem Zweifel ist, daß die neuen Minister keine der ihren Vorgängern zu so fürchterlihem Vorwurf gemachten Maßregeln der Einwirkung auf den Gang der Wahlen nachzuahmen unterlassen. Da es für sie nicht möglich ist, in alle Provinzen, wo ihre Vorgänger bei den Wahlen in der Majorität geblieben sind, neue Gouverneure zu shicken, um nah Ungültig-Erklärung des früheren Wahlgeschäftes ein neues zu veranstalten, so bieten sie alle Mittel auf, um die Prü- fungs - Kommissionen in solGer Art zu bilden, daß die Annullirung der ihnen mißliebigen Wahlen in ihre Hände gegeben ist. Daß in den griechischen Zeitungen alles Gewicht auf die Verhandlung der Abgeordneten-Kammer gelegt, daß der Senatoren-Kammer und ihrer Mitglieder kaum Erwähnung gethan wird, gehört zu den am leichte- sten zu erflärenden Wahrnehmungen.

Theodor Grivas wurde bestimmt bis zum 15, September aus Alexandrien zurückerwartet, und es is auch kaum zu bezweifeln, daß er sih beeilen werde, die Ehren und Freuden dieses Tages zu theilen. Von seinen Anhängern isst ihm selbst für seine Person ein höchst ehrenvoller Empfang bereitet, den der neue Kriegs-Minister als einen Tribut bezeihnet hat, den man dem Patriotismus des unschuldig exilirten Helden und seinem heroishen Widerstand gegen die geseßlose Allgewalt des vorigen Ministeriums s{uldig sei.

Die Gewerbe- Ausstellung der deutschen WButündes- und Zollvereins - Staaten. (Vergl. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 227, 238, 240, 242, 243, 248, 249, 252,

253, 254, 255, 256, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267,

270, 271, 272, 273 und 274.) XXAIX. T P00 U

Wenn die Reichhaltigkeit der zur Ausstellung gebrachten Tapeten dem Beschauer nicht glei auffällt, so hat dies seinen nächsten Grund wohl in der Zersplitterung, in welcher diese Fabrikate, theils wegen später Einlieferung, hauptsächlich aber wegen Mangels passender Wände, aufgestellt werden mußten, daun aber auch darin, daß die- selben, freilih ihrem eigentlichen Zwecke gemäß, häufig nur als Hin- tergrund hinter aufgestellten Justrumenten, Möbeln u. \. w. erblickt werden. Näher betrachtet findet sich indeß eine große Menge Tape- ten vor, und zwar von 17 Ausstellern, von welchen 10 Preußen, 2 Württemberg und 5 Sachsen, Bayern, Baden, Kurhessen und Luxemburg zu je 1 angehören. Dieselben sind größtentheils sehr gut gearbeitet in geschmackvollen, nicht schr reihen Mustern vorhanden, und gebeu in der That ein höchst erfreuliches Zeugniß von dem vyor=- zugsweise in den leßteren Jahren hervorgetretenen Bestreben der deutschen Fabriken, es auh in diesem Gewerbszweige dem Auslande möglichst gleih zu thun, einem Bestreben, dessen günstige Erfolge nicht in Abrede gestellt werden können. Freilich bleibt noch Manches zu thun übrig. Wir sehen nichts den seit mehreren Jahren in Eng- land so beliebten washbaren Tapeten Aehnliches, wir finden die gro- ßen Decores, die auf der lebten pariser Ausstellung so überwiegend waren, und die durh das mehr Malerishe, was in der für jede Wand nah ihrer Größe abgesonderten Behandlung und Eintheilung liegt, überall einen so angenehmen Effekt hervorbringen, nur einmal, in der Arnoldschen Jagd - Tapete, angedeutet; dennoch beklagen wir, mehr noch als dies, den fast durhgängig sichtbaren Mangel an Selbstständigkeit, die übergroße Abhängigkeit vom Auslande, die uns nur ausnahmsweise Muster eigener Erfindung, meist genaue Ko= pieen, oder doch sehr ähnlihe Nachbildungen französischer Zeich= nungen bringt, wie dies auch demjenigen, der die Originale nicht kennt, durh das Wiederfinden der nämlichen Dessins, bisweilen mit ganz geringen Abweichungen, bei verschiedenen Fabriken, bald genug auffällt. Verdient es, bei der Allgemeinheit dieses Fehlers, schon große Anerkennung, wenn ein Etablissement es ih zur Aufgabe gestellt hat, nur nah eigenen Zeichnungen zu arbeiten und sich gänzlich srei zu machen von der willkürlihen Leitung fremden Geshmades, fo muß unsere Genugthuung um so größer sein, wenn wir dies Bestreben von einem solchen Erfolge gekrönt sehen, wie dies bei den unter Nr. 1684 des Katalogs von J. C. Arnold Söhne in Kassel aus- gestellten Tapeten der Fall ist. Wir möchten kaum irgend einen Tadel gegen die eingesandten Stücke auffinden können, der Geshmack in den Zeichnungen ist durchweg gediegen, die tehnishe Ausführung muster= haft, und die Boiserie, deren allgemeiner Würdigung das durchschim= mernde Licht leider sehr hinderlich ist, derjenigen der Franzosen, worauf diese sv stolz sind, unbedingt an die Seite zu seßenz denno verdient die Jagd-Tapete noch einer besonderen Erwähnung, da die genannten Borzüge, die sie besonders in Beziehung auf die höchst saubere Zeich= nung in allen Details besißt, -durh die Höhe, in welcher sie hängt, weniger bemerkbar sind. E j

