1879 / 45 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Feb 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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MO E Ba È 0 ch0 U G R I Ä r R EB G P E E A eri B Brat T E! A I SuQEE A O:

Hesierreicß-Ungarn. Wien, 20. Februar. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause machte der Präsident Rechbauer die Mittheilung, daß er den Gefeßentwurf über die Organi- sirung des obersten Rehnungshofes demnächst auf die Tages- ordnung stellen werde. Von dem Handels-Minister wurde der Weltpostvertrag zur verfassungsmäßigen Behandlung vor- gelegt. Jn Beantwortung von Jnterpellationen in Betreff der Teplizer Heilquellen wies der Ackerbau - Minister auf die von der Regierung angeordneten Vorkehrungen und auf die jüngsten Beobachtungen hin, welche schon theilweise günstigere Hoffnungen erweckten. Die Regierung werde alle nothwen- digen Maßregeln treffen,

Die „Polit. Korresp.“ meldet aus St. Petersburg von heute: Der Kaiser hat heute die Ratifikation des russisch-türkishen Friedensvertrages vollzogen; man erwartet das Eintreffen des vom Sultan ratifizirten Ver- trages, um alsbald die Ratifikationen auszuwechseln. Aus Bukarest: Die rumänis(e Regierung hat durch ihre diplo- matischen Vertreter die Signatarmächte des Berliner Vertrages davon benachrichtigt, daß sie, in der Hoffnung auf die even- tuelle endgültige Entscheidung der Mächte zu Gunsten der Einverleibung des Forts A rabtabia in das rumänische Ge- biet, Befehl zur vorläufigen Räumung des gedachten Forts gegeben habe. Aus Konstantinopel: Für die augen- blidcklich zwischen dem österreichishen Botschafter, Grafen Zichy, und dem türki/hen Minister des Auswärtigen, Karatheodory Pascha, stattfindenden Verhandlungen ist Munif Effendi zum zweiten Bevollmächtigten der Pforte ernannt worden.

Pest, 20. Februar. (W. T. B.) Jm Unterhaufe machte der Präsident in warmen Worten Mittheilung von dem heute Vormittag erfolgten Ableben des Abg. Eduard Zsedeny i; das Haus beschloß, aus Pietät für den Verstorbe- nen die heutige Sißung alsbald wieder zu schließen.

Großbritannien und Jrland. London, 20. Fe- bruar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unter- hauses antwortete der Schaßkanzler Northcote auf eine bezügliGe Anfrage Cartwrights: er habe den Bericht Harrifons über die türkishen Finanzen noch nicht empfangen; eine Zusage, daß die Erneuerung des Kom- missariates zur Beiziehung und Kontrole der für die türkische Anleihe etwa verpfändeten türkischen Einkünfte ohne vor- gängiae Genehmigung des Parlaments nicht stattfinden solle, ei Seitens der Regierung nit ertheilt worden. Das Finanz- projeft des Marquis von Tocquev:lle sei noch mcht er- wogen worden. Was die Vorgänge in Kairo- anbelange, so bestätigten die der Regierung zugegangenen Nachrichten, die stattgehabten Unruhen und den Rücktritt des Justiz-Ministers Nubar Pascha; von ciner Demission des Finanz-Ministers Rivers Wilson sei ihm nichts bekannt.

21. Februar. (W. T. B.) Earl Beaconsfield ist wieder hergestellt. Das Armeebudget für das Finanz- jahr 1878/79 beziffert sich auf 15 645 700 Pfund Sterling gegen 17 791 300 Pfd. Sterl. im Vorjahre. Der Bestand der Armee, mit Ausf{luß der in Jndien stehenden englishen Trup- pen, zählt 135 625 Mann gegen 135452 Mann im Vorjahre.

Kalkutta, 20. Februar. (W. T. B.) Nachrichten aus Mandalay zufolge hat der König von Birma mehrere Vrinzen des Königshauses und deren Familienangehörige tödten lassen und die jüngst ernannten Minister wieder durh die früheren erseßt.

Srankreih. Paris, 20. Februar. (W. T. B,) Gestern Abend fand auf der deutschen Botschaft cin aroßer Empfang statt, welhem der Präsident Grévy mit Gemahlin, der Präsident der Deputirtenkanimer Gam- betta, der Präsident des Senats Martel und andere hervor- ragende Persönlichkeiten beiwohnten.

Versailles, 20. Februar. (W. T. B.) Die Depu- tirtenkammer begann heute die Berathung der Amn estie- vorlage. Louis Blanc beharrte auf dem Verlangen, daß volle Amnestie gewährt werde; nach ihm ergriff der Bericht- erstatter der Kommission, Andrieux, das Wort. Der Fu sstiz- Minister Leroyer brandmarïte darauf in einer längeren Rede die Kommune auf das Schärfste und steüte in Abrede, daß dieselbe nur cine dur dic damaligen Umstände herbeigeführte Explosion gcroesen sei. Der Kommune-Ausfstand sei vielmehr eine lange vorbereitete sozialistische Bewegung gewesen, die da- mals zur Vollendung gekommen sei. Dieser Umstand sei um soerscwerender, als die Kommune in Gegenwart des Feindes zum Ausbruch gelangt sei. Es fei unmögli) auch diejenigen Theil: nehmer an jenem Aufstande zu amnestiren, welche behaupten, daß sie die Kommune wiederhberstellen und die Akte verherrlichen würden, um deren Willen sie verurtheilt worden waren. Der Justiz-Minister bestritt, daß die Majorität der öffentlichen Meinung einer vollen Amnestie günstig sei; das Land weise eine folche zurück. Er würde eine folwe Amnestie nicht an- rkennen, selbst wenn die überwiegente Majorität eine solche verlangen sollte. Die Deputirten müßten die Regierung unterstüßen, wenn sie Bewußtsein hätten, daß die Regierung Necht habe. Die Amnestievorlage in ihrer gegenwärtigen Fassung nehme nur 1150 Verurtheilte von der Amnesiie aus. Diese könnten auf andere Weise be- gnadigt werden. Sö&ließlih ersuchte der Minister die Kam- mer, der Regierung ihr Vertrauen nicht zu versagen. Nac) dieser sehr beifällig aufgenommenen Rede wurde die Sitzung einige Minuten unterbrock@en, während viele Depu- tirte den Justiz-Minister auf das Wärmwste beglückwünschten. Nach Wiederaufnahme der Sibung vertheidigte Maquet (Intransigent) den Antrag auf Gewährung voller Amnestie. Sodann wurde die Generaldebatte ges{lofssen und die Bera- thung der einzelnen Artikel der Amnestievorlage auf morgen vertagt.

