1879 / 75 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Mar 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Niederlanden bis zum Gewicht von 5 kg ein einheit- liher Portosaß von 80 F in Anwendung kommen.

Wird einem Ausfsichtsbeamten, welher auf Grund eines Verdachts nah pflihtmäßiger Auffassung eine Sistirung von Personen oder Beschlagnahme von Gegenständen vor- nehmen will, von den Betroffenen Widerstand geleistet, fo sind diese, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals, vom 5. März 1879, wegen Widerstandes gegen die Staats-

ewalt zu bestrafen, auch wenn der von dem Beamten er- obene Verdacht sih später aus rechtlihen oder thatsächlichen Gründen als unhaltbar erweist.

S. M. Kanonenboot „Albatroß“, 4 Geschüße, Kommandant Korv. Kapt. Mensing 1., ist am 25. d. Mts. in Auckland eingetroffen.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-BureaU.

Wiesbaden, Freitag, 28. März. Der Kommunal- Landtag hat beschlossen, Jhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin seine Theil- nahme zu dem herben Verluste auszudrücken, der Höchst- diejelben betroffen. Ferner wurde beschlossen, anläßlich der bevorstehenden Feier der goldenen Hochzeit Sr. Majestät des Kaisers 1:nd Königs 50 000 # für die Wittwen- und Waisen- stistung der Beamten des Kommunalverbandes zu bewilligen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Nr. 22 des „Amtsblatts der deutschen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung" enthält: Verfügungen: Vom 23. März 1879: Herstellung eines Handbuchs für Post- und Tele- graphie. Vom 21. März 1879: Lesondere Ausgabe der er

ostverträge vcm Jahre 1878 und der zugehörigen Ausführungs-

estimmungen. Vom 21. März 1879: Neue Ausgabe des Brief- posttarifs. Vom 21. März 1879: Benußung der Bahnstrecke Crefeld-Neersen zu Postzwecken.

Nr. 9 des „Armee-Verordnungs-Blatts“, heraus- gegeben vom Kriegs-Ministerium, hat folgenden Inhalt: Benutzung der Annoncenerpedition des Vereins „Invalidendank“. Nachtrag zur Instruktion für die Behandlung der Feldgeshütze. Vervoll- ftändigung der Vorschrift über die Behandlung und Reparatur des Kavalleriesäbels M/52, Extraordinäre Verpflegungszushüsse pro 2. Quartal 1879. Wohlthätigkeit.

Vereinswesen.

Bremen, 23. März. (Magd. Ztg.) Das vorige Jahr, sonst in dieser Vezichung fo wenig glücllich für die deutshe Nation, hat an Schiffbrüchen do weniger als je längs unserer weit erstreck- ten Küsten gebracht. Gegen 61 im Jahre 1877 und 119 in dem biéhcrigen Marximaljahre 1872 sftrandeten im Jahre 1878 nur 40 Scwiffe in deutshen Gewässern. Von den dabei gefährdeten 220 Menschenleben kamen 27 nachweislich in den Wellen um; 36 wur- den durch die Anstalten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Scwiffbrüch iger geborgen, der Rest durch seine eige- nen Anstrengungen oder in der Nähe befindliche andere Fahrzeuge. Im Jahre 1877 verdankten 53 Menschen den Stationen der Sesfell- icaft ibr Leben, die im Ganzen bis jeßt 1033 Leben, meist im kräf- tiasten Alter, erhalten hat.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des f‘atistisen Bureaus der Stadt Berlin find bei den hiesigen Standes8ämtern in der Woche vom 16. März bis incl. 22. März cr. zur Anmeldung gekommen: 150 Ebeschlicßungen, 789 Lebendgeborene, 37 Todtgeborene und 534 Sterbefälle.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Aktien-Gesellschaft Abtheilung für Unfallversicherung— kamen im Monat Februar 1879 zur Anzeige: 12 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 5 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr {weben, 39 Unfälle, welche für die Verleßten voraussictlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 427 Unfälle mit vorauésichtlich nur vorübergchender Erwerbsunfähigkeit. Summa 483 Unfälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von E. Lôöôwe?’s verdienstliher Schrift „Die Straf- prozeßoronung für das Deutsche Reîi ch nebst dem Gerichts- verfassung8geseß und den das Strafverfahren betreffenden Bestim- mungen der übrigen Reichsgeseße, mit Kommentar versehen“, ist soeben das S(lußheft erschienen. Dasselbe enthält außer dem S{bluß des Gerichtsfko|iengesetes ein sehr genaues, mit Sorgfalt und Sa(h- Tenntniß gearbeitetes Sachregister Über die Schrift.

Von der bereits Ende 1876 erschienenen Brochure: „Zur rage des Zoll!chutes für die nationale Gesammtarbeit“ von

ontard-Mockau ift jeßt von der Verlags-Bucbhandlung von M. Ant. Niendorf hierselbst die zweite vermehrte Auflage unter dem Titel: „Der Schußzoll für die Landwirthschaft“ aus- gegeben worden. j eine Sammlung von einzelnen Artikeln, welche der Verfasser im Laufe der leßten 4 Monate des Jahres 1876 in der landwirthscaftlihen Zeitung“ hatte erscheinen lassen. einzelnen Aufsäte , daß zum wirksamen Schutzölle von Nöthen seien, lage an einander gereiht, wie durch die jeweilig in der Presse angeregten Fragen veranlaßt worden. Die Artikel cheinen für das große Publikum, insbesondere für das landwirthschaftliche, geschrieben zu sein, aus welchem Grunde auch wohl der Verfasser absichtlich vermieden:hat, zu viel Zahlen zu bringen. Neu hinzugekommen sind in dieser Auflage folgende Artikel : die Handelsbilanzen (Februar 1877); zur Hebung der Krijis (Februar 1877); Viehzölle und die Rinderpest (März 1877); der Zollshußz und die konser- rativen Parteien (April 1877); der Centralverband deutsher Jn- dustrieller und die Landwirthschaft (Juli 1877); Werthszoll (Of- tober 1877); die angestrebten Zollenquêten (Dezember 1877); die Stellung der Agrarier zur Zollfrage (März 1878); Getreidezölle (März 1878); Finanzzölle oder Schußzölle (Dezember 1877); zur «landwirthschaftlichen Zollpolitifk“ (Dezember 1878); Getreidepro- duktionsfkosten; die Höhe der Getreidezölle vom fiskalishen Stand- punkte. Die den Artikeln beigefügten Daten geben einigen Auf\{luß darüber, wie die neuerdings fo viel besprochene Frage sich geschichtlich entwictelt und an Bedeutung gewonnen hat.

