1914 / 111 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 May 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Der Rechnungsrat wird -der „Kriegsminister in Zivil“ genannt. Es sollen Bestehungen von manchen höheren Zen- tralbeainten bis zum Betrage von 2000 # vorgekommen sein. Der Abg. Grzberger hat nachgewiesen, in welcher Weise die Firma das Mech Et hat; bei jedem Panorama-Fernrohr hat eine Veber- forderung von 150 1 stattgefunden. Die Dung des Reichs geht. in die Millionen. Obwohl diese Vorgänge dér L ilitärverwal- tung bekannt sind, hat die Firma neuerdings wieder große Aufträge bekommen, und sie ist bei der Lieferung der Panorama-Fernrohre mit 63 % beteiligt, obwohl andere leistungêsfähige Firmen vorhanden sind. Ueber die Gepflogenheit der Siemens-Schuckert-Werke hat ein Nreueh anda E Maleuial geliefert über die Art, wie die Firma eine Monopols\tellung in Japan dur Bestehungen zu erreichen ge- sucht hat. Ein japaniscer Admiral ist’ mit Prozenten und Pro- vision beteiligt worden. (Präsident Kaemp f: Japanische, Angelegen- heiten gehören niht hierher!) Es handelt sich um eine deutsche Firma; wir können nur dann und wann den Zipfel des Schleiers von diesen Korruptionen heben, und deshalb müssen wir diese Gelegenheit ergreifen. ine bösartigere Korruptïvn wie die durch die Firma in Japan geübte kann man sich nicht denken, Diese Praktiïen laufen hin- aus auf die Bestellungen für die Firma _Siemens-Schuterkt. Wie hat si in dieser ganzen Sache die deutsche Regierung verpattene Das Auswärtige Amt hat, um die Firma in ihren estehungs- manövern zu süßen, eine Denkschrift ausarbeiten lassen und den Staatsanwalt gegen den Beamten geheßt, der den betre fenden Brief entwendet haben sollte; der Beamte ist {ließlich verhastet worden. (PräsidentDr. Kaempf: Ihre Worte enthalten einen unerhörten Vorwurf gegen das Auswärtige Amt, ih rufe Sie zu x D rdnung!) Das Vorgehen der Staatsanwalls chaft hatte den Zwe, der Firma unan- zenehme Papiere unschädlich zu machen. (Der Präsident ruft den Nedner wegen dieser Aeußerung abermals zur Ordnung.) Die Akten des Konkurses Lindenau haben ergeben, daß dieser Herr, derx in- zwischen verstorben ist, einen einträglichen Handel mit . . (Präsi- dent: Es ist niht Brauch des Hauses, über. Tote in diesém Tone zu \precen) . ih bedauere lebhaft, daß der Herr nicht mehr lebt, aber ¿h muß sagen, daß er die Gunst Seiner Majestät des Kaisers benußt bat, um Tüel ‘und Orden: gegen klingende Münze zu verhandeln. (Präsident, den Redner durh hestiges Glockenläuten unter- brechend: Ich wiederhole, es war bisher nit Brauch des Hauses, gegen einen Toten derartige Vorwürfe zu richten; ich bitte Sie, diesen Gegen- stand zu verlassen. Lebhafte Zustimmung bei den bürgerlichen Par- teien.) Ich halte mih für verpflichtet .… . (Stürmische Unter- breœungen; Rufe: Unerhört! Schluß) E habe das Recht und die: Pflicht Dinge, die das öffentliche Interesse be- rühren, auszudedcken. Die „Deutsche Tageszeitung brauchte einmal die - Wendung, daß, wo €s sich um öffentliche Inter- essen handle, die Korruption \honungslos aufgedeckt werden müsse. Das sagt Ihre eigene Presse. Wir dürfen nicht dulden, daß solche Forruption dur die deutsche Industrie zum, schweren Schaden des deutschen Volkes getrieben wird. Wir haben die Pflicht, sie shonungs- los aufzudecken. Ueber die internationale Diplomatie könnte ih in diesem Zusammenhange noch vieles sagen. Die auswärtige Politik wird son längst niht mehr allein in den Kanzleien der V inisterien, sondern in den Bankkontoren und nicht mehr mit diplomatischen, son- dern mit anderen Noten gemacht. Wird Deutschland durch diese Politik zu immer stärkeren Rüstungen getrieben, so geht es mit den Rüstungen hüben und drüben immet vorwärts, wir haben die Schraube obne Ende, und auch der technische aan muß am leßten Ende diesem Zwecke der \krupellosen kapitalistischen Profitsucht dienen. Die Herren pflücken goldene Aepfel, während die Kriegsgefahr den Völkern über den Kopf wächst. Die Korruption ist seit 1913 nicht geringer Ee wohl aber sind Ihre Nasen in der Zwischenzeit unempfind- icher geworden.

