1914 / 26 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Jan 1914 18:00:01 GMT) scan diff

L ist natürli nicht zu denken, die Arbeiter zu Staatsbeamten zu S machen. as würde eine zu große Nermehrung unseres Beamten- J heeres bedeuten, Jnfolgedessen muß auch das Beschwerderecht der E aatlichen Arbeiter anders als das der Beamten geregelt werden. Der Wesolution der fortschrittlichen Bolkspartei, die sih auh auf die Regelung der Arbeiterverhältnisse bezieht, Tfönnen wir nicht zu- “stummen. Die einzelnen Verhältnisse sind vielfach noch nicht genü end + wetlärt, andererseits gehen die ROPDETUNSN A weit. Man kann hier Î E (iele vorgehen, Unser Antrag will nux eim Instrument für én Jozialen Frieden sein. t

ca Simeon nens =—

| Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des TJinern Dr. Delbrü: :

Meine Herren! Die Verhältnisse der Arbeiter in den Betrieben S des MNeiches und der Bundesstaaten in rechtlicher und in tatsächlicher Veziehung sind in diesem hohen Hause ja seit Jahren Gegenstand von Erörterungen gewesen, niht nur bei dem Etat des Neichsamts des : Innern, sondern auch bei den Etats der großen Reichs- und staat- lichen Betriebsanstalten. Die Forderungen und die Wünsche, die Von seiten der in diesen Betrieben beschäftigten Arbeiter ausgesprochen “Und von ihren Freunden hier im Hause auch wiederholt vertxeten “Worden sind, haben sich verdichtet in einem zusammenfassenden Wort, É d will nicht sagen Schlagwort, in der Forderung nah einem Staats- E üibeiterreht. Ein solches Staatsarbeiterreht ist im vergangenen f Jahre bereits in einer Reihe von Petitionen gefordert worden. Ein F Geseentwurf, der die Rechte der Staatsarbeiter regelt, ist im -ver- wangenen Jahre dur eine wenn ih nicht irre von der fort-

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huttlichen Volkspartei eingebrachten Resolution verlangt worden.

Aus dem Verzeichnis der Entschließungen, die von den verbündeten Wegierungen auf die Resolutionen und die zu den Petikionen er- “gangenen Beschlüsse des Reichstags gefaßt sind, werden die Herren ent- “nommen haben, daß uns diese Resolutionen eingehend beschäftigt Mhaben. Sie haben in der Spalte: „Entschließungen des Bundes- rats und Bemerkungen über das weiter Veranlaßte" im wesentlichen ‘tine ablehnende, mehr oder minder motivierte Grledigung gefunden.

Meine Herren, ih war darauf. gefaßt, bei den Verhandlungen ber meinen Etat in diesem Jahre diese ablehnende Haltung der berbündeten Megierungen eingehend zu motivieren. Ich bin dur den “Antrag der Herren von der nationalliberalen Partei und die Aus- führungen, die der Herr Abg. Schwabach dazu gemacht hat, dieser Mühe überhoben; denn ih erkenne ohne weiteres an, daß es viel leichter sein wird, über diese Fragen zu diskutieren, wenn das ein- s{lägige Material schön geordnet und die Anschauung der verbündeten Regierungen wohl begründet in einer Denkschrift vor Ihnen liegen. Jch bin also bereit, die Vorlage einer derartigen Denkschrift hiermit in Aussicht zu stellen, und glaube, daß ih mich unter diesen Umständen eines Eingehens auf die zahlreichen Fragen und Zweifel enthalten Fann, die der Herr Abgeordnete Schwabach eben vorgetragen hat. J wiederhole, ih bin bereit, eine derartige Denkschrift ausarbeiten zu lassen und dem Hause vorzulegen. (Bravo!)