Von Brehms Thierl eben, allgemeine Kunde des Thier- reichs, große Ausgabe, zweite Auflage (Leipzig, Verlag des Bibliogra- phischen Instituts) i} die Il, Abtheilung des fünften Bandes er- schienen. In derselben sett“ der Verfasser seine ebenso lehrreiche, wie hochinteressante und gemeinverständlihe Schilderung der Vogel- welt fort, deren Thun und Treiben er in ihren verstecktesten Schlupf- winkeln belaustt hat. Von den Raubvögeln werden in diesem Bande noch die Geier und Eulen beschrieben; dann aber wendet sich der Verfasser den Sperling8vögela mit ihren

44 Familien und den [Girrvögeln (3 Familien) zu, deren Schilderung befonders anzieht, weil die neisten diefer kleinen ge- fiederten Geshöpfe uns alte und zum Theil liebe Bekannte sind. Hierher gehören die Drofseln, die zahlreihen Sänger (Grasmüden 2c.),

i drpe der

Die kleine Schrift war in „ihrer ersten Ausgabe

„Deutschen Die in welchen der Verfafser darzuthun sucbt, der heimischen Landwirthschaft ind in dieser zweiten vermehrten Auf- fie vom aug:nblicklichen Bedürfniß

20 Abbildungen auf besonderen Tafeln sind dem Terte Hunderte von naturgetreuen und charakteristis{en Vogelbildern einverleibt. Die Buch{handlung von Stoll u. Bader in Frei- burg i. B. hat soeben den 28. KatalogihresantiquariswhenBücher- lagers veröffentliht. Derselbe enthält in 625 Nummern ein Ver- zeiwniß von Sbriften, betreffend Geschichte, Geographie, Karten, Kunft, deutsche Sprache, deutshe und autländische Literatur. Die meisten derselben gehören der neuesten Zeit an und enthalten viele wichtige Werke; mehrere der verzeihneten Schriften sind bereits ver- griffen, andere überhaupt nicht in den Handel gekommen.

Mainz, 24. März. (Allg. Ztg) Im Laufe des Frühjahrs wird hier eine Ausstellung von bildlichen Darstellungen der Stadt Mainz in ihrer Gesammtersbeinung und in ihren einzelnen Bauwerken stattfinden, wie dies z. B. früber in Wien und anderwärts der Fall war. Es werden demgemäß Gesammtansichten der Stadt aus vielen Jahrhunderten, die älteren Befestigungen, Kirchen, Klöster, Hospitäler, öffentlihe Bauten aller Art, Paläste, einzelne Wohnhäuser, Pläße, S:raßen und Denkmäler von Mainz vorgefülrt werden, und zwar in allen möglichen Darstellungen, als: Oelgemälden, Aguarellen, Handzeihnungen, Kupferstihen, Holz- \{chnitten, Radirungen und Lithographien, sowie auch in plastischen Modellen. Da Mairyrz mit feiner vielhundert-, vielleiht bald zwei- taufendjährigen G-\{icte der Stadt selbst ein Bild der vielseitigsten und interessantesten kulturges{hi{tlihen Entwicklungen bietet, so wer- den uns diese dur die Erzeugnifse der darstellenden Kunst wie in einem Spiegel entgegentreten, und wird die Erinnerung an die Welt- ereignisse, welhe ihren Schauplaß zu Mainz hatten, und an lofkal- geschichtlihe Vorkommnisse vielfach aufgefrisht oder geweckt werden.

Gewerbe und SandelL. )

Nachrichten aus Belgrad zufolge zeigt sih die Rind erpe st*, noch vereinzelt in ‘den Kreisen Prokuplja, Semendria, Kragujewaßz Pirot, Cacak, Uschißza, Rudnik, Belgrad, Alexinaß, Kruschevaßz" Poscharewatz und Krain. Die Nrn. 15, 19 und 21 der „Baugewerkszeitung“ von diesem Jahre enthalten die Beschreibung und die genauen Pläne der diesjährigen Gewerbeaus stellung. Die Pläne sind, wie uns mitgetheilt wird, von der Baukommission der Gewerbeausstellung festgestelt und so korrekt, daß das Centralcomité vorläufig {on 10 000 Separatabzüge bestellt hat, welche f. Z. in der Ausftellung verkauft werden sollen. Der Auffichtsrath der Nähmaschinenfabrik, vorm Frister &-Roßmann, hat die Dividende für 1878 auf 31% fest- gestellt; außerdem gelangen zur Abschreibung auf Immobilien 79 601 Æ, auf Betriebsinventar 97 592 4 und auf Mobilien 5418 M4 Dem Rese rvefonds werden nach Vorschrift des Statuts 4536 A zu- gewerdet und 1236 # auf neue Rehnung vorgetragen. Verkauft sind pro 1878 26 925 Nähmaschinen, 4838 Stück mehr als im Vorjahre. Die Bilanz der Gelsenkir{chner Bergwerks-Actien- Gesellschaft pro 1878 ergiebt einen Bruttogewinn von 1 339 839 4, welcher nach Absetzung von 393 951 4. für Generalunkosten und Ab- schreibungen cinen Netto-Ueberschuß von 945 879 # freiläft. Von diesen wurden 90 789 . dem Reservefonds überwiesen, welcher da- durch auf 931 085 Æ, gleich circa 7% des Aktienkapitals erhöht wird. Von dem Rest des vertheilbaren Geroinnes entfallen 810 000 A4. oder 6 %/% Dividende auf die Aktien, 7105 4 als Tantième an den Vet: waltungsrath und verbleiben restlihe 37984 Æ als Gewinn- vortrag für das laufende Jahr. Der Jahresberiht der Schweizerischen Unfallver- siherungs-Aktiengesellshaft in Winterthur für 1878 nennt die Geschäftsrefultate des Jahres sehr befriedigend: nach gänz- licher Abschreibung der Organifationskosten und Bestellung der Re- serven {ließt das Institut mit einem Nettogewinn von 40 901 Fr. ab. Am 31. Dezember 1877 betruz di: Zahl der Policen 6893, der versicherten Personen 61576 und die WVersicherungésumme 207 506 743 Fr. In 1878 wurden neu abgeschlossen 4890 Policen für 71582 versicherte Personen mit einer Versicherungssumme von 141 532 580 Fr., cs erloshen im Laufe des Jahres 1896 Po- licen für 29 342 Personen mit 91 068 690 Fr., so daß am 31. De- zember 1878 ein Bestand blieb von 9887 Policen tiüc 103 816 ver- sicherte Personen mit 257 970 633 Fr. Versicherungssumme. Nach der Bilanz beträgt die Prämienreserve für laufende Risiken 257 180 Fc. (+ 52017 Fr.); für unregulirte Schäden find außerdem 42 889 Fr. in Reserve gestellt. Die Gesammt-Prämien-Einnahme belief sich auf 787 662 Fr. (+ 144317 Fr.), an Rüversicherungsprämien wurden verausgabt 16418 Fr. (+ 6508 Fr ), die Einnahme an Zinsen betrug 32342 Fr. (+ 4035 Fr.). Aus 1877 waren 164 Unfälle mit 26 673 Fr. zu reguliren; in 1878 find 2330 Unfälle entstanden, die eine Ent- shädigung von 371 090 Fr. erfordern, davon trägt die Rückversiche- rung 935 Fr.; 2161 Unfälle (55 Todesfälle, 83 JInvaliditätsfälle und 2023 Fälle vorübergehender Erwerbéunfähigkeit find bereits mit 328 201 Fr. regulirt worden; für das laufende Jahr verblieben 169 Scadenfälle mit 42889 Fr. Von dem Reingewinn von 40 991 Fr. erhalten die Aktionäre 5% Dividende und 1°% Super- dividende (36 000 Fr.), 2725 Fr. gehen als erste Rate zum Gewinn- Reservefonds, 2176 Fr. werden auf neue Rechnung vorgetragen.

