1879 / 88 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Apr 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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R D A E Si E M A aim E

14. April, Abends. Als sich die Nachricht von dem Attentate auf Se. Majestät den Kaiser in der Stadt verbreitet hatte, begab \sich eine große Anzahl von Würdenträgern vom Militär und Civil und sonstigen Notabilitäten nah dem Pa'ais. Der Kaiser war daselbst inzwishcn mit enthusiasti- schen Hurrahs begrüßt worden, welche Se. Majestät dankend erwiderte. Der Kaiser sprah Seinen Dank aus für die Jhm bei dieser so traurigen Veranlassung dargebrahten Beweise der Treue. Er wisse Sich unterstüßt von allen anständigen Leuten und hoffe, daß Gott Jhm vergönnen werde, Sein Werk für die Wohlfahrt Rußlands zu vollenden. Hierauf fuhr der Kaiser ohne Eskorte aus dem Palais.

15. April, früh. Das durch die Stadt laufende Ge- rücht, der Mörder habe si vergiftet, ist bis jeßt durch amt- lihe Eröffnungen nicht bestätigt. Die Untersuhung und die Feststellung der Personalien des Attentäters dauern fort, und werden die Ermittelungen selbstverständlih in den ersten o der Untersuhung noch nit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.

15. April, Morgens. Die Stadt war gestern Abend auf das Glänzendste illuminirt. Die Straßen waren bis tief in die Nacht hinein von zahireihen Menschenmassen, die fort- dauernd Hurrahs auf den Kaiser ausbrachten, erfüllt. Der Plaß vor dem Winterpalais war unausgeseßt von einer dicht geshaarten Menschenmenge beseßt, die den Kaiser, der \sich wiederholt am Fenster zeigte, mit enthusiastishen Zurufen be- grüßte. Jm Laufe des Nachmittags hatte sih eine Deputation des St. Petersburger Adels in das Winterpalais begeben und durch den Adelsmarschall Grafen Bobrinsky Sr. Majestät die Gefühle unbegrenzter Hingebung, sowie des tiefsten Abscheus vor dem Attentat aussprechen lassen. Aus allen Theilen des Reichs, sowie von sämmtlihen Souveränen und Regierungen Europas sind Glückwunschtelegramme zur glücklichen Errettung Sr. Majestät eingelaufen.

An der Mauer des Generalstabsgebäudes, gerade gegen- über dem Eingang zum Hotel des Auswärtigen Amtes, be- finden sich Eindrücke von drei Kugeln. Ueber die Personalien des Mörders, welcher sich den Namen Jwan Sokoloff beilegt und vorgiebt, ein Beamter des Finanz - Ministeriums in der Provinz zu sein, werden noch amtliche Erhebungen gepflogen. Weitere Auskunft hat der Verbreher verweigert. Bei der kförperlihen Untersuhung fand man unter den AWhselhöhlen zwei durch Wachs befestigte, mit Gift gefüllte Kapseln vor. Db der Verbrecher bereits Gift genommen hatte, ließ \ich nit sofort ermitteln. Bei der Verhaftung haite derselbe die Zähne fest aufeinandergebissen und Schaum vor dem Munde, auch stellte sih alsbald Erbrechen ein. Troy des Widerstrebens des Mörders gelang es, demselben Arzeneien beizubringen, die auch gewirkt zu haben scheinen.

Die auf der Rückreise von den russischen Pest- gebieten begriffenen deutshen Delegirten haben Moskau, woselbst sie vor einigen Tagen eingetroffen waren, bereits wieder verlassen. Professor Dr. Hirsch hat sich gestern in Gemeinschaft mit den österreichish-ungarishen Delegirten Dr, Biesiadecky und Dr. Kiemann zunähst nah St. Peters- burg begeben, während der Privatdozent Dr. Küßner die Rückreise direkt über Königsberg angetreten hat. Der Stabsarzt Dr. Sommerbrodt ist heute mit dem den Dele- girten beigegeben gewesenen Konsulatsdragoman Roeßler nach Kiew gereist.

Aus Veranlassung einer Vorstellung der Handelskam- mer zu Halle a. S., betreffend die: Stempelpflichtigkeit vonGüterdispositionsscheinen, hat der Handels-Minister im Einverständniß mit dem Finanz-Minister unterm 7. v. M. entschieden, daß jedes einzelne der mehreren in Einer Urkunde enthaltenen stempelpflihtigen Gegenstände oder Geschäfte der besonderen Steuer unterliege. Demgemäß seien auch die mehreren Vollmachten je besonders zu versteuern, durch welche die betreffenden Adressaten einen Spediteur oder sonst Je- manden bevollmächtigen, die mit der Eisenbahn ankommenden Güter für sie in Empfang zu nehmen. Nicht steuerpflichtig seien diejenigen Vollmachten, welche ergeben, daß der Gegen- stand derselben den Werth von 150 6 nicht erreicht.

Der General der Kavallerie von Tümpling, kom- mandirender General des VI, Armee-Corps, is von Breslau hier eingetroffen.

Der bisherige Spezial-Kommissarius, Regierungs-Rath Dr. ODsius zu Arolsen ist an das Kollegium der Regierung in Gumbinnen verseßt wordep.

Bayern. München, 11. April. Durch die schon er- wähnte Allerhöhste Verordnung vom 2. April, die Be- stimmung der Gericht ssiße und die Bildung der Gerichts- bezirke betreffend, wird angeordnet, daß das oberste Landes- gericht seinen Siß in München und ferner Ober-Landesgerichte in München, in Zweibrücken, in Bamberg, Nürnberg und Augsburg errichtet werden sollen. Die Bezirke der Ober- Landesgerichte werden gebildet durch die nachstehend auf- geführten Landgerichte, welhe an den beigeseßten Orten er- rihtet werden: I. Bezirk des Ober-Landesgerichts München mit den Landgerichten: München T, München 11, Traun- stein, Deggendorf, Landshut, Passau, Straubing; 11. Be- zirt des Ober-Landesgerichts Zweibrücken mit den Landgerichten Frankenthal, Kaiserslautern, Landau, Zweibrücken; IIT. Be- zirk des Vber-Landesgerihts Bamberg mit den Landgerichten Bamberg, Bayreuth, Hof, Aschaffenburg, Shweinfurt, Würz- burg; 1V. Bezirk des Ober-Landesgerichts Nürnberg mit den Landgerihhten Amberg, Regensburg, Weiden, Ansbach, Fürth, Nürnberg; V. Bezirk des Ober-Landesgerihts Augsburg mit den Landgerichten Augsburg, Kempten, Memmingen, Neu- burg a. D., Eichstätt. Eine Beilage zu der Verordnung, welche leßtere gleichzeitig mit dem Reichsgerichtsverfassungs- geseß vom 27. Fanuar 1877 in Kraft tritt, giebt die Forma- tion der Landgerichte und Amtsgerichte bekannt. Bei denselben sind mehrfach aus geographischen und Verkehrsrücksichten Ver- änderungen gegen die bisherige Umgrenzung der Bezirksgerichte E eg bis zum 1. Oktober bestehenden Landgerichte ein- getreten.

