1879 / 48 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Feb 1879 18:00:01 GMT) scan diff

c Sp grie U ain. 252 ia aen etra A D lde:

übrigen 40 Beshwerden wurden in den meisten Fällen mit Rücksicht auf den darin behandelten Gegenstand sofort an die zuständigen Eisenbahnverwaltungen abgegeben.

Betroffen von Beschwerden sind. überhaupt 33 Daten waltungen. Unter diesen sind 10 mit je einer Beschwerde be- theiligt, während die Zahl der auf jede der übrigen Bahnen fallenden Beschwerden sich zwishen 2 und 9 bewegt.

Nah einer im „Ministerialblatt f. d. ges. innere Verw.“ veröffentlichten Allerhöhsten Kabinetsordre vom 25. Oktober v. J. bedarf es zum Bau von Chausseen niht mehr der Allerhöchsten Genehmigung. Der Handels-Minister hat unterm 2. November v. J. Abschrift dieser Allerhöhsten Ordre den Regierungen zur Kenntnißnahme, Beachtung und weiteren Veranlassung mit dem Bemerken mitgetheilt, daß es bei den Bestimmungen der Allerhöchsten Erlasse vom 24. September 1867 und 17. Juli 1874, wonach es zur Anlegung von Chausseen in an nichtdeutshe Staaten grenzenden Kreisen sowie von solchen, die in Festungsrayons einmünden sollen, der ministeriellen Genehmigung bedarf, das Bewenden behält und auch in den Bestimmungen des Cirkularcrlasses vom 8. Ja- nuar d. J. über die vom landespolizeilihen Standpunkte aus zu bewirkende Prüfung der Projekte zu solchen Chausseebauten, für welche die Verleihung des Enteignungsrehts, des Rechts der Chausseegelderhebung, sowie der sonstigen sogenannten fiskalishen Vorrehte in Anspruch genommen wird, eine Aenderung nicht eintritt.

Auf den Antrag eines Landesdirektors hat der Mi- nister des Jnnern durh Spezialerlaß vom 6. v. M. geneh- migt, daß die in Gemäßheit des §8. 104 der Provinzial-Ord- nung vom 29. Juni 1875 durch die gedachzten Blätter zu veröffentlihenden Auszüge aus den Jahresrechnungen der Provinzialhauptkasse 2c., sowie die sonstigen Bekanntmachungen größeren Umfangs, deren Publi- kation der bezeihneten Verwaltung im öffentlihen Jnteresse nothwendig erscheint, Seitens des Landesdirektors in der er- forderlichen Anzahl von Druckexemplaren geliefert, und daß diese Exemplare den Amtsblättern der Provinz gegen Zakblung der durch den Cirkularerlaß vom 5. September 1874 festgeseßten Vergütung für die Verpackung und Ver- sendung beigelegt werden.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich badische Präsident des Finanz-Ministeriums, Wirkliche Geheime Rath Ellstätter ist hier eingetroffen.

Vom Ostpreußischen Füsilier - Regiment Nr. 33, dessen Chef der verstorbene General-Feldmarschall Graf von Roon gewesen, ist eine Deputation unter Führung des Commandeurs des Regiments, Obersten von Wülckniß, zu den Trauerfeierlihkeiten hier eingetroffen.

Bayern. München, 23. Februar. (Allg. Ztg.) Aus der „26. Nachweisung über den Betrieb der König- lich bayerischen Verkehrsanstalten für das Etats- jahr 1877“, welche die General - Direktion der Verkehrs- anstalten wieder in sehr umfassender und eingehender Weise hat bearbeiten, drucken und an alle Mitglieder beider Kammern vertheilen lassen, ergiebt sich für das genannte Fahr das folgende finanzielle Ergebniß:

Eisenbahnen: Bruttoeinnahme 79 163 675 A und Ausgaben 39 201 973 , demnach RMReineinnahme 29 789 354 Æ, gegen den Budgetvorans{lag mehr um 172348 #. Post: Bruttoeinnahme 8 773 615 M, Ausgaben 8195 700 #, Rein-Einnahme 577915 M, gegen das Budget mehr um 24 625 #& Telegraph: Bruttoein- nahme 1 070 973 Æ, Ausgaben 1 046 943 46, Reineinnahme 24030 4, gegen das Budget weniger um 82947 # Donau-Main-Kanal : Bruttoeinnahme 132 008 4, Ausgaben 314 177 4, Mehrausgaben 182 169 A, gegen das Budget weniger um 34582 # Bodensee- Dampfs{hiffahrt: Bruttoeinnahme 501 695 4, Ausgaben 364 167 A, Reineinahme 137 528 M, gegen das Budget mehr um 118 484 M. Die fünf Verkeßhrsanstalten zusammen hatten eine Bruttoeinnahme von 89 641 966 M, eine Ausgabe von 59122960 M und es ergab sid nach Abzug der Mehrausgabe von 182169 M. eine Mehrein- rabßme von 30519 006 M, gegen den Budgetvoranshlag ein Mehr von 197928 Was die Rente der Eisenbahnen be- trifft, so wird der Gesammtaufwand für dieselben, welcher der Zinsrechnung zu unterlegen ist, auf 749 618 487 # berechnet, deren Verzinsung mittelst des Reinertrags von 29 853 676 89 -Z sich auf 3 M. 98 „4 (gegen 4,12% für 1876) ergiebt. Der Auswand für das Staatstelegraphenney wird mit 5584 904 # berechnet, und da die Reineinnahme 24030 4 beträgt, so ergiebt sih eine Rente von 0,43%, und wenn die bei der Rentabilität nothwendiger Weise zu berüdcksichtigenden, blos in Vormerk genommenen Gebühren für Staats- und Babndienstdepes{hen im Betrage von 79088 4 50 -5 zur wirklichen Einnahme gezogen werden, fo beträgt die Einnahme 103 118 MÆ, und es würde fih hiernah die Verzinsung des Anlage- fapitals auf 1,849/9 erhöhen.

