1901 / 260 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Nov 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlihen, Unierrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Gymnasial -: Direktor Dr. Karl Stegmann ist die Direktion des Gymnasiums in Norden übertragen worden. | - Der bisherige Seminar-Oberlehrer Haedr ih aus Usingen Ist zum Kreis-Schulinspektor ernannt worden.

9 . Finanz-Ministerium.

. Dem Regierungs - Assessor, Ober - Zollin)pektor U eber- Tchaer zu Stralsund is die Stelle eines Mitgliedes der Provinzial-Steuer-Direktion zu Cöln verliehen worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. November.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Falke“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Musculus, am 29. Okf- tober in Las Palmas angekommen und beabsichtigte, heute nach Sta. Lucia in See zu gehen.

S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Hilbrand, ist am 30. Oktober in Wusung eingetroffen.

Der Dampfer „König Albert“ mit einem Theil der Ablösung für die Schiffe in Ost-Asien an Bord, Transportführer: Kapitänleutnant Schrader, ist am 30. Of- tober in Neapel angekommen und gestern nah Port Said in Sce gegangen.

Der Dampfer „Prinzeß Jrene“ mit dem anderen Theil der Ablösung für die Schiffe in Ost-Asien an Bord, Transportführer: Oberleutnant zur See Hau, is am 30. Oktober in Rotterdam eingetroffen und gestern nah Ant- werpen weitergegangen.

Potsdam, 1. November. Jhre Königlihe Hoheit die Erbprinzessin zu Wied ist, nah einer Meldung des E T. B.“, gestern Abend von einem Prinzen entbunden toorden.

Oefterreich-Ungarn.

Der Großfürst Michael Nikolajewitsch von Nuß- land begab sih gestern, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, nach seiner Ankunft aus Budapest in die russishe Botschaft. Nach einer Jnspizierung des 26: Jnfanteric-Negiments, dessen Chef der Großfürst ist, fand in der Botschaft ein militärisches Diner statt, an welhem auhch der Reichs-Kriegs-Minister Frei- herr von Krieghammer, der Chef des Generalstabs Freiherr von Beck und das Offizier-Korps des 26. Jnfanterie-Negiments theilnahmen. Um 9/5 Uhr Abends erfolgte die Abreise des Großfürsten nah Dresden.

Der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski ist gestern Abend von Paris wieder in Wien eingetroffen.

300 italienishe Studenten veranstalteten gestern in der Aula der Wiener Universität eine Kundgebung für die Errichtung einer italienishen Universität und zogen hierauf vor das Parlament, wo sie Hochrufe auf die italie- nischen Abgeordneten ausbrahten. Die Wache zerstreute mit blanker Weffe die Studenten und die große Menschenmenge, welche sih anacsammelt hatte. Ein italienisher Student wurde wegen Widerseßzlichkeit verhaftet.

Großbritannien und Frland.

__ Der Dampfer „Ophir“ mit dem Herzog und der Herzogin von Cornwall und York an Bord ist, wie

„W. T. B.“ meldet, gestern bei der Jnsel Wight eingetroffen.

Frankreich.

Die Panzerschiffe „Gaulois“ und „Charlemagne“, die Panzerkreuzer „Pothuau“ und „Chanzy“ sowie drei kleinere Schiffe trennten sich gestern, wie dem „W. T. B.“ aus Toulon berichtet wird, von dem Mittelmeergeshwader und gingen unter dem Kommando des Kontre - Admirals 2aillard in östlicher Richtung weiter. Ueber ihre Bestimmung sei Stillschweigen beobachtet worden. Nach ciner Meldung der „Agence Havas“ sollten die Jnstruktionen für den Kontre- Admiral Caillard gestern abgesandt worden sein und über die Stelle auf türkischem Gebiet, wo die Flotten-Demonstration statt- finden würde, falls die H2ltung des Sultans dieselbe erforderlich mache, nic verlautbart werden. Dem „W. T. B.“ wurde dau noch ( worden, d sei, einen bedeutenden türkishen Hafenort und ein größeres Gebiet zu besezen, um die reflamierten Beträge in möglichst kurzer Frist zu erlangen; der Kontre-Atmiral Ca illard werde die hierauf bezüglihen endgültigen Jnstruktionen erst in den türkishen Gewässern, viellciht in der Nähe der syrishen Küste, erhalten

Um Mitternacht meldete jedo die „Agence Havas“, das Mittelmeer-Geshwader sci vollzählig nah Toulon zurüdgekehrt, und die Schisse hätten dasclbst ihre Ankerpiäße wieder eingenommez=. Diese Nachricht hat E s, vie deni D. T D due voi dort berichtet wird, lebhafte Ueberraschung hervor- gerufer Von den Blättern wiro die Rüdckehr der Flotte damit erklärt, daß entweder das gegen die Türkei geplante Vorgehen wvershcben worden sci oder tie Türkei der französischen Kegierung plößlich Genugthuung

währt hate: die erstere Hypothese sei die wahr- dzeinlihere. Der „Gaulois“ meldet, die französische Negierung habe nur glauben machen wollen, daß sie eite Flottenkundgehung beabsichtige, um die Tütkei zur Zahlung der ‘gesordeiten Summe zu veranlassen, und daß sie ihr Ziel auch erreicht habe; denn wie verlaute, habe der französische Gesch.*ftsträger in Konstartinopel gestern telegraphiert, daß der Sultan Frankreih in allen strittigen Punkten Genugthuung gewäbr habe, | È

Eine Meldung der „Agence Havas“ vom heutigen Vor- mitliag bese gi dagcger, der Marinc-M inister habe keine Beßätigurna der Nückehr des Geschwaders des Kontre- dinirals Ca ‘llard nah Toulon.

