allseitig vermeiden. Was die Eisenbahn nah den
Wir sagten thm, daß sei seine eigene Gewissenssa e. Darauf gab denn Dr. Semler das Referat über Kamerun ab, Pehielt aber die anderen bei. Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden. An feine Stelle trat für Kamerun der Abg. v. Arnim: Diese Einteilung haben wir erst seit 1911. Snfolgedessen bekamen ja auch die Herren von der fortschrittlihen Volkspartei ein Referat. Das hat erstaun- li gewirkt, ih hoffe, daß die Kolonien fih so schnell entwideln werden wie diese Herren. Jedermann wu te also, daß der Abg. Dr. Semler Leiter der Gesellschaft war (Zuruf des Abgeordneten Ldebour: Wir haben dagegen protestiert!) Gewiß, das haben Sie getan; aber Sie sind doch nicht das Haus. Es wäre etwas anderes, wenn dem Herrn nachgewiesen würde, daß“ er seine Eigenschaft als Referent mißbraucht hat. Dr. Weill meint nur, das könnte vielleiht einmal eintreten. Das kann aber jedem passièren, sogar étinem sozialdemokratischen Arbeitersekretär. Er braucht bloß seine gelegentlih hier' gehaltene Redé abdru@en zu lassen, ünd er spart seinen Leitartikel für die nächste Woche. Die Aeußerungen des Staatssekretärs über die Neukameruner Gesellschaften sind sehr erfreulih. Dadurch haben wir die Gewähr, daß bei Mißbrauch der Rechte mit, Entschiedenheit vorgegangen wird. Mandhe Schwierigkeit wird aber auch fortfallen, wenn es gelingt, in die Verwaltung der Gesellshaften deutshen Einfluß hineinzubringen. Dadurch werden denn auch auf den Faktoreten die französishen Kaufleute dur deutsche erseßt werden. Was die Mittellandbahn betrifft, jo wünsche ih, daß die Vorarbeiten spezieller sein müssen. In bezug auf Major Dominik, bin ih von der katholischen Mission gebeten worden, hier festzustellen, daß die Angriffe auf ihn völlig haltlos und unbegründet find.
Abg. Dr. Weill (Soz.): Ih bin nicht erstaunt, daß der Staatssekretär theoretisch meinen Ausführungen über die Notwendtg-
_feit, den Einfluß der Konzessionsgesellschaften einzuschränken, zugestimmt
hat, denn die Denkschrift von 1911 vertritt denselben Standpunkt. Ih habe aber Wert darauf geleat, daß diese theoretische Cntschlossen- eit des Kampfes gegen die Mißbräuche der Konzessionsgesell]chasten au in der Vergangenheit in die Tat umgesezt worden wäre. Wenn uns die Maßnahmen der Südkametunge]ellshaft angeführt werden, so kann uns dies niht beruhigen. Die Regierung ‘war gezwungen, gegen die. Gesellschaft durch Verordnungen vorzugehen. Diese Gé ell- schaft steht keineswegs so rein da wie ein neugeborenes Kind. Ebenso hätte die Regierung gegen die Kongogesellschafr vorgehen müssen. Die Verhandlungen hatten den Zweck, die Gesellschaft zu stärken. Das hat Tardieu in feinem Buche zugegeben. Dem Fretherrn von der Lancken habe ih per)önliches Interesse nicht vorgeworfen und nicht vorwerfen wollen. Mich interes\sierte nur, daß an solchen Verhandlungen der Beauftragte der deutschen Negierung in Paris persönlich dauernd aktiv teilgenommen hat. Der Staatssekretär hat dem Abg. Semler gedankt, daß er so rege, ich möchte beinahe sagen, fo eigennüßig, teilgenommen hat. Diese Verhandlungen fanden ja statt lange bevor von den Neus- erwerbungen die Rede war. G8 handelte sich um rein private Ge- \cäfte, niht um die Wegräumung politisher Schwierigkeiten. Gs war also niht Sale des Bolschastsrats, an Versammlungen teilzu- nehmen, die geeignet waren, die Position ‘der Gejellschaft zu stärken und ihr die Taschen zu füllen. Keinesfalls handelte es fi um éine vaterländische Tat des Abg. Semler. Jch habe auf die Gesähren aufmerksam