1879 / 10 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Jan 1879 18:00:01 GMT) scan diff

lischen Fakultät zu Bonn den römisch-katholischen Studirenden der Theologie die Stipendien deshalb versagt würden, weil sie sih weigerten, vor einem altkatholishen Defan eine Prüfung abzulegen. Dies müsse zur Korruption führen. Die Zahl der Studirenden habe in den leßten Fahren beträchtlih ab- enommen. Abg. Dr. Perger tadelte, daß man im Kultus- inisterium keinen fatholishen Beirath für die Angelegen- heiten habe, welche sih auf die katholishen Schullehrer- und Lehrerinnen-Seminare beziehen. Redner frage an, ob man im Ministerium diesem Uebelstande abhelfen wolle? Hierauf erwiderte der Kultus-Minister Dr, Fal daß er sih über diese Frage wundern müsse, da in der Person des Oiemten Re- ierungs-Raths Stauder ein gewiß qualifizirter Referent im inisterium vorhanden sei. |

Der Abg. Windthorst (Meppen) bemerkte, wenn der Geheime Regierungs-Rath Stauder der Referent sei, dann müsse er sih über die erlassenen Verfügungen wundern ; ebenso sonderbar sei es, daß die.Klagen des Abg. Freiherrn von Fürth keine Erwiderung gefunden En Die Mißstände an der katholisch theologischen Fakultät der Universität Bonn seien in der That unerträglih. Von 87 Studenten widme si ein enziger der altkatholishen Theologie. Gleihwohl seien für diesen einen 3 Professoren und für die übrigen 86 ein Professor. Der Dekan sei stets ein altkatholishe.r Professcr, dessen Prüfung auch die Studenten der römisch-katholishen Theologie \ih unterwerfen müßten. L ;

Der Regierungskommissar, Geheime Regierungs-Rath Dr. Göppert, bemerkte, er habe die Klagen des Abg. Freiherrn von Fürth deshalb nicht beantwortet, weil er einerseits sie hätte als unbegründet abweisen müssen, und weil er anderer- seits zweifelhaft sei, ob das Haus, dem diese Klagen nicht mehr neu wären, es gern sehen w“rde, wenn auf die alten Klagen wieder die alte Antwort käme. Die Zahl der Stu- direnden der fkatholishen Theologie nähme thatsählih ab. Jm Jahre 1870 seien auf den katholischen Fakultäten Preußens 539 Studirende, im Wintersemester 1878/79 nur 268 immatrikulirt gewesen. Aber in gleihem Ver- hältniß vermindere sich die Zahl auch im Auslande. Jm Winter 1871 studirten auf den deutschen und österreichischen Universitäten 684 die katholische Theologie, im Sommer 1877 403. Der Kulturkampf sei also nicht allein daran \{uld. Römisch-katholishe Professoren könnte die Regierung nicht anstellen, weil sich keine Bewerber fänden. Die Prü- fungen könnten übrigens von den Studirenden au vor dem altkatholishen Professor abgelegt werden, weil es si hier gar nicht um Glaubensangelegenheiten, sondern nur darum han- dele, ob der Betreffende etwas gelernt habe oder nicht.

Der Kultus-Minister Dr. Falk fügte den Ausführungen seines Kommissars noch folgendes Moment hinzu: Als der Abg. von Fürth vor 11/7 Jahren Klage geführt habe, daß in der Prüfungskommission für die Lehramtskandidaten, welche für das Fah der Religion ein gewisses Maß ollgemeiner Bildung aufweisen müßten, nur ein altkatholisher Examina- tor sei, habe er diese Beschwerde für gerechtfertigt gehalten, und au einen röômisch-katholishen Professor in diese Kom- mission gebraht. Damals handelte es sich um die Ang einer Qualifikation, die einem Lchrer der höheren Lehranstal- ten nit fehlen dürfe. Jeßt aber handele es sich nur darum, ob ein Studirender etwas gelernt habe; der Glaube komme gar nicht in Betracht.

Der Abg. Windthorst (Meppen) bemerkte, wenn“ man verlange, daß die römish-fatholishen Studenten von einem altkatholishen Professor \sich prüfen ließen, so wäre das ebenso, als wenn Redner, um ein Recht zu erlangen, beim Abg. Petri ein Examen machen sollte. Einem juristischen würde er sich mit Vergnügen unterziehen, aber nicht einem theologishen. Der Minister könnte ein Reskript an die Fakultät erlassen, wona, so lange die jeßigen Verhältnisse dauerten, die römisch katholishen Studenten das Examen bei ihrem Professor ablegen könnten. Dieser werde wohl auch beurtheilen können, ob Einer etwas wisse oder nicht.

Der Abg. Stan trat den Ausführungen des Abg. Freiherrn von Fürth bei. Früher seien die jungen Leute, die si um das Stipendium bewarben, nur im allgemeinen Wissen geprüft. Der jeßige Rektor habe es dagegen für seine Pflicht gehalten, sofort mit der Lchre von der Juifallibilität zu beginnen.

Der Abg. Freiherr von Fürth bemerkte, daß es nah kirhlih - rechtlihen Grundsäßen einem römischen Katholiken nicht erlaubt sei, vor einem altkatholishen Professor ein Exa- men in der Religion abzulegen.

h Darauf wurde Kap. 114 in seinen einzelnen Theilen ge- nehmigt.

ZU Kap. 1143. (Gerichtshof für kirchliche Op heiten) beantragte der Abg. Dauzenberg eine gesonderte Abstim- mung, um die dissentirende Meinung des Centrums zum Lus- druck zu bringen. Nach der Verfassung dürfe ein solcher Aus- nahmegerihtshof nit E Seine Thätigkeit habe im vorigen Jahre nur darin bestanden, daß er einen Küster in Trier, der wegen a g mit einem Fahr Gefängniß bestraft fei, wieder in sein Amt hineingedrängt habe.

