1879 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Apr 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches. Deutsches Neich,

Preußen. Berlin, 26. April. Se. Majestät der Kaiser und König unternahmen, wie „W. T. B.“ aus iesbaden meldet, auch gestern eine Spazierfahrt und wohnten Abends der Vorstellung im Hoftheater bei.

Heute nahmen Se. Majestät die gewöhnlichen Vorträge entgegen.

Zum Besuch Sr. Majestät ist heute Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen eingetroffen. Höchstderselbe kehrt Nachmittags wieder nah Darmstadt zurü.

Der Bundesrath, sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen und der Auss{huß für Rechnungswesen hielten heute Sizungen.

Der Stadtgemeinde Lauenburg a. E. ist behufs Ver- breiterung der Straße an der Steckniß unterm 10. April 1879 die Erwerbung einer Fläche von dem Grundstück des Schiffs- zimmermeisters Heidelmann im Wege der Enteignung ge- stattet worden ; ebenso unterm 9. April 1879 dem Kommunal- verbande des Regierungsbezirks Wiesbaden die Erwerbung der zur Fortführung der fogenannten Wisperstraße von der Einmündung des Fishbachs in die Wisper bei der Kreu- D bis nach Langenschwalbah erforderlichen Grund- tüde.

Dem Kreise Teltow ist durch Allerhöhsten Erlaß vom 2. April 1879 gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßi- gen Unterhaltung der Straße vom Bahnhof Trebbin nah dem Bahnhofe Mahlow und weiter bis zur Berlin-Zossener Provinzialchaussee das Recht zur Erhebung des Chaussee- gelds nach dem Tarif vom 29. Februar 1840 verliehen worden.

Die Abgabe für die Benußung des fiskalischen Lasten- frahns und der Denisonshen Waagemaschine im Hafen zu Memel is dur einen Tarif vom 20. März 1879 geregelt worden. Unterm 31. März 1879 i} Allerhöchst genehmigt worden, daß an den Brücken über den Sakrow-Pareßer Kanal bei Nedliÿ und Marquardt von jedem Schiffsgefäß, welches den Außzug der Brücken zur Nachtzeit verlangt, ein Brückenaufzugsgeld von je 25 Z erhoben werde.

Das Haus der Abgeordneten hat in der Sißung vom 15. Februar d. J. auf Grund des Berichts seiner Rechnungs- fommission über die dem Landtage vorgelegte Uebersicht von den Staats-Einnahmen und -Ausgaben pro 1. April 1877/78 unter Anderem den Beschluß gefaßt: wiederholt die Erwartung auszuspreden, daß die Staatsregierung Sorge tragen werde, daß die bauausführenden Behörden sih innerhalb der bewilligten Etatssummen halten, und daß etwa noth- wendig werdende Mehrausgaben, namentlih für solhe Bau- heile, welche in den ursprünglichen Kostenanschlägen nicht be- rüdsiht waren, rechtzeitig angemeldet werden.

Unter Bezugnahme auf den Cirkularerlaß vom 27, Aprik 1877 hat- dex - Minister des Znnern es den Regierungen und Landdrosteien durch ein Cirkular- reskript vom 19. d. M. wiedcrholt zur Pflicht gemacht, im Ressort des Ministeriums des Jnnern fortan mit besonderer Sorgfalt und mit Nachdruck darauf zu halten: 1) daß die Kostenanschläge zu staatlichen Neu- und Neparaturbauten einer strengen und genauen Prüfung unterzogen werden, um in Zukunft erheblichere Etatsüberschreitungen und außeretats- mäßige Ausgaben an Baukosten so sorgsam als irgend thun- li zu vermeiden, 2) daß etwa dennoch nicht zu vermeidende erheblihere Nachtragsforderungen bei Bauten, deren Kosten a1:5 dem Extraordinarium des Staatshaushalts-Etats oder aus den Mitteln der Restverwaltung zu bestreiten sind, stets sofort, wenn sie sich als unvermeidlih heraus- stellen bei dem Minister zur Anzeige gelangen; damit eventuell, soweit es überhaupt möglich ist, die redtzeitige Veranschlagung der Nachtragsforderung und die Aufnahme derselben in den nähsten Staatshaushalts-Etat veranlaßt werden kann.

Wieder ist ein Veteran der Befreiungskriege abgerufen worden. Am 24. d. M. verstarb hier im Alter von 85 Fahren der Kanzlei-Rath a. D. Diedloff. Jm Februar 1813 freiwillig in die Armee eingetreten, war es ihm vergönnt die großen Feldzüge bis auf eine in der Schlaht von Groß- Beeren erlittene Verwundung unversehrt mitzumachen. Den Dienst im stehenden Heere verließ er im Jahre 1822 als Feldwebel, um fortan in der Geheimen Kanzlei des Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten dienstlihe Verwendung zu finden. Im Jahre 1861 ward Dicdloff durch den Rothen Adler- Orden vierter Klasse ausgezeichnet und bei der Feier seines fünfzigjährigen Dienstjubiläums im Februar 1863 zum Kanzlei-Rath ernannt. Jm Juli 1871 trat derselbe in den wohlverdienten Ruhestand.

Bayern. München, 24. April. (Allg. Ztg.) Ein Erlaß des Kardinal-Staatssekretärs Nina, vom 16. April, an den hiesigen Erzbischof Dr. Steichele spricht den schärfsten Tadel aus über das Verhalten des Redacteurs des „Baye- rischen Vaterland“, Dr. Sigl, gegenüber den Kirchen- Autoritäten und hauptsählich gegenüber dem Nuntius Ma- sella, sodann gegen andere aller Achtung würdige Personen. Der Erlaß fordert den Erzbischof auf, den Klerus zu ermah- nen, sih und die Gläubigen von dem Blatte abzuwenden und gleichzeitig eine Einladung an die übrigen bayerischen Bischöfe zu richten, die gleihen Maßnahmen zu ergreifen, außerdem dent Vorstand des katholischen Kasinos aufzufordern, den Peters- pfennig nicht mehr von Demjenigen anzunehmen, welcher mit der Kirchenautorität Spott treibt und den Vertreter des Papstes in den Schmug zieht. Der Erzbischof Dr. Steichele is diefem Austrage in einem Ordi- nariatserlaß vom 22. d. M. in sehr nachdrüllicher Weise nachgekommen. Das heutige „Vaterland“ ver- öfentliht den Erlaß des Kardinals Nina mit dem Bemerken, oaß dieser Schlag der s{chmerzlichste sei, weil er von Rom ge- führt worden, für welches das Blatt so viel gekämpft und erduldet habe. Das „Vaterland“ (bezw. sein Redacteur Dr. Sigl) wolle jedoch zeigen, daß- seine katholishe Ueberzeugung niht Schein und Maske, daß es die Kirchen-Autorität nicht herabziehen, sondern derselben sich unterwerfen wolle. Habe es mit dem Auftreten gegen den Nuntius gefehlt, so beuge es sich vor dem ihm gewordenen Tadel und ertrage alles ohne Zorn und Groll.

