1879 / 74 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Mar 1879 18:00:01 GMT) scan diff

General Martinez de Campos hatte kaum die Ha- vannah verlassen, als auch \{on einige Briganten die Fahne des Aufruhrs wieder aufpflanzten und sih in kleinen Haufen von Neuem dem altgewohnten Geschäfte der Plünderung hin- gaben, wodurch die landwirthschaftlihen und Handels-Opera- tionen nit wenia gestört werden. Man sieht daher mit be- greifliher Ungeduld der Ankunft des Generals Blanco ent- gegen, von welchem viel erwartet wird.

Bei den Deputirten- und Senatorenwahlen wird die kon- servative Partei den Sieg über die sogenannte liberale Partei davon tragen.

Die Munizi-calität der Stadt hat den Beschluß gefaßt, in ihrem Sitzungssaale die Porirâts der Generale Don Joaquin de Jovellar und D. Arsenio Martinez de Campos anzubringen, in Anerkennung der Dienste, welche sie der Jnsel geleistet haben. Gleichzeitig hat diese Korporation dem General Fovellar eine große massive Goldplatte überschickt ; dieselbe ist mit den s{önsten Reliefs verziert und trägt eine Jnschrift, welche den Dankgefühlen der Korporation für die hervor- ragenden Dienste des ehemaligen General-Gouverneurs Aus- druck verleiht.

Stalien. Nom, 86. Manz (W. T. B) Die De- putirtenkammer beendigte heute die Generaldebatte über das Einnahmebudget. Der Finanz-Minister erklärte: das Vudget weise einen Ueberschuß§ß von 41 Millionen auf, von welchen nach Abzug der niht einzubringenden Summen und der neuen Ausgaben 14 600 000 Lires zur Verfügung bleiben würden. Der Minister hob hervor, man dürfe nicht glauben, daß man für die Eisenbahnbauten mit den gewöhn- lichen Mitteln ausreichen würde, cs würden vielmehr noch andere Mittel zu ergreifen sein. Der Minister konstatirte ferner das fortdauernde Steigen mehrerer Einnahmeposten und sprach die Hoffnung aus, daß eine weitere Erhöhung der Einnahmen eintreten werde durch Einführung einiger neuen Steuern, sowie durch eine Reorganijation der bestehenden Steuern, insbesondere durch Umwandelung der Octrois; auf diese Weise werde es möglih sein, die neuen Ausgaben zu deen. Das Kabinet habe den festen Willen, sein Finanz- programm aufrecht zu erhalten. (Zustimmung.) Der Minister der öffentlichen Arbeiten legte einen Geseßentwurf vor, durh welchen der zu Bern am 12, März mit Deutsch land und der Schweiz abgeschlossene Additionalvertrag, betreffend den Bau der St. Gotthardbahn, geneh- migt wird.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 25. März. (Fourn. de St. Pét.) Der zum französishen Botschafter am hiesigen Kaiserlichen Hofe ernannte General Chanzy is gestern Mittag hier eingetroffen. Wie die „Ag. int.“ meldet, ist der General Todleben mit seinem Generalstabe am Sonn- tag um 2 Uhr Nachmittag, von Varna kommend, an Bord des Dampfers „Constantin“ im Hafen von Ddessa ange- fommen und bei seiner Landung unter den Hochrufen der Menge von dem Kommandanten, dem Präfekten der Stadt, den Generalen und Offizieren der Garnison, sowie den städtishen Behörden empfangen worden. Ein Telegramm des „Regierungsboten“ meldet, daß die Leiche des Feld- warschalls Fürsten Barjatinskij am 23. in Minsk ein- getroffen und von der Geistlichkeit und dem Militär mit den gebührenden Ehren empfangen worden ist.

Die Ausschiffung der vom Kriegsschauplaßze zurüdcktehrenden Truppen geht, wie die „Od. Ztg.“ vor 18. März schreibt, ununterbrochen vor sih. So kamen Anfangs verflossener Woche im hiesigen Hafen 5 Dampfboote, „Peters- burg“, „Moskau“, „Gunib“, „Bug“ und der englische Dampfer „Castell“, mit Truppen an. Auf ihnen befanden sich 63 Stabs- und Oberoffiziere und 4130 Soldaten. Das Dampfboot „Peters- burg“ allein brahte davon 860 Mann Kranke und in der Genesung Begriffene, 200 gemiethete Arbeiter und 200 Pferde.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Wien, Donnerstag, 27. März, Nachmittags. Das Herren- haus hat den Geseßentwurf, betreffend die Begebung von 100 Millionen Goldrente, angenommen. Die vom Grafen Leo Thun gegen den Geseßentwurf gerichteten Angriffe waren vom Minister-Präsidenten von Stremayr energish zurück- gewiesen worden.

Bern, Donnerstag, 27. März. Der Nationalrath nahm heute nah zweitägiger Debatte in namentlicher Abstimmung mit 65 gegen 62 Stimmen den Antrag Burckhardts (Basel) auf Ablehrung jeder Revision des Artikels 65 der Verfassung an. Der Nationalrath hat somit den vom Ständerath ge- faßten Beshluß auf Wiedereinsührung der Todesstrafe ab- gelehnt.

Rom, Donnerstag, 27. März. Jn Folge der am Sonn- tag zu Mailand stattgefundenen Ruhestörungen hat die dortige Gerichtsbehörde die Auflösung des Vereins der republikanischen Brüderschaft verfügt.

Neichstags- Angelegenheiten.

Nach dem soeben erschienenen M itgliederverzeichniß der Fraktionen im Reichêtage stellt fich das Stärkeverhältniß (am 22, März) folgendermaßen: Die Fraktion der Deutsch- Konservativen zählte 57 Mitglieder, die Fraktion der deutschen Reichépartei 51 Mitglieder und 6 Hospitanten (die Minister Dr. Falf und Dr. Friedenthal, der Botschafter Fürst Hohen- lohe-Schillingsfürst und die Abgg. von Bethmann-HoUweg-Runowo, Dietze-Pommfsea und von König), die Fraktion der Nationalliberalen 101 Mitglieder, die der deutshen Fortschrittspartei 22 Mitalie- der und 2 Hospitanten (die Abgg. Dr. Meyer [Schleswig] und Wuifshein). Die Fraktion des Centrums zählt 93 Mitglieder und als Hospitanten die 9 hannoverschen Parti- kularisten : von Adelebsen, von Alten: Linden, Baron von Arnswaldt, Graf von Bernstorff, Dr. Brüel, Graf Grote, von Lenthe, von Müller (Osnabrück) und Dr. Nieper. - Die Fraktion der Polen ift 14 Mitglieder stark, die S-zialdemokratcn ¿zählen 9 Mitglieder. Keizaer Fraktion haben si anges{hlofsen 30 Abgeordnete, nämli Berger, Dr. Beseler, von Bockum-Dolfs8, von Bübler (Oehringen), Dr. Delbrück, Dr. von Feder, Dr. von Forckenbeck, Dr. Groß, Haerle, Kopfer, Krüger (Hadersleben), Dr. Löwz, von Ludwig, Sonnemann, Dr. Wiggers (Güttrow) und die 15 elsaß-[lcthringisden Abgeordneten : Bezanson, Dollfus, Germain, Grad, Guerber, Heckmann-Stintzy, Jaunez, Kablé, Lorette, North, Dr. Rack, SchmittBatiston, Schnee- gans, Dr. Simonis und Winterer. Drei Mandate waren erledigt: Ost- und Westpriegniß (inzwischen ist Hr. von Jagow-Rühftädt ge- wählt worden), Kottbus-Spremberg und Celle.

