1845 / 97 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Entwurfs ernannt, welcher einen Kredit von 18,140,000 Fr. für die äußeren Arbeiten der Fortificationen verlangt, und eine andere Kom- mission für die Angelegenheit der transatlantishen Paketböte.

Jn der öffentlihen Sipung dauerte die Berathung über das Douanen - Geseß fort. Die Kammer hatte gestern den Art. 11 und ein Amendement des Herrn Berryer an die Kommission zurückverwie=- sen. Nach leßterem soll der Art. 2 des Gesehes vom 21. Septem- ber 1793 abgeshaff}t werden, wonach fein Schiff als ein französis gilt, das nicht ganz Franzosen gehört. Herr Saglio, der Bericht- erstatter der Kommission, weiß in deren Namen das Amendement zurück und verlangt Beibehaltung des Artikels, wona jene Bestim- mung gleichfalls als für immer abgeschafft erklärt wird, nebstdem aber auch die Art. 12 und 13 des Geseßes vom 27. Vendemiaire des Jahres 11 zurückgenommen werden sollen. Herr Lacrosse un=- tersilißt das Amendement. Das Amendement wird jedo verworfen. Die Kammer nahm dagegen den Art. 11 an und kam auf die vor- behaltenen Artikel, \o wie auf die an die Kommission zurückverwie=- senen Amendements, zurück. Eines des Herrn J. Lefebvre zu Art. 1, welches die Einfuhr von Seidenwaaren verschiedener Art, vorzüglich aus China, betrifft, wird von Herrn Dufaure unterstüßt. Die Sei- denwaaren Englands und Deutschlands seien in Frankrei nicht ver= boten, man könne gegen die chinesischen nicht das Verbot des Geseßes von 1820 aufreht halten. Die französishen Fabriken hätten nicht mehr Grund, die chinesishen Seidenwaaren zu fürchten, als die eng- lischen oder deutschen. Das Amendement, wonach die chinesischen zu= gelassen sind, wird angenommen.

Paris, 2. April. Unter den drei Bataillons - Chess der National=Garde, die sch besonders um Sammlung vön Unterschristen für die Petition gegen die Befestigungen bemühen, befindet si ein Herr Lebatard, Maurer und Unternehmer von Arbeiten seines GOe- werbcs im Großen, welcher selbst die beträchtlichen Maurer=-Arbeiten an den Befestigungen hinter Vincennes in Entreprise genommen und ausgeführt hat. Die Masse des Publikums bezeigt si bei all dem Lärm völlig theilnahmlos. Seit dem Eintritt der besseren Witterung sind die Arbeiten an den Befestigungen mit neuem Eifer wieder auf- genommen worden.

Man erfährt aus Tlemsen, daß {hon vor dem Abschluß des Gränzvertrages zwischen Frankreich und Marokko der Markt von Uschda den aus dem französischen Gebiete gekommenen Flüchtlingen untersagt und den Stämmen der Befehl ertheilt worden war, alle in ihrem Bereiche befindlihen auszuplündern. Die Beni-Snasen hatten denselben auch im ausgedehntesten Maße vollzogen. Man wußte fer= ner, daß Abd el Kader an der Spihe einiger hundert mit ihm aus- gewanderter aen Soldaten und einiger Banden von Berbern, die er in den Gebirgen des Rif ausgehoben, gegen Fez zu gezogen war und sich etwas östlih von der Straße nah Tanger hielt, von wo aus er dem Sultan Abd el Rhaman sekbst das Gese vorsréi= ben zu können vermeinte. Noch immer treiben ch unter den dies- seitigen Stämmen Emissaire Abd el Kader's herum, namentli bei dem Stamme der Uled- Soliman; in der Subdiviston Ren war in der leßten Zeit ein höchs unruhiger Geist unter den Stäm- men des Kalifats Scherg, besonders im Aghalik von Guebla und bei den Flittas, bemerklih. Die Häuptlinge dieses großen Stammes und | die der Flittas empfingen ganz offen die Briefe und Emissaire Abd el Kader's und lasen öffentlih auf den Märkten die Proclamationen der Agenten des Emir vor.

: Die aus Fraukreich zurückgekehrten Häuptlinge \{cheinen die son- : derbarsten Fabeln über ihre Aufnahme zu Paris bei ihren Landsleu=

ten zu verbreiten. Ein Reisender hatte bei der arabischen Bevölke=

rung die Ueberzeugung verbreitet gesunden, Bu - Lekhas habe eine ‘Tochter des Sultans von Frankreih geheirathet, seine Königliche Ge=- mahlin aber habe aus Furt vor dem Meere nit eingewilligt, ihrem

Gemahl zu folgen, Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sißung vom 1. April. Dr. Bowring beantragte zu Anfang der Sigung, ein Comité zur Untersuchung der

Kolonial-Budgets zu bestellen, damit die Rehnungslegung der Kolonial= -

Regierungen erleichtert und das Parlament in Stand gesept werde, von der Zweckmäßigkeit der Einnahmen und Ausgaben jener si

ründlicher zu überzeugen. Er stüßte diesen Antrag auf die That=- f 1 Kolonieen mit einer Au von 5

ache, daß England | Millionen Menschen besibe, daß die Einfuhr aus denselben in das Vereinigte Königreich sährlich auf 10 bis 11 Mill, Pfd. St., die Ausfuhr dahin, zur Hälfte aus britischen Fabrikaten be- stehend, auf 17 Millionen sich belause, daß die Kolonicen 3000 Fahrzeuge von 900,000 Tonnen verwendeten und dennoch bei so großem Betriebe dem Parlamente keine vollständige Rechnung gelegt werde. Herr Hope, der Unter-Staats-Secretair .im Kolonial-Amte, widerseßte sich dem Antrage nicht, machte indeß bemerklih, daß das Parlament nicht die Befugniß habe, alle Kolonieen zu veranlassen, ‘fih den Beschlüssen des beantragten Comité's zu fügen, da in den Besipungen der Krone das Ministerium die Verantwortlichkeit für die Anordnung der Ausgaben ‘und Einnahmen übernehme, in den Kolo- nieen mit repräsentativer Regierungsform aber weder das Unterhaus, noch die Minisier sich solher Verantwortlichkeit unterzögen. Man möge deshalb nicht zu große Erwartungen von den Resultaten der

‘diesen

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beabsichtigten Untersuchung hegen. Der Antrag wurde hierauf ge- nehmigt.