Der Senat nahm mit 159 gegen 3 Stimmen den Ge- seßentwurf, betreffend die Reorganisation der Kirche augs- burgisher Konfession an. Der Entwurf bewilligt dieser Kirche eine fonstituirende Synode.

Ftalien. Rom, 20. Februar. (W. T. B.) Der Papst empfing am heutigen Jahrestage seiner Erwählung die Kar- dinále und Prálaten und- eine Anzahl anderer Personen und nahm eine Glücckwunschadresse des heiligen Kollegiums entgegen,

Túürfkci. Nach einer der Pforte zugegangenen

Das

(W. T. B.)

Konstantinopel, 20. Februar.

Nachricht wurde der griechische Erzbischof von Adrianopel von Bulgaren ichwer mißhandelt ; die Russen verhafteten die Shuldigen und General Totleben sicherte die strengste Bestrafung derselben zu. Unter den Notablen der hiesigen muselmännischen Be-

völferung circulirt eine an den Sultan gerichtete

Rußland und der dadurh herbeigeführten Räumung Ru- meliens von russfishen Truppen, fowie wegen der neuesten Finanzmaßregeln der Dank der Bevölkerung ausgespro- chen wird.

Numänien. Bukarest, 20. Februar. (W. T. B.) Auf Befehl der Regierung haben die rumänishen Truppen heute das Fort Arabtabia geräumt. Der Pestkordon ist noch nicht gezogen worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 21. Februar. (W. T. B.) General Loris-Melikoff meldet aus Zarizin, vom 20. d. M. : Jm ganzen General-Gouvernement einschließ- lich der von Kirgisenhorden bewohnten Distrikte find neue Er- krankungen nicht vorgekommen, ebensowenig sind von früher ger erkrankte Personen vorhanden. Die ausländishen Aerzte ind hier angekommen und haben sich mir heute vorgestellt. Die Kommunikation über die Wolga bei Astrahan findet mittelst Booten statt.

Amerika. New-York, 20. Februar. (W. T. B.) Hier vorliegende Meldungen aus Kingston berihten über ein Treffen, welches zwishen den Jnjsurgenten und den Truppen der Regierung von Hayti am 9. d. M. stattgefunden hat. Die Regierungstruppen verloren 25 Todte und 89 Ver- roundete; die Verluste der Aufständischen waren beträchtlicher. Man erwartet, daß es, sobald die Truppen Verstärkungen

erhalten haben werden, zu einem entscheidenden Kampf kommen werde,

Afrika. Egypten. Kairo, 20. Februar. (W. T. B.) Der Khedive hat im Einvernehmen mit den Ministern alle zur Sicherung der öffentlihen Sicherheit erforderlichen Maßregeln getroffen, weitere Ruhestörungen haben nicht statt- gefunden.

Berüanntmaqhun. g.

Es wird hierdurch zur öffentlicher Kenntniß gebracht, daß der Bd. 82 der im amtlihen Auftrage herausgegebenen Ent- scheidungen des Königlichen Ober-Tribunals in Carl Hey- manns Verlag hierselbst erschienen ift.

Berlin, den 20. Februar 1879.

Namens Ver Redaktions-Konmmission : Dr. Sonnenschmidt.

Nr. 11 des „Amt3blatts der Deutschen Reichs- Posi- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Berfügungen: Vom 16. Februar 1879; Rechnerishe Behandlung der binterlegten Beträge an Eilbestelgeld für Telegramme. Vom 17. Februar 1879: Wiederherstellung der Scepcstverbindung mit Dänemark. Vom 15. Februar 1879: Eröffnung der Eisenbahn M. Gladbat-Rörmond.

Landtags- ÆXngelegenbeiten.

Im 3. Magdeburger Wahlbezirk? (Kreise Jerichßow I. und Il) ift an Stelle des verstorbe,en Ober-Präsidenten a. D. v. Bonin der Rittmeister a. D. und Rittergutsbesißer v. Brißke ¿u aaa zum Mitgliede des Hauses der Abgeordnetcn gewählt worden.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Der Königliche Kreissekretär A. Selle hat die Bestimmun- gen über die Bildung von Vereinen zur Bestattung von Leichen ehe- maliger Krieger, Über die zuläfsigen Begräbnißfeierlikeitcn, über die Uniformirung der Vereinsmitglieder, sowie über die von den Ver- cinen errichteten Kranken-, Begräbniß- urd Unterstütungskafien nebst genehmigten Statuten derartiger Vereine gesammelt und in einer kleinen Schrift unter dem Titel: „Die Krieger- und Land- wehrvereine in Preußen“ vor Kurzem im Verlage von F. W. Becker & Comp. in Arnsberg und Lüdenscheid veröffentli%t. Es haben fich unter den versciedenartigsten Benennungen als Kriegervereine, Landwehrvereine, Unterstüßungs- und Begräbnißvereine, Waffen- brüdershaften gebildet, welhe neben Pflege der Treue und Anhäng- likeit an Kaiser und Reich und an frühere Standesgenossen die im Lande berrs%ende Acbtung für kriegerishes Verdie..st fortdauernd wah hzlten, den seldatishen Geist belcben und in diesem Sinne ge- fellige und Unterfstüßungszwecke verfolgen. Dec Verfasser hat der patriotisen Sac(e dadurch einen Dienst erwiesen, daß er die auf das KriegervereinEwesen Bezug habenden Bestimmungen in der vor- liegenden Schrift zusammenstellte. Der Preis des Büchelhens beträgt nur 75 S.

Marburg, 18. Februar. Der 21. d. Mis., der Tag, an welhem Friedrich Karl von Savigny vor hundert Jahren ge- boren wurde, wird von Seiten der Universität mit einer Feier begangen werden. Dem akademishen Nedeattus wird eine Gedächt- nißfeier in weiteren Kreisen sih anschließen, denn Savigny hat zum aliergrößten Theil feine Universitätsstudien in Marburg absolvirt, bier die juristische Doktorwürde erworben und seine glänzende Lauf- bahn als Rechtslehrer hier begonuen hier endlih sein epoche- machendes Werk über den „Besitz" geschrieben.

