1879 / 53 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Mar 1879 18:00:01 GMT) scan diff

in das Publikum hätte gelangen lassen. Nun, nah der Zusammenseßung der Eisencnquete-Kommission habe man sich schon denken fönnen, daß es sich nur darum handele, daß die Majorität nah den Wünschen des Reichskanzlers beschließe. Nur das müsse er doch er- wähnen, daß auf Rohkupfer, einem einzigen Werke zu Liebe, ein Zoll gelegt sei, troßdem die ganze Jndoust.ie durch ihre übrigen Vertreter keine Ursache habe diesen Zoll zu wünschen. Ein Kampf der Stände gegen einander werde inaugurirt. Der Abg. von Kardorff habe bei seinen statistishen Studien den Stand der Zwischenhändler als besonders s{häd- lih hingestellt, vielleiht glücke es ihm noch, den ganzen Handel abzuschaffen. Man habe ihm vorgeworjen, daß er von dem „Zopf“ des Schußzolles spreche. Er meine damit die Rich- tung einer alten überwundenen Zeit, ja noch s{limmer, er vermisse jede Richtung. Der Reichskanzler habe wiederholt geklagt, daß er bei seiner Partei feine Unterstüßung finde; er (Redner) erkläre deshalb, daß das völlig unbegründet fei; seine Partei habe dem Reichskanzler stets Unterstüßung ge- währt, sie könne aber niht dazu beitragen, daß das Reich in verderblihe Bahnen getrieben werde. Man wünsche das Reich auf eigene Füße zu stellen; er (Redner) wünsche nur, daß alsdann au ein Boden da sei, auf dem diese Füße zu stehen vermöhten. :

(Während diefer

etreten).

s S Abg. Reichensperger (Crefeld) bemerkte, der Abg. Rickert habe nur mitgetheilt, was die einzelnen Großstaaten für ihr Militär ausgäben, ohne aber zu sagen, wie sich diese Ausgaben zum Gesammt-Etat und zum Wohlstand des Lan- des stellten. E

‘Damit \&loß die erste Berathung des Etats. Persönlich bemerkte Abg. Riert, daß er niht, wie der Abg. von Kar- dorf behaupte, seine Meinung in Bezug auf die Matrikular- beiträge geändert habe; schon 1877 habe er erklärt, daß ein Aufgeben der Matrikularbeiträge ohne konstitutionellen Ersat eine Verkümmerung des Etatsrechtes des Reichstages jet.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, der Geheime Rath Huber habe die Sache so dargestellt, als ob er von einer Éxportprämie auf Branntwein gesprochen hätte; er habe uur vom Zuter gesprochen. Er habe ferner niht gesagt, daß der Reichskanzler das parlamentarische Recht angretfe, jondern nur, daß er bei rein sahlichen Angriffen sich auf feine persönliche Autorität berufe; das sei das Gegentheil vom Parlamenta- rismus, eine Diktatur des Kanzlers sei einem solchen Ber- hältniß vorzuziehen. ' _ :

Hierauf verwies das Haus den Anträgen der Abgg. Nickert und Nieper gemäß die {hon bezeihneten Theile des Etats an die Budgetkommission ; der Rest folle im Plenum weiter berathen werden, worauf sich das Haus um 4 Uhr auf Dienstag 11 Uhr vertagte.

Der Handels-Minister und der Minister des Jnnern haben in einem Erlaß vom 25. Januar d. J. einen Ober- Präsidenten ermächtigt, dem- Landesbauinspektor eine Freikarte zum chausseegeldfreien Passiven der Hebestellen an den Kreis-, Kommunal- 2c. Chausseen bei den Dienstreisen innerhalb seines Geschäftsbezirks ausstellen zu lassen. Das gleiche Verfahren ist au bezüglich der übrigen Beamten der provinzialständishen Bauverwaltung bei Reifen innerhalb ihres Geschäftsfreises genehmigt worden, wenn dieselben nit berechtigt sind, Reisekosten-Entschätigungen besonders zu liquidiren.

Jn den deutschen Münzstätten sind bis zum 92. Februar 1879 geprägt worden, an Goldmünzen: 1 251 852 420 # Doppelfronen, 405 040 760 A Kronen, 27 969 145 A Halbe Kronen , hiervon auf Privatrechnung 365 544 120 / Vorher waren geprägt: 1 250 705 640 H Doppelkronen, 405 067 350 #4 Kronen, 27 969 925 H Halbe Kronen, hiervon auf Privatrehnung 364129150 H Summa 1 684 862 325

Die Einnahmen der Post- und Telegraphen- Verwaltung, der Reichseisenbahn - Verwaltung und der Einnahmen vom Spielkartenstempel haben im Neiche für die Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schlusse des Monats Januar 1879 (verglichen mit der Ein- nahme in demselben Zeitraum des vorigen Etatsjahres) be- tragen: 1) Post- und Telegraphenverwaltung 105 543 133 H (+ 2530 112 A), 2) Reichseisenbahnverwaltung 30 879 870 M (+ 1102109 S), 3) Spielfartenstempelsteuer 429 109 M (— 429109 M).

Die in der heutigen Vörs-:n - Beilcge abgedructe tabellarishe Uebersiht der Wochenausweife deutscher Zettelbanken vom 22. resp. 23. Februar schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der ge- samnite Kassenbestand 674 130 000 4 oder 7 5950900 # mehr als in der Vorwoche, während der Wechselbestand mit 528 804 000 A eine Abnahme um 325 000 # und die Lom- bardforderungen in Höhe von 77 058 000 # eine solche um 1 244 000 M nachweisen; es betrug ferner der Notenumlauf 723 241 000 Æ oder 5 984000 M weniger als in der Vor- woche, während die sonstigen töglich fälligen Verbindlichkeiten mit 262 299 000 F eine Zunahme um 9 086 000 und die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten mit 52 423 000 ein Anwachsen um 1 077 000 # erkennen lassen.

