1913 / 86 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Apr 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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* Lehrer ganz unmöglich. In

“Yeberzeugung.“ Das widerlegt

d M 86,

um Deutschen Reichsanzei

Zweite Beilage

Berlin, Freitag, den 1. April

ger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

1923.

(Stluß aus der Ersten Beilage.)

Die Anschauung der preußischen Regierung widerspricht der Anschauung der N Eta Welt. Die Ursache der ganzen Misère ist, daß die Volksschule bei uns niht wie in anderen Ländern den Beruf hat, das Interesse des Kindes in erster Linie zu wahren. Bei uns hat die Schule den Zweck, zu ermöglichen, daß das Kind feine Muttersprache nicht erlernt, sondern verlerat. Sie haben es fo weit gebracht, daß die Volks[chule bei den Cltern der Kinder als verhaßtes Instrument betrahtet wird. Will der Minister vielleicht bestreiten, daß die polnische Schule aus[hließlich in den Dienst der Politik gestellt werde? Man bat cin genaues Spioniersystem. cin- gerichtet. Man kaun bei uns niemand raten, Lehrer zu werden. Ec muß entweder seine Nation verraten, oder er muß Märtyrer werden. Non oben na unten herrscht bei den Schulbehörden die Tendenz, die Sqgule politischen Zwecken dienstbar zu maden. Diese Tendenz reicht bis in die Schuldeputationen hinein. Darauf ist es auch zurüczuführen, daß kürzlich in Posen ein ganz unfähiger Lehrer zum Rektor gewählt wurde, weil er im Ostmarkenverein eine hervorragende Nolle syielte. Einen großen Mißgriff bedeutet der Beschluß der vereinigten Straffenate des Reichsgerichts, der. die Versagung des Unterrichtserlaubnisscheins an polnische Privaipersonen, die fih mit dem Unterricht in der polnischen Sprache befasjeu, bestätigt. Auf eine Beschwerde an den Minister erwidert derselbe, daß er sih der Entscheidung des höchsten Gerichtshofs unter- werfen müsse. Sehr merkwürdig ist es, daß alle Beschwerden bei den zuständigen Behörden erst nah Jahren ih:e Erledigung finden. Wenn auc der erwähnte Beschluß des Reichszerlchts, der 11h auf frühere Nerordnungen stüßt, formell vielleiht zu Necht besteht, fo ist er aber mindestens aus ethishen Gründen bedeuflich. Wenn wir hier das Wort ergreifen, so wissen wir ja zwar, daß wir die Negierung nicht betehren fönnen, aber wir. wollen die polnischen Eltern darüber auf- klären, wie die preußischen Volks\ulen in den Dienst der nationalen Unterdrückung gestellt werden.

