1914 / 40 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Feb 1914 18:00:01 GMT) scan diff

zum Deutschen Reichsanze

Berlin, Montag, den

Amtislichés.

Königreih Preufsen.

Verzeichnis der Vorlesungen Akademie Bonn- an der Königlichen lanbdwirtshaftlichen : r V it der Nheinishen Friedrich- S E Ta nett Bonn)

im Sommerhalbjahr 1914.

he demie zu Bonn-Poppelsdorf werden S) lañbioirta E Vorlesungen und Uebungen ge-

im halten : ; S E : emeiner Pflanzenbau (Düngerlehre); Spe: Din A faruchtbau); Feldfutterbau, Wiesen- und Weidekultu-- B itrationen und Uebungen in der Bodenabshäßzung. Prof. D Nihardsen: Nindoiehzucht ; Schafzucht; Molkerei- wesen; Oeff t H, Maßnahmen zur Förderung der landwirtsch. Tier- E A ¡0e baflliches Praktikum (in Verbindung mit Dr. S ÓmidH: Ps tschaftliche Demonstrationen auf dem afademiscken Gute Difz an Prof Dr. Brinkmann: Betriebskehre (11. Teil); Ländwirts Ltg Buchführung 3 Landwirtschaftlihes Semirar; nd g li (für Geodäten). Prof. Dr. N N rischaftliche ik (7. Teil: Schall, Acht, Wärme ‘und

: N.: ExperimenlalvV E ai blnenfunde mit Uebungen; Anleitung d V ads nenten, Prof. Dr. Kreusler, Geh. Reg.- Rar as Grundzüge der Chemie; Organische Experimental-

, esprechungen und Anleitung zu Versuchen *). Bemie j Ghemisdhe Kre: Speziele Botanik (einschl. Pflanzen- L rof. Dr. . “lllgemeine Bakieriologie; Pflanzenpktysiologische - u. E Uebungen; ne abon ter

“Garten. Proj. Dr. Hagemann: Physiologie der im kon “botan. cnstrationen zur Vorlesung über Physiologie; Sinnes- Dau O Geodäten). Prof. N. N. : Baustofflehre; Bauverbar.d- Ns 2 erbau. Prof. Müller: Nivellieren, für I. Studienjahr ; G 1e tisces Nechnen, für 1. Studienjahr; Ausgleihungsrechnung, für 11. Studienjähr Trassieren, für 11. Studienjahr ; Geodätliches Semirar (ugt bn Miete T Eta Def : ätische Uebu : Nivellieren, für 1. Studienjabr, - jahr; GeockMivellieren, tür 11. Studienjahr; Geographishe Octs- S für Fortgeschrittene. Prof. Hill mer: Landmeß- und Astrumentenlehre, für 1. Studienjahr; Landmeß- und Instrumenten- î bre ür Il. Stutienjahr; GSeodätishes Seminar (Land- S 7 und Instrumentenlehre), für 11. Studienjahr; Geodätische Üebungen: Vandmeßlehre, {ür 1. und 11. Studienjahr; Feld- messen und Nivellieren mit Uebungen für Landwirte. of. Nuhm: Algebra, für 1. Studienjahr; Darstellende Geometrie 2 Stereometiie, für 1. Studienjahr; Analvytise Geometrie, für T. Studienjahr; Mathematische Uebungen, für 1. und Il. Studien- jahr (1. Studienjahr Trigonometrie). Prof. Dr. Wygodzinski: Agrarpolilik; Genossenschaftswesen; Grundzüge des Finanz- und Steuerwesens; Kredit-, Bank- und Börs-nwesen; Volkowirtsch. Uebur. gen; Volswirtckafilihes Seminar f. Vorgeschrittene (alle 14 Tage je 2 Stunden). Prof. Dr. Brauns, Geh. Bergrat: Geognofßie; Mineralogis&e U-bungen; Geologise Autflüge (nah Verabredung); Feldmann, Direktor der Gcnossenschafitbark für Nheinpreufßen: Uebungen zur Eenossens(äftépraxis. Kreistierarzt Dr. Grebe: Neußere Krankheiten ter Hauétiere; Hufbeslag und Geburtéhilfe. Sor melse As 9 E R T Soda ¡ orfiwirlsha c uéilüge. —- egterunge- un ceveimer aura R KulturtéGnifche Ee ür 1II. Studienjahr. Prof. Dr. Machol: Erste Hilfeleistung bei plößlichen Unglücksfällen. S Prof Ee E S S Ion in onn: Lantwirts{h. Handelskunde. Hauptlehrer en: Bienen- zut. Lr. NReichenéperger: Lndwirtschaftlice Zoologie (11. T, Dr. Schaffnit: Pflanzens@uß; Demonstrationen über Fflamen) Gu, Sei S N L e 7 15 E N mtsgeridi8rat, Prof. Dr. Schumacher: Verwaltungere m Uebungen; Landtskulturgeseßgebung mit Uebungen; Uebungen zur R und Verwaltungtkunte. N. N.: Gcmüsebau- und Gemüse- verwertung.