Die Zustimmungsadresse der Konservativen Bayerns an den Fürsten Bismarck hat, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, 41 316 Unterschriften erhalten und ist mit E Begleitshreiben abgesandt worden. Die Adresse autet:

„Eure Durchlaucht! Die Deutsch-Konservativen in Bayern be- grüßen es mit Freuden, daß Eure Durchlaucht den Anstoß zu einer Wendung unser Wir!hschaftépolitik im nationalen Sinne gegeben haben, avelhe dem Deutschen Reih neue Einnahmequellen zu {hafen und dadurch eine Ermäßigung der drückenden Stetern herbeizuführen

ermag, welche, ohne die nothwendigen Lebensmittel zu vertheuercn,

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doch eivigen Schuß gegen die übermächtige Konkurrenz des Aus- landes gewähren wird. Unter dem wirthschaftlichen System der leßten Jahre leidet ganz besonders der deutf{ch: Bauer; und doch muß die Erhaltung eines gesunden und leistungsfähigen Bauern- standes eine der vornehmsten Aufgaben der Staatéregierunxz sein. Der hierzu von Eurer Dur(laucht eingeshlagene Weg bestärkt uns in der Zuversicht, - daß Eure Durclaucht E in den übrigen Ge- bieten unseres öffentlihen Lebens eine neue Richtung anbahnen und neben dem wirtbsaftlichen Wohle auch die fittliben Grundlagen des deutshen Volkslebens mit den der Staatsgewalt zu Gebote stehenden Mitteln hegen und pflegen werden. Fn tiefster Ehrerbietung verharren Eurer Durch{laucht ergebenste 2c."

Aus manchen Gegenden sind besondere Adressen abge- gangen; die Zustimmungsadresse des Wahlkreises Erlangen- Fürth zählte 4407 Unterschriften.

Die Handels- und Gewerbekammer für Schwaben und Neuburg zu Augsburg hat, wie der „Leipz. Ztg.“ geschrieben wird, in Betreff der Getreide- zollfrage die folgende Resolution angenommen:

„T. Die Aufstellung, daß durch einen Eingangszoll von 50 per Centner des im Deutschen Reiche zur bleibenden Einfuhr gelan- genden Getreides der gesammte inländishe Getreidebedarf um die Höhe des Zolles vertheuert werden müsse, ersheint als eine unerwie- jene, lediglih auf einer willkürlihen Begriffsbestimmung des Schutz- zolles beruhende Hypothese, welhe zur Aufklärung der Lage nichts beiträgt, wohl aber Verwirrung und grundlose Befürchtungcn hervorrufen muß. I. Es fann nicht einmal als festgestellt gelten, daß dur einen Zoll der fraglihen Art au nur das impor- tirte Getreide unter allen Umständen um die Höhe dcs Zolles ver- theuert werden müsse. 111. Ob ein Eingangszoll auf Getreide in der Marimalhöhe von 50 - per Ctr. unserer bedrängten Landwirthschaft einigen Naten bringt, muß zunächst den Vertretern derselben zur Erwägung anheimgegeben werden; vom allgemein volkswirthschaft- lichen Standpunkt aus empfiehlt sich ein mäßiger Eingangszoll auf Ge- treide {on . aus dem doppelten Grunde, weil damit eine sichere Grundlage für eine zuverlässige Statistik des Getreideverkehrs ge- wonnen und die Stellung des Deutschen Reiches bei handels8politi- {en Verhandlungen mit dem Auslande verstärkt wird.“

Sachsen - Weimar - Eisenah. Weimar, 14. April. (W. T. B.) Aus Veranlassung der glücklihen Errettung Sr. Majestät des Kaisers Alexander von Rußland fand in der hiesigen russishen Kirche ein feierlihes Tedeum statt, welchem au Se. Königliche Hoheit der Großherzog beiwohnte.

Hessen. Darmstadt, 12. April. Der Großherzog und der Prinz Heinrich begingen gestern ihr 25jähriges Militärjubiläum. Gestern waren es 25 Jahre, daß der Großherzog und der Prinz in das Leibgarde-Regiment Nr. 115 eintraten. Der Großherzog empfing eine Deputation des ge- nannten Regiments, an deren Spiße Prinz Heinrich stand. Die Deputation hatte die Ehre, Sr. Königl. Hoheit zur Er- innerung an sein jähriges Angehören des Regi- ments ein Album zu überreihen. Abends fand im Groß- herzoglichen Residenzschlosse Hoftafel statt, wozu die Deputation und Offiziere eingeladen waren, welche vor 25 Jahren mit dem Großherzoge und dem Prinzen Heinri in denselben Compagnien gestanden haben.

___—- (Darmst. Ztg.) Der Zweiten Kammer der Stände ging der Entwurf eines Gesezes, die Ausführung des deutschen Gerichtskostengeseßes und der deutschen Ge- bührenordnungen für Gerichtsvollzieher und für Zeugen und Sachverständige betreffend, nebst Motiven zu. Der Entwurf ist in vier Abs(iitte* getheilt/ Der erste Abschnitt behandelt die Gerichtskoste der zweits die Gebühren der Gerichtsvoll- zieher, der dritt& die Gebühren der Zeugen und Sacverstän- digen, der vierte enthält eine gemeinschaftliche Schlußbestim- mung. Namens des Geseßgebungsausshusses der Zweiten Kammer ist der Abg. Mey mit der Berichterstattung über diesen Geseßentwurf betraut.