Die Stief Erössunngs « Vügelegönhest in’ Vetbindung mit der Sate der italienishen Flüchtlinge war hierauf abermals Gegenstand einer ausführlihen-Diskussion. Herr Sheil brachte seinen :vor den Osterferien angekündigten Antrag darüber vor das Haus, welches nah dem Wortlaut desselben in den ‘bestimmtesten Ausdrücken sein -Be- dauern zu erfennèu geben sollte, daß Briefe von Ausländern, die in

England wohnen, ohne ihr Vorwissen geöffnet und die aus“-denselben

geshöpfte- Ausfunst über gewisse Umwälzungspläne in Neapel und im Kirchenstaate einer fremden Macht mitgetheilt worden seien, Der Antragsteller wiederholte alle die näheren Umstände, welhe den Unruhen in Calabrien vorangegangen und densel= ben gefolgt sind, und suchte zu erweisen, daß, wenn au nach der Behauptung: Lord Aberdeen's ‘den fremden Regierungen die Namen der in jene Umwälzungspläne verwickelten Jndividuen nicht mitgetheilt worden seien, doh schon die den fremden Mächten ertheilte Auskunft an sich auf die Spur der Betheiligten habe leiten müssen und deshalb die erfolgten Hinrichtungen wenigstens indirekt durch das Brief - Eröffnungs - System herbeigeführt worden seien. Herr Sheil nahm sich der Sache der italienishen Revolutionaire sehr eifrig an, tadelte die Regierungen der italicnishen Staaten und hielt die Erbrehung der Briefe Mazzini's für eine Schmach des bri- tischen Namens. Sir James Graham verzihtete darauf, mit der glänzenden Declamation des Herrn Sheil in einer so vielfach erörterten Sache zu wetteisern, und beleuchtete in einfacher treffender Weise die einzelnen von jenem berührten Um- stände, um die grundlosen gegen die Regierung gerichteten Beschuldi- gungen zu widerlegen. Der Minister erklärte, daß nicht ein einziger aus Korfu datirter Brief der Brüder Bandiera von der britischen Regierung geöffnet und dem Grafen Aberdeen vor Augen gekommen sei und fuhr dann fort: Jm Monat Oktober 1843 habe der öster= reichische Gesandte, Baron Neumann, bei ihm, dem damals in London allein anwesenden Staats =- Secretair, über die aufe rührerishen Druckschriften Beschwerde geführt, welhe von Malta aus in den italienischen Staaten verbreitet worden seien, Er (Sir James Graham) habe demselben darauf erwiedert, daß die britishe Regierung nicht die Macht besiße, die Preßfreiheit auf der Insel Malta zu beschränken, worauf der österreihishe Gesandte be- merkte, daß die Bewegung sih nit allein auf Malta kundgebe, son=- dern ihren Haupt -Urheber in London habe und von hier aus der Grieden Europa's gefährdet werde. Damals zuerst sei ihm der Name Mazzini genannt worden. Seine Unterhandlungen mit dem Baron Neumann aber endeten wit dieser Unterredung, da die anderen Mi=- nister nach London zurückehrten und die Geschäste ihrer resp. Depar- tements wieder übernahmen, Bis zum Januar hörte er nichts von Mazziniz; in diesem Monate indeß fand eine Unterredung zwischen ihm und Lord Aberdeen statt, in welcher die Beschwerden des österreichischen Gesandten über die große Ausdehnung der revolutionairen Bewegung in Jtalien und über deren Anregung von London aus für begründet erkannt wurden. Zu gleicher Zeit ging die Nachricht ein, daß Maz= zini in London sei und eine ausgebreitete Korrespondenz mit auswär- tigen Flüchtlingen führe, und es sei sona Pflicht der Regierung ge- wesen, einige Kenntniß von dem Verhalten dieses Jndividuums zu erlangen. Aus einer Depesche Sir Hamilton Seymour's, des ehe=- maligen britischen Gesandten in Rom, an Lord Palmerston, vom Jahre 1833, habe man ersehen, daß Mazzini mit anderen Flüchtlin= en nah dem fehlgeshlagenen Jnsurrections - Versuh von 1831 nah Prankreich geflohen sei und dort in Marseille einen Bund unter dem Namen des „jungen Jtalien“ gegründet habe, welcher von Sir Ha= milton Seymour als gefährlih für die Ruhe Ztaliens bezeichnet wird. erner sei Mazzini in einem Artikel des Moniteur vom 7. Juni 1833 für den Vorsteher eines Vehmgerichts erklärt worden, indem er durch feine Namens -Unterschrist der meulerishen Ermordung eines

| lege Landsleute auf die förmlihste Weise seine Sanction ertheilt

abe. Diese Anklage sei niht widerlegt worden, da Mazzini troy

: seiner C gegen den Redacteur des Mouiteur den Diffa-

mations-Prozeß niemals anhängig gemacht habe. Als die französische Regierung endlich ihm ferneres Asyl verweigerte, habe er sich nah Genf begeben und von dort aus einen Aufstand in Savoyen einzu- leiten gesucht. Nach dem Fehlschlagen eines Eiufalls in jenes Land sei er in Genf nur nach Ablegung des Versprehens geduldet worden, feine fernere Attentate gegen Savcyen zu unternchmen, - und seine Ausweisung erfolgte, als er dennoch wenige Tage darauf wieder an der Spiße eines Versuchs zu einem neuen Eiufall in jenes Land entdeckt wurde. So sei dieser Mazzini endlich nah England gekommen und habe hier von neuem gegen Jtalien machinirt. Unter solchen Umständen und nah ittheilungen über das Thun und Treiben und den Charakter Mazzini's, erklärte Sir James Graham, habe man sih veranlaßt ge- funden, im März 1844 eineu Befehl zur Erbrehung der Briefe die= ses Jndividuums zu erlassen, zumal da zu gleicher Zeit Sir Hamilton Seymour, jeßt Gesandter in Brüssel, von dort aus meldete, die hbel= gische Regierung habe französischen, mit den Unruhen in Jtalien in Verbindung stehenden Flüchtlingen den Aufenthalt in ihrem Lande verweigert, und Mazzini; der Leiter jener Unruhen in London, sei ein gefährlicher Abenteurer, der streng überwacht werden müsse. Die Er- brechung der Briefe erfolgte hierauf nicht auf Betrieb einer fremden Macht, sondern einzig und allein auf seine (des Ministers) Veranlas-

sung, Dieselben wurden geöffnet und nah genommener Abschrift Minister der auswärtigen Angelegenheit zur Verfügung gestellt, F glaube er seine Pflicht erfüllt zu haben. i

Nachdem hierauf Herr Duncombe sih-.des- abwesenden Mazzi angenommen und die Behauptungen des Moniteur für Ver i dungen erklärt hatte, wurde der Antrag -des Herrn Sheil mit gegen 38-Stiminen verworfen. :

Das Haus beschloß die Sißung mit der Genehmigung der » nisteriéllen Resolutionen wegen Aufhebung ‘der Abgabe von @ nahdèm es sich zum General-Comité fonstituirt hatte.

London, 2. April. Jhre Majestät die Königin hat \ih gese Nahmittag um 2 Uhr in Cowes auf der Königlichen Dawpf-Yu A ISL und is um 7 Uhr Abends im Budckingham - Palast wie, eingetroffen.

