1914 / 59 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Mar 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Wirkung vom 1. 1. 1912 vollständig aufgehoben, nahdem bereits dur Erlaß von 1897 den Sklaven das Recht verliehen worden war, ohne Gegenleistung aus dem Sklavenverhältnis auszutreten. Diese Politik wirkte außerordentlih ungünstig auf die Moral der befreiten Sklaven und damit auf die Kriminalität in Zanzibar. Die Zahl der Ver- brechen, Trunkenheit, Diebstahl, Landstreicherci, Gewalttättgkeit, stieg merkbar. Ih gebe Jhuen die Ziffern aus den amtlichen englischen Berichten und muß dabei zusammenstellen den Tag des Erlasses des Geseßes und der Kriminalität in den darauffolgenden Jahren. Also: im Jahre 1897: Erlaß des Sklavereibefreiungsgesches, demzufolge jeder Sklave auf Antrag von der Behörde die Freiheit erhtelt, Der Herr wurde aus staatlißen Mitteln entschädigt. Im Jahre 1897, ein Jahr vor JInkcafttreten dieses Erlasses: 1536 Kriminalfälle, im Jahre darauf: 2552! (Hört, hört! rets.) Dle Berichte sagen, daß die Sklaven von ihrer Freiheit keinen Gebrauch zu machen verstanden. Viele zeigten si widerspenstig, \streiften heimatlos im Lante umher, lebten von ge- stohlenem Gut. Viele befreite Mädchen wurden Prostituierte, die Zahl der Bordelle stieg in Zanzibar ungeheuer. 75 9/9 der Insassinnen waren bef:eite Sklavinnen. Die englishen amtlihen Berichte schildern die Zustände in trüben Farben. Nun bin ih in der glüds« lien Lage, für die Nichtigkeit dieser Statistik die Gegenprobe zu machen. Die Negierung von Zanzibar sah ein, daß sie (in ihrer Humanität zu weit gegangen sei, bremste etwas und stellte die Be- dingung, daß ein Sklave nur dann fretgelassen werden durfte, wenn er ein neues Arbeitsverhältnis nahwies. Die Wirkung war: 1496 Kriminalfälle gegenüber 2152. Und nun kommt wieder der Um- schwung: Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts in London hob, gedrängt dur die Antisklavereigesellschaft, durch einen Erlaß die Sklaverei ohne weiteres auf. Die Wirkung war: im Iahre 1900: 2037 und im Jahre 1901 2553 gegenüber der vorher genannten Zahl von 1496. Meine Herren, das sind Ziffern, die zu denken geben !

Meine Herren, ih komme nun zu einem anderen Thema. Der Herr Abg. Dittmann hat in seiner Etatsrede am Sonnabend den Jesuitenstaat Paraguay als einen Musterstaat sozialdemokratischer Kolontifation gefeiert. (Widerspruch und Zuruf bei den Sozialdemokraten.) Nun, meine Herren, ih habe es fo aufgefaßt und wohl auc andere Herren aus diesem hohen Hause, daß Sie diesen Staat als das Muster eines sozialdemokratishen Staates rühmen wollten. Ich ver- weise auf die sehr interessante Literatur, insbesondere auf die S{hrift des Heidelberger Professors Gothein. Außerdem i} mir heute aus der Staatsbürger-Bibliothek ein Heft zugegangen, in dem über diese Staatsgebilde sehr interessante Angaben gemacht worden sind. Ste werden sehen, daß ter Herr Abgeordnete sh in seiner Auffassung doh etwas geirrt hat. Es heißt dort:

eWill man dieses Staatswesen näher tarakterisieren, so läßt es sih als eine Konföderation bezeichnen, deren Glieder eine theofratisch-patriarchalishe Verfassung mit ausgedehnter Selbstver- waltung besißen, die \taatsrechtlih auf dem Kommunismus berußt ; ¿entralisierende Faktoren für diese Konföderation bilden gemeinsame wirtshaftlichhe und militärishe Interessen und Maßnahmen.