Der Abg. Schröder (Lippstadt) {loß ih den Aus- führungen des Vorredners an. Die finanzielle Lage Preußens ne das Haus, alle Sinekuren aus dem Etat herauszu-

ringen, deshalb bitte er, Tit. 1 und 2 dieses Kapitels (Gehalt des Präsidenten und der Räthe) zu streihen. Dieses Institut sei ein Ausnahmegerichtshof im s{limmsten Sinne des ortes ; der Kultus-Minister allein bilde ihn. Es sei kein judicium parium, niemand, der noch heute der römisch-katholischen Kirche angehöre, befinde sich darin. Dieses Jnstitut sei auch dem Zustandekommen des Friedens sehr schädlih. Denn wenn seine Partei auch z. B. gegen die einfahe An- meldung der Geistlihen an und für sich nihts haben könnte, so hindere doch daran das dann sofort eintretende Widersprudsreht des Ober-Präsidenten und die darauf ein- tretende Wirksamkeit dieses Kirchengerichtshofes. m Voraus

be jeder gewußt, daß fein Bischof von diesem erihtshofe

eigesprohen werden würde. ie Herren würden gewiß damit einverstanden sein, daß sie ihre p unBionen als Mit- glieder dieses Gerichtshofes statt als Nébenamt als Ehrenamt sit venia verbo versähen.

L erwiderte der Kultus-Minister Dr. Falk: Daß kein ischof von dem Kirchen-Gerichtshofe freigesprochen sei,

gäbe keine Veranlafsung zu den vom Vorredner Bt E

nen Renn en. Es seien von dem Gerichtshofe auch freisprehende Urtheile gefällt worden über katholische Geist- liche, namentlich in der Provinz Posen, allerdings nicht über Bischöfe. Das habe seinen Grund in der sorgfältig vorbereiteten Anklage, welhe nah menshlichenk und juristi- schem Ermessen kein anderes Resultat habe ergeben können.

Dieser Gerichtshof sei im Hinblick auf alle Konfessionen einge- richtet, niht nur für die Katholiken. Nicht der Kultus- Minister ernenne die Mitglieder desselben, sondern der König auf Antrag des gesammten Staats-Ministeriums. Die Mehr- zahl der Mitglieder müßten angestellte Richter sein, und in em Gerichtshofe befänden sich auch vier Katholiken.

Der Abg. Knörcke konstatirte, daß der SEIGG e! jeßt auch mit der Entscheidung eines Falles, welcher die evangelische Kirche betreffe, befaßt sei. i

Der Abg. Freiherr von Schorlemer-Alst bemerkte, es seien allerdings Katholiken in diesem Kollegium, aber solche, die nicht den katholischen, sondern den protestantischen Gottesdienst besuchten, wie der Ober-Bürgermeister von Forckenbeck. Der Gerichtshof habe allerdings auch R, Urtheile gefällt, aber nur über Leute wie der Küster Romer, der wegen Unter- \hlagung verurtheilt sei. Die Anklagen wären allerdings forg- fältig vorbereitet, so daß die Anklageschrift gegen den Bischof von Münster von dem Gerichtshof nah Münster zurückgesczickt worden sei, da man glaubte, auf Grund derselben den Bischof nicht abseßen zu können. Erst eine sorgfältig verbesserte An- klage hätte den Gerichtshof in die Lage gebracht, die Abseßung aussprechen zu können.

Der Abg. Schröder (Lippstadt) äußerte, daß der Minister die Urtheile dieses Gerichtshofes wohl nicht vertheidigt hätte, rah er sie nicht einer Vertheidigung für bedürftig gehalten ätte.

Der Abg. Dr. Lasker erklärte, er würde sich bei diesem Posten, da ja vorwiegend kirchliche Fragen in Betracht kämen, niht zum Wort gemeldet haben, wenn nicht der Name eines von thm “aud d Pav hier niht anwesenden Freundes, des Ober-

ürgermeisters von Forckenbeck, in die Debatte auf eine Weise hineingezogen wäre, die ihm in der That nicht geziemend er- schiene. Ober-Bürgermeister von Forckenbeck habe als Oberhaupt der Stadt und als Kirchenpatron der Einweihung der Nikolaikirche beigewohnt, und darum werde die Katholizität dieses Mannes in Be gezogen. Es sei für ihn, als ruhigen Zuhörer, über- aupt sehr unangenehm gewesen, und er fände es höchst un- angemessen, daß von Seiten der Mitglieder des Centrums nicht nur Krit .ken über Glaubensgenossen, sondern auch über Protestanten geäußert würden. Hier halte er nun eine sofor- tige Widerlegung der Anklage gegen Dr. von Forckenbeck für geboten, und nur deshalb habe er das Wort ergriffen.

Der Abg. Dr. Techow bestätigte, daß der Ober-Bürger- meister von Forckenbeck niht privatim, sondern amtlih, als Magistratsperson, der Neuweihe der Nikolaikirche beigewohnt habe, die unter dem Patronat der Stadt stehe. Die Feier e am 8. Dezember v. J. stattgefunden, gleichzeitig mit dem

ekannten Dankgottesdienst, daher sei die Verwcchselung ent- standen. Der Abg. Lipke konstatirte das Gleiche.

Der Abg. Freiherr von Hammerstein beklagte den Ein- fluß, den der Gerichtshof auch auf die evangelische Kirche ausübe. Es sei durch ihn der Staat zum höchsten Richter über Glaubenssachhen gemaht. Ein Friede mit Rom werde diesen Zustand hoffentlich beseitigen.

Der Abg. Freiherr von Schorlemer-Alst bemerkte, der Minister habe gesagt, im kirhlihen Gerichtshofe seien auch Katholiken. Dem gegenüber beanspruche Redner das Recht, die Qualifikation biefer Herren als Katholiken zu prüfen. Redner habe nit den Fall von der Nikolaikirche, sondern einen in den eitungen viel besprochenen Bericht im Auge, daß der Ober-Bürgermeister von Forckenbeck, Mitglied des Gerichtshofes für kirhlihe Angelegenheiten, dem Dankesgottes- dienste bei der Rückkehr des Kaisers in einer protestantischen Kirche beigewohnt habe. Wenn dies falsch sei, so nehme Redner keinen Anstand, den von ihm erhobenen Vorwurf hiermit zurückzunehmen.

Nach einer persönlichen Bemerkung des Abg. Dr. Techow, daß die Einweihungsfeier in der Nikolaikirche, welcher der Magistrat in corpore beigewohnt hätte, zugleih der Dank- gottesdienst für die Rückkehr des Kaisers gewesen sei, wurde das Kapitel bewilligt.

