1913 / 60 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Mar 1913 18:00:01 GMT) scan diff

fervierend zu wirken. Auch der Alkoholismus grassiere unter der Ein- geborenenbevölkerung außerordentlich; die traurigen Wirkungen träten vielfa in schrecklicher Weise zutage. Wer in Daresfalam und an anderen Stellen die Zahl viehisch betrunkener Weiber sicht, darf sich äu nicht über gelegentliche Roheitsverbrehen wundern. Durch alle dieje Dinge gelangt das Volk in tiefstes* Clend. Das melden auch Briefe bon Lehrern und Geistlichen. Die Schnapseinfuhr muß eingeshränkt werden. Aber auch die Weißen müßten mit gutem Bei- spiel in der Enthaltsamkeit vorgehen.

Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf:

Meine Herren! Die Schilderung. des Herrn Abg. Dr. Paasche über die Verbreitung der Lues in Ostafrika ist dech etwas zu s{hwarz. Im großen und ganzeú ist däs Schußgebièët damit nicht dur@{hseucßt. Der Herr Abg. Dr. Paashe hat aber gerade diejenige ‘vereinzelte Jnsel herausgegriffen, wo beklagenswerterweise die Syphilis herrscht : das ist Ukerewe und der Stamm der Wasimba.

Was die Trunksuht betrist, so könnte man nah dèn Worten des Herrn Abg. Dr. Paasche glauben , -als ob die Weißen die Trunksuht eingeshleppt hätten und. daß daran ledigli der Alkohol {huld sei. Dies is niht der Fall: Die Eingeborenen, die {ih betrinken, betrinken fch nit in Alkohol, den bekommen sie nit, hö{hstens durh Schmuggel, sie betrinken fi in ihren eigenen Getränken, mit Pombe und Tembo. Natürlich ver- sucht die Regierung, ihnen den Pombeunfug abzugewöhnen, aber es ist außerordentli s{wer, in diese Unsitten der Eingeborenen mit rauher Hand und ein für allemal einzugreifen. Man kann ihnen Pombe und Tembo nicht ohne weiteres verbieten, ebenso wie man in Deutschland ein allgemeines Alkohol- und Bierverbot nit durchführen könnte. Man mag die Sache kontrollieren und versuchen, die Eingeborenen dahin zu bringen, s nit zu betrinken und, wenn wir es ihnen auch nicht völlig abgewöhnen können, fie wenigstens zu einen mäßigen Genuß zu bringen. :

Zu der Forderung von 31 Millionen aus einer Anleihe für Eisenbahnbauten bemerkt der Aba. Dr. Pagasche (ul): Die Kommission wünscht, daß gleichzeitig die Vorarbeiten für eine Zweigbahn nah Ruanda aufge- nommen werden. Es wird damit begründet, daß jeßt dazu. die beste Gelegenheit ist, weil die die Hauptbahn bauende Firma jeßt gerade die nötigen Arbeiter und das nötige Arbeitsmaterial dazu hat. Jch weiß uit, ob es empfehlenswert ist, daß wir uns in diesem Schußgebiet immor nur nach den Bedürfnissen -von zwei Gesellschaften richten. (Sine Bahnverbinduhg nah NRuanda ist nötig. Aber man müß sie un- abhängig von dém Bau der Stammbahn vornehmen. Ganz besonders gweckmäßig ist es, die Nordbahn in scnellerem Tempo fortzutreiben, damit wir über Aruscha hinaus bald zu den Seen gelangen und so der britischen Ugandabahn Konkurrenz gemacht wird. Das liegt auch im Juteresse der Aufschließung des Berglandes und des Steppengebietes, die fehr anbaufähig sind, die gesund sind, und wo nach einer Denkschrift des Dr. Schnee nur die Malaria vereinzelt auftritt.

Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf:

Meine Herren ! Ih muß etnige von den Tatsachen, die der Herr Abg. Dr. Paasthe angeführt hat, richtig stellen. Wir verhandeln nicht nur mit zwei Eisenbahngesellschaften, sondern mit drei. Die eine ist

die Firma Bachstein u. Koppel, die andere die Firma Lenz und die |

dritte die Firma Holzmann. Wir haben auch nit die Absicht, irgendwelhe andere Konkurrenten auszuschließen, im Gegenteil, die Konkurrenz ist frei und uns willkommen. Gerade in den Teßten Wodwen haben sich vershtedene Chefs ähnlier Etsenbahnbaufirmen uns vorgestellt und wir, häben jedem eine ermutigende Auskunft ge- eben. ' A : Was nun die Projekte von Bahnen in Ostafrika anlangt, so {teht der Gouverneur auf folgendem Standpunkt: Für Ostafrika gibt es gegenwärtig drei große Bahnprojekte. Von diesen ist das eine von Ruanda nach Ürundi, das zweite Projekt ‘ist die Verlängerung“ der Bahn über Arusha nah dem See als Konkurrenzbahn zur englischen Ruandabahn. Das dritte Projekt ist ‘die Erschliéßung des Südens, Bon diesen hält dèr Herr“ Gouverneur ‘den Vorschlag, für den die Kosten zu den Vorarbeiten erbeten werden, für den notwendigsten. Es ist damit nicht gesagt, daß, wenn die Vorarbeiten “gemacht werden, das Projekt auf jeden Fall zur Ausführung kommt. Es ist ja auch ein negatives Resultat mögli. Aber von all den drei Projekten, die der Herr Gouverneur für mögli hält, hält er dieses für das beste. f

Aba. Erzberger (Zentr.): Ih muß den Wunsch des Abg. D: Paasche Utekeh. Wer Bau der Bahn nach Ruanda ist not- wendig. Ich schlage deshalb ‘vor, in dem Dispositiv nicht zu fagen, Zweigbahn nah Nuanda, sondern Bahn nah“ Ruanda. So kann

dieses Bahnprojekt dann unabhängig von den anderen geprüft werden.

Nachdem der Abg. von Böhlendorff-Kölpin und der Sl atleetär des Reichskolonialamts Dr. Ls [f ihr Ein- verständnis mit diesem Vorschlage ausgedrückt haben, wird dieser Titel mit der vorgeschlagenen Aenderung im Dispositiv angenommen. Die Einnahmen werden nach dem Etat be- willigt. i L : Damit ist der Etat für Ostafrika erledigt.

Es folgt der Etat für das Schußgebiet Kamerun, an dem die Budgetkommission nur nebensächliche Abände- rungen vorgenommen hat. Jn einer Resolution beantrágt die Kommission: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, alsbald für die Gebietsteile von Neukamerun die erforderlichen Maß- nahmen zur Errichtung von Eingeborenenreser- vaten und zur Sicherung der Handelsfreiheit deutscher Kaufleute zu treffen.

Abg. Dr. Braband (fortshr. Volksp): Jch glaube, kein Staatssekretär ift in sein Att ante so Eigen 2 erhältaissen ein- getreten, wie der gegenwärtige. Sein Vorgänger schied aus dem Amte, weil er nicht eiwas verantworten wollte, was er nicht verant- worten konnte. Es liegt mir fern, zu behaupten, daß Neukamerun ein Tardpies sei. Aber man fängt jet an, vorurteilsloser über Neu-

amerun zu denken. Das Mitter he Buch fällt über Kamerun eine

herbe Kritik, aber selbst von französischer Seite wird Neukamerun als ein wertvoller Bestß geschildert. 2A war E ‘daß gestern der

Abg. Weill ausführte, daß er den Bau von Bahnen für verkehrs- und |

Landelsfeindlich bezeichnen müsse. Man muß zugeben, daß Neukamerun durh Bahnen ausgeclossen werden -mu 8 Mud die Lise müssen diesem Zwecke dienen. Wir werden die Mittel für diese Zwecke gern bewilligen. Nur wenn man in der Lage ist, die Produkte an die Küste zu bringen, haben die Kolonien einen wirklichen Wert. Nichts bringt den Eingeborenen die deutsche Kultur näher, als wenn ihnen die deut- schen Produkte zugänglich gemacht werden. Major Dominik hat si um Kamerun große Verdienste erworben. Er mußte dem Feinde einen Denkzettel geben, der ihm das Wiederkommen verleidete. Es “ist durchaus richtig, daß die Schubverwaltung verhütete, daß ein Stamm den anderen auffraß; dem Kannibalismus mußte mit rücksihtsloser Schärfe entgegengetreten werden. Dabei mußte Blut fließen, um zu vérbüten, daß noch mehr Opfer hingerafft wurden. Die Sözialdemo- falten sollten das anerkennen. Gerade die Schußtruppe is es gewesen, die in dieser Kolonie die Kultur erschlossen hat, und gerade Dominik