gemach{t, die gegenwärtig bestehen, daß der Einfluß der Konzessionsgesellshasten gestärkt wird, daß die Fortführung der Bahn bon Duala bis zum Kongo lediglich den Erfolg haben kann, den Ge- sellschaften Nußen zu bringen, für die Erschliezung des Schußgebietes aber keinen Vorteil hat. Jh fann nux wün]{en, daß die Regierung ihre Antipathien - gegen die Gesellschaften 'auch tatkräftig zum usdruck bringt und sih nicht gentert, auch den Kampf gegen sie aufzunehmen, natürli unter Beachtung der Verträge, Ich glaube bewiesen zu haben, daß meine Ausführungen nicht überflüssig waren. Der Abg. Paasche hat uns belehren wollen, was im Rahmen einer folien Debaîte zulässig ist oder niht. Wir brauchen hierüber eine NBorscriften, wir lassen uns in unserm Vorgehen von unserer Pflicht und unserem Gewissen treiben. Die Debatte hat bewiesen, daß fie auch in bezug auf die genannten Perfönlichkeiten nicht ohne Cindruck gewesen ist. Der Abg. Erzberger hat exemplifiziert auf die parlamen- tarishe -Betätigung von Vertretern von Gewerkschaften. Dex Ver- glei von Grwerbzgesellschaften mit ideellen Gemeinschaften ist absolut unrichtig. Ih habe den Abg. Semler niht hindern wollen, hier aufzutreten und von ihm zu erfahren, welches Interesse be- {timmte Erwerbsgesellschasten haben: Sch habe dokumentarish bewiesen, daß seine Cigenschaft als Kolontalreferent zu“ seiner Empfehlung für gewisse geschäftliche Transakttonen geführt hat. (Es fann mcht bestritten werden, daß diese Ausnußung zu Geschäften, mag sie von ihm ausgehen oder von anderen, ihm die Uebernahme
eines Kolonialreferats durchaus erschweren mußte. Wir tehen mit
i teinung nit allein, eine Presse, die dem Abg. Paaîche viel E t) S hat das heute früh bestätigt. Wir als Vertreter
- der sozialdemokratischen Bevölkerung halten es für unsere Pflicht, in den Zusammenhang von
Politik und Finanzkapital hineinzuleuchten. Abg. Dr. Arendt (Ny.): Wir betrachten die Konzessionsgesell- atten als eine lästige Erbschaft, aber wir A über e echte nit zur Tagesordnung übergehen. Die Art, wie der Staa1s- sekretär sich ausgelassen hat, bürgt dafür, daß er die Interessen Deutschlands wahren wird, aber erworbene Rechte respektiert. Die Bebanblung des Abg. Semler durch den Abg. Weill ist bedauerlich. Der Abg. Semler hatte loyal au uns sein Vorhaben mitgeteilt, wir haben dagegen nichts einzuwenden gehabt. Einen persörilichen Vor- würf kann man ihm niht machen. Man sollte solche Splitterrichteret betriff Maneñgubabergen E o kann von einem Steckenbleiben feme Rede sein. Die Bahn übrt gerade unter der Bedingung bewilligt, daß sie nicht weiter A rt werde. Für das erste Stück war schon eine große eigene, Be- Wie f vorhanden; sie sollte die Erreichung der Küste ermöglichen. Strecke fels besteht, ist die Bahn eine außerordentli wichtige die Lite das Crschliéßen des Fnnern dér Kolonie. Wir werden Die übera fortführen auh im Interésse der. Baumwollkultur. iü hrun S: 8 wichtige Linie naß dem Njong findet in der Bauaus- d 13 cwierigkeiten, aber unsere Technik wird sie überwinden, m ner noch e in der Kritik übertrieben, weil man das Projekt Sü êbter Stunde zum Scheitern zu bringen hofft. Ver
Stbelt den, nie eht fi nicht mit Unre(t als stiefmütterlih be-
