1914 / 56 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Mar 1914 18:00:01 GMT) scan diff

e

für längere Entfernungen Herzustellen. Das war erst möglich durch den Einbau von Pupinspulen, die den Herren ja bekannt sind. Wir haben vor zwei Jahren begonnen, die erste unterirdische Telephonkabellinie nah Cöln zu bauen, und wir wollen nun abwarten, wie sih die Sache gestalten wird. Es wird dur diese Kabellinie naturgemäß glei eine große Zahl von Verbindungen zwischen den einzelnen Orten hergestellt, sodaß erstens der Störung durch Unwetter und zweitens auh dem Mangel an Linien vorgebeugt wird.

Was nun die Störungen angeht, fo glaube i, daß man sich doh manchmal ein falsches Bild von dem Umfang derselben mat, Solche Störungen kommen vor. Jch habe mir einmal eine Zufammenstellung machen lassen, wie groß der Betrag ist, den wir in den leßten 22 Jahren für diese Störungen haben aufwenden müssen. Es sind im ganzen 5 918 900 4, also pro Jahr 270 000 4. Darunter ist, wie der Herr Vorredner {on richtig anführte, im Jahre 1909 eine sehr bedeutende Summe von beinahe 24 Millionen Mark. Sonst ent- fallen von der genannten Summe 3. B. auf das Jahr 1912/13 4700 H, 1911/12 61 000 Æ, 1910 161000 Æ, 1908 21 000 Mi, also jedenfalls keine fo bedeutenden Summen, wie der Herr Vorredner anzunehmen scheint.

Mit der Verkabelung längerer Telephonlinien Haben wir jeden- falls nah Amerika überhaupt als die ersten begonnen. Jch hoffe, wie ih es son in früheren Jahren hier zum Ausdruck gebracht habe, daß cs gelingen wird, eine gute Verbindung au auf große Ent- fenungen herzustellen. Darüber wollen wir uns aber feiner Täu- schung hingeben, daß die Verkabelung des ganzen Telephonnetes eine ungeheure Menge Millionen Kosten verursachen würde; nach dem Ueberschlag würden sie sich auf ungefähr 1 Milliarde belaufen. Daß diese Summe nicht so {nell bereitgestellt werden kann, das wird, wenn man sich den Etat ansieht, sehr erklärlich fein.

Was nun die Klage betrifft, daß unter Umständen die Gespräche »„dringend" geführt werden müssen, \v ist das ja richtig. Aber das s{limme ist das, daß gewöhnlich alle zu gleicher Zeit sprechen wollen. Nun wollen sid die Herren einmal vorstellen: cine Telephonleitung nach Cöln kostet ungefähr 400 000 4. Solche Leitungen kann man nicht in einer so großen Zahl herstellen, daß jeder jederzeit in der Lage ist, zu sprechen. Diese Linien liegen Morgens, Abends usw, brach, und zur Börsenzeit wollen natürli alle sprechen. Allen diesen Be- dürfnissen läßt sich nicht entsprechen, zumal der Tarif das wissen die Herren ja so billig ist, wie er in keinem Lande ist. (Na, na! bei den Soz.)

Sie dürfen, meine Herren, nicht vergessen, daß diejenigen, die nicht sprechen Tönnen, immer noch Gelegenheit haben zu telegraphieren. Ich gebe aber gern zu, daß das Sprechen viel besser ist, Man kann gleich hören, was der andere will, man weiß, mit wem man spricht, und es ist viel billiger. Aber die Vemnraltung kann nicht jedem eine Verbindung bereit halten. Das ist zu teuer. Die Herren können aber versichert sein, daß wir dahin streben, diese Verbindungen soweit irgend möglich auszubauen, wir fordern jedes Jahr durch die An- leihen so und so viele Millionen an, auch in diesem Jahre haben wir wieder 4 000 000 mehr wie in früheren Jahren. Die Sickerheit aber haben Sie, daß wir auf die Verkabelung der Fernspreclinicn ernst- lich bhinwirken;