Von den hiesigen Fabriken bringen uns Wal cker und Töpfer (Nr, 409) zu den verschiedensten Preisen sauber gearbeitete Tapeten, deren meist sehr gefälligen Mustern nur etwas mehr Mannigfaltigkeit zu wünschen wäre. Besonders ansprechend finden wir die gerippte (gauffré) Tapete, Weiß mit Grau und Gold, so wie bei aller Ein= fahheit eine andere Weiß in Weiß.

H. Gerhard und Comp. hier (Nr. 420) haben ihre feineren Tapeten in sehr ges{chmadckvollen Tableaus mit Gold-Einrahmung aus= gestellt, wodur sich dieselben außerordentlich vortheilhaft präsentiren, Wenn wir die Technik durchweg vorzüglich nennen, und diese beson- ders bei den feinen Konturen und geraden Linien einzelner Velour= Tapeten, so wie bei den ganz. velourirten, wie die grünen auf rothem Grunde, rühmend anerkennen. müssen, so können wir dies hinsichtlich des Geschmacks, in Beziehung auf die Zusammenstellung der Farben, nicht überall gelten lassen, wie dies besonders einige Muster bewei= sen, die si in einer Färbung, sehr gut ausnehmen, während sie in der anderen grell und wenig ansprehend erscheinen. Als beachtungs=- werth nennen wir noch die mittelst Tapeten- Velour (Wollstaub) auf Leinen dargestellte Tischdecke, so wie den geschmackvollen Velourdruck auf Gaze zu Fenster - Vorseßern, zumal, wie wir hören, die Fabrik nicht unbedeutende Geschäfte auch in dem leßtgenannten Artikel macht.

Bei den unter Nr. 525 von J. Brandt in Stolpe bei Pots- dam. ausgestellten Tapeten zeigen die Bordüren mitunter nicht die

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wünscherswerthe Schärse des Druds und Sorgfalt der Bearbeitung z die Bee e e dagegen sind trob der großen entgegenstehen- den Schwierigkeiten sehr gut gearbeitet, ja bei einzelnen, wie den laf- firten grünen und carmoisin, sind die Farben völlig den französischen leich. y G s Vai reihhaltigste Sortiment meist sehr glänzender Tapeten is von Karl Vorster u. Comp. in Köln unter Nr. 1001 eingegau= genu und hat deshalb auf mehrere Pläbe vertheilt werden müssen. Eine große Sorgfalt der Arbeit macht sih auch hier fast überall be- merklich, wie z. B. in der unserem Geschmack sonst nit besonders zusagenden grauen Rokoko-Tapete und in mehrfach schattirtem Velour, um so mehr is es zu bedauern, daß wir fast nur bekannten französi- hen Mustern begegnen, die si fast zu oft in allen möglichen Farben

wiederholen. ; / ¡ És Ju viel weniger bekannten Zeihnungen, anscheinend deshalb we-

niger der französischen Leitung folgend, bei gleih guter Arbeit, finden wir in mehreren Tableaus die Produkte der M J. vin Wittgenstein= schen Fabrif zu Köln unter Nr. 1003 vor; wenn wir, außer einer glatten Velour-Tapete, dunkelroth, mit eingedruckter Rosette und Bor= düren - Einfassung, von den durchweg ansprehenden Mustern feines besonders hervorheben, so geschieht es nur, weil wir ihnen sämmtlich unseren Beifall nicht versagen köunen.