Die „britishe und auswärtige Gesellschaft gegen den Sklave handel“ hat an Lord Aberdeen ein Schreiben gerichtet, worin sie Minister bei Gelegenheit der gegenwärtig mit Untersuchung des Dur suchungsrehtes beschäftigten gemishten Kommission Grankreihs y Englands auf die {wachen Erfolge dieses Mittels zur Unterdrüdy des Sklavenhandels aufmerksam macht und dasselbe aufzugeben empsieh falls Frankreich si dazu verstehen würde, die Sklaverei--in seinen §, sibungen abzuschaffen. Die Gesellschast mit ihrem bekanuten 9 sidenten Herrn Thomas Clarkson an der Spiße wird j von der Ueberzeugung geleitet, daß nur mit bs fung der Sklaverei dem Sklavenhandel Einhalt gethan Wit den könne, während die ganze britishe Seemacht nit q reiche, um durch Waffengewalt dies Ziel herbeizuführen, „N richte“, heißt es in dem Schreiben, „die ganze Kraft und den ganz Einfluß gegen das System der Sklaverei. Es bietet sich jebt cu Gelegenheit dazu dar durch die Ernennung zweier ausgezeinety Männer zu Kommissarien, welchen ihre Regierungen die Erör einer großen mit der Ausrottung des Sklavenhandels in Berbinduy stehenden Frage anheimgegeben haben. Frankrei verlangt von hg Durchsuchungsreht befreit zu sein; in seiner Sache liegt 4 das Aequivalent dafür die vollständige und unmittelbare L shaffung der Sklaverei in seinen Kolonieen. Das ny; eine Garantie sein, die beste Garantie, welhe gegeben werden Föuk, daß seine Flagge niht mehr dazu benußt würde, um Sklaven den Kolonieen zu führen. Der Forderung eines so großen Alt t Gerechtigkeit zu willfahren, wäre keine unwürdige Handlung t Seiten Frankreihs, denn seine Regierung, seine E Kann haben bereits ausgesprochen, die Abschaffung der Sklaverei stattfin zu lassen.’ Die Antwort auf dies Schreiben is in unbestimmten drícken abgefaßt, Sie läßt den Ansichten der Gesellschaft Gere keit widerfahren, aber bleibt bei der Zweckmäßigkeit des Durhsuchun rets stehen, welches nicht voreilig ausgegeben werden dürfe,

Die Times will wissen, daf eine neue Niger-Expedition or nisirt worden und bereits auf dem Wege nach ihrer Bestimmung s Insbesondere in Liverpool und Londvn seien die Kosten dazu zus mengebraht worden, wozu auch der verstorbene Str T. F. Bu noch 590 Pfd, beigesteuert habe. Capitain John Becroft befeblit die Expeditionz derselbe stand früher unter Oberst Nicholl bei Fern Po und fährt jeyt zum viertenmale den Fluß hinauf, so daß eru das Klima gewöhnt is, Dr. King und derselbe Jngenieur, der ijl auf seinen früheren Reisen begleitet hatte, sind die anderen Führer i Unternehmung; damit man fd gegen die Fatalitäten der früher Expedition s{chüße, bestcht die übrige Mannschaft aus Afrikanern, Uni den Jngenieurgehülfen ist ein afrikanisher Jüngling, 19 Jahre d welcher sechs Sahr lang in England erzogen wurde und in dem genieur-Departement- des Woolwichwerfts ine wissenschaftlichen Sli dien gemacht, bereits früher auch den „Wilberforce““ den Niger h auf und dann hinunter nah Fernando Po, und zurück nah En geführt hat, Mehrere von der Mannschaft sind erfahrene und Schiffer ; andere gewandte Haudelsleutez alle können lesen 1 schreiben und sind Christen. Dieselben sollen mit gewissen Wauw Vorräthen an den volkreihsten und gesundesten Stationen des Ax zurückgelassen werden, um eine Ladung sür das Schiff „Ethiop“ u sammenzubringen , welches das für die Erforschung des Stromes b stimmte Fahrzeug, und bereits seit dem November v. J. dort Zugleich wird erwähnt, daß der Wundarzt W. Daniel ein wn Heilverfahren zur Bekämpfung der epidemischen gefährlichen Fit gefunden, über dessen Anwendung er die glü@cklichsten Resuluk

erlangt hat. _S ch weiz.

Kanton Zürich. Die (gestern erwähnte) Note, weldje d russishe Gesandte, ‘Baron von Krüdener, dem Bundes = Präsident überreiht hat, lautet, nah der Eidgenössishen Zeitung, gendermaßen: ; |

„Herr Bundes - Präsident! Ew. Excellenz haben verschiedene Mils lungen erhalten, die das einmüthige Urtheil derjenigen Höfe, von dent st ausgegangen sind, über den beklagenswerthen Zustand ausdrüdcken, int die inneren Angelegenhciten der schweizerischen Eidgenossenschaft gerahs Ereignisse von immer größerer Wichtigkeit haben diese warnendcu Stim dle zugleich von der Theilnahme. zeugen, die die Mächte für das Gld Schweiz hegen, und von der Pflicht, über Beziehungen ju wachen, dit il Interesse von Europa liegen, nur zu sehr gerechtfertigt, Ew. Ercellerz [f haben bei der Eröffnung der außerordentlichen Tagsaßung mit Schmeiz dd

merkbar gemacht, obgleich es bis jeyt fäst ans\{hließlih dic Damen aus den höheren Gesellschaftstlassen sind, welche sich über alle derartigen vorgefaßten Meinungen hinweggeseßt haben. So wird man es einigermaßen erklärlich finden, wenn das As ín Griechenland von vorn herein unter dem Charafter einer Civilisations - Anstalt, als eine Art Schule, si einführte, durch welche man der Nation hochherzige und moralishe Gesinnungen ein- zuflößen \o wie auf deren Geschmack und Verfeinerung einzuwiiken hoffte, Die Griechen, von Natur lebhasten und ausgeweckten Geistes und die Ab- wechselung liébend, nahmen bald einiges Jutexesse an der Sache, welches si noch erhöhte, als man später anfing, das Theater zu gewissen politischen Demonstrationen zu benußen, Obgleich man glauben sollte, daß bei einer Presse, wie sie nirgends so frei existirt, aber au nirgends so ungebundcn und rücksichtslos benugt wird, wie in Griechenland , ein solches edürfniß weniger fühlbar gewesen wäre, so fing man do bald an, den in den Stüden vorkommenden politischen Anspielungen oder den Sentenzen, welchen man wohl oder übel eine politishe Bedeutung unterlegen konnte, vorzugs- weise, ja bald fast ausshließlich seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, Solche Stellen wurden oft wüthend beklatscht, nur daß leider dieser Beifall manch- mal wie die Faust aufs Auge paßte und unter den \chalen Stellen den allerschalsten galt, so erhob sich z, B. nicht selten ein wahrer Sturm von Applaus, wenn das Stück sich in hochtrabenden, patihz tischen Phrasen über Tyrannei, Zerbrechen der Sklavenkfetten u. \, w. erg nug, während doch im Grunde Tyrannei oder despotisches Verfahren unter allen möglichen Fch- lern und Gebrechen das leyte war, welches man der Regierung vorwersen Fonaute. Noch zwei mächtige Hebel gab es, welche viel dazu beiirugen , das Natioual - Theatcx emporzubringen, Einmal die klassischen Erinnerungen, Man wußte ja, daß das Theaterwesen einen bedeutenden Plaß in der alt- hellenischen Kulturgeschichte einnimmt; wan wußte ja, daß auf eben diesem oden, auf welhem man lebte und webte, die Trauerspiele eines Sophokles, die Lustspiele eines Aristophaues über die Bühne gingen - und das \chau- Lußige Publilum des glorreichen alten Athens begeisterten oder ergöpten. arum sollten auf diesem nämlichen klassischen geheiligten Boden die Nach