Abg. Vogt - Hall (dkons.): Es war eigentlich meine Absicht, die Angriffe des Abg. Gothein gegen die heutige Wirtschaftspolitik zu widerlegen. Nachdem der Abg. Hoesch dies mit einem ausgiebigen F Zahblenmaterial so ausgezeichnet getan hat, fann ih mich ‘auf éine F Nachlefe beschränken. Die Gemeinden und Bezirksverbände sind durch Y die nittér weitergehende soziale Fürsorge mehr und mehr gezwungen, E Ga eTt heranzutreten. Ich erinnere an die Ausgaben für

Eisenb E ‘an die Opfer, die gebracht werden, um an das

f en L \mnneß anges{lossen" zu werden; Straßenbahnbauten, UÜeber- i V usw. Wenn der Landwirt sich elektrishen Strom für | seinen Betrieb „verschafft, so“ leitet ihn dabei das Bestreben, den Be- trieb zu vereinfachen und seinen Dienstboten die Arbeit damit ange- nehmer: zu machen. Wenn der Abg. Gothein sagt, daß gerade ein hoher

F Prozentsaß von intelligenten Landarbeitern si zu der Industrie hin- I Yezogen fühle, so kann damit nicht gemeint sein, daß wix nur un- i gelchickte Arbeiter draußen behalten. Die außerordentliche Steigerung Æ T Löhne gerade auf dem Lande hat es mit sih gebracht, daß man E ün den neuen Ausgaben für das Krankenkassenge]e nicht gerade ent- F: Pt war Die Steigerung der Löhne der Landarbeiter hat mit denen T S F ydustriearbeiter leichen Schritt gehalten. Die Produktion ist L Der Mer geworden. Den Staatssekretär möchte ich bitten, die Frage Ml Sp glenumsaßbsteuer in Erwägung zu ziehen. Es wird immer über é treibe, igerung der Bodenpreise R Viele Leute, die o reden, À # j Æ L X

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häufig selbst ungesunde Bodenpolitik. Der Abg. Gothein hat vezischeinlich durch mgel Ausführungen versucht, die Landwirke zu 9 niassen, sich mehr und mehr der Viehhaltung zuzuwenden, Die nie oe unseres Viehbestandes wäre auch wohl sicher größer, wenn M unmer die Gefahr bestände, daß die Viehzölle ermäßigt werden. Fenn der Getreidebau mehr als die Viehzucht bevorzugt wird, so kann S: Ned arin einen großen Schaden nicht erbliden. Wenn einmal bei i ge, cdégefahr die Zufuhr unmöglich ist, dann ist es immerhin besser, Ü 1g Getreide zu haben und den ershberbrauch einzuschränken als ingefehrt. Der Abg. Gothein trat sür vermehrte innere Kolonisation V [uh wir sind damit einverstanden. Aber so einfach ist die Sache YO nicht. Jch habe mir in verschiedenen Gegenden das hierfür zur e erfügung fehende Land angesehen. Das ist aber manchmal nur dann a ali, wenn es nicht ‘in kleinen Parzellen, sondern in großen be- arbeitet wird. D reden die eis gen vielsah anders als hier E Abg. Gothein. Bei seiner Stellung innerhalb dex Partei muß man po auf die Vermutung kommen, ob die Freisinnigen das, was sie E sagen, wirklich ernst meinen. Die Landflucht soll durch den U grundbesiß hervorgerufen werden. Aber hierüber werden dieselben (G 20en auch in den Gegenden erhoben, wo mittlerer und kleiner Srundbesiß vorherrscht. Da das Leben in der Stadt doch sicherlich liger iff, so müssen eben andere Gründe vorhanden sein. Das sind die hohen Lasten, die gerade der mittlere und kleine Besiß zu ragen hat, Der Staatssekretär meinte, es würde eine Zeit der Nube in der Sozialgeseßgebung eintreten. Aber er meinte F G daß die Arbeitslosenversicherung zurzeit unmöglich sei. r hat “sie also demnah für später in Aussiht genommen. O müssen energisch fordern, daß an dem System der Einfuhrscheine e Qt gerüttelt wird. Darum sind wir dem Staatssekretär für seine Seruhigung von Herzen dankbar. Der süddeutshe Bauer ist an den Sinfuhrscheinen ebenso interessiert, und zwar in bezug auf den Hafer, Me der norddeutsche aroße Besißer in bezug auf den Roggen. In der Sue dèr Wirtschaftspolitik hat der Staatssekretär eine Verbeuaung a9 rets und eine Verbeugung nach links gemacht. Wir unsererseits 8 der Meinung, daß eine Menge von sandwirtschaftlichen Produkten L größeren Schußes bedarf. Das bezicht sih auf den Tabakbau, fut eindait, den Gemüse- úund Obstbau, auf alle gärtnerischen Pro» S te. Es handelt fi hier um cine Eristenzfrage für viele Familien. Aug Staatssekretär freute sich über das Wachsen der Spareinlagen. fr wir freuen uns darüber, glauben aber, daß sie noch viel höher sein di nten. Auf diese Spareinlagen sind gerade jene Kreise angewiesen, G, ficht, wie die Arbeiter, gegen Krankheit und Not geschübt sind. e der Mittelstand, der Landwirt, der Geschäftsmann ist ge- i De Die E Rücklagen zu machen, und es ist zu bedauern, daß ge- De Enel aae pa Lachen telstand wird wohl konnen: g angezogen Ra R