sie haben konnte.

Und nun möge der Kriegsminister kommen und den Mut haben, die. Firma Krupp zu verteidigen! j

j Präsident Dr. Kaempf ruft den Abg. Dr. Viebknecht noch nach- träglich wegen des von diesem O Personen und Parteien gebrauchten Ausdrucks „Demagogie zur - rdnung.

Preußischer Kriegsminister, Generalleutnant von Fa l- fenhayn:

Meine Herren! Jch habe den Mut, die Firma Krupp zu ver- teidigen, und- zwar in dem Lande, das nah Blut riet seit 44 Jahren oder 43 Jahren, nach Blut, vergossen dur die Rüstungstreiber, die der Abg. Liebknecht ja eben an den Pranger gestellt hat. (Zurufe von den Sozialdemokraten.) ;

Der Herr Abgeordnete hat die Vorwürfe, die er hier im vorigen Jahre erhoben hat, wieder erhoben. Nah meiner Ansicht war ‘er dazu weder berechtigt, noch war es zweckmäßig, das zu tun. Dur die Prozesse, meine Herren, die, wie Sie alle wissen, ganz offen ge- führt worden sind, ist längst offenbar geworden, um was es sich handelte. Ich spreche jeßt nur von der Kruppangelegenheit; von den anderen Angelegenheiten wird nachher einer der Herren Departe- mentédirektoren reden. Durch die Prozesse, sage ich, ist es längst offenbar geworden, um was es sich handelte: auf der einen Seite um die Anwendung unlauterer Mittel bei kaufmännischen Manövern und auf der anderen Seite um {were Verstöße gegen die Beamten- disziplin. Auch nicht der geringste Schimmex von Landesverrats8- verdaht hat sich während der Prozesse auffinden lassen. (Abg. Dr. Liebkneht: Nie behauptet!) Ich bitie um Verzeihung, Herr Ab- geordneter, ich glaube, daß mit dem Hinweis auf Landesverrat, mit der Andeutung, daß ein solcher Landesverrat vorlag, es Ihnen haupt- sächlih gelungen ist, im vorigen Jahre so die Aufmerksamkeit dieses Hauses zu fesseln, wie es der Fall war. wahr! Glocke des Präsidenten!)

Jedenfalls ist nicht ein Schimmer von Landesverrat erwiesen worden, troßdem man bis in die tiefsten Tiefen nachgesucht hat. (Na, na! bei den Sozialdemokraten. Sehr richtig! rechts.) Was ‘Tiegt mir daran, etwas Falsches zu sagen, und, meine Herren, ih habe mich in die Sache wirkli hineinversenkt ih kann Sie ferner versichern, daß ich fest überzeugt bin, daß die Angehörigen der Heeres- verwaltung es handelte sih übrigens nur um einen Beamten des Kriegöministeriuums, die anderen standen außerhalb des Kriegs- ministeriums; mit der Kernfäule ist es also noch nicht weit her, / T A (Heiterkeit), daß die Mehrzahl der Angehörigen N C die dabei beteiligt waren, si tatsählich nicht uk E sind, welche {weren Verstöße sie sich zuschulden di eyen in dem Verkehr mit dem Beamten der Firma Krupp. Ulle Beteiligten, meine Serre ind, wie Sie wiss E wortung gezogen. (Widerspruch vor. den So. r De Beteiligten, die wir ken uch von den Sozialdemokraten.) Alle

nen, sind zur Verantwortung gezogen, und sie

werden ihr lebelang an dem B Es haben! Daher kann ih bihtipte a eingerthet

: Y n, daß Feiten ies S S E aua dec Wieder artin S N Einzelfälle in Zukunft vorzubeugen hat, n en Vi iele jevt, hier wieber zur Sprach i eb acht , nachdem die Heerverwaltung \o entschieden Fe gebracht sie géwillt ist einzutreten, wo si irgend etwas ei gezeigt hat, daß das verstehe ih nicht. (Sehr richtig! FmsHreiten findet,

