voin Wrochèm wurdé zuv
Deutsiher Reichstag. 236. Sißzung vom 19. März 1914, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)
Der Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sibung mit
olgender Ansprache: 2e 2: Z f I Wie O allen bekannt, ist die. einzige Tochter unseres Kaiser- Þaares, die Frau Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig und- Lüne- burg, gestern von einem Prinzen entbunden worden. (Die Mitglieder des Reichstags, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, und des Bundes- rats haben fich von ihren Pläßen erhoben.) Jch bitte um Ihre Er- mächtigung, Seiner Majestät dem es Ihrer Majestät der Kaiserin sowie. dem Herzoglichen Paare die Glückwünsche des Reichstags aus- usprechen. (Zustimmung.) Die Ermähtigung is mir erteilt.
i Die Spezialberatung des Etats für das ostafri- kanische Shubgebiet wird mit dem Kapitel der fort- dauernden Ausgaben (Gouverneu r) fortgesetzt.
„_ Abg. Erzberger (Zentr.): Aus Ostafrika sind über meine Meden zum Kolonialetat Nachrichten gekommen, die nicht unwider- sprochen bleiben dürfen. Alles, was i hier über die Eingeborenen- politik gesagt habe, muß ich in vollem Umfange E erhalten. Was ih hier vorgebracht habe, gründet si ledigli auf das uns vorgelegte amtliche Material der Denkschrift? Es ift der Staatssekretär direkt aufgefordert worden, den angeblichen Beschimpfungen meinerseits energisch entgegenzutreten. Aber er hätte fi dann ja nur gegen die eigenen amtlichen Angaben wenden können. Bezüglich der Lohnbücher gibt dieNegierung ja selbst zu, daß si bei ihrer ur{hsicht mit wenigen Ausnahmen fast überall Anstände ergeben haben. Jch ‘hätte eigentlich einen Schritt weitergehen: können, indem ih den Staatsjekretär darauf aufmerksam machte, mit welhen Schwierigkeiten er zu kämpfen haben würde, wenn er die Politik des Arbeitershußes auch auf Afrika über- tragen wollte. Aber nicht nur die- amtliche Denkschrift bestätigt meine Behauptungen. Jw einer Schrift wird darauf hingewiesen, daß- zur Zeit in Kolonialfragen Zentrum und Sozialdemokraten den Aus\chlad geben, die sich allein auf die Humanität berufen. Jch habe gar nichts dagegen einzuwenden, wenn hier durch mein Vorgehen in Verbindung mit einer anderen Partei die Menschenliebe in den Vordergrund ge- schoben wird. In der neuesten Nummer der „Kolonialpolitischen Meonatshefte“ bestätigt ein Aufsaß ‘unsere Betrachtungen über eine ehwaige Sozialpolitik in Ostafrika. Dr. Karstedt bestätigt aus eigener Erfahrung alles, was hier angeführt worden ist, *So wird der Rückgang der Bevolkerung direkt auf die Plantagenpolitik zurück: geführt. Jn früheren Jahren hat die Neggung sehr entschieden ih gegen die Stellungnahme der Farmer geWndt. Solche unwahren Proteste kommen also hierher und werden von der deutshên Presse Fritiflos aufgenommen. ‘ Fast dem Wortlaut nah dasselbe, was der Bericht der Regierung für 1912 enthielt, hat {on ein paar Jahre vorher der Staatssekretär Dernburg hier vorgetragen; alles: dieses amtliche Material, das der Pflanzern ein Zeugnis ausstellt, das alles andere als lobend oder anerkennend in bezug auf die Behandlung der Eingeborenen sich äußert, soll also jeßt plöblih keine Beweiskraft mehr besißer! Nach” den amtlichen Berichten, die 1908 von dem Staatssekretär Dernburg uns bestätigt sind, haben sich die Pflanzer wohl das Höchste an Brutalität herausgenommen, was überhaupt dent- bar ist; die Pflanzer in Ostafrika erstrebten damals nichts geringeres als die Monopolisierung der Gummipflanzungen, um die Eingeborenen einer neuen Form der Sklaverei zu überantworten; der Eingeborene, der im Besiß von Gummi war, sollte bestraft werden, wenn er si nidt als rechtmaßiger- Gigentümer auswies! Üsambara war nach der amt- Lien Darstellung ein einziges Spekulationsgebiet; die dortigen Pflanzer dachten an nichts weniger, als an die Beobachtung der zum Schuße der Eingeborenen erlassenen Vorschriften, sondern nur daran, i ras zu bereichern, um naher in Monte Carlo oder Nizza ein Mentierdasein zu führen. Ich verbitte mir also die Beleidigungen aufs diesen Kreisen, als ob ich dur meine