1879 / 62 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Mar 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Alle Vorsfichtamaßregeln zur Desinfektion der Räume, in welchen die gedahten Gefangenen fihz aufgehalten hatten, beziehentlih die Absperrung derjenigen Gefangenen, mit welchen sie in Berührung gekommen waren, sind fofort an- geordnet; au ist neben theilweiser Evacuirung die Zuführun neuer Gefangenen in das Hausvoigtei-Gefängniß bis aut Meiteres inhibirt worden; neue Erkrankungen bedenken- erregender Art sind nicht vorgekommen.

Nach der vom Reichs - Eisenbahn - Amt auf- gestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nach:veisung über im Monat Januar d. J. beförderte Züge und deren Verspätungen wurden auf 57 größeren Eisen- bahnen Deutschlands (exkl. Bayerns), mit einer Ge- sammtlänge von 26 875,73 km, an fahrplanmäßigen Quo befördert : 11 435 Courier- und Schnellzüge, 76 024 Personen- züge, 41424 gemischte und 70 890 Güterzüge; an außer- fahrplanmäßigen Zügen : 961 Courier-, Personen- und ge- mischte, und 20219 Güter-, Materialien- und Arbeits- züge. Jm Ganzen wurden 543 331 477 Achskilometer be- wegt, von denen 160803 200 auf die Es Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 128 883 fahrplanmäßigen Courier-, Personen- und gemischten Zügen im Ganzen 1127 oder 0,87 pCt., (gegen 0,54 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,87 pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 452 dur das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervor- gerufen, so daß aus im eigenen Betriebe der betreffenden Bahnen liegenden Ursachen 675 Verspätungen oder 0,52 pCt. (gegen 0,91 pCt. im Vormonat) der beförderten Züge entstanden. Jn demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf 58 Bahnen durch im eigenen Betriebe liegende Ursachen 432 Züge, gleih 0,33 pCt., fsonach 0,19 pCt. weniger. Jn Folge der Verspätungen wurden 301 Anschlüsse versäumt (gegen 142 in demselben Monat des Vorjahres und 460 im Vormonat).

Mittelst des in Nr. 15 d. Bl. erwähnten Erlasses vom 7. Januar cr., hatte der Ministc-r des Fnnern den Ober- Präsidenten Mittheilung gemacht von dem Jnhalte eines Gut- ahtens der Königlich tehnishen Deputation für Gewerbe, be- treffend die Frage: mittelst welcher Maßregeln der in neuerer Beit mehrfach gerügten mangelhaften Beschaffenheit des zu den Standesregistern verwendeten Papieres Abhülfe zu schaffen sei.

Von verschiedenen Seiten is} seitdem hervorgehoben wor- den, daß das nah diesem Gutachten zu erfordernde Gewicht eine Papiersorte von übermäßiger, zur Verwendung für die Standesregister ungeeigneter Stärke vorausseßze. Die König- lih technishe Deputation für Gewerbe hat in Veranlassung dessen die Erklärung abgegeben, daß in dem mehrgedachten Gutachten ein Schreibfehler untergelaufen sei und daz es, ihrer Ansicht nah, genüge

für 1000 cinfae Bogen in der Breite von 485 mm und in der Höhe von 375 mm ein Gewicht von 17 kg zu er- fordern.

Die für die Standesregister vorgeschriebene Bogengröße beträgt 480 mm Breite bei 370 mm Höhe; die von der Kö- niglih technishen Deputation für Gewerte angenommene

u e D , c: . Bogengröße von 375 D ergiebt fi unter Hinzurehnung

je eines 21/4 mm breiten Randes für den Beschnitt.

Die genannte Deputation hat außerdem darauf aufmerk: sam gemacht, daß erfahrungsmäßig der Fabrikant nicht im Stande sei, das bedungene Gewicht in jedem Falle genau zu treffen, und daß es sih daher empfehlen möchte, unter Zu- grundelegung des bedungenen Preissaßes für 1 kg einen be- stimmten Preis für 1000 Bogen mit der Maßgabe zu be- dingen, daß das Uebergewicht nicht bezahli, minderwiegen de NRieße aber zurückgewiesen werden.

Es würde beispielsweise bei einem Saße von 1,30 für 1 kg der Preis für 1000 einfahe Bogen auf 22,10 festzuseßen sein.

Der Minister des Fnnern hat die Ober-Präsidenten dur Cirkularerlaß vom 6. d. M. hiervon in Kenntniß geseßt.

Wiesbaden, 11. März. Nach Eröffnung der heutigen ersten Plenarsißung des 11. Kommunal-Landtages im Regierungsbezirk Wiesbaden wurden zunächst die bisherigen Schriftführer durch Afkflamation wiedergewählt.

Sodann verlas der Vorsißende die bisher eingegangenen Vorlagen und {lug vor, zur Prüfung derselben wiederum 4 Kommissionen, eine Finanzkommission, eine Eingabenkom- mission, eine Wegebaukommission und eine Rehnungsprüfungs- fommission, zu ernennen und deren Wahl heute Nachmittag 4 Uhr vorzunehmen.

Nachdem in der (zweiten) Nachmittagssißung die 4 Kom- missionen gewählt waren, wurden die eingegangenen Schrift- stüde den betreffenden Kommissionen überwiesen.

