1879 / 91 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Apr 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Die „Times“ erfährt dus New-York vom 14. d. M.,, daß

der britishe Dampfer „Ontario“ dort eingetroffen sei,

um 400 Maulthiere aus Kentucky nah dem Kaplande |

zu bringen. : : A (Allg. Korr.) Die Londoner Morgenblätter veröffentlichen

cine Zuschrift des General-Konsuls der argentini- | Von C E Ee E g | läßlih der nachstehenden

chen Republik in London, worin derselbe mittheilt : er habe ein vom 14. d. Mts. datirtes Telegramm seiner Regierung erhalten, welches alle Gerüchte von einer wahrscheinlichen Ver- widckelung der Republik in den Krieg Chile's gegen Bolivia und Peru dementirt. rung beabsichtige, die im Dezember v. J. unterzeichnete Kon- vention mit Chile in Betreff der Grenzfrage auszuführen.

Am Ostersonntag begingen die Katholiken Englands das fünfzigjährige Jubiläum ihrer Emanzipation. Es war am 13. April 1829, als König Georg 1V. die Par- lamentsaïte unterzeichnete, welhe den Katholiken des briti- Jhen Neiches das Privilegium gewährte, Siße im Parla- mente, sowie Staatsämter zu bekleiden.

17, April.--(W.-T. B.) Jn der heutigen: Sißung des Unterhauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage FForsters der Schaßkanzler Northcote: er könne nicht sagen, daß das Projekt einer gemischten Okkupation Ostrumeliens absolut aufgegeben sei, es seien über diesen Plan aber neue Fragen aufgetauht und dadurch die Aufmerk- samkeit in eine andere Richtung gelenkt worden. Fawcett gegenüder bezeichnete es der Schaßkanzler als durchaus unbe- gründet, daß der Vormarsch der englishen Truppen nach Afghanistan anbefohlen worden sei. Auf eine Anfrage Goldsmids erwiderte Northcote: bér Die Krisis in Egypten sei er bis jezt nur telegraphisch unterrichtet, brieflihe Berichte seien erst gegen Ende der Wodche zu erwarten. Die Regierung habe keine Kenntniß da- voi, daß Nivers Wilson bis dahin, wo ihm Instruktionen der englischen Negierung zugegangen seien, den Nücftritt von seinem Posten verweigert habe. Seitens der englischen Re- gierung sei keinerlei Apell an den Sultan gerichtet worden, und eben fo wenig habe sih die Regierung zu irgend einer Aktion mit Frankreich verpflichtet. Wohl aber finde ein Meinungsaustausch mit Frankreich statt, das bei der Frage ganz cbenso wie England interessirt sei. Er hoffe, die Regierung werde bald besser als heute in der Lage sein, zu entscheiden, ob überhaupt Schritte nothwendig seien, und wenn folhes der Fall, welche Schritte dann zu geschehen hätten. Ein Theil der auf die Angelegenheit bezüglichen diploma- tishen Korrespondenz sei zur baldigen Vorlegung an das Haus vorbereitet. Die Frage über die Stellung Jta - liens zu der egyptishen Angelegenheit könne er, wenn diese ¿Frage nicht vorher angekündigt fei, niht beantworten.

Cv : Á A S E

m weiteren Verlaufe der Sißung brachte Cartwright einen Antrag zu Gunsten der Durchführung der Be- stimmungen des Berliner Vertrages betreffs Griechenland ein. Jm Laufe der Debatte erklärte der Schatz- tanzler Northcote: die bezüglichen Unterhandlungen dauerten noch fort; es sei besser, daß sich die Türkei und Gricchenland jelbständig einigen. Die Regierung hoffe, daß ein befriedi- gendes Ergebniß erzielt werden würde. Sollte dies nicht der ¿all sein und si eine Mediation der Mächte als der einzig mögliche Weg herausstellen, um zum Ziele zu gelangen, so sei die Regierung bereit, an einer solchen theilzunehmen. Der Antrag Cartwright wurde \{ließlich mit 63 gegen 47 Stimmen abgelehnt.

Lord Derby hat in einem an die konservative Assoziation von Lancashire gerichteten Schreiben seinen Namen von der Liste der Mitglieder derselben zurückgezogen. Das gedachte Schreiben zeigt die definitive Trennung Lord Derby's von der konservativen Partei an.

Frankreich. Paris, 16. April. (Fr. C.) Der französische Botschafter in Konstantinopel, Fournier, ist in Paris ein- getroffen und begiebt sich nah Tours, um an den Arbeiten des dortigen Generalraths theilzunehmen.

Unparteiishe und glaubhafte Berichte aus Bordeaux lassen den Sieg Blanqui's bei der Wahl am nächsten Sonntag zum mindesten noch sehr zweifelhaft erscheinen. Gewiß ift, daß, wenn Banqui wirkli die Majorität erzielt, jeine Wahl von der Deputirtenkammer als ungeseßlich um- gestoßen werden wird.

Nach den von dem „Journal officiel“ veröffentlichten anmtlihen Ausweisen sind die Einfuhren des fran- zösishen Handels in der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. März 1879 gegen das erste Vierteljahr 1878 von 1.038 569/000 auf 1125 968 000 und die Ausfuhren von 711-556 009 auf 740 229 000 Fres. gestiegen. Noch günstiger tellt sih das Resultat für das Erträgniß der indirekten Steuern; dasselbe hat im ersten Vierteljahr 1879 die Vor- anshläge des Budgets um 16 742 000 Frecs. übertroffen.

(Népubl. fr) Jn der Bud getkommission er- stattete heute Rouvier Bericht über das Budget des Mini- steriums der öffentlichen Arbeiten. Es wurde bezüglih der gewöhnlihen Arbeiten eine Reduktion von im Ganzen ca. 1500 000 Frs. beshlossen. Nachdem die Kommission dann noch die Neferate von Langlois über das Budget des Kriegs - Ministeriums und von Bethmont über das des Marin e- Minüsteriums angehört und die Erledigung verschiedener von diesen aufgeworfener Fragen verschoben hatte, vertagte sie sich bis zum 5. Mai, -vor dem Wiederzusammentritt der Kammern.

Die „République française“ verlangt im Hinblick auf die Generalversammlung der katholischen Ausschüsse, die am 15. hier ihre Sitzungen eröffneten, daß dem Treiben derer, die einea Staat im Staate gebildet hätten, ein Ziel ge- sest und mit aller Entschlossenheit der politischen Agitation, die man nnter dem Deckmantel der Religion hervorrufe, ent- gegengetrelen werde. Bugleïih bringt die „République“ de- taillirte Mittheilungen über die Organisation der katholi- [hea Arbeitervereine.

