1844 / 292 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

as Befinden Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Preußen is in e Richi erwünscht. Se. Königl. Hobeit haben den gestrigen Tag ganz außer dem Bett zugebracht. :

Swhloß Babelsberg, den 19, Oktober 1844, We1ß. Lauer.

Potsdam, den 18, Oktober. Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Medcklenburg- Schwerin is nah Schwerin abgereist,

Se. Hoheit der Herzog Georg von Mecklenburg-Stre- [iß ist nach Neu-Streliß abgereist.

Der Justizrath, Justiz - Kommissarius Gott \cchalck zu Lands- berg a. d. W. is zugleich zum Notar in dem Departement des Ober- Landesgerichts zu Frankfurt a. d. O. bestellt worden.

Angekommen: Se. Excellenz der Geueral =- Lieutenant und fommandirende General des 3ten Armee-Corps, von Weyra h, von Frankfurt a. O.

Der Großherzoglich sachsen-weimarshe Wirkliche Geheime Rath und Oberjägermeister, Freiherr von Fritsch, von Weimar.

Abgereist: Se. Excellenz der General - Lieutenant und Com- mandeur der Sten Division, von Hedemann, nah Erfurt.

Se. Excellenz der General-Lieutenant und Commandeur der 16ten Division, von Holleben, nah Stargard.

Der Vice= Ober - Jägermeister Graf von der Asseburg, nah Meisdorf.

Uichtamtlicher Theil.

Juland.

Berlin, 19, Okt. Die heute ausgegebene Nummer des Mi- litair-Wochenblattes meldet folgende Personal - Veränderungen im Bestand der Armee: Prinz Wilhelm von Preußen Königl, Hoheit, General der Kavallerie, is zum Gouverneur, und von Hü- fer, General-Lieutenant und Commandeur der 16ten Division, zum Vice - Gouverneur der Bundes - Festung Mainz ernannt. Prinz Al- hrecht von Preußen Königl. Hoheit, General - Lieutenant, von dem Kommando der 5ten Division entbunden, und dieses Kommando dem Commandeur der 16ten Landwehr - Brigade, General - Major von Pochhammer, übertragen. Das Kommando der 16ten Division erhielt der zum General - Lieutenant beförderte bisherige Ge- neral - Major und Commandeur der 4ten Division, von Holleben, und das der letzteren der Geueral - Major von Wedell, bisher Commandeur der 10ten Kavallerie-Brigade. Der General-Lieutenant von Ditfurth i zum Kommandanten von Berlin und Chef der Land = Gendarmerie ernannt, dagegen das von demselben seither ge- führte Kommando der 7ten Division an den General-Major von Bockelmann, bisher Commandeur der 9ten Jufanterie - Brigade, übergegangen. Der General - Major uud Commandeur der 9ten Landwehr - Brigade, von Wißleben, is zum Kommandanten von Glaß, und der Oberst-Lieutenant vom 4ten Jufauterie-Regiment, von Sydow, zum Brigadier der 1sten Gendarmerie - Brigade ernannt, endli der bisherige Kommandant in Mainz, General - Lieutenant Freiherr von Quadt und Hüchtenbruck U., nach seinem Wunsch mit Pension in den Ruhestand verseßt worden.

Rhein - Provinz. Am 15. Oktober, dem Geburtsfeste Sr. Majestät des Königs, fand zu Aachen, in Gegenwart aller Behör= den und einer großen Menschenmenge, die Einweihung des Denkmals tatt, welches auf einem der s{önsten Pläße der Umgegend als Erin=- nerung an den Tag errichtet worden, wo auf derselben Stelle vor mehr als 95 Jahren die drei verbündeten Monarchen vor Gott knieten, um dem Ewigen zu danken, daß der blutige Streit, welcher so lange die Welt verheert, vorüber, und daß die leßte Hand gelegt worden an die Begründung des Frieden, dessen Segnungen wir jebt so viele Jahre genießen, Die Einweihung des Monuments selbst fand dur den Herrn Kanonikus Dr. Smets statt, welcher mit einem Rückblick auf die gewaltigen Ereignisse, die so lange die Länder er- shüttert hatten, das Glück des Friedens hervorhob , der in der alten Kaiserstadt seine Begründung gesunden und seine begeisterte Rede mit einem Gebete \chloß, worin er zum Himmel flehte, daß der Friede noch lange dem Lande erhalten bleibe, daß aber, wenn er denno ge- trübt werden sollte, neuer Ruhm und neues Glück aus dem nothwendigen Kampfe aufblühen möge, durch den Heldenmuth des Volks und seine treue Liebe für König und Vaterland. Bei dem großen Festmahl, welches an demselben Tage im Saale der Redoute stattfand, erhob si unter Anderen. auh der zu Aachen anwesende englische General-Zahlmeister Herr Crawfurd und hielt eine begeisterte Rede über die hohe Ach- tung, welhe der König und ganz Preußen in England fäuden, und wie sehr man in England im besten Einvernehmen mit Preußen zu leben hoffe, wobei er shließlich den Wunsch aussprach, daß das auf gegenseitige Achtung beruhende Bündniß lange bestehen und gedeihen möge. Seine Worte wurden von den Anwesenden mit der lebhaf- testen Theilnahme aufgenommen.

ck* Danzig, 16. Okt. Die Arbeiten zur Aulegung einer Chaussee von dem Kneipaber Thore bis gegenüber BohnsackÆ haben seit drei Wochen begonnen, und es is noch vor Eintritt des Winters die Ne- gulirung des Planums vollständig zu erwarten, Allgemein wird die durch Bewilligung der hierzu erforderlihen Summe von 31,000 Rthlr. dem Lande erwiesene Königlihe Guade erkannt, welche niht nur deu Einsassen der Nehrung etwa des halben Werders für einen meistens grundlosen Weg einen trefflichen sha}t, sondern auch vielen hundert Bewohnern der im August d. J, unter Wasser geseßten Gegenden Beschäftigung und Brod gewährt.

Ausland.

Deutsche Bundesftaáten.