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gemeldet, von gut unterrihteter Seite sci versichert die franzöfche Regierung nöthigenfalls entschlossen

Rußland.

Der Finanz-Minister Witte ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute in St. Petersburg wieder eingetroffen. E “A

JFtalien.

Die „Agenzia Stefani“ stellt gegenüber anders lautenden Gerüchten fe t, daß der Papst sid Fehr wohk befinde. Seine Heiligkeit habe gestern die Prälaten der Kurie, sowie die Kardinäle Rampolla, Mocenni und Pierotti empfangen.

Spanien.

Die Deputirtenkammer hat, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid berihtet wird, einen Geseßentwurf, betreffend das Verbot der Prägung von Silbergeld, angenommen.

Portugal.

_Aus Lissabon meldet „W. T. B.“, daß die italienischen Mönche von Loretto, welche sih der Verordnung, betreffend die religiösen Gesellschaften, niht unterwerfen wollten, nah Jtalien abgereist seien. Die Franzis kaner und die Jesuiten hätten sich als Laien-Genossenschaften konstituiect.

Niederlande. Gestern fand, dem „W. T. B.“ zufolge, im Haag eine

lange Unterredung zwishen der Buren-Deputati on, Dr. Lenyds und van Boeschoten statt.

Türkei.

Dem Wiener „[Telegr.-Korresp.-Bureau““ wird aus Kon- stantinopel vom 30. v. M. gemeldet, daß die Armenier des Sandshaks Musch vor einiger Zeit dem russischen Vize-Konsul in Wan eine Petition überreicht hätten, in welcher sie um Aufnahme in den Schoß der russischen ortho- doxen Kirche ersucht hätten. Der Wali von Bitlis habe im Auftrage der Pforte eine Untersuchung eingeleitet, um die Bittsteller zu ermitteln und den wah'en Grund dieses Schrittes amtlich fefizustellen, sowie um nah Gerechtigkeit und Billigkeit die Jnteressen der Bittsteller zu wahren. Die Pforte habe gieichzeitig den Walis von Erzerum und Wan An-: weisungen ertheilt, in denen sie ihnen die Wahrung der Jnter- essen der armenishen Bevölkerung empfehle. 4

Serbien.

__ Die Skupschtina bericth gestern, wie „W. T. B.“ be- rihtet, die Adresse an den König. Jm Verlaufe der Debatte berührte der Abgeordnete Lyubomir Zsivkovitsch (unathängiger Radikaler) die Thronfolge- Angelegen- heit, welhe den Jnteressen der nationalen serbischen Politik entsprechend baldigst geregelt werden müsse, und nahm mit Befriedigung davon Kenntniß, taß sih die über diese An- gelegenheit verbreiteten Gerüchte als unbegründet erwiesen hätten.

Amerika.

Dem „Reuter’shen Bureau“ wird aus Curacao be- rihtet, Meldungen aus Carácas besagten, der Vräsident Castro habe in heftigen Ausdrücken auf die Vorschläge ge- antwortet, welhe ihm von dem Präsidenten des Pan- amerikanishen Kongresses in Meriko zu Gunsten einer Beilegung der Streitigkeiten zwishen Columbien und Vene- zuela gemacht worden jeien. Die Antwort Castro’ sei gegen den Willen des venezclanishen Kabinets abgegangen; man befürchte infolgedessen eine Ministerkrisis. - T

Asien.

Aus Peking vom 31. v. M. berichtet die „Agence Havas“ daß der Vize-Präsident des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten Hsutshupeng gestorben sei. Li- Hung- Tschang sei shwer erkrankt. Der Prinz Tsching sei nah Kaifeng abgereist, um dort mit dem Kaiser zusammen- zutreffen.

Der großbrilannishe Gesandte Sir Edward Satow ist, wie das „Reuter'she Bureau“ erfährt, am Dienstag in Wei- Hai - Wei cingetroffen. Sein Besuch hänge dem Vernehmen nah mit der Frage der Verwaltung der Stadt Wei-Hai-Wei zusammen, welche ein Zufluchtsort für Gesindel der \{limmsten Art und eine Brutstätte des Aufruhrs sei. Die Verwaltung der Stadt durch die Engländer werde als sehr wünschenswerth erachtet, da sic im Mittelpunkte des britischen Gebiets liege.

Den „Daily News“ zufolge wird in Indien eine Ex- pedition nah Yünnan und dem oberen Yangtse vor- bereitet, welhe politishen Zwecken dienen und Landes- aufnahmen ausführen solle.

_In Washington ist gestern die Nachricht eingetroffen, daß sih 60 Offiziere und 470 Filipinos auf der ZJnsel Zebu den Amerikanern ergeben hätten. : N

Afrika.

_ Nach einer Meldung - des „Neutcr'shen Bureaus“ aus Tanger vom gestrigen Tage hat die marokkanische Re- gierung dem spanishen Gesandten eine Entschä di- gungs)umme von 30000 Dollars für die Gefangen nahme und Wegführung spanisher Staats- angehörigen und 1600 Dollars für die Verwandten der leyteren gezahlt.

Das Astrophysikalische Observatorium bei Potsdam. Bericht über das Jahr 1900.

Unter Hinweis auf unsere Berichte aus den Voriahren und im Anschluß an diestldben (vergl. z. B. Nr. 254 vom 26. Oftober 1899 und Nr. 244 vom 13. Oktober 1900) geben wir hiermit eine Uebersicht über die wichtigsten der int Jahre 1900 auf dem Astrophysikalischen Observatorium bei Potsdam ausgeführten wissenschaftlichen Aubciten.

