1914 / 63 p. 21 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Mar 1914 18:00:01 GMT) scan diff

(Fortseßung aus der Vierten Beilage.)

Bon der Saar kommen Klagen, daß alten Bergleuten der Urlaub verweigert worden ist, , während er jungen Arbeitern, _be- willigt wurde. Es wäre zu wünschen, wenn der Minister die Urlaubsbesllimmungen genêrell regeln würde. Bet der Schwere des Berufes sind gerade die Bergleute diejenigen, die am allerersten Anspruch auf Urlaub haben. Dann wird darüber geklagt, daß bei der Sonntagsarbeit kein besonderer Lohnaufschlag gewährt wird, wie das im freien Enwerbsleben überall der Fall ijt. Ich mzine doch, diesen Wunsch könnte die Bergverwaltung erfüllen. Es geht auch nicht an, daß die Löhne auf den Gruben niedrig gehalten werden, di? fich nit befonders gut rentieren. Das Prämiensystem müßte beseitigt werden. Wir wünschen auch, daß wirtschaftlih ge- arbeitet wird, aber das könnte auch „ohne das Prämiensystem ge- schehen, das zu vielen Ungerehtigfeiten Anlaß gibt. Ebenso könnten die Gewinnanteile der höheren Beamten in Wegfall kommen. ‘Die Vorenthaltung der Prämien wird als Maßrezelung empfunden, ¿- B. bei Unglücksfällen; da werden sie den Siteigern häufig ‘ge- nommen, den Fahrsteigern nnd Oberfsteigern dagegen nicht. Die Mettermänner haben eine Arbeitszeit bis zu 12 Stunden. Jhre Be-

‘zahlung ist aber dieser anfstrengenden Arbeit nit angemessen. “Fh

ill darauf nit ausführlib eingeben. meine aber, daß die Wünsche, bie in ihrec fürzlih eingereihten Petition niedzrgelegt sind, uns sehr berechiigt erscheinen. Die Bergwerksdireftion in Saarbrücken hat bei den leßien Landtagêwahlen eine Verfügung erlassen, daß die Be- amten sich jeder Wahlbeeinflussung gegenüber der Bergarbeiter- schaft zu enthalten ‘haben. Diese Verfügung ist ganz selbst- verständlich; aber sie ist doch schr zu begrüßen. Man follte im ganzen öffentlichen Leben den Arbeitera und' Beamten keine Schwierigkeiten bereiten, wenn fie fid na irgend einer volitischen Nichtung hin im Saarrevier betätigen. Jch denke dabei nicht an die Sozialdemokratie, wohl aber an die Betätigung in fortschrittlißem Sinne. Diesen Beamten gegenüder wird ‘na den uns zugegangenen Berichten eine fseinlibe Nadelstichpolitik geübt. (Abg. Hoffmann: Aber gegen die Sozialdemokratie darf fie geübt werden 9) Dasselbe gilt auch für die Kommunalwahlen; auch bei diesen wird auf die Beamten- und Arbeiterschaft ein großer Dru auêgeübt. Die Bergverwaltung bat im Saarrevier und in anderen Revieren cine eihe vorzüglicher Wohifahrtseinrihtungen getroffen. Aber gegen die Konsumpercine rihten fih die Klagen der Gewerbetreibenden, diese wünschen die Biseitignng mancher Auswüchse, die durch zu weite Ausdehnung der Tätigteit der Konsumvereine entstanden sind. So foll in Dudweiler in {taatlihen Räumen eine Konsumvereinsbäderei eingerichtet werden. Das ijt natürli feine Mittelsiandspolitik. Die Bergvetwaltung hat in den leßten Jahren für thre Untergebenen Vor- treffliches geleiflet, aber das fann uns nicht davon abhalten, an manchen Dingen Kritik zu üben. Die Staatébelriebe follen Musterbetriebe sein.