Sachsen - Coburg-Gotha. Gotha, 20. Februar. Der Erlaß, betreffend die Errichtung einer Handel s- kammer in Coburg, welcher Seitens der Herzoglichen Staatsregierung an den gegenwärtig hier versammelten ver- einigten Landtag beider Herzogthümer ergangen ist, hat nach der „Magdeb. Ztg.“ folgenden Wortlaut:

Dem na Beschluß des gemeinschaftlihen Landtages in der Sitzung vom 24. Januar an die Herzoglide Staatsregierung ge- ricbteten Ersuchen, die sofortige Errichtung einer Handelskammer für das Herzogthum Coburg mit dem Sitze in der Stadt Coburg herbei- zuführen, ift entsprochen worden. Als Ergebniß der hierauf ein- geleiteten Verhandlungen wird dem gemeinschaftlichen Land- tage mitgetheilt, daß die bei dem Landgerichte Meiningcn mitbetheiligten beiden Regterungen sich dahin erklärt haben, zwar der Errichtung einer Kammer für Handelssachen für das Herzogthum Coburg mit dem Sitze in der Stadt Coburg ein Hindecniß nit entgegenseten zu wollen, in sofern durch diese Errichtung für die Staaten Preußen und Sachsen - Meiningen eine Mehrausgabe nit erwacbse, daß sie sich aber vorbehalten hätten, seiner Zeit nach den gemachten Erfahrungen auf die Bedürfnißfrage zurückzukommen. In Rücksicht auf den geäußerten dringenden Wunsch des gemeinschaft- lichen Landtages hat die Staatsregierung bei dieser Sachlage be- \{lofsen, alsbald bei dem Inkrafttreten der Reicbs-Justizgeseze eine Kammer für Handelssachen für das Herzogthum Coburg mit dem Site in der Stadt Coburg zu errihten, und es wird das zur Ausführung dieses Ents(lusses Erforder- lide im Anschlusse an die Bestimmung des §. 100 des deutschen Gerichtsverfafsungsgeseßes durch Verordnung festgestellt werden. Indem die Herzogliche Staatsregierung den gemeinschaft- lichen Landtag der Herzogthümer Coburg und Gotha hiervon in Kenntniß seßt, richtet dieselbe an den gemeins{aftlihen Landtag zu- gleich das Ansinnen: Seine Zustimmung dazu ertheilen ¿zu wollen, daß zur Remunerirung des mit der Führung des Vorsites in der Handelskammer für das Herzogthum Coburg zu beauftragenden rih- terlihen Beamten, sowie des zur Führung der Protokolle zuzuziehen- dea Gerichtsscreibers, fowie zur Bestreitung der erforderlichen sah-

lichen Ausgaben vom 1, Oktober d. J. ab jährlich ein Betrag bis

gemeinschaftlihen Auszabe-Etats der Herzogthümer Coburg und Gotha verrechnet wird.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 24. Februar. Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht die Ernennung des Oberst Thoemmel, zum Ministerresidenten bei der montene- grinishen Regierung.

Großbritannien uud Jrland. London, 22. Februar. (E. C.) Jm Oberhause fragte vorgestern Earl Granville die Regierung, ob sie im Stande sei, die neuesten, zufrieden- stellenden Nachrihten der Bläiter über den Fortgang des Zulukrieges zu bestätigen, worauf Earl Cadogan (Unter- Staatssekretär des Kolonialamtes) erwiderte, daß der Regie- rung keine amtliche Bestätigung dieser Nachrichten zugegangen sei. Sie erwarte weitere Meldungen durch das Dampfschiff, welches die Kapstadt am 4. d. M. verlassen haben müsse. Das bezüglihe Telegramm werde in etwa zwei Tagen eintreffen. Jn Antwort auf einige Bemerkungen des Lords Sidmouth erklärte der Genannte, daß die Geseße der südafrikanischen Kolonien ausreichend sei:n, um bei strenger Handhabung die Durchfuhr von Waffen nah dem Zululande zu verhindern. Was die Durchfuhr von Waffen durch portugiesishes Gebiet betreffe, so habe die portugiesishe Regierung in freundlih entgegen- kommender Weise versprochen, ihr Bestes zur Unterdrückung des bezüglichen Handels zu thun. Doch habe sich, nachdem dieser in der Delagoa-Bai unterdrückt worden, herausgestellt, daß e nördlich derselben gelandet würden. Die im Be- si der Zulus befindliGen Waffen seien zum großen Theil aus Kimberley und von den Diamantenfeldern her bezogen worden. Es halte nämlich s{chwer, die Arbeit Eingeborener gegen -anderen Entgelt als Schießwaffen zu erlangen. Fn- zwischen seien von der Regierung alle Maßregeln ergriffen worden, um die fernere Zufuhr von Waffen zu verhindern. Earl Carnarvon drücfte sein Bedauern darüber aus, daß allem Anscheine nah ein Theil der in den Händen der Zulus befindlihen Waffen von englischen Händlern herrühre. Uebrigens werde eine rohe Schicßwaffe im Fnnern Afrikas hergestellt. ;

Gestern stellte in demselben Hause Obe: Lord Ellen- borough einige Anfragen in Betreff der nah dem Kaplande gesandten Truppen und äußerte dabci seine Besorgniß, daß die mitgeschickten Pferde den Einwirkungen des afrifanishen Klimas unterliegen würden. Der Herzog von Cambridge äußerte, daß die Ulanen möglicherweise von ihren Lanzen keinen Gebrauch machen könnten, für diesen Fall aber noch mit dem Revolver und dem Karabiner versehen seien. Pferde von hier aus hinzuschicken, sei der Zeitersparniß wegen nothwendig gewesen und ausdrücklich von den Behörden des Kaplandes gewünscht worden. Danach habe man ver- aren müssen, auch für den Fall, daß die Pferde umkommen

sollten.

Das für das nächste Finanzjahr (April 1879 bis April 1880) veranschlagte Heeresbudget is in diesen Tagen vertheilt worden. Die Stärke der Armee für Groß- britannien und Kolonien (ausgenommen TFndien) beträgt danach 135 625 Mann. (Jn dem nun ablaufenden Finanz- jahre waren 135 452 berechnet.) „Die Kosten belaufen sih auf 15 075 200 Pfd. Sterl., einé Summe, die um 2145 600 Pfd. Sterl. niedriger ist als im Vorjahre. Für die FReservetruppen sind 1 258 500 Pfd. Sterl. veranschlagt. Die Gesammtstärke der regulären Armee nebst Reserven und Freiwilligen beträgt 633 033 Mann.

24. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Oberhauses erwiderte auf eine Anfrage Lord Stanley's der Lord-Präsident des Geheimen Raths, Herzog von Ri ch- mond: Es seien Vorsihtsmaßregeln wider die Ein- \{chleppung der Pest gegenüber den aus den russischen Ostseehäfen kommenden Schiffen beabsichtigt, sobald die Schiffahrt wieder beginne; eine Beshränkung der Einfuhr von Lumpen aus Rußland werde von der Regierung vorläufig für nicht erforderlih gehalten. Im Unterhause erklärte in Beantwortung einer Anfrage Onslows der Unter - Staatssekretär Bourke: Von éteiner Absiht Persiens, russishe Offiziere zur Organisirung sciner Armee zu verwenden, sei der Regierung nichts bekannt. Auf eine Frage Cowens erwiderte Bourke : Weder die österreichishe noch die deutshe Regierung hätten England die Aufhebung des Artikel 5 des Prager Frieden s angezeigt, die englishen Botschafter in Wien und Berlin hätten aber davon Mittheilung hierher gemacht. Sei- tens der Regierung sei eine Beantwortung dieser Mittheilung nicht beabsihtigt. Endlich erklärte Bourke auf eine Anfrage Andersons noh: Der Botschafter Lay ard habe in einer De- pesche vom 3. d. M. gemeldet, daß der türkishe Ministerrath zum Abschluß des Vertrages über Verhinderung des Sklavenhandels autorisirt worden sei.

25. Februar. (W. T. B.) Die „Daily News“ melden aus Alexandrien, von gestern: Der Friede zwischen Abessinien und Egypten sei nunmehr zum definitiven Abschluß gelangt. König Johann von Abessinien erhalte eine

jährlihe Pension von 8000 Doll. und trete dafür die Grenz- provinz Keren an Egypten ab.

Frankreich. Paris, 24. Februar. (W. T. B.) Die zur Vorberathung der Amnestievorlage gewählte Kommission des Senats hat si fast einstimmig für die Annahme des von der Deputirtenkammer angenommenen Entwurfes ausgesprochen. Die Berathung der Amnestievorlage im Senat wird wahr-

scheinlich am nächsten Freitag stattfinden. (W. D. B.)

Bulgarien. Tirnowa, 24. Februar. Fürst Dondukoff-Korsakoff wird der Notabelnver- sammlung eingehenden Bericht über seine Verwaltung er- statten, sobald dieselbe ihr Bureau konstituirt haben wird; wie es heißt, ist Zankoff oder der bulgarishe Exarh zum Präsidenten der Versammlung in Aussicht genommen.

Nufßlanud und Polen. St. Petersburg, 25. Februar. (W. T. B.) General Graf Loris-Melikoff meldet aus Zarizin, vom 24. d. M.: Es sind weder neue Erkrankungen noch Todesfälle an der Epidemie vorgekommen. Jn Wet - ljanka ist bereits seit 17 Tagen warmes feuchtes Wetter eingetreten ; da troßdem feine neuen Erkrankungen zu konsta- tiren sind, so kann dies als eine günstige Wendung angesehen werden. Dessenungeachtet dauern alle Vorsichts- und Sanitäts- maßregeln fort. Heute ist Prof. Eihwald aus St. Pe- tersburg hier eingetroffen.

Charkow, 24. Februar. (W. T. B.) Der Zustand des verwundeten Gouverneurs, Fürflen Krapotkin, ist hoff-

Amerika. New-York, 24. Februar. (W. T. B.) Nath aus Panama hier eingegangenen Nachrihten hat am 15. d. M. zwischen den Truppen der Regierung von Anti o- quia (Nepublik- Columbia) und den dortigen Auf stän di- schen ein Zusammenstoß stattgefunden, wobei 25 Personen getödtet wurden.

Süd - Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 3. Februar. (Allg. Corr.) Der Premier-Minister er- klärte in der Deputirtenkammer, es sei die feste Absicht der Regierung, an das Land zu appelliren, im Falle das Ge- seß, betreffend die direkten Wahlen, niht von beiden Kam- mern genehmigt würde.

Argentinien. Buenos-Ayres, 29. Januar. (Allg. Corr.) Nachdem die Fragen zwischen Corrientes und Entrerios dur die Jntervention des Präsidenten der Republik geregelt worden, find die amtlihen Beziehungen mit Chile wiederhergestellt worden.

Einem Telegramm aus Chile zufolge, wird eine fried- liche Lösung der Streitfrage mit Bolivia in Betreff der bolivianischen Besteuerung des chilenishen Guano-Exports aus Antofogasto erwartet.

Nr. 8 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Jn- balt: Allgemeine Verwaltungssahen: Bekanntmachung, betreffend Rinderpest ; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und Ver- braucbs\fteuern bis Ende Januar 1879. Münz- und Bankwesen : Uebersicht über die Ausprägung von Reichs - Goldmünzen; Gold- ankäufe der Reichsbank; Status der deutshen Notenbanken Ende Januar 1879, Zoll- und Steuerwesen: Uebersicht über Rüben- zudersteuer, sowie“Zucker-Cin- und -Ausfuhr für Januar 1879; Bundesrathsbe\{luß, betreffend Ausfuhrabfertigung von Zudler in Würfelform; Befugnisse von Zoll- und Steuerftellen. Meß- und Gewichtswesen: Abänderungen des Verzeichnisses der Eichungs- Aufsichtsbehörden und der Eichämter. Marine und Schiffahrt: Ertheilung von Flaggenattesten. Eisenbahnwesen: Eröffnung der M Bismark—Hugo. Konsulatwesen: Erxrequatur-Er- eilung.

Nr. 12 des „Amtsblatts der Deutshen Reihs8- Post- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt : Verfügung rom 18. Februar 1879: Seepostverbindung mit Norwegen auf der Linie Hamburg-Drontheim.

Das Januar-Heft des „Centralblatts für die ge- sammte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ enthält die Personalien der gesammten Verwaltung.

Neichstags - Angelegenheiten.

Der Reich8tags-Abgeordnete für den 14. Hannoverishen Wahl- kreis, Oberst a. D. Frhr. von Hal?kett zu Celle, ist am 22. d.\M.

am Herzschlage verstorben.

Breslau, 25. Februar. (W. T. B.) Nah amtlicher Fest - stellung wurden bei der im 7. \chlesischen Wahlkreise (Breslau, Westbezirk) stattgehabten engeren Wahl zum Reichätage 16 639 Stimmen abgegeben, wovon 8960 auf den Kandidaten der Fortschritts- partei, Justiz-Rath Wilhelm Freund, und 7544 auf den Sozialisten

Krätcker fielen.