Darlegungen die deutshen. Farmer in Ostafrika beschimpft hätte: Der jeßige Generalleutnant von Wrochem, - der früher in den Kolo- men wax, hat inder Versammlung des Preußenbundes den Reichs- tag als eine „gemischte „Gesellschaft“ als- eine „Notte“ bezeichnet. Wenn genauer bekannt wird, was der Herr 1893 und 1894 als stell- vertretender Gouverneur von Ostafrika geleistet hat, wird man po über solche Angriffe dieses Herrn leichter binwegseßen. Von ihm rührt der“ berüchtigte Grußerlaß ber, der den Eingeborener® das Grüßen des Gouverneurs und- des Stellvertreters vorschrieb, wo die leßteren auch stehen, sißen oder liegen; die Eingeborenen hätten aufzu- stehen und eine stramme Haltung anzunehmen. Fehlt nur noch, das „Hand an die Hosennaht!“ Wird Nes Gruß: heute noch aufrecht erbalten angesihts der internationalen Verwilungen, die sich daraus ergeben haben? Es ist einmal vorgekommen, daß ein Mann, der-den General vón Wrochein nicht kannte, nit aufgestanden ist und nit gegrüßt hat. Der Mann wurde angefahren: „Sie“ unverschämter Flegel, warum grüßen Sie niht? Ic bin der stellvertretende Gou- verneur, ich stehe an Stelle des Kaisers hier!“ Weiter hieß es dann: „I werde es Euch lehren; Ihr habt mich zu grüßen, Ihr Flegel!“ Er nahm wohl an, er hätte es mit einem Netchstagsabge- ordneten zu tun. Vie Matrosen von „Seeadler“ und „Möwe“ fuhr er an: „Zhr Shweinigel, könnt Ihr nicht grüßen?“ Jst. dieser Erlaß zurükgenommen? Es sind diplomatische Vorstellungen von anderen Mächten in Berlin gegen diesen Erlaß erhoben worden. General : Rechenschaft gezogèn; als er sih verantworten sollte, hatte er den Grlaß eigenmächtig heimlich geändert, um die Schuld auf andere abzuwälzen. Der. Bericht“ darüber ist auh+ nach Berlin gekommen; aber geschehen: ist dem General von Wrochem nichts. Trotz diger Heldentaten. ist èr befördert worden. Ich frage den Staatssekretär nochmals, ob der Erlaß zurückgenommen und auf- gehoben worden ist. Wenn nit, so bitte ih; ihn aufzuheben.
Staatssekretär des RNéichskolonialamts Dr. Solf:
Meine Herren! Che ih auf die einzelnen Anfragen und An- regungen der Herren Redner dieses hohen Hauses zurücffomme, möchte ih die Anfrage des Herrn Abgeordneten Erzberger bezüglich des jeßigen Géeneralleutnants, ehemaligen Majors in Ostafrika von Wrochem beantworten. Herr von Wrochem war als Major kurzé Zeit, ungefähr 4 Jahre, Stellvertreter des damaligen Gouverneurs von Deutsch Ostafrika Freiherrn von Scheele. In diese Zeit seiner Ver- waltung der Gouvernementsgeschäste fallen die beiden Erlasse, Be- fehle, Verordnungen oder, wie Sie es nennên wollen, die der Herr Abgeordnete Erzberger erwähnt hat. Sie beziehen si einmal auf das Umbhertreiben von Hunden in A Bureaus, und zweitens auf das Grüßen des Gouverneurs und des Stellvertreters des Gouvernèurs. Beide Erlasse haben eine Geltung nit mehr; ‘sie sind in die Samm. Lung der Verordnungen des Schubgebiets nicht aufgenommen worden. (Bravo! im Zentrum und links.) Für die übrigen Angelegenheiten,
die der Herr Abg. Erzberger im Zusammenhang mit Herrn von
Mrochem vorgebracht hat, bin ih nicht zuständig. N
Jh gehe nun über zu den Anfragen der anderen Vorredner. Da hat mir insbesondere der Herr Abg. Arendt einen ïemlih großen Wunschzettel vorgelegt. Ich kann ihm nicht alle. Wünsche erfüllen, manche vielleicht; für andere aber fehlt mir das Geld. Wir haben. für Deutsch Ostafrika den wesentlichen Wunsch einer überwiegenden Mehrheit dieses hohen Hauses erfüllt: wir haben zum ersten Male den praktischen Anfang damit gemacht, die Kosten der Militärverwal-
_ tung anteilig auf die laufenden Ginnahmen des Schußgebiets zu über-
nebmen. Es ist uns dieser Versuh im Interesse der Finanzen des Schubgebietes sehr {wer geworden. Wir haben aber geglaubt, der
Mehrheit des Reichstages und auch im Jnteresse der Finanzverwal-
tung des Neiches nachgeben zu müssen. (Bravo!) Wir haben des- wegen leider- einzelne berechtigte Wünsche der Verwaltung von Ost- asrifa zurückstellen und sogar, was ih ganz besonders bedaure, den Ausgleihsfonds zur Deckung der Ausgaben in Anspruh nehmen müssen.