Abg. Korfanty (Pole): Die Kohlenförderung ist gestiegen, die Koblenyrelse sind gestiegen; die staatlichen Bergwerke in Bberichlesien haben 1912 cinen VeberschWuß von 12 Millionen erbrawt. Das ist wesentli den Leistungen der Arbeiter zu verdanken. Die Löhne sind aber nicht in demselben Verbältnis gestiegen, im Gegenteil find 1912 die Löhne dieselben gewesen wie 1911. „Im Jahre 1913 ist die Lohnsteigèrung nur mintmal gewesen. Die Arbeiter haben alfo an dem gewaltig gestiegenen Gewinn nicht in genügendem Maße partizipiect. Wie war es mögli, daß in dem vorigen Jahre der

_Hochkonjunktur 100 000 \ch{lesishe Bergarbeiter s\treiken mußten! Die

. handeln; ¿zu Laus

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* im Saargebiet.

daß der Fiskus auf diesen Nubm nicht verzichten

Wehauvtung, daß die Arbeiter alsbald wieder zurügekehrt scien, ist nicht richtig. Die passive Halturg derx Negierung in der Streik- bewegung war höht bedauerlich, sie hat die Arbeiter fehr erbittert. Die Staatsbetricbe sollen doch Musterbetriebe sein. Wenn die Re- ierung cingegriffen hâtie, wären allen denen, die am Wirtschaftsleben eteiligt sind, große Schäden erspart geb!ieten. Am iraurigsten war während dieses Kamyfes die Stellung der Gegenpartei und auch der Regierung. Diejenigen, die den Streik der oberschlesischen Bergarbeiter im vorigen Jahre einen politischen Streik ge- nannt haben, habea einfach eine Verleumdung ausgesprochen, haben bewußt die Unwahrheit gesagt, denn \iz mußten wissen, daß die Arbeiter erbittert sein durften uno eine Besserung ihrer VLebenslage fordera mußten. Die „Norddeutsche All- gemeine Zeitung“ sagte, daß der Streik lediglich aus politis{en Motiven begonnen sei; von Polit. f war keine Nede, das ist bloß die alte Ausfluht. So oft die oberschlesischen Mibeiter eine Aufbesserung threr Lebensverbältnisse haben wollen, kommt die Gegenpartei und leider stellt fih au die Regierung auf deren Seite und sagt: das sind wieder die Polen. Immec sol €s eine Forderung d.s Polentums sein; die Arbeiter werden dafür bestraft, daß sie Palen find. Die Arbeiter konnten nicht anders enden mußten sie die heimatlih: Scholle verlassen und na Westfalen „Und Frankreich gehen. * Allerdings wurden die Leute nah dem Streik wieder eingestellt, aber auf Verfügung der Berg- werésdireftion wurden sie, nachdem sie eine Anzahl von Schichlen ve1- fabren hatten, wieder fortgeschickt, zur Strafe dafür, daß sie gewagt hatten, zu streiken. Auch die Königliche Bergwerköbehörde in Zaborze haï eine ganze Reihe von Arbeitern entlassen, auf den fiskalifhen Gruben mußte au eine Anzahl von Arbeitern auf die Einstellung warten. Die Einstellung von Ruthenen und Galiziern hat tie deutschen Arbeiter folossal erbittert, diese fragen si mit Net, narum sie, die ihrer Steuerzahlung und ihrer Militärpfliht genügen, aus dem Lande gehen E und dafür auéländische Arbeiter angenommen werden. Die Regierung !! E dafür verantwortlich. Der Strelk war be- rechtigt, deun wie Tann ein Mann mit seiner Familie bei einem Tagelohn von é und 72 5 existieren? age Abg: H u 6 (Soz): Es scheint, daß der Fiskus nit die Ab- ficht hat, die Löhne auf den fistalischen Gruben in Westfalen zu erhöhen. Wenn man auf der einen Seite dio Zollpolitik aufrecht erhalten will, dann hat man dj Veroflihtung die Arbeiter die darunter am allermeisten zu [eiden haben, dur hößere Löhne d U Stab weile E fih der Oberberghauptmann nichi gu =andpunkt gestellt, daß mt ene Qs die Leistungen zurüdgehen. G3 gibt aber Kreise: {ge genten, Löhnen tano seine Arbeit darüber immer noch vergebli Csbrieben hat Der Oberberghauptrmann hat zu meiner Freude gesagt. daß der Fiskus eine stetige Lohnpolitik treibe und die Löhne niht be abîe f wolle, Tatsächlich sind aber die Lohnverhältnisse noch) recht ungünsti Veo 1ders Í Zablreiche Bergarbeiter find deshalb E, de t b gewandert, weil fie aus den Schuiden gar nicht mehr kerausfommen tonnten. Daß man mit besseren Löhnen die Arbeiter halten k hat der Generaldirektor der Fürnlih Pleßshen Gruben in Nieders)! siën im vorigen Jähre ausdrückltch bestätigt. Niederfchlesien ift al e a das Gebiet, von wo die Arbeiter sehr \tark abwandern, und der General direktor weiß ganz genau, daß das nur an der miserablen Bezahlung lie L Der Streit in Oberschlesien ist weiter nichts gewesen als dee Aus: bruch der längst verhaltenen Empörung und Erbitterung einer Jahre bindurch niedergehaltenen Arbeiterschaft. - Wenn der Fiekus die Löhne bei hohen Gewianen um 4 4 pro Sicht erhöht, tann muß er sid Uar daiüdber sein, daß ec die Arbeiter nicht halten kann, sondern Fie direkt in den Streik bineintreibt. Der Rubm, den der Fitfus in Oberschlesien srühßer gebabt hat, daß er die hödhsten hne zahlte, ist jekt bahin, denn es gibt Privatbetriebe, die héher zahlen. Ih hoffe, ie l ] l j und wenigstens in Deerschlesien wieder an der Spiße marschieren wird, Das fürcter-