Königreich Bayern. Jun - der Naht zum 12, Oktober wurde das Standbild des höchstseligen Königs Max zu München wie- der vou unbekannter kindlich frommer Hand mit frischen Blumenkrän- zen geshmüdckdt, Der Hosmaler Wilhelm Kaulbah zu München hat, wie die Augsburger Al emeine Zeitung berichtet, von Sr. Majestät dem König vou Preußen cine nid Auftrag erhalten, der seine lünslerische Thütigfeit bedeuteud iu Anspxuch neh- men dirste, Derselbe besteht in der Fertigung von sechs soßen e ae welche die merkwürdigsten Momente der Weltgeschichte

arstellen sollen. Als Vorläufer diejer en lge von Bildern hat abyl

der Künstler bereits d 1 j je ton geschildert L 288 Autergang Bobyloug. u einem großen Kar

Königreih Sachsen. Das Königl. Ministeri / der Kontrovers-Frage , was hinsihtlih ber Confurfeeidiit für Schrif.

1540 ten über 20 Bogen, so wie bei Berehuung der Ceusurgelder für

censurpflichtige Schriften, ein Bogen sei, den praktischen und gesehß=- lichen egriff von 16 Okftavseiten als Grundsaß anerkaunt.

Königreich Württemberg. Am 10. Oktober wurde ZFhre Durchlaucht die Frau Gräfin Wilhelm von Württemberg von einer Tochter glücklih entbunden.

Großherzogthum Baden. Das Staats- u. Reg.- Blatt vom 12. Oft. enthält in 13 Artikeln eine umfassende Aller- höchste Verordnung vom 2. Sept, über die Staats - Prüfungen der Jugenieur - Kandidaten. Die desfallsige Verordnung vom 6. April 1837 is aufgehoben. Von der statutenmäßig für gemeinnüßige Zwecke zu vertheilenden Gewinnhälste der Aachen - Münchener Feuer- Versicherungs-Gesellschaft hat das Großherzogthum Baden für 1843 1772 Fl. erhalten. Jn der Naht zum 11. Okt. brach auf dem im fonstanzer Hafen vor Anker liegenden Dampfschiff „Die Stadt Kon= stanz“ Feuer aus, dessen man nur mit größter Anstrengung Herr zu werden vermochte. Man vermuthet boshaste Brandstiftung. Der dur seine Reisen in dem großen russischen Kaiserreiche bekaynte, im geheimen Kabinet des Kaisers Nifolaus angestellte Graf Skfarjatin ist mit seiner Gattin, einer geborenen Fürstin Galizin, zu Karls -= ruhe angekommen und gedenkt einen längeren Aufenthalt daselbst zu nehmen.

Kurfürsteuthum Hessen. Der Direktor der Direction der Akademie der bildenden Künste zu Kassel, Geheime Hofrath Ruhl, ist von der Stelle eines Museums-Direktors und Direktors der Bil- der-Gallerie entbunden und dem Professor und Lehrer bei der Akg- demie der bildenden Künste daselbst, Anbel, zugleih die Stelle eines Juspektors der Bilder-Gallerie übertragen worden.

Großherzogthum Hessen. Der Prinz und die Prin- zessin Karl von Hessen nebst durchlauchtigsten Kindern sind am 13ten aus Fischbach im erwünschtesten Wohlsein zu Darmstadt eingetroffen. Aehnlichen Einrichtungen in benahbarten Staaten entsprechend, hat sich auch in Darmstadt ein wissenschaftlicher „Verein hessisher Aerzte“ für das Großherzogthum Hessen gebildet.

Herzogthum Holstein. Zum Präsidenten der am 15. Olftober zu Jhehoe eróffneten fünsten holsteinischen Stände-Versammlung is der Etatsrath und Ober - Appellationsrath Wiese, zum Vice - Präsidenten Prof. Burchardi gewählt worden. Die Obergerichts-Advokaten Löck und Claussen redigiren die Stände-Zeitung, Das Wiedererscheinen des Königl. Kommissars, Grafen von NReventlow-Criminil, wurde in Jbehoe freudig bc- grüßt. Ju der aus Sorgenfrei vom 10, Oktober datirten Einleitung zu der „Eröffnung für die holsteinischen Provinzialstände, betreffend die Nc- sultate der im Jahre 1842 vou den Ständen erachteten Gutachten,“ heißt es: „Aus den Verhandlungen und erstatteten Bedenken Unserer im Jahre 1842 zu Jyehoe versammelt gewesenen Stände haben Wir mit Allerhöch- stem Wohlgefallen ihren Eifer für des Landes Wohl wahrgenommen.“ Außerdem erwähnen wir hier des Bescheides der „Eröffnung“, daß die Pe- tition der Stände auf Vorlage ciner Strasprozeß - Ordnung, welcher das Prinzip der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit zum Grunde liegt, einer der Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechenden sorgfältigen Erwägung unter- zogen wird, es indessen bis jeyt nicht thunlich gewesen ist, die zu einer gründ- lichen Beurtheilung der dabei in Betracht kommenden umfassenden Fragen erforderlichen Vorarbeiten zu beendigen, uud daher eine nähere Beschluß- nahme über diese Angelegenheit vorbehalten wird. Am 13, Oftober wur- den von Einwohnern Ki el' s folgende Petitionen an die holsteinische Stände- Versammlung berathen und unterschrieben : 1) auf Oeffentlichkeit und Münd- lichkeit des Kriminal - Verfahrens, ‘und namentlich auf Schwurgerichte bei Sr. Majestät anzutragenz 2) bei Berathung der Städte-Ordnung zu be- schließen, daß den Städten die Wahl des dirigirenden Bürgermeisters zu- stehe und bei den Verhandlungen der städtischen Kollegien Oeffentlichkeit stattfinden solle; 3) bei Sr. Majestät darauf anzutragen, daß die Zoll- Ueberschüsse den früheren Versprehungen gemäß zum Besten der Herzogthü- mer verwendet werden möchten, und 4) daß die Landstraße zwischen Rends- burg und Kiel in das Chausseency aufgenommen werde, Seitens der Zünste zu Kiel wird eine Petition gegen die Gewerbe-Ordnung vorbereitet.

Frankreich.

