U E TE A T G S I E e lei A At Ra E 1 TUE
vat
4 FNE
Ee Ta R E a I Aa E S Al n M R R
Var
Sue R R
m rets Bi gau api
daß darin gegen andere Konfessionen systematish Haß und Verachtung verbreitet würde ; übrigens sei das Lehrbuch {on unter einem früheren Ministerium zugelassen, da es in den leßten Jahren der Centralinstanz nicht vorgelegen habe.
Der Abg. Dr. Bender nahm aus einem Spezialfalle Veranlassung, dem Minister den Wunsch auszusprechen, daß er die Lehrer an den höheren Lehranstalten wegen ihrer Be- theiligung ‘an der fortschrittlihen Wahlagitation vor politi- {her Verfolgung s{hüßen- möge. Die allerdings im Hause noch nit vertretene neue liberal-konservative Partei, die si selbst die allerbedenflihsten Wahlbeeinflufsungen erlaubt habe, sei gegen die genannten Lehrer beim Schulkollegium mit De- nunziationen vorgegangen und habe dann auch die Rüge durgeseßt. Wenn es in Preußen au keine parlamentarische Regierung gäbe, so müsse um so mehr darauf gehalten wer- den, daß wenigstens die Wahlfreiheit im vollsten Maße geachtet werde, namentlich dürfe die anitlihe Autorität nicht gemißbraucht werden.
Hierauf erwiderte der Kultus-Minister Dr. Falk, daß er hier gleih die Gelegenheit wahrnehmen wolle (im Anschluß an die Aeußerung des Abg. Richter (Hagen) bei Berathung des Ministeriums des Fnnern) auf die fogenannten Wahlbeein- flussungen seines Ressorts einzugehen, obwohl das Haus mit diesen Wahlbeeinflussungen {hon so häufig befaßt worden sei. Er seinerseits habe weder jeßt, noch früher, sei es generell, ici es speziell, einen Wahlerlaß ergehen lassen. Beschwerden seien auch bei ihm gar nicht eingegangen. Der von dem Vor- redner angeführte Fall sei ihm niht bekannt geworden, werde aber untersuht werden, wie er denn auch über die vier Fälle, welche aus den Zeitungen zu seiner Kenntniß gelangt jeien, Bericht eingefordert habe. Jn dreien dieser Fälle sei Remedur eingetreten; im vierten Falle (Regierungs-Schulrath Wend- landt in Gumbinnen) könne er das Verhalten dieses Beamten nur billigen. Dieser habe in einer vertraulichen Ansprahe — ob vertraulich oder öffentlich sei gleih; was er gesagt habe, hêtte er au öffentlih sagen können — am S{luß der Kon- ferenz ausgeführt, wie das Anwachsen der Sozialdemokratie und die Attentate das Verwerflichste seien, dem gegenüber alle staats- und gesellshaftserhaltenden Elemente zusammenstehen müßten. Auch die Lehrer müßten von ihrem Wahlrecht Ge- brauch machen. Von Konservativen sei gar nil t die Rede gewesen. Eine dahin gehende Berichtigung sei gegenüber der betreffenden Korrespondenz der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ in einem Gumbinner Blatt ohne Zuthun des Schul- raths erschienen. :
Der Abg. Schmidt (Stettin) bemerkte, er sei dur die Entgegnung, welche die Rede des Abg. Gerber vom Regie- rungstische gefunden habe, nit völlig befriedigt. Namentlich die Zögerung in der endlihen Vorlegung des Unterrichts- geseßes sei zu bedauern ; wenn das ganze Unterrichtsgeseß, na- mentlich in seinen finanziellen Theilen niht vorgelegt werden könnte, so möge der Minister doch das Dring- lihste vorab erledigen und in erster Reihe im Wege der Verordnung das Lehrplanwesen reformiren. Auch die Frage der Berechtigung der Realschul - Abiturienten er- heische dringend eine Regelung, die man nicht bis zu dem vielleiht noch entfernten Erlaß des ganzen Unterrichtsgeseßes aufschieben möge. Namentlich in Bezug auf die Berehtigung derx Realschul-Abiturienten zum medizinischen Studium sei das bisherige Schwanken nicht länger erträglih; man müsse bald! erfahren, woran man sei.
Der Abg. Dr. Lucius erklärte, die Zulassung der Realschul- Abiturienten zum Studium der Medizin sei nah seiner Ansicht unzweifelhaft gerehtfertigt. Jm Uebrigen komme er auf die Klagen wegen Ueberbürdung der Schüler, welche im vorigen Jahre im Hause laut geworden wären, zurück. Denselben jei nur zum geringen Theil abgeholfen. Redner bezeich- nete die Richtung, in welcher dieser Ueberbürdung
ründlih und praktish abgeholfen werden könnte (Beginn des ranzösishen Unterrichts statt in Quinta, erst in TDertia; Be- seitigung der schristäihen Arbeiten im Griechishen beim Abi- turientenexamen ; Verringerung der Zahl der lateinischen Auf- säße; gleihmäßige Ferienordnung). Er könne ferner nicht umhin, auf die in bestimmter Progression nah dem Verhältniß zur Höhe der Klassen wachsende Kurzsichtigkeit zu verweisen. Professor Dr. Hermann Cohn in Breslau habe bei einer im dortigen Gymnasium an 1195 Gymnasiasten vorgenommenen Untersuchung in Sexta 12, in Quinta 18, in Quarta 24, in Texrtia 31, in Sekunda 40, in Prima 56 Hragmnt Kurzsichtige gefunden ; lei 1141 Realschülern steige die Zahl von 9 Prozent in Sexta, auf 44 Prozent in Prima. Diesen Zahlen liege do ein gewisser Werth bei, und gäben dieselben zu denken.
