1879 / 81 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Apr 1879 18:00:01 GMT) scan diff

lage betretene Weg im Großen und Ganzen allgemeine Billi- gung finden werde. Das besondere FJnteresse des gutes werde die Frage des Jnstanzenzuges und die Befugniß des Konsuls, Polizeiverordnungen zu erlassen, in Anspruch neh- men. Natürlich könne in diesen Verhältnissen von einer voll- ständigen Garantie, wie sie im eigenen Vaterlande den Recht- suchenden und Rechtbedürftigen gegeben werden könnte, ab- solut nicht die Rede sein; um so mehr würde ins Auge zu fassen sein, ob die Beschränkung in dem vorgeschlagenen Um- fange wirklich durch das Bedürfniß geboten sei. Derselbe Konsul z. B. habe tas Recht, Polizeiverordnungen zu erlassen, welher über Zuwiderhandlungen gegen dieselben allein und ohne alle Berufung als Richter erkenne. Ein so exorbi- tantes Verhältniß dürfe nur geduldet werden, wenn absolut kein anderer Ausweg vorhanden sei. Ein außerordentlicher Bruch des Strafprozeßsystems liege darin, daß gegen die Straferkenntnisse der Konjfulargerichte, deren Zusammenseßung keine andere Garantie biete als die der Schöffengerichte, nur die Revision, niht auch die Berufung stattfinde. Die that- sächliche Feststellung der Konsulargerichte sei also unumstößlic. Auch dies errege ihm erhebliche Bedenken. Nur Detailfragen kämen bei dieser Vorlage noch in Betracht, die bei der jeßigen Geschäftslage zweckmäßiger in einer Kommission behandelt würden. Er beantrage deshalb, das Geseß einer Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen.

Der Abg. Dr. Zimmermann war mit der vom Vorredner vorgeschlagenen geschäftlihen Behandlung einverstanden. Es müsse geprüft werden, ob die Bestimmung des 8. 1, wona die Konsulargerichtsbarkeit au in solchen Ländern fortbestehen solle, in denen sie nit auf einem Staatsvertrage, sondern auf Herkommen beruhe, aufrecht zu erhalten sei. Die Frage der Staatsanwaltschaft und der Anwaltschaft bedürfe noch der näheren Erörterung. Der Redner wies \ch{ließlich auf die un- günstige Stellung hin, welche deutsche Neichsangehörige in englishen Rechtsgebicten cinnähmen, da ihnen nah einer Auf- fassung des Reichskanzler-Amts die Abgabe von eidesstattlichen Versicherungen vor den Konsuln sehr erschwert sei.

Der Abg. Dr. von Schwarze erklärte dagegen die Materie für so einfah, daß eine Kommission von 14 Mitgliedern durchaus genügen dürfte.

Der Abg. Freiherr von Maltahn-Gültz bemerkte, daß die vom Abg. Zimmermann bemängelte Bestimmung des 8. 1 eine Reproduktion der bestehenden Geseßgebung sei. Er sei der Ansicht, daß cs si bei dem vorliegenden Gesetze nicht nur um juristische, sondern um viele andere Gesihhtspunkte handle. Er bitte daher, die Kommission niht nur aus Juristen zusammenzuseben, sondern besonders praktische, erfah- rene Leute zu wählen; gerade aus diesem Grunde wäre es angezeigt, die Kommission niht aus 14, sondern aus 21 Mit- gliedern bestehen zu lassen. Hierauf wurde der Geseßzentwurf an eine Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen.

Es folgten Berichte der Abtheilungen und der Wahl- prüfungskommission über Wahlprüfungen. Die Wahl

des Abg. Prinzen Radziwill (Beuthen) für den 5. Wahlkreis Regierungsbezirk Oppeln wurde nah dem Antrage des Refe- renten Abg. Richter (Meißen) für gültig erklärt, der Reichs- kanzler indessen zugleich ersucht, über die eingegangenen Pro- teste Erhebungen zu veranlassen und von deren Resultat dem Reichstage \. Y Mittheilung zu machen.

Die Wahl des Abg. Stößel im 5. Düsseldorfer Wahl-

freifo wurde troß des Wiverspruches des Ev: Dz,. Bbir für gültig erklärt; zuglei veschloß das Haus, ‘den Reichskanzler zu erfuchen, das unrichtige Verfahren des Wahlkommissarius, Ober-Bürgermeisters Hache in Essen, bei Feststellung und Veröffentlihung des Wahlergebnisses in angemessener Weise rügen zu lassen; sowie die Petition des Wahlcomités der Centrumspartei in Altenessen dem Reichskanzler zur Herbei- führung einer Untersuhung und etwaigen weiteren Veranlas- jung zu überweisen. : Die Wahlen der Abgg. Dr. Schmalz (2. Gumbinnen), Dr. Baumgarten (5. Mecklenburg-Schwerin), von Hülter (1. Württemberg), Graf von Moltke (1. Königsberg), Bauer (2. Hamburg) und Dr. Weigel (8. Cassel) wurden für gültig erklärt. Dagegen wurde die Wahl des Abg. Kiefer beanstan- E is nähere Ermittelung über einzelne Vorkommnisse ge- ordert.

Troß des Vorschlages des Abg. Fürst zu Hohenlohe- Langenburg, welcher beantragte, die Sißungen {hon am 23. d. M. wieder beginnen zu lassen, damit das Haus nicht allzulange in den heißen Sommer hinein versammelt bleiben müsse, vertagte sih hierauf das Haus um 4 Uhr bis Montag, den 28, d. M/ 12 Uhk.

Der Stadt Düren ist unterm 3. März d. J. ein Allerhöchstes Privilegium wegen Ausgabe von 400 000 c mit 41/, Proz. verzinsliher Dürener Stadt- Obligationen verliehen worden, deren Erlös zur Bestrei- tung der Kosten der Beschaffung und Einrihtung von Lokalen für die städtischen Mädchenschulen und mehrerer anderen ge- neinnüßigen Bauten und Einrichtungen bestimmt ist.