: Mit dieser Zurückstellung hat aber die Tatsache nichts zu tun, daß wir die von dem Herrn Abg. Dr. Arendt befürwortete und auch von anderer Seite gewünschte Schule in Wilhelmsthal nicht in den Ctat eingestellt haben. Jh muß dem Herrn Abgeordneten zugeben, daß, als ich in Wilhelmsthal die Deputation, die um eine Ne- gierungs\hule petitionierte, empfing, ihr zugesagt habe, daß diese Schule in den Etat eingestellt werden sollte. Das hat auch der Gouverneur getan, und es ist richtig, daß der Posten für diese Schule nidt in Daressalam, sondern im Neichskolonialamt aus dem Etat- entwürfe gestrichen worden ist. Das ist aber nicht deswegen ge- ickbhen, weil wir eine Schule an sich für Wilhelmsthal grundsäßlich ntt für notwendig erachteten, sondern, weil wir die Art und Weise der Aufmachung dieser Schule, wie sie der Gouverneur vorschlug, nicht für zweckmäßig und für viel zu teuer hielten: Es sind für diese Schule ungefähr 27 Kinder im ganzen Nordbezirk angemeldet wor- den. Der Gouverneur hat ferner berichtet, daß eine. Möglichkeit, die Schule zu. besuchen, für diese 27 Kinder nur dann gegeben sein würde, wenn ‘neben freiem Schulgeld au ein erheblicher Beitrag der Re- gierung für die Unterbringung der Schüler in einem neu zu erbauen- den Pensionat gegeben würde; dafür kämen ungefähr 500 1 pro Kind in Betracht. Dieses Experiment hätte allein für Wilhelmsthal mehr als 100 000 M gekostet, und würde eventuell ein Präjudiz für eine Form des Schulwesens schaffen, wie sie, was ih aus den Ver- handlungen der Budgetkommission mitteilen kann, eine: große Mehr- heit des Hauses nicht billigt. Wir haben denselben Gegenstand bei der leßten Debatte über die Schulbeihilfen in Südwestafrika erörtert. Dabei hat sih die Budgetkommission dahin ausgesprochen, daß für Südwestafrika als Siedlungskolonie die Verhältnisse anders und er- heblih günstiger liegen, und daß gute Gründe dafür sprechen, daß in Südwestafrika bei den dortigen großen Entfernungen und Schwierigkeiten Beihilfen für die Unterbringung der Schüler an den Schulorten gewährt werden. Jn Deutsch Ostafrika liegen die Verhältnisse nicht so; die Regierung hat \sich deshalb nit in der Lage gesehen, eine entsprechende Vorlage vor das hohe Haus zu bringen. Soweit die Schule in Wilhelmsthal. Ich kann aber dem Herrn Abg. Dr. Arendt: sagen, daß das Kolonialamt nah wie vor auf
‘dem Standpunkt steht, daß das Schulwesen für farbige wie für weiße
Kinder in Ostafrika nach allen Kräften gefördert werden soll.