Der Regierungskommissarius Geheime Regierungs-Rath Dr, Boni kfonstatirte, daß das statistishe Material über die einge- tretenen Augenleiden in höheren Lehranstalten dem vom Vor- redner genannten Dr. Cohn zur weiteren Bearbeitung zuge- stellt sei. Diese Frage, sowie die Frage wegen Ucberbürdung der Schüler unterliege der aufmerksamsten Beobachtung Sci- tens der Regierung.
Der Abg. Kantak rügte verschiedene angebliche Mißstände am Gymnasium in der Stadt Posen und wandte sih dann gegen die neuliche Behauptung des Abg. Gerber, daß die pol- nische iee N keine Literatur fes Redner beklagte sich, weiter über Zurückseßungen polnischer Lehrer an den höheren Lehranstaiten der Provinz Posen, jowie über angebliche Be-
einflussungen, Verfolgungen und Verseßungen polnischer Lehrer Seitens vorgeseßter Behörden. Dem Abg. Dr. Bender, der darauf hingewiesen habe, : daßdie Fortschrittspartei stets mit der. Partei „Falk“ gegangen sei, bemerkte Redner, daß Seitens der Fortschrittspartei das s{hwerlich geschehen sein würde, wenn noch ein Waldeck oder Hoverbeck in derselben säße.
Der E nar Geheime Regierungs - Rath Stauder :rechtfertigte das Verfahren der Regierung, r bestreite entschieden, daß- polnische Lehrer oder SHilamts-Randibaten von der Re ierung gemaßregelt worden seien.
Der Abg. Richter (Hagen). erklärte dem Abg. Kantak
egenüber, daß der Abg. Bender nicht gesagt habe, daß die ortschrittspartei immer mit dem Minister Falk gegangen sei oder gehen werde. Sie habe nur die Maßregeln des Ministers unterstüßt, soweit sie dieselben eben nah ihren Grundsäßen, abe billigen können. Daß die Lehrer sih nicht bei: dem inister über ihre Regierungs-Shulxräthe bes{hwerten,. sei wohl. durch ihre Abhän e erklärlih. Allerdings sei : mit Dank anzuerkennen, daß er Minister sih das. Material über
die ihm bekannt gewordenen Wahlbeeinflussungen verschafst, habe. Was aber die Rede des Schulraths Wendler
doch zu bedenken, daß. die er: n nte Aufforderung dieses. Herrn, di& Sozialdemokratie zu
betreffe „ P sei pfen, keinen Grund habe, da. es dort gar keine
Wahlaufruf unterzeichnet, der die Wahl des Ober-Staats- anwalts Saro empfohlen pee. Redner brachte ferner einige Speéezialien von anderen hlvorgängen in Ostpreußen zur Sprache; durch folche Wahlbeeinflussungen würden die Grundlagen des Staates aufs Aeußerste erschüttert. Redner verlange dabei vom Minisier die bestimmte Beant- wortung der Frage, ob die Erfüllung des Diensteides etwas mit der politischen Gefinnung des Beamten zu thun habe, und ob aus dem Diensteid und aus dem DUEPLRRIUG für Lehrer die Enthaltung der Unterzeihnung liberaler Wahlauf- rufe oder der Theilnahme an Wahlagitationen gefolgert wer- den könne? Der Dienstéid verpflihte nah seiner Ansicht die car zur Treue gegen den Kaiscr, vereidige sie aber nit auf die wechselnden Minister oder die we{chselnden An- sihten derselben. Was würde aus dem Ansehen des Lehrer- und Beamtenstandes, wenn wechselnde Minister für wechselnde Ansichten politische Parteidienste von den Beamten beanspruchten, und Beamte entgegengcseßter Ansicht mit dem Disziplinargeseß an der Hand verhindert würden, von ihren politishen Rechten Gebrauch zu machen? Habe nicht der Minister Falk mit der Fortschrittspartei das Jnteresse, über die augenblicklichen politishen Fragen hinweg die Grund- lagen des öffentlihen Gemeinwesens gegen solche Unterwüh- lungen zu {hüben ?
ierauf erwiderte der Kultus-Minister Dr. Falk, wenn er dieje Frage nicht beanworte, würden möglicherweise unrich- tige Es hieraus gezogen werden. Eigentlich hätte sih der Vorredner die Frage aber selbst beantworten können, dieselbe wäre doch dahin gegangen, ob der Diensteid des Beamten, resp. Lehrers die Bedeutung habe, daß er auf den jedesmaligen Minister schwöre und verspreche, auch in politicis das zu thun, was dieser Minister für recht halte. Daß darauf nur mit „Nein“ zu antworten, verstehe sich doch von selbst. Gerade in seinem Ressort erfahre er die Berehtigung dieses „Nein“ sehr oft, da vielfa Persönlichkeiten, die demselben naheständen, ihre Stimme in einem anderen Sinne abgäben, als er per- sönlih wünsche. Jm Uebrigen könne es Fälle geben, wo es Pflicht des Beamten sein müsse, sich einer gewissen Wahl- bewegung zu enthalten. Das könne aber nicht im Allgemeinen, sondern nur in concreto entschieden werden.
Der Abg. Dr. Perger brachte cine Reihe von Beschwerden zur Sprache, die sih bei den westfälishen Gymnasien heraus- gehe hätten. Jnsbesondere gebe der überraschend ungünstige
usfall der dortigen Abiturientenprüfungen viel zu denken.
Der Regierungskommissar , Geheime Regierungs-Rath Stauder wies an der Hand statistisher Angaben nach, daß der Rückgang im Ausfalle der Abiturientenprüfungen in Westfalen in den legten Jahren niht mehr konstatirt sei; dort seien sogar in den leßten Fahren so günstige Resultate erzielt worden, daß Westfalen unter den preußishen Provinzen die drittbeste Stelle einnähme. Noch bessere Resultate würden sih erzielen lassen, wenn nicht das Unwesen der Verbindungen die Zeit der Primaner so häufig den ernsten Arbeiten entzöge. Die Verbindungen nenne er als früherer praktisher Schul- mann dreist eine Pest des Schulwesens.