Bei Kap. 115 (evangelischer Ober-Kirchenrath) brachte der Abg. Lipke die Ernennung der beiden Ober-Hofprediger DÞD. Kögel und Baur zur Sprache. Wenn auqch die genannten Herren kein Gehalt bezögen und aso nit im Etat vorkämen, so sei es do nöthig, die Sache zur Sprache zu bringen, da die Genannten in der Generalsynode zu der Minorität gehörten und gegen die Synodalordnung stimmten, die von der Behörde ausgearbeitet sei, deren Mitglieder sie jeßt selbst seien. Auch als Gegner der Betheiligung des Laienelements an der kirhlihen Ent- wicklung seien die Genannten bekannt. Zur Beruhigung des Volkes möge der Minister es öffentlih aussprechen, daß dur die Lung keine Aenderung der Kirchenpolitik beabsichtigt werde.

Der Abg. Windthorst (Meppen) wünschte, daß der Minister die Frage niht beantworten möchte, und freue er sich über die Ernennungen, die einen Wendepunkt bezeihneten. Aber das Abgeordnetenhaus sei niht der Play zu Aeußerungen dar- über, denn der Landesvertretung sei das oberste Kirchenregi- ment nicht verantwortlih. Selbst bei neuen Gehaltsforderun- gen könnte die Person der Ernannten nicht in Frage kommen. Das Centrum wolle in diesem Punkte die Unabhängigkeit und Freiheit der evangelischen Kirche wahren und sie schüßen gegen den Einfluß politisher Korporationen. Demgemäß sei au die Stellung des Kultus-Ministers neu zu regeln.

Der Abg. Schumann konstatirte, daß Abg. Lipke nur für si gesprochen habe; ein großer Theil der Nationalliberalen sei der Meinung, die Ernennungen gehörten nit hierher. Die Rathschläge des Abg. Windthorst in Bezug auf die evan- gelische Kirche weise er energish ab, hoffentlich ebenso auch alle kfirhlichen Parteien.

Der Abg. Dr. Virchow erklärte, auf diese Materie nicht näher eingehen zu wollen; es mache ihm geringe Freude, seine Prophezeiungen so {nell bestätigt zu sehen. Das Haus sei berechtigt, diese Frage zu diskutiren, denn in der Synodal- ordnung sei ausdrüdcklih vorgeschrieben, daß der Minister diese Ernennungen gegenzuzeihnen habe; das sei bestimmt, nicht um seine Schreiblast zu vermehren, sondern ihn politish vor dem Landtage dafür verantwortlich zu machen. )

Der Abg. Windthorst (Meppen) betonte den beiden Vor- rednern gegenüber, daß ex stets bereit sein würde, an den Arbeiten für die immer selbständigere Gestaltung der evan:

elischen Kirche selbstlos und eifrig mitzuwirken, möge es den orrednern angenehm sein oder nicht. Die Protestanten sprächen seit 7 Jahren tagtäglih in fatholishen Angelegen- heiten mit, deshalb sei es ein Recht der Katholiken, sh auch einmal über das Verhältniß des Staates zur evangelischen Kirche auszusprechen. Der Abg. Freiherr von Minnigerode führte aus, nur

wenn eine neue Forderung im Etat vorläge, könnte das Haus

formell mit Recht darüber sprechen. Er könne über diese Er- nennungen nur seine Befriedigung aussprehen und Hoffnun- pn daran knüpfen. Das Versprechen des Abz. Windthorst, derselbe für die Freiheit der G Kirche eintreten wolle, acceptire er ofen und frank; wenn er und seine Freunde erst einmal aus der Zwangslage des Kampfes be- eit sein würden, würden sie auch der Selbständigkeit der katholischen Kirche gereht zu werden suchen. j

Der Abg. Miquel hielt das Recht des Hauses aufrecht, über diese Sachen zu verhandeln, aber das Haus habe fein Interesse, dieses Reht heute geltend zu magen. Deshalb müsse er bedauern, daß ein Fraktionsgenosse vor ihm diese Angelegenheit hier im Plenum berührt habe. Die inneren Gegensäge der evangelishen Kirchen könnten nicht im Abge- ordnetenhause zum Austrage gebracht werden.

Der Abg. Dr. Brüel erklärte, im Ganzen auf dem Boden des Abg. Dr. Miquel zu stehen; im Uebrigen aber habe si Ee über die neuen Ernennungen zum Ober-Kirchenrat gefreut.

Der Abg. Dr. Virchow trat nochmals für das Recht des po ein, diese Ernennungen zur Sprache zu bringen. Ob le der Abg. Freiherr von Minnigerode gut oder s{lecht finde, sei dem Lande gleichgültig, wenn er nicht sage, weshalb er diese Meinung habe. Er (Redner) meine, daß eine \chlechte Wahl getroffen sei, denn die Ernannten seien deklarirte v ga der Synodalordnung, auf Grund deren sie berufen eien.

Nach einigen persönlichen Bemerkungen des Abg. Miquel, der seine vorhin geäußerte Ansicht aufrehthielt, und des Abg. Windthorst (Meppen), welcher nochmals über die Berufung seine Freude aus)sprah und wünschte, daß noch mehr Berüh- rungspunkfte des Centrums mit den Altkonservativen bestän- den, weil da noch Männer seien, die Selbständigkeit und Muth besäßen, während si die anderen Parteien in der Auf- lösung befänden, wurde das Kapitol genehmigt.

Bei Kap. 116 (Evangelische Konsistorien) rihtete Abg, Schumann an die Staatsregierung die Frage, ob die Vor- legung des schon wiederholt zugesagten Geseßentwurfs, be- treffend die Regelung des Kur- und Neumärkischen Kirchen- ämterfonds, noch in dieser Session erfolgen werde.

Der Regierungskommissar Geheime Regierungs - Rath E erklärte, daß das Geseß in der Vorbereitung be- griffen sei.

Hierauf wurde das Kapitel bewilligt. - Bei Kap. 117 (Evangelische Geistlihe und Kirchen) brachte der Abg. Dauzen- berg wiederum die Klagen über Sperrung der Tempo- ralien der fkatholishen Geistlihen vor und ersuchte die Regierung, katholishen und evangelischen Geistlichen gleiche Behandlung zu Theil werden zu lassen, besonders bezüglich der Gehaltsverhältnisse und auch darin, daß die katholischen Stiftungen ebenso liberal vom Staate unterstüßt würden wie die evangelischen.