Spaaien. Madrid, 16. April. (Ag. Hav.) Eine Fraktion der Demokraten hat in einer gestern hier abge- haltenen Versammlung beschlossen, sich nicht an den Wahlen zu betheiligen. Gleich nah dem Zusammentritt der Cortes wird die Frage Betreffs der Finanzen der Jnsel Cuba zur Verathung kommen. Der Leibarzt des Königs hat sich nah Sevilla az das Lager der Jnfantin Christine begeben, deren Zustand noch immer schr bedenklih erscheint.

_ Stalien. Nom, 18. April. (W. T. B. JFhre Majestäten der König und die Königin sind, um Zhrer Majestät der Königin Victoria einen Besuch abzustatten, nah Monza abgereist. Eine aus dem General Spiromilios „und den Delegirten Luriottis und Aravantinos bestehende Deputation

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aus Epirus ist hier angekommen, unt gegen die Bestrebungen Und Schritte der albanesishen Deputation Protest einzulegen.

Türkei. Konstantinopel, 16. April. (W. T. B.) Von gut unterrichteter Seite meldet man, daß die Pforte an- vier Punkte von der euro- päischen Kommission für Ostrumelien um ihre Mei- nungsäußerung angegangen worden sei. 1) Jn welcher Trag-

| weite der türkischen, bulgarischen und griehishen Sprache der

Die argentinische Regie- |

: Wie verlautet,

Charakter einer amtlihen Sprache solle beigelegt werden ? 2) Wie hoch sih die Ziffer der von Ostrumelien an den Schatz der Pforte zu entrichtenden Tributärzahlung stellen werde? 3) Ob der die geistlihen Vorstände der niht muselmännischen Glaubensgenossenschaften mit der administrativen Gewalt bekleidende Berat vom Sultan selbst oder nur von dem Generalgouverneur der Provinz ausgestellt werden würde? 4) Nah welchen Normen die auf ostrumelishem Territorium belegenen Vakuf-Besißungen abgelöst werden dürfen? habe sich der Ministerrath auch mit der Prüfung dieser Fragen beschäftigt und \ich hinsichtlih der beiden ersten s{lüssig gemacht, während derselbe die Ent- scheidung der dritten Frage einer späteren Berathung vor- behielt, die vierte Frage aber an eine Kommission verwies. Ueber die betreffs der beiden ersten Fragen getroffenen Ent- scheidungen vernimmt man, daß die oben angeführten drei Sprachen gleichmäßig als amtlihe Sprachen berechtigt sein sollen; der von Ostrumelien zu leistende Tribut werde auf 240 000 türfishe Pfund für die ersien 5 Jahre festgeseßt werden, unter dem Vorbehalt, denselben nach Ablauf dieser Zeit eas der Basis der zukünftigen Erträgnisse der Provinz zu regeln.

NuFßland und Polen. St. Petersburg, 15. Apkil. Ueber das Attentat auf das Leben Sr. Majestät des Kaisers Alexander stellt der „St. Petersburger Herold“ seine eigenen Nachrichten mit denen der „Now. Wr.“ und der „St. Pet. Wed.“ wie folgt zusammen:

Se. Majestät betrat, von seinem gewöhnlihen Morgenspazier- gang in der Nähe des Winterpalais heimkchrend und an der Sän- gerbrüce vorübergehend, das Trottoir des Gebäudes des Gardestabes. Hinter der Ede des genannten Gebäudes hervor trat Ihm ein unbekann- ter, elegant gekleideter Mann mit einer Beamtenmütze auf dem Kopfe von der Millionaja aus entgegen. Kaum hatte Se. Majestät die Pforte des bezeihneten Gebäudes erreicht, als dieser Mann, der sich bereits der Pforte genähert hatte, aus der reten Tasche feines Paletots cinen Revolver hervorzog und einen Schuß abfeuerte.

Se. Majestäi wandte sih nach links und schritt ras zur An- fahrt des Fürsten Gortschakoff hin. Der Atittentäter stürzte Sr. Majestät nach und gab noch drei Schüsse ab. Das Alles geschah \{neller, als man es erzählen kann. Nachdem der erste Schuß ge- fallen war, warfen \sich der Feldsheer Maiman, der Unter- offizier Grigorjew und der Lithograph Lubowitsh, die an der Pforte des Stabes standen, wie auch einige Vorübergehende auf den Mörder, der noch einen S{uß abfeuerte. Nur der Energie der Polizei gelang es, den Mörder den Händen des ergrimmten Publikums zu entreißen. Unterdessen hatte sich Se. Majestät, unterstüßt von herbeigeeilten Offizieren, in eine Equipage geseßt.

Der Verbrecher, welcher dem Aeußeren nah gegen 30 Jahre zählen mochte, verfiel augenblicklich in einen bewußtlosen Zustand. Als im ersten Augenblick Jemand, unter dem Einflusse des Unwillens, den Verbrecher \{lug, sprach dieser cinige unverständlih: Worte vor si hin. Unter Mitwirkung des Publikums brachte man ihn unver- züglich in die Stadthauptmaunschaft.

Früher als Andere kam der Gensd’armen-Chef General-Adjutant Drenteln in das Gebäude des Stadthauptmanns. Hierauf trafen die Feldmarschälle Großfürsten Nikolai und Michael Nikolajewitsch und mehrere hochgestellte Persönlichkeiten dort ein.

Die Hauptsorge war anfänglich darauf gerichtet, den Verbrecher zum Bewußtsein zu bringen. Hierauf wurde er photographirt.

Um 32 Uhr Nachmittags geruhte Se. Majestät der Kaiser durch die Kleine Konjuschennaja in die Kasanshe Kathedrale ih zu be- geben. Eine ungeheure Volksmenge, welche die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers bei der Kathedrale erwartet hatte, begrüßte Ihn mit un- geheuerem Enthusiaëmus. Nach einem kurzen Dankgebet kehrte Se. Majestät der Kaiser auf einem anderen Wege, auf dem Newskij- Prospekt, ins Palais zurück.

Der Attentäter ist hohen Wuchscs, ziemli mager und hat cinen langen blonden Schnurrbart. Die Farbe seiner Haupthaare ist ein wenig dunkler. Sein Gesichtsausdruck verräth keine Intelligenz.