/ r : L demokraten.) Jch habe es auh E - Zurufe bei den Sazial-

standen, nein, ih habe es nicht versi O Jahre nicht ver-

, denn Vorteile sind E nachdem mein j den Perrn Abgeordneten, sichert hat, daß alles geschehen würde,

daraus niht erwadsen und konnten niht Herr Amtsvorgänger, ih glaube, persönlich der den Ankläger spielte, ver

(Abg. Dr. Liebknecht: Nicht

und nachdem der Herr Abgeordnete, wie er, laube ich, hier auf dieser Tribüne au versichert hat, die Ueberzeugung hatte, daß alles ge- schehen war, was überhaupt irgendwie nah menshlichem Ermessen geschehen konnte.

Nachteile aber sind eine große Menge erwachsen. (Sehr richtig! rechts.) Ih spreche niht von den Nachteilen für die Heeres- verwaltung und deren Angehörige, wir müssen sie tragen, das sehe ih ein. “Dagegen, meine Herren, sind sehr große Nachteile erwachsen für die deutshe Industrie und für den deutschen Handel im Auslande wie für die deutschen Arbeiter. (Lebhaftes Sehr richtig! auf allen Seiten des Hauses. Unruhe und stürmishe Zurufe bei den Sozialdemokraten.) /

Meine Herren, in Deutschland selbst is der Nuf der Firma Krupp viel zu gut begründet und viel zu bekannt, als daß irgend- welche derartige Versehen und Vergehen sie schädigen könnten, draußen aber,» da kennt man die Verhältnisse nicht so, und da sind genug Konkurrenten, denen es ein Vergnügen ist, in die Kerbe zu hauen, und die Vorteile daraus zu ziehen suchen, die sie irgendwie bekommen fönnen. (Lebhaftes Sehr richtig!) Und es bleibt mir nur übrig, der Hoffnung: Ausdruck zu geben, daß das Haus, um das es sich hier handelt, das hon manchen Schlag und manche schweren Zeiten über- standen hat, dur seine Solidität und dur seine Tüchtigkeit auch diesen Schlag überstehen wird. Das wünsche ih nicht im Interesse der Firma allein, troßdem ich ihren Ruf und ihre Bedeutung für den Ruf deutscher Tüchtigkeit im Auslande aus meiner Tätigkeit dort sehr wohl kenne, sondern das wünsche ih auch im Interesse der, glaube ih, 80 000 Menschen, denen sie Brot verschafft, und im Inter- esse unseres Vaterlandes. (Lebhaftes Sehr richtig! auf allen Seiten des Hauses. Widerspruch und lebhafte Zurufe bei den Sozial- demokraten.) Das gehört, glaube ih, niht zu meinem Ressort, und in dieser Verbindung kann ich auch wohl sagen: ich will auf diese Angriffe des Herrn Abg. Liebkneht gegen das Auswärtige Amt, irobdem es ja eine Schwesterbehörde der meinigen ist, nicht eingehen. Jch darf wohl darauf hinweisen, daß ih es für geschmadckvoller 9e- funden hätte, das beim Etat des Auswärtigen Amts vorzubringen.

Schließlich, meine Herren, hat der Herr Abgeordnete hier nob die Angelegenheiten eines Verstorbenen gestreift. Mir sind sie nicht be- kannt. Der Herr Präsident hat die Sache hon gerügt, mir bleibt also bloß übrig, meinem tiefen Bedauern Ausdruck zu geben, daß t das mit habe anhören müssen. (Lebhafter Beifall.)