- Abg. Dr. Gradnauer (Soz.): Wir glauben, daß die Ver- waltung mit der Durchführung technischer Verbesserungen nicht das tut, was sie zu tun imstände wäre. Das beweisen die Erfahrungen, die wir Um vorigen Jahre in Dresden jemacht habén. Wir geben zu, daß die Umgestaltung der bisherigen Anlage gewisse Unbequemlich- keiten auch für das Publikum mit ih bringen mußte. Das Publikum ist geduldig genug, solche Unbequemlichfeiten für eine gewisse Ueber- gangézeit auf sich zu nehmen. Aber die Geduld des Dresdener Publi- tums ist doch auf eine zu harte Probe gestellt worden. Die Beschwer- den wurden zu einer geradezu ständigen Nubrik in der Presse, und aub ïn den Sti en Körperschaften gab man seiner Entrüstung Ausdruck. Durch die {weren Telephonstörungen wurden große Gefahren für Leben und Gesundheit der Bevölkerung herbeigeführt. Tagelang war es unmögli, auf telephonisem Wege Krankenschwestern herbei- auziehen, und ein Kind is nur deshalb gestorben, weil ein Arzt zur DPperation nicht {nell genug herbeigerufen werden fonnte. Eine Ent- g haben die Beschädigten nicht erhalten. Lroß aller Zu-

agen wurde bis in den November vorigen Jahres herein keine Abhilfe geschaffen. Man hob die Mißstände der Üngeschicklichkeit des Publi-

kums zu. Der Grund aber war, daß mañ von Anfang an die Schwie-

Ugkeiten des Betriebes untershäßt hat. Auch mit dem Auswecchseln der abgenußten Apparate wurde zu lange gewartet, ebenso war an- fangs nicht das genügende Personal vorhanden. Es bedurfte erst ciner großen Bewegung im Publikum, che dem Uebel gesteuert wurde. Hoffentlich zieht die Verwaltung für die Zukunft aus diesem Vor- kommnis die nóôtige Lehre.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraectke :

Meine Herren! Der Herr Vorredner ist, glaube ih, nit ganz gerecht, wenn er der Neichstelegraphenverwaltung so {were Vor- würfe macht. Es handelte sih in Dresden um die erste große halb- automatishe Einrichtung, eine Einrichtung, die sehr {wierig war. Wenn die Herren sie sih einmal ansehen würden, würden sie sich da- von überzeugen.

Ich möchte mih- auch dagegen wenden, wenn der Herr Vor- redne’ rgesagt hat, wir hätten der Sache kaltblütig zugesechen und uns nicht darum gekümmert. Das ist nicht richtig, und es liegt auch uicht in unserer Art, daß wir uns derartigen Sachen nicht widmen; dazu sind wir auf diese Einrichtung viel zu stolz. Nein, es lag in den Verhältnissen. Wenn Sie berücksihtigen, daß es sih bei dieser ersten großen halbautomatishen Einrichtung um 25 000 Sprech- stellen handelt, daß es eine Einrichtung von einem Umfang ist, wie sie noch feine andere Verwaltung in der Welt ausgeführt hat, daß

E die exsten sind, die dies gewagt haben, dann werden Sie mir Wune weitere

Wüßiten, s zugeben, daß wir mit großen Schwierigkeiten tampfen avpt: bat e ohne weiteres zu, daß nicht alles gleich gut ge- sich aber ct e hâtte vermieden werden können. Es müssen Systeme Hineinekb nten und auch die Lieferanten in folhe neuen Störunge s n Und sehen, wie dies und jenes marschiert, Abstellung längere Zreßem Umfange vorgekommen sind und ihre als E empfunden. dauert hat, hat niemand schmerzliccher ¿on Er G sind, hat nicht etwa E R S „tungen, die angeführt wörden (L haben Hiße, Gewitter, Feuticke; L, sondern alle zusammen. kommt immer auf den Zustand ax eit eine Nolle gespielt. “(6 [eitung befindet, wie und in welchem Uen, R gerade die Um- wirken. Das Bestreben ift jedenfalls von änge Jol wesen, die Sache gut zu machen. Das h Siadlvertretern, als sie in dieser Angele

: , genheit hz Ausdruck gebracht, E

L war und wir haben “auch die. Seit eingehalten t

gehalten, die

wir ihnen în Aussicht gestellt Haben, um die Sache quk zu Ende zu führen. Daß die Anlage jeßt wirkli gut funktioniert, hat der Herr Vorredner selbst zugegeben. Das System marschiert jeßt besser als jedes andere.

Im übrigen möchte ich dem Herrn Vorredner erwidern, daß in Liegniß, allerdings einem viel kleineren Orte als Dresden es hat sih da nur um 1200 Anschlüsse gehandelt —, das halbauto- matische System au eingeführt worden ist und daß die Inbetrieb- nahme glatt gegangen ist. Die Zeitungen haben sih auch lobend darüber ausgesprochen.