Privatvorlesungen: Priv.-Dozert Dr. Hecker: Landwirtschafiliße Klimalehre - (T. Teil). Priv.-Dozent Dr. Samel: Die Figur der Erde. Priv.-Dozent Dr. Smidt : Koloniale Landwirtschaft. y

Außerdem finden lantwirtisaftliche, sorsiwirtschaftlide, kultur- e Pre E S scwie in tie be- na Ô i usland statt.

Den Studierenden ist Gelegenheit gegeben, zur Ecweiterung ibrer Fachauébildung an den umfassendezen Arbeiten und Uebungen der Akademieinstitute teilzunehmen. A1s sol(e kommen in Frage:

1) Anleitung zur selbständigen Bearbeitung von Versuchéfragen

ss a E E Pflanzenbaulehre,

2 an ¡

3) Uebungen auf dem Gebiet der Tierzuchtlehre, -

4) ns en in der Behantlung und Prüfung landwirtschaft-

Ma nen, - x

5) Selbständige Arbeiten im Botanischen Institut, :

6) Ganztägiges Praïtikum auf dem Gebiete der Anatomie und hysiologie der Tiere {ür Vorgeschrittenere,

7) O, E Arbeiten aus dem Gebiet der ollswiridaTie 2.

Zur Erkernung der Stenographie (Stolze-Schrey) wird je cin einstür diger Kursus für Anfänger und für Fortgeschrittene von dem geprüften Lehrer der Stenographie H. Schneider abgehalten.

Die Aufnabmen neu ciatretender Studierender beginnen Mitt- wod), den 15. April, und finden bis eins{chl. Donnerétag, den 7. Mai 1914, ftatt. Später eintreffende Siudierende haben die Genehmigung zur vaGträglihen Immatikulation bei ter Universität, unter Angabe der Gründe ihre N Meldung, {riftli bei dem Direktor der Akademie n3ckchzu]|uchen. i

i irtsaftlihen und fulturtehnishen Vorlesungen be- Die landwirt\{@a] E «ti D l: ginen Mittwcch, den 22. April, die geodâtishen Donnerstag, den « April 1914, Af e x erden Landwirte und Landmesser (Geobäten) aue aL Die Landwirte kônnen nach zweijährigem tudium eine Diplomprüfung, nech dreijährigem Studium die Landwirtschaftslehrerprüfung (nah Maßgabe - der für diese Prüfungen geltenden Vorschriften) ablegen. Außerdem ist eine ¿Wissenscastliche Prüfung für Tierzuhtinspektoren, sowie eine Prüfung in landwirischaftlicher Verwaltungskunde und in Genossen- \chafiswefen eingerihtet. Alle in Preußen öffentli angesteüten Landmesser_ müssen die Landmesserprüfung na : A | gangenen Bestimmungen afkgelegt haben. An der Ala s este eine Prüfungekommisfion für Landmesscr. Mit ter Lan messer- prüfung farn eine umfaßfsendere Prüfung in Landesfkulturtechnik ver- bunden werden. Diese Prüfung müssen alle Landmesser mindestens befriedigend abgelegt haben, die bei Bebörten, die dem preußischen

9 Ju Ersa des chemischen Piaktikuns, welches wegen baulidjer Veränderungen des Laboratoriums für dieses Semester ausfallen muß,