Jn Folge des jüngsten gegen den Wucher gerichteten polizeilihen Erlasses haben, wie Der heutige Polizei- Ne mittheilt, bereits zwei sehr gefährlihe Wucherer München

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rlafjsen.

25. April. (W. T. B.) Die hiesige Handels- und Gewerbekammer hat, da München Vorort ist, eine Del e- girten-Konferenz der deutshen Gewerbekammern auf den 11., 12., 13. und 14. Mai c. hierher einberufen. Das Pro- gramm für diese Konferenz bilden die Besprehung und die Beschlußfassung über die Denkschrift der Hamburger Gewerbe- kammer in Betreff der Neform der deutschen Gewerbe- ordnung.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 24. April. (L. Ztg.) Nach einer heute erschienenen Höchsten Verordnung werden für das Herzogthum Sachsen-Altenburg sechs Amtsgerichte: zu Altenbura, Schmölln, Ronneburg, Eisenberg, Roda und Kahla zuglei mit dem deutschen Gerichtsverfassungsgeseße in Kraft treten. Während das Amtsgericht Altenburg die Be- zirke des bisherigen Stadtgerichts zu Altenburg und der Gerichtsämter 1. und 11. daselbst umfaßt, bestehen die Bezirke der übrigen Amtsgerichte aus den Bezirken der bezüglichen bisherigen Gerichtsämter. Das Stadtgericht und die Gerichts- ämter 1. und 11. zu Altenburg werden bereits mit dem 1. k. M. zu einem Gerichtsamtsbezirk mit dem Sige zu Alten- burg und unter der Bezeihnung: Herzogliches Amtsgericht Altenburg, vereinigt.

Bremen, 23. April. (Wes. Ztg.) Jn der heutigen Sißung der Bürgerschaft stand das Gesetz, betreffend die Ausführung des Gerichtsverfassungsgeseßes, zur Berathung. Zu dem von ciner Deputation ausgearbeiteten, der Bürgerschaft vorliegenden Geseßentwurfe hat die juristische Kommission eine Reihe von Abänderungsanträgen gestellt. Ueber die meisten derselben is eine Einigung mit dem für diese Angelegenheit ernannten Senatskommissar Senator Pauli erzielt worden; die übrigen veranlaßten eine eingehende Erörterung in der heutigen Sizung, so besonders die Bestimmungen hinsichtlich der Vertretung eines Richters bei Verhinderung desselben und die Bestim- mungen wegen Zuziehung von Hülfsrichtern, sofern die fungirenden ständigen Richter zur Erledigung der Geschäfte zeitweilig niht ausreichen. Jn dem Geseßentwurse ist zu diesem Zwecke die Ernennung von Assessoren, jüngeren Juristen, gegen eine entsprechende Vergütung, vorgesehen, eine Einrichtung, wie sie in anderen Staaten bestehe und neuerdings auch in Hamburg und Lübeck eingeführt sei. Diese Assessoren würden zeitweilig auch in Verwaltungsfächern Beschästigung finden können. Die juristische Kommission beantragt die auf das Jnstitut der Assessoren be- züglichen Bestimmungen des Geseßentwurfs zu streichen, und macht dafür im Wesentlichen folgende Gründe geltend, die in der Bürgerschaft von Richter Stadtländer und Dr. Adami eingehend des Weiteren ausgeführt wurden. Ein «Bedürfniß L dieses Instuut [ei hiex nit vorhanden und andererseits die politischen Bedenken gegen die Zulassung solcher Hülfsrichter, indem dieselben nicht die für das Richteramt absolut nothwendige Unabhängigkeit haben möchten, sehr erheblih. Erhöht würden jene Bedenken noch durch den Vorschlag des Gesetzentwurfs, daß die Assessoren sowohl bei der Justiz wie bei der Verwaltung sollten be- schäftigt werden können, da damit bezüglich der Hülfsrichter für zulässig erklärt werde, was bezüglich der ständigen Nichter verboten sei, auch dem Senat damit die in ihrer Tragweite durchaus nicht zu erwmessende Befugniß eingersunit würde, in der Verwaltung Hülfsbeamte nah seinem Bélieben zu ver- wenden. Ohne Beschäftigung bei der Verwaltung aber würde sih für die Assessoren nur selten Arbeit finden, da bei einer ausreihenden Beseßung der Gerichte mit ständigen Nichtern der Fall kaum vorkommen werde, daß die Vertretung eines Nichters nicht durch einen anderen ständigen Richter über- nommen werden könne, um so mehr, wenn, wie es bisher hier der Fall gewesen und nah §. 69 des Gericht3- verfassungsgeseßes auch ferner zulässig sei, die gegenseitige Vertretung der Mitglieder verschiedener Gerichte gestattet und die freiwillige Vertretung als Regel hingestellt werde. Für jene seltenen Ausnahmen aber genüge eine Vertretung dur Nechtsanwälte, eine Aushülfe, welche für die Kriminalgerichte chon bizher zulässig gewesen, von welcher übrigens, troß der bisher höchst knappen Beseßung der Gerichte, noch niemals habe Gebrauch gemacht werden müssen. Dr. C. Barkhausen theilte die von der juristishen Kommission erhobenen Beden- fen nicht in ihrem ganzen Umfange und wünschte, daß das Institut der Assessoren beibehalten werde, stellte jedoch, um einen Haupteinwand dagegen Ns zu machen, den An- trag, zu bestimmen, daß Affsessoren während der Dauer ihrer Beschäftigung in der Verwaltung von der Beschäftigung bei den Gerichten ausgeschlossen werden sollen. Der Senator Pauli suchte die erhobenen Bedenken zu entkräften. Man sollte jungen tüchtigen Juristen, welGe niht Neigung haben, sich dem Ad- votatenstande zuzuwenden, nicht die Möglichkeit gänzlih ab- schneiden, sih auf andere Weise, sei es in der Verwaltung oder in Nothfällen als Hülfsrichter, nüßlich zu machen. Es werde sih nicht selten Gelegenheit bieten, diese Kräfte zur Aushülfe heranzuziehen, besonders in der ersten Zeit nah Einführung der neuen Justizorganisation. Die erhobenen Be- denken habe man in Preußen nicht getheilt und auch in Ham- burg, wo man Anfangs ebenfalls Bedenken gegen die-Einrichtung geltend gemacht, habe man dieselben überwunden und das FFn- stitut der Assessoren geseßlih eingeführt, ebenso wie in Lü- beck. Der Antrag der juristishen Kommission auf Streihung der bezüglichen Bestimmungen wurde jedoch \ch{ließlich ange- nommen, womit der Antrag von Dr. Barkhausen erledigt war. Die weitere Berathung wurde vertagt.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 25. April. (W. T. B.) Die Festkommission hat heute beschlossen, morgen, Sonnabend, den Festzug nicht stattfinden zu lassen, sondern denselben, falls die Witterung es gestattet, Sonntag, den 27. d., abzu- halten. Graf Shumwaloff stattete heute dem Grafen Andrassy einen längeren Besuch ab, den der Leßtere hier- auf erwiderte. Die-,„Polit. Korresp.“ läßt sich aus Paris melden: Zwischen den Kabineten von Paris und London sei in der egyptischcn Frage eine Verständigung erzielt, welche in einer an den Khedive gemeinsam zu richtenden Note, unterstüßt dur eine märitime Demonstration, Ausdruck finden werde. Mehrere französishe Panzerschiffe hätten bereits hierauf bezügliche Ordres erhalten. Nach einer Meldung aus Cettinje ist der Oberst Ottolanghi zum neuen Ver- treter Jtaliens bei der montenegrinisch-albanesishen Delimi- tations-Kommission ernannt worden.

