1844 / 314 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Verlängerns und Verkürzens der Zuleitun sröhren in den Bahnkur- ven nöthig war, gänzlich entbehrlih gemaht. Sa L

Nächstdem haben aber au die Speisepumpen eine veränderte Anorduung erlitten, indem sie auf beiden Seiten neben dem Stand- orte des Lokomotivführers auf dem Plateau liegen, wo sie mit einer Blechkapfel bedeckt und gegen Beschädigung geschüßt werden. *Hier- durch ist nicht blos der wesentlihe Vortheil erreiht, daß der Ma- \chinist die Pumpen besser überwachen und in Orduung halten fann, sondern sie sind auch im Winter dem Einfrieren weniger als bei der gewöhnlichen Anordnung unterworfen. Außerdem wurde dadurch die Möglichkeit herbeigeführt , dur einfache Hebel-Ueberseßung die Be- wegung der Kurbelwarze von dem mit ihr verbundenen Lenkstangen= fopf aus vermittelst einer bloßen Zugstange auf den Pumpenkolben zu übertragen, und so den Hub der leßteren auf den dritten Theil des Dampffolbenhubes zu reduziren, während bei den gewöhnlichen Lokomotiven beide Kolbenhübe gleih sind.

Bekanntlich müssen die gewöhnlichen Lokomotiven, wenn sie auf den Bahnhöfen zur Reserve stehen, von Zeit zu Zeit hin- und her gefahren werden, um dadurch die Speisepumpen zum Ersaß des ver- dampften Wassers in Thätigkeit zu seen, was aber mit mancherlei Unbequemlichkeiten und Unkosten verbunden ist. Zur Vermeidung der- selben is auf den Maschinen von Sharp, Roberts u. Co. eine Hand- pumpe angebracht, mittelst welcher die Kesselspeisung erfolgt, ohne die Maschine selbst in Bewegung seben zu dürfen. Borsig hat zu dem selben Behufe links neben dem Vordertheil des Kessels eine kleine, höchst einfa fonstruirte* Dampfpumpe angebracht, die der Lokomotiv- führer dur bloßes Oeffnen eines Hahnes in Thätigkeit, durch das Verschließen desselben aber wieder in Ruhe seßt. Derselbe kann si also während der Zeit, daß die Maschine sih selbs den erforderlichen Wasserbedarf herbeiholt, anderweitig beshästigen, was als eine we- sentlihe Verbesserung erachtet werden muß.

Es wurde vorhin gesagt, daß vom Standorte des Lokomotiv- führers aus die Expansionêsteuerung und die vier Hähne zum Ab lassen des fondensirten Dampfes aus den Cylindern bewegt werden fönuen, Außerdem is von demselben Orte aus noch die verstellbare Oeffnung des Ausblaserohrs, #o wie die Klappe des Aschenfalles, zu bewegen, welche beide Vorrichtungen dazu dienen, einerseits den Zug des Schornsteins , andererseits aber die Lebhaftigkeit des Feuers nach Belieben zu modifiziren und so den Maschinisten in den Stand zu seßen, die rechtzeitige Dampfbildung nah Erfordern reguliren zu können.

Fügen wir zu dem Gesagten noch hinzu, daß sämmtliche bewe- gende Theile niht blos bequem zugänglich und vom Standorte des Führers aus zu übersehen sind, sondern daß auch einzelne Theile ab- genommen werden können, ohne deshalb die benahbarten oder mit jenen in Verbindung stcheuden Theile vorher entfernen zu dürfen, {o folgt von selbst, daß bei dieser trefflichen Maschine sich Alles vereinigt findet, was die praktische Mechanik nach ihrem heutigen Standpunkte nux zu leisten vermag.

Bei {o vielen Vorzügen, wie die in Rede befindliche Maschine sie darbietet, kann es dem Werthe derselben keinen Abbruch thun, wenn eine strenge Kritik noch etwas zu tadeln findet, um so weniger, wenn solcher Tadel, wie es hier der Fall is, nux einen untergeord- neten Gegenstand betri, Diese Bemerkung zielt nämlich auf die Art der Dampf=Ableitung aus den Cylindern, welche durch zwei Röh- xen geschieht, die sich innerhalb des Rauchkastens in abwärts gekrümm- ten Bogen, gerade den Oessnungen der Feuerröhren gegenüber, mit dem Ausblaserohr vereinigen. Wir können diese Anordnung deshalb uicht für zweckmäßig erachten, weil dadurch das Reinigen mehrerer Fenerröhren, deren Oeffnungen dur jene Ableitungsröhre verdeckt find, mittelst Durchschiebung einer Eisenstange ershwert wird.

Die Gerechtigkeit erfordert indeß, zu erwähnen, daß obiger Vor=- wurf die in Rede befindliche Maschine nicht allein trifft, sondern daß die Ableitung der Dämpfe bei der Mehrzahl der bekannten Lokomo- tiven auf ganz gleiche Weise geschieht, Der Grund davon liegt darin, daß es ein wesentliches Erforderniß is, die Dämpfe, nachdem sie ihre Wirkung in den Cylindern gethan haben, einen möglichst un- gehinderten Abzugsweg zu gestatten, was man durch jene Anordnung zu erreichen glaubt.

So lange also kein zweckmäßigeres Mittel aufgefunden ist, bleibt freilih nur übrig, zwischen zweien Uebeln das fleinere zu wählen.

Der Vollständigkeit halber ist der besprochenen Lokomotive noch der Tender beigegeben. Derselbe is sehsräderig und mit einer kräf- tigen Bremsvorrichtung versehen, mittelst welcher ein gleichzeitiges Bremsen der drei Achsen gesichert wird. Der Wasserkasten, wie ge- wöhnlich drei Seiten des Tenders bildend, enthält den erforderlichen Raum zur Aufnahme von 110 Kubikfuß Wasser und läßt außerdem uo reihlihen Raum zu §0 Scheffel Koaks übrig.

Ras nun endlich den Bau und die Art der Ausführung, sowohl der Lokomotive, als des Tenders betrifft, so hat in dieser Beziehung die öffentliche Meinung si schon zu Gunsten des Ausstellers erklärt. Jn der That zeigt sich im ganzen Bau der Maschine ein Geschma, ind die einzelnen Theile derselben find durhweg mit einer Sorgfalt ausgeführt, wie es nur eine vollendete Techuik in Verbindung mit Liebe zur Sache zu leisten vermag.

Mehrere Stimmen im Publifum sprachen wohl die Meinung aus, es sei in Bezug auf die äußere Eleganz zu viel geschehen. Hin- sihtlih der Malerei kaun dies zugegeben werden, obgleich es sich hierbei nur um einige Thaler mehr oder weniger handelt, worauf es doch am Ende nicht ankommen fann. Ju Absicht auf die Ausführung der blanken Metalltheile muß indeß bemerkt werden, daß die beiden lehten, für die Berlin - Anhaltishe Eisenbahn gelieserten Maschinen, die Schwestern der auf der Ausstellung befindlichen, eine gleiche Sau- berfeit der Ausführung, wie diese, zeigen. Sodann darf nicht über= sehen werden, daß die Liebe des Maschinisten zu der ihm anvertrau- ten Maschine. und seine Sorgfalt für deren Jnstandhaltung gewisser- maßen im Verhältniß zur Sauberkeit ihrer Ausführung steht.