Erfte Beilage

Landwirtschaftsministerium unterstehen, dauernd beschäftigt werden wollen. Î Die an der Akademie aufgenommenen Studierenden werden bei der Úniversität Bonn immatrifuliert und genießen alle Rehte von Universitätsstudenten. Neu eintretende Studierende haben bei der Meldung zur Aufnahme außer den Nahweifen über Schul- und Berufsvorbildung ein Sen der Polizeibehörde ihres lTeßten Aufenthaltsortes beizubringen, 2 tinderjährige außerdem eine CEin- willigungse:klärung des Vaters oder des Vormundes. Kommen die Studierenden unmittelbar von einer anderen Hobschule, fo ist das Ahgangszeugnis von diefer vorzulegen und ein besonderes Sitten- zeugnis nicht erforderlih. Ein Internat ist mit der Akademie nicht verbunden. Die Akademiker wohnen in Privathäusern. Wohnungen, mit und ohne Beköstigung, den verschiedensten Wünschen und An- forderungen entsprechend, find in ausreihender Zahl vorhanden.

Die Miete für ein Zimmer beträgt monatlich mit Frühstück etwa 30 4, mit voller Beköstigung 70 # und darüber. Mittags- tisch im Gasthaus kostet etwa 1 4. Die Kosten für den gesam!en Unterhalt eines Studierenden st:llen sich bei mittleren Ansprüchen eiwa auf 120 # monatli, also im Jahre (für aht Studtenmonatz) auf rund 900 bis 1000 6 (obne Studienhonorar). Z

Das Studienhonorar beträgt 120 4, für Reich8ausländer 180 f für jedes Halbjahr und muß am Anfange des Halbjahrs entrichtet werden. Bei nachgewtesener Bedürfligkeit und Würdigkeit kann das Honorar preußischen Staatsangehörigen vom zweiten Studienbalbjahr ab innerhalb der zulässigen Zahl von Frelstellen ganz oder teilweise erlassen werden. Auch gewährt das Ministerium einzelnen bedürftigen Studierenden preußischer Staatsangehörigkeit, die sich dur Fleiß und Wohlverhalten auszeichnen, Studienbeihilfen.

Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter- zeichnete gern bereit, nähere Auskunft zu erteilen. Drucksachen über die Einrichtungen der Akademie sowte Lehrpläne versendet das Sekretariat ‘er Akademie auf Ersuchen kostenfrei.

Bonn, im Januar 1914. -

Der Dkrektor der Königlih landwirischastlichen Akademie : Kreusler, S Regierungsrat.

Deutscher Neichstag. 214. Sißung vom 14. Februar 1914, Vormitiags 10 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Auf der Tagesordnung steht die Foriseßung der zweiten Beratung des Etats für das Reichsamt des Fnnern.

Veber den Anfang der Sißung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Bei dem um 2000 # auf 6000 s erhöhten Beitrag für den Verband der deutschen gemeinnüßigen und unparteüschen Rechtsauskunftsstellen bemertt der

Abg. Schiffer (nl): Es war nicht sehr vorsichtig von dem sozialdemokratishen Redner, von dem großen Vermögen der Jn- nungen zu spredhen angesichts der ungeheuren Summen, die die Ge- werkschasten aus den Beiträgen der Arbeiter angesammelt haben. Die Erböhung der vorliegenden Position um 2000 4 ist viel zu gering. Der Mittelstand ist am meisten Täuschungen ausgeseßt. Der kleine Mann läßt sih durch Vorspicgelungen verleiten, tein Geld in \hwindelhafte Unternehmungen zu steten. Diesem Schwindelwesen kann nur in zentralisierter Form entgegengetreten werden durch eine Sammelstelle, die Auskunft gibt über die Schwindelfirmen. Das eshieht dur den hier in Rede stehenden Verband. Es ist praktische Mittelstandspolitik, für diesen Zweck stärkere Neichsmittel zur Ver- fügung zu stellen. Mit dem bloßen Wohlwollen ist es nicht getan. Man sollte den Beitrag erheblich vermehren.

Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald: In den leßten Jahren hat ständig eine Erhöhung dieses Titels stattgefunden. Wir werden prüfen, ob es möglich sein wird, die Position entsprechend zu erhöhen. Der Verband wird auch vom preußishen Handels- minister unterstüßt.

o Die Forderung von 46 000 s als erste Rate des auf 200 000 6 bemessenen Reichsbeitrags zu den Kosten der Vor- bereitung und Durchführung der Dlympischen Spiele in Berlin 1916 hat die Budgetkommission gestrichen.