Abg. Borchardt - Berlin (Soz ): Die Abgg. Heenroth und

“Heß haven behauptet, daß unsere Volks\{ule einzig dastehe, und haben

den hoben Stand des preußishen Volks\chulwesens an der Hand amt- licher Statistiken nahzuweilen versucht; sie haben weiter bemerkt, daß unsere Volksschule uns niemand nachmachen könne. Etwas Aehnliches hat seinerzeit Bismarck behauptet, indem er sagte, den preußischen Leutnant mache uns niemand nach, und do hat ter Schuster Voigt sogar den preußishen Hauptmann nachgemacht. In der Budget- ommission wurde darauf - hingewiesen, daß der. Lehrermangel im großen und“ ganzen überwunden sei, und daß damit auch die Zahl der überfüllten Klassen zurückgehe. Das scheint mir do niht ganz zutreffend zu sein, “denn wir haben noch heute eine Million Kinder, die in überfüllten Klassen untérrihtet werden. Wenn bei uns in der Volksschule eine Klasse 70 und mehr Kinder zählt, dann wird sie noch nicht als über- füllt angesehen. Nach. Ansicht der Regierung ist eine Klasse erst über- füllt, wenn! in ihr mehr als 100 Kinder zu unterrichten sind. Der Minister har selbst anerkannt, daß die überfüllten Klassen eine große Schädigung für die Kinder bedeuten, hat aber troßdem auf eine An- frage n s B d E H R daß N E A H e Lage sei, Mittel für eine Beseitigung dieses Uebelstandes in den Eta einzustellen. Besonders sind die Schulverhältnisse auf dem Lande besserungsbedürstig. Hier sind die Schulen noch gänzlih unzureichend und nur dazu da, die amtlichen Statistiken zu verbessern, damit die Kinder nicht als Analphabeten gezählt werden können. Der Minfster hat erklärt; die Schule sei dazu da, tüchtige, arbeitsfreudige Menschen zu hafen. Er hat deshalb als wünschenswert angesehen, daß die Lehrer zu den S mon e E Aeu S ben Aber in ei asse von 8§0-und mehr ülern ist dies doch den Aber in einer Klasse v i Gegenden, wo bie Junker A Pfaffen i ijt die Zahl der überfüllten Klassen am größten. o E B. e Mane 5000 Schüler in überfüllten Klassen unter- gebracht, und in Trier und Aachen liegen die Verhältnisse ähnlich. Jm Regierungsbezirk Oppeln sind 55000 Kinder in überfüllten Rlasson untergebracht Der Beru? ver When Lehen von, dene der Mini t, es seien 1550 Kandida den, - der e O A fönnten. Warum werden diese Lehrer nicht in der Volksschule angestellt ?_ ne S E ist bekannt. - Die Lehrershaït sagt, ohne e a O 0e C Unterricht nicht möglich. Es ist jeßt Kons E Nat worden, der das Christentum zur, Dad bt Wt erti hat, er war aber ein Verbreher, wie er toller nich 8 bt pas i ternidel der reine Waisenknabe ist; er hat da Abichlechten 8 E en betrieben und selbst die eigenen Verwandten nicht geschont. Nach der „Kölnischen Volkszeitung“ hat Ao Lauscher am 7. März_in Cöln im Verein der akademisch gebildeten Katholiken in einem Vortrag über Konstantin der Ansicht eines Ge- sichtsschreibers widersprochen, daß Konstantin niht aus Ueberzeugung, dern aus politischen Erwägungen das Christentum gefördert habe, N esagt: „Die sittliche Bedenklichkeit einzelner einer Handlungen, e S oren S mus E Ee e ¡e sind ni egen die Gbrenhaftigkeit und Festigkeit seiner religiösen E 0es die g, ole y A Religion die Sittlichkeit gefördert wird. Cin kfatholisher Lehrer A einem Briefe sehr absprehend über die Religion in der Volkssule und sagt u. a., die Bibel gehöre“ nit in die Hand des Kindes; er müsse allerdings einmal {m Jahre das Abendmahl über si ergehen“ lassen, aber „die ‘Welt will ja betrogen sein, also betrügen wix, sie. Dex _preußische Staat gibt ganze 17 pro, Kind für die Volksschule aus. t E anz gleichgültig, ob ein Lehrer evangelisch. oder katholis Ee G ide isf, Der Abg. Heß hat im vorigen Jahre die Auf- e aufgemaht wieviel die Unkosten betragen würden, wenn unser Schulideal, das allerdings etwas Ger U Rh an das s Zentrums, erfüllt würde; er rechnet bei einer e runa ber Klassenzahl nach unseren Wünschen Und unter inshluß der Kosten kür Unterrichtêmittel, Beköstigung und Kleidung der Schüler an laufenden Ausgaben 6,9, Milliarden heraus, wozu noch die eiumaligen Kosten für Schulgebäude e e LORE aab woher das Geld mien A S Elten R eidung und Beköstigung der rechnet. Wenn er werden, und er hat überhaupt etwas sehr hoh ge über 3 Mil sich um 100 0% verrechnet hat, jo bleiben immer noh über 3 Mil- Tiarden Ubeis A ‘ne sebr große Summe, aber wenn sie niht O Das ist noch e E ( 06 nur, daß der Staat nicht genug für La L A A ür die Militärlasten kommen ganz gut 3000 Millionen heraus, für die Mordipertgeuge u r Staat die Mittel, aber nicht für die Bolksbildung, 5 nsere Voltgs über die Intelligenz der Rekruten haben ergeben, - at N Sie Res {hulbildung doch viel zu: wünschen übrig läßt. No Die ullate der ‘besten Berliner Volksschule {ind dien Sliaden ganze preußische Volksschule dient nur poll inpfen. sie wird dazu benußt, die Sozialdemokratie zu _ CODERRS Su vorigen Jahre hat der Kultusminister N e s b dabei ozialdemokratie hie Politik ‘in die Schule trage, und, ha Seite hat auf ein Flugblalt berufen. Auf cinen Zuruf von unserer Das ift ah erklärt, ev werde uns das betreffende Flugblatt en Tes A bis heute nicht der Fall gewesen. Deshalb wiederhole 1 i E E ganz ergebenst. S it ocenseden DOREN g. Kloppenborg-Skrumsager (Däne): Wir Diese B die dänische Sprache in unserer Schule gelehrt werde.