Der Handels-Minister ist unterm 6. März 1879 Aller- höchst ermächtigt worden, zur Ausführung des Projektes der Regulirung des Rußstromes von Tattomischken bis Nuß , die erforderlihe Bodenflähe im Wege des Enteignungs- verfahrens zu erwerben. Dem Kreise Darkehmen ist unterm 19. März 1879 das Enteignungsrecht für die zum Ausbau einer Kreishaussee von Ströpke'n nach Königsfelde benöthigten Grundstücke verliehen worden.

Tarife sind Allerhöchst genehmigt worden : unterm 8. März 1879 für die Erhebung des Brückengelds auf der Brüe über die Röder bei Stolzenhain im Kreise Liebenwerda und unterm 10. März 1879 in Betreff der Abgaben für die Be- nußung der städtishen Bohlwerke und Anlegepläße in Greifen- hagen, Regierungsbezirk Stettin.

Bereits durch die Erlasse des Ministers des Fnnern vom 19. Februar 1875, vom 4. Juni 1876 und vom 21. Fe- bruar 1877 ist darauf hingewiesen worden, daß das im 8. 46 des Reichsgeseßes vom 6. Februar 1875 vorgeschriebene A uf - gebot auf Anordnung des Standesbeamten von der Ge- meindebehörde zu erlassen ist, daß demnach der das

[ufgebot anordnende Standesbeamte die auswär- tigen Gemeindebehörden direkt, niht durch Ver- mittelung des auswärtigen Standesamts, requiriren und daß die betreffenden Gemeindebehörden derartige Requisitionen schleunig erledigen und die Aufgebote nah Ablauf der geseblihen Publikationsfrist sofort zurücksenden sollen. Nach einem Cirkularerlaß des Ministers des Jnnern vom 18. v. M. is namentlih von den Königlichen Standes- ämtern zu Berlin Beschwerde darüber erhoden worden, daß gegen die vorgedahten Bestimmungen, zum Nachtheil der Be-

theiligten, noch vielfach verstoßen, und daß namentlich Requí- sitionen um Érlaß des Aufgebots von auswärtigen Standes- ämtern an die hiesigen Standesämter, statt an den Magistrat zu Berlin gerichtet werden. Verzögerungen sollen überdies, gemäß Anzeige der hiesigen Königlihen Standesämter nit selten dadur herbeigeführt werden, daß auswärtige Ge- meindebehörden ihre Sendungen allgemein an „das Standes- amt zu Berlin“ adressiren, statt von der in den betreffenden Requisitionsshreiben unter Angabe der Nummer und des Dienstlokales des Standesamts bezeihneten vollständigen Adresse Gebrauch zu machen, wovon dann die Folge ist, daß die Postbehörde das betreffende Schreiben, behufs Ecmitte- lung des empfangszberechtigten Standesamts, zunägst erst an das Centralbureau des Magistrats gelangen lassen muß. Gerügt wird endlih auch, daß die Bescheinigungen der Ge- meindebehörden über erfolgte Bekanntmachung des Aufgebots vielfah niht mit dem Dienstsiegel versehen werden. Der Minister des Jnnern hat die Ober-Präsidenten veranlaßi, wiederholt auf die Nothwendigkeit der Beahtung der bestehen- den Vorschriften hinzuweisen.

Séließen Eheleute in denjenigen preußishen Pro- vinzen, in welchen allgemein die Gütergemeinschaft gilt, einen Vertrag über Auss{hließung der Gütergemeinschaft, 10 _ ist der Vertrag, nah: 26. 422, 426, Th. Il. Tit. 1. des Allg. Landrechts, in den Zeitungen oder Jntelligenzblättern der Provinz (des Ober-Gerichtsbezirks) zu veröffentlichen, resp. die Veröffentlihung bei der Verlegung des Wohn- sißes Seitens der Eheleute zu wiederholen. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das RNeichs-Ober-Handel sgericht, IIT. Senat, durch Erkenntniß vom 12. März 1879 folgenden Nechtssaß ausgesprohen: Erscheinen in dem Ober-Gerichts- bezirke, in welhem die fontrahirenden Eheleute wohnen, mehrere Amtsblätter verschiedener Provinzialregierungen und zahlreiche Zeitungen, so sind derartige Veröffentlihungen mit verbindlicher Wirkung in solchen Blättern bekannt zu machen, welche für den Kreis, in dem die Eheleute wohnen, bestimmt sind und daselbst gelesen werden. Verlegen die Eheleute später ihren Wohnsiß nah einem anderen Orte desselben Ober-Gerichtsbezirks, für welchen jene zuerst benußten Blät- ter nicht bestimmt sind, so hat die Vublikation der Aus- s{ließung der Gütergemeinschaft in den für den neuen Wohn- ort bestimmten Vlättern von Neuem zu erfolgen.

Mit dem gestrigen Tage hat der 2. diesjährige militär-ärztlihe Operations- resp. anatomische Kursus, nachdem die zu demselben kommandirten Ober- Stabsärzte hier cingetroffen sind, begonnen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, bayerische Ober - Regierungs - Rath Herrmann isst nah München abgereist.

(Allg. Ztg.)

Bayern. München, 1. April. Das Ausführungsgeseß zu dem Reichsgerihts-Verfas\- sungsgeseßze wird heute im „Gesez- und Verordnungsblatte“ publizirt.

2. April, Se Ma dexr König hat an den Fürsten Bismark zu dessen gestrigem Geburtstage ein sehr huldvolles Glückwunsch-Telegramm gerichtet.