“H, Präsident Dr. Kaem} wo seine wahren Freunde fißen. Vogt: all (dkon\) i it: rügt nahträglih einen von dem Abg, Ausdruck. ) gegenüber dem Abg. Gothein gebrauchten scharfen

| 2 wird Vertagung beschlossen. : 5 folgen cine Reihe von persönlichen Bemerkungen,

Abg. Gothein (fortshr. Volksp.): Man kann erst rihtig N das Stenogramm vorliegt. Es ist eine sehr bequeme Methove, jemandem etwas unterzuschieben und dann ‘darauf loszu- hauen. Ih möchte den A Do E mir in meiner Rede den Zaß von den saftigsten Wiesen naczuwet|en. ; S 13 f S0 Bat (fortschr. Volksp): Was ih of habe, bezog sih auf den Landrat von Brüning. 1n Pommern. in auch nit auf das Gehalt des Vorsizenden des Bundes der Handwerker eingegangen. Persönlich bemerke ih, daß ich kein Gehalt vom Hansa- bunde beziehe, troßdem das an und Eo nichts Verwerfliches ist.

Aba. Dr. Erdmann (Soz.): eine Ausführungen haben nicht den Zweck verfolgt, den ge i R zu stóren und den Fampf um die Koalitionsfreiheit zu beeiniraGugen. « a Mag einer Bemerkung des Abg. K o ch (fortichr. Volksp.) be- merkt der \ T

Aba. Vog t - Hall (dkons:), daß das Anleihebedürfnis der Ge- Ee in A eiber auf die neuen Lasten des Volks\chulgeseßes

üczuführen ist.

G Le h berts (Zentr.): Dr. Erdmann hat hervorgehoben, daß die christlichen Gewerkschaften die Cinheitlichkeit der Arbeiter- schaft stören. Wir haben gar keine Angriffe auf die anderen Arbeiter- organisationen unternommen mit Nücksicht auf die Geschlossenheit der Arbeiterschaft.

Zur Geschäftsordnung bemerkt der j

Abg. Bassermann (nl.): Namens meiner Fraktion stelle ich fest, daß der Abg. Hestermann weder im Namen noch im Auftrage meiner Fraktion gesprochen hat. Meine Fraktion hat die Konsequenzen aus der Rede des Abg. Hestermann sofort gezogen und durch ein- stimmigen Beschluß der Fraktion das Hospitantenverhältnis mit dem Abg. Hestermann aufgehoben. , :

Schluß gegen 614 Uhr. Nächste Sibung Freitag 1 Uhr pünktlich. (Kurze Anfragen; Fortseßung der heutigen Be- ratung.)

Preußischer Landtag: Haus dèr Abgeordneten. 14. Sißung vom 29. Januar 1914, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.) Ueber den Beginn der Sihung ist in der gestrigen Nummer

d. Bl. berichtet worden.

Das Haus sezt die zweite Beratung des Etats der Ge- stütverwaltung, und zwar zunächst -die Verhandlungen über die Einnahmen aus dem Erlös für verkaufte Pferde und über den Ausgabefonds von 2410 000 6 für den Ankauf von Pferden fort.

Abg. ‘von Bonin - Stormarn (freikons.) bittet die Gestüt- verwaltung, die Wünsche der kleinen Pferdezüchter in Holstein in bezug auf die Gestellung von Hengsten zu berü ichtigen