Nachdem im verflossenen Jahre die für den großen Ne- fraktor bestimmten Spektrographen fertiggestellt und georüft worden waren, konnte das mächtige Instrument als Hilfs- mittel zu dea spektralanalytishen Beobachtungen und Unter- suchungen dienen, und lehtere erfuhren somit cine wesentl1che Erweiterung. Die außerordentliche Genaui zeit, welche bei der Aus: messung der mit diesen Apparaten erhaltenei Sternspektrogramme erreicht werden kann, machte es erforderlich, eine RNeduktions- methode ausfindig zu machen, welche ihre volle Ausnuzung gewährleistct, und es ift den Bemühungen von Dr. Hartmann gelungen, ein in jeder Hinsicht defriedigendes Verfahren auf: zustellen, sodaß die Neduktionsarbecit nunmehr mit großer Sicherheit vor nh gehen kann. Von den bei Ausmessung der Spektrogramme erreichten Nesultaten sei hier nur erwähnt, dak das Vorhandensein einer auf dem Lic-Observatorium ents

deckdten viertägigen Periode in der Lewegung des Polarsterns |

in der Gesichtslinie konstatiert werden konnte, was anderen

Beobachtern auf dem Gebiete d:r Spektrographie bisher nicht gelungen war, da die Schwankungen sehr flein sind und nur + 3 km betragen.

Für die spektrographishen Arbeiten mit Hilfe des großen Refraktors hat der Direktor des Observatoriums, Geheime Ober-Regierungsrath Professor Dr. Ÿ C. Vogel, die An- ordnung getroffen, daß Professor Wilsing, Professor Scheiner und Dr. Hartmann sich wochenweise bei denteben ablösen ; es wird hi: rdurch einmal eine übermäßige Anstrengung der Beobachter vermieden, sodann aber au einem jeden Gelegenheit gegeben, die erhaltenen Aufnahmen und Beobachtungen möglichst schnell zu bearbeiten. Ferner ist es auf diese Weise ermöglicht, die benußten Hilfsapparate auf längere Zeit, nämlich auf die ganze Dauer der den einzelnen Beobachtern zugewiesenen

eobahtungszeiten, am Nefraktor zu belassen, wodurch das bei der Größe der Apparate immerhin umständliche öftere Anbringen und Abnehmen derselben umgangen wird.

Auch das vorzügliche photographische Fernrohr von 33 ecm Oeffnung, welhes zum Zweck der Herstellung der photographishen Aufnahmen für die Himmelskarte beschafft worden war, ist nach Beendigung dieser Aufnahmen in den Dienst spektrographischer Arbeiten gestellt werden, indem ein besonderer Speftrograph für dasselbe konstruiert wurde. Dieser Apparat, um dessen Untersuchung sih Dr. Eberhard besonders verdient gemacht hat, ist als ein ganz ausgezeichnetes Jn- strument zu betrachten, und er ist bereits im verflossenen Jahre von Dr. Eberhard und Dr. Ludendorff sehr eifrig benußt worden. Für Voruntersuhungen wurden über 400 Platten aufgenommen und sodann an 60 Abenden 138 Sternspektrogramme. Geheimer Rath Vogel hat von letzteren eine größere Zahl ausgemessen und bereits einc Arbeit auf Grund dieser Messungen veröffentliht. Er konnte nämlich nachweisen, daß der Hauptstern im Perseus keine periodischen Schwankungen in der Bewegung im Visionsradius zeigt, während von anderer Seite das Gegentheil behauptet worden war.

Professor Lohse hat die Untersuhungen über die Funken- spektra der Metalle weitergeführt und sih besonders mit dem Spektrum des Urans beschäftigt. Jn der Speoktralzone von 4 3960 bis 2 4310 sind ewa 700 Linien bestimmt worden ; bei der linearen Zerstreuung des Apparats kommen durch- schnittlih 11 Linien auf 1 mm.

An den großen Planeten hat Professor Lohse folgende Beobachtungen ausgeführt. Jupiter wurde im Mai, Juni und Zuli an 6 Tagen beobachtet; es gelangen mehrere brauchbare Beobachtungen des rothen Flecks. Weitere Untersuchungen konnten bei dem tiefen Stande des Planeten nicht ausgeführt werden. Saturn, der sich gleihfalls in geringer Höhe befand, ist aus diesem Grunde nur einmal, am 10. Juli, eingestellt worden.

__ Die von Professor Müller und Professor Kempf gemein- \chaftlih weitergeführten Beobachtungen für den dritten Theil der photometrishen Durhmusterung (4+ 4009 bis + 600 Deklination) haben im Jahre 1900 nicht so gute Fortschritte gemacht, als zu erwarten war, und zwar in erster Linie wegen er überaus ungünstigen Witterung in diesem Jahre, zum theil auch wegen einer von Professor Müller unternommenen Reise zur Ausführung von photometrishcn Messungen während der totalen Finsternißz vom 28. Mai 1900. Dennoch werden bei einigermaßen gunjtigem Wetter die Messungen für diesen Theil noch im Laufe dieses Jahres zu Ende geführt werden fönnen. Die Vergleihung der von beiden Beobachtern geme}jenen Sterne zeiat hinsihtlih der erreihten Genauigkeit ein ebenso günstiges Resultat wie bei den beiden ersten Theilen der Durhnusterung. Für den vierten und leßten Theil der ganzen Arbeit (+ 6009 bis + 900 Deklination) ist mit einer fleinen Vorarbecit begonnen worden, indem bei der Dellination von 809 noch 8 weitere Fundamentalsterne in nahezu gleichen Rektascensionsintervallen ausgewählt wurden. :

Die Beobachtungen des in den vorigen Berichten er- wähnten, von Professor Müller und Professor Kempf auf- gefundenen veränderlihen Sterns mit langer Periode sind andauernd weiter verfolgt worden. Während es am Schluß des vorangehenden Jahres den Anschein hatte, als würde der Stern verhältnißmäßig schnell wieder an Helligkeit ver- lieren, ist er in der gegenwärtigen Erscheinung wider Er- warten fkonstant geblieben, merkwürdigerweise aber nicht in der Marimalhelligkeit 6,3, sondern bei der Größe 6,5. Es ift tjwer, eine Erklärung für dieses cigenthümliche Verhalten zu nnden.