Der Abg. Windthorst (Meppen) erklärte, er habe dieser Rede mit großer Befriedigung zugehört, ‘da sie den guten Willen der Regierung bekunde. Aber es sei doch bedenklich, aus dem Sallenaupwens der Examina allein einen Rücs{hluß zu machen nach jeder Ri&tung hin auf die geistige Reife der zur Universität übergehenden Abiturienten. Und da fürchte er einen Rückgang _ wahrnehmen zu müssen, da mehr und mehr das Susammenwivfen von Schule und Haus shwinde. Auch auf den Gywnasien fchle es an der rechten Zucht , welcher Mangel die jungen Leute zur Blasirtheit treibe und ihnen jede Schranke des Willens wegräume. Es sei auch eine pädagogish verfehlte Methode, Rie, die etwas lernen sollten, als Herren zu behandeln.
on einem Gymnasium sei dem Redner erzählt, daß dort, wenn der Unterricht früh zwei Stunden gedauert habe, die jungen Herren zum Frühschoppen gingen. Die Gymnasial- ehrer sollten nie vergessen, daß sie keine Universitäts-Pro- fessoren seien. Auf dem Gymnasium werde auch der Reli- gionsunterriht zu wenig gepflegt, und daran seien auch die Verfügungen der Unterrichtsverwaltung Schuld.
Der Regieru::gs-Kommissar bat um Angabe des Ortes, an dem sich der Fall mit dem Frühschoppen zugetragen habe. Was die angebliche Vernachlässigung der Religion angehe, so sei da- gegen zu protestiren, daß die Schuld dem Minister zugeschoben würde. Seit 1856 seien der Lehrplan und die Stundenzahl für den Religionsunterricht dieselben gektlieben, nur bezüglich der Theil- nahme an religiösen Uebungen sci der Zustand wieder her- gestellt, wie er bis 1852 überall bestanden habe. Daß ferner den Schülern die Theilnahme an Kongregationen verboten sei, werde Niemanden Under een der wisse, daß bis 1852, dem Fähre der Wiedereinführung des Jesuitenordens in Preußen, Kongregationen dex Art gar nicht existirten.
Der Abg. Kantak“ hob ‘hervor, daß das Marien- gymnasium in Posen thatsählih zurückgegangen sei, seitdem die polnischen Lehrer vorwiegend durh deutsche erseßt worden seien und seitdem man angefangen habe, konfessionelose Vor- träge über Selbsterkenntniß und dergl. an Stelle des katho- lishen Religionsuntérrichts treten ju lassen. Dem Regierungs- fommissarius, der um genaue Mittheilung dieses Falles bat, antwortete Abg. Kantak, daß er dcn Direktor der Realschule in Posen, Dr. Geist, meine.
„ Der Abg. Dr. Langerhans erklärte des Abg. Windthorst abfällige Meinung über die jezige Gymnasialjugend nicht theilen zu können. Es sei eine ganz alte Erfahrung, daß wenn man älter werde, die Anschauungen auf diesem Gebiete strenger und strenger würden, im Uebrigen werde jcßt die Disziplin auf den höheren Anstalten viel {härfer gehandhabt, als vor ein bis zwei Dezennien.
Der Abg. Windthorst (Meppen) erklärte, die Lehrer fühl- ten’ sih heutzutage! mehr als Universitätsprofessoren, denn als Erzieher: der Jugend und trügen dadur aud zur Lockerung der Disziplin bei. Gerade der Lehrerstand sei außerdem der bewährteste Träger des Kulturkampfs ; deshalb hielten die Lehrer Religion und Religionsübungen in der Schule überhaupt für unnöthig. Jn Bonn sei der unerhörte Fall vorgekommen, daß man einen Gymnasiasten zum Karzer verurtheilt habe, weil er mit der Frohnleicnamsprozession gegangen.
Der Kultus-Minister Dr. ae erklärte, das Examen in der Religion werde in keiner Weise leihter genommen als früher. Es sei eine eigene Taktik des Abg. Uni immer Vorwürfe zu machen, ohne sie zu belegen. Jn West- elnen Anstalten die Einrichtung einer en. Religionsprüfung, welhe erx troß ausge-
[len b i grisitigptathotise Nel
Sozialdemokraten gebe. Uebrigens habe derselbe Herr den
sprochenen Wunsches der Aufhebung streng aufrecht erhalte. Die Geschihte von dem Bonnec Karzer sei duraus fals dar-
gestellt, es sei wegen Ausübung des Gottesdienstes niemals ein Schüler bestraft worden.
Der Abg. Dr. Eberty bemerkte, niht die religiösen Ge- bräuche allein wachten die Erziehung aus; die Eltern und Lehrer sollten in der Nachahmung des Stifters der christlichen Religion mit gutem Beispiele vorangehen.
_ er et Frhr. von Heereman erklärte, daß in früherer eit die Zöglinge der höheren Lehranstalten in Westfalen täg- ih zur Messe geführt worden seien, jeßt geschehe dies nur
wöchentlih zweimal, in ähnlicher Weise seien die anderen re- ligiösen Verrichtungen beschränkt, und damit das wichtigste er- ziehlihe Moment geschädigt worden.
Der Regierungskommissar, vertheidigte die kirchlihen Zu-
stände an den höheren Anstalten in Rheinland und Westfalen ; sie seien noch ebenso, wie sie vor dem Jahre 1841 unter größter Billigung der kir&lihen Oberen bestanden hätten, mit denen sih deshalb Abg. Windthorst (Meppen) auseinanderseßen möge.