Die oberste staatlide Leitung der einzelnen Bezirke lag ia den Händen der Patres selbst, und der theokratishe Charakter offenbart fich dadur, daß geistlihe und weltlihe Gewalt sich in denselben Persouen dem Rektor und dem Vicario vereinigten. „Diese beiden“, sagt M. Bach, „waren alles in einem und eines in allem. Sie beherrshten die Gemeinde, waren ihre Seelsorger und Aerzte und zugleich die Lehrer und Leiter ihrer Arbeiten.“

Meine Herren, ih glaube, daß diese Organisation von dem Ideal eines foztaldemokratischen Zukunfts\taates weit entfernt ist. (Heiterkeit.)

Meine Herren, ih komme jeßt zu einem etwas erfreuliherem Thema, indem ih nämlich ebenso wie einige der Herren Vorredner der sympathischen Persönlichkeit des Paters Etienne Bauer Erwähnung tue. Der Pater Eiienne hat sich dur seinz Missionstätigkeit in Ost- afrifa weit über Bagamojo hinaus ein Denkmal gesetzt, und ih freue mich, daß er hier im Hause als etn Kulturpionier ersten Ranges ge- fetert worden ist. Die Kolonialverwaltung ist diesem treuen Mit- arbeiter aufrihtigen Dank schuldig, (bravo! im Zentrum und rets) und es war mir eine Freude und Genugtuung, daß ih nog kurz vor dem Dahinscheiden des hohwürdigen Herrn in der Lage war, ihm eine Allerhöchste Anerkennung übermitteln zu lassen. (Bravo! rechts und im Zentrum )

Was nun die Mission im allgemeinen anbetrifft, meine Herren, so schließe ich mich ten Ausführungen der Herren Vorredner dieses hohen Hauses in jeder Beziehung an, insbesondere darin, daß auch wir die Tätigkeit der Missionare als Kulturbringer und väterliche Leiter der Eingeborenen gern und dankbar anerkennen. (Bravo!) Daß ich die Aufgabe, die Deutschland gegenüber den Eingeborenen in unseren Kolonien zu erfüllen hat, ebcnso auffasse wie die Pioniere der Kirche, meine Herren, das konnte man wohl kaum deutlicher ausdrücken, als ich es im vorigen Jahre getan habe. „Kolonisieren ift Missionieren, Missionieren im Sinne der Erziehung der Ein-

enen zur höheren Kultur.“

A ih bin dafür, daß auf „ora und labora“ bci den Ein- geborenen gehalten wird, möchte aber bitten auch die Herren Missionare bitten —, in ihrem eigensten Interesse etwas mehr Wert auf das „labora“ zu legen. (Sehr gut! links.) Ich glaube, dann kommt das „ora“ noch mehr zu seinem Recht; denn von dem labora werden die Eingeborenen viel Gewinn haben, wofür das „ora“ als Dank um so mehr am Plage ist. 4 Ae Ueéter die Medizinalverwaltung habe ih mich bereits ausgesprochen ; E nux noch einmal betonen, daß die Kolontalverwaltung nur a “reit ist, für tas Sanitätswesen in den Schutzgebieten, für \ êrarztung der Ein 24 din di W e Wob wle für bie (CESENoTGDN, für Hospitäler für die Weißen hat, und i würde „eborenen mehr zu tun, als sie biéher getan viel A dafür vente 68 nun die a habe ih festgeslellt, vas dee Missionen im einzelnen anbetrifft, so Hinfichtlih derjenigen Gegenstände b Men Schußgebieten Zollfceiheit des Gottesdienstes, tes Unterne E unmittelbar den Zwecken Außerdem werdgn in Osigfrika, Sa Krankenpflege dienen. gütungen gewährt. Die Zollvergütüugen etge Guinea Zollver- ungefähr 43 000 Mark und in Neu-Guinea Tod E Ostafrika wetden an Stelle der Zollvergütungen mehr direkt ark. Jn Togo für das S{ulwesen gemacht. J werde di Zuwe,

R R dungen die Gouverneu, - zunächst anweisen, daß das Dispositiv über die Zollbefreiung ADGNEA