Landtags- Angelegenheiten.

Der Rittergutébesißzer v. Chlapows fi, Senior des Herre n- hauses, ift, wie „W. T. B.“ aus Koften, 27. März, meld-t, in der vergangenen Nacht auf seinem Gute Zureni gestorben. Derselbe war am 26. Mai 1789 zu Turew geboren und auf Präsentation des Verbandes des alten und befestigten Grundbesites im Landschaftt- bezirk Fraustadt durch Allerböchsten Erlaß vom 27. November 1854 auf Lebenszeit in das Herrenhaus berufen. Auch der Senior des Hauses der Abgeordneten, F. L. Weüsthoff, ist 83 Jahre alt, in Harburg am 24. d. M. gestorben. Derselbe hat seit dem Jahre 1570 den 29. hannoverschen Wahlbezirk (Harburg) im Ab- Es vertreten und der nationalliberalen Fraftion an- gehört.

R Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Er

=3# Am 24. d. M. ftarb zu Hannober nach längerem Kranken- lager der bervorrag-nde Technologe Karl Karmarsch. Karmarsch, Geheimer Regierungs-Rath, Dr. phil, war 1803 in Wien geboren. Erft vor einigen Jahren zwang ihn eine zunehmende Schwäche der Augen, das Direktorat der polytechnishen Schule zu Hannover niederzulegen. Seitdem beschränkte sich seine öffentlihe Thätigkeit auf Fortführung seiner Aemter als Vize-Präsident der Direktion des Gewerbevereins für Hannover und als Mitglied der deutshen Normal-Eichungs- kommission. Unter vielen anderen von ihm verfaßten Schriften zeichnen sich aus: das bereits in 5. Auflage ershienene „Handbuch der mechanischen Technologie“, das in 3. Auflage verbreitete ,Tech- nische Wörterbuh* und die im Jahre 1872 erschienene „Geschichte der Technologie“,

Das neue Universitätsgebäude in Marburg soll Ende Mai feierlich eingeweiht werden.

St. Petersburg, 22. März. (St. Pet. Herold.) In der am 19. März abgehaltenen Monatésißurng ver Geographischen Gesellshaft benachrihtigte der Sekretär die WVersamm- lung von dem Stande der Arbeiten der Expedition des Baron Aminow, von der Erfoershung der Wasßserscheide des Obi und des Jenissej und von der gegenwärtigen Aus- rüstung neuer Expeditionen. Im Laufe dieses Monats wird die Erpedition aufbrehen, welche vom Ministerium der Wegekommuni- kation auêgerüstet wird, um den Dur&bruch des Amu-Darja zu erforschen. Ferner beabsichtigt die Gesellschaft, an einer Expedition, die Hr. A. M. Ssibirjakow ausrüstet, sich zu betheiligen. Hr. Ssibirjakow begiebt si, besorgt um das Schicksal Nordenskjölds, in den nördlichen Ozean, um die „Vega“ aufzusuchen und ihr Hülfe zu bringen. Falls dies gelingt, will er die Fahrt bis zu den Mün- dungen der Lena fortseßen und dann erst nach Europa zurückehren. In derselben Versammlung gab Hr. A. I. Wojeikow einen kurzen Bericht über seine im Jahre 1874 unternommene amerikanische Reise.

Gewerbe und SandeL

Dem Vermaltungéberichte der Reichsbank für das Jahr 1878 find folgende Mittheilungen entnommen: Der Gesammtumsatz der Reicsbank in wirkliÞh autégeführten Geschäften hat im Jahre 1878 betragen 44254 713 700 gegen 47 541 619 800 Æ in 1877. Der Bankzinsfuß berechnet sch im Dur{schnitt des ganzen Jahres 1878 auf 4,34%, für Wechsel und 5,34% für das Lombard. An Banknoten sind dur(scbnittlih 622 642 000 (A im Um- lauf und mit 79,35% durch Metall gedeckt gewesen. Die Grund- stüdte batten am 31. Dezember 1878 einen Buchwerth von 17704600 M Det MNeservefonds beläuft sich auf 15223709 Æ An Wecchseln wurden gekauft oder zur Einziehung übernommen 2380 309 Stück über rund 3 405 266 000 M. Von den am 31. Dezember 1878 im Bestand gewesenen Diskonto- und Rem-:fsenwe{seln waren fällig: binnen 15 Tagen 147 215 050 M, binnen 30 Tagen 63 £81 430 Æ, binnen 60 Tagen 89582 770 A, binnen 90 Tagen 57265870 Æ An Lombard-Darlehnen wurden 525750700 Æ ertheilt. Am Scwbluffe des Jahres 1878 blieben 5659 Darlehne mit 66 247 970 #. ausgeliehen. Die durch- \cnittlihe Wesel- und Lombard-Anlage betrug 387 990 000 Im Giro-Verkehr wurden mit Einsbluß des aus dem Jahre 187( verbliebenen Guthabens von rund 107 Millionen Mark theils durch Baarzahlung, theils durch Uebertragung vereinnah:nt, rund 13 752 Millionen Mark, verausgabt rund 13 646 Millionen Mark. Der Rest von rund 106 Millionen Mark nebst ca. 18 Mill. Mark \chwebender Uebertragangen verblieb als Guthaben am 31.Dezember 1878. Bei dem Komptoir für Werthpapiere waren am Scluß des Jahres 1878 Effekten im Nomiz:alwerth von 688 504 505 Æ in 2084 verschiedenen Gattungen d.ponirt. Bei 899771 Stück der Werthpapi .re war dem Komptoir die Kontrole über die L-erloosung übertragen. An Zinsen bezw. Dividenden von den deponirten Effek- ten wurden im Laufe des Jabres 23 810 431 A. eingezogen.