__ Wien, 27. März. (W. T. B.) Gutem Vernehm.n nach haben die österreihishe Bodenkreditanstalt und die Bankver- ein8-Gruppe, sowie die Banque de Paris und die mit ihnen verbundenen deutschen Banken von den zur Emission gelan- genden 100 Millionen Fl. österreihischer Goldrente 60 Mill. Fl. fest zum Course von 63,30 in Gold und Vergütung der laufenden Zinsen, sowie den Rest von 40 Miüionen Fl. in Option zum Course von 64 in Gold und Vergütung der laufenden Zinsen übernommen. Auch die Anglo-Bank und die Sparkassa sind an dem Geschäft betheiligt.

Verkehrs-Anstalten. London, 22. März. (E. C.) Der Jahres8ausweis über den Stand der Schiffahrt in dem Vereinigten Königreiche ist für das Jahr 1878 veröffentlicht worden. Es ergiebt sich dar-

wachs gegen das Vorjahr von 6450 Schiffen und 675 846 Tonnen, auéliefen 310651 Schiffe mit 59121 151 Tonnen: ein Zuwachs gegen das Vorjahr von 7428 Schiffen und 1 256 298 Tonnen. Da- ei ist bemerkenswerth, daß der Zuwachs ausschließlich der britischen Rhederei zu Gute kam, denn Zahl und Tonnengehalt der fremd- ländishen Schiffe verminderte sich sogar nicht unbedeutend. Von obigen Zablen fällt auf den fremdländishen Antheil nur an ein- gehenden Schiffen etwa 10%/, vom Tonnengehalt etwa 18%/, ähn- lih ist das Verhältniß bei den ausgelaufenen Schiffen. Der Haupt- gus für dieses Zurüdwbleiken der ausländischen Rhederei \ceint in der bnabme des Handels mit fremden Ländern zu liegen, während der Verkehr mit den Kolonien entsprechend zugenommen hat. Eine gleihfalls hervortretende Thatsache ift die Zunahme der Dampfschiffahrt gegenüber der Segelschiffahrt. Es liefen ein 128 042 Dampfer mit 39 195 589 Tonnen: ein Zuwachs von etwa 9% gegen das Vorjahr; es liefen aus 120081 Dampfer mit 36 423 456 Tonnen: ein Zuwxch8 gegen das Vorjahr von etwa 69°/5. Der Zuwachs kam auch hier wesentlich der britishen Flagge zu Gute. Im auêwärtigen Handel war die Zunahme der Dampf- \{ifahrt am stärksten. Unter der Handelsflotte Englands hat natür- lich auch das Dampferelement stärkeren Boden gewonnen, als die Segelschiffe. __ Was den Schiffsbau anbelangt, so ist er im Wesent- lihen der nämliche wie 1877 und 1876, ab.r der Bau von Dampfern hat wieder zugenommen. 1878 wurden im Ganzen 499 Dampfer gebaut mit 287 080 Tonnen, gegenüber 389 Dampfern mit 221 330 Tonnen im Jahre 1877 und 320 Damp ern mit 123 375 Tonnen im Jahre 1876. New-York, 27. März. (W. T. B.) Der Hamburger M Pes «„ Wieland" ist heute Morgen 6 Uhr hier ein „c- roffen.

aus, daß einliefen 346 768 Schiffe mit 63 186 548 Tonnen : ein Zu-

Berlín, den 28, März 1879,

Der Minister des Innern hat einem 1us höheren Offizieren be- stehenden Comité des Vereins Invalidendank hierselbst die Er- laubniß ciner Lotterie im gesammten Umfange der Monarchie er- theilt Der Ertrag wird zum Besten derjenigen militärischen Hülfs- bedürftigen, welhe vom Staate ausreichende Mittel geseßlich nit erhalten fönnen, verwendet werden.