Statistische Nachrichten.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs8- Aktien-Gesellschaft Abtheilung für Unfallversiherung— kam en im Monat Januar 1879 zur E: 14 Unfälle, welche den

Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 4 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr {weben, 27 Unfälle, welche für die Verleßten voraussicbtlih lebenslängliche, theils totale, theils partielle Inoalidität zur Folge haben werden, 460 Unfälle mit vorausésichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. Summa 505 Unfälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der foeben ausgegebene Monatsbericht der Königli preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für November 1878 (Berlin, in Kommission in Ferd. Dümmlers Verlagsbucbhandlung Harrwiß und Goßmann) enthält folgende Vorträge und Mittheilungen: Spörer, über die Entstehung der Protuberanzen durch chemische Prozefse (mit 1 Tafel Abbildungen). Friedländer, über eine Münze von Aineja in Makedonien (mit Pom en Beyrich, über Hildebrandts geologi|hé# Samms-

ungen von Mombassa. Kummer, neuer elementarer Beweis des Satzes, daß die Anzahl aller Primzadlen eine unendlichbe ist. Peters, über vier neue amerikanis&e Amphisbaena-Arten (mit einer Tafel). Hilgendorf, die von Hrn. W. Peters in Moçambique ge- sammelten Crustaceen, (mit 4 Tafeln Abbildungen). v. Oppolzer, Eniwickelung der Differentialquotienten der wahren Anomalie und des Radiusvektor nach der Exzentrizität in nahezu parabolischen Bahnen.

Von dem Cyklus von Predigten: „Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Wortes“, welche der Superintendent Pa nk in der Dreifaltigkeitskirhe bält, find jeyt Nr. V. „Der beilige Ghrist in der Kinderstube“, und Nr. VI. „Der Christbaum“, im Druck (Friedri Schulze's Verlag, Berlin) erschienen. Der Preis des Hefts stellt sich auf 30 4). «

Der um die historische Forshung über die Marken E ver- diente Königliche Staats-Arhivar und Geheime Arciv-Rath G. A. von Mülverstedt bat in seiner Arbeit: „Zur Militär- geshichte der Altmark im vorigen Jahrhundert“, welche ießt als Separatabdruck aus dem 19. Sähreobericht des Altmärkischen Geschihts-Vereins erschienen is, einen neuen werthvollen Beitrag zur Geschichte der Altmark geliefert. Bei der Errihtung eines stehenden Heeres im brandenburgish-preußisben Staate wurden die neugeshaffenen Regimenter oder sonstigen selbständigen Truppenkörper (Besazungs- oder Festung8s-Compagnien) in den Friedentjahren in die ge- eigneten Städte der einzelnen Hauptbestandtheile des Staates gelegt, um hier ihre bleibenden Standquartiere und Garnison zu erhalten. Die

s\{chweren Kosten des Unterhaltes, sowie innere und äußere politische Rücksichten führten die Auflösung und Abdankung vieler Regimenter und Truppenabtheilungen sowohl durch den großen Kurfürsten selbft, als dessen Nachfolger, den Kurfürsten Friedri III., herbei. Von den mehr als 20 Regimentern, welche des Kurfürsten George Wil- helm Kriegsmacht bildeten, waren zu König Friedrihs 1L Zeiten nur zwei- vorhanden, die Infanterie-Regimenter Nr. 1 und 2, von denen gegenwärtig nur das leßtere als das 1. Ostpreußische Grena- dier-Regiment Kronprinz und als das älteste der ganzen Armee fort- besteht. Nicht minder groß war die Reduktion der brandenbur- ischen Regimenter, welche Kurfürst Friedrid Wilhelm errichtet Balle: von den mehr als 30 Infanterie- und ebensoviel Kavallerie- Regimentern (von Dragonern und anderen Truppen abgesehen) waren beim Regierungsantritte König Friedrihs 11. nur 12 (nämlich die Infanterie-Regimenter Nr. 3—14) resp. 5 Kürassier- Regimenter vorhanden. In der Designation der Winterquartiere

zu 1500 M. verauéegabt werden darf und diese Ausgabe im Laufe des

nungslos.

der brandenburgisch-preußishen Armee von 1675/76 findet si die

Altmark nicht belegt. Eine reguläre und bleibende i die Altmark erst nah der Stiftung der beiden Reierales empfing üher Dragoner, Beide nah alter

fang des 18. Jahrhunderts errichtet. Das Navalizrio-Reckmect pen nisonirte anfängli allein in Tangermünde, dann auc noch in Salz- wedel und Osterburg; das Infanterie-Regiment in Stendal und Garde-

Nr. 27 und Kürassiere Nr. 7, fr Zählung fo bezeichnet, leßteres gegen Ende des 17., erft