Der Herr Abg. Dr. Arendt hat weiter kritisiert, daß auch eine in den Etat eingeseßte Summe für den Ausbau des Hafens von Daressalam im- Reichskolonialamt gestrichen worden ist. Jch habe mich darüber bereits im Plenum und ebenso eingehend in der Bud- getkommission ausgesprochen. Mittlerweile ist ein Bericht des Gou- verneurs von Daressalam eingegangen, aus dem ih ersehen habe, wie recht ich gehabt habe, daß wir das erste Projekt des Gouverneurs zu- rüdgestellt haben. Er hat nämli ein zweites Projekt eingereiht, das den Wünschen der Bevölkerung in bezug auf den Bebauungsplan
, von Daressalam wie auch den Interessen der Eisenbahnverwaltung
und denen der Dampfschiffahrtsklinien“ ganz erheblich näher kommt als das erste. Dieses leßtere Projekt wird jeßt mit Interessenten be- sprocen und sich wohl bald zu- einer Vorlage an dieses hohe Haus verdichten. Soviel über den Hafen von Daressalam.“
- Der Herr Abgeordnete hat dann auch gefragt, warum denn die Regierung nicht die freiwilligen Schüßenvereine in Ostafrika unter- stüße. Anscheinend bezieht sich diese Anfrage des Herrn Abgeordneten auf Mitteilungen aus dem Schußgebiete. Die Herren Mitteiler haben natürlich den Etat noch nicht lesen können. Wenn der Herr Abgeord- néte mir aber beim Durchlesen des Etats folgen will, dann wird er auf S. 36 beim Kap. 1. Tit. 15, Ziff. 5 über „Beschaffung, Instand- haltung und Ergänzung der Ausrüstung des Polizeidepots usw.“ in den Erläuterungen folgenden Passus finden:
Europäern, die sich im Ernstfall den Behörden mit der Waffe zur- Verfügung stellen wollen, dürfen Gewehre, Munition und Scheibenmaterial aus den Mitteln dieses Ansaßes unentgeltlich zur Verfügung. gestellt oder gegen Erstattung der Selbstkosten über- lassen werden. - :
Ich möchte an dieser Stelle meinen Dank und meine Aner- kennung für unsere weißen Landsleute aus\prechen, daß sie jeßt in der glülicherweise friedlichen Zeit rüsten, um ihr Hab und Gut zu ver- teidigen, wenn Zeiten der Gefahr und der Not — was Gott verhüten möge — über das Land kommen. :
Was die Dienstperioden in Ostafrika anbetrifft, so kann ich leider den Wunsch des Herrn Abgeordneten nicht erfüllen, Wir haben über die Verlängerung der Dienstperioden in Ostafrika, sowie in unseren tropischen Kolonien überhaupt, vor 2. Jahren in der Budgetkom- mission eine eingehende Debatte gehabt, und die Negierung hat dem hohen Hause damals eine Denkschrift über die Verlängerung der Dienstperioden vorgelegt. Wir sind dabei zu dem Schluß gekommen, daß wir für Ostafrika sowohl wie für die westafrikanishen Besitzungen die Dienstperioden nit verlängern können. Ich habe auf meiner
lehten Reise dieser Frage mein ganz besonderes Augenmerk geschenkt
und habe gefunden, daß in den englischen Kolonien Afrikas eber einc Tendenz besteht, die Dienstperioden einzuschränken. Das Klima ist eben fo, daß wir in den genannten ‘Kolonien einen Versuch, die Perio- den zu verlängern, nur zum Schaden der Verwaltung und zum Schaden der Entwicklung des Landes machen könnten. Anders steht es mit Südwestafrika. Da ist dié Regierung nah wie vor bereit, diese Frage eingehend zu prüfen. Wir haben die Erörterungen noch nicht abgeschlossen. Jch persönlich halte es für mögli, daß wir für Südwestafrika allmählich auf längere Dienstperioden kommen können. Jch kann aber nicht eine Entscheidung treffen, ohne: vorher die Gou- verneure zu hören. “ Jch hoffe, daß wir für Südwest zu einem Ergeb- nisse kommen, das den Wünschen des hohen Hauses und auch der Neichsfinanzverwaltung eiwas näher kommt. t
Dann sprach der Herr Abgeordnete Dr. Arendt noch von der ostafrikanishen Währung. Ich glaube, darauf brauche ih nicht näher einzugehen; es wird das ewige ceterum censeo des Herrn Abgeord- neten Dr. Arendt sein, und ih muß ihm vorderhand darauf antworten: wir bedauern, daß wir darauf: jeßt nit eingehen können. Die Arqgu- mente, die der Herr Abgeordnete vorgetragen hat, sind alle geprüft worden, als wir im Jahre 1904 ‘die Währung einführten. Wir haben damals die Reichsbank und Bankinteressenten gehört, wir haben dem hehen Hause eine. Denkschrift vorgelegt, in der die Frage eingehend
- zuwirken auf die Besch
erörtert worden ist. Der Herr Abgéordnete Dr. Arendt meinte,
darin wären alle einig in Ostafrika — und das wäre das cinzige, worin
alle einig wären —, daß die Währung \{lecht sei! Hierauf muß ih
ihm erwidern, daß ih glüdlicherweise anders informiert - bin; ih
glaube, daß alle si mit. dieser Währung abgefunden haben, und wenn
es auch nit so wäre, so würde eine Umschaffung dieser Währung zur-
zeit nicht in Betracht kommen, weil sie dem Reich. außerordentliche * Mittel aufbürden würde. Jch bitte also, dem Herrn Abgeordneten
antworten zu dürfen, daß wir vorläufig seine Anfrage mit Nein beant-
worten.