Am leßten Mittwoch veranstaltete Hr. P rof. Dr. Alsleben in der Aula des Friedrih-Wilhelms-Gymnasiums ein Konzert zum Besten der Lehrerwittwen-Pensionskasse der vereinigten An- stalten: des Friedrih-Wilbhelms-Gymnasiums, der Neal-, Elisabeth- und Vorschule, unter Mitwirkung der Konzertsängerin Frl. Lange, der Pianistin (atn Alsleben ‘und der Herren Königlicher Konzertmeister Rehfeldt, Dobrißs{h, Rehbaum und E. Hofmann. Das zahlreiche Auditorium spendete allen dargebotenen Leistungen reichen Beifall; Frl. Alsleben wies fsich durch korrektes, krafi- und stimmungs- volles Spiel als tüchtige Pianistin aus; Frl. Lange zeigte neben einer anmuthenden, wohlklingend-n Stimme charafkteristische Vor- tragéweise. Die andern mitwirkenden Künstier führten einige Ensemble- säße mit Meisterschaft aus.

Wie das „Wiesb. Badebl.“ mittheilt, sind in Wiesbaden im verflossenen Winter wiederum viele Verschönerungen und Verbesserungen ausgeführt worden. Die bhbervorragendste ift die Ableitung eines Theils der Schütenhofquelle nach dem „Warmen Damm“, d. h. den Anlagen in der unmittelbaren Nähe des Kurhauses. Während ehedem die Trinkkurgäste auf ein verhältnißmäßig ungünstiges Terrain, den eingeengten Kochbrunnen- play und die keinerlei Schutz gewährende sogenannte Trinkhalle, an- gewiesen waren, steht ihnen nunmehr an \{hönen Tagen eine ges{chmadck- voll eingefaßte, von blühenden Bo2quets umgebene Quelle und bei ungünstiger Witterung oder Frost die seit dem Brande zu einer groß- artigen eleganten Wandelbahn hergerihtete Neue Kolonnade zur Ver- fügung, woselb in einem Eckpavillon eine zweite warme Quelle sprudelt. erner sind in der wiedererbauten Neuen Kolornade die unschönen, raumraubenden Theken und Aus- lagekästen in Wegfall gekommen, sowie die Läden mit gro- ßen Spiegelscheiben versehen worden, welche einen freien Ueberblick des geshmadckvoll ausgestalteten und mit Waaren aller Art angefüll- ten Inneren gestatten. Auf der Rückseite, nah den Anlagen zu, und gegenüber der neuen Thermalwasserquelle find auf b:-iden Seiten des Mittelpavillons zwei große sonnige -,Nizzas“ mit Blumenbeeten und Ruhebänken angelegt worden, welche ohne Zweifel ein gesuhter Aufenthaltsort für Patienten und Rekonvaleszenten sein werden. In den erwähnten Mittelpavillon is auch wieder die renommirte Merkelsche Kunstausftellung eingezogen, welcher Gelegenheit geboten war, sih räumlich mehr auszudehnen.

Die zweite größere Neuerung ist die in Angriff genommene Er- weiterung der Kuranlagen in der Richtunz nach dcr Ruine Sonnen- bera, welch neues Terrain nicht weniger als 12 Morgen Landes umfaßt und mit einem Teich mit Insel, dem aus den seitherigen Anlagen übergesiedelten Hirshpark u. A. ausgestattet werden wird. Ein anderes reiches Feld, und zwar der Kurindustrie, w:l{hes seither so gut wie brach gelegen, ist neuerdi:gs in Benußung ge- nommen worden: der Versandt nah auëwärts des Wiesbadener Thermalwafssers, unter amtlicher Kontrole der städtischen Kurdirektion und Brunnenverwaltung, der von Tag zu Tag in erfreulicher Weise zunimmt, und es auch denjenigen ecmögliht, der Segnungen desselben theilhaftig zu werden, deren förperlichher Zustand oder Mittel eine Reise nah Wiesbaden nicht gestatten. Der Versandt erstreckt si außerdem auf eine ganze Reihe von aus den heilkräftigen Bestand- theilcn des Thermalwassers gewonnenen Präparaten, wie Salz- kfrystalle, Pastillen, Seifen 2c., die so in kompakter Form und wie das Wasser selb\, zu mäßigen Preisen verabfolgt werden.

Hand in Hand mit diesen neuen Schöpfungen geht die Beseiti- gung des häßlichen, dit am Kochbrunnen gelegenen städtischen Hospitals. Es ist zwar noch nicht tefinitiv beschlosien, wie die da- dur gewonnene Stätte verwandt werden foll, jedenfalls aber wird die Umgebung des Kochbrunnens um ein Bedeutendes gewinnen.

Ueber ein bedeutendes Erdbeben in Persien geht der „Times“ folgender Bericht zu: „Am 22. d. um 12 Uhr 35 Minuten Mor- gens wurde das nördliche Persien von einem Erdbeben heimgesucht, das seine Richtung von Tabriz nach Zandjan und Miareh nahm; die Erdstöße hielten mit größerer oder geringerer Heftigkeit bis zum folgenden T-ge an. In Mianeh stürzten mehrere massiv gebaute Häuser ein, und viele andere zeigten Risse in den Mauern. Den größten Schaden scheinen indeß die in der Näh: von Mianeh ge- legenen beiden Dörfe Tark und Manan erlitten zu haben: sie wurden total zerstört, und von den 500 resv. 600 Einwohnern sollen nur wenige ihr Leben gerettet haben. Mianeh liegt auf 379 27‘ nörd- liher Breite und 479 43‘ östlicher Länge.