finden.

gerechte Forderung findet selbst in nihtdänishen Gegertden volles Ver- ständnis, nur die Negierung weigert sich, dieien Wunsch zu erjüllen, _weil- sie darin eine Gefahr für den preußischen Staat erblickt. Wir empfinden die abweisende Hallung der Regierung nur als eine große Unfreundlichkeit. Ich bitte den Minister, unseren Wunsch noch einmal zu prüfen. / S i

Abg. Dr. von Schenckeud orff nl): Der Deuische Verein für Knabenhandarbeit, dèr seit vielen Jahren in dankenswertèr Weise von der. Unterrihtsverwaltung eine. namhafte Beihilfe erhält, ist bis- lang der Träger der Bestrebungen- für die werktätige Erziehung. in Deutschland: -er vertritt den Grundge danken des erzieblichen Wertes gestaltender Tätigkeit. Zur Ausbildung von Lehrern hat er- ein Seminar errichtet, das im vorigen Jahre sein 25jähriges Bestehen feiern fonnte und Tausende von Lehrern auégebildet hat. Nach langen Kämpfen hat die deutsche Lehrerschaft endli auf dem vor- jährigen Lehrertage in Berlin den erziehlihen Nußen der gestaltenden Tätigkeit anerkannt, und zwar in der Crkenntnis, daß die Lern- ihule innerlich durch die Arbeitss{chule ergänzt werden müße. Zum Ausbau und zur Vertiefung der Kurse des Seminars muß der staatliche Zuschuß wesentli erhöht werden: die technische. Arbeit in den Kursen muß wissenschaftlih vertieft werden, die Kurse müssen verlängert werden und etne Seminarübungsshule muß hinzutreten. Schon ohne' staatlide Untexstüzung- haben wir dur die dankenswerte Mitwirkung der Verlagshandlung von Quelle u. Meyer in Leipztg das Organ „Die Arbeitss{ule“ geschaffen, ‘um diese pädagogische Idee zu verbreiten. Ih bitte nun den Minister, im nächsten Etat die Unterstüzung für den Verein. für Knabenhandarbeit zu erhöhen. Wir dienen damit einem staatlichen Interesse. Für die Durchführung stehen uns vorzügliche Kräfte zur Verfügung. Auch in „den Prä- varandenanstalten müßte schon mit der Lehrerausbildung für die Arbeitsschulen eingeseßt werden.

Abg. Buttke (kons.): Wir erkennen dankbar ‘an, - daß die. Re- gierung für das Schulwesen, besonders für das Elementarschulwesen, Hervorragendes geleistet hat, und wir können der Negierung dafür nur aufrihtig danken. Gewiß, jedes Menschenwerk i1t Stüctwerk, und wer etwas ausseßen. will, der wird auch dazu Veranlassung Jedenfalls können wir nur auf das freudigste be- grüßen, daß die Regierung: den Bestrebungen der Lehrer o wohl-

wollend gegenübersteht. Allerdings - hâbe ih noch einige Wünsche, die bisher unerfüllt geblieben sind, von denen ih aber hoffe, daß sie. die Negterung berüdsichtigen wird.

Die Mittel, die in den Etat bei dem Titel: „Umzugskosten für Lehrer und Fahrgelder bei Vertretungen“ etngeseßt sind, reichen bet weitem nicht aus und müssen unter allen Umständen erhöht werden. Der Minister hat sich in der Kommission bereit ‘erklärt, eine Gr-

höhung des Titels vorzunehmen, aber bisher ist dies noch nit er- folgt. Die ärmeren ländlihen Gemeinden follten vom Staate mehr unterstüßt werden, ‘da sie oft nicht in der Lage \ind, die für die Schule erforderlichen Mittel aufzubringen. Diese Gemeinden sind oft genötigt, Lehrer anzustellen, die die zweite Prüfung nicht bestanden haben. &r- freulih ist, daß die Lehrergehälter in den leßten 20 Jahren eine bedeutende Crhöhung erfabren haben, was allerdings zum Teil auf die verteuerten Lebenêverhältnisse zurüczuführen ist. Die Vergütun