An dem am nächsten Festzuge werden sich mehr als theiligen. Hiervon kommen: Auf die erste

Sonntag stattfindenden 10000 Personen be- Abtheilung

Studenten 1200, Turner 400, Schüßen 350; auf die zweite Abtheilung, die Deputationen der Genosser. schaften und Ver- eine im s{hwarzen Festkleide, 2500; auf die dritte Abtheilun den fkostümirten Theil, 2200; auf die vierte Abtheilung, Hoch- gebirgsjagd, 500 Personen, und auf die fünzte Abtheilung FFeuerwehren, Veteranen und Gesangsvereine, 3200. Jn den leßten Tagen haben sich auch die verschiedenen Landsmann- schaften und Corps der Hochschulen dem Festzuge angeschlossen und werden in vollem Wichs an demselben Theil nehmen.

26. April. (W. T. B.) Die gestrige Soirée bei dem Grafen Andrassy anläßlich der silbernen Hoc- zcit des Kaisers war äußerst glänzend. Die Auffahrt der Gäste zu derselben dauerte 2 Stunden. Der Kaiser erschien um 101/, Uhr und wohnte dem Feste eine Stunde bei. An- wesend waren unter vielen Anderen noch die Erzherzöge, Prinz Leopold von Bayern, Graf Schuwaloff, die Minister, zahlreiche Mitglieder des diplomatischen Corps, Vertreter der Aristokratie und viele Mitglieder von Deputationen.

Pest, 24. April. Aus Anlaß des Jubeltages, wel- chen die Völker der österreichish-ungarishen Monarchie be- gehen, preisen die Blätter die hohen Tugenden, welche das Kaiserpaar zieren, und geben der unwandelbaren Liebe und Verehrung Ausdru, von welchen die Nation für Fhre Ma- jestäten und das Herrscherhaus erfüllt ist. Der „Pester Lloyd“ schreibt: Es giebt Gefühle, welche mit so clementarer Gewalt ganze Völfer ergreifen, deren Berechtigung ihnen als etwas jo Selbstverständliches gilt, daß gar Niemand danach fragt, woher sie stammen und worin sie ihre Begründung finden. Sie sind da, und wehe dem, der daran rühren wollte. Solch ein mächtiges Gefühl ist das, daß der erste Stein zu dem stolzen Baue, der 1867 seine Vollendung fand, {hon am 24. April 1854 gelegt wurde. So steht es fest wie ein Dogma in dem Glauben des Volkes, daß jener 24. April 1854 uns mchr brachte als ein bloßes Familienereigniß, daß er den Beginn einer Wendung und zwar einer glücklihen Wendung in den Geschicken der Monarchie bezeichnete, und darum ist der Jubel

heute ein sv großer und allgemeiner. „Ellönör“ \chreibt: *

Glüdcklicher Herrscher, glücklihes Volk, die si in gegenseitiger Liebe, in gegenseitiger Anhänglichkeit vereinigen ; doppelt glück- lih jeßt, wo zwischen den Völkern und Thronen in ganz Europa bittere Zwistigkeiten ausgebrochen sind. Jn ähn- lichem Sinne sprechen sich auch die übrigen Blätter aus. Die feierliche Einweihung der neuen, unter dem Patronate der Kaiserin-Königin stehenden Franzstädter Kirche fand anläßlich des Jubiläums des Kaiserpaares heute statt. Das Hochamt wurde vom Kardinal Fürst-Primas Simor mit großer Assistenz celebrirt. Fn sämmtlichen Gotteshäusern fand eine kirchliche Feier statt. Die Theilnahme der Bevölkerung war eine überaus rege.

