1879 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Apr 1879 18:00:01 GMT) scan diff

u besuchen wünschen, wird auf den besonderen Erlaß des öniglihen Universitäts - Kuratoriums vom heutigen Tage Bezug genommen. Berlin, den 3. April 1879. L Die Jmmatrikulations-Kommission. Zeller. Schulz.

Diejenigen jungen Leute, welche gar keiner Maturitäts- prüfung sih unterzogen haben, beim Besuche einer inländischen Universität auch nur beabsichtigen, eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenskreise, oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfah fih zu geben, ohne daß sie sih für den eigentlichen gelehrten Staats- und Kirchendienjt. bestimmen, können auf Grund des §. 36 des Reglements vom 4. Juni 1834 auf hiesiger Universität immatrikulirt werden. Gesuche solher jungen Leute um Jmmatrikulation an hiesiger Universität müssen \chriftlich an das unterzeichnete Kuratorium gerihtet werden und haben Bittsteller ihrem Gesuhe ein Zeugniß über fsittlihe Füh- rung, sowie ein solhes über die erworbene wissenschaft- lihe Ausbildung beizulegen. Die Jmmatrikulation erfolgt übrigens nur auf die nächsten 3 Semester und wird diese Be- schränkung bei der Jmmatrikulation sowohl auf der Matrikel, als au auf der Erkennungskarte und dem Anmeldebuh ver- merkt. Gesuche um Verlängerung der Matrikel find vor Ablauf des dritten Semesters bei dem unterzeihneten Kura- torio \{riftlih unter Ueberreihung der Matrikel, des Anmelde- bus und der Erkennungsfarte anzubringen.

Berlin, den 3. April 1879.

Königliches Universitäts-Kuratorium. Zeller. Schulz.

Justiz-Ministerium.

Der Gerichts-Assefsor Beermann in Treptow a./T. ist zum Rechtéanwalt bei dem Kreisgericht zu Stargard in Pom- mern und zugleih zum Notar im Departement des Appella- tionsgerihts zu Stettin, mit Anweisung seines Wohnsißes in Pyriß, ernannt worden.

Bekanntmalhung.

Die Prüfung für den Unterricht in weiblihen Hand- arbeiten wird hier vom 12. Mai d. F. an abgehalten werden.

Die Bedingungen für die bis zum 15. April bei uns zu bewirkende Anmeldung, sowie für die Zulassung zu der Prü- fung, find aus unserer in dem Potsdamer und Frankfurter Regierungs-Amtsblatt de 1879, Stü 7 resp. 6, erlassenen Be- kanntmachung zu ersehen.

Berlin, den 27. März 1879.

Königliches Provinzial-Schulkollegium. Reichenau.

Belanutmachung auf Grund des Reichsgeseßzes vom 21. Oktober 1878.

Auf Grund §. 12 des Reichsgeseges gegen die gemein- gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Ofkto- ber 1878 wird hierdurch zur öffentlihen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1870 im Selbstverlage des Herausgebers August Kühn hierselbst erschienene niht periodishe Dru ck- \hrift:

„ffener Brief an die Deutschen Arbeiter.

Die Vereinigung aller sozialdemokratishen Parteien

zum Zweck der Wahlagitation“. (Druck von L, Ma.)

nach §. 11 des gedahten Gesezes durch die unterzeihnete Landespolizeibehörde verboten ist. Bremen, den 7. April 1879.

Die Polizei - Kommission des Senats. Tetens. Gröning.

Nichtamfkliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 9. April. Se. Majeslät dexr Kaiser und König nahmen heute die Vorträge des Civil- Tabinets durch den Wirklihen Geheimen Rath von Wilmowski und der Königlichen Shloß-Baukommission durch den Minister des Königlihen Hauses Freiherrn von Sd[einiß, den Hof- marschail Grafen von Perpon@er, den Vize-Oberstallmeister von Rauch und den Hof-Baurath Persius entgegen.

Außerdem empfingen Se. Majestät den Gouverneur von Berlin, General der Fnfanterie von Boyen, den Ober-Hof- und Hausmarschall Grafen von Püdckler, der nah längerer Krankheit fich wieder vorstellte, und den Afrika-Reisenden, Stabsarzt Dr. Falkenstein.

Fhre Majestät die Kaiserin-Königin war gestern im Augufia-Hospital anwesend und wohnte der liturgishen Andacht im Dome bei.

Der Bundesrath hielt gestern unter dem Vorsitz des Präsidenten des Reichskanzler-Amts, Staats-Ministers Hof- mann, eine Plenarfißung.

Nach Feststellung des Protokolls der vorigen Sißung wurde der Entwurf einer Verordnung, betreffend die theil- weise Aushebung der Beschränkungen der Einfuhr aus Ruß- land, vorgelegt. Es wurde beschlossen, der Verordnung die Zustimmung zu ertheilen.

Vorlagen, betreffend a. den Entwurf einer Verordnung über die Kaution des Rendanten der Patentamtskafße; b, die Denkschrift über die Ausführung von Anleihegesezen aus den «zahren 1875 bis 1878; c. den Entwurf von Bestimmungen über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Spinnereien, wurden den bezüglicen Ausshüßfen überwiesen.

Ueber einen Antrag, betreffend die Anrechnung von Dienst- zeit bei Pensionirung eines Militärbeamten joll in einer späteren Sißung Beschluß gefaßt werden. Hierauf wurde Mittheilung gemacht über die vorn Landezausshusse von Eljaß-Lothringen beschlossene Ertheilung der Decharge zu der allgemeinen Rechnung über den - Landeshaushalt für 1874, und über die erfolgte Annahme des Gesegzentwurfs für Elsaß- Lothringen, betreffend die Entlastung der Bezirke von den Kosien für Gefängnisse, durch den Landesauss{huß.