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Fünfte Beilage

zum Deutschen Reichsanze _GéBe!

Berlin, Sonzabend, den 14, Mir

lie System der s{chwarzen Listen und der Aufreizung der Arbeiter will E Verein in Oberschlesien auch noch) einführen. Vor einigen Jahren tonnt2 im Neicbstag eine schwarze Lisie vorgelegt werden, auf der nicht weniger als 4500 Ard-iter verzeidnet E die ausgesperrt waren bis zu sechs Monaten. Jett will man in Ober- slesien den Zwangsarbeitsnahweis einführen. Ich hoffe, daß der Fiskus sih wenigstens davon fernhalten wird. In den fiékalischen Stein- brüchen in Nüderédorf ist wegen Ueberproduktion der Betrieb ein- geschränkt worden. Dort sind etwa [100 Arbeiter beschäftigt, und es besteht die Befürdtung, daß gegen 300 entlassen werden. Das wäre unverantwortlid, wenn man in der jeßigen Zeit der Arbeits- Tosigkeit noch mehrere Handert landangesessene Arbeiter brotlos machea würde. Jch bitte den Oterberghauptmann um Auskunft darüber. In, Nüdersdo1rf ist vor einem Jahre am 1. Mai, wahr- scheinlich zur Feier des ersten Maitages, die Arbeitszeit von zehn auf aht Stunden herabgeseßt worden, und es hat si nun ergeben, baß die Leistungen der Arbeiter in der fürzeren Zeit dieselben geblieben sind wie früher in der längeren Arbeitszeit. Das ist etn schr erfreulihes Ergebnis, das zur Nachahmung eiulädt. Die Bergarbeiterlöhne in MRüdersdorf müssen aufgebessert werden, um den Arbeitern eine anständige Existenz zu ermöglichen. Die Berg- arbeiterlöhne in Staßfurt sind in den Jahren 1911/1912 von 4,08 M ‘auf 4,15 F gestiegen. Dabei ist der Betriebsübershuß von 3 Mil- lionen auf 5,6 Millionen gesti-gen. - Ih bitte den Oberberghaupt- mann, seine Fürsorge auch den Arbeitern in der Kaliindustrie zu- zuwenden. Die Bergarbeiterlöbne, bie die oberhar:er Werke zahlen, sind ebenfalls äußerst gering. Di? Lebensverhältnisse im Harz haben sich in jüngster Zeit außerordentlich vert u:rt. Dies ist auf den zahl- reihen ¿Fremdenverfehr zurüzuführen. Man sollte auch hier den Lbens- verhältnissen entsprechende Löhne zahlen. Die westfäliscen Bergwerke haben im leßten Jahre einen U-bershuß von 62 Millionen Mark gehabt. Trobdem sind aber die Löhne der Arbeiter um „über 7 Millionen Mark gedrückt worden. Leidec baben fich an diesem Lohndruck au die fiékfalishen Werke beteiligt. In einem Falle ist sogar der iäglite Lohn von 2,30 4 auf 1,50 f herabgeseßt worden. In den Zechen Weslfalens herrscht eine außerordentli hobe Temperatur. Die Leute arbeiten dout fast nackt, und der Schweiß rinnt ibnen vom Leibe herunter. Es ist selbstverständlich, daß die Bergarbeiter diese Arbeit nicht lange aushalten lönnen, man sollte fie deshalb auch besser entichädigen als - die Berg- arbeiter, die nicht unter fo . s{wietigen Verhältuissen zu arbeiten haben. In den leßten Monaten Élsagen die Arbeiter vor allen Dingen darüber, daß fie gezwungen werden, die Wagen mit cinem hohen Haufen, mit cinem sogenannten. Stehkragen zu versehen. Ich bitte dea Oberberghauptmann, daß er auch darauf sein Augen- merk richtet. Die Strafen, die wcgen willfürlicen Feierns verhängt werden, erreihen ostmals cine geradezu cxorbitante Höhe. s ist höchste Zeit, daß wir auch auf dem Gebiete des Bergbaues zu einer angemessenen Lohnregulierung kommen. Wir müssen unter allen Um- ständen foriern, daß auch für den Bergbau Tarisverträge eingeführt werden. Was in England, Belgien und Amerika mögli ist, wird wohl auch bei uns durchführbar sein. Dte fiskalischen Berg- werke sollten hierin den privaten Unternehmungen mit gutem Belspiel vorangehen. : Dhberberghauptmann von Velsen: Der Abg. Hus hat mich gefragt, ob es wahr sei, daß in Oberschlesien ein Zechenverband mit eincm obligatorischen Arbeit8naweise der Zechen gegründet werde.