Die harte Kritik, die der Herr Vorredner geübt hat, ist also nicht zutreffend; man muß bei allen großen Neuerungen erst lernen wir sowohl wie die Fabrikanten,

Abg. Dr. Quarck (Soz.): Daß es möglich gewesen wäre, mit der Kabellegung schneller vorzugehen, zeigt ja hon, daß man vor 1904 damit begonnen hat. Auf jeden Fall hätte das Tempo in den leßten 3 Jahren mehr beschleunigt werden können. Es sollen eine Milliarde Mark notwendig sein, um die Leitungen in den Zustand zu verseßen, daß sie allen Einflüssen widerstehen. Daraus ergibt sich, daß der Neichstag an anderen unnüßen Ausgaben Abstriche vornimmt.

Zu den Ausgaben für die „Arbeiten zum Bau und der Unterhaltung der Telegraphen- linien“ sowie für „Unterstüßungen an NTV'El Tee, ehemalige Arbeiter und Deren GHintet- blieben e“ bemerkt der Abg. Taubadel (Soz.): Die Lage der Telegraphenarbeiter ist troß aller Petitionen und Empfehlungen des Reichstags noch immer nicht gebessert. Diese wünschen in erster Linie, daß ihnen, wenn sie als Unterbeamte angestellt werden, thre gesamte Vienitzeit auf das NRuhegehalt angerechmet wird. Der Bundesrat könnte bei einigermaßen gutem Willen endlich aus dem Stadium der Erwägungen heraus- ommen, Die Tele raphenarbeiter sind hier \{lechter gestellt, als die Postboten und Postillone. Auch über die Behandlung der Arbeiteraus- üsse seitens der Verwaltung wird geklagt. Man wünscht einen Mei O Und Herabseßung des Alters für das aftive Wahlrecht auf das 21. Jahr. Wieviel Telegraphenarbeiter sind denn überhaupt beschäftigt? Diese Zahl ist so groß, daß von der Lohn- verbesserung nur einige Pfennige ‘auf den einzelnen rbeiter entfallen. Eine vierkopfige Familie in Chemniß braucht jährlih 1844,18 M, sie bezieht aber als Lohn nur 1266 4%. Die Telegraphenarbciter und Handwerker wünschen, daß die ärztliche Untersuchung {hon nach Ablauf des ersten Jahres stattfindet, nit ein Jahr vor der Anstellung, und daß diese Untersubung für die Anstellung Ie E Die Denk- schrift über die Crrichtung einer Fe nei e für die Arbeiter und Handwerker, die nicht als Unterbeamte angestellt sind, steht [eider Ï Es müßte diesen Leuten cin rechtlicher Anspruch auf

ummer noch aus. Es Pension gesichert werden. : ; s

Abg. Heckmann (nl.): Auch ih möchte die Wünsche der Teles graphenarbeiter dem Staatssekretär warm ang Herz legen. Die Lohn- forderungen der Arbeiter sind wirklich sehr bescheiden. Die Konferenz, die über diese Sache stattgefunden hat, hatte einen [Ergen Cr- folg. Auf fast alle Forderungen der Arbeiter hatte der ( Es ein bôfliches aber bestimmtes Nein. Er hätte die Pflicht, sich es Arbeiter anzunehmen, um N mehr,als er im vorigen Fahre durchblicken ließ, eine per ónliche Berständigung der Arbeiter mit ihm würde mehr Erfolg haben, als eine Beschwerde im Neichstag. Eine Lohnaufbesserung von 15 -5 für den Tag entspricht noch nicht den beutigen Verhaltnissen. Es müßten alle Lohntlassen aufgebessert werden. Die Arbeiter fordern ferner, daß ihnen der Sonntag nicht als Urlaub „angerechnet wird, wenn ihnen dafür keine En hädigung ge- ¿ahlt wird. Sie verlangen weiter MNeichsarbeiieraus\chüsse; dies würde zur Folge haben, was der E will, daß sich die Arbeiter zunächst an ihn wenden, bevor sie sih an den Reichstag wenden. Ist es dem Staatssekretär bekannt, wie lange die Arbeiteraus\chüsse auf eine Antwort zu warten haben? Was nußt eim U wenn ihm nichk Gehör E wird? Die Venraltüng hat do. ) auch ein ÎInter- esse an der Ausgestaltung der Arbeiterausschüsse. Die ärztliche Ünter- suchung der Telegraphenarbeiter hat sehr erhebl hen zur Folge. Bis zur Anstellung mußte sich ein Arbeiter viermal ärztlich untersuchen lassen, ohne daß er begründete Aussicht auf Anstellung hatte. Die Zulagen für die Telegraphenarbeiter sind zu niedrig und zu ungleihmäßig. Ich hoffe, daß die Verwaltung alle diese Wünsche wohlwollend rüfen wird Cingedent des Wortes: Die Entwiklung steht nicht still. Auf die Vauer kann si die Postverwaltung den Forderungen der Arbeiter nicht entzieben.