Das Wallner-Theater hat gestern, nach einigen Miß- erfolgen, mit der neuen Posse von E. Jacobson: „Die Lach- taube“ wieder einen vollen Treffer gemacht, denn die Aufnahme, welche die Novität bei dem vollbeseßten Hause fand, war eine sehr beifällige. Man late viel und unterhielt si vortreflich über die launigen Einfälle des auf dem Gebiete der Posse vielgewandten Verfassers und vielleiht roch mehr übér das vorzügliche Sziel der Darsteller, denen der Verfasser sehr geshickt dic günstigste Gelegenheit geboten hat, sich in den für sie bestimmten Rollen von der besten Seite zu zeigen. Ansprüche auf eine fortschreitende Handlung darf man fret- lih au bei dieser Posse, wie bei den meisten anderen Erzeugnissen dieses unbedeutendsten dramatishen Genres, nicht stellen. Es sind eine Menge einzelner Scenen, Ingredienzien und Zuthaten, die da von geshickter Hand aneinandergereiht sind. Durch immer we{selnde humoristishe Redewendungen , Situationen und Couplets wird das Interesse des Zuhörers andauernd so gefangen genommen, daß er über die dramatischen und scenishen Mängel leiht hinweg sieht. Es ist nicht Alles neu in dieser Posse, weder an den Figuren noch an den Situationen, aber der Verfasser besißt die unläugbare Virtuosität, alle diese in ähnliher Weise oft gesehenen und gehörten Dinge an der rechten Stelle und im rechten Augen- blie mit frischem Humor wicder von Neuem so geschickt an- zubringen und zu verwerthen, daß sie ihre verfehlen. Einen Hauptantheil an dem günstigen Erfolge des Stückes hatten übrigens die Couplets, deren Eindruck durch den gefälligen, treflichen Vortrag des Frl. E. Wegner noch erhöht wurde. Neben Frl. Wegner, welche sih durch die anmuthige Darstellung der Titelrolle in erster Linie um den Erfolg des Stückes verdient machte, waren die am meisten hervortretenden und wirksamen Rollen den Herren Engels und Blencke zugefallen, von denen der erstere einen Ober-Jnspektor von dem Schlage des „Onkel Bräsig“ und der lettere einen Steuerauffseher mit einer die Lachmuskeln in an- dauernder Thätigkeit erhaltenden Komik spielte. Auch die übrigen umfangreiheren Rollen kamen durch die Damen Sydow, Meyer und Carlsen und die Herren Meißner und Schönfeld zu bester Geltung. Mit den Darstellern der Hauptrollen wurde der Verfasser nah jedem Aktschlufse gerufen.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen

Berlin:

die Lerchen, Finken, Sperlinge, Staare, Raben, Schwalben, die Tauben 2c. 2c., kurz tie Mehrzahl unserer heimishen Vögel. Außer

*) cfr. Nr. 50 des „Reichs-Anz.“.

(eins{ließlid Börsen-Beilage).

Wirkung nicht sib durch fkaustishe Würze auszeichzenden.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 28. März

1879. T E A

M D. Bekanntmacu

j n g.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz- Samml. S. 357) sind bekannt gematht: t

1) der Allerhôbfte Erlaß vom 23. Dezember 1878, dur wel- chen in Abänderung des Allerhöchften Erlasses vom 3. November 1875 genehmigt worden ist, daß der Kreis Tarnowiß ftatt der Chaussee von Naclo über Bahnhof Naclo nah Radzionkau und Schoritgrube die Strecke von Naclo na Bahnhof Naclo und eine Chaussee von Alt-Che{lau über Radzionkau nah Schoriégrube erbaue und ferner dem genannten Kreise das Enteignungérecht für die zu der neuen Chaufseeftreke von Alt-Chehlau nach Radzionkau erforderlichen Grundstüccke, fowie das Recht zur Erhebung eines Chausseecgeldes auf dieser Straße verliehen worden ist, durch das Amtsblatt der König- lihen Regierung zu Oppeln, Jahrgang 1879 Nr. 11 S. 74, aus- gegeben den 14. März 1879;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 9. Januar 1879, betreffend die Genehmigung eines Nachtrags zu dem erneuerten Reglement der Magdeburgischen Land-Feuersozietät vom 28. April 1843, dur die Amtsblätter

der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 7 S. 67, aus- gegeben den 15. Februar 1879, der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 7 S. 63, ausgegeben den 15. Februar 1879, der Königlichen Regierung zu Erfurt Nr. 7 S. 37, ausgegcben den 15. Februar 1879; __ 83) das unterm 9. Januar 1879 Allerh3ch{# vollzogene Statut für den Deichverband der Hartsee-Niederung auf der Jnfel Alsen durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 7 S. 43/44, ausgegeben den 15, Februar 1879;

4) der Allerhöcbfte Erlaß vom 15. Januar 1879, betreffend die Verleihung des Enteignungê8rehts an die Gemeinde Cornelymünster im Landkreise Aachen bezüglih eines zur Vergrößerung des katho- lishen Kirchhofes in Breinig erforderlichen Grundstücks, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Aachen Nr. 9 S. 55, gus- gegeben den 27. Februar 1879;

9) das Allerhöchste Privilegium vom 22. Januar 1879 wegen eventueller Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreis-Obliga- tionen des Kreises Samter bis zum B: trage von 140000 & Reichs- währung, II. Emission, durch das Amtsblatt der Königl. Regierung zu Posen Nr. 9 S. 77 bis 79, ausgegeben den 25. Februar 1879 ;

6) das Allerhöchste Privilegium vom 3. Februar 1879 wegen Ausgabe fünfprozentiger Prioritäts - Obligationen der Breslau- Schweidniy - Freiburger Eisenbahngesellschaft zum Betrage von 6 000 000 Reichswährung du:ch das Amt-blatt der Königl. Re- ferung zu Breslau Nr. 9 S. 51 bis 54, ausgegeben den 28. Fes ruar 1879;

7) der Allerhöchste Erlaß vom 5. Februar 1879, betreffend die Auflösung der Cottbus - Schwielochsee - Eisenbahagesellshaft und die Einstellung des Betriebes auf der ihr konzessionirten Eisenbahn, durch das Amtsblatt der Königliben Regierung zu Frankfurt a. d. O. Nr. 7 S. 67, ausgegeben den 19 Februar 1879;

8) das Allerhöchste Privilegium vom 5. Februar 15879 wegen Emission von Prioritäts-Obligationen der Cöln-Mindener Eisen- bahngesellshaft zum Betrage von 19 450 000 M durch das Amtsblatt der Könt lichen Regierung zu Cöln Nr. 9 S. 45 bis 49, ausgegeben den 26. Februar 1879;

9) die Allerh¿chste Konzessionsurkunde vom 5. Februar 1879, betreffend den Bau und Betrieb einer Verbindungsbahn zwischen den Bahnhöfen der Rheinischen Eisenbahngesellschaft und der Dcrtmund- Gronau- Gnscheder Eisenrbahneescllsbaft zu Dortmund, dur das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Arnéberg Nr. 8 S. 67/68, aus- gegeben den 22. Februar 1879;

10) der Allerhöchste Erlaß vom 26. Februar 1879, betreffend die Uebertragung der der Cuxhavener Eisenbahn-, Dampfschiff- und Hafen-Aktiengesellshaft für den Bau und Betrieb einer (isenbahn von Stade nach Curhaven und von Stade na Harburg ertheilten Konzessionen auf die unter der Firma „Unterelbeshe Eisenbahngesell- schaft“ neu zu gründende Aktiengesellschaft, dur das Amteblatt für Hannover Nr. 11 S. 86 bis 88, ausgegebcn den 14. März 1879.

aw E

Nichtamtligßes. Deutsches Nei.