Noch eine dritte kölner Fabrik: Franz Rösberg, Nr. 2908, hat Tapeten-Muster, sowohl frei aushängend, als in einem Hefte zu sammengebunden, eingesandt.

Den ersterwähnten Kölnern schließen sich die Tapeten von A, F, Lüdke in Münster, Nr. 1271, an, dem Einzigen, der das Landschaft- liche unter scine Muster aufgenommen hat, und H. u. F. Lieck, in Aachen, Nr. 2140, dessen gutgewählte Muster zwar nicht sehr ins Auge fallen, indeß do eine sorgfältige Fabrication bekunden.

Haben die bisher genannten Einsender mehr oder minder nur brillante oder do reiche Tapeten ausgestellt, die zwar ihres Cffektes sicher, dagegen im Verbrauch verhältnißmäßig sehr beschränkt sind, so produziren die Fabriken von E. Sievers in Magdeburg, unter Nr. 2391, und F. Be cker in Nordhausen, Nr. 629, hauptsächlich nur die einfacheren, aber gangbarsten und für den Handel wichtigsten Sorten, denen im Allgemeinen gute Arbeit niht abgesprochen werden fann, besonders zu loben is das Glacé des Lebteren.

Unter den aus Württemberg eingegangenen Tapeten verdienen

besonders diejenigen von Baumeister u. Hardegg in Stuttgart, Nr. 1445, als auch in den billigen Sorten gut gearbeitet genannt zu werden. Tapeten - Muster sind auch von Äd. Schill, ebendaselbst, Nr, 1433, eingesendet, __ Wilh, Sattler in Schweinfurt, Nr. 1420, befriedigt, hinsiht= lich der Mannigfaltigkeit und des Geshmacks, in mehreren seiner Zeichnungen nicht alle unsere Wünsche; eine Prachttapete mit ein= geklebter Füllung von st. g. prismatishem Papier verdient als sich aus= zeihnend und etwas Neues, rühmender Erwähnung.

Vögelin und Möglin in Konstanz Nr. 2605 bewähren in den eingesandten Stücken, aus\ließlich feiner Qualität, die Tüchtig- keit ihres Etablissements in jeder Hinsicht, excelliren indeß ganz be= sonders in der genarbten Art (gaufsr©).

Auch von Heinr, Hopfe in Dresden, einer in Berlin ziemlich bekannten Fabrik finden wir ein Sortiment meist brillanter ins Auge fallender Tapeten in sehr verbreiteten Mustern vor, deren Bearbeitung größtentheils sehr sorgfältig ist.

Endlich bleibt uns noch eine Firma zu nennen, deren im Felde der Papier=-Fabrication {hon rühmend gedaht worden is}, und die auch in Herstellung der Tapeten einen guten Plaß einnimmt: J. La-= mort in Luxemburg (Nr. 2322). Seine Einlieferung repräsentirt hauptsächlich das Bedürfniß des täglichen Lebens, ohne sich, wie die meisten anderen Aussteller, dem Luxus ausschließlich zuzuwenden, und leistet in diesem Bereich wahrhaft Vorzügliches, selbst die geringsten Sorten sind mit großer Sauberkeit sehr rein und scharf gedruckt, und werden deshalb, der großen Entfernung ungeachtet, wahrscheinlich selbst mit den im mittleren und östlichen Deutschland belegenen Fabriken leicht konkurriren fönnen.