_ Während der Monate März und April wurde Professor Müller dur die Vorarbeiten zu den während der totalen Sonnenhn}sterniy vom 28. Mai geplanten Beobachtungen in Anspruch genommen. Es war beabsichtigt, den Planeten Mercur, welcher bei der Finsterniß cinen Phascnwinkel von (9 bejaß, während der Totalität photometrish zu messen, um die Abhängigkeit der Lichtstärke des Planeten von der Phase auch für die sonst den Messungen unzugänglihe Stellung in der Nähe der Konjunktion zu bestimmen. Da als Vergleichs- objeft bei der Finsterniß die Venus dienen sollte, so wurden in den Monaten März und April zahlreiche Beobachtungen dieses Planeten angestellt, sowohl am Tage bei hehem Sonncnstande, um die besten Beobachtungsbedingungen zu studiercn und die gecigneten Blendgläser auszusuchen, als auch am Abend, um die Helligkeit der Venus durch Vergleihung mit Firsternen zu bejtimmen und die Absorption der Blendgläser zu er- mitteln. Diese Beobachtungen hat Professor Müller auch in Portugal, wohin er sih Anfang Mai begeben hatte, in dem als Beobachtungsstation gewählten Städtchen Vizeu bis zum Tage der Finsterniß fortgeseßt. Leider war während der Totalität das Wetter ungünstig, indem die Sonne in weitem Umkreis von einem leichten Dunstschleier überdeckt war, während die Himmelsgegend bei Venus vollkommen rein blieb. Merkur war durch den Dunsishleier hindurch noch gut sihtbar; die programmmäßigen Messungen wurden ausgeführt, und es war somit wenigstens konstatiert, daß selbst während ciner so furzecn Dauer der Totalität die erforderlihe Zahl von Ein- stellungen mit Sicherheit aemacht werden kann. Zu einer genauen Helligkeitsbesiimmung des Mercur haben si die gewonnenen M-:fsungen nit verwerthen lassen, da cine auch nur genäherte Ermittelung der von dem Dunstschleier aus- geübten Absorption niht möglich war

Nach der Rückehr aus Portugal hat Professor Müller im Juli die Helligkeitsmessungen an der Venus weiter fort- gesezt. Es ist ihm gelungen, mit Benußung eines kieinen Dbjeftivs von furzer Brennweite und passend gewählter Blendgläjer schon am fünften Tage nah der unteren Kon- junftion den Planeten am Mittag photometrisch zu messen und mit dem Planeten Jupiter zu verglcihen. Da auch die folgenden Tage außerordentlich flar warcn, wurden sichere

Helli Feitswer der Venus für Phasenwinkel zwischen 1530

und 1689 p Sn den fom menden Monaten soll die Venus“ in ähnlicher Weise in der Nähe der oberen Konjunktion am Tage beobachtet werden, und es wird dann möglich sein, in Verbindung mit den von Professor Müller früher ausgeführten ahlreichen Helligkeitsmessungen der Venus die Lichtkurve des Viineten fast für den ganzen Phasenverlauf zu bestimmen. Auch im verflossenen Zabre ha: Professor Lohse die für die Sonnenstatistik bestimmten photogravhishen Aufnahmen hergestellt. Das Minimum _ der Sonnenflecken, in dem wir uns seit vorigem Jahre befinden, scheint ein unaewöhnli lange andauerndes zu sein; es wurden daher nur 75 Sonnen- aufnahmen, mit Einshluß von 6 Aufnahmen während der Finsterniß am 28. Mai, ausgeführt, während an 53 Tagen die Sonne fleckenfrei gefunden wurde, sodaß die Aufnaÿzmen unterbleiben konnten. : F Für die Uñtersuhung der Sonnenoberflächhe hinsichtlich der Fackeln und Protuberanzen wurde bereits vor einigen Fahren cin Spektroheliograph konstrutert, mit dem nah Be- endigung der Vorversuche regelmäßige Beobachtungen aus- geführt wurden. Jm Jahre 1900 hat Professor Kempf vom 97. März bis zum 9. November 244 Aufnahmen mit Hilfe dieses Aaparats gemacht, womit die Zah! der Platten auf 651 gestiegen ist. Gegenwärtig ist Professor Kempf mit der Ausmessung .der Platten und der Verarbeitung des Ma! erials beschäftigt. j Die Arbeiten für die Herstellung der photographischen Himmelsfarte, mit deren Leitang Professor Seiner beauf- tragt ist, haben sich auf die von Dr. Ludendorff ausgeführte Ausmessung von 17 Platten mit rund 5000 Sternen, die RNeduftion der Mi fungen auf rehtwinklige Koor- dinaten, von Dr. Ludendorf und Dr. Scholz vor- genommen, und auf die Katalogisierungsarbeiten, verbunden mit cinem Vergleih der Sterne mit der Bonner Durch- musterung, erstreck. An leßteren Arbeiten hat sich auch Dr. Eberhard betheiligt. Die Fertigst lung des Manuffripts für den dritten Band des Katalogs hat ihren programmmäßigen Verlauf genommen. s : Von den Publikationen des Observatoriums wurde im Druck vollendet: Photographische Himmelskarte, Zone + 310 bis + 400 Deklination. Band T1. 20553 scheinbare recht- winklige Koordinaten von Sternen bis zur elften Größe nebst genäherten Oerten für 1900,0. Bearbeitet von E Bi A. Biehl.