Der Regierungkommissar Ministerial-Direktor Lucanus erklärte, eine generelle Regelung der leßteren Frage lasse sich überhaupt nit ermöglichen, im Uebrigen sei die Staats- regierung stets bemüht gewesen und werde auch ferner ihr Streben darauf richten, der katholischen Kirche in allen be- rehtigien Anforderungen dieselbe Berücksihtigung zu Theil werden zu lassen, wie der evangelischen.

Hierauf wurde Kap. 117 ohne weitere Debatte bewilligt. ZU Kap. 118 (Bisthümer und die zu denselben gehörenden Fnstitute) brachte der Abg. Kolbcrg einen Fall zur Sprache, wonach im Arbeitshause in Braunsberg die fatholishen Fn- sassen gezwungen worden seien, dem Gottesdienste eines alt- katholischen Geistlichen beizuwohnen. Auch beim Seminar in Braunsberg seien die fatholishen Schüler gezwungen worden, dem Gottesdienste des Genannten theilzunehmen. ;

Der Kultus-Minister Dr. Falk versprah Untersuchung der Beschwerde.

Nach einer persönlihen Bemerkung des Abg. Windthorst (Meppen), welcher dem Minister schon heute versichern könne, daß die Beschwerde begründet sei, wurde das Kapitel bewilligt.

__ Nachdem Kap. 118 und 119 (katholische Konsistorien zu Hildesheim und Osnabrück) ohne Debatte genehmigt waren, beantragte der Abg. Frhr. von Heereman bei Kap. 120 (ka- tholische Geistliche und Kirchen) besondere Abstimmung über Titel 2 (Bedürfnißzushüsse und einmalige Unterstüßungen, insbesondere für einen neuen (alt-) katholischen Bischof, 48 000 M), welcher bewilligt wurde. Darauf vertagte sich das Haus um 4/4 Uhr Zut Dienstag 10 Uhr.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, 4 Geshüße, Kom- mandant Korv. Kapt. Bes, ist am 24. Dezember 1878 im Hafen von Aden zu Anker gegangen.

._M. S. „Ariadne“, 8 Geschüße, Kommandant Korv. Kapt. v. Werner, ist am 16. September 1878 von Sidney in See gegangen und ankerte am 8. Oktober 1878 im Hafen von Apia.

Bayern. München, 10. Januar. Der Aus\{chuß der Abgeordnetenkammer für den Eisenbahn-Geseßtz- entwurf hat heute Vormittag mit der Berathung desselben begonnen und wird dieselbe morgen fortsezen. Es soll, wie die „Allg. Ztg.“ hört, im Ausschuß die Ansicht allgemein vor- herrschen, daß bei dem verhältnißmäßig geringen Erträgniß der Bahnen zur Zeit nur der“ Bau der wichtigsten und noth- wendigsten neuen Linien beschlossen werd:n könne. In dem hon vor längerer Zeit vorgelegten Regierungsentwurf ind zwölf verschiedene Bahnen aufgeführt, für welhe das Baukapital auf 86559000 M veranschlagt ist. —. Der Abg. Schels hat den von ihm in Vorlage gebrachten Landtags-Wa lgeseßentwurf no einmal zurückgenonmen, um einige Aenderungen an demsel- ben vorzunehmen; er will in einigen Tagen den Entwurf dann wieder einbringen. Der Abg. Daller hat eine Jnter- pellation, die Festsezung der E betreffend, ein- ereiht, welhe auf die Tagesordnung der am fommenden

ontag stattfindenden Kammersißung eseßt werden wird. n dieser Sizung steht namentli S die Vorlage eines eseßentwurfs Seitens des Finanz-Ministers zu gewärtigen.

Großbritannien und Jrland. L ondon, 10. Januar. e C.) Der Generalfiskal Sir Hardinge Giffard ielt gestern zur Eröffnung eines neuen konservativen Klubs in Salford eine Rede und machte es sih beson- ders zur Aufgabe, die den Konservativen Seitens der Liberalen gemachten Vorwürfe, namentlih den Vorwurf der Kriegslust, A a Was die gegnerischerseits erhobene Behaup- tung angehe, das Kabinet strebe nach „persönlicher Re-

ierung“, so kônne er feinen Grund dafür entdecken. Es ei in gewöhnliher Art und Weise an die Spiße der Ge- chäfte gelangt und habe bei jedem Angriffe vermocht, \ich auf eine überwältigende Mehrheit in beiden Häusern des Parlaments zu ohen Wenn dagegen eine derartige Körper- schaft wie das A me SNRES etwa die Regierung des Landes in die Hände genommen hätte, so würde er es be- greiflih finden, wenn man von persönlicher Regierung ge- jprochen hätte. Er hätte die Geschichte von Sicherheitsaus- shüssen wohl gelesen und wisse, was daraus entstehe. Sie alle seien entstanden aus persönlihem und gekränktem Ehr- geize, und statt Sicherheit zu gewähren, hätten sie jtets die Staaten, die sie beglücken wollten, ins Verderben gestürzt. Schließlih wandte der Redner sich auch noch gegen den der Regierung gemahten Vorwurf, die gegenwärtige Nothlage des Handels und der Jndustrie verschuldet zu haben, der gänzlih ohne Begründung aufgestellt worden sei.

Jm Kriegs-Ministerium wird der Plan erwogen, die Freiwilligen-Corps sobald wie möglih mit der Martini-

enry-Büchse zu bewaffnen, da sih bei den mannihfahen Ne tisctießen der Freiwilligen dieses Gewehrsystem als das bessere herausgestellt hat. Unter Oberleitung der. Ambulanz- Abtheilung des Freiwilligen-Corps sind ferner in sämmtlichen militärishen Bezirken im Lande Einrihtungen zum Unter- richte der Freiwilligen im Ambulanzwesen getroffen worden.

11. Januar. (W. T. B.) Die Yacht „Victoria and Albert“ wird sih am nächsten Mittwoch oder Donnerstag nach Vlissingen begeben, um den zum Besuh Jhrer Majestät der Königin in Osborne erwarteten Großherzog von Hessen nebst dessen Familie aufzunehmen.

Eine amtlihe Meldung bestätigt die Flucht des Gouverneurs von Kandahar, welhe in der Richtung nah Herat erfolgt ist. Der Unter-Gouverneur hat si bereit erklärt, sich den Engländern zu unterwerfen. Die englischen Truppen sollten heute in Kandahar einrüdcken (s. u. Kalkutta).