Der Bruttogewinn für 1878 hat betrazen 18553 695 Æ; davon gehen ab: 1) die Verwalturgsfosten mit 5 438 830 4, 2) die Depositenzinsen mit 274672 Æ, 3) für Banknoten-Anfertigung 183 836 Æ, 4) die an den preußishea Staat gemäß §. 6 des Ver- trages vom 17/18. Mai 1875 gezahlten 1865730 #, im Ganzen 7762068 #, so daß ein Reingewinn von 10 790 626 M. verbleibt. Von leßterem erhalten: 1) die An- theilseigner 43% von 120000000 Æ = 5400000 #, 2) der Reservefonds 20 % von 5390626 = 1078125 M, und vom Ueberreste von 4312501 4 die Reichskafse 2 156 250 M, die Antheilseigner 2156250 # Dem Gewinnantheile der An- theilseigner von 2156250 Æ tritt hinzu der ultimo 1877 unver- theilt gebliebene Rest von 4185 4, giebt zusammen 2 160 436 4 Auf jeden Antheilshein der Reichsbank sind hiernach als Rest-Divi- dende 54 Æ, auf sämmtliche 40 000 Antheile also 2160000 Æ zu zahlen. Die übrigen 436 F bleiben der späteren Berehnung vorbehalten. Die Antheilseigner erhalten demgemäß pro 18 jeden Antheil von 3000 # im Ganzen einen Ertrag von 63/10 °%.

Nach dem Akschlufse der Union, Aktiengesellschaft für See- und Flußversicherungen in Stettin, für 1878 bestanden die Gesammteinnahmen in 376 312 Æ, die Gesammtaus- gaben in 279 191 Æ, so daß ein Ueberschuß von 97121 Æ gegen 98 000 ÆA im Vorjahre verblieh. Derselbe - wird verwandt mit 7121 Æ zu Iantièmen, mit 9000 Æ als Beitrag zum Reservefonds und mit 81 909 Æ zur Dividende von 18 °/9 oder 27 4 pro Aktie. Der Reservefords beläuft sich jeßt auf 354 333 M

Amsterdam, 26. März. (W. T. B.) Bei der heute hier abgehaltenen Zinnauktion wurden für Bancazinn 41}—42} F[. bezahlt. Der Durchschniitspreis fstelite fich auf 42 Fl. Es wurde Alles verkauft.

Berlín, den 27. März 1879.

Die Berliner Beamtenvereinigung, ein Spar- und Darlehnskafsenverein, der zugleih für Berlin als das Organ des Preußischen Beamtenvereins zu Hannover fungirt, hielt am 29. d. M. in Beckters Bierhallen ihre erste ordentlihe Generalversammlung ab. Dem Jahresberihte des Vorsitzenden, Geheimen Regierungs-Rath Bosse (W., Lüßowplaß 3, von welhem auch das Statut und nähere Auskunft über den Verein zu erlangen ift) entnehmen wir nachstehende Mittheilungen. Seit 1. März 1878 ift die Zahl der Mitglieder von 51 bis auf 268 gestiegen. Darunter befinden sfi vortragende Räthe der Ministerien, Richter, Gymnasial- und Realschullehrer, Gemeindelebrer, Magistratëbeamte, Bauinspektoren, Eisenbahn- und Steuerbeamte, Bureau und Kassenbeamte der Ministerien und anderer Behörden, kurz Beamte aller Klassen. An jährlichen, regelmäßigen Sparein-

lagen zahlen 63 Mitglieder : 12 4, 1 Mitglied 16 A, 37: 20 M, 11, 24 M, 18: 36 A, 73: 40 A, 1:48 A, 28: 00 M, 2:72 M: T: 100 M, 9: 120 M, 1: 200 Æ, 2: 240 A, zusammen 268 Mit- glieder jährli 10876 Æ, ungerechnet die außecordentlichen, über diese Sâtße zum Theil weit hinauêëgehenden Spareinlagen. Vom Maâärz bis Ende tes Jahres 1878 betrugen die Aktiva des Vereins 7754,25 Æ, zur Zeit der Generalversammlung bereits 11750 M Diese Ersparniß läßt sih auss{liezlich auf die Anregung des Vereins zurückführen; ohne diesen würden diese Spareinlagen verzettelt und wenigstens größtentheils auch{ wobl ganz verzehrt worden sein. Der Zinsengewinn für 1878 betrug rund 6%. Die &eneralversamm- lung be\chloß indessen, jedem Mitgliede nur 5% der Einlagen gut- zuschreiben. Der Reft floß in den Reservefonds, welcher 419 Æ be- trägt. Darlehne an Vereinêmitglieder sind gewährt worden zum Betrage von 100, 540, 300, 300 und 200 #4, sämmtlich zu 6% Zinsen und unter den bequemsten Rükzablungsbedingungen. Aub für die geistige Anregung der Mitglieder hat die Berliner Beamten- vereinigung zu forgen getrahtet, und zwar dur eine Reihe von Vor- trägen, welwe in den regelmäßigen Monatsversammlungen gehalten worden sind. Wir Heben von diesen Vorträgen folgende hervor : Ueber Gymna2sial- und Reals{ulbildung mit besonderer Rücksicht auf die zweckmäßigste Schulvorbildung für Beamte; über Ernst Moritz Arndt, ein Zeit- und Lebenébild; über die Bedeutung der Frau im häuslichen, wirthschaftliben und Beruféleben des Beamten ; Uber eine Reise durch Obersösterreid, Tirol und Obkeritalien; über den Luxus, namentlich in seiner Bedeutung für den Beamterstand ; über Maß- und Gewichtêwesen ; über den deutshen Orden in Preu- ßen; über die Fehmgerichte. Andere Vorträge über gleich interessante Themata stechen für die nächsten V-rsammlungen in Aussicht. Die Generalversammlung erklärte sib mit den Vorlagen des Vorstan- des im Wesentlichen einverstanden und besbloß dann eine Reihe von Statutenänderungen mehr formaler Natur. Auf Grund derselben, welche nich dem vom Königlichen Ministerium des Innern aufgestellten Normalstatut anscließen, soll demnächst die Verleihung von Korpo- rationsrechten für die Berliner Beamtenvereinigung erbeten werden. Es wurde der dringende Wunsch ausgesprocben, daß si dem Verein: immer noch zablreichere Berliner Beamte aller Kategorien ansbließen mögen, eineétbheils um die materiellen Vortheile, die der Verein

* bietet, in immer weitere Kreise zu leiten, anderntheils um die tiefere,

ideale Grundlage dieser Vereinigung, den Geist der Ehrenhaftigkeit, Ss, Woßhlarständigkeit und Selbstzucht im Beamtenstande zu pflegen.

