1879 / 11 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Jan 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Gegen 4 Uhr begab Sih Se. Kaiserliche Ho eit nah dem Potsdamer Mes f und erwartete dort Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrih Carl. L l Um 5 Uhr folgte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz der Einladung zum Diner bei ZFhren Majestäten.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sißung zu- sammen. E Z

Gestern O die vereinigten Ausschüsse des Bundes- raths für Elsaß-Lothringen und für Rechnungswesen, sowie der Ausshuß für Elsaß-Lothringen, heute der Aus\{huß für Elsaß-Lothringen Sißungen.

Bei der Tarifirung von eisernen Schrauben in Verbindung mit Muttern von Messing is ein verschieden- artiges Meri beobachtet, indem einige Zollämter dieselben als grobe Eisenwaare in unwesentliher Verbindung mit Messing nach Nr. 6. c. 2. tarifiren, andere die Verbindung mit Messing als wesentlich ansehen und demgemäß die Waare der Nr. 6. c. 3. a. unterstellen, noch andere aber die Messing- muttern als den auss{laggebenden Bestandtheil betrachten und deshalb die Tarifnummer 19. à. 1., beziehungsweise 19. d. 2. für anwendbar halten.

Der Bundesrath hat nunmehr in seiner Sißung vom 28. November v. J. beschlossen, da5 eiserne Schrauben in Verbin- dung mit Muttern von Messing der Nr. 6. c. 3. 4. zu unter- stellen sind.

Zur Beseitigung einer Meinungsverschiedenheit über die Tarifirung sogenannter „Patentwagenachsen von Schmiedeeisen, mit Buchsen von Gußeisen, Schrauben von Messing und Schraubenkapseln von Messing, ohne Politur und Lack“, hat der Bundesrath in der Erwägung, daß die Messingbestandtheile, insbesondere die Sthraubenkapsel, nicht lediglich zur Befestigung oder Verbindung der einzelnen Achsenbestandtheile dienen, vielmehr einen selbständigen für die Benußung wesentlihen Zweck haben, insofern sie als Schmierbehälter und zur Abhaltung des Eindringens von Sand und Staub in die Acsenspindel dienen, in der Sitzung vom 2. November v. F. be\schlossen, daß solche Patentwagen- achsen nah Nr. 6. c. 3. a. zu tarifiren find.

Jn der heutigen (2.)Sizßung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für die geistlichen 2c. Sgr egenherient Dr, Falk, der Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg, der Minister für Handel 2c. Maybah und mehrere Regierungskommissarien beiwohnten, wurde in dritter Be- rathung ohne Debatte der Geseßentwurf, betreffend die richter- liden Mitglieder der Grundsteuerentshädigungs - Kom- mission, angenommen. Auf den Antrag des Abg. Lö- wenstein beschloß das Haus, die Weiterberathung der Staatsverträge mit verschiedenen Staaten über die Begründung von Gerichtsgemeinschaften im Plenum Vvorzu- nehmen. És folgte die erste Berathung des Gesetzes, betref- fend den Ankauf der Homburger Eisenbahn. Der Abg. Köhler (Göttingen) beantragte die Verweisung der Vorlage an die Budgetkommission, damit di e die Rechtstitel der Homburger Bahn an den Franffurt --taatsbahnhof und in- wieweit derselben ein Widerspruhsre@ti gegen den projektirten Umbau des leßteren zustehe, prüfe. Dadurh werde die Frage des Ankaufs dieser unrentablen Bahn entschieden werden. Auch der Abg. Dr. Hammacher wünschte eine ein- gehende Prüfung der Vorlage, damit man sich klar werde, ob nicht durch den jetzt abgelehnten und - später doch nothwendig werdenden Ankauf der Bahn durch einen dann geforderten höheren Preis der Staat geschädigt werde. Der Aba. Berger spra die Hoffnung aus, daß die Budget- kommission das Frankfurter Bahnhofsprojekt, welches 281/, Millionen Mark kosten solle, bei der jeßigen Finanzlage ablehnen werde. Der Regierungskommisjar, Geh. Ober-Re- gierungs-Rath Dr. Frölih, wies den Vorredner darauf hin, daß von der von ihm genannten Summe circa 18 Millionen Mark als Erlös aus dem Verkauf des freiwerdenden Terrains zu subtrahiren seien, und der Abg. Dr. Lasker fügte hinzu, daß | bei Bahnhofsbauten in grnen Städten nicht nur finanzielle, Jondern auch polizeilihe Rücksichten, wie in diesem Falle, maßgebend seien. Der Abg. Berger bezweifelte, daß die von der T veranschlagten hohen Preise nah Beendigung des Neubaues aus dem sfreigewordenen Terrain würden erzielt werden, worauf der genannte Regierungsfommissar bemerkte, daß die veranschlagten Preise nur 1/3 bis 1/4 des jeßigen Grundwerthes betrügen. Der Abg. v. Benda wünschte die Vorlage der Konnexität mit dem Frankfurter Bahnhofsbau wegen der Budgetkommission über- wiesen zu sehen, wo sie siherlich beide in diesem Jahre nicht genehmigt werden würden. Nachdem ih auch der Abg. Windthorst (Meppen) mit der vorge- shlagenen geschäftlihen Behandlung einverstanden erklärt gatte beschloß das Haus demgemäß. Denselben Beschluß

aßte das Haus auf den Antrag des Abg. Dr. Hammacher

in Betreff der Uebersicht über die Verwaltung der fiskali- sen Bergwerke, Hütten und Salinen während des Etats- jahres 1877/78. Es folgte die dritte Berathung des Geset- entwurfs, betr. die Reorganisation der drei vor- mals fsächsishen Stifter Merseburg, Naumburg und Zeiß. Der Abg. von Meyer (Arnswalde) beantragte, an Stelle der Beschlüsse zweiter Lesung die Regierungsvorlage wieder herzustellen. Auch der Abg. Schmidt (Sagan) rieth dem Hause, niht wegen indifferenter Ceremonien allzu starr an jeinen gefaßten Beschlüssen festzuhalten und durch ein freund- liches Entgegenkommen auch der Meinung des anderen Hauses Rechnung zu tragen, während der Abg. Dr. Eberty das Festhalten des bisher eingenommenen Standpunktes der Kommissionsbeschlüsse befürwortete. Dieselbe Meinung spra der Abg. Richter (Sangerhausen) aus. Die Vorlage wurde in der L fung der Kommissionsbeschlüsse definitiv angenom- men. Das Haus seßte darauf bei Schluß des Blattes die zweite Berathung des Etats des Kultus-Ministe- riums fort.