Nr. 44 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts“ vom 309. Oktober hat folgenden Inhalt: Personal - Nachriht. Gesundheitsstand und Gang der Volks- krankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Gesetzgebung u. \. w. (Preußen.) Dienstanweisung für die Kreisärzte. (Schluß.) Roßhaarspvinnereien 2c. Viehwagen- esinfektion Geflügelholera. Irrenanstalten. (Amtsbezirk Stedten.) Gasts und Schankwirthschaften. Arbeitshäu'er. Sachsen - Weimar.) Bezirksärzte. (Luxemburg.) Sclacht- häuser «c. (Brasilien. Rio Grande do. Sul.) Vieh- feuchcn. Gang der Thierseuchen in Italien, 2. Viertel- jahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preußen, Neg.-Bez. Koblenz, Elsaß-Lothringen.) Vermischtes. (Preußen.) S{lachthäuser, 1900. (Hamburg.) Chemishes Staatslabo- ratorium, 1900. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Vieh- und Fleishbeshau, 1898/99. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 49 000 und mehr Einwohnern. - Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgleichen in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Ausftandäbewegung, welbe die Berliner Töpfer in der sogenannten Fensterfrage (vergl. Nr. 243 d. Bl.) unlängst begonnen hatten, ist, der , Deutschen Warte“ - zufolge, nunmehr beendet. In einer Versammlung wurde jedoch beschlossen, alle Ncubauten, deren Bauberren fernerbin sih weigern sollten, vor Beginn des Ofenseßzens Fenster einzubängen, nach vorberiger Prüfung seitens einer eigens dazu ernannten Kommission, zu \perren.

Kunst und Wissenschaft.

Ueber das Ergebniß der Bewerbung um die Preise der Nubenow-Stiftung der Königlichen Universitàät Greifs- wald machen Rektor und Senat Folgendes bekannt : Auf die vier von uns im Dezember 1896 gestellten Preisaufgaben ist für folgende zwei: 1) „Geschichte der öffentlichen Meinung in Preußen und speziell in Berlin während der Jahre 17995— 1806", Eine kritishe Untersuhung der Handschrifter und Mezensionen der sogenannten Pome u. s. w.“ je eine Bewerbungtschrift eingegangen und von der Deputation der Rubenow-Stiftung, wie folgt, zensiert worden Der Verfasser der Abhandlung über die Geschichte der öffentlichea Meinung unter dem Motto: „Nur dem Fleiß, den keine Mühe bleichet u. \. w.* hat sich nicht auf den vorgeschriebenen Zeitraum be- s{ränkt, sondern hat bis 1789 mit seinen Forshungen zurückgzegriffen Dagegen sind einzelne Kapitel aus Zeitmangel nur als vorläufige Skizzen dem Ganzen eingefügt. Doch ist niht zu verkennen, daß der Verfasser bei diesen unausgeführten Abschnitten nit minder wie überbaupt aus voller Kenntniß und Bederrsbung eines weitshibtigen, mübsam gesammelten Materials urtheilt Die Deputation i| der Meinung, dak der Theil der Aufgabe, der melhodis@e Bearbeitung der Aeußerungen der gebildeten Kreise Preußens über die Politik des Staats verlangte, in hervorragender Weise gelöst ist. Auch auf den en Zusammenhang literarischer Hervorbringungen mit maßgebenden politishen Persönlichkeiten ift die Aufmerksamkeit des Verfassers in erfo!greicher Weise gerichtet gewesen Weniger erträgnißreih sind seine Forschungen ausgefallen bei Prüfung der Becbselwirkung zwischen publizistishen Leistungen stimmung. Wenn nun auh ohne Weiteres zugegebe daß das "zu benußende Material, nämlich die bei alle wärtiger Politik durch strenge Zensur gefesseltea Zeitunge Nichtigkeit ciner solhen Erkenntniß besondere Schwierigkeiten entgegen- siellen, so wäre es doch wünshenöweith, wenn au geeigneten Zeit- punkten, in denen die Stimmung des Volkes erregter wird und mehr beraustritt, jene Wechselwirkung verständlicher gemacht werden könnte Das Persönliche bei den Wortführern ist in der Arbeit nicht zu kurz ekommen. Wenn daher die Deputatica auch die Erwartung aus- preen muß, daß der Verfasser, der ih in der Vorrede aus freien S Ä Stücken zu jeder Umarbeitung und Ecweiterung ausdrücklih bereit erklärt bat, vor der Veröffentlichung die nur skizziert eingereichten