Generalmajor Wild von Hohenborn: Der Abg. Lieb- knet hat uns allerlei erzählt von Persönlichkeiten, die mit Krupp in Verbindung getreten sind. Das wax uns bekannt. Auch über die An- gelegenheit Ghrhardt find wir durch Mitteilungen von Ehrhardt ge- nügend orientiert. Was der Abgeordnete erzählte, ist gleichgültig. Jch spreche hier -als stellvertretender Bevollmächtigter. Der Abg. Lieb- knect hat dann von internationalen Vereinigungen gesprochen und aller- lei Angaben über einen internationalen Kriegstrust gemacht. Ich werde alle diese Sachen, sobald das Stenogramm vorliegt, der Rüstungs- E vorlegen. Dort kann alles in Ruhe besprochen werden, Dasselbe gilt von seinen Mitteilungen, die ex über die angeblichen Ver- trustungen der Loewefirma gemacht hat. Alles das ist vielleicht wert- volles Material für die Rüstungskommission. Der Abgeordnete hat dann gesagt, es wäre von Interesse, zu erfahren, in welchen Händen sih die Aktien der deutschen Rüstungsindustrie befänden. Er weiß es nit, wir wissen es auch nit. Dann hat er auch von einer Schiffs- vertrustung gésprochen. Für uns kommen ledigli Pontonkähne in Betracht, und von einer internationalen Vertrustung dieser Kähne haben wir bisher nichts eue. Der Vorredner hat von einer Schädi- gung deutscher Interessen gesprochen. Wieviel Nationalvermögen aber durch seine Angriffé, geschädigt worden ist, wieviele Arbeiter brot- los geworden sind, darüber hat er kein Wort verloren. Jch glaube, ih habe meine {usführungen- schon zu sehr ausgedehnt und will nur noch folgende Crklärung abgeben, daß bei der Einführung irgendeiner neuen Wasfse oder Munition nur das dienstliche Interesse e ist, und daß fie niht auf das Betreiben irgendeiner Rüstungsfirma zurückzuführen - ist. Für uns ist einzig und ‘allein maßgebend die Nücksicht auf die chlagfertigkeit der Armee. Was den Kruppfall betrifft, so hat uns der Abgeordnete etwas Neues nicht ge- sagt. Ich glaube, voraussepen zu dürfen, daß das Haus damit ein- verstanden ist, daß ih nit in sämtliche Details S oe ein- getreten bin. Die begangenen Fehler sind gesühnt. Ich will nur noh eins hinzufügen, indem ih füt einen alten Kameraden, Herrn Wange- mann, eintrete; feine Aufsäße sind absolut einwandfrei, frei von jeder Tendenz. Es ist ein ehrengeritlihes Verfahren eingeleitet woorden, in dem sih herausgestellt hat, daß dieser Offizier absolut intakt ist. Jch muß für dik Ehre dieses Mannes eintreten. Der Abg. Liebknecht hat dann gegen einen bewährten Beamten Anschuldigungen erhoben, ohne einen Beweis dafür anzuführen. Jch überlasse das Urteil hier- über dem Hause. Wenn ih nun den Hauptfall Krupp resumiere, so kann ich sagen, daß, soweit die Heeresverwaltung in Betracht kommt, eine bedauerliche strafbare Verfehlung einzelner Menschen vorliegt. Ein materieller Schaden für das Reich ist nicht entstanden. Nückschlüsse auf die Integrität des Beamtentums sind daraus nicht zu ziehen. Die Integrität unserer Beamten ist so intaft, daß uns ‘das Ausland darum beneidet. Wir haben einzelne straucheln und der Versuchung unter- liegen sehen, es handelt sih aber nur um Verfehlungen einzelner. Das Ganze ist intakt. Das ist ein nicht korrumpiertes Beamtentum; Kor- ruption is den Deutschen fremd und soll es sein. Ich frage aber: gibt

es irgendeinen Menschen, der glaubt, daß mit seiner Nede der Abg. :

Liebknecht dem Vaterlande genüßt hat?