Paris, 14. Okt, Se. Königl. Hoheit Prinz Albrecht von Preußen, der unter dem Namen eines Grafen von Berg die Gestade des mittelländishen Meeres bereist, hat sich vor drei Tagen zu Mar- seille auf dem Paketboot „Charlemagne““ nah Algier eingeschifft, Vom 1. Jauuar an werden zwei neue Dampfboot - Linien von Mar= seille nah der afrikanischen Küste eingerihtet werden, die eine nah Stora, die andere nah Oran. Beide werden zweimal monatlich nach jedem dieser Bestimmungsorte abgehen und direkt von da zurückkehren,

Der heutige Constitutionnel giebt nah Berichten, die ihm aus Montevideo zugegangen sind, folgende Uebersicht vom dortigen Stande der Dinge: „Die Belagerung und Blokade der Stadt von Seiten Oribe's daueru fort, ohne daß ein Fortschritt darin zu be-= merken wäre. Oribe hat seit langer Zeit niht einmal sein Lager verlassen. Rivera behauptet das Feld, trägt einige Vortheile davon, und die Belagerten machen Ausfälle mit verschiedenem Erfolg. Man hat neulich von dem Abfall von 36 Jtalienern gesprochen, welche die Reihen der Vertheidiger vou Montevideo verlassen haben, um zu den Soldaten des General Rosas überzugehen; die Thatsache is wahr, aber die darüber entrüstete italienishe Legion hat sih seitdem tapfer geschlagen, um ihre Ehre zu räthenz neue freiwillige Anmeldungen haben dieselbe refrutirt und fast verdoppelt; bei einem Aus- fall am 10. Juli gaben die Jtaliener von Montevideo glänzende Proben von Aufopferung, Treue und Muth. Unterdeß zieht Rosas neue Ausprüche auf die Verwünuschungen auf sich, Santa Cruz, der ehemalige und seitdem verbanute Präsident vou Bolivien, machte neulich einen Versuch, si mit Gewalt wieder der Regierung zu be- mächtigen, und fiel seinen Feinden in die Hände. Die jeßige Regie- rung von Bolivien, nachdem sie über das Schicksal des Gefangenen berathshlagt hatte, neigte sich zur Milde, sie wollte aber vor- her das Gutgchten der benachbarten kleinen Staaten einholen, sei es, um ihnen einen Beweis vou Vertrauen uud politischer Freundschaft zu geben, sei es, um sich ihrer Unterstüßung gegen fünftige Prätendenten zu versichern, Es wurde daher eine Gesandt- haft nah Chili, nah Peru und daun nah Buenos - Ayres geschickt, mit der an diese verschiedenen Republiken gerichteten Aufforderung, daß eine jede einen Abgeordneten nah Bolivien senden möchte, um hier eine Art von politischem Tribunal zu bilden, welches Über das Schicksal von Santa Cruz entscheiden sollte. Rosas hat in seinem amtlichen Blatte über diese Gesandtschaft berihten und „eine Note hinzufügen lassen, iu welcher er erklärt, daß er jseiue Mitwirkung ver- weigert habe, weil er im voraus von den Gesinnungen der drei anderen Staaten uutert{chtet sei, und wisse, daß dieselben Santa Cruz nicht tödten lassen wollten, Ju Montevideo herrscht große Noth; wir haben mehrere Briefe von sran- zösischen Kaufleuten vor uns liegen, die in jener Stadt einen blühenden Handel begründet uad den xanzösischen Erzeugnissen einen vortrefflihen Markt eröffuet hatten. Alle melden, daß die Blokade ke in die äußerste Armuth gestürzt habe. Eines dieser Häuser, wel-

es an dem Kriege keinen Theil genommen, hat 10,000 Häute, zum Werthe von fast 200,000 Fr., verloxen, die ihm zu Corrientes, dem

Völkerreht zuwider, von Rosas fortgenommen wurden, Eine dar-

über in Paris eingegangene Reclamation wird sich wohl mit \o vie- len anderen in den Cartons der auswärtigen Angelegenheiten verlieren Indeß vertheidigt sich die Stadt energisch und hegt in diesem Augenblickde die besten Hoffnungen. General Paz, der das ganze Vertrauen der Montevideaner besaß, hat sich aus der Stadt entfernt aber uit, um seine Landsleute zu verlassen, wie man behauptet hat; sondern um sie besser zu vertheidigen. Er \chiffte sich mit 50 Offi- zieren an Bord zweier vom Admiral Grenville befehligten brasiliani- schen Fahrzeuge ein, um sich nah Rio Janeiro und von da in den gegen Rosas in Empörung befindlichen Staat Corrientes zu begeben, wo er das Kommando über 7000 Jusurgenten übernehmen und mit diesen gegen Buenos-Ayres marschiren wird. Wie man sieht, is der Bruch zwischen Rosas und Brasilien klaffender als jemals. Der üble Ein- dru, den diese fals ausgelegte Entfernung zu Montevideo gemacht hatte, ist ganz ausgelösht. Uebrigens war beim Abgang der leßten Nadh- rihten dort ein sehr beglaubigtes und sehr wichtiges Gerücht ver- breitet. Man wird sih des Streites zwishen dem Befehlshaber der französischen Station, Admiral Lainé, und unserem Konsul, Herrn Pischon, erinnern, Seit ihrer leßten Erklärung sicht der Admiral deu Konsul niht mehr und wartet mit Ungeduld guf Justructionen aus Frankrei. Er seinerseits soll nun seiner Regierung folgende Ausiht ausgedrückt und zugefertigt haben. Herr Lainé glaubt, daß von die- sem beklagenswerthen Kriege fein Ende abzusehen sei, wenn ihm nit eine Jutervention Frankreichs und Englands ein Ziel seße, Selbst dann, wenn Oribe in Montevideo einrückte, würde die Sache nicht beendigt sein, Rivera würde immer noch das flache Land beherrshen und die früheren Belagerer würden nun ihrerseits die Be- lagerten werden. Die französischen Jnteressen werden so lange leiden, als das Mutterland ihuen nicht kräftigen Schuß gewährt. Herr Lainé ist der Meinung, daß es keiner neuen Absendung von Streitkräften bedürfe, und daß er mit den bloßen Hülfsmitteln seines Geschwaders den Rechten Frankreichs Anerkennung und Achtung zu verschaffen, unseren Landsleuten Sicherheit zurückzugeben und an den Ufern des La Plata den Frieden wiederherzustellen im Stande sei. Man fügte hinzu, Herr Turner, der englishe Konsul, äußere sich in demselben Sinne, und habe sih mit Herrn Lainé darüber verständigt, ein Glei- hes an Lord Aberdeen zu berichten.“