Ich kann das weder offiziell, noch inoffiziell saaen, mir ist dapon nichts bekannt. Der Abg. Hué hat mih dann weiter gefragt, ob wir eventuell, falis ein folher SZehenverband gegründet werde, uns daran beteitigen“ würden. Darübec kann ih natürli aud nichts Genaues angeben, solange ein solher Verband nicht existiert. Indessen möchte ih sagen, die Präsumtion spricht dafür, daß der Fiskus ih an einem solchen Verbande nicht beteiligèn würde. Dann hat der Abg. Hué gefragt, ob in Nüdersdorf 300 Leute entlassen werden follen. S glaube, Sie kennen die fiskalische Verwaltung genug, um von vocrn- herein anzunehmen, daß es si hier um ein vages Gerücht handelt. Wir wuden all.rdings wobl ein sehr viel besseres Geschäft mächen, wenn wir einige dieser Leute entlassen würden, aber von einer Entlassung von 300 Arbeitern ist keine Nede. Sie wissen ganz genau, daß wir nicht die Gewohnh-it haben, wenn es einmal vorüber- gebend s{lecht geht, gleich in reihliherem Maße mit Arbeiter- entlassungen vorzugeben, namentlih von folien, die angefessen sind und anderswo nicht leiht Arbeit bekommen können. Nach einer mir vorliegenten Nahweisung über bie pro Kopf der Arbeiter gezahlten Löhne sind gezahlt wocden: 1908: 1193 4, 1909: 1230 M, 1910:® 1337 A6, 1911: 1329 4, 1912: 1353 M und 1913: 1364 &. Man wird bei einem Werk, dem es im großen und ganzen nickcht gut geht, niht sagen fönnen, daß die Löhne niht beträchtlich gestiegen seten. Gs mwâre allerdings erfreuliß, wenn wir bessere Löhne zahlen tönnten. Was die Werke in Westfalen anbetrifft, so konnte man allerdings in Versuczung kommen, etwas zu drücken. Aber die Arbciter würden auch abwandern, wenn sie einen Lohn von 7 be- tfämen. (Zuruf bei den Sozialdemokraten : Bekommen sie fo viel?) Jch führe das nur an, um zu beweisen, daß die Höhe des Lohnes für die Abwanderung nit immer maßgebend ist. Ueber die Klagen über ¿u viele Strafen für unreine Förderung habe ih elne Aufstellung der Strassummen, woraus hervorgeht, daß Bestcafungen nicht in zu groß:m Umfange erfolgen. Was nun die Arbeiterentlassungen in Oberschlesien und in Saarbrücken betrifft, so können Sie uns nicht übelnehmen, wenn wir uns der Arbeiter entledigen, die s{ch in einer uns nicht zusagenden Agitation betätigen. Wenn Sie uns das übelnehmen, so kann ih das nit hindern. Es ist Tatsache, daß zu der Zeit, als es uns in Saarbrücten \Gleckcht ging, eine Reihe von Leuten nach Westfalen abgewandert ist. Es hat aber nicht lange gedauert, fo baben si verschiedene von ihnen mit ter Bitte an- uns gewandt, sie wieder zu nehmen. Die geb1atenen Tauben laufen eben in Westfalen auch nit so herum. Es fann bei uns doch nit allzu {hlecht gewesen fein. Es ist uns damals s{lecht gegangen, die Löbne waren keider nicht so, wie wir sie gern gehabt hätten. Es hat uns leid getan, daß wlr nicht bessere Löhne zahlen konnten. Wir werden aber, obglei die Konjunktur jcht wieder nachgelassen bat, mit den inzwischen erhöhten hnen nicht wieber beruntergehen. Was die Klagen über die Maschinenleute betrifft, so liegen die Verhältnisse bei den einzeluen Inspektionen verschieden. Wir können von Berlin aus nicht in den Betrieb jedes einzelnen Werkes hineingreifen, wenn hier auf ein bestimmtes Weit, wo niedrige Löhne gezablt werden, hingewiesen wird. Wir haben 60 Werke ; ‘sollen wir nun jedem einzelnen der 60 Werke üter jede Kletnigkeit befondere Vorschrijten machen ? Das wünschen Sie do felber nicht. Wir müssen den Gruben möglichste Freiheit lassen. Die einzelnen Werke werden an ihrem Teil stets dasj:nige tun, was nzch ihrer Ansicht der Situation angemessen ift.