Anhalt. Dessau, 11. März. (Magd. Ztg.) Der wichtigste Gegenstand, welher den Landtag in seiner nächsten Sißung am 13. d. Mts. beschäftigen wird, ijt die zweite Lefung des Geseßes, die Synodalordnung betref- fend. Dieser Gesezentwurf soll das neue kir{chlihe Verfafsungs- werk, so weit es der staatsgeschlihen Sanktion nocch bedarf, abschließen. Schon einmal hat fich der Landtag mit der Frage beschäftigt. Mit einer im November des Fahres 1876 einberufenen Vorsynode war eine Synodalverordnung ver- einbart und sodann mit dem Entwurfe eines die staatsgeseß- liche Bestätigung bezweckenden Gesetzes dem Landtage vorgelegt worden. Bei Berathung dieses Geseßentwurfes lehnte der Land- tag den Artikel 1 des Entwurfs ab, weil seiner Meinung nach das Laienelement bei der Zusammenseßung der Kreis- synoden nit genügende Vertretung fand, worauf die Regie- rung auf Durchberathung des Geseßes verzichtete. Durch kfirhenregimentlihen Erlaß vom 14. Dezember v. F. ist nun die neue Synodalordnung als Kirchengeseß verkündet worden, und man hat in derselben den Wünschen der Landesvertretung in so fern Rechnung getragen, als man die Kreissynoden, deren wesentlichste Ausgabe die Wahl von Mitgliedern für die Landessynode bildete, gänzlich aufgegeben und an ihre Stelle Wahlmänner-Kollegien geseßt hat, deren Zusammen- segung das Laienelement stärker berüdsihtigt. Man ift hin- fichtlich der Gliederung in der synodalen Vertretung der Kirchengemeinden des Herzogthums dem Vorbilde anderer kleinerer Staaten, wie Sachjen-Weimar, Sachsen-Meiningen und Braunschweig, gefolgt. Die Annahme des jeßt vor- liegenden Geseßentwurfs Seitens des Landtages soll gesichert sein, ja man wird sogar auf Einstimmigkeit rechnen können.

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Elsaß-Lothringen. Straßburg, 11. März. (Straßb. Ztg.) Jn der Plenarfibung des Landesauss{chusses vom

7. d. M. wurde der folgande Antrag nahezu einstimmig an-

enommen und sofort nach Berlin ge}andt: „Der Landesaus- chuß, in Erwägung, daß es sehr roünfchenswerth is, daß Elsaß-Lothringen eine konstitutionelle Repräsentativ-Regierung und für seine Landesvertretung das Recht der parlamentari- schen Jnitiative erlange,. \spriht den Wunsh aus, es möge Elsaß-Lothringen eine eigene Verfassung als Bundesstaat mit dem Siß der Regierung in Straßburg und deren Vertretung im Bundesrath gewährt werden.“

Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. März. (W. T. B.) Der „Polit. Korr.“ wird aus St. Petersburg geschrieben, das St. Petersburger Kabinet habe fich in feiner jüngsten Cirkfulardep esche einzig darauf beschränkt, die noch un- erledigten Angelegenheiten zu sfignalifiren, welhe zu neuen lokalen Konflagrationen führen könnten. Jn der Note fei ebensowenig von Bulgarien wie von einer Konferenz die Rede; überhaupt sei darin keinerlei Modus einer Lösung noch irgend eine Form der Verständigung vorgeschlagen worden. Es sei faum zweifelhaft, daß das St. Petersburger Kabinet mit seiner leßten Cirkulardepesche direkte Verhandlungen von Kabinet zu Kabinet ins Auge gefaßt habe. Aus Konstantinopel wird der genannten Kor- respondenz gemeldet: Die Pforte hat sich entschlossen, ihren Vertritern in Prevesa neue Jnstruktionen zu senden, welche weitere territoriale Konzessionen anGriechen- land in sich {ließen dürften. Das russishe Haupt- quartier wird niht nach Varna, sondern nah Slivno ver- legt. General Totleben triffflff am 14. d. in Varna ein und begiebt sich am 22. d. nah Odessa. Die „Polit. Korr.“ veröffentliht weiter das neueste Rundschreiben der rumänischen Regierung vom 3. d., in welhem ausge- führt wird, daß Rumänien seine Unabhängigkeit niht den russishen Waffen verdanke, daß die Erwerbung der Dobrudscha nidt cine bloße Folge der Großmuth Rußlands gewesen sei und ferner, daß es unwahr sei, daß die rumänischen Behörden die Bulgaren in der Drobudsha wegen ihrer Abstammung mißhandelt hätten.

Pest, 12. März. Die vereinigten Ausschüsse der ungari) hen Delegation nahmen die auf die Okfu- pation bezüglihe Vorlage nach den bekannten Anträgen des Referenten an. Seitens der Regierung wurden dieselben Erklärungen abgegeben, wie in der österrcichischen Delegation. Morgen findet eine Plenarsißung statt zur Entgegennahme des Berichtes. i i

Jn der heutigen Sißung des Unterhauses bestä- tigte Minister-Präsident Tisza, daß in Szegedin die be- fürhtete Katastrophe eingetreten sei. Nähere Details seien noch nit bekannt. Dem Regierungskommissar in Szegedin seien sofort zur Verpflegung und zu sonstigen Hülfeleistungen für die ron der Wassersnoth Bedrängten 40 000 Fl. an- gewiesen worden ; er hoffe, daß ein Verlust an Menschenleben nicht zu beklagen sein werde, nahdem schon seit Wochen für die erforderlichen Rettungsmit el Vorsorge getroffen worden sei.

Telegramme aus SHgebin melden, daß sich die Fluth fürchterlih brausend von wei Seiten über die Stadt er- gießt. * Zwei Drittél der Stadk stehen unter Wasser. Die Häuser stürzen der Reihe nah ein. Das Entsegen is unbe- \hreiblih. Die Bevölkerung flüchtet gegen Neu Szegedin oder in höher gelegene Stadttheile. Außer der Synagoge soll auch das Waisenhaus eingestürzt sein und alle Fnsassen begraben haben. Die Citadelle, .das Postamt, das Telegraphenanit und andere öffentlihe Gebäude stehen unter Wasser. Die hauptstädtishe Vertretung traf Vorkehrungen zur Entsendung von Rettungsmitteln und Ret- tungsmannschaften nah Szegedin. Zwei Trains mit Rettungsmitteln und Rettungsmannschasten sind be- reits abgegangen. Jn den Kasernen und anderen Gebäu- den der Hauptstadt werden Unterkünfte für die Flüchtenden hergerihtet. Ein amtliches Telegramm aus Szegedin von 61/2 Uhr Abends meldet: Die Stadt bietet einen s{hreck- lihen Anblick dar. Hunderte von Häusern sind eingestürzt. Die Entfernung der Bewohner geschieht ohne Unordnung, da in den leßten vier Tagen bereits viele geflüchtet sind. Bis- her sind nur vier Todte konstatirt. Das Rettungswerk dauert ununterbrochen fort. Der Damm wird von mehreren Seiten durchschnitten, um den Abl..uf des Wassers zu !e- fördern. Ausschreitungen sind nicht vorgekommen. Zur Siche- rung des Privatvermögens is Vorsorge getroffen.