Das Betreten eines Schulzimmers einer fenden Schule zu einem bewußten widerrechtlihen Zweck ist, selbst wenn der mit der Handhabung der Ordnung und der Wahrung des Hausrehts zunächst betraute Lehrer gegen dieses Betreten nichts einwendet, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals, vom 11. Dezember 1878, als Haus- i #i bestrafen. „Der Umstand, daß einzelne der

ngeklagten Schulvorsteher waren- und die übrigen in deren Begleitung fich befanden, ist an sih ohne Bedeutung, da au jenen das Betreten der Shulzimmer zu Zweckêh, welche auf !

eigenmächtige Beseitigung der von der höheren Schulbehörde Gn A Vertreter getroffenen Einrihtungen gehen, nit zustand.“ :

_… Der bisherige Spezial-Komwissariuus und kommissg- rishe Hülfsarbeiter bei der Regierung in Schleswig, Re- S Knagt, ist als Mitglied in das Kollegium der

eneral-Kommission zu Stargard berufen worden.

Bayern. München, 11. Januar. (E Ztg.) n der heutigen Sißung der Kammer der Reichsräthe widmete der zweite Präsident, Frhr. von Schrenk, dem ver- storbenen Reichsrath Grafen Bothmer einen ehrenden Nach- ruf, ebenso dem aus der Kammer ausgetretenen Präsidenten von Harleß. Die neu eintretenden Mitglieder des RNeichs- raths, Erzbishof Dr. Steichele und Präsident Dr. Meyer, wurden für legitimirt erklärt und leisteten den Eid. Die Kammer beschloß eine nur fünftägige Präklusivfrist für ein- zubringende Vorschläge zu Modifikationen der Ausführungs- geseße zum Reihs-Justizges eße.

Von dem Abg. Dr. Pfahler und weiteren 45 Mitgliedern der patriotishen Kammerfraktion wird beantragt, dem neulich

: erwähnten Antrage des Abg. Schels die Fassung zu geben :

„daß die Staatsregierung ersucht werde, beim undesrath dahin zu wirken: daß im Wege der Reichsgeseßzgebung 1) die vertragsmäßigen Zinsen auf ein bestimmtes höhstes Maß ein- geshränkt und die diescs Maß, unter welher Form immer, überschreitenden Vereinbarungen für unverbindlih erklärt wer- den, 2) der versteckte Wucher unter Strafe gestellt, und 3) die Wechselfähigkeit auf im Handelsregister eingeschriebene Kauf- leute beschränkt, oder wenn leßteres niht durchführbar sein sollte die Zurücforderung wucherisher Wechselbeträge gegen- E den beim Wucher Betheiligten durch Nachklage gestattet wird.“

13. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißzung der Zweiten Kammer beantwortete der Justiz-Minister von Fäustle die Fnterpellation des Abg. Daller in Betreff der neuen Gerichtssiße dahin, daß die Veröffentlihung der- selben gleichzeitig mit der Verkündigung der Einführungs- geseße demnächst erfolgen werde. Von dem Finanz-Minister von Riedel wurde darauf ein Geseßentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 28 Millionen in Schatscheinen, behufs Vergrößerung des Verlagskapitals der Central- staatsfkasse eingebraht. Von der Anleihe sind 12 Millionen

zur Deckung des Defizits, 16 Millionen zur Verstärkung des Betriebsfonds bestimmt. auss{chuß überwiesen.l:

Die Vorlage wurde dem Finanz-

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Schweiz. Bern, 11. Januar. (Bund.) Der Bundes- rath hat den Subvenienten der Gotthardbahn den Vor- anshlag für die Baukosten, betreffend die sog. Zufahrts- linien (JFmmensee-Göschenen, Airolo-Biaëca und Cadenazzo- Pino), während des 7. Baujahres (1. Oktober 1878 bis 30. September 1879) zur Kenntniß gebracht. Die von der internationalen Konferenz in Luzern vom Juni 1878 ermittelte Gesammtbausumme für die Gotthardbahn veträgt 227 Mill. Fr., wovon für die Zufahrtslinien 108 Mill. Fr. erforderlich sind. Als Bedarf für das 7. Baujahr zu diesem Zwecke werden 17 913 507 Fr. in Aussicht genommen. Die Delegirten, welche der Bundéssxath zu den Unterhandlungen für den R D pg {E Ra Handelsvertrag abgeord- net, sind gestern nah Rom abgercist. Die italienishe Regierung beabsichtigt, den Abschluß der Verhandlungen dermaßen zu be- \{leunigen, daß der Vertrag gleichzeitig mit dem bereits abge- schlossenen österreichish-italienishen Vertrage dem Parlamente vorgelegt werden kann.

Niederlande. Luxemburg, 13. Januar. (W.T.B.) Ueber den Verlauf der Krankheit Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich wird von unterricteter Seite Folgendes mitgetheilt: Die Krankheit hatte si gestern gegen Mittag verschlimmert, und das Fieber war mit größerer Hestigkeit wiedergekehrt, während die Bulletins vom Sonn- abend noch konstatiren konnten, daß der Hautausshlag \ich vermindert habe und das Allgemeinbefinden des Prinzen ein zufriedenstellendes sei. Gestern Abend trat dann eine äußerste Verschlimmerung der Krankheit ein, und heute früh gegen 5 Uhr erfolgte, wie bereits gemeldet, das plößliche Ableben des Prinzen in Folge eines Gehirnschlages. Die Mitglieder der Regierung und die Aerzte, welhe den Prinzen Heinrich behandelt haben, befinden si in dem Schlosse Walferdan ge, wo der Prinz gestorben ist.