Von den Nationalliberalen, der fort\chrittlichen Volks- partei und den Deutschkonservativen is die Bewilligung der Forderung beantraat.

Abg. hle (Soz.): Wenn gleichmäßig alle Sport- und Turn- vereine beteiligt würden, würden die Sozialdemokraten ohne weiteres für die Forderung sein und sogar cine Erhöhung befürworten. Für diesen Zweck ist uns kein Opfer zu groß... Wir haben jederzeit, wenn es sih um die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit usw. handelte, die größten Summen befürwortet. Wenn wir für die vorliegende Forderung nicht sind, so deshalb, weil uns hierfür die nötige Vor-

edingung zu fehlen \cheint. Wer soll der Empfänger der 200 000 4 scin? Die Regierung hat eine große Zahl von Sportvereinen ge- naunt, an der Spigze die nationale deutsche Ua Daß es daneben noch Arbeiterturnvereine im Arbeiterturnerbund gibt, daß es eine Unmenge von Arbeitersportvereinen E davon hat die Regierung feine Notiz genommen. Gerade die Arbeiterturn- und die Arbeiter- Pn sind ausgeschlossen von dieser Unterstüßung. Gerade die Mitglieder dieser Vereine sind benachteiligt gegenüber anderen Be- rufs\tänden. Jhre Gesundheit ist fortgeseßt Gefahren ausgeseßt, sie bedürfen der (rholung am allermeisten. Wenn \{chon Turn- und Sportvereine Anspruch auf Unterstüßung aus öffentlichen Mitteln haben, so sind es die Arbeiterturn- und Arbeitersportvereine. Die amerifanischen Sportbestrebungen sind ungesund und \{ädlich. Man treibt heute nicht Sport, um den Körper zu kräftigen, sondern um des Sportes wegen. Der Sport ist Selbstzweck geworden. Man will sportliche Höchstleistungen erzielen, Rekords aufstellen und anen. Das ist eine durchaus ungesundéè Entwicklung. Der Verein Berliner Turnlehrer hat sich gegen diese Erscheinung gewandt. Auch in Ameriïfa warnt man vor einer solchen Entwicklung. Aber gerade diese Sporivereine kommen im Reichsaus\husse zur Geltung. Die ganzen Olympischen Spiele sind aufgebaut auf dem Prinzip des Wettbewerbs. Die Arbeiterturnvereine haben sich davon freizuhalten gewußt, Diese aber sind ausgeschlossen worden, weil der Regierung die Gesinnung und die Ueberzeugung, die sih in thnen kundgibt, nicht gefällt. Dadurch wird die E der E Spiele für uns zu einer poli- tischen Angelegenheit, zu einer Brüskierung der Arbeiterschaft, und wir lehnen sie deshalb ab. Die Arbeiterturn- und Sportvereine werden täglich gedrüt, verfolgt und in threr Wirksamkeit gehemmt, troßdem sie keine politischen Vereine sind, wofür nie die Spur eines Beweises erbracht worden ist. Die Leidensgeschihte des Berliner Vereins Fichte \pricht geradezu Bände. Gegenüber diesen Ver- folgungen verblassen die Bedrückungen des Bürgertums in der vor- märzlichen Zeit. Dem Sohne-eines auf dex Grube Achenbach Ver- unglückten wurde direkt erklärt, er würde der Fürsorgeerziehung über- eben werden, wenn er nit dem Arbeiterturnverein den Nüden kehre. ir müßten die Ehre der deutschen Arbeiterschaft {chlechckt zu wahren

- und die körperliche Ausbildung gefördert werden.

iger und Königlih Preußishen Staatsanzeiger.

16, Febr

wissen, wenn wir uns dazu hergeben wollten, hier auch nur einen Pfennig für die Olympishen Spiele herzugeben, für Korporationen, denen man die politishe Gesinnungslosigkeit als Tugend anrehnet. Es wird der Ehre und dem Ansehen des deutshen Volkes besser edient, wenn man diese Methode einer ungerechten Behandlung der rbeiterflasse abschafft. Aus allen diesen Gründen halten wir an dem Beschluß der Budgetkommission fest und lehnen die dazu gestellten Anträge ab. ;