Weiter wurde der Zweiten Kammer Seitens des Groß- herzoglichen Ministeriums des Jnnern und der Justiz ein Ge- seßentwurf in Betreff der Abänderung des Wild s\cha- densgesegzes vom 6. August 1810 nebst Motiven vorgelegt.

Anhalt. Dessau, 9. April. (Leip. Ztg.) Der des Osterfestes wegen vertagte Landtag wird gleich nah dem- selben wieder zusammentreten, um seine Thâtigkeit mit der Berathung des Haupt-Finanzetats für 1879/80 zu beginnen. Die durh die neue Justizorganisation bedingten Er- nennungen, Beförderungen und Verseßungen der betreffenden Beamten sind nunmehr erfolgt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. April. Zur par- amentarischen Campagne schreibt die „Presse“: Das Abgeordnetenhaus nimmt bekanntlih bereits Mitte nächster Woche seine Thätigkeit wieder auf, die nunmehr bis zum Sessionsschlusse ununterbrochen fortgeseßt werden soll. Wann dieser erfolgen wird, darüber ist eine endgültige Bestimmung noch immer nicht getroffen. Zunächst liegt dem Parlamente die Durchberathung des Budgets ob, hierauf follen noch eine Reihe von Gegenständen, unter denen das Lega- lisatorengesez und die beiden Seuchengeseße als die wih- tigsten erscheinen , erledigt werden. Damit wären die Arbeiten des Reichsrathes im Großen und Ganzen beendigt, wenn nicht noch die bosnishe Verwaltungsfrage vor das Par- lament käme. Die Verhandlungen hierüber sind zwar im Schoße der drei Regierungen noch nit abgeschlossen, allein es ist anzunehmen, daß die Minister über die Form, in der die Angelegenheit den beiderseitigen Legislativen unterbreitet werden soll, sih bei den bevorstehenden Konferenzen in Wien einigen werden, in welchem Falle im Abgeordnetenhause die bezüglihe Vorlage wahrscheinlich noch vor Ablauf dieses Mo- nats eingebracht würde. Mit Rücksicht darauf ist jedoch der Sthluß der Reichsrathssession erst in der zweiten Hälfte des Monats Mai zu erwarten.

Die „Wiener Abendpost“ schreibt: Es steht zu erwarten, daß mit der Ernennung Aleko Paschas zum General- gouverneur Ostrumeliens ein neuer Schritt zur Aus- führung und Konsolidirung des Berliner Vertrags gethan jein wird. Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Tirnowa vom 11.: ¡Die russishe Regierung hat beschlossen, die bulgarishen Wähler zur Fürstenwahl zum 27. April ein- zuberufen.

Großbritannien und Jrland. London, 11. April. Das Auswärtige Amt veröffentliht einen Brief des Majors Cavagnari, in welchem er unter dem 17. Ja- nuar 1879 aus Dschellalabad über seine Begegnung mit Faiz Mahomed Khan zu Ali Musjid am 21. September 1879 berihtet. Major Cavagnari erklärt, daß so- wohl er als Oberst Jenkins, Faiz Mahomed Khan für sein entgegenkommendes Benehmen zu großem Danke verpflichtet

gewesen seien. Beide hätten jedoch gefühlt, daß, wenn des Leßteren freundliche Dispositionen auch einen Zufammenstoß verhindert, die feindseligen Vorbereitungen, welche getroffen wurden, keinen Zweifel über die der freundlichen englischen Mission Tan Schmach aufkommen lassen konnten gee ob Worte oder Kugeln, die von der afghanischen egierung beabsichtigte Belagerung ausgedrückt hätten.

Aus Bombay wird dem „Reutershen Bureau“ unter dem 10. d. M. telegraphirt:

Nachrichten aus Herat zufolge, bat Ayub Khan die Beamten des Emirs entlassen und viele Notabeln ins Gefäncniß werfen lassen Ein Bote aus Cabul meldet, daß man daselbst davon spreche, daß die Unterhandlungen zwischen JFakub Khan und den britis{en Be- hôrden sich zers{lagen, weil leßtere auf der Annecrion Cabuls bes ständen und Jakub Khan nur Herat überlasfsen wollten. Der Bote bestätigt auch die Gerüchte über eincn Vormarsch der afghanisten Truppen auf Dschellalabad und Kuschi._ :

(E. C.) Folgende Schiffe für die englische Flotte sind jegt theils auf Regierungs-, theils auf Privat- werften im Bau: 1) „Agamemnon“ (4 Geschüße), eisernes Panzerthurmschiff; 2) „Constance“ (14), Schrauben-Korvette, Stahl und Eisen, mit Holz gedeckt; 3) „Doterel“ (6), Schrau- ben-Schaluppe ; 4) „Polyphemus“, Stahl, gepanzertes Torpedo- Widderschiff; 5) „Ajar“ (4), Eisen, gepanzertes Thurmschif ; 6) „Bouncer“ (1), Stahl, Kanonenboot; 7) „Bullfrog“ (4), 8) „Co afer“ (4), 9) „Espoir“ (4), 10)" Gadfly“ (1) 11) _„Griper“ (D, 10) Zusolent“ (1), Kanonenböte ; 13) „Nautilus“ (8), 14) „Pilot“ (8), Briggs; 15) „Zickler“ (1), eisernes Kanonenboot; 16) „Kingfisher“ (6), Schrauben- Schaluppe; 17) „Linnet“, Kanonenboot; 18) „Swift“, Kg- nonenboot; 19) „Miranda“ (6), 20) „Phoenix“ (6), Schrau- ben-Schaluppen; 21) „Pincher“ (1), Kanonenboot.