Sachsen -TWeimar-Eisénah., Weimar, 1. April. (Th- Korr.) In sainer: gesÞighn Sizurg beschäftigte sich der Lank? tag mehrfach? mit de Universität Jena. Zunächst beshloß er, die Regierung zu ermächtigen, von der Bewilli- gung eines jährlihen Zuschusses von 30000 /4 an die Universität, als von einer definitiven, Gebrau zu machen, von dem Augenblick an, in welchem die noch ausstehende Be- willigung zu gleichem Zwecke von den Landtagen von Sachsen- Meiningen und Altona erfolgt sein werde, doch sei die Be- willigung alsdann so anzusehen, als sei sie mit dem 1. U nuar 1878 in Kraft getreten. Ferner berieth der Landtag eine Vorlage, betreffend die Nechtsverhältnisse der Studirenden und die Disziplin auf der Universität Ee Das System der vorgeshl ¡genen Disziplinarstrafen {ließt sich im Wesent- lihen an das bisherige akademische Strafsystem an. Die Carcerstrafe ist zwar nicht endgültig in das Strafsystem ein- gereiht, wohl aber die Möglichkeit ihrer Beibehaltung vorge- sehen. Unter den Neueingängen für den Landtag befindet sih eine Vorlage über die Anlegung einer Sekundärbahn mit Normalspur von Wutha (an der Thüringischen Eiscn- bahn) nah ¡Ruhla. Die; Kosten dieser Anlage sind auf 307 000 „se. berechnet; Weimar und Gotha beabsichtigen außer einigen Arealabtretungen 60 000 4 an Aktien zu zeihnen und auf ihren Antheil an der von dem eventuellen Pächter ge- botenen dreiprozentigen Pachtsumme auf die Dauer von 12 Jahren zu verzichten.

Königlich

Oesterreich-Ungarn. Wien, 2. April. Die „Wiener Zeitung“ publizirt heute die von der österreihishen De- legation gefaßten und von dem Kaiser sanktionirten Beschlüsse, betreffend 1) den Nachtragskredit zum außer- ordentlichen Erfordernisse des gemeinsamen Ministeriums pro 1879; 2) das außerordentliche Heereserforderniß für die Ofkku- pation Bosniens und der Herzegowina für das Jahr 1879, und 3) betreffend das außerordentliche Heereserforderniß aus Anlaß der in Folge der weiteren Entwicklung der orienta- lishen Ereignisse fattartunbenen größeren Entfaltung der Wehrkrafi und der Okkupation Bosniens und der Herzegowina im Fahre 1878,

s. April. (W. T. B.) Die „Pol. Korresp.“ läßt sich aus Tirnowa melden, daß die dortige Notablenversamm- lung die von der Kommission an dem russischen Organijations- statut beantragten Aenderungen abgelehnt und in die Spezial- berathung des Statuts einzutreten beschlossen habe.

est, 3. April. (W. T. B.) Das Unterhaus hat mit 174 von 218 Stimmen Szlavy zum Präsidenten gewählt.

Großbritannien und Jrland. London, 2. April. (Allg. Korr.) Die Ernennung des General-Majors Harnley zum britishen Kommissär für die Demarkation der G re nze des Fürstenthums Bulgarien wird in der „London Gazette“ jevt amtlich notifizirt. Die Königin hat den Herzog von Connaught zum Wildmeister (Ranger) des Eppinger Waldes ernannt, ein Ehrenposten, der in der egel an Prinzen der Königlichen Familie verliehen wird. So ist der Herzog von Cambridge „Ranger“ des Hydepark und Prinz Christian von Schleswig-Holstein „Ranger“ des Windsor-Parks.

Die Blätter bringen folgende Einzelnheiten bezüglich der jüngsten Unterhausdebatte über den Zulukrieg. Die Debatte dehnte sih über drei Sage! aus und nahm 24 Stunden und 25 Minuten in Anspruch. Es sprachen

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30 Redner, jeder im Dur{schnitt etwa 49 Minuten. Von den 30 Mitgliedern, welche sich an der Debatte betheiligten, äußerten sih 15 zu Gunsten des Dilke’schen Tadelsantrags, 13 vagegen während zwei Redner erklärten, sich weder für die eine noch für die andere Partei entscheiden zu können. Bei der Ah- stimmung waren anwesend 552 Mitglieder, auss{hließlih des Sprechers und der Zähler. Die Minorität (246) wele für den Tadelsantrag stimmte, zählte 176 Englän der, 40 Jrländer und 30 Schottländer ; die Majorität (306), welche das Kabinet unterstüßte, zählte 250 Engländer, 8 Jrländer und 18 Schotten. Abwesend waren 95 Mitglieder, worunter 49 Eng- länder, 34 Jrländer und 12 Schotten.

Aus Lahore wird dem „Reutershen Bureau“ unterm 30. v. M. gemeldet: Major Sande man telegraphirt, daß er am 24. März in Baghan von 2000 Fkab und Bori Malliks unter Schah Jehan angegriffen wurde. Die britischen Zruppen unter dem Befehle von Major Kern zerstreuten den Feind, dessen Verlust in 145 Todten und vielen Verwundeten bestand. Auf britischer Seite wurden zwei Sepoys getödtet und verwundet. Das 1. Punjab-Regiment verfolgte den Feind drei Stunden.

Der Korrespondent der „Times“ meldet unter dem 30. v. M. aus Lahore: Am lebten Mittwoch traf Major Cavagnari in Lahore ein, um mit dem Vizekönig, welcher sih noch immer hier befindet, zu konferiren.- Die Unter- handlungen mit Jakub Khan sind fortgeseßt worden; da es jedoch bisher vielleiht nicht in der Politik der NRegie- rung lag, Fakub zu einem endgültigen Entschlusse zu drängen, aus dem einfachen Grunde, weil eine abs{lägige Antwort einen sofortigen Vormarsh auf Kabul als räthlih erscheinen ließe, was bei den vershneiten Gebirgspässen undurchführbar wäre, so ist es nicht zu verwundern, daß Jakub Khan auf günstigere Bedingungen hofft, als der Vizekönig ihm bisher in Aussicht gestellt hat. Ganz ohne Zweifel sind jedoch die that- sählich angebotenen Bedingungen derart, daß cJakub d'eselben ohne Unehre annehmen konnte; dieselben entsprehen ganz und gar den Bedingungen, welche der Vizekönig dem verstorbenen Emir gestellt hatte, und welche, wenn angenommen, ihn zum mächtigsten Herrsher machen würden, den Afghanistan seit langen Jahren besessen. Die Einbildung und der Stolz der Afghanen ist jedoch unbegrenzt, und ist es möglich, daß Jakub vorzieht, um seine Ehre zu retten, geschlagen zu werden, ehe er sih ins Unvermeidliche fügt. Vielleicht auch nimmt erx nicht mit Unrecht an, den Stolz seiner Anhänger weniger zu ver- leßen, wenn er nur der Nothwendigkeit und nicht dem eigenen freien Willen gehorht. Zweifelsohne is ein Marsch auf Kabul das leßte, was die Regierung wünscht, obglei sie, gestützt auf die bewundernswürdigen Vorbereitungen für eine erfolg- reiche Ausführung, vollständig bereit ist, dieselbe als eine Nothwendigkeit anzusehen.

3. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Oberhaus sizung erklärte auf eine Anfrage des Lord Lansdowne der Marquis von Salisbury: Die Aussichten für das Ueber- einkommen bezüglih der griechischen Grenze seien an- geblih nit sehr günstig, er zweisle indessen keineswegs daran, daß die Unterhandlungen zu einem Resultate führen würden. Die Haltung Englands sei genau dieselbe, welche es auf dem Kongresse angenommen habe. Die Aussichten auf eine be- fricdigende Lösung würden größer sein, sobald der jegzige Druck an den übrigen Grenzen der Türkei beseitigt sei. Griechenland werde durch einen Aufshub cher gewinnen, als verlieren.

Jm Unterhause erklärte auf eine Anfrage Chamber- lains der Schaßkanzler Northcote: Bezüglich der in Vor- \hlag gebrachten gemischten Okkupation Ostrumeliens jei bis jeßt noch keine Entscheidung erfolgt. Die englische Regierung halte unausgeseßt an den Erklärungen fest, welche ihre Vertreter auf dem Berliner Kongresse bezüglich dieser exrage abgegeben hätten. Der Sultan glaube, daß er die Ruhe in Östrumelien werde aufrecht erhalten können, aber England habe natürlih den ernstlihen Wunsch, daß andere Maßregeln ergriffen werden möchten, um die Gefahr von Unruhen abzuwenden. Daß vor einer bestimmten Beschluß- fassung das Parlament über die Angelegenheit noch befragt werden würde, könne die Negierung nit versprechen.

Im weiteren Fortgange der Sißung theilte der Schaßz- kanzler bezüglic) des Budgets mit, daß in demselben keine Steuererhöhung vorgeschlagen werde, mit Ausnahme eines Zolls von 2 d. pro Pfund Cigarren, und daß die Rü- zahlung der Schaßbonds auf ein weiteres Fahr ausgedehnt werden solle. Das Defizit des verflossenen Finanzjahres be- gifffere sih auf 2291 800 Pfd. Sterl., mit Einschluß der Er- gänzungsfkredite. Die Vorgänge im Orient machten einen Kostenaufwand von 6 125 000 Pfd. Sterl. nothwendig. Der Krieg gegen die Transvaal-Republik habe 592 000 Psd. Sterl. und der Krieg gegen die Zulus 1 559 000 Pfd. Sterl. erfordert. Hiervon seien 5 350 000 Pfd. Sterl. durh Anleihen auf- gebracht, während 2 900 000 Pfd. Sterl. aus den Erträgnissen der Steuern gedeckt worden seien. Der Voranschlag des lau- fenden Finanzjahres beziffere die Ausgaben auf 81 153 000 Pfd. Sterl. und die Einnahmen auf 83 055 000 Pfd. Sterl. Er hoffe, daß der Uebershuß von 1 900000 Pfd. Sterl. zur Deckung der ferneren Kosten des Krieges gegen die Zulus genügen werde. An diese Mittheilungen des Schaßkanzlers {loß sich eine kurze Besprehung der Budgetvorlage. Glad- stone hob hierbei hervor, daß es sich empfehlen dürfte, die Debatte über das Budget noch aufzuschieben. Die erste Berathung des Budgets wurde hierauf auf den 24. April d. J. anberaumt. Die eingebrachten Finanzresolutionen wurden in erster Lesung genehmigt. Von dem Genera'-Staats- prokurator Holker wurde ein Geseßentwurf, betreffend die Kodifizirung der Strafrehtsordnung, eingebracht.

Frankreich. Paris, 2. April. (Fr. Korr.) Zu dem gestrigen Beschlusse des Senats, die Verhandlung über den Peyrat’shen Anutrag zu vertagen, bemerkt de. ¿DSEemps, ndein @ hol, da L Mr tagung einen Boden der Verständigung schaffen werde: „Diese mehr als wahrscheinlihe Folge der Vertagung haben die Gruppen der Rechten auch ganz richtig voraus- gesehen, als sie wie Ein Mann für die sofortige Debatte stimmten, Das Jnteresse der Rechten “war in diesem Falle [leiht zu erkennen. Die republikanishe Majorität in einer politishen Frage zu spalten, ist für die Rechten das einzige Mittel, wieder die Schaubühne zu betreten und die Regierung der Republik in Schah zu halten. Es wäre für sie ein gefundener Handel und ein unverhofftes Glü gewesen, die Majorität, welhe das Land eben erst dem Senat geliefert hatte, zu sprengen, der Patriotismus und die poli- tische Einsicht der meisten Mitglieder des linken Centrums

haben diese Hoffnungen vereitelt. Zu unserem Bedauern haben wir indeß die Herren Laboulaye, Berenger und drei oder vier andere Mitglieder des Ausschusses ihre Stimmen mit denen der Rechten vereinigen fehen. Hätten die leßteren durh diese Verstärkung die Majorität erzielt, so wäre daraus eine kritishe Lage entsprungen, welche herbeizuführen gewiß nicht in der Absicht eines Mitglieds des linken Centrums liegen kann. Glücklicherweise konnte Herr Laboulaye niht viele seiner Kollegen vom linken Centrum für seine unversöhnlihe Haltung gewinnen, und die Nechten sind geblieben, was si? sind und sein sollen : die Minorität. Jhre Hoffnung, die republikanische Majorität zu spalten und den Bund der Linken aufzulösen, hat sich nit erfüllt und dies ist cines der erfreulichsten Ergebnisse der gestrigen Sigzung.“ i : j I