_ Der Abg. Dr. von Sybel erklärte, bis in die Regierungszeit Friedrih Wilhelms IV. hätte es gar keine katholischen G m- nasien gegeben, erst unter dem Ministerium Raumer sei mehre- ren Anstalten dieses epitheton ornans im Etat beigelegt. Was die religiöse Erziehung betreffe, so müsse er fragen, wozu sei denn der ganze kirchlihe Apparat da, wenn auch die Gymnasial- lehrer noh geistliche Funktionen ausüben sollten? Der streng orthodoxe Altlutheraner Vilmar, der eine Vereinigung aller Konfessionen gehofft hätte, und zwar unter Verbindung des strengen Buchstabenglaubens des Lutherthums mit der strafen Kirchenzucht des Calvinismus und der allmähtigen Hierarchie der katholischen Kirche, hätte einen solchen p angabesus der Kirche Seitens der Schüler verworfen, weil daraus Wider- wille gegen Kirhenthum und Heuchelei entstehe. Was das stutentishe Treiben der Gymnasiast-n betreffe, so könne er konstatiren, als Akademiker und Historiker, daß das studentische Treiben der Gegenwart viel civilisirter geworden fei als das aus dem frommen Mittelalter erd@sene wilde und rüde Treiben in früherer Zeit.
Hieran knüpfte sih eine Polemik der Centrumsmitglieder Franz und Bachem gegen den Abg. Dr. von Sybel- a!s Histo- riker und Kenner rheinischer Verhältnisse; der erstere rehnete das behauptete Nichtvorhandensein stiftungsmäßig katholischer Gymnasien in die lange Reihe der Sybeliana, die keiner Wider- legung bedürften.
Der Abg. Windthorst (Bielefeld) erinnerte den Abg. Frhr. von Heereman, der wte er, das Gymnasium in Münster besucht habe, an den Unfug, der bei den religiösen Uebungen getrieben worden sei. Das Centrum verlange eine religiöse Erziehung, ohne welche der Unterriht nur Avrichtung sei, in demselben Athem fordere es aber eine zwangsweise Anhaltung zur Messe, Beichte und Kommunion. Das Ministerium werde wohl Material genug haben, um seinen Eatshluß, Protestanten an diese Anstalt zu berufen, zu rechtfertigen.
Nach einer, Reihe von persönlichen Bemerkungen wurde 2E 1 genehmigt, worauf sich das Haus um 41/2 Uhr ver- agte.
— Jn der heutigen (29.) Sißung des Rees der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen 2c. An- gelegenheiten Dr. Falk und mehrere Regierungskommissarien bei- wohnten, theilte der Präsident mit, daß die Kommission zur Vor- berathung des Entwurfs einer Schiedsmannsordnung gewählt sei und si wie folgt konstituirt habe: Abgg. Witte (Vorsißender), Dr.Eberty (Stellvertreter), B2urschmidt, Schlieper (Schriftführer). Weiter theilte der Präsident mit, daß von dem Abg. Frhrn. von Heereman ein Antrag, betreffend den dem Bundesrathe vorgelegten Geseßentwurf über die Disziplinargewalt des Reichstages gegen seine Mitglieder, eingebracht sei.
Darauf trat das Ps die zweite Berathung des Etats ein. Die einmaligen und außerordcntlihen Ausgaben der Staatsarchive (Neubau eines Archivgebäudes in Jdstein) wurden auf den Antrag des Referenten der Budgetkommission, Abg. von Benda, und des Abg. Dr. A bewilligt. Hierauf seßte das Haus die gestern abgebrochene Diskussion über die Gymnasien und Realschulen fort. Die Abgg. Dr. Petri, Frhr. von Minnigerode und Dr. von, Jaédzewski brachten verschiedene Wünsche in Betreff des Baues der Gymnasien zu Wiesbaden, Elbing und Koniz vor, welhe von dem Re- gierungskommissar, Ministerial-Direktor Greiff dahin beant- wortet wurden, daß die bezüglichen Projekte noch einer Superrevision unterlägen. Der Abg. Frhr. von Hammer- stein brachte “den Fall des Oberlehrers Dr. Müller ‘am Realgymnasium zu Lippstadt zur Sprache, welcher seinen Schülern Darwinsche Theorien aus Carus Sterne vorgetragen hätte. Der Regierungskommissar Geheime Regierungs-Rath Stauder erklärte, daß der 2c. Müller deshalb vom Minister eine Nüge erhalten af Der Abg. Dr. Miquel sprach den Wunsch aus, daß für die Beurtheilung des den städti- schen Schulen zu gewährenden Staatszuschusses niht wie bisher, ein bret ltiger Durchschni't, sondern ei n jährige Etats Ma sein möchten, weil es leiht vorkommen könnte, daß die bei einem dreijährigen Durchschnitt sich crgebenden scheinbaren Uebershüsse zu einer unberehtigten Belastung der Kommunen führen. Gleichzeitig drückte der Redner die Hoffnung aus, daß die Regierung aus der Bewilligung von Staatszushüssen zu Kommunalshulen nicht das Recht für sich herleite, in alle einzelnen Details der Schulverhältnisse hineinzureden und dadur die Freudigkeit der städtischen Verwaltung zu beeinträhtigen. Der Regierungs- kommissar Ministerial-Direktor Greiff erkannte die vom Vor- redner bezüglih des dreijährigen Etats gerügten Uebelstände an ‘und versprach, daß die Regierung eine Aenderung in dem angedeuteten Sinne vornehmen werde.