Schweiz. (N. Zür. Ztg.) Das Volk des Kantons Tessin hat am leßten Sonntag mit etwa 4000 Stimmen Mehrheit das. Verfassungsgeseß, welches die alten Circoli abshafffl und eine Vertretung des Volkes im Großen Rathe nah der Bevölkerungszahl (1 auf 1300 Seelen) ein- führt, angenommen.

Niederlande. Haag, 9. März. (Leipz. Ztg.) Das Heer in Niederländish-Ostindien hat einen neuen Chef erhalten, nämlich den zugleich zum Range eines General- Lieutenants beförderten General-Major Boumeester, einen der tüchtigsten Oberoffiziere. Der gegenwärtige Chef des Heeres in Niederländish-Ostindien, General-Lieutenant de Neve, tritt im nächsten Monat von diesem Poften ab und scheidet aus dem Heeresdienste. Die neuesten Postberichte aus Batavia, die bis zum 1. Februar reichen, stellen nun einen baldigen Zug van der Lirens gegen den Häuptling Panglima Polim in Aussicht. enn mit diesem abgerechnet sei, dann werde wohl der letzte Widerstand des Feindes gegen die nieder- ländishe Oberherrschaft in Nord-Sumatra zu Ende sein.

Großbritannien und Îrland. London, 11, März. (E. C.) Jm Oberhause wurde gestern von dem konser- vativen Baron Bateman angekündigt, daß er am 29. April die Aufmerksamkeit des Hauses auf Freihandel, Reziprozität und den gedrüdckten Stand des Handels lenken werde. Der Marquis of Ripon fragte, ob General Roberts er- mächtigt gewesen sei, in einer Rede eine Annexion gewisser Theile von Kandahar zu verkünden. Viscount Cran- broof antwozt:te: Er habe von der Sache zuerst dur die Zeitungen erfahren und darauf bei der Regierung Fndiens Erkundigung eingezogen. General Roberts sei, wenn au nicht der Form, so doch dem Jnhalte nah ermächtigt gewesen, jenen Stämmen die Versicherung zu geben, daß fie nicht mehr unter die frühere Herrschaft zurückehren würden. Die Regierung beabsichtige, die Macht des Emirs dort nicht mehr gelten zu lassen, die hengle Fun einer Neugestaltung lasse sih aber noch nit angeben. aron Lawrence erklärte: Er verstehe die Rede

des Generals Roberts so, daß Großbritannien die indische

Grenze beträhtlich weiter als Anfangs angegeben und wahr- \cheinlih um 70 oder 80 englifhe Meilen hinausscieben wolle. Das sei eine sehr ernste Sache. Das neue Gebiet reiche bis nah Persien und bringe die Engländer auf fünf oder sechs Tagemärsche Entfernung von Kabul. Die asiati- schen Herrscher könnten niht anders denken, als daß England den Krieg nur um Gebietserwerb geführt hätte. Lord Beaconsfield habe von einer wissenschaftlichen Grenze ge- \sprochen, die von wenigen Truppen statt vón vielen zu ver- theidigen sei. Redner sei der Ansicht, die vorgeschlagene Grenzlinie erheishe mehr Truppen als die jeßige. Cord Napier of Magdala erklärte: Die Kriegsfrage in Afghanistan sei bei einem sehr kleinen Punkte entstanden, habe aber eine fehr große Grundlage. Der Krieg sei lange unvermeidlih gewesen. Jm Fnteresse des Reithes liege es, eine Vertheidigung Jndiens außerhalb, niht innerhalb der von vielen feindlichen, der Civilisation bisher unzugänglichen Stämmen bewohnten Grenzdistrikte zu führen. Fellalabad und Kandahar festzuhalten, und zwar womöglih dur freundlichen Vertrag, sei nothwendig. Das werde am besten den Tag hinausschieben, wo die zwei großen europäischen Mächte, die Asien theilten, an einander grenzen könnten. Lord Napier will dem Emir die Einkünfte der besagten Distrikte überlaffen, aber gleichzeitig gute Gouverneure für diese Distrikte ernannt wissen. Earl Beaconsfield deutete an, daß gerade in diesem Augenblicke Vorbesprehungen in Af- ghanistan gepflogen werden, die, wie er vertraue, zu befriedi- gender Lösung der Differenzen führen können. Es lasse sich daher das Ziel der Regierung betreffs ihrer afghanischen Politik nicht näher darlegen.

Im Unterhause gab der Schatkanzler hinsihtlih der Anerkennung eines Emirs von Afghanistan eine ähnliche Erklärung ab, wie Earl Beaconsfield im Oberhause. Der Schaßkanzler erklärte dann: Der Regierung fei davon, daß Mr. Vivian, der englische Generalkonsul in Egypten, offen ausgesprochen habe, „nichts könne geshehen, das finan- zielle Gedeihen wieder herzustellen und es bleibe nur eins übrig, nämlich fofortigen Bankerott zu erklären“, keine Kunde zugegangen. Der Marine-Minister theilte mit: Bis jeßt habe man es nit für wünschenswerth erachtet, Marine- joldaten nah Südafrika zu schicken; sollten unglüdcklicher- weise weitere Verstärkungen nothwendig werden, so würden zuerst die „Royal Marines“ ausgesandt werden. Es folgte dann eine durch mehrere Stunden sih hinziehende Be- \prehung von nautischen Gegenständen. Unter Anderm er- klärte dabei Mr. W. H. Smith: Das beschädigte Geschüß des „Thunderer“ würde nah England gebraht und alle Aussagen gehörig geprüft werden. Der Marine- Minister legte darauf das Flottenbudget vor. Die Ausgaben für das nächste Finanzjahr betragen danach 467000 Pfd. Sterl. weniger als im laufenden. Seefertige Fahrzeuge giebt es 164, davon sind 125 Kriegs- und 39 Nicht- Kriegsschiffe. Die Zahl der Seeleute wird von 60 000 auf 58 880 herabgeseßt, das Gehalt derselben ein wenig erhöht. Jm ablaufenden Fahre sei der Bau von 19 768 Tons gepanzerter und ungepanzerter Schiffe beabsichtigt gewesen; davon seien 18051 zu Stande gebracht und unter diesen 11 968 auf den Regierungs- wersten. Viel Aufmerksamkeit sei den Torpedoböten gewidmet worden ; einige derselben hätten eine Geschwindigkeit von 18 Knoten, andere von 16 und andere von 143/, per Stunde er- reiht. Die genaue Zahl dieser Torpedoböte zu nennen, halte er nicht für klug. Für das nächste Finanzjahr seien Schiffe projektirt mit einem Gehalt von 15278 Tons, darunter 12151 für Panzerschiffe. An diese lihe Mittheilungen knüpfte sih eine Kritik Seitens einer Reihe von Unterhausmitgliedern. So rügte Mr. Göschen, daß kein allgemeiner politisher Gesichtsfreis, sond'rn nur Details der Ausgaben gegeben würden, daß keine Marine- truppen nach dem Kap gesandt wären und die Zahl derselben von 14 000 auf 13 000 heruntergeseßt sei. Mr. Smith hielt es für unmöglich, die allgemeine Politik darzulegen, hoffte aber, daß in wenigen Tagen das britishe Geshwader aus dem Marmarameere abfahren werde. Das Budget wurde \chließlich bewilligt.