92. April. ‘(Cöln. Ztg.) Bei dem gestrigen Be- \chlusse des Senats über den Antrag Peyrats stimmten 151 Republikaner und 2 Mitglieder der Rechten für die Vertagung, 115 Mitglieder der Rechten und 10 Mitglieder des linken Centrums gegen dieselbe; 3 Mit- glieder der Linken und 3 der Rechten enthielten si der Ab- stimmung; 10 Mitglieder waren mit Urlaub abwesend. Die Vertagung wird von den Republikanern als die Beseitigung des drohenden Konflkts der Kammern auf unbestimmte Zeit mit Zufriedenheit aufgenommen. Die Präfeftten haben den Maires ihrer Departements die Weisung ertheilt, daß sie die Verbreitung des Protestes der Minister des 16. Mai gegen die motivirte Tagesordnung durch Maueranschlag nicht dulden sollen. S y

Die Deputirtenkammer hat in ihrer Sißung vom 97, März den néuen, vom 5. November datirten Mün Z- vertrag zwischen Frankreich, Jtalien, Belgien, der Schweiz und Griechenland bestätigt. i : :

Ueber das Unglück, das in Algier eine Abtheilung Soldaten betroffen hat, die von einem Schneesturme überrascht wurden, wird berichtet :

„Sin kleiner von einem Bataillo:-s-Chef befehligter Zug von drei Compagnien Zuaven, zwei Compagnien LTirailleurs, einer Schwadron Jäger und einer Trainabtheilung, im Ganzen 755 Mann und 22 Offiziere stark, war am 26, von Aumale nah Boghar ausgerückt, um die dortige Garnison abzulösen. Er {lug unter den besten Verhältnissen die gewöhnliche Etappentstraße ein, als er am 28. zwischen Suaki und Suk-el-Tleta von einem so heftigen Schnce- iturme überrascht wurde, daß er erst nach einem höchst mübseligen Marsche des Abends den leßten Punkt erreichen konnte. Auf diesem Marsche sind neunzehn Mann vor Kälte und Strapazen um- gekommen. Sobald dies in Boghar bekannt wurde, entsandte man nah Suk-el-Tleta alle mögliden Transportmittel, und das in Boghar stationirte afrikanishe Bataillon eilte der Kolonne entgegen, um den ershöpften Leuten ihre Tornister und Gewehre abzunehmen, während man in Boghar in der Karawanserei und unter großen Zelten Vorkehrungen für die Aufnahme der Abtheilung traf. Da inzwischen das Wetter wieder {chön geworden war, verließ die Ko- Ionne Suk-el-Tleta u1d kam am 30. mit ihren Kranken, von denen 14 ins Hospital gingen, in Boghar an. Zwei Kranke hatte sie mit einem Arzte bei dem Kadi eines unserer Stämme zurücktlassen müssen. Man lobt den Eifer und die Hingebung, mit welcher die Einge- borenen bei diesem traurigez Anlasse unseren Soldaten beigestanden haben.“ : : 5 E

3. April. (République française.) Das „Journal officiel“ wird am Freitag oder Sonnabend ein neues De- kret des Präsidenten veröffentlihen, durch welches wieder einer Anzahl politisher Verbreher Amnestie bewilligt wird. Von der nächsten Woche ab sollen diese Dekrete sich mit größerer Veschleunigung folgen, und das Justiz-Ministerium hofft seine Arbeit innerhalb der geseßlichen Frist von 3 Mo- naten zu beenden.

Spanien. aberid, 2 April, (lge Hay.) Dex Zustand der Fnfantin Christine hat sich gebessert. Zorilla hat das Manifest der Progressisten gebilligt.

Italien. Rom, 2. April. (Gazz. d’Ftal.) Jhre Ma- jestät die Königin von Großbritannien, welhe am ¿Freitag in Baveno am Lago Maggiore eingetroffen ist, wird bis zum 20. April dort verweilen. Bevor die Königin aztalien verläßt, wird sie eine Zusammenkunft mit Sr. Majestät dem König Humbert haben; der Ort dafür ist noch nicht fest- geseßt. Am 31. v. M. ist Se. Königliche Hoheit der Herzog von Aosta zum Besuh Jhrer Maj.stät von Turin nach

aveno abgereist. S 3. T (D B) Dié Depulietentamer seßte heute die Verhandlungen über die gestern an die Ne- gierung gerichteten Futerpellationen fort. Der Mi- nister-Präsident Depretis wies dabei die Anschuldigung zurück, daß das Ministerium eine unsichere Politik befolge, und stellte bezüglih der Vereine als für ihn maßgebenden Grundsatz auf, daß keinerlei Maßregeln gegen die Vereine er- griffen werden dürsten, o E diese sih innerhalb der Sta- tuten bewegten, daß jedes Vergehen derselben aber sofort unterdrückt werden müsse. Von diesem Grundsaße sei das Ministerium auch geleitet worden, als es die öffentlichen Kundgebungen mit Emblcmen untersagt habe, die den Fnsti- tutionen des Landes zuwider seien. Der Ministerpräsident erwähnte auch die Vorgänge in Mailand, Genua, Chioggia, Rimini und Anghiari, erklärte indeß, hierüber sih nicht näher aussprehen zu können, weil die gerihtlihen Untersuchungen übcr diese Vorgänge noch in der Schwebe seien. Endlich legte derselbe die Gründe dar, L das Minifterium zur Auflösung einiger Vereine bestimmt worden sei, und betonte, daß das Land absolut den Frieden wolle, und daßdie Regierung die Pflicht habe, diesem Wun sche zu willfahren und die Fnstitutionen des Landes zu vertheidigen. Der Justiz-Minister Tajani gab glei{hfalls Aufklärungen über die Auflösung mehre- rer Vereine und sprach die Hoffnung aus, daß gegen- über der Frage wegen der Stabilität der FJnstitutionen des Landes jeder Zwiespalt zwischen den Parteien ver- stummen werde. Der Deputirte Ca vallotti erklärte si durh die Seitens der Regierung gegebenen Erklärungen viht befriedigt und beantragte die Annahme einer Tagesordnung, durch welche die Regierung aufgefordert wird, die Aufrechterhaltung der Ordnung mit der Ahtung der persönlichen Freiheit zu verbinden. Der Deputirte Sella beantragte, daß die Berathung dieser Tagesordnung auf ses Monate vertagt werde. Demgegenüber erklärte Crispi, daß eine sofortige Entscheidung nothwendig sei. Der Minister- Präsident Depretis sprah Sella seinen Dank für dessen Antrag aus, bezeichnete denselben aber als inopportun. Sella zog hierauf seinen Antrag zurück. Die Beschlußfassung Über die von Cavallotti beantragte Tagesordnung soll morgen