Schließlich mag noch erwähnt werden, daß der Preis, für wel- hen Borsig seine Maschinen liefert, einshließlich des Tenders 12,000 Rthlr. beträgt. Die leßte Lokomotive, welche die Berlin-Anhaltische Cisenbahn-Gesellschaft aus dem Auslande, und zwar von der Société du Rénard in Belgien, bezogen hat, fam dagegen ohne Tender bis hier auf 10,900 Rthlr. zu stehen. Rechnet man dazu noch den Preis des Tenders mit 2000 Rthlr., so hat die sraglihe Maschine 900 Rthlr. mehr als die Borsigsche Lokomotive gekostet.

Nach einem ähnlichen System, wie die vorige Maschine, ist auch die von dem Mechanikus Egells unter Nr. 154 zur Ausstellung ge- gebene Lokomotive erbaut, Auch sie ist mit auswärts zu beiden Sei- ten des Rauchkastens liegenden Dampf-Cylindern, daher mit geraden Achsen und Warzen an den Treibrädern versehen , weicht aber rüd- sichtlich der sonstigen Construction in mehreren Theileu von den be- stehenden Maschinen ab.

Zuvörderst wird der Kessel mit allen seinen Betriebs-Apparaten ven vier großen, mit Spurkränzen versehenen Triebrädern und außer-

em noch von zwei kleineren Laufrädern ohne Spurkränze , die unter In SERale des Führers angeordnet sind, getragen. Jene haben Juß 10 Zoll, diese nur 2 Fuß 8! Zoll DurGhmesser. Die ersteren, welche auf jeder Seite der Maschine paarweise durch Ku ( ppelungsstan- gen verbunden sind, tragen die Hauptlast, indem jedes beser vier Räder mit einem Gewicht von 70 Ctr. belastet is. Auch der Kessel bietet Cigenthümlichkeiten dar, die bei anderen

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Maschinen in gleicher Art nicht vorkommen, Derselbe ruht nämlich mit den an ihn besestigten Dampf-Cylindern und Steuerungs-Vorrich=- tungen auf einem \{miedeisernen Gerüste und is mit demselben durch Druckfedern verbunden, die indessen nicht, wie gewöhnlich, nur an den langen Seiten der Maschine lagern, sondern auch, unter dem ese! quer hindurhgehend, auf beiden Langbäumen des Gerüstes auf- iegen,

Der horizontale Theil des Kessels hat 47!, Zoll inneren Durchmesser, 9 Fuß 12 Zoll Länge und enthält 124 Stück Feuer- röhren aus Kupfer von derselben Länge, und von 22 Linien inneren, 25 Linien äußeren Durchmesser, Der vordere aufrecht steheude Theil des Kessels enthält den in seinem horizontalen Querschnitt viereckigen Feuerkasten, aus Eisenblech gefertigt, der in seiner unteren Hälfte nah der Breite um beiläufig 2 Zoll enger ist, als in seiner oberen Hälfte. Zwischen der Vor- und Rückwand des Feuerkastens, welche beide gerade sind, findet eine sehsmalige Verankerung statt, während nach der Breite drei an ihren Enden \hheerenartig gespaltene Quer=- anker zur Haltung der Seitenwände angebracht sind. Der den Feuerkasten umgebende Kesseltheil ist rund und von oben, wie ge- wöhnlich, mit einer gewölbten Dee versehen.

Zwei auf gewöhnliche Art angeordnete Sicheïheits-Ventile die- nen zur Anzeige der Dampfspannung, welche 42; Atmosphären über den äußeren Lustdruck betragen soll, während der Wasserstand im Kessel durch zwei Probehähne und einen gläsernen Wasserstandzeiger beobachtet wird, Leßterer ist recht zweckmäßig mit einem besonderen Ventile versehen, welches sih von selbs schließt, sobald das Glasrohr zerbricht, ein Unfall, der sich gar häufig ereignet, Außerdem is zur größeren Sicherheit in der Dee des Feuerkastens noch ein Blei= pfropfen angebracht, durch dessen Schmelzbarkeit eine Ueberhißung der Dämpfe verhindert wird. :

Die Dampf-Cylinder haben 135 Zoll Durchmesser und 18 Zoll Hublängez sie sind mit veränderlichen Expansions-Verrichtungen ver- sehen, welhe vom Siehplaß des Lokomotiv-Führers aus, vermittelst eines Hebels beliebig gestellt werden können. Die Vertheilung der Dämpfe und die Hervorbringung der Expansion geschieht auf gewöhn liche Weise durch zwei über einander gleitende Schieber, deren jeder durch eine besondere Steuerung bewegt wird. Beide Steuerungs= Apparate haben eigenthümliche Einrichtungen, welche nicht blos wäh-= rend der Fahrt ein Umseßen der Bewegung, fondern auch eine be- liebige Aenderung der Expanston gestatten, ohne Auslösung irgend eines Eingriffes , vielmehr mit Beibehaltung eines stetigen Schlusses aller Bewegungstheile.

Diese Einrichtungen sind dem Aussteller in unserem Staate pa- tentirt worden, und ihre Zweckmäßigkeit hat auch im Auslande An- erfennung gefunden. Namentlich ist di rihtung auf der Wien - Gloggniber Bahn bei mehreren Lokomotiven mit gutem Erfolge in Anwendung gekommen, und in Folge dessen soll fie in Oesterreich, wie wir äußerlih vernehmen, eine noh ausge=- dehntere Anwendung sinden.

Die Speisepumpen sind auf die gewöhnliche Weise seitwärts ne- ben dem Kessel angebracht, jedoch stehen sie weiter von demselben ab, wie dies bei anderen Maschinen sonst der Fall ijt, Der Grund hier

von liegt in der Anordnung des Gestänges zur Schieber-Bewegung, welches zwischen den Pumpen und dem Kessel lagert, und dadurch beide weiter von einander entfernt, als gerade wünschenswerth ist. Noch müssen wir des Umstandes Erwähnung thun, daß die zur Geradesührung der Dampfkolben dienenden vierfgntig prismatischen Eisenstangen aus den Cylinderdeckeln frei vorspringen, ohue an ihren Enden, wie dies bei gut konstruirten Maschinen die Regel is , eine angemessene Unterstüßung zu sinden. Zwar haben jene Führungs- stangen da, wo sie mit den Cylindern in Verbindung treten, eine Verstärkung, allein ob diese ausreichen wird, ihnen die erforderliche Steifigkeit zu geben und bei den s{chrägen Wirkungen der Lenkstange ein nactheiliges Federn zu verhindern, erscheint zweifelhaft. i Jm Uebrigen trägt die Maschine den Charakter einer tüchtigen Construction an sich, und die Ausführung aller einzelnen Theile ent- spricht dem guten Rufe, den die Egells\che Maschinenbau-Anstalt sich durch ihre bisherigen Leistungen erworben hat, Auch soll sich diese Maschine, welche bereits vor drittehalb Jahren vollendet worden, bei den mit ihr auf der Berlin-Potsdamer Cisenbahn angestellten Probe- fahrten im Vergleich zu den auf derselben Bahn befindlichen engli- hen Maschinen, die jedo nit mit Expansion arbeiteten , als sehr vortheilhast gezeigt haben, Zeugniß des nunmehr verstorbenen Spezial - Direktors, Barons von Puttkammer, bei gleiher Geschwindigkeit eine Holz=-Ersparung im Betrage von 25 pCt. gewährte. Hinsichtlih der Zugkraft wird in dem angezogenen Zeugnisse bemerkt, daß die Maschine in 47 Minu- ten 920 Mann Militair von Berlin nach Potsdam gefördert habe.