Land- und Forftwirth\chaft.

München, 17. Februar. Von dem Generalcomité des Land- wirthschaftliden Vereins in Bayern herausgegeben, erschien soeben ein „Handbuch des Großgrundbesißes in Bayern“ ein stattliher Vand von 27 Drudckbogen. Derselbe enthält die .Beschrei- bung von mehr als 409 Gütern, außerdem das offizielle Verzeichniß der Grundbesißer des Kreises, welher mehr als 50 Gulden (85,71 M.) Grundsteuer-Simplum hat, ftatistisGe Tabellen über Bevölkerung, Bertheilung und Ertrag des Grundbesißes, Vichstand und Viehhal- tung, endlich eine geographishe Karte und eine geognostishe Ueber- fichtékarte des Königreichs.

Gewerbe und SandeL.

Laut Bekanntmathung des Königlich dänischen Ministeriums des Fnnecn vom 14, d. Mts. ift die Einfuhr von lebendem Horn- vieh aus den Vereinigten Staaten von Amerika nach Dänemark bis auf Weiteres verboten.

Unter zahlreicher Betheiligung begannen heute Mittag gegen 12 Uhr im „Englischen Hause* die Verhandlungen der General- versammlung der deutshen Spiritusfabrikanten. Der Rittergutsbesißer Kiepert (Marienfelde), der die Versammlung er- öffnete und leitete, theilte mit: Der Verein der deutshen Spiritut- fabrifanten habe im Laufe des verflossenen Jahres einen erheblichen Mitgliederzuwas erhalten; es gehören jegt 799 Mitglieder dem Vereiae an. Es sei dem Vereine gelungea, zu Biesdorf bei Berlia eine Versuhsbrennerei gegen 8000 e pro anno zu pachten. In dieser Versuchsftation sei auch eine Fabrikation für Preßhefe eingerichtet. Die Gesammteinnahmen des Vereins betrugen im verflofsenen Ge- \chäftsjahre 49388 M 8 S, die Au?gaben 46 682 M 96 5, der Kasienbaarbestand 2705 6 91 4, die Brennereishule kostete dem Verein 1075 M 85 4, die Versuchébrennerei 13 897 # Alédann

Adresse, worin demselben wegen des Friedenss{lufses mit

berichtete Hr. Dr. Delbrück: das Organ des Vereins „Zeitschrift

für Spiritus-Industrie*, im Verlage von Wiegand, Hempe] & Parey hierselb erschcinend, habe 1400 Abonnenten. Der Zudrang zu der Brennereishule des Vereins sei erheblich. Von 69 Aufnahmegefuchen konnten jedob nur 43 Berülksichtigung finden, welche Scüler an deu Vorlesungen und praktischen Uebungen Theil nehmen. Der Verein besitze außerdem eine Glasbläserei, in der cine Anzahl für die Versuhsbrennerei nothwendizer Instrumente, ganz besonders Normal-Alkohclometer gefertigt werden. Es wurde alédann eine Statutenänderung beschlossen, aus denen mitzutheilen ist: „Zweck des Vereins is die Förderung gemeinsamer Interessen der Spiritusfabrikanten in Deuts{land. Der Verein wirkt zur Erreichung dieses Zw:ckes 3. durh die Verhandlungen der Vereintversammlungen, b. durch die Unterhaltung: 1) eines chemischen Laboratoriums, 2) einer Versuchébrenrerei, 3) einer Brennereischule, 4) einer Zeitschrift, 5) einer Glasbläsecrei, 6) eines Auskunftébureaus. Andere Mittel zur Erreichung der Verein2zwecke find nit ausgeschlossen. Die Mitgliedschaft wird erworben dur einfache Beitrittserklärung und durch Zahlung eines jährlichen Beis trages ron 10 A mit einem Zuschlag von 1 K pro 1000 jähr- lih zu zahlender Maischraumsteuer. Der Gesammtbeitrag braucht jedo 60 4 nicht zu übersteigen. Für Mitglieder, welche nit Brennercibesißer sind, gilt der einfade Saß ven 10 #4." Alsdann bielt Hr. Dr. Delbrück einen Vortrag über Gährungsführung.

Der Bericht der German Bank of London pro 1878 zeigt, wie die „B. Börs.-Ztg.“ meldet, ein wesentlih binter den Er- wartungen zurüdckbleibendes Resultat. Das Gewinn- und Verlust- Konto weist einen Bruttogewinn voa 51 000 Pfd. Sterl, auf, welcher sid nach Abzug der Geschäftslasten auf 37 000 Pfd. Sterl. reduzirt. Hiervon sollen nach Abseßung der vorschriftsmäßigen Reserve 30 000 Pfd. Sterl. als 5 °/oige Dividende vertheilt werden. Um dieses Nefultat herbeizuführen, muß der bestehende Reservefonds mit 25 009 Pfd. Sterl. in Ansprech genommen werden, da ein im vorigen Jahre erlittener Verluft in gleicher Höhe zu decken ist.

Berlin, 21. Februar 1879.