Abg. Kop S (forts{ch. Volksp.): Die Forderungen dex Tele- graphenarbeiter bewegen sich in der Tat in bescheidenen Grenzen. Jn den Eingaben an den MNeichôtag werden in ruhiger und sachlich begrün- deter Weise Wünsche geäußert, Beschwerden vorgebracht. Sie bitten vor allem um den weiteren Ausbau der Arbeiteraus\chüsse, eine Aende- rung des Wahlsystems. Leider nimmt der Siaatssekretär demgegen- über eine ablehnènde Stellung ein. Diese Ablehnung liegt weder im Yniteresse der Regierung noch der beteiligten Perscnen. Wenn die Ausschüsse 9 vereinigen könnten, so würden mande Wünsche als nicht erfüllbar oder als unberechtig® zurückgestellt oder E werden, sodaß sie erst gar nicht ‘an den Reichstag gelangen. Ebenso berechtigt ist der Wunsch der Arbeiter nah einem Neichsarbeiteraus\cusse. Sie denken nicht aran, Arbeiterparlamente zu verlangen. Sie wollen nur, daß in ihnen in den Bezirksaus\chüssen unerledigte Sachen behandelt werden. Von 124 Anträgen in 6 Bezirken wurden nur 17 angenom- men. Das muß Unzufriedenheit unter den Arbeitern hervorrufen. Die Verteuerung der Lebenshaltung: der Arbeiter in der leßten Zeit ließ eine Verbesserung der Löhne als durchaus berechtigt ersheinen. Die jegigen Vezüge reichen nit aus, eine Familie zu erhalten. Die Lo nverhältnisse müssen gleihmäßiger gestaltet werden. Die Teúérungs- verhältnisse in den d egenden rechtfertigen die bestehende Vlsserenzierung nicht. Sewünscht wird weiter die Zulassung der Tele- graphenarbeiter E Kleiderkasje. Leider ist N Wuns abgelehnt worden. Die Abnußung der Kleidung dieser Arbeiter ist eine viel stärkere als bei den Arbeitern. Ich hoffe auf eine wohlwollende Prüfung dieser Wünsche seitens des Staatssekretärs.

Abg. s ehrens (wirtsch. Vgg.): Nachdem sich der Neichstag selber au etnem Reichsarbeiteraus\{uß etabliert hat, möchte au ih einige Worte zu den Arbeiterwünschen sagen. In bezug auf den Neichsarbeiterausschuß bin ih eigentli überrascht über die ablehnende Haltung des Staatssekretärs. YO bedaure die Haltung des Staals- sckretärs, denn danah muß der Neichstag zu cinem ständigen Neichs- arbeiterauss\chuß werden. Die ärztliche Voruntersuchung liegt gerade im Interesse der Arbeiter, da die jungen Leute dann sehen fönnen, ob fie später einmal auf Anstellung rechnen können. Die Dienstz ordnung verlangt zudem, daß die einzustellenden Arbeiter gesund sein sollen. Das kann doch nur der Arzt entscheiden. Jch halte es für unwirtschaftlich, wenn auf 6 bis 10 Arbeiter immer éin mittlerer Be- amter als Aufsichtsperson Ffommt. Es genügt vollständig, wenn ein solcher auf mehrere Arbeitsgruppen aufpaßt und sich in jeder Gruppe ein besser vorgebildeter Vorarbeiter befindet. Das liegt im Interesse der Arbeiter und des Reiches.