Suezkanal. Die Vorschriften wurden in der vom Auss{huß beantragten Fassung genehmigt; b. die Umwandlung der Reichsbankstelle zu Danzig in eine Reichsbank-Hauptstelle. Die Umwandlung wurde genehmigt; c. eine Petition wegen des Verkaufs von Heilmitteln. Es wurde ablehnende Bescheidung beschlossen.

_ Endlich wurden mehrere, die Revision des Zolltarifs be- treffende Eingaben vorgelegt.

Die vercinigten Ausshüsse des Bundesraths für gole und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sißung zusammen.

Die Beschränkungen, welchen die Waareneinfuhr aus Rußland in Folge des Auftretens der Pest im Gou- vernement Astrahan durch die Kaiserlihe Verordnung vom 29. Januar d. J. unterworfen wurde, sind durch Verordnung vom 8. d. M. in der Hauptsahe wieder aufgehoben worden. Es bleibt nah dem Jnhalt der leßteren nur noch die Einfuhr von gebrauchter Leib- und Bettwäsche, gebrauhten Kleidern, Hadern und Lumpen verboten. Die abgesehen hiervon für die Grenze gegen Rußland zur Verhütung von Einschleppun- gen der Rinderpest von den zuständigen Landesbehörden er- lassenen Einfuhrverbote werden durch die gedahte Verordnung niht betroffen und bleiben unabhängig von derselben in Geltung.

Gestern Nachmittag starb hier der General-Auditeur der Armce und der Kaiserlihen Marine Dr. Eduard Fleck nach längerer Krankheit im 75. Lebensjahre. Am 15. Sep- tember 1804 zu Pfördten in der Niederlausißz geboren, studirte derselbe in Halle und Berlin die Rehte und trat 1826 als Auskultator in den preußischen Staatsdienst. 1831 wurde er als Hülfsarbeiter in das General-Auditoriat zu Berlin be- rufen; 1854 zum Mitglicd des preußishen Staatsraths, und 1857 zum General-Auditeur der Armee ernannt, welhe Stel- lung unter Ausdehnung ihrer Funktionen auf die Marine derselbe bis zu seinem Tode bekleidete. Dr. Fleck gehörte 1853—54 der Ersten Kammer und 1854—58 dem Abgeordneten- hause an. Durch Königlichen Erlaß vom 30. November 1872 wurde derselbe auf Lebenszeit in das Herrenhaus berufen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator Dr. Plessing ist nah Lübe abgereist.

Der General-Lieutenant von Voigts-Rhet, à la suite des Königs-Grenadier-Regiments (2. Westpreußischen) Nr. 7 und Commandeur der 20. Division, hat fich nach Han- nover zurückbegeben.

Vayern. München, 8. April. (W. T. B.) Der hiesige Handelsappellhof verwarf die Berufung der öster- reihischen Elisabethbahn in der Frage, ob die Ge- nehmigung des deutsh-österreihishen Handelsvertrags durch den Reichstag die Wirkung habe, daß die nach dem 1. Januar erfolgten Beshlagnahmen aufgehoben werden müssen. Der Appellhof ging hierbei von der Ansiht aus, daß die Genehmigung des Handelsvertrages durch den Reichstag nicht auf die bereits vollzogenen Beshlagnahmen zurückwirke.

Braunschweig. Braunschweig, 8. April. (W.T.B.) Se. Hoheit der Herzog ist heute nah Sibyllenort abgereist und wird sich von dort nach Wien begeben.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. April. (W. T. B.) Das Herrenhaus hat den Geseßentwurf, betreffend die Ein- verleibung Spizzas angenommen. Der Kaiser hat den Großfürsten Sergius Alexandrowitsch von Ruß- land zum Oberst des Jnfanterie-Regiments „Alexander I., Kaiser von Rußland“ Nr. 2 ernannt.

Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Tirnowa vom 7. d.: Die Notabelnversammlung hat den Wunsch ausge-

beabsichtigt, die neuen katholishenStaatsangehörigen Montenegros unter das Vikariat Antivari zu stellen.

Schweiz. Bern, 7. April. Der „Bund“ {reibt : Wie uns von zuverlässiger Seite mitgetheilt wird, ist die Beshwerdeschrift Favre's an den Bundesrath die- fer Tage auch im italienischen Parlament in Rom ostentativ vertheilt worden. Es liefert diese Thatsache den vollgültigen Beweis dafür, daz Hr. Favre oder vielmehr gewisse Finan- ciers, die binter ihm stehen, sogar direkt bei den auswärtigen Subventionsstaaten die Refonstruftion der Gotthardbahngefell- schaft und damit den kürzesten und sichersten Weg zur Durch- führung des Unternehmens zu hintertreiben suchen und bei diesem Beginnen vor den äußersicn Mitteln nicht zurück- shredcken. i

werk eingestanden ist, zur rihtigen Würdigung signalisiren zu sollen und kommen vielleiht in den Fall, diesfalls später noch weitere Manipulationen ans Tageslicht zu ziehen.

Daß die BundesbehörFen es ernst nehmen mit der Re- fonsiruktion auch der Gotthardbahngesellshaft, geht aus den daherigen, bereits mitgetheilten bundesräthlihen Shlußnahmen hervor, aus denen namentlich bherauszuheben ift, daß von der reformirten Generalversammlung der Gesellschaft alle Behörden derselben neu zu wählen sind. Der Bundesrath glaubt, mit der bisherigen Gesellshaft unter sihernden Kautelen am sichersten zu ciner rashen Dur{chführung des Unternehmens, welches vom Schweizervolke selbst als ein nationales bezeihnet worden ist, gelangen zu fönnen, u-d er hätte erwartet, bei Jeinen daherigen Vemühungen von \chweizerisher Seite auf- rihtige Unterstüßung zu finden; statt dessen stößt man überall auf Contreminecn, was im Jnteresse der Sache in hohem Grade zu bedauern ist.