eine Anwendung fi Hinsicht noch ziemlich \{lecht bestellt: die Nation ist vor der Hand nichts

- | ohnehín schon durch die Umstände geboten

kommen der alten Hellenen Fallmereyer will sie freilich niht dafür gelten lassen dieser Schauspiele entbehren? War es nicht gewissermaßen eine Ehrensache, den Glanz des alten Theaters wiederherzustellen und so bald als möglih Hand ans Werk zu legen? Sodann die Berufung an den modernen Patriotismus, Man gab agugäyeile solche Dramen, deren Stoff und Helden der neueren chischen eschichte, besonders dem Frei- heitskampfe entlehnt waren. Nur muß es hierbei einem Fremden nicht wenig auffallen, daß man sih nicht begnügte, verstorbene Heroen, cinen Markos Boyaris, einen Karaiskakis auf die ühne zu bringen, sondern daß noch lebende Generale und Adjutanten des Königs als handelnde Personen auftreten, wie in dem Trauerspiel „Karaiskakis Tod‘“ die Generale Tzavellas, Grívas , Hadschi - Petros; die Originale können aus den Logen des ersten Ranges den künstlerischen Bestrebungen ihrer Kopicen auf der Bühne mit aller Muße zuschauen und thun nit ganz unreht daran, den Beifall und das Klatschen des Fe zum Theil auf ih zu beziehen. Es ver- steht sich von selbst, daß der Dichter Flug genug ist, Keinem von ihnen eine \hlechte Rolle zuzutheilenz es würde auh dem Mimen, welcher sie spielen wollte, dieses sehr zu verargen sein, - Tropdem hatte das Unternehmen mit manchen diu Umständen zu fämpfen, vor denen man anderwärts vielleicht zurücgebebt sein würde. ber in Griechenland läßt man sich durch Schwierigkeiten nicht so leicht abschreckenz nur zu ost sieht man fie nicht oder will man sie nicht sehen. Wenn es ein alter Erfahrungssaß is, daß überhaupt alle Künste nur dann einen freien, ungehemmten Aufshwung nehmen können, wenn die Nation eine gewisse Stuse der Wohlhabenhcit, dèr Liberalität und der Verfeinerung erstiegen hat, so wird dieses ohne Zweisel doch wohl -auh auf Griechenland nden müssen. Da is es aber in der einen oder anderen

weniger als reich, das Geld rar, Kapitalisten sind äußerst seltenz man zahlt nie unter zehn, zuweilen aber wohl zwanzig und mehr Prozent Zinsen. Ueberdies ist der Griethe im Durchschnitt nüchtern und sparsam, und kein

Freund von außerordentlichen und R Med ict it Bs ia j h an \chließt daraus leicht

von vorn herein, daß die Hülfsquellen zur Unterhaltung eines Theaters k nesweges sehr reichlich flicßen werden. (

Dazu kamen noch andere Schwierigkeiten, Vor Allem der Matÿ eines passenden Repertoirs. Die neugriechische Literatur hat zwar Einig im dramatischen Fah aufzuwcisen, und in der neuesten Zeit haben sh W sem Fache noh mehr Kräfte zugewendetz. indeß läßt sich von dem Stat punkte der neugriechischen Literatur im Allgemeinen ein Sthluß machen den Werth oder Unwerth der dramatischen Literatur insbesondere. Di u sprechen, liegt nicht im Zwecke der gegenwärtigen Mittheilung, suchte dem Mangel durch Uebersegungen aus dem Ztalienischen und F zösischen abzuhelfen, Racine und Alfieri mußten ihren Beitrag liefern zu del Repertoir der neugriechischen Bühne, und Aristodem ‘“ z. B, wurde n 4 ohne großen Beifall gegeben, u ugen der klassischen Tragód! in der alten Sprache konnten auf die Länge keinen Erfolg haben; dd wurden einige derselben bühnenreht und durch Uebertragung in das moe Griechische dem größeren Publifum des heutigen Athens mehr verstäk gemacht , z. B. die „Hekabe ‘’ des Euripides durch À. Rhisos Rha « der sich überhaupt um die neue griechishe Bühne wesentliche Verdie worben hat, nit allein als Ueberseßer und dramatischer Dichter, sonded auch vorzugsweise als Dramaturg. :

Schlimmer noch war es mit dem Lustspiel bestelltz auch hier e Uebersepungen aus dem Jtalienishen und Französischen aushelfen 3 Gott und Molière erschienen in griehischem Gewaude, namentlich wurde „Geizige“ des Lehteren sehr oft mit großem Beifall aufgeführt, Jm A! meinen is Griechenland nicht der Boden, auf welchem das Lustspiel ged fann z an Humor fehlt es dem Griechen gänzlich, er hat keinen Sinn da und höchstens darf man für Jntriguenstücke etwas hoffen. Gleichwohl ß ès einige griechische Original-Lustspiele: z, B, die „Babplonia“, wort 5 Pikante einzig und allein auf dem Gegensaß und den Eigenthümlid! der verschiedenen Dialekte beruht, welhe von den austretenden I i geredet werden z ferner die „Weiberherrschaf1“', ein ziemlich plump angt

Zntriguenstük. Wollte man aber gar den Aristophanes nachahmet, d

würde sich die moderne athenische Polizei bald ins Mittel legen, Ueber)

der Aba, Wf

andensein von Thatsahen hervorheben müssen, deren Foridauer oder 1 Ungestrastheit diese Beziehungen nothwendig -gesährden und die 'awveiz derjenigen Garantieen und -Rechie berauben müßte, die nur