E ia 31. März. (Tel. Stef.) Die Korvette

„Vittor Pisani“, unter dem Befehl des Herzogs von Genua, ist heute zu ihrer großen Umfahrt ausgelaufen,

Türkei. Konstantinopel, 3. April. (W. T. B\) Wie die hiesige „Agence Havas“ erfährt, unterhandelt dié | Pforie mit England neuerdings über eine Abänderung des Vertrages über Cypern, wodurch England neue | Vortheile zugewendet würden, die von Seiten Englands durch eine fi nanzielle Unterstüßung der Pforte aufgewogen werden sollten.

: Unter den die Mächte augenblicklich noch beschäftigenden Vorschlägen, betreffend die Ausführung einer gemischten Ofkfkupation Ostrumeliens befindet sih auch ein Vor- schlag der Pforte, nah welhem derselben gestattet sein solle, | Bourgas und Jchtiman mit regulären Truppen ihrerseits zu beseten.

NAußland und Polen. St. Petersburg, 4 April. (W. T. B.) Nach eincm unterm 3. d. veröffentlichten Be- rihtz2 betrugen die diesjährigen Zolleinnahmen 11 014 358 Rbl., mithin gegen den entsprehenden Zeitraum des Jahres 1878 mehr 2 897 285 Rbl. und gegen den ent- sprechenden Zeiiraum des Jahres 1877 mehr 9 143 298 Nbl. Der diesjährige Fmport an Edelmetallen betrug 3282745 Rbl., mithin gegen den entsprechenden Zeitraum des Jahres 1878 mehr 2 894 394 Rbl. und gegen den entsprechenden Zeitraum des Jahres 1877 mehr 2894160 Rbl. Der diesjährige Export betrug 1 912 587 Rbl., weist demnach gegen den ent- sprechenden Zeitraum des Vorjahres einen Mehrbetrag von 531 473 Rbl. und gegen den entsprechenden Zeitraum des «ahres 1877 einen Minderbetrag von 4271 493 Rbl. auf.

Amerika. Washington, 1. April. (Allg. Corr.) Im Repräsentantenhause wurde heute die Kreditvorlage für die Legislatur eingebracht. Die Kammer diskutirt noch immer das Armeebudget. Der Senat hat einen Ent- wurf für den Ankauf oder Bau eines Schiffes genehmigt, welches mit einem Kühlungsapparat zur Desinfektion von Schiffen und Ladungen, die von angeblih angestcckten Häfen ankommen, versehen sein soll.

Asien. Birma. (Allg. Korr.) Das Sekretariat von Rangoon hat, wie aus Bomvay unterm 1. d. gemeldet wird, bekannt gemacht, daß die indishe Regierung gesonnen ist, den in Birma ansässigen britishen Unterthanen gegen die Will- für der birmanishen Behörden Schuß angedeihen zu lassen. Um ihren Remonstrationen gegen die jüngst von der birmani- schen Regierung verübten barbarischen Handlungen Wirksam- keit zu verleihen, habe sie die britische Besaßung in Birma shleunigst verstärkt. Die indishe Regierung behaupte eine defensive Haltung und wolle einen Bruch mit dem König von Birma vermeiden, falls ein solcher nicht von ihm durch offene Akte der Agression und Beleidigung herbeigeführt werde.

Der Rangooner Korrespondent der „Daily News“ meldet: Die Wirkung des von dem Sekretariat erlassenen Memorandums war keine gute. Es wird allgemein als ein Schwächebekenntniß angesehen. König Thebau hat ein Man- dat erlassen, welches alle Männer, die fähig sind Waffen zu tragen, einberuft. Avera Thet Woon, ein Mann von großem Einflusse, verläßt Mandalay. Das 22. eingeborene Fnfanterie- Regiment ist hier angekommen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Wien, Freitaa, 4. April, Nachmittags. Das Unterhaus hat heute den Gesezentwurf, betreffend die Einverleibung von Spizza, nah kurzer Debatte in zweiter und dritter Lesung einstimmig angenommen. Hierauf wurde die Generaldebatte über das Budget fortgeseßt. i H

Paris, Freitag, 4. April. Die „Agence Havas“ erklärt die hier umlaufenden Gerüchte von Veränderungen im Minifterium für unbegründet.

Nr. 10 des „Armee-Veroxdnungs-Blatts“, heraus- gegeben vom Kriegs-Ministerium, Hat folgenden Inhalt: NReise- gebührnisse der Mitgliedcr der elsaß-lothringishen Gensd'armerie bei den Kommandos zu den großen Herbftübunçcen. Abhaltung der unvermutheten Kassenrevisionen. Friedens-Verpflegungs-Etats für 1879/80. Dienststempel der Landwehc-Compagnien. Nachtrag zum Scbulverzeichniß vom 8. Januar d. Js. |