Die diesjährigen Vorlesungen des Wissenschaftlichen Vereins wird der Universitäts-Profefsor Dr. Gosche aus Halle am Sonnabend, Nachmittags 5 Uhr, mit einem Vortra: über „Zi- geuner als Typus in Dichtung und Kunft“ beschließen.

Die Saison der Besteigung des Ratbhhaustbhurmes, welche jedesmal am Geburt=tage Sr. Majestät des Kaisers eröffnet wird, hat auc in diesem Jahre am 22, März ihren Anfang genommen. Die Bcsteigung des Thurmes if gegen eine Abgabe von 50 - ge- stattet, und fällt die hieraus erzielte Einnahme einem wohlthätigen Zwede zu.

Im Concerthauje fam gestern eine „symphonishe Dichtung“ von Moriß Moëzkowsky, betitelt „Jeanne d’Arc“, zur ersten Auk- führung und hatte einen außerordentli glänzenden Erfolg. Der jugend- liche Komponist mußte am Sc(luß der Aufführung sib auf lautes Ver- langen dem Publikum zeigen, eine Ehre, welcher in diesen Concerten \ih kaum irgend ein Vorgänger rühmen durfte ; freilih hatte der zahl- reiche Freundeskreis wohl ein nit geringes Kontingent ‘zu den Be- fuchern gestellt. Was das Werk selbst betrifft, so zeugt es zwar von fehr fleißigem Partiturstudium, aber so übergewissenhaftem, -daß man auf Schritt und Tritt Reminiszenzen begegnet. Wenn diese den brillantesten Werken der vorgeschritten sten Fnstrumental-Kompvonisten: Meyerbeer, Lißt, Wagner, Raff entlehnt sind, so zeugt dies zwar von richtiger Erkenntniß, aber was daraus gemaht worden, *ist do nur eine Kompilation, ein vers{wommenes Konglomerat von Orchestereffekten zum Theil raffinirt-sublimer, zum Theil \o koloffal- überwuchtiger Art (wie im Finale des leßten Satzes), daß die beab- sichtigte Wirkung sich selbst todt macht. Dazwischen treten auch andererseits wieder weichlich triviale und klaviervirtuosenhafte Stellen auf. Als „Dichtung“ ketrachtet, ist die Komposition voller.ds verfehlt, denn der einzige Sat, der einen tonmalerishen Charakter trägt, ist von den vieren, aus welchen das Werk besteht, der vorleßzte : der {on in der Einleitung lebhaft an den Prophetenmarsh von Meyerbeer und weiterhin deutlihft an den Kaisermarsh von Wagner erinnert, sich also als Krönungëmarsch zu erkennen giebt. Unbegreiflib muß es dagegen jedem Hörer erscheinen, daß der Kom- ponist das pastorale, das friegerisde, das religiôse Element so gar nicht zum Ausdruck gebracht hat, und wi: leiht wäre es mit den aufgewandten Mitteln gewesen, daraus die über- zeugendsten, lebendigsten Farben für das Tongemälde zu mischen! Zum Tondichter fehlt dem Komponisten so gut wie Alles: was er bietet ift gut gesichtetes, aber fals und überschwäng- lih angewandtes Rohmaterial. Nach diefer Erstlingsleiftung aber wird man, wenn er si maßvollerer charakteristisherer Behandlung be- fleißigt, noch manches Tüchtige erwarten dürfen, wofern der \-hr wohlfeil errungene Succeß ihn nit irre macht.

Am meisten Dank schuldet der Komponist Hrn. Hof-Musikdirektor Bilse und seiner ausgezeichneten Kapelle, welhe sich die präcise Erekution des überaus \{chwierigen Werkes mit gewohntem Eifer angelegen sein ließ. Der Bereitwilligkeit und Uneigennütigkeit aber, mit welcher Hr. BVilse die Einstudirung derartiger Werke jüngerer Komponisten zu übernehmen pflegt, um damit die Kreise der Kunst- freunde bekannt zu machen, gebührt auch von Seiten dieser ganz be- sondere Anerkennung.

Die Lappländer - Gesellshaft des Zoologisben Gartens wird am kommenden Dienftag nach Dreéden abreisen und na furzem Aufenthalte ir der sähsishen Residenz die Heim- reise über Hamburg nah Hammerfeft antreten. Hr. Hagenbeck hat indessen bereits für einen Ersaß gesorgt, der bei allen Freunden der Anthropologie das höchste Interesse erregen dürfte. Es ist ihm näm- lih gelungen, eine Gesellschaft Feuerländer zu einer Rund- reise durch Europa zu engagiren, und er hegt di: Hoffnung, bereits in einigen Wochen diese Bewohner des südlihsten Theiles von Amerika den Berlinern vorführ.n zu können.

Hr. Direktor Bodinus hat in Marseille eir Nilpserd angekaust, welches er in diefen Tagen von dort mitgebraht hat. So bcs\itt denn unser zoologischer Garten auch ein Pärchen von diesen seltsamen pachydermen Geschöpfen. Der neue Ankömmling wurde vor Kurzem vom Vize-König von Egypten an den Jardin d’Acclima- tisation nah Paris verkauft, von diesem einstweilen in Marseille belaffen und an unsern Garten wieder verkauft; er repräsentirt jeßt einen Werth von etwa 20000 A Das etwa 4 bis 5 Jahre alte Thier befindet si äußerst munter und hat fofort mit Wohlbehagen von dem ihm angewiesenen Wasserbassin Besiß genommen. Hr. Direktor Bodinus, welcher den Tranéport des neuen YViilpferds als den \{chwierigsten und mühseligsten, den er jemals in seinem Leben geleitet Hat, bezeihnet, hat außerdem eine sehr s{chône weibliche Säbel-Antilope, sowie einige seltene Fasanen und Nicobartauben mitgebracht.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preu

M 74.

34%iges Anlehen der vormals Freien Stadt Frank- furt a./M. von 5000000 Fl. Vom 12. Mai 1846. Bei der am 11. d. Mts. stattgefundenen Verloosung des Anlehens der vormals Freien Stadt Frankfurt M. vom 12. Mai 1846 wurden nahrverzeihnete Nummern gezogen.

A, Zur Rückzahblung auf den 1. Juli 1879.