14. Ap (W. 2B) Wie dent „Reuterschen Bureau“ aus Konstantinopel vom 13. d. M. gemeldet wird, entbehrt die Nachricht der „Times“, nach welcher der Sultan sich in einer Depesche an den Marquis von Salis- bury bereit erklärt haben sollte, den Khedive abzuseßen und ihn durch Halim Pascha zu ersetzen, jeder Begründung. Der Sultan hätte, wie hinzugefügt wird, noch keine Entschei- dung E us

15. April. e Morgenblätter geben ihrem Abscheu über das gegen den Kaiser von Rußland vaie Aitentat Ausdruck. Die „Times“ erklärt, die ganze Welt würde es betrauert haben, wenn das Attentat von Erfolg gewesen wäre, Ein Telegramm der „Daily News“ vom Kriegsshauplage in Afghanistan meldet, General Browne sei mit 2 Brigaden bis Sifedsang, unweit Gundamuck, vorgerüdckt.

Frankreich. Paris, 11. April. (Fr. Corr.) Heute verhan delten der Minister des Jnnern und der Cle Gar und sein Abtheilungsdirektor Laferrière mit dem Budgetaus\ch usse über den Voranschlag des Kultus-Ministeriums. Im Wesent- lichen herrscht, wie der „Temps“ versichert, zwischen beiden Theilen das beste Einvernehmen. Fnsbesondere willigt dev Auss{uß in dieErhöhung des Etats für die niederen Gei stlihen um 200 000 Francs; die Kammer, meinte er, solle dem weltlichen Klerus zeigen, daß sie gegen ihn durchaus keine fcindselige Gesinnungen hegt; auch einige anfänglich beschlossene Abstriche an den Seminarstipendien und an den Gehältern der Erzbischöfe, die zugleich eine Subvention als Kardinäle be- ziehen, hat der Ausshuß wieder fallen lassen, wogegen die Regierung ihm ihrerseits versprach, die Kongregationen, die sih irgend welche Uebergriffe in die Rechte des Staats erlauben follten, die ganze Strenge des Gesetzes fühlen zu lassen. ___— 12. April. “(W. D. B.) Der Minister der Auswär- tigen Angelegenheiten, Waddington, hat heute Vormittag dem Ministerrathe mitgetheilt, daß in Betreff der Ange- legenheit der Jnsel Matacong ein Ausgleich zu gewär- tigen sei. Die Se Regierung ziehe die Mannschaften, welche auf der Jnsel gelandet waren, zurück, und die englische wie die französishe Regierung würden in freundschaftlicher Weise ihre Rechte auf die Jnsel gegenseitig einer Prüfung unterziehen. Fn der egyptischen Frage hat der Minister- rath beschlossen, in Gemeinschaft mit England vorzugehen. Ein weiterer Beschluß ist noch nit gefaßt worden.

15. April. (W. D B). Vas, Fournal T CELS schreibt: Der Präsident der Republik sandte dem Kaiser von Rußland ein Telegramm mit lebhaften und aufrichtigen Glücckwünschen, daß derselbe dem verab- scheuenswerthen Mordversuche glücklih entgangen sei. Der Conseilspräsident Waddington forderte den diesseitigen Botschafter in St. Petersburg auf, im Namen des Präsi- denten der Republik und der französischen Regierung dem Kaiser persönlich die Versicherungen aufrichtigster Sympathie zu erneuern. Auch begab sich der Conseilspräsident sofort, als er die Attentatsnachricht erhielt, in Abwesenheit des Prä \si- denten Grévy, zu dem russishen Botschafter, Fürsten Orloffz und drüdte demselben die theilnehmenden Gesinnungen der französishen Regierung aus. Fn der russischen Kirche findet heute ein Dankgottesdien s statt.

Das „Journal des Débats“ spricht anläßlich des Attentats auf den Kaiser von Rußland seinen Abscheu gegen die Fanatiker aus, welhe den Namen Rußlands zu ent- ehren versuchten und sih dieses Mal gegen den Kaiser selbst gewandt hätten. Die Erregung, welche dieses Verbrechen in Rußland hervorrufen werde, werde von ganz Europa getheilt s ragag Viele andere Zeitungen äußern sich in gleichem

inne.

Gestern wurde von dem Conseilspräsidenten Wadding- ton eine aus rumelishen Bulgaren bestehende Depu- tation empfangen, welche die Bes@werben derselben vortrug und namentlich erklärte, daß die Agitation aufhören würde, sobald die Bevölkerung die Zusicherung erhielte, daß die Türken auf dem rumelishen Gebiete niht wieder erscheinen würden. Waddington erwiderte, die Regierung könne ihr Ohr keinen Beschwerden leihen, die gegen die Bestimmungen des Berliner Vertrages gerichtet seien.

Spanien. Madrid, 14. April. (W. T. B.) Wie der „JFmparcial“ aus Sevilla meldet, wurden in die Kirche San Antonio daselbst zwei große Spreng- geshosse geworfen, die mehrere Personen verwundeten. Der Zweck des Attentats war, die Kirchenkleinodien, die von großem Werthe sind, zu entwenden.

Portugal. Lissabon, 14. April. (W. T. B.) Jhre Majestät die Königin ist ernstlih erkrankt. Jm Verlaufe der Krankheit hat sih eine Affektion beider Lungenflügel ergeben.

Îtalien. Rom, 12. April. (W. T. B.) Der „Popolo Romano“ erklärt die Nachricht für unbegründet, daß die Weigerung FJtaliens die Veranlassung zur Aufgabe des

Projekts einer gemishten Ofkfupation Ostrumeliens ge- wesen sei, und stellt ebenso in Abrede, daß die Regierung die Entsendung eines politishen Agenten in zeitweiliger Mission nah Egypten beabsichtige.

Griechenland. Athen, 12. April. (W. T. B.) Eine Deputation von Einwohnern von Epirus ist unter der Führung des Generals Spyromilio nah Rom gereist und wird sich von dort nah Paris und den anderen europäischen Hauptstädten begeben, um den Shuß der Mächte anzurufen und um die angeblichen albanesischen Delegirten zu entlarven.