Ten, wenn das hohe Haus uns möglichst

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entgegenkommend gehandhabt wird, Es ist eïne Krux in diesem Dispositiv: das ist „unmittelbar“. " Jch werde sehen, wie wir im Interesse der Wünsche der Missionen - darüber hinwegkommen können. (Bravo im Zentrum.) Jh werde ferner in eine Unter- suchung darüber eintreten, ob wir nit die Zollvergütungen, die die Missionen doch mehr oter weniger in cinem unerwünschten Gegensaß zu den Kaufleuten bringen, nicht durch eine unanfechtbarere Form er- segen können. (Sehr richtig! rechts.) Ich habe mich schon in der Budgetkommission damit einverstanden erklärt, in das Dispositiv der Positionen für den Sprachenfonds einzuseßen : „und zur Untersiüßung von Privatshulen“. Cs ist die Nefolution des Herrn Abg. Mumm, die ih im Auge habe. Ich habe dabei gesagt, daß wir, wenn wir es tun, ¿war von einem bisher bewährten Prinzip abgehen, nämlich die Missionen nicht direkt zu unterstüßen, daß ih aber doch aus einer Reihe von Rücksichten es für erwünsck;t halte, daß wir eine direkte Unterstüßung und nicht Zollvergütungen gewähren. Es find außerordentli viele Shwierigkeiten mit diesen Zollnahhlässen verknüpft. JIch habe jeßt im Kolonialamt eine Zusammenstellung ‘über die Stellung der einzelnen Missionen, über ihre Privilegien und ihre finanziellen Relationen zur Regierung machen lassen. Ich bin gerne bereit, den Missiontinteressenten diese Aufstellung vorzulegen. Sie können ih dann \{lüssig werden, ob fie auf den Boden der Negterung treten wollen und unter welchen Bedingungen. Jeden- falls halte ih es für wünschenswert, daß eine flarere Form gefunden wird als diese ZollnaGlässe. Ich bitte das erwägen zu wollen.

Was die Erleichterung von Landankäufen betrifft, so bin ih der Meinung, daß die Gouverneure den Missionen darin do wohl ent- gegenkommen. Sollte das nicht der Fall sein, bin ih bereit nach- zuhelfen- Jch erinnere mi, daß. ich vor kurzer Zeit sowohl nah Kamerun als auch nach Togo geschrieben habe, daß gewisse Wünsche der Missionare, die mir draußen, als ich dort war, vorgetragen wurden, und die ih für beretigt hielt, nah Maßgabe der geseßlichen Möglichkeit bewilligt werden sollten.

Der Anregung des Herrn Abg. Mumm, daß wir dcn Ele- mentarunterriht völlig in die Hand der Missionen legen sollten, stche ih unter gewissen Bedingungen an st{ch sympathisch gegen- über. Jch habe es als Gouverneur - von Samoa fo gehand- habt, daß der Elementarunterricht in den Händen der Missionen lag, und daß die Regierung den gehobenen Unterricht übernahm. Wir haben dort cine Schule gegründet, in die die Schüler aus den Missions\hulen nah Ablegung eines Examens eintraten, und in der sie unterrichtet werden in Deutsch und in folhen Fächern, die sie be- fähigen, brauhbare Beamte im kleineren Dienst und brauchbare Schreiber für die Kaufleute zu machen. Dasselbe verfolgt nah einem mir jeßt vorliegenden Bericht dec Gouverneur in Neu - Guinea. Analoge Verhältnisse wären unter Umständen nicht ausgeschlossen in Togo. Aber, meine Herren, ich bin bei Prüfung diefer Frage von meinen Natgebeen auf s{chwerwiegende Bedenken aufmerksam gemaht worden, soweit Ostafrika und Kamerun“ in Frage kommen. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir neben den christlihen Konfessionen in Ostafrika auch mit vem Islam zu rechnen kaben. (Lebhaste Zu- \limmung.) Nun ist es eine Tatsahe das werden die Herren, die den Missionskreisen nahestehen, nicht leugnen —, daß mohammeda- nische Eltern ihre Kinder grundsäßlih nit in konfessionelle Schulen \hiden. Von den Missionen zu verlangen, konfessionslose Schulen zu grün- den, das ist, glaube ih, etneUnmöglichkeit. Es bleibt also hon von diesem Standpunkt aus kein anderer Ausweg übrig, als daß in diesen beiden Kolonien nah wie vor die Negierungsshulen weiter existieren. (Sehr richtig! links.) JIch glaube, die Missionen und die Regierung können sich gut miteinander abfinden. Denn das Gebiet der Schule ist so ungeheuèr groß, daß es nicht genug ist, wenn nur eine Partei etroas tut; es können beide Parteien nicht genug tun. (Lebhafte Zustimmung.) Was die Rechtsfähigkeit der Missionen anbetrifft, so hat die Verwaltung eingeschen, daß das Schußzgebietsgeseß durh Einführung der preußischen Be slimmungen über die Korporationsre(te der geistlichen Gesellschaften einen Zustand geschaffen hat, der für die Missionen unerfreulih war und eine Nechtsunsicherheit bedeutete. (Sehr richtig! im Zentcum.)