E D L L

Abschnitte der Arbeit breiter ausführe, so hat sie doh nicht den | mindesten Zweifel, daß der Verfafser des ausgesetiea Preises würdig |

int. Sie hat geurtheilt, daß die Atbeit cine längst füblbare 2 ide im Versiändyniß einer wichtigen Epoche taterländisher Geschichte mit

allen Ehren ausfüllen wird. Die Deputation beantragt daher die Buerenaag des ausgeseizten Preises von. 2000 (zweitaufend) an den Verfasser. : Z In derselben erfreulichen Lage befindet \sih die Deputation zegen- über der Bearbeitung der unter Nr. 2 aufgeführten Preieaufgabe : „Eine kritische Iatecsuchang der Handschriften und Rezensionen der sog. Pomerania u. st. w.“, die unter dem Motto „Habent sua fata libelli“ eingereiht worden ift. Als Zweck der Preisaufgabe war be- zeichnet: Gewinnung einer Grundlage für die künftige fritische Aus- gabe. Der Verfasser hat mit umsichtigstem Fleiß alle bekannten und zahlreiche neue Handschriften des Werks gesammelt, kollationiert, nah ihrer Abfassungszeit und ihrem Werth bestimmt. Er hat die große Verworrenheit, die hierüber herrscht, zum ersten Mal völlig gelichtet und damit das Terráin freigelegt für weitere Aufklärung der ältesten deutschen Historiographie in Pommern. Mit sicherer Beherrschung der Methode hat er, immer vorsichtig prüfend und durch eine bei- gegebene umfassende Variantensammlung seine Ergebnisse stüßend, den vollständigen Stammbaum der codices aufgebaut. Er hat das alles in musterbafter Klarheit, sodaß die Beherrshung des verwickelten Stoffes einleuhtend hervortritt, darzustellen gewußt. Die Deputation hat nicht angestanden, die Arbeit als Produkt eines den Stoff voll- fommen beherrshenden Geistes für preiswürdig zu erklären. Sie be- antragt die Zuerkennung des ausgeseßten Preises von eintausend (1000) Mark an den Verfasser der Arbeit mit dem Motto: „Habent sua fata libelli“. j E

Die in unserer Sißung am 17. d. M. erfolgte Eröffnung der den Bewerbungsschriften beigefügten verschlossenen Briefe, welche mit demselben Motto versehen waren, ergab, daß Herr Oberlehrer und Stadt-Archivar Dr. Otto T\chirh in Brandenburg a. H. der Ver- fasser der mit dem Motto: „Nur dem Fleiß, den keine Mühe bleichet u. \. w.“ versehenen Arbeit, und der Professor am Stadtgymnasium in Stettin Herr G. Gaebel der Verfasser der mit dem Motto: „Habont sna fata libelli“ versehenen Arbeit war. i

Dem Urtheil und Antrag der Rubenow-Stiftungs-Deputation entspreWend, haben wir die beantragten Preise den beiden Bewerbern zuerkannt. M

Rektor und Senat. Credner.

v. A. Der bekannten Monatë\chrift Berliner Architektur- welt", die im Verlage von Ernst Wa8muth (Berlin W., Mark- grafen!iraße 35) erscheint, werden seit dem Monat Oktober in zwang- oser Folge Sonderhefte beigegeben, in denen die bervorragendsten Berliner Künstler, die auf den Gebieten der Architektur und der an- gewandten Künste thätig sind, cine eingehende Würdigung finden sollen. Diese Hefte erscheinen unter der Devise „Berliner Kunst“ (Laden- preis 5 4, für Abonnenten der „Berliner Architekturwelt“ 3 46) und werden besonders auch zahlreihe Abbildungen von Arbeiten der be- sprocenen Künstler darbieten. j

In dem vorliegenden ersten Heft wird die Wirksamkeit des Pro- fessors Otto Eckmann für das heutige Kunstgewerbe dargestellt. Dieser Künstler, der als Lehrer an der Unterrichtsan|stalt des Königlichen Kunstgewerbe-Museums thätig ist, gehört zweifellos zu den individuellsten Persönlichkeiten unter den Modernen und ift seinen Weg mit großer Selbständigkeit gegangen. Seine Arbeiten haben immer ein eigenes Ge- präge und einen großen Zug. Dabei ist es ihm, wie wenigen Anderen gelungen, eine Wiederholung der eigenen Art zu vermeiden und für jede neue Aufgabe auch stets eine neue Lösung zu finden. Gerade für fkunstgewerbliche Arbeiten ist diese Beweglichkeit eine nicht zu untershäßende Gabe, da sie vor der so leiht ermüdend wirkenden

sogleich in private Hände übergingen, so ist ihre Veröffeit- Nibunia dopvelt interessant. Besonders findet man immer wieder Entwürfe für Möbel, Teppiche und Tapeten, in denen Eckmann zum theil bahnbrechend gewesen ist. Gerade bei diesen leßteren ift jedo die Farbe ein Hauptinoment, und deshalb fann die photo graphisWe Wiedergabe natürlich nur in beschränkter Weise den Eindruck vermitteln. Hervorhebenswerth is das in der Anlage und Ausführung gleich prachtvolle Glasfenster für das neue Gymnasium zu Mannheim. Die Lampen, Schalen und Ständer baben dagegen oft etwas Steifes, wie überhaupt den neueren Wenig- glücklih erscheinen die Rankdleisten, Briefköpfe und Heft- umschläge, die in Farbe und Zeichnung fast grell und verwirrend virken. Dagegen zeigen die Entwürfe für Heizungsgitter, Ofenthüren und Rahmenleisten eine sehr harmonische und gefällige Zeihnung, und den Zimmereinrihtungen ist eine elegante Einfachheit und Bequem lichkeit eigen.

Den Illustrationen gegenüber, die vor allem die eingehende Be- kfanntschaît mit dem Künstler vermitteln sollen, hat der begleitende Text nur eine sekundare Bedeutung. Interessant ist jedoch der kleine, von Eckmann selbst verfaßte einlcitende Aufsaß „Ueber den Unfug mit dem Worte Stil“. Er weist darin das Suchen nach einem

1 til* als fruchtlos und verwirrend entschieden zurü, ein til ih nur organisch aus dem Gesammtwirken einer für spätere Geschlechter ablösen könne, und einzelne Per- bkeiten ibn entweder baben oder niht baben; je nach dem werde ede dder feine ihrer Arbeiten diesen Stempel tragen. Dagegen sei ewiß, daß eia möglichst vielseitiges Zusammenwirken Aller für dic bende Kunst am befruchtenditen wirken werde. Eine lurze des Wollens und der Leistungen Ecckmann's enthält

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von Aemil Fendler. Die Auoitattung des Heftes ist

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Gesnndheit&wesen, Thierkrankheiten und Absperrung®- Maßregeln.