Abg. Ne hren - Hammelspringe (freikons.): Der Abg. Wach-

horst de Wente hat {were Vorwürfe gegen die Nemontekom-

missionen erhoben, aber den Beweis dafür nicht angetreten. Jch muß die Remontekommissionen gegen die Vorwürfe in Schuß nehmen. e Wachhorst de Wente wollte lediglih einen Gegensaß zwischen leinen, mittleren und großen Besißern n die Erscheinung treten lassen. Bei den {weren Kämpfen, die die deutsche Landwirtschaft in den nädsten Jahren bei der Erneuerung der Tarife zu bestehen haben wird, sollten alle deutschen Landwirte zusammenhalten, um aus diesen {weren Kämpfen siegreich hervorzugehen. Ale bürgerlichen Parteien mit Einschluß der Deutsch-Hannoveraner sollten zusammenhalten, und ich polse, daß auch die nationalliberale Partei auf diesen Boden tretén

wird,

Abg. Freiherr von Maren h olt (fkons.): Es ist von anderer Seite soviel über B D Landespferdezuht gesagt worden, daß es do einen merkwürdigen Etndruck machen würde, wenn ih als Ver- treter unserer E Landwirtschaftskammer nicht dazu das Wort ergriffe. Die Beschwerden über die ißstände bei den Nemonte- ankäufen AO bereits bon unserem Fraktionskollegen vorgebracht worden. Jch kann nur bestätigen, daß diese Mißstände au in Han- nover bestehen. Es ist eine Tatsache, daß bei dem roßen Bedarf an

ferden der Hauptanteil den Händlern zuguie E ist. Das ollte nicht so sein, und ih erwarte, daß der Herr Minister dafür sorgt, daß bei den Remontekommissionen in dieser Beziehung Wandel ein- iritt. Wir hätten vor allem den Wunsch, daß frühzeitig angegeben wird, welcher Bedarf in der Armee an Pferden vorhanden ist. Wir haben uns an den Kriegsminister mit einer Eingabe gewandt, aber bisher leider feine Antwort bekommen. Die Pferdezucht in Hannover rubt in erster Linie bei den mittleren und kleinen Besihern. Die wenigen großen Züchter stehen si mit den leinen ausgezei net. Die fleinen Züchter brauchen die großen, damit sie ihnen die Pferde, die ¡je selber nicht lange genug halten können, abnehmen. Ich würde es sebr bedauern, wenn ein Gegensaß zwischen großen und leinen Züchtern ervorgerufen würde. _Dhne 7 ollblut ist eine Zucht überhaupt nicht durchfühtbar. Wir haben deshalb gegen eine Vermehrung der Voll- bluthengste selber nihts. Die Erregung în Hannover rührt nur daher, daß man eine Aenderung des ganzen Systems befürchtet daß schr viel mehr Vollblutzucht getrieben D bi als biéher. Die hannoversche S E nen auf einer großen Höhe. Cin großer Teil unserer Pferde’ hat bei Rennen Erfolge erzielt; auch in bezug auf den- Wert des gezüchteten Materials sind große (Fortschritie gemacht worden. Was wir erhalten wollen, ist ein edles kräftiges, starkes Pferd, das sich für die Kavallerie eignet, und, wenn es nit verkauft werden kann, zur BewirtsGaftung der {weren Marschböden benußt werden kann. Mir hoffen, daß unseren begründeten Beschwerden bezüglich der Händler Rechnung getragen wird.

Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer:

Meine Herren! Jch will mih zunächst mit den Befürchtungen beschäftigen, die verschiedene Herren Vorredner für die Pferdezucht in den Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein geltend gemacht haben. Jch kann es sehr wohl verstehen, ‘daß ih angesichts der Maßnahmen der Militärverwaltung und der damit im Zusammen- hang stehenden Vermehrung von Vollbluthengsten iw Gestüt Celle eine gewisse Beunruhigung der Züchter be- mächtigt. hat. Aber ih gläube, hièr ganz offen aussprèhen zu können, daß die Beuunruhigung in dem Maße, wie sie sih geltend gemacht hat, durchaus nicht begründet ist. Im Landgestüt Celle be- finden sich zurzeit, 400 Hengste, und nach der neuesten Vermehrung ist die Zahl der Vollbluthengste auf 21 gebracht worden; also sie be- trägt etwas über 5 %. In einer Provinz, die es mit ihrer Zucht- richtung sehr wohl vereinigen kann, etwas mehr Vollblut einzuführen, etwas mehr “Blut zuzuführen, als es bisher der Fall gewesen ist, hält si diese Vermehrung, meinès Erachtens, durchaus in den auch mit den Interessen der Züchter zu vereinbärenden Grenzen.