Aber das, was der Herr Abgeordnete Erzberger gestern gesagt hat, ist niht mchr Nechtszustand. Wir haben eine Novelle zur Regelung der Nechtsfähicekeit der Missionen erlassen; es {eint mir über den Sinn dieser Novelle ein Mißverständnis zu herrschen. Jh glaube, daß die Missionare und die Herren, die den Missionskreisen nahestehen, auf cine Ausführangsbestimmung dieses Geseßes warten. Das ist aber nicht nötig. Die Missionen brauchen gar nihts weiter ¿u tun, als in den Fällen, wo sie das Bedürfnis empfinden, \ich korporativ zu. organisieren, einen tiesbezügliden Antrag an das Kolonialamt zu stellen, Der Antrag wird geprüst werden, und der Netchskanzler bezw. das Kolonialamt wird dann diejenigen Schritte tun, die früher nur der Bundesrat tun konnte. Also, meine Herren, wenn bisher nichts gesehen ist, liegt es niht an uns, fondern an den Missionen, die fih nicht an uns gewendet und die anscheinend das Geseß unrichtig interpretiert haben. :

Der Herr Abgeordnete Mumm und auch andere Vorredner sind auf die Alkoholfrage und auf den Branntweinhandel zu sprechen gekommen. Ich habe bereits im vorigen Jahre gesagt, daß die Kolonialverwaltung rah wie vor auf dem Standpunkt der Alkohol- denkscrist steht und slehen bleiben wird. Es sind au schon ganz erheblihe Vorteile und Besserungen erreicht worden. Wir würden noch mehr erreihen, wenn Frankreich uit unglücklicherweise uns hindernd im Wege stünde. Was geschehen ist, will ich in kurzen Worten sagen. In Togo und in Kamerun sind wir ta sehr dankens- werter Weise mit den Engländern zusammen vorgegangen und haben

dort Verhältnisse geschaffen, die zunächst durchaus befriedigend find,

Der Branntwein ist in Kamerun und in Togo innerhalb einer inneren Zone überhaupt vecboten und sonst mit einem starken Zoll belegt- Fn Kamerun beträgt er bereits 3/6, in Togo e1st 80 5 dder 1 Frankcn weil wir eben noch darauf warten, daß Frankceih in Dahomey den Zoll erhöht. Sobald die Franzosen in Dahomey den Zoll erhöht haben, werden wir den Zoll in Togo ebenfalls erhöhen. In der Süd- see, in Ost- und Südwestafrika ist den Eingeborenen der Alkohol- genuß überbaugt verboten. Wenn troßdem in der Presse oft von der Betrunkenheit der Eingeborenen die Nede ist, so stammt diese Be- trunkenheit zum allerwenigsten von unserem Alkohol, sondern resultiert aus den eigenen Getränken der Eingeborenen, wie z. B. der Pombe, die von Cingeborenen bei ihren Festlichkeiten getrunken werden. Die Bezirks- amtéleute tun alles Mögliche, um dagegen einzuschreiten. Wir haben teilweise den Aus\hank an bebördliche Lzenzen gebunden und glauben, daß wir dadur dem übermäßigen Trinken Einhalt tun können. Die

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art O4 a S S

Eingeborenen trinken übrigens nit kontinuterli, i glaube nichk, daß es den Begriff des Gewohnheitstrinkens unter den Eingeborenen gibt. Sie trinken bei ihren Festlichkeiten, dann aber allerdings mehr, als es die Aesthetik erwünscht erscheinen läßt. (Heiterkeit. Zuruf.) Die Ethik au, ja. Mit Freuden kann i feststellen, daß der Alkohol- genuß der Weißen in den afrikanischen Kolonien erheblich zurückgegangen ist. Das begrüßt die Verwaltung mit besonderer Freude, denn die Gefahren des Alkohols sind für die tropischen Klimata erheblih größer als für. uns in dem gemäßigten Klima. (Sehr richtig!)