Eisenbahnen.

Wien, 5. Nov. (D. A. Z.) Es is jebt alle Gewißheit vor- handen, daß die Staats-Cisenbahn von Br ünn bis Prag im küns- tigen Herbst eröffnet wird. Der Bau von Ollmühz bis Prag if vollendet, und die Schienen sollen im März gelegt werden,

Yandels- und Börsen - Nachrichten.

Berlin, 9, Nov. Das Geschäft an unserer Börse war im Laufe dieser Woche bei steigenden Coursen sehr lebhaft, Ganz besonders erfuhren voll eingezahlte Eisenbahn - Actien einen merklihen Aufschwung, und hielt die Frage darnach bis heute an. Als nächste Veranlassung dieser Steige- wung müssen wix die in diesem Jahre auf allen Bahnen vermehrten Ein- nahmen angeben, außerdem aber is der Ankauf der Berlin - Frankfurter Eisenbahn von der Niederschlesish-Märkischen und die Aussicht des Ankauses der Berlin - Potsdamer Bahn von der Potsdam - Magdeburger Gesellschast Grund genug für die Steigerung anderer Eiscnbahn - Actien. Es wird dadurch das Eisenbahn - Actien - Kapital bedeutend vermindert, und die Jn- haber werden die ihnen zu Theil werdenden Prioritäts - Actien sicher gegen gut rentirende Eisenbahn- Actien eintaushen. Wie man vernimmt, sollen die zu emittirenden Prioritäts - Actien mit 4 % verzinst und in Apoints von 100, 50, 25 und selbst 125 Nthlr, ausgestellt werden, In diesem Falle unterliegt es feinem Zweifel, daß diese Actien bald vergrisseu und sehr wahr- scheinlih an unserer Börse wenig im Verkehr kommen werden,

Am lebhaftesten war das Geschäft in Berlin-Stettiner Actien, sie stiegen plöylich von 1175 auf 1202 %, schlossen jedoch heute 120% Brief. Eben so umsassend war der Umsaß in Berlin-Anhalter, welhe von 1422 bis 146 % stiegen und heute 1453 % Geld lossen, Die Einnahme dieser Bahn is} noh nicht veröffentlicht , doch freut es uns im voraus, die Mittheilung machen zu können , daß solche 12 bis 13,000 Rthlr, im Ofto- ber d. J. mehr als im vorigen Jahre beträgt, - Es wurden bedeu- tende Postem Berlin - Frankfurter Eisenbahn - Actien gegen Berlin- Anhalter umgetauscht , und scheint sih die Speculation den Anhalter Actien immer mehr zuzuwenden, Die Besürchtungen des Baues der Potsdam-Magdeburger Eisenbahu und des dadurch entstehenden Ausfalles in den Einnahmen scheint für die Besißer der Anhalter Actien zu schwinden, je mehr man sich mit der Jdee beschäftigt, Mittel in Auwen- dung zu bringen , welche dazu dienen, den Verkehr mit Magdeburg unter allen Umständen zu unterhalten,

Berlin-Frankfurter Actien erreichten nah der Bekanntmachung des Verkaufs dieser Bahn an die Niederschlesisch-Märkische Gesellschaft den Cours von 160%, konnten sih jedoch auf dieser Höhe nicht behaupten, sondern schlossen heute nur 1585 % Geld.

Oberschl. Actien Lin. B, welche bereits bis 104% % gewichen, wur- den bis 107 % bezahlt, Obe rsh!, Actien Lin, A stiegen von 111 %

indem sie nach dem uns vorliegenden |

e patentirte Expansions - Vor= |

bis 1142 à 115 %, und blieben sehr begehrt; es verbreitete \i rücht, daß diese Bahnstrecke von den Besigern der B- Sbligalicneess t fauft werden sollte, Rheinische Actien stiegen von 76% biz panEs und Düsseldorfer hielten sich à 917 % begehrt. A ‘! /, Magdeburg-Halberstädter Actien fanden nur à 140 % Kj Magdeburg-Leipziger in fleinen Posten à 1842 % gesucht Auch die meisten Quittungsbogen erfuhren einen wesentlichen Au! s{wung: Köln-Mindener stiegen von 103 bis 104 %, {lossen 10320 Geldz Niederschl, Märkische von 104% bis 107 %, wozu Geld bli l Berlin - Hamburger von 106 bis 107%, %;3 Bergisch - Märkisg von 1012 bis 103 %z f. Steele - Vohwinkel von 1005 bis 1012 A Kosel - Oderberg von 98 bis 1013 %, wozu Geld blieb; Hage. Thüringen von 103% bis 104! a 105 %5 Ludwigshafen-Ve,. bach e r schlossen 106, % Geldz Säcsish - Schlesische 107, c \chlossen 107 % Br,; Bayern 96% Geld, L N Jn allen anderen ausläudischen Actien war das Geschäft p; ganze Woche über sehr unbedeutend. Wien - Glogguiber wichen vez S bis 1245 %., Nordbahn hielten sich a 161 % Geld und Brief, Müúilinder blieben 1127 a 2% Geld, Livorno 117% % bezahlt. fl Mit _ der Besserung der Eisenbahn - Effekten haben ih aut preuß. Fonds etwas gehoben, Preuß. Staats- Schuldsheine wurden bis 993 % bezahlt, / E L ausländischen Fonds war das Geschäst unbedeutend und die Course derselben erlitten feine wesentliche Veränderung.