25. April. Die „Pester Korrespondenz“ meldet, die gemeinsamen Minister-Konferenzen in Wien seien heute beendet worden in allen drei, die Administration Bosniens, die serbischen Eisenbahnanshlüsse und den Zollvertrag mit Serbien betreffenden Fragen, sei eine Einigung erzielt. Der gemeinsame Ministerrath werde nächsten Donnerstag hierüber endgültig beschließen. Die Auf- nahme Bosniens und der Herzegowina in den gemeinsamen Zollverband sei prinzipiell ausgesprochen, die Berathung über den Modus der Ausführung werde demnächst beginnen. Die nach Pest zurückgekehrten ungarischen Minister würden am Donnerstag wieder in Wien eintreffen.

Großbritannien und Jrland. London, 24. April. (Allg. Corr.) Das Auswärtige Amt hat von dem britishen Ge- jandten in Lima folgende, vom 17. d. M. datirte Depesche erhalten: „Die Landungsbtüccken in den peruanischen Guanohäfen wurden von der chilenischen Flotte zer- stört. Den Schiffen ist anbefohlen worten , die Häfen binnen zwei Tagen zu verlassen. Die Blockade von Jquique dauert fort.“

Die beabsichtigte unverzüglihe Rückkehr des Kanal- geshwaders nach England ist, wie der „Standard“ erfährt, zeitweilig verschoben worden. Die Schiffe, unter dem Befehle des Vize-Admirals Lord John Hay, werden noch ferner im Mittelländischen Meere kreuzen.

Jn Plymouth liefen am Dienstag Befehle der Admi- ralität ein, das Truppenschiff„ODrontes“ für den 1. Mai segelfertig zu halten, um frishe Verstärkungen, wahr- Icheinlich in D von 1200 Mann, nah dem Kap zu führen.

Einem Telegramm der „Daily News“ zufolge brann- ten die Zulus Ekowe nieder, nachdem es von den Eng- ländern geräumt worden. Dasselbe Blatt meldet auch aus Pietermarißburg vom 8. d. M.: es verlaute, daß die Boers Prätoria eingeschlossen haben. Der ¿Daily Lelé- graph“ läßt sich vom Kap melden, Cetewayo sei über den Fluß Black Umvolosi in das Jnnere geflüchtet.

Der „Western Morning News“ wird aus der Ka p- stadt via St. Vincent gemeldet:

„Sir Bartl'e Frère kehrt in Folge der Ankunft wichtiger Regierungédepeshen unverzüglih nach Natal zurück. Die Drohung der Boers, den Gouverneur als Geißel zurückzubehalten, wird nicht für ernfstlih gehalten, indessen sind Verstärkungen nah Prätoria gesandt worden. Während des Vorstoßes auf Ekowe hielt das Ein- geborenenkontingent in jedem Gefecht bewunderungswürdig Stand, erlitt aber s\ch:rere Verluste. Die Flottenbrigade hatte die Ehre, zuerst in Efkfowe einzurücken, und wurde mit großem Jubel empfangen, an weld)em sich selbst die Verwundeten und Kran- ken betheiligten, Die Vorräthe an Brod und Zwieback waren ers{chöpft, aber noch viel Tranéportochsenfleisch vorhanden. Hundert PDiann mußten herausgetragen werden, als Efowe geräumt wurde. Eine Soldatenabtheilung ist zurückgekehrt, um Glowe zu s{leifen, da es für Vertheidigungszwecke oder für cinen Vormarsch auf den Kraal des Königs, nah dem sich die Zulus zurückgezogen haben, {let gelegen ist. Es werden Verstärkungen in Gingichlovo erwar- tet und cine Reihe stark befestigter Forts daselbst errihtet. Oberst Bullers Koloane entging am 21. März mit genauer Noth einer gänzlichen Vernichtung. Nachdem der Vorposten der Zulus auf dem 2090 Fuß hohen Berg Imtobana vertrieben worden, rüdte das Gros der Zulu-Armee in der üblichen Halbmondform vor. Oberst Buller s¿Streitmacht eilte, um aus dieser Falle zu ent- rinnen, die steilste Seite des Berges hinab, wobei viele Soldaten verunglückten und von deñ Zulus erstohen wurden. Oberst Wood, der die Gefahr, in welcher Buller {webte, sab, sandte ihm eine Truppenmatt zur Hülfe, aber dieselbe wurde umzingelt und mußte sich dur{chschlagea. Dies ermunterte die Zulus den Oberst Wood am nächsten Morgen in ftärkerer Zahl anzugreifen, und dieser Angriff war fo entshlossen, daß die Schanzen rings um das Lager mit ihren EEUM gefüllt waren und Hunderte innerhalb des Lagers getödtet wurden.

Zur Lage in Afghanistan wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 23. d. M. aus Simla E ae ¿QUL eingegangenen authentischen Nachrichten aus Kandahar zufolge,

marschiren persishe Truppen aus Mesched nah der

afghanischen Grenze“.

925. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses antwortete der Schaßkanzler Northcote auf eine Frage Andersons: von den Kronjuristen werde die Rathsamkeit einer Neutralitäts-Proklamation gegen- über dem in Südamerika ausgebrochenen Kriege erwogen. Der Unterstaats-Sekretär Bourke erwiderte auf eine An- frage Denisons: die eingegangenen Nachrichten ließen die Re- gierung glauben, daß Persien eine militärishe Operation gegen Herat nicht unternommen habe.

Dem „Standard“ zufolge, ist das Pacific-Ge- \chwader beordert, zum Schutze der britishen Fnteressen an der Küste von Peru zu kreuzen. Jn einem Briefe der „Times“ aus Alexandria wird hervorgehoben, die egyPp- tishe Frage sei in dem Berliner Vertrage ausdrücklich reservirt worden, Frankreich und England würden es deshalb schwierig finden, Zwangsmaßregeln ohne vorgängige Befragung der übrigen Signatarmächte zu ergreifen.