Litt. E. à 1000 FL = 1714 A 29 S Nr. 62 134 1923 211 216 354 414 475 539 575 636 723 742 1043 1050 1098 1234 1302 1320 1371 1439 1662 1727 und 1737, 24 Stck. über 24000 F[. oder 41 142 M 96 K.

Litt, E, à 500 Fl. = 857 A 14 4 3 Nr. 1802 1808 1910 1952 2054 2098 2231 2377 2381 2495 2509 2545 2608 2689 und 2790, 15 Stck. über 7500 FI. oder 12857 Æ 10 s.

L E à 300 Sl. = 514 M 29 43 Nr. 2313 2861 2397 2923 2989 2996 3015 3083 3085 und 3992, 10 Stck. über 3000 Fl.

oder 5142 4 90 s. Litt. E. à 100 Fl. = 1 43 § Nr. 3354 3463 3498 3523 3572 oder 1371 M

Lu 3633 3713 und 3783, 8 “U A

[4 Stck. über 800 Fl.

Litt, E. Summa: 57 Stck. über 35 300 F. oder 60514 # 40 5. B. Zur Rüdckzahlung auf den 1. Januar 1880.

Litt. F. à 1000 Fl. = 1714 Æ 29 S Nr. 25 52 68 229 263 342 352 382 519 541 572 595 766 832 1010 1060 1265 1274 1316 1546 1585 1618 1707 und 1758, 24 StÆ. über 24000 Fl. oder 41142 M 96 S.

Litt. F. à 500 FLI. = 857 A 14 S § Nr. 1952 2144 2154 2175 216 2217 2230 2402 2406 2447 2449 2562 2646 2752 und 2761, 5 Stck. über 7500 Fl. oder 12857 Æ 10 4.

Litt. F. à 300 ST. = 514 A 29 S Nr. 2807 2860 2946 3117 3133 3159 3166 3182 3262 und 3282, 10 Stck. über 3000 Fl. oder 5142 M 90 S. :

Litt, F. à 100 FI. = 171 Æ 43 § Nr. 3377 3491 3513 3610 3651 3665 und 3690, 7 Stck. über 700 Fl. oder 1200 Æ 01 S.

Litt, F. Summa: 56 Stck. über 35 200 Fl.

oder 60342 M 97 S.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be- merk:n benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Ver- zinsung nur bis zum betreffenden Rücfzahlungstermine stattfindet, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., bei der Kö- niglichenStaatsshulden-TilgungskasseinBerlin, sowie bei jeder KöniglibenRegierungs-undBezirk38-Hauptkasse gegen Rütgabe der Obligationen mit den dazu gehörigen, niht ver- fallenen Zinécoupons und der Taloa8, und zwar bei den Obligationen Litt. E. mit den Ccupors Ser. I. Nr. 4 bis 8 und bei den Obli- gationen Litt, F. mit den Coupons Ser. I. Nr. 5 bis 8 erheben können. j i 7

Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlih zurüctzugeben- den Zinscoupons wird von dem Kapitalbetrage zurüctbehalten.

Soll die Einlösung von dergleihen Obligationen nicht bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., oder bei der Königlihen Regierungs-Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, fo sind die betreffenden Obligationen nebst Coupons und Talons vierzehn Tage vor dem Verfalltermine bei diesen Kassen einzureihen, von welchen dieselben vor deren Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind.

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Nestanten aus der:

17 loosung. Litt. E. Nr. 3798.

22. Lat F Me 1918.

23. loosung. Litt. F. Nr. 139 244 2111 und 3794.

24. Verloosung. Litt. E. Nr. 102 1456 1847 2898 2913 318: 3226 und 3532, Litt. F, Nr. 613 870 1371 2536 2617 3090 31 3244 3529 und 3645. _

95. Verloosung. Litt E. Nr. 1608 1166 1788 2731 2890 3026 3071 3455 3767 und 3781, Litt 408 731 903 1129 1763 2159 2178 2923 3035 und 3692,

Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlöfung aufgefordert.

Wiesbaden, den 17. März 1879 _

Der Regierungs-Präsident. v. Wurmb.

1983 2677 Nr. 67 209

A 3109 3543 3564

Nr. 12- des „Central - Blatts für das Deutsch“ Rei ch“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden In- halt: Allgemeine Verwaltungssacen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reich8gebiet. Münz- und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichs- Goldmünzen; Goldankäufe der Reichsbank; Status der deutschen Notenbanken Ende Februar 1879, Zoll- und Steuerwesen: Uebersicht über Rübenzuckersteuer, sowie Zucker-Ein- und Ausfuhr für Februar 1879; Abberufung eines Stationskontroleurs; Befugniß einer Steuer-Einnehmerei; Marine und Schiffahrt: Erscheinen des 2. Heftes der Entcheidungen des Ober-Seeamts und der Seeämter; Ertheilung eines Flaggen- attestes ; Uebersicht über die Zahl der einregistrirten und der in den Schiff8registern gelöschten deutschen Kauffahrteischiffe ; Finanz- Wesen: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und Verbrauh®- steuern, scwie vom Spielkartenstempel, bis Ende Februar I) Post- und T-legraphen-Wesen: Postordnung vom 8. März _ 1879; Betrag des Portos im Umfange des Weltpostvereins; Postkarten mit Antwort im Verkehr des Weltpostvereins; Telegraphiscer Verkehr mit Oesterreich Ungarn ; Cinheitsporto für Zeitungen an Personen der Besaßungen deutscher Kriegsschiffe im Auslande; Cisenbahnwesen : Eröffnung der Station Wehrden für den Eilstück- und Stückgutverkehr. -— Konsulatwesen : Ernennungen. :

Nr. 21 des „Amtsblatts der deutshen Reihs-Post- und Telegraphenverwaltung“" enthält: Versügungen: Vom 16. März 1879: Sigerstellung und Prüfung der rechtzeitigen Ab- lieferung und Vereinnahmung der eingezogenen Postaustrags- und Postnanahme-Beträge. Vom 13. März 1879: Fertigung monat- liber Kafsenabs{lüfse bei den Post-Agenturen. Vom 18. März 1879: Erlzihterungen beim Äbs{hluß von Lebensversiwerungen für Beamte und Unterbeamte der Post- und Telegraphenverwaltung. Vom 18. März 1879: Aenderung der Druckformulare im Vereins- verkehr. 4 ian