Auf ‘die Beschwerden des Abg. Dauzenberg, daß die Staatsregierung den katholischen höheren Mädchenschulen nicht in gleichem Maße Zuschüsse zuwende, wie den evangelischen, erwiderte der Regierungskommissar Geheime Ober-Regierungs- Rath Dr. Schneider, daß diese Beschwerden nicht begründet seien, wie cr durch das Verzeichniß der staatlich _subventio- nirten katholishen Privat - Mädchenschulen beweisen könne, weil es der Regierung ernst mit dem Vorsate sei, aus den ihr u Géboté stehenden ¿Fonds Ersaß für die durch Auflösung der
rdensniederlassungen aufgehobenen Mädchenschulen zu schaffen. Der Abg. Schläger erkannte dieses Bestreben der Regierung an, wünschte aber detaillirtere Nahweijungen über die Ver- wendung der Fonds des Tit. 9 Kapitel 124 dem Hause vor- gelegt zu sehen. - Er bat ferner, an den Mädchenschulen mehr die. Anstellung von Lehrerinnen als von Lehrern zu berücsihtigen. Der genannte Regierungskommissar erwiderte darauf, daß 1439 evangelische, 2884 katholische und 19 jüdische Lehrerinnen angestellt seien, und auf eine Spezialbeschwerde des Abg. Theissing, daß in Neisse für die Aufiösung er von
Blatt: Umfassende polizeilihe Reherhen über den Ver
Ordensshwestern geleiteten höheren Mädchenschule dadur ge- nügender Ersaß geschaffen sei, daß man dem Leiter der dor- tigen bewährten evangelishen höheren Privat - Mädchen- \hule du eine Staatssubvention die Mittel geboten ee. einen ordentlihen wissenschaftlihen und einen Re- igionslehrer fatholisher Konfession anzustellen, ferner, daß die Bestätigung einer vorgeschlagenen katholischen Dame als Leiterin einer Privatsule nur deshalb vom Ministerium nicht erfolgt sei, weil sie die erforder- lihe geseßlihe Qualifikation niht besessen habe. Der Abg. Windthorst (Meppen) beshwerte sich darüber, daß durch die fkulturkämpferishe Richtung der in- struirenden Lokalbehörden für die religiöse Erziehung der fatholishen Jugend nicht genügend gesorgt werde. Bei Kap. 125 (Elementarshulwesen) wurden zunächst die Anträge der Abgg. Richter (Hagen) und Dr. Röckerath, die geseßliche Regelung der Lehrergehälter und Pensionen betreffend, auf Vorschlag des Präsidenten an eine besondere Kommission von 14 Mitgliedern verwiesen. (Schluß des Blattes.)
— Der französishe Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Graf Saint Vallier, hat sich Behufs Theilnahme an den Sißungen des französishen Senats nach Paris be- geben. Während seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der franzöfischen Botschast dur deren ersten Sekretär Grafen de Mou y, als interimistishen Geschäftsträger, geleitet.
— Der bisher beim Kollegium der Königlichen Genera l- Kommission zu Cassel beschäftigte Regierungs-Assessor Coester ist zum Spezial-Kommissarius bestellt und ihm die Weiterführung der Spezial-Kommission 111, daselbst übertragen. Der Gerichts-Assessor Müller, früher zu Zeiß, und der Ge- rihts-Assessor Waldhecker, bisher zu Recklinghausen, sind in die landwirthschaftlihe Verwaltung übernommen und werden behufs Ausbildung zu Spezial-Kommissarien beim Kollegium der genannten Behörde beschäftigt. Der Gerichts - Assessor Müller ist zum Regierungs-Assessor ernannt worden.!
— Als Aerzte haben \ichJ niedergelassen die Herren Dr, Altmann, Müller, Dr. Vormeng, Salomon, Dr. Schlüter und Dr. Zacharias in Berlin, Dr. Koehler in Bartin, Haertelt in Waldau und Dr. Halle in Wunstorf.
— S. M. S. „Ariadne“, 8 Geschüße, Kommandant Korv.-Kapt. von Werner, ist, einem von Hongkong eingegan- gcnen Telegramm zufolge, am 20. Dezember 1878 von der Insel New - Jreland nah Apia (Samoa - Jnseln) in See ge- angen.
f S. M. S. „Luise“, 8 Geschüße, Kommandant Korv.- Kapt. Schering, ist am 28. Dezember 1878 von Malta in See gegangen, ankerte am 3. Januar cr. im Hafen von Port Saïd und beabsichtigte am 5. d. Mts. die Reise nah Suez fortzuseßen.
Bayern. München, 13. Januar. Der heute der Abgeordnetenkammer vorgelegte Geseßentwurf, be- treffend die Verstärkung des Verlagskapitals der Königlichen Centralstaatskasse, en:hält, wie die „Allg. Ztg.“ mit- theilt, folgende Bestimmungen :
. 1. Zur Verstärkung des Verlagskapitals der Königlichen Centralstaatsfasse um den Betrag von 28000000 wird der Königliche Staats-Minister der Finanzen ermächtigt, nach Bedarf ein auf die Staatsfonds zu versicherndes Anlehen in diesem Betrag aufzunehmen, und das Anleherskapital um den Betrag der Anlehens- Aufbringungskosten und der während des Laufes der XLUY. Finanz- periode erwachsenden Zinsen zu erhöhen.
. 2. An Stelle des Anlehens können bis zu dem Marimal- betrag von 10000 (00 FÆ Schatanweisungen, längstens auf sechs Monate lautend, ausgegeben werden. Die Ausgabe kann wiederholt jedoch nur zur Deckung in Verkehr geseßter Schaßanweisungen stattfinden. Die zur Verzinsung und Einlösung der Schaßanwei- sungen erforderlihen Beträge müssen der Königlidea Staatt- \chulden ilgungs - Hauptkasse aus den bereitesten Staatseinkünften zur Verfallzeit zur Verfügung gestellt werden. |
8. 3. Die Bestimmungen über die Tilgung dieses Anlehens bleiben den jeweiligen Finanzgeseßen vorbehalten. :
Die nächste Sißung wird am Freitag stattfinden ; in der- jelben sollen die Anträge über die Wuchergeseße zur Be- rathung kommen.
Hesterreich - Ungarn. Wien, 14 Januar. Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Konstantinopel: Gestern hat eine länzere Konferenz zur Finalisirung des russisch-türkishen Friedensvertrages stattgefunden. Die Unterzeihnung des Vertrages wird für Ende diefer Woche erwartet. — Der armenische Patriarch hat seine Entlassung genommen. — Aus Bukarest meldet pre ei des zu den Grenzregulirungsarbeiten zwishen Rumänien, Bulgarien und Serbien entsendeten italienischen Kommissars, Obers Gola, haben ergeben, daß derselbe wahrscheinlih in der Donau ertrunken ist.