_geseplichen Ordnung, níe und nimmer aber der Anaïrihíe, die

au- ihre Stelle seßen möchte, entsprechen können. Die Theilnahme, «he Rußland für die Ï ri hegt, und die es- durch ungewöhn- e Beweise erhärtet hät, macht es dem Kaiserlichen Kabinet zur Pflicht, 7 Schweiz die tiefe Mißbilligung nicht zu ‘verhehlen, die es über diese ¡sozialen Mißbräuche entschieden aussprechen müß, ‘gegen welche die außer- entliche Tagsaßung nur ohnmächtige- Formeln ausgesprochen zu haben eint, da diese Tagsaßung, weit entfernt, cin wirksames Mittel gegen die ecträgliche Unordnung dér Freischaaren ängewendet zu haben, sich viel- ehr in ihrer Gegenwart aufgelöst und in ihren Händen vielleicht das Fhidsal ‘der Schweiz ‘gelassen hat. Mit Befriedigung, mit der Hoffnung jer besseren Zukunft, sah das Kaiserliche Kabinet die vorörtliche Leitung ; Anfange dieses Jahres an den hohen Stand Zürich übergehen. Es meichelte sh, daß die Einsichten und die Weisheit, die Zürich cinen so hen Rang unter den Eidgenossen anweisen, sich über die verdcrblichen jdenschafien erheben würden, die die Schweiz beirüben, und daß die Weis- ¿ und die Kraft des neuen Vororts, in die Wagschale geworfen, vor sem das Recht schüßen und das Reich der Unordnung und der rohen yalt bändigen würden, Diese Hoffnung, war sie eine bloße Täu- jung? Nur mit tiefem Bedauern könnte sch Rußland davon über- ygen, Ew, Excellenz wird sich über die Natur und den Geist der Be- fungen niht täuschen , die ih die Ehre habe, an Sie zu richten. Sie ihrden in keiner Weise die innere Unabhängigkeit der Schweiz. Sie be- en vielmehr Punkte, deren Beurtheilung nur die Anarchie und die rohe jevalt den europäischen Mächten nicht zugestehen können, Es is mir, er Präsident, von meinem Gouvernement vorgeschrieben worden, den Ge- jiöpunkt, von dem aus es diese Angelegenheit betrachtet, und vornehmlich i die bedauerlihen Folgen, die es für die Schweiz haben würde, wenn ¡ht weisere, der geseplihen Ordnung und der Gerechtigkeit angemessenere isten, die mit den Gesinnungen besser übereinstimmen, die zwischen Eid- sen herrschen sollen, ín H oten Lande die Oberhand gewinncn, vor den jjörden und Parteien der Schweiz entschieden auszusprechen. Jch erfülle mit eine peinliche Pflicht, aber in den Beweggründen, die sie mir vorge- jieben haben, liegt keine andere Absicht von Seiten Sr. Majestät des sers, meines erhabenen Souverains, als mit Wohlwollen die Schweiz f die Gefahren aufmerksam zu machen, denen sie sich ausseyt, und sie ¿möglich noch vor denselben zu bewahren, Genehmigen 2c. Bern, den k März 1845, (Bez) Krüdener,“

Auf die am 31. März aus Luzern eingegangene Naqricht wm Ausbruhe der Feindseligkeiten versammelte \sich sofort der dgenössishe Staats - Rath und beschloß, kraft der ihm durch.

Regierungsrath ertheilten Ermächtigung, ein Truppen - Auf= hot aus den Kantonen Zürich, Bern, St. Gallen, Thurgau, Fhafshausen, Appenzell A. Rh. und Glarus von 17 Bataillonen, Siharfshühßen -Compagnieen, 7 Schwadronen und 8 Batterieen, Compagnie Pontoniere von Zürich, 1 Compagnie Sappeurs von dern, 1 Park-Compagnie desselben Kantons und 41 aus St. Gallen. diese Truppen bilden zwei Divisionen von je zwei Brigaden. Die ruppen der fünf leßten Kantone bilden eine eigene Brigade. ommandeur dieser Truppen is ‘der Oberst Donats von Chur, Chef } Generalstabes Obers Burkhard von Basel. Auch die von den antonen aufgebotenen Truppen sind unter das eidgenössische Kom- ando gestellt, und die Tagsaßung ist sofort einberufen worden. Jn em Kreisschreiben, welches die sämmtlihen Stände von diesen (aßregeln in Kenntniß sebt, werden als Zweck derselben angegeben : phuy des Landfriedens, Unterdrückung des Bürgerkrieges und Rük- ‘sung uud Entwaffnung der versammelten Freischaaren, wobei alles deitere den Beschlüssen der Tagsaßung vorbehalten bleibe.

Kanton Aargau. Aus Aarau vom 31, März wird dem rankf. Journal Folgendes gemeldet: „Gestern Abend und heute ih find die luzerner Flüchtlinge, unterstüßt von zahlreichen Freischaa=- „ln den Kanton Luzern eingerückt, Ob mit glücklichem Erfolg, wch sehr zweifelhaft; As aber sind sle ganz anders gerüstet, ¿am 8. Dezember v. J., wo eigentlich nur ein ras improvisirter jug politischer Freunde den Ausstand. in der Stadt Luzern hatte tistühen wollen, mit wahrhaft burschifosem Leichtsinne sih in das id hineinwagte und, nahe bei Luzern unterrichtet, daß dort der ifstand auf erbärmliche Weise verunglückt sei, den Kopf wieder aus

Shlinge zog, Jn Luzern is Alles gerüstet, wohl bewaff= t und befestigt, gut und von einem Haupte geleitet, ihm genüber steht cine Schaar von 1200 bis 1500 wohlgerüsteten und rzweifelten Flüchtlingen, unterstüßt durch 2—3000 Mann der Frei= jaaren, meist Männer im krästigsten Alter. Sie haben, wenn wir

Wh ganz absehen vom großen Haufen, an 2000 wohlbewaffnete pharsshüßen, dazu genügende Artillerie, die sie theils aus dem

ton Bern, theils, nah der Erstürmung des Zeughauses in Liestal, 1s Kanton Baselland und, wie man sagt, jebt auch von der Veste burg entführten. Man wird fragen, wie es möglich sei, daß. ein geseßwidriger Zustand entstehen, ein gesebliche Ordnung und Bun= ôreht zerstörendes Beginnen bis zu solcher Macht sich entwickeln mte? Die ganze moralishe Verantwortlichkeit gehört der Tag- hung.‘

Vie Neue Züricher Zeitung enthält nachstehenden Bericht nes Augenzeugen über den Greishaaren-Zug: „Von Rußwyl rückte è Kolonne nah “der Emme vor und überschritt dieselbe während #8 ziemlich heftigen Scheingefehtes an der Emmenbrücke bei Littagu. per Gütsch war bald genommen (die Soune ging gerade unter) und t Shügen beseyt, allein shweres Geschüß wurde, man weiß nicht

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aus welchem Grunde, nit ausgepflanzt. Die Hauptmasse stellte si

in-einem Defilee, ‘das nah Luzern mündet, auf und ‘erwartéte, troß

des 14stündigen Marsches, von hiér aus - den Skuürm gegen ‘die Stabt beginnen zu können. Jnzwischen war die Naht eingebrochen. Plöh-

lich wird ein Kleingewehrfeuer auf das Defilee gerihtet; es entstand | Verwirrung, man fragte-nach Ober-Anführern; sle waren nicht zu finden, | Jeÿt allgemeine Verwirrung und Rückzug, der mehr einer Flucht glich.