ist in dieser Beziehung vorbildlich gewesen. Man kann von Kamerun

_ gesamten

nicht sprechen, ohne an Jesco von Puttkamer zu denken. Die Fort- schritte in der Kolonie find in der Hauptsache auf ihn zurückzuführen. Ich habe den lebhaften Wunsch, “daß. die Berwaltung: ih vor allem hüten muß, was nach dem grünen Tisch und der Bureaukratie riet. Notwendig ist, daß der Ausbau der Wege in die Hand genommen wird. G&s müssen Straßen gebaut werden, auf denen Automobile verfehren können, und Eisenbahnen. Wenn wir bedenken, wie viele gute deutsche Brüder in Kamerun thr Leben gelassen habén, und wenn wix betont baben, daß wir ihrer gedenken müssen, jo müssen wir das Werk so ausbauen, daß wir Freude daran haben.

Abg. Dr. Pag s che: (nl.): , ) Dank aussprechen für diese so überaus kolonialfreundliche ede: n bezug auf- die Erschliezung der Kolonien durch Eisenbahnen bin 1ch ganz seinex Meinung. Man hat davon gesprochen, daß man dort in dreser Beziehung leichtsinnig und A, vorgegangen sei. Die Bahn nah Manenguba is aber nit in eine Sagasse geraten sondern so, daß eine Fortsehung leicht möglich ist. Die Südbahn ijt in der Kommission ziemli abfällig beurteilt worden. Ja, das Land ist absolut unbekannt gewesen. Wer weiß, wie ein folches Land be- icaffen ist, muß zugeben, daß sehr viel Vorarbeiten notwendig sind. Ich habe die Baupläne gesehen und mich überzeugt, daß die Fort- ebung der Bahn ohne zu große Kosten möglich ist. Das Terrain ist chwierig, es müssen Ausfüllungen vorgenommen werden. Den Aus- führungen des Abg. Dr. Braband kann ich durchaus beistimmen. Ich komme nun noch auf die gestrigen Ausführungen des Aba. Dr. Weill zurü, der die [nen Konzessionsgesell\chaften beschuldigte, auf ihrem Térrain Raubbau und Plünderung zu treiben, und der be- hauptete, die Regierung sei gleichwohl immer bereit, solche Kon- esstonsgesellschaften zu fördern und zu unterstüßen. Wir haben gegen lie monopolistischen Konzessionsgesellschaften uns stets gewendet und tun das auch- weiter. Der Abg. ‘Dr. Semler hat sich gestern genügend gegen die unberechtigten Vorwürfe gewehrt, die thm gemacht wurden. Wenn der Abg. Dr. Semler als Advokat da und dort seinen guten Rat erteilt hat, so darf er das durhaus und wird daran nicht gehindert durch seine Eigenschaft als Reichstagsabgeordneter. Um weiter handelt es sih nichts; was franzbsishe Zeitungen schreiben, ist dabei ganz irrelevant. Die Sache “ist wirklich ils harmlos, wie sie dargestellt worden ist. Die On Sa o ten sind das am wenigsten Er- freulihe in Neukamerun. Wir haben immerhin auch manches guie Stück Land dort erworben; die Schilderungen des Dr. Zimmermann allein beweisen noch nihts. ‘Mag ‘es ein Grsäß für aroffo- sein oder. nit, wir haben es nun einmal, und ‘wix werden unverdrossen daran arbeiten, es zu erschließen. Ich hoffe, daß es der Gnergie des Kolonialamtes gelingt, auch viese bisher wenig erfreuliche Kölonie für uns nußbar zu machen. Z

Staatssekretär des Reichskolonialamts D S2

Meine Herren! Auf die Rede des Herrn Abg. Dr. Weill habe ih gestern abend niht geantwortet, weil ich im Zweifel darüber war, ob iq für diese Beantwortung zuständig bin oder ob vielmehr die Beantworiung dur den Herrn Staatssekretär des Auswärtigen Amts zu erfolgen haben würbe. Ich babe mih zunächst mit Herrn von Fagow in Verbindung geseßl, und wir sind überein gekommen, daß ih die Antwort auf die Rede des Herrn Abg. Dr. Weill heute geben werde. Das entspricht au duraus den tatsäclihen Verhältnissen; venn in allen Maßnahmen des Autwärtigen Amts, die Neukamerun betreffen, infonderheit auch in den Verhandlungen in Paris wegen der Konzessionsgesellschaften, ist das Auewärtige Amt mit dem Kolontalamt in Uebereinstimmung gewesen.