Vevrlinu, 9, Nov, Der Umsay in Weizen sowohl als in Roggen verringert sih zusehends, Wegen einer Ladung weiß. schles. 89pfd, Wei zen 1842er, von ausnehmend schöner Oualität , wurde heute unterhaute(t; 50 Rthlr. war die Forderung, 49 Rthlr, das Gebot; 88 (89pfd, gelb, schles. Weizen is mit 44 a 44° Rihlr. detailli:t 5 eine s{hwimmende Ladung neum. weiß. Weizen 88psd. bedang 44 Rthlr.z für s{wimmd. 88/L9pfd gelb. les. Weizen wird 435 a 444 Rihlr. gesordert, Jm Uebrigen noti- ren wir gelb. {les 43 a 44 Rihlr., weiß. schles. 89psd. 48 a 49 Rihlr bunt. poln, 40 a 42 Rihlr,, weiß poln, 46 a 48 Rthlr, Diese Preise sind indeß nur für alte Waare zu verstehen, Neue Waare genießt fortwährend wenig Beachtung. : ;

Von Roggen hatten wir einige Zufuhren, die zwar zu vollen Noti- rungen in zweite Hand übergingen, im Allgemeinen jedoch bleibi der Umsay \hlevpend. Vom Boden wird für §3 /84pfd, 29 Rihlr, verlangt, über 98 Rihlr, nicht geboten , 83pfd. mit 28 Nthlr. verkauft, sür s{chwimmendey 82ysd. blicb 285 Rihlr. gefordert, 28 Rihlr. vergebens geboten; ti F:ühjahr 82pfd. 297 Rthlr, Br. bezahlt und Geld.

Hafer in loco 48pfd, 17 Nthlr. ; 50pfd. 17 —18 Rihlr. nominell; in einem niht maßgebenden Falle soll auch mit 167 Rthlr. verkauft worden sein; pro Frühling 48pfd, 172 Rthlr. Br., 50pfd. 175 a , Rihlr, Gld,

Futter-Erbsen 30 Rthlr, Koch erbsen 36/42 Rihlr.

_ Für eine schwimmende Ladung Winterrapps wurde 66 Rihlr, be- willigt, s{hwerlih aber dürste dieser Preis bei der geringen Kauslust wieder zu erlangen sein. Winterrübsen 61/64 Nthlr, Sommerrübsen 51/55 Rihlr, zu notixen.

Ein Pöstchen Leinsaat bedang 51 Rihlr.

Für rothen Kleesaamen in alter Waare zeigte sich einzelne Frage, doch kam es zu feinem Geschäst, Gesordert wird nach Qualität 10 bs 14 Rthlr.; weiße Kleesaat, sowohl in alter als neuer Waare, na mit 12—15 Rihlr, nah Qualität zu placiren sein, wenn Vorräthe wären, da einige Kauf-Ordres für England hier niedergelegt sind.

Für Rüböl hat die Speculationsfrage fast ganz ausgehört, Das Geschäft bleibt sohin nur auf den einheimischen Vertrieb beschränkt, und un- sere Rafsineurs gehen unter solchen Umständen sehr behutsam zu Werke; in loco pr, Novbr, 10! Rihlr, Br, und bez, ; Novbr, /Dezbr, 10/2 Rihlr, BVr., 10 Rihlr. Gld. ; Dezbr. Febr. 10%, Rthlr. Br., 10%, Rihlr. bez. Febr.— April 40% Nthlr, Br, und bez, z April -—Mai 10); Rihlr, Br., 104 Rihlr. zu machen.

Lei nöól 10% Nthlr. Br.z Palmöl 107 a 105 Rthlr, Hanföl 11 a 117 Rihlr.

Spiritus schwach zugeführt, pr. 10800 % in loco 143 Frühling 15 Rthlr. Br., 142 Gld.

Die Witterung in dieser Woche war Der Wind heute WSW.

Auswärtige Börsen.

Amste erdam, G. Nor. Niederl, wirkl. Sch. 62 c D% do, 9917, 5% Span, 227. 3% do. 3 Pass. —. Ausg. Ziuslh. T Pveuss P Sch. =, Pol. 1735. Oesterr. —-. 4% Russ. Hope 92.

Antwerpen, 9. Nov. Zinsl, 8. Neue Aul. 213.

Frankfurt a. M., 7. Nov. 5% Mel. 1G, 1969. Bavr. Bauk - Actien 7 17 G. Uope 89% Br. Suiegl. 89% Bere, Poln. 300 Fl. 96% G. do. 500 Fl. 935. do, 200 Fl. 28 Br.

Hambu P 2, S, Nov. Bank-Actien 1635. Eogl. Russ. 1147,

London, 5. Nov. Cons. 3% 10085. Belg. 101 : Neue Aul. 235. Pas- Sve 5%. Ausg. Sch. 147. 25% Holl. 622. 5% do. 99, Neue Port. 4,

Lieferung pr, Frühling 10%, Rihlr, Gld,

? Rihlr. ;

ehr veränderlich, zumeist regnicht,

Bauk-Aeclien p. uk, Int 617,

|

| Mail. 1105. Livorn, 1e

Engl. Russ. 1185. Bras. 85%. Chili 101. Columb. —. Mex. 34%, Peru 24. Paris, 9. Nov. 0% Rente fin cour, 119. 60. 3% Reute sin cour, 82. 50), 5% Neapl. 99. 95. 5% Span. Rente —. Pass. 5%. Wien, 6. Nov. 6% Met. 110. 4% 1003. 3% 76. 1605. Anl. de 1834 153%. de 1839 1324. Nordb. 1567.

Bank-Actien Gloggn. 119.

üönigliche Schauspiele.

Montag, 11, Nov. Zum erstenmale: Er muß aufs Land, Lust- spiel in 3 Abth,, frei nah dem Französischen, von W. Friedri, Hieraus, zum erstenmale wiederholt: Die Tänzerin auf Reisen, E sode mit Tanz, vom Königl. Balletmeister Hoguet, Musßik kompon und arrangirt vom Hof-Komponisten Schmidt.

Dienstag, 12. Nov, Jm Konzertsaale : Die Einfalt vou Lande,

Jm Schauspielhause, Auf Allerhöchsten Befehl Sr, Majestät des Königs: Antigone. i

Der Ertrag dieser Vorstellung is der Königl, Schauspielerin Mad. Wolff, vor ihrem gänzlihen Rücktritt von der Bühue, Aller gnädigst bestimmt. Billets zu dieser Vorstellung sind Montag und Dienstag Vormittag von 9—1 Uhr in der Wohnung des Haus Jn spektors Herrn Harke, Cingang Taubenstraße im Schauspielhause, zu folgenden Preisen zu haben : i j

Preise der Pläße: Ein Billet zum Balkon und zu einer Loge des ersten Ranges 1 Rthlr, 10 Sgr, 2c.

Abonnements und sreie Entreen sind nicht gültig.

Königsstädtisches Theater. Montag, 11, Nov, (Jtalienische Opern - Vorstellung.) Il Bar: biere di Siviglia. Oper in 2 Akten, Musik von Rossini, Hieral|, zum erstenmale : Vorstellung von Dissolving-Portraits, oder: Nebel- bildern, gegeben vou Professor J. Bu aus London. 1) Der Zau berstern, 2) Grimaldi als englischer Clown, 3) die Geburt Kupido ® 4) Edmond Kean, als Richard der Dritte. 5) John Kemble, als Hamlet. 6) Dauiel O'Connell. 7) Lord Nelson. 8) Robert Bus. 9) Walter Scott, 40) König Heinrich der Achte. 11) Kömg® Katharina, 12) Herzog von Wellington. 413) Die Königin v0"! Dänemark, 44) Der König von Dänemark, 15) Maria Stuart, Königin von Schottland. 16) Lord Byron, 17) Shakespear?- 18) Thorwaldsen. 19) Napoleon, 20) König Friedrich der Oroßf/ von Preußen. 21) Adieu. Dienstag, 12, Nov, Guste. Vorher: Mariette und Jeauneton, der Trommel.