Einzelne Compagnieen hielten sich noch bis Morgens 5 Uhr, andere flohen hon um 10 Uhr. Eine Schaar Berner, Baselland- shaftlèr ünd- Aargauer fanden sich zusammen und rückten über Hell= bühl und Rußwyl zurück, wo sie eine Zeit lang fampirten. Bei Büttisholz stießen sie auf das Bataillon Schobiger, dem sie durch die zwei Kanonen ziemlihen Schaden zufügten, Von Vüttisholz bis an die aargauer Gränze wurde diese Kolonne nur noh vom Landsturme verfolgt. Von der hauptsächlih aus Aarauern, Zofingeru und Basel= landschaftlern bestehenden Kolonne weiß man nichts Bestimmtes, nach den Einen wären sie eingeschlossen, nah den Anderen hätten sie ih über Willisau nah Huttwyl durchgeschlagen, Diese leßteren Nach- rihten vernahm der Berichterstatter ziemli übereinstimmend aus dem Munde von Flüchtlingen.“/

Dasselbe Blatt meldet in seiner Nummer vom 2, April: „Gestern Abends, 4. April, sind Berichte aus Zürich eingegangen, die eine gänzliche Auflösung und Beendigung des Freischaarenfkampfs ankünden. Ueber die blutigen Vorgänge \ind zur Stunde keine an- deren Berichte als ein Kriegsbülletin der Staats- Ztg. uns zuge- fommen; wir entheben demselben Folgendes :

Bei anbrehender Nacht vom 31. März auf den 1. April wurde das Gefeht auf beiden Seiten eingestellt, um dasselbe auf den die Stadt umgebenden Höhen heute Morgen fortzuseßen. Diesen Mor-= gen ist der Feind in dieser Gegend gänzlich zersprengt worden. Etwa 600 Freischärler bezahlten ihreu Frevel mit dem Lebenz viele Führer und Gemeine wurden gefangen und werden mit großer Beute an Waffen, Pferden, Kanonen und Wagen jeden Augenblick einge- braht. Die von Ob- und Nidwalden gestern Nachmittags ein=

erückten Kontingente, ungefähr 900 Mann, leisteten an der mmen - Brücke Wunder der Tapferkeit , würdig der Thaten ihrer tapferen Vorältern. Diese kühnen Schaaren betraten die Stadt, marschirten sogleich gegen den Feind, der auch sofort in blutigem Kampf überwunden wurde. Abends 9 Uhr rückten ein Bataillon und eine Scharsshüßen- Compagnie von Zug ein, die auch sogleich mit dem männlihsten Muth an den Gefechten in den heutigen Früh-= stunden Theil nahmen. Morgens 2 Uhr brachte ein Dampfschiff ein Bataillon und zwei Scharfschüßen-Compagnieen von Uri. Auch diese wollten die Lorbeeren des Sieges theilen, die sie“ durch Vernichtung des leßten Restes der Freischaaren auf dem Sonnenberg reihlich er- warben. Man fkeunt auf der Seite der Sieger bis zur Stunde nur drei Todte, wohl aber mehrere leiht verwundete ; hingegen zählt die Compagnie Zelger von Stans, die, von der Emmenbrüde abgeschnitten, sich nah allen Seiten momentan zerstreute, mehrere Vermißte.“

Kanton Basel. Der Kleine Rath hat die Ausstellung eiuer Bürger = Garde anbefohlen, deren Zweck die Handhabung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit, so wie die Vertheidigung der Stadt, sein soll, Zum Eintritt in dieselbe sind verpflichtet alle ehr=- und -wehr= fähigen Bürger und Einsassen, vom zurückgelegten 18ten bis zum. zu= rüdgelegten 55sten Altersjahre, welche nicht beim Kontingent oder bei der Landwehr eingetheilt sind. Auch andere ehr - und wehrfähige

Einwohner gleichen Alters, so wie Bürger und Einwohner höheren |

Alters, können, wenn sie sih dazu melden, aufgenommen werden.

S panien.

¿ Madrid, 27. März. Eine neue sogenannte Verschwörung ist entdeckt worden, 27 Personen des Mittelstandes, deren mehrere si als Sthreier in den Reihen der ehemaligen National-Miliz aus= gezeihnet hatten, wurden gestern früh theils hier, theils in dem be= nachbarten Flecken Fuencarral verhaftet und in die Gefängnisse abge= führt, Dem Vernehmen nach ergiebt sich aus einer durch die Re- gierung aufgefangenen Korrespondenz, daß die Verschworenen durch esparteristishe Agenten verleitet wurden. Die Anhänger des vorma= ligen Regenten verbreiteten schon \eit einiger Zeit absichtlih das Ge= rücht von staatsgefährlichen karlistishen Umtrieben, um auf diese Weise die Wachsamkeit der Regierung irre zu leiten und ihr das Bedürfniß einer Annäherung an die revolutionaire Partei fühlbar zu mäcen. Bis auf einen gewissen Grad i| ihnen dies geluugen. Bald hieß es, mehrere Tausend Karlisten hättea in Catalonien die Waffen er= griffen ; dann wurde gemeldet, eine Bande von 500 farlistischen Wege= lagerern wäre von Portugal aus in Galicien eingedrungen. Jett werden alle diese Gerüchte dur die halbamtlihen Blätter für völlig unbegründet erklärt, Die „„Progressisten““ sind übrigens unter sich zerfallen und in eine Menge von Parteiungen gespalten , deren eine die Republik, die andere die Monarchie mit republikanischen Justitu= tionen, die dritte die constitutionelle Regierung mit, die vierte dieselbe ohne Espartero, die fünfte die Constitution von 1812, die sechste Espartero als absoluten Protektor verlangt, Das Eco del Cos mercio gesteht diese Spaltung ein. |

Vor einiger Zeit gelang es dem sranzösischen Botschafter, die Gleichstellung der Flagge seiner Nation mit der spanischen in Bezug

auf die in den diesseitigen Häfen zu entrichtenden Hafen- und Ton=

‘wieder eingeseßt zu werden.