‘Abg. Dr. Herwig (nl): Der Abg. Deltus ist nur zwei Tage iin Saarrevier gewesen, am 3. und 4. Januar dieses Jahres. (Abg. Delius: Vier Tage!) Nun, möden“ es auch vier Tage gewesen fein; ih beneide den Abg. Delius, * dáß ‘er imitande gewesen ist, in dieser Zeit sich so viel Material zu verschaffen. Wenn man übrigens ausposaunt, daß man *in- ein Gibiet komme, um die Wünsche der Arbeiter entgegenzunehmen, jo wird einem eine ganze Menge von Traisch entgegengetragen. Die Broschüre des Dr. Herwig, auf die er sich berief, itammt nicht von mir, fondern von einem Namenövetter: er ist eine wissenschaftlihe Kapäzität, sodaß ih ihn nicht gegen die Vorwürfe des Abg, Delius in Sug zu nehmen brauche. (Zwischenruf

iger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

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des Abg. Delius.) Ja, wir haben manes von ihm anerkannt, aber manches auc nit. Der Abg. Delius hat, wenn Dr. Herwig Fehler gemacht hat, dieselben Fehler gemadt, indem er an Material, das keinen besonderen

ert hat, weitiragende Folgerungen fnüpfte. Alle Redner sind sich darin elnig gewesen, daß tie Löhne im Saarrévier zu niedrig find; ich bedaure dies ebensosehr wie der Dferberghauptmann, aber es ist in den Verhältnissen des Saarreviers begründet. Das Saarrevier hat, obwohl Güte und Gewinnung der Kohle nit geringer sind als in Westfalen, sehr üngünstige Absagverhältnisse. Daz Elend im Saar- reoier hängt bauptsêchli@ mit der Autbebung der Ausfuhriarife zusammen, wenn au andere Momente dazu kommen. Die Konservativen

haben diese Aufhebung _ dur{gefeßt, während meine Freunde Viacco und Vol dringend dator warnten und das Elend voraussagten. - Die Saarkohle hat auf den ausländischen