Mit dem 1. d. Mts. hat der diesjährige Sommer- fursus der Central-Turnanstalt begonnen und sind die zur Theilnahme an demselben kommandirten Dffiziere von ihren resp. Garnisonen hier eingetroffen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister der freien Hansestadt Bremen, Gildemeister, is von hier wieder abgereist.

S, M. Glattdecks-Korvette „Nymph e“, 9 Geschütze, Kommandant Korv. - Kapt. Sattig, ist am 3. Fanuar cr. in St. Vincent eingetroffen, verließ diesen Hafen wieder am 7. dess. Mts., kam am 9 in La Guayra an, ging am 12. wieder in See und ankerte an demselben Tage im Hafen von

Rede war der Reichskanzler in das Haus

Puerto Cabello. Am 14. Januar Morgens ging das Schiff !

wieder nach La Guayra, traf Nachmittags daselbst ein, ging am 16. wieder in See und ankerte am 17. im Hafen von Puerto Cakcello.

Bayern. München, 27. Februar. (Allg. Ztg.) Die Ka m- mer der Abgeordneten seßte heute die Debatte über die G e- richtsorganisationfort. Kopp trat gegen das Postulat der Regierung bezüglich der Landgerichte auf. Für dasselbe sprachen Karl Schmidt und Gunzenhäuser, leßterer unter viel-

fahem Beifall der Kammer, ebenso der Justiz-Minister, welcher das Postulat nochmals eingehend vertheidigte, die vielfachen Einwendungen gegen dasselbe widerlegte und den Antrag Crämer (auf 20 statt 28 Landgerichte) entschieden bekämpfte. Für leßteren Antrag sprach hierauf in sehr umfassender Rede FFrankenburger. Die Kammer beschloß den Schluß der De- batte, zu der noch 18 Redner vorgemerkt waren. Der Refe- rent Hauck trat in seinem Schlußwort allen Abänderungs- anträgen entgegen und empfahl das Postulat zur Annahme. Dasselbe wurde denn auch nach dem Ausschußantrage mit 90 gegen 58 Stimmen genehmigt. Der Antrag Crämer war hierdurch gefallen.

2. Februar. (Allg. Ztg.) Die heutige Debatte in der Abgeordneten-Kammer betraf zunächst die Organisa- tion der Amtsgerichte, für deren Einrichtung nah dem Ausschußantrage 110 400 #4 postulirt waren. Hierzu lag eine Reihe von Anträgen vor, welche bezweckten, daß Amtsgerichte auch in Diessen, Leutershausen, Rothenbuch, Markbt-Bibart, Falkenstein, Grönenbah, Rothenfels und Göllheim errichtet werden sollten. Nach mehrstündiger Debatte wurde sämmt- lihen Anträgen beigestimmt und in Folge dessen das Postulat auf 142 400 # erhöht. Den weiteren Artikeln des Geseßzent- wurfs wurde ohne Debatte zugestimmt und schließlih der ganze Entwurf mit 117 gegen 28 Stimmen angenommen.

1. März. (W. T. B.) Die Abgeordneten- Kammer hat den von der Kammer der Reichsräthe abge- änderten Geseßentwurf über die Besteuerung der Wan- derlager, jedoh mit Ausnahme der von der Kammer der Reichsräthe zu Artikel 14 beshlossenen Aenderungen, mit 125 gegen 9 Stimmen genehmigt. Der Geseßentwurf über Er- rihtung eines Verwaltungsgerichtshofs passirte die erste und zweite Lesung und wurde in leßterer mit 97 gegen 42 Stimmen angenommen. Vom Minister des Fnnern wur- den die Kosten der Einrihtung des Verwaltungsgerichtshofs auf 92 160 M berechnet, die durch Ersparnisse beim Etat des Staatsraths und bei den Ministerien des Fnnern und des

Kultus im Betrage von 100 670 A gedeckt werden sollen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

München, Montag, 3. März, Nachmittags. Die Kammer der Neichsräthe hat heute das Gerichtskostengeseß, unter Ab- lehnung der besonderen Anträge der Abgeordnetenkammer wegen Errichtung von noch weiteren Amtsgerichten, einstimmig angenommen und das Geseß wegen Errichtung eines Ver- waltungsgerihtshofs ebenfalls einstimmig genehmigt. Den leßten Beschlüssen der Abgeordnetenkammer zu dem Geseß- entwurf, betreffend die Besteuerung der Wanderlager, ist die Reichsrathskaminer nunmehr beigetreten.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

c?

SciItags- Angelegenheiten.

Dresden, 2. März. (W. T. B.,) Bei der Reichsta g83- wahl im 10. sächsischen Wahlkreise (Döbeln 2c.) waren laut amtlicher Zusammenstellung 10 985 gültige Stimmen abge eben, von denen der Königlich sächsishe Geheime Rath von König 6623 und der Soziaidemokrat Burkhardt 4322 Stimm-n erhielten. Ersterer ift sonach gewählt.

Statistische Zkachrichten.