= Paris, 14. Okt. Der von englishen Blättern berihtete Vorfall mit dem Schiffs - Lieutenant Rose, der jebt in England an- gekommen is , wird in einem Privatbriefe aus Papeiti vom 8, Mai in folgender Weise erzählt: „Am 3, April erschien eine britische Kor= vette an den Küsten von Otaheiti und blieb 48 Stunden im Ange- sichte des Hafens von Papeiti, ohne in denselben einzulaufenz ein von einem Offizier befehligtes Boot lief dann in den Hafen-Eingang ein und kam nach Papeiti, ohne das französische Stationsschi}f anzusprechen, Dieser Offizier (der kein anderer als eben der Lieutenant Rose selbst gewesen zu sein scheint, aber in dem mir vorliegenden Schreiben nicht mit seinem Namen bezeichnet wird) mußte indeß wohl wissen, daß Papeiti in Belagerungsstand war und der Gouverneur den Befehl ertheilt hatte, fein Fahrzeug weder in die Rhede ein- noch aus der selben auslaufen zu lassen, ohne _das Stationsschif “_anzuru- fen. Dies konnte dem englischen Offizier um so weniger un- bekannt sein, als die Korvette bereits mit den Offizieren der englishen Goelette „Basilisk‘“/ in Verkehr getreten war, aus welcher sich noch immer die Königin Pomareh befindet. Der Kom- mandant des französisheu Stationsschisfes schickte alsdann einen Aspi- ranten an den englischen Offizier ab, um denselben einzuladen, ihm an Bord zu folgen. Anfangs weigerte sich derselbe, dann aber er- flärte er, der Gewalt zu weichen, und übergab seinen Degen an den Aspiranten, der ihn annahm, ohne dazu Befehl oder Ermächtigung zu haben. So fam denn jener Offizier als Gefangener an Bord. Eine Erklärung hatte statt, in Folge welcher der Engländer auf sein Schiff zurück und der Aspirant in Arrest geschickt wurde, weil er seine Justructionen überschritten hatte; der französische Chef d'Etat-Major verfügte sih an Bord der britishen Korvette, wahrscheinlih um Eut- shnldigungen vorzubringen.““ Man sieht, daß troß der offenbar sehr glimpflihen Darstellung des Vorfalls selbs hier das franzöfischerseits begangene Unrecht ofen anerkannt und Genugthuung dafür gegeben worden is. Der Brief fährt daun fort :

„Einige Tage nachher rühmten sich die Jusurgenten, mehr als 40,000 Patronen, Kanonenkugeln, Kartätschen und mehrere Tonnen Pulver zum Empfange der Franzosen bereit zu haben. Troß der enormen Verluste, welhe die Jusurgenten im Kampfe von Mahaena erlitten haben, wo ihnen an 300 Mann kampfunfähig gemacht wur- den, ist die Ruhe doch bei weitem noch nicht hergestellt, Die bena- barten Jnseln beginnen eine unfreundlihe Haltung gegen die Franzo- sen anzunehmen. Die Jusel Eimeo hat si gegen sie erklärt, indem sie si weigerte, mit unseren Landsleuten in Verkehr zu treten z eine Korvette der Regierung war dahin gegangen, um eine Ladung Ochsen einzunehmen ; sie wurde s{lecht empfangen und hat nicht ein einziges Stück Rindvieh zurückgebraht. Wir sind in Wirren verwidelt, deren Ende sich noch niht voraussehen läßt. Die Judianer erwarten noth immer fest die von den Missionairen angekündete englische Jn- tervention. Während der Expedition von Mahaena war Papeiti von Truppen fast gänzlich entblößt worden, da nur noch 140 Maun als Garnison dort zurückgeblieben. Der englische Offizier, welcher die Goelette „Basilisk“/ befehligte, deren Bemannung in 15--- 18 Ma- trosen bestand, hatte dem Plaß -Kommandanten die Hälfte seiner Mannschaft angeboten, um zur Bewachung der Stadt mitzuwirken, Herr von Aubigny lehnte aber dieses Anerbieten höflih ab. (Man ersieht daraus, daß die frühere Angabe, als sei Herr von Aubiguy von dem Gouverneur Bruat wegen seines übertrieben strengen Ver- fahrens gegen Pritchard nah den Marquesas-Juseln entfernt worden, ungegründet war.) Ju demselben Augenblicke vernahm man del Kauouendonner von Mahaena. Am bten d. (Ma) fam eine Brigg unter hamburger Flagge von Valparaiso an, Der Kom- mandant der englishen Goelette hat niht abgewartet , bis das Schiff Anker geworfen hatte, um sich an dessen Bord zu begeben, und befand sich noch daselbst, als die Sanitäts - Jacht des Stations-Kommandanten ankam. Der Offizier bedeutete dem Kom- mandanten des englischen Schiffs, da er die Sanitäts=Gesebße verleßt habe, müsse er eben so lange als das ankommende Schiff Quarau- taine halten. Diese dauerte jedoch nicht länger als 24 Stunden. Endlich heißt es in einer Nachschrist: „Das Gerücht verbreitet si, daß die benachbarten Jnseln den Jusurgenten von Otaheiti beträcht- lihe Verstärkungen \hicken, und daß der Aufstand einen wahrhaft hreckeneinflößenden Charakter annehmen wird. Unsere Streitkräfte finden sih bereits vermindert durch deu Abgang der „„Meurthe“'; sie werden noch geringer dur die Abfahrt der „Charte“. Gleichwohl sollen demnächst zwei Compagnieen Marine-Jnfanterie von deu Mar-

uesas - Juseln eintreffen mit dem Handels - Dreimaster „Albatros“‘. Geit zwei Tagen hat man die nahe Ankunft einer englischen Fregatte von Valparaiso angekündigt.“

Großbritanien uud Irland.

Lonudou, 12. Okt, Die Lord- Commissaire des Königlichen Schaßes haben kund gemacht, daß sie ein Viertel der Ueberschüsse des Staats - Einkommens, nämlih 442,520 Pfd. Sterl, , zur Ber- minderung der National «Schuld verwenden wollen, Zur Einzahlung

car E R E R E R A iu doi E

4 Namen dieser Männer werden alsdanu aus dem D 2 l l } Dunk : sie zum Wohle Spaniens ewig verbleiben sollten, Lefvorgeruftn

* Marie Christine,

von Stods sollen aber nur 42,520, die übrigen 400,000 Pfd. St. aber zum Ankaufe und zur Tilguug von Schaßscheineu verwendet werden, obgleich der jeßige Gejaumtbetrag dieser Papiere sih nur auf 2,528,203 Pfd. St. beläuft. : y

Lord Fraucis Egerton, welcher die fürstlichen Besißuugeu des verstorbenen Herzogs von Bridgewater geerbt hat, soll Namen und Titel dieses Herzogs erhalten und zur Pairie erhoben werde.