Großbritannien und Jrland. London, 11. Zanuar. (Allg. Corr.) Die „London Gazette“ veröffentlicht einen Königlichen Erlaß, Kraft dessen der Hafen der Walfish- Bai der Kolonie des Kaps der guten Hoffnung einver- [eibt wird. ' i

__— Die bereits im Auszuge mitgetheilte Depesche des Vizekönigs Lord Lytton an das Jndische Amt, vom 10. d. M., lautet:

„General Roberts meldet, daß er in Matun, dem Kantonne- ment von Khost, am 6. ds. anlangte. Der Vize-Gourerneur kam der Koionne entgegen, und die angesehensten Maliks erschienen vor Einbruch der Nacht im Laçer, aber am 7. ds. machte si eine allge- meine Unrube im Thale bemerklih. Der Feind schaarte fi in be- trächtliher Stärke zusammen und umzingelte fast das Lazer. Da ein Nacbtangriff bevorzustehen schien, marschirte Roberts mit drei fleinen Kclonnen aus, griff den Feind an und \ckTug ihn .vollständig aufs Haupt. Detachements vom 5. Punjaub-Karvallerie-Regiment cargirten unter Major Stewart ein großes feindlibes Corps und zersprengten dasselbe mit {werem Verlust. Unser Verlust ist ge- ringfügig; er besteht aus zwei Todten und vier Verwundeten, während der feindliche Verlust 400 Todte oder Gefangene be- trägt. Schnee ist auf Sufed oh gefallen. Auf Grund von Ge- rüchten, daß Angriff: der Mangols droben, beabsihtigt Roberts, nad Kuram zurückzukehren und seine jeßt sehr zerstreuten Streit- kräfte zu fonzentriren. Cavagnari meldet, daß Mir Akbor (der Oberstallmeister des Emirs) sid nach Kabul begeben habe. Vor seiner Flucht Hd der Emir Mir Hafsain Khan, den ehemaligen Häupiling von Maimena, binrichten. Freundliche Briefe find von mehreren Kabulec Sirdars eingegangen. Im Khyberpaß hberrs{cht Ruhe. Abgeord..cte der Kuki Khels sind im Lager erschienen und stellten zwölf Geißeln, die gefangen gehalten werden sollen, bis die geraubten Telegraphendrähte und Stangen zurüerstattet worden sind.“

Kalkutta, 13. Januar. ODfficielle Meldung. General Roberts meldet, in Khost herrsche jeßt größere Ruhe; die Hauptortschaften der Maliks hätten sih unter- worfen. Roberts beabsichtigt, ein Regiment Eingeborener, sowie zwei Abtheilungen Kavallerie und zwei Gebirgsgeshüße

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| dort zu lassen, das Fort mit Lebensmitteln für zwei Monate

zu versehen und selbst nah Kurum zurückzukehren.

Aus der Cápstadt wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 24. Dezember (via Madeira) berichtet: Seit dem Ab- gange der leßten Post ist keine Mittheilung von Belang aus dem Zululande eingegangen. Jn Natal herrs{t die Ansicht, Cetewayo werde die in dem Ultimatum des Gouverneurs n Bedingungen annehmen, die dortigen Blätter aber ind der Meinung, der Umstand, daß die Entwaffnung der neo lang niht gefordert worden, sei ein Jrrthum.

S auzar Seite werden die Kriegsvorbereitungen fort= geseßt.

Frankreih. Paris, 13. Januar. (W. T. B.) Der „Temps“ und der „Moniteur“ melden übereinstimmend, daß der Kriegs-Minister Borel heute früh um seine Demission gebeten habe, und daß das Demissionsgesuh an- SAERMN: worden sei. Die Ernennung von Challemel-

acour zum französishen Gesandten in Bern ist heute Morgen unterzeichnet worden. Oberst Dandlau ist zum Brigade-General ernannt worden. _n der von den Mitgliedern der caine“ anderweit abgehaltenen Versammlung spra si namentlich Floquet sehr entshieden dafür aus, daß das jeßige Ministerium dur ein neues erseßt werden müsse, welches die republikanische Majorität besser reprösentire. Die gemäßigte Linke und das linke Centrum aber find entschlossen, das jeßige Ministeriunz zu erhalten. 14. Januar. (W. T. B.) Das „Journal offi- ciel“ veröffentliht die Ernennung des Generals Gresley zum Kriegs-Minister an Stelle des Generals Borel, welcher zum Kommandanten des in Rouen stehenden Armec- Corps ernannt worden ist.

Spanien. Madrid, 12. Januar. (Ag. Hav.) Die amtlihe Zeitung von gestern publizirt eine Königliche Verordnung, welche ein öffentliches Ausgebot zum Rück- kauf von 1 500 000 fonfolidirten Pesetas am 20. Januar und ein weiteres von 128 000 Pesetas zum 21. Fanuar ankün- digt. Heute publizirt die „Gaceta“ den Text des Gesetzes über das geistige Eigenthum.

_ Türkei. Konstantinopel, 13. Januar. (W. T. B.) Die internationale Kommission in Philippopel hat den Or- ganisationsentwurf betreffs der rumelischen Gens- d'armerie genehmigt; nah demselben werden der Befehls- haber und die Uri oven der Gensd'armerie Franzosen sein. Der englische Botschafter Layard hat der Pforte angerathen, die gesammte Zollverwal tung Europäern anzuvertrauen, es heißt, dieser Vorschlag werde ernstlich in Betracht ge- zogen. Nach aus Thessalien hier eingelangten Nach- richten gehen wegen der Ungewißheit über die fünftigen Grenzen mit Griechenland und in Folge der dadurch unter der Bevölkerung entstandenen Beunruhigung die Steuern nur s{wierig ein, der dortige Befehlshaber der türkischen Truppen hat deshalb die zur Bestreitung des militärischen Bedürfnisses erforderlichen Summen von hier verlangt. Das englische Thurmschiff „Lhunderer“ ist nach Malta abgegangen; nach dem amtlichen Bericht über die Ur- sache des Berstens des 38-Tons-Geshüßzes is im gezogenen Rohr desselben zwischen der Kugel und der Kartusche ein circa 6 Fuß langer leerer Zwischenraum gewesen. Auf der Pforte finden Verhandlungen wegen Ankaufs der Kaimes gegen eine neue Scheidemünze mit französischen Finanz- männern statt.

Ueber den

„Union républi-

' l bereits gemeldeten Eisenbahnunfall zwischen Philippopel und Adrianopel liegen jeßt weitere Nachrichten vor. Nach denselben hat der Eisenbahn- unfall am 11. d. früh stattgefunden und ist dadurch verur- sacht worden, daß die bei Adrianopel über die Arta führende Eisenbahnbrüce unter dem Zuge zusammenbrach. Die Wieder- herstellung der Verbindung mit Philippopel dürfte mehr als einen Monat in Anspruch nehmen.