_ Bur Feier des 100jährigen Geburtstages F. C. von Sa- vigny's fand heute Mittag in der Aula der Universität ein F est - aktus statt, dem Se. Kaiferliche und Kaiserlihe Hoheit der Kron- prinz, der Minister der geistlihen 2c. Argelegenheiten Dr. Falk, der Unter-Staatssekretär Sydow, der Ministerial-Direktor Greiff, zahlreiche Ministerial-Räthe, die Präsidenten v. Strampfff und Mühler, der Bürgermeister Dunker, der Stadt-Schulrath Bertram und ein zahlreibes Publikum, meist Studirende dec Universität, bei- wohnten. Zor der Rednertribüne war die Büste Savigny's zwischen Palmen und Topfgewächsen aufgeftelt. Nachdem der Senat der Universität den Saal betreten, begann der akademishe Gesangverein die Motette: „Lobe den Herren“. ODaraufergriff Prof. Bruhns, der gegenwärtige Inhaber des Lehrstuhls Savigny's das Woerkt, um fein Andenken zu feiern und namentlich den nit juristischen Kreisen die Bedeutung Savigny'8 wieder ins Gedächtniß zurückzu- rufen. Mit beredten Worten schilderte er des Jubilars imposante Erscheinung, die fesselode Leichtigkeit seiues orirages und seine Wirksamkeit in wissenshaftliher Beziehung, die Savigny's politische und legislative Thätigkeit weit überrage. Auf diese seine wissenschaftlide Bedeuturg ging sodann der Redner näher ein. Mit Savigny habe jene Strömung in der juristishen Wissenschaft begon- nen, die dem Rationaliëmus des vorigen Jahrhunderts mit Erfolg entgegentrat und deren Anschauungen noch jeßt im rechtlichen Leben geltend scien. Mehr als ein halbe: Jahrhundert habe es freilich gedauert, ehe sich die neuen Theorien, die, im Gegenfaß zu den früßeren auf dem Naturrecht basirten Theorien, in der geschichtlichen Nechté- entwickel ung ibre Grundlage suchten, ihrer legiclatorishen Verwirk- lihung sih nähern konnten. Dann gab der Redner einz Skizze der literarishen Wirksamkeit Savigny's. Der Gesang: „Den Samen edler Lehren trägt“ {loß die Feier.

Im wissenschaftlihen Verein in der Singakademie wird morgen, Sonnabend, Nachmittag um 5 Uhr, Hr. Direktor Dr. Jor dan einen Vortrag über Landschaftsmalerei halten.,

__ Teplit, 21, Februar. (W. T. B.) Das vom Prof. Sueß über das Thermenunglüdck abgegebene Gutacten lautet günstig. Prof. Sueß s{lâgt darin vor, die Mündung der Urquelle durch die ‘Ubteufung eines Shachtes zu vertiefen, um während der kommenden Saifon ein benußbares Wasser zu haben, dann die Quellen dur eine Vertiefung derselben bis zu 69 m gegen etwaige in den Kohlens- werken sich ereignende Wechselfäle zu fichern, außerdem aber now an einer anderer noch zu ermittelnden Stelle eine zweite selbftändige Abteufung vorzunehmen. Das Gutachten räth aus medizinishen Rücsihten und wegen einer zu befürchtenden Gefähr- dung der Scönauer Quellengruppe von einer Tiefbohrung ab und hofft zuversichtlich auf ein ferneres glücklihes Gedeihen der Stadt Tepliy. Der Direktor der geologischen Reichsanstalt, Hauer, ist mit vem Jngenieur Sigmondi heute hier eingetroffen ; der Sprengtehniker Mahler wird morgen erwartet. Morgen nach dem Gottesdienste fol dann um 10 Uhr Vormittags unter einer entsp: echenden Feierlichkeit mit der Abteufun g begonnen werden.

Warschau, 20. Februar. (W. T. B.) In Folge eincr ober- ha!b Warschau eingetretenen Eisverstopfung ist die Weichsel ausgetreten, und drohi für eine Strecke von 19 Werst die Gefahr, daß der Weichielfluß sih ein anderes Flußbett wähle. Eine Abthei- lung Sappeure ist herte abgeschickt worden, um den Eisdamm mittelst Dynamit zu sprengen ; der Zugang zu dem Eisdamm ist aber dur das Austreten des Flusses sehr erschwert.

Veber eine in Texas und Oregon wild wacsende Pflanze, deren Blätter durch die merkwürdige Eigenschaft, von Norden nah Süden zu zeigen, den Jägern der Prärien den Dienst eines Kompasses leiften sollen, bringt das Jahrbuch der Erfindungen einige Mittheilungen, die ¿war weiterer Ergänzung bedürfen, aber doch an sich schon von allge- meinerem Interesse sind. Die ersten Angaben über die Pflanze aus den Jahren 1842 und 1843 stammen von dem Unionsgeneral Ulford, der der American AÁssociation for the Advancement of Bcience.von Mafiachusets, unter Berufung auf das Zeugniß feiner Offi- ziere, berichtete, daß die Wurzelblätter jener Pflanze ihre Spiten nach Süd und Nord und ihre Flächen nah Oft und West kehren. Nach Professor Asa Gray und Th. Meehan ist die Pflanze ein Korbblüther -und hat den Namen Silphium laciniatum. Sie ist perennirend und erreicht eine Höhe bis zu 1,8 m. Die Ur- sache für das eigenthümliche Verhalten der Blätter wird in dec gleich großen Empfänglichkeit beider Blattflächen für das Licht ge- iuht. Abweichend von anderen Arten der Gattung 8ilphium, welche auf der unteren Blattseite zwci bis drei Vial foviel dem Gas- austaushe dienende Spaltöffnungen enthalten und auf der oberen empfänglicher für die Lichtwirkungen sind, hat laciniatum eine auf Leiden Seiten ähnli gebildete Epidermis und in Folge davon auf beiden eire gleich große Empfänglichkeit für das Licht. Eine gleiwe Vertheilung des Lichtes aber- würde ermögliht durch die Stellung des Blattes in eine von Norden nah Süden gerichtete Vertikalebene.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck; W. Elsner.

Drei Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).

Berlin;

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 45.

Könígreich Preußen.

Forst - Akademie Eberswalde. Sommer-Semester 1879. Unterricbtsgegenstände.

_Ober-Forstmeister Danckelmann: Methoden der Forst- abshäßung. Waldwerthberechnung und forstlihe Statik. Allgemeine Wirthschaftslehre. Forstliche Exkursionen, dabei Probe- abshäßung eines größeren Waldkörpers.

Forstmeister Bando:. Forstverwaltungskunde. Forst- \{uß. Forstlihe Exkursionen.

Oberförster Weise: Forstlihes Repetitorium.

Prof. Dr. Nemelé: Allgemeine und theoretishe Chemie. Mineralogie. Repetitorium in Chemie. Uebungen im Be- stimmen vo., Mineralien und Gesteinen. Geognostishe und boden- fundlihe Exkursionen.

Chemiker Schüße: Bodenkunde. Bodenkundlich-chemisches Praktikum. Bodenkundlich-geognostishe Exkursionen.

Prof. Dr. Brefeld: Spezielle Botanik mit besonderer Be- rücsichtigung der Forstpflanzen. Botanische Exkursionen.