Auf die Eingabe Favre's hat der Bundesrath unterm 5. April mit einem Schreiben folgenden Jnhalts geantwortet :

„Mit Zuschrift vom 1. d. Mts. seßen Sie uns in Kennt- niß, daß Sie die Anordnung getroffen haben, die seitlihe Er- weiterung im großen Tunnel einzustellen, und daß Sie fich die Einstellung von weiteren Gattungen von Arbeiten vor- behalten. Sie begründen diese Erklärung mit den Anord- nungen, welche die Gotthardgesellshaft in Bezug auf die Aus- mauerung des Tunnels getroffen Hat.

„Hierauf. haben wir Jhnen zu erwidern, daß dem Bun- desrathe gegenüber allein die Gotthardgesellshaft für die Aus- fUrung des Tunnels verantwortlih ist und, daß alle An- ordnungen, welche fie zu diesem Zwecke zu treffen hat, so namentlich auch diejenigen, welche sich auf die Art der Aus- mauerung beziehen, der bündesräthlihen Genehmigung unter-

_ Ausschußberihte wurden erstattet über: a. die Borschriften über die Vermessung der Schiffe für dié Fahrt durch den

liegen.

sprochen, daß die Wahl des Fürsten dur eine neue Volks- | eroberten L n vertretung vorgenommen werde. Aus Rom: Der Vatikan | rehtigkeit widerfahren zu lassen. l m0 | Strait-Settlements (Sumatra) erscheinende Zeitung „Straits-

| Times“ ein Schreiben von einem Jngenieur, Namens Lyon,

Wir glauben diese Thatsahe dem Schweizervolke, | von Letterem erwidert wurde.

welches so großherzig und patriotisch für das große Verkehrs- |

„Der Umstand, daß wir seiner Zeit unsere Bewilligung

zu dem zwischen Jhnen und der Gefellhaft abgeschlossenen Vertrage ertheilt haben, kann an diesem Verhältniß zwischen der Gesellshaft und dem Bundesrathe nichts ändern. _ „Wenn demnach aus der von Jhnen gemeldeten Ein- stellung der Arbeiten Folgen entstehen sollten, welche unser Einschreiten erfordern, so werden wir unsere Beschlüsse der Gesellschaft mittheilen und für die Vollziehung derselben Jorgen“.

Der Große Rath des Kantons Tessin hat am 5. d. M. auf den Antrag der Mehrheit der betreffenden Kom- mission beschlossen, den Protest cegen die projektirte Verpfändung der Gotthardbahn Namens des Kantons zurückzuziehen.

Niederlande. Haag, 1. April. (Allg. Ztg.) Jhre Majestäten der König und die Königin werden am 15. d. M. von hier nach dem Lustshlosse Het Loo über- siedeln, von wo aus am 21. die Reise nah Amsterdam an- getreten werden soll. Das Hohe Paar soll dabei u. A. von dern Prinzen Alexander, dem Erbgroßherzog von Sawsen- Weimar und dessen Gemahlin begleitet werden. Auch melde- ten bereits verschiedene auswärtige Regierungen außerordent- liche Gesandtschaften an. Der festlihe Einzug in unsere Stadt bleibt auf den 28. oder 29. d. M. festgestellt.

Die Abtheilungen der Zweiten Kammer untersuchen zur Zeit die Etatsvorlage des neuen Kriegs- Ministers. Dieselbe beziffert sich auf 21 670 000 Gulden. Zwar sollen die Plenumsberathungen noch vor Ende der laufenden Woche von neuem, doch nur zur Erledigung einiger untergeordneten Gegenstände, aufgenommen werden, worauf dann die Kammer ihre Osterferien antreten wird. Die Be- rathungen über die betreffende Etatsvorlage versprechen übri- gens diesmal manches Jnteressantes zu bieten, da Oberst den Beer Portugael verschiedene ziemlih wichtige Pläne in Vor- {lag zu bringen beabsihtigt. So soll dec Umbau der meisten Kasernen befürwortet werden, und zwar damit dieselben nit mehr, wie jeßt der Fall ist, begüterte junge Leute vom Ein- tritt in den Kriegsdienst zurückhalten, sondern denselben im Gegentheil eine gesunde und bequeme Woh- nung bieten. Des ferneren sollen 150 neue Feld- geshüße, vermuthlich von Stahlbronze, angefertigt werden. Der Kriegs-Minister beabsichtigt außerdem die ehemalige Kriegsshule für Offiziere wiederherzustellen, die sogenannte holländishe Wasserlinie zu vollenden und die Vertheidigung der Seehäfen zu verbessern. Der mit dem Ankauf von Pferden in Ungarn beauftragte Auss{huß ging vor einigen Tagen dorthin ab.

Die bei dem Effektenhandel Betheiligten rihten zahlreiche Adressen an die Kammern, um dieselben zu veranlassen, die Seitens des Finanz-Ministers entworfene Steuer auf die sich im Portefeuille befindenden Börsenpapiere niht anzu- nehmen. Ziemlich allgemein glaubt man, daß der betreffende Entwurf nichtsdestoweniger zum Geseß erhoben werden wird.