Graf Corti ist heute Morgen hier eingetroffen. Der Eisenbahnverkehr zwischen Adrianopel und Philippopel wird durch Umladung bewerkstelligt.

Aus Scutari meldet die „Polit. Korresp. “: Der Fürst von Montenegro hat mit Rücksicht auf die bevorstehende Uebergabe von Podgorißa einige Bataillone cinberufen.

Amerika. New-York, 10. Januar. (Allg. Corr.) Eine Bande feindseliger Fndianer, die im Fort Robin- son (Nebraska) internirt gewesen, ist aus dem Gefängniß entkommen, nachdem sie zwei Gefangenwärter getödtet und zwei andere verwundet hatten. Truppen, die zur Ver- folgung der Flüchtlinge abgesandt wurden, tödteten deren 40.

Süd-Amerika. ArgentinisheRepublik. Buenos Ayres, 18. Dezember. (Allg. Corr.) Die Einkünfte der Republik übersteigen die des vorhergehenden Jahres bei Weitem. General Mitre ist zum argentinishen Kommissär des gemishten Sch1edsgerichts ernannt worden, welches über die Ansprüche Chil es, sowie der Argentinishen Re- publik auf Patagonien entscheiden soll.

Afrika. Egypten. Kairo, 13. Januar. (W. T. B.) Der Unter-Staatssekretär im Finanz-Ministerium, Blum, ist von seiner Mission nach Alexandrien zurückgekehrt. Es sollen den Gläubigern der s{chwebenden Staatsschuld zwei Zahlungen von 25 Proz. und zwar nah Maßgabe der Fälligkeitstermine der Domänen-Anleihe, jedoh ohne Fest- seßung eines bestimmten Zahlungstermins vorgeschlagen wer- den. Die Gläubiger haben es abgelehnt, die Sequestration auf die an den Staat cedirten Familiengüter des Khedive aufzuheben, falls sie niht zwei Ratenzahlungen von 30 Proz. in fest bestimmten paun sfristen erbalten. Die Unterhand- lungen find niht abgebrochen; wenn aber die Gläubiger auf eine Aufhebung des Sequesters nicht eingehen, wird das Haus Rothschild, wie es heißt, die zweite Zahlung auf die Anleihe am 16. d. M. nicht leisten.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Luxemburg, Dienstag 14. Januar, Vormittags. Eine Proklamation der' Regierung theilt der Bevölkerung das Ab- leben Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich der Nieder- lande mit. Se. Königliche Hoheit der Prinz PaS Carl von Preußen wird heute auf dem Schlosse Walferdange erwartet.

Bern, Dienstag 14. Januar. Gestern Abend starb in Lausanne der Bundesrichter Dr. Jacob Dubs, ehemaliger Bundesrath und Präsident der Eidgenossenschaft. :

St. Petersburg, Dienstag 14. Januar, Vormittags. Nah den dem Ministerium des Jnnern und dem Kriegs-

Ministerium zugegangenen Nachrichten beirug die Zahl der in

dem Dorfe Wetlianka (Gouvernement Astrachän) án der Pest ctcaneR Personen bis zum 6. d. M. 292, von denen 246

starben.

Nr. 2 des „Central-Blatts für das Deutsche Reih“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden ÎIn- halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung, betreffend Rinderpest; Verbot einer ausländischen Druckschrist; Ver- zeihniß der auf Grund des Gesezes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie his zum 1. Januar 1879 er- gangenen Verbote von Vereinen und Drucschriften; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet; Erneanung eines Auf- sihtsfommifsars in Sachen der Reblauskrankheit. Münz- und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsgoldmünzen ; Goldankäufe der Reichsbank. Zoll- und Steuerwesen : Tarifi- rung von eisernen Schrauben in Verbindung mit Muttern von Messing; Tarifirung sogenannter „Patentwagenachsen.“ Militär- wesen: Verzeichniß der höheren Lehranstalten, welhe zur Ausstellung von Zeugnissen über die wifsenshaftlihe Befähigung für den ein- jährig-freiwilligen Militärdienst berechtigt sind; desgl. der provisorisch berechtigten Anstalten. Post- und Telegraphenwesen : Uebersicht über die während des vierten Vierteljahres 1878 eingerichteten und aufgehobenen Poftanftalten; desgl. Telegraphenanstalten. Kosulat- wesen: Entlassung; Exequatur-Ertheilungen.

Statistische Nachrichten.