10. März. (Allg. Corr.) Die neuesten Nachrichten vom Kap reichen bis zum 18. Februar, alfo sieben Tage weiter als die vorleßten Depeschen, und lauten im Allgemeinen günstig. Oberst Pearfon, dessen Position in Ekowe in vieler Be- ziehung ernstlih gefährdet is, hat cinen Sieg über die Zulus davongetragen. Eien dem „Reuterschen Bureau“ in London von Madeira telegraphirte Depesche aus der Kapstadt meldet darüber Folgendes :

„Oberst Pearson ist von einer starken feindlichen Streitmacht in Gfowe angegriffen worden, aber er besiegte die Zulus, fügte ihnen enorme Verluste zu und verfolgte sie bis Entamedi, cinem der mili- tärishen Kraals des Feindes. Depeschen, welche heute Nacbmittag hier von Oberst Wood eingegangen, melden, daz er eine große An- zabl Rinder aufgebraht habe. Er fügt hinzu, daß der Gesundheits- zustand der unter seinem Kommando stehenden Truppen ein guter sei.

Der Geueralgouverneur hat eine Mittheilung von dem Präsi- denten und Volke des Oranze-Freistaates erhalten, welche mit den Engländecn wegen der jüngsten Niederlage bei Isandula sympathi- sirt. Der Stand der Angelegenheiten in Transvaal flößt in Folge der feindseligen Haltung der Eingeborenen-Stämme Besorgnisse ein. Man fürchtet, daß Mapocch in eine Kombination mit den anderen Kaffernhäuptlingen gegen die Engländer getreten ist. Der Gouver- neur von Mauritius ift in der Kapstadt angekommen.“

Einem Telegramm des „Standard“ aus der Kapstadt ift zur Ergänzung des Vorstehenden zu entnehmen, daß Entamedi von den btitishen Truppen niedergebrannt wurde. Eine Depesche aus Kimberley, vcm 13. Februar, meldet, daß die Zulus 8 Kraals, die vo1 Kaffern bewohnt werden, welche den Engländern freundlich acsinnt sid, in Dornberg, unweit Utrecht, überfielen, sämmtliche Einwohner tödteten und deren Vieh wegschleppten.

Oberst Rowlands Kolonne beweat fich nach Lüneberg. Die Nachrichten von der Zuluzrenze verursahten unter den freundlichen Eineborenen in der Nachbarschaft des Forts Mamalube eine Panik, die fie zur Zerstörung ihrer Getreidefelder bewog. Kapitän Fe- vreira hatte große Vühe, sie zu beruhigen, aber glücklicherweise war sein Einfluß groß genug, daß ihm dies gelang. In Natal nimmt Alles einen guten Verlauf : die Eingeborenen verhalten \sih rubig, und die Zulus ‘haben über den Fluß hinaus keine Einfälle versuht. Die verschiedenen Posten auf den Straßen zwishen dem Tugela und der Hauptstadt sind in Vertheidigungszustand verseßt uad mit starken Abtheilungen Freiwilliger bemannt, denen hier und dort ein De- tachement Freiwilliger beigegeben ist. Von der Kolonne des Obersten Glyn fönnten na irgend einem bedrohten Punkte Verstärkungen ge- sandt werden, und die Ankunft des 4. und 88. Regiments habe jede Furcht vor einer erfölgreihen Invasion beseitigt.

Die Einwohner von Transvaal, die vor einer Woche laut davon sprachen, ihre Unabhängigkcit zu reklamiren, ändern jeßt ras ihren Ton, da die Eingeborenenstämme an der Grenze eine droh-nde Haltung annehmen, und es ist wahrscheinlich, daß die Holländer sehr bald um britische Hülfe bitten werden. Dem Vernehmen nah trifft

und ähn-

Secocoeni Vorkehrungea für einen Angriff auf Leydenburg. Die allgemeine Stimmung in der Kolonie ist die der Zuversicht, und man hofft, daß, wenn die Verstärkungen eintreffen, kurzer Prozeß mit den Zulus gemacht werden wird.

Weitere Nachrichten aus der Kapstadt melden :

Es heißt, Cetewayo habe einen großen Theil \-iner Armee behufs Einheimsung der Ernte zeitweilig entlassen. In Praetoria herrscht große Furt vor einem Angriff der Kaffern unter Secocoeni. Der Ort wird verbarrikadirt. Oberst Glyns Kolonne if verschanzt, und drei Detacements sind längs der Marißburg mit Rorkes Drift verbindenden Straße postirt. Die Gesammtitärke der Kolonne über- steigt nicht 2000 Mann, aber sie besteht fast ganz aus Europäern. Lord Chelmsford steht jeßt ir. Fort Tenedos, einem ‘verschanzten Posten an der Zuluseite des Tugela, und trifft die nöthigen Vor- fehrungen zum Entsaß von Ekowe.

11. März. (Allg. Korr.) Das Kolonialamt empfing gestern Telegramme von Sir Bartle Frère, welche melden, daß das Vertrauen in die britishen Waffen wieder hergestellt sei und die aus Natal geflüchteten Familien wieder heimkehrten. Lord Chelmsford treffe Anstalten zum Entsaßze des Obersten Pearson, dessen Stellung in Ekowe für uneinnehmbar gehalten werde.