(Zum dreiundsunszigstenmale.) und oder: Die Heirath v0

Verantwortlicher Redacteur Þr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdruckeret.

Beilage

Beilage

1635

Inhalt.

cégaten-. Königreich Hannover. Hofnachricht. Deutsche Bunde Lffnale der Vorzeit anbefohlen. Herzogthum Schonung nation der roesfilder Stände - Versammlung.

Holstein. Machinn rien. Mehmed Ali in Kahira. Der englische Aegypten Die türkische Flotte von Beirut nah Marmarißa ge- |

egelt. London. Nachrichten der neuesten Ueberlandpost, Tu- | Dstim ische Auftritte in Surat. Kollisionen in Belgaum, |

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Hannover. Jhre Durchlauchten der Prinz | und die Prinzessin Wilhelm zu Solms-Braunfels sind in Hannover | eingetroffen. Das Ministerium des ZFnnern hat unterm 4. Novem=- | ber folgendes Ausschreiben erlassen: „Wir sinden Uns veranlaßt, die Obrigkeiten anzuweisen, auf geeignete Weise dafür zu sorgen, daß dic

in ihren

ueber den Aachener Berein zur Beförderung der Arbeitsamkcit,

t

rir

Bezirken etwa befindlichen Denkmale der Vorzeit, als Grä- ber, sogenannte Hünenbetten 2c., gehörig erhalten werden, Auch em- fehlen Wir den Forst=, Landes-Oekonomie=, Wegebau - und Eisen= bahnbau- Beamten , in ihrem Wirkungskreise für Schonung der frag- lichen Denkmale Sorge zu tragen. Js} eine Schonung (bei Wege- Anlagen , Forst-Ausrodungen Urbarmachungen 2c.) nicht thunlich, so sind die Alterthümer, welche sich finden, als Urnen, Waffentheile, Geräthe 2c, wenn niht von anderen Seiten begründete Ansprüche daran erhoben werden, unter Angabe des Fundorts an das Ministe rium des Jnnern einzusenden. Ferner haben die Obrigkeiten und sonstigen Behörden Uns Kenutniß zu geben von den Alterthümern, welche etwa früher gefunden und noch vorhanden sind, ohne in Privakt= Eigenthum übergegangen zu sein,“

Herzogthum Holstein. Das kieler Korrespondenz= blatt hat folgenden Artikel aus Kiel vom 5. November:

„Jn neuerer Zeit ist von einigen Dänen zum Zwecke der Gewinnung einer sogenannten dänischen Staats-Einheit eine Ansicht über das Verhältniß der Herzogthümer Holstein und Sachsen - Lauenburg zum deutschen Bunde geltend gemacht worden, die wir, insofern sie unserer Ueberzeugung nach nur aus Unwissenheit oder bösem Willen hervorgehen konnte, bisher unbeachtet ließen, die uns aber, zur Grundlage einer von den gegenwärtig zu Roes filde versammelten Ständen beliebten Petition erhoben, zu der Erklärung veranlaßt, daß sie eine offenbare Feindseligkeit gegen die Grund-Elemente der deutschen Bundes-Verfassung involvirt und daher, innerhalb der Gränzen des deutschen Bundes so, wie geschehen, zur Verhandlung gebracht, als cine hochver- rätherische Machination zu ahnden wäre, Man hat es gewagk, zu behaupten, der König von Dänemark sei als solcher und nicht als Herzog von Holstein Mitglied des deutschen Bundes man hatte es gewagk, age ich, weil cine solche Behauptung sowohl den flaren Worten der Bundesgeseße, als dem Geiste der Bundesverfassung auf das gröblichste widerspricht, Man hat sich dafür auf die in den Art. 1 und 4 der Bundes - Akte gebrauchten Ausdrücke berufen, und die roeskilder Stände - Versammlung hat demnächst die Jnceorporation Holsteins und Lauenburgs als unablösbare Bestand- theile des dänischen Reiches zur Verhandlung gebracht ! Den deutschen Bund bildet die Gesammtheit derjenigen jeßt souverainen Staaten, dic ehe- mals Bestaudiheile des deutschen Reiches waren, und ihre gegenwärtige Ausdehnung nach außen hin fällt mit den Gränzen des heutigen Deutsch- \ands zusammen, Dex Art, 4 der Bundes-Akte und der wiener Schluß-Akte nennt den Bund einen Verein der souverainen deutschen Fürsten und freien Städte, Hieraus folgi mit Nothwendigkeit, daß der König von Dâ- | nemark nur als Herzog von Holstein und Lauenburg dem Bunde angehö- ren kann, da er als König von Dänemark nie in der Eigenschaft eines deutschen Fürsten hätte aufgêführt werden können, aus solchen aber nur der deutsche Bund bestehen soll. Diesen Willen der Bundesgesehgebung spricht chen jo entschieden Art, 6 der Bundes - Akte aus, wenn er in der Plenar- Versammlung dem Herzogthum Holstein (in späterer Verbindung mit Sach- sen -Lauenburg), nicht aber dem Königreich Dänemark, 3 Stimmen giebt. Die im Art, 1 und 4 der Bundes - Akte gebrauchten Ausdrücke „Se. Ma- jestät der König von Dänemark“ und „Dänemark für Holstein““ fönnen daher nur als den dermaligen Repräsentanten des souverainen Herzog- thums Holstein bei der Bundes - Versammlung bezeichnend verstanden wer- den, und das oben angeführte Mißverständniß der Dänen ist bewiesener-

E R H an du

| Robert Keith Arbuthnot, wollte Blutvergießen vermeiden und über-

maßen sammt seinen Folgerungen eine Absurdität. Das Herzogthum Holstein is also einer von den 38 souverainen deutschen Staaten, denen in Art, 2 der deutschen Bundes - Akte (\o wie auch in Art. 1 der wiener Schluß - Akte) Folgendes garantirt is: „Der Zweck des deutschen Bundes ist: Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands und der Unabhängigkeit und Unyerlehbarkeit der einzelnen deutschen Staaten.“ Wenn nun die roeskilder Stände-Versammlung die Jncorporation Holsteins und Lauenburgs in der bezeichneten Weise in Antiag stellt und damit die Vernichtung hrer Eigenschaft als souverainer, unabhängiger , deutscher Staaten, so heißt das doch fürwahr den Bundes-Grundgesezen ofen Hohn gesprochen, Es stcht daher zu erwarten, daß die Bundes-Versammlung #o- wohl, als der König, deren Mitglied, dergleichen Umtrieben einen fräf- tigen Damm entgegenseßen werden, #o wie dic deutsche Nation solche An-

maßungen gehörig zu würdigen wissen wird,“

Ac pen. _ Alexandrien, 19. Okt. Mehmed Ali befindet sich noch immer in Kahira, Der Postvertrag mit England ist noch nicht abgeschlossen, Artim Bei, Minister des Handels, hat den Vorschlag gemacht, zwi- {hen Alexandrien und Suez auf Kosten der ägyptischen Regierung eine Postverbindung einzurichten und diese unter die Direction eines e l ernennenden Beamten zu stellen, mit dem alsdann der eng- Ao. LueE Ba Vertrag abschließen könne. dia R aus Beirut melden , daß die türkische Flotte, bis auf La p r euge - nah Marmariha unter Segel gegangen seiz im Lande herrsche Ruhe, allein man fürchte, es sei die Ruhe, die einem Sturm vorhergehe. i i