Der Tabakbau if nach dem dem Bundesrath vorliegenden Bericht der Tabak - Enquetekommission im Jahre 1878 in 12 786 Ortschaften des Deutschen Reichs von 159321 Landwirthen auf einer Fläche von 17 997 ha betrieben worden. Davon find 17 776 ha in steucrpflihtizem Umfange (85 qm und darüber) von 77714 Land- wirthen und der Rest mit 221 ha von 81 607 steuerfrei bauenden Landwirthen angepflanzt worden. Am intensivsten findet sich der Tabakbau in der bayerishen Rheinpfalz (in 122 Ortschaften mit 13785 Pflanzern = 21,5 pro Mille der Einwohner, auf 333 771,52 a = 562,18 pro 100 Mille des Gesammtareals8), im Bezirk Unter - Elsaß (159 Ortschaften, 7864 Pflanzer = 13,1 pro Mille der Einw., 214 686,08 a = 449,66 pro 100 Mille der Gef. Fläche), in Baden (384 Ortschaften, 28722 Pflanzer = 19 pro Mille der Einw., 545 867,71 a = 361,89 pro 100 Mille der Ges. Fläche), der Provinz Starkenburg (41 Octschaften, 2832 Pflanzer = 3,2 pro Mille der Einw. 62671,40 a = 2097,59 pro 100 Mille der Ges. Fl.), im Reg. Bez. Mittelfranken (76 641,95 a), in Swarzburg - Rudolstadt (8729,47 a), im Reg. Bez. Stettin (97 832,20 a), Potsdam (157,382,£4 a), im Landdrofteibezirk Hildes- heim (35 805,04 a), in Sacsen - Meiningen (12408,35 a) und Medcklenburg - Streliß (12 485,51 a). Die— mit Tabak be- pflanzte Flähe betrug über 3% d:28 Gesammtar:als der tabakbauenden Orte in den bayerishen Regierungsbezirken Speyer, Landau und Neustadt a. H. und in den badishen Amts- bezirken Mannheim (ohne Stadt), Schweßingen, Weinheim und Heidelberg (ohne Stadt); über 1 bis 3% in den preußischen Kreijen Marienwerder Prenzlau, Angermünde, Randow, Kreuznach und Witt- lih; den bayerisden Amtébezirken Germersheim, Schwabach, Fürth, Erlangen und Nürnberg; den badishen Amtsbezirke: Ettenheim, Kork, Lahr, Offenbach, Karlsruhe (ohne Stadt), Mannheim (Stadt), Heidelberg (Stadt) und Wiesloch; in den bessishen Kreisen Bent- heim und Heppenheim; im Kreise Meiningen; in der {{chwarz- burg - rudolstädtishen Unterherrschaft; im elsaß - lothringischen Kreise Erstein. Ueber § bis 1 °%/ wurden gebaut in den preußischen Kreifen Ohlau, Bitterfeld, Osterode, Göttingen, Ein- beck (Northeim), Eschwege, Witzenhausen und Shmalkalden; in dem bayerischen Amtébezirk Bergzabern ; den badischen Amtsbezirken Achern, Bruchsal und Durlach; im Kreise Dessau und in den elsaß- lothringishen Kreisen Straßburg (Land) und Schlettstadt. Gar kein Tabakbau ist vorbanden in den Prosinzen Schleswig-Holstein und Westfalen, den Landdrosteibezirken Lüncburg, Stade, Osnabrück und Aurich, den Regierungsbezirken Wiesbaden, Cöln, Aachen und Sig- maríingenz; in den württembergishen Kceisen Schwarzwald und Donau ; den badischen Kreisen Villingen, Waldshut und Lörrach, den hessischen Provinzen Oberhessen und Rheinhessen; in Waldzck, Reuß ä. L, Schaumburg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen und Hamburg

Auf 1 Pflanzer kommen durchschnittliþ 11 a mit Tabak bebaute Fläche, in Medlenburg-Streliß 47, Sachsen-Altenburg 35, den Re- gierungébezirk Ober-, Mittel- und Unterfcanken 28, in der Rhein- vfalz 24, in Hessen 22 a. Schzidet man den Tabakbau im fteuer- freien Umfange aus, so k-mmen auf 1 Pflanzer dur{s{hnittlich 23 a, in Mecklenburg-Streliß 65, den Provinzen Brandenburg und Pom- mern 48, Westpreußen und Altenburg 35, Franken 29, Elsaß- Lothringen 26, der Rheinpfalz 24 a.

Im Verhältniß zur Gesammtbevölkerung zählen die größte An- zahl von sfteuerpflihtigen Tabakpflanzern die: bayerisde Rheinpfalz mit 213, Baden mit 184, Schwarzburg - Rudolstadt mit 54, Elsak- Lothringen mit 54, Sachsen-Meiningen mit 36 und Hessen mit 30 Tabakpflanzern auf je 10000 Einwohner. Im ganzen Reich kom- men 18 fsfteuerpflihtige und 19 steuerfreie Tabakpflanzer auf je 10 000 Einwohner. Die Zahl der Leßteren is am größten in Ost- preußen mit 193, Posen 48, Pommern 44 und Westpreußen 43 auf je 10 0999 Einwohner. ; -

Veberall ift es H augEeise die Klafse der Kleingrundbesißter und Pächter, welbe den Tabakbau betreiben und dabei die Arbeitz- kräfte ihrer Familienangehörizen verwerthen. Dagegen befassen si die mittleren und größeren Grundbesißer wegen der Kosten, die der Tabakkbau verursacht, nur in geringem Maße mit demselben, am meisten ncch von größeren Grundbesitern die in der Provinz Hessen- Naffau, in Baden und Hessen, und von eigentlichen Großgrund- besißern die in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Schlesien, der Rheinprovinz und in Mécklenburg- Streliß. Im leßtgenannten Staate und in Sgtklesien ist der Anbau auf Antheil (gewöhnlich die Big der außerdem nur in geringem Umfange stattfindet, allgemein üblich.

4 Ut i us des Bundesraths vom 8. November 1877 ist eine umfassende Erhebung über den Anbau des Bodens und über die Ernteerträge im Deutschen Reich: zuerst für das Jahr 1878 an- geordnet worden, deren definitive Ergebnisse dem Kaiserlichen statisti- schen Amte bis zum 1. Juni 1879 mitzutheilen und vom Leßteren mit thunlicher Bescbleunigung zu veröffentliden sind. Da es aber wünschenswerth erschien, über den Ernteausfall der wichtigsten land- wirthschaftlichen Produkte möglichst bald Nachrihten zu erhalten, so wurde für 1878 angeordnet, daß von bestimmten Haupt-Feldfrüchten und von Wiesenheu die Dur(hschnittserträge vom Hektar und die Gesammterträge in Centnern für die einzelnen Bundesstaaten ur.d deren größere Verwaltungsbezirke bis zum 1. Dezember 1878 dem statistishen Amte mitzutheilen und von diesem zu verösfentlihen seien. Dies ist in d:m jeßt herausgege- benen Novemberhefte der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reicbes für das Jahr 1878 dur eine vorläufige Uebersicht der Ernteerträge von aht wichtigen Feldfrüchten und von Wiesenheu im Deutschen Reiche für das Jahr 1878 geschehen. Wie dieselbe ersehen läßt, ist es aber weder allen Staaten gehangen, das Material überhaupt rechtzeitig mitzutheilen, noch aben die sämmtlichen Rubriken ausgefüllt werden können, welche nach Maßgabe des vorgeschriebenen Zusammenftellungsformulars auszufüllen gewesen wären. Namentlich fehlen die Anbauflächen und Ernteerträge noch von Bayern, Elsaß-Lothringen und beiden Lippe, so daß die nafolgende Zusammenstellung der Hauptresultate aus der betreffenden Uebersicht nur ein ungefähres Bild giebt. Es wur- den im Deutschen Reiche, aus\chließlich der vorgenannten Staaten, im Jahre 1878;