Gr verließ sich offenbar nit auf seine Kräfte und gab, aus Furt zu viel zu sagen, auf die allergewöhnlicsten Fragen zurück- haltende Antworten. Gegen 9 Uhr Abends fuhr eine viersißige Miethsfkutsche in den Hof des Gebäudes des Stadthauptmanns, um den Verbrecher unter Bedeckung einer Compagnie der Leibgarde zu Pferde zu transportiren, da um diese Zeit nah dem Gutachten der Aerzte die Ueberführung des Verbrechers keine Gefahr für seine Ge- fundheit mehr bot.

Nach 9 Uhr, als eben der 2. Akt des Ballets „Esmeralda“ be- gonnen hatte, ershien in der Kaiserlihen Loge neben der Scene Se. Majestät der Kaiser, gefolgt von Ihren Kaiserlichen Hoheiten dem Großfürsten - Thronfolger nebst Gemahlin und dem Großfürsten Michael Nikolajewitsch nebst Gemahlin. In der oberen Loge erschienen Se. Kaiserlihe Hoheit der Großfürst Ssergij Alecxandrowitsch und der Prinz von Oldenburg nebst Sohn. Jn decn Parade-Logen befanden ih mehrere Generäle.

In dem Augzenblick, als Se. Maj-stät in die Loge Trat, erhob si das ganze Publikum ein donnerndes Hurrah! erèdröhnte im Saale. Die Musik verstummte, und die Vorstellung mußte unter- brochen werden. Se. Majestät beugte Sich über die Logenbrüstung und grüßte Huldvoll das Publikum. Das Ortwester intonirte die Hymne, welche von auf der Scene erschienenen Schauspielern mit- gesungen wurde. Brausender Hurrahruf folgte der Hymne.

(St. Pet. H.) Dem St. Petersburger Stadt- hauptmann ist durch einen Allerhöchsten Befehl vom 18. März zeitweilig das Recht verlichen worden, die bei Der Polizei nicht angemeldeten Personen in den Häusern der Nesidenz, die Kronsgebäude und die des Hofressorts nicht ausgenommen, gegenwärtig genau in Erfahrung zu becingen und die der unterlassenen Meldung Schuldigen auf administxativem Wege Geldstrafen zu unter- werfen. Die Besißer von möblirten Zimmern, Hotels und die Bg Es unterliegen in: solhem Fall einer Geldstrafe von 50 bis 500 Nbl., die betreffenen Hausknechte und Shweizer sind aus dem Dienst zu entla)\en, mit dem Verbot, späterhin wieder solche Stellen zu bekl.*iden. Die Personen, welche die Legitimationsscheine nicht besißen oder nicht angemeldet sind, werden, wenn nöthig, auf Anordnung des Stadthauptmanns, bis zur erfolgten Rekognosziru11g festgehalten, und über sie, wenn die Umstände es erfordern, dem Chef der Gensd'armerie oder dem Minister des Fnnern ®Nittheilung gemacht. Sind die niht angemeldeten Personen a.1ch nur einer Unterlassung schuldig, so werden sie in vorgeschriebener Weise zur Verant- wortung gezogen. |

Diese Bestimmungen gelten auh für das St. Peters- burger Gouvernement und für die Städte Moskau, Kijew, Charkow, Odessa und Jalta. Jhre Anwendung ist

übertragen im Gouvernement St. Petersburg dent Gouver-

neux, in Moskau dem Ober-Polizeimeister, in Kijew dem Gouverneur, ebenso in Charkow, in JFalta der lokalen Polizei-Obrigkeit oder dem Gouverneur, wenn er in dieser Stadt anwesend ist.

17. April. (W. L. B.) Die „Agence Rui e“ er: klärt wiederholt die Nachricht, Rußland werde den Zusammen- tritt einer Konferenz beantragen, für völlig unbegründet.

Nach den eingegangenen Berichten betrugen die dies - jährigen Zolleinnahmen Rußlands bis zum 5. April 13 791 866 Kredit-Nbl. und ergaben mithin eine Mehr= einnahme von 38312763 Rbl. gegen den entsprechenden Zeitraum des Jahres 1878 und eine Mehreinnahme von 11 222 057 Rbl. gegen den entsprechenden Zeitraum des cFahres 1877. Der diesjährige Jmport an Gold und Silber in Münzen und Barren betrug 83689135 RNbl., mithin 3230 390 Nbl. mehr als im entsprechenden Zeitraume des vergangenen Jahres; der diesjährige Export beziffert \ich auf 2101 872 Rbl., mithin 709 315 Rbl. mehr als in dem ent- sprechenden Zeitraum des vorigen Jahres.

18. April. (W. T. B.) Jn Vetreff des Verbrechers Solowjeff wird noch mitgetheilt, daß er der Sohn eines Stalldieners aus dem Palais der Großfürstin Katharina sein soll; er hat das Gymnasium und Darauf ein paar Jahre die hiesige Universität besucht, wo er den Lehrkursus nicht voll- enden konnte, wurde Lehrer an einer Kreisshule in einem benachbarten Gouvernement, kam in Untersu jung wegen sozia- listisher Umtriebe, vershw1nd während der {webenden Unter- suhung und kam jegt plöglich mit dem ruchlosen Attentat wieder zum Vorschein.

Dur Kaiserlichen Ukas ist die Ernennung von provisorishen General-Gouverneurs in St. Pe- tersburg, Charkow, Odessa, welthe ausgedehnteste Voll- machten haben, angeordnet worden. Dieselben außerordent- lihen Vollmachten werden provisorisch den General-Gouver- neuren von Moskau, Kiew und Warschau übertragen.

Süd-Amerika. (Cöln. Ztg.) Die Argentinische Republik wird, laut Erklärung ihres Finanz-Ninisters, dem Kriege Chiles gegen Bolivia und Peru fern bleiben.