183. Januar. (W. T. B.) Die „Times“ schreibt, sie habe Grund, anzunehmen, daß Fakub Khan bereits von den Bedingungen unterrichtet worden sei, unter welchen Eng- land bereit sei, Frieden zu s{ließen. Ohne Zweifel seien die Bedingungen derart, daß Fakub Khan dieselben mit Ehren annehmen fönne.

Kallulta, 12. Januar. (W. T. B.) Das Truppen- corps unter General Stewart ist in Kandahar eingerückt und hat, ohne Widerstand zu finden, die Stadt beseßt.

Frankreichß. Paris, 11. Januar. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ theilt über das Programm des Ministeriums, welches demnächst den Kammern vor-

elegt werden wird, mit: Dasselbe werde zunächst die

ihtigkeit der in diesem Monat stattgehabten Senats- wahlen, welche die Republik zur unbestrittenen definitiven Regierungsform Frankreihs gemacht hätten, hervor- heben. Sodann werde darin erklärt werden, daß die Re- gierung fest entschlossen sei, darüber zu wachen, daß die Ver- waltung der Republik nicht ihren Feinden, sondern ihren Freunden anvertraut werde, welche ihr dienen und sie befesti- gen. Die Regierung werde dieses Prinzip namentlih in Be- zug auf die oberen militärischen Kommandostellen befolgen. Jn Betreff der Beziehungen Frankreichs zur katholischen Kirche werde das Programm erklären, daß die Regierung, ohne zu Vexationen zu schreiten, die die Gewissensfreiheit verlezen wür- den, woran Niemand denke, mit Energie die Rechte des Staates aufrecht erhalten werde, wie sie sich aus den Gesegen ergeben. Die Regierung werde ihre Rechte gegen jeden Eingriff vertheidigen und eine dem Konkordat streng entsprechende Politik befolgen. Ebenso werde sie die Rechte des Staates in der Frage der Ausdehnung des Primärunterrihts geltend machen. Um endlih dem Bedürfnisse des Friedens Genüge zu leisten, werde die Regierung umfassende Maßnahmen der Gnade in Aussicht stellen. Das Ministerium werde eine ein- gehende Debatte des Programms veranlassen, damit die Kammer in voller Kenntniß der Lage ihr Votum abgeben könne.

Eine von den Mitgliedern der Union républicaine“ abgehaltene Versammlung hat sih gegen das vom Ministerium ausgefellte Programm Pp, aber keinerlei formellen Beschluß gefaßt. Gambetta {lug vor, das Programm den Bureaus der Deputirtenkammer zu überweisen, welche eine Kom- mission zu ernennen hätten, die ein Vertrauens- oder Mißtrauens- votuin für das Ministerium vorzuschlagen habe. Gambetta deutete dabei auf die Schritte hin, die von Seiten seiner Freunde ge- schehen seien, damit er selbst in das Ministerium eintrete, und sprach seinen bestimmten Entschluß aus, einen Ministerposten nit anzunehmen.

Eine von den Mitgliedern der gemäßigten Linken abgehaltene Versammlung gab das Verlangen kund, das ge- genwärtige Ministerium zu erhalten, fand indeß das Pro- gramm desselben nicht befriedigend und behielt sich bis zur Verlesung des Programms in der Kammer weitere Ent- s{hließungen vor.

Spanien. Madrid, 8. Januar. (Ag. Hav.) Die amtlihe „Gaceta“ veröffentliht das Geseß, welches den Kriegs- und Marinebehörden den aus\ chließlihen Ge- brauch spanischer Kohlen vorschreibt. Ausgenommen oa nur die Schiffe sein, die sich auf weiten Seereisen be-

nden.

Türkei. Konstantinopel, 11. Januar. (W. T. B.)

Jn dem vom Großvezir Khereddin Pascha vorgelegten Regie- ;

rungsprogramm wird die Reduktion der Armee auf ein unumgänglihes Minimum und die Dezentralisirung der Vilajets vorgeschlagen. Hussim, einer der Führer der kurdischen Aufständischen, ist gefangen genommen worden, ein anderer, Osman, hat seine Unterwerfung angezeigt. Jn der Kommission für eine Reform der türkischen Finanzen hat der mit der Berichterstattung über das Handels-Ministe- rium beauftragte englishe Delegirte die Aufhebung dieses Ministeriums beantragt. Wie es heißt, würden die Delegir- ten der Mächte im europäischen Jnteresse einen nicht von der Kommission ausgehenden besonderen Generalbericht über die Aufschlüsse erstatten, die zu erlangen ihnen möglich sein werde.

12. Januar. Nach hier eingegangenen Nachrichten ist

auf der Eisenbahn zwischen Philippopel und Adrianopel ein ug entgleist, die Zahl der Getödteten und Beschädigten st niht bekannt, unter denselben befinden sich auch mehrere Russen. Halil Cherif Pascha ist gestorben.

Tunis, 11. Januar. Der erste Minister des Bey von Tunis, Ben Jsmain, hat gestern in großer Uniform dem französishen Konsul welcher von den Beamten des Konsulats und den hier stationirten französishen Offizieren

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umgeben mar, die ausreihendsten Ent schuldigungen des j Be y überbracht. E

Amerika. Die „Times“ veröffentlicht folgendes Telegramm aus Philadelphia, vom 11. Januar: Obgleich die Wiederaufnahme der Baarzahlungen in den Städten an der atlantischen Küste eingeführt worden, ist dies im Jnnern des Landes noch nit thatsächlich geschehen. Das Schagamt in New-York zahlt mehr in Gold als in Papier, während es zehn Mal mehr Silber und Papier als Gold aus den Zöllen einnimmt, da das ganze Land Gold von New-York beziehen muß. Die Wiederaufnahme der Baar- zahlungen stößt im Jnnern somit auf Schwierigkeiten.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

_ Luxemburg, Montag, 13. Januar, Morgens. Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich der Niederlande ist heute früh gegen 5 Uhr an einem Schlagflusse gestorben.

Konstantinopel, Montag, 13. Januar. Savfet Pascha soll dem Präsidenten Mac Mahon mit dem Großkreuz des Medijidie-Ordens in Brillanten zugleih ein Handschreiben des Sultans überreichen, in welchem die freundschaftlihen Ge- fühle des Sultans für Frankreih ausgedrückt werden.