Prof. Dr. Altum: Allgemeine Zoologie. Wirbelthiere.

Präpariren. Zoologishe Exkursionen.

Prof. Dr. Müttrich: Physik. Mechanik. Eramina- torium in Physik und Metereologie.

Dr. Schmidt: Mathematisches Repetitorium.

Oberförster Runnebaum: Waldwegebau. Feldmessen und Nivelliren. Planzeichnen.

Kreisgerihts-Rath Raeßell: Civilreht I. Theil.

Die Vorlesungen beginnen für den I1. und II1. Kursus Montag, den U: April; für den neu eintretenden 1. Kursus Donnerstag, den . Mai.

__ Meldungen von Studirenden, welche sich für den Privatforst- dienst vorbereiten wollen, oder von Ausländern, find unter Bei- fügung der Zeugrisse über Schulbildung, forstliße Vorbildung, Führung, ferner unter Vorlegung eines Attestes über die zum Auf- enthalte auf der Forst-Akademie erforderlihen Subsistenzmittel an den Unterzeichneten zu richten.

Eberswalde, den 18. Fébruar 1879.

Der Direktor der Forst - Akademie. Danckelmann.

41. Ziehung des vormals Nassauisch{ben Domänenkasse- Anlebens von 2600000 Fl., d. d. 14. August 1837, in Prämienscheinen à 25 Fl.

Die Liften der bei dieser Ziehung verloosten Prämienscheine und der auf dieselben gefallenen Prämien liegen bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild & Söhne in Frankfurt a. M., bei allen Königlichen Regierungs- und Bezirks-Hauptkassen, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., den Königlichen Domänen- Rentämtern und Steuerkassen des hiesigen Regierungsbezirks, sowie im Bureau der Königlichen Regierung hier, Bahnhof-Straße Nr. 13, Zimmer Nr. 25, zur S offen.

Ferner ist diese Liste zur Einsicht aufgelegt bei sämmtlichen Königlichen Steuerkassen der Regierungsbezirke Arnsberg und Cöln, bei den Königlichen Steuerkafsen der 13 Kreisstädte des Regierungs- bezirks Coblenz und bei den Königlichen Steuerkassen zu Andernach, Boppard, Braunfels, Chringshausen, Kirchen, Kirn und Krofdorf.

Es wird hierbei darauf aufmerksam gemacht, daß für die Fälle, wo die Einlösung der Prämienscheine niht bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild & Söhne zu Fraukfurt a. M., noch bei der Königlichen Regierungs-Hauptkasse hier, oder der König- lichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden soll, durch diese Kasse vor der am 1. Mai stattfindenden Auszahlung die betreffenden Prämien- scheine an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind, weshalb diese Schiine einige Zeit vor dem Rückzahlungstermine eingereicht werden fönnen.

Wiesbaden, den 14. Februar 1879.

Der Regierungs-Präfident. von Wurmb.

Statistisbe Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin find bei den hiesigen Stan desämtern in der Woche vom 9. Februar bis incl. 15. Februar cr. zur Anmeldung gekommen: 155 Eheschließungen, 920 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene und 534 Sterbefälle. ; E

Das neueste Heft der vom Kaiserlich Königlich österreichischen Handels-Ministerium herausgegebenen „Nachrichten über Industrie, De und Verkehr* enthält die Statistik des österreichischen

ostwesens im Jahre 1877. In diesem genannten Jahre zählte das Postgebiet der im Reichsrathe rertretenen Länder bei einer Aus- dehnung vou 300 190,90 gkm mit 21 752 000 Bewohnern 11 unter dem Handels-Ministerium stehende Postdirektionen und 4006 für den Manipulationsdienst bestimmte Postanstalten auf 3706 Postkursen, mit einer Gesammtlänge von 43 642 km, Diese Postanstal- ten unterscheiden sich in 221 ärarishe, als; 183 Poftämter, 38 fahrende Poftämter auf Eisenbahnen (Postambulanzen), dann in 3785 nicht ärarishe Poitanstalten als: 3214 Postämter und Postexpeditionen, 559 Postämter mit Postftation (Poststalldienst) und 12 Poststationen allein. Außerdem unterhält die österreihishe Postverwaltung 45 Postämter auf fremdem Staats- ebiete in Europa, Asien und Afrika, und zwar Postämter in Kon- antinopel und Alexandrien, von welchen das erftere direkt dem Hañûdels-Ministerium und das lehtere der Postdirektion in Triest untersteht. Die übrigen 43 Postämter {ind theils Konsulats-, theils Lloyd-Postexpeditionen, je nachdem der Postdienst von Organen der Konsulate oder der Lloyd-Agentien versehen wird. Von diejen stehen 17 unter der Postdirektion in Triest und die anderen 26 Expeditionen unter dem ostamte in Konstantinopel. Im Jahre 1877 wurden 15 Postanstalten neu fkreirt und 124 aufgelassen, daher auch im Ganzen die Zahl der österreihishen Post- anstalten gegen das Vorjahr (4115) um 109 sich vermindert hat. Im Vergleich zum Areale und zur Bewohnerzahl entfielen 1877 im Allgemeinen 74,9 qkm und 5429 Einwohner auf je ein Postamt. Im Jahre 1877 betrug die Zahl des Posisersonals bei den Direk- tionen 237, bei den ärarishen Postämtern 7188, bei den nihtärari- sen Postämtern 5684, zusammen 13 109 gegen 12 976 im Jahre 1876. Die Zahl der täglich für Poftbeförderung benußten Eisenbahnzüge betrug 902 und die Gesammtzahl der von den Eisenbahnposten (Ambulanzen) durchlaufenen Kilometer 25516636. Von der osterreihishen Post wurden im Jahre 1877 befördert 202 649 510 Briefe, 31152400 Korrespondenzkarten, 24580410 Druck- sahen, 4625590 Waarenproben, 638423422 Zeitungen und 10443855 Postanweisungen, so daß die ganze Stük- ahl des Briefpostrerkehrs betrug 336 945 970 gegen 324 056 768 im Jahre 1876. Die Stückzahl des Fahrpostverkehrs war 28 502 058 Stück gegen 28 091 226 im Jahre 1876. Es wurden nämlich beför- dert: 3 687 940 ordinäre Packete, 10 347 940 Geldbriefe, 10 683 940 Werthsendungen und 3 782238 Sendungen mit Postnahnahme. Die