Ich muß dann noch einmal auf das sehr schwierige und um- strittene Gebiet der Hausfklaverei zurückommen. Der Herr Abg. Noske hat bei seiner Besprechung des Spezialetats von Ostafrika ein Schriftstück vorgezeigt und es als ein Dokument des grausamsten Sklavenhandels unter behördlicher Beurkundung bezeichnet. Diese Annahme und die Schlüsse, die der Herr Abgeordnete daraus gezogen hat, sind nicht zutreffend. Die Sachen liegen anders. Deutsch Ost- afrifa ist ein Land, in dem früher mehr als in irgendeinem anderen Lande der Welt in sceußlichster Weise Sklavenraub und Sklaven- handel getrieben worden ist. Es war die erste Pflicht unserer Re- gierung, daß wir diese Mißstände zu unterdrücken versuchten, und, meine Herren, es ist uns gelungen. Wir können mit gutem Gewissen sagen, daß Sklavenraub und Sklavenhandel im Schußgebiet nicht mehr vorkommen. Sollten Ausnahmefälle vorkommen, so stehen schwere Strafen darauf. Auf Sklavenhandel steht Kettenstrafe nicht unter 3 Jahren, und seit 1902 kann sogar in besonders schweren Fällen auf Todesstrafe erkannt werden. Meine Herren, ih mödhte noch einmal an das Wort des Herrn Abgeordneten Naumann er- innern: wie es im einzelnen sehr {wierig ist, die Arbeitsmethodik des Individuums durch eine neue zu erseben, so ist es auch \chwer, für eine ganze Kolonie die bestehende Arbeitsform in ihrer Gesammtheit ¿u überwinden. Wir haben darin einen guten Schritt vorwärts getan, und daß wir systematisch gegen die Sklaverei gekämpft haben, das haben die Mitglieder des hohen Hauses auch „nit bestritten. Sie sind ñur „mit der Regierung nicht einig, ob nit das Tempo, das das Gouvernement eingeschlagen hat, noch etwas beschleunigt wer= ' den kann.
Zur Ausrottung der Sklaverei hat — nun- komme ih auf das Vorbringen des Herrn Abgeordneten Noske zu sprechen — die Maß- nahme viel beigetragen, daß der Bezirksamtmann alle Angelegenheiten, die mit der Sklaverei in Verbindung stehen, zu überwachen, zu kon- trollieren und zu beurkunden hat. Das gilt vor allem von dem Uebergang eines Sklaven von einem Herrn an einen anderen. Dieser ist an eine behördlihe Beurkundung geknüpft, ferner aber an ganz bestimmte Bedingungen, die zugunsten des Sklaven vorgeschrieben sind und sich gegen den Herrn richten. Die Bedingungen sind folgende. Einmal muß der Sklave ausdrüdlih feine Zustimmung zu - dem Uebergang geben. “ Zweitens muß der. neue Herr in demselben Bezirk wohnen wie der Sklave oder vielmehr sie müssen beide derselben Landsmannschaft angehören. Drittens darf’ dadur, daß ein Sklave einen neuen Herrn bekommt, nit etwa die Familie des Sklaven auseinandergerissen werden, und viertens darf der Herr nur ein Ein- geborener sein. Jst der Herr ein Inder oder ein Araber, so hórt das Sklavenverhältnis von selbst auf. Diese ‘Punkte muß der Be- zirksamimann bei der Beurkundung des Ueberganges eines Sklaven von einem Herrn an einen anderen Herrn ex officio sämtlih nach- prüfen. Eine Urkunde für den Uebergang eines Sklaven an einen neuen Herrn hat der Herr Abgeordnete Noske verlesen. Diese Ur- kunde ift nicht eine Urkunde- eines grausamen Sklavenhandels, — es ist ein Instrument humaner und weiser Politik zur Förderung der Verbältnife der wirtschaftlih Schwachen.