St. Petersburg, S 13. Fanuar. Der „Reichs- Anzeiger publizirt“ einen Kaiserlichen Ukas, nah welchem in Folge einer Vorlage des Finanz-Ministers vom 29. Dezember (10. Fanuar) zum Behufe des Ausfindigmachens von Mitteln, um die Reichsausgaben zu verringern, eine besondere hohe Kom- mission unter dem Vorsize des Wirkl. Geh. Raths Abaza nieder- geseßt wird. Die Kommission besteht aus dem Finanz-Minister, dem Reichscontroleur, dem Reichsrath Grafen Baranoff, den Staatssekretären Baron Nicoläi , Sablotski - Deszjaetowski, Grote und Ostrowsky; andere geeignete Personen können hinzugezogen werden. Der Senator Alexander Giers ist zum Gehülfen des Finanz-Ministers und der Senator Mar- tynoff zum Gehülfen des Ministers des Jnnern ernannt worden. Dem Geheimrath Schamschin, ehemaligen Gehülfen des Finanz-Ministers, ist auf sein Ersuchen der Abschied be- willigt worden.

Nr. 3 des Amtsblatts der Deutschen Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt : Verfügungen vom 10. Januar 1879: Erneute Aufforderung zur sorgfältigen Entwerthung der Freimarken 2c. Versendung von Waaren mit der Briefpost unter der mißbräuhlichen Bezeichnung als Waarenproben.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Beröffeutilihungen des Kaijerlichen e111 heit8samts sind in der 1, Jahres8woche von je 1000 Ve- wohnern, auf den JahresdurHschnitt verechnet, als gestorbin emeldet: in Berlin 27,6, in Breslau 32,6, in Königsberg 30,2, in Cöln 27,1, in Frankfurt a. M. 22,2, in Hannover 23,1, in Cassel 23,9, in Magdeburg 26,4, in Stettin 20,3, in Altona 22,1, in Straß- burg 17,5, in München 33,1, in Nürnberg 18,0, in Augsburg 26,9, in Dresden 23,5, in Leipzig 26,8, in Stuttgart 18,8, in Braunschweig 29,8, in Kaclsruhe 21,8, in Hamburg 26,7, in Wien 27,6, in Buda- pest —, in Prag 29,2, in Triest 31,7, in Basel 25,8, in Brüssel 29,2, in Paris 248, in Amsterdam 25,5, in Kopenhagen 24,6, in Stockholm 18,4, in Christiania 10,0, in St. Petersburg 42,7, in Warschau 22,9, in Odessa 37,5, in Bukarest —, in Rom —, in Turin 32,3, in Athen —, in Lissabon 34,4, in London 27,4, in Glasgow 29,4, in Liverpool 32,9, in Dublin 50,7, in Edinburgh 25,1, in Alexandria (Egypten) 36,0. Ferner aus früheren Wochen : in New- York 22,7, in Philadelphia 18,2, in Boston —, in Chicago 15,4, in San Franzisko —, in Calcutta 57,4, in Bombay 29,5, in Madras 43,8.

Beim Beginn der Berichtswoche herrs{chten an den meisten deut- sten Beobachtungsstatioaen östliche u:d südöstliche, in Heiligenstadt und Karlöruhe südliche, in Cöln südwestliße Windrichtungen, die üb-r Süd nach Südwest und West gingen und bis ans Ende der Woche vorherrshend blieben, nur machten sich am 2. Januar an mehr:ren Stationen vorübergehend nördliche Luftstiömungen geltend. Die Temperatur der Luft war eine milde, das Monatsmittel hoch übersteigende. Niederschläge, zum Theil in Schneeform, fielen na- mentlih in Süddeutschland reihlich. Dec Luftdruck blieb in der ersten Hälfte der Woche ziemlich stabil, am 2. Januar stieg er ras, sank abcr bald wieder und zeigte erst am S{luß der Woche wieder Tendenz zum Steigen, N : :

Die Sterblichk.itsverhältnisse der meisten größeren Städte zeigen gegen die Vorwoche keine wesentlihen Veränderungen. Die allge- meine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte war eine der vorangegangenen Woche nahezu gleihe (25,8 gegen 295,1 auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet), und zwar betheiligte sich das Säuglingsalter in höherem, die Altersfklassen über 60 Jahre in geringerem Grade an der Gesammtsterblichfeit.

Unter den Todesursahen haben von den J'fektionskrankheiten Masern, Scharlachfieber und diphtherische Affektionen nachgelassen. Masern herrschen außer in Nürnberg, Frankfurt a. Main auch in Fürth in größcrer Ausdehnung, Das Scharlacbfieber verlief in Berlin, Danzig, Essen, Bufkareit, Liverpool und Bir- iñingham milder, in Vuisbarg intensiver. Diphtherische Affektionen erfuhren in Berlin, Wien, Aachen Rükgängez in Dresden, München, Danzig, Breslau, Dessau u. a. D hat die Krankheit größere Ausdehnung gewonnen. Unterleibstyphen treten im Allgemeinen gegen die Vorwoche wenig verändert auf. An Flecktyphus werden aus Berlin 4, aus Breslau 1 neuer Erkrankungsfall gemeldet. Darm- fatarrhe und Brechdurhfälle der Kinder waren in Berlin, München, Hamburg, Breslau wieder etwas häufiger. Todesfälle an Keuch- husten waren in Berlin, an Lungenentzündangen namentlich in London vermehrt. In Chemnitz erlag 1 Perion der Hundsw:th. Die Pocken traten in London, Dublin, Paris, Barcelona, St. Petersburg, ver- mehrt auf; in Warschau scheint die Epidemie endlich erloschen zu sein,

nachdem sie ein volles Jahr daselbst geherrsht hatte; in Wien sank die Zahl der Sterbefälle an Pocken auf 11. Aus New-Orleans iv Cre den aus der ersten Dezemberwoche a. r. nur noch 2 Todesfälle an gelbem Fieber und 1 an Cholera sporadica gemesldet.