legen. Betreffs dieser beiden in ruhmreichen Feldzügen erpr Regimenter giebt der Verfasser in der votficgeabes feinen Sdrift eine gehende Mittheilungen über ihre Errichtung, Montirung, ibre Stand- quartiere, ibre Chefs und ihre Auflösung. Das Kürassier-Regiment Nr. 7, zuleßt im Jahre 1806 v. Reitenstein, nah seinem Cbef, dem General-Major v. Reißenstein benannt, war, wie {hon bemerkt, ur- sprünglich ein Dragoner-Regiment, und ward erst 1717 oder glei darauf zum Kürassier-Regiment formirt. Daffelbe ift im Jahre 1689 und 1690 auf Befehl des Kurfürsten Friedri IIL,, jedoch nur 2 Compagnien stark, errichtet. Im Jahre 1697 wurde es auf 3 Com- pagnien geseßt; 1699 mit einer, 1703 mit 2 und 1704 noh mit 2 neuangeworbenen Compagnien verstärkt. Das Regiment trug paille Kollets mit gelben Aufshlägen, ebensol{en Kragen und Westen bei den Offizieren mit Silber eingefaßt. Jm Jahre 1721 betrug die Stärke des Regiments (jeßt Lottum) 775 Mann (1 Stab 10 Compaanien und 650 Gemeine. Im Jahre 1806 hatte das Regiment nur 4 _Ezcadrons, von dè:nen die erste und der Stab in Salzwedel, die zweite in Seehausen, die dritte in Targermünde und die vierte in Osterburg stand. In Folge des Friedens von Tilsit wurde das Regiment im Jahre 1807 aufgelöst. Aus seinen Depotüberresten und den Ranzionirten, sowie denen der aufgelösten Kürassier-Regimenter, Gensd'armes, Leib-Kürassiere, Leib- Karabiniers, v. Beeren und v. Quitzow wurde eine „Märkische Kürassier-Brigade“ errichtet, die 1808 den Namen Brandenburgisches Kürassier-Regiment Nr. 6, Kaiser Nicolaus I. von Rußland erhielt. -Der erste Commandeur des neuen Regiments war ein aus den Reiben des alten hervorgegangener Offizier, der Mojor v. Kunow, sein zweiter seit 1809 war ein Altmärker, der Oberst-Lieutenant v. Bismarck. Auch der im Jahre 1834 als General-Major verstorbene Freicorp8-Chef Adolph von Lüßow ist aus diesem Regiment hervorgegangen. Von dem In- fanterie- (Musketier-) Regiment Nr. 27, weles seine beständige Gar- nifon in Stendal und Gardelegen hatte, das zweite der Altmärkischen Regimenter, mit welchem sich der Verfasser in der vorliegenden Scrift beshâftigt,. besagen die vorhandenen alîen Nachrichten, daß dasselb- na dem ruhmreih beendeten Feldzuge gegen Schweden (und zwar in Stralsund und der Umgegend) errihtet worden fei. Außerdem heißt es in der Rangliste von 1780, daß no die Infanterie-Regimenter Nr. 3 (das aufgelöste Hallische, den „alten Dessauer“ lange Jahre zum Chef babende Regiment) und Nr. 6 (das gleichfalls aufgelöste Grenadier-Garde-Bataillon in Potsdam) Leute zum Stamm ab- gegeben haben, die noch durch Werbungen aus der Churmark und dem Herzogthum Magdeburg verstärkt worden seien. Der erste Chef des Regiments war der junge erst 15 jährige zweite Prinz des Fürsten Leopold von Defsau, Leopold Marimilian, der 1715 der Belagerung von Stralsund beigewohnt Hatte und damals als Oberst - Lieutenant beim Infanterie - Regiment Prinz Heinrich stand. Er empfing das Regiment am 25. Dezember 1715. Die Offiziere waren theils Schweden, theils preußishe Offiziere aus andern Regimentern. Nah der Uebersicht der preußischen Armce vom Jahre 1715 hatte das Regiment damals 1 Stab, 10 Prima- yplanen und 1200 Gemeine, zusammen 1411 Köpfe. Was die Uni- form des Regiments anlangt, so hatten die blauen Röte rothe runde Aufschläge und dergleichen schmale Klappen. Die Grenadiec- Compagnien hatten rothe und weiße Grenadiermügen. Die Ehrentage des Regiments waren die Shlachttage von Molwiß, wo es eine feind- lihe Standarte eroberte, Czaslau und Kesselsdorf in den beiden ersten s{lesishen Kriegen, von Lowosiß, Breslau und Zorndorf im sieben- jährigen Kriege. In der Schlacht bei Kefselsdorf verlor es an Todten 2, an Verwundeten 10 Offiziere; bei Lowosit hatte es neben einem todten 11 blessirte Offiziere, ebenso bei Zorndorf. Nach dem sieben- jährigen Kriege rückte der Stab und das erste Bataillon am 7. März 1763 in Stendal, am 28. März das zweite Bataillon in Gardelegen wieder cin. Nachdem das Regiment im bayerischen Erbfeolgekriege (1778) und der holländischen Unruhen wegen (im Jahre 1787) ins Feld gerüdckt und Ruhm erworben hatte, war ihm noch größerer im Kriege wider Frankrei beschieden, so bei St, Armand, Valenciennes, Pumars (1793), fo vor allem in den heißen S{ladhten bei Kaisers- antern (1793 und 1794), Jm Jahre 1807 erfolgte die Auflösung des Regiments, nachdem dasselbe 91 Jahre bestanden hatte. Nur die Invaliden-Compagnie (in Barg garnisonirend) wurde der

2. Churmärkischen Provinzial-Invaliden-Compagnie einverleibt. Dresden, 19. Februar. Der „Allg. Ztg.“ wird geschrieben: „Unfer Dresden, so reich es an öffentlihen Museen fien Nenaes ist, steht doch in Bezug auf Privatkunstsammlungen kleineren Städ- ten bedeutend nach. Zwar haben die Gemäldesammlungen des Staats-Minifters a. D. Frhen. v. Friesen und des Hrn. J. Meyer, sowie die Münzsammlung der Herren DDr. Erb ftein einen bedeuten- den Ruf in der Kunstwelt; allein es fehlt z. B. gänzlih an nam- haften Privatbibliotheken. Deshalb durfte man mit Recht eine teramishe Sammlung, welhe im vorigen Jahr aus der Schweiz naw Dresden gelangt war, als eine hohe Bereicherung der hiesigen Kunstshätze betrachten. Es ist dies die Porzellan- und Fayence- fammlung des Fürsten M. Gortschakoff, des jeßigen Kai- serlich rufsishen Gesandten am hiesigen Königlichen Hofe. Lider verläßt derselbe demnächst seinen Dresdener Posten wieder, um in gleiher Eigenschaft nah Madrid zu gehen, und natürlich folgt ihm dorthin auch seine in ihrer Art ein- lge Sammlung, ehe dieselbe nur einigermaßen dem kunstliebenden deutshen Publikum bekannt geworden. Die Sammlung besteht eigentli aus zwei Abtheilungen: die eine enthält eine sehr s{chöne Auswahl altmeißener, deutscher und französisher Porzellane, nament- lid mit seltenen Marten ; die zweite umfaßt gegen 600 Barbier- been aus chinesishem, japanishem und deutschem Porzellan, und vorzüglih aus französischen, deutschen und \{chweizerishen Fabriken. znler, erfieren finden sich einige höchst merkwürdige fayences storiées, die zur Ergänzung der Champfleury'shen „Histoire des fayences républicaines“ dienen fönnen. Man fann ih keine Vorstellung von dieser merkwürdigen Sammlung machen, diz buchstäblich, wie gesagt, ein Unikum in ihrem Genre ist. Wir freuen uns daher, schon jeßt darauf aufmerksam machen zu können, daß Hr. Hofrath Dr. Grâsse in einer der nächsten Nummern seiner „Zeitschrift für Museologie“ eine eingehende Beschreibung er mit ebensoviel Geschick und Geschmack als Glück zusammen-

gebrahten Gortschakoff’schen Kollektion liefern wird.“

Paris, 24. Februar. (W.T.B.)René-Taillandi E der Akademie, ist geftorben. )René-Taillandier, Mitglied

Land- uud Forftwirthschaft.

, Der Kongreß deutscher Landwirthe bes{loß gestern na längerer Diskussion auf Antrag des Grafen Udo zu Co bte : e Aus\huß_ möge für die Bemessung der Tarifpositionen die Latitüde Pilsen 5 und 10% erhalten, unbeschadet der Freiheit, bei einzelnen ositionen auch noch weiter herabzugehen. N Den ersten Gegenstand der heutigen Tagesordnung bildete die geuwahl des Ausschusses. Nachdem hierauf Graf Behr den revi- irten Zolltarifentwurf befürwortet hatte, gelangte derselbe in folgender

eise mit allen gegen etwa 5 Stimmen zur Annahme.