Abg. Erzberger (Zentr.): „Es geht mit gedämpfter Trommel Klang.“ Das war der Ton der Rede des Abg. Dr. Liebkneht. Nach der vorjährigen Fanfare diese Schamade! Neues hat er zum Falle Krupp nicht vorgetragen; um wenigstens etwas zu bieten, ging er nach Japan und Chile, und scließlih griff er das Gedächtnis cines Toten an wegen Dinge, die mit der Rüstungsindustrie nicht in gerinastem Zusammenhang standen. Wie hat sich die Sozialdemokratie mit

teht gewehrt aegen die Angriffe auf den Abg. Bebel! Die heutige

Liebknehtshe Rede war ein Rüdckzugsgefeht auf der ganzen Linie. Voriges Jahr hat der Abg. Liebkneht behauptet, höhere Militärbeamte hätten militärische Geheimnisse verraten; das Gericht hat das Gegen- teil festgestellt und die Angeklagten von dieser Beschuldigung frei- gesprochen! Das Beamtentum 1m allgemeinen is mit feinem Makel bebaftet, das hat das Gericht ebenfalls festgestellt. Der Abg. Lieb- kuecht aber sprach von einem Panama! 1229 M4 Bestehungsgelder wenn das ein Panama ist, dann ist es der glänzendste Beweis für die N des deutshen Beamtentums. Gegen die ungeheuerlice lebertreibung des Abg. Liebkneht müssen wir- also aufs nachdrück- liste protestieren. Hätten wir den Abg, Liebkneht in der Rüstungs- fommission, so wäre ja dem Hause diese Rede erspart geblieben Wir konnten es nicht erzwingen, daß der Abg. Liebkneht ihr an- N Daß die Sozialdemokratie ganz, andere Zwecke als die Auf- eckuna dieses Panama verfolgte, beweisen die gemeinen Angriffe des „Vorwärts“ gegen diè Mitglieder der Rüstungskommission, die direkt als Halter der kapitalistischen Korruption bezeichnet werden. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Und wenn ein Mitglied des Hauses diesen gemeinen Ausdruck hier noch dur ein „Sehr richtig!“ bestätigt, so gebe ih ihm den E der Gemeinhcit dreifach zurück. (Vizepräsident Dove ruft den Redner für diesen dru, „auch wenn er nur konditionell gebraucht sei, zur Drdnun g.) je voriährige Rede des Abg. Liebkneht hat {on dem deutschen

N L und der. deutschen: Industrie einen {weren Schaden zugefügt. ganzen Nußen davon wird die französische Industrie, den ganzen

lere

Sthaben bie deutshe Arbeitershaft haben, wurde mir damals von den verschiedensten Seiten gesagt und geschrieben. U Is dustrie, so folgen Arbeiterentlassungen, und die kommen dann auf das Konto des Abg. Liebknecht. 70 % des Wertes der Kruppschen Pro- dukte sind reines Friedensmaterial. Wo sind denn die Beweise für die Béhauptungen des Abg. Liebkneht über den Einfluß der Nüstungs- industrie auf die deutsche Bewaffnung in den leßten 40 Jahren? Die Legende mit dem „Figaro“ -Brief läßt sich einfach durch die eides- stattlihe Versicherung des Herrn von Brandenstein aus der Welt schaffen, daß nicht der mindeste Versu von dem Adressaten gemacht worden ist, ihn in ein französisches Blatt hineinzulancieren, Ge- winnabsichten sind nicht die Ursache der Absendung des Briefes ge- wesen, das ist in der Rüstungskommission festgestellt worden. Wenn der Aba. Liebknecht sagt, man ie den Männern an der Spiße dieses Unternehmens alles zutrauen, so muß das jedem anständigen Mann verleiden, an der Spibe soler Unternehmungen, u stehen oder an ihre Spiße zu treten. Die nächste Folge der heutigen Rede des Abg. Liebknecht wird eine gewaltige Schädigung der deutschen Industrie sein. Die Angrisse a die Firma Goerz sind unberechtigt; €s- handelt sich bei den -Fernrohren zunächst nur um eine Probebestellung von 6 Stück. i

(Np.):