— 15. Januar. (W. T. B.) Eine Deputation des Vereins T faufmännische JFnteressen brachte bei dem Handels-Minister Chlumecky Klagen über die Nach- theile vor, die die ôsterreichishe Jndustrie durch den franzö- sischen tarif général erleide. Der Handels-Minister er- widerte darauf, er habe das größte Gewicht auf den Vertrags- abs{chluß mit Deut chland und Jtalien gelegt und hoffe auf die baldige Schaffung eines Provisoriums mit Frankreich auf Grund der Rechte der meistbegünstigten Nation.
Niederlande. Luxembur!g, 14. Januar. (W. T. B.) E Ständeversammlung ist auf morgen einberufen worden.
Se. Majestät der König hat angeordnet, daß bei der E Saung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich dieselben Trauerfeierlihkeiten wie bei der Beerdigung der verstorbenen ersten Gemahlin desselben stattfinden sollen.
Großbritannien und Jrland. Kalkutta, 14. Januar. Stol Meldung. Die Turis- Stämme haben sich bereit erklärt, den d angs ein Unterstüßzungs- corps von 2000 bis 3000 Mann zu senden.
Frankreich. Paris, 14. Januar, (W. T. B.) Die amtliche Verkündigung einer Amnestie [e etwa 2000 an dem Kummuneaufsstande betheiligte und verurtheilte Per- sonen wird in nächster Zeit erwartet. i :
— 15. Januar. Das „Journal officiel“ veröffentlicht die Ernennung des Senators Challemel-Lacour zum fran- zösischen Botschafter in Bern.
ersailles, 14. Januar. Der Senat und die De- putirtenkammer haben ihre Sißungen heute wieder auf-
genommen,
Im Senate eröffnete Gaulthier de Rumilly als Alterspräsident die Tgung mit einer Ansprache, in welcher er darauf hinwies, daß die Abstimmung vom 5. d. M. die republikanischen Jnstitutionen aufs Neue bestätigt habe. Die Wahl des Bureaus wurde auf morgen festgeseßt. Während der Sißung erschien der Minister-Präsident Dufaure und wurde mit sympathischen Kundgebungen Seitens der neu gewählten Senatoren empfangen. — Jn einer heute statt- gehabten Versammlung der Mitglieder der Linken des Senats wurde beschlossen, Martel als Kandidaten für die Präsidentenwahl an Stelle des Herzogs von Audiffret- Pasquier aufzustellen.
Jn der Deputirtenkammer wurde Jules Grévy mit 290 von 299 PRaeto Stimmen wieder zum Präs i- denten gewählt. ie Rechte enthielt sih der Abstimmung. Zu BTLe nen! identen wurden Bethmont, Brisson, Jules Ferry (Linke) und Graf Durfort de Civrac (Rechte) gewählt.
Jn parlamentarischen Kreisen wird versichert, die Rechte habe beschlossen, sich in allen wihtigen Fragen, wie u. A. in der Amnestiefrage, der Abstimmung zu enthalten, und diese Fragen die republikanishen Mitglieder unter \sich zur Entscheidung bringen zu lassen. Die Rechte werde fernèr eine Erklärung abgeben, in welcher sie ausführen werde, daß in Folge ihrer parlamentarishen Machtlosigkeit (impuissance) ihr diese abwartende Haltung als die geeignetste erscheine.
Spanien. Madrid, 13. Januar. (Ag. Hav.) Der König von Portugal hat an den König Alodons eine Einladung zu einer Entrevue in Elvas und zu einem Besuch in Lissabon gerichtet. Die „Correspondencia“ tritt der Annahme, als -ob dieses Zusammentreffen eine große politische Bedeutung hätte, entgegen. — Die Eröffnung der Eisen - bahn nah Ciudad-Real ist, in Folge von Uebershwem- mungsschäden, auf einige Tage vershoben worden.
Italien. Rom, 14. Januar. (W. T. B.) Jn der heu- tigen Sißung der Deputirtenkammer wurden zunächst mehrere Regierungsvorlagen, darunter der neue Handelsvertrag mit Oesterreih, eingebraht und sodann mit der Berathung des Budgets für das Ministerium der öffentlichen Arbeiten begonnen. f
Türkei. Konstantinopel, 14. Januar. (W. T. B.) Nah den Berichten von Wallace und Walpole, welche der englishe Botschafter Layard nah dem Rhodopegebirge entscndet hatte, um sich durch den Augenschein von der Lage der Bevölkerung zu überzeugen, ist die Noth außerordentlih größ und beträgt die Zahlder Hülfsbedürftigen an 40000. — Die Kom- mission für die türkische Finanzreform hat mehrereSubcomités für das Budget gebildet. — Die Ernennung des dritten türkischen Kommissars für die Grenzregulirung mit Griechen- land ist noch immer nicht erfolgt. — Der nordamerika- nishe Gesandte hat einen längeren Urlaub angetreten. — Der Pforte ist auf das an die englishe Regierung gerichtete Verlangen um Garantirung einer neuen türkischen An- leihe eine Antwort Lord Salisbury's bis jeßt niht zuge- ger dem Vernehmen nah würde eine solche erst nah dem
iederzusammentritt des Parlamentes zu erwarten sein. — Bei dem russishen Botschafter, Fürst Lobanoff, hat eine größere Festlichkeit stattgefunden, welher die Mitglieder des diplomatischen Corps, die türkishen Minister und eine große Anzahl anderer Eingeladenen beiwohnten.
Süd-Amerika. Peru. Ueber die Ermordung des Senats-Präsidenten, früheren Präsidenten der Republik, Herrn Pardo, gehen uns nachträglich folgende Einzelheiten zu:
Lima, den 28. November.