GeerntetCentner. Tausende im Ganzen 50 233 134 473 40 064 96 295 5 037 10 590

Angebaut. hb v/ der Se-

sammtfläche Weizen eins{ließl. Spelz 1607777 3,59 o... - „S Ls S 16 E77 DS: s . 3195 722 7,14 uhweizen. . 243 701 0,54 Erbsen . ._ 457.349 1,02 Kartosseln . . . . 339806 5,35 184, 443 135 Tae ¿-, ¿S0 9,92 78,1 347047 Eine Ergänzung der in der Uebersicht fehlenden Ernteerträge von Bayern und Elsaß-Lothringen ist aus âlteren Veröffentlihungen dieser beiden Staaten versucht worden und ergiebt si denn die Erntemasse für die Bundet staaten erkl. beide Lippe, wie folgt : Weizen eins{l. Spelz 66 352 (000 Ctr., Roggen 148 559 000 Ctr., Gerste 49716000 Ctr., Hafer 109615090 Ctr., Buchweizen 5 093 000 Ctr., Erbsen 10 619 000 Ctr., Kartoffeln 501 806 000 Ctr., Wiesenheu 509 903 600 Ctr. : E i Das Kaiserliche statistisbe Amt veröffentlicht in dem jeßt herausgegebenen Novemberbeft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reihs für 1878 auf Grund der unter Aufsicht des eng- [isen Handelsamts zu London bearbeiteten monatlichen „Acconnts relazting t?» trade and nayigation of the United kingdow“ eine Uebersicht der Einfuhr der hauptsählichsten britischen und irishenRoherzeugnisse undFabrikate nachDeutsch- land für die Zeit vom 1. Januar bis Ende November 1878, verglichen mit dem gleihen Zeitraum des Vorjahres. Danach belief sich der Gesammtwerth dieser wichtigeren Handelsartikel auf rund 258,5 Mill. Mark gegen 262,8 Mill. Mark in 1877, hat si also in 1878 um 4,3 Mill. Mark vermindert. Abgenommen hat namentlich die Einfuhr von: Roheisen um 1,3 Mill. Mark, Ma- terialeisen um 1,1 Mill. Mark, Kohlen und Koks um 2,7 Mill. Mark, Baumwollengarn um 5,0 Mill. Mark, Baumwollenwaaren um 3,0 Mill. Mark, Kammwollwaaren um 1,44 Mill. Mark, Alkalien um 0,7 Mill. Mark, Heringe um 1,7 Mill. Mark. Da- gegen zeigen gegen 1877 eine Zunahme der Einfuhr: Robkupfer um 1,2 Mill. Mark, Eisenbahnschienen um 3,1 Mill. Mark, Dampf- und andere Maschinen um 2,5 Mil. Mark, S-:iden- und Halbfeidenwaaren um 1,2 Mill. Mark, Wollengarn um 2,9 Mill. Mark, Wollentuch und D:cken um 1,6 Mill. Mark, Oel um 1,1 Mill. Mark. Im Einzelnen verdienen von den wichtigeren C'egenständen dieses Verkehrs folgende izrem Gesammtwerthe nah besonders beroorgehoben zu werden: Robkupfer für 4305 220 4 (1877 3073860 Æ), Roheisen für 115316410 Æ (1877 12 893120 Æ), Eisenbahnschienen für 6519100 Æ (1877 3415420 M), Reifeisen und Eisen- und Stahlplatten zu Kess-ln und Panzern für 2567 200 F (1877 3193 400 4), Guß- und Schmiede-Eisen und andere Eisen- und Stahlartikel mit Ausnahme dcr Geschüße für 2813 420 M (1877 3 340620 M), Metallwaaren und Messerschmiedewaaren ohne Unterschied des Metalls für 3410100 Æ (1877 3992 080 X), Dampfmaschinen für 3 783 280 M (1877 2485720 Æ), andere Maschinen für 12 663 069 A (1877 11 428220 A), Kohlen und Koks für 15229160 (1877 17997420 Æ), Baumwollengarne für 49703460 (1877 45 751 980 A), Baumwolleuwaaren für 20 833940 Æ (1877 23 864 580 M), LSeinengarn*? für 4739 540 A (1877 4 837 400 A), Juteartikel exkl. Säcke für 10081240 A (1877 9916 080 M), Seide, gesponnen und gezwirnt, für 2725 040 M (1877 2 276 420 M), Seiden- und Halbseidenwaaren für 2 903 400 A (1877 1 730 780 4), rohe Schafwolle für 4302 949 (1877 4565 700 c), Wollengarn für 36 462 840 6. (1877 33 522 480 .), wollene Tücher und Decken für 23342400 6 (1877 21731640 A), Kammwollwaaren für 9142600 Æ (1877 10576060 6), Alkalien für 4588 780 A. (1877 5272740 M), Oel aus Sämere*en für 10 484 680 M (1877 9 341 260 M), Heringe für 14 834 860 M (1877 16 550 220 M).

Statistik der Königlihen Bau-Akademie pro Winter-Semester 1878/79: N

1) Lehrer: Festangestellke 16, ordeatlihe 18, Hülfslehr:r 36, Privat-Dozenten 11, Summa 81. A s

2) Studirende: 74 Bauführer, 657 Baukunstbeflissene für den Staatedienst, 63 Privat-Arcbitekten, 18 Ausländer (Nichtdeutsche), zusammen 812 immatrikulirte Studirende und 72 Hospitanten (darunter 3 Ausländer). Summa 884 Studirende. :

3) Am Beginn des Semesters sind neu aufgenommen worden: Dur Immatiikulation 149, Hospitanten 64. Summa 213 Studirende. (Unter den Hospitanten befinden ih 3 Studirende der Uriversität, 3 der Gewerbe-Akademie und 2 der Berg-Akademie.)

4) Zahl der wöchentlich ertheilten Unterrihts- stunden: Jm ordentlichen Unterriht 2754 Stunden, im aufßer- ordentlihen Unterriht 62 Stunden. Summa 3373 Stunden.

5) Von den ai 2 aufgeführten 657 Baukunstbeflissenen für den Staatsdienst haben: 320 Gymnafien, 334 Realschulen I. Ordnung, 3 reorganisirte Gewerbeshulen besucht. : L:

6) Von den Ausländern sind aus: der Schweiz 1, Böhmen 1, Ungarn 3, Rußland 2, Norwe;en 3, Scbw-den 1, England 1, Franf- rei 1, Portogal 1, Nord-Amerika 5, Süd-Amerika 2 (1 aus Meriko, 1 aus Brasilien). Summa 21. .