Brasilien. (Allg. Corr.) Aus Rio de Janeiro wird unterm 24. März (per Telegraph via Lissabon) gemeldet : Der Finanz-Minister hat folgende Vorschläge gemacht : Einzichung eines Theils der Eingangszölle in Gold, Abschaffung des Tilgungsfonds-Departements (Caisa da Amortisaçao) vont 1. Juli ab, und Uebertragung des Dienstes der internen fundirten Schuld, der Verwahrung der Staatsgelder und der Uebermittelung von Fonds nach London an die Bank von Bra- filien. Der Minister hat die Revision des «Importtarifs einer Kommission von JFmporteuren anvertraut. Der Bericht des Budget-Aus\chusses empfiehlt, daß die Voranschläge des Finanz-Departements um nur 1 300 000 Milreis statt um 4 000 000, wie anfänglic,beabsichtigt war, vergrößert, und die Summe von 2 400 000 Milreis für die Einlösung des Va- piergeldes in den Voranschlägen eingeschlossen werde. Der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien werden vom 1. April ab 10 Proz. ihres Einkommens zur Herabminde- rung des Defizits beisteuern.

n der Sißung der Deputirtenkammer vom 16. d. kündigt der Finanz-Minister an, er würde zur Vermei- dung einer weiteren Emission von Papiergeld ein Amende- ment zu der das Dekret vom 15. April gutheißenden Vorlage, welches die Emission von 60 000 000 Dollars Papiergeld autorisirt hat, beantragen, wona die Emission von Papier- geld auf den bereits emittirten Betrag von 40 000 000 Dollars beschränkt werden soll. Jm Laufe der folgenden Debatte griff der Deputirte Silveira Martino, der frühere Finanz- Minister, scinen Vorgänger, Baron Cotegipe, heftig an und schrieb die Desorganisation der brasilianischen Finanzen der verfehlten Anwendung der Anlcihen sowie den unautorisirten Zahlungen und täushenden Voranschlägen zu.

Der Bischof von Parà hat die Handlungsweise eines Priesters in Manaos, der Hauptstadt der Provinz Amazonas, welcher zwei Protestanten verhaften ließ, die sich weigerten während des Vorüberziehens einer Prozession mit ber heiligen Hostie niederzuknien, streng gemißbilligt, Ein offenes Send- schreiben des Bischofs führt bittere Klagen über die Haltung der Behörden von Amazonas ihm gegenüber.

Die Furcht vor einer E der DUVLe il ver: schwunden, da in den Provinzen Maranham, Piauby, Ceara, Rio Grande de Norte und Parahybha anhaltende Negen eingetreten sind.

Die Nr. 26 des „Amtsblatts der Deutschen Reics- Post- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügung vom 17. April 1879. Frankirung der Postsendungen im Weltpostvereinsverkehr mittels Postwerthzeichen.

Nr. 7 des „Marine-Verordnungs-Blattes*“ hat folgenden Inhalt: Auflösung des Dezernats für Rechnungs-Revision in der Admiralität. Zahlungsbeginn der Dienstalter- und Seefahr- zulage. Einmalige Beihülfe für Unteroffiziere. Behandlung beshädigter 2c. Reichskassensheine. Verwendung von Moleskin zu dem Arbeitszeuge. Aenderungen bei Einsendungen der Liquidationen der Schiffe 2c. Tragen der Wachtabzeihen an Bord. Anlage 6 der Instruktion für Kommandanten. 8. 57 des Flaggen- und Salut - Reglements. ODesertionen außerhalb der heimischen Ge- wässer. Nachtrag zum Sqculverzeichniß. Messegeschirr des Ge- schwader - Chefs. Rechnungsfsachen - Beförderung der Schiffe im Auslande. Handbuch der Navigation. Fortfall von Mündungs- längen. Perfonal-Veränderungen. Benachrichtigungen.

Ur

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des ftatistishen Bureaus der Stadt Berlin find bei den hiesigen Standesämtern in dex Wodhe vom 6. April bis incl. 12. April cr. zur Anmeldung gekommen: 343 Ghesließungen, 852 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene und 533 Sterbefälle.

Die „Vorläufigen Ergebnisse der 1878er montanstatisti- schen Erhebungen“, welhe von dem statistishen Amte es Deutschen Reichs im F-bruarhest 1879 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs v2röffentliht worden {ind, weisen eine beträcht- lihe Zunahme, namentlih der Bergwerksproduktion, gegenüber dem Jahre 1877, bei: fast durchweg rückgängiger Preisbewegung, na. Die Produktion von Steinkohlen hat um 5,4, die der Braurkohlen um 3,1, die von Steinsalz um 18,8, die der Eisenerze um 10,2, die der Vleierze um 2,7, der Zinkerze um 3,6, der Kupfererze um 8,8 9/0 zugcnommen. Dagegen sank der Durtschnittswertl) pro Centner in Mart: bei dea Steinkohlen um 0,03, den Braunkohlen um 0,01, dem Steinsalz unt 0,01, den Zinkerzen um 0,10, den Vleierzen um ,92 M, während die Preise für Eisen- und Kupfererze um 0,01 bezw. 0,02 Æ stiegen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Ecnst Friedrih Richter, Kantor an der Thomas\chule und Professor am Musikkonservatorium in Leipzig, einer der hervor- ragendsten musikalischen Theoretiker und auch als Komponist qe\chätt, ist gestorben. Sein Lehrbuch der Harmonie ist in zwölf Auflagen verbreitet, aub ins Russische und Englische übersetzt.

Aus Mittelfranken wird der „Südd. Pr.“ geschrieben: Der vor zwei Jahren in den Sclnhofer Steinbrüchen aufgefundene, feil- dem im Besiße des pensionirten Uufs{lägers Häberlein in Weiden- bach bei Triesdorf gewesene Archäopterix is nun definitiv von Karl Vogt in Genf um den Preis von 24 000 M erworben worden. Um den kostbaren Vogel hatten sich allerdings {on verschiedene deutsche Liebhaber beworben, welche aber im Laufe der Unterhand- lungen wieder zurücktraten, da die gegenwärtige Zeitlazge eine so bedeutende Auslage nicht gestatte. Gern hätte es der Besitzer gesehen, wenn dieser seltene Fund in einem deutshen Museum Play gefunden bätte, und es war sogar {on einmal mit dem Freien deutschen Hochstift in Frankfurt a. M. ein Vertrag abgeschlofsen worden, nach welchem dafsselle den Ankauf um 30000 K unter dem Vorbehalt der Aufbringung diesec Summe bewerkstelligen wollte. Dieses gelang jedoch nicht und holte daher Hr. Häberlein sein werth- volles Fundstück wieder von Frankfurt zurück. So war. es nabe daran, daß au dieses Exemplar, gleih seinem Vorgänger, in ein britishes Museum wanderte, welches leßtere, nur etn verworrenes Bild vor ctwa 10 Jahren von dem nämlichen Besitzer um 8000 F[, angekauft! hatte, wenn nicht glücklicherweise noch das reihe Genf die NBiittel geboten hätte, um dieses interessante Glied der Kette der animalen Urwelt wenigstens dem Kontinent zu erhalten.