Der Herr Abg. Dr. Weill hat nun in feiner sorgfältig präparierten Rede folgende Thesen aufgestellt. Zunächst, daß das Konzessionssystem als soles schlecht ist. Das ist, glaube ih, die Ansicht der Parteien dieses Hohen Hauses. (Sehr rihtig!) Das ist auch die Ansicht der Regierung, mit der sie nicht hinter dem Berge gehalten hat. Der Herr Reichskanzler hat das in’ seiner Rede im November vor 2 Jahren ‘zum Ausdruck gebracht, und ih habe in der Budgetkommission zugegeben, daß wir mit dem Konzessionssystem nicht einverstanden sind und daß wir alles tun werden, um dieses Konzessionswesen in Bahnen zu lenken, ole sie für die Entwi@älung des Shutzgebietes ersprießlih ersheinen. Ich habe IJhnen auch die Fingerzeige dazu gegeben, wie wir zu handeln gedenken, und daß wir berechtigte Hoffnung dafür haben, daß die Konztssionegesellschaften die Entwicklung nehmen werden, wie z. B. die Südkamerungesellschaft in Kamerun, \o, daß die Konzessionen zusammenshrumpfen und an threr Stelle eingeschränkte Gigentumêrehte gegeben würden. Es besteht also zwishen dem Herrn Redner, dem Reichstag und der Regierung über die Beurteilung des Konzessionswesens irgend eine Meinungé- verschiedenheit nicht.

Der Herr Redner hat als zweite These aufgestellt, daß die Ge- sellshaften in Neu Kamerun üble Existenzen sind, dle im Interesse weniger Kapitalisten das Land auëgebeutet und verwüstet haben. Daß der “Herr Redner durchaus logisch handelt, wenn er Gesellschaften, die auf einem von ihm verabscheuten System aufgebaut sind, - für ist zuzugeben. Ob er- aber in der individuellen Kritik dieser Gesell- \{aften, was ihren geschäftlißen Charakter anbetrifft, niht etwas zu

" weit gegangen ist, das zu beantworten, muß ih den Gesellschaften selbst überlassen. Ich siehe hter nit als Vertreter dieser Gesell-.

schaften, sondern ih kann nur die Fragen beantworten, die die Ne- gierung als solche berühren. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Meine Herren, lachen Sie nicht! ich kann Ihnen noch weiter die Ver- sicherung geben: falls es wahr ist, was der Herr Abg. . Dr. Weill gesagt hat, falls diese Gesellschaften uns in unserer deutschen Ver- waltung den von thm angedeuteten Charakter zeigen werden, so haben wir Mittel und Wege dafür, das nicht aufkommen zu lassen. (Leb- halte Zustimmung rechts, im Zentrum und Unks.) Wir haben die Congodfkte, wir haben unsere deutshen Geseße und wir haben die Lastenhefte der Konzessionsgesellschaften felbst. (Sehr gut!) Auch in dieser Beziehung können Sie nicht im, unklaren sein, welchen Stand- punkt die Regierung einnimmt. Bereits in der allererstén Denkschrift, die {1h damals der Budgetkommission vorgelegt habe, über den Versuch einér Bewertung der Neuerwerbungen im Verhältnis zu dem abgetretenen Gebiet habe ih auf Seite 5 folgendes ausgeführt:

Wenn die jeßigen Konzessionsbestimmungen in praxi \9 ge- Handhabt werden, wie fie lauten und gemeint find und daß dies geschieht, wird die deutshe Regierung durhseßen —, dürfte die Sicherheit geboten sein, daß dem Lande die reihen wirtshafllihen Werte, die die Natur ihm gegeben hat, troß des oben bereits be- dauerten Konzefsions\ystems erhalten bleiben. 8

Sie können sich darauf verlassen, daß wir ganz genau kontrollieren wérden. :

Mit der dritten These des Herrn Abgeordneten kann ih mi nit einverstanden erklären, in der er sagt: folglich müssen die Gesellshaften Neukameruns mit ällen Mitteln bekämpft werben, Nein, bekämpfen kann ih die Gesellschaften nit, daran bin ih gehindert durch die Vertragstreue, die wir Frankrei halten müssen. (Bravo!) Ich kann die Gesellschgften nur kontrollieren, und das werde ich auch tun.