Nach einer ziemlich langen, durch die dortige ungünstige Witterung gebotenen Unterbrehung der Kriegsopera- tionen in Aischin wurden dieselben, laut einer gestern bei dem Kolonien-Minister eingegangenen telegraphishen Mit- theilung, wieder aufgenommen. Dieselbe meldete, daß die diesseitigen Truppen am 23. v. M. gegen die XXI1. Mukim vorrüdckten, wobei 4 Gemeine getödtet und 17 verwundet wur- den. Am nächsten Tage bemeisterte die Armee die Haupt- stellung des Feindes in Jndrapuri, wobei aber fein ein- ziger der diesseits betheiligten Mannschaften getödtet ward; der amtlice Drahtberiht erwähnt wenigstens nur 15 Verwundete. Fnzwishen fangen nun all:

| mälig selbst die Tagesblätter der englishen Kolonien Jndiens, | welche bis jeßt die Verhältnisse in Atschin äußerst einseitig

vorzustellen pflegten, an, von den Seitens der Kolonialbehörde in den eroberten Theilen Atschin getroffenen Maßnahmen Ge- So enthält die in den

aus Eingapur, in welhem die dort ins Leben gerufenen Handels-, Schiffahrts- und sonstigen Einrichtungen äußerst sympathisch beurtheilt werden. Namentlih wird von den in der Hauptstadt errichteten 30 Gebäuden zur Verpflegung kranker Soldaten mitgetheilt: ihre Organisation laße nidts zu wünschen übrig.

Der ehemalige Präsident von Venezuela Guzman Blanco, unter dessen Regierung die nunmehr der Geschichte angehörigen Verwicklungen zwischen der betreffenden Republik und der diesseitigen Regierung entstanden, besuhte am 20. Fe- bruar l. F. die Kolonie Curaçao und stattete dem dortigen niederländishen Statthalter einen Besuch ab, welcher sofort

Nach einer bei dem hiesigen Kolonien-Ministerium einge

| laufenen Mittheilung des Statthalters Ostindiens wurde der

Ertrag der Kaffee-Ernte Jaya's am 28. Februar d. J. auf 915 000 Pifuls veranschlagt.

Die Abfahrt der zweiten niederländischen Nord- pol-Expedition ist vorläufig auf den 1. Juni d. Z. an- beraumt worden.

Großbritannien und Jrland. London, 7. April. (Allg. Corr.) Jn Madeica is der Dampfer „Nubian“ mit Nachrihten vom Caplande angekommen, die bis zum 18. März reihen. Den an das Reutershe Bureau in Lon- don per Telegraph übermittelten Depeschen zufolge, hatte si Oham, der Bruder des Zulukönigs Cetewayo, mit seinem ältesten Sohne und 300 Maun den britishen Behörden am 4. März auf Gnade und Ungnade ergeben und befand si zur Zeit im Lager des Obersten Wood. Oham ijt angebli Aspirant auf Cetewayo's Thron. Oberst La w wurde zum Befehlshaber der zum Entsaßze von Ekowe bestimmten Truppenmadcht, bestehend aus je drei Compagnien des 3. und 88. Regiments und einem Theile der Marine-Brigade, er- nannt. Das 57. Regiment befindet sich ebenfalls auf dem Marsche nah dem Tugelaflusse. Die Straße nah Ekowe ift, wie es: heißt, von 500 Zulus in vershanzten Stellungen beseßt. Der Posten selber ist von einer großen Zulumacht umzingelt. Die Besatzung is wohl, aber knapp an Proviant; Oberst Pearson hält die Verbindung mit dem Tugela mittelst Spiegel- signalen aufrecht. Sir Bartle Frère begab sich am 15. März von Pietermarißburg nah Prätoria. Die Forts Mamelufke und Faugh-a-ballagh an der Grenze von Secocoeni's Territorium wurden von den britishen Truppen geräumt. Die Dampfer „Pretoria“, „Dublin Castle“ und „Manora“ sind mit einem Theile der aus England gt- sandten Verstärkungen am Cap angekommen.

Das Kriegsamt hat von Lord Chelmsfo rd folgende Depesche erhalten: „Oham ergab sich am 4. März und be- sindet fich jeßt bei dem Obersten Wood. Die Zulus haben feine Offensivbewegungen gemacht. Die Verstärkungen werden hald nach erfolgter Landung na dem unteren Tugela dirigirt. Die zum Entsaße von Ekowe designirte Kolonne wird si etwa am W. März in Marsch seßen.“

Den „Daily News“ wird aus der Kapstadt, vom 18. März, gemeldet :

Die „Boadicea“ landete über 200 Mann der Marine-Brig1de in Durban, wo ernstliche Vorbereitungen zu einer baldigen Wieder- aufnahme der Feindseligkeiten getroffen werden. Wahrscheinlich wird man zuerst zum Entsaße des Obersten Pearson \{reiten, von welhem angenommen wird, daß es ihm in Bälde an Lebensmitteln fehlen werde. Man crwartet, auf einen fehr ernsten Widerstand zu stoßen. Die Straßen sollen dur Gräben und Mauern aus Kiesel- steinen blockirt und 20000 Feinde in der Umgebung ents{lossen sein, die Vorräthe abzushneiden. Die Mittheilungen werden vermittelst Ligtersignalen unterhalten. Kapitän Willianis vom Bluff-Regimente ist in Gkowe gestorben. l obne viele Schwierigkeiten vor fich gegangen. Oham mit seinen beiden Frauen nebst Sohn und etwa 603 Anbängern haben si dem politishen Agenten in Swaziland, Kapitän Maclood, ergeben. Oham wird sofort dem Obersten Wood zugewiesen werden. Jn Anbetracht der gecingen Anhängerzahl glaubt man, daß Oham aus persönlichen Motiven übergegangen ist. Er ftand niemals auf gutem Fuße mit Cetewavo und hoffte wahrscheinlich im Falle der Entthronung desselben an seine Stelle gesetzt zu werden. Oham erklärt, daß zwei Tausend seiner Leute ihn folgen werden, falls weiße Truppen ausgesandt würden, um sie gegen eine Bande von Zulus zu {üßen, welhe angeblich ihre Be- wegungen überwachen. Er behauptet gleichfalls, daß die Zulu-Armee demoralisirt und nicht im Stande ist, eine starke Streitmacht zu- sammen zu bringen. Diese Ausfagen werden bezweifelt. Die Kolonialtruppen stehen im Begriff, einen Vorstoß auf Morofi zu machen. Die von den loyalen Basutos und der Kolonialregier::ng gezeiate Energie hat einen günstigen Eindruck gemacht. Etwas Ernstes wird nicht erwartet. Die übrigen Stämme jenseits der Grenzen balten si rubig. i :