nengelder zu erreichen. Diese Gleichstellung war in früheren zwi Frankreich und Spanien abgeschlossenen Traktaten festge ‘uid fand zu Gunsten der spanischen hifffahrt in franzöfischen Häfen ivirklich statt. Darauf soll jedo die französische ‘Regierung verlangt habén, auch ín die Ausübüng des Küstenhandéls längs ber \spanishen Küste L i Dieser Umstand und ‘die außerorde liche Erbitterung, welche das Verbot des französischen Ministeriums, die Es dreiprozentigen Papiere der inneren Schuld auf den pariser Courszettel a (rue hier erregt hat, veranlaßte den Grafen von S. Olalla (früheren Finanz-Minister), in der estrigen L Ea ‘an den Finanz - Minister die Anfrage zu n, ob Frankreich lebthin géwisse, dem bestehenden Zollgeseße widersprechende Zugeständnisse gemacht worden seien, um dagegen gewisse Vortheïte zu erlangen, und ob Spanien leßtere érreiht habe? Der Finanz=- Minister erwiederte, die Regierung hätte kein den }panischen Handel beeinträhtigendes Zugeständuiß gemacht, behielt sich jedoch vor, in Bezug auf die französische Ministerial-Verfügung hinsichtlich der \pa= nischen Papiere späterhin Aufklärungen zu ertheilen. Glaubwürdige Personen behaupten, die diesseitige Regierung gebe \ih der Hoffnung hin, die Zurücknahme eben dieser Verfügung dennoch zu erreihen. Es soll sh nämli hierbei um bedeutende Jnteressen sehr hoher Perso= nen handeln, deren Beeinträchtigung eben so hochgestellten Personen jenseits der Pyrenäen fühlbar werden dürfte. Der englische Gesandte unterhält seit etwa 14 Tagen einen ungewöhnlich lebhaften Ver- fehr mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, und es ver= lautet, daß er, auf das gegebene Beispiel gestübt, die der französi= schen Flagge zugestandenen Degünstigungen, und eventuell auch das Recht des Küstenhandels, für seine Nation zu erreichen suche,

Der hier anwesende, am englischen Hofe beglaubigte Gesandte des Freistaates Venezuela unterhandelt mit Herrn Martinez de la Rosa über die Anerkennung der Unabhängigkeit seines Landes und über den Abschluß eines Handelsvertrages.

Nach sehr rauher Witterung haben wir seit drei Tagen 16 bís 18 Grad Reaum. Wärme.

3proc. baar 33%, auf 60 Tage 34. Z5proc. baar 255, auf 60 Tage idem.

Eisenbahnen.

Berlin-Stettiner Eisenbahn.

Im Monat März 41845 sind befördert : 15,160 Personen, und dafür eingenommen 15,637 Rthlr, 9 Sgr. 6 Pf.

80,761 Ctr. 86 Pfd. Passagiergepäck, Eil- und Frachtgüter Si #0 29,930 Rthlr. 18 Sgr. Pf.

Im Monat März 1844 warden einge- 25,190 RthblIr. 16 Sgr. 7 PE.

nommen

Pro 1845 also eine Mehr-Einnahme von 4310 Relulr. 4 Sgr. 5 VE

Handels- und Börsen - achrichten.

Berlin, 7. April, Das Geschäst in den meisten vollen Actien war heute weit umfangreicher, als in voriger Woche, und sind besonders An- halter, Oberschlesishe B. und Stettiner bei reger Kauflust gestiegen.

4ck Frankfurt a. M. , 4. April. Die Börse war heute dur

die ungünstigen Nachrichten aus der Schweiz und Spanien flauer gestimmt,

und es fanden vielfache Verkäufe statt.

B ext ner ora s Den 7. April 1845.

Pr. Cour. Brief. | Geld.

St. Schuld-Sch. |35| 1004 | 99% [url Potsd.Eiseub. Prämien- Scheine do. do. Prior. Obl. d. Seeb. à S0T.|—| 99% Mgd. Lpz. Eisenb. Kur- u. Neumärk. de. do. Prior. Obl. * Schuldverscbr. |:. 995 Berl: Anb. Eisenub. Berliner Stadt- do. do. Prior.Obl. Obligaltioven 100% Düss.Elb. Eisenb. Danz. do. in Th. 48 do. do. Prior.Obl. Westpr. Pfandbr, 985 Rhein. Eisenb. Grossh. Pos. do. 104% do. do. Prier.ObI. do. do. 982 da.v.Staat garant. Ostpr. Pfandbr. 100% Brl.Frankf. Eisnb, Pomm. do. 1005 j Ido. do. Priór.Óbl. Kur- u. Neum. do. Ob.-Schles.Eisnb. Schlesische do. dò.Lt.B. v.éingez. B.-St.E.Lt.A. u.B. —_ agd.-Hálbst.Eb. 13%/}Br.-Schw.-Frb.E. 11% do. do. Prior.Obl. 45 Boun-Köluer Eeb.

Pr. Cour.

“s Fonds. N Brief. | Geld. [ Gem.

Actien. |8

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Gold al marco. Friedrichsd’or. And.Gldm. à 5 Th. Disconto.

nrn] [aaa _a Ana ag

Auswärtige Börsen.

A n nte tan, 3, April. Niederl. wirkl. Sch. 643. 5% Span. 245-, 3% do. 42. Pass. —. Ausg. —. Zinsl. 8%, Sch. —. Pol. 875. Vesterr. —, 4% Russ. Hope 934.

Antwerpen, 2. April. Ziusl. —. Neue Anl. 247.

Frankfurt a. M., 4. April 5% 114Ï. Bank-Actien p. ult, 2008. Bayer. Bank - Actien 750 6. Hope 912 G6. Stiegl. 904 ür, Ini. 6355. Póôlu. 300 F1I. 93% Br do. 65080 FL 97Ÿ Br. do. 200 Fl. 304 Br.

5% do. —.

Preuss, Per.