Die Deputation der londoner Corporation ist heute in 13 Wagen nach Windsor abgefahren, um dem Könige der Franzosen heute Nachmittag ihre Adresse zu überreichen.

Niederlande. * Amsterdaux, 14, Okt. Bis zu der bevorstehenden Er-

öffnung unserer gesezgebenden Kammern dürften wohl feine wichtigen fommerziellen oder politishen Fragen mehr zur Sprache kommen. Wir leben daher in der tiefsten Ruhe, und überlassen es dem Finanz-Mi- nister und den Fonds - Juhabern, die große Konvertirung der 400 Millionen Gulden der 5- und 4proc. National - Schuld vorzubereiten und auszuführen. Von diesem Kapital sind bis zum 1. Oktober be= reits fonvertirt 150,929,600 Gulden, zurückgezahlt wurden 36,060,900 » dies giebt eine Summe von 186,990,500 Gulden,

m 2. November findet die Ziehung der zweiten Serie der National - Schuld statt, und es is wahrscheinlich, daß die Regierung durch die freiwillige Anleihe und die beiden ersten Termine der bel- gischen Schuld im Besiße hinreichender Fonds sein wird, so daß nur noch 87 Millionen Gulden zu konvertiren bleiben.

Ju der lebten Sihung der Central - Kommission für die Rhein- Schifffahrt hat die niederländische Regierung die gänzliche Aufhebung oder wenigstens eine bedeutende Herabseßung der Schifffahrts - Zölle auf diesem Strome beantragt,

S pauien.

&¿ Madrid, 8. Oft. Der Castellano enthielt gestern Abend folgenden Brief aus Algesiras vom 2ten:

„Gestern Abend um 6 Uhr oder etwas früher bohrte die englische Battérie der Punta de Europa unsere von dem Fregatten - Capitain Don Santiago Opeo befehligte Kriegs-Goelectte „Rayo““ in Grund, Glüklicher weise konnten der Befehlshaber und die ganze Mannschaft sich mit dem, was sie am Leibe trugen, retten, indem ein portugiesisches Schiff, das sich in ihrem Rücken befand und auf ihre Signale herbeikam, Hülse leistete; denn unsere menschenfreundlichen Verbündeten sahen zwar, daß jene dem Unter- gange nahe waren, schickten ihnen jedoh nicht einmal ein Boot zur Ret- lung zu, Folgende Umstände werden als Ursachen dieses Unglücksfalles an- gegeben, Die Goelette verfolgte von Osten her ein Schmugglerschiff, das, aus Furcht, aufgebracht zu werden, sich in den Hafen von Gibraltar zu wersen suchte, Der Capitain des verfolgenden Schiffes, welches die spani- sche Flagge aufgezogen hatie, fürchtete, das andere möchte ihm entgehen, und legte sich zwischen die Batterieen der Punta de Europa und des Schmuggler - Fahrzeuge, um dieses zu nöthigen, die hohe See zu suchen und es aufzubringen. Als die Engländer dieses Manöver gewahr wurden, feuerten sie einen scharfen Schuß auf die Goelette ab, und da der Befehls- haber derselben vorausseßte, daß man ihn dadurch aufforderte, die Flagge auszuziehen, obgleich er sie hon aufgezogen hatte, so schritt er dazu, sie einzu- ziehen und wieder aufzupslanzen, für den Fall, daß man sie ctwa nicht wahr- genommen hätte, Auch zog er den Königlichen Wimpel auf, um vbarzuthun, daß das Schiff der Königlichen Flotte angehöre und von einem Offizier derselben besehligt wäre, Allein dies that keine Wirkung, und die Batterie fuhr fort, auf den „Nayo““ zu feuern, der die Segel eingezogen hatte und die weitere Verfolgung des Schmugglers unterließ, um die bewaffneten Schaluppen , die legteren angreifen sollten, jedoch, da die weitere Verfol- gung vergeblih und unmöglich war, zurücfamen, abzuwarten. Da der Capitain bemeifte, daß das Feuer der Engländer foridauerte, ‘so suchte er die hohe See zu gewinnen, allein es widerfuhr ihm das Unglück, taß eine Kanonenkugel an einem solhen Orte in das Schiff drang, daß es auf der Stelle mit Wasser sich zu füllen begann und feine zur Rettung angewandten Bemühungen ausreichten, um es am Sin- ken zu hindern, Die Mannschaft hatte kaum Zeit, sih in die Böte eines portugiesischen Fahrzeuges zu werfen, welches sie vor dem Untergange rettete, Gestern Abend kamen diese Leute hier an. Man sagt mir so cben, die Engländer hätten, als sie das Sinken des Schiffes gewahr wurden, einige Böte abgeschickt, um die Mannschaft zu rettenz aber der Capitain, voll Zornes und Unwillens, wies mit dem edlen Stolz eines beleidigten ‘Spa- niers diese Hülfsleistung zurück und erklärte, er zöge, in Betracht des gegen ihn angewandten shändlichen und barbarischen Verfahrens, vor, mit allen seinen Untergebenen zu ertrinken, als ihnen die geringste Gunst zu verdan- ken, Dieser Offizier ist in die größte Trostlosigkeit versunken.“

So weit der Castellano. Die Posdata (ein ministerielles Blatt) erzählt ungesähr dasselbe, sagt jedoch, der „Rayo“ habe, als er auf Kanonenschußweite vor den englischen Batterieen der Punta de Europa angekommen wäre, die Segel eingezogen, weil der Schmugg= ler sich nah Gibraltar geflüchtet, Dessenungeachtet hätten die Eng- länder mehrere scharfe Schüsse auf ihn abgefeuert, bis das Schiff gesunken wäre. Der Globo erklärt heute die Begebenheit für un- glaublich, besteht aber für den entgegengeseßten Fall darauf, daß die Regierung für ein so unmenschliches und völkerrechtwidriges Verfah- ren die glänzendste Genugthuung verlange. i