Abg. Stoeve (nl.): Die Rede des Vorredners kann nur dazu beitragen, die noch zur Bewilligung zu veranlassen, die vielleicht noch abseits stehen. Auf seine freiheitlihe Gesinnung sollte ja niemand verzichten. Geräde die Beteiligung an den Olympischen Spielen seßt eine freiheitlihe und nationale Gesinnung im weitesten Sinne des Wortes voraus. Es handelt sich um keine große Summe, außerdem haben wir eine Pflicht gegenüber dem Auslande zu erfüllen. Jch erinnere an die gastfreundlihe Aufnahme in Schweden. Wir dürfen es darum nicht versäumen, Gastgeber für andere Nationen zu sein. Es beteiligen sich 1916 bei uns 25 Nationen an diesen Spielen. Da fönnen wir doh niht mit leeren Händen dastehen. Es sollen keine Feste gefeiert und Nekorde gedrückt werden. Wir wollen nur für die Zukunft unseres deutschen Vaterlandes sorgen, daß unsere Jugend ein starkes Geschlecht wird. Wir tun ein gutes Werk, wenn wir diese Mittel bewilligen und die Anträge auf Wiederherstellung der Re- ¡ierungsvorlage annehmen. Es dürfte sih jedoch empfehlen, die Ab- fiat erst am Dienstag vorzunehmen.

Abg. von Massow (dkons.): Der Begründung der Vorlage der Regierung brauchte man eigentli kein Wort hinzuzufügen. (s ist deshalb beantragt worden, die Position wieder herzustellen, Man wird sehr bald erkennen, wélch ungeheuren Wert die körperliche Aus- bildung hat. Wenn auf einem störrishen Gaul ein kleines {chmäch- tiges Scneiderlein oder ein mecklenburgischer Bauernbursche sißt, der eine ängstlih und der andere keck und frei, dann wird der Gaul natürlih dem leßteren gehorchen. Hier sieht man, was körperliche Erziehung und \{hwere Arbeit von Jugend auf bedeutet. Das haben die anderen Nationen auch erkannt und sind deshalb auf die ODlym=- pischen Spiele zurückgekommen, die zum ersten Male in Athen statt- efunden haben. 1916 werden alle Nationen der Welt ihr bestes Material hierher \hicken, und unsere Jugend wird Gelegenheit haben, damit in Wettbewerb zu treten und hoffentlih die Siegespalme zu erringen. Die Spiele müssen aber organisiert werden, und das kostet Geld. Wir haben bier das wundervolle Stadion, es für die Plaß- frage gesorgt ist. Wir müssen aber auch die Gastfreundschaft er- widern, die wir überall genossen haben, wo unsere Turner und Sportleute hinkamen. Wir wollen doch nicht einfach Kostgänger von anderen Nationen sein und bei anderen Nationen nassauern. Man würde im Auslande eine Ablehnung nicht verstehen. Der Reichstag würde höchstens von neuem seine Zerfahrenheit dokumentieren. Die von der Reichsregierung ausgeseßte Summe soll überhaupt nit ein- zelnen zugute kommen, sondern den Sportvereinen, also gerade Ver- bänden, die unserer Jugend Kraft stärken wollen. Man wirft der Regierung immer vor, daß sie so wenig für Ertüchtigung des Volkes gs Wir nahmen im Vorjahre eine Resolution an, in der die Neichsregierung geradezu aufgefordert wurde, etwas zu tun. Auch eine andere vom Reichstag angenommene Resolution spricht davon, daß die Jugend durch eine bessere geistige und körperliche Ausbildung zur MWehrhaftigkeit erzogen wird. Gerade die Dlympishen Spiele sind ein Haupthebel für die Betätigung dieser Bestrebungen. Die deutsche Jugend bedarf dringend der körperlichen Ausbildung, sie darf nt im gigen e erzogen werden, es muß in ihr bei aller realistishen und Na e Gelehrsamkeit - der Wille gestärkt

L IIOL s / Wenn einer nach der Tagesarbeit noch eine oder zwei Stunden turnt oder \portlichen