Das 111. Hcst der „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“, Organ des Hydrographischen Bureaus und der Deutschen Seewarte, herausgegeben von der Kaiser- liben Admiralität, 7. Jahrgarg, 1879, hat folgenden Inkbalt: Ueber einige Ergebnisse der neueren Tiefseeforschungen. I. Allgemeine Ergebnisse (Schluß). Bericht über die Konkurrenzprüfung von Marine-Chronometern, abgehalten auf der deutswen Seewarte im Jahre 1877. 11. Aus den Reiseberihten S. M. Kbt. „Wolf“, Kapt.-Lieut. Bes, 1) Reise durch das Nothe Meer von Suez bis Aden im Dezember 1878; 2) Reise von Aden bis Colombo auf Ceylon, Dezember 1878 und Januar 1879. Eingänge von meteoro- logischen Journalen bei der deutschen Seewarte im Monat November 1878 (Berichte von 12 Schiffen). Bemerkungen über die Inseln Jamaica und Portorico. Große Antillen. Neuer Hafen Livingston an der Ostküste von Guatemala. _Karaïbisches Meer. UsWêx bie Beschaffenheit der Barre des Magdalenenstromes. Kolombia. -— Der Archipel der Neu-Hebriden (Schluß). Ueber das Fortschreiten barometrisher Depressionen auf dem Nord- Atlantischen Ocean (Mit- theilung von der deutschen Seewarte). Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Dezember 1878 in Nordamerika und Centraleuropa. (Mittheilung von der deutschen Secwarte.) Be- merkungen über einige Ortsbestimmungen an der mexikanischen West- küste. Kleine hydrographische Notizen. 1) Ansegelung von La Guayra; 2) Notizen über einige kleinere japanishe Häfen ; 3) Stromverseßzung zwischen Nagasaki und Shanghai im August 1878; 4) {nelle Reise von Sydney nach San Francisco. Tabellen.

Anhang.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind M Ea Standes8ämtern in der Woche vom 23. März bis incl. 29. März cr. zur Anmeldung gekommen: 252 Gbesließungen, 801 Lebendgeborene, 24 Todtgeborene und 480 a Da Jahresberiht der Handels- und Gewerbekammer zu Stuttgart für 1878 äußert sich über die Wirkung der durch Geseß vom 23. Juli 1877 ‘in R UEE cingeführten Gemeinde- V ssteuern wie folgt: S E Sai Lat Umfange die gesammte Steuetlast, die direkte und indirekte, die Einwohner der St1dt Stuttgart im Vergleih mit an- dern großen Städten trifft, ergiebt folgende Skala: în Berlin trifft auf den Kopf der Bevölkerung 15,49 M, Ulm 6,28 MÆ, Leipzig 1489 M, Karlsruhe 23,70 F#& und Stuttgart ebenfalls 23,70 #. Was nun den Einfluß der

| ebenfalls vor Einführung der Steuer (im September

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von Malz selb ezobea wird, 2 K 50 -Z per 100 ¿g ungeshroté- nen Malies. Fleis mit 6 Æ flic 100 kg, Gas mit s per Kubik- meter (bei dem biéherigen Preise von 16 &, alfo mit 25 °%/o) be- steuert sind, so kann derselbe natürlich {wer fon heute festgestellt werden. Es darf bei einer solhen Vergleihung atex überhaupt nicht übersehen werden, daß der Preis eines jeden Gutes von sehr ver- s{iedenen, unter sich oft mit einander fontraftirenze+ Faktoren ges bildet wird. E

Beim Bier is die Vertheuerung in Folge der Eixführung der Verbrauché steuern auf 2,7°/4 des Preises ia Aussibt zu nehmen ge- wesen; im Allgemeinen scheint ein Aufsclag im Kleinverfehr niht eingetreten zu sein, ob fi ind:fen die Ueberwälzun1 auf die Kon-

| sumenten nicht dadur vollzogen hat, daß die Preoduftions?eoften ge-

ringere geworden find, kann nit bestimmt gesagt werden. ;

Die Fleischvreise von 1876/77 bewegten sich für dée _ersie Qualität beim Ochsenfleish zwischen 60 und 70, beim Rinkfleisch zwischen 52 und 64, beim Schweinefleisch zwischen 66 und 75, beim Kalbfleisch zwishen 66 und 70 H pro Pfund. Schon vor Ein- führung der Verbrauch8fteuern ist der Preis der entsprechend:n Qualität beim Ochsenfleish auf 76 „F (Anfangs August 1877), im Januar 1878 auf 78 - gestiegen und hat in der Regel auf 76 - pro Pfund gestanden; es hat jich aber auch im Sommer 1877 der Markt- preis vom Centner todten Gewichts von 74 M. auf 78, 85, 82, 84, 80 M erhöht; beim Rindfleish stieg der Preis gleifalis vor Ein- führung der Steuer (Uugust 1877) auf 65 4, 70 s, und ging dann später wieder auf 66 und 6d S zurück; bein Kalbfleid trat

S l 1877) eine Steigerung auf 75 - ein, der Preis ging aver später wieder auf 70 , zeitweise 65 -&H zurück; das Schweinefleisch stand vor Ein- führung der Steuer cine Zeitl:ng auf 70 4, nach derselben thei.s auf 70 4, theils auf 65 4. Wegen der außer der Steuer auf den Preis einwirfkenden Faktoren ift es {wer, die Wirkung der Steuer auf den Preis genau festzustellen, jedenfalls bedürfte es dazu noch umfänglicherer Zusammenstellungen. Es scheint, daß schon vo: Ein- führung der Steuer die Wirkung derselben in den Preisen sich ausdrückte. i

Dur die Einführung der Gaétsteuer is wenigstens die Abon- nentenzabl nicht zurückgegangen, dieselbe hat am 31. Dezember 1876 9848, 1877 6141, am 1. Juli 1878 6250, der Stadt Stuttgart betragen.

Kunst, Lissenschaft und Literatuxz.

Aus Venedig wird der „Allg. Ztg.“ unter dem 24, März ges schrieben: Nachdem die sogenannte Heliotypie gerade hierorts zu bedeutsamen Wiedergaben artiftisher und technischer Werke benüßt worden ift, gelangt dieselbe nunmehr auch zur Stellvertretung des Buchdrucks selbst. Die „Société de 1’Orient latin“ in Paris läßt nämlich eincu in fich zusammenbängenden Theil eines lateinischen Kodex der Markus-Bibliothek, einer in vieler Hinsiht kost- baren Handschrift, auf diese neue Art in einer bestimmten Anzahl von Eremplaren für \sich und für die Gelehrtenwelt vervielfältigen. Hr. Dr. Georg M. Thomas hat über diese wichtige handschriftliche Chronik, wie über das s{öne Unternehmen, zu welchem man in Paris auf seinen Vorschlag uad in sehr liberaler Weise die Nittel bereit stet, in der gestrigen Sitzung des „Istituto Veneto di scienze, lettere ed srti“ beridtet.