(E. C.) Jm März vocigen Jahres ist eine Volkszählung der Kolonie Neu-Seeland nah Grafschaften veranstaltet worden. Die Gesammtbevölkerung, aus\s{hließlich der Maoris, beträgt jeßt 414412 Ew. Davon haben die beiden großen Hauptinseln, die nördliche 158 208 Ew., die südliche 255 757 Ew. Die größten Orte sind Dunedin 22525 Ew., Wel- lington 18953 Ew., Auckland 13758 Ew. und Christ- church 13 425 Ew. Unter der Gesammtzahl “befinden sih 4382 Chinesen, von denen wiederum nur 8 weiblichen Geschlechts sind. Außerdem giebt es 1932 Halbblütige, wahr- scheinlich Mischlinge von Europäern und Maoris ; leßtere sind nicht gezählt worden.

Frau?kreih. Paris, 24. April. (Fr. Korr.) Das „Journal des Débats“ meldet: „Die Regierung wird aus cigener Jnitiative in der Deputirtenkammer den Antrag

stellen, die Wahl des Herrn Blanqui in Bordeaux für null und nichtig zu erklären. Aus diefem Grunde wird das

„Journal officiel“, wenn es demnächst das Resultat der Stim-

menabzählung im ersten Bezirke von Bordeaux zur öffentlichen Kenntniß bringt, nur die Zahl der den verschiedenen Kandi- daten zugefallenen Stimmen angeben, ohne der Frage zu prä- judiziren, ob Herr Blanqui gewählt ist. Den Angaben meh- rerer Blätter entgegen hat die Regierung durhaus nicht die Absicht, Herrn Blanqui zu begnadigen.“

95. April. (W. T. B.) Jhre Majestät die Königin Victoria ist heute Vormittag nah England weitergereist.

Die „Agence Havas“ meldet: der Minister des Fnnern und der Kultus-Minister hätten dem Staats- rath den Mißbrauch zur Anzeige gebracht, dessen der Erz- bischof von Aix sich in einem Hirtenbriefe über die Fragen des Unterrichts schuldig gemacht habe. Die Regie- rung habe der Reklamation kein Hinderniß in den Weg ge- legt, welche der Erzbischof in der Form von Petitionen und Broschüren und unter Bezugnahme auf die Freiheiten des gemeinen Rechts veröffentlichen zu sollen geglaubt habe; dem Vernehmen nach sei die Negierung aber fest entschlossen, zu verhindern, daß eine solhe Polemik sih in der Form schrift- licher Hirtenbriefe wiederhole, welche bestimmt seien, von der Kanzel verlesen zu werden, und durch welche die Politik in die Ausübung des Gottesdienstes eingeführt werde.

Der Generalrath des Seine-Departements hat den Wunsch ausgesprochen, daß das Reglement für Primär- \chulen einer Revision im Sinne der gegenwärtigen Jn- stitutionen unterzogen, und daß durch diese Revision der Gewisscnsfreiheit in vollem Umfange Genüge gethan werde.

Spanien. (Cöln. Dig.) Aus den großen Wahlen sind auf der Halbinsel felbst 304 Regierungskandidaten, 10 Ultramontane (d. h. intransigente Ultramontane) und 60 An- hänger der vereinigten Parteien der Demokraten, Progressisten und Sagastinos hervorgegangen, auf Cuba und Puerto Rico aber 15 Demokraten und 24 Konservative. Ein solches Er- gebniß kann als glänzender Sieg der Regierung aufgefaßt werden, obwohl die Opposition mit etwa hundert Mitgliedern diesmal stärker ist als in den vorigen Cortes, wo sie nur durch 60 Abgeordnete vertreten war. Alle hervorragenderen Führer der Opposition, ausgenommen Moyana, sind wieder- gewählt worden.

Portugal. Lissabon, 24. April. (Ag. Hav.) Der Justiz-Minister hat der Kammer Gesetzentwürfe unter- breitet, welche die Einrihtung von Civiljtandsregistern betreffen und die Civilehe obligatorish machen sollen.

Griechenland. Athen, 25. April. (W. T. B.) Die Königin is nah Livadia zur Begrüßung der Kaiserlich russischen Familie gereist.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 25. April. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ bespricht die Frage des Königsmordes im Allgemeinen von dem Standpunkte des internationalen Rechts und hebt hervor, daß einzelne Staaten cinen Unterschied zwischen dem gewöhnlichen Mord und dem Königsmord machen, welcher dem leßteren eine gewisse Begün- stigung verleihe, die der erstere niht habe; offenbax sei eine Lüce in dem Völkerrecht vorhanden, welche zu heben wohl eine Aufgabe der wiederkehrenden Kongresse inter: nationaler Rechtsgelehrter sein könnte. Man müsse auf den Weg zu gelangen suchen, daß für das Verbrechen des Königs- mordes, den die meisten Staaten innerhalb ihrer eigenen Grenzen als besonderes Verbrechen charakterisirt hätten und dem entsprechend verfolgten, cin internatio naler charakte- risirender Rechtsbegriff gefunden werde; sei ein solcher gefun- den, so werde nichts entgegenstehen, den Königsmord auch international zu verfolgen. : i

Die diesjährigen Zolleinnahmen Rußlands bis zum 12. April betrugen, laut vorliegendem Ausweise, 14 824 748 Kreditrubel und ergaben mithin eine Mehrein- nahme von 3446 680 E en den entsprehenden Zeitraum des Jahres 1878 und eine Mehreinnahme von 12 016 403 Rbl. gegen den entsprehenden Zeitraum des Jahres 1877. Der diesjährige Jmport an Gold und Silber in Münzen und Barren betrug bis zu demselben Zeitpunkt 3 754 325 Rbl, mithin 3 255 580 Rbl. mehr als in dem Un L enan Zeit- raum des Jahres 1878. Der diesjährige Export ezifferte sich auf 2 103 272 Rbl., mithin auf 706 110 Rbl. mehr als in dem entsprehenden Zeitraum des Jahres 1878.

296. April. (W. T. B.) Der General-Gouver- neur Gurko wird auf einige Tage die Stadt verlassen, da er ganz unerwartet erte berufen und unvorbereitet ange- kommen ist. Erst nah seiner Nückehr vom Lande, wo seine

Familie geblieben is, wird er die Ausführung der ihm ge- Paten Aufgabe voll übernehmen. Derselbe hat bis jet durch die Verordnungen in Bezug auf

jenen rordnungen in die Hauswächter und den Waffenbesiß, die fich in der Aus-

gleich am ersten Tage erl

führung befinden, seinen Amtsantritt konstatirt. Die frühere Nachricht der „Nowoje Wremja“, daß unter dem Vorsitz des Domänen-Ministers Walujeff eine Kommission zur Berathung von außerordentlihen Maßregeln nieder- geseßt sei, ist inkorrekt. Das Projekt zur Errichtung der proviforishen Generalgouverneurstellen hat dem Minister- Comité vorgelegen.