(Fr. C.) Die amtlihe „Statistique de la France“ giebt über die Zahl der gegenwärtig in Frankreich wohnhaften Fremden folgende Auff{lüsse. Die Gesammtzahl beläuft sih auf 801 754 Köpfe, d. i. 2,17 %/ der ganzen Bevölkerung, während das Verhältniß im Jahre 1851 1,06 und im Jahre 1872 2,03 betrug. An der Spitze steben die Belgier in Stärke von 374498, woron 244 143 auf das Norddepartement und 40816 auf das Seinedepar- tement entfallen. Dann folgen die Italiener mit 165 313 (haupt- sählich in Marseille, Nizza und Paris), die Spanier mit 62 437 (vorwiegend in den Niederpyrenäen und in Paris), die Schweizer, auf viele Departements vertheilt, mit 50 203; nun erst die Deutschen, deren Zahl seit 1866 um 38% abgenommen hat, mit 59 028, wo- von 21834 Paris und Umgebung bewohnen; weiter die Engländer mit 30077 (vorwiegend in Paris, Nizza, Pau und einigen nörd- lichen Departements.)

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Paris, 12. Januar. Heute starb hier der berühmte Arzt und medizinishe Schriftsteler Tardieu. Gestern ift August Préault, ein verdienstliher Bildhauer, Schüler von David d’An- gers, im Alter von 65 Jahren mit Tode abzegangen. E

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung hat die Königliche Akademie der Wissenschaften unternommen, dur Herausg 1be der Politishen Korrespondenz Friedrichs des Großen dem Andenken ihres Erlauchten Neubegründers das würdigste Denk- mal zu seßen. Diese epohemacende Publikation bildet die lang entbehrte Ergänzung zur akademishen Ausgabe der Oeavres de Fréderic le Grand, welde die literarischen Schriften und die privaten Korrespondenzen des Königs umfaßt, indem sie die unmittelbaren Zeugnisse der politishen Thätigkeit Friedrichs Il1., urkundliche Doiu- mente von intimem Charakter, von hervorragendem historisch.n Werthe, der Oeffentlichkeit übergiebt. Sie wird die Handschreiben des Königs an die Souveräne, seine Kabinctsordres, eigenhändigen Weisungen und Refolutionen an das Ministerium der Auêëwärtigen Angelegenheiten, seine Immediaterlasse an die Vertreter Preußens bei den fremden Höfen, seine Handschreiben an leitende’ Staats- männer des Auslandes, seinen Briefwechsel politishen Fnhalts mit den Mitgliedern des Königlichen Hauses und anderen ihm vertrauten Persönlichkeiten enthalten. - S

Der Veröffentlichung, welhe auf 30 Bände berehnet ift, liegt das reihe Matcrial der preußischen Archive ¿zu Grunde, welches über- dies aus fremden Archiven und Prioatsammlungen etwa erforderlich: Ergänzungen erhält. So wird dieses monumentale Werk eine um- fafsende und sihere Grundlage und zuglei mit diefer einen unan- fechtbaren Maßstab für die Beurtheilung und Würdigung der Re- gententhätigkeit Friedrih des Großen gewähren und der historischen

Kritik das authentische Material für Prüfung und Sichtung der vorhandenen reihen Literatur über die friedericianishe Zeit liefera. Der erste Band giebt in etwa 650 Nummera die Korrespon- denzen der Jahre 1740 und 1741, der zweite, der diesem unmittelbar folgen wird, {ließt mit dem Ende des Jahres 1743; den beiden ereignißreichen Jahren des zweiten s{lesishen Krieges, 1744 und 1745, für welche die Vorarbeiten sich ihrer Vollendung nähern, wird je ein Band gewidmet sein; die weiteren Bände werden in möglichst regelmäßigen Zwischenräumen erscheinen. s i E

Die ch{ronologische Anordnung des Stoffes gewährt die Möglich- keit, den großen König in feinen Entschließungen und seinen Hand- lungen von Tag zu Tag zu begleiten und das Juneinandergreifen seiner Beweggründe zu erkennen, während den weiteren praktischen Erfordernissen der Forshung und Benußung dadurch Rechnung ge- tragen wird, daß die jedem Bande angehängten Register die neten einander laufenden Verhandlungen mit den einzelnen Staaten unter starfer Hervorh bung ihrer Hauptmomenté überächtlich zusammen- stellen. Zur Erleichterung des Verständnisses dienen kurze Anmer- kungen am Fuße des Textes der Korrespondenz. E

Die besondere Sorgfalt, welhe an der Hand der Akten, sowie des eins{lägigen genealogi!den Materials den mithandelnden Per- sönlihkeiten in den Registern am Schlusse der einzelnen Bände zu- gewendet wird, erhebt diese Verzeihnungen pes zu fördernden Beiträgen zur Geschichte einer ansehnlichen Zahl von adeligen und anderen namhaften Familien. E

Wenn somit diese große Publikation als Quellenrerk für die G-\chichte des ahtzehnten Jahrhunderts überhaupt den Forschern auf diesem Gebiete unentbehrlih sein wird, so wird der Staatêmann, der Vaterlandsf: eund, der denkende Leser den König mit dem lebendigsten Interesse in die Gefahren und Verwickelungen seines thatenreihen Lebens begleiten, und nit nur reiche Belehrung, sondern au patrio- tishe Erhebung in dem unmittelbaren Anblick, in dem unmittelbaren Eindruck so scneidiger, unermüdliher und pflihttreuer Waltung des Königlichen Amtes davon tragen. 4 j : x

Die Korrespondenz, deren Verlag dem Königlichen Hofbuchhänd- ler Alexander Duntcker hiersel st übertragen worden ist, wird in zwei Ausgaben erscheinen: die cine in groß Oftav-Format, die zweite in Quart-Format auf stärkerem Papier. Je nach dem Umfang wird der Preis der ersteren für den Band 12—15, der der zweiten 17-— 20 M betragen. In jedem Jahc werden voraussictlich zwei Bin?e erscheinen, der erste soll in nächster Zeit zur Ausgabe kommen.