Uebungen huldigt, dann ist er au froh, wenn er um 9 oder 10 Uhr in der Klappe liegt, dann wird er auch am anderen Morgen fris an Seele und Körper aufstehen. Jch hoffe, daß der Reichstag unsere Anträge einstimmig annehmen wird. Abg. Dr. Mülle r - Meiningen (forts{chr. Volksp.): Es hat tat- sählih im Inlande und Auslande peinliches Aufsehen erregt, daß die E den hier geforderten kleinen Betrag abgelehnt hat. Man sollte auch meinen, die Sache lasse sich ohne jede partei- olitishe Nuance behandeln. Aber ih bedauere im“ allerhöchsten Maße, daß es keinem geringeren als dem Präsidenten des Reichs- auéschusses für die Olympischen Spiele gelungen is, noch im leßten Moment dur seine merkwürdigen Aeußerungen das Unternehmen, das er vertritt, zu schädigen; man muß von ihm verlangen, daß er sich nicht in einer solchen Weise äußert, wie wir sie ja bei diesem Herrn schon öfter erlebt haben, die ihn aber nit befähigt, an der Spibe eines solchen Ausschusses zu stehen. Der Herr hat den Reichstag mit Peter Schlemihl verglichen, der über jeinen eigenen Schatten rine Ich möchte die Regierung bitten, baf sie den Präsidenten des Heichsausshusses etwas an die Kandare nimmt, daß er ein solches Verfahren nicht beobachtet. Jh finde es sehr bedauerlich, daß auch an dieser Stelle der Geist des traurigen Separatismus auftritt, der unser ganzes deutsches geistiges und Kulturleben lähmt, der Geist des politischen und konfessionellen Separatismus. UÜnzweifelhaft ist die kleinliche Nadelstichpolitik gegen die Arbeiterturnvereine Wasser auf die Mühle der Sozialdemokratie, und diese Politik muß auch von uns mißbilligt werden; daß sie wirkungslos bleiben muß, beweist ja Süd- deutschland. Aber ih möchte auch protestieren gegen dieAngriffe, die ihr Redner heute auf die deutsche Turnerschaft richtete, als ob dieser E n Res als Tugend angerechnet wird; das ist ein ungeheuerliher Vorwurf, den wir mit aller Energie zurückweisen müssen. Diese Angriffe beruhen auf maßlosen Uebertreibungen; Fehler werden überall gemacht, aber von einer solhen Gesinnungslumperei und Denunziation ist keine Rede, die deutsche Turnerjchaft ist frei von a System politischer Einseitigkeit, es wird kein Verzicht auf retheitliche Gesinnung verlangt. Gs handelt si hier einmal um cine Frage der internationalen Courtoisie. Von 1896 an in Athen baben wir die Gastfreundschaft fremder Nationen genossen. Eine solce Veranstaltung muß auch ein großes reiches Volk wie das deutsche über- nehmen. (s wäre gut, wenn gewisse deutsche Sportkreise sich das englische Beispiel und den englischen Stolz etwas vor Augen hielten; ein gewisses Gefühl der Ueberlegenheit \{chüßt dort gegen die ganz falsche \lavische Herübernahme amerikanischer Verhältnisse- die eben bei unseren ganz anderen sozialen und wirtschaftlichen Anschauungen nicht blind auf Deutschland übernommen werden können. Es sind au im Meichsaus\{chuß Freunde dieser Richtung vorhanden: aber wer das will, versündigt sich an den großen Gedanken, die wir au bei dieser Gelegenheit fördern wollen. Es war ein Zeichen des dekadenten Hellas, als man Massen von Tagedieben heranzüchtete, die sich lediglich dem Sport widmeten. Auch in Amerika fürchtet man bereits daß die Sportpflege in solche falshen Bahnen gerät, vor denen i unsere deutsche Bewegung bewahren möchte. Unsere deutsche turnerische Cigenart is wert, verg zu werden, sie wird ges{äßt in der ganzen Welt, unser altes friderizianishes Schulturnen erregt die Bewunde- rung der ganzen Welt, es kann kaum Besseres geben, Die ganze deutsche Turnerschaft hat die moderne leichtathletisGe Bewegung mit- emacht. Gs muß also Pflicht des Reichsaus\chusses und der be- teiligen Behörden sein, einer bedenklichen Entwicklung unseres ganzen Lurge und Sportwesens in Deutschland energisch entgegenzutreien. Es ist hier nicht die Frage, ob nationale oder internationale Wett- kämpfe das bessere seien: aber es ist communis opinio, daß es feine

Olympischen Spiele gibt ohne cin kräftiges Volk, und daß kein kräf-