Berlin, Freitag, deu 21. Februar

Gefammteinnahme des Postbetriebes betrug 14845 190 Fl. Davon entfielen 8115 720 Fl. auf das Briefpostporto und 5 121 410 Fl. auf das Fahrpostporto. Die ordentlichen Betriebsausgaben beziffer- ten fi mit 14277 620 Fl., die außerordentliben mit 55 740 Fl. UVebershüfse hatten Nieder - Oesterreih, Ober - Oesterreih, Steier- mark, Kärnten, Küstenland, Böhmen, Mähren, Schlesien ; Untershuß: Salzburg, Krain, Tirol und Vorarlberg, Galizien, Bukowina, Dalmatien und die Postanstalten in der Türkei. Neu und interessant ift in der vorliegenden Post- statistik die Angabe der Herkunfts- und Bestimmungsländer der inter- nationalen Briefpostseudungen, nah welcher über 66 °/9 dieser Sen- dungen aus dem Deutschen Reiche nah Oesterreih und nahezu 63 %% aus Oesterreih nach dem Deutschen Reiche abgegangen sind. Auch die kurze Uebersicht über die Ergebnisse des Postverkehrs in den europäischen Staaten gewährt viele interefsante Anhaltt punkte zur Vergleichung und Beurtheilung der Verkehrsverhältnifse Europas.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von den Ergänzungen und Erläuterungen der Preußischen Recht3bücher durh Geseßgebung und Wissenschaft, 6. Ausgabe, neu bearbeitet von Dr. Ludwig v. Roenne, Appella- tioné-Gerihts-Vize-Präsident a. D., ist soeben in R. v. Deckers Verlag (Marquardt & Schenck) hierselbft die 12. Lieferung erschienen. (4. Bg. 25. Preis 3,75 #4) Dieselbe umfaßt den größten Theil des 15. Titels, fowie den 16., 17. und 18. Titel und einen Theil des 19. Titels des II, Theils des Allgemeinen Landrechts und enthält insbesondere einen sorgfältig gearbeiteten Kommentar der Vormundschaftsordnung. Die völlige Neubearbeitung der in obigen Titeln behandelten Materien hat, wie die Verlagshandlung bemerkt, die Förderung des in juristi- schen Kreisen beliebten Werkes etwas verzögert, jedoch wird dasselbe in nächstbevorstehender Zeit zur Vollständigkeit gelangen und dann den ibm in der juristishen Literatur angewiesenen Ehrenplay würdig auéfüllen. Der Schluß des Werkes ist unter der Presse.

Die bekannte pädagogische Zeitschrift , Haus und Schule“, herausgegeben von Hrn. Provinzial-Schulrath Spieker in Hannover, ist mit dem soeben begonnenen zehnten Jahrgange wieder in den Verlag ron Carl Meyer (Gustav Prior) in Hannover übergegangen. Das Blatt will dem Unterrichte und der Erziehung unserer Jugend im evangelisch-christlihen, im echt deutshen Sinne seine Kräfte widmen und zugleih das Haus der Schule und die Schule dem Hause immer williger dienstbar machen, so daß es die stille verborgene Arbeit in Haus und Schule zur Heranbildung eines Geschlectes pflegt, welches in treuer, vaterländiscber, christlicher Ge- finnung heranwachse und eine Zeit herbeiführen helfe, in welcher es der Familie nicht an fleißigen Arbeitern, dem Vaterlande nit an thatkräftiaen Bürgern, der Kirhe nicht an lebendigen Gliedern fehle. Wie das Blatt diese Tendenz bisher unentwegt be- folgt hat, so wird es ihr au in Zukunft treu bleiben, dafür zeugen die sech8 ersten Nummern dieses Jahr- ganges, welche wiederum alle Vorzüge aufweisen, durch welche „Haus und Schule“ seit zeha Jahren nah und nach eine weite Ver- breitung in der Provinz Hannover und über ihre Grenzen hinaus sich zu verschaffen gewußt hat. Der Inhalt ift reih und bringt neben Unterhaltendem und Belehrendem auch Besprehungen von pädagogisch wichtigen Zeitereignifsen und Zeitfragen, scwie von speziell pädagogischen und methodishen Fragen, Nachrichten längeren und kürzeren Inbalts aus dem Schulleben, Gedichte, Sentenzen, Notizen, Rathschläge, Räthsel 2c. Auch der Verleger wendet dem Blatte seine besondere Sorgfalt zu, sowchl durch eine vorzügliche Ausstattung in Druck und Papter, als auch durch die unentgeltliche Beilegung eines monatlich zwei- mal in gleichem Format und Umfang erscheinenden „Pädagogischen Literaturblattes“, redigîrt vom Rektor Dr. Werther in Elms- horn. Lehrer, Eltern und Schulvorstände werden sich überzeugen, daß ihnen hier für den geringen Preis von 5 4 jährlih Vortreff- liches geboten wird. Alle Buchhandlungen und Postanstalten nehmen Bestellungen anz; Probenummern sind durch jede Buchhandlung, wie auch von der Verlagshandlung gratis zu beziehen.

Von Hirths- „Formenshaß der Renaissance“ liegen nunmehr auch die Hefte 2 bis 5 des Jahrgangs 1879 vor (monatlich erscheint eine Lieferung, der Jahrgang beginnt mit Ok- tober des Vorjahres), Wir können es nicht unternehmen, die in diesen Heften enthaltenen 72 Kuanstblätter einzeln aufzuführen, und bemerken nur, daß dieselben in bekannter Vollendung namentlich ornameutale Werke von berühmten Meistern der italienishen und deutschen Renaissance wiedergeben. Die Bedeutung des mehrfach be- \sprochene Werkes liegt nicht allein darin, daß dem Handwerker Vor- bilder vorgeführt werden, welche er gedankenlos nachahmen kann, fon- dern in der Erziehung zu feinerem Stilgefühl, ohne welches unsere Künstler und Gewerbtreibende niemals die Höhe der alten Yeeister erreichen können. Der Juwelier - oder Schreiner, der nur Vorbilder . aus dem Kreise seines Handwerkes sucht, wird zeitlebens, selbft bei der gediegensten Technik, ein stilisti- scher Dilettant fein: er wird weder Neues schaffen, noch seinen Werken den Zauber künstlerisher Empfindung verleihen können. In dieser Beziehung nun ist der „Formenshaÿ“ eine wahre Fundgrube. Schon die 320 Blätter, welche in diesem volkethümlichen Werke bis- her erschienen sind, eröffuen dem Unkundigen eine neue Welt; wer nur einigen Formensinn besißt, wird {on dur das tägliche An- schauen dieser Blätter, durh das immer wiederholte Vergleichen und Nebeneinanderhalten derselben sehr bald ein gewisses Gefühl der Sicherheit bekommen, das mit der Zeit zum selbständigen Urtheil erstarken muß. Der billige Preis des Werkes aber macht es möglich, jedem Kunstjünger und Lehrling dieses Bildungêmittel als Cigen- thum in die Hand zu geben. Der „Formenschatz“ ist durch jede Buchhandlung oder direkt von der Verlagshandlung von G. Hirth in Leipzig und München zu beziehen,