Belgien.

Nach ciner im „Moniteur Belge“ vom 23. Oktober d. J. ver öfentlihten Verfügung des Belgischen Ministeriums für Landwirth s{afît vom 22. Oktober d. I. ist die Verordnung vom 27. Sep- tember d. J., betreffend Maßnahmen zur Verhütung der Ein - s{leppung der Beulenpest durch Herkünfte aus Neapel, aufgehoben worden. (Vergl. „R.-Anz.“ vom 5. Oktober d. Js. m

Bulgarien. Die bulgaris&e Regierung hat die Stadt Samsun und die tische Küste des Schwarzen Meeres von Samsun bis ope für pvestfrei erklärt. (Vergl. „R.-Anaz.“ vom 19. Oktober « Nr. 249.)

Gla8gow, 1. November. (W. T. B.) Wie amilih bekannt gemacht wird, wurden in der letzten Woche im hiesizen Centrals- Dotel vier Bedienstete von der Pest befallen und aus dem Hotel entférnt. Einer derselben ist am leyten Sonnabend gestorben. Das Hotel wurde geschlossen.

Verkehrs-Anstalten.

Goch, 31. Oktober. Die erste englishe Post über Vlissingen ist wegen Sturms auf See ausgeblieben Côln (Rhein), 31. Oktober. Die zweite u-d dritte

| Abfahrt der Dampfer von Dovoer

englishe Post über Ostende sind, wegen Einstellung der )

blieb it 8 Uhr Abends, aus- geblieben.

Die Hamburg-Amerika- Linie hat sib, wie die „Hamburger Beiträge“ melden, ents{hlossen, den scit dem Frühjahr 1901 von thr betricbeneu ostasiatishen Küstendienst (die drei Linien Canton—Honakong—Schanghai; Schanghai—Hanfkau; Schanghai

Tsingiau—Tschifu—Tientsin) durch eine neue Linie für

Manier bewahrt. In dem vorliegenden Heft wird eine | reibe Anzahl seiner Arbeiten veranschauliht, die sich über die | mannigfabsten Gebiete des Kunstgewerbes erstrecken. Da \ich | darunter auch s\olhe befinden, die ohne vorherige Ausstellung | d Es De ) untor J

C | Dampfer „Carisbrook Castle“ heute auf Heimreise v. Kapstadt ab-

Arbeiten Eckmann's auch ein etwas kalter Ton nicht abzusprehen ist.

Personen- und Fra@htenverkehr zwishen Hongkong und Wladiwostok über Japan zu erweitern. Der Hafen von Wladiwostok wird neuerdings dur die ruffis{e Verwaltung mittels großer E auch im Winter ofen gehalten, sodaß cin regelmäßiger Verkehr mit Wladiwostok möglich geworden ist und die Eröffnung der neuen Linie hon für den Winter 1902 in Aussicht genommen werden kann. Es sind regelmäßige Fahrten und ein etwa monatliher Verkehr vorgesehen. Den Fahrplan bearbeitet die Betricbsabtheilung der Hamburg-Amerita-Linie in Schanghai, der auch diese Linie unter|tellt wird. ( j Als erstes Schiff der neuen Linie wird der Dampfer „Savoia“ erpediert, der speziell für die afiatishe Fahrt gebaut ijt, als Fracht- damvfer und als Hospitalshiff der deutshen China - Expedition bereits in den Gewässern des Ostens war und mit seinen freundlichen und geräumigen Passagiereinrichtungen fowie infolge feiner großen Ladefähigkeit für diesen Zweck besonders geeignet erscheint. : In Wladiwostok wird die Hamburg-Amerika-Linie durch die Hamburger Firma Kunst u. Albers vertreten, die nah Sibirien rege Geschäftsbeziehungen unterhält. Diese hat bereits versuchsweise mit einem kleineren gecharterten Dampfer Fahrten zwischen Wlaviwostok und Hongkong ausgeführt, sodaß die neue Linie auf {hon erprobter Grundlage arbeitet und einem unzweifelhaft hervorgetretenen Verkehrs- bedürfniß gerecht wird. . Hinsichtlih der direkten Schiffahrt von Hamburg nach

| den Philippinen theilt dieselbe Korrespondenz ferner mit, daß

eine solche von Hamburg nach Manila gegenwärtig die Ot - asiatishe Frahtdampferlinie ausführt, welhe von der Ham - burg-Amerika - Linie und dem Norddeutschen Lloyd gemein- sam betrieben wird. Bisher wurde der Verkehr dorthin stets durch Umladen in Singapore bedient.

Königsberg i. Pr., 31. Oktober. (W. T. B.) Der Königs- berger Seekanal ist vom 1. November ab für den Schiffsverkehr freigegeben. Die offizielle Eröffnung erfolgt jedoch erst am 10 DEAUE:

Mailand, 31. Oktober. (W. T. B.) Die Eröffnung des eleftrishen Betriebes auf der Theilstrecke Valtellina der italienischen Meridionalbahn wurde auf etwa vier Wochen

| vershoben. Der Grund hierfür liegt in der Anlage des Ober-

baues der Bahnlinie, welche eine Versteifung der Wagensedern bedingt.