T einen Y muß uh nah dem großen Hafen von Dun, o Brscheint Gh uen, Nach der Angliederung von Neu- wieder aufgegeben und Dise e bbndig daß die Hauptstadt Buea Die Einwohner der neuen La He Landeshauptstädt erhoben wird. Buea nur sehr {wer erteilte es würden den Gouverneur in von jo großem wirtschaftlichen Wert. das e 1 eit E “dur i Er, uns thre weitere - ean S beungen e Bea ie Üeberrashung bieten wird. bet weitem gunstiger als bisher. A Eu lauten do jeßt Hoffnung begründet erscheinen; daß eine w A Kamecun läßt die Kolonialelats, Bee A ies die Se g e f deutsches Kapital "un Be H m Selb für ibre Titigkei a R dort ein ergiebiges Aba. Ledebour (Soz): - Der Abg. S : S an E bedauerlihen Farbenblindhelt aur dene Gebiet LE Mtb Moral (Präsident Dr. Kaempf rügt diesen Ausdru), sondern V än einer bedauerlichen Gedächtniss{htväche. * Die Angelegenheit eint {on über ein Jahr beschäftigt. Als der Abg. Semler Aussichtsrat werden sollte, hat er si an eine Reihe von Kommissionsmitgliedern gewandt; wir wurden nicht gefragt. Der Abg. Semler erzählte uns, man habe ihm gesagt, das dürfen Sie ruhig tun Heute hören wir, daß der Abg. Erzberger etwas gans anderes gesagt hat. Das ist es, was ih Gedächtnis[chwädche nenne. Nach unserer Auffassung gehört ein Aufsichtsrat einer folonialen Erwerbsgesellschaft bers haupt nit in ‘die Kommission bei der Beratung des Kölonialetats: Das. wird ¿ B. in aen E I L versammlungen verlangt, daß solle Interessenten ei der Ent- scheidung über Angelegenheiten herauszugehen haben, bet denen sie irgendwie interessiert sind; hier wollen die bürgerlichen Parteien das
nit gelten lassen. Die Südkamerungesellshaft soll ihr Areal jeßt
auf 50 000 ha beschränkt haben; in dem Bericht der Gesellschaft steht M a daß a Konzessionsgebiet 15 Millionen Hektar war, ein Gebiet von der Größe eines Königreichs. Heute könnte Tein Staats- sekretär es mebr mil seinem Gewissen vereinbaren, foldje Konzessionen zu gewähren. Der Abg. Dr. Semler hat gestern gesagt: Wir könen nicht alle Journalisten, Schauspieler und sozialdemokratishe Abgeordnete sein. Diese Aeußerüng soll uns offenbar als minderwertig hinftellen, uns diskreditieren. Daß eine bötartige Absi{t * hinter diéser Aeußerung steckt, ergibt sich daraus, daß er die ‘Rechtsanwälte nit erwähnt, die unter uns au “ zahlréich vertreten sind. Fch würde mich s{chämen in den Grund meiner Seele, wenn ih ‘als Rechtsanwalt eine solche Aufsichtsratspolitik als Neferent hier im Reichstag triebe. Wir haben nichts dagegen, daß er als Rechis- anwalt die Interessen einer Erwerbégesellschaft_ vertritt, fondern daß er in eine solhe Gesellschaft als Abgeordneter und Referent ein- getreten ist. Daß “in soldjer Weise “in Frankreih hetumoperiert wordén ist, hat der Kollege Weill gestern gezeigt. In der Kommission hat der Abg. Semler die Fortführung ‘der Bahn von Duala nach Bonga empfohlen und zwar im großen Bogen herum “durch die neu erworbenen Gebiete, und er motivierte diese Forderung damit, daß wan dadurch den oberen Kongo abfangen fann. Dagegen bin ih aufgetreten und sagte, das sei wider- sinnig, aber diese Bahn würde allerdings das Gebiet von Neukamerun ausscheiden, und das würde ein Vorteil für die Südkamerungesellschaft sein. Der Abg. Semler hat also eine Bahn vertreten, die der von thin vertretenen Gesellshaft von BVorteil werden müßte. Von einer Ablehnung des Verkehrs konnte dabei feine Rede sein. Daß folche Gesellschaften einen großen Einfluß auf die Regierung ausüben können, ist auh von französischer Seite hervor- gehoben worden. Darum ist es unzulässig, daß ein Abgeordneter“ als Aufsichtsrat oder gar Präsident etner solchen Gesfellschajt beitritt und dann im Neéichstag noch_ obendrein als Referent seinen Einfluß zugunsten dieser Gesellschaften geltend maht. Das verträgt sich nicht mit unseren Begriffen politischer Moral. Cbensowenig wie ein arbenblinder Lokomotivführer sein kann, ebenfowenig darf ‘der