Dem dietjährigen Jahresberichte über -das Dom- aymnasiumzu Naumburg, erstattet vom Direktor desselben, D-. H. Anton, gehen zwei- wer:hvolle sprablihe Abhandlungen voran : 1) Quo sermone ei, qui ad Cicerone{m litteras dederunt, usïí sint vom Oberlehrer Dr. Emil Opitz, 2) Etymologische Erklärung home- rischer Wörter, zusammengestellt von Dr. H. Anton. Wun der ersten Abhandlung handelt der Verfasser eingehend üb-r die Sprache der Männer, welche mit Cicero in brieflihem Verkehr gestanden, nament- lih in grammatischer Beziehung. Die zweite Abhandlung gewährt einen Einblick in die etymologise Erklärung homerisher Wörter unter Berücksihtigung der mannichfaltigen Deutunzen derselben. Den Schulnachhricbten, welche auf die beiden Abhaudlungen folzen, entnehmen wir, daß die Gesammtzahl der Schüler am Schlusse der dritten Woche des Sommersemesters vorigen Jahres 231, am Schlusse der dritten Woche des Wintersemesters aber 225 betrua. Von den Schülern bestanden die Maturitätsprüfung zu Michaclis 1878 4, und zu Ostern 1879 8. Außer diesen Abiturienten verließen das Gymna- finm bis zum 1. März d. I. noch 36 S hüler.

Land- und Forftwirthschaft.

(Nat. Ztg.) Vor einigen Tagen sind auf Veranlassung des Deutschen Fischervereivereins 250095 Stück Felchen (las- artige Fische) in den Ruppiner See ausgesetzt worden, und follen eben so viel Maränen in nächster Zeit folgen. Die Kosten des Trans- ports u. f. w. tragen die Fischer in Alt-Ruppin, Neu-Ruppin und Alt-Friesack. Die Fischer haben sih verpflichtet, die jungen Fische während der näcbsten 4 Jahre niht zu fangen und, wenn dieselben dennoch in die Netze laufen, sie wieder auszuseßen.

Gewerbe und Handel.

Dem Jahresberichte der Preußischen Central«-Boden- kredit-Aktien-Gesellschaft pro 1878 entnehmen wir Fol- gendes: Es umfaßten die gesammten seit 1870 abgeschlossenen Hypotheken Darlehus8geschäfte bis Ende 1878 182 543 000 4; durch Amortisation oder Ab- und Rückzahlungen sind zurückgeflossen 27 739 000 6 Der Zugang an Hypotheken-Darlehnen in 1878 be- ziert sih auf 10504000 F; davon blieben noch abzuwickeln 3 240 000 M Nach dem Nominalbetrage entfallen rund 84 500 000 M. auf Beleihung von Liegenschaften, rund 73 500 000 é. auf Beleihung von Gebäuden. Nach den validirenden Beträgen ist das Verhältniß der kündbaren zu den unkündbaren Darlehnen wie 4 : 147 Millionen Mark. Unkündbare Central-Pfandbriefe siud im Jahre 1878 freihändig im Betrage ron 5252300 4 Nom. verkauft. Die Effekten-Anlagen, welche nur zur vorübergehenden Verwerthung von Beständen erfolgen, haben in deutscher Reih2- und preußischer Staatsanleihe, preußischen Cisenbahn-Prioritätsobligationen, inlän- dischen landschaftlihen und preußischen Central - Pfandbriefen be- standen. Dée Anlagea in Wechseln sind regelmäßig eingegangen. Die der Generalversammlung vorges{Tlagene Dividende pro 1878 be- trägt 94 %/o auf das eingezahlte Grundkapital (dieselbe Dividende wurde in den Vorjahren gezahlt). Außer der statutmäßigen Reserve findet ein Reservevortrag von 461737 4 in das Jahr 1879 ftatt: darin find zugleich die Provisionserträge von denjenigen Geschäften enthalten, welwe im Jahre 1878 erft theilweise realisirt, aber noch niht zur Schlußabrehnung gediehen warcn. S

In der Generalversammlung der Deutschen Handels- gesellschaft zu Frankfurt a. M. wurde über den Reingewinn von 165 424 e in folgender Weise verfügt: Die Aktionäre erhalten 5%/ Dividende mit 750000 #4, dem Neservefonds werden zugetheilt 1404 f, dem Aufsichtsrath statutenmäßige Tantième 1402 Á., der Direktion desgleihen 981 (, auf Mobilienkonto werden abgeschrie- ben 1388 M, dem Beamtenpensionsfonds zugewiesen 2000 6, auf neue RNehnung vorgetragen 8248 (4 Der Bestand des Reservefonds beträgt 1201 944 A oder 8,013%/, des Aktienkapitals. Die Er- trägnisse der Deutschen Handelsgesellschaft in den 7 Jahren ihres Bestehens belaufen fih auf dur{schnittlih 73% p. a.

Nach dem Geschäftsbericht der Kaiser Feroinands- Nordbahn für 1878 beziffern si die Transporteinnahmen in allen Branchen sammt anderweitigen Crträgnissen auf 24 663 742 F[., die Vetriebsau8gaben auf 8371 129 Fl., so daß ein Betriebsübers{Guß von 16 292 612 Fl. resultirt, der sich durch dic Erträgnisse des Mcntanbesitzes, der Montanbahn und der Wiener Verbindungsbahn auf 16 754 553 Fl. erhöht. Hiervon wurden bestritten die allge- meinen Auslagen, und zwar: Tantième an die Direktions- mitglieder 50400 Fl., Jahreéquote an den Reservefonds B. für Schienenerneuerung 300000 Fl.,, Beitrag zum Pensfions- fonds 60120 Fl.,, Kosten der Krankenpflege 22 384 Fl, Amorti- fation der Prioritäten 610725 Fl., Tilgung der Krakau- Oberschlesishen Eisenbahn - Prioritäteaktien und Amortisation 42 759 Fl., Prioritätszinsen 1 662 596 F[., Berzinsung der Guthabun- gen der Fonds 62 160 Fl., Steuern 2 228 522 F[l., Abschreibungen 217 331 Fl., Vergütung an die Mährish-S(hlesische Nordbahn 149 169 FL., zusammen 5 406 159 Fl. Es verblieben fonach zur Verzinsung des Aktienkapitals 11 348 394 Fl., und nachdem hiervon zur Berichtigung der 5% Aktienzinsen 3 911 840 Fl. verwendet wur- den, verbleiben zur Disposition der Generalverfammlung 7 436 553 Fl. und zuzügli des vorjährigen Gewinnvortrages 7 931 689 Fl. gegen 8130 004 FI. im Jahre 1877. Die allgemeinen Verkehrsverhältnisse ¿eigen sowohl im Personen- als a1ch im Güterverkehr eine Zunahme.

