1879 / 114 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 May 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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ganze übrige Zeit hindurch ist ihre Minutenangabe richtig gewesen.

Die Uhr am Oranienburger Thor i} im verflossenen Jahre dreimal während mehrerer Stunden zum Stehen gekommen, und zwar einmal wegen eines Bruchs der Auf- hängungsfeder des Pendels, die anderen Male in Folge von

emmungen durch Vereisung des Werkes und dergleichen. Sonst hat sie stets die richtige Minute gezeigt.

Die Uhr vor dem Kammergerichtsgebäude (Lindenstraße) endlich hat dreimal im Jahre mehrstündige Stillstände er- fahren, und zwar hauptsächlih durch winterlihe Hemmungen des Werkes. Während 14 Tagen is leßtere Uhr zu einer gründlichen Reinigung herausgenommen gewesen ; sonst hat sie die richtige Minute dargeboten mit Ausnahme einer mehr- stündigen Störung am 15. Februcir, wo der Fehler die Grenze von einer Minute um einige Sekunden überschritten hat.

Weniger befriedigend sind die Leistungen einiger der Normaluhren im Jahre 1878 für Präzisionszwecke gewesen.

Nur zwei derselben, die Uhr am Moritplayÿ und die Uhr am Hacke’shen Markte, haben auc) diesmal in Bezug auf die Genauigkeit ihrer Sekundenangaben wenig zu wünschen übrig gelassen.

Die Angaben des Sekundenzifferblattes der Uhr am Moribßplaß sind nämlich, abgesehen von den oben erwähnten Stillstandszeiten, ausnahmslos innerhalb zwei Sekunden rihtig gewesen, an 350 Tagen im Jahre sogar innerhalb einer halben Sekunde.

Ebenso sind die Angaben des Sekundenzifferblattes der Uhr am Hacke’shen Markt ununterbrochen innerhalb zwei Sekunden richtig gewesen.

Die Angaben des Sekundenzifferblattes der Uhr am Spittelmarkt sind vom 1. Januar bis zum 10. Dezember ver- gangenen Jahres ebenfalls innerhalb zwei Sekunden richtig gewesen. Am 10. Dezember 1878 ist jedoch eine Beschädigung des elektrischen Kabels, mittelst dessen die Regulirung der Uhr von der Sternwarte bewirkt wird, eingetreten, und die Auf- suhung und Beseitigung dieser Verleßung hat in Folge der Hemmnisse, welche durch die winterlihe Witterung bedingt wurden, fast drei Wochen erfordert, während welcher Zeit die Angaben der Uhr nur durch tägliche Kontrole und Korrek.ur innerhalb der Minute richtig erhalten werden konnten.

Die Angaben des Sekundenzifferblattes der Uhr am Dranienburger Thor sind während 357 Tagen des Jahres

innerhalb zwei Sekunden rihtig gewesen. An zwei Tagen hat der Fehler jener Angaben sechs Sekunden, an einem Tage dreizehn Sekunden erreiht. Während der übrigen vier bis fünf Tage hat eine stärkære Störung in Folge einer bei Rögrenlegungen erfolgten Verleßung des Kabels stattgefunden. Bis zur Beseitigung dieser Störung hat auch nur die Minuten- angabe dex Uhr richtig erhalten werden können.

Am wenigsten befriedigend sind im Fahre 1878 die Prä- zisionsangaben der Uhren am Potsdamer Thor und vor dem Kammiergerichtsgebäude gewesen.

Die Uhr am Potsdamer Thor hat nur während 333 Tagen im Jahre an ihrem Sekundenzi{fferblatt eine innerhalb zwei Sekunden richtige Angabe dargeboten. Während ver übrigen Zeit hat dieselbe hauptsächlich in Folge einer Störung des Mechanismus, welche sih beim Aufziehen der Uhr wiederholte, ohne daß der Fehler gründlic) beseitigt werden konnte, mehr- mals einige Stunden hindurch Fehler von mehreren Sekunden gemacht, welche an 22 Tagen den Betrag von 6 Sekunden, an 7 Tagen den Betrag von 10 Sekünden erreiht haben, sogar in zwei extremen Fällen bis zu 27 und bis zu 40 Sekunden angewachsen sind.

Bei der Uhr vor dem Kammergerichtsgebäude ist die An- gabe des Sekundenzifferblcttes während 339 Tagen des «Fahres 1878 innerhalb zwei Sekunden richtig gewesen.

An den abzüglich der 14tägigen Unterbrehung durch die Reinigung der Uhr und der 3 Tage,- an welchen Stillstände eintraten, übrigbleibenden 9 Tagen hat die Uhr in Folge von Störungen, die D: dem Einfluß starker Kälte zuzu- schreiben sind, Fehler bis zu 22 Sekunden gemacht, und, wie schon oben e1nwähnt, an einem Tage während einiger Stun- den eine Störung erfahren, deren Wirkung bis zu einem Fehler von einer Minute und zwei Sekunden angewachsen ist.

Es sind alle Vorkehrungen getroffen, die Wiederkehr der oben erwähnten erheblichen Mängel der Präzistonsleistungen dex Uhren thunlichst zu vermindern. Jnsbesondere wird nunmehr in einigen Wochen die {hon im vorjährigen Bericht erwähnte Einrichtung in Wirksamkeit treten, vermöge deren sofort alle Fehler, welche sih bekanntlich durch die von den Uhren stündb- lih nah der Sternwarte gegebenen Signale erkennen lassen, von der Sternwarte aus ohne jede weitere Hülfe korrigirt werden können.