« Direktor. im Meichseisenbahnamt Aschenborn: des Verhältnisses zwischen den Telegraphenarbeitern und den Tele- graphengehilfinnen widmen wir ständige Aufmerksamkeit. Für die- jenigen Kassen, die infolge des Vorhandenseins der Gehilfinnen höhere Ausgaben haben, haben wir vorgeschrieben, daß die Beiträge für Tele- graphenarbeiter und Telegraphengehilfinnen besonders festgeseßt wer-

den, und für die leßteren in erhöhtem Maße.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke : _Meine Heræn! So gern ih den Herrn Abgeordneten Behrens höre, und so sehr ih anerkenne, mit welchem Eifer er sich in die Saden u versenken versteht (bravo!), kann ih ihm doch nicht auf allen Ge-

G folgen, und ich möchte auch ihm empfehlen, Gründe, die von dep

Der Frage

verantwortlichen Stelle angegeben werden, nicht obne weiteres beiseild an schieben. Jh habe mich im vorigen Jahre bereits eingehend darüber ausgelassen, wie es mit dem Bau von Telegraphenlinien steht, daß damit eine sehr große Verantwortlichkeit verbunden ist, daß es sich dabei um große Mittel handelt, daß man also nicht so leiht darüber hinweggehen und sagen fann: ih habe von diesem oder Jenem gehört, daß das alles viel besser und billiger zu machen ist. So liegew die Verhältnisse do nicht. Die verantwortlichen Stellen haben wirk- lich die Pflicht darauf zu sehen, daß alles gut und billig ausgeführt wird, und ich muß Vorwürfe na der Nichtung Hin gurüweisen. Ich möchte mir nur gestatten, Ihnen vorzulesen, was ih im vorigen Jahro hierüber gesagt habe, weil ich das nur vollständig wiederholen kann: Was nun den Wunsch nach einer Neform des Telegraphenbau- wesens betrifft, so läuft das zum Teil auch auf den Wunsch hinaus, daß auch die Arbeiter {hon Beamteneigenschaft erhalten. Stellen Sie sich, bitte, vor, was die Tätigkeit der Telegraphenverwaltung heute bedeutet! Wenn Ke sih die Titel ansehen, um deren Ve- willigung ih Sie bitte, fo werden Sie finden, daß für 50 bis 60 Millionen Material jährlih verbaut wird. Denken Sie an die Verantwortung, mit solchem wertvollen Material umzugehen; denken Sie an die Verdictung der Leitungen; denken Sie daran, wie schwierig es ist, eine richtige Trasse auszuführen: denken Sie gütigst an die Entwicklung der Starkstromanlagen, durch die der Bau dex Telegraphenleitungen beeinflußt wird; ziehen Sie die vielen Ver- handlungen mit staatlicen und Kommunalbehörden in Vetracht; denken Sie an die dauernde Beobachtung der Bauvorschriften, füv Straßen- und Eisenbahnen: so werden Sie mix ohne weiteres En geben müssen, wenn ic sage, daß für die Bauleitung Männer no?- wendig sind, die die volle Gewähr für die sorgsame Ausübung der ihnen übertragenen Obliegenheiten bieten. Berücksichtigen Sie, bitte, auch die aroßen Unannehmlichkeiten für den Verkehr, wenn einmal eine solche Leitung gerissen ist! Die Anlagen müssen alsa gut gebaut sein, die Arbeiten müssen sorgfällig ausgeführt werden. Dazu kommt, daß die Drähte ho oben liegen, wo man nicht per- manent hinaufflettern kann. Das sind alles die Momente, die ih den Herren vorhalten muß, und zwar im Interesse der Arbeiter, nit in meinem Interesse, Deshalb sind wir nah reiflicher Ueber- legung dazu gekommen, den Telegraphenbau in der Weise ausführen zu lassen, wie es jeßt geschieht. Nun, meine Herren, bin ich erstaunt, daß der Herr Abgeordnete Beh» rens, nachdem ich im vorigen Jahr die Gründe so ausführlich vorge- tragen habe jeßt obne weiteres sagt: das ist ja alles nichts, das muß so und so gemacht werden. So können wir doch nicht verhandeln, daß bei allem, was hier vorgetragen wird, dann einfa gesagt wird: ih habe das und das gehört, und das kann auch so und so gemacht werden. Das geht nicht.