Zolltarif für die G taltes landwirthschaftlichen rodukte.

Nr. 8 des alten Zolltarifts. Flachs und andere vegetabilis{e

Spinnstoffe : Flachs, Hanf, roh, geröstet pro Ctr. 1 Æ SIG E

anf, geschwungen und gehecelt pro Ctr. 3 4, Werg oder Heede, e, roh, und andere vegetabilishe Spinnstoffe 50 .

E Nr. 9 des alten Zolltarifs. Getreide und andere Erzeugnisse

es Landbaues: a. Getreide und Hülsenfrüchte, als: Weizen, pelz

Ctr. 75 A, e. Sämereien, ingleihen Wachholderbeeren pro Ctr. 1 4,

Ctr. 50 s, g. Obst, getrocknet pro Ctr. 2 X 50 5, produkte, Bäume, Ziersträucher u. \. w.; Gemüse pro Ctr. 3 Nr. 11 des alten Zolltarifs.

Ctr. 30 A

Felle, rohe (grüne, gesalzene, trodene) zur Lederbereitung, Rindshäute

Bereitung pro Ctr. 20 4 Nr. 13 des alten Zolltarifs.

pro Ctr. 30 9, f. außereuropäische Tisclerhölzer pro Ctr. 10 Nr. 15 des alten Zolltarifs. Hopfen pro Ctr. 10 4 E

Ctr. 10 Æ, 6b, Käse aller Art pro Ctr. 16 M, c. Fleishertraft Tafelbouillon pro Ctr. 30 , d. Fleis, aiboreitetes: Sinken Speck, Würste, Fische, nicht anderweitig genannt, pro Ctr. 15 , e. Fleis, ausges{lactetes, frisches; Geflügel, kleines und großes Wild pro Ctr. 6 A, f. Honig pro Cir. 5 4, g. Kraftmehl, Nudeln, Puder, Stärke, desgleichen Mühlenfabrikate aus Getreide und Hülsen- frühtzn; namentli ges{rotete oder geshälte Körner, Graupe, Gries, Grütze, Mehl, Sago, Malz pro Ctr. 2,50 4, h. Reis, geshälter, pro Ctr. 3 #, i. Reis, ungescbälter, pro Ctr. 1,50 4 , Nr. 26 des alten Zolltarifs. Oele und Fette: Oel in Fässern eingehend pro Ctr. 5 4, Oel in Flaschen oder Kruken pro Ctr. 10 Æ, Petroleum pro Ctr. 2 46, Schmalz pro Ctr. 6 M, Wachs pro Ctr. 10 é, Talg (Rinds- oder Schaffett) 6 M ri des alten Zoutarifs. Thiere und thierisce Produkte, niht anderweit genannt: a. Pferde pro’ Stück 15 #, b. Maulesel, Maulthiere, Esel pro Stück 10 4, c. Ochsen und Stiere pro Stück 29 Æ, d. Kühe pro Stück 20 s, e. Jungvich pro Stück 10 M, f. Kälber pro Stück 5 4, g. Schweine, gemästet und ungemästet, pro Stüdck 5 4, h. Spanferkel pro Stück 50 F, i. Schafvieh pro Stück 1 f 50 9, k. Ziegen pro Stück 50 S, 1. Eier pro Ctr. 3 Nr. 41 des alten Zolltarifs. Wolle: Rcbe Schafwolle, un- gewascben, pro Ctr. 1 X 59 S, robe Schafwolle, naturgewaschen, pro Ctr. 3 M, rohe Schafwolle, fabrikgewascen, pro Ctr. 6 K Ferner gelangten noch folgende Resolutionen zur Annahme: T. Antrag des Hrn. von Gontard-Mochau: Der Kongreß deutscher Landwirthe erklärt sich mit den ihm von seinem Aus\c(uß vorgelegten Zolipositionen, insbesondere denen für Getreide und Hülsenfrüchte ausdrücklih nur unter der Voraus\eßzung einverstanden , daß die Be- mühungen des Herrn Reichskanzlers, die Differential- und Ausnahme- frahtsäße für solche in Wegfall zu bringen, von Erfolg gekrönt sein werden. Anderenfalls hâtte der Konareß seine Forderungen viel höher stellen Un eine genügende Rentabilität der deutschen Landwirthschaft IT. Antrag von Elsner und Gronow: „Der Kongreß; deutscher Landwirthe beschließt, dem Reichskanzler dur eine zu S tendende Deputation für seine thatfräftige Initiatire in der Steuer- und Wirthschaftspolitik den besten Dank auszusprechen.“ Frhr. v. Thüngen-Roßbah referirte alsdann über die Wucher- und Wecbselfrage und begründete folgende Resolution: Es ift zu unterscheiden zwischen kleinem und großem Wucher. Dem erfteren ist entgegenzutreten durch 1) Festseßung einer Zins- grenze, 2) ftrafrechtliche Verfolgbarkeit, 3) rechtliche Unverbindlichkeit der eingegangenen Verpflichtungen, 4) RNecht der Wiedereinklagung des verursachten Schadens für den Beschädigten, 5) Beschränkung der Wecselfähigkeit. Dem großen Wucher, wie er bei der Börse, dem Aktienw:c sen, den Zettelbanken hervortritt, ist folgendermaßen zu be- gegnen: 1) Es ist eine prozentishe Besteuerung der Börsen- und Bankgeschäfte einzuführen, wobei aueländishe Anleihen und Werth- papiere höher zu treffen sind als inländische. 2) Die Aktien- privilegien find zu beseitigen. Die Gründung neuer Aktiengesell- schaften ist zu verbieten. An ihre Stelle treten andere A\foziations- formen, nämli der Staat, die Kommunalverbände, die ofene Pandelsgesellschaft, die Genofsenshaft. Insonderhbeit sind die Aktien- ahnen durch den Staat zu erwerben, die Pferdebahnen, Gas- und Wasserversorgungsanstalten in das Eigenthum der Städte über- zuleiten, die Versicherungs - Aktiengesellshaften durch solche auf Gegenseitigkeit, oder fsolche mit staatliher Organisa- tion zu erseßen. 3) Die Herstellung von Werthzeichen (Geldfabrifa- tion) von Metall oder Papier wird alleiniges Moxopol des Reiches. Die Banknotenprivilegien der Zettelbanken sind zu beseitigen. 4) Die Reichsbank ist nach Ablauf ihres Privilegiums vom Reiche zu erwerben zur Begründung einer gesunden gemeinnützigen Reichsgeld- und Kreditwirth|scaft. Einstweilen sind zur Steuer der Kreditnoth allenthalben staatliche Geldinstitute ins Leben zu rufen, welche den großen Aktien- und Privatbanken erfolgreih Konkurrenz machen und {ih mit einem mäßigen Zinsfuß begnügen.