Land- und Forstwirthschaft.

Veber das Gestütwesen in Preußen entnehmen wir dem Werke „Preußens landwirthschaftliche Verwaltung in den Jahren 1875, 1876, 1877 nach einem Sr. Majestät dem Könige von dem Minister für die landwirthschaftlicen Angelegenheiten erstatteten Berichte“ (Berlin, Wiegandt, Hempel u. Parey Paul Parey, 1878) Solgero! In Preußen bestanden im Jahre 1866 3 Hauptgestüte:

rafehnen (1732 von König Friedrih Wilhelm I. errichtet), das Friedrich Wilhelms-Gcstüt bei Neustadt a. D. (1788 von König Friedrich Wilhelm II. begründet), und Gradit (1815 mit dem der zogthum Sachsen an Preußen übergegangen); ferner 13 Landgestüt- Marställe (Hengstdepots), welche im Lande vertheilt, dem pferdezüchten- den Publikum ihre Deckhengste zur Benußung darbieten: Trakehnen, Insterburg, Gudwallen (diese 3 mit dem Hauptgestüt Trakehnen verbunden), Lindenau (mit Neustadt a. D. verbunden), Döhlen i Gradihz verbunden), Marienwerder, Zirke, Leubus, Celle, Dillen- urg, Warendorf, Wickraih und LTraventsal, die leßten 8 als selbständige Beschälerdepots verwaltet. Im Jahre 1878 zählten etat¿mäßig Trakehnen 15 Hauptbeshäler und 300 Mutterftuten, das riedrih-Wilhelmsgestüt 5 Hauptbeshäler und 120 Mutterstuten, Sraditz 8 Hauptbeschäler und 150 Mutterstuten , die Landgestütsmar- ställe 1485 Beschäler. Unter dem in der Berichtsperiode erworbenen Zuchtmaterial sind hervorzuheben: 1874 Marsworth (für Lra- fehnen) angekauft zum Preise von 105000 #Æ, 1876 Dread- nought (für das Friedrih-Wilhelmsgestüt) 60000 A, 1877 The Palmer (für Gradit) 155000 # und Frijonnier (für Lra-

1879.

fehnen) 32200 A Für die Landgeftüte find in neuerer Zeit starke Beschäler beshafft und die Zahl bis zum Jahre 1877—78 auf 1800 erhöht worden; im Etat 1878—79 ist noch auf einen wei- teren Zugang von 73 Hengsten Bedacht genommen worden. i

Eine in den Jahren 1875 und 1876 berufene Enquete-Kommission hat wesentlihe Veränderungen in der Gestütverwaltung angeregt, die auch zur Ausführung gekommen sind:

1) Das Friedrih-Wilhelms-Gestüt ist im Jahre 1877 nach dem geeigneteren Beberbeck im Regierungsbezirk Cassel verlegt worden. Da die Räumlichkeiten hier niht ausreihten und in Beberbeck nur die Hauptbeshäler mit 75 Zuchtstuten nebst Nachzucht Auf- nahme finden konnten, \o ist der Rest von 40 Mutterstuten von Neustadt a. D. nach Gradiß translozirt worden. Mit dem Gestüt zu Beberbeck sind das Domänenvorwerk Sababurg und die Domäne Beberbeck pachtweise verbunden worden.

2) Die Trennung der Hauptgestüte von den Landgeitüten ist vollständig durchgeführt worden. Von dem Hauptgestüt Trakehnen wurden die litthauishen Landgestütsmarstäle Gudwallen und Inster- burg getrennt und unter selbständige Verwaltungen gestelt. Das Landgestüt Trakehnen ist nah Rastenburg verlegt worden. Der mit dem Friedrih-Wilhelmsgeftüt seither verbundene brandenburgische Landgestütsmarstall Lindenau wurde zu einem selbständigen Landgeftüt erhoben und in den Räumen des Friedrih-Wilhelmsgestüts unter- gebracht, während das demselben Direktor unterstellte sächsische Land- gestüt von Gradiß in die Lindenauer Stallräume verlegt wurde. Durch diese Organisation sind die Zuchtgestüte Trakehnen, Gradißz und Beberbeck lediglih auf die Züchtung beschränkt worden.

3) Die Landgestüte sind vermehrt worden: das Pommersche Land- gestüt zu Labes wurde im Jahre 1876 eröffnet und 1877 für Schlesien ein zweites Beschälerdepot in Cosel eingerichtet. E

Die Zahl der von den Landgestüten besezten Deckstatioren be- trug im Jahre 1874 541, 1876 638; die Zahl der von Landbeschälern gedeckten Stuten 1874 83 479, 1876 77 843.

Die Gestütverwaltung von Gradiß, wo die Volblutzucht kon- zentrirt ist, hat im Jahre 1877 79 800 „4 Rennpreise erzielt.

Der Pferde-Ankaufsfonds ift von 1867 bis 1877—78 von 180 000 auf 806 000 A gewachsen, demgemäß is auch die Zahl der ange- kauften Beschäler von 56 in 1867 auf 192 in 1877—78 gestiegen.

Gewerbe und Sanbdel.