Eine Verordnung für die Garde und die Truppen des St. Petersburger Militärbezirks destimmt, daß das Mi- litär von den in seinem Besiße befindlihen Waffen- vorräthen den betreffenden Behörden umgehende Meldung zu machen hat, ähnlich wie dies kfürzlich für das Civil vor- geschrieben wurde.

__ Schweden und Norwegen. Christiania, 24. April.

(Hamb. Nachr.) Sämmtliche Grundgeseßvorshläge zur Er- weiterung des Stimmrechts sind vom Storthing ver- worfen worden.

Amerika. Washington, 23. April. (Allg. Korr.) Dem Repräsentantenhause ist ein Antrag unterbreitet worden zur Niederseßung eines Comités, welches die Ursachen der NegerauswandekLXüung aus dem Süden nah Kansas untersuchen und ein Abwehrmittel ausfindig machen soll. Bolivia kauft Kriegsmaterial in den Vereinigten Staaten, hauptsählih Gewehre. Peru und Chile unterhandeln gleichfalls über den Ankauf von Waffen.

25. April. (W. T. B.) Der Senat hat das Armee- budget genehmigt.

Süd - Atnerika. Chile. Valparaiso, 28. März. (Allg. Korr.) (Per Telegraph von Lissabon.) Der Verlust der chilenishen Truppen bei der Einnahme von Calama, am 23. März, belief sich auf 14 Todte und Ver- wundete. Der bolivianishe General Canfuo, 10 Offiziere und 26 Soldaten wurden zu Gefangenen gemacht, während der übrige Theil der bolivianishen Streitkraft in der Richtung nach Kobija die Flucht ergriff.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Kairo, Sonnabend, 26. April. Nach einer amtlichen Mittheilung ist das Geld zur Zahlung des fälligen Coupons der Anleihe von 1864 und zur Amortisirung dieser Anleihe, R zur Zahlung des fälligen Coupons der unifizirten Schuld vereit.

Statistische Nachrichten.

Amtlichem Ausweise zufolge beziffert sich der im Jahre 1875 in Oesterreich für Stempel- Marken, gestempelte Wechsel- bla: quette, Promessenscheine und Eisenbahnfrachtbriefe, ferner für der Stempelung unterzogenen Spielkarten, Kalender und Zeitungen ein- gegangene Gebührenertrag im Ganzen auf 16 493 096 Fl. und ilt daher gegen die gleichartige Einnahme des Vorjahres per 17 137 544 Fl. um 734148 Fl. d. i. um 4,29 9% niedriger. Vou den Gefammterträgnissen entfallen: auf die Stempelmarken 14 225 765 Fl. (— 712 687 FI.), auf die Wechselblanquette 775 760 Fl. (— 44 470 Fl.), auf die Promessen scheine 80 878 Fl. (+ 20525 Fl.), auf die Spiel- larten 162 858 Fl. (— 1451 Fl.), auf die Kalender 146 417 Fl. (—- 1798 FI.), auf die Zeitungen 962 615 F[. (+ 7797 Fl.), auf die Eisenbahnfrachtbriefe 48 803 - Fl. - (—15960.- Fl.) An Stempel- gebühren für ausländishe, durch den Buwchandel bezogene Drudschriften sind 3367 Fl, und für die dur die Post- anstalten bezogenen Zeilschriften 26 446 Fk. eingegangen. Außerdem wurden in Folge der mit dem K. K. Handels-Ministerium gepflogenen Abrechnung vom Postärar für im Jahre 1877 verkaufte gestempelte Postfractbriefe und Nachnahmescheine an das Stempelgefäll 989 624 Fl. abgeführt. Die von der Nationalbank, den Eisenbahn» und Dampfschiffahrtsunternehmungen, Sparkassen, Kredit-, Escompte-, Nersicherungsanstalten und ähnlichen Instituten für gegebene Vor- \{üs}se, Aufnahme- und Versiterungsurkunden, statutenmäßig ge- leistete Einlagen, eingelöste Checks, erfolgte Pensionen sowie für aus- gegebéne Fahr- und Frachtkarten im Jahre 1878 entrichteten un- mittelbaren Gebühren betragen 3 210 230 Fl., daber gegen das Gr- gebniß des Vcrjahres per 3 350018 Fl. um 139 788 Fl. weniger. Bei den in Böhmen bestehenden £4 Sparkassen war im Jahre 1878 die Zahl der Einleger um 13 480 höher als jene_der Nüctfor- dernden, (während im Vorjahre die leßteren um 13 278 überwogen, fo daß sich im Jahre 1878 die Zahl der Einleger um fast 27 000 hob, was für den Sparsinn der Bevölkerung ein sehr günstiges Zeugniß ablegt; die Rückzahlungen waren dagegen um rot. 5 429 051 Fl. höher als die Einlagen (im Vorjahre um 1 266 936 Fl. und im Fahre 1876 um 1 037 009 Fl.). Im Vergleiche mit dem Vorjahre stieg die Zahl der Einleger um 32342 (während sie im Vorjahre um 10386 gesunken war, daher auch in dieser Rubrik ein sehr günstiges Resultat zu verzeihnen ist), wiewohl die Einlagen um 248 678 Fl. geringer waren, woraus geschlossen werden kaun, daß zumeist kleinere Beträge in den Sparkassen deponirt wurden ; dob auch hier ist die Steigerung der Einlagen, vergliben mit dem Fahre 1877, eine namhafte zu nennen, da in jenem Jahre das Minus derselben 10 369 990 Fl. betrug. Die Zahl der Rückfordernden stieg um 4584 (während sie im Vorjahre um 967 aesunken, dagegen im Jahre 1876 um 026 gestiegen war) und die Summe der Rück- zahlungen um 3 913 436 Fl. (während im Vorjahre diese Summe um 10140063 Fl. gesunken war).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Kaiserliche Admiralität, welhe im Interesse der deutschen Sciffahrt eine Veröffentlibung von Fluthtabellen für die wictigsteu Hafenpläge unserer Nordseeküste (Gezeiten-Tafeln für 1879), \{on im vergangenen Jahre (als Beigabe der „Annalen der Hydro- graphie“) veranstaltete, hat für das kommende Jahr 1880 in ciner beson- deren kleinen Schrift und mit erweitertem Inhalt diese „Gezeiten- Tafeln* jeßt {hon herausgegeben (Berlin, bei E. S. Mittler u. Sohn, Königl. Hofbuchhandlung). Außer den Fluthtabellen enthält das Buch eine faßliche Darstellung der in Nord]ee und Kanal herr- {chenden Strömungen, welche ein besonderer Vorzug vor Den eng- lishen und französishen Tafeln gleichzeitig auch auf 13 Karten bildlich veranschaulicht sind, so daß für jede Zeit und jeden Ort die Richtung und Geschwindigkeit der Gezeitenströmung in diesen Fahr- wassern leiht zu ersehen ist. Um diese Gezeitenberechnungen und Strömungsangaben der deutschen Schiffahrt recht nußbar zu machen, wird für dieses Buch nur der Selbstkostenpreis von 1,25 M berechnet.