13. März. (W. T. B.) Die „Times“ besiätigt die Nachricht, daß die englishe und die französishe Regierung feine Kommissäre zur Ordnung der türkischen Finanzen ernennen werden. Ueberhaupt werde, so lange die Pforte nicht eine angemessene Kontrolle eingeräumt habe, nichts zur Ordnung der türkischen Finanzen geschehen. Aus Tir- nowa wird der „Times“ unter dem 12. d. M. gemeldet, daß der türkische Aufstand in dem Distrikte Os man- bazar unterdrückt worden sei.

Frankreich. Paris, 11. März. Die „Fr. C.“ schreibt : Die Lage, die noch vor wenigen Tagen so düster erschien, hat \sich freundlicher gestaltet. Der Antrag auf Anklage der Minister vom 16. Mai und 23, November ist, das läßt sich mit Sicherheit voraussehen, gerihtet. Selbst das „Siècle“, das sich noch immer sein Votum frei gehaiten hatte, fann niht umhin, jeßt einzuräumen, daß die Maßregel un- politish und gefährlih sein würde. Henri Brisson, der Be- riterstatter über die Ministeranklage, ist aber selbst Direktor des Blattes, und so wird er au selbst seinen Antrag. fallen lassen, der allerdings nur eine sehr kühle und reservirte Auf- nahme gefunden hat. Der Eindruck des Berichts scheint der- selbe in der Provinz wie in Paris gewesen zu sein; wenig- stens sprachen sih die angesehensten Provinzialblätter eben fo entschieden gegen diesen nublosen und im höchsten Grade auf- reizenden Antrag aus. Das Ministerium hat sich troßdem in Vertheidigungszustand geseßt. Gestern war Ministerrath, um die Haltung zu überlegen.

Die neu ernannten Botschafter Admiral Pothuau, General Chanzy und Teisserenc de Bort werden auf ihre Posten (London, St. Petersburg und Wien) erst dann ab- gehen, wenn das Verbleiben des Herrn Waddington im Amte dur einen vollständigen Sieg des Kabinets in der Frage des Ministerprozesses sichergestellt sein wird.

12. März. (W. T. B.) - Die verschiedenen Fr ak- tionen der Deputirtenkammer hielten heute Ver- sammlungen ab, um über den morgen zur Verhandlung fommenden Antrag, das Ministerium vom 16. Mai 1877 in Anklagestand zu verseßen, Beschluß zu fassen. Das Centrum beschloß den Antrag abzulehnen. Fn der Versamm- lung der republikanischen Linken, in welcher 130 Mitglieder anwesend waren, wurde fast einstimmig ebenfalls beschlossen, den Antrag zurückzuweisen, doch ist die republikanische Linke geneigt, eine Resolution zu votiren, in welcher die Haltung der Minister vom 16. Mai gebrandmarkt wird. Die „Union républicaine“ entschied sich mit 70 gegen 3 Stimmen dafür, den Antrag anzunehmen. Jn parlamentarischen Kreisen wird es troßdem noch immer für wahrscheinlih gehalten, daß der Antrag mit großer Majorität abgelehnt werden wird.

Außlaund und Polen. St. Petersburg, 13. März. Graf Loris-Melikoff meldet aus Astrachan, vom 10, d. Mis: Es find leiné an dex Epidemié ecr- krankte Personen vorhanden. Nachdem es Seitens der Spezialisten als nothwendig erkannt worden ist, die Bewohner von Wetljanka einer ärztlihen Untersfuhung zu unterziehen, bevor die bevorstehende Aushebung der Qua- rantäne von Wetljanka erfolgt, hat Professor Eichwald gestern den dritten Theil der gesammten dortigen Bevölkerung besichtigt und hierbei nichts Verdächtiges beobachtet. Die Be- sihtigung wird heute fortgesezt und dürfte in 3 Tagen been- det sein. Auch in Prischib und Nik olskoje wird eine ärztlihe Besichtigung der Einwohner vorgenommen. Der Eisgang der Wolga hat begonnen.

Asien. (E. C.) Nachrihten aus Jndien machen es höchst wahrscheinlih, daß die indishe Regierung mit dem Könige von Birma in Konflikt kommen kann. Wie der „Times“ gemeldet wird, sind bereits doppelt so viel bri- tishe Truppen in British-Birma angesammelt , als sonst in ruhigen Zeiten daselbst sind. Der König von Birma selbst soll ausgedehnte militärische Vorbereitungen treffen. Jm Fall eines Angriffes soll die Besaßung der Engländer indeß faum im Stande sein, sich dagegen hinreihend zu vertheidigen. Der König soll einen Gesandten an den Vizekönig von Jndien senden wollen, wahrscheinlih, um“sih wegen der Megeleien zu entshuldigen. „Es ist schwer“, schreibt der „Times“- Korrespondent, „das Ergebniß vorherzusechen, aber es kann vorhergesagt werden, daß die Regierung ihre Hände zu voll hat, um zur Aktion überzugehen, es sei denn, daß sie durh den Schuß ihrer Unterthanen dazu gezwungen wird. Aber Birma war lange eine stehende Drohung der britishen Provinzen jenseits des Meerbusens von Bengalen. Früher oder später muß der Tag der Abrehnung kommen, und der König muß unser Vasall werden oder sein Königreich annektirt sehen.“

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Pes, Donnerstag, 13. März, Vormittags. Der Finanz- Minister Szapary ist mit 200 000 Fl. nach Szegedin ab- gereist. Ein der Direktion der Staatsbahn zugegangenes Telegramm meldet, daß gestern vier Eisenbahnzüge mit Rettungsmitteln und Rettungsmannschaften abgegangen sind. Die Gebäude in Szegedin sind zum größten Theile eingestürzt. Sehr viel Menschen sind zu Grunde gegangen. Dem „Pesti Naplo“ zufolge beträgt die Zahl der eingestürzten Häuser gegen 1500. Mehrere hundert Menschen sollen umgekommen sein. Die Rettungsarbeit wird energisch fortgeseßt.

Offizielle Angaben über die Größe des Unglücks liegen noch nit vor.