Türkei. Konstantinopel, 13. April. (W. T. B.) Nach einer Meldung der hiesigen „Agence Havas“ hätte der Sultan die Konvention mit Desterreih genehmigt. Moukhtar Pascha, welcher kürzlih zum Gouverneur und Ober-Kommandanten des Armee-Corps von Monastir ernannt wurde, hat den Befehl erhalten, auf diesen Posten abzugehen. Der gestrige Ministerrath beschäftigte sich wiederum mit der egyptischen Frage, do sollen noch keine cndgültigen Beschlüsse gefaßt sein. Der Ministerrath soll definitiv die Theilnahme der Türkei an einer gemischten Okfkupation Oftrumeliens abgelehnt, dagegen aber dem Projekte der Ernennung Aleko Paschas zum General-Gouverneur dieses Landes zugestimmt haben. - y

14. April. Der Sultan hat sofort nach dem Ein- treffen der Attentatsnahriht ein Telegramm an den Kaiser Alexander gerichtet und denselben zu seiner gl ü ck- lihen Errettung beglückwünscht.

Numänien. Bukarest, 12. April. (W. T. B.) Der General-Sekretär des Finanz-Ministeriums Cantacuzeno ist zum General-Direktor der Staats-Tabaksregie ernannt worden. Der Verwaltungsrath derselben besteht aus: Con- stantin Rosetti, Joan Ghika, Demeter Ghika, Costinesku, Leca, Constantin Cazotti und Procop Cacotti. 7

“amerika. Washington, 10. April. (Allg. Korr.) Das Repräsentantenhaus nahm heute eine Vorlage an, welche behufs Zahlung der rücständigen Pensionen die Emission von 10000 000 Dollars der gegenwärtig im Schaßamte als Spezialfond für die Einlösung des leinen Papiergeldes deponirten Legal Tender Noten (Greenbacks) verfügt. Die Vorlage bestimmt, daß das kleine Papiergeld gegen jede Geldsorte im Schazamte umgetauscht werden kann.

12. April. (W. T. B.) Die Finanzkommission besteht beinahe zu gleichen Theilen aus Mitgliedern der Frei- händlerpartei und Anhängern des Schußzollsystems.

13. April. Jn einem vom Schaßbsekretär Sher- man erstatteten weiteren Berichte werden nunmehr die B e- dingungen mitgetheilt, unter welhen vierprozentige Obli- gationen Behuss Amortisirung der fünfprozentigen 1°/4ger Bonds verkauft Eh sollen. Die Bedingungen sind un-

ünstiger als die bisherigen.

S 14. April. y Der Staatssekretär Evarts hat dem Kaiser von Rußland die Glückwün sche der Unioas- regierung zu der Errettung aus Lebensgefahr telegraphisch

übermittelt.

Süd-Amerika. Peru. (Allg. Corr.) Ein Telegramm aus Jquique meldet, daß der Hafen von dem chilenischen Geschwader blockirt ist.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

Wien, Dienstag, 15. April. Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph hat gestern anläßlich der glücklihen Errettung des Kaisers Alexander an denselben ein herzlihes Beglück- wünschungs-Telegramm gerichtet. : i ]

Paris, Dienstag, 15. April, Morgens. Die „République française“ hat Grund zu der Annahme, daß das Projekt einer gemischten Okkupation Ost-Rumeliens von den Mächten definitiv aufgegeben sei. Die Verlängerung der Gewalten der inter- nationalen ostrumelishen Kommission um 1 Jahr bilde die bislang angenommene Basis der neuen, jeßt im Zuge befind- lihen Verhandlungen. Die Frage der Beseßung der Balkan- pässe durch die Türken werde bis zu einem bis jeßt noch nicht bestimmten Zeitpunkte zurückgestellt werden, da die Grenz- regulirungskommission die neue Grenze noch nicht fest bestimmt

abe. e : Rom, Dienstag, 15. April. Jhre Majestäten der König und die Königin, sowie die Mitglieder der Regierung haben Glückwunschtelegramme an den russischen Kaiser gerichtet. Jn der russishen Botschaftskapelle wurde ein feierlihes Tedeum abgchalten. i ;

Konstantinopel, Dienstag, 15. April. Dem Verneh- men nach hat die Pforte den Khedive telegraphisch aufgefor- dert, die Minister Wilson und Blignières wieder in ihre Stellen einzuseßen, widrigenfalls seine Abseßung erfolgen würde. Jn der Finanzsrage ist die Pforte mit der Prüfung eines neuen ihr vorgelegten Finanzprojektes beschäftigt. Die albanesische Liga hat beschlossen, gegen einen Einmarsch der Oesterreicher in Novibazar Widerstand zu leisten.

St. Petersburg, Dienstag, 15. April, Vormittags. Nachdem das Leben des Altentäters durh die Maßnahmen der Aerzte sichergestellt zu sein schien, wurde derselbe unter starker Eskorte des Leib-Garde-Regiments zu Pferde aus dem Gebäude der Polizeipräfektur nah der Peter-Paul-Festung übergeführt. Se. Majestät der Kaiser empfängt heute um 1 Uhr im Winterpalais die Glückwünsche der höheren Würden- träger.

“Neditaa, Sonnabend, 12. April. Die von den Pest- gebieten zurückehrenden deutschen und österreichish-ungarischen Delegirten sind heute hiec wohlbehalten eingetroffen.

Nr. 15 des „Justiz -Ministerial - Blat“ enthält ein Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 16. Januar 1878: Für die Berehnung der vierzehntägigen Frist zur Nach- bringung des Stempels zu einer Privaturkunde ist nit deren Datum entsheidcnd, wenn dargethan wird, daß die Urkunde an einem an- deren Tage vollzogen worden is. Ein Erkenntniß des König- lichen Ober-Tribunals vom 5. März 1879: Unter das Strafverbot einer Veräußerung des zum Hausbedarf aus Staatswaldungen zu verabfolgenden Brennholzes fällt auch die Hingabe an Zahlungsftatt. Nr. 4 des „Ministerial-Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: All:rhöchster Erlaß, betreffend die anderweite Ordnung der Geschäftskreise mehrerer Ministerien, vom 7. August 1878. Allerhöchster Erlaß, betr fend die Ueber- weisung des technischen Unterrichtswesens an den Minister der geist-