9, April. (W. T. B.) Nach aus dér Kapstadt hier eingegangenen Nachrichten, vom 25. v. M., wurde eine von 104 Mann des 88. Regiments eskortirte, auf dem Marsche von Derby nah Lüneberg befindlihe Proviantkolonne am 12. v. M. früh bei Tagesanbruch von 4000 Zulus unter Umbelini angegriffen. Die englische Truppenmannschaft be- fand sich in Folge vorheriger Alarmirung zwar unter den Waffen, wurde indeß kei der großen Ueberlegenheit des Feindes überwältigt. Von der gesammten englischen Mannschaft vermochten sich nur 40 nach Lüneberg durch- zushlagen ; 1 Hauptmann und 40 Mann sind todt, 20 Mann werden vermißt, 20 Wagen mit Proviant und Munition fielen in die Hände der Feinde; ein Rafetengeshüß mit Munition, das ebenfalls verloren gegangen war, wurde später wieder erlangt. Jn der Kapstadt waren bis zum 25. März 5 Transportdampfer mit Truppenver- stärkungen angelangt.

Frautreid. Paris, 7. April (Fr. Korr) Hr. Albert Grévy, der neuernannte Civil-Gouverneur von Algerien, wird Paris nächster Tage verlassen und si auf seinen Posten begeben und alsdann hierher zurückehren, um sich mit der Regierung über gewisse Maßregeln zur Ver- besserung der Verwaltung Algeriens zu verständigen.

Daß der Senat die Wiederaufnahme seiner Arbeiten auf aht Tage früher festsezte als die Deputir- tenkammer, beruht keineswegs auf einer Meinungsverschieden- heit zwischen den beiden Kammern, fondern auf einem Miß- verständniß. Beide Kammern stimmten fast zur nämlichen Zeit über die Frage ab, und der Präsident Gambetta empfahl das Datum vom 15. Mai nur deshalb, weil man ihm fälsch- licher Weise mitgetheilt, der Senat habe dasselbe ebenfalls an- genommen. Die republikanischen Deputirten und Senatoren haben, mit Ausnahme derer, weihe zum Budget- und Zoll- aus\{chuß gehören, Paris bereits verlassen und sich in ihre Departements begeben. | E

Im Pariser Gemeinderathe hat der Seinepräfekt Herold vorgestern bezüglich der Lösung des Schuldver- hältnisses, in welchem die Stadt Paris noch aus den Zeiten des Kaiserreihs zum Credit foncier steht, eine wichtige Mittheilung gemacht. Die Schuld beläuft sh gegenwärtig noch auf 280 695 000 Frcs. und wird zu dem für die gegen- wärtigen Kreditverhältnisse sehr hohen Zinsfuße von 5,16 Proz. verzinst. Der Präfekt is deshalb mit dem Credit foncier in Unterhandlungen getreten und hat folgende Konvention vereinbart. Am 831. Januar 1880 zahlt die Stadt dem Institute die 280 Millionen zurück; dagegen leiht der Credit foncier der Stadt ein neues Kapital von 420 Millionen, rückzahlbar in 116 halbjährigen Raten von 3,5 Millionen. Unter dieser Vorausseßung läßt die Stadt die Rückforderung von 17 Millionen, welche der Foncier, wie sie behauptet, mit Unrecht als Kommission für die Diskfontirung der Haußmannschen Liquidationsbons er- hoben hat, fallen. Auf Grund dieses Vertrages würde sich die Verzinsung der Schuld statt auf 5,16 Proz. auf 4,09 Proz. und, wenn man die Amortifirung einrechnet, auf 4,53 Proz. stellen, die Einlösungsfrist von 28 auf 58 Jahre erstreckt und endlich der Stadt vom Credit foncier noch vor Ende 1880 die Summe von 140 Mill. Frcs. zur Verfügung gestellt werden. Der Gemeinderath nahm diesen Vorschlag zur Prüfung entgegen.

Spanien. (C. Ztg.) Die Wahlbewegung hält ganz Spanien in Aufregung, wie schon daraus ersichtlih is, daß für 440 Kongreßsize nict weniger als 1800 Bewerber auf- treten.

Italien. Rom, 6. April. (Gazz. d'Ft.) Se. Majestät der König hat 10000 Lire für die Verunglüdten in Sze- gedin angewiesen. Heute hat eine Versammlung von De- putirten der Linken stattgefunden, welhe auf Vorschlag Crispi’'s Cairoli zum Führer ernannten.

8. April. (W. T. B.) Der Papst hat mit Bezug auf sein bereits mitgetheiltes Schreiben an den Kardinalvikar behufs Entwickelung der katholishen Schulen in Rom für das Jahr 1879 100 000 Lire aus seinem Privateinkommen gespendet. Der Bormida-Fluß ist ausgetreten, das Wasser bestreiht die Festungswerke von Alessandria.