Wenn im leßten Herbst verhältnismäßig wenig Pferde, ins- -

besondere auf den Remontemärkten der Provinz! Han- nover, gekauft worden sind es sollen ja auf einem Markte nur 4 Stü gewesen sein —, so dürfen Sie nit vergessen, meine Herren, daß die Remonteankaufskommissionen in der Hauptsache Kavalleriepferde brauchten und suchten, und ‘daß es also ‘leicht er-

flárlih ist, daß ‘auf den Märkten in ber Provinz Hannover das '

gesuchte leichte Kavalleriepferd niht in der ‘entsprehenden Zahl zu

finden war, Es ist im übtigen ja niht meine Aufgabe, die Maß-

nahmen der Remonteankaufskommissionen in erster Linie zu ver- treten. Klagen dieser Art müßten beim Herrn Krieigsminister an- gebracht werden. . Aber ih entziche mich auch auf der anderen Seite nicht der Verpflichtung, auch gegenüber der Militärverwaltung die Interessen der Züchter wahrzunehmen (Bravo!) und mit dem Herrn Kriegsminister auch darüber in ÑNerbindung zu treten, wie den ÎInter- essen der Züchter in Zukunft in geeigneter Weise Rechnung getragen werden kann. Meine Herren, die Grklärungen, die der Herr Kriegs- minister abgegeben hat der Herr Oberlandstallmeister ist gestern schon darauf zurückgekommen —, sind doch derartig, daß auch die Züchter das Vertrauen haben können, daß die Militärverwaltung in Zukunft möglichst direkt vom Züchter, direkt vom Produzenten kaufen wird. (Bravo!)

Wenn im leßten Herbst au die Pferdehändler mit Aufträgen bedacht worden sind, so beruht das darauf, daß die Militärverwaltung, die ihren großen Bedarf zu einem bestimmten Termin decken mußte, wahrscheinlich die Befürchtung gehabt hat, daß das allein durch die direkten Ankäufe bei den Züchtern in der kurzen Zeit nicht zu be- werkstelligen war. Herr von Pappenheim hat gewiß ganz recht mit der Behauptung, daß man beim Pferdehandel, insbesondere bei An- fäufen der Remonteankaufskommission, den Händler nah Möglich- feit aus\{licßen müsse. Aber doch, meine Herren, im Pferdehandel läßt sich der Zwischenhandel ebensowenig entbehren, wie auf allen anderen Gebieten. Ih möchte diejenigen fragen, die sich privatim Pferde kaufen, ob sie es nicht in vielen Fällen vorziehen, vom Händler zu kaufen, statt von ihrem Nachbarn. (Zuruf: Leider!) Wenn sie vom Händler kaufen, haben sie einmal die Annehmlichkeit einer größeren Auswahl; zweitens können sie das Pferd leichter zurüd- geben, und drittens können sie, ohne Unannehmlichkeiten befürchten zu müssen, wenn der Ankauf ungünstiger war, auf den Händler \chimpfen, was sich der Nachbar ebenfalls nicht gefallen läßt. (Heiterkeit.)

Meine Herren, in ähnlicher Lage befindet sich auch die Remonte- ankaufskommission besonders in einem Zeitpunkt wie im vorigen Herbst, wo besondere Eile geboten war.

Was nun den Ankauf von Hengsten in Oldenburg angeht, so wird es vielléiht eiwas zur Beruhigung der Gemüter beitragen, wenn ih mitteile, daß die dort angekauften Hengste auch zum Teil wieder aus der Provinz Hannover stammen. In Oldenburg ist es ebenso wie in der Provinz Pommern Gebrauch, Fohlen in der Provinz Hannover anzukaufen, sie aufzuziehen und sie dann der Gestütver- waltung als Hengste vorzustellen! So ist es gekommen, daß der Ankauf dort in diesem Jahre besonders hoch gewesen ist, weil eben eine große Anzahl Hengste in Oldenburg vorgestellt wurden. Gewiß muß in erster Linie das eigene Land berücksichtigt werden. Aber, meine Herren, es ist selbstverständlich, daß wir Oldenburg nicht als Ausland betrachten können, und besonders dann nicht, wenn, wie die Verhältnisse zwishen Oldenburg und Hannover liegen, auch die

hannoverschen Fohlen in Oldenburg angekauft und dort aufgezogen werden.

Was die Vermehrung der Hengste im Gestüt Traventhal an- geht es befinden sich dort zurzeit nur noch 135 —, so ist sie [hon von der Gestütverwaltung in Aussicht genommen, und wird ih hoffentlich in den nächsten Jahren verwirklichen lassen!