lichen 2c. Angelegenheiten, vom 14. Oktober 1878. Allerhöchste Du, die Umänderung des Namens der Stadt Gniewkowo, be- treffend, vom 29. Januar 1879. Cirkular, die Beschaffenheit des zu den Standesregistern zu verwendenden Papiers betreffend, ‘vom 6, März 1879. Bekanntmachung, die Ressorts des Ministeriums der geistlihen Angelegenheiten und des Ministeriums für Handel und öffentliche Arbeiten - betreffend, vom 18. August 1879. Be- kanntmachung , die Ressortverhältnissce in Betreff der Verwaltung der landwirthschaftlichen, Domänen- und Forstangelegenheiten, sowie des Thiergartens zu Berlin betreffend, vom 22. März 1879. Cir- kular, die Art des künftigen rechnungsmäßigen Nachweises der Unter- stüßungen für hülfsbedürftige eheznalige Krieger betreffend, vom 23. Januar 1879. Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 28. Juni 1878, betreffend die Entscheidung, daß nah den Bestimmungen des A. L.-R. der Patron einer Kirche zur Be- s{hafung eines neuen Kirchbauplaßes nicht beizusteuern hat. Verfügung, die von den geistlichen Oberen zur Prozeßführung Seitens der Kirchen zu ertheilende Ermächtigung betreffend, vom 23. De- zember 1878. Verfügung, die Frage, welche Behörde in den Fällen der £8. 580 und 610 I]. 11, A. L. R. (Aufhebung des Patronats) als geistlider Oberer anzusehen ist, betreffend, vom 3. Januar 1879. Cirkular, die wissenshaftliche Vorbildung solcher jungen Leute betreffend, welche zur Erlernung der Apothekerkunst zugelassen werden dürfen, vom 18. Februar 1879, Verfügung, den Anspru eines Erekutors auf tarifmäßige Pfändungsgebühren auch bei Unpfand- barkeit des Schuldners betreffend, vom 1, März 1879. Erkenntniß dcs Königlichen Oberverwaltungsgerihts vom 11. De- zember 1878, betreffend die ortspolizeilihe Bestätigung eines Krieger- Unterstüßungs- und Begräbniß-Vereins auf Grund der als Spezialgeseß durch Art. 29. 30 der Verfassungzurkunde und das Geseß vom 11. März 1850 nicht aufgehobenen Allerhöchsten Orde vom 22. Februar 1842 (Minist.-Bl. S. 97). Falshe Anwendung dieser Ordre ist Revisionsgrund nah §. 64 Nr. 1 und Nichtberück- sichtigung eines ausdrückliten Klagean:*rags wesentlicher Mangel des Verfahrens im Sinne des §. 64 Nr. 2 des Gesetzes vom 3. Juli 1875 (G. Samml. S. 375). Verfügung, die vorläufige Festhaltung der aus dem Reichsgcbiete oder aus dem preußischen Staatsgebie!e auszuweisenden auëländischen Personea1 betreffend, vom 26. Februar 1879. Cirkular, die Abänderung der Vorschriften über die Auë- bildung und Prüfung für den Staatsdienst im Bau- und Maschinenfah betreffend , E 1). Sebruar 1809 Cirkular, die rechnungemäßige Behandlung der Forstwegebaukosten betreffend, vom 10. Februar 1879. Bescheid, die gebührenfreie Lieferung von zur Aufstellung und Berichtigung der Rekrutirungs- Stammrollen erforderlichen Auszügen betreffend, vom 17. Februar 1879. Bericht über die Alters-Sparkasse zu M.-Gladbah und Alters-Sparkassen überhaupt. 4

Nr. 8 des Central - Blatts der Abgaben-, Se- werbe- und Handelsgeseßgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten enthält: Anzeige der in der Geseß- Sammlu1:g ershiencnen Geseze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungs8gegenstände: Uebergang der Verwaltung der Domänen und Forsten auf das Ministerium für die landwirthschaftlichen An- gelegenheiten. Ueberweisung des tehnishen Unterrichtswesens an den Minister der geistlichen Angelegenheiten. ta Abänderungen der geseßlichen Bestimmungen über die Zuständigkeiten des Finanz- Ministers, des Ministers für die laudwirthschaftlihen Angelegen- heiten und des Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Ar- beiten. Behandlung bescädiater und unbrauchbar gewordener Reichskassenscheine. Indirekte Steuern: Verzeichniß der Bundes- staaten und Bundesgebietétheile, in welchen der Reichsspielkarten- {tempel niht von der Landesregierung verwaltet wird. Stempel- pflichtigkeit von Güterdispositions\{einen. Perfonalnachrichten.

Nr. 7 des „Archivs für Postund Telegraphie“, Bei- heft zum Amtsblatt der Deutschen Reihs-Post- und Telegraphen- verwaltung, enthält : T. Aktenstücke und Aufsäße: Zum 1. April 1879. Der Etat der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung für das Jahr 1879/80 im Reichstage. Das Postwesen Spaniens. (Schluß.) Das österreichishe Telegraphenwesen im Jahre 1877. 11. Kleine Mit- theilungen: Die Poftillone als Friedensverkünder. Ueber die An- wendung des Telephons im Eisenbahnbetrieb.. Argentinische Tele- graphenstatistik für 1877. Ueber die Ausfuhr von Harzer Kanarien- vögeln nah Amerika. III. Zeitschriften-Ueberschau.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihung:n des Kaiserlihen Gesund- heits e sind in der 14, Jahreswohe von je 1000 Veo wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 29,6, in Breslau 31,6, in Königsberg 33,0, in Söln 30,8, in Franffurt a. M. 23,9, in Hannover 19,7, in Cassel 22,9, in Magdeburg 24,7, in Stettin 19,1, in Altona 34,0, in Straß- burg 37,5, in München 34,4, in Nürnberg 33,4, in Augsburg 38,7, in Dresden 24,2, in Leipzig 24,8, in Stuttgart 25,7, in Braunschweig 37,2, in Karlsruhe 23,9, in Hamburg 32,5, in Wien 32,2, in Buda- pest 44,7, in Prag 42,7, in Triest —, in Basel 25,8, in Brüssel 31,4, in Paris 33,9, in Amsterdam 29,0, in Kopenhagen 27,5, in Stockholm 19,7, in Christiania 13,4, in St. Petersburg 52,9, in Warschau 20,4, in Odessa 41,6, in Bukarest 44,2, in Rom 27,1, in Turin 27,3, ini Athen —, in Lissabon 32,9, in London 28,2, in Glasgow 25,5, in Liverpool 26,5, in Dublin 31,8, in Edinburgh 21,4, in Alexandria (Egypten) 27,0. Ferner aus früheren Wochen: in News- York 26,4, in Philadelphia 16,4, in St. Louis 10,6, in Chicago —, in San Franzisko 14,4, in - Calcutta 31,3, in Bombay 34,3, in