__ Preußen. Danzig, 6. März. Der zweite Pro- vinzial-Landtag der Provinz Westpreußen ist heute von dem Königlichen Kommissarius, Regierungs: Vize-Präsi- denten von Saltwedell mit folgender Rede ge\chlossen

worden : Hochgeehrte Herren!

__ Nachdem Sie die Vorlagen, welche für den diesjährigen Pro- vinzial-Landtag bestimmt waren, in mühevoller Arbeit mit unermüd- lihem Eifer sämmtli erledigt haben, können Sie mit Befriedi- gung auf das Resultat Jhrer gemeinsamen Thätigkeit zurückblicken. _ Sie haben in einmüthigem, durch keinen Mißton getrübtem Streben für das Wohl der Provinz die wihtigen Aufgaben, welche Ihnen gestellt waren, fast ohne Ausnahme glückli gelöst und damit die Grundlagen für die Selbstverwaltung der Provinz Westpreußen wesentlih erweitert und befestigt und die Entwickelung ei:es frucht- bringenden provinziellen Lebens wirksam gefördert.

In hervorragender Weise haben Sie dieses dur die Feststellung des Hauptetats der Verwaltung des Provinzialverbantes für das Jahr 1879/80, welcher als der erste regelmäßige bezeichnet werden kann, gethan, indem Sie dadur nit nur ein klares, übersichtliches Bild von der gesammten fir anziellen Lage des Provinzialverbandes gewonnen, sondern auch dauernde Normen für die regelmäßige Ver- ebung der der Provinz zu Gebote stehenden Geldmittel geschaffen

aben.

Die wichtige Frage über die Grundsätze, nah welchen die För- derung des Kreis-Chaussecebaues durch die Mittel des Provinzial- verbandes bewirkt werden soil, haben Sie in einer Weise gelöst, die niht nur eine erfreuliche Uebereinstimmung unter der über- wiegenden Mehrzahl der Provinzialvertreter herausgestellt, sondern auch die vorhandenen Gegensäßke in den Ansichten über eine der Hauptautgaben der Provinzialverwaltung wesent- lih gemildert hat. Zugleich haben Sie dur Ihre Beschlüsse die in so hohem Grade wünshenswerthe Uebernahme der Unterhaltung der Provinzialhaussee durch die Kreisverbände angebahnt. Sie haben mit anerkennenswerther Liberalität die Mittel bewilligt, die zur Verbesserung und Erweiterung der Anstalten für die Heilung und Pflege der Geisteskranken und die Förderung dcs Taubstummen- wesens erforderlich sind und gleichzeitig au, dur die Bewilligung eines angemessenen Betrages Ihre Fürsorge für die Unterstüßung und Belebung der in der Provinz vorhandenen Bestrebungen auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Kunst und des Kunstgewerbes an den Tag gelegt, sowie auch verschiedenen Wohlthätigkeitsanstalten Ihre förderliche Es zugewendet.

Insbesondere haben Sie aber ausreichende Mittel zur För- derung der Landwirthschaft und der damit in Beziehung ftehenden Erwerbszweige zur Verfügung gestellt. Endlich haben Sie einen unzweideutigen Beweis Jhrer patriotischen Ge- finnung gegeben, durÞ die Stellung, welhe der Land- tag den im Laufe dieses Jahres zu erwartenden, für das ganze Land

und für unsere Provinz im Vesonder:n so boch erfreuliben Ereig- nifsen gegenüber genommen bat, die zu der A‘'erhöcsten Person un- seres erhabenen Monarchen in Beziehung stehen. Zu beklagen bleibt es nur, daß es troy der entgeaenkommenden Schritte von Seiten unserer Provinz nit gelungen ist, die Vermögeatauseinandersetung mit dcr Provinz Ostpreußen in gütlihem Wege zum Abschluß zu bringen und dadurch jede Gelegenheit zu beseitigen, die zu ferneren Wei- terungen zwischen den Verwaltungéorganen der beiden betheiligten Provinzen führen kann es darf aber die Hoffnung nicht ganz auf- gegeben werden, daß dieses so sehr erwünsht- Einigung: werk doch noch zu Stande gebracht werden wird.

Mit dem aufrichtigen Wunsche, daß die Entwicktelung des pro- vinziellen Lebens fo glücklich und erfreulih fortscreite, wie sie kbe- gonnen hat, und vor allem die für das Wohl der Provinz so förder- liche Uebereinstimmung zwischen den Vertretern der Provinz und den von ihr berufenen Verwaltung8organen ungestört und ungetrübt er- balten bleibe, {ließe ih kraft der mir ertheilten Ermächtigung hier- mit den 2. Westpreußishen Provinzial-Landtag.

Wiesbaden, 26. März. Jn der heutigen 6. Plenar- sißung des Komm unal-Landtages wurde, nah Verlesung des Protokolls der leßten Sißung und nach Vertheilung zweier Eingaben an die betreffenden Kommissionen, zunächst auf Bericht der Finanzkommission die Veräußerung eines Chausseeböshungsstreifens genehmigt.

Auf den Bericht derselben Kommission wurde auf die Eingabe des Professors Carl Menzel in Bonn und des König- lichen Staatsarchivars Dr. Sauer zu Jdstein, betreffend die Herausgabe eines Codex diplomaticus Nassoicus, befchlofsen, 1200 Á#Æ für die Vorarbeiten zu genehmigen und den fommunalständishen Auss{huß mit den weiteren Verhand- lungen zu beaustragen.

___ Die Eingaben-Kommission berichtete sodann über 2 Ge- suche um Entschädigung für gefallene roßkranke Pferde, über welche zur Tagesordnung übergegangen wurde,

Auf den Bericht derselben Komniission wurde gemäß der Vorlage des ständishen Verwaltungsaus\chusses, betreffend die Prüfung der Taubstummenlehrer, genehmiant, daß diejeni- gen Lehrer der Taubstummen-Anstalt in Camberg, welche die Taubstummen-Lehrerprüfung ablegen, um eine Gehaltsstufe in die Höhe rüden sollen.