Markt einen sehr shweren Wettbewerb mit der englisben Kohle ; die BVergwerködirektion Saarbrücken weiß ein Lietchen davon zu singen, was man dem MNusland gegenüber herauezubolen sucht. Allerdings sind die Löhne mit der getiegenen Konjunktur nit in Einklang gebracht worden, man kann aber ter Bergwerksdirektion ‘daraus feinen Vorwurf machen, daß sie der Konjunftur etwas zögernd gefolgt ijt, weil man nicht glei übersehen fonnte, o5 nicht der größere Koblenverbrauh auf die gleichzeitig stattgefundenen Streiks zurü- zuführen war. Sobald der günstige Markt erkannt war, ‘wurde mit Lohnsteigerungen vorgegangen, aber-es bätte allerdings etwas flotter gehen sollen. Ich freue mi, daß der Oberberghauptmann jeßt bei der sinkenden Konjunktur nit wieder mit den Löhnen heruntergeben, sondern das alte Lohnsystem in Saarbrückten auch in ungünstigen Zeiten fest- halten will. Fch kann dem Oberberghauptmann meinen Dank für diese {önen Worte aussprechen, sie werden sein gutes Andenken aus sciner Saarbrücker Zeit noch befestigen. Die Bergleute dort sind €s wert, daß man etwas für sie tut, denn sie sind Iönigstreu bis in die Knochen. Zugunsten der Grubenhandwerker mache ih noch darauf aufmerksam, daß diefe noch wenizer an dem Aufschwung telil- genommen haben. Ueber die Ablegung wegen Minderleistungen sind auch hier - Klaaen bekannt geworden. Selbstverständlih kann man es einer Verwaltung nicht verdenken, wenn sie Leute entläßt, die zu wenig leisten. Ich nehme aber an, daß Ent- lassungen uur statifinden, wenn die Leute weniger leisten, als sie leisten kföMen. Aber die vollständige Ablegung ist eine sehr harie Strafée, und shließlih fallèn die Leute nur der Gemeinde zur Last. Daher wäre die Ablegung auf Zeit angebratht, wozu ich \chon ‘einen Bergwerksdirektor habe bestimmen föanen. Was das sogenannte Karenzjahr für - die Wiedereinstellung ab- gewanderter Arbeitér betrifft, so will man natürli nit Arbeiter baben, die bald hier, bald dort arbeiten, und die Leute selbst, die von. Saarbrücken abgewandert sind, haben es zumeist bittäw-bereut ; viele haben mich gebeten, ihnen die Nückkehr nah dem Saarrevier bei der Bergwerisdirekiion zu bewirken. Aber wenn jemand aus Leichtsinn gehandelt hat, muß auch eine gewtsse Milde walten. Der Abg. Deltus begrüßt den Grlaß der Bergwerksdirektion bezüglih der Beteiligun

der Beamten bei den Wahlen, es ist aber von Teiner anderen Partei gegen die Beamten so agitiert worden, wie von der fortschrittlichen Volkéhartei : von diefer ist ein ganz ungehörigecr Druck ausgeübt worden. Ich hoffe s{ließlih, daß die niedergehende Konjunktur nur vorübergehend sein und der Bergbau im Sagrrevier wieder zur vollen

Blüte kommen möchte.