Bremen, 31. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Kaiserin Maria Theresia" 30. Oft. v. Bremen in New Vork angek. „Lahn“, v. dort kommend, 31. Oft. v. Neapel n. Genua

| und „Darmstadt“ v. Baltimore n. Bremen abgegangen.

1. November. (W. T. B.) Dampfer „Preußen“ v. Osts Asien und „Weimar“ v. Australien 30. Oft. in Neapel anzek. „Halle“, n. d. La Plata best., 31. Ott. Dover pass. „Prinz Heinrich“ 31. Okt. Reise von Cuxhaven n: Hamburg und „Prinzeß Irene“ v. Notterdam n. Antwerpen fortges. „König Albert", n. Ost-Asien best., 30. Okt. in Neapel, „Trier“ v. Brasilien 31. Okt. in Lissabon, „Wittenberg“, n. Brasilien best., in Bahia und „Hohenzollern“, n. New YVork best., in Neapel angekommen.

Hamburg, 31. Oktober. (W. T. B.) Hamburg-Ameri?ka- Linie. Dampfer „Graf Waldersee“ 30. Okt. a. d. Elbe angek. „Columbia“ 30. Oft. v. Cherbourg und „Dortmund“ v. New Orleans abgeg. „Holsatia“ 30. Oft. in Autwerpen angek. „Australia“" 30. Oft Dover u. „Bolivia“ Dungenes pas. „Nicomedia“ 30. Oft. v. Boston abgeg. „Valesia® 30. Okt. dort angek. „Abessyuia“ 30 Okt. v. Baltimore, „Lydia“ v. Rotterdam und „Aragonia“ v. Algier, „Suevia“ 31. Okt. v. Singapore abgeg. „Alexandria“ 30. Okt. Dover passiert.

London, 31. Oktober. (W. T. B.) Union - Castle-Linie.

gegangen. Theater und Musik, Neues Königliches Opern- Theater.

Unter dem Protektorat Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedri Heinrih von Preußen wurde gestern, anläßlih

| des bevorstehenden MReformalionsfestes, durch den Verein zur

Förderung deutsch- evangelisher Volksschauspiele von etwa 500 Mitgliedern evangelisher Gemeinden das Festspiel „Luther“, ein bistorishes Charakterbild in 7 Abtheilungen von D)r. Otto Devrient, vor ausverkauftem Hause zum ersten Mal aufgeführt. Der Reinertrag dieser Vorstellung sowie der in Aus- sicht genommenen 15 Wiederholungen des Werks soll zu einem Theil dem Baufonds der Protestationékirce in Speyer zufließen und zum anderen für ein Preisauéschreiben zur Schaffung neuer Volksschau- spiele verroandt werden. Die einzelnen Abtheilungen des Lutherfeit- spiels, welches, um 1883 entstanden, zuerst in Jena und demnächst in verschiedenen anderen Städten Deutschlands aufge&ührt wurde, ließen sich bekanntlih dem Lebenégang des Reformators an. Sie beginnen in Erfurt, wo sie die Universitätse und erste Klosterzeit des)elben be- bandeln (1505—1508). Hierauf folgt der Anschlag der Thesen in Wittenberg (1517), der Reichstag zu Worms (1521), die Wart burgzeit (1522), die Flucht Katharina von Bora's aus dem Kloster Nimitschen (1523), sowie Lutber's Verspruh mit in Wittenberg s E

| (1525). Den ergreifenden Sch{luß bildet dann seine leßte Weih-

nact ebendaselbst (1545). Außer den oben erwahnten Vilettanten betbeiligten \sch an der Darstellung dieser dichterisch wohl- zelungenen, lebensfrishen Sce Mitgliedern des Königlichen spielbauses Frau von Hochenburger în der Nolle der Kätße, außneck în derjenigen dei Lutber sowie Herr

[s Spielleiter ur il nes Gestaltungtvermögen

das Negietalent des lettgenannten Dramaturgen und der Königlichen Bühne, wurde der ganzen Aufführung

seiner großen Schlicbtheit so überaus festelnden Charalter- ein vornehmes, künstlerishes Gepräge verliehen. Die auderen Mit«, kendeu unterstützten di jedoeh mit bestem Gelingen, sodaß die Vorstellung woblabgerundet war und einen ticfen Eindruck

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binterlich. tere n durh die -von dem Weimarer Machts arrangierte, begleitende Musik, welhe von dem Orchester der Militärmufik-Vorshule unter seines Dirigenten, Lehmann's Leitung ausgeführt wurde und durch die Klänge des Lietes „Ein! feste Burg ist unser eine weihevolle S | f, Das Publikum folgte würdigen Vorgängen, die sich auf der Bühne adîpielten, dis

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tande ihr ielplans zähle gestern, sorgfältig vie ort zum criten 2 ir cene zn sonders s\chôn Tamea e einen wichtigen Bestandthei der Dichtung dilténden bôre zur Geltfung Bederrschung der Sprade und des Wohlllanas i iner Vollendur ¡eigt wie n anderen seiner musilallcher #, ten Worten Cajetan's in der Wiedergabe durh Herrn Patecgg lauschen, dcssen sonores, ilationsfähiges Organ und Wärme } Vortrags des Dichteró Absicht hier voll zur Geltung brachieu. uh die Herren Steinrück (Berenga janfred), Paeshke zhemund) erwiesen ih alF-treffliche

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er. Unter den Vertretern der andeten, mehr dramatishen Auggaben ragten besonders Fräulein Gertrud Aracld (Isabella) und Auch Fräulein Wulf (Beatrice) war ihre Leistung im Ganzen etwas befand fich daber nicht im Einklang mit dem großen

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