XL. Sqhreib- und Zeichnen - Materialien.

Bei den hierhergehbörigen Erzeugnissen muß es befremden, daß sich unter der Zahl der Aussteller, mit einer einzigen Ausnahme, auch niht der Name einer preußischen Fabrik befindet, während doch, nämli in Berlin, Siegellack und Federposen in ziemliher Vollkom- menheit hergestellt werden. Der leßtgenannte Artikel verschwindet freilich, wie aus dem Gebrauche, so natürlih auch täglich mehr aus der Reihe der Handels - Gegenstände, um der Stahlfeder Plaß zu machen, deren neuerlihe Vervollkommnungen beinahe alle guten Ei- genschaften des Gänsekiels erreichen, ohne seine vielen Unbequemlih= feiten zu theilen; wenn wir es also nur als ein Zeichen der Zeit an- sehen dürfen, daß nur von einer Fabrik Federposen eingesandt wor- den sind, so müssen wir dagegen mit Recht beklagen, gar keine Stahl- feder ausgestellt zu sehen, während wir solchen doch überall unter deutschen Firmen im Handel begegnen. Sollen wir hieraus ließen, daß diese Fabrication bei uns noch gar niht heimisch is, und daß die mitunter vorkommenden deutshen Namen nur auf fremden Er= zeuguissru stehen?

Die einzigen ausgelegten Federposen sind eingesandt von J, G. R. Lilliendahl in Neudietendorf bei Gotha (Kat. Nr. 1629), und zwar in mannigfahster Art, sowohl Gänsekiele in allen Größen und Stärken, als auch Federn von Schwänen, Raben und Krähen, Ist eine ershöpfende Beurtheilung solcher zwar, ohne sie anschneiden und mittelst Dinte prüfen zu dürfen, unmöglich, so zeugen doch die äußeren Eigenschaften, namentlih eine entsprechende Elastizität von sehr guter und sorgfältiger Bearbeitung, und lassen hoffen, daß auch die inneren diesen niht nachstehen werden. i

Von demselben Einseuder sehen wir auch Siegellack ausgestellt, nicht allein in der bekannten rothen Farbe von der ge- ringsten bis zur feinsten Sorte, sondern auch in anderen Farben, diese, als sogenanntes Damenlack in besonderen Kästchen, assortirt, Noch weniger fast, wie bei den Federposen, ließe sich nach dem bloßen äußeren Anschein über Siegellack mit Sicherheit urtheilen. Das Vor= handensein der wesentlichsten Eigenschaften eines guten Lads : gleihmä- ßiges, nicht zu schnelles Brennen, Festigkeit ohne zu große Sprödigkeit, fann nur durch den Gebrauch erkannt werden, Wir begnügen uns zur Zeit mit dem äußeren Ansehen, das denn auhch ganz empfehlend is, sowohl bei den feinen rothen, als au bei den bunten Sorten, deren Farben-Reinheit alle Anerkennung verdient.

Das Nämliche gilt von den Fabrikaten der anderen Einsender dieses Artikels, namentlich von C, Niedling in Erfurt (Nr. 642) und Manuel J. Cohn in Mainbernheim in Bayern (Nr. 1417), welche außer dem beliebten rothen auch Gold- und andere einfarbige Latte vorlegen, welhe den marmorartig geaderten Lackarten des Lebteren, dem Aeußeren nah, vorzugehen scheinen, Die beigegebenen Muster von verschiedenfarbigem Flaschenlack zum Versiegeln der Weinflaschen sind bereits dur die Temperatur weich geworden. Leonh. Müller in Steinbühl bei Nürnberg (Nr. 2199) hat sich darauf beschränkt, einige Pfund Siegellack in Blau und Weiß, den \{hwierigsten Farben bei diesem Fabrikat, einzusenden, die wir, besonders was die beiden feinsten Sorten betrifft, vorzüglih gelungen nennen müssen.