der Ueberstunden, die sih in manchen ländlichen Gemeinden ährlich auf 60 bis 70 Stunden belaufen, läßt zu wünschen übrig. Die niederen Küsterdienste sind des“ Lehrerstandes unwürdig. Cine der wichtigsten Aufgaben der Lehrer - ist die Pflege: und Erziehung der Jugend. Aus diesem Grunde ist es nötig, daß die Lehrer den Ort ihrer Tâtigkeit' niht zu oft wechseln, damit sie Gelegenheit haben, mit den _ Kindern in engere Beziehung zu“ treten. Ich hoffe, daß die Negierung diese klcinen Wünsche erfüllt, dann wird au Arbeitsfreudigkeit und Zufriedenheit die Lehrer beseelen. Die Lehrer müssen natürlich- standesgemäß ausgestattet werden, und ih-bitte den Minister, baldmöglichst die grundlegenden Bestimmungen über die Größe der Lehrerwobnungen auf dem Lande einer gründlichen evision zu unterziehen. Wenn die Kinder heranwachsen und s{ul- pflichtig werden, und wenn "vielleicht ernste Tage eintreten und der Arzt in der Familie gebraucht wird) und der Arzt dafür 25 oder 30 bekommen muß billiger kann er es auf dem Lande nicht machen —, dann hält den Lehrer nichts mehr auf dem Lande, er strebt so bald wie möglih nah der Stadt, am liebsten dorthin, wo die großen Ortszulagen sind. Das sind die Hauptursachen, welche die Lebrer auf dem Lande. nicht - bodenständig werden lassen: die Wohnungsfrage, das -Heranwachsen der Kinder und die Ortszulagen in den Städten. Deeha!b muß die Grundforderung“ die Gleich- - stellung aller Lehrer in Stadt und Land unter Fortfall der Orts- zulagen sein. Ob der Ausgleich in der Höhe des Gehalts der Sekretäre der Staatsverwaltung be1tehen kann, lasse ih dahingestellt. Wir wollen feine Ueberbürdung der leistungs\chwachen Gemeinden, aber die Beibehaltung der Funktionszulagen würde dein Lehrer auf dem Lande es erleichtern, die Kosten der Familie zu tragen; und seine Boden-. ständigkeit ecmöglihen. Die bürgerlthen Parteien sind - dartn einig, in absehbarer Zeit eine Nevision der Gehälter eintreten zu lassen, Man kann die Klagen der Lehrer und auch vieler anderer Beamter verstehen. Nie hatten wir in fo kurzer Zeit eine \o erhebliche Steigerung der Ausgaben gehabt, wie gerade in den leßten drei Jahren, und-doch kann ich einer Gehaltöregulierung jeßt kaum das Wort reden, weil ernstere finanzielle Fragen àn uns als Deutsche und Preußen herantreten. Mehr als je weisen die Bajonette der Nachbarländer zu=uns herüber, und in dieser ernsten Zeit müssen die Standesinteresjen hinter den nationalen Interessen zurückstehen, es gilt, dem Vaterlande große Opfer zu bringen wie vor hundert Jahren, damit nicht wieder die Stunde kommt, wo das Vaterland in Gefahr ist.