- : 1A T Numäánien. Bukarest, 8. April. (W. T. B.) Die Wahlen für die neuen Kammern, welche sih mit der Revifion der Verfassung zu beschäftigen haben werden, sind nunmehr ausgeschrieben. Die Wahlen zur Deputirtenkammer finden am 15., 17., 19. und 21. Mai statt, diejenigen zum Senate am 23 und 25. Mai. Am 27. Mai wählen die Uni- versitäten Bukarest und Jassy.

Die Ausschiffung in Durban ift bis jetzt *

9. April. Der Termin für den Zusammentritt der behufs Revision der Verfassung neu zu bildenden Kam- mern ist auf den 5. Juni festgeseßt worden. Die Wahl- agitation der oppofitionellen Bojaren-Partei, sowie der Mol- dauer Fraktion, welcher sich Cogalniceano angeschlossen hat, ist entschieden gegez die Emanzipation der Juden gerichtet und tritt bereits recht lebhaft auf, so daß die Regierung einen {weren Stand bekommen dürfte. Die Eisenbahn- konvention zwishen Rumänien und Oesterreih-Ungarn ist gestern von dem Fürsten ratifizirt worden.

f Schweden und Norwegen. Christiania, 6. April. n der gestrigen Sißung des Storthings wurde ein An- trag des Eisenbahncomités berathen, bctreffend die Bewilligung von46000 Kroncn für die Legung eines neuen Telegraphen- drahtes auf der Linie Christiania-Arendal zur Aufnahme der Korrespondenz von und nach dem neuen sjubmarinen Telegraphenkabel, welches die deutshe Telegraphenverwaltung zwischen der shleswigshen JFnsel Römö und einem Punkte zwischen Mandal und Arendal an der norwegischen Küste zu legen beabsihtigt. Gegen jede Be- willigung sprachen sich die Abgg. Wiüig und Juel aus, indem dieselben meinten, daß kein Bedürfniß für die projektirte Anlage vorhanden sei, da \chon drei direkte Verbin- dungen mit dem Auslande existirter,, nämlih über Schweden, Arendal-Jütland und Ekersund-Peterhead. Auch die Be- stimmungen der mit Deutschland abgeshlossenen Konvention bezüglih der Kündigung seien bedenklih, indem Norwegen unter gewissen Umständen die Konvention zu kündigen ge- nöthigt sein könnte, und dann das jeßt verlangte Geld nugßlos verausgabt sein würde. Gegen diese Ausführungen erhob sich eine ganze Reihe von Rednern, u. a. Reinhardt, Lindstöl, Sähli, Björnsgaard 2c., besonders aber der Abg. Sverdrup, der in] einem längeren Vortrage die Vortheile hervor- hob, welhe Deutschland Norwegen durh die frag- lie Anlage darbiete. Dieselbe gewähre Norwegen eine leihte Verbindung mit ganz Europa. Die Ange- legenheit liege jeßt zum dritten Male vor; Deutshland habe längere Zeit gezaudert, als man erwarten durfte, jeßt sei aber Deutschlands Meinung, daß die Sache ihre definitive Er- ledigung erhalte. Das Anerbieten werde jedenfalls nicht wiederholt werden. Deutschland werde niht ein Jahr nah dem anderen mit dem Hute in der Hand Norwegen um die Annahme von Wohlthaten bitten. Der Redner meinte, daß iemals Geld fo rentabel angelegt worden sei, wie es in diesem Falle geshehen werde. Die Bedeutung der Sache für das Land sei so einleuhtend, daß Jeder für die 46 000 Kronen, welche die neue Linie erfordere, stimmen müsse. Der Telegraphen- Direktor habe sein Gutachten dahin abgegeben, daß keiner der jeßigen Drähte auf der Arendal- Linie die Korrespondenz des neuen Kabels aufzunehmen im Stande sei. Nach einigen kurzen Re- pliken der Abgg. Juel und Wiig wurde denn auch der An- trag des Eisenbahncomité's einstimmig angenommen.

Amerika. Washington, 5. April. (per Kabel.) Nach einwöchentlicher erregter Diskussion isttimRepräsentanten- hause die Debatte über die Zusäße zur Armeevorlage nunmehr zum Abs{chluß gebracht worden. Heute findet die Abstimmung statt. Die Republikaner haben si bereit erklärt, in die Aufhebung des Geseßes zu willigen, welches die An- wesenheit von Bundesmilitär auf den Abstimmungspläßen ge- stattet, vorausgeseßt, daß die Maßregel von der Armeebudget- vo1lage getrennt wird. Die Demokraten find indeß ent- schlossen, niht nachzugeben. (Später.) Das Repräsentanten- haus nahm heute mit 148 gegen 122 Stimmen die Armee- budgetvorlage mit den von den Republikanern als an- stößig betrahteten Paragraphen an. Zehn Mitglieder der Greenbackpartei stimmten für, zwei gegen die Vorlage.

¿ Süd-Amerika. Chile. (Allg. Corr.) Aus Santiago wird unterm 9. März von der von Seiten Perus und Boli- vias an Chile erfolgten Kriegserklärung gemeldet: Der Befehlshaber der chilenishen Truppen hat der Regierung ge- meldet, daß 6000 Bolivianer mit 12 Kanonen auf Antofagasta marschiren. Die Unterhandlungen in Bezug auf die von Peru angebotene Vermittelung dauern fort, aber der peruanische Gesandte, Senhor Lavalle, weigert fih, die Bedingungen an- zunehmen, auf welhe Chile besteht. Unter der Bevölkerung von Chile herrscht die größte Erbitterung gegen Peru, und die Behörden und Staatsmänner des Landes bemühen si, Demonstrationen gegen Peru zu verhindern.