Nach der jeßt herautgegebenen Statistik des Handels Belgiens mit fremden Ländern für das Jahr 1877 belief si der Gesammtwerth des Speialhandels auf 2500,5 Million. Fr. gegen 2512,3 Million. Fr. in 1876. Hiervon entfallen auf die Ein- juhr zum Verbrauch 1426,2 Million. Fr. (1876 1448,5 M gn. Pr),

auf die Ausfuhr aus dem freien Verkeh: dagegen 1074,3 Million. 4a (1876 1’ 63,8 Million Fr.). Einen wesen lichen Antheil an die- em Verkehr nimmt Deutschland, welches an dem Gesammtwerthe | mit 398,1 Million. Fr. (1876 4123 Million. r.), und zwar au der | Einfuhr mit 197,4 Million. Fr (1876 184,3 illion. Fr.), an der | Ausfuhr mit 200,7 Million. Fr. (1876 228,0 Million. Fr.) partizi- pirt. Eine namhafte Zunahme der Einfuhr ist im Jahre 1877 | namentlich bei Flachs und Hanf, Getreide, Wolle, Eisenerzen und | Delsämereien hervorgetreten, während dieselbe bei Metallen, Waffen, Seidenwaaren, »ußholz, Baumwollengeweben und chemischen Pro- dukten zurückgegangen. Üpyter den Hauptartikeln der Einfuhr Bel-

| Gewölbe, von Hrn. Dr.

giens aus Deutschland sind folgende hervorzuheben : Getreide 32 241 000 r. (1876 21 859 000 Fr.), Vieh 11 949 000 Fr. (1876 11 424000 r.), Eisenerze 12655000 Fr. (1876 11 234000 Fr.), Wolle

17 133000 Fr. (1876 10683000 Fr.), Metalle 3 862000 Fr.

(1876 8 152 000 fr), Flachs, Hanf, Werg 19441 000 Fr. (1876

8 025 000 Fr.), Nußholz 6 284 000 Fr. (1876 7712 000 Fr ), Sei-

denwaaren 4 178 000 Fr. (1876 7 373 000 Fr.), Waffen 493 000 Fr.

(1876 4483000 Fr.), Baumwollenwaaren 3 344 000 Fr. (1876

4 131 000 Fc.), Leinen- und Hanfgarn 3 775 090 Fr. (1876 3 522 000

Fr.), Wollenwaaren aller Art 2 902 009 Fr. (1876 3 291 000 Fr.),

rohes Blei in Blôöen 2c. 2 615 000 Fr. (1876 3 055 00) Fr.), Roh-

tabak 2767000 Fr. (1876 302709 Fr.), Butter 2 554000 Fr.

(1876 2 902 000 Fr.), Kzrzwaaren 2 903 000 Fr. (1876 2 858 000 Fr.),

Seide 2 588 000 Fr. (1876 2 549 009 Fr.), rohe Häute und Felle

2 960 C00 Fr. (1876 2 262 000 Fr.), Eisen, geschmiedetes 2c. 2 468 000

Fr. (1876 2262090 Fr.), roher Gußstahl 1883000 Fr. (1876

2 066 000 Fr.), chemishe Produkte 1 233 000 Fr. (1876 1 867 000 Fr.).

Die Aus fuhr aus dem freien Verkehr Belgiens in das deutsche

Zollzebiet hat u. a. zugenommen bei Drogu-rien, Fleis, Vieh, Rohb-

fupfer, Metallen, abgenommen dagegen bei Wolle, Leinengarn, Seide,

Häuten, Wollengarn, Wollenwaaren, Koks, Oel, Hopfen 2c. Zu den

witigeren Artikeln dieses Verkehrs gehörten Getreide und Mühlen fabri-

kate 34 946 000 Fr. (1876 33 575 00) Fr.), Leinengarn 16 747 009 Fr.

(1876 21 671 000Fr ), Petroleum 19 678000 Fr. (1876 2) 551 090 Fr.),

Wollengarn 17 082000 Fe. (1876 18 842000 Fr.), rohe Hâute

14 743 009 Fr. (1876 18 228 090 Fr.), Sch{malz und Talg 10 041 000

Fr. (1876 10 6800090 Fr.), Wolle 232 009 Fr (1876 10 376 099 Fr.),

Koks 4 753 090 Fr. (1876 6 173 000 Fr ), Seide 2 325 000 Fr. (1876

9 904 009 Fr ), Wollenwaaren 3 799 000 Fr. (1876 5 820000 Fr.),

Fleisch 8 412 000 Fr. (1876 5 365090 Fr.), Oel 3 732 003 Fr. (1876

9 091 000 Fr.), Maschinen 3 625 000 Fr. (1876 4 954 00) Fr.), Oel-

sfämereien 3 488 000 Fr. (1876 4411000 Fr.), Flachs und Hanf

2 643 000 Fr. (1876 3 866 000 Fr.), Guano 3 511 000 Fr. (1876

3 398 000 Fr.), Pferde 3 251 000 Fr. (1875 3 243 009 Fr.), Waffen

2 158 000 Fr. (1876 2929000 Fr.), Farbewaaren 2 075 000 zer. (1876

2 825 000 Fr.), hemisde Produtte 2 588 000 Fr (1876 2 702009 Fr.),

Glaëwaaren 2 244 000 Fr. (1876 2423 0009 Fr.), Leinwand 1 510 000

Fr. (1876 1847 000 Fr.).