Die britischen Behörden haben wie mir bekannt isst, \chon oft darüber Beschwerde geführt, daß spauishe Schiffe beim Verfolgen von Schmugglern das großbritanische Gebiet verlebten, Vermuthlich geschah Lebteres auh im vorliegenden Falle und veranlaßte die Eng-= e ihren unbesonnenen Verbündeten eine etwas scharfe Lehre zu ertheilen,

A Die Marokfaner haben begonnen, die Verfügungen der mit Spanien abgeschlossenen Uebereinkunft zu vollziehen. Am 3Z0ften v. M. zeigte der Statthalter von Andjara und der Kommandant des vor Ceuta liegenden, unter dem Namen des Serails bekannten maurischen Kastells den Behörden von Ceuta an, daß sie bereit wä- ren, den an den Plaß gränzenden Landstrich, welhen der Kaiser ab- trâte, einzuräumen, Der Gouverneur von Ceuta verfügte sich darauf mit seinem Generalstabe und einer Bedeckung an die marofkkanische Lini wo man ihuen erklärte, daß nah Beendigung des R S )ascha selbst si einstellen Ee Pascha selbst sich einstellen würde, um die Uebergabe mit den herkömmlichen Förmlichkeiten zu bewerkstelligen Day f ; Q eral erklärte sich für ei : r, spanische Ge- nera d, ärte 9 L Bt gs und kehrte, ohne jedoch Besiß zu ergreifen, in die Festung zurück. Am selbe h! s Ceuta den Regierungs-Befehl, kraft dessen die Divi A e Die Truppen kehren nah den Standpunkten zurü iben hiu auf der Halbi / „ren zurü, welche sie früher- uf der Halbinsel einnahmen. Sämmtliche spanische Krie sscif find L Ra Qa von Cadix eingelaufen. gs[hiffe er obo, das Blatt der Herren Mo , E C a, e beleidigenden Artikel gegen den N E r igt ihn, eine neue Art von i inf / wollen und behauptet, die Partei der Me S ie Ee zie die Mitwirkung d j en würde auch ohne itwirkung des Generals im Besiße der Gewalt bleib ben wir niht Männer“, ruft das Blait aus, „deren Vetdiensié bic des Helden von Torrejon von Ardoz bei weitem überflügeln 2“ Die

l, in welchem

Vorgestern verstarb der ehemalige Ober - Hofmeister önigi

( Marquis von Valverde, in Span Alter N t Die Handels Kammern von Cadix, Malaga, Sevilla Madrid haben an die Maa die Bitte gerichtet, denjenigen der beiden ihr vorgelegten Zoll-Tarifs-Entwürfe zur Anwendung zu bringen, welcher

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am meisten dazu geeignet wäre, den Haudel von seinen lästigen Fesseln zu befreien. Daß der von dem General - Zoll- Direktor den Vorzug verdiene, glaube ich in diesen Blättern dargethan zu haben,

Portugal.

A Lissabon, 2. Okt. Am 29sten hat uns das offizielle Diario ein nicht uuwichtiges Dekret von großer Ausdehnung ge- bracht, die Reorganisation der Universität Coimbra, so wie die Einrich- tung des ganzen Unterrichtswesens bis zu der Organisation der Ele- mentar - Schulen hinab, also den ganzen Primär= und Sekundär- Unterricht, betreffend, Jn allen vorzügliheren Städtèn werden öffent- lihe Lyceen errihtet (etwa unseren deutshen Gymnasien entsprehend, mit denen zum Theil au Lyceen als vermittelnde oder Uebergangs- Anstalten zwischen den Gymuasien und den Universitäten bestehen), deren Course derjenige durchgemacht haben muß, der an die Uni- versität übergehen will. Viele Bestimmungen des erlassenen De- frets verdienen unbedingten Beifall, namentlich auch jene, wo- dur die besonderen Kenntnisse festgeseßt werden, welhe man zu Erlangung gewisser Staats - Aemter besißen, und worüber dur zu bestehende Prüfung der Nachweis geliefert werden muß, Die den Ele- mentar-Unterriht angehenden Verfügungen bezwecken vor Allem eine allgemeinere Verbreitung der Wohlthaten des Unterrichts unter allen Klassen des Volkes. o sind die Kinder in Städten und im Um- freise vou einer viertel Legua von denselben unbedingt zum regel- mäßigen Schulbesuche verpflichtet. Jm Unterlassungsfalle werden die Aeltern oder Vormünder derselben zuerst gewarnt von Seiten der Behörde; bleibt die Warnung ohne Resultat, so kann eine Geldstrafe von 500 bis 1000 Reis ausgesprochen werden. Nur für solche Kin- der, welhe anderweitig Unterricht genießen, oder deren gänzlihe Ar- muth erwiesen is, kann hierin eine Ausnahme eintreten. Nach Pa- ragraph 35 sollen die jungen Leute, die nah drei Jahren weder lesen noch schreiben können, vorzugsweise als Rekruten sür die Armee ausgehoben wer- den, Kraft Art. 36 sollen alle Personeu, deren Kinder nah Ablauf von 10 Jahren im Alter von 15 Jahren weder lesen noch {reiben kön- nen, auf 5 Jahre ihrer bürgerlichen und politischen Rechte verlustig werden. Endlich soll nah Ablauf von 6 Jahreu, uach Veröffent- lihung dieses Dekrets, Niemand, der nicht lesen und schreiben kann, An zur Ausübung der bürgerlichen und politischen Rechte zugelassen werden,

Griechenland.

2 Athen, 6. Okt, Gestern Morgen snd Jhre Majestäten mit sämmtlichen Ehrendamen und dem ganzen Hofe auf eine kleine Erholungsreise nah Rumelien abgegangen. Sie werden die erste Nacht in Chalcis, und zwar in dem Palais des General Gristottis zubringen, Von dort geht die Reise über Theben und Livadien nach den Thermopylen und der Gränzfestung Lamia (Zeitouni). Auf dem Rückweg berühren sie Vonißa und Missolonghi und kommen über den Helikon und Parnaß am eilften Tage zurück. Jun der Suite des Hofes befinden sich Professor Roß und Professor Philippos. Es versteht sich von selbst, daß diese Reise ganz zu Pferde gemacht werden muß, weshalb sie mit vielen Schwierigkeiten verkuüpft ist, Eine Abtheilung berittener Gendarmerie befindet sich als Bedecung im Gefolge. 5

Heute hat General Theodor Grivas nah vollendeter Kontumaz das Lazareth im Piräus verlassen, und kam mit Tagesanbruch herauf zur Stadt, Seine zahlreichen Freunde und Anhänger hatten ihm einen festlichen Empfang bereitet und“ wollten ihn mit einem Lorbeer Kranz frönen, Blumen streuen, die Pferde ausspannen, den Wagen dur die Stadt ziehen und dergleihen mehr; doch wurden ihre Bemühungen vereitelt, Einer der Hauptgründe der gestrigen Abreise des Königs scheint Grivas? Ankunft gewesen zu sem.