„Centralblatt für die gesammte Unkerri - Verwaltung in Preußen.“ Inhaltsverzeihniß des Februar- und Märzheftes. Aus den Verhandlungen der 13. Legislaturperiode des preußischen Landtages. T. Rede des Herrn Ministers der gei] lihen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Falk im Haufe der Abgeordneten am 15. Januar 1879 (gelegentlih der zweiten Berathung des Staats8- haushalt3-Etats pro 1879/80). II. Rede des Herrn Ministers der eistlichen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Falk im Herrenhause am 18.

ebruar 1879 (gelegentliÞ der Berathung über eine Petition der Herren Graf von Hagen und Genossen, die Verhältnisse der evan- gelishen Volksschule betreffend). Führung cines Reisejournals Sei- tens der ändigen Kreis-Schulinspefktoren. KautionEpflibt der Ren- danten von Stiftungsfonds. Verrehnung des Erlöses für alte und entbehrlibe Baumaterialien, Geräthe 2c. Bestätigung der Rektor- wahlen an den Universitäten zu Kiel und Königsberg. Gefeß, be- treffend die Erwerbung von Grundstücken zum Neubau der geburts-

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 27. März

pes L L A ac ede

bülflihen Klinik der Universität zu Berlin. Vom 27. De- zember 1878. Reglement für das Seminar zur Ausbildung von Studirenden im wissenschaftlihen Rechnen an der Königlichen Univer- sität zu Beclin. Reglement für das Recheuinstitut der Königlichen Sternwarte zu Berlin. Mendel8sohn-Bartholdy'she Stipendien, ; ine für die Aufforderung zur Bewerbung und für die Verleihung. Preisaus\chreiben des Königlich italienischen Venetianishcn Instituts der Wissenschaften und Künste. Einheitlihe Publikation ur.d buh- bändleriswe Verbreitung der Protokolle der Direktoren-Konferenzen. Maturitäts-Aspiranten bezw. Abiturienten i. I. 1878. Frequenz der Gymnasien 2c. im Sommer 1878. Betrieb des Gartenbaues an den Seminaren in Pommern. Instruktion über Anstellungsfähigkeit der Schulamtzbewerber und Beseßung der Lehrerftellen im Kreise Her- zogthum Lauenburg. Uebereinkommen mit dem Großherzogthum Sawthsen-Weimar über gegenseitige Anerkennung von Lehrerinnen- 2c. Zeugnissen. Befähigung8zeugnifse aus den Turnlehrerinnenprüfungen im Herbste 1878. Termin für die Turnlebrerprüfung i. J. 1879. Termin für die ZeichenleZrerinnenprüfung i. I. 1879. Prüfungs- ordnung für die Handarbeitslehrerinnen in der Rheinprovinz. Zu- ständigkeit bei der Entlassung der Kinder aus der Volksschule. Schul- besuch der Scbifferkinder während der Winterzeit. Verleihung von Orden und Ebrenzeicheau. Personalchronik.

Nr. 3 des „Ministerial-Blatts für diegesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten® hat folgenden Inhalt: Bescheid, die zum Zwecke der

Bescheinigung betreffend, vom 7. Januar 1879. Cirkular, die Ansteilungefähigkeit der im Königreich Preußen au3gebildeten Lehre- rinnen an hôbheren Mädchenshulen und Scbulrorsteherinnen, für Stelier im Großherzogthum Sachsen-Weimar und umgekehrt, der in diesem Großherzogthume mit Bifähigungszeugnissen versehenen Be- werberinnen, in Preußen betreffend, vom 13. Februar 1879. Cirkular, den Tarif der von preußischen Armenverbänden zu ecstattenden Armen- pflegekosten betreffend, vom 8. Februar 1879. Erlaß, die Ver- öffentlihung von Uebersichten der kommunalen Provinzialverwaltung dur, den Amtsblättern beizufügende Drucerempiare betreffend, vom

ciner besonderen Genehmigung zur Annabme autländischer Juden als Gewerksgebülfen 2c. betreffend, vom 10. Januar 1879. Verfügung, die Verpflibtung der jüdishen Mitglieder einer Civilgemeinde zu Kostenbeiträgen für Unterhaltung, bezw. Vergröß:rung des Kom- unal-Friedhofe3 betreffend, vom 6. November 1878. Cirkular, die Grundsäte für die Heranziehung der Versicherungsgeseliscasten ¿ur Gemeiude-Einkommensteuer betreffend, vom 31. Januar 1879. Erkenntniß des Gerichtéhofes zur Entscheidung der Kompetenz- fonflifte vom 11. Januar 1879. Cirkular, die Mitwirkung der Pfarrgeistlihkeit bei Förderung der Zwede des Geseßes vom 13. März 1878 wegen Unterbringung verwahrloster Kinder betreffend, vom na der Republik Guatemala betreffend, vom 21. Januar 1879. Cirkular, die Tagegelder- und Reijekostensäße für Dienstreisen der Oberförster in der Eigenschaft als Forstpolizzianwalte betref|end, vom 4. Februar 1879. Verfügung, die Uaterbringung geistes- franker Sirafgefangenen in Irrenheilanstaltcn betreffend, vom 2. Februar 1879. Erlaß, die Ertheilung. von Sreifarten zum Passtren von Chausseegeld-Hebestellen an Begmte der provinzial- ttändischen | ] E Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 1. November 1878: Die Umwandlung einer : eine Auflösung der ersteren und die Ecrihtung der leßteren dar. Die Ueberlassung der Aktien an die bisherigen Gewerke, an Stelle der ihnen als solchen gebörigen Kure, ift eine Angabe an Zablungs8- statt und als solche besonders zu versteuern. Gewerkschaft und

physischen Personen dieselben sind. Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 28. März 1878. Die Stempelpflictigkeit einer Urkunde ist lediglih na ihrem Inhalte, nicht aber nah Umständen zu beurtheilen, welche nit aus der Urkunde felbst entnommen werden

nit deéhalb fort, weil der darin beu:kundete Vertrag wegen Be- trugeë anfe{tbar is. Cirkular, die Notirung der Ee liver orgungs- berechtigten Jäger der Klasse A. 1. betreffend, vom 15. September 1878. Bekanntmachung, den einjährig-freiwilligen Militärdienst betreffend, vom 25. September 1878.

Statiftische ITachrichten.