Bolivia. Tupiza, 9. März. Der Präsident der Republik is nach Vollendung der Kriegsvorbereitungen gegen die chilenishe Jnvasion nah dem Hauptquartiere zu Cobija zurückgekehrt und wartet dort die Ankunft eines Genietruppen-Corps sowie Munition für die Artillerie ab. Der Präsident sandte ein Schreiben an den Oberbefehlshaber der chilenishen Truppen, worin er ihm eine günstige Er- wägung des Vermittelungsanerbietens Perus empfiehlt. General Villegran, der chilenishe Generalissimus, erklärte, er sei niht ermächtigt, diese Empfehlung in Erwägung zu ziehen und müßte im Verfolg der Jnstruktionen seiner Regierung zu Feindseligkeiten schreiten. 5000 Mann bolivoianishe Trup- pen marschiren auf Antofagasta.

Uruguay. Montevideo, 12. März. Der Präsident von Uruguay hat Senhor Aurelio Berro, einen Kauf- mann, zum Finanzminister ernannt.

Afrika. Egypten. Kairo, 8. April. (W. T. B.) Die Bildung des neuen Ministeriums ist erfolgt, dasselbe ist aus: Cherif Pascha, Präsident und Minister des Jnnern und Auswärtigen, Zulficar Pascha Justiz, Nagheb Pascha Finanzen, Sabet Pascha Unterricht, Zeehi Pascha öffentliche Arbeiten, Chahin Pascha Krieg, zusammengeseßt.

Der bisherige Finanz-Minister Rivers Wilson und der bisherige Arbeits-Minister Blignières weigern fi, ohne ausdrüdlihe Ermächtigung der englischen resp. franzö- sischen Regierung von ihren Posten zurückzutreten. Das neu eingeseßte Ministerium hat heute eine amtlihe Er- klärung veröffentliht, worin dafselbe anzeigt, daß es sich dem Delegirtenrathe gegenüber als verantwortlih betrachte, der mit Machtbefugnissen nah dem Muster europäisher Kam- mern ausgerüstet sei.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Wien, Mittwoch, 9. April, Vormittags. Die „Wiener Zeitung“ publizirt einen Ministerialerlaß, durch welchen das Verbot der Einfuhr und Durchfuhr von Waaren aus Rußland auf einige Artikel bcshränkt wird.

_ Rom, Mittwoch, 9. April. ist gestern hier eingetroffen.

_ St. Petersburg, Mittwoch, 9. April. Die „Agence rufse“ erfährt, bie Mächte seien augenblicklich damit be- schäftigt, eine Kombination auszuarbeiten, welhe an die Stelle der gemischten Okkupation Ostrumeliens treten könnte. Die internationale Kommission habe sih einstimmig gegen den Einmarsh türkisher Truppen in Ostrumelien aus- gesprochen.

Die albanesishe Deputation

Landtags- Angelegenheiten.

Wie die „Köniasb. Hart. Ztg.“ meldet, ist das Mitglied des Abgeordnetenhauses, Rittergutsbesißer v. Kraaß auf Wiersbau bei Uzdau, verstorben. Der Genannte vertrat seit 1876 den 7. Königs- berger Wahlkreis (Osterode-Neidenburg).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In den Kreisen der Wissenschaft wendet si die allgemeine Theil- nahme in zunebmendem Maße dem jüngst ershienenen „Atlas zur Geschichte des Kriegswesens von der Urzeit bis zum Ende des 16. Jahrhunderts“ von dem Major Mar Jähns, zu, nachdem namentlichb das „Militär - Wocwenblatt“ ein fo günstiges Urtheil des Feldmarschalls Grafen Moltke, welher \sich durch seine soeben in der „Deutschen Rund- schau“ veröffentlichten Aufzeihnungen auf arcäologishem Ge- biet als Autorität bewährt, veröffeatliht hat. Die Sthlußworte jenes Urtheils lauteten: „Jn den leßten Jahrzehnten 1nd die Er- gebnisse geshibtliher und arhäolozisher Forsbungen auf dem Gebiet der Kriegékunst so tedeutend gewesen, daß einz, auch auf diese Er- gebnisse gestüßte Geschichte des Krieg8wesens nothwendig war. Das vorliegende Werk verbindet mit dem lehrreihen Inhalt eine so geist- reiche als interessaite Behandlung; seine Anshaffung wird namentli allen Bibliotheken der Kriezss{hulen, der Kadettenhäuser und der Regimenter empfohlen.“

In Carl Heymanns Verlag, Berlin W,, erscheint eine Sammlung: „Materialien, betreffend die Besserung der gewerblihen und fozialen Verhältnisse“. Dieselbe be- zweckt, dur h geeignete Schriften für die Hebung der Lage des Ge- werks- und Arbeiterstandes zu wirken und berührt somit eine der wichtigsten Tageëfragen. Von den bereits ausgegebenen beiden Heften enthält Heft T. : „Cirkulare des Königlichen Ministers für Handel und Gewerbe an sämmtliche Königliche Regierungen und Landdrofteien, die Anregung zur Errichtung von Innungen, zur Förderung gemein- samer gewerblicher Interessen der Handwerker betreffend“; Heft Il. eine: Artikel von Hiltrop „Zur sozialen Frage“. Der Preis ist auf nur 20 -Z pro Heft festgeseßt.