Ich komme nun auf die einzelnen sonstigen Punkte. Zunächsk nöchte ih anführen, daß hier wieder von der ärztlichen Untersuchung die Nede gewesen ist. Jch habe mich schon im vorigen Jahre darüber ausgelassen und angeführt: was hat es eigentli für einen Zwed, einen Mann ärztlich untersuchen zu lassen oder ein Attest von ihm zu fordern, von dem ich absolut nicht weiß, ob er späterhin mal in die Beamten- karriere kommen wird? Der Mann meldet sih zur Arbeit, er will gern Arbeit haben. Da habe ih Ihnen nun seinerzeit ausgeführt: wenn der Mann untersucht wird, und er ist leidend und trank, dann kann mar ihn doch nicht einstellen, Nun sagt der Herr Abg. Behrens: warunx denn nicht einstellen? Aber wenn der Mann nun {on krank ist und nach 4 oder 6 Wochen oder einem halben Jahre ernstlich erkrankt, dan sagen Sie: nun bist du, Verwaltung, verantwortlich, der Arbeiter ist ein oder zwei„ Jahre bei dir beschäftigt gewesen, du hast gewußt, daß er frank ist, waurm nimmst du ihn denn an? Wir dürfen das nicht ver weseln: der Arbeiter hat viele Mechte, er ist frei, er fann gehen wann er will, ih weiß gar nit, ob er bei mir bleiben will oder nicht, Dey Derr Abg. Hecckmany beklagt sich darüber, daß eine Operpostdirektion einen Mann veranlaßt habe, \ih so und so viele Atteste ausstellen zu lassen. Jch verurteile das, es ist den Oberpostdirektionen au verboten, es soll niht gesehen, denn es hat keinen Zweck, und man tut den Leuten auch keinen guten Dienst, wenn man ihnen Schwierigkeitew macht, Arbeit zu bekommen, und eine Schwierigkeit liegt doch darin, wenn Sie ein Attest verlangen. Wenn Sie oder einer der anderen Herren jemand zu Hause beschäftigen, so fragen Sie ihn doch auch. nicht: bist du gesund? Aber es würde do schrecklich sein, wenn wir die Leute nicht beschäftigen; der Mann will doch leben, also warum ärztlich unler- suhen? Es sind das ja nicht eingebildete Sachen, so liegt es in dev Wirklichkeit. j

Wir haben 11 000 Arbeiter, und es werden all 1000 oder 500 ergänzt, ih weiß ja gar nicht, wie lange die Leute bleiben, sie haben ja das Recht fortzugehen, wann sie wollen. Das verstehen die Arbeiter auch vollständig, ih habe mih mit E L A A unterhalten, und sie sehen au ein, daß es so richtig ist. Soweib

ann m i j Ta i O k 2 E A daß man einen Mann, wenn er später krank wird, _Nun komme ih auf die Ausschüsse, Meine Herren, wir wollen uns einmal vergegenwärtigen: die Ausschüsse fi K doch geschafsen worden und gern geschaffen worden für örtsid; M idé damit Ar- beiter, die in cinem gewissen Distrikt t, e Dw e sind, ihre Mi: E L LGUd lind, in der Lage 11nd, Wünsche vorzutragen. Weil sie nit so wie die. Beámten mit Ge- suchen hervortreten zu können, so hat E Weise Gez legenheit geben wollen, ihre Wi Man ihnen auf diese A n C JAELLE ÜUnsche Ur Kenntnis zu bringen. Man U auSgegangen, daß ‘bie Ausschüsse nux cinen rein ört- s A ; i ist, wie id) ausdrücklich bemerken A und sie ist auch in der Ausbildung immer baf fe von tee elende eraufelen, fo fien Sie überzgh von den Oberpostdirotigne, -, Mfndlich geprüft werden, Ih habo Wünscbe ett irettionen gefordert, daß die Antwork auf die daß die Ui Ss werden soll, weil ih es nicht billigen fann, Sie E ers nah fo langer Zeit Antwort bekommen. Wenn Herr At n Zahlen angeben und sagen ich glaube, es war der 9. Demann —. auf so und fo viele Wünsche ist nicht einge- gangen, dann möge mir der Herr Abg. es nicht übelnehmen, wenn ih ihm sage: ih kann mir ein Urteil nic bilden, weil ih niht weiß, welcher Art die Wünsche gewesen sind, und ob es nit eiwas (xtra- Ordinäres gewesen ist, Wir unterrichten uns auch darüber, wie dia Verhältnisse liegen, und da haben wir im Jahre 1911 von den Ober- postdirektionen Nachricht darübex eingefordert, wieviel Anträge ge-

(Forlsebung ‘in ber. Zweiten Beilage.)

jährlich vielleicht