_ Nath den Veröffentlichungen des Königlih dänischen Mini- sterium des Innern über das Rettungswesen an den dänis- schen Küsten im Rehnungsjahre 1877/78 verunglückten 101 Schiffe, von denen 64 total verloren gegangen sind. Fèzrer Natio- nalität nach waren von den gestrandeten Schiffen 26 dänische, 24 deutsche, 15 englische, 13 norwegische, 9 {{chwedische, 8 niederländische, 4 russische, 1 französishes und 1 amerifkarisches. Von 37 dieser Schiffe haben die Besaßungen si durch dur eigene Hülfe gerettet, von 19 Stwiffen durch Hülfe vom Lande, von 6 Swiffen tbeils dur b eigene Hülfe, theils durch Hülfe vom Lande, von 6 Stiffen theils durch eigene Hülfe, theils durch Hülfe voz Rettung®ftatione1, uad von 24 durch Rettungsapparate allein. Außerdem wurden 4 Schiffe ohne Besaßung angetrieben, während von 5 Schiffen, de alle wieder abgekommen sind, die Besaßung nicht ans Land kam. Bei sämmilihen vorgedahten Unfällen haben 30 Personen von der Besatzung ihr Leben verloren, wogeg:n 554 gerettet worden find und zwar: 173 dur cigene Hülfe, 136 durch Hülfe vom Lande, 39 theils dur eigene Hülfe, theils dur Hülfe vom Lande, 10 dur Hülfe von Retlungsmannschaften, 192 dur Rettungsapp.rate (114 duch Rafketenapparate und 82 durch Rettungsböte). In 55 Stran- dungs8fällen sind Rettungsstationen in Dienst getreten, in 30 Fâllen mit Erfolg. Von 17 Schiffen, deren Besatzungen ebenfalls gerettet wurden, ift die Zahl derselben nicht bekannt geworden. Die Zahl der an den dänischen Küsten befindlichen Rettungsstationen beträgt 40 und sind dieselben mit 25 Rettungsböten, 38 Raketenapparaten und 1 Rettungéfloß versehen. Die. Erfolge derjelben seit ihrer Be- gründung am 1. Januar 1852 bis zum Jahre 1877/78 waren fol- gende! die Zahl der Schiffbrüche, bei nelchen in diesen 26 Jahren Rettungsstat:onen thätig waren, beziffert sich auf 450, von denen bei 231 Rafketenapparate, bei 201 Rettungsböôte und bei 18 Beides zusammen im Dienst waren. Die Zahl sämmtlicher hierbei geretteten Perfonen belief sich auf 3266; bei 1703 gelang die Rettung dur Raketenapparate, bei 1415 durch Rettungsböte und bei 148 durch Beides zusammen. Wie segensreich das dänische Rettungswesen für die deutsche Seeschiffahrt gewesen, ergiebt si daraus, daß in den leßten 20 Jahren (1858—1877) 614 Swiffe deutscher Natio- nalität an den dänishen Küsten verunglückt und davon 403 total verloren gezaugen sind. Die Zahl der auf denselben in Gefahr ge- wesenen Personen betrug 4121, von denen 281 nabweislih umge- kommen, die übrigen 3840 aber gerettet worden sind. Die Rettung gelang bei 829 Personen allein dur Rettungsitationen. bei 1371 dur sonstige Hülfe vom Lande, bei 50 durch Hülfe in See und bei 1599 durch Selbsthülfe,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Geseße und Verordnungen für Die Provinz Hannover, aus der hannoverischen und preußischen Geseß-Samm- lung chronologisch zusammengestellt und durch die darauf bezüglichen Ministerialerlasse, Ausschreiben der Königlichen Landdrosteien, Kon- sfistorien 2c., erläutert von G. A. Grotefend, Regierungs-Rath.“ Ler.- Otiav. 1174 Seiten. (Verlag der L. Schwannschen Verlag8hand- lung in Düsseldorf.) Preis 22,59 A Gebd. in starken Halbfranz- band 25 M. Diese neu bearbeitete Geseßz-Sammlung enthält: 1) alle hannoverischen G:seße und Verordnungen (1818—1866), insoweit die- selben noch Gültigkeit haben ; 2) alle seit der Vereinizung des König- reihs Hannover mit dem preußischen Staate erlassenen besonderen Geseße und Verordnungen ; 3) ein vollständizes Sachregister. Die Anord. ung des Stoffes ist eine chronologishe, jedoch so, daß einem jeden Geseße und jeder Verordnung alle etwaigen späteren Abände- rungen, Ergänzungen und Erläuterungen hinzugefüzt sind, jedes Ge- seß 2c. also in der jeßt gültigen Fassung abgedrukt ist. Macht diese Gesetz-Sammlung demnach vermöge ihrer Vollständigkeit die 48 Bände der hannoverishen Geseßz-Sammlung für den profktisben Gebrauch entbehrlih, so biet.t sie außerdem in Folge der Anordnung des Stoffes den Vortheil, daß beim Nachshlagen eines Gesetzes 2c. kein Zweifel bleibt, ob und inwiefern dessen Bestimmungen etwa durch spätere Gescße und Verordnungen geändert worden sind. Das aus- gearbeitete Sachregister wird endlich Jedermann, auch den Nicht- beamten in den Stand seßen, sich des Buches mit Leichtigkeit und Zuverlässigkeit zu bedienen.

Hetît 1—3 der , Zeitschrift für Bauwescn“, (Jahrg. 29) berausgegeben unter Mitwirkung der Königlih technisben Bau- deputation und des Architektenvereins zu Berlin. _Redacteur: f Endell, Bau - Inspektor im Königlichen Ministerium für

andel 2c. (Berlin 1879, Verlag von Ernst & Korn, Gropiussche Buch- und Kansthandlung) hat folgenden Fnhalt: Amtliche Bekannt- machungen: Cirfularerlaß, d. d. Berlin, den 12. November 1878, betressend die Normen mit den Motiven für die einheitliche Liefecun und Prüfung von Portland Cemeat. Personalveränderungen be den Baubeamten. (Mitte November 1878.) Bauwissenschaftliche Mittheilungen. Original-Beiträge: Das neue Gemäldegaleriegebäude u Caffel, von Hrn. Regierungs- und Baurath v. Dehn-Rotfelser in Potsdam. Die Bauausführungen des Königlichen astrophysikalischen

bservatoriums auf dem Telegraphenberge bei Potsdam, von Hrn. Geh Regierungs-Rath Spieker in Berlin. Centralkirhenbauten des XV. und XVI. Jahrhunderts in Oberitalien, von Hrn. Architekt . Strack in Berlin. (Fortseßzung.) Die Dodge- Schleuse am Sheasepeak-Ohio-Kanal, Nachtrag zu dem Reis-bericht der Herren Geh. Ober-Baurath Scönfelder in Berlin und Wasser-Bauinspektor Mohr in Thiergartenschleuse bei Oranienburg. Zur Theorie der W. Wittmann, Privatdozent an der Königlich technischen Hochschule in München. Ueber die Ausnuußung d?r Heiz- kraft d-r Brennmaterialien, mit besonderer Rücksicht auf die Dampf- ktesseianlagen, von Hrn. Geh. Regierungs-Rath Professor H. Wiebe

| in Berlin. (Scluß.) Ein Beitrag zur geshichtlichen Entwickelung ' der Gewölbe, von

rn. Professor R. Gottgetreu in München.

U F Si E L Tite E R Be TEFIOAIER Dr Di fi tir a R: 2 AA A T R I 56 Li E ou iM a