Herr Pardo begab sich in das Senatsgebäude, und kurz nachdem er der¡ins Siege tretenden Wache abgewinkt hatte, fiel aus derselben ein Schuß, dessen Kugel von rücckwärts die Schulter Herrn Pardo's durhbohrte und durch die Brust in die gegenüberliegende Wand einschlug. Herr Pardo hielt \ich einige Minuten aufrecht und konnte, unterstüßt von einem- Herrn, welcher ihm zur Seite ging und welcher von derselben Kugel an der eno leiht gestreift wurde, noch einige Schritte vorwärts gehen, woselbst er zu- sammensank und nach einer Stunde seinen Geist aufgab, nachdem er noch seinem Mörder verziehen und die leßten Sakramente empfangen hatte. Die Kugel hatte den obern Lungenflügel durhbohrt und einige Rippen gebrochen.
Unmittelbar nach dem Schusse versuchte der Sergeant der Wache, Namens Montoya, welcher den mörderishen Schuß abgefeuert hatte, die entstandene Verwirrung benußend, auf die Straße zu entkommen ; es gelang ihm, allein aus der be- nachbarten Wache der Gensd'armen eilte sofort ein Sergeant Valledos dem Verbrecher nach, welcher von dem herzugeeilten Deputirten Melgar vergeblich festgehalten worden war und von diesem ebenfalls verfolgt wurde. Gleichzeitig, d. h. unmittelbar nach - dem SOUMR auf den Herrn Pardo hörte man auf der Plaza Bolivar, an welcher auf der rehten Seite das Senatorengebäude und gerade gegenüber der Sißungssaal der Deputirten ge- legen ist, noch zwei Schüsse, welhe der Sergeant Garay der Wache der Deputirtenkammer abgefeuert hatte. Dem Ent- laufen dieses Sergeanten von seinem Posten seßte der Wacht- kommandant, ein shneidiger Offizier, energischen Halt ent- gegen, welcher auch dadurh und mit Hülfe einer der vorbei- marschirenden Compagnie Gensd'armen verhinderte, daß die Mannschaft der Wache dem Sergeanten folgte.
Die Nebenumstände, wie z. B., daß der Wachkommandant der Senatswache, Kapitän Ulloa, unmittelbar nach dem Schusse die Thür nach der Straße zuschließen wollte, daß die ganze Wachmannschaft sofort sih von ihrem Posten entfernte und keine Hand anlegte zur Ergreifung des Mörders, daß die Waffe des Sergeanten Montoya nicht seine eigene ordonnanz- mäßige Waffe, sondern ein Gewehr System Comblay war, daß der Sergeant, anstatt auf dem reien, auf dem linken Flügel der aufgezogenen Wache stand, das Abfeuern der bei- den Schüsse von der Wache der Deputirtenkammer, ließen so- ort auf ein Komplot schließen, welhes dann auch später be- ätigt wurde. , .
Der Präsident der Republik begab fich sofort nah Erhalt der Nachricht von dem Vorgefallenen nah dem Thatorte, dem Senatsgebäude; er fand Herrn Pardo noch unter den Lebenden ; umringt von seinen Freunden und seiner herbeigeeilten Familie ; es soll eine sehr tragishe Scene gewesen sein. Das erste, was der Präsident that, war die Ablösung der Wachen des Senats und der Deputirtenkammer anzuordnen, welhe an diesem Tage das Bataillon Pichinha Nr. 1, das Lieblings-
Erzeugnisse
schrift: Anfragen, b. sonders wenn dieselben von allgemeinem Interesse sind. Eine größere Anzahl von Zeitungen haben si fehr günstig über. die- reiche Ausstattung, interessante und vielseitige Lektüre, vortrefflichen Sllustrationen 2c, welche diese Stenozraphen-Zeitung bietet, ausge-
Recht seinen Namen Nr. 1 trage, gegeben hatte, und die gesammte Wachmannschaft in Arrest abführen ließ. Dann beförderte er den Sergeanten Valledos, welher den Mörder Montoya festgehalten hatte, auf der Stelle zum Offizier. ___ Die Untersuchung über diesen Mord hat große Dimen- sionen angenommen ; täglich werden zahlreihe Arretirungen vorgenommen und Freilassungen angeordnet. Die Untersuhung wird streng geheim gehalten : was bis jeßt darüberin eingeweihten Kreisen verlautet, ist Folgendes : Der Sergeant Montoya ist gedun- gen worden, Herrn Pardo zu erschießen ; die Wachmannschaft der Senatswache, sowie diejenige der Deputirtenkammer war im Komplott ; der Sergeant der leßteren hatte den Auftrag, dur den abgefeuerten Schuß das Signal zum Aufstande zu geben, in welchem der Präsident der Deputirtenkammer, Herr Carrillo (ehemals Finanz-Minister des Herrn Pardo), Herr Riva Agiiero und noch andere ermordet werden sollten, während dem Sergeanten Garay (an der Deputirtenwache) die Auf- gabe zuficel, den Mörder Pardo's wie zufällig im stattfindenden Tumulte zu tödten, um jeden Anhalt zur EntdeckEung des Urhebers vershwinden zu machen; 4 Mann in Civilkleidung waren am Hauptausgange des Regierungspalastes situirt, um den nah ihrer Berehnung sofort nah dem Thatort si be- ebenden Präsidenten der Republik nach ihrer Aussage ge- angen zu nehmen, welhem Schicksale Herr Prado nur da- dur entging, daß zufällig weder sein Wagen noch Reitpferd fertig war und derselbe vorzog, anstatt hierauf zu warten, sih zu Fuß nach dem Senatsgebäude zu begeben, und auf einem Nebenausgang den Regierungspalast verließ.