Der Namenstag des Königs wurde am 30, September hier mit den gewöhnlichen Festlichkeiten begangen. Es erschien ein sehr um- fassender Armee-Befehl, welcher als außerordentlihe Beilage der leßten Nummer des Regierungsblattes ausgegeben wurde und 32 gedrudte Seiten füllt. Unter den Ordens-Verleihungen bemerkt man den Finanz-Minister A. Metaxas, welcher das Großkreuz des Erlöser-Ordens erhielt,

Jn der Deputirten-Kammer i} es in diesen Tagen sehr stürmisch hergegaugen, aber das Ministerium hat wieder einen glänzenden Sieg errungen. Nachdem die Kommission von drei Mitgliedern zur Untersuchung der bestrittenen Wahlen von Akarnanien, Triphyllia und Elis ihren Bericht abgestattet, wodurch bekanntlich Th. Grivas als Deputirter der ersteren Provinz anerkannt wurde, beschäftigte man sich mit der Ernennung einer anderen Kommission aus neun Mit- gliedern zur Prüfung der übrigen bestcittenen Wahlen. Die Wahl ihrer Mitglieder war natürlih eine Lebensfrage der Par- teien und beide bereiteten sich zum Kampf vor. Man kaun sich leiht denken, ‘daß die Opposition unter Anführung von Mauro- fordatos alle ihre Beredtsamkeit aufbot, um bei den Debat- ten die zweifelhasten Deputirten für ihre Liste zu gewinnen. Allein der Sieg blieb dem Ministerium, dessen Liste mit großer Stimmen -Mehrheit angenommen wurde. Folgende sind demnach die Mitglieder der Kommission: General Grisiottis 53 Stimmen, General Plapoutas 55, General Theodor Grivas 53, Georg Notaras 55, A. Kalagmodatis 55, S. Vlachos 55, N. Korfiotakis 53, K, Prove- legios 52 und M. Kahiris 53, wie sie einzeln erwählt wurden; als Ganzes aber wurde diese Liste bei 103 Stimmenden mit 55 gegen 48 Stimmen angenommen, Das Resultat dieser Wahl wird die wich- tigsten Folgen haben, indem vorauszusehen is, daß alle Deputirten- wahlen, welche für die Maurokordatisten günstig ausfielen, für ungül- tig erklrt werden dürften. :

© München, 15. Okt, Die Ankunft und der Empfang Theodor Grivas? in Athen (am 6, Oktober) is dem Vernehmen nah wohl geräuschvoll gewesen, hat aber niht zu der be- fürchteten, gewaltsamen Demonstration gegen die gestürzten Minister geführt, Ueberhaupt scheint die Ruhe in Athen selbst uicht gestört worden, dagegen aber zur Wiederherstellung eines geseßlichen Zustan= des und des Ansehens der Behörden in den Provinzen noch immer so viel als nichts geschehen zu sein. Sämmtliche Fremde, #o heißt es, hatten das vor anderthalb Jahren und noch vor einem Jahre sto blühende Négroponte verlassen, wo troß der Nähe der Hauptstadt die Anhänger Grisiottis? fortzufahren scheinen, durch Raub und Mord=- brenuerei Alles wieder in den Zustand zurückzuverseßen, in welchem sich diese Jusel um die Zeit der Emancipation Griechenlands aus der türkishen Oberherrschaft befunden hat.

Eisenbahnen.

_ Múnsster, 16. Okt, (Westph. Merk.) Zuverlässigen Nach- richten zufolge, soll höheren Orts die Ausführung der Köln-Min-= dener Eisenbahu von Dortmund über Camen, Hamm, Ahlen, Oelde nah Bielefeld, mit Anschluß an Münster, zugleih aber auch die Kasseler Bahn über Neuhaus, Lippstadt, Soest, Werl, Unna, zum Anschluß nach Dortmund, befohlen sein. Somit wäre diese so höchst wichtige Frage auf eine für unser gauzes Westphalen besriedi- gende Weise gelöst und damit niht nur unserer Gegend, sondern auh dem ganzen Lande insofern gedient, als eine direkte Verbindung des

Westeu mit dem Osteu dur die Zollvereins-Staaten hergestellt wird und mithin alle Konjunkturen fremder Zollverhältnisse ex nexu bleiben.

XX Königreich Sachsen. Der Bau der Sähsish- Schlesischen Eiseubahn wird {wunghaft betrieben und dürfte darum zu Anfang des nächsten Jahres die dritte Einzahlung der Actionaire erheishen, wozu jedesmal 200,000 Rthlr. aus Staats-Kassen beige- tragen werden. Auf der ersteu Section der Bahn haben sich zwei, über 30 Ellen hohe Ueberbrückungen nöthig gemacht, deren das Befahren der Bahn von Dresden bis Radeberg erst im nächsten Frühjahre erwarten läßt, Zu Bischoffswerda hat die Grundstein- legung zum dasigen Bahnhofs-Gebäude, und der erste Spatenstich zu dem bedeutenden Durchstihe von Bischoffswerda nah Baußen auf eine feierlihe Weise stattgefunden. Die Richtung der Bahn auf dem lebtgedachten Tracte, der dritten Section, geht nach Jnhalt einer ministeriellen Verordnung dur die Fluren der Ortschaften Wölkau, Demib, Medewiß, Cossern, Zachau, Groß- und Kleinseißshen, Drausch- kowiß, Siebiß, Kleinförsthen, Rattwiß, Oberförsthen, Grubschüß, Stiebiß und Saidau. Die Stadt Baußen wird also auf ihrer nördlihen Seite von der Bahn berührt,