Als Beilage zum diesjährigen Oster-Programm des König- lihen Friedrih-Wilhelms-Gymnasiums in Posen hat der Direktor des Gymnasiums, Dr. F. L. W. Scchwary einen 1. Nadtrag zu den „Materialien zur prähistori})chen Kartogrcaphie der Provinz Posen ““ veröffentliht. Jn demselben w-rden in alphabetischer Ordnung die Ortschaften der Provinz Posen aufge- führt 112 —, an welchen seit Oftern 1875 prähistorishe Funde gemacht worden sind, und bei jedem Orte die daselbst gemahten Funde verzeihnet. Außer goldenen Spangen wurden dana in den leßten 4 Jahren in den verschiedenen Gräbern gefunden: neben Steinhäm- mern und Steinbeilen, eiserne Schwerter, Lanzenspißen, Halsringe und Messer, kleine Sicheln und Keile, ferner feine bronzene Hals- ringe, Meißel, Rasirmefser und Nähnadeln, Gehänge von Zangen in großen Bernstein- oder Hornringen, kronartige Diademe, Spangen und Nadeln in der mannigfah!ten Größe und Verzierung, endlich Pferdegebisse von Bronze und Eisen, sowie au} mannigfach Perlen von Bernftein, Glas, namentlih aber von einer Art Thonmafse 2c. Der Schrift ist cine Tafel mit Abbildungen von 16 Funden hbei- gefügt.

Im Verlage von H. W. Müller hierselbst hat der als Musik- theoretiker und Komponist bekannte August Reißmann einen Band „Zur Aesthetik der Tonkunst“ erscheinen lafscn. Zur Einführung in das Verständniß der Mannigfaltigkeit musikalischer Formen ift das Buch vorzüglich geeignet; es bietet reihe Belehrung in fesselnder Form und erreicht beides durh größte Klarheit und wissen]chaftlihe Strenge. Ueberall macht es sich fühlbar, daß die Dar- stellung auf grüaudlicher historischer Fors{hung beruht. Die Musik nimmt im Zusammenhange unseres Lebens einen zu wichtigen Plat ein, als daß man nit jedem Hülfsmittel für die Erweckung wirklicher Einsicht in das Wesen der Tonkunst, also auch dem Buche von Reißmann, den besten Erfolg in weiten Kreisen wünschen sollte.

Der Helwingschen Verlagsbuchhandlung (Th. Mierzinsky, Königl. Hof-Buchhändler) zu Hannover ist, wie dieselbe uns miitheilt, das Manuskript! einer Selb stbiographie des kürzlich verstorbenen Geh. Reg.-Raths Dr. Karmarsch übergeben worden. Das Werk wird im Preise von ca. 6 46 im Laufe der nähsten Monate erscheinen.

Dié Zeits@rist „Der Bar“, (Verlag ; von Nicolai {R. Stricker] hierselbst) tritt mit der kürzlih ershienenen Nr. 7 in das zweite diesjährige Quartal ein und bringt gleichzeitig einen um Vieles erweiterten Inhalt. Der Leser erfährt daraus eine Menge interessanter Einzelheiten über die Geschichte und Alterthumésurkunde Berlins und der Mark. Emil Dominik s\{chreibt über die Ein- führung der ersten Kartoffeln, welche 1649 aus Holland nach dem Berliner Lustgarten verpflanzt wurden und Jahre lang den Namen „Lustgartenpflanze“ führten. Ein beigegebener Plan führt den größ- ten Theil des damaligen Berlin vor. Alerlei kurzweilige historische Mittheilungen, dann wieder patriotishe Erinnerungen an das gol“ dcne, auf dem Altzr des Vaterlandes geweiht: Tafelgeshirr König Friedrih Wilhelms III., an die Namengebung der Louiseninsel im Thiergarten, sowie mannigfaltige andece Beiträge bilden den Inhalt dieser Nummer.

Cöln, 4. April. (Cöln. Ztg.) Die römischen Ausgra- bungen bei de: benachbarten Marienburg haben zu dem Funde eines oblongen, ungefähr 0,90 m hohen, 1,80 m langen und 0,90 m breiten Sarkophags, in welhem si mehrere Gegenstände be- fanden, fowie cines 1,80 hohen und 0,60 m breiten Grabsteins von Jurakalk geführt. Der erstere, dessen Deckel zertrümmert ift, trägt auf einer Langseite die folgenden Endworte einer im Uebrizen verwitterten, dreizeiligen Inschrift: VCI VERINVS8 IVLLONIE. Von den in dem Sarkophage aufgefundenen Gegen- ständen sahen wir bei dem Direktor der Aktiengefellschaft Marien- burg, Hrn. v. Gellhausen, welcher leider erst nach Eröffnung des Sarges bei der Fundstelle eintraf, kleine Bruchstücke eines trauben- förmig façonnirten Glasg-fäßes, von dem wir vermuthen, daß es in seinem Hauptbestande erhalten war, einige Bronze-Appliken, anschei- nend auf den Mithraskult bezüglih, cine Glasperle, verschiedene Kupfermünzen Großerze und kleinere von Hadrian, Antoninus Pius, Commodus, Tetricus, Postumus 2c. und endlich einige ihrer früheren Bestimmung nah unbestimmbare Metall- plätthen und Ueberreste. Weitaus interessantcr ift der vorgedachte Grabstein von rechteckiger Form, welcher auf seiner obern Hälfte in zierlih s{lanken Buchstaben die nachfolgende fast makellos erhaltene achtzeilige Inschrift trägt: L. Octavins L. F, Elaites, guvernator ann(oram) LVIII, stip(endioram) XXXIIII h(ic) E e(st), Dioni- sius Plestharchi F, Trallianus scrivba pro merit(is). iese Inschrift ist von einigen gefurhten Linien umrahmt und überdaht von cinem leiht reliefirten Giebelfelde mit einer Lotosblume in der Mitte, von