Nun möchte ih noch einmal auf die Denkschrift zurückommen. Der Reichstag hat in seiner Resolution das Jahr 1920 vorgeschlagen, der Gouverneur kam in seiner Denkschrift auf das Jahr 1930 und glaubte, daß dann automatisch die Sklaverei aufhören würde. Jch habe mir überlegt, eb „man vielleiht zwischen den Wünschen des Neichstags und den Ergebnissen der Denkschrift eine Brücke bauen könnte. Zu diesem Zwecke habe ih die Absicht, dem Gouverneur fol- gende Vorschläge zu machen. Ich betone, daß ih ihm Vorschläge mache, keine Weisungen gebe, weil in solchen Angelegenheiten der Gouverneur in erster Linie die- Verantwortlichkeit tragen muß, die ih dann selbstvèrständlih dem Meichstage gegenüber zu übernehmen haben werde. — Also, meine Herren, ih will ihm folgenden Vorschläg machen: im Jahre 1920 wird eine Verordnung erlassen, nah der eine Klage auf Begründung, Wiederherstellung, Anerkennung oder Beibehaltung des Sklavereiverhältnisses vor irgend einem Gericht des Schußgebietes niht mehr zugelassen wird. (Sehr gut! im Zentrum.) Um aber die Herren der. Sklaven schadlos zu halten, werden zweitens Klagen der Herren gegen den früheren Sklaven zugelassen, aber nit aus dem Sklavereiverhältnis, sondern aus dèêm neuen obligatorischen
Vérhältnis auf Grund der. für den anderen Teil gemachten Leistungen.
Drittens soll in den einzelnen Distrikten fixiert werden, wie ho der Freikaufpreis eines Sklaven sein soll, Damit, , würde ih dem Gouverneur vorschlagen, soll er so bald wie möglich anfangen, damit, wenn das Jahr 1920 herankommt, in den Köpfen der Eingeborenen
volle Klarheit über die Höhe des Loskauspreises besteht, und daß
es dann fein Feilschen mehr gibt: Ich glaube, meine Herren, diese
Brücke können Sie betreten, dann wird die Denkschrift noch zu einer
Einigung mit allen Seiten führen, ; Das sind die einzelnen Fragen, die ih bisher zu beantworten gehabt habe. /
Abg. Keinath (nl.): An. der Erneuerung der Debatte über den Eingeborenenshuß möchte ih mich nit mehr beteiligen; nur noch ein Wort zur Frage der Haussklaverei. Schon in der Kommission hatte ih den Staatssekretär ea durch zweckmäßige Maßnahmen hin-
eunigung der Abschaffung. der ausfflavereci-
aber der Ansicht des Gouverneurs möchte ih mi anschließen, daß Sie Abschaffung auf einen s Termin auf sehr große Schwierigkeiten stoßen N: Es handelt sih um eine im Lande altgewohnte Einrichs tung; bei den Sklavenbesißetn handelt es sih um den einfluß Eo Teil der Bevölkerung, und gerade in den Ländern mit gering A E sind einzelne angesehene Leute leiter in der Lage, die ger Aultur völkerung vielleicht gegen ihre eigenen Interessen z: E De- bringen. Es darf nit die Abschaffung A Sa Pre: usruhr zu datiert werden, sondern man muß die allmäbliche 9 ‘stimmten Tag eine Reihe ershwerender Bedingungen É A ; "\haffung durch as sollte au die Währungsfrage noch, êumgen. Der
stafrika in die Handelsbeziehungen zu de Mals Prüfen, Je mehr hineingezogen ‘wird, desto weniger wird t, guasrifanischen Gebieten geeignet erweisen, namentli nacden G S Rupienwährung h als getreten sein wird. Die Finwände g e den ggMabahn in Betrieb leche ich nicht als berechti Noten den Bau der Rüandabahn
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