Bleistifte sind überhaupt von 6 Fabriken ausgestellt, barunter 5 aus Bayern, 1 aus Wien. Wenn wir die englischen Bleistifte, denen die Vorzüglichkeit des dortigen (natürlihen) Graphits (des Cumberland - Blei's wie früber, so auch no jeßt) fortwähreud ein UVebergewiht über unsere künstlihen Präparate erhält, ganz außer Betracht lassen, so galten die wiener Bleistifte lange Jahre mit Recht für die besten des Kontinents, bis die bayerischen Fabriken, durch die Zoll - Vereinigung mit Preußen und dem mittleren Deutsch= land begünstigt, einen höheren Aufschwung nahmen und mit dem, der Eingangssteuer ferner unterworfenen österreihishen Fabri= fate innerhalb Deutschland leiht wetteifern fonnten. Einmal in die Sthranken getreten, begnügten si{ch Jene aber niht, dem Zoll-Schuße allein den Vorrang zu verdanken, sie strebten vielmehr, je mehr Ter= rain sie gewannen, um so rastloser weiter, und dürfen jeßt, auch ohne alle Rücksicht auf den Zoll, die Konkurrenz Wiens niht mehr fürhten. Vornehmlich hat die Fabrik von A. W. Faber in Stein bei Nürnberg, deren Muster wir unter Nr. 1367 des Katalogs aus= gestellt finden, in ihren feinsten Sorten die meisten Konkurrenten überflügelt und liefert Alles, was von einem fkünstlihen Graphit ir- gend zu erwarten i, Wir finden sodann, dem besseren Fabrikat in den feinen Qualitäten sich anschlicßend, in den geringeren, sehr wohl= feilen Sorten, aber die meisten übertreffend, von dem umfangreichen Etablissement von J. J. Rehbach in Regensburg, unter Nr. 1343, ein schr vollständiges Sortiment Bleistifte, Röthel und Kreidestifte ausgestellt. Hieran schließen sich die, theils auf Musterkarten, theils in Etu;s oder in Groß-Paketen ausgelegten Fabrikate von J. Fröscheis, ebenfalls in Nürnberg, (Nr. 1386). Wir bemerken hierbei in sofern in der äußeren Ausstattung einen Unterschied, als selbst die allerbillig= sten Sorten, sonst nur in weißem Holze gekannt, in Cedernholz ge= faßt sind; es bleibt indessen dahingestellt, ob diese Sorte in der einen Qualität dem vorgenannten Fabrikat gleihstehe. Von J. S. Städ= ler in Nürnberg (Nr. 1377) finden wir ein großes Sortiment aller Arten Bleistifte, Röthel und Kreidestiste in verschiedenen Farben vor, und erwähnen davon vorzugsweise die imitirten englischen, als aller Beachtung werth, Franz Paul Augustin in Hafnerzell (Nr. 1340) bringt außer dem aus Bleististen recht hübsch zusammengestellten bay= rischen Wappen, an dem natürlich die Beurtheilung des Werths ter da= zu verwendeten Fabrikate scheitert, verschiedene Muster seiner Fabrikate, die sich von den übrigen ausgestellten durch eine andere Art der Fas= sung vortheilhaft unterscheiden, indem das Holz bei denselben gebohrt und deshalb der Bleikern rund is; inwiefern hierdurch wirklich ein bedeutender Vorzug erreiht wird, muß erst die Erfahrung lehren z die Qualität der Bleistifte scheint übrigens durhweg gut und reihet sich den vorgenannten vorzüglichen Erzeugnissen entsprewend an.

Endlich haben wir noch der schon gedachten wiener Fabrik zu erwähnen: L. u. C. Hardtmuth in Wien, dieses eine \o lange Reihe von Jahren hindur so bekannten Namens, der seit der neue- ren Zeit, durch die oben berührten Verhältnisse mit bevorzugten Mit- bewerbern in die Schranken zu treten genöthigt war. Die ausge= stellten Produkte rechtfertigen nichtsdestoweuiger den alten Ruf der Firma, indem besonders die besten Nummern der Bleistifte wenig zu wünschen übrig lassen. Die Ausstattung is durhweg einfach und we- niger elegant, als die bayerischen Fabriken sie eingeführt haben.

Als sich hier anschließend, haben wir noch einiger Einzelnheiten zu erwähnen. Zunächst verdienen die von Konrad Weinmann in Reutlingen (Nr. 1498) eingesandten Proben von Papier-Perga= ment, in verschiedenen stumpfen Farben alle Aufmerksamkeit. Wird diesem Fabrikat freilich niemals die Festigkeit und Dauer des Leder= Pergaments zu geben sein, so möchte es in anderen Beziehungen dies doch leiht übertreffen, und deshalb für den Gebrauh von No= tiz - Büchern, Schreibtafelu und zu ähnlichen Zwecken besonders zu empfehlen sein, zumal die außerordentlih feine Oberfläche mit einem Tropfen Wasser sehr leiht von den Bleistiftlinien zu reinigen ift. Die beigefügte Tafel Leder-Pergament zeigt ebenfalls eine sehr {chöne Bearbeitung.

Krakau in Berlin (Nr, 419) hat weiße Per gament=, El- fenbein= und st, g. Metallik=Papier-= Proben ausgelegt, die in Feinheit des Kerns zwar nicht ganz denen des vorgenannten Einsen= ders gleichkommen, bei den damit gemachten Versuchen sih indeß als zwedentsprechend gezeigt haben. Das Schiefer-Papier, so wie das nah Art der Wachsleinwand gefertigte schwarze Lack=P apier, genügen allen Anforderungen.