Unter dem Titel: „Zur Revision des Zolltarifs und der innern Produfktionssteuern. Zoll- und steuerte{nisce Bemerkungen von Hermann Hartung, Haupt-Steueramts- Controleur in Neuß am Rhein“ ist im Verlage von W. Crüwell in Dortmund eine Broschüre erschienen, welhe mit fachmännischer Kenutniß geschrieben, die Frage einer umfassenden Steuer- reform ledigli vom steuertechnischen Standpunkt aus prüft. Der Verfasjser, ein mitten in der Praxis stehender, erfahrener Beamter, versuht es, „an der Hand der gegenwärtigen that- sählihen Lage der Dinge, d. h. nah den realen Bedürf- nissen der Staatskasse und den prafktishen Inter?:ssen des Volkes, die für eine Umgestaltung des Zolltarifs, sowie für eine Veränderung hauptsähli der Branntwein- und Rübenzucerfsteuer etwa in B.tracht kommenden Gesihtspunkte darzulegen.“ Er will vom zoll- und steuertebnishen Standpunkte aus untersuchen, „welche Artifel des Zolltarifs hauptsählich zur Zollerhöhung und in welhem Maße sich eignen.“ Nach seiner Ansicht kann man auf keinem andern, als auf dem Wege der Zoll- uad Steuererhöhung zur Deckung des im Budget des preußischen Staates vorhandenen Defizits von 733 Mil- lionen Mark gelangen. Der Verfasser rechnet nunmehr an der Hand des bisher giltigen Tarifs aus 13 verschiedenen Importartikeln eine jährlide Mehreinvahme an Zöllen von 83 340 951 Æ und aus dem Ertrage der erhöhten Tabaks-, Branntwein- und Rüben- zuckersteuer eine Mehreinnahme von 14 953 520 K, in Summa also eine jährlihe Mehreinnahme von 98294471 Æ heraus, wobei er den Gesichtspunkt im Auge behält, daß die Steuerkraft des Ein- zelnen nit noch mehr in Anspru genommen werde. Aus diesem Grunde schließt er alle diejenigen Artikel, die für absolut nothwendig zum Leben angesehen werden müssen, a priori von der Besteuerung aus. Man wird gewiß in mancher Beziehung anderer Ansicht seia können, als der Verfasser, doch dürfte Jeder, der sh mit diefen Fragen beschäftigt, die kleine Schrift mit Interesse und Nuten lesen.

Bor uns liegt Heft 1. des Forstwissenschastlihen Centralblattes, welches die zweite Folge der, aus der Schweizer- bartshen Buchhandlung in Stuttgart in den Verlag von Wiegandt, Hempel & Parey in Berlin übergegangenen Monatsschrift für Forst- und Jagdwesen bildet. Die Zeitschrift steht unter der Redaktion des Herrn Prof. Dr. Baur in München und hebea wir aus dem reiben Inhalt des 1. Heftes die nachstehenden Arbeiten besonders hervor: Ober-Forstrath C. von Fischbach, Altes und Neues von der Weiß- tanne. Prof. Dr, R. Hartig in München, Beitraz zur Eichenästungs- frage. Ober-Forstrath Roth in Donaueschingen, Nohmals der Eichen- \hâler für Nadelholz. Prof. K. Schuberz in Carlsruhe, Untersuchun- gen über die Erträge des Eichenshälwaldes 2c. 2c. Der Abonnements- preis för den Jahrgang von 12 Heften ist auf 12 #4 festzesezt und ist das „Forstwissenschaftlihe Centralblatt“ durch jede Buchhandlung und Postanstalt zu beziehen.

Von dem Wörterbuch der osftfriesishen Sprache von I. ten Doornkaat-Koolman (Norden, Herm. Braams) ist soeben das sechste Heft ershienen. Dasselbe umfaßt die Worte von „Filt“ bis „Futern“.

Land- und Forstwirthschaft.

Auf Grund des Gesetzes, betreffend Maßregeln gegen die Reb- lauskrankheit, vom 6. März 1875 ift ferner der Großherzoglich sächsishe Bezirksdirektor Bo ck zu Apolda zum ständigen Aufsichts- tommissar für das Großherzogthum Sachsen, die Herzogthümer Sachsen-Meiningen und Sachsen-Altenburg und die Fürstent)ümer Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere und Reuß jüngere Linie ernannt worden.

Gewerbe und Handel.

Nach amtlicher Na(riht aus Konstantinopel ist die Ge- treideausfuhr aus dem Sandshak Cazaï-Arboa (Distritt von Tschataldscha und Umgegend von Konstantinopel) bis zur neuen Ernte verboten. Nur das nach Konstantinopel bestimmte Getreide ist von diesem Verbote ausgenoinmen. Ein gleihes Ausfuhrverbot ist füc den Sandschak Jerusalem erlassen worden. Von diesen Verboten werden diejenigen Kontrakte, welhe vor Erlaß derselben abgeschlossen worden sind, nicht betroffen, wenn sie innerhalb einer Frift von zehn Tagen der kompetenten Behörde zur Beglaubigung vorgelegt weren.

Das „Handelsarchiv" enthält einen Bericht aus Yokohama über die Versuche zur Herstellung \{warzen Thees, welche seit einiger Zeit in Japan angestellt werden, um aus dem im Lande pro- duzirten Lin Theeblatt s{warzen Thee zu fabriziren und diesen im Auslande abzuseßen. : ;

Bekanntlich waren die Vereinigten Staaten von Amerika zeither die einzigen Konsumenten japanischen Thees. Da aber die Theepreise in leßter Zeit auf dem amerikanischen Markte so stark zurückgegangen waren, daß troß einer bedeutenden Steigerung der Auéfuhr nah Amerika doch kein verhältnißmäßiger Nußen erzielt werden konnte, da ine dessen die Befürchtung nicht ungerechtfertigt war, Amecika mit dec Zeit als Markt für japanischen Thee überhaupt zu verlieren, und hiermit sich die Nothwendigkeit ergab, für das japanische Produkt neue Absatzgebiete zu schaffen, so empfahl das Ministerium des Innern den Theeproduzenten, die Fabrikation {chwarzen Thees zu versuchen, um fo möglicherweise auf den zahlreihen und bedeutenderen europäishen Märkten dem chinesishen und ostindisten Produkt Konkurrenz zu machen. Zur Erreichung dieser Absicht wurden keine Kosten und Mühen gespart. Die Regierung sandte Kommissionen nah China und Ostindien, um sih über die Zubereitungsmethoden des s{chwarzen Thees in diesen