Gemäß den Veröffenilihung-n des Kaiserlichen Gesund-

heitsamts sind in der 8. Jahreswohe von je 1000 Lc-

oónern, auf den Jahresdurchs{nitt verechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 23,1, in Breélau 33,9, în Königsberg 31,4, in (Séln 27,8, in Frankfurt a. M. 18,4, in Hannover 26,1, in Caffel 28,4, in Magdeburg 29,8, in Stettin 28,3, in Altona 24,4, in Straß- burg 36,5, in München 33,4, in Nürnberg 32,9, in Augsburg 34,5, in Dresden 30,3, in Leirzig 26,1, in Stuttgart 31,6, in Braunschweig 24,5, in Karlsrubße 27,0, in Hamburg 29,0, in Wien 30,5, in Buda- veft 38,9, in Prag 41,5, in Triest 28,8, in Basel 23,8, in Brüssel 25,5, in Paris 25,3, in Amsterdam 29,9, in Kopenhagen 24,0, in Stockholm 19,7, in Christiania 20,0, in St. Petersburg 47,7, in Warschau 30,4, in Odessa 44,2, in Bukareit 40,3, in Rom —, in Turin 28,8, in Athen —, in Liffabon 33,8, in London 23,7, in Glasgow 24,4, in Liverpool 36,1, in Dublin 37,6, in Edinburgh 21,1, in Alexandria (Egypten) 34,6. Ferner aus früheren Wochen : in New- Bork 30,2, in Philadelphia 22,6, in Boston —, in Chicago —, in San Franzisko 14,0, in Calcutta 420, in Bombay 29,5, in Madras —.

Die beim Beginn der Woche an den meisten deutschen Beob- achtungé stationen vorherrschenden östlichen Luftströmungen gingen mit Ausnahme von Konitz ur.d Bremen in westlihe über. În der zweiten Wocheuhälfte sprang der Wind an den östliben und mitteldeutschen Stationen, vorübergehend nach Südost und Ost, während in Cöln und Karlsruhe Südwestwind vorherrschend blieb und am Schluß der Woche an den meisten Stationen nach West, in Bremen, Cölp, Berlin nach Nordwest. Die Temperatur der Luft war Anfangs eine milde, sank jedoch in den leßten Tagen der Woche erheblich. Nieder- {läge fanden bäufig ftatt, der ungewöhnlich tiefe Luftdruck stieg um die Mitte der Woche, sank wicder und zeigte erst gegen Schluß der Woche Neigung zum Steigen.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meiften größeren Städte wur- den in der Berichtswoche ungünstiger. Die allgemeine Sterblichkeits- verhältnif zahl für die deutshen Städte stieg auf 27,7 von 26,4 der Vorwoche (auf 100 Bewohner und aufs Jahr berechnet), so daß von 10 000 Lebenden 91,5 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 85,1 der vorhergegangenen Woche. Die Sterblichkeit der höheren Alters- flafien (über 60 Jahr) war etwas vermindert.

Unter den Todesurfachen waren namentlich diphtherishe Affektionen vermehrt, auß Darmfkatarrhe der Kinder und Brechdurhfälie, sowie Unterleibstyphen forderten mehr Opfer, während Scharlachfieber und Flecktyphen etwas feltener wurden. Masern treten nur noch in Dreéden, Hof und Bukarest etwas bäufiger auf, das Scharlachfieber zeigt meist einen milderen Charafter; diphtherishe Affektionen er- feinen in Königsberg, Bromberg, Dreéden, Leipzig, bäusiger; in Berlin und Wien ift die Zahl der Todesfälle etwas kleiner geworden. Unterleibstyphen waren in St. Petersburg, Prag, Pest häufiger, die Zahl der Todesfälle an Flecktyphus fank in Berlin auf 4; auch in Meß, London, Venedig kamen vereinzelte, in St. Petersburg 11 Todesfâlle daran vor. Neue Erkrankungsfälle werden aus Berlin 30, aus Breslau 1 gemeldet. Das Rückfallsfieber wurde in Breélau hävfiger; in der Berichtswoche erkranften daran 24 und starben 3 Perfonen. Darmkatarrhe der Kinder erscheinen besonders in Berlin, München und St. Petersburg gesteigert. Die Pocken er- fubren in London einen kleinen Rückgang, namentlich war die Zah der Neuerkrankungen kleiner; auch ín Dublin, Pest, Paris, Barcelona, St. Petersburg ist die Zahl der Todesfälle ein wenig geringer, in Wien und Warschau etwas größer, als in der vorhergegangenen Woche. Aus Prag wurden 2, aus Ratibor und Genf je 1 Pecken-

todesfall gemeldet.

Gewerbe und SandelL. : In der Generalversammlung der hiesigen Wagenfabri k- Aktiengesellschaft, vorm. Jof. Neuß, wurde der Rech- nung8abs{chluß und die Bilanz pro 1878 vorgelegt. Der Abschluß

Cr

weist einen kleinen Gewiun nab, der auf Delcredere-Conto gebucht worden ift. Fabrizirt wurden im vergangenen Jahre 4 Wagen mehr als im Vorjahre. Die Summe des Umsaßtzes felt sich um einige Tausend Mark niedriger als im Vorjahre; do wurden andererseits an den Geshäftsunfko?ten 15000 M erspart. Die Generalversamms- lung genehmigte den Rechnungsabschluß und ertheilte Decbarge.

In der Generalversammlung der Nürnberg-Fürther Eisenbahn-Gesellschaft vom 26. v. M. wurde der Rechnungs- abs{luß pro 1878 vorgelegt. Nach demselben betrug die Gesammt- einnahme 307 563 Æ, die GEesammtausgabe 264 516 #, der Ueber- schuß 43 047 4 Derselbe wird nah Beschluß der Generalversamm- lung in folgender Weise verwendet: 42480 4 zur Bezahlung einer Superdividende ron 24 Æ pro Aktie, 567 A für den Bahnerneue- rungsfond. Der Pensionsfond eathält nunmehr 53 120 #, der Er- neuerungêfond 16438 4 Die Reserve, welche die Baurechaung für Neubauten vertritt, figurirt pafsiv mit 44 403 A4 Das Aktienkapital beträgt 303 428 Æ, das Mobiliar- und Immobiliarvermögen wird mit 1 107 300 angegeben.

Glasgow, 1. März. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sih auf 217900 t gegen 170400 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfcn 89 gegen 85 im vorigen Jahre.

Verkehrs: ÜUnistalten-

Bukarest, 2. März. (W. T. B.) Der Administration®rath der Rumänischen Eisenbahn-Gesellscaft hat soeben vom Minister offiziell die Bestätigung des von Berlin eingetroffenen Regi:rungs-Raths Sebold als Generaldirektor der Rumänischen Eisenbahn-Gesellschaft erhalten. :

Kovenbagen, 1. März. (W. T. B.) Das Eis im Sunde beginnt in Folge eingetretene Thauwetters zu bersten; Dampfer ver- suchen die Passage von Kopenhagen herzustellen, haben aber bis jeßt noch feinen Erfolg gehabt. Auf den Eisenbahnen ist der Ver- kehr wieder hergestellt. Sämmtliwe Posten aus dem Aus- lande, welche ausegeblieben waren, find nunmehr eingetroffen.

Berlin, den 3. März 1879.

Der unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Albrecht stehente Bazar zum Vor- theil der 18 Kleinkinder-Bewahr-An stalten findet den 6., 7.,, 8. und 9. März d. Is. im Palais Blücher, Eingang Königgräterstraße 140, parterre links, in den Ctunden von 12 bis 3 Uhr Mittags und von 7 bis 8 Ubr Abends statt. Mit dem Mittagëbazar ift eine Tombola verbunden. Wäßrend des Abend- bazars werden trans8parente Bilder, von unseren erften Künst- lern gemalt, mit musikalisher Begleitung gezeigt.

Das Entrée zum Mittagébazar kostet 50 4, und berechtigt jedes Billet zu einem Griff in diz Tombola.

Abends beträgt das Entrée eine Mark für den Bazar und Be- sichtigung der Transparentbilder.

Das Comité für einen Bazar zum Vortheil der

18 Kleinkinder-Bewahr-Anstallen.

Frau vonScchwarzhoff, FrauvonKuss-row, FrauKrause, Alt-Moabit 117—118. Königgröterstr. 140. Alsenftr. 11. Rittergutsbesißer Dr. M. Bauer, Schriftführer, Großbeere::\traße Nr. 74.

Tepliß, 3. März. (W. T. B.) Heute früh 7} Uhr wurde bei einer Tiefe von 13 m der Quellenspiegel erreicht. Tem- peratur 372/10 Grad Réaumur. In der Stadt herrscht freudige Erregung.

Melbourne, 22. Februar. (Allg. Corr.) Der Gouverneur von Victoria legte am 19. d. M. hier in Carlton Gardens den Grundstein zu dem Gebäude der 1880 abzuhaltenden inter- nationalen Ausstellung. Der Ceremonie {loß sich eine öffentlie Fesilihfeit an, bei welcher 20 (C00 Menschen zugegen waren.

Sidney, 25. Februar. (Per Kabel.) Das im Hyde-Park er- rihtete Standbild des Kapitäns Cook wurde beute enthüllt. Die EnthüllungEceremonie, welche einen imposanten Charakter trug, vollzog der Gouverneur Sir Hercules Rokinson in Gegenwart des Ministeriums, der \tädtishen Behörden, von Truppenabtheilungen und über 20 000 Zuschauern. Die Stelle, auf welcher die Gebäude der internationalen Ausstellung von Sidney errichtet werden follen, gewährt eine volle Aussicht auf den prächtigen Hafen und be- findet sich in der Nähe der neuen Regierungs bureaus und des bota- nishen Gartens. Der Bau, an welchem über 600 Arbeiter beschäf- tigt sind, geht rasch von Statten. Lady Robinson legte decn Grund- ftein des Centraldemes in Geger. wart des Gouverneurs, des Premiers und einer zabhlrzeihen Menschenmenge. Dem Vernehmen nach wird Alles bereit sein für die Eröffnung der Ausstellung am 1. Sep- tember.

Die französishe Schauspieler-Gesellschaft brachte am Sonnaktend zum erften Male în diesem Winter das fünfaktige Drama: „Le t!ils naturel“ ron Alexander Dumas, dem JIüngeren, zur Aufführung. Das Stü, das zuerst im Jahre 1858 auf der Bühne des Gymnase-Theater in Paris erschien, ist hier seit eincr Reibe von Jahren nicht aufgeführt morden. „L+® fils naturel“ gehört zu jenen dramatischen Arbeiten von Dumas, in denen foziale Fragen behandelt werden, und reiht sih, was die bühnenmäßige Technik und Wirksamkeit betrifft, den besten Theaterstücken des fruchtbaren Schriftstellers an. Es fällt noch in jene ältere Pe- riode Dumas, in welcher derselbe bestrebt war, auf Grund scharfer Beobachtung des wirklichen Lebens, bei der Gestaltung von Situa- tionen und Personen in den Schranken des dichterisch Möglichen und Wahrschzinlichen zu blciben. Dumas hat es cft, besonders in den Vor- reden, welche er feinen Stücken vorgeseßt, mit Ostentation Letont, daß es sein Bestreben sei, durch die Vorführung fozialer Schäden und Gebrechen seiner Zeit und seinem Volke den Spiegel vorzuhalten und zur Besserung der Gesellschaft beizutragen. So l1ötlich dieser Borsazz ist, so steht doch seit, daß Dumas bei der Durchführung dieses Plares selten glüclid in der Wahl des Gegensta ndes war und zumal in seinen neueren Arbeiten weit über das Ziel hinausgeschritt.n ift, welches die dramatische Kunst dem Bühnenschriftsteller seßt. Jeden- falls aber zeihnen sich die meisten Stücke von Dumas durch große scenishe Gewandtheit und Virtuosität aus. So is auch „le fils naturel“ wegen des gelungenen Bares der Scenen, der g:- \chidten Fortführung der Handlung und der Gefälligkeit tes Dialogs unterhaltend und spanncnd. Die Darstellung durch die gegenwärtige Gesellschast war eine sorgfältig vorbereitete und abgerundete, in den Leistungen der Einzelnen wie im Zusammenspiel. Jn erster Linie genannt z1 werden verdient Mdme. Sübra in der Rolle der Clara Bignot. Gleich in der Abschiedsscene de3 ersten Aftes oder Prologs erntete sie durch ihr zugleih ergreifendes uxrd fünstlerisch maß- volles Spiel lebhaften Beifall. Gut vertreten waren auch die Rollen der Henriette und Hermine durch die Damen Claire Bel und Van Ghèle. Von den Darstellern der männ lihen Rollen erfreuten sich vornehmlich die Herren Léon Noël (Aristide Fressard) -und Leclère (Jacques) allgemeiner Anerkennung. Hrn. Eéquier war die un- dankbare Rolle des Charles Sternay zugefallen, mit welcher er ih möglichst geschickt abfand.

Nedacteur: J. V.: Riedel. Druck: W. Elsner.

Berlin: 7 D Verlag der Expedition (Kessel). Drei Beilagen

(einschließli Börsen-Beilage). (1853)

Nichtamtliczes. Deutsches Neich.

Sessen. Darmstadt, 1. März. (W.T.B.) Der Gro ßher- zog trifft mit seinen Kindern und dem Prinzen Leopold von Be de heute Abend 8 Uhr 40 Minuten aus England

ier ein.

__ Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 27. Februar. (Weim. Ztg.) Der Landtag des Großherzogthums is heute wieder zusammengetreten und ohne weitere Eröffnungsfeier- lihkeiten in seine Thätigkeit eingetreten, die eine umfangreiche und wichtige zu werden verspriht. Seitens der Staatsregie- rung find ihm alsbald eine Reihe wesentlicher Vorlagen zu- gegangen, die sih zumeist auf die Ausführung der mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft tretenden Justizgeseße des Deut- schen Reichs, des Gerichtsverfassungsgeseßes und der Straf- prozeß-, Civilprozeß- und Konkursordnung beziehen. Einige andere Geseßentwürfe, die fich ebenfalls auf diesem Gebiete bewegen, werden dem Landtage erst später zugehen. Zunächst sind dem Landtage vorgelegt wor- den: der Entwurf eines Ausführungsgeseßes zu dem deutshen Gerichtsverfassungsgeseßze vom 27. Januar 1877; der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ausführung der Civilprozeßordnung und der Konkursordnung; der Entwurf eines Geseßes, betreffend Uebergangsbestimmungen zur Civil- prozeßordnung, Konkursordnung und Strafprozeßordnung ; der Entwurf eines Nachtrages zu dem Geseße vom 27. Dezember 1870 und 27. Februar 1872 zum Schuße der Holzungen, Baumpflanzungen, Felder, Wiesen und Gärten; der Entwurf eines Nachtrages zu dem Geseße vom 9. März 1875, betreffend die Einführung von Friedensrihtern; der Entwurf eines Ge- seßes über die Zwangsvollstrekung in das unbewegliche Vermögen.

Sachsen - Coburg -: Gotha. Gotha, 27. Februar. (Goth. Ztg.) Der gestern vertagte gemeinschaftliche Landtag der Herzogthümer hat das Gesetz über die Or- ganisation der Fustizbehörden erster Jnstanz in folgen- der Fassung endgültig angenommen :

Art. 1. Die Kreisgerichte zu Coburg und Gotha, das leßtere mit Einschluß des Handel3gerichts, find aufgehoben.

Art. 2. Das Herzogthum Coburg bildet mit Gebiethstheilen des Herzogthums Sachsen-Meiningen und mit Gebietstheilen des Königsreihs Preußen einen Landgerichtsbezirk nach Maßgabe des Staatsvertrags vom 17. Oktober 1878.

Der Siß des Landgerichts ist in der Stadt Meiningen.

In der Stadt Cobura wird für den Bezirk des Herzogthums

Coburg und den Kreis Sonneberg des Heczogthums Meiningen iH

Anwendung der Bestimmungen im §. 78 des Gerichtsverfassungs- gesetzes eine Strafkammer gebildet.

__ In Anwendung des §. 100 des Gerichtsverfassung8geseßes kann für das Herzogthum Coburg eine Kammer für Handelssachen mit dem Sitz in der Stadt Coburg errichtet werden.

Art. 3. Das Herzogthum Sotha bildet einen Landgerichtsbezirk.

Der Sitz des Landgerichts ift in der Stadt Gotha.

E 4. Die bestehenden Justizämter (Stadtgericht) sind auf- gehoben.

Art. 5. Die Herzogthümer . Coburg und Gotha zerfallen in dreizehn Amtêgerichtsbezirke, nämlih: 1) Amtsgerichtsbezirk Coburg, Siß des Amtsgerichts: Stadt Coburg, 2) Neustadt, Siß des Amts- gerihts: Stadt Neustadt, 3) Sonnefeld, Siß des Amtsgerichts: Drt Sonnefeld, 4) Rodach, Siß des Amtsgerichts: Stadt Rodach, 9) Königsberg, Sitz des Amtsgerichts: Stadt Königsberg, 6) Gotha, Siß des Amtsgerichts: Stadt Gotha, 7) Ohrdruf, Siß des Amts- gerichts: Ohrdruf, 8) Tenneberg, Siß des Amtsgerichts: Schloß Tenneberg, 9) Tonna, Siß des Amtsgerihts: Ort Gräfentorna, 10) Wangenheim, Siß des Amtsgerichts: Ort Friedrih8werth, 11) Liebenstein, Siß des Amtsgerichts: Ort Liebenstein, 12) Thal, Sitz des Amtsgerichts: Ort Thal, 13) Zella, Siß des Amtsgerichts

Stadt Zella. : _ Art. 6, Der Amtsgerichtsbezirk Coburg umfaßt die Bezirke der bisherigen Justizämter Coburg I. und Coburg Il.

Das Amtsgeriht Gotha umfaßt die Bezirke des bisherigen Stadtgerichts Gotha und des bisherigen Justizamts Gotha.

Die Amtsgerichtsbezirke Neustadt, Sonnefeld, Rodach, Königs- berg, Dhrdruf, Tenneberg, Touna, Wangenbeim und Thal umfassen je den Bezirk des bisherigen gleihnamigen Justizamts.

Der Amtsgerichtsbezirk Liebenstein umfaßt den Bezirk des bis- Gegen Justizamts Liebenstein und den Heimaths bezirk der Ortschaft ehiberg.

Der Amtsgerichtsbezirk Zella umfaßt die Heimathsbezirke der Stadt Zella und der Ortschaften Mehlis und Oberhof.

__ Art. 7. Gegenwärtiges Gese tritt gleichzeitig mit dem Ge- ritêverfassungsgeseße für das Deutsche Reich in Krast.

Oesterreich-Ungarn. Pest, 1. März, (W. T. B.) Jn demBudgetausschusse der österreihischen Delegation theilte Graf Andra \\y mit, daß an den Kommandanten von Serajewo die positiven Weisungen dahin ergingen, daß die ganze Landesverwaltung sih strenge innerhalb der Grenzen der eigene# Landeseinnahmen bewegen müsse; mit Rücksicht auf die Verhältnisse des Landes seien nur allmähliche defini- tive Administrationseinrihtungen möglih. Der Ausschuß be- s{loß, morgen in die Spezialdebatte über die Kreditvorlagen einzutreten. Auf“ eine Anfrage erklärte Graf Andrassy, daß es sämmtlihen Regierungen freigestellt bleiben müsse, die Frage der Unabhängigkeit Rumäniens in Erwägung zu ziehen, falls Rumänien die Vertragsbedingungen niht erfüllen sollte; die rumänische Regierung ne übrigens die bündigsten Versicherungen ertheilt. Weiter bemerkte Graf Andrassy, daß betreffs Serbiens Oesterreih-Ungarn das Recht gewahrt sei, nah Maßgabe der Verhandlungen eine Zolleinigung oder einen Handelsvertrag abzuschließen. Die vereinigten Aus- schüse der ungarischen Delegation beschlossen die Be- rathung über die Offupations-Kreditvorlagen vorzunehmen.

_— Im Unterhause is von dem Minister-Präsidenten Tisza ein Geseßentwurf eingebraht worden, nah welhem der Berliner Vertrag angenommen und inartikulirt wird. Jn dem Budgetaus\schusse der österreihishen Dele- gation hat eine längere Generaldebatte über die Bewilligung der Kredite zur Bestreitung der Okkupationskosten statt- gefunden, speziell über die Ertheilung der Jndemnität für die Auslagen pro 1878. Der Kriegs-Minister und der Finanz-

Erste Beilage

¿n Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 3. März

Minister traten für die Regierung ein. Es wurden heute weder Anträge gestellt, noch Beschlüsse gefaßt. Morgen soll die Debatte fortgeseßt werden. Der von der Regierung be- antragte Nachtragskredit für die diplomatishen Ver- tretungen im Orient ist vom Aus\husse genehmigt wor- den. Jm Laufe der Debatte über diesen Gegenstand bemerkte Graf Andrassy, daß der Minister-Resident für Rumänien er- nannt worden sei, damit auch in dieser Richtung der Berliner Vertrag zur Ausführung komme.

2. März. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung des Budgetausschusses der Reihsrathsdelegation gab der Kriegs-Minister ein ausführlihes Exposé über die Vor- bereitung und die Durchführung der Ofkkupation von Bosnien und der Herzegogpina. Die Berathung der auf die Okku- pation bezüglichen Vorlagen wurde abgebrochen und der Be- riht des Referenten über den Nachtragskredit zum Budget für das Ministerium des Auswärtigen nah längerer Debatte genehmigt. Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten erklärte im Laufe der Debatte, die serbishe Regierung trage an der Verzögerung des Zustandekommens der neuen Handels- beziehungen keine Shuld; vor der Aufnahme der diesbezüg- lihen Verhandlungen sei eine genaue Vereinbarung zwischen dem österreihishen und dem ungarischen Ministerium noth- wendig. Die Verhandlungen zur Herbeiführung dieser Ver- einbarung seien gegenwärtig im Gange; zu denselben werde auch bisweilen der Vertreter Serbiens zugezogen.

Schweiz, Bern, 1. März. (N. Zür. Ztg.) Die am 27. v. M. zusammengetretene Kommission des Ständeraths zur Berathung der Wiedereinführung der Todesstrafe hat si bis zum 14. März vertagt, da der Bericht des Bundesraths noch abgeändert wurde und bis jeßt nicht genehmigt ist.

2. März. (W. T. B.) Gestern Abend starb in Glarus der Bundespräsident Dr. J. Heer im Alter von 54 Jahren.

Großbritannieu uud Jrland. London, 1. März. (W. T. B.) Nach hier eingegangener Meldung hat der Vize- kónig von Jndien ein Schreiben Jacub Khans vom 26. aas erhalten, in welchem dieser den Tod Schir Ali's anzeigt.

2. März. Wie dem „Reutershen Bureau“ aus Kal- futta, vom heutigen Tage, gemeldet wird, ist dort ein Schreiben Facub Kha ns vom 20. Februar eingetroffen, in welchem der Wunsh nah Wiederherstellung der freund- schaftlichen Beziehungen zu England ausgedrückt wird.

83. März. Die füc"däs Kap bestimmten Truppen- verstärkungen sind nunmehr vollständig abgegangen.

Frankreich. Versailles, 1. März. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer richtete derDeputirte Lisbonnean den Minister des Fnnern, de Marcère, eine Anfcage über den Grund der Unterbrehung der Unter- suhung in Betreff der Verhältnisse auf der Polizei- präfekftur und verlangte namentlich Auskunft über die Ent- fhließungen des Ministers. Der Minister antwortete, indem er zunächst dem Deputirten Lisbonne seinen Dank dafür aus- sprach, daß er ihm Gelegenheit geboten habe, Aufklärung zu geben. Sodann gab der Minister eine Darstellung der auf die Polizeipräfektur bezüglihen Thatsachen und hob besonders hervor, daß die Polizeipräfektur seit ihrer Reorganisation durch Thiers durchaus ihre Schuldigkeit gethan und jeder Störung der öffentlihen Ordung vorgebeugt habe. (Beifall im Centrum, Schweigen auf der Linken.) Fm weiteren Fortgange seiner Nede sprah sih der Minister sehr mißbilligend über den Feldzug aus, den man mit verwerflichen Mitteln gegen die Polizei unter- nommen habe, und protestirte mit großer Entschiedenheit gegen die Verleumdungen, welche man gegen ihn persönlich gerichtet habe, indem man ihn kompromittirender Handlungen bei Finanzgeschäften beshuldige. (Beifall im Centrum.) Der Minister verwies auf seine Vergangenheit, welhe ganz dem Lande und der Republik gewidmet gewesen sei, und richtete \chließlich an die Kammer das Ersuchen, die vorliegende An- frage in eine Jntexpellation umzuformen und ihn die Ansicht der Kammer erkenñen zu lassen. Der Deputirte Clémen- ceau (radikal) -beantragte darauf die Umformung der An- frage Lisbonne’s in eine FJnterpellation und die Bera- thung derselben am nächsten Montag auf die Tagesordnung zu stellen. Der Minister Marcère verlangte die sofortige Einbringung der Jnterpellation. Die Kammer entschied ih für Montag.

Griechenland. Athen, 2. März. (W. T. B.) Die Frist, welche die griehishen Kommissare Moukhtar Pascha in der Grenzregulirungsfrage bewilligt hatten, ist gestern abgelaufen. Moukhtar Pascha hat den griehishen Kommis- saren noch keine Antwort ertheilt, dennoch haben leßtere auf Wunsch einiger Mächte den Befehl erhalten, ihren Aufenthalt in Prevesa noch zu verlängern.

Türkei. Konstantinopel, 1. März. Die in Tschataldja stehenden türkishen Truppen haben bereits ihren Marsch nah Adrianopel begonnen. Eben- dorthin sollen demnächst auch die zum Gensd'armerie-Corps gehörigen Mannschaften in der Stärke von 2500 Mann diri- irt werden, welche Seitens des Seraskierates zu diesem Zwecke ormirt und equipirt worden sind. Der Delegirte der nah Astrachan entsandten türkischen Sanitätskommisfion Dr. Ca- biadis hat dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten aus Zarizin den 28. Februar telegraphisch mitgetheilt, daß fe it 21 Tagen kein Fall von Pesterkrankung vorgekommen ist und daß der allgemeine Gesundheitszustand ein guter ist. Dr. Cabiadis befindet sich mit aon deutschen und russischen Kollegen auf dem Wege nah Wetljanka. Bulgarien. Tirnowa, 28. Februar. (W. T. B.) Die Kommission zur Prüfung der Anträge der Delegirten Ostrumeliens hat einstimmig den Vorschlag, ein Memoran- dum an die europäishen Mächte zu rihten, ange- nommen.

Nußland und Polen.

C. L D)

St. Petersburg, 1. März.

(W. T. B.) Die Mitglieder des Medizinalraths, welche den

Unterpförtner der Artillerieshule, Prokoffjeff, untersuchten

1879.

und feststellten, daß es sich um eine Erkrankung syphilitischer Natur handele, sind Dr. Kade, Dr. Zdekauer, Dr. Hermann, Dr. Se (Epidemologe, 4 Jahre in Persien gewesen), Dr. Lentz U. A.

Gegenüber den Nachrichten über Anleiheverhand- lungen, mit denen sih auswärtige Zeitungen noch vielfa beschäftigen, wird von unterrichteten Personen versichert, daß solche Verhandlungen“ zur Zeit nicht stattfinden, und daß den bezüglichen Gerüchten, wenn überhaupt etwas, höh- stens der Umstand zu Grunde liegt, daß in Pourparlers eine Anleiheabsicht für später niht zurückgewiesen wurde.

2. März. General Graf Lori3-Melikoff meldet aus Astrachan, vom gestrigen Tage, daß im astrachanischen Gouvernement, sowie in den inneren Distrikten der Kirghisen keine neuen Erkrankungen an der Epidemie vorge- kommen sind. 8 Grad Wärme. Die Ueberfahrt über die Wolga bei Astrachan erfolgt mittelst Böten.

Ein weiteres Telegramm des Grafen Melikoff aus Astrachan, von gestern, lautet: Graf Golenitscheff-Kutusow, der Vorsißende der Kommission zur Verbrennung des infizirten Eigenthums, berichtet, daß im Dorfe Starizkoje die Ver- brennung der betreffenden Häuser glückElih von Statten gegangen, und daß die Kommission dabei von der Bevölkerung bereitwillig unterstüßt worden sei. Das Verhalten der Be- völkerung biete auch für die Zukunft eine Garantie für die erfolgreiche Durhführung der Maßregeln gegen die Seuche dar.

3. März. (W. T. B.) Prof. Botkin sieht sich ver- anlaßt, gegenüber den Feststellungen durch die berufenen amt- lichen medizinishen Autoritäten, in mehreren Blättern heute zu erklären, daß er, ungeachtet aller Behauptungen, Profko ff- jeffs Krankheit sei Syphilis, dennoch bei seiner früher ausgesprochenen Diagnose beharren müsse.

Amerika, Washington, 1.März. (W.T.B.) Der Senat berieth in der gestrigen Sißung, die bis in die Nachtstunden fortdauerte, die Kreditvorlagen. Man hält es nicht für wahrscheinlih , daß \ich ein Einverständniß des Senates und der Kammer über die Vorlagen bis zum 4. d. M. werde er- zielen lassen, und würde in diesem Falle eine außerordentliche Session des Kongresses stattzufinden haben.

_— 2, Mars, . Der Präsident Hayes hat die-anti- chinesische Einwanderungsbill verworfen, weil dur dieselbe ' der gesammte Burlingamevertrag hinfällig und die beiderseitigen Unterthanen {ußlos werden würden. Der Kongreß habe außerdem nicht die Kompetenz, Verträge zu modifiziren; eine Störung der bestehenden Vertragsverhältnisse würde die materiellen Fnteressen Amerikas beeinträchtigen.

Jm Monat Februar d. J. hat die Staats\chuld der Vereinigten Staaten um 311 000 Dollars zugenommen. na Iaye befanden sich ult, Februar 447 292 000 Doll, in Gold.

Süd - Amerika. Chile. Das vom Kongreß am 24. Zuni v. J. genehmigte Schiffahrts-Geseß is am 25. Oktober in Kraft getreten. Wir theilen daraus nach- stehend einen Auszug der auf die fremde Schiffahrt in den chilenischen Häfen bezüglichen Artikel mit:

Art. 41, Kein nationales Schiff darf nach einem fremden Hafen segeln, wenn es nicht zuvor hinsichtlich seiner Seetüchtigkeit untersucht ist.

Dieselbe Regel findet auf fremde Schiffe, deren Seetüchtigkeit zweifelhaft ist, Änwendung, wenn nicht die Genehmigung des etwa vorhandenen betreffenden Konsuls, dem s{huldige Nachricht gegeben, zuvor eingeholt ift.

Y Art. 42. Sciffe, sowohl nationale als fremde, die in dem Küstenhandel beschäftigt sind, müssen jedes Jahr, wenn es Segel- chiffe sind, und wenn Dampfschiffe, alle sech3 Monate untersucht werden. Ausgenommen sind diejenigen, deren Tragfähigkeit 25 Tons nicht übersteigt oder solche, die zum innern Verkehr in den Häfen, Nen, R und Seen der Republik verwendet werden.

ri. 27.

__ Art, 46. Die Beamten der maritimen Sgnitätsbehörde dürfen niht das Gesundheitsatteft aushändigen, wetîn die Kapitäne der nationalen oder sremden Schiffe niht die Liste des Schiffsvolks, unterzeichnet von der Seebehörde oder dem bezüglichen Konsular- Agenten, vorlegen. :

__ Art. 47. Wenn diesen Erfordernissen genügt ist, kann dennoch die maritime Behörde, mit Wissen und Einwilligung der Verwal- tungsbehörde, jedes Schiff zurückhalten, welches als \{lecht gestaut befunden wird oder überhaupt Grund zur Befürchtung eines Unglüdcksfalles giebt. Im Falle eines Streits erfolgt die end- gültige Entscheidung durch eine Untersuhungskommission. Fremde Schiffe, die nur unterwcgs einen Hafen anlaufen oder direkt nah einem fremden Hafen segeln, sind von diesen Bestimmungen befreit. Wenn bei offenbarer Veranlassung s{lechter Stauung oder Ueber- ladung das Fahrzeug Schiffbruch oder sonst einen ernstlihen Unfall erleiden sollte, ist die maritime Behörde, welche die Abreise ge- stattet hat, verantwortlih für die Vernachlässigung. Ein Kapitän, der den Verordnungen der Seebehörde zuwider in See geht, wird mit Gefängniß (presidio mayor en su grado minimo) bestraft und darf in Zukunft kein Amt in der Nationalmarine ausüben.

Art. 108 enthält die Vorschriften über Vorlegung der schrift- lichen und gedruckten Korrespondenz, die sich am Bord des Schiffes befindet, unter Strafe des vierfahen Betrages des Postgeldes, oder wenn dies geringer ist, Erlegung von 25 Dollars. Ausgenommen ist nur die an den Consignatär (Agenten) gerichtete Korrespondenz, wenn sie Einhundertfünfzig Gramm nicht übersteigt.

Art. 110. Segelschiffe oder Steamer, sie seien nationale oder fremde, welche sih damit abgeben, Passagiere zwischen cilenischen Häfen zu befördern, dürfen nit mehr S aufnehmen, als füglih in den Räumen, “die an Bord zur Aufnahme von Passa- ieren dienen, untergghraht werden können; und die maritimen Be- Pbrbèn find, nach vorgängiger Kenntnißnahme und Einwilligung der Berwaltungsbehörden des Hafens, berechtigt, zu verhindern, daß folche Schiffe in See gehn, sofern sie eine größere Zahl von Passagieren als sie tragen können, einschiffen, bei gehöriger Berücksichtigung des Raumes, der Sicherheit, der Seetüchtigkeit, der Bequemlichkeit und der sonstigen Bedingungen, welche die zu dem Zwecke erlassenen Re- gulative erfordern. :

Art. 111. Kein Kauffahrteischif, sei es ein nationales oder fremdes, soll Deckpassagiere weder nah den Häfen von Chile noch nach auswärts mit sih führen, wenn es nicht oben in angemessener Höhe eine Dachung von Brettern oder einen wasserdihten Presenning errichtet hat, hinreichend die Deckpassagiere gegen {lechtes Wetter zu \{üßen. Solche Passagiere sollen bei Mangel einer speziellen Uebereinkunft, mit eben solhen Rationen verpflegt werden, wie sie die Matrosen der Marine der Republik erhalten.