Greilih aus einem sehr heterogenen Material, denno hierher- gehörig, nennen wir die höchst sauberen Elfenbein-Schreibta- feln, die von H. Messershmidt in Berlin, Nr. 257, ausgelegt sind und s{ch{ch selbst hinreihend empfehlen,

A. Becherer u, Comp. in Münchengräß, Nr. 2701, fesseln die Aufmerksamkeit durch einige mit Silber und Gold bedruckte Blätter, s. g. Glas- oder Transparent- Papiers, aus Lederabfällen und Knochen bereitet. So gut dieselben gearbeitet sind, so hübsch si das Fabrikat überhaupt bei der besonders s{chönen Färbung präsentirt, so stehen einem ausgedehnten Gebrauche doch die sehr große Zer= brelihchfeit, so wie die außerordentlihe Empfindlichkeit gegen die Wärme, die nicht einmal das Auflegen der Hand gestattet, entgegen und beschränken dasselbe sehr in der Anwendung.

Die von Maria Böcking in Düsseldorf (Nr. 1090) und von G, C. Engel în Berlin (Nr. 310) eingesandten Stücke Maler= Leinwand haben ein gutes Ansehen, ob sie indeß im mittleren und östlihen Deutschland mit dem hier bisher vorzugsweise verwendeten dresdener Fabrikat hinsichtlih der Preise werden die Konkurrenz be= stehen können, kann erst der Erfolg lehren.

Siebente Nachweisung der an den unterzeichneten Verein abgelieferten Beiträge.

A. Durch den Kriegs-Minister von Boven,

1256) Landrath Graf von Ziethen auf Wustrau 25 Rihlr, 1257) 4tes Kürassier-Regiment 29 Nthlr, Durch Färber Grün ert in Gramzow und Umgegend gesammelt (1258—71) von 1258) Oberförster von Kobilinsfki 1 Frd'or, für Westpreußen, 3 Frd’'or, für Ostpreußen, 1259) Ober- Amt- mann Karbe 20 Rthlr. 41260) Prediger Ther emin 2 Rthlr. 1261) Prediger Fournier 1 Rthlr, 1262) Domainen-Amts-Aftuarius La trille 2 Rihlr. 1263) Amtmann Pich 2 Rihlr. 1264) Apotheker Kühnert 1 Rthlr. 41265) Amtleute Voß und Fiebelkorn 2 Nthlr. 1266) Post- meister Roehl 1 Rihlr. 41267) Regierungsrath Urbani nebst Frau 1 Rthlr. 10 Sgr. 1268) Gutsbesißer Heyse 1 Rihlr, 1269) Geschwister Theremin 1 Rthlyr, 1270) Materialhändler Scheel 1 Rthlr. 41271) Verschiedene 12 Rthlr. 20 Sgr. 1272) Major im Generalstabe von Cler 20 Rthlr. 1273) Durch den Direktor der Gewehr-Umänderungs-Anstalt in Wesel, W. Küster, gesammelt von den Arbeitern 2c, 28 Riblr. 10 Sgr. 1274) 10te Infanterie-Brigade 14 Frd'or. 1275) 1Ne Junvaliden - Com- pagnie 3 Rthlr. 25 Sgr. 1276) Fürst zu Wittgenstein 100 Rthlr. 1277) Durch Hauptmann Anders vom Besazungs-Kommando in Silber- berg 6 Rthlr. 4 Sgr. Zusammen 362 Rthlr. 9 Sat;

B. Durch den Finanz-Minister Flottwell.

1278) Aus der Sammlung des preuß, General - Konsuls Geheimen Kommerzienrath Hebeler zu London ferner 700 Rthlr. 1279) Von dem Königl. sardinischen Geschäftsführer in Mailand, G. Lotterio, 100 Fl. C. - M. für A. 1280) Durch Landrath Graf von Schwerin aus dem Anclamschen Kreise 300 Rihlr. 1281) Prediger T oepfer in Limm- riß 1 Rthlr. 1282) Durch Buchdruckerei - Faktor Kornacker aus der Stadt Rostock 103 Rihlr. 10 Sgr, 6 Pf, 1283) Durch den Magistrat