Nah den von der Königlih württembergischen evangelischen Ober-Kirchenbehörde eingezogenen Berichten über die kirhlihen Trauungen in der evangelischen Kirche Württemberg® während der zweiten Hälfte des Jahres 1878 beträgt die Zahl der vor den Standesämtern von Gliedern der evangeli}chen Kirche ge- \{lofsenen Eben in der Zeit vom 1. Juli bis 31, Dezember 1878: 1) Gben zwischen Evangelischen 4246, 2) gemischte Eben (mit Katbo- lifen) 332, im Ganzen 4578. Hiervon entfallen auf 48 Diözesen mit Aus\&luß des Stadtdirektionsbezirks Stuttgart und mit Cin- {luß er außerhalb Stuttgarts _ bestehenden Garnisons- gemeinden: 1) auf 3955 _ Cheschließungen zwifhen Evan- gelishen 23901 firchlihe Trauungen, 2) auf 257 ge- mishte Ehen (mit Katholiken) 240 firhlihe Trauungen, im Ganzen also auf 4212 Gheschließzungen, 4141 kirchliche Trauungen. Zweifelhaft blieb, ob die Trauung nabfolgte bei 3 Paaren. Die Trauung unterblieb bei 51 evangelischen und bei 17 gemischten, zusammen bei 68 Paaren. Von den nicht eingesegneten Chen kommen 1) auf die Ober-Amtsstädte bezw. Orte 37 neben 925 Trauungen, 2) auf die übrigen Städte 8 neben 361 Trauungen, 3) auf die weiteren Ge- meinden 23 neben 2855 Trauungen. Der Prozentsaß der nidt firhlid eingesegneten Ehen beträgt )

Städten 32%, in ländlichen Gemeinden 4/s 9/0, in Stadt- und Landgemeinden zusammen 13s °%/%. Sieht man von den 3 Eheschließungen ab, bei welchen unentschieden ist, ob die Trauung nachfolgte, so wurden in 21 Diözesen, sämmtliche Ehen firdlich eingesegnet; in 11 Diözesen unterblieb die Trauung nur je in einem, in 9 je in zwei, in 1 in drei, in 3 in vier, in 1 in ses, in 1 in fieben und in 1 in elf Fällen. _hô ¡l nichtei segneter Ehen hatte die Stadt Heilbronn mit 9 (neben 56 kir{lihen Trauungen), ihr zunächst stehen Söppingen mit 5 (neben 30 Trauun- gen) und Cannstatt mit 5 (neben 48 Trauungen). In der Stad t- diözese Stuttgart wurden Eben geschlossen: 1) zwishen Evan-

blieb na dem dekfauatamtlichen Berichte bei 64 evangelischen und 32 «eier ¡usammen bei 96 Paaren, alfo bei ca. 26 ‘/6 sämmtlicher Gheschließungen. Da je E den Ebeschließungen den evangeli- hen Paaren die Sektenangehörigen ählt l N eer Giemcintdat vorgenommene religiöse Akt in Ermangelung aller Notizen hierüber bei der Zahl der Trauungen nicht berüdsic- tigt werden konnte, so ift der genannte Prozentsaß entschieden zu boch berechnet. Im ganzen Königreiche machen die nit fir@lid eingesegnetén Ehen 34 °/% aus. Bei 16 Ebescließungen außerhalb Situttzarts lag der Grund der Unterlassung in ganz befonderen Ver- bältnissen; theils lagen kird;liche Trauungsbindernisse vor, theils machten

ci s is ? î f of - 40 M 1:fs h besondere Umstände den Nupturienten die Eheschließung ohne Aufsehen

Beerdigung einés Verstorbenen aus dem Sterberegister zu ertheilende |

E L é C Ga 9 Aa j 6. Januar 1879. Verfügung, die Entbehrlibfkeit der Einholung

8. Februar 1879. Cirkular, die Bedingungen der Auswanderung | alauéttel e ( Peyruae B, e E z A | dern die Rindviehzucht kräftig.

H t A T4 c; E T7 N Po 5 . te au wenn die j 4 b Aktiengesellshaft sind verschiedene Rechtssubjekte, h E M segliden Metcriage unV

| und in geringerem Umfange vor.

elisden 291 und von diesen kirchlich eingesegnet 226; 2) gemischte | Ehen (mit Katholiken) 75, davon firchlich eingejegnet 44. Die Trauung |

zugezählt wurden, dagegen der |

| Rost und der Brand an.

| die Vermehrung des Viehstandes

| das französische Einfuhrverbot gelitten; fette Schafe in Paris gute Abnehmer.

Bauverwaltung betreffend, vom 25. Januar 1879. |

Gewerkschaft in eine Aktiengesellswast stellt |

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pischen Staats-Anzeiger. [t

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wünschen8wertb. Im Uebrigen gehörten fast durchgängig die welche die kir{lihe Trauung nicht nachsubten und auch in ( gart der überwiegende Theil derselben ter fluftuirenden 2 bevölferung an. Eia nicht geringer Theil der auzerhalb S vit ftir{lich eingesegneten Ehen betrifft Nichtwürttemberger Personen mit ganz vorübergehendem Aufenthalt. Einzelne *

4 | welhe niht firlich getraut wurden, hatt:n ihren Aufenthalt i

Stuttgart und ließen nur den Civilakït auswärts vornehmen. Neun Paare, welche in den Jahren 1876 und 1877 si mit dem Civilakt begnügt hatten, haken in der zweiten Hälfte des Jahres 1878 ihre Ebe noch natBträaglich kirchlich einscgnen laffen.

Ueber die Land- t hschaft in Württemberg, speziell im Handels erbezirk Stutt; im Fahre 1878 entnehmen wir dem Jak ret andelsfkammer zu Stuttgart Folgendes: . :

Hagel und Uebers{wemmungen waren im Ganzen nit von Bedeutung, dagegen wurden Maikäfer, Schnecken und Mäuse verderblich. Noch allgemeineren Schaden richteten der Heu- und Sauerwurm, der s{hwarze Brenner, die Traubenkrankheit, der Der Hopfen war fo s{lecht gerathen, daß der Preis \{nell von 120—100 M auf 70—40 Æ pr. Ctr später gar auf 12 M. fiel; der Hopfenbau is deshalb eblich eingeschräukt worden. Obst ift im lid qgeerufet, z. B. im Bezirk Kirchhein an 5000 Ge. à 40 A = 427.000 M. Ver ein geringes Dur{schnittsergebniß; der Preis stellte sich liter Anfangs auf 60, am Ende nur noech auf 30 s, fi Sorten selbst auf 20 4 Die Zuckerrüben-, Cichorien-

Die Gaärtnereien hatten guten

Lage der

E Wein

faatenernte war im Allgemeinen gut. Di i gut Fortgang ; eine derselben erzielte von aroßfrüchtigen Erdbeeren (Breit- linge), mit denen über 1 Morgen bepflanzt war, mehr als 12 Ctr.; diese Gârtnereien exportiren auh nah der Sweiz, Oesterrei, Ruß- and, Schweden und Amerika. Der landwirthschastlihe Verein in Vaihingen hat nach dem Vorbilde der Schweiz den Unterriht von Mädchen im Gemüse- und sonstigem Gartenbau begonnen.

