1879 / 82 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Apr 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Lon den bewegten Achsfilometern kommen auf jedes Kilometer Bahnlänge 262757 Achskilometer (gegen 284 790 im Jahre 1876 und 307 800 im Jahre 1875).

zwischen der auf je eine Verspätung entfallenden Zugzahl und

Achsfkilometerzahl stellt sih gegen die von 1877 um ca. 10 Proz., |

gegen die von 1876 um ca. 83 Proz. und gegen die von 1875 um ca. 139 Proz. höher.

der Hauptsache hervorgerufen in 1047 Fällen durch Defekte | an Maschinen und Wagen, in 655 Fällen durch atmosphärische | Einflüsse (Schneeverwehungen, Uebershwemmungen, Sturm, | Regen, Nebel, Glatteis 2c.), in 1701 Fällen durch Sperrung |

der Geleise und in 2941 Fällen durch vermehrte Frequenz.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 4. April. (W. T. B.)

Die „Pol. Korr.“ meldet aus Tirnowa vom

Das Organisationsstatut wird in längstens vierzehn | Tagen durchberathen sein, sodann sollen die Vorkehrungen |

zur Fürstenwahl getroffen werden. Ueber die für den

Fürstenthron aufzustellenden Kandidaten ist unter den Nota- | über 1 er Un d r | Djellalabad. Da Futtehabad und Cbarbagh von feindliden Stäm-

beln noch keine Vereinbarung erfolgt, dagegen i} unter den-

selben eine Einigung darüber erzielt, daß Sofia zur Landes- | Den | hier befindlichen fremden Konsuln if ein aus der Mitte der |

Memorandum | : Memor | telegraphirt :

bauptstadt, Tirnowa zur Krönungsstadt gewählt werde.

Notabelnversammlung

: ing hervorgegangenes über die Vereinigung

fsämmtlicher bulgarischen

Länder mit Eins{luß Macedoniens, der Dobrudsha und |

des zu Serbien gehörigen Distrikts Piros überreiht worden. Aus Bukarest von heute: Durch die von der rumänischen Regierung entsendeten Aerzte ist konstatirt worden, daß Bul-

sämmtliher Züge | durdschnittlich | 278 050 im Vorjahre, resp. | Die | mittlere Verhältnißzahl (geometrishes Mittel) des Jahres 1878

f | werden darum fortbestehen und die ununterschriebene Allianz

garien von verdähtigen Krankheiten vollständig |

TYCT E,

Pest, 4. April. Das Unterhaus nahm den Antrag |

—_—

auf Beschließung eines Dankesvotums an Oesterreih und an das Ausland für die der Stadt Szegedin gewährten Unter- stüßungéspenden einstimmig an. Minister-Präsident Tisz

theilte in einem längeren Exposé mit, daß bis jeßt 857 000 Fl.

Q 1Sza |

an Unterstüßungsgeldern für Szegedin eingegangen und bis |

zum Beginn der Wiederherstellung der Stadt und der Rück-

kehr der Einwohner nußbringend angelegt worden seien. Den | Szegediner Jnstituten solle ein Kredit bis zum Belauf einer | Million gegen öproz. Verzinsung gewährt werden. Zur Verhin- |

derung weiteren Wasserzuflusses undzur Trockenlegung des Stadt-

gebietes seien alle erforderlihen Vorbereitungen getroffen. Jm |

Laufe der Sißung wurde dann noch eine Fnterpellation an die Regierung über die gemischte Okkupation Ostrume- liens angemeldet. Jn Beantwortung dieser Jnterpellation erkärte Minister-Präsident Tisza, die Verhandlungen seien im Zuge, er könne aber, so lange kein Beshluß gefaßt sei, keine näheren Mittheilungen machen. Der Zweck und die Tendenz der Verhandlungen gehe am Besten aus der That- sache hervor, daß die Hauptrolle bei denselben England und Oesterreih-Ungarn übernommen hätten, deren Bestreben es sei, den Berliner Frieden auszuführen. Das Haus nahm die Antwort des Minister-Präsidenten zur Kenntniß.

Schweiz. Bern, 4. April. Die Volksabstimmung über die Wiedereinführung der Todesstrafe is auf den 18. Mai anberaumt.

Belgien. Brüssel, 3. April. (Cöln. Ztg.) Das Rund- schreiben, welhes der Unterihts-Minister über den Schulgeseßentwurf an die Gouverneure der Provinzen ge- rihtet hat, ist in verkürzter Fassung durch Maueranschläge zur allgemeinen Kenntniß gebrackt worden. Diese amtliche Bekannt- machung ist überall durchaus glei{lautend, nur daß fie in den vlämishen Provinzen nicht blos franzöfisch, sondern au vlämisch gegeben ist. Sie belehrt das Volk, daß die Bestimmung, wie es mit dem Religionsunterricht in der Schule gehalten werden soll, genau den im Jahre 1846 zwischen der Regierung und den Bischöfen vereinbarten Anordnungen ent- spricht. Trobvdem hat der Abg. Visart daran Anstoß genom- men und wird morgen in der Zweiten Kammer den Minister darüber interpelliren. Den Gouverneuren der Pro- vinzen ist neuerdigs vom Minister eingeshärft worden, daß durch Erlaß vom 7. November 1864 „jede Vertheilung von gedruckten oder gcschriebenen Büchern oder Heften irgend welcher Art in den öffentlihen Schulen ohne ausdrück- lihe Erlaubniß der Verwaltungs- oder bürgerlichen Aufsichts- behörde strengstens verboten ist“.

Großbritannien und Jrland. London, 3. April. (Allg. Corr.) Bei dem gestrigen Jahresfeste der Gesell-

shaft zur Unterstüßung nothleidender Ausländer |

(Society of Friends of Foreigners in Distress) hielt der öster- reihish-ungarishe Botschaster, Graf Karolyi, welcher den Vorfiß führte, anläßlich des von ihm ausgebrahten Toastes auf die Königin, die nahstehende Rede:

Es trifft sih ganz vortrefflich und ist mir ganz besonders angenehm, daß bei der ersten Gelegenheit, da es mir vergönnt ist, in diesem Lande öffentlih zu sprechen, es mir zufällt, das Wohl ZJhrer Majestät auêzubringen. Es trifft fi vortrefflich und ist mir so besonders willkommen, weil ich wie Lord Salisbury dies so zutreffend bemerkte als Vertreter des Freundes und Alliirten Englands, des Kaisers von Oester- reich und Königs von Ungarn hier erscheine, und weil ih mache fein Hehl daraus schon in dem Umstande, daß mein Kaiserlicher und Königlicher Herr mich gewählt, um Fhn in diesem Lande zu vertreten, das sichtbare Zeichen eines kürzlih erfolgten historishen Ereignisses liegt, und weil jenes Ereigniß meinen Jdeen über das, was die Politik Englands und Desterreihs sein follte, eben so sehr entspricht, als es mit meinen persönlihen Gefühlen der Achtung und Ehrerbietung für die Königin übereinstimmt. Das historische Ereigniß, die vollzogene Thatsae, von der ih spra, ist die Bekräftigung jener alten Freundschafts- bande, welcke die beiden Ländver fest mit einander verbinden, die ihre Waffengenossenshaft auf manchem ruhmreichen Eélachtselde der Vergangenheit besiegelt haben. Jn unseren Tagen, wo die Geschicke aller civilifirten Nationen von Staats- männern gestaltet worden, welche ihren Landslenten gegenüber verantwo: tlih find, muß die Allianz zweier Länder, wie Eng- land und Oesterreih, nothwendigerweise darauf abzielen, den Krieg zu verhindern und niht ihn heraufzubeshwören. Darum werden auch heute formelle Allianzverträge in früheren Zeiten {mähliher Weise nur zu oft die Eingebungen einer Laune gewissermaßen als etwas Veraltetes betrachtet.

} j

Die gegenseitigen Jnteressen zweier Länder sind in unseren

Tagen eine siherere Basis für eine gemeinsame Aktion als

der sorgsamst ausgearbeitete Offensiv- und Defensivvertrag.

Die Aehnlichkeit, und in mancher Hins.Ht die Gleichartigkeit

der legitimen Ziele, welche England und Oesterreich verfolgen,

befestigen, welhe auf die Jnteressen der beiden L | von zwei großen Staatsmännern abgeschlossen und von zwei be- : E | rühmten Souveränen gebilligt wurde. Jene Souveräne, welche Die hier in Betracht kommenden 6344 Verspätungen sind in |

änder sich stütt,

bereits dur die starken Bande gegenseitiger hoher Ahtung geeint sind, haben mit dazu beigetragen, die glücklihe Verbindung ihrer Völker zu Stande zu bringen , eine Thatsache, welche troß ihrer Eifersuct über strikt konstitutionelle Formen von

ihren loyalen Unterthanen dankbarst anerkannt wird.

Ih habe somit die Ehre, als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers und Königs und als Vorsitzender dieser hervorragenden Ge- sellshaft das Wohl des erhabenen Freundes und Alliirten des Kaisers auszubringen. Jhre Majestät die Königin sie lebe

i | hoch! 3 K M: 1

Der Vizekönig von Jndien hat unterm’ 1. d. M.

folgende Depesche an das Jndishe Amt gerichtet :

Mr. Fryer um dort

_ Majer Sazxdemann erreichte Thull am 27. März. begiebt sih mit Proviantvorräthen na Leghari Barkan,

mit General Biddulph zusammenzutreffen. General Browne berichtet über cinige Aufregung unter den Stämmen in der Umgegend von

men bedrcht werden, entsandte er dabin eine kleine Trupvenmact. Major Cavagnari kehrte gestern von Labore nab Djellalabad zurück.

Zur Ergänzung vorstehender amtlichen Depesche wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 1. d. M. aus Lahore

„In Folge der drohenden Angriffe Seitens feindselizer Stämme in den Tiftrikten Djellalabad und Lugbman ift Kapitän Gough mit vier Schwadronen Kavallerie, rier Karonen und 1000 Mann In- fanterie na Futtehatad und Major Macpherson mit zwei S{wa- dronen, einer Vergbatterie und 1200 Mann Infanterie rach Char- bagh abgegangen.“

Dem „Standard“ wird aus Lahore unterm 1. d. M. telegraphirt: „Die Unterhandlungen find nominell noch nicht abgebrohen, aber JFakub Khans Brie; ist noch immer

| unbeantwortet.“

Vom afghanishen Kriegsshauplaße kommt ferner die Nachricht von einem traurigen Unfalle, welcher dem 10. englishen Husaren-Regiment zugestoßen. Eine De- pesche des Vize-Königs an das Jndische Amt theilt darüber Folgendes mit :

„eneral Vrewne meldet unterm 1. April aus Djellalakad: Eine Swadron des 10. Husaren-Regiments, welche einer Schwadron des 11. Bengal Lanzenreiter-Reaimerts Nachts um 10 Ubr über den Kabulfluß, in der Nähe von Djellalabad, folgte, verlor die Pferde und wurde von der Strömung fortgerifsen. Lieutenant Harford und 50 Mann werden vermißt. 16 Leiden find aufgefunden. Die Lanzen- reiter waren glüdlih gelandet.“

Den „Daily News“ geht Djellabad folgender Bericht zu:

Spät am Montag Abend marsch{irten 2 Kolonnen unter den Generälen Macpherfon und Gouah nab Luabham. Eine Scwadron des 10. Husaren-Regiments, welbes einer der Kolonnen angehörte, mußte den Kabulfluß überschreiten. Die Mannschaften geriethen in Tiefwaffer, und von 76 Mann sind nur 26 entkcemmen. 19 Leichen find aufgefunden woxden. Lieutenant Napier, Sobn des Lord Na- pier von Magdala, reitete mit genauer Noth sein Leben.

(E. C.) ‘De London Gazette“ macht bekannt, daß Sir Bowen, éhemaliger Gouverneur der Kolonie Victoria, zum Gouverneur von Mauritius ernannt worden ist.

Ein Blaubucch, welckes die Korrespondenz zwischen Salisbury, Layard und Wolseley betreffs der Gericht s- verfassung auf Cypern enthält, ist soeben cusgegeben worden.

4 Ap (W: 2. D) Das Oberhaus hat sh heute bis zum 24. April vertagt.

Im Unterhause antwortete der Unter-Staatssekretär Bourke auf eine Anfrage Camerons: Die Regierung habe gestern erfahren, daß Frankreich von der Jnsel Matacong Besiß ergriffen habe. Der Attorney General von Sierra

über das Unglück aus

| Leone habe gegen die Besißergreifung Protest erhoben, und

die englishe Regierung habe der französishen Regierung be- reits Vorstellungen gemaht. Jn Beantwortung einer An- frage Fawcetts erklärte der Schaßkanzler Northcote: Die Verhandlungen mit Jacub Khan würden fortgeseßt, es sei der Regierung aber unmöglich, si betreffs etwa noth- wendiger Truppenbewegungen zu binden oder überhaupt

| detaillirte Mittheilungen zu machen; indeß sei nichts unwahr-

scheinlicher, als daß die Regierung von ihrer gegenwärtigen Politik bis zum Wiederzusammentritt des Parlamentes ab- weichen werde. Falls ja eine Veränderung eintreten sollte, werde die Regierung solhe sobald wie möglich dem Parla- mente mittheilen. Der Vizekönia Lord Lytton sei bestimmt angewiesen, ohne ganz definitive Befehle der Regierung keinen Vormarsch gegen Kabul zu unternehmen. Lord Hartington sprach seine Befriedigung über diese wihtigen Zusicherungen des Schaßkanzlers aus. Im weiteren Verlaufe der Sibung fand eine lange Debatte statt über den An- trag Briggs auf Abschaffung des Baummwoll- zolles in Fndien, da die Kosten für den Krieg in Afghanistan keinen genügenden Grund dafür böten, die Abschaffung dieses Zolles noch hinauszuschieben. Der Unter-Staatssekretär für Fndien, Stanhope, erklärte: Die Regierung halte daran fest, die Zölle, den Finanzen Jndiens entsprehend, nach und nah abzuschaffen; sie unterstüße den ersten Theil des Antrags Briggs, sei aber gegen den leßten Theil desselben. Der erste Theil wurde s{ließlich ohne Ab- stimmung genehmigt, der leßte dagegen mit 166 gegen 84 Stimmen abgelehnt. Sardcaste brachte hierauf einen Zu- savantrag ein, welcher dahin lautete: Das Haus erblicke mit Befriedigung in der jüngst vorgenommenen Zollreduktion einen wihtigen Schritt in der Richtung der vollständigen Auf- he. ung der Zölle, zu welcher sich die Regierung verpflichtet habe. Sardcaste betrachtete dieses als ein Vertrauensvotum und beantragte die Vertagung der Debatte. Der Antrag Sardcaste's, für welchen sich auc die Regierung ausgesprochen hatte, wurde jedoch mit 161 gegen 62 Stimmen verworfen und statt dessen der Antrag des Schatkanzlers North- cote: Das Haus nimmt die jüngste Zollreduktion als einen Schritt in der Richtung der gänzlihen Aufhebung der Zölle auf, ohne Abstimmung genehmigt.

5. April. (W. T. B.) Die amtlihe „London Gazette“ veröffentliht in einer besonderen Ausgabe eine Depesche des englischen diplomatischen Agenten von der Grenze des Zululandes, vom 1. März. Jn dieser Depeshe wird die Ankunft von Abgesandten des Königs Cetewayo gemeldet, welhe erklärten,

daß Cetewayo niemals den Krieg mit gewünscht habe, und daß er sogar habe, den Forderungen Sir Bartle-Frèrce's als die Feindseligkeiten bereits begonnen hatten. König Cetewayo habe niemals die Absicht gehabi, die Engländer an- zugreifen; der Kampf bei Fsandula habe in Folge eines Angriffes der englishen Kavallerie auf die Vorposten der Zulutruppen stattgefunden. Der Generalkommandant derx Zulutruppen sei wegen dieses Kampfes von seinem Posten entfernt worden, weil er die Soldaten nicht gehindert habe, an dem Gefechte Theil zu nehmen. Schließlich bittet Cetewayo, die Feindseligkeiten zu suspendiren und die Verhandlungen wieder aufzunehmen.

Nach einer Meldung der „Daily News“ aus Ran- goon, vom 4. d. M., befürchtet man anläßlih der am 6. d. M. stattfindenden Krönung des Königs von Birma den Ausbruch von Unruhen.

Frankreih. Paris, 3. April. (Fr. Korr.) Die „République française“ schreibt: „Das „Journal officiel“ wird Freitag oder Sonnabend ein neues Dekret des Präsidenten der Republik veröffentlichen, welches einer gewissen Anzahl von politischen Verurtheilten Amnestie zu Theil werden läßt. Es wird dies seit dem Er- lasse des Geseßes, wenn wir nit irren, das vierte sein. Von der nähsten Woche ab werden si diese Dekrete, wie wir zu wissen glauben, rascher folgen, und das Justiz - Ministerium wird in der Lage sein, sein Werk in der geseßlichen Frist von drei Monaten beendet zu haben. Mit der Klassirung is man nämlich {on fertig. Für die Verurtheilungen in fon- tradiktorishem Verfahren war diese Arbeit niht {wer : aber für die Kontumazialerkenntnisse mußte man noch alles selber mahen. Bis zum vergangenen Monate hatte man an die Prozeßakten dieser Kategorie, die im Kriegs- Ministerium aufgespeihert waren und dort in einer Unord- nung lagerten, von der man si gar keinen Begriff machen fann, niht gerührt. Viele Akten enthalten niht einmal den

t

Civilstand des Verurtheilten, andere nur den Namen, ohne Beifügung des Vornamens und Alters. Jm Justiz-Ministerium mußte man diesen Knäuel erst entwirren, was nothwendig viel Zeit kostete. Fett ist die Arbeit aber im Gange, und zwar hat man für die Klassirung folgenden Weg gewählt : Die Kontumazialverurtheilten wurden getheilt in: 1) die zur einfachen oder zur Deportation rah einem befestigten Plate Verurtheilten; für diese wird die Arbeit, wie wir glauben, in vierzehn Tagen fertig sein; 2) die Verurtheilten für angebli gemeine Verbrechen, als Plünderung, Requisitionen, willkürliche Verhaftungen ; 3) die Mitglieder der Commune, des Central- comités und die militärishen Führer vom Bataillonschef auf- wärts. Hinsichtlih dieser leßten Kategorie wird die Ent- scheidung im Ministerrathe gefällt werden. Dies is der gegen- wärtige Stand der Sache. Wie das Gesez nun einmal ist, wird man ihm seine beste Seite abzugewinnen haben. Wir wissen, daß der ehrenwerthe Beamte, welchem die Regierung die Direktion der Abtheilung für Begnadigungssahen an- vertraut hat (Hr. Laferrière), von den besten Absichten erfüllt ist und für seinen Theil Alles aufbieten wird, daß das Ver- fahren ein gerehtes sei. Gleihwohl möchten wir seine Auf- merksamkeit auf dic Erkenntnisse wegen sogenannter gemeiner Verbrechen lenken. Eine aufmerksame Trüfung der Akten wird ihn bald überzeugt haben, daß fünf Sechstel dieser Ver- urtheilungen sich auf rein politishe Handlungen beziehen.“

Der Ferry'sche Geseßentwurf hat in der Kom- mission noch einige vershärfende Bestimmungen erhalten. So wird z. B. den Privatinstituten für höheren Unterricht verwehrt, sih den Titel von Fakultäten und Universitäten beizulegen. Die Ertheilung von akademischen Graden ist ihnen unter- sagt. Durch einen Zusaß zum Art. 7 wecden alle Mitglieder zum Unterrichtertheilen niht autorisirter Kongregationen von der Ertheilung des Unterrichts ausgeschlo}sen.

4. April. (République française.) Die Deputir- tentkammer wird sih wahrscheinlich am Sonnabend ver- tagen und ihre Arbeiten gegen Mitte Mai wieder aufnehmen. Der Senat dürfte sih ebenfalls am Sonnabend vertagen.

Im Ministerium des Jnnern wird augenblicklich eine Veränderung in dem Verwaltungspersonal, und zwar in Betreff der Präfekturräthe vorbereitet. Eine gewisse Anzahl dieser Beamten, die an den Ereignissen des 16, Mai Antheil gehabt, sollen abberufen werden.

4. April. (W. T. B.) Gegen den verantwortlichen Herausgeber des bonapartistishen Journals „Ordre“ Jy N R F r e » t A a3 F F t n] - it wegen Verbreitung falsher Nachrichten auf 10tägiges Ge- fängniß und 500 Fres. Geldbuße erkannt worden.

Versailles, 4. April. (W. T. B.) Der Senat hat heute den Geseßentwurf, betreffend die Auslieferung von Uebelthätern, in zweiter Lesung angenommen.

Spanien. Madrid, 2. April. (Ag. Hav.) Es ist unrihtig, daß der Marquis von Molins seine Entlassung gegeben hätte.

(Cöln. Ztg.) Am 26. d. M. starb nah längerem Leiden der bekannte Staatsmann August Ulloa. Derselbe war unter dem König Amadeus Justiz-Minister im ersten Kabinet und später Minister des Auswärtigen. Dieses Amt bekleidete er auch im Jahre 1874, als Serrano Präsident der Exekutivgewalt war. Damals richtete er sein ganzes Streben auf die Anerkennung Spaniens Seitens der europäischen Mächte. Die leßten Fahre seines Lebens find eng mit der Geschichte der konstitutionellen Partei verwacsen, in deren Mitte er das gemäßigtste Element vorstellte. Ulloa gehörte zu den ersten parlamentarishen Rednern Spaniens.

Portugal. Lissabon, 3. April. (Allg. Corr.) Der Herzog und die Herzogin von Connaught trafen gestern Morgen, an Bord der Königlihen Yacht „Osborne“ hier ein. Sämmtliche Mitglieder der portugiesishen Königs- familie ftatteten den Erlauchten Gästen einen Besuch an Bord der Yacht ab, worauf Jhre Königlichen Hoheiten landeten. Am Donnerstag seßt das neuvermählte Paar die Reise nah dem Mittelländishen Meere fort.

Italien. Rom, 4. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer gelangte die gestern von dem Abg. Cavallotti angekündigte Tagesordnung zur Be- rathung. Der Abg. Puccioni fprach gegen die republikanischen Vereine und erklärte, für die Regierung stimmen zu wollen. Der Abg. Crispi wiederholte, daß das monarchishe Prinzip das Land einige, während die Republik dasselbe spalten würde. Die Agitatoren entbehrten der Macht, und die Nation würde den auf einen Umsturz gerihteten Tendenzen derselben nit folgen ; er billige die von der Regierung betreffs der Vereinsfreiheit abgegebenen Erklärungen. Der Abg. Cairoli äußerte ih

den Engländern noch versucht naczufommen,

in demselben Sinne. Bertani, von der äußersten Linken,

vertheidigte das Verhalten seiner Freunde als ein stets legales, |

die

wogegen Finzi, Crispi und Cairoli unterdrüdcken ,

feit, die Umsturzparteien zu Der Abg. Zanardelli sprach sfich im Sinne aus, erklärte aber, für das Ministerium stimmen zu fönnen, wenn dasselbe die von dargelegten Grundsäße betreffs der Vereine nit

stimmen, welche die Politik der Regierung billige und das Recht derselben betone, Vereine auflösen und Demonstrationen zu Gunsten des Umfturzes verhindern zu dürfen; in den

Nothwendig- | betonten. | monarchischen ! nicht | ihm j acceptire. |

Der Abg. Nicotera erklärte, er werde für eine Tagesordnung | Arnsberg ift vor Kurzem erschienen: „Die preußischen Spar -

nishen und naturwissenschaftlichen Fakultäten, bezügliche Eramen erfolgreich bestanden haben. Dieselben leisten beim Eintritt den Eid nach der festgestellten Formel.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von F. W. Beer & Cie. in Lüdenscheid und

| Tassen nach dem Reglement vom 12. Dezember 1838, betreffend die | Einrichtung des Sparkassenwesens und den dazu ergangenen Aller-

| böosten Kabinets-Ordres,

Fragen der öffentlihen Ordnung sollte die Rechte mit der |

Linken übereinstimmend votiren. Hierauf nahm der Minister- Präsident Depretis das Wort. Derselbe bestätigte seine gestrigen Erklärungen und sagte, dieselben seien wohl geeignet, die Zustimmung aller ordnungsliebenden Bürger zu finden. Das Ministerium wünsche die ausdrücklihe Billigung der von ihm abgegebenen Erklärungen, da dasselbe unter den gegen- wärtigen inneren wie äußeren Verhältnissen sich auf eine große Majorität müsse stüßen können. Er erkläre ih mit der Tagesordnung des Abg. welcher die Resolution beantragte, daß die Kammer, nahdem

Spantigatti einverstanden, |

sie die Erklärungen des Ministeriums vernommen habe, zur |

Tagesordnung übergehe. Jn Folge dieser Erklärung des

Tagesordnungen zurück, und die Abgg. Sella, Baccarini und

Cairoli erflärten, für die Tagesordnung Spantigatti’'s stim- | men zu wollen, weil in derselben kein Ausdruck des Ver- |

trauens enthalten sei. Der Minister Depretis entgegnete, daß durch ein folhes Votum sih die Regierung nicht gestärkt

LeDULL y  4 L1G \ | Fürsorge entwickdeln und auf eine genaue Befolgung der über Ministers zogen die Abgg. Villa, Nicotera und Vare ihre | S Ee

Ministerial-Reskripten, Ober-Präsidial - Grlassen und Regierungs-Verfügungen, bearbeitet Königlihem Kreis-Sekretär.“ Der eigentliße Zweck der Spar- kTafse ist nah dem Reglement über die Eiarihtung des Sparka'sen- wesens vom 12. Dezember 1838 in den Worten: „Die ärmere Klase zur Sparsamkeit anzureizen“ mit Nachdruck hervorgehoben. Die Sparkassen sollen den kleinen Mann zum Sparer machen. Indem sie dieses in Wirklichkeit thun, nehmen sie unter den nüßlihen und den dem allgemein-n Wohle dienenden Einrichtungen der Staats- verwaltung eine hervorragende Stelle ein. Deshalb wird den Sparkassen von Seiten der oberen Staatsbeh3rden eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet. In dem Maße, wie die staatlichen Aufsidtsbehörden für die in den Sparkaffen gegebene Anstalt gegen wirtbshaftlibe Verarmung und Verwilderang und die daraus ent- svringenden sittliben Schäden ihre Ausmerksamkeit, Theilnahme und das Sparkafsenwesen erlassenen Vorschriften halten, in demselben Maße werden es sich auch die an der Spitze der Verwaltung dieser Jn- stitute stebenden Behörden, Beamten, Kommissionen und Deputationen angelegen sein laffen, die Verwaltung an der Hand der geseßlihen Vorschriften zu führen bezw. zu fontroliren. Eine genaue Kenntniß

| dieser Vorschriften zu befördern und den Behörden und Beamten,

fühlen könne, worauf Nicotera und Spantigatti erklärten, daß |

die beantragte Tagesordnung das Vertrauen zur Regierung bedeute. Die Abgg. Villa und Crispi wollten [nur für den einfahen Uebergang zur Tagesordnung und nicht für den

Vordersaß der Tagesordnung Spantigatti stimmen. Der

Minister wiederholte, daß die Regierung eine Billigung ihrer |

dargelegten Prinzipien und ihres Verhaltens gegen die repu- blikanischen Vereine beanspruche. Der Abg. Sella unter- stüßte den Ausspruch des Ministers, indem er betonte, daß nur ein einstimmiges Votum der Kammer in dieser Frage dem Ministerium einen festen Halt gebe. Die Tages- ordnung Spantigatti wurde hierauf in namentlicher Ab- stimmung mit 273 gegen 37 Stimmen angenommen. #8

E S E T Eure gi e E ANE E B x

Türkei. Konstantinopel, 3. April.

Die türkishe Regierung hat ihren Vertretern im Auslande mitgethe’lt, sie habe auf Grund der von den Hafsunisten und von dem Erzbischof Hassun selbst ertheilten Zusicherungen, daß die der Pforte in Betreff der armenishen Katholiken ab antiquo zustehenden Rechte von dem Vatikan respektirt werden würden, beschlossen, dem Erzbischof einen Firman zu ertheilen, in welchem derselbe wieder als Patriarh von Cilicien aner- kannt werde. Inzwischen hätten die Antihassunisten gegen diese Maßregel Widerspruch erhoben und es sei lediglich da- dur die Zustellung des gedachten Firmans an den Erzbischof Hassun bis jeßt verzöger: worden. Die Regierung sei be- müht, eine Verständigung unter den beiden einander gegen- überstehenden Parteien herbeizuführen.

Súüd- Amerika. Chile. Valparaiso, 8. März. (Allg. Corr. via Lissabon.) Der peruanishe Ge- jandte Senhor Lavalle fam am 5. d. M. hier an und hatte am 7. eine Audienz bei dem Präsidenten der chilenishen Republik, um das Mediations- anerbieten Perus in dem Zwist mit Bolivia zu über- reihen. Fn den Unterhandlungen, welche eröffnet wurden,

besteht die chilenishe Regierung auf der Wiedereinseßung der |

dilenishen Compagnie und der Aufhebung des Ausfuhr- zolles auf Salpeter. Bolivia, Senhor Quinones, hat dem Präsidenten von Bolivia gleichfalls ein Mediationsanerbieten seiner Re- gierung überreicht. Zu gleicher Zeit hat der Präsident von Peru jeine Absicht kundgegeben, im Falle der Krieg sch{ließlih aus- brechen sollte, eine neutrale Haltung zu beobahten. Jn Chile herrscht große Aufregung in Folge der feindseligen Sprache der peruanischen Presse. Die chilenishe Regierung fährt fort, kriegerishe Vorbereitungen zu treffen und vershanzte Positio- nen anzulegen. Meldungen aus Bolivia zufolge, hat die Re- gierung dieser Republik ihre Absicht kundgegeben, in der Defensive zu bleiben und den Angriff der chilenishen Armee im Jnnern des Landes abzuwarten. Der Präsident von Peru hat ein Dekret erlassen, welches den Zoll- verband zwishen Bolivia und Peru, sowie den zwischen den südamerikanishen Republiken geschlossenen Völker- rechtsvertrag in Kraft seßt.

22. März. Die chilenishen Truppen find an der bolivianishen Küste gelandet und nach der Beseßung von Lobija weiter landeinwärts vorgedrungen und in Calamo und Tocapilla eingerüdckt.

Argentinien. Buenos-Ayres, 10. März. (Alg. Corr. via Lissabon.) Señor Almacedo, der neu ernannte hilenishe Gesandte ist hier angekommen, um die Differenz bezüglich Patagoniens zu begleihen und die Eintheilung des Gebietes zu arrangiren.

_ Uruguay. Montevideo, 11. März. (Allg. Corr. ria Lissabon). Der neue Präsident behält das frühere Ministerium bei. Die Legislatur wird einen Geseßentwurf annehmen, der die Akte des Obersten Latorre während seiner Diktatur billigt.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Rom, Sonnabend, 5. April, Vormittags. Nach einer Meldung des „Diritto“ ist der Konsul Durando zum Ge- \häftsträger bei dem Fürsten von Montenegro ernannt wor- den und hat sich auf seinen Posten begeben.

__ St. Petersburg, Sonnabend, 5. April. Mit Kaiser- licher Genehmigung ist beshlossen worden, die hiesige medico- birurgishe Akademie mit Anfang des nächsten Lehrjahres in eine speziell militärish-medizinishe Akademie umzugestalten. Die Studirenden, deren Zah! auf 500 beschränkt wird, gelten als im Staatsdienst befindlich; dieselben werden sämmtlich Sti- pendiaten sein gegen die Verpflihtung, für jedes Lehrjahr 11/, Zahr Un Heere zu dienen. Der Lehrkurîus wird statt wie bisher [Unfjährig nur ein dreijähriger sein und nur diejenigen Wis- jenschasten umfassen, welche jeßt in den drei höheren Kursen vorgetragen werden. Zur Aufnahme in die medizinische Aka- emie gelangen Studenten der ersten zwei Kurse der medizi-

(L. T. B) |

Der peruanische Gesandte bei !

| fallfigen Geschäfte zu dienen, hat sib das vorliegeade

insbesondere aber den einzelnen Mitgliedern der Sparkafenverwal- tungen als praftisch2s Hülfsmittel bei der Ausführung ihrer des- : empfehlens- werthe Buch, dessen Preis beiläufig bemerkt 2 4 25 S beträgt, zur Aufgabe gemadht. ] Im Verlage von Carl Flemming in Glogau sir Sohr-Berghaus* Hand-Atlas über alle Theile

" F von A. Selle, | : N s , ! Bedeutung als die Ausftellung arrangirendes8

Î

| und wird den Zugang zu einem Saale bilden, und zur Aufnahme

Hil L L

| der Architekur beigegeben

Î

| werden die Hauptsäule durch ein mit Küppel und Obe

| gen 4 Seit:n nehmen halbkrei8förmige

Î r r, , , - [ | vestimmt-, mit geeignetem Lichte versehene | feruer aber,

| den der | ware die

| unter den bervorragendsten

welche das | Hauptsäule mit Oberlicht bis auf Galleriehöbe, links und rechts3

| die Seitenkabinete. ede Seite des quadratishen Hauptveftibüls öffnet si in der Breite der Mittel‘äule in Form eines Triumph- bogens, defsen Scheitel das Kranzgesims stützt, dessen Widerlager auf

| Galleriehöbe fußt. Durch die Erweiterung desselben zu einem Gewölbe, | defsen dafselbe stüßende Schmalseiten, die Seitenportale, die bis auf | GalleriehöSbe geführte Stirnwand ans Hauptportal aufnimmt, ift für jede | Längengruppe ein Vorraum geschaffen, welcher die Aufzabe hat Orienti- rung wie Cirkulation möglichst zu erleihtern. Von diesen vier so ge- shaffenen Triumphbogen wird der erste das Hauptportal für den Eintritt in das Vestibül, beiden der Längenachse einerseits die Portaie für das Deutshe Reih, andrerseits für die anckeren Na- | tionen bilden, der vierte dem Eingang gegenüber liezende Bogen | soll in der Auss{mückung seines Hauptportals Bayern in seiner Lind gewidmet sein als Mittelraum thvoller Modelle An der Stelle, wo die Läng beiderseits die

kleinen Brunnen in den Seitenflügeln des G stes trifft, dem- selben Punkte, von dem normal aus die Ausgänge der # el angelegt find, esblofenes eiten diefes

a: DIe

bestimmt ist.

Octogon unterbrochen, bestimmt für plastishe Werke. Z Octogons öôffnea sih in der Längenachse der Mittelsäule, 2 Seiten in der Ribtung der Querabse n2ch den Seitenkabineten, die übri-

Nischen für plastishe Werke auf. Diese Anordnung bezweckt in erster Reihe, daß der Plastik \ Räume angewiesen sind,

S H L

Abwechselung und Ruhe i lerische Aus\{mückung der ganze keit Überba pt, welche diese Münchener Künstler

der Besucher

d —T-

ruhen. Idee einfah nicht dur{zuführ Auësck{müdckung des Vestibül nothwendigen fig plastishe Gruppe der Portale und der ornament } Künstlern ihr Z

er A

e | Erfinder des Planes liefert ebenso sämmtliche | das Sanze.;

Erde, in der neuen Bearbeitung von F. Hand tke, soeben Lief. 6 |

bis 14 erschienen. Dieselben enthalten im Ganzen 18 Kartenblätter in Folio und beziehen sich auf Europa, Asien, Amerika und Austra- lien, und zwar auf Europa 11, auf Aijien 3, auf Amerika ebenfalls 3, auf Australien 1. Die Europa betreffenden Blätter stellen E ropa überhaupt, ferner das norcdöftlibe, das nordwestlihe, das südöstlibe und das südwestlihe Frankrei, außerdem Spanien und Portugal, Schweden und Norwegen, das Königreih Dänemark, nebst den preu- Fischen Provinzen Schleswig-Holstein und Lauenburg, die Niederl ande, das Königreich Sachsen und die Provinz Posen dar; die 3 Amerika betr. Blätter Amerika überhaupt, sowie das nördlice und das süd- lihe Südamerika, die 3 auf Asien bezugnehmenden Blätter das asiatisbe Rußland, die asiatishe Türkei und das südöstlide China nebst Theilen von Korea und Japan. Ein Kartenblatt endlib ent- hält Australien. Die einzelnen Kartenblätter sind mit gleiher Sorg- falt wie die der voraufgegangenen Lieferungen ausgeführt. Für die anerkannten Vorzüge dieses altbewährten Atlas-Werkes aber sprit am lautesten der Umstand, daß dasselbe bereits in 7. Auflage er- scheint. Im Ganzen wird der Atlas 100 Blätter enthalten

Gewerbe und Handel.

Unter dem Rindvieh der Stadt Plock in Polen ist amtliGen Mittheilungen zufolge seit dem 17. Februar d. F. kein weiterer Fall von Rinderpest vorgekommen und dürte daher die Seuche, deren Ausbru \. Z. gemeldet wurde,*) als erloshen zu betraten sein.

Im Verlage von Carl Chun (Berlin W., Lüßowstr. 11) erschien soeben eine tabellarishe Uebersicht der deutschen Münzen, Maße und Gewichte, entworfen und berausgegeben von H. C. Otto und J. Sack, städtishen Lehrern in Berlin. Preis 75 S. Die Tabelle enthält: die Rechnungk®einheit - der Münzen (1 A = 100 4); das Grundmaß für Längen (Meter oder Stab); das Grundmaß für Flächen (das Quadratmeter) ; die Grund- stufe für Gewichte (das Kilogramm [2 Pfd.]. daz ift das Gewidt eines Liters destillirten Wassers bei 40

Kubikmeters). Außerdem ftellt die Tabelle bildlich die Längens, Flächen- und Hohlmaße dar und ist die erste eristirende Tabelle, welche gleichzeitig die vom Bundesrath laut Besbluß vom 8. Novem- ber 1877 angeordnete Schreibweise enthält.

"er Ne So A

Berlín, den 5. April 1879.

Im Königlidben S{lofse ist vor Kurzem ein mächtiges, über 9 Fuß (rheinl. Maß) hohes Gemälde von Paul Stankiewicz vollendet worden und für eine k.eine Zahl von Beschauern aus- gestellt gewesen, welhes „Christus auf dem See Genezareth, dem Sturm gebietend“, darstellt. Acht Jünger sind mit dem Herrn und Meister im Schiff, welches von den Wellen hin und her ge- trieben wird und die Jünger zu einer fast übermenschliben Anstren- gung zwinat. Chriftus allein, voll Ruhe, Würde und Adel, kennt keine Furcht, die über Alle kommt, da das Brausen des Meeres nicht aufhören will; Er gebietet dem Sturm, indem Er die Arme ausbreitet, und Er erscheint wie von einem Glorienshein umaeben ; ein Lichtitrahl bricht durch die Wolken, und der Liebling des Herrn, Johannes, blickt vol Vertrauen auf den Heiland.

Hr. Stankiewicz hat bei dem Verkauf dieses Gemäldes auf den größeren Theil des Erlöses zu Gunsten hülfsbedürftiger Hinterbliebener verunglückter Seeleute der Kaiser- lihen Marine Verzicht geleistet, und steht zu erwarten, daß dieser Zweck im Wege einer Verloosung in Verbindung mit noch einigen Kunstwerken erreidt werden wird, Das Bild soll vom 15. April ab im Uhrfaale der Akademie ausgestellt werden.

München, 1. April. Der von dem Architekten Albert Shmidt entworfene Plan zur Einrichtung und Ausf{mückung der Räume unseres Glacexalastes für die diesjährige internationale Kun fst- ausftellung hat, wie man der „Allg. 30 schreibt, die vollste Zustimmung unserer Künstlerwelt erlangt, und in der That werden nach diesem Plan ebenso großartige wie prachtvolle Ausftellungs- räume geschaffen werden. Bei dem großen Interesse, welhes man der Ausstellung bereits von allen Seiten zuwendet, glaube ih Ihnen schon jeßt einiges ere über die Einrichtung mittheilen zu sollen. Solche internationale Ausftellungen sollen, bekanntlich von jeßt an alle vier Jahre stattfinden. Hierdurch war nun die Direktive gegeben, den Einrichtungsapparat zwar mobil, do derart zu planen, daß seine Wiederverwendung für die Zukunft ermöglicht ist, und in Kon- sequenz hieraus, da die Kosten der Neubeschaffung wegfallen, den Palaft derart zu {mücken, daß dem Besucher der Eindruck eines Museums möglihst nahe gebraht werde. Jn Verfolgung dieser Aufgabe empfängt den im Glaspalast Eintretenden nah Paf- firung eines geshäftlihen Vorraumes ein großes Vestibül in quadra- tisher Grundform, das Herz des ganzen Ausftelungskörpers, zugleich ein allen Künften gewzihter Gentralraum. Einen großen Theil der Mittelbauhöhe vom Glaspalast durhschießend, findet derselbe seinen Abscbluß nah oben dur{ch eine Kuppel, welche sich an einen Ober- lihtring, durch den ein gespanntes Licht einftrômt, anlehnt. Von diesem Vestibül aus seßen fich die Ausstellungsräume beiderseits in der Längenachse des Palastes fort, und zwar in der Mitte die

| deutung, | erbaute Oper festlich eingen | weg den Charafter einer pa | lihen und, wie bei Meyerb

j

j Î

Î Î

T; anl 2 ck— | Vie prächtige S

| staaten, die Büste Sr. Majestät des

| des

E L r E

nhause kam gestern Meverbzers

Im Königlichen O eu einstudirt zur Aufführung. Das

n V

„Feldlager in Swlesie Werk ist bekanntli für die Geschichte des Hauses insofern von Bz- als damit im Jahre 1844 die nah dem Brande neu veiht wurde. Es trägt denn auch dur- Jatriotisben Festoper mit manden glüd- jelbitverständlih, immer effektvollen esse konzentrirt fih jedo auf den

ir eir

Nummern. Das Haupt:1

| zweiten Aft mit den großartigen militärishen Lagerscezen, Aufzügen,

vatcrländisben Chören Couplets, sowie den reizenden Ballets. ar gestera ganz neu arrangirt und nd Fahnen aller deutshen Bundes-