Abg. Scchul§- Bromberg Der Abg, Liebknecht hatte séine Rede mit dem Ver\prechen begonnen, er wolle niemand verdächtigen, da hat er sich doch sehr mißverständlich ausgedrüdt; ih will aber nah den Worten des Abg. Erzberger nicht weiler darau? urückfommen. Ich muß aber F Landrats Rötger, der si vier nicht verteidigen kann, noch ein Wort sagen. Aus dieser Nicht- vereidigung schließt er, es habe im Direktorium der Firma Krupp ein Mann gesessen, der_um diese Dinge wußte, daß es sich also um die Zentralleitung der Una, nit nur um Uebergriffe eines unter- geordneten Beamten gehandelt habe, Ich wage es, dagegen aufzu- treten und zu erklären: Es ist absolut nicht festgestellt, auch nicht vom Gericht, daß durch die Nichtvereidigung seine Schulld oder die Teilnahme an strafbaren Handlungen erwiesen ist. Das Geseß bver- langt, ‘daß, wenn auch nur die Möglichkeit eines Verdachls dur äußere Umstände für die Teilnahme an der Tat si ergibt, dann die Vereidigung ausgeseßt werden muß. Da der Landrat Rötger Hunderte und Tausende von Schriftstücken im Laufe der Jahre unterzeichnet hatte, ohne sie alle zu lesen, so lag doch objektiv die Möglichkeit eines Verdachts vor. Und auch nur diese entfernte Möglichkeit zwang das Gericht, ihn zu vereidigen. Dadurch wird an seiner Ehre, an seiner Reputation nichts geändert. Der Mann hat selbst vor

Gericht ausgejagt, und ex glaubte do, unter dem Cid zu sprechen:

Jch habe von dem Verkehr des Brandt damals überhaupt nichts ge- wußt, weil ich mir sonst wohl gesagt hätte, als dieser Bues kam, daß 1h hätte einschreiten müssen. Wenn das ein Mann sagt, der biéher doch wohl als Ghrenmann gegolten ‘hat, dann fann man doch nicht davon sprechen, daß von einem Mitgliede des Direktoriums ehvas derartiges festgestellt worden sei. Der Abg. Liebknecht meinte, L übrigen Parteien, außer der O hätten in- olge eines gewissen Unterbewußtseins keine Vorstellung von dieser Korruption; das heißt doch, wir seien so dicffellig, daß wir für solche Gemeinheiten gar feinen Sinn und kein Verständnis haben. Der Geist dieser Aeußerung des Abg. Liebknecht zeugt allerdings von etner Art Ueberbewußtsein, von dem die bürgerlichen Parteien allerdings nicht befallen sein werden.

Abg. Dr. Liebknecht (Soz): Daß die Militärverwaliung an Schiffen nur über Pontons verfügt, ist mir als ehemaligem Piv- nier auch bekannt. Der General Wild von Hohenborn hat 1m out mandoton O was ich sagte, sei gleichgültlg. Seltsam. Kürze seiner Écwiderung war der Bedeutung der Sache nicht au messen. Es ist gar nicht richtig, daß über Verstorbene überhaupt nich! gesprochen werden darf. És muß das geschehen, sofern ein allg mein öffentliches Interesse vorliegt. Der Abg. Erzberger hak 1 auch den Schatten Bebels heraufbes{chworen und im Preußischen i geordnetenhause ist dasselbe geschehen; also bitte Zupfen Sie und Ihre cigene Partei an der eigenen Nase. Jm jesentli ve sind wir, der Abg. Erzberger und ich, durchaus einig über die Mol h meines Vorgehens. Die Frage, ob der „Figaro“brief_ nah Paris gangen ist, is unerheblich. Grheblich ist, daß man aus diesem BUl auf die Wahrheitsliebe der Firma schließen kann. Das „Berliner Tageblatt“ hat am 5. Mai 1913 eine öffizióse Mitteilung der Firma gebracht, worin es heißt, der Brief sei niemals im „Figal9, ers schienen, r sei auch niemals abgesandt, sondern das Konzept sei vot einem Angestellten der Firma gestohlen worden. Jn bezug auf Goerz irrt sich der Abg. Erzberger ‘bezüglich der Fernrohre ganz be- deutend. Es handelt si rie um 6, sondern um 4000 Stück. Gin Verrat Ae Geheimnisse ist tatsächlich nachgewiesen und vom Gericht festgestellt worden. E hat man den kriminellen Begriff des „militärischen eheimni ses" himvegdisputiert. Die Kruppmoral hat devastierend gewirkt. Nicht wir haben den Schaden; beshönigen Sie nur weiter. Der Abg. Grzberger I heute als Ver- treter der Arbeiterschaft und Ihrer Interessen. Mit welcher Berechti- gung, weiß ih nicht. Die deutschen Arbeiter werden nicht geschä- digt. Denn wenn einmal die üstungsindustrie vom Boden ‘ver- \hwindet, werden dann die Arbeiter etwa hungern, werden sie ihre Arbeit nicht sür bessere Zwecke verrichten? Wir bekämpfen das private Rüstungsmonopol nicht bloß in Deutschland. (5s wird international von der gesamten Sozialdemokratie bekämpft. :