Dem Verwaltungsberiht der Städtishen Bank zu Breslau für das Jahr 1878 sind fclgende Angaben entnommen: Der Zinsfaß der Bank, welcher dem der Reichsbank entsprach, betrug für Wechsel durchschnittlich ca.“4% °/9, für Lombard 55 ‘/0. Verluste ergaben sich erheblich weniger als im Vorjahre, so daß, ungeachtet geringeren Umsaßtes, der erzielte Reingewinn um 19 200,84 M. höher ist als im Vorjahre; er beträgt, abzüglih aller Unkosten 238 348 #, welches einer Verzinsung von ca. 7,94 °/9 des Stammkapitals von 3 000 000 M entsprehen würde. Der Vorstand der Bank hat für eventuelle Verluste ein Delkredere-Konto geschaffen, welhem aus dem Rcingewinn 50000 A überwiesen wurden; um diefen Betrag ver- mindert sib der an die Stadt-Hauptkasse abzuführe:.de Ge- winn, nämlich auf 188 348 4; die Stadtgemeinde erhält somit ca. 6,28 9/6 Zinsen für das dem Institute überwiesene Kapital. Er Kassenumsat belief sih im Debet und Credit auf 93 396 397,48 M (8 747 000 M). Der Wechselbestand betrug Ende Dezember 1877 5 833 960 M, hierzu traten im Laufe des Jahres Wechsel in Höhe von 29 111 507 4; Ende 1878 verblieben im Bestande 4582 254 4. Im Wechseldiskontgeshäft war in Folge einer Fälschung ein Verlust von 13 735 M zu beflagen. Diskontzinsen wurden im Jahre 1878 eingenommen 236 222 (— 55 903,83 M). Im Lombardgeschäft betrug die auf 1. Januar 1878 vorgetragene Summe der Darlehne 9526 550 A; im Laufe des Jahres nea ausgeliechen wurden 10 325 650 A (+ 4950 850 M), zurüdgezahlt 9962 100 M. fo daß Ende 1878 ausgeliehen blieben 2 890 100 A. An Zinsen hat das Lombardgeschäft eingebraht 124 336 4 (+ 10 899 46). Jm Des- positengeshäft betrug der Bestand aus 1877 3470 120 Æ, dur Einzahlungen im Jahre 1878 traten hinzu 4 161 350 A Rüfzah- lungen wurden 4 796 980 A geleistet, es verblieben daher ult. 1878 im Bestande 2834490 4 An Depositenzinsen wurden gezahlt 117 364 M, es blieben noch zu vergütigen 43 205 Eine Verân- derung in dem 9D h nicht eingetreten, dagegen ist der Courswerth nicht unerheblich gestiegen.

—— Di Ungarische Escompte- und Wechslerbank hat im vergangenen Jahr folgende Geschäftsresultate erzielt : Laut Bilanz hat das Institut in allen Geschäftszweigen zusammen einen Bruttogewinn von 189 668 Fl. erzielt, von welhem 121 247 Fl. für Zinsen Regie- kosten, Steuer und Abschreibungen abgehen und sonach 68 421 Fl. als reiner Gewinn des Jahres 1878 verbleiben. Hierzu kommen 494 Fl. Gewinnrest-Vortrag von 1877, so daß sich ein Gewinn- Saldo von insgesammt 68 915 Fl. ergiebt. Von diesen 68 915 Fl. werden abgerehnet 26250 Fl. 5 prozentige Aktienkapitalzinsen pro 1878 und im Sinne der Statuten 4267 Fl. 10% für den Reservefonds von 42665 Fl. und endlich 6399 Fl. 15% als Tantième für die Direttion von 42 665 Fl., zusammen 36 916 Fl, wonach ein Betrag von 31 999 Fl. zur Vertheilung an die Aktionäre erübrigt. Die Direktion {lägt vor, davon 31500 Fl. zur Berthei- lung einer 6°/gigen Superdividende auf 5250 Aktien zu verwenden, den verbleibenden Restbetrag von 499 Fl. aber auf die Rechnung des Sahres 1879 vorzutragen. Die Direktion beantragt ferner, den am 1. April 1879 fällig werdenden Aktiencoupon mit 9 Gl. für 9/0 Zinsen und 6 Fl. für 6 °/9 Superdividende, zusammen Mit 11 Bl. sofort einzulösen, was einer 11%/igen Verzinsung entspricht.

Wien, 21. Februar. (W. T. B.) Die Nachricht, daß in dem Bauprozesse des Baron Klein gegen die siebenbürgische Bahn ein Ausgleich erzielt worden sei, wird der „Presse“ vou zuverlässiger Seite mit dem Hinzufügen bestätigt, daß die siebenbürgishe Bahn 100 000 Fl, nach der abzuhaltenden Generalversammlung in drei- monatlichen prolongirbaren Accepten und 700 000 Fl. în vier halb- jährigen Raten bezahlt. Der Betrag von 100000 Fl. wird gedeckt dur den Antbeil an der JInrestitionsanleihe, die 700 000 Fl. follen durch eine bis einschließlîch Januar 1881 dauernde Kürzung der Coupons um die Hälfte aufgebraht werden. Für die Kürzung der Coupons soll die Regierung, welche 20 000 Aktien besißt, ihre Zu- stimmung zugesichert haben. Newcastle, 20. Februar. (W. T. B.) Unter den Werft arbeitern auf dem Tyne ift heute ein allgemeiner Strike aus- gebrochen ; mehrere tausend Arbeiter weigern sich, ihre Beschäftigung

wieder aufzunehmen. Verkehrs-Anstalten.

Aus Kopenhagen liezen folgende Telegramme des „W. T. B.“ vom gestrigen Tage vor: Die Eis- und Schiff, fahrtsverhältnisse im Sunde sind unverändert. Der Eisfen- bahnbetrieb in Seeland und auf Fünen ift wieder aufgenommen worden, in Jütland ist der Bahnbetrieb nur bis Randers möglich. Heute Abend geht kein Schiff von Korsör ab. Der große Belt i\t wieder mit Eis belegt, der Cistransport von Seeland nah Falster hat wieder begonnen. Die Dampfschiffahrt zwischen Kor för- Kiel ift wieder eingestellt. Die Eijenbahn zwischen Friedericia- Vamdrup is wieder fahrbar.

Southampton, 20. Februar. (W.T. B.) Der Schrauben-

dampfer des Norddeutschen Lloyd „Köln“ ist heute hier eingetroffen.