ns

bi man ‘es mehr, die Bretter auf dem hohen Kothurn, als auf dem nie- tigen Sokfus zu beschreitenz man kann im Trauerspiel besser deklamiren, d ivenn das genügsame und empfängliche Publikum Veranlassung zu den vermag, einige mit gehöriger Anstrengung vorgetragene, erhaben und d klingende Stellen zu beklatschen, so sind beide Theile mit einander cflich zufrieden, Als ich ein Knabe war, führten wir auch wohl gelegent- dramatische Compositionen auf ; ih kann mich aber nicht erinnern, daß nsere Wahl je auf ein Lustspiel gefallen wäre, sondern es mußten immer dien sein, damit es zuleyt an ein gehöriges Todtstechen gehen fonnte. Nan fl weitem die größte von allen Schwierigkeitcn war der gänzliche 9 el an Schauspielern. Unter deu Personen, die sich dem Theater hât- " didmen mögen, gab es am Ende nur sehr wenige oder gar keine, die ie Bühne gesehen, geshweigze denn betreten hätten, und daß auch bis jeyt ÿ ni t von ersten Liebhabern und Liebhaberinnen u. st, w, die Rede i , ait 10 und so viel tausend Thalern engagirt sind, wird ein Jeder leicht i eh bisher Bemeikten entnehmen können. Die Träger dcs griechischén nal - Theaters sind ledigli Dilettanten, welche entweder aus patrioti- il nthusiasmus, oder aus Sucht zu glänzen, oder, was auch wohl der s Iu sein pflegt, in der Absicht, sich in ihren Freistunden einige Drach- hen s; Lerdienen, die verschiedenen Rollen übernehmen; doch fehlt es jeßt / Lt mehr an Leuten, welche, freilich immer noch auf Dilettantenweise, em Komödienspielen ihre Hauptbeschäftigung machen, insofern sie sonst eben uhe zn thun haben und doch auf diese Art dem Vaterlande unendlichèn i fn zu stiften glauben. Der erste bedeutende Mime Griechenlands, den i eins ctltè, war ein Invalide, welchem bei Tage die Pslicht oblag, bew gen Kameraden die Akropolis und die fremden Besucher derselben D hen ; Abends weihete er sich dem Dienste Melpomenens und Tha- ridth 5 gab unter Anderem den „Geizigen“ im Molièreshen Lustspiele Namens gar uicht übel, und überhaupt waren seine Leistungen von

hte C06 man sih bei einem solchen Manne wirklich darüber wundern Sh Später ging cin neuer Stern am griechischen Theatethirimel auf: aufpieler Arísteas, aus der Wallachei und Moldau kommend und mit dem europäischen Theater, betrat die Bühne mit enfschiebenèm,

nicht unverdientem Beifall und zeigte Routine, Er wurde als der griechische Talma begrüßt. Später verlicß er Athen wieder, aus mir unbrkannten Gründen;z vielleicht fand er dort seine Rehnung nicht. Die jeßige Stüye des griechischen National - Theaters is Orphanides. Ein großer Uebelstand war endlich auch der, daß sämmtlihe Frauenrollen durch Männer oder Knaben beseyt werden mußten, denn cin Frauenzimmer hätte sich anfangs nun und nimmermehr dazu verstanden, die Bühne zu betreten. Und doch wurde vor einigen Jahren auch hier der Weg gebahnt: ein junges Frauen- ziminer entschloß sih, den shwersten und bcdeutsamsten aller Schríite, den “sie je in ihrem Leben gethan hat vder noch thun kann, zu wagen und ihre Talente der Bühne zu widmenz daß sih nicht eine jede dazu hergab, und dáß das erste Debüt des Fräulein Athina cinen feineôweges befriedigenden, sondern vielmehr im höchsten Grade beklemmenden und beängstigenden Ein- druck machte, känn man si leiht denken, Hoffenilich wird sie jeßt mehr Noutine erlangt habén. Das Publikum indeß, welches freilih noch nie eine bessere Schauspielerin gesehen hatte, besaß Takt genug, aus Leibeskräf- ten zu applaudiren und Brâvo zu rufen, um der Debütantin und ihren Nachfolgerinnen Muth zu machen zu ferncren und entschiedenen Fortschrit- ten auf der betretcnen oder noch zu betretenden Bahù,

Um dem Mangel an tüchtigen Schauspielern abzuhelfen, hatte mánñ vör eíníigen Jahren die etwas eigenthümliche Zdec gefaßt, eine Schauspiéler- shule zu errichten ; ih weiß nicht, ob diese Jdec zur Ausführung gekommen iff, jedenfalls dürfte sie nur geringe oder gar keine Früchte getragen haben, schon áus dem Grunde, weil weder Lehrer, noch Mustér und Vorbilder da waren, Bes det gegenwärtigen Theater-Zustäriden Griechenlands wäre mit dem Angelernten Nici Bal schon etwas gewonnen, wenigstens bis einmal das Genie angefangen haben wird, sich seine eigenen Bahnen zu brechen,

Von Konträften mit einer General » Jntendanz der Schauspiele, von Gagen, Pensionen uind dergleichen war und is feine Rcde, man Telolgte das zunächst si darbietende System, die Ver Kogg ne eines jeden Abcnds, an wel{hem gespielt wurdr, nah Abzug der Kosten für Micthe des Lokals,

für Beleuchtung und Requisiten, unter die Mitspielenden nah einem im voraus festgeseßten Maßstabe Zu vertheilen, So hängt denn der jedes-

malige Gewinn zum großen Theil von besonderen Zufälligkeiten und Um- ständen abz; welche Vortheile aber und welche Nachtheile eine solche n- U für Künstler und Publifum hat, das zu erwägen muß ih Andbéreg überlasscu.

Sehen wir uns nun nah dem Schauplaye um, auf welchem die dar- stellende dramatische Kunst des heutigen Griedenlanbs ihre noch ungeübteù und unsicheren Schwingen zu entfalten strebte, so finden wir sie in Athen zu- nächst in dem unklassishsten Lokale, welches man sich denken kann: in einem geräumigen Mägazine, belegen im Bazar, einer Straße, die von deutschen Soldaten gewöhnlich die „Freßgasse“/ benannt wurde, weil in deiselben bik Garföche, Viftualienhändler und Weinwiï}he vorzugsweise etablirt sind. Auch dieses Magazin war in seiner gewöhnlichen Gestalt bla Ziveden gewidmet, einige sehr einfache Vorrichtungen genügten aber, dasselbe je nad Bedürfniß in einen Tempel der Musen umzuschäffen. Auch wurde diese Lokal in der Regel zu den Reunionen und vins dansants der _ deutschen Handwerker und Soldaten benußt, und gar oft konnte man noch E durch die wundervoll klaren, sternenhellen, attishen Nächte, in weiter serung und zu nicht geringer Belästigung, die Oftaven und Quintei der Trompete und Gsdune zu den ausgespielten Walzern und Ländlern {hmcttern hören.

Uls später das Opernhaus gebaut war, wurde das National - T eater dorthin verlegt und mit größerem Luxus umgeben; damit steigerten sich aber auch die Anforderungen, mit dem unbefangen kindlichen, genügsamen Zn- teresse an der Sathe war es vorbei, und an dessen Stelle traten leíder nur zu oft unerquiliche politishe Machinationen und Demonstrationen, die män an die dramatischen Leistungen knüpfte, So stand es vor etwa zwel Zahttü, und so wird es im Wesentlichen noch stehen. Die neueren politischen Er- eignisse in Griechénland sind der ruhigen und naturgemäßen niger Günsit der neugeshafsenen dramatischen Kunft im Ganzèn ‘wohl weniger gü! gewesen, den Reiz der Neuheit hat diè Sache verloren, das Jnieresse an der Kunst wird zum großen Theil dur die politishen Zntctessen und Lei- denschästen veischlungen und in den Strudel der leyteren hineingezogen. (Schluß folgt.)

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