Meidhotac gestatten, daß ein solcher Mann ein MNeferat übernimmt. Sie mögen tun, was Sie wollen, Sie mögen den Abg. Semler deen oder halb decken, wir werden das Verhalten des ‘Abg. Semler und seiner Freunde an den Pranger stellèn und dafür sorgen, däß die öffentlihe Meinung es unmögli ma
Damit schließt die Diskussion. genommen. j ; s E i
Der Etat für Kamerun wird nah den Kommissionsanträgen erledigt. j ; y Der Etat für Togo passiert ohne Debatte. ; b Es folgt der Etat für das südwestafrikanishe Schuß- O E 5 i : Auch hier hat die Kommission nur unbedeutende Abstriche vorgenommen. : : :
Beantragt werden von ihr folgende Resolutionen:
1) „Den Reichskanzler zu ersuchen, für die Zukunft eine ver- änderte Ea des Haushalts für Südwestafrika hinsichtlich der Landeépolizei und der Schußtruppe n Erwägung zu ziehen, und zwar auf der Grundlage, Lit nicht, wie bisher, die Kosten der Landespolizei dem Schutzgebiete, die der Schußtlruppe aber dem Reich zur Last fallen, sondern daß die Kotten der Landespolizei und der Shußtruppe einheltlih na. einem 1m Etats8gesez festzusezenden Verhältnis auf Neich und Schußzgebiet verteilt werden ;" ;
58 „den Reichékanzler zu ersuchen, er möge veranlassen, daß die na
Die Resolution wird an-
amerun verbannten Hottentotten in ihre Heimat zurücktkehren Le dort ihren früheren Lebensgewohnheiten gemäß angesiedelt werden ;“ ° S 3) „den Reichskanzler zu ersuchen, im nächstjährigen Etat für Südwestafrika bei den Anforderungen für die Militärverwaltung die Stärke der Schußtruppe zu verringern.“
Bei den Ausgaben für die Zivilverwaltung, „Gouverneur 40 000 6“, bemerkt der /
Abg. Hr Qu esl el (Sóz.) : Der Staatsfekretär ‘wollte mir “Unannehmlickeiten ersparen, indem er auf meinen Artikel nicht weiter
einging. Er hat #ch nur Ünannehmlichkeiten erspart. Denn alles, was mein Genöósse Henke über die Kolonialpolitik sagte, unterschretbe ih. Nur bin ih in einzelnen Punkten etwas optimiitischer. Ich bin gespannt, wie lange és noch mögli ist, aus dem Wüstensande jährlich für 20 Millionen Mark Diamanten herauszuholen. Schon jeßt ist eine Minderung an Wert und an Aussehen festzustellen Glücklicher« weise vollzieht si in der Viehhaltung ein Gesundungsprozeß, indem die Hoe des letzten Krieges allmählih s{chwinden. Die Farmer pérlangen türmish die Oeffnung unserer Grenzen für ibr Fleis. Das Land foll jährli 300000 Schlachtochsen und 800/000 Schafe liefern können. Da muß natürlich die ganze foloniale Begeisterung des Abg. Oertel zum Nedaktionsfenster hinausfliegen. Der Asvhaltagrarier, der von Südwestafrika aus die Léttartikel für die „Deutsche Tages- zeitung“ \{reibt, versucht ja, den Farmer nachzuweijen, * daß. sie un- recht tun, nach Deutschland exportieren zu wollen. Graf Kaniß brate es fertig, den Farmern den Rat zu geben, sie söllten ihr Fleisch nach England exportieren, dort gäbe es keinen Zoll. Wir
* Haben also jahrelang Opfer* gebracht, damit {ließli England billiges
leis) befommt. Das übrige Südafrika hat die Einfuhr lebenden
Niehes aus Deuts Südwestafrika veiboten. Macht man nun den