Elberfeld. Am 7. und 8s. d. M. tagte hier die Delegirten- Versammlung des Bereins deutscher Ingenieure, an welcher die Vertreter fast sämmtlicher 28 Bezirksvereine dieses in ganz Deutschland gegen 3700 Mitglieder zählenden Vereines, der Vorstand Und die Redattionskommssion der Vereins-Zeitschrift theilnahmen.

, Unter den auf der Tagesordnung stehenden Fragen wurde als die wichtigste die über eine neue Organisation der Vereins-Zeitschrift zunäbft in Berathung genommen.

Die Verhandlungen über die Prüfung und Klafsifikation der Baumaterialien, namentlich von Eisen und Stahl, wurden durch

eferate der Herren Hüttendirektor Brauns aus Dortmund und Eisenbahndirektor Stambke aus Elberfeld sowie durch Mittheilungen des Hrn. Prof. Bauschinger aus München eingeleitet. Auch hier brate die Debatte eine ganze Reihe von Wünschen hinsihtlih der Klassifikation von Eisen und Stahl und der Organisation der Prüfungöanstalten an den Tag, führte jedoch schließlich zu der fa1t einstimmigen Annahme der Resolutionen

1) es wird anerkannt, daß ein Bedürfniß nach einer g*nauen und öffentli anerkannten Klaffifizirung von Eisen und Stahl und anderen Baumaterialien vorhanden ift;

2) die Einrichtung staatliher Versuchsanstalten für die Unter- suchung der 1 genannten Materialien wird für zweckmäßig ge- halten, dabei aber vorausgeseßt, daß in der Negel die Prüfung und Abnahme der Materialien auf den Werken selbst erfolgt ;

3) über die Klassifikation selbst ist augenblicklich kein Bestluß zu fassen, viclmehr das Ergebniß der bereits zusammengetret:nen gemischten Kommission von Lroduzenten und Konsumenten abzu- warten,

In der Frage der in Preußen neu eingerihteten Gewerbeschulen wurde rach Ablehnung weiter gehender Anträge der Vorstand beauf- tragt, in einer Eingabe an das Unterrihts-Ministerium die Erwar- tung auszusprechen, daß man bei weiterer Verfolgung dieser Ange- legenheit, wie dies bei den Aerzten geschehen, auch den technisczen Kreisen Gelegen zeit geben werde, ihre Wünsche und Ansichten zur Geltung zu bringen.

Weitere Beschlüsse betrafen ein * verändertes Verfahren bei den Vorstandêwahlen des Hauptvereines sowie die Zeit der Wahlen in den Bezirksvercinen und der Hauptversammlungen des Vereines und die TazeEordnung der letzteren. Gleichzeitig kam der Umstand zur Sprache, daß die Bestrebungen und Arbeiten des Vereines im All- gemeinen noch zu wenig bekannt seien, es daher wünschenéwerth sei, eine engere Fühlung mit der Presse zu suhen, uzd wurde den ein- zelnen Bezirksvereinen aufgegeben, in ibren Kreisen einen wirksameren Ie mit den dort erscheinenden größeren Tagesblättern anzu- ahnen.

Eine Petition der Magdeburger Unfallversidberungs-Gesell schaft, namentli die darin aufgestellte Behauptung, daß viele Arbeitgeber es noch an den nöthigen Vorsihtsmaßregeln fehl n ließen, gab Ver- anlassung, die Bezirkêvereine zu beauftragen, diese Angelegenheit vor- zuberathen und namentlichß thatsählihes Material darüber zu sammeln.

Von dea weiteren Bestrebungen zur Herbeiführung einer bal- digen allgemeinen deutshen Ausstellung wurde abgesehen, bis die Er- gebnisse der jeßt im Gange befindlichen Provinzialausftellungen ein bestimmtes Urtheil über Nothwendigkeit und Nüßlichkeit einer solchen allgemeinen Ausstellung gestatten würden.

Elberfeld, 18. April. (W. T. B) Der Präsident der Liesigen anme, Geheime Kommerzienrath Me kel ist heute früh gestorben.

Antwerpen, 17, April. (W. T. B) Wollauktion. Von 2384 B. Wolle, welhe zum Angebot kamen, wurden 1651 B. verkauft.

London, 16. Arril. (Alg. Corr.) Der Council of Foreign Bondholders in London hat den Monattausweis über die bei den Kommissären der egyptischen Staatsschuld bis zum 31. März eingezahlten Summen crhalten. Der für Rechnung des am 1. Mai fälligen Coupone- und Amortisationsfonds der unifizirten Swuld, wofür 1 990754 Pfd. Sterl. erforderli sind, empfangene Betrag beläuft si auf 1 027 060 Pfd. Sterl., der für Nechnung des am 15. April fälligen Coupons der Prioritäts\chuld, wofür 442 872 Pfd. Sterl. erforderlih sind, auf 198 011 Pfd. Sterl. und der für Rechnung der Anleihen von 1864, 1865 und 1867 auf 39689 Pfd. Sterl.

Marsfeille, 17, April. (W. T. B.) Der Gesundheits- rath hat sich in einem von ihm erftatteten Berichte dafür aus- gesprochen, daß für die Provenienzen von den Küsten des türkishen Reiches die Quarantäne vollständig aufzuheben und nur eine 24stündige Beobachtungs-Quarantäne für die Pro- venienzen aus den russischen Häfen des Asowschen und des Schwarzen Meeres noch beizubehalten \ci.

Verkehrs: Anstalten.

Southampton, 17. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Braunschweig“ ist hier eingetroffen.