Ich möchte dem Vorredner meinen

schlecht hält,

üblichen Sthießereien und

spreche, wenn ‘er weiter das Referat für ‘die Kolonien übernehme«

Nun behauptet der Herr Redner, daß zwar die Regierung sl gesagt hätte, sich um die Konzessionsgesellschaften kümmern zu wollen, und daß sie die Befugnisse der Gesellschaften auf das Maß zurü- führen will, das für die Entwicklung Kameruns notwendig ist, er be-

zweifelt aber, daß. die Regierung das wirklich tun werde. Diesen

Zweifel hat er damit begründet, daft vor der Erwerbung Neukameruns

der Botschaftsrat von der Lancken in Gemeinshaft mit Dr. Semler

Maßnahmen getroffen habe, um die Konzessionsgesellschaften zu stärken! Dem muß ih durchaus widersprechen. Und hier muß ich auch das Verhalten des Herrn Dr. Semler vom Standpunkte der Regierung in Shuß nehmen; wir sind Herrn Dr. Semler dankbar, daß er seine Arbeitskraft in den Dienst dieser patriotischen Sache gestellt hat (Bravo! bei den Nationalliberalen), und zwar in Gemeinschast mit bem Bot- schaftsrat in Paris, der wiederum in Uebereinslimmung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts und. des Neichskolonialamts gehandelt hat. Es waren Grenzstreitigkeiten entstanden, die ja auch von Ihnen angeführt worden sind, Herr Abgeordneter. Sie haben weiter angeführt, daß die Gesellschaft 2x Millionen wegen dieser Grenzunbequemlihkeiten gefordert hat, die durch das französische Parlament später nicht ausgezahlt worden sind. Es liegt selbst- verständlich im Interesse unserer Verwaltuvog, daß, wenn wir neue Länder bekommen, und es entstehen dort Differenzen zwischen einzelnen Privatleuten, wir diese Differenzen lieber durch dle betreffenden Gesell schaften selbst erledigen lassen. In diesem Sinne ist es den ver- bündeten Regierungen nux angenehm gewesen, daß sich Herr Dr. Semler in den Dienst dieser guten Sache gestellt und nach dieser Richtung vermitielt hat. Daß den Botschaftsrat von der Lancken irgend ein anderes Interesse geleitet hat, muß ih zurückweiscn ebenso wie das Herr Dr. Sewmler für si getan hat. / e

Sie Haben weiter als Bestätigung Ihrer Vermut baß die Reglerung nit die Abstcht habe, gegen die Auswüchse der Konzessionsgesellschasten vorzugehen, behauptet,

daß cine Verbindung der Gesellshafi Ngoko-Sangha 4 pagnie Foréestière im Werden begriffen set. U s Ta kannt. Soweit ich eingeweiht bin in die Verhältnisse der Compagnie Forestière, halte ih es für ausgeschlofsen, daß {ich diese beiden Gesell schaften einigen werden. Falls sie sich einigen sollten, bin ih übrigens auch nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun. - ,

Als weiteres Beispiel isi von dem Herrn Abgeordneten die Ver stärkung der Stellung der Gesellshaft Messageries fluyiales du Congo in der leßten Zeit angeführt worden. Darauf hat Herr Dr. Semler die Antwort bereits gegeben. Ich habe zu meiner Freude festgestellt, welch guten Eindruck die Tatsache auf das hohe Haus ge- - macht hat, daß vom 1. April dieses Jahres ab statt fünf sranzösischer Dampfer fünf Dampfer mit deutscher Flagge auf dem Congo fahren werden! Diesèr Gesellschaft ist aber kein Monopol gegeben, fondern es ist lediglich von ihr verlangt worden, gewisse Pflichten zu erfüllen, die den Konzessionsgesellshaften auferlegt waren. Auch daraus er- sehen Sie, daß die Regierung die Konzessionsangelegenheit nicht hat stärken wollen, sondern gegen fie mit geseßlihen Mitteln vorgeht.