Hierauf berichtete die Wegebau-Kommission über die Ver- hältnisse des Steinbruhs im fiskalischen Walddistrikt Hirsch- stein und beantragte die Restituirung dieses Objekts unter be- bestimmten Modalitäten an die Regierung. Dieselbe wurde ge- nehmigt.

Dieselbe Kommission berichtete über das Gesuch des Gewerbevereins zu Holzappel in Betreff des Baues einer Chaussee von Laurenburg über Holzappel nach Montabaur, und wurde dem Antrage der Kommission auf Uebergang zuc Tagesordnung gemäß bescchlo}en,

Das Gesuch der Gemeinde Hermannstein um Erhebung des Wegs nah Hohen-Solms zur Provinzialstraße wurde auf Antrag der Wege-Baukommission dem kommunalständischen Ausschusse zur weiteren Vorbereitung und Berichterstattung überwiesen.

Vayern. München, 25. März. Jn der gestern Abend beim „Kappler“ abgehaltenen Sißung des großen Ausschusses des Vereins der liberalen Reichsfre.un de erklärte, wie die „Neuesten Nachrichten“ mittheilen, der Vorsizende Vecchioni Namens dex bisherigen Vorstandschaft des Vereins den Nü. tritt derselben und forderte zu Vorschlägen zur Neuwahl auf. Hr. Bäckermeister Schwarz {lug im Einverständniß mit zahl- reichen Freunden die Wahl der Herren : Reichstagsabgeordneten von Sc!auß, Großhändler F. Schuster, Buchhändler Oldenbourg jun,, Malcr Stindt und Posamentier Koß vor. Hr. von Schauß erklärte sich bereit, die Wahl anzunehmen, und er- örterte in längerer Rede feine Stellung zu der Partei und zu den gegenwärtigen wirthschaftlihen Fragen, sowie

die Aufgaben des Vereins, und sprach der bisherigen Vor- | standschaft den Dank für deren bisherige Wirksamkeit aus. | Die Versammlung gab durch Aufstehen von den Sißen ihre |

Zustimmung kund. Hr. Vecchioni dankte Namens der Vor- standschaft mit kurzen Worten und mahnte die verschiedenen

im Vereine vertretenen Richtungen zur Einigkeit und zu gegen- seitiger Toleranz nit blos bei religiösen, sondern auch bei |

wirthschafilihen Fragen. Beinahe einstimmig wurden hierauf die Herren : von Schauß zum ersten Vorsißenden, J. Schuster

zum zweiten Vorsißenden, Stindt und Koß zu Schriftführern, | R. Oldenbourg zum Kassier erwählt. Selbstverständlich konnte |

der Versammlung kein ausgearbeiteter Plan zur Reorga-

nisation vorgelegt werden, gleihwohl aber wurden in diejer |

Beziehung in lebhafter Debatte viele Wünsche und Anregun- gen kundgegeben, welche die neue Vorstandschaft bei der Aus-

arbeitung der Vorschläge, die der nächsten Versammlung des | Auss\chusses vorgelegt werden follen, ficherlißh benüßzen wird. |

Jn der Rede des neugewählten ersten Vorstandes Dr. von Schauß äußerte derselbe nah der „Allg. Ztg.“ :

Wir sehen im Augenblick einen Kampf der volkéêwirthschaftlichen Parteien, die si rein theoretisb streiten als Shutzöllner und Frei- bändler, und es sieht aus, als ob die Zollfrage nah der Schablone ee ee Kardorff entschieden werden müsse. So li-gen die Dinge aber nicht.

Recht, weil ih in meinem ganzen Leben zu denen gehörte, welhe zum Nus8gangs8punkt politischen Denkens die Größe und Kraft des deut- schen Vaterlandes nehmen. Reich finanziell selbständig und unabhängig von den Partikurlar-

staaten stehen müsse (Bravo !), und wenn Sie diesen Saß für richtig | erkennen, werden Sie als politishe Rechner vor die Frage gestellt, | ih will fagez der Linken, Seite des |

auf der cinen,

daß Sie l Ziffer haben, die

Buches die nothwendig ift,

die links stehende Ziffer zu erreichen. Auêswählen dieser Formen die nöthigen Schranken finden, sie wird sih sagen müssen, daß die erforderlihen Mittel in einer die Nation mögli wenig belastenden Weise be\chafft werden müssen. Jn der zweiten Frage bin ih der Meinung, daß, wenn man das Deutsche Reich mächtig genug den Nacbarstaaten gegenüberstellen will, es unumgänglich nothwendig ift, die Reichsregierung gleibviel welche in den Besiy der Mittel zu feßen, durch welche allein erreicht werden kann, daß günstige Verträge mit den Nachbarstaaten abge- \{lofsen werden. Während der deu!sd-öfterreihische Handelsvertrag |' berathen wurde, hat sich ganz klar ergeben, daß ein Konventionaltarif | im Sinne der deutschen Interefsen fich nicht erreichen ließ, weil

Der Reichskanzler hat nah meiner Ueberzeugung in zwei | Grur dgedanken ganz absolut Ret und ih gebe ihm deshalb |

Der eine Grundgedanke ist, daß das |

um das | Reich finanziell selbständig zu stellen, und auf der andern Seite |

des Buches die Formen, durch die allein die Möglichkeit gegeben wird, | Die liberale Partei wird beim |

man auf Seite Oesterrcibs sich auf die mehrfach bekundete Mei- nung des Deutschen Reich8tags verließ, welche einen autonomen deut- \cken Tarif mit Positionen, welche dem österreihiscben Handel gefährlich sein würden, hêchst unwahrscheinlih macht. Seien Sie übericugt, ein umsihtiger Politiker wie Bismarck weiß so gut wie einer von uns, was die Wirkungen der Koryzölle sind; aver wenn er sie von mir als Politiker als wesentlihes Viittel begehrt, um für die Zu- kunft einen günstigen Handeléevertrag mit Desterreih oder Ruéland abs{ließen zu können, so bewillige ih sclhe. Ich werde das im Vebermaße nicht thun, aber diese ausgesprocene Politik des Kampfes, um zu zeigen, daß Deutschland fich für seine Interessen zu wahren weiß, unterftüße ich. Es ist daher meine Ueberzeugung, daß die Dinge, die heute im Flufse sind, tros der heißen Kämpfe, die nob bevorstehen, im Reictétag ein: Lösung finden werden, die ocm Stand- punkt einer größeren Politik befriedigen wird.“

Anhalt. Dessau, 27. März. Die Geseß-Samm- lung enthält in ihrer heute ausgegebenen Nummer das Gesetz, betreffend die Synodalordnung, vom 24. d. M.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 26. März. Die Kaiserin ist heute Vormittags aus Jrland nah Wien zurückgekehrt.