Gewerbe und Handel.

Nach dem Rechnungsabschlusse der Magdeburger Hagel- versicberungsgesellscaft pro 1878 beläuft fi die in diesem Jahre gezeichnete Versicherungssumme abzüglich der Rückversicherung auf 176 693 691 Æ gegen 161 750615 A im Jahre 1877 und die Prämieneinnahme auf 1892546 4 gegen 1 846 568 4 im Vor- jahre? Die Hagelshäden inkl, Regulirungskosten betragen abzüglich des Ersaßes aus Rückversicherung 677 887 4 gegen 1 614554 (c im Jahre zuvor. Von dem Jahresgewinn fließen 247 500 zum Re- servefonds und 323 190 # zum Sparfonds, so daß letterer unter Es seines vorjährigen Bestandes jeßt auf 456073 M ge- tiegen ist. Die Dividende ist auf 20 °%/9 der Einzahlung oder 60 4 pro Aktie festge len Der Gescäftsberiht der Kontinental-Pferdeeisen- bahn-Aktien esellschaft für das Jahr 1878 bezeichnet das ver- gangene Jahr als ein für die Gesellschaft in jeder Beziehung erfolg- reihes. Der Bruttoübershuß in Drésden pro 1878 übersteigt den des Jahres 1877 um 2852 #, ein Resultat, welhes dur billigere Futlerpecie und durch die weiter durchgeführten Redaktionen und Ersparnisse im Betriebe erreihbar war. Die Einnahmen in Han- nover übersteigen die des Jahres 1877 um 70343 Æ, der Brutto- übershuß ist um 48 854 größer, als der pro 1877. Die Verwal- tung hat den Erneuerungsfond in deutscher 4% Reichs-Anleihe an- gelegt; die Gesellshaft besißt von diesem Effekt 250 000 Æ; außer- dem besißt die Gesellschaft .noch von Staatspapieren ihre Kautionen bei den Behörden in Dresden 15 000 A Sächsishe 5% Anleihe, ferner 18 000 M. Sächsische 4%/% Anleihe, in Hannover 31 800 4 Hannoverische 4°/9 Obligationen und endlih 300 4 Preußische 43% Konsols, zusammen 303 333 46 Der Aufsichtsrath hat bes{lofjen, eine Dividende von 34% pro 1878 zu vertheilen und den Rest des Brutto-Ueberschufses (127 896 A) dem Erneuerungs-Fonds-Konto zu überweisen, so daß sich dieses ultimo Dezember auf 270526 M er- höhen en tiéloeats Ver Aufsichtsrath des Frankfurter Bankvereins hat beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dictbeite von 3 °/9 für das Jahr 1878 vorzus{lagen. Der Cours für die jeßt in Silber zahlbaren Coupons Desterreihisher Eisenbahnpapiere ist bis auf Weiteres

oder Dinkel pro Ctr. 1 4, b. Roggen, Gerste, Hafer, Haidekorn

oder Buchweizen, Mais, Bohnen, Erbscn, Linsen und Wien vro | Selsoat A SctT etn f Beuren: Siejaal, als; Hanfsaat, s und Leindotter oder Doder, Mohnsamen, RaÞ€e, Rübsaat, | 8%, im Vorj x : Kleesaat und alle übrigen, nicht namentlich im Tarif genannten | o im Vorjahre festzesezt worden. Cert 21 . Weber- | d karden pro Ctr. 5 Æ, e. Futtergewähse, Kartoffeln; Wurzelgewächse aller Art: Heu; Stroh; Swilf pro Ctr. 10 s, f Obsft, frisch pro h. Garten-

E Haare von Thieren: s. Kub- und Kälberhaare, Borsten pro Ctr. 5 H, b. Pferdehazre und Seifen pro Ctr. 10 Æ, c. Hasen-, Kaninchen-, Affen- und Biberhaare pro

Nr. 12 des alten Zolltarifs. Häute und Felle: a. Häute und

) Holz und andere vegetabilishe Schnißstoffe: a. Brennholz, auch Reisig, Holzkohlen, Lositutben u Brennen pro Ctr. 5 3, b. Holzborke, Gerberlobe, Knoppern, Gall- äpfel pro Ctr. 10 S, c. Nußholz, unbearbeitet, pro Ctr. 10 s, d. Nutbolz, bearbeitet, pro Ctr. 20 S, e. Bohlen, Bretter, Latten, Faßholz, Bandftöcke, Stangen, Faschinen, Pfahlholz, Flehtweiden 2c.

Nr. 25 des alten Zolltarifs. Konsumtibilien 2c.: 3. Butter pro

Die Dividende der

iefigen S vei P É Fi TT, chaft für das Jahr 187 t eiber-Aktien-Gesell

ist vom Aufsichtsrath auf 7109/9 gegen

Manchester, 24. Februar. (W. T. B.) Die biesige Han - elskammer_ hat den Antrag auf Einsetzung einer s  ltd rischen Kommission zur Ermittelung der Ursachen der komm erziellen Nothklage mit 34 gegen 26 Stimmen abgelehnt. Die biesige Firma Jonathan Gill, Brothers hat ihre Zahlungen ein- gestellt; 2E N irn 160 006 Pfd. Sterl.

Surbaven, 25. Februar. (W. T. B) Zwei große englis{e A Mi mit Guano befinden sich bei Twielentfleth im Eise Wasbington, 24. Februar. (W. T. B.) Der Swabßsekretär Sherman hat abermals 20 Millionen amerikanisde Bonds zur

L TE i hernfon* df mf -rfol ; Kalbfelle; rohe, behaarte Schaf-, Lamm- und Ziegenfelle; rohe dem 21 rj p sinberufen; die Verzinsung d-rselben endet mit

Hasen- und Kaninwenfelle; robe, frishe und getrocknete Seehund- und Robkenfelle pro Ctr. 5 E b. Felle zur Pelzwerk- (Rauhwaarens)

dem 24. Mai d. F.

Verkehrs-Anstalten.