Abg. Dr, Dittrich (Zentr.): Wir bestreiten gar nicht, daß der Staat die Aufsicht über die Schule “hat, aber bei der cminenten Wichtigkeit der Schule für die Erziehung der Jugend muß auch*die Kirche eine Mitaufsicht üiht nur über den Religionsunterricht, sondern auch über den gesamten Unterrichtsbetrieb_ nah der religiós - sittlihen Seite haben. Nichts anderes. Wir weisen den Vorwurf, daß die Kirche eine: Herrschaft oder gar eine Alleinherrschaït über die Schule haben will, weit zurüd, sié will nur eine Art Mitaufsicht, einen Plaß an dèr- Sonne in der Schule haben. Dur den Falkschen Schulerlaß von 1876 ist das Necht der: Kirche auf die Leitung des Neligionsunterxihts fehr einge- schränkt worden. Der Abg. von Campe behauptet, daß der Abg. Heß ih in innere Angelegenheiten einer andern Konfession: eingemisct habe, der Abg. Heß hat aber nur auf das Anwachsen des Unglaubens nit nur in der evangelischen, sondern_ auch in derx katholischen Kirche hingewiesen als eine bedenkliche Erscheinung, die auf die Schule einwirken könnte. Das war sein: gutes Recht. Der Abg. von Campe hat fehr oft auf Erscheinungen innerhalb der katholischen Kirche hingewiesen, weil er_ die Besorgnis . hatte, daß diese Erscheïthungen auf das Staatsgebiet übergreifen könnten. Etwas anderes hat dec Abg. Heß auch nicht getan, er besürGtete, daß gewisse Erscheinungen auf religiös-kirchlihem Gebiet einen bösen Einfluß auf: die Schule hâtten. Die Drtszulagen {ind eine ganz richtige Einrihtung, sie gleichen gèwisse Unstlmmigkeiten aus. Aber varüber wird mit Necht geklagt, daß die Genehmigung der Orts zulagen der Gemeinden eigenartig Die Negierung in Koblenz hat z. B. die von Neuwied beschlossenen Driszulagen nicht genehmigt, obwohl die Teuerungsverhältnisse und die“ sonstigen Voraus- seßzungen der Ortszulagen allgemein „anertanni sind, während anderswo, wo die Verhältnisse nicht einmal so liegen, die Orts-

ulagen genehmigt sind. Die Reform der Lehrerbildung ist ein ata E da von ihr die Volksbildung im all- gemeinen bedingt wird. Wir begrüßen es auch mit Freude, daß an den Prâäparandenanstalten zwei Lehrer als ordentliche Lehrer mit dem Gebalt der Seminarlehrer angestellt werden sollen; dadurch wird die rasche Ab- - wanderung der jungen Lebrer bon den Präparandenanstalten wenigstens einigermaßen beseitigt. Auch darüber freuen wir uns, daß die Vor- steher das Einkommen der Seminaroberlehrer erhalten sollen. Aus den gesteigerten Anforderungen der Lehrpläue an den Seminaren wird allmählich cine Akademisierung folgen, womit nicht gesagt werden soll, daß die jeßigen Seminarlehrer sich nicht beinüht hätten, den wissenschaftlihen Anforderungen gerecht zu werden. Die Einführung der Proréktorstelle hat ‘in interessierten Kreisen fast allaemeinen Unwillen erregt. Man sicht darin vor allem einen Cju- griff in die Geschlossenheit des Lehrerkollegiums. “Die Einrichtung der akademischen Kurse scheint mir zwar eine ganz brauchbare Ein-

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richtung zu sein, aber ih glaube, daß fie in Zukunft wegfallen kann,

weil fie nit notwendig scin wird.

Minister der geistlihen und Unterrichksangelegenheiten D. Drvon Trott zuSo.lz: :

Meine Herren! Ich möchte zu diesem leßten Punkt einige Worte sagen. -

Es ist richtig, daß der Streit über den Charakter der Schule in Bütow {on seit mehreren Fahren \{chwebt. Der Herr Vorredner irrt aber, wenn er annimmt, daß die Angelegenheit \ih bei der Unterrichtsverwaltung befände. Ueber sie hat der Provinzial- rat zu entscheiden, allerdings nicht unbedingt endgültig; deshalb hat der Oberpräsident in meinem Auftrage gegen den ergangenen Be- {luß des Provinzialrats die noch zulässige Klage an das Oberver- waltungs8geriht gerichtet, weil ich den Wunsch hatte, daß die strittige Frage in der höchsten Instanz entschieden werde, die nah dem Gesetz gegeben ist. Dort liegt die Angelegenheit augenblickälih. g

Es ist also, glaube ih, von seiten der Unterrihtsverwaltung das, was sie nah den geseßlihen Bestimmungen tun konnte, getan worden : die strittige Frage ist vor den obersten Gerichtshof gebracht worden.

Abg. Heine (nl.): Ich bitte den Minister, darauf hinzu- wirken, daß die Kretss{culin|pektoren eine Bezahlung erhalten, die ihrer Arbeit und Stellung wenigstens einigermaßen entspricht. Eine große Unzufriedenheit herrscht unter ‘den Lehrern über die ver- schiedenartige Festseßung der Ferien an den ‘verschiedenen Schulen. Ich bitte den Minister, zu erwägen, ob die Ferien an den Volks» l niht den Ferien an den höheren Schulen angepaßt werden ónnen.