Herr Abgeordneter Rehren hat dann noch darauf aufmerksam gemacht, daß auch in Hannover nicht bloß Halbblut gezüchtet würde, sondern auch ein kaltblütiges Pferd rheinish-belgishen Schlages im Süden von Hannover, im Bezirk von Hildesheim. Meine Herren, wir haben bis jeßt daran festgehalten, daß im Landésgestüt Celle nur Vollblut- und Halbluthengste aufgestellt werden, und daß von der Gestütverwaltung in Hannover hauptsächlich das dortige Zuchtziet weiter zu verfolgen sein wird, die Zucht eines brauchbaren, gängigen Halbblutpferdes. Dessenungeachtet haben wir den besonderen Bedürf- nissen im Süden von Hannover auch Rechnung getragen. Es sind dort in den leßten Jahren eine Reihe von Hengsthaltungsgenossenschaften gegründet, und es sind im leßten Jahre schon 4000 46 für die Prä- miierung solcher Hengste bewilligt worden. Ich glaube, damit ist den dortigen Bedürfnissen vorläufig auch Rechnung getragen, und die Züchter des schweren kaltblütigen Pferdes, das sih ja ohnedem durch feinen guten Preis bezahlt macht, werden sh über mangelnde staat- liche Hilfe nicht beklagen dürfen.

Meine Herren, um eine Aenderung des Zuchtziels handelt es fi in den Provinzen Schleswig-Holstein und Hannober um deswillen gewiß nicht; weil auh die Gestütsverwaltung der Ansicht ist, daß die Zuführung von Vollblut in der Verwendbarkeit des Pferdes auch zu Wirtschaftszwecken ihre Grenzen finden muß. Wir würden die ganze Pferdezucht in Hannover in Frage stellen, wenn wir dort auf eine andere Zuchtrihtung hinwirken würden. Selbstver- ständlih kann sih die Provinz Hannover nicht beklagen, wenn in späteren Jahren vielleicht mehr Remonten in anderen Gegenden, be- sonders in Ostpreußen, angekauft werden, weil das Hauptbedürfnis der Armee natürlich ein leichter és Kavalleriepferd verlangt, das in größeren Massen in der Provinz Hannover nicht zu finden ist.

Ich kann mich den günstigen Aeußerungen, die hier über die Tätigkeit des Landstallmeisters Grabensee gemacht worden sind, auch meinerseits nux anshliéßen und der Provinz Hannover nur wünschen, daß ihr dieser Landstallmeister, der sih hervorragende Verdienste um die Hebung der Pferdezucht in der Provinz Hannover erworben hat noch recht lange erhalten bleiben möge. (Lebhafter Beifall.) / i Meine Hexren, nun gestatten Sie mir, daß ih mich noch mit einigen Worten der Provinz Ostpreußen zurvende. Ich habe es sehr bedauert und stimme darin mit verschiedenen Vorrednern vollig überein daß der Herr Abg. Hofer die gegenwärtige Debatte dazu benußt bat, um auch in Ostpreußen einen Gegensaß zwischen großen Besitzern und kleinen Besißern in gleicher Weise zu konstruieren, wie cs gestern be- züglich der Provinz Hannover von Herrn Abg. Wachhorst de Wente

geschehen ist. (Heiterkeit rechts.) Jch kann die Ausführungen des Herrn Abg. Hofer, soweit die Provinz Ostpreußen in S U nur als in jeder Beziehung unzutrêffend bezeithnen. Tatsälich liegen die Verhältnisse au in Ostpreußen so, daß bei der Pferdezucht ein be- sonders gutes Geschäft. in finanzieller Beziehung nicht zu machen ist. (Sehr richtig! rets.) Wer Pferdezucht betreiben will, muß bas: in erster Linie aus Passion und nicht mit Rücksicht auf seinen Geldbeutel tun; denn reich geworden bei der: Pfèrdezuht allein sind hochstens. ab und zu einige Pferdehändler, aber Produzehten selten odex nie. (Sehr richtig! rechts.) Jn Wirklichkeit stehen sih die kleinen bäuetlichen

Pferdezüchter in der Provinz Ostpreußen besser als di Ah at 29 S le großen; de | sie sind’ in der glülichen Lage, ihre Fohlen sämtlich als Var fie