27. März. (W. L. B.) Die „Pol. Korr.“ meldet aus Konstantinopel vom 26.: Moukhtar Pascha is} aus Prevesa abberufen und im Hinblick auf die neuen Ver- suche, aufständishe Bewegungen in Macedonien hervorzurufen, zum Gouverneur und Ober-Kommandanten des Armee-Corps in Monastir ernannt worden.

Pest, 27. März. Das Abgeordnetenhaus hat heute bei namentlicher Abstimmung den Gesetzentwurf betreffs Jn- artifulirung des Berliner Vertrags mit 208 gegen 154 Stimmen angenommen.

Ragufa, 27. März. Der Kommandant von Alessio, Haiderage, und 60 Notabeln sind wegen Agitationen gegen die türkishe Regierung verhaftet worden.

Schweiz. Bern, 26. März, (N. Zür. Ztg.) Am Montag Abend hat sich innerhalb der eidgenössischen | Mate mne „landwirthschGaftliche XFraltion“ fkon- stituirt. Dieselbe zählt bereits circa 20 Mitglieder aus allen | Parteien und macht sih zur Aufgabe, speziell die landwirth- schaftlichen Fragen, welche in der Bundesversammlung zur Behandlung kommen, zu erörtern und überhaupt die Jnter- essen der Landwirthschaft in den Räthen nah Kräften zu fördern.

Großbritannien und Jrland. London, 27. März. G L D) In der heutigen Sibung dds UnleL- hauses antwortete der Schaßkanzler Northcote auf eine Anfrage Newdegate's: Die französishe R egie- rung habe erklärt, sie könne nicht eher in Verhandlungen über die Erneuerung des Handels vertrages eintreten, als bis die Kammern ihre Ansichten darüber zu erkennen ge- geben hätten. Dem Lord Hartington gab der Schaßkanzler auf eine bezüglihe Anfrage zur Antwort: Der Regierung sei ein russishes Cirkularschreiben in Betreff einer g e- | mishten Okkupation Ostrumeliens zugegangen; die bezüglichen Unterhandlung:cn dauerten fort. Endlich erwiderte der Schaßkanzler auf eine Anfrage des Deputirten Richard: England halte daran fest, Birma gegenüber eine vorsichtige Haltung zu beobachten; der englische Geschäftsträger in Ma n- dalay sei angewiesen, so lange dort zu verbleiben, als seine persönliche Sicherheit nicht bedroht sei.

Fm weiteren Verlaufe der Sißung brachte Dilke sein bekannies Ta delsvotum bezüglich des Zulukrieges ein. Mure beantragte zu demselben folgenden Zusaß: Das Haus spricht sein Bedauern darüber aus, daß die Regierung, unge- achtet der genauen Fnformation über die Größe der Streitmacht der Zulus und troß der von Bartle Frère und dem General Chelms- | ford empfangenen Warnungen, den Jnvasionskrieg mit unge- nügenden Streitkräften unternommen hat. Jm Laufe der Debatte vertheidigte der Staatssekretär der Kolonien, Hits-Bea ch, die Regierung ähnlich, wie dies im Oberhause bei der Be- | rathung des Tadelsvotums Lansdownes Seitens des Staats- Sekretärs für FJndien und des Premier-Ministers geschehen. Hicks-Beach wies den Angriff zurück, daß der Krieg mit un- genügenden Streitkräften unternommen worden sei, und er- | flärte, ohne die Niederlage bei Fsandula hätten die Truppen wahrscheinlih genügt. Die Debatte wurde fodann auf morgen vertagt. Der Unter-Staatssekretär für Jndien, Stanhope, suchte die Erlaubniß nach, eine Bill einbringen zu dürfen, durh welche die Regierung ermächtigt wird, eine Anleihe von 10 Mil- lionen Pfd. Sterl. in England für Jndien aufzunchmen. Die Borgekraft Fndiens sei erschöpft; Jndien müjse Regierungs- Tratten im Betrage von 15 Millionen decken. Es sei möglich, daß es niht nothwendig sei, die ganzen 10 Millionen aufzu- | nehmen. Das Geld sei nicht für den Krieg in Afghanistan bestimmt, dessen Kosten, die pro 1878/79 auf 2 Villionen veranschlagt seien, aus dem englishen Schaße vorgeschossen werden sollten. Goschen und Fawcett sprachen dagegen, die Debatte noch zu so später Stunde zu beginnen. Der Schatkanzler Northcote erklärte sich damit einverstanden, die Debatte zu vertagen.

2W. März. (W. T. B.) Jn Folge des Ablebens | des Prinzen Waldemar von Preußen ist der nächste Empfang bei Hofe bis nah Ostern verschoben worden. | Dem „Standard“ wird aus Calcutta, vom gestri- | gen Tage, gemeldet: Oberst Cavagnari hat dem Vize- König von Jndien angezeigt, daß die Friedensunter- handlungen mit Jakub Khan gescheitert sind. Der | sofortige Vormarsch der englishen Truppen gegen Kabul ist angeordnet.

Frankreich. Paris, 25. März. (Fr. Corr.) Die Reibungen zwischen Staat und Kirhe mehren sich; man sieht, die Regierung hat den Willen, den Klerus wieder zur Botmäßigkeit unter die Geseße zurückzuführen. Ein Hirten- brief des Bischofs von Grenoble giebt dem Minister des Jnnern und des Kultus Veranlassung, den Prälaten dies fühlen zu lassen. Der Bischof von Grenoble hat in seinem Hirtenbriefe außer verschiedenen, nicht gerade wohlwollenden JInsinuationen gegen die Regierung in ihrem Verhältnisse zum weltlichen Klerus behauptet, daß Geseße, die etwa religiöse Jnteressen berühren follten, ohne die Form eines Konkordats