Farmern besonders im Ytorden des Sthußgebiets fo die Viehzucht un- mögli, dann ruiniert inan sie direkt. Der Abg. v. Bbhlendorfs-Kölpin gab den Färmern den Nat, nur Schase zu züchten. Wie man den Farmern bei uns Einfuhrmöglichkeiten für ihr leis hafen muß, muß man aber au auf Sparsamkeit in allen Gebietèn dér Verwaltung dringen. Man hatbisher zu sehr äus dem Vollengewirtschaftet. Ein Krebs- schaden ist der viele Guropaurlaub, der den Etat schwer belastet. Das Klima ist dort gesund / und für den Europäer sehr ‘erträglich. Die Whne sind in Südwest systematisch so heruntergedrückt worden, daß bei den Teurungsverhältntssen dort die Arbeiter kaum noh damit bestehen können. Der Lohn geht herunter bis zu 6 #, einem Saß, der für Deutschland niht zu hoh, für Südwest aber direkt etn Hungerlobn ist. Den Unternehmern sollte verboten werden, ‘die weißen Arbeiter durch “die farbigen zu verdrängen. Cine große Menge Arbeiter und Handwerker haben im leßten Jahre die Ko- sonte verlassen. Es ist nicht richtig, daß die Vollendung der Bahn- bauten die Ursache davon ist, denn lange nit alle Abgewanderten waren bei diesen Bauten beschäftigt; viele haben mit einem Fluhe und ‘einem Steinwurf [den Boden verlassen, ‘der ihnen zur zweiten Heimat geworden wär; sie kehren als Bettler in die Heimat zurück, ärmer, als sie auégezogen waren. Wird das Todes- urteil gegen den Sc{zehnjährigen, der ein vierjähriges Kind ver- gewaltigt hat, vollstreckt, so wird dér deutsche Name geshändet werden durch einen Akt der Lynchjustiz, der sich in die Form des Rechts fleidet. Der Gouverneur“ Dr. Seiß oll das erste Urteil, ‘das aue § Jahre Zuchthaus lautete, unter dem Dru der Farmer kassiert haben. Hier muß uns ausführliche Auskunft gegeben werden. Den
ereros, die dem Ausrottüngsfeldzug entgangen sind, \oll es fehr Drbt gehen ; thnen muß geholfèên werden, und die Hottentotten, die in grausamster Weise ins Gril nah Kamerun gebracht wurden, also aus einem gemäßigten Klina unter die glühende Tropensonne, müssen in ihre Heimat zurückgeführt werten.
“Gouverneur Dr. Sei h: Der Vorredner hat, wie gestern auch der Abg. Noske, den tieftraurigen Fall hier zur Sprache gebracht, daß zwei {were Verbrechen im Schubgebiet an Kindern begangen worden sind. Die Mitteilungen, die seinerzeit darüber in der Presse erfolgt sind, habe ih nicht mehr im Gedächtnis, aber ih fann mir nur denken, daß die beiden Herren si aus solchen Veröffentlichungen in der Presse ihre “Ansicht gebildet * haben ; eine réelle Unterlage haben sie nit. Das - erste Urteil habe ih allerdings nit bestätigt, aber nicht unter dèm Druck der öffentlichen Meinung und auh nit, um ein Todesurteil zu erzielen, sondern weil nad) den mir vorliegenden Akten die erste Verhandlung
land s{leifen, 5% zurüderstattet.
feine genügende - Klarheit über den Tatbestand gegeben hatté. Fch habe den Fall an das Gericht zurückperwicsen und. habe, dessen glaube i mi) ganz bestimmt zu erinnérn, in der zurückvetsenden erfügung sogar die einzelnen Punkte angegeben, die aufgetlärt werden mußten. Es hat darauf etne neue Untersuchung statt gefunden, und da hat fih der Stand der Säche sehr viel \{chwerer herausgestellt, als nah der ersten überhauvt anzunehmen war. Näch der: ersten konte man noch daran zweifeln, ob ein Akt der Ver- gewaltigung / vorlag, nach der zweiten niht mehr; es steht Fest, daß der Eingeborene, cin ungefähr 16 jähriger Junge, ein 5 jâhriges weißes Mädchen vergewaltigt und mit einer Gescblechtskrankgeit än- gesteckt hat. Das Gerichr hat daraufhin “das Todesurteil gefällt, und ih häbe in anäaloger Anwendung ‘des 8 57 des Yeihs- strafgeseßbuhs dieses umgewandelt in 10 jähriges Gefängtis. Weiterhin ist der Vorredner auf die Lohnverhältnusie ter weißen Arbeiter eingegangen, und er tneinté, der Tagelohn betrage zurzeit an vielen Stellen 6 4. Da muß ter Lohn, seitdem ich dié Kölönie verlassen habe, ganz erheblich gesunken sein; in Windhuk wär der billigte Tagelohn, den ih da fennen gelernt habe, 10 M für Un- gelernte, ein Gelernter bat im allgemeinen 18 bis 20 #. Wie. es damit noch vor einem Jahre stand, ersehcn Sie aus folgendent. Die Firma Koppel müßte“ nah Beendigung von, Neuatbeiten