L Md i 68

London, 4, Nov. Die Ueberlandpost aus Jndien ist auf dem

fai Wege mit Nachrichten aus Bombay vom 1, Oktober

die Aen, bringt aber wenig Neues, was nicht son durch einigen Tagen mit dem „Hindostan““ eingegangenen Berichte

aus Kalkutta vom 18. September bek i Zwei  H ; l Ve annt is, Zwei Vorfälle nur | bieten einiges Interesse, sofern sie zeigen, wie die britishe Herrschaft

in Indien dur fortdauernde Kämpfe mit den Eingeborenen bedroht

wird, und auf schwachen Füßen steht, \ sie i j | ah) , sobald sie in der moralischen | Ueberzeugung des indischen Volkes an ihrer Stärke verliert, p d |

29, August nämli haben ernstlich in S ä

s he Unruhen in Surat, Präsidentschaft Sas E Folge des in Jndien gebräuchlichen Pas ‘Voi dischen us gehabt, welches durch gewisse Finanz-Maßregeln der in- Ékutoohnern ‘von in Bezug auf die Erhöhung der Salzsteuer den Sul n von Surat vollends unerträglich gemaht worden ist.

bedürfniß, und das Volk zahlte bis zum Jahre 1837 dafür gar keine

Steuer, Dieselbe wurde nöthi | R Cd wurde nöthig gemacht durch die großen Aus- gaben für die beständigen Kriege und schon M a großen

Unzufriedenheit des Volkes auf eine halbe Rupie für ein Manud

3 gehört in jenem heißen Klima zu dem unentbehrlichsten Lebens-=

(80 Pfd. engl, Gewicht) festgeseßt. Als nunmehr eine Verordnung | der ostindishen Regierung vom 27, Juli diese Steuer um das Dop- pelte erhöhte, wie es scheint noch dazu ohne Autorisation der ostin- dischen Compagnie, und diese Verordnung am 28. August in Surat publizirt wurde, machte jene Unzufriedenheit sich hier in tumultuari- \{hen Auftritten Luft, und die Behörden, welche alle desfallsigen Pe- titionen vorher unberüdsihtigt gelassen hatten, waren genöthigt, Trup= pen zu requiriren, Der Vorstand der Steuer - Behörde indeß, Sir

nahm es auf eigene Verantwortung, das neue Geseß nicht in Aus= führung zu bringen, bis er weitere Instructionen von Bombay ein- geholt hätte. Es erschien wenige Tage darauf auch eine Verordnung der obersten Regierung, welche zur Beruhigung der Einwohnerschaft von Surat nicht allein mehrere städtische Abgaben erließ, sondern auch bekannt machte, daß nah einem unterm 15. Juli bereits datirten Er- lasse des Directionshofes die Steuer für Salz auf Rupie reduzirt werden sollte. Die Ruhe is hierauf scheinbar wiederhergestellt , doch petitionirt man noch immer eifrig- um gänzliche Abschaffung der Sre Die Garnison ist um 1 Bataillon Jnfanterie und Artillerie verstärkt.

Außer dieser Nachricht melden die ostindischen Berichte von neuen Kollisionen in dem Süden des Mahrattenlandes. Zwei mißvergnügte Häuptlinge, ungehorsam ihrem Fürsten, dem Radscha von Chalapurx, haben zwei starke Bergfestungen beseßt und hier den Versuchen des Radscha, sie zum Gehorsam zurüczuführen, standhaft widerstanden. Die Vermittelung des britischen Agenten in Belgaum ist von ihnen zurückgewiesen worden, worauf derselbe si veranlaßt gesehen hat, eine Truppen-Abtheilung von 1200 Mann Infanterie und 50 Mann Artillerie unter Oberst Wallace gegen die beiden Bergfesten abzuschicken, Ueber den Erfolg der Expedition ist nichts Genaues bekannt; man glaubt aber, daß die Regierung bereits bestimmte Nachrichten erhalten habe, dieselben aber, weil sie ungünstig lauten, noh nicht veröffent-= lichen wolle. Man weiß nur so viel, daß verwundete Soldaten nach Belgaum gebraht und die Forts ungemein stark befestigt und von ciner ents{lossenen Mannschaft vertheidigt sind.

General Pollock wird im Rathe von Ostindien dem nah England abgehenden Vice-Gouverneur von Bengalen, Herrn Bird, nachfolgen.

Jn den Berichten aus Sind wird des Gefechts, welches der Capitain M'Kenzie am 23. August den Beludschen geliefert hat, mit dem Bemerken erwähnt, daß Sir Charles Napier den Capitain seiner Tapferkeit wegen sehr belobt, zugleich aber seine Unbesonnenheit ge= tadelt hat, und man scheint deshalb einem Gerüchte Glauben zu schenken, dem zufolge M'Kenzie in seinem Eifer, die früher von ihm und seinen Reitern erlittene Schlappe gut zu machen, hefreundete Beludschen statt feindlicher Stämme überfallen habe. Die jährliche

Ueberfluthung des Jndus war im Abnehmen begriffen, und man fürchtete daher für den Gesundheitszustand der Truppen, da hestige Sumpffieber sich nach diesem Ereignisse einzustellen pflegen. Bis zu den leßten, vom 14, September datirten Nachrichten, waren indeß die Truppen in gutem Zustande. Aus Lahore wird vom 14, Sep- tember gemeldet, daß nicht nur Golab Singh, sondern auch die Wittwe des Maharadsha Sutschet Singh, sich gegen Hira Singh rüste, Lebtere, um den Tod ihres Gemahls an seinem Mörder zu rächen.

Ueber den Aachener Verein zur Vefördernng der 2Urbeitsamkeit.