Die Pferdezucht läßt an vielen Orten noh Manches ;

\&en. Auf den Pferdemarkt in Stuttgart wurden 2150 Pferde bract (geaen 1470 im Vorjahre). Es kamen im Ganz?yn ca. 627 Ver- fäufe zu Stande (geaen 700 im Vorjahre), wobei 2260 Æ als hôt- ster, 1046 M als Mittel- und 25 M als niedrigster Preis Pferd bezahlt wurden.

Die Rindviehzucht ist in erfreulidem Aufblühen begriffen Bezirksvereîne kaufen in der Schweiz immer mehr Original-Simmen; thaler. Dur die aünstigen Ernten der Jahre 1877 und 1878 ift | berbeigeführt worden. Ämbulante Neatonalauëftellungen, welche die Regierung eingerichtet hat, beför-

Die Schafzucht hat theils durch den nassen Sommer, theils

Die Schweinezucht genügt dem inländiscen Bedarf

Für die Bienen war das Iahr 1878 sehr ungünstig.

Sn den Stuttgarter S&lachthäusern wurden im re 18 73 506 Stück Groß- und Kleinvieh mit einem Slächtergewiht von 11 549 717 Pfd. (gegen 11 490 683 Pfd. im Vorjahre) ges{lactet, 11294 Stü = 1 445 452 Pfd. wurden ges{lachtet geliefert. Von diesen inégesammt 84800 Stück wurden 84446 Stü als gesund, 354 als franf befunden. Der Fleischkonsum hat gegen das Vorjahr um

7 der

| 437 015 Pfd. abgenommen, und zwar (in Folge der Einführung de | Fleissteuer ?) bei dem ges{lachtet gelieferten Fleis.

| Hobenheim fo önnen. Insbesondere fällt die Stempelpflichtigkcit einer Urkunde |

biernah in den |

Landwirthschaftlibe Meliorationen entbehren in Württemberg fommen deshalb nur vereinzelt Desto erfreulicher war im lant- wirtbscaftlihen Unterrichtêwesen die Aker und Gartenbauscule in beseßt, daß noch ein besonderer Obstbaulehrkurs in Ditingen (A. A. Leonberg) abgehalten werden mußte. Im Neckarkreis bestandenim Schuljahr 1877—78 313 landwirthscaftlibe Fortbildungs- anstalten mit 5023 Scülern. Die Zahl der Bücber in den Ortsbibliotheken betrug 30086. Es sind im Ganzen im Winter 18(7—(8 Die Ol obligatorishen und 105 freiwilligen, zuîammen 782 Fortbildungê- schulen von 15 581 Schülern besucht, in 26 Gemeinden periodische landwirths{aftlihe Abendversammlungen mit 785 Theilnehmern ab- gehalten worden und haben an 43 Lesevereinen ih 1478 Personen betheiligt, so daß abgesehen von den vorerwähnten landwirthschaft-

3omeins

lihez Lehranstalten und" Lehrkurszn die in den einzelnen Gemei en bestehenden Einrichtungen für die Fortbildung der ländlichen Bevölkerung im Ganzen von etwa 18000 Personen benüßt wor- den find. E 5 i Du die neue Organisirung des landwirthschaftlichen Vereins8- wesens in Bezirks- und Gauvereine und deren Zujammenfasjung 11 cinen landwirtbschaftlichen Landesverein mit Vertretung der Gaue in der Zentralstelle, und durd das neue Vereinsorgan eLandwirtl- \haftlides Wochenblatt für Landwirthscbaft", das im neuen Jahre gegen 29000 Abonnenten zählt, ift ein neuer Zug in das Vereins- leben gekommen. Besonders erwähnenêwerth ist der neubegründcte württembergishe Gartenbauverein mit mehr als 600 Mitgliedern. Die im Vorjahr errichtete Samenprüfungean}]ialt in Dotenzeim hat in der Zeit vom 1. Januar bis zum 1. Zu suchungen der verschiedensten Sämereien ausgeführt.

8 290 Unter»

Gewerbe und Handel.

In den nächsten Tagen wird die Verwaltung der Berliner Pferdebahn-Gefellscaft (Berlin-Charlottenburg) „den ( der längst projektirten Linie Westend-Spandauer Bod, _im Ans&luß an die vor Jatreéfrist aus der Masse der Weitend-Gefell- haft erstandene Linie Charlo tenburg-Weftend, in Angriff nehmen.

Die Restquote auf die Aktien der Schlesischen Bereins- bank in Liquid. wird rom 25. d. M. ab mit 30% = 90 M per Vollaktie ausbezahlt. ; 5

_—— Aus dem Fahresberit der Frankfurter Hypotheken-

R 911 A H

| bank pro 1878 entnehmen wir, daß die Bank im vergangenen Jahre

Die höchste Zahl nichteinge-

Darlehen im Betrage von 4 600 763 é. (1877 8 122 498 Á neu ge» eben bat, während 2953 106 S getilgt wurden. Ver gesammte É vvotbekenstand beträgt 43,51 Millionen Mark, die cirkulirenden Dfandbri Milli Mark (1877 38,40 Millionen Mark) Pfandbriefe 42,04 Millionen Nar (1877 38,40 7 en Mark). Die Ei e »otbekenzinsen betrug 2138 840 e, die Aus- Die Einnahme an Hypothekenzinsen ( 840 je Jun gabe an Pfandbriefzinsen 1949 105 H, jo daß fich ein Ueberschuß von 193 735 Æ ergab. Ferner wurden eingenommen an Provifio en auf Darlehen 162 578 H, an Wechfeldiskont und sonstigen Erträgen 79 303 M dagegen ausgegeben für Verwaltungskosten, 79 950 Ae, Abschreibung auf Disagio 23 197 M; es bleibt demna, ein Rein- gewinn von 331 570 M gegen 363 240 A in 1877. Hiervon gehen ab 4°% an die Aktionäre mit 180 000 4, Reservefonds 18188 A, Tantièmen 2c. 28 204 Æ, bleibt 105 178 #; dazu Restgewinn von 1877 11164 Æ, zusammen 116 342 M, Der Verwaltungsrath bes antragt, hiervon 105 000 M oder 24 /o als Superdividende zu ver- theilen, was insgesammt 63 °/o oder D é. per Aktie gegen 7 °/o mit 63°. im Vorjahre ergiebt und den Rest mit 11 342 Æ auf neue Recha nung vorzutragen,