Konstantinopel, Donnerstag, 13. März. Die inter- nationale Kommission in Philippopel hat in erster Lesung Kapitel VI. des Reglements für Rumelien und Kapitel IX., betreffend die Justiz, angenommen. Kapitel VIT. (Finanzen) wurde zur Berathung gestellt. Server Pascha hat den Posten als Gouverneur von Trapezunt nicht angenommen. Der Einmarsch der türkishen Truppen in Adrianopel dauert noch fort. Die antihassunistishen Armenier werden nah e erfolgten Rüctritte Kupelians einen neuen Patriarchen wählen.

Bukarest, Mittwoch, 12. März, Abends. Jm Senate wurde heute die Debatte über den Antrag auf Revision der Verfassung, welche 3 Sigungen in Anspruch genommen hat, geschlossen. Jm Laufe der Debatte befürwortete der Minister- Präsident Bratiano eindringlichst die Annahme des Majoritäts- antrages, um Europa hierdurch zu zeigen, daß Rumänien kei- nen Haß gegen die Fsraeliten hege. Der Antrag der Mino- rität wurde hierauf mit 39 gegen 9 Stimmen abgelehnt nnd derjenige der Majorität mit 41 gegen 6 Stimmen an- genommen.

Neichstags - Angelegenheiten.

_ Fulda, 12. März. (W. T. B.) Nah dem nunmehr vor- liegenden vollständigen Zählungsergebnifse über die Reichstags8- Ersaßwahl im Wahlkreise Fulda-Hersfeld hat Graf Droste-Vischering 9434, sein Gegenkandidat Freiherr von der Tann 1900 Stimmen erhalten. Der erstere ist sona gewählt.

Landtags- Angelegenheiten.

Der Major a. D. v. JLus auf Cöthen bei Falkenberg i. d. Mark, auf Präsentation des alten und befestigten Grundbesißzes im Landschaftsbezirke Barnim durch Allerhöchsten Erlaß vom 21. No- vember 1854 auf Lebenszeit in das Herrenhaus berufen, ist am 10. d. M. geftorben.

Statistische Nachrichten.

Die Nachweise über die Ernte und den Anbau der wichtigsten landwirthschaftlichen Produkte für das Jahr 1878, welche das Kaiserliche statistische Amt im Januarheft seiner Monatshefte veröffentlicht, erstrecken \sich auf Weizen und Spelz, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln, Wieserbeu. Die Uebersihten sind für alle Staaten und größeren Verwaltungsbezirke gegeben, und zwar die Erntemengen in Centnern pro Hektar und im Ganzenz die Anbauflächen in Hektaren und unter Berechnung, wie viel Prozent von der Gesammtfläche jedes der ge- nannten Produkte einnahm. Im Deutschen Reid waren 1878 mit den vier Hauptgetreidearten bestellt 25%/ der Fläche, mit Kartoffeln 5%), als Wiesen fast 11%. Geerntet wurden in Millionen von Centnern: Weizen und Spelz 64, Roggen 147, Gerite 49, Hafer 108, Kartoffeln 487.

Dem von der statistishen Kommission der Hauptstadt von Böhmen herausgegebenen „Statistishen Handbüchlein der Königlichen Hauptstadt Prag für das Jahr 1877“, redigirt von Prof. Joh. Erben, entnehmen wir folgende Angaben: Prag hatte im Jahre 1877 im Ganzen 3629 Häuserz;-davon waren 3541 bewohnt; die Zahl der Wohnungen war 31 444. Im Jahre 1877 hat nit blos die Zail der vollendeten Häuserbauten gegen das Vorjahr abermals bedeutend abgenommen, sondern es haben au die Anmeldungen zu Neubautcn jeder Art und beinahe in jedem Stadtviertel gegen 1876 abermals einen Rückgang erfahren... Die Zahl der Häuser in Prag hat 1377 nur um 10 zugenommen. Die Civilbevölkerung zählte 169 258 Seelen und hat: sich um 1510 vermehrt. Der Fleishkonsum hat im Jahre 1877 abgenommen, auch bei den übrigen der Verzehrungs8- steuer unterworfenen Gegenständen der Einfuhr war der Rückgang gegen das Vorjahr erheblih. Der Bierverbrauch ergab einen Minder- fonsum von 23,2 Liter ver Kopf. In Prag und Umgebung bestan- den 17 Spar- und Vorschußkassen mit einem Gesammtreingewinne von £07 747 FL., dann 9 Banken mit einem;eingezahlten Aktienkapital von 66 308 740 FL., welche 700 802 Fl. Dividende zahlten. Im Fahre 1877 erschienen in Prag 104 Zeitschriften, 6 weniger als im Vorjahre, darunter 66 böhmische, 36 deutsche und 2 andere. In sämmtlichen drei böhmischen Theatern wurden 440, im deutschen Landestheater 416 Vorstellungen gegeben.

Land- und Forstwirthschaft.

Auf der vom 20. bis 25. d. M. hier stattfindenden deutschen Molkerei-Ausstellung werden unter den vielen Kollektiv-Aus- stellungen in der Produkten-Abtheilung einen herrorragenden Rang einnehmen u. A. das Königreich Bayern, die aeg o Preußen, Schleswig-Holstein, Westfalen, die Großherzogthümer Mecklenburg- Schwerin und -Strelitz, das Königreibd Sachsen. Das erstgenannte Land wird vorzugsweise Käse (etwa 1090 Nummern) ausstellen, deren Fabrikation im Allgäu, sowie in dem ganzen südlichen Theil des Landes heimisch ist und sich großen Rufes erfreut. Die Provinz Swle8wig-Holstein, deren „Hofbutter“ nah England und auch nach den überseeischen Läadern exportirt wird, verspricht in einer reih- haltigen Sammlung das Produkt ihrer großen Wirthschaften vorzu- führen. Vie Landwirthe der Provinz Preußen, welche dem Betriebe der Viehzucht und insbesondere der Milchwirthschaft aufs Nachdrük- lihste fi hinwenden und große Quantitäten Butter für den Berliner Konsum produziren, werden durch ihre dieêëmalige Aus- stellung ihren Bemühungen auf Erweiterung und Befestigung des Absatgebietes erheblichen Vorschub leisten.