Jn unserer Ansprache vom 29sten v. M. haben wir eine Be- fanntmahung über die Wirksamkeit der Spar= und Prämien =- Kassen im Regierungs - Bezirke Aachen verheißen, Wir können dieses Ver= sprechen schon heute erfüllen, indem uns zu diesem Behuf die Dar- stellung eines mit der Sache vertrauten Mannes zugegangen it. Di Aachen haben freilich besonders günstige Umstände zu der raschen und ausgedehnten Wirksamkeit der Spar= und Prämien-Kassen beigetragen. Allein cinestheils wäre auch in Aachen ohne den Trieb zur Spar-= samkeit, der si überall anregen läßt, kein wesentlicher Erfolg zu er= zielen gewesen, und anderentheils wird man in jeder Provinz Hülfs- mittel zur Förderung des Unternehmens auffinden können, Wir glauben daher, daß die Darstellung ein {önes Vorbild zur Nach- eiferung scin wird und lassen dieselbe hier folgen.

Berlin, den 2. November 1844.

Das Comité des Central-Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen.

Die Stifter der Aachencr Feuer - Versicherungs - Gesellschaft haben das außerordentlihe Verdienst „oUtch die Verzichtleistung der cinen Hälfte des reinen Gewinnes zu einem wohlthätigen Zwedckec einen Verein begründet zu haben, welcher während seines zehnjährigen Be- stehens den segensreichsten Einfluß auf das sittliche und wirxthschaftliche Wohl der handarbeitenden Klassen des Regierungs - Bezirks Aachen ausge- übt hat. | Bei dem allgemeinen und warmen Interesse, welches der hier in Ber- lin gebildete „Central-Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen““ her- vorgerufen, bei der großen Wichtigkeit der Frage: „welches fann, welches wird die spezielle Thätigkeit des Vereins zur günstigsten Förderung die- ses Zweckes sein?‘ dürfte es niht unwillkommen sein, ja, selbs zeitgemäß erscheinen, einige Anhalipunkte über die Entstehung, Entwickelung und glüc- liche Fortführung des Aachener Vereins zu vernehmen.

Wie im Eingange gesagt, bildete die cine Gewinnhälfte der Aache- ner Feuer-Versiherungs-Gesellschaft die Grundlage des Vereins; gleichzei- tig war bei Errichtung der Gesellschaft das Statut für den Verein entwor- fen und Allerhöchsten Orts genchmigt worden, weil die Bildung des Ver- eins und die Gründung der Gesellschaft sih wechselseitig bedingten; man | hatte den Namen Ï 3 | „Aachener Verein zur Beförderung der Arbeitsamfkeit“

gewählt. | Als Zweck des Vereins war angenommen : | 6. 4. „Durch Beförderung der Arbeitsamkeit unter der ärmeren Volks- | klasse und durch Herbeiführung von Gelegenheiten zur Erwerbung ihres | | |

Unterhalts, cine Quelle der Armuth zu verstopfen, Bettelci und Hülfsbe- dürftigkeit in Abnahme zu bringenz die Kinder der geringeren Volksklasse, bei moralischer Erziehung, zur Arbeit anzuhalien, ihnen Liebe zu derselben beizubringen und sie dadurch geschickt und geneigt zu machen, sich ihr Brod | auf ehrliche Weise zn verdienen,“ Gleichzeitig war statutenmäßi festgeseßt, „daß der Verein sich nicht cher | fonstituiren könne, als bis dessen Fonds auf wenigstens 10,000 Rthlr, | angewachsen sei““, und ferner war vorgeschrieben, „daß er den ihm zuge- sicherten Antheil nicht cher in Empfang nehme, als bis derselbe die | Höhe von 30,000 Rthlr. erreicht habe.“ | Die Direction der Aachener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, nach den | Statuten verpflichtet, den Verein zu begründen, fand sich nach vergeblichen | Versuchen im Jahre 1827 veranlaßt, den leßten Zeitpunkt abzuwarten, be- vor der Verein selbstständig ins Leben trete ; mit dem Anfange des Jahres 1834 war die Gewinnhälfte auf 36,000 Rthlr. angewachsen und die Kon- stituirung fand am 21, Juni desselben Jahres statt.

Jn der ersten Bezirks - Versammlung des Vereins mußte darüber be- rathen und beschlossen werden ; „durch wel ch e Mittel und Maßregeln, den obwaltenden Umständen nach, die Zwecke des Vereins, wie sie vorstehend 8. 1 angegeben, am füglichsten zu erreichen seien“, und nah den viel-

seitigsten und gründlichsten Berathungen einigte man sih dahin: „die |

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‘Montag den 11! November.

spezielle Wirksamkeit des Vereins mit der Errichtung von Spar- und Prämien-Kassen zu beginnen,“ Man wurde dabei von folgenden Ansichten geleitet :

1) daß das beschränkte Maß der vorhandenen Mittel, nämlich die Zin- sen des obigen Kapitals von 36,000 Rihlr. und die gezeichneten srei- willigen Beiträge, es nöthig mache, die Wirksamkeit des Vereins nicht auf verschiedene Einrichtungen zu verwenden, sondern vorerst zu begränzenz : i:

2) daß man sich wohl hüten müsse, zu viel auf einmal erreichen zu wollen , denn sehr leicht mißlinge dann Alles, wegen Unzuläng- lichkeit der Mittelz E

3) daß die Arbeitsamkeit oder die Neigung zur Arbeit, wenn sie erweckt, eniwicelt und befördert wird, die ärmeren Volksklassen befähigt, ihren Unterhalt und eine genügende Bildung in sittliher Weise zu erwerben, wodurch Bettelei und Armen-Unterstüßungen sich vermindern ;

1) daß die Arbeitsamkcit überhaupt das größte Mittel zur sittlichen Führung der Individuen der unteren Klassen is, und daß dic Relí- giosität durch die Arbeitsamkeit vermittelt und erhöht wird ;

5) daß die Arbeitsamkeit die größten und besten Früchte trägt, wenn sie frei erscheint und freiwillig in den Individuen sich entwielt;

6) daß äußerer Zwang zum Guten, so wie zur Erweckung der Arbeit- samkeit, außer den Mitteln und der Absicht des Vereins liegt, und daß daher nur Anregung, Aufmunterung und Beloh- nung der freien und selb stthätigen Arbeitsamkeit zu erzielen ist 3

7) daß der Verein nah seinem Zwecke feine direkte Unterstüßung und

feine Wohlthätigkeitsgaben den der Nahrung ermangelnden Jndivi- duen geben darf, derselbe vielmehr der Bedürftigkeit nur durch Erre- gung des Willens zum Erwerben abhelfen sollz

daß überhaupt die materiellen Mittel des Vereins noch nicht ausrei- chen, Geldverwendungen zur Benutzung aller Fähigkeiten und Ver- hältnisse, welche die Arbeitsamkeit befördern, zu machen ;

daß, so lange diese Einwirkungen vorerst nur, nach Verhältniß der beschränkten Mittel, auf erwachsene Jundividuen zu verwenden seien, es nicht rathsam erscheine, dieselben auf die Heranbildung jün - gerer, noch nicht arbeitsfähiger Individuen zu verwenden.