Zu welchem Zwecke indeß eine solche Vershwörung ins Werk geseßt wurde, muß die Untersuchung klar stellen.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Wien, Mittwoch, 15. Januar, Mittags. Abgeordneten- haus. Der Handelsvertrag mit Ztalien wurde behufs -dring- licher Berathung dem Budgetausshusse überwiesen. Der Prä- sident theilte sodann mit, daß zahlreicte Telegramme und Zuschriften eingegangen seien, welhe fih gegen die jüngsten Aeußerungen Schoenerers aussprehen. Die Abgeordneten Neuwirth und Ruß richteten eine Jnterpellation an die Regierung, betreffend den Zollkrieg mit Frankreih. — Hierauf wurde die Berathung des Berliner Vertrages be- gonnen. Gegen denselben haben sih 28 Redner, für denselben 12 gemeïidet.
Washington, Dienstag, 14. Januar, Abends. Die Finanzkommission der Repräsentantenkammer hat sich mit dem Berichte zu Gunsten des Geseßentwurfes, nach welchem die Greenbadcks als Zahlungsmittel für die Eingangszölle gelten sollen, einverstanden erklärt. — Die Legislatur von Newada hat Jones (Republikaner) zum Senator gewählt.
Landtags- Angelegenheiten.
Frankfurt a. M., 15, Januar. (W. T. B.) Bei der heute hier stattgehabten Ersaßwahl zum Abgeordnetenhause wurde nach offizieller Ermittelung der Fabrikant Dr. Eugen Lucius (national-liberal) mit 207 von 257 abgegebenen Stimmen gewählt.
Statistische Nachrichten.
Nr. 1 des „Handelsarchivs“ enthält gelegentlich einer statistischen Darstelung der Handelsbewegung in Norwegen während der Jahre 1876—1877 Mittheilunzen über den deutschen Schiffahrtsverkehr in den norwegischen Landungsplätßen während derselben Periode. Es ergiebt fsih aus diesen Angaben, daß die Zahl der in allen norwegishen Häfen — beladen oder in Ballast — angekommenen deutschen Schiffe im Jahre 1876 zusammen 1004 mit 94 230 t (durchschnittlich pro Schiff 93,8 t) betrug, wäh- rend in derselben Zeit nur 987 deutihe Schiffe mit 91 606 t (durchschnitlich pro Schiff 92,8 t) dieselben norwegischen Häfen verließen. — Das Jahr 1877 stellt sich laut Konsularbericht mit Bezug auf die Schiffahrt ungünstiger, denn, nach den bei den Konsularbehörden eingelaufenen Anmeldungen trafen bis zum Jahres=- {luß nur 977 deutsche Schiffe mit zusammen 97 675 t in den nor- wegishen Häfen ein. — Den regsten Verkehr mit deutschen Schiffen hatte Frederiksstad aufzuweisen, da in diesem Hafen allein 148 Schiffe mit zusammen 12 359 t zu Anker gingen, den g:ringsten Verkehr da- gegen Tönsberz mit nur einem Schiff von 45 t, Dazwischen liegen der Reihe nach Christiania mit 127, Bergen mit 102, Frederiks- bald mit 90, Laurvig mit 71, Drammen und Holmestrand mit 68, Christiansand nebst Farsund, Flekkefiord, Mandal mit 52, Moß mit 52, Sannesund (Sarpzborg) mit 48, Arendal und Oesterrisóer mit 34, Krageró mit 30, Brevig mit 29, Porsgrund mit 23, Tromsó mit 22, Hammerfest mit 20, Vadsó mit 11, Stavanger mit 10, Drontheim mit 7, Bodó mit 7, Vardó mit 7, Grimstad mit 5, Christiansund mit 4, Lillesand mit 4, Aalesund mit 3, Namfos mit 2, Tönsberg mit 1 Schiffen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Die deutshe Sozialdemokratie“. Ihre Geschihte und ihre Lehre. Eine historish-kritishe Darstellung von Franz Mehring. Dritte durhgesehene und vermehrte Auflage. Preis 4x 4. Bremen. C. Schünemaiuns Verlag. — In diesem mit Sach- kenntniß und Fleiß geschriebenen Buche giebt der Verfasser in fesselndem Styl zunächst eine exakte Geschichte der deutshen Sozial- demokratie vom ersten Auftreten Lassalle's bis zur Gegenwart und sodann in einem zweiten Theil eine sharfe Kritik des sozialistischen Systems, \pezicll von Marx und Lassalle. Die Schrift gehört zu dem Besten und. Wirksamsten, was bisher über die Sozialdemokratie Deutschlands geschrieben wurde. Zwei starke Auflagen waren innerhalb eines Jahres im Buchhandel vergriffen. In der vorliegenden dritten Auflage wird die Geschichte der deutshen Sozialdemokratie bis auf das gegen die staats- und gesellshaftsfeindlihen Bestrebungen dieser Partei gerichtete Ausnahmegesey fortgeführt. A
— Im Verlage von Eduard Baldamus in Leipzig erscheint seit dem 1. Juli v. J. eine: „Jllustrirte Zeitung für Gabels- bergershe Stenographen“", welche von Emil Trachbrodt re- digirt wird. Die Zeiturg, von der monatlich ein Heft von 12 Quart- seiten herausgegeben wird, bringt außer guten Originalerzählungen, Novellen, Gedichten, wissenschaftlihen und belehrenden Aufsäßen aller Art, einer „Galerie berühmter Stenographen“, Reisekizzen 2c., unter der Rubrik „Mittheilungen aus dem Gebiete der Stenographie“
die wichtigsten Angelegenheiten und Fragen in Betreff aller steno- graphischen Systeme zur Sprache, unterzieht alle neueren literarischen
auf stenographisbem Gebiete unter der Ruhrik „Literatur“ einer Besprehung und beantwortet ferner unter der Ueber» „Redaktions- Briefkasten" alle an die Redaktion gerichteten
bata1llon des Expräsidenten Pardo, und von welchem er seiner
Zeit im Feldzuge gegen Piecola 1874 sagte, daß es mit
ch
\prochen. Fan empfiehlt sich das Blatt weiteren Kreisen durch den billigen A
onnementspreis von halbjährlich 3 F
Eiaiatiactd
“n ic N _ 2 v Rd