Gewerbe und Handel.

Nath einer aus Warschau - hier eingegangenen amtlihen Nach- richt ift in der Stadt Plock unter einer Heerde von 431 Stück Biceh die Rinderpest ausgebrochen. : .

Nachridhten aus Rio de Janeiro zufolge ist daselbst das gelbe Fieber ausgebrochen, und zwar hat es im Hafen einen epi- demischen Charakter angenommen, während es in der Stadt bisher nur \poradish aufgetreten ift. : A

Bis zum 12. v. M. waren an dieser Krankheit im Seemanns- hospital von Santa Jsabel 73 Personen gestorben.

Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin haben foeben das Verzeichniß sämmtlicher Mitglieder der Korpora- tion der Kaufmannschaft von Berlin, sowie ihrer Handelsfirmen und im Anschluß daran das Verzeichniß der bei der Korporation angestellten Beamten, vereideten Makler, Waaren- Taxatoren und Güterbestätiger, sowie der vereideten Sachverständigen für das Jahr 1879 in einem Büchelchen veröffentlicht, das zum Preise von 1 in der hiesigen Börsen-Registratur im Börsen- gebäude zu haben ift. L :

Der Aufsichtsrath der Oberschlesischen Bank für Handel und Jndustrie zu Beuthen hat beschlossen, der bevor- itehenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 4 9/9 in Vorschlag zu bringen.

/ Dor Berit der Bergwerksgesellschaft Hibernia & Sham- rock theilt mit, daß das Unternehmen sih im abgelaufenen Jahr sehr befriedigend entwidckelt hat. Der erzielte Bruttogewinn von 791 578 A Übersteigt denjenigen des Vorjahres um ca. 69000 und gestattet nah Abzug der statutenmäßigen Abschreibungen von 218 988 M die Vertheilung von 2} °/9 Dividende. Die allgemeinen Betriebsergebnisse sind folgende: Die Kohlenproduktion betrug im

Jahre 1878 auf Hibernia 5 955972 Ctr. (+ 1265 380 Ctr.), auf Shamrock 7 872018 Ctr. (+ 2327 044 Ctr.); Bestand aus 1877 war 7350 Ctr., Summa 13 835 340 Ctr. Der Erlös für Koblen ver- minderte \sih gegen 1877 auf Hibernia um 3,35. § pro Ctr. = 10,37%, auf Shawrock 2,32 4 pro Ctr. = 8,26 °/4. Die Produfktionskosten verminderten sich gegen 1877: auf Hibernia um 1,64 4 pro Ctr. = 6,50 °%, auf Shamrock um 1,31 &S pro Ctr. = 5,93 ‘%/%. Aus den zur Kokerei abgegebenen 2 206 635 Ctr. Koblen wurden fabrizirt 1 280 209 Ctr. Koks, oder 284 748 Ctr. Koks mebr als im Vorjahre. Der Erlös für Koks verminderte sib gegen 1877 um 6,05 pro Ctr. = 10,60 9%. Die Produktionskoftcn für Koks verminderten si gegen 1877 um 6,54 S pro Ctr. = 12,33 %. Die gesammten Einnahmen betragen 4507648 Æ, die gesammten Ausgaben 3716 070 Æ, der Bruttogewinn also 791578 A Davon entfallen 322 262 #4 auf den Grubenbetrieb der Zee Hibernia, 384 249 auf den der Zeche Shamrock, 58 129 Æ auf die Kokerei und 26 938 4A auf die Gasanftalt. Abschreibungen wurde : in Höhe von 218 988 4. vorgenommen und der Reservefond mit 57259 Æ dotirt.

Dem Direktionsberiht des Ungarischen Bodenkredit- Instituts entnehmen wir folgende Angaben: Im Laufe des Jah- res 1878 sind 544 Gesuche um 7113 600 Fl. Papierwährung und 15 Gesuche um 1 280 760 Fl. auf Metallwährung lautende Darlehen eingelaufen, zusammen 559 Gesube um 8394360 Fl. Bewilligt wurden 373 Darlehen mit 4056 700 Fl. Papéerwährung, 12 Dar- lehen mit 1 687 320 Fl. Metallwährung, somit zusammen 385 Dar- lehen im Betrage von 5 744 020 Fl. Abgewiesen oder zurückgetreten find zusammen 179 Parteien mit 1 924 700 Fl. Faktisch zuzezählt wurden an 298 Da:lehnsnehmer 3 196 900 Fl. Papierwährung uad an 10 Darlehnsnehmer 2 005 560 Fl. Metallwährungs-Pfandbriefe, daher zusammen an 308 Parteien 5 202460 Fl. Die Summe der seit Gründung des Instituts bewilligten Darlehen beträgt, abgesehen von den Tilgunaen, bis Ende 1878 bei Papierwährungs-Pfandbriefen 64 342 900 FI., welche fih auf 6972 Schuldner vertheilt fanden; in Metallwährungs- Pfandbriefen wurden an 74 Scbuldner 11250 529F[. ausgefolgt. Die Summe der am 31. Dezember 1878 ausftehenden Darlehen betrug nah Abzug der bis dahin erfolgten Tilgungen 56 302 035 FI., welche ohne Nebenwerthe durch verpfändete Hypotheken im Werthe von 135 676 400 Fl. gedeckt sind. Die unverlooît im Umlaufe befindlihen Metallwährungs-Pfandbriefe betrugen am Ende des Jahres 10755960 Fl.,, die auf Papierwährung lautenden 45 090 700 FL.; hierzu kommen 57 120 Fl. Metallwährungs- und 413 800 Fl. Papierwährungs-Pfandbriefe, welche verloost, aber bis Ende des Jahres zur Auszahlung noch nicht präsentirt wurden. Das Konto der Geschäftsresultate weist zu Ende des Jahres einen Rein- gewinn von 487 288 Fl. aus, welcher Betrag statutengemäß dem Reservefonds zugesührt wurde. Mit diesem Betrage erreicht die Ge- sammtziffer der Gewinne seit Bestehen des Instituts den Betrag von 3 642 113 Fl. zu Gunsten des Reservefonds.