Es [t von fast allen Vorrednern, auch zuleßt von dem Herrn Abg. von Böhlendorff, die SwWaffung größerer Nechtssicherheit für die Ansiedler in bezug auf Abgaben, Zollgebühren und sonstige Vera waltungsgebühren gewüns{t worden. Wir haben uns früher auf den Standpunkt gestellt, daß nach den preußischen Beslimmungen auch der Rechtsweg zulässig ist, aber die Gerichte und Obergerichte in den Schußzge- bieten haben diesen Standpunkt neuerdings verworfen. Um den Anstedlern entgegenzukommen, sind dann von der Regierung Kommissionen als leßte Jnsianzen eingeseßt worden, in denen auch das Laienelement vertreten ist. Diese Kommissionen scheinen nicht zur Befriedigung der Ansiedler zu arbeiten. Ich stehe deshalb der Anregung des hohen Hauses durchaus sympathisch gegenüber, Abhilfe in anterer Weise zu schaffen. Verwaltungsgerichte in den Schußgebieten einführen, dazu scheint mir tie Entwicklung noch nicht reif zu sein. Jch bin aber gerne bereit, die Frage zu prüfen, ob der Rechtsweg ohne welteres zU- gelassen werdzn kann. Es wird geprüft, cb dazu eln Reichsgeseß etne Kaiserlih2 Verordnung oder nur eine Gouverneursverordnung erforderlich ist. IHY habe mi bereits in der 21. Kommission ¿Uk Beratung des Kolontalgerihtshofs in demselben Sinne auêgesproŸen.

Meine Herren, ih habe jevt, glaube ih, die meisten Anfragen Und Anregungen besprochen und darf zum Schluß kommen, Jh möchie Sie zum S{hluß bitten, die Debatte über die Eingeborenenbehanblung und die Arbeiteifrage für unsere deutshen Landsleute in den Kolonien etwas versöhnender ausklingen zu lassen. (Sehr richtig! rechts.) Die übertriebenen Darstellungen von der s{chlechten Behandlung der Ein- geborenen find ja von einigen der Herren Vorredner auf das be- rechtigte Maß der Kritik zurü&gesührt worden. Wenn auch die immer noch recht herbe Kritik des Neichstags, die au bei den Wehlwollenderen eine gewisse Tendenz gezeigt hat, die vereinzelten Fälle zu verallgemeinern, siherlih ihre gute Wirkung auf die Schuldigen in den Schuzgebieten nit verfehlen wird, so werden sie es dech von meinem Stantpuükt aus als berechtigt anerkennen, wenn ih betone, daß dic Kolonialverwaltung niht nur sür die Ein- geborenen zu sorgen hat, sondern auch für unsere deutschen Landsleute draußen. (Mehrseitige Zuflimmung.) Das halte ih ebenso für meine Pflicht.

Ich roundere mich, daß gerade in diesem Neichstag die Stimmung gegen die Weißen so erregt ist. Ich habe das eigentlich nah meinen Grklärungen über die Eingeboren?nfrage im vortgen Jahre nicht er- wartet; und ich hoffe, daß Sie mir im nächsten Jahre in Nuhe zu- hören werden, wenn ih Ihnen dann einmal zur Abwe(hslung eine Liste all des Guten vortragen werde, das Deutschland und seine far- bigen Shüßglinge in Afrika unseren deutschen Landsleuten in den Kolonien zu vervranken haben. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Hen ke (Soz.): Auch nah den Worten des Staatssekretärs soll den Weißen in unseren Schußgebieten mehr Recht als den Ein- geborenen zugestanden werden. Wir müssen deshalb, wenn wir uns auch der ganzen Kolonialpolitik gegenüber ablehnend verhalten, boch vecsuchen, innerhalb dcs Etats für die Eingeborenen herauszusclagen, was angängig isl. Ueber die Ansiedlungsfrage selbst haben wir nichts Abschließendes gehört. Es bleibt eben dabei, daß die Ansiedlung nur für Untecnehmer und Kapitalisten mözlich ist. Die Farmer in Südwest- afrifa sind mit der ihnen verliehenen Selbslverwaltung nicht einver- standen. Gbenso, ift cs in Ostafrika, wo noch dozu die sanitären Ver- hältnisse ganz besonders im argen liegen, Die ärztliche Versorgung der Eingeborenen ist vollsländig unzulänglich. So geschieht nichts