Die Frequenz der Leipzig - Dresdener Bahn is fortwährend be-

deutend stark und umfaßte im Monat September d. J. 46,174 Per- | sonen und 93,775 Ctr. Fracht mit einem Einkommen von mehr als | 60,000 Rthlr, Es verdient bemerkt zu werden, daß dessenungeachtet die in gleiher Richtung von Dresden über Meißen und Oschaß nah errt P T sowohl von Personen- als vorzüglich von L uhrwerk stark benußt wird und nah wie vor ei P testen Straßen Deutschlands ift. 5 e 104 B , Die von der leipziger Eisenbahn-Gesellschaft vorbehaltene ander- weite Verhandlung mit der Regierung in Bezug auf den Bau der Sächsisch - Böhmischen Bahn dürfte ohne allen Erfolg bleiben, denn dem Vernehmen nah steht jeßt blos noch in Frage : Ob die Bildung einer neuen Gesellschaft veranlaßt oder die Bahn lediglich auf Staats- fosten gebaut werden soll? Damit scheint zugleich entschieden, daß es bei der von der Regierung für zweckmäßiger erachteten Richtung der Bahn unterhalb Dresden über die Elbe durch die Friedrichstadt definitiv bewenden werde, Jedenfalls werden die Arbeiten im näch- sten „Jahre beginnen. Jn Folge dessen verlieren die Actionaire der Leipzig-Dresdner Bahn den Anspruch auf vorzugêweise Percep- tion an den, nah dem Nominalwerthe etwa auszugebenden Actien z es ist daher nicht zu erwarten, daß sich die Actien jener Bahn wie- der bis zu der Höhe des Courses erheben sollten, den sie vor dem Beschlusse der leßten General-Versammlung erreicht hatten.

Vom Direktorium der Sächsish-Bayerishen Eisenbahn is nun- mehr die 14te Einzahlung mit 5 Rthlr, pro Actie ausgeschrieben worden. Die Nachrichten aus Bayern, nah welchen daselbst die Bahn auf allen Punkten in Angriff genommen und der Bau {wung- haft betrieben wird, haben hier eine freudige Sensation erregt.

Yandels- und Börsen - Nachrichten.

Berlin, 19, Okt. Das Geschäst in Eisenbahn - Effekten war heute lebhaster und die Course der meisten etwas höher als gestern, Es hieß an der Börse, daß die Bank die Kündigung der deponirten Eisenbahn-Actien zurücknehmen würde.

Kölu. (W. M.) Wie gewaltig der Ausshwung is, den die hiesige Zuder - Fabrication in den leßten Jahren genommen hat, erhellt am deut- lichsten aus deu jährlich in starken Verhältnissen wachsenden Summen, welcke unsere zwölf Zucker-Fabriken dem Staate an Zoll bezahlen, Jm verwiche- nen, mít dem 1. Oktober abgelaufenen Zolljahre belief sich der Gesammt- Betrag, den diese Fabriken sür die von ihnen bezogenen Zudcker an Ein- gangs-Zoll 2c. entrichteten, auf die Summe von 1,791,096 Rthlr., wovon auf die Fabrik von Schimmelbusch und Jost allein, welche ín diesem Zweige wohl die bedeutendste in den Zoll-Vereinsstaaten ist, fast die Hälfte, näm- lih 865,976 Rthlr,, trafen. Wir haben übrigens jeßt dahier mehr als 60 Kolonialwaarenhändler, welche Zoll-Kredit genießen und also dem Staate jährlih mindestens 3009 Rihlr. au Zoll entrichten; es sind jedoch einzelne darunter, welche 50,000, 60,000 und 89,000 Nthlr, an Zoll bezahlen.

B erltn er Bor Den 19, Oktober 1844. Pr. Cour.

Brief. | Geld,

99%

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Pr. Cour.

Brief. | Geld. | Gem.

174 102?

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Berl. Potsd.Ei zenh. | 5 | do. do. Prior.Obl.| 4 | Med. Lpz. Eiseub. —| do. do. Prior. Obl. 4 Et / Berl. Aub. Eisenb.|—| 1434 _— do. do. Prior.Obl.| 4 | 1037 102% Düss.Elb, Eisenb.| 5 | 93 92 do. do. Prior.Obl. Rhein, Eisenb. do. do. Prior.Obl. da.v.Staat garant. Brel. Frankf, Eisob.| 97 Ido. do. Prior.ObI. Kur- u. Neum, do.'34| 97 TOb.-Schles, Eisob. Sehlesische do, |3 5| [do.Lt.B. V. eingezs| | | B.-St.E.Lt.A. u.B.| | Magd.-Halbst.Eb.| -

Gold al marco, |—|

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Friedriehsd’or. |—| B 134 Ede (

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr. Brief. | Geld. 1404 1392

Cours.

Amsterdam 250 FI. Kurz

do. 250 FI. 2 Mi. R 1 G R GiA 300 Mk. Kurz 1507 do. L 300 Mk. 2 Mit. 149%

London I LSt, 3 Mi, 6 237 . 300 Fe. 2 Mi.

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56 18 1072

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 15. Okt. Niederl. wirkl. Sch, 625. 5% do. 993, 5% Span. 20%. 3% do. 347. Pass. —. Ausg. —. Zinsl, —. Preuss. Pr. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 10973. 4% Rüuss. Hope 9227.

Antwerpen, 14. Okt. Zinsl. —. Nene Anl. 1953.

Frankfurt a. M., 16. okt. 5% Mei. 112% 6. 1972. Bayr. Bank - Actien 747 6. Uope 90 G6. Stiegl. 892 G. Int. 67 Polu. 300 FI. 964. do. 500 Fl. 93. do. 200 Fl. 284 Br.

Hamburg, 17. Okt. Bank-Actien 1640. Engl. Russ. 1143, -

London, 12. Okt. Cons. 3% 1004. Ara. 23%. Pass. 53. Ausg. Sch. 1373. Tut. 625. 6% 98. Pori. 50%. Bras. 85%. Mex. . Peru 25. Paris, 14. Okt. 5% Rente fin cour. 118. 60. 39% Rente fin cour, 92.25

Bauk-Aetien p. ul.

5% Neapl. 98. 85. 5% Span. Rente —. Pass. —.

Wien, 15. okt. 5% Met. 110 Br. 4% 100% Br. 3% 764 Be.