Eine vor Kurzem in dem Verlage des K. K. Hof- und Uni- versitäts-Buchhändlers Alfred Hölder in Wien erschienene Brochüre: „Die Approvisionirung des europäiscchenFleishmarktes in ihren Beziehungen zur österreichish-ungarishen Landwirthschaft, nebst einer Monozraphie der Refrigeratoren“ von Dr. Joh. B. Meyer unternimmt ez, einen Beitrag zur Lösung der Rinderpest- frage zu liefern. Jn der kleinen Schrift wird die gegenwärtig wenig erfreulihe Lage der landwirthschaftlidben Zustände Oesterreich- Ungarns ffkizzirt und werden gleichzeitig die Mittel zur Beseitigung der mißlihen Verhältnisse erörtert. Der Ver- fasser behandelt seinen Gegenstand in folgenden fünf Ab- \{nitten: Die Lage der österreichish-ungarischen Landwirths\chaft ; Oesterreih-Ungacns auswärtiger Viehhandel; die Rinderpest und die Mittel zu ihrer Bekämpfung; die Kühlapparate (Refrigeratoren) zur Konservirung frisben Fleisches; Glojen über die Zukunft der österreihish-ungarishen Landwirthschaft. Die in der Broschüre ge- machten 2-orschläge verdienen volle Aufmerksamkeit, da die deutsche Landwirthscbaft im gegenwärtigen Moment vielfa mit derselben Kalamität wie jcne Oesterreib-ÜUngarns kämpft, nämlih mit dem, in Folge von Grenisperren zur Abwehr der Rinderpest, ftockenden auswärtigen Absayz an lebenden Thieren. Abhülfe wird in der Um- wandlung des Handels mit lebendem Vieh in Versandt von frischem Fleish gesucht. Für dirse Transportart ist natürlich die Lösung des technischen Problems eine unabweiësbare Vorbedingung. Dem ent- sprechend giebt die Untersuhung über die diesem Zwek dienenden Kühl- apparate eine praktische Eniwicklung urxd eine eingehende Beschrei- bung aller hervorragenderen Erscheinungen auf diesem Gebiete und gelanat zu dem Endresultat, daß die nah dem fogenannten „Trocken- Luft- (dry-air) System“ gebauten Kühblwaggons von Wickes-Labatt allen Anforderungen entsprewen. Diese hecmetish geschlossenen Kühlwagen süßen die Waare in gleicher Weise vor dem Frost wie vor der Hite und sollen außerdem infizirtem Fleische gegenüber direkt als Desinfektionéapparate dienen. Zweifellos wohnt dieser neuen Transportart eine große Bedeutung für die näbite Zukunft inne, denn durch dieselbe ist das Mittel gegeben, den heimischen Markt mit gutem und billigem Fleisch zu versorgen und gleiczeitig durch den auf diese Weise wieder ermöglichten allseitigen und außerdem weniger kostspieligen Export dem Landwirth hohe Preise für sein

Mastoieh zu sichern.

Wien, 12. März. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Unionbank hat heute die Bilanz festgestelt. Dieselbe weist nach Abzug der Gehalte und Spesen cinen Reingewinn von 1293 783 Fl. auf. Der Verwaltungsrath hat beslossen, hiervon 501 034 Fl. zu Abschreibungen zu verwenden, 750 000 Fl. (5 Fl. per Aktie) zur Ver- theilung an die Aktionäre gelangen zu lassen und den Rest von 42 746 Fl, auf neue Rechnung vorzutragen. Der Gewinn von der der Unionbank noch zustehenden Option auf 2 Millionen Goldobli- gationen der ungarischen Nordostbahn wird der Bilanz des Jahres 1879 zu Gute fommen. Das Gewinn- und Verlustkonto beziffert die Gewinne auf 1664984 Fl. Auf das Zinsenkonto kommen 573 359 Fl., auf Provision und Kommission 408 787 Fl. und auf diverse andere Gewinne 327 832 Fl. Die Gehalte betragen 270 164 Fl. und die Spesen 144 530 Fl. Es bleibt, wie erwähnt, ein Rein- gewinn von 1293783 Fl. Die Generalversammlung der Aktionäre der Unionbank wird auf den 31. d. M. einberufen. i

London, 13. März, Mittazs. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 3 auf 25°/o herabgeseßt.

Havre, 12. März. (W. T. B.) Wollauktion. Angedoten 9097 B,, verkauft 1259 B. Die Auktion war belebt, gute Wollen sehr fest, andere unveräaderkt. S s

Washington, 12. März. (W. T. B.) Der Swaßfekretär Sherman hat weitere 10 Millionen Bonds einberufen. Die Zahlung der Zinsen hört am 12. Juni auf.

Verkehrs-Anftalter.

Das dieéjährige Februarheft der , Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für dieLandes- statistik“ enthält eine Uebersicht des Postverkehrs im Groß- herzogthum Hessen im Jahre 1877. Danach bezifferten si die angekommenen Briefpostgegenstände bei sämmtlichen Post- anstalten auf 14211 126 Stück. Davon entfielea auf die aus dem Orts- oder Landbestellbezirke der Postanstalt stammenden Briefpost-

egenstände 1 150 686 (darunter 4410 eingeschriebene) und auf die ei anderen Postanstalten aufgegebenen Briefpostgegen stände 13 060 440 Stü (darunter 222 534) eingeschriebene Briefe. Von den obigen beiden Summen waren frankirte Briefe 753 516 bez. 8 296 578 Stück, unfrankirte Briefe 52 110 bez. 252 648 Stück, Postkarten 87 138 bez. 1 796094 Stü, Briefe mit Behändigungsscheinen gegen Behändigungsgebühr 162 bez. 3960 Stück, Drudcksachen (ein\chl. der Bücherzettel und der Postkarten zu 3 -Z) 245 718 bez. 1 940 580 Stü, Waarenproben (Waarenmuster) 162 bez. 116 442, portofreie gewöhne- liche und eingeschriebene Briefsendungen 11 880 bez, 654138 Stüd. Die Zahl der abgesandten Briefpostgegenstände ist der Zahl der an- gekommenen annähernd gleich An Zeitungen, wozu auch die sonstigen periodisch erscheinenden Werke gerechnet wer-

den und wobei die gewöhnlihen Beilagen als Theile des Hauptblatts gelten, wurden aufgegeben bez. befördert: