1879 / 84 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Apr 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, den 8. April 1879.

Die Ausgrabungen zu Olympia. XXXNII, (Vergl. Nr. 49 d. El.)

Als eine von den Hauptaufgaben der Ausgrabungen ist au in diesem Fahre die Vervollständigung der Giebelgruppen und Metopen des Zeustempels angestrebt worden, und zwar zunächst die des Ostgiebels. Besaßen wir hier auch {on jämmtlide von Pausanias aufgezählte einundzwanzig Figuren, so fehlten uns doch an den dreizehn menshlihen Gestalten außer zahlreihen Gliedern niht weniger als zehn Köpfe.

Die {wer transportabeln Torsen der Statuen waren verhältnißmäßig in der Nähe der Ostfront ausgegraben wor- den; die leichter vershleppbarcn Extremitäten haben wir in weiterem Umkreis suchen müssen. Und so ist denn das ganze Gebiet im Osten des Tempels zugleih mit den Säulenhallen in Angriff genommen worden, welhe den Bezirk des Zeus nah dieser Seite hin begrenzen. Obgleih nun noch nicht die Hälfte dieser Arbeit gethan ist, so haben wir doch aus dem dihten Gewirre später Raubbauten, welches diese ganze Ge- gend überspinnt, niht nur eine große Menge von Gliedern und Körpertheilen, sondern auch bereits sechs Köpfe hervor- gezogen, von denen zwei den Giebelgruppen, drei den Metopen des Z2ustempels angehören und eimr, der Porträtkopf eines bartlosen Mannes, aus römischer Zeit stammt.

Vor allem wichtig ist der Fund des behelmten Oino- maoshauptes. Was wir am 6. März von demselben ent- deten, war freilih nur die vordere Hälfte des s{hräg durch: gespaltenen Kopfes, doch ließ sich der Hinterkopf dur früher gefundene Helmfragmente zum größten Theil ergänzen. Jeden- falls ist der Eindruck ungetrübter als bei dem arg verstoßenen Pelopskopfe; ja er scheint diesem auch an Kunstwerth überlegen. Augen und gefurhte Stirn sind ausdrucksvoller, der bartumrahmte Mund tiefer eingeschnitten und ein wcnig geöffnet, mit einem Ausdruck, der trefflich zu der stolzen Haltung paßt, in welcher der grimnie König von Pisa mit eingestemmtem Arme da- steht. Pelops dagegen blickt still und bescheiden vor sich hin.

Am 13. März wurde der Kopf jenes knieenden Mäd- chens vom Ostgiebel gefunden, welhes Pausanias wunder- liher Weise für einen der Stallknehte genommen hat. Die Zugehörigkeit des Kopfes ist durch seine verhältnißmäßige Kleinheit gesichert, troßdem daß auch hier Hals und Hinter- kopf fehlen. Das Haupt bildet mit dem Körper ein höchst anmuthiges Ganze, in dem alles ruhiges, naives Zuschauen ist. Jn Gesichtsformen und Haaranordnung herrscht die größte Einfachheit: eine Schnur umzieht das Haupt, um mwelhe das Haar im Nacken heraufgenommen gewesen zu sein s@eint. Nur die Sktirnlocken unterhalb der Schnur sind plastisch ausgeführt, die ükrigen Hoarxartien glatt gelassen und blos durch Bemalung gegliedert gewesen.

JInteressant ist die Uebereinstimmung dieses Kopfes in Form und Haaranori nung mit einem wohlerhaltenen w eib- lihen Metopenkopfe, den wir am 7. März ausgruben, weil damit nach meiner Ansicht die Identität der Ent- stehungszeit und Schule für Giebel und Metopen von Neuem dargethan wird. Es is dies unzweifelhaft der \{hönste aller biëder gefundenen Metopenköpfe. Er ist fast völlig rund heraus- gearbeitet und hing mit dem Reliefgrunde nur noch dur cinen kleinen cylindrischen Ansaß an der linken Seite zu- sammen. Leider läßt sih über seine Bedeutung für jeßt noch nichts Sicheres ausmachen. Wahrscheinlich gehört er in die Metope mit der Heraufführung des Kerberos aus der Unterwelt; denn in keiner der Ostmetopen und zu diesen muß er seines Fundortes wegen gehören is sonst für ihn Plat.

Die beiden übrigen neuerdings aufgefundenen Metopen- köpfe stellen den Herakles genau in dem Typus dar, in welcem er uns aus der Atlasmetope und den französischen Funden bekannt ist. An einem derselben (5. März) ist au noch ein Stück der Brust und des weit zum Schlage aus- holenden Overarms erhalten. Diese Bewegung und die Rich- tung des Profils nah rechts passen gut für die Geryones- metope, von der die Franzosen 1829 bereits den größten Theil gefunden haben. Von dem zweiten Herakleskopf (7. März) istt nur die vordere Hälfte erhalten.

Die große Fragmentenlese vor der Ostfront is unter Anderem den noch fehlenden Unterkörpern des Zeus und des Kladeos zu Gute gekommen. Auch die Nike des Paionios ist an derselben betheiligt; namentlih können wir jeßt das kühn vortretende linke Bein derselben vollständig ergänzen und kon- statiren, daß es nur durch eine diskret angebrahte Stügze unter der Fußsohle mit der Basis zusammenhing. Auf diesem reihlich und stctig zufließenden Strom von Fragmenten be- ruht unsere gegründete Hoffnung, Nike sowohl wie Giebel- gruppen einst vollständig wiedergeschenkt zu erhalten.

In topogr.phisher Beziehung konzentrirt sich unsere Aufmerksamkeit auf zwei Gebäude, dem Prytaneion und dem zunächst vermuthungsweise so bezeihneten Leonidaion (S. O. des Zeustempels), über welche mein architektonischer Kol- lege nach vollendeter Aufdeckung ausführlicher berihten wird. Für jeßt handelt es sich darum, an beiden Stellen die ältesten griechischen Anlagen aus dem Gewirre von späteren Um- und Ueberbauten herauszuschälen. Bei den hierbei nöthig gewor- denen Tiefgrabungen haben sih die tieferen Schichten des olympischen Bodens hier wie überall von Bronzen ältesten Stiles: Votivfiguren, Jnschriftplätthen, Waffenstücken, Ge- fäßen, Geräththeilen, Gewichten, Münzen 2c. ganz durchseßt gefunden.

Der bedeutendste Bronzefund wurde am 3. März an der Süd-Altismauer gemacht: die Relicffigur des knieen- den Herakles als Bogenshüß, wie er der Phantasie der ältesten Hellenen stets vorshwebte und uns auch in Olympia nun {hon mchrfach begegnet. Die Gestalt des Helden ist in einen viercckigen Rahmen von 40 zu 30 cm knapp hinein- komponirt und der Reliefgrund ausgeschnitten. Welch einem Geräth dieses Erzrelief nach der beliebten Sitte ältester hellenisher Kunst zum Beschlag gedient hat, hat \ich troß der umrahmenden tektonishen Glieder noch nicht errathen lassen. Ganz in der Nähe dieses Fundes wurde ein vortreff- lich erhaltener großer Bronzeeimer mit äußerst praktis kfonstruirtem Henkel unter einer Wasserleitung hervorgezogen.

Unter den übrigen Bronzefunden, welche meist am Pry: taneion gemacht wurden, sind fast alle Epochen der griechischen Kunst vertreten: die älteste Periode, wie sie sür uns am carakteristishsten durch jene am Athenishen Dipylon aus- gegrabenen Vasen mit geometrishem Ornament und rohen mens{hlihen Figuren repräsentirt wird, durch cinen sehr primtiven Kentaurx mit menshlihen Vorder-

beinen und eine anscheinend ungeflügelte Sphinx; die Epoche des fkorinthishen Vasenstils etwa durch das überaus feine Flachrelieffigürchen eines reitendenKna- ben (Zeus Ost), das Untertheil einer rennenden Gor- gone, einen Löwen, zwei Greifenköpfe 2c.; der reife Archais- mus durch eine fein ciselirte nackte Jünglingsgestalt mit erhobenen Armen und gestreckten mageren Formen, welche einem pfannenartigen Gefäß zum Griff diente, und dur das spannenhohe Figürchen eines ebenfalls nackten Jünglin gs von sehr unterseßten Formen, der in Wiederholung eines be- liebten arhaishen Typus ruhig und starr dasteht, den linken Fuß vorgeseßt (Leonidaion); die vollendete Kunstepoche Alexan- ders und seiner Nachfolger dur ein kleines, hödhst lebendig komponirtes und fein durchgesührtes Relief mit der Ge- stalt des Theseus, welckter den Minotauros von seinem Felsensiß herabstürzt; endlich dur einen wunderooll gearbeiteten lebensgroßen nackten Bronzearm, der uns \{merzlich daran erinnert, wie herrlihes an Bronzewerken in der Altis untergegangen ist.

Auch s{höne Funde an silbernen und goldenen Münzen sind gemacht worden. Jm Prytaneion drei alterthümliche Didrachmen mit der Schildkröte Aeginas, ein alterthümliches Tetradrahmon von Athen und sechs Didrachmen Philipp IL., des Makedoniers (Zeuskopf und Reiter). An der byzantischen Ostmauer zwei byzantinishe Goldmüazen und ein thönerner Henkelkrug ganz voll kleinen byzantinishen Kupfergeldes.

Die Jnschriften sind wiederum durh mehrere Bronze- plättchen der ältesten Zeit vertreten, von denen eines, vollkommen erhalten, in elishem Dialekte geschrieben ist. Eine Sieger- inshrist des Zakynthiers Polyxenos, welher im Ringkampf der Knaben gesiegt hatte, fand sich im SW. des

eustempels verbaut; im Osten die Ehrenbasis einer laudia Tyche aus der 247. Olympiade (208 n. Chr.), welche als Priesterin der Demeter, des Kaisers, des achäischen Bundes und als lebenslänglihe Hestia des Koinon der Arkader bezeichnet wird. Georg Treu.

__ Die Feier des fünfzigjährigen Jubiläums der König- lihen Sbloßgarde-Compagnie wurde gestern Mittags 123 Uhr im Königlichen Schlosse begangen. Die Compagnie, in einer Stärke von 4 Offizieren, 1 Arzt und 68 Unteroffizieren, stand in einer Front formirt im in-ern S{loßhofe untcr dem direkten Befehl des Premier- Lieutenants Süß à la suite der Garde-Unteroffizier-Compagnie und kommandirt. zur S{loßgarde-Compagnie, aufmarscbirt. Kurz vcr 1 Uhr erschien der Commandeur der Compagnie, Oberst-Lieuterant von Winterfeld, Flügeladju!ant Sr. Majestät des Kaisers, und licß der Compagnie unter präfentirtem Gewehr durch den Premier-Lieu- tenant Süß die Kabinets-Ordre König Friedrih W lhelms 111. vom 29, März 1829 vorlesen, durh welhe die Errichtung der Garte- Unteroffizier-Compagnie, welde die Königlichen Swlôffer und Gärten beaufsihtigen und bei feierlihen Gelegenheiten den Wachtdienst im Innern verrichten soll, befohlen wurde. So- dann hielt der Oberst-Lieutenant von Winterfeid eine Ansprache an die Compagnie, in welcher er das tadellose Verhalten der Mann- schaften rühmte und sie ermabnte, nah wie vor treu zu ihrem Kaiser zu halten. Unter abermaligem präsentirten Gewehr verlas der Commandeur sodann cine Kabinets-Ordre des Kaisers, mittelst welcher derselbe den Premier Lieutcnant Süß zum Hauptmann er- nennt, 6 Unteroffizieren Chargen-Erhöhungen und mehreren Unteroffizie- ren Degen und Ordensdekorationen verleiht. Ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät endete die Feier im Schloßhofe. Hieran {loß sih ein Diner von 78 Gedecken im Schweizersaal des Königlichen Schlosses, bei welchem das Kaiser Alexander Gardc-Grenadier-Regi- ment die Tafelmüúsik stelle.

Die Leichenfeier für den verstorbenen Geheimen Regierungs- Rath Professor Dr. Heinrih Wilhelm Dove fand im großen Hôrsaale der Kriegêeakademie (Burgstraße 19) gestern Nach- mittag 4 Uhr statt. Den Sarg umstand neben der trauernden Familie eine hocansehnlihe Versammlung, in der man den Kultus-Minisler Dr. Falk, den Ministerial-Direktor Dr. Greiff, die Direktionêmitglieder der Kriegsakad- mie, Gencral - Major von Flatow, General von Eßel und Oberst von Radozig, den Rektor der Universität Dr. Zeller, zahlreihe Professoren, Mitglieder der Universität und der Akademie, sowie Vertreter der Stadt bemerkte. Die Universitäten Göttingen, Jena und Zürich hatten Deputationen ent- sandt. Auch die Reisenten Dr. Nachtigal, der Nachfolger Dove's im Amte des Vorsißenden der Gegographischen Gesellschaft, Professor Dr. Ascher- jon und Freiherr von Richthofen, ferner zahlreiche höhere Militärs und Beamte erwiesen dem Todten die leßte Ehre Nachdem das Lied „Was Gott thut, das ist wohlgcthan“, verklungen war, hielt der Archidiakonus Müllensiefen die Traucerrede. Anfknüpfend an das Wort ter Schrift: „Das Gedächtniß des Gerechten bleibet in Segen“ \childerte er in warm empfundenen Worten das Leben und den Cha- ratter des Heimgegangeren. Nach dem Segensspruch intonirte ein Sängerchor: „Wenn ih einmal soll heiden“, worauf man den reich- befränzten Sarg hinab zum Leichenwagen trug, und unter Führung der Gala-Equipage Sr. Majestät des Kaisers seßte sih der lange Leichenzug nah dem alten Marienkirchofe in Bewegung.

Die „Deutsche Militärdienst - Versicherungs - An- stalt“ in Hamburg, hat ihren ersten Geschäftsbericht für die Zeit vom 23. April bis Ende Dezember 1878 veröffentlicht. Die ge- nannte Anstalt hat sich die Aufgabe gestellt, di: den Einzelnen durch Srfüllung der Ehrenpfliht, dem Vaterlande zu dienen, treffenden Vermögensnachtheile auf ein: Gesammtheit zu übertragen; dem Dienstpflichtigen durch Verschaffung der nöthigen Mittel ein freies und freudiges Dienen zu ermöglichen und den Invaliden, welcher im Dienste des Vaterlandes unfähig geworden, für seine Existenz allein zu sorzen, bezw. die Hinterbliebenen gefallener Soldaten nah Kräften mit zu unterstüßen. Lie Verwaltung der „Deutschen Militärdienst Versicherungs - Anftalt“ kommt nun in dem vor- ligenden Berichte ter ihr laut Statut obli-genden Pflicht na, den Mitgliedern über den Geschäftébe!rieb Rechenschaft abzulegen. Vom 23. April, dem Tage der Geschäftseröffnung, bis Ende Dezember 1878 waren zu erledigen: 1246 Versiherungéanträge über eine Ver- siherungssumme von 1215 150 Æ# Verfallen sind während der Rechnungasperiode in Folge Ablebens, Mangels Prämierzahlung und in Folge Umschreibungen 71 Versicherungen über 75 300 M, so daß Ende Dezember cin Bestand von 1175 Versicherungen über 1 139 850 M. verblieb. Jst hiernach im Hinblick auf die kurze Zeit des Geschäftsbetriebes der Zugang ein befriedigender zu nennen, so darf das finanzielle Geschäftsergebniß als ein erfreulihee

, bezeihnet werden. Wie der Bericht anführt, hat der Bücherabschluß

des Näheren ergeben, daß die Anstalt nah achtmonatlihem Geschäfts- betrieb nit nur die rechnungsmäßigen Reserven hat zurüdckstellen, sondern auch bereits dem Sicerheitsfonds 4848,81 M. und ihrem Invalidenfonds 621,64 #Æ. hat überweisen können. Es wird ferner in dem Berichte bemerkt, daß gegen einen verhältnißmäßig geringen Kostenaufwand, der nicht, wie Past wohl üblich, als Aktivposten be- handelt, fondern als Verwaltungëaufwand gebucht worden sei, bereits eine ziemlich werthvolle Organisation geschaffen sei; die Anstalt habe Ende 1878 mit 230 respektablen Vertretcrn gearbeitet. Im Ganzen waren vom 23. April 1878, dem Tage der Geschäftteröffuung, bis Ende Februar 1879 zu erledigen 1843 Anträge über eine Vei siche- rungésumme von 1 775290 M

Um das allgemeine Interesse an den weiblihen Hand- arbeiten noch mehr anzuregen und zu selbftändigem, womöglich künst-

[erisdem Schaffen aufzumunter.-, hat die Redaktion und Verlagéhand- [ung des „Berliner Modenblatts* (Berlin W., 149 Potsdamer- straße) eine Konkurrenz mit Preisen: 1500 4 als ersten, 1000 M als zweiten und 500 Æ, in zehn gleihe Theile getheilt, als Pcämien dritter Ordnung ausgeschrieben. Die nit preisgekrönten Arbeiten werden entweder von der Redaktion angekauft und alsdann lobend erwähnt, oder zurücgeschickt. Nur Abonnentinnen des „Berliner Modenblatts“ haben ein Ret zur Preis-Konkurrenz. Zulässig sind fowohl Artikel, welhe in das Modefah s{lagen, wie die eigentlichen Handarbeiten, und zwar unter folgenden Bedingungen: a) die Mode- artifel (Kleider, Mäntel, Hauben, Schleifen, Wäschegegenstände K.) müssen fich durch Handarbeit auszeichnen, b) die Handarbeiten müssen Geschmack aufweisen, einen praktishen Zweck verfolgen, und die Be- schaffun1 des Materials darf keine Schwierigkeiten bieten. Die Kon- kurrenz-Arbeiten dürfen keinem Buch oder Blatt entnommen und nirgend ausgestellt gewesen seia, auch verpflichtet \ih der Einsender, die gleihe Idee niht anderweitig bekannt zu geben, bis die Preis- Konkurrenz ges{lofsen, event, der preisgekrönte oder angekaufte Gegen- ¡tand in dem Modenblatt reröffentliht ist. Die mit dem ersten und zweiten Preise gekrönten Gegenstände verbleiben der Redaktion als Eigenthum, die der dritten Preisordnung nur dann, wenn der Preis ihren Werth dreimal übertrifft. Vor dem Monat September darf die Einsendung von Preis-Kozkurrenz-Gegenständen nicht stattfinden, Die Entscheidung der Preisrihterinnen, sowie die Vertheilung der Prämien, event. die Rücksendung der Gegenstände erfolgt noch vor Weihnachten. Die genauen Daten werden seinerzeit im „Berliner Modenblatt“ bekannt gemacht. Ein eigens gewähltes Comité giebt das Urtheil ab; damit dieses ein durchaus unparteiisches sei, muß jedem Gegenstand ein gescklossener Brief beiliegen, der erst nach ge- fälltem Urtheil geöffnet wird; derselbe muß enthalten: die volle Adresse der Einsenderin, den Verkaufsyreis und die Beschreibung des Feen landes, nebst Angabe und Bezugsquelle des verwendeten aterials.

__ Der Vorstand des Berliner Hausfrauen-Vereins ver- öffentliht soeben den fünften Jahresbericht über das Verwalt 1ngs- jahr 1878. Wir entnehmen demselben folgende Daten : Vom 1. as nuar bis 31, Dezember 1878 waren an Beiträgen und Eintrittsgel- dern eingegangen 10957 #4 50 S, die Einnahmen für verkaufte Waaren im Centralbureau und in der Kommandite betrugen 533 220 6 S (gegen 549 607 4 im Jahre 1877), das Vermögen des Vereins stellte si am 31. Dezember 1878 auf 37 810 M 65 und hatte sfich vom 1. Januar bis 31. Dezember 1878 um 4705 m 46 S vermehrt. Für angekaufte Waaren wurden gezahlt 458 866 M 43 S, die Ausgaben für Frachten, Steuern, Porto und Provisionen betrugen 82841 4 8 &. Unterstüßungen wurden gezahlt: für Lebensmittel an arme Familien 1257 4 14 9, für Volksküchen- marken an 4580 Personen 687 M. 20 4, für Wäsche, Kleidungs- stückde, Bücher, Pfefferkuchen u. \. w. zur Weihnachtsvertheilung 769 M. 22 A, Darlehen und baare Unterstüßung an 12 Personen 157 50 -. An brave Dienstmädchen wurden 234 A für Prämien verausgabt. Die Unterstüßungskasse gab im Fahre 1875 an 1080 Familien, 1876 an 1000, 1877 an 1400 und 1878 an 5672 Familien Unterstüßungen.

Die gestrige Vorstellung im Königlichen Schauspielhause brachte zwei Stücke, von denen nur das kleinere, einafktige ein neues war, während das andere: Raupachs „Vor hundert Jahren“ seit 40 Jahren dem Repertoire der Königlichen Bühne angehört und jeßt nur neu einstudirt ist. Der Titel des Stückes paßt heute nicht mehr; nicht die Zeit von „vor hundert Jahren“, wie damals zur Zeit feiner ersten Aufführung, sondern die Zeit, vor nunmehr 140 Jahren wird uns in einzelnen Bildern vor Augen geführt, Das Jabr 1798 ilt die Zait und Halle der Ort der Handlung; unter den handelnden Personen bildet den Mittelpunkt Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer,“ wie er als Chef sein in Halle stehendes Infanterie-Regiment kom- mandirt, wie er in fortwährender Fehde mit den Herren von der Universität, den Federfuchsern, wie er sie nannte, liegt, und wie er denselben g:rn einen kleinen Streich spielt. Ein Sittengemälde nennt Raupach sein Stück nicht ganz mit Ret; Gestalten und Situationen sind in der Zeichnung vielfach zu Karrikaturen verzerrt, und der Ton, in welchem der Dialeg gehalten, \chlägt verschiedentlih zu stark ins Pofsen- hafte um, um ein richtiges Bild der Zeit zu geber. In einzelnen Zügen ist das historische Kolorit gut getroffen und mit dem großen scenishen Geschid, dem sicheren Blick für das auf der Bühne Wirk- same und dem gesunden Humor, welhe Raupach eigen waren, an- gewandt, freilich muß man fi allerlei Unwahrscheinlichkeiten gefallen lassen. Wohlthuend berührt der patriotishe Zug, der dur das ganze Stück geht. Die Darstellung war eine in allen Theilen vor- züglihe. . In den mehr hervortretenden Rollen zeichneten fi aus: Frl. Abih (Philippine), und die Herren Berndal (Fürst Leopold von Dessau), Hellmuth-Bräm (Dr. Joachim Lange), Link (Seibuld), Kahle (Starke), Krause (Strumpf), Vollmer (Wex) und Siegrist (Sturm). „Fünfundzwanzigtausend Thaler“ ist das neue einakftige Stück betitelt, welches die gestrige Vor- stellung eröffnete. Der Verfasser, Graf Ulrich Baudissin, hat dasselbe ein Lustspiel genannt. Diesen Titel reht- fertigt die dramatische Kleinigkeit nicht. Es findet sich darin keine Spur von Handlung und dramatischer Bewegung; man könnte es ein dramatisbes Stillleben nennen. Ein altes Ehepaar, ein Kastellan eines alten, von seinem Besizer niht bewohnten Schlosses auf dem Lande und seine Frau feiern nach einer sehr glücklichen 25jährigen Ehe ihre silberne Hcchcbzeit mit vielem Behagen, bis es bei Tische zu einem Zwiste zwischen ihnen darüber kommt, was ein Jeder, wenn er auf sein Loos in der Lotterie 25 000 Thaler gewinnen sollte, mit dem Gewinne machen will. Natürlich gewinnen Beide nichts und der Friede zwischen den Chegatten wird wicder hergestellt. Die freundliche, wohlwollende Aufnahme, welche das unbedeutende Stül- chen gestern fand, ist allein dem überaus gelungenen Spiele der Fr. Frieb-Blumauer und des Hrn. Oberländer zuzuschreiben.

Der Direktion der Germania-Theaters ift es gelungen, den Königlich sähsishen Schauspieler Hrn. Franz Oden, in Berlin noch in bestem Andenken, für einige Tage zu gewinnen und zwar wird derselbe morgen, Mittwoch, und Donnerstag als Wctter von Strahl in Kleists „Käthchen von Heilbronn“ auftreten.

In der Singakademie veranstaltete am Sonnabend der Pianist Hr. Leonhard Emil Bach einen Beethoven-Abend, _in welchem er sich die niht geringe Aufgabe stelt-, die drei großen Klavierkonzerte des Meisters in C-moll, Es-dur und C-dur für e und Orchester hintereinander zur Aufführung zu bringen.

ieselbe gelang jedoch dem Konzertgeber in technischer Beziehung fehr zufriedenstellend, obgleich er den fühnen Versuch, auswendig zu \pielen, nach einem kleinen Unfall ia dem Allegro des ersten Konzerts vorsichtiger Weise aufgab. Auß was den Vor trag und die drnamishe Nüancirung betraf, zeigte sch Hr. Bach in vielen günstigen Momenten als feinfübhliger und denkender Künstler. Und wenn troßdem noch mancher Rest blieb, der nicht in der geistigen Beherrschung aufging, fo liegt die Entschuldigung in der Größe des Unternehmens selbs. Jedenfalls werden alle Die- jenigen, die den Konzertgeber bisher nur als Bravcurspieler kannten, vou seinem aufrichtigen Streben nah Veredelung des Gebotenen, wie es sih hier dem Gehalt sowohl wie der Ausführung nah bekundete, angenehm überrasht gewesen sein. Das Publikum schien diese An- sicht zu theilen und nahm die Konzertvorträge, deren Orchesterpart die Berliner Sinfonie-Kapelle unter der trefflichen Leitung des Hrn. Mannstädt spielte, mit Wärme auf.

Redacteur: J. V.: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage.)

Berlin:

Erste Beilage

zum Deuischeu Reihs-Auzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

2 4.

Neichstags- Angelegenheiten. Zolltarif des deutschen Zollgebiets. (Anlage des dem Reichétage vorgelegten betreffenden Gesetzentwurfs.) Schluß. S. Nr. 83 Reichs-Anz.

22) Leinengarn, Leinwand und andere Leinenwaaren, d. i. Garn- und Webe- oder Wirkwaaren aus Flachs oder anderen vegetabilishen Spinnstoffen, mit Ausnahme von Baumwolle:

a. Garn, mit Ausnahme des unter b. genannten : 1) Maschinen- gespianst a. bis Nr 8 englisch 100 kg 3 #4, s. über Nr. 8 bis 25 englis 100 kg 6 Æ., 7. über Nr. 25 bis 40 englisch 100 kg 9 A4, d. über Nr. 40 englisch 100 kg 12 A; 2) Handgespinnst 100 kg 6 M,

b. gefärbtes, bedrucktes, gebleihtes Garn: 1) bis Nr. 25 englis 100 kg 10 Æ, 2?) darükter 100 kg 15 M,

c. Zwirn aller Art 100 kg 36 M,

d. Seilerwaaren, ungelleichte; gebleihte Seile, Taue, Strie, Gurten, Tragbänder und Schläuche; grobe ungefärbte Fußdecken aus Manillahanf-, Kokos-, Jute- und ähnlichen Fasern 100 kg 6 #,

e. graue Padckleinwand und Segeltuhß 100 kg 5 M,

f. Leinwand, Zwillich, Drillich *ungefärbt, unbedruckt, ungebleicht : 1) mit 17 bis 40 Faden in der Kette und dem Schuß zusammen auf eine quadratishe Gewebfläche von vier Quadratcentimeter ; feine, \o- wie alle gefärbten Fußdecken aus Manillahanf-, Kokos-, Jute- und ähnlichen Fasern, auch in Verbindung mit Rindvichhaaren, 100 bg 10 AMÆ., 2) mit 41 bis 160 Fäden in der Kette und dem Schuß zu- sammen auf eine quadratishe Gewebflähe von vier Quadratcenti- meter; Seilerwaaren, gefärbte und gebleichte, mit Ausnahme der unter d, genannten, 100 kg 24 4, 3) mit mehr als 160 Fäden in der Kette und dem Schuß zusammen auf eine quadratishe Gewebfläche von vier Quadratcentimeter 100 kg 36 M,

g. Leinwand, Zwillih, Drillich, gefärbt, bedruckt, gebleiht, auch aus gefärbtem, bedrucktem, gebleihtem Garn gewebt; Damaft aller Art; verarbeitetes Tisch-, Bett- und Handtücherzeug : 1) bis 160 Fäden in der Kette und dem Schuß zusammen auf eine quadratische Gewebflähe von vier Quadratcentimeter; leinene Kittel aller Art 100 kg 60 Æ, 2) mit mehr als 160 Fäden in der Kette und dem Schuß zusammen auf eine quadratische Gewebfläche von vier Quadrat- centimeter; Battist aller Art; ferner Bänder, Borten, Franfen, Gaze, gewebte Kanten, Linon, Schnüre, Stickereien, Strumpfwaaren ; Ge- nare und andere Waaren in Verbindung mit Metallfäden 100 kg

b.

h. Zwirnfpißen 100 kg 600 M.

23) Lichte 100 bg 15 M.

24) Literarische und Kunstgegenstände:

a. Papier, beschriebenes (Akten und Manuskripte); Bücher in allen Sprachen, Kupferstiche, Stiche anderer Art, sowie Holzschnitte ; Lithographien und Photographien; geographische und Seekartez ; Musikalien frei, : :

b, gestohene Metallplatten, geschnittene Holzstöke, sowie litho- graphische Steine mit Zeichnungen, Stichen oder Schrift, alle diese Gegenstände zum Gebrauch für den Druck auf Papier frei, -

c. Genrälde und Zeichnungen; Statuen von Marmor und an- deren Steinarten; Statuen von Metall, mindestens in natürlicher Größe; Medaillen frei.

25) Material- und Spezerei-, auch Konditorwaaren und andere Konsumtibilien:

a. Bier aller Art, au Meth, 100 kg 6 4, :

b. Branntwein aller Art, auch) Arrak, Rum, Franzbranntwein und verseßte Branntweine in Fässern und Flaschen 100 kg 48 #,

c. Hefe aller Art, mit Ausnahme der Weinhefe 100 kg 42 M,

Anmerkung: Flüssige Bierhefe, auf der bayerish-öfterreihischen Grenze von Oberneuhaus bis Melleck eins{lässig, auf der sächsisch- böhmischen Grenze links der Elbe, auf der badish-\chweizerishen Grenze bei Oehningen und der sogenannten Hört für den eigenen Bedarf der dortigen Bewohner in kleinen Mengen bis zu 30 Pfund eins{lüssig in einem Tran®porte 100 kg 3 M 2

d, 1) Essig aller Art in Fässern 100 kg 8 4, 2) Essig in Fla- schen und Kruken 100 kg 48 M, | L

e, Wein und Most, auch Cider, und künstlih bereitete Getränke, niht unter anderen Nummern des Tarifs begriffen: 1) in Fässern eingehend 100 kg 24 MÆ, 2) in Flaschen eingehend 100 kg 48 4,

f. Butter, auch künftliche, 100 kg 20 Æ, :

Anmerkung zu k.: Einzelne Siücke in Mengen von nicht mehr als drei Pfund, nicht mit der Post eingehend, für Bewohner des Grenzbezirkes, vorbehaltlich der im Falle eincs Mißbrauchs örtlich anzuordnenden Aufhebung oder Beschränkung dieser Begünstigung

frei.

g. 1) Fleisch, auëges{lachtetes, frishes und zubereitetes ; Geflü- gel und Wild aller Art, nit lebend; Fleischertraït, Tafelbouillon 100 kg 12 M, 2) Fische, niht anderweit genannt, 100 kg 3 M,

h. Früchte (Südfrüchte): 1) frische Apfelsinen, Citronen, Limo- nen, Pomeranzen, Granaten und dergleichen 100 kg 12 A Ver- Iangt d r Zollpflichtige die Auszählung, so zahlt er für 100 Stück 2 4 Im Falle der Auszählung bleiben verdorbene unverzollt, wenn sie in Gegenwart von Beamten weggeworfen werden. 2) getrocknete Datteln, Feigen, Korinthen, Mandeln, Rosinen, Pomeranzen und dergleichen 100 kg 30 Æ,

i, Gewürze aller Art, nicht besonders genaunt, 190 kg 50 M,

k. Heringe, gesalzene, 1 Faß (Tonne) 3 A, i

Anmerkung: Gesalzene Heringe in nicht hande!süblicher Ver- packung werden mit 2 M für 109 kg verzollt,

l. Honig 1093 kg 3 M, :

m. 1) Kaffee, roher und Kaffee-Surrogzate (mit Ausnahme von Cichorie), 100 kg 42 Æ, 2) Kaffee, gebrannter, 100 kg 50 M, 3) Kakao in Bohnen 100 kg 35 4, 4) Kakaoschalen 100 kg 12 #,

n. Kaviar und Kaviar-Surrogate 100 kg 100 ,

0. Käse aller Art 100 kg 20 M, 5

p. 1) Konfitüren, Zuckerwerk, Kuchenwerk aller Art, Kakaomasse, gemahlener Kakao, Chokolade und Chofkolade-Surrogate; mit Zuer, Essig, Oel oder sonst, namentlich alle in Flaschen, Büchsen und der- gleichen eingemachte, eingedämpfte oder au eingesalzene Früchte, Gewürze, Gemüse und andere Verzehrung8gegenstände (Pilze, Trüffeln, Geflügel, Seethiere und O zubereitete Fische, zubereiteter Senf; Oliven, Kapern, Pasteten, Saucen und andere ähnliche Gegen- stände des feineren Tafelgenusses 100 kg 60 4, 2) Obft, Sämereien, Beeren, Blätter, Blüthea, Pilze, Gemüse, getrocknet, gebacken, ge- pulvert, blos eingekoht oder gesalzen, alle diese Erzeugnisse, soweit sie nicht unter anderen Nummern des Tarifs begriffen find; Säfte von Obst, Beeren und Rüben, zum Genuß ohne Zucker eingekot; frishe und ‘getrocktnete Schalen von Südfrüchten ; unreife Pomeranzen, auch in Salzwasser eingelegt; trockene Nüsse, Kastanien, Johannis- brod, Pinienkerne; gebrannte oder gemahlene Cichorien 100 kg 4 #,

q. 1) Kraftmehl, Puder, Stärke, Stärkegummi, Arroworoot, Nudeln, Sago und Sagosurrogate, Tapioka 100 kg 6 M, 2) Mühlenfabrikate aus Getreide und Hülsenfrüchten, nämlich ge- \rotene oder geshälte Körner, Graupe, Gries, Grüße, Mehl, ge- wöhnlihes Backwerk (Bäckerwaare) 100 kg 2 M,

r. Muschel- oder Schaalthiere aus der See, als Austern, Hummern, ausgeshälte Muscheln, Schildkröten und dergleichen, 100 Fg Brutto 24 ¿E s, Reis, ges{hälter und ungeshälter, 100 kg 4 ,

Anmerkung: Reis zur Stärkefabrikation unter Kontrole 100 kg

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Berlin, Dienstag, den §8. April

t. Salz (Koch-, Siede-, Stein-, Seesalz), sowie alle Stoffe, aus welchen Salz ausgeschieden zu werden pflegt, 100 kg 12,80 M,

Anmerkung: Salz, seewärts eingehend, 100 kg 12 M

u, Syrup *).

v. Tabak: 1) Tabafsblätter, unb:arbeitete und Stenzel, 2) Tabaksfabrifkate: 2. Rauchtabak in Rollen, abgerollten oder entripp- ten Blättern oder geschnitten; Carotten oder Stangen zu Schnupf- ras auch Tabaksmehl und Abfälle, #. Cigarren und Schnupf- abak.

w, Thee 100 kg 100 M

x, Zucker.*)

26) Oel, anderweit nicht genannt, und Fette:

a. Del: 1) Del aller Art in Flaschen oder Krügen 100 kg 20 A, 2) Speiseöle, als: Oliven-, Mohn-, Sesam-, Erdnuß-, Bucheckern-, Sonnenblumenöl in Fäfsern 100 kg 8 4, 3) Olivenöl in Fäffern, amtlich denaturirt, frei, 4) anderes flüssiges Oel in Fässern 100 kg 4 M, 5) Palm-*und Kokosnufßöl, festes, 100 kg 2 M,

b, Rückstände, feste, von der Fabrikation fetter Oele, aub ge- mahlen, frei,

_c. Fette: 1) Shmal!z von Schweinen und Gänsen 100 kg 10, 2) Stearin, Palmitin, Paraffin, Wallrath, Wachs 100 kg 6 M, 4 Fishspedck, Fishthran 100 kg 3 Æ, 4) anderes Thierfett 109 bg

27) Papier und Pappwaaren:

a, ungebleihtes oder gebleihtes Halbzeug aus Lumpen frei,

b, ungebleihter oder gebleihter Halbstoff zur Papierfabrikation aus Holz, Stroh, Esparto oder anderen Fasern; graues Lösch- und gelbes, raußes Strohpapier; Pappe mit Ausnahme der Glanz- und Lederparpe; Schieferpapier und Tafeln daraus ohne Verbindung mit anderen Materialien ; Schleif- und Polirpapier ; Fliegen- und Gicht- papier 100 kg 1 4,

c. Packpapier, nicht unter b odér d begriffen, ungeglättet 100 kg

_d, Druck-, Schreib-, Lösh- und Seidenpapier, weißes und ba!lb- weißes, auch im Stoffe gefärbtes, ungeglättetes; Packpapier, ge- glättetes; Glanz- und Lederpappe; Preßspäne 100 kg 8 X,

e. alles niht vorstehend oder unter f. genannte Papier, au lithographirtes, bedrucktes oder liniirtes, zu Rechnungen, Etiketten, Frahtkriefen, Devisen u. \. w. vorgerihtetes Papier; Malerpapype 100 kg 10 Æ,

f. Gold- und Silberrxapier; Papier mit Gcld- oder Silber- musier ; durchs{lagenes Papier; ingleihen Streifen von diesen Papier- gattungen 100 kg 12 A,

g. 1) Formerarbeit aus Steinpappe, Ac vhalt oder ähnlichen Stoffen, auch in Verbindung mit Holz oder Eisen, jedoch weder an- gestriben noch ladckirt 100 kg 4 4, 2) Waaren aus Papier, Pappe oder Pappmasse; Formerarbeit aus Steinpappe, Asphalt oder ähn- lichen Stoffen, nicht unter g 1 oder unter g 3 begriffen, 100 kg 12 4, 3) Waaren aus den vorgenannten Stoffen in Verbindung mit anderen Materialien, soweit sie dadurch nicht unter Nr. 20 fallen; Papier- tapeten 100 kg 24

28) Pelzwerk (Kürschnerarbeiten):

a, überzogene Pelze, Müßen, Handschuhe, gefütterte Decken, Pel¿futter und Besäte und dergl. 100 kg 150 4,

b, fertige, niht überzogene Schafpelze, desgleichen weißgemachte und gefärbte, nicht gefütterte Angora oder Swaffelle, ungefütterte Déccken, Pelzfutter und Besäge 100 kg 6 M

29) Petroleum:

Petroleum (Erdöl) und andere Mineralöle, sowie Theeröle, anderweitiz nicht genannt, roh und gereinigt 150 kg 6 M.

Anmerkungen : 1) Der Bundesrath ist befugt, Mineralöl, welches für andere gewerbliche Zwecke als die Leuchtölfabrikaticn be- E ist, unter Kontrole der Verwendung vom Eingangs8zoll frei zu lassen.

2) Der Bundesrath ift befugt, die Verzollung von Petroleum na der Stückzahl der Gebinde (Barrels) unter Vorschrift eines Zollsaßes, welher dem Marimalgewicht der handelsüblichen Gebinde entspricht, zuzulassen.

30) Seide und Seidenwaaren:

2. Seiden-Kokcns ; Seide, abgehaspelt (unfilirt, Greze) oder ge- \ponnen (filirt), niht gefärbt; Floretseide, gekämmt; auch Abfälle von gefärbter Seide frei, :

s b, Floretseide, gesponnen oder gezwirnt, niht gefärbt 100 kg 12 M,

c, Seidenwatte 100 kg 24 M,

à, Seide und Floretseide, gefärbt; auch Zwirn aus roher Seide (Nähseide, Knopslochseide u. s. w.) 100 kg 48 #,

e. Waaren aus Seide oder Floretseide, auch in Verbindung mit Metallfäden ; Waaren aus Seide, gemisht mit anderen Spinnmate- rialien und zugleich in Verbindung mit Metallfäden; Spitzen, Blonden und Stickereien, ganz oder theiweise aus Seide 100 kg 600 M,

f) alle nit unter e. begriffenen Waaren aus Seide oder Floret- seide in Verbindung mit Baumwolle, Leinen, Wolle oder anderen animalischen cder vegetabilishen Spinnstoffen 109 kg 300 Æ

Anmerkungen: 1) ganz grobe Gewebe aus rohem Gespinnste von Seidenabfällen, welche das Ansehen von grauer Packleinwand haben und zu Preßtüchern, Pußlappen, verwendet werden, auch in Ver- bindung mit anderen Spinnmaterialien oder einzelnen gefärbten Fäden 190 kg 10 M,

2) Seide, welche in Garnen aus anderen Spinnmaterialien ver- \ponnen ift, ohne die Umhüllung des Fadens zu bilden oder zusam- menhängend durch die ganze Länge des Gewebefadens sich zu ziehen, bleibt bei Geweben aus solchen Garnen außer Betracht.

31) Seife und Parfümerien:

a, Schmierseife 100 kg 5 M, :

b, feste Seife, soweit sie niht unter c. fällt, 100 kg 10 ,

c. Seife in Täfelchen, Kugeln, Büchsen, Krügen, Töpfen u. \. w. ; parfümirte Seife aller Art 100 kg 30 Æ,

. Parfümerien aller Art 100 kg 100 6 32) Spielkarten, neben der inneren Abgabe,

brutto 60 M. 33) Steine und Steinwaaren: O

“a. Steine, rohe oder blos behauene; Flintensteine, Mühlsteine, au mit eisernen Reifen; Schleif» und Weßsteine aller Art; grobe Steinmetarbeiten, z. B. Thür- und Fensterstöke, Säulen und Säulenbestandtheile, Rinnen, Röhren, Tröge und dergleichen unge- \{lisffen, mit Ausnahme der Arbeiten aus Alabaster und Marmor ; Schusser (Kniker) aus Marmor und dergleichen, frei,

*) Die Zollsäße für Zucker und Syrup sind durch das die Zuckerbefteuerung betreffende Geseß vom 26. Juni 1869 bestimmt und betragen von: i

1) raffinirtem Zucker aller Art, sowie Rohzucker, wenn leßterer den auf Anordnung des Bundesraths bei den nah Bedürfniß öffent- li zu bezeibnenden SZollstellen niederzulegenden, nah Anleitung des holländishen Standard Nr. 19 und darüber zu bestimmenden Mustern entjpriht, 100 kg 30 M, t

2) Rohzutter, soweit solher nicht zu dem unter 1) gedachten gehört, 100 kg 24 Æ, Z

3) Syrup 100 kg 15 4, Auflêësungen von Zucker, welche als solche bei der Revision bestimmt erkannt werden, unterliegen dem vorstehend unter 2 aufge eie Eingangszolle, ;

4) Melasse, unter Kontrole der Verwendung zur Branntwein-

bereitung frei.

A

100 kg

N 1879.

b. Dachschiefer und Schieferplatten 100 kg 0,20 M,

c. Edelsteine, auch nachgeahmte, und Koralen, bearbeitet, Perlen, alle diese Waaren ohne Fasiung; bearbeitcte Halbedelsteine und Waaren daraus, soweit sie niht uter Nr. 20 fallen, 100 kg 60 M,

d, andere Waaren aus Steinen mit Ausnahme der Statuen : 1) außer Verbindung mit anderen Materialien oder nur in Verbin- durg mit Holz oder Eisen ohne Politur und Lack, Sciefertafeln in Holzrahm:n, auch ladtirten oder polirten 100 kg 3 Æ, 2) in Ver- bindung mit anderen Materialien, soweit sie nicht unter Nr. 20 fallen, 100 kg 24 A,

34) Steinkohlen, Koks, Torfkohlen frei.

35) Stroh- und Bastwaaren:

a. Matten und Fußdecken von Bast, Stroh, Stilf, Gras, Wurzeln, Binsen und dergleichen; au andere Schilfwaaren, ordinäre, gefärbte und ungefärbte 100 kg 3 M,

b, Strohbänder 100 kg 14 M,

c. alle niht unter a. und d. begriffenen Stroh- und Bast- waaren, insbesondere Stroh- und Bastgeflebte; Decken, Vorhänge und ähnliwe Waaren aus ungespaltenem Stroh; die in a. und c. genannten Stroh- und Bastwaaren in Verbindung mit anderen S eR, soweit sie tadurch nicht unter Nr. 20 fallen, 109 kg 24 M,

d. Hüte a:8s Stroh, Rohr, Bast, Binsen, Fischbein, Palm- blätter und Span: 1) ohne Garnitur 1 Stück 0,20 X, 2) mit Garnitur 1 Stück 0,10 #4;

Anmerkung zu d.: Hüte aus Haar- oder Hanfgeflebten, aus Sparterie, sowie aus Geflehten von sogenannter Baumwollen- \parterie und Stroh werden wie Stroßhüte behandelt ;

e, Sparterie aller Art 100 kg 90 M.

36) Theer; Pech; Harze aller Art; Asphalt (Bergtheer) frei.

37) Thiere und thierische Produkte, nicht anderweit genaunt: I

a, Lebende Thiere und thierishe Produkte, anderweitig nicht ge- nannt; ferrer Bienenstöke mit lebenden Bienen frei.

b. Eier von Geflügel 109 kg 3 M.

38) Thonwaaren:

a, gewöhnlihe Mauersteine; feuerfeste Röhren und Töpfergeschrr, nicht glasirt, frei, Î

b, alafirte Dachziegel und Mauersteine; Thonfliesen; arcitekto- nische Verzierungen, auch aus Terracotta; Schmelztiegel ; Röhren, Platten, Krüge und andere Gefäße aus gemeinem Steinzeugez; ge- meine Ofenkacheln; irdene Pfeifen; glasirtes Töpfergeschirr 109 kg 1 M c. andere Thonwaaren, mit Ausnahme von Porzelian und por- zellanartigen Waaren: 1) einfarbig oder weiß; feine Ofenkacheln; feine Waaren aus Terracotta 100 kg 10 4, 2) zwei- und mehr- farbig, gerändert, bedruckt, bemalt, vergoldet, versilbert; auch Thon- waaren in Verbindung mit anderen Materialien, soweit sie dadurch nit unter Nr. 20 fallen, 100 kg 16 4, : i

d. Porzellan und porzellanartige Waaren (Parian, Jaspis u. \. w.): 1) weiß 100 kg 14 M, 2) farbig, gerändert, bedruckt, bemalt, ver- goldet, versilbert; auch in Verbindung mit anderen Materialien, so» weit sie dadurch nicht unter Nr. 20 fallen, 100 kg 30 M

39) Vieh:

a. Pferde, Maulefsel, Maulthiere, Esel 1 Stück 10 M S

Anmerkung zu a. Füllen, welche der Mutter folgen, gehen frei ein.

b, Stiere und Küde 1 Stück 6 M,

. Ochsen 1 Stück 20 M,

. Iungvieh 1 Stück 4 M,

. Kälber unter 6 Wochen 1 Stück 2 M,

Schweine 1 Stück 2,50 A,

. Spanferkel unter 10 kg 1 Stück 0,30 M,

. Schafvieh 1 Stück 1 A,

Lämmer 1 Stück 0,50 4,

. Ziegen frei. 2 S 40) Wachstuch, Wachsmusselin, Wa chstafft:

a, grobes unbédrucktes Wachstuch (Packtuch) 100 kg 12 4,

b, anderes auch Ledertuch; Buchbiaderleinen (Buchbinderzeug- stoffe) 100 kg 30 M, 2 E

c. Wachsmusselin, Wachätafft 100 kg 50 A.

41) Wolle, einschließlih der anderweit niht genannten Thier- haare, sowie Waaren daraus: j

a, Wolle: robe, gefärbte, gemahlene; ferner Haare: roh, ge- hechelt, gesotten, gefärbt, auch in Lodckenform gelegt, frei,

b. gekämmte Wolle 100 kg 2 M, i S

c, Garn, auch mit anderen Spinnmaterialien, auss{ließlich der Baumwolle, gemischt: 1) aus Rindviehhaaren, ein- und zweifach aller Art; Watten 100 kg 3 4, 2) aus hartem Kammgarn, z. B. Weft-, Genappes-, Mohair-, Alpakkagarn: a. einfaches, ungefärbt oder gefärbt; dublirtes ungefärbt 100 kg 3 M, S. dublirtes gefärbt; drei- oder mehrfah gezwirntes, ungefärbt oder gefärbt 400 kg 24 4, 3) anderes Garn: a. roh, cinfach 100 kg 8 4, F. roh, dublirt, 100 kg 10 Æ, 7. gebleicht oder gefärbt, einfah 1C0 kg 12 A, 0. gebleicht oder gefärbt, dublirt; drei- oder mehrfach gezwirnt, roh, gebleiht oder gefärbt 100 kg 30 Æ, : :

d, Waaren, auch in Verbindung mit Baumwolle, Leinen oder Metallfäden: 1) Stickereien, Spißen und Tülle 100 kg 600 , 2) bedrudte Waaren, soweit sie nicht zu den Fußdecken gehören ; Posamentier- und Knopfmacherwaaren; Plüsche; unbedruckte Tuch- und Zeugwaaren von geringerer Stärke als der eines halben Pilli- meters; auch Gespinnste in Verbindung mit Metallfäden 100 kg 150 A, 3) unbedruckte Tuh- und Zeugwaaren von der Stärke eines halben Millimeters und darüber; unbedruckte Filze, soweit sie nicht zu Nr. 5 gehören; unbedruckte Filz- und Strumpfwaaren, Fußdecken aus Wolle oder anderen Thierhaaren mit Ausnahme der Rindvieh- und Roßhaare, auch in Verbindung mit vegetabilischen Fasern „und anderen Spinnmaterialien, au bedruckte, 100 kg 100 M, 4) Fuß- decken aus Rindviehhaaren, sofern diese Haace mindestens den ganzen Einschlag oder die ganze Kette bilden, auch in Verbindung mit anderen Spinnmaterialien, auch bedruckte, 109 kg 24 4, 5) Grobe unbe- druckte, ungefärbte Filze; Tuchleisten, frei. S

Anmerkung zu 4: Gewebé aus Haaren oder anderen Gespinnsten, deren Kette oder Einshlag nicht ganz aus Haaren besteht, werden, wenn sie Seide enthalten, nach Nr. 30f., in allen anderen Fällen fo verzollt, als wenn sie Haare nicht enthielten.

42) Zink, auch mit Blei oder Zinn legirt, und Waaren daraus:

a, rohes Zink, Bruchzink frei,

Þ. gewalzfes Zink 100 kg 3 K, : E

c. grobe Zinkwaaren, auch in Verbindung mit Holz, Eisen, Blei oder Zinn ohne Politur und Lack, Draht 100 kg 6 #, i

d. feine Zinkwaaren, au lairte, ingleihen Zinkwaaren in Ver- bindung mit anderen Materialien, soweit sie dadurch nicht unter Nr. 20 fallen, 100 kg 24 #, :

43) Zinn, auch mit Blei, Spießglanz oder Zink legirt, und Waaren daraus:

. roze. B E E.

. gewalztes Zinn g 3 M, 4 S :

C, Trode Ainawaren; auch in Verbindung mit Holz, Eisen, Blei oder Zink ohne Politur und Lack, Draht 100 kg 6, :

d, feine Zinnwaaren, auch latirte; ingleichen Zinnwaren in Verbindung mit anderen Materialien, soweit fie dadur nicht unter Nr. 20 fallen, 100 kg 24 #.

Braunkohlen, Torf,

n A Steine; Dachziegel,

pr 2e rOQ S Q.