eine Meihe weißer “Arbeiter entlassen, meitens Kroaten und SFtaliener. Diese fanden keine weitere Beschäftigung, sie
fammelten sich in Windhuk und verlangten vom Bürgermeister Arbeit. Dér wollte ‘hnen auch Beschäftigung am Wegebau gebèn, aber nur für 6 6 Tagelohn. - Das haben die Arbeiter sämtlich zurückgewiesen. Es fanden eine Reihe vön Arbeitslosciversammlungen statt und \chließlich kam au eine Deputation an mich. Ich fragte sie, warum sie denn nicht auf die Farm gingen, da würden - überall tüchtige Arbetter gesuht. Sie antwortetèn, auf die Farm gingen sie nit. Auf meine Frage, warum ie nit in dèr Stadt für 6 16 arbeiten wollten, antworteten sie: Für 646 arbeiten wir ni{t, wir verlangen mindestens 15 #6 — das wurde mir in Gegenwart von Zeugen gesagt. Als ich nun erklärte, dann könne ih ibnen uit helfen, fagten sie: Dann werden Sie gezwungen sein, uns auf Kosten des Fiskus nah Europa zu \hicken. Gewiß, sagte ih, aber ich" werde" mi er- kundigen, ob Sie cin größeres Guthaben bei det Afrikäbank haben. Ih habe niht einen auf Kosten des Fiskus zurücbefördert. Niemand von diesen sämtlichen Leuten ist an mich mit der Bitte herangetreten, thm die Heimreise zu bezahlen. Allerdings mußten einige als Arme nah Hause befördert werden, da handelte es sih üm Krankheit u. dgl. Daß man in Südwest unter Umständen fit der sozialen Gesetzgebung vorgehen muß, diesem Gedanken stimme ih obne weiteres zu und bin ih au fest überzeugt, daß fie, wenn das Be- dürfnis vorliegt, auch sofort eintreten wird; wir haben tn der Beziehung auch {on Berechnungen angestellt. Daß wir bis jeßt nit daran gegangen sind, liegt daran, weil der Kreis det zu Versichernden fo klein ist, daß die Kosten ganz enorm, die Beiträge ünverhältnismäßig hoh sein müßten. Sehr interessant war mir, was von Beilimmungen der englishen Regierung in ihren Liéferungsverträgen gèsägt wurde; ist das vielleicht die Regieruna der Südafrikanischen Unica? Ich bin darüber nicht informiert. Ich kenne allêrdings die Bestrebungen der Union, jede farbige Arbeit auszuschließen; ih habe ah \chón in der Kommiission erwähnt, daß der" vorjähriae Kotgreß dex Arbéiter- partei in Bloemfontein beschlossen hat, ein Gesetz zu fordern, wona alle Betriebe, die Farbige verwenden, doppelt be1teuert werden sollen. Der Ausschluß der farbigen Konkurrenz ist. ja die Parole des ganzen S@hußgebtets, das ist eine Parole, gegen die mitunter die Regierung ankämpfen muß, weil die Farbigen zu sehr 0ous ihren Stellen ver- drängt werden sollen. Daß dur die Einfuhr von Farbigen eine Lohndrükerei stattfindet, ist mir niht bekannt. Man findet farbige Arbeiter in der Lüderipbucht, “einzelne fehr wenige in Swakopmund, einzelne in den taufmännischen Betrieben und im Küsteibetrieb Und einzelne bei der Gärtnerei. Die Verwendung in den Farmen ver- bietet sich {on dadur, daß der Lohn 80 bis 90 F neben freier Verpflegung beträgt. “Was die Frage der LohnÞsändung anlangt, so ist mir-in dieser “Beziehung noch kein Fall bekannt geworden, "ih werde aber die Anregung des. Vorredners - nahprüsen, sollie ih seine Angabe „bestätigen, so würde ches / „allerdings für ridhtig halten, mit der Geseßgebung vorzugehen. Auch der weiteren Anregung des Vorredners, daß die Eliteböceneitonmiifare jedes Jahr einen Bericht vorlegen, und däß dieser in dem Jahresbericht auf- genommen wird, kann {h nur zustimmen. "Was den Ernährungs- und den Gesundheitszustand der Hereros betrifft, fo muß {ch zugeben, daß