E Kopenhagen, 24. Februar. (W. T. B.) Die Eisver- hältnisse im Sunde ind unverändert; im nördlichen Arten L NEACEa ¿n hem Eisenbahnverkehbr eine

zte, auf Funen und Laland eine theilweise, J ine SOLION O TIvov dai statt. | g ies ymouth, 24. Februar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Lessing“ ist bier eingetroffen. E Y Be TOL t EE: Februar. (W. T. B.) Der Hamburger ampser „Suevia“ ist Sonnabend 9 i 3 Ubr bi E S 11 Sonnabend Nachmittag 3 Uhr hier

Berlin, den 25. Februar 1879.

Generalfeldmarschall Graf von Noon F.

Albreht Theodor Emil von Roon wurde am 30. April 1803 zu Pleushagen bei Kolberg geboren. Nachdem er seine Ausbildung seit 1816 in dem Kadettenhause zu Kulm, seit 1818 im Kadetten-Corps zu Berlin erhalten hatte, trat er am 9. Januar 1821 als Seconde-Lieutenant in das 14. Jnfanterie- Regiment ein. Jm Jahre 1824 zur allgemeinen Kriegsschule kommandirt, wandte er sih vorzugsweise geographischen Studien zu, die später seinem Namen auch in der wissenschaftlihen Welt einen guten Klang verleihen sollten. Nah Absolvirung des Kursus an der Kriegsshule ward er 1827 Erzieher und 1829 Lehrer an dem Berliner Kadetten-Corps. Auf Veranlassung seines Lehrers, des hervorragenden Geograpbhen Karl Ritter der damals Studiendirektor des Kadetten-Corps war, verfaßte Noon ein Lehrbuch der Erdkunde, welches 1832 unter dem Zitel : „Grundzüge der Erd-, Völker- und Staatenkunde“ er- schien, jpäter noh erweitert ward und eine große Verbreitung fand. Ein Leidfaden für die Schule: „Anfangsgründe der Erdkunde“, welcher bereits in 14 Auflagen verbreitet ist, und unter dem Titel des „Kleinen Roon“ dem Namen des Ver- fassers eine wohlverdiente Popularität errungen hat, {loß sich im Jahre 1834 dem großen Werke an. Im Fahre 1832 kehrte Roon zu seinem Regimente, dem 15. JIn- fanterie-Regimente in welhes er 1826 verseßt war, nach Minden zurü, von wo ihn im November Generak Müffling, welcher das während der französischen Belagerung von Antwerpen „aufgestellte Beobachtungscorps befehligte, in sein Hauptquartier berief. Jm Februar 1833 besichtigte Roon die Citadelle von Antwerpen, wurde sodann zum Topographi- hen Bureau und 1835 als Lehrer an die Kriegsschule kom- mandirt, 1836 als Hauptmann in den Großen Generalstab einrangirt, zugleich zum Mitgliede der Ober-Militär-Erami- nations-Kommission ernannt. Während dieses Wirkens schrieb er: „Militärishe Länderbeschreibung von Europa“ (1837), welche den 11. Band der von mehreren Militär- schriftstellern herausgegebenen „Handbibliothek“ bildet, au begann er, angeregt dur den Bürgerkrieg in Spanien, eine Monographie: „Die iberishe Halbinsel. Vom Stand- punkte des Militärs“ (1839) von der aber nur die erste Ab- iben 8 erschien. Seine wissenschaftlihen Verdienste haben ihm später au die Würde eines Ehrendoktors der Philosophie zugetragen. Jm Fahre 1842 zum Major befördert, wurde er zum Generalstabe des VIL. Armee-Corps, jedo schon 1843 nah Berlin zurückverseßt, wo er seit 1844 dem Prinzen &riedrih Carl Unterricht in der Geographie und Taktik er- theilte. Als militärischer Begleiter folgte er auch dem Prinzen im Jahre 1846 zur Universität in Bonn, sowie später auf Reisen durh die Shweiz, Jtalien, Frankreih und Belgien. m Mai des Jahres 1848 zum Generalstabe des VIIL. Armee- Corps und am 22. August zum Chef dieses Stabes ernannt, nahm er in dieser Eigenschaft an dem Feldzuge in Baden 1849 Theil. Jm Jahre 1850 zum Oberst-Lieutenant und Commandeur des 33. Jnfanterie-Negiments, zu dessen Chef auch er später ernannt wurde, 1851 zum Oberst be- fördert, erhielt er 1856 das Kommando der 20. Fnfanterie- Brigade in Posen und 1856 zum General - Major er- nannt, wurde er 1858 Commandeur der 14. Division in Düsseldorf. Fm Jahre 1858 fand er Veranlassung, eine von ihm verfaßte Denkschrift über die Mängel der bisherigen ehrverfassung und Gedanken und Entwürfe für eine Ver- besserung derselben, zunächst in Bezug auf die «Fnfanterie, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten einzureihen. Jm Mai 1859 zum General-Lieutenant befördert, wurde er in die zur Berathung der Heeresreorganisation eingeseßte Kommission berufen, am 5. Dezember desselben Jahres zum Kriegs- Minister, und am 16. April 1861 auch zum Marine-Minister ernannt. Die große Aufgabe, dem „Volk in Waffen“ eine den veränderten Zeitverhältnissen entsprechende Wehrverfafsung zu verleihen, hat General von Roon den Absichten seines Königlichen Kriegsherrn gemäß, der die Reorganisation „sein eigenstes Werk“ genannt, mit großer Willenskraft und ent- sheidendem Erfolge troß aller ihm, namentlih von der Ma- jorität des damaligen Hauses der Abgeordneten entgegengeseßten Schwierigkeiten durhgeführt. Sein carakterfestes und wahr- aal staatsmännisches Verhalten in jenem Konflikte ist später elbst von den Gegnern anerkannt und gewürdigt worden. Se. Majestät der König zeichnete den General dadur aus, daß er im März 1864 dem Brückenkopfe zu Posen den Namen Fort Roon beilegte, auch wurde ihm im September desselben Jahres eine Mission n3ch dem Lager von Chalons und dem Kriegshafen Cherbourg “übertragen, Nachdem General-Lieutenant von Roon am 8. Juni 1866 zum General der Infanterie ernannt worden war, nahm ex im grofen Hauptquartiex, Sr. Majestät am böhmisL en Feldzugs

heil und exhielt den Schwarzen Adler - Orden.

auf 174 \MÆ für 100 Fl. festgeseßt; derselbe war bisher 173,

Am 1, Mai 189 wurde General, von Roon zum