In den soeben erschienenen Heften 7 und 8 der „Annalen des Deutshen Reiches“ (Leipzig, Verlag von G. Hirth) berichter Prof. W. Lewis aus Berlin über die in den deutshen Staaten bestehenden A Bestimmungen über

amilien-Fideikommisse; Prof. . Endemann aus Bonn be- priht im Anschluß an seine früheren regelmäßigen Berichte die Entwicklung der Justizgeseßzgebung des Reichs in den Jahren 1877/78. Es folgen Berichte und statistische Uebersichten über das Auswandererwesen im Jahre 1878, die landwirthschaftliche Produktion, Anbauflächen 2c. ; der Verwaltungs8bericht der Reichsbank pro 1878, die Denkschrift zum österreichischen Handelsvertrag, ferner der neue Zolltarif- und dcr Tabaksteuerer.cwurf, endlich eine detaillirte deutsche Handelsbilanz für das Jahr 1877. Das M welches aoch vor Ende April erscheinen soll, wird die amtlichen Motive zum Zoll- tarifentwurf enthalten.

Von dem Prabiwerk „Jtalien, eine Wanderung vom den Alpen bit zum Aetna*“ (Stuttgart, Verlag von J. Engel- born), zweite Auflage, liegt die 13. Lieferung vor, umfassend die Riviera di Levante und die Emilia (ror Karl Stieler), mit folgen- den Textillustrationen : Auf der Halbinsel bei Seftri Levante, Lerici bei la Spezia, Insel Palmaria am Golf von la Spezia und an der Riviera, von Gustav Schönleber; Marmorbrüche bei Carrara, von P. F. Peters; Sirenenbrunnen in Carrara, von Rudolf Swick ; Bccciaspiel, von Th. Hermans; Pifferari, von Ludw. Kurella ; Schiefe Thürme in Bologna und das Grabmal Theodorichs in Ra- venna, von Th. Weber. Von Tondruckbildern sind beigegeben eine Landschaft (Villa bei Bordighera) und Strand von Savona, von Arthur Calame.

Ueber das Werk: „Nordamerikanishe Arbeiter- verhältnisse. Von Arthur v. Studnitß. Leipzig. Dunler & Humblot. 1879“, äußert sich die amerikanische Presse günstig. Der in Philadelphia erscheinende „Public Ledger“ bemerkt u. A.: „Wir haben in diesem Werke eine einge;ende Untersuchung vor uns, die, was die Fülle und Wichtigkeit des gesammelten Materiales betrifft, wenig zu wünscben übrig läßt. Wir zögern nicht auszusprehen, daß der Verfasser seine \hwierige Aufgabe in einer bödbst lobenêwerthen, fleißigen und durchaus unparteiishen Weise gelöst hat. Wir glauben nicht, daß irgend einer unserer heimischen Forscher auf diesem Gebiete eine ähnliche Fülle glei zuverlässiger und umfassender Thatsachen über diesen wihtigen Gegenstand ge- sammelt hat“.

Die „New-Yorker Staatszeitung“ bemerkt: „Hr. Arthur v. Studnitz hat unter dem Titel „Nordamerikanische Arbeiterverhält- nisse" ein Buch erscheinen lassen, das auch für amerikanische Leser manches Neue und Interessante bietet. Die Reichhaltigkeit des ge- botenen Stoffes und die augenscheinlihe Fülle der vorliegenden Materialien zeugen sowohl von dem Eifer des Verfafsers, wie von der Bereitwilligkeit, mit welcher man hier seine Bestrebungen unter- stüßte. Was dabei auf persönlicher Beobachtung beruht, zeugt von flarem BVlick für das Wesentlißhe und Charakteristische und wird um so interessanter, als Dinge hervorgehoben werden, welhe uns, als an amerikanisWe Verhältnisse \chon gewöhnt, als selbstverständlih und natürliÞh er- \cheinen, - auf den europäischen Reisenden aber den Ein- druck des Ungewöhnlihen und Merkwürdigen machen. In rihtiger Erkenntniß der Schwierigkeit, sich bei einem so kurzen Aufenthalte ein maßgebendes Urtheil über unsere Arbeitecrverhältnisfe zu bilden, beschränkt sih der Verfasser größtentheils auf die einfache Wiedergabe der nackten Thatsachen, sich des Urtheils im Allgemeinen enthaltend, Er macht von dieser Regel nur eine Ausnahme, wenn Ucbelstände oder Vortheile so augenscheinlich hervortreten, daß Tadel oder Lob mit Sicherheit aus8gesprohen werden kann und es scheint, als seien solche Urtheile grözëtentheils rihtig. Die Darstellung der Arbeiterbewegung führt Hr. v. St. bis zu den leßten Wahlen; fogar der hier längst vergessene Dennis Kearney hat ein Plätzchen gefunden. So anerkennenswerth der Sammelfleiß ist, wel- chen diese Darstellung bekundet, wird er doch jedenfalls übertroffen durch die, auch hier noch nicht unternommene, Zusammenftelung aller auf die Arbeiterverhältnisse in den einzelnen Staaten bezüg- lichen, jeßt zu Recht bestehenden Gesetze. Es macht uns Vergnügen, dieses Werk Allen, welche sih mit der sozialen Frage beschäftigen, als eine verläßliche und unparteiische Zusammenstellung von Fatten empfehlen zu können. Es muß zugestanden werden, daß der Ver- fasser diese aus den besten Quellen \{chöpfte und sorgfältig und über- sichtlich zusammenstellte.“