der Gesundheitsjustand besonders wegen der Geschlechtekrankheiten außer- : erordentlich viel zu wünschen übrig läßt. Wir sind da so vorgegangen,
daß wir die Behandlung mit Salvarfan unentgeltlich in den Spitälern dur{chgeführt haben. “Nah den Bexichtèn “ls Aerzte it mit dieser Behandlung “cin außerordentli günstiger Erfolg er- zielt worden. Die Ernährung wird: {h von Jahx "zu Jahr bessern, “je mehr zum landwirtschaftlichen Betricbe übergegangen wird. Die Hereros "Hatten fich irtüher - von Feldköst genährt. Sie * waren daran gewöhnt, “und die Meis- und PYteehlkost war ihnen niht ‘zuträglih, sie wär etwas zu “einförmig. Wir werden für “den Anbau von Gemüse, Kartoffeln usw. sorgen, dann wird auch ‘der vie)beklagte Skorbut vers{chwinden. Was die deportierten Hottentotten betrifft, so muß ih sagen, daß ih sie nit kenne. Als wir vor ‘der Frage standen, ob wix diése Leute in Kamerun aufnehmen sollten, häben wir uns zunächst erkundigt, wie es den Hottentotten ergangen ist, die früher in Buüea waren. Es waren 52 von Togo nah Kamerun geschickt worden. Davon ist einer bei der Ankunst- gestorben, die anderen sind’ nach Buea gekommen und haben fi dort recht wohl gefühlt. Wohl aber trat die merkwürdige Erscheinung zutage, daß cin Häuptling dem Stations{ef sagte, er wolle mit jenen s{chmutigen Leuten nichts zu tun haben, also mit Freude find diese Hottentotten niht in Kamerun aufgenommen worden. Nun ist mir mitgeteilt worden, daß es G bei diesen Hottentotten um absolut getährliche Leute handelte, nicht um einen Stamm, sondern um eine Gesellschaft, die \fih aus ver- schiedenen Stämmen zusammengefünden “hätte, um Leute, die aug- gerissen waren ‘und Viehdiebstahl begangen hatten. Wenn festgestellt werden sollte, ‘daß sie troß allèr Fürsorge das Klima absolut nicht vertragen können, so bleibt nichts übrig, als sie nah Südwestasrika zurückzubringen und sie dork untzrzubringen. :
Abg. H o ch (Sbz.): Méêin Kollege Noskè hat fh ein Verdienst erworben, daß er das Material hier vorbrachte. “In See O Löhne können tit uns auf die, Windhuker Zeitung“ berufen, die Fabít zugibt, daß die Kapitalisten, um die Löhne zu drüccken, ausländisc Arbeitskräfte ‘heranziehen.“ Aber dèr Gouverneur \Geint die a E Zeitungen des Schubgebièts nicht einmal zu lesen. Dem Sacia, sekretär muß ih in der Diamanteafrage zugestehen, daß 63 D gelungen ist, etnen gröyen Teil der Verspreungen des v A Jahres zu erfüllen. So ist der Wettbewerb dvurGgeseut Vie müssen “aber auch verlangen, daß d 7 DurGgeseut. Wir
: E | | êr deutsch: id { deutsde äFndustrie To weit berüdsidtigt E Handel und die
ist. Die deutsche Induilrie muß deshalb die Día E G
L; manften zu dem- Nun befommen ja die- B Diamanten in Deutsch- E Mit derartigen Liebesgaben kann une, E abêr unsere 4 p 5 L ODICC:: 25 ie t 8 haben a zwei Großkapitalisien Vorteil, die f N E Ad j e 8 Unsere Industrie verlangt nur, daß sie gute Steine Ee R wie das Ausland bekommt. Gegen vie e müßten oyal vorgeaangen worden, Die “deutshen Lohn» a as mit Kommissionsware versehen werden. Dem jeßigen gen Geschäftsbetriebe muß ein Riegel vorgeschGoben werden.
Staaissekretär des Reichskolonialämts Dr. Sóölf:
Meine Herren! Die Rede des Herrn Abg. Hoh hat eigentli ganz anders geendet, als sie angefangen hat. “Am Anfang hat er der Kolonialverwaltung den Dank nicht vetsagt, daß wir im allgemeinen die Versprechen, die wir im vorigen Zahre abgegeben haben, gehalten
selbén Preise wie das Ausland bekommen jenigen, die den Nachweis führen, daß fe die
man vielleiht eine nichtleiflungs deutsche Dianiantenindustrtie He l