tadras 35,3. N i

A in den ersten Tagen der Berihtêwoche an den östlichen deutschen Beobachtungsstationen und in Berlin vorherrschenden \sÜd- lihen und südöstlihen, an den mittel- und süddeutshen Stationen südwestlichen Windrichtungen, gingen um die Mitte der Woche meist in nördliche und nordwestlihe und am Ende der Woche 1heilweise in westliche über, während in Koniß und Breslau Südost, in Karls- ruhe vorübergehend auch Nordwest wehte. Die Temperatur der Luft sank im Laufe der Woche tief unter das Monatsmittel und blieb bis an das Ende der Woche rauh. Niederschläge fanden nur selten statt. Der Stand des Barometers war besonders in der ersten Wocbenbälfte ein selten niedriger, vom 3. April an stieg der Luftdruck jedoch wieder. N , / :

Die Sterblichkeitêverhältnisse der meisten größeren Städte ge- stalteten sih in der Berichtswohe nicht günstiger. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutshen Städte stieg von 28,0 der vorhergegangenen Woche auf 1000 Bewohner und aufs Jahr be- rechnet auf 29,5 einer ungewöhnlich hohen Sterblichkeitsziffer, Inée- besondere hat die Sterblichkeit des Säuglingsalters zugenommen, \o daß von 10000 Lebenden aufs Jahr berechnet 92,8 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 84,7 der vorangegangenen Woche.

Urter den Todegursachen erfuhren wohl meist in Folge der rauheren Witterung die Erkrankungen der Athmungsorgane eine nam- hafte Sieigerung, während die Jnfektionskrankheiten meist in ähn- lihen Verhältnissen wie in der Vorwoche auftraten, Maserntodes- fälle waren in Lübeck, Elbing, Bremen, Crefeld, Gladbach, Straßburg, Mey häufiger, in Pest und Paris traten Masern sehr heftig auf, auch in Frankfurt a. M. ist die Epidemie noch nicht erloshen. Das Scharlachfieber zeigt sich vielfah in Hamburg, Danzig, Crefeld. Diphtherie und Bräune war in Berlin, Wien, München, Hamburg wohl ctwas seltener, doch ist die Zahl der dadur bedingten Todesfälle noch immer cine größere. Unterleibstyphus for- derte in Posen und Paris mehr Opfer, in Sk. Petersburg nahm die Zahl der typhösen Fieber etwas ab. Der Flecktyphus in Berlin zeigt in der Bericht8woche keine wesentliche Aenderung gegen die Vorwoche. Es erkrankten 30 und starben 4 Personen, in Breslau erkrankten 10 und starben 2, außerdem werden aus Beuthen, Coburg, Wien, Krakau, Odessa, Venedig je 1, aus St. Petersburg 7 odesfälle daran gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder führten namentlich in

St. Petersburg häufiger zum Tode, in München sank die Zahl der S e n Jn 27. Die Poen zeigen in London, Wien, Pest, St. Petersburg einen kleinen Nachlaß, în Paris ftieg die Zahl der Todet fälle auf 32, in Genf auf 4, in Barcelona auf 5. Aus Warschau werden 2, aus Posen, Lissabon, Odessa vereinzelte Todes- fälle g:meldet.

Die preußische Staatsforstverwaltung betrachtet es als eine ihrer Aufgaben, im Interesse der Landeskultur auf den Hcelzanbau in den Waldungen der Privaten, Gem-indea 2c. anregend und fördernd auch dadurch einzuwirken, daß sie gutes Pflanz- material zum Selbsikostenpreise denjenigen Waldbesißern auf Erfordern abgiebt , welche die Gelegenheit oder die Mittel nicht be- sitzen, sih die erforderlihen Pflanzen selbst zu erziehen. Z

Im Jahre 1878 sind auf diese Weise aus den Staaisforsten abgegeben : L Laubholz. Nadelholz. InSumma.

Hunderte.

Ó 190 56 688 61 838 3 637 104767 108 404 24 031 26 356

57 272 59 085

30 049 31 182

17 645 18 572

2230 3440

111329 151693

8 424 11 633

14 454 15 255 Rheinland :..…. 3293 10 669 13 952 Sn Summa 33791 437558 471349

Nath einer Veröffentlihung des Kaiserlichen statistishen Amts (Februarheft 1879 seiner Monatshefte) waren mit Tabak in Per Sabreayertode 1. JUlt 1807 bis 30, Junt 1808 17 915 9. 3820 ba weniger als im Vorjahre, angebaut. Der Ertrag an ges trockneten Blättern betrug 597 262 Ctr., gegen 634033 Ctr. im Vorjahre; mittlerer Preis eines Centners getr. Blätter 24,2 #. gegen 20,5 4 im Vorjahr, so daß troß des verminderten Anbaues und des niedrigeren Erute-Erträgnifses der Bruttogeldertrag der leßtjährigen Tabakernte sich im Ganzen höher stellte als im Vor- jahr. Die Einfuhren erreichten, ohne Zweifel wegen der in Aus- sicht stehenden Erhöhung von Tabaksteuer und Tabakzoll, eine un- gewöhnliche Höhe, wogegen die Ausfuhren sich verminderten. Allein an unbearbeiteten Tabakblättern wurden 1877/78 1346 374 Ctr., gegen 887 270 Ctr. in der Jahresperiode 1876/77, eingeführt. Da- gegen sank die Ausfuhr bei demselben Artikel von 132 199 Ctr. auf 76 562 Ctr. herab. Der auf Grund genauerer Unterlagen berechnete Tabakverbrauch repräsentirt im 7 jährigen Durchschnitt von 1871/72 bis 1877/78 einen Werth von 224 Millionen Mark.