egen die Kindersterblichkeit, die ganze Stämme auszurotten scheint. Der jeßige Staatssekretär hat den Plan Dernburgs wieder aufgenommen, nur Eisenbahnen zu bauen. Er hat fogar ein be- änajttgendes Tempo eingeschlagen, Man bürdet den Schußzgebteten Lasten auf, die sie nicht tragen können. Dazu kommt, daß die Auf- schließung Afrikas mit der Vernichtung der einheimis{en Kultur Hand in Hand geht. Wir können deshalb w der der Nuandabahn, no& der Ambolandbahn zustimmen. Professor Dr. Hans Meyer hat Ti felbst egen die NRuandatahn E Er meint, daß sie nux für die

nteressenten ter Zentralbahn von Wert sei. jy Fahre 1908 bestritt felbst die Regierung die Rentabilitätêmöglihteit jeder Kolonialbahn. Jeßt foll das auf cinmal anders scin. Dle Nentabilität foll daun einmal eintreten, wenn das Holz bei uns zu knapp wird und wir es dann aus Afrtfq einführ fönnen. Die von dem Staatsfekretär angezogene Statistik, ‘qus d e starke Steigerung der Handelsbeziehungen der deutschen Q n eit Mutterlande hervorgehen soll, beruhte auf dem Verg S E sprechenden Ziffern für die französishzen und R ) a SAIONIenS Damit ist für die Beurteilung dieser Handelsy englishen S ige wonnen. Die Bemerkungen des „Vorwáärtsg* j, cchâltnisse Arbeiter- und Anwerbeordnung kann der Staatésckretä Über die tiv “aber nit absolut, wie er 8 getan hat, zut seinen G nur L Der Arbeitszwang besteht tatsächlich, au wenn b unsten E ihn nicht sehen fann oder will. Die Eingebornen 1 f Staatssetre den Unter- nehmern zur -Ausbeutung aur gelieferr verden E ven Kolonien sind von dem Unternehmertum drühey le Veamten iger, sie sind viel unfreier als der Staatssekretzr s O viel E hend ist, hat ja seine heutige Nede dargetag d daß u e sagte, es solle nits v2rtuscht werden: Es I Staalsse S S ouiliission vershtedentlih nachweisen lassen vat fich aber in der Besliwerde: punkten die Verbältnisse in WirkligE daß A N

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darstellte. Das Vertrauen, das os Heist, is er dur seine Hand-

lungen - erst erwerben 18 h N nicht etwa nur E wissen. Bei der Haubssklaverei handelt es sich

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7 Hf» iedenbeit | assung über da Sit a “hebung soll bis 1920 L gte diesen beutungsgesell\haft 0 O Dem Unternehmertum , den Aus- Institut zu kons en, den lantagenbesitzern liegt aber daran, dieses Angenehmes érvieren. Die Haussklaverei ist auch nicht fo etwas fönnen wir ‘uy E es die Denkschrift darstellt. Jedenfalls b: fißer“ vera laß nicht zur Nücfsihtnahuie auf die „armen Sklayen- will’ der Stgatobt sehen. Beim Zentrumsprogramm „Ora et labora“ S Tbe 1a Ssefcetär den größeren Nacdruck einstweilen noch auf egen aber 6; Set wissen. Nah den Erfahrungen in Kamerun Also au d die Missionen viel zu viel Nachdruck auf das „Ora“. dem Dik( der Staatssekretär will, der Neger muß arbeiten; er folgt ist Geld um: „Bete und arbeite ruft die Welt, bete kurz, denn Zeit versöhnli Der Wunsch des Staatssekretärs, die Debatte möglichst nlih ausklingen zu lassen, wird {werlich in Erfüllung gehen.

(Fortseßung in der Zweiten Beilage.)

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