Abg. Na mdo hr. (freikons.): Die Lehrer sollten endli einmal von den niederen Küsterdiensten befreit werden. Dies ist {hon des- halb nötig, damit endlich die große Ungleichheit bei der Penfionierung der Lehrer beseitigt wird. Die Entschädigung für die sogenannten höheren Kirchendienste, die vielfah- nur. 150 1 beträgt, muß bedeutend erhöht werden.

Die allgemeine Besprechung wird geschloßen.

Persönlich bemerit E A Abg. Freiherr von Zedliß und Neukirch (freikons.): Der Minister hat behauptet, ih hâtte die großen Vorzüge des Lehrer- besoldungégeseßes nicht rihtig gewürdigt. Demgegenüber stelle ih fest, daß id an die Spiße meiner Ausführungen den Saß gestellt habe, daß das Lehrerbefoldungegeseß ein“ großèr- Fortschritt fei. Ich habe au nit eine baldige Uenderung des Gesetzes verlangt. ie Unterstellung des Ministers, -als licße ‘ih mi durch die Neu- ats in meinen Ausführungen bestimmen, muß ih energisch zurück- weisen. : L

Abg: Dr. von Campe (nl.): Der Abg. von Zedliß hat heute bedauert, daß das Besoldungêgeseßz - nicht in. seinem Sinne „zustande gekommen fei, und hat dies auf meinen Einfluß zurückgeführt. Sie überschäßen- mich aber. Ich fühle mich nicht- gewandt geuug, den Vielgeroandten des Hauses zur Strecke zu bringen,

Abg. Hof f (fortshr. Volksp.): Durch den Schluß der Debatte bin ich verhindert, die Angriffe des Abg. Heß gegen“ den deutschen Lehxrerverein gebührend zurückzuweisen Ferner ist’es mir üninöglih, eine Reihe von Beschwerden aus Kollegenkreisen hier - vorzubringen. Ich betrachte den Schluß der Debatte als eine Vergewaltigung.

Zur Geschäftsordnung bemerkt j

Aba. Dr. von Campe (nl.): des. Ministers - über die Prorékftoren \o aufgefaßt, - daß, sobald geeignete Kuürsisten. zur Verfügung stehen , - demnähit nichts dem im Wege stehe, auch diesen Kursisten die Prorektorstellen zugängig zu machen. Aus der zustiminenden Bewegung des Ministers ersehe ih, daß diefe meine Meinung zutreffend. ist.

Ich habe die Erklärungen

‘Unter diesen Umständen und in der Voraussezung, vaß unser An-

trag angenommen wird, sind meine Freunde bereit, für die Position des Prorektors zu stimmen. ;

Abg. Dr. Heß (Zentr.): Dur den Schluß der Debatte bin ih verhindert, die in Ausficht genommenen Behauptungen des Abg: Hoff shlagend zu widerlegen. /

Eine Reihe von Titeln. für das Elementarshulwesen wird bewilligt. Die gestern mitgeteilten Anträge des Abg. Dr. von Campe und der Budgetkommission werden angenommen. Ein Antrag der fortschrittlichen Volkspartei, die neuen Prorektor- stellen an den Seminaren zu streichen, wird abgelehnt.

Gegen 5!» Uhr vertagt das Haus die weitere Beratung

des Kultusetats auf Freitag, 10 Uhr.

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Land- und Forstwirtschaft,

Weizeneinfuhr in Marsetllke.

Nach den Wogwenberichten der in Marseille erscheinend „Le Sêma * hat di izeneîi feille. Ge S die Weizeneinfuhr nach Mars in der Zeit vom 9. bis 14. März davon aus Rußland .

e Zeitun eille: auf Lea

166 366 dz

in der Zeit vom 16. bis 21. März 01710 “davon aus Rußland . Ee iu z

in der Zeit vom 23. big 98, März. 14 P f: 4 davon aus Mußland h c L906 n_ der Zeit vom 30. März bis 4, April 140183 ; davon aus Rußland . ; g

: e N 0G ZAS In den Zollniederla en in M i fb ou o n «agen tn Marseille: befanden h am f: M April 1915) (Bericht des Kaiserlichen Konsuls {1 Marseille

.