___Als leßten Punkt hat Herr Dr. Weill angeführt - die Pläne der Negierung, eine Eisenbahn zu bauen von Duala.Edea nah ‘dem Inang und weiter nah dem Sangha. An den Bau einer folchen ‘Bahn ist son gedacht worden länge, ehe wir Neukamerun gehabt háben. Und wenn Ste bedenken, daß zurzeit der Fertigstellung dieser Bahn, nah 1920, die Compagnie Forestière ihre großen Lndereien niht mehr wird haben können, weil sie nur unter bestimmten Kulturbedingungen Eigentumsrecht an ihren Ländereien erwerben kann. Zu der Zeit, wenn dle Sangha-Bahn fertig ist, wird von dem großen Areal der Compagnie - Forestière nur noch ein kleiner Rest übrig sein. Die Bahn soll durhaus nicht den Zwecken der Gesellschaften dienen, sondern es ist die große Verkehrsader, die vom Westen nah den Osten des Schußgebietes geht und ‘das ganze große Schußzgebiet von Kamerun ers{hließen soll.

Es ist nun gefordert worden, daß Handelsfretheit eingeführt werden soll. Ich habe mich darüber bereits in der Budgetkommission ausgesprochen, daß Handélsfreihetlt, soweit sie noch nicht vorhanden ist, mit allen Mitteln eingeführt werden soll. Das einzige, was uns ge- legentlih entgegenstehen fönnte, find einzelne Konzessionsre(hte, die müssen wir natürlich respektieren. Wir haben drei Mittel n der Hand, wir haben einmal die Congoakte, wir haben zweitens unsere Gesetze, und wir haben drittens die Lastenheste. Wenn wir diese drei geseßlichen Handhaben ausüben, dann sind die Konzessionsgesells{aften,

fo unbequem sie au sein mögen, fo sehr fie einer Hypothek auf diesen neuen Besiß glelhen mögen, nicht so unüberwindbar, daß 2s 0 traurig darüber sein müssen. (Bravo !) ;

Abg. Erzberger (Zentr.): Der S R M A, in seiner Ertl andpunkt aus, wer niemals einen Nau + braver Mann. Deshalb meinte er wohl, dag U us is Pi daß die Eingeborenen fi nicht so \tark betcinken. Gerate fue Î 0? merun ist aber die Bekämpfung des Alkoholismus ganz ‘besonders L Witertinate ee ani: dah internationale Abkommen l d en Regier Ÿ / Lee deer l ahren, wie sh Peantrel fen lein

C 4 Zrhohung des Alkoholzolls ü tellt.

Ich bitte, daß unsere Regierung ih) jolls gegenüber fle ; 1 )ren gan t eige ene tete ind Ae de Gnsuhntlo G 7 werden. enso er- R von Konzessionen für Altsb othen Et La itia e a ufstand_ in Ostafrika im Jahre 1905 ist ja in éxster Linie Gin N A zurückzuführen. Im Kainpfe gegen die Kon- tit bee Gesellshast ‘Morbwesugaunes erreicht worden. Das Reich stebt K esttamerun in eine i: l Me dae ici fene ns et dg lu Hes Do

; . andelt ih ja dabei zunä E Ra 00 Vorfrage, ‘ob “die Eatziehüng etner Konzession seitens e Forts ng Leruvtlit) angefochien werden kann. Wenn man an A ate V er Manengubabahn denkt, dann ist es meiner att beschränkt i 5 orarbeit, daß das Konzessionsgebiet dieser Gesellschaft: Gesellschaft y r 1 Sonst hat von diesèm Bahnbau tatsählih nur die e lid f L Vortetl. Wie man zu Abkommen mit einer Konzessions- gele at Lommen ftann, das haben wir bet der Gesellschast Süd- Gebietes gesehen. ‘Diese hat dadur allmählich auf */e ihres großen ae es verzichtet Klagen über diese Gesellschaft find niht m-hr au O Selbst die Konkurrenten dieser Gesellschaft müssen zugeben, daß sie äußerst geschickt und vorsichtig vorgeht. Die sonst j renzstreitigkeiten in ihrem Gebiet Haben: ganz aufgehört. Jch wäre «deshalb froh, wenn wir auch mit den anderen Konzessionsgesellschasten zu einem \o vernünftigen Abkommen kämen. Die Gefellshaft war“ zuerst belaisch und eine “große: Spekulationsgesellschaft. ‘Als damals ihr Direktor gestorben war, kam dèr Abg. Dr. Semler zu uns und sagte, er solle jet dieses * Amt lüibernehmen. Er fragte uns gleichzeitig, ob etwas dagegen

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