Abg. Dr. Glattfelder (Zentxr.): Die Abwanderung der Saarardeiter nah dem Nuhrbeztrk ist zu bedauern. Es ist verständ- li, daß der Staat sih cinen bodenständigen Stawm von Berg- arbeitern erhalten will. Dazu ist eine genügende Regelung der Lohn- verhältnisse notwendig. Jedermann weiß, daß der Lohn eine relative Größe ist, die sih niàt allein richten darf nah Angebot und Nachfrage, sondern au nah dem Wert der Arbeit, die geéleistet wird. Man hätte im Saargebtet ganz gut höhere Löhne zahlen fönnen. Die Ausfuhr nach Frankrei und Belgien wie auch nach anderen Ländern hat sehr zugenommen. Es besteht also durch- aus die Möglichkeit, im Saarrepier einen angemessenen Lobn zuzahlen. Die Kosten der Lebenshaltung sind ja sehr gesliegen. Fn einzelnen Bezirken ist aber sogar eine Verminderung der Löhne eingetreten. Ich hoffe, daß es der Fürforge der fisfalischen Bergwerksverwaltung gelingen wird, im Saarrevier die Löhne \o zu gesiallen, daß die Arbeiter dort aushalten können, und daß wir wieder eine anfässige Bergarbeiterbevölkerung- bekommen.

Abg. Althoff (nl): Dex Abg. Hus am Dienstag zum Ausdru gebracht, daß die Bergwerksze\ellschaften

bat in seiner Rede r ( L Gewinnausweise der in Westfalen in ganz erheblich größeren

Umsfange gestiegen seien als die Lohnaufbesjerungen. Nach den Zahlen, die er angab, seien die Gewinnauêweise innerhalb der leßten vier Jahre um 905 9% gestiegen,

während der Lohn der Arbeiter si nur um 19,38 9% gehoben habe. Er hat ferner hinzugefügt, daß die Produktionsvermehrurg in dieser Zeit eine Steigerung von 19,20 % aufzuweisen habe, sodaß für den Arbeiter nur eine Aufbesserung von 0,35 9% vorhanden sei. Ih glaube, jeder tin diesem Hause, der diese Zahlen gehört hat, wird überra\cht gewesen sein. Jch verstehe insbesondere nit die Be- rechnung des Abg. Hué, die dahingeht, daß er sagt, im Hinblick auf

die Steigerung der Förderungen um 19,50 % und i die Steigerung des Lohnes der Arbeiter um 19,38 0%, bleibe für „den Arbeiter nur eine Steigerung innerhalb dieser vler

Jahre von 0,35% übrig. Ih habe vergebens versucht, dem Gedanken- gange nachzugehen, dem der Abg. Hué diese Zahlen zugrunde gelegt hat. bin immer wieder darauf zurückgekommen, daß er gemeint hat, von den wirkli vorhandenen Stelgerungen ist der größte Teil einfach zur Produktionévermehrung aufgebraucht worden. Ich bóre, daß Abg. Qué meine Annahme bestätigt. Abg. Hué seßte den Vergleich : eir mal die Produktionssteigerung der legten vier Jahre und di Lohnsteigerung etnes Arbeiters, das heißt den Durchschnitis-

verdient des Arbeiters innerhalb dieser vier Jahre. Das sind ja Zahlen, die ih überhaupi nicht miteinander vergleichen lann. Sie wären nur dann miteinander zu vergleichen, wenn die Arbeiters@aft nit die große Vermehruvg er- fahren hätie, die sie erfahren hat. bin außerordent lih ersiaunt, daß der Abg. Hué diesen großen Fehler in seiner Rechuung gemacht hat. Der Vergleich ist ganz falsch und führt zu verkehrten Shlußfolgerungen. Er hgt

dann gefagt, daß der Gewinn von 35 Werken um 90,50 0/) gestiegen

sei. Wenn i die Steigerung der Gewinnausweise von schaften vergleichen will mit dem verdienten Lohn, e die S nur von nehmen, wenn ih damit vergleichen will die Lzr ne de Ar L Der Abg. Hus hat aber auch die großen, gewaltigen gemif ge eiter. hincingenommen. In bezug auf die Steigerung der (Sinn erte er ungefähr den ganzen nilederrheinishen Industriebezirt nel hat ins{ließli 5 i ° ezirt ein e E t Ble Ste; % at tier U

D LOONn au d op, : “E u E E das Zahlen \ind, die E Vergarbeiter beschränft, Daß H 8 tir pt miteinander vergleidh 7 darüber fann es für cinen logish de gleiWbar sind, keinen Zweifel geben. Fg „Q denkenden Menschen wohl wurf machen a “9 _muÿ - dem Abg. Sie Lg

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