New-Borl, 1 April (2 L. B) Der Dambser „Holland“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlímn, den 18. April 1879,

Am 16. d. M. Mittags wurde ia der Aula der Königlichen Universität hierselbst der achte Kongreß der deutshen Gesell- \cchaft für Chirurgie eröffnet. Der Präsident, Geh. Ober- Medizinal-Rath Professor von Langenkeck gab zunächst einen Bericht über die Vorgänge des verflossenen Fahres, aus dem hervorzuheben ift, daß die Mitgliederzahl des Vereins von 236 auf 248 gestiegen ift und brachte sodann ein ihm zugegangenes Handschreiben Jhrer Ma j estät der Kaiserin, Allerhöhstwelhe der Gesellschaft 1000 4 über- wiesen habe, um sie in den Stand zu seten, weitere Ziele zu verfolgen, zum Vortrag.

Dasselbe lautet:

In neuerer Zeit hat die Krankheit der Diphtheritis größeren Umfang gewonnen und ihre Erscheinungen sind an einzelnen Orten unter Umständen aufgetreten, die zu besonderer Erwägung Anlaß geben. In Unserem Familienunglück scheint eine ernste Mahnung zu liegen, dieser Frage näher zu treten. Es würde \sich wobl darum handeln, auf dem Gebiete jener Krankheit eine praktishe Verein- barung zu Stande zu brinzen zwischen den Forschungen der Chemie- der Medizin und der Chirurgie. Da nun leßtere die hervorragend- sten Namen ihrer Wissenschaft hier versammelt, habe J geglaubt, mich an Sie wenden zu können, um als Vertreterin und im Namen des Frauen-Lazareth-Vereins einen internationalen Preis zu stiften, der in Jahresfrist derjenigen Arbeit zugewendet werden würde, welche diese Aufgabe am besten lösen kann.

Berlin, den 15. April 1879.

Augusta.

Die Versammlung trat darauf in die Tagesordnung ein. Prof. Kraske-Halle hielt einen Bortrag „Ueber antiseptische Behandlung von Schußverleßungen im Frisden“, Prof. Busch-Berlin über experi- mentelle Knochenentzündung, Prof. Rose-Zürich über cine außer- gewöhnlihe Zerstörung des Gaumens und Prof. von Langenbeck über die Crstirpation des Schlundes.

Am Sonnabend, den 19, April, Abends 7 Uhr, findet im Poppenbergschen Saale, Charlottenstraße 37, eine Versammlung der hiesigen Juristischen Gesellschaft statt. Auf der Tages- ordnung steht ein Vortrag des Geheimen Ober-Justiz-Raths Starke über den internationalen Kongreß für G.fängnißwesen zu Stockholm im August 1878.

Die Königliche Gartenintendantur und die Königlihe Komman- dantur zu Potsdam erlassen unter dem 16. April folgende Be- kanntmachung: Von heute ab bis auf Weiteces wird das Betreten des Neuen Palais und des demsclben zunähst gelegenen Theils des Sanssouciparkes in gleicher Weise wie durch die Bekannt- machung vom Juni v. J. untersagt. Die Abschließun geschieht durch Miilitärposten. Zuwiderhandelnde haben sofortige Arretirung und demnächst eventuelle Bestrafung zu gewärtigen. Die Absperrungs- linie beginnt demnach am sogenannten Palaisgraben dicht hinter der zweiten nach Charlottenhof führenden Brüccke, sie schneidet den Hepiweg hinter dem bekannten Tannen-Rondel, welches die Durch-

chten nach dem Neuen Palais, dem Belvedère, Orangerie- und Japanischen Hause öffnet, und endet an der Chaussee, dem Paradies- garten und Drachenhausberge gegenüber.“

Am Sonntag, den 20. April, nehmen die Frühjahr €- rennen auf der Berliner Rennbahn zu Hopvegarten wider ihren Anfang und werden dann regelmäßig an den darauf folgenden Sonntagen abgehalten werden. Soweit der Schluß der Nennungen schon erfolgt ist, sind die einzelnen Felder des begiunen- den Meetings durbweg gut beseßt und versprechen cin interessantes Schauspiel. Am Sonntag werden fünf Konkurrenzen zur Entsch:i- dung gelangen. Um dem Publikum das Err:ichen der Bahn m5g- lihst bequem zu machen, werden drei Ertrazüge vom Ostbahnhof abgelassen, von denen der erste um 1 Ubr 25 Min., der zweite um 1 Uhr 50 Min. und der dritte um 2 Uhr 15 Min. deg hiesigen Bahnhof verlassen. Alle drei Züge fabren in ähnlichen Zwischen- raumen nach Beendigung der Rennen aub von Hoppegarten zurü.

Bei der am 15. April stattgehabten Ziehung der Silbe r- lotterie der Palmengarten-Gesellschaft in Franfk- furt a. M. sind auf die na{stehenden Loosnummern Gewinne ge fallen: Nr. 32312 erster Hauptgewinn, Nr. 36 455 ¿weiter Haupt- gewinn, und fernere Gewinhe auf Nr. 458, 6918, 13 101, 20 G45, 33 774, 40 185, 43 666, 46 158.

Bei der Erwerbung des im Jahre 1874 von der preußisck Regierung übernommenen und seitdem im hiesigen Gewerbe Museum befindlihen Rathssilberzeugs der Stadt Lün burg wurde leßterer auß:r dem vereinbarten Kaufpreis 660 000 Æ als weitere Ents&ädigung befanntlid aub eine Na bildung der auf galvanovlastis{hem Wege hberstellbaren Stücke ansehnlihen alten Besitzes in Aussicht gestellt. Die Erfüll ng diefe Zusage erforderte indeß, da sowobl für eine gediegene Ausführung wie namentlich auch für die vollkommenste Siherheit der im Fail einer Beschädigung unersetzbarea Originale in umfassendster Weife Sorge zu tragen war, fo vielseitige Verhandlungen und Vorberei- tungen, daß erst vor etwa zwei Jahren die Arbeit selber in Angrif genommen werden konnte. Seitdem ist dieselbe rüstig gefördert wor-

* den, und etwa die Hälfte der überhaupt zur Nachbildung in Aussicht

genommenen Geräthe, darunter sechs Pofale, ebenso viele Schalen und die beiden Gußkannen in Löwengestalt, neben den