Alfred Friedmann, dessen „Leichtsinnige Lieder“ wir vor einiger Zeit an dieser Stelle besprohen haben, hat inzwischen im Berlage der Wallishaußershen Buchbandlunz (Iosef Klemm) in Wien einen neuen Band seiner Poesien: „Die Feuerprobe der Liebe“ und „Angioletta" enthaltend, erscheinen lassen. Unter diesem Namen hat man zwei Novellcn zu verstehen, von denen der Dichter die erstere der Novelle „Filiberto“ des Matteo Bandello in Versen nacherzählt hat, während er die zweite cine „Novelie in Liedern“ nennt. In beiden poctishen Erzeugnissen zeigt Friedmann wieder die sprah- und formgewandte Larstellung, die [hon an jenen erstgenannten Dichtungen zu loben war. Wir wissen nicht, ob die Novelle „Filiberto“ \chon früher überseßt und der deut» n Lite eiligen Wurde; jevensallo ist Vie bie Form der Erzählung neu und reizvoll und aus diesem Grunde eine dankens8werthe Kistung. Aber auch dieëmal müssen wir die seltsame Neigung Friedmanns tadelnd erwähnen, daß er cs liebt des Lebens geheimstes Walten mehr als nöthig realistisch zu zeihnen. Vtatteo Bandello, der ihm das Vorbild gab, ift allerdings bekarnt wegen seiner {lüpfrigen Novellen; aber man kann aus dem Charakter seiner Zeit heraus auch eher verstehen, wenn er dec Leidenschaften Untiefen unverhüllt zeihnet; dem zeitgenössishen Dicbter aber darf man es verargen, daß er in dieser Beziehung seinem Original folgt. In der Darstellungsweise scheint dem „Nacberzähler“ ü 13 Byron vorgeshwebt zu haben, und das wäre ein Vorzug, wenn Friedmann zu Nuß und Frommen der jungfräulihen Ohren, vor denen er, wie die Einleitung lehrt, erzählt, und zu Nuß und Frommen des weiteren Kreises der Lescrinnea, die er doch_ nit von der Lektüre seiner Poesien ausschließen will, an manchen Stellen si einer zartsinnigeren Fassung seiner Gedanken befleißigt hätte. Was nun den Liederstrauß „Angioletta“ anbetrifft, so finden sich in ihm einige recht erfreulihe, warm empfundene lyrisce Blüthen. In mancherlei metrisch und rhythmish verschiedenen Formen gestaltet der Dichter tief innige Stimmungsbilder; an den meisten von ihnen kann man einzeln genommen seine Freude haben; aber au hier erregt uns das Ganze ein gewisses Unbehagen, insofern wir so viele s{ône Lieder einem ihrer unwerthen Gegenstande gewidmet sehen. Von den cinzelnen Nummern - dieser Saunmlung möchten wir „Es giebt ein Weh voll Süßigkeit“, „Heut bin ih durch den Park gegangen“ und das Sonnett „Des Morgens steigt ein Traum aus Meereëwellen“ als besonders gelungen und lesenêwerth her- vorheben.

Ms. 1, April. Dem Vernehmen der „Allg. Ztg." nah bat bie Vistorishe Kommission bet dex Akademie der Wissenschaften die beiden außerordentlichen Mitglieder , den ordentlichen Professor und z. Z. Direktor der polytecnischen Hoch» schule Dr. A. Kluckhohn und den Geh. Haus- und Staatsarchivar und Ehrenprofessor an der hiesigen Universität Dr. Lu dw, Rotckinger, zu ordentlichen Mitgliedern gewählt und diese Wahl die Bestätigung Sr. Majestät des Königs erhalten. Ferner wurde Allerhöchst genehmigt, daß ein Preis von 5000 4 sür die beste Arbeit über die Geschichte des deutschen Unterrihtswesens von den Anfängen desselben bis zur Mitie des 13, Jahrhunderts ausgeseßt werde. A Das große Gemälde, welhes Hr. Direktor von Piloty im Auftrage der Gemeindekollegien für den Repräfentationsfaal des hiesigen neuen Rathhauses gemalt hat, ist, nah einer Mittheilung in der heu- tigen Magistratöfizung, nunmehr vollendet, und die Mitglieder der Kollegien wurden zur Besichtigung und Eriäuterung desselben in dem Atelier des Künstlers auf kommenden Donnerstag eingeladen.

Kopenhagen, 31. März. Gestern verließ mit dem König- liden grönländishen Handelsschiffe „Ceres“ cine wissensca ft- liche Expedition nach Grönland, unter Leitung des Marine- Lieutenants Jensen, unsere Stadt. Die Theilnehmer der Erxpes dition sind: Cand. polyt. Kornerup und Mariuc-Lieutenant St. Hammer. Die Expedition wird im Laufe des Sommers de n früheren Jahren begonnenen Vermessungs- und UntersuBungêarl eis ten an der Küste zwishen Holsteinsborg und Ggedesminde fortseßen. Während Lieutenant Jensen und Kand. Kornerup im Herbste zurü kehren, wird Lieutenant Hammer auf Grönland überwintern, um im Laufe des Winters von Jacobshavn aus verschiedene Okfervationen und Untersuchungen anzustellen. :

Land: und Forstwirthschaft.

ie Beaufsichtigung der Vieh- und Hagel-Bersicherung8«. et Aalen wird in Preußen nach dem Gese vom 17. Mai 1853 von dem Minifterium für die landwirthfcaftlihen Angelegenkeitcn geübt, deLen mehrerwähntcm Bericht (7 ceußens landwirthschaftliche Veraltung 1875, 1876, 1877. Berln, Wie» gandï, Hempel & Parey. 1878.) wir in dieser Beziehv-.,g Folgende? eutnehmen : Um die C niciks gegen die Nadl teile zu (hen,

fl Di Lrtnop DTIGE

J 112 *OTZUG,

Konsumsteuera auf die Preise in Stuttgart anbelangt, wobei vorau®- Ritter ist, daß Bier mit 65 -Z per 100 1 und joweit die Steuer

L welche sie dur bie ohne finanziellé Bürgschaften bo) ündeten Ver-