Die „New-Yorker Handelszeitung“ schreibt: „Daß eine Erwähnung dieses wichtigen Werkes auf dem Gebiete der Arbeiter- literatur in den Spalten dicses Blattes si nicht über den Charakter einer Anzeige hinaus erstrecken kann, ist selbstverständlid. Wenn diese Anzeige sich zu einer dringenden Empfehlung gestaltet, so bedarf cs dazu allein eines Blickes auf die großartige Masse des Materials. .….. ÎIn der That, man sieht dem Werke des Hrn. von Studnitz sofort an, daß es kein Erzeugniß der modernen Seuche der Buchmacherei ist, sontern einem mit vollftändiger Sachkenntniß und reifen Vor- fenntnissea, sowie mit Liebe und Begeisterung für seine Sache an die Arbeit gegangenen Mann seine Entstehung verdankt. Unter allen Umständen hat Hr. von Studniß mit seinem Buche über „Amerikas nische Arbeiterverhältnisse* sich ein großes Verdienst um die Sozial= wissenschaft seines Landes erworben.“

Gewerbe und Sandel.

Für die Gewerbe-Aus stellung ist nunmehr der Vor- stand der Preisrichter gewählt worden. Derselve besteht aus folzenden Herren: Geheimer MRegierungë-Rath Professor Dr. A. W. Hofmann, Vorsitzender; Baurath Ende, Stellvertreter des Vorsißen- den ; Dr, Max Weigert, Schriftführer ; Buchhändler Kayser, *Stell- vertreter des Schriftführes. Die Wechselstube im Gebäude der Ausstellung ist der „Berliner Wecselbank“ (Hermann Friedlaender & Sommerfeld, Unter den Linden 45) übertragen. Diese Firma hat sich anhzishig gemacht, deutsche Münzen und Reichspapiergeld unents- geltlih zu wechbseln und unentgeltlich den Besizern von Loosen der Aus stellungslotterie, die den bezüglihen Wunsch aussprecen und ihre Adresse deponiren, von den auf ihre Nummern etwa gefallenen Ges winnen Nachricht zu. geben. E

Der Rechnungsabs{li¿ß der Allgemeinen Versices- rungs-Aktien-Gesellschaft „Union“ zu Berlin pro 1878 ergi: bt einen Nettogewinn von 73 809 #4 Die Prämienreserve er- höht si auf 350084 4, und die Kapitalreserve wird auf den Bes trag von 50000 M gebracht. Die Gesellschaft vereinnahmte im Sahre 1878 für 79870 abgeshlossene Versicherungen mit 787 069 972 M Kapital an Prämie 1 892429 A (1877 für 67578 abgeschlossene Versicherungen mit 726 053 956 M Kapital an Prä- mien 1614 103 6). Im Jahre 1878 wurde die Gescllshaft von 695 Brandschäden betroffen gegen 472 in 1877. Für die bis ultimo vorigen Jahres noch nicht erledigten Brandschäden mußten 120 475 6. in Reserve gestellt werden. Der Nettogewinn von 73 809 6. wird, wie folgt, verwendet: 10 9%/6 zur Kapitalreserve 7381 M, 49/0 Abschlagsdividende 36 000 M, Tantième an den Auf- sichtsrath 6643 M, KLantième an den Vorstand 5314 #, 1 °/o Superdividende 9000 A6, zum Kapital-Reservefonds, welcher dadur auf 50000 M Tommt, weitere 8619 M4; der Rest mit 852 H# wird auf neue Rechnung vorgetragen.

j B Didibente ba Stammaktien und Stammprioritäts- Aktien der S chlesischen Zinkhütten-Aktiengesellschaft pro 1878 ist, wie der „B. Börs.-Ztz.“ aus Breslau geschrieben wird, auf 54% festgesetzt worden. s

_— Die Generalversammlung der Aktionäre des Commerner Bergwerks- und Hütten-Aktienvereins genehmigte die Bilanz, welche in Aktiven und Passiven gleihlautend mit 3 952 689 4& abschließt, an Vorräthen, Kassa, Wedfeln 2c. 507 511 M, an D2= bitoren 255 438 &, an Kreditoren 59 967 4, sowie einen Brutto= gewinn von Rad nachweist. Leßterer wird ganz zu Abschzi=

ungen verwandt.

: La Von der Leipziger Mesfe berichtet das „Dr. Jona. unter dem 25. April: Bei ziemkih heiterem Wetter nahm die Ledermesse am Montag ihren Anfang. Die Zufuhren in allen L: dersorten waren sehr mäßig; die allgemeine Stimmung ety,0as8 matt, doch nahm der Verkauf einen lebhaften Charakter an. Dex Verkehr der letzten Tage wurde durch das regaerische, unfreundl*,(he Wetter arg gestört und übte leßteres ret nadtheiligen Ein‘{uß auf die Uebernahme und die sonst - übliche rasche Sehen dec gehandelten Waaren. Sohlleder war in den beliebten feinsten Oualitäten ras und zu wenig gedrückten Preisen geräumt; untergeordnete Sorten mußten entsprechend biilig abgegeben werden. C asselbe galt von braunem Kalhleder. Fahlleder waren sehr bezehrt, und wurden zu lettmonatlichen Preisen \{lank gekannt, Ebenso Zeugs- leder, Blankleder in braun und \{w0z. Das Verhältuiß der Preise des Garleders steht leder in keinem Bera hältniß zu dem tbeueren Rohprodukt, "ad es ist sehr, zu wünschen, daß der Druck, welcher guf fertige; Leder lastet, ret bald einen