Generalmajor Wild von Hohenborn: Die erste Beste]lung von Panoramafernrohren betrug niht 4000 Stück, sondern die Zah

war noch viel kleiner. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: 39001) Gin genaue Zahl kann ih mit Rücksicht auf das Ausland nicht angeben; Die Bestellungen sind teils im Gange, teils stehen sie noch: bevor.

Abg. Dr. Liebknecht hat behauptet, daß Zeugoffiziere aus dem Krupp" f roeß noch im Dienst sind. Gegen diese schwebt aber noh ein

jonderes Verfahren, und einiae haben auch thren Abschied einge ren. Jh habe den Abg. Dr. Liebknecht bisher noch“ nicht Preis be Der Abg. Erzberger hat seine Rede als einen Dreiviertee ann 14) zeichnet. Nach dem, was ih jeßt eben von ihm S

r z ; L Í “ist. nur sagen, daß das lebte Viertel jeßt nacgeholt R des Abg.

Abg. Liesching (fortshr. Volksp,): Dit T Eindruck auf uns. Dr. Liebknecht auf A A machen 4ar feinen el verabschiedete Er hat im Börsenjahrbuch na eschen, von MNüstungsfirmen s und Generale im Ausst Een seinerzeit verlangt, es sien. Wir haben in einer Resoltt n Beamte eine Pension solle untersucht werden, ob es, E nach. ihrer Pensionierung aus zu bezahlen, die sehr hohe G Mir haben auch immer „hervor- solchen Aussichtsratéstellen ha penklich ist, wenn große Nüstungs- gehoben, daß es außerorten S fiziere angeblich ihrer Sachkenntnis firmen so viele pensionier fungsfommission wurde von einem Mit- / wegen einstellen. In er Antrag gestellt, eine Gnquete zu veranstalten, ( gliede dieses Hauses Lfitmien frühere Offiziere im Aussichtsrat sißen. bei welchen U bar, wenn keine Rüstungen mehr nötig wären. Auch wir wären Ei t möglich ist, glaube ih, liegt es niht ut S u Keltfriedens, wenn wir gerade den deutshen Firmen vel? Interesse des WE and zu liefern. Wenn deutsche Fabriken bis zu bieten, an “esamifabrikation an das Ausland liefern, dann ist 89 % ihrer voll für uns. Ich kann nichts dabei finden, daß wll nur sehr für Serbien geliefert haben. Ich will darauf himweisen, 08 Gewehre vie Gewehre in Staatsbetrieben hergestellt werden. Nur 8 t iben Notfállen wenden wix uns hierbei an die Privat A *1 Carbat Bshalb doch keinen Wert, hier davon zu sprechen, daß gei die deutsche Rüstungsindustrie eine große Gefahr für den elt E i ist, Wir haben gar keine Veranla sung, zu bezweifeln, daß das, “ar i über den „Figaro“-Brief mitgeteilt ist, richtig isl. (#8 e feine Rede davon sein, daß immer hier mit Unwahrheiten Mrden wird. Es war ein Fehler, daß bisher niemals bekannt gegeben eus ist, daß der Vries gar nicht an die Adresse des „Figaro“ gegans

(Fortseßung in der Zweiten Beilage) -