Kaisers, welche, von der Terrasse

Slosses hernied:r1teigend, Fricdriß der Große mit einem Wn C

zeigte, umgeben von Sold

| goldenen Lorbeerkranze \{chmüdckt. Die Aufführung ging troß der

| großen Schwierigkeiten der Ensembles im 2. Afte, in welchem nicht

weniger als drei vershiedene Musikcorps auf der Bühne mit Chor und Orchester zusammenzuwirken haben, glatt von Statten. Der Saldorf fand durch Hrn. Krolop, die Vielka durch Frl. Lehmann aesanglih wie shauspielerisch treflihe Vertretung. Das Publikum spendete niht nur den künstlerischen Leistungen, sondern auch den mannigfachen patriotishen Stellen und namentlih dem \ch{önen Swlußbilde vielen Beifall.

Die Singakademie brachte gestern diz Passions8musik nach dem Evangelium St. Matthäi von Sebastian Bach z:r Aufführung. Gerade ein Zeitabschnitt von 150 Jahren ist ver- gangen feit dem Charfreitage des Jahres 1729, an welchem Seb. Bachs Matthäuspassion in der Thomaskirhe zu Leipzig zum ersten Male aufgeführt worden, und 50 Jahre sind verflofssen, seitdem am

| dur | dem

| | | | | j | | |

Î

| |

|

| werden, und die Aufführungen haben in den leßten

| der von Mendelssohu mit tiefer Sathkenntniß

E O5

11, März 1829 das Werk aus hbundertjähriger Rube auf An- regung und unter Leitung Felir Mendelssohn - Bartholdy's die Singakademie wieder erweck worden ift. Seit leßtgenannten Ereignisse, welbes für die neueste Musik- geshichte epohemachend zu nennen ist, hat die Singakademie (außer

elsius); das Gcundmaß für | der gestrigen) 47 Aufführungen dez Werkes veranstaltet, und zwar trockene und flüssige Maße (das Liter oder der 1000. Theil eines | baben 1 VeTEN 5 | alljährlich eine stattgefunden. | Palmsonntag für die Aufführungen bestimmt, | —65 der Charfreitag, dann abec ¡ zu Gunsten

1835 zwei, 1841, 42, 46—49 feine, sonft Anfänglih wurde meistentheils der n Jahren 1855

; ck m der

haben 1829 deren drei,

aiußte der Charfreitag wieder Jesu“ einstweilen aufgezeben : Jahren meistentheils am Freitage vor der Charwoche stattgehabt. Im Allgemeinen ist die Singakademie hinsihtlih der Kürzungen u. \. w. und Pietät ge- troffenen, zweEmäßigen Anordnung treu geblieben; erst in neuerer Zeit haben noch zwei früher wegzelafsen? Sopranarien Eingang ge-

des

Graunshen „Tod

| funden. Eine wesentlihe Verschönerung hat das ganze Kolorit der | Aufführungen der Singakademie durch den vor zwei Fahren erfolzten

Hinzutritt der Orgel erh1lten. Von den 47 bisherigen Aufführungen von Mendelssohn, 3 von Zelter, 13 von Rungen- hagen, 21 von Grell, 7 von dem gezenwärtigen Direktor der Anstalt, Hrn. Professor Blumner, geleitet worden.

Die gestrige Aufführung des großartigen Werkes durch die Sing- Akademie, welche also die 48. in der ganzen Reihe, {loß si ihren Vorzängern würdig an. Wiederum bekundete die Leitung dur Hrn. Professor Blumner die bewährte, sichere Hand im Ganzen wie in allen Einzelnheiten. Die reichbesezten Chöre zeichneten sich auch gestern durch mustergiitige Präzision und Meinheit wie durch Kraft und Schönheit der Klangwirkung aus. Nicht minder gelungen war die Ausführung der Soli. Der Sopran war durch Frl. Anna Ruediger vertreten, welche diese Partie schon früher an dieser Stelle gesungen hatte und si{ch wiederum als treff- lihe Oratoriensängerin bewährte, Frau Amalie Joachim, welche das Altsolo übernehmen wollte, war dur Heiserkeit zu singen verhindert. Für sie war Frl. Hedwig Müller eingetreten, welche, zumal mit Rücksicht darauf, daß sie diese Partie erst unmittelbar vor der Generalprobe über- nommen, ihre Aufgabe lobenswerth löste. Hr. Domsänger Geyer ver- trat das Tenor-Sclo des Evangelisten gestern zum 12, Male in den Aufführungen des Werkes dur die Singakademie und lieferte damit von Neuem einen Beweis von seiner Kunst im Oratoriengesang. Die Tenorarie und die Partie des „falschen Zeugen“ fang Hr. Julius Sturm, welcher diese Soli gleihfalls {on früher in den Auffüh- rungen der Singakademie durchgeführt hatte. Seine sympathische Stimme wie der verständnißvolle Vortrag waren von angenehmer Wirkung. Das Baß-Solo des „Jesus“ hatte in Hrn. Frhr. A. Senfft v. Pilsach einen vortrefflichen Vertreter gefunden, welcher die Partie _ in der gelungensten Weise zu Gehör brachte. Die kleineren Baß-Soli des „Judas“, „Petrus“, „Hohenpriester“ und „Pilatus“ trug Hr. Max Huster vor; der Orchester-Part wurde von der Berliner Sinfoniekapelle und die Begleitung auf der Orgel von Hrn. Otto Dienel ausgeführt. Zu der Aufführung hatte sich ein fehr zahl- reiches Auditorium versammelt.

Am Dienstag, den 8. April, Abends 7# Uhr, veranstaltet in der St. Elisabethkirhe der Organist Hr. Adolf Friedri, unter Mitwirkung von Frl. Seibt, der Herren Shüße, Blonn, Dienel sowie anderer tüchtiger Kräfte, ein geistlihes Concert. Billets à 75 und 50 S find vorräthig bei den Herren Prediger Baumann, Brun- nenstr. 141/142, Küfter Stegemann, Fnvalidenstr. 4 und Organift Dienel, Tempelhofer Ufer 30.