Aus allen diesen Gründen beschloß die Versammlung : „die Erweckung, Entwielung, Vermehrung und Beförderung der frei- willigen Arbeitsamkeit durch den Einfluß des Vereins, so wie die Auf- munterung derselben durch direkte oder indirekte Belohnung, is für jeßt der Jnhalt des Wirkens des Vereins, nah Maßgabe der vorhan- denen Mittel, und die spezielle Wirksamkeit wird mit der Errichtung von Spar- und Prämien-Kassen begonnen“. Die Sparkasse dürfte sich insofern von den allerwärts bestehenden unter- scheiden, als kleine Einlagen von 10 Sgr. aufwärts bereits angenommen und eine Zinse von 35 % jährlich vergütet wird. Dadurch werden auch die- jenigen Personen, die nur fleine Ersparungen erübrigen oder verfügbar machen können, zur Sparsamkeit ermuntert und ihnen Gelegenheit gegeben, ein kleines Vermögen zu erwerben. Mit wenigen Ausnahmen is sie sur Jedermann zugänglich, und hat man nur die Bestimmung getroffen, daß die jährliche Zinse von 35 % nur bis zu 600 Rihlr. , dagegen nur 25 % für den Theil des Guthabens, um welchen dasselbe 600 Rthlr. übersteigt, und endlich von dem Theile des Guthabens, um welchen dasselbe 2000 Rthlr. übersteigt, nur geringere, durch) besondere Bedingung festgesetzte Zinsen bewilligt werden. E . Zur Benußung der Prämien-Kasse werden dagegen nur diejenigen 1m Regierungs - Bezirke Aachen wohnenden Personen zugelassen, auf welche eine der folgenden Bezeichnungen paßt: 4. Handwerker ohne Gesellen und nicht selbsiständige Handwerks-Arbeiter 5 b. Fabrik- und Bergwerls-Arbeiter z c. Tagelöhner d, Dienstboten z e. Personen, welche zwar wegen Alters\chwäche, Krankheit, Arbeitêman- gel oder Dienstlosigkeit, eine fürzere oder längere Zeit nicht zu den vorbezeichneten gehören, gleihwohl ihren Stand nicht eigentlih geän- dert haben. Allen diesen Personen wird von 10 Sgr, an bis zu 200 Rihlr. eine Zinse von 5 pCt. jährlich vergütet, und außerdem eine Extra - Prämie von 4 Sgr. 6 Pf. pr. Rthlr., oder 15 p Ct., von den ersten 20 Rthlrn., die der Sparer unter gewissen Bedingungen erwirbt z diese Extra - Prämie wird uur einmal vergütet. Gleichzeitig sind zur Bequemlichkeii derjenigen Personen, welche wöchentlich nur cinen oder wenige Groschen zu sparen vermögen, Einrichtungen getroffen, daß diese kleinen Ersparungen von Ver- eins - Bevollmächtigten in Empfang genommen und durch diese, wenn 10 Sgr. voll sind, in die Prämien Kasse abgeliefert werden. Die Termine zur Emvyfangnahme der Gelder finden sonntäglih, nach beendigter Kirchzeit, statt. Daß der Verein es sich angelegen sein ließ , zur Erweckung der größt- möglichsten Theilnahme an dem Institute, angemessene Bekanntmachungen und Aufforderungen zu erlassen, bedarf wohl keiner Erwähnung. Nicht nur die durch Besorgung von Vereins-Angelegenheiten und durch Geldbeiträge sich äußernde Theilnahme der vermögenden und angesehenen Bewohner, \son- dern auch diejenige der unteren Volksklassen, welche sich dur ch Beitritt an den zu ihrem Heile begründeten Justitute offen- bart, war auf alle nux mögliche Weife zu erweden! C So \chwer der Anfang war, so haben die Resultate der zehnjährigen Wirksamkeit des Aachener Vereins doch aufs klar ste bewiesen, daß der betretene Weg der richtige war, und bereits nach Verlauf des ersten Jahres konnte der Präses des Vorstandes und Hauptstister des Vereins, Herr Kaufmann D avid Hansemann, sich in folgender Art darüber äußern : „Erfreulich is die Wahrnehmung, daß schon |o viele, der handarbeiten- den Klasse angehörige Personen, die Prämien- Kasse benußen, und eine noch erfreulichere Thatsache, daß diese Benutzung bei sehr vielen Spa- rern eine anhaltende istz Hunderte von Sparern sind daher auf den siheren Wege, ihren Zustand wesentlich zu verbessern und bewahrt zu bleiben vor den Lastern und üblen Gewohnheiten , welche das Wohl- scin der Menschen untergraben und sie geistig und törperlich verderben. Die Erfahrung hat daher entschieden, deu tlih und u nbestreit- bar entschieden, daß das Mittel, die Arbeitsamkeit und die mit ihr verbundenen Tugenden, durch Belohnung und Ermunterung der Sparsamkeit indirekt zu befördern, rihtig und gut gewählt ist!!! Hüten wir uns daher —. es ist unsere innigste Ueberzeugung die Belohnung der Sparsamkeit, oder mit anderen Worten, die Vortheile bei Benußung der Prämien-Kasse (hohe Zinsen und Ertra-Prämien) zu verkleinern, und biete ein Jeder, dessen Herz warm für das Wohl seiner Mitmenschen \chlägt, Alles auf, uns die Mittel zu erhal- ten, welche zur Gewährung jener Belohnungen erforder- li sind,“ : A j cia O Die nachfolgenden Auszüge über die Wirksamkeit des Vereins seit seiner Konstituirung am 21. Juni 1834 bis zum Schlusse des Jahres 1843 fön- nen nur dazu dienen , die Richtigkeit der von uns gewählten Mittel und Wege zur Verbesserung des sittlichen und wirthschaftlichen Zustandes der handarbeitenden Volksklassen zu bestätigen, wobei noch bemerkt wird, daß wir zur Errichtung von Kleinkinder-Verwahrschulen, erst dann übergegangen sind, nachdem das Kapital - Vermögen des Vereins bedeutend verstärkt und bis auf 70,000 Rthlr. angewachsen warz dieser Zeitpunkt war 1839 eingetreten, und die bis jet bestehenden neun Verwahr-Anstalten des Re- gierungs-Bezirks wurden imt Zuni 1844 von 1116 Kindern besucht. 8 Das gegenwärtige Kapital-Vermögen beträgk 149,964 Rihlr. 13 Sgr., und die Zahl der nah und nah entstandenen Prämien-Kassen hat sich bis

auf 19 vermehit. | Von den im Laufe von 10 Jahren aufgenommenen 8087 Sparern

mit ciner Einlage von:

8

Vau

9

451,666 Rihlr, 20 Sgr. sind gegenwärtig noch 4177 Syparer mit einem Guthaben von: 260,502 Rthlr. 27 Sgr. 4 Pf. in den Prämien - Kassen verblieben , welches im Durchschnitt für den Kopf 62 Rthlr. 10 Sgr. 6 Pf. beträgt. Die Zunahme der Einlagen betrug vom 4, Januar bis 19. Mai 1844, also in etwa 44 Monaten, die bedeutende Summe von 54,606 Rihlr,

10 Sgr.

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