Be A SLEN lind gegenwärtig i Originalen, von denen sie selbst der geübteste Blick nur bei sebr

iharfem Zusehen unterscheidet, im Silberzimmer des Gewerbe-Mi- seums zur êffentlihen Besichtigung ausgestellt. Jn die Ausführung der ebenso interessanten wie ehrenvollen Arbeit baben fich zwei alt- renommirte Berliner Firmen, D. Vollgeld u. Sohn und Shy a. Wagner, getheilt, und beiden, namentliß aber dem zuerst ge- nannten, mit der weitaus größeren Anzahl von Stücken betheiligten Etablissements, aus dem kürzlih au die beiden von Sr. Majestät dem Kaiser als Chrengeshenke nah England gesandten, in echtem Silber gearbeiteten Nachbildungen des jog. Jagdbechers und der großen Schale mit dem Lüneburger Wappen hervorgegangen sind, ift cine in jedem Betracht hoch erfceulice, mustergültige Lösunz der Aufgabe gelungen, wie sie für unsere heimische Kunstindustrie um fo bedeutsamer erscheint, als wir noch vor wenigen Jahre bei einer gleichfalls galvanoplastishen Neproduktion des an- tiken Hildesheimer Silberfunds, bei dessen einfaheren Formen nich&t einmal entfernt die gleihen Schwierigkeiten zu bewältigen ware, uns auf das Pariser Haus von Christofle angewi-sen sahen. Ven den meisten der nachgebildeten Stücke, deren Preise sich in manniz- faher Abstufung von etwa 75 bis 1500 6 bewegen, werden übrigen:8 von jeßt ab auf Bestellung bei der Direktion des G:cwerbe-Museums noch weitere Exemplare angefertigt und an öffentliche Sammlungen fowohl wie an private Kunstliebhaber abgegeben werden, \o- daß fich auêwärtige Museen fortan nur bei den sehr wenigen Stücken, die, wte die große Statuette der Maria mit dem Christkinde, der Bürgereid8- krystall, das von Elephanten getragene Trinkhorn und der mit reiben über der Natur geformten Zierrath versehene kleine Pokal, durch ißre komplizirten Details der galvanishen Reproduktion die denkbar arôößten Hindernisse entgegenseßen, mit einer bloßen photographischen Nachbildung zu begnügen brauchen.

Brüssel, 17. April, Nachmittags. (W. T. W eingegangenen Nachriten ist in den Gruben von 2 Frameries ein Ausbruch \chGlagender Wetter erfolat. Die Grubengebäude sind in Brand gerathen und theilweise {on zusammeagebrochen. Man befürctet, daß bei dem Unglücksfalle auch von den 240 Arbeitern, die sich in den Gruben befanden, viele ums Leben gekommen sid.

Mons, 17. April, Nachts. (W. T. B.) Die Rettungsarbeiten in den Gruben von Agrappe werden mit aller Energie for: geseßt, doc ist es bis jeßt nicht gelungen, aub nur cinen der in den Gruben

1 beschäftigt gewesenen 240 Arbeiter zu retten.

Nach hier grappe bei

Im Königlichen Schauspielhause ging gestern Otto Ludwigs Trauerspiel „Der Erbförster“ in Scene. Das Drama, welches jeßt 26 Jahre zählt, ist von früheren Aufführungen, z1z- leßt durch die Gesellschaft des Meininger Hoftheaters, hierselbst be- kannt. Einbürgern auf der deutschen Bühne hat si dasselbe trog seiner großen poetishen Schönheiten nicht können. Es it cia Lg, in fo düstern Farben gehalten, daß es einen un- )eimlihen, unbefriedigenden Eindruck madht. Die dunkeln Schatten, die dumpfe Gewitteratmosphäre, welhe über dic- sem Försterhause und dieser Waldlandshaft lagern, werden durh keine lichten, freundlißen Töne gemildert. Hierin erinnert der „Erbförster" lebhaft an Hebbels „Maria Magdalena“. Schlag auf Sch{lag folgen wie grelle BVlits{läge die unheilvollcn Creignisse aufeinander, nicht als Folgen wirklicher Leidenschaft und Schuld, sondern nitiger, kleinliler Schwächen und einer Reibe unwahrscheinlicher Zufälligkeiten, denen der Dichter einen weiten Spielraum gewährt. Der grausige Grundzug, der durch das ganze Stück geht, bereitet dem Zuhörer das Gefühl der UVeberspannung und Veberrejzung, so daß man ordentlich wieder frei aufathmet, nachden der leßte Schuß, mit dem das Drama endet, gefallen. Gleichwohl hat man es hier mit einer bedeutenden Dichtung, sowohl was den scenishen Aufbau und die Zeichnung der Charaktcre, als was die Sprache angeht, welche fich durch dramatische Kraft und poetischen Gehalt auszeihnet. Die wirksamste Unterstüßung fand die Arbeit des Dichters gestern im Königlichen Schauspielhause in der abgc- rundeten, im Einzelnen wie im Ganzen sorgfältig vorbereiteten und wohlgelungenen Darstellung. Hrn. Hellmuth-Bräm's Verkörperung der Titelrolle war von seiner früheren Witksamkeit am Herzog- lid meiningenshen Hoftheater hier in guter Erinnerung. Sr zeichnete die eigensinnige, knorrige Gestalt des Erbförsters in festen markigen Zügen und mit s{lihter Einfachheit, so daß man der- jelben troß ihrer unnatürlihen Halsftarrigkeit Theilnahme und Mit- leid nicht versagen mohte. Von den Frauengestalten des Dramas ist nur eine von dem Dichter mit größerer Selbständigkeit aut- gestattet, Sophie, die Gattin des Erbförsters, in welcher Fr. rieb-Blumauer ein würdiges trefflihes Pendant gab zu ihrer Frau Förster in Ifflands lieben8würdigerem Familiengemälde „Die Jäger“.

ie zweite Frauenrolle, die der Marie Ulrich, welhe Frl. Meyet mit gewinnender Herzlichkeit und Anmuth wiedergab, hat der Dichter selbst etwas karg behandelt. Auch die übrigen Männerrollen stchen erst in zweiter Reihe; jede bietet eigentli nur eine größere Scene, in welher der Darsteller Gelegenheit hat, feine Kunst zu zeigen. Diese Rollen wurden in der wirk- samsten Weise verkörpert von den Men Berndal (Fabrikherr Stein), Urban (Robert sein Sohn), Kahle, Link (die beiden Forste gehülfen bei dem Erbförster), Klein (der Buchjäger), Krause (Ulrihs Holzhüter) und Vollmer und Dehnicke (die betden Wilddiebe). Die genannten Künstler wurden wiederholt durd Bcifallsbeweise aus- gezeichnet.