Das Februarheft 1879 der vom Kaiserlichen statistis6en Amte herausgegebenen Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält außer den monatliden Handelsnachweisen und Zuckersteuerberihten folgende Beröffent- lichungen: 1) einen Nachtrag zu dem im Dezemberheft enthaltenen Ein- und Ausfuhrübersichten pro 1878, welcher die dort fehlende Ausfuhr auf der Elbe über die Grenze gegen Hamburg nachweist; 2) eine Darstellung der roduktion, des Berbrauhs und der Bes steuerung von Tabak für die Zeit 1. Juli 1877/78; 3) Produktion und Besteuerung des inländischen Nübenzuckers, sowie Ein- 1nd Aus- fuhr von Zucker 1. September 1877/78; 4) vorläufiges Ergebniß der montanstatistishen Erhebungen. Ferner beginnen in diesem Hefte neu eingerichtete monatlihe Publikationen über Dur bschnittspreise wichtiger Waaren im Großhandel auf Grand der Ermittelungen an 26 deutshen Handelspläßen, dicses Mal pro Januar und pro Februar 1879; endli bringt das Heft noch ausführlihe Mit- theilungen über die Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle im Jahre 1877.

Kunst, Wissenschast 12nd Literatur.

Von den im Verlage der Chr. Fr. Müllershen Hofbuch- handlung in Karlsruhe erscheinenden, von dem Großherzoglichen Handels- Ministerium herausgegebenen „Beiträgen zur Statiitik der inneren Verwaltung des Großherzogthums Baden“ bildet das vorliegende 39. Heft ein Verzeichniß der Gemeinden, G emarkungen und Wohnorte desGroßherzogthums Baden“ auf Grund der Volk. zählung vom 1. Dezember 1875. Die Aufstellung dieses Ortsverzeichnisses ist ein mühevolles und langwieriges Werk ge- wesen; die Arbeit ist im Frübjahr 1876 in Angriff genommen und um die gleiche Zeit 1878 abgeschlossen worden. Dafür verdient denn auch die sorgfältige Bearbeitung und Durchforshung des Zählung8materials volle Anerkennung, um \so mehr, als die vorhandenen Ortsverzeichnisse von Baden sich für die vorlie- gende Arbeit als wenig verwendbar zeigten, da sie si als entweder veraltet oder als unvollständig und theilweise ungenau erwiesen, wie die Vergleichung der aus der 187der Voltszählung gewonnenen An- gaben mit den älteren Verzeichnissen der badishen Gemeinden und Wohnpläße und mit dem Kartenmaterial ergab. Ueber Einrichtung und Inhalt des vorliegenden Orktsverzeichnisses mögen hicr folgende Bemerkungen angeführt -sein. Dasselbe besteht aus drei Abtheilungen und einem Anhang. Die erste Abtheilung enthält das systematische oder è2as den bestehenden Verwaltungsbezirken entsprehende Ver- zeichniß der Gemeinden und ihrer Bestandtheile (Gemarkungen und Wohnorte); die zweite Abtheilung tabellarishe allgemeine Ueber- sichten über die Zahl der in den Verwaltungsbezirken und Kreisen vorhandenen Gemeinden, Wohnorte und Einwohner; die dritte Ab- theilung das alphabetishe Ortsverzeichniß; der Anhang eine Ueber- sicht der Gemeinden und der abgesonderten Gemarkungen bezüglich der polizeilichen Aufsicht. Die erste Abtheilung betreffend, fo folgen darin die 52 Amtsbezirke des Großherzogthums im Ganzen in der Ordnung von Süd nah Nord, jedoch unter Festhaltung ihrer Zu- sammengehörigkeit nach den 11 Kreifen_ und nach der alphabetischen Folge innerhalb des Kreisverbandes. Innerhalb der Amtsbezirke sind die Stadt- und die Landgemeinden, sowie die abgesonderten Gemarkungen getrennt, in der Trennung alphabetisch auf- geführt. Für die Gemeinden mit verschiedener Gemartung oder mit Haupt- und Nebenorten (sog. zusammengeseßte Gemeinden) ist die Eintheilung nah Gemarkung bezw. nah Haupt- und Neben- ort dargestellt, für einzelne andere Gemeinden find wichtigere her- fömmliche oder natürliche geographische Eintheilungen aufgenommen worden. Innerhalb der Gemeinde und ihren rechtlichen oder fonstigen Eintheilungen sind die einzelnen Wohnorte oder Wohnplätze auf- geführt. Für die Reihenfolge ist bei der Gemeindeeintheilung und bei den Wohnorten gleichfalls das alphabetishe System befolgt, mit den Beschränkungen, daß der Hauptort im gemeinderechtlichen oder im geographischen Sinne jeweils die erste Stelle einnimmt, und daß Wohnpläße, welche zu einem anderen Wohnplate in be- fonders nahem Verhältniß stehen oder in weiterem Sinne auch wohl unter seiner Benennung einbegriffen werden , außer der alphabetiscen Reihenfolge diesem anderen Wohnplaße unmittelbar bei- geseßt sind. Die zweite Abtheilung enthält zunächst in zwei allgemeinen tabellarishen Uebersihten die fstatistischen Zahlen, welche der T. Abtheilung zu entnehmen sind, sodann in zwei weiteren Tabellen die Detaillirung dieser Zahlen, infoweit sie die Staatsangehörigkeit und Religion der Bevölkerung betreffen. Die erste dieser Uebersihten führt für die Amtsbezirke und Kreise die Zahl der Gemeinden und Gemarkungçen, sowie der Wohnorte in ihren wesentlichen Unterscheidungen, sodann die Zabl der Wohn- stätten, Haushaltungen und Einwohner nah den in der I. Abthei- lung enthaltenen Einzelheiten auf. Die zweite Tabelle bringt im gleichen Detail die Zusammenstellung der Wohnstätten, Haushaltun- gen und Einwohner getrennt nah Stadt- und Landgemeinden und abgesonderten Gemarkungen für die Kreise und ergänzt somit die analogen, am Schlusse jedes Amtsbezirks in der I. Abtheilung ges gebenen Darstellungen. Die dritte Tabelle enthält cine Dar- stellung der Bevölkerung der Amtsbezirke und Kreise in

1) in der Provinz Prevßen 2) y Brandenburg. . : Pomrtern Posen Schlesien . . Satsen Schleswig . Hannover . Westfalen . . Hessen-Nafsau .

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