Sobald diese Einrichtung im Gange ist, werden auch die Präzisionsleistungen des Berliner Systems einheitlicher Zeit- angaben soweit gesichert sein, daß es sih empfehlen wird, die

an dem Sekundenzifferblatt erkennbar werdenden Abweichun- |

gen, welche auch dann nur seltener vorkommen, jedoch nie- mals gänzlih vermeidbar sein werden, in geeigneter Weise sofort bekannt zu machen und dieselben hierdurch auch für diejenigen, welche im vorigen Bericht als Sekundeninteressen- ten bezeichnet wurden, ebenso unschädlih zu machen, wie jene Abweichungen es für den öffentlichen Verkehr überhaupt {hon sind. Berlin, den 13. April 1879. Der Direktor der Königlichen Sternwarte. Foerster. Die fünfte Berliner Mastvieh-Aus stellung wurde gestera Nachmittags 35 Vhr yon Sr. Majestät dem Kaiser und Könige besucht, Allerhöchstwelher am Eingange der Aus- stellung von dem Staats-Minister Dr. Frierenthal und dem Au:- \stellungscomité empfangen wurde. Der Oekonomie-Rath Noodt und reiherr v. Canstein hatten die Ehre, Se. Maje'tät zu führen. Aller- öchstderselbe nahm die preisgekrönten Thiere in Augenschein und ließ Sich viele der Aussteller vorstellen. Die nah Tausenden auf dem Ausstellungsplaß versammelte Menge empfing und begleitete Se. Majestät uberall mit begeisterten Hochrufen. Beim Verlassen derselben zollten Se. Mozjestät allen Ausfstellern Ihre Anerkennung und erklärten, daß Sie Sich des Strebens deutsher Landwirthe, kräftig fortzushreiten und Gediegenes zu leisten, herzlih freuten und wünschten, daß dieses Streben dem Lande zum Segen gereichen möge. __ Nach der gestern veröffentlichten Preisliste wurden von der Preis- jury an folgende Aussteller, mit Uebergehung der silbernen und bron- zenen Medaillen, Prämien ertheilt: Den Ehrenpreis Sr. Majestät des Kaisers und Königs für die vorzüaiichste Leistung (eine oldene Staatsmedaille) erhielt der Königlihe Domänenpächter reuß in Friedrihsau2, Den Ehrenpreis Ihrer Kaiserlichen und Köriglichen Hoheiten hes Kronprinzen und der Frau Kron- prinzessin (eine sildverne Fruchtshale) erhielt H. Brückmann- Alt Wriezen, In der Abtheilung Rindvieh erhielt den

| das fächsishe Erzgebirge, das Voigtland n. #. w.

ie - Chrenpreis (300 4) Gründler - Gr. - Malsau. 1) Für Kälber bis 3 Monate alt erhielten: den 1. Preis von 75 M: Meder-Stolp; 2. Preis von 50 4: Brunke-Braunschweig, Dähn- Göôtemiß, Hörster-Dreeß; 3. Preis von 25 4. Meder-Stolp, von Tigerström-Saalkow, Witte-Braunshhweig. 2) Für Kälber von 3—6 Monaten: den 1. Preis von 90 4: Brunke-Braunschweigz; 2. Preis von 60 #: Rüscher-Braunschweig ; 3. Preis von 40 4: von Tiger- stróm-Saalkow. 3) Für Kühe bis 3 Jahre alt und Kälber: den 1. Preis von 200 #: Preuß-Friedrichsaue, Neide -Seschwit, Gründler - Gr. Malsau; 2. Preis von 100 #: Opitz von Boberfeld - Witoslaw , Preuß - Friedrihsaue, Schulze - Schulzendorf. 4) Für Kühe über 3 Jahre alt: den 1. Preis von 200 A: Meins- hausen-Lüderiß, Wisselinck-Taschau, Hagen-Sobbow'ß, Fehlau-Neu-

| dorf; 2. Preis von 150 4: RehfeldGolzow; 3. Preis von 100 4: | Graf von Schwiecheldt - Poggenhagen, Schüß-Grünthal, Hardt- | Schiedech. 5)Für Ochsen, nicht voll 3 Jahre alt : den 1. Preis von 200 M:

Kennemann-Pudlißki, Cattien-Majorat Sobotka; 2. Preis von 150 A: ODpiß von Boberfeld-Witoslaw, Gründler -Gr. Malsau ; 3. Preis von 100 #:; Schadow-Nicderhof, Kennemann - Pud- lißki, Bitter-Gostlowo, Fischer-Benau, Gründler - Gr. Malsau. S O Se an ae e Pas 200 4: Motherby - Arnsberg, Dietze - Barby, Brückmann - Alt Wriezen, Schadow - Niederhof; 2. Preis 150 #: Kennemann- Pudlißki, Rehfeld-Golzow, Koch-Powarben, G. Koppe-Voßberg,

| v. Watdorf-Schö. feld, Stumm-Morsk; 3. Preis von 120 :

Rodenacker-Celbau, Jrxlebener Zucterfabrik, G. Koppe-Voßberg, Treichel.- Kl. Schlatau. 7) Für Bullen: den 1. Preis von 150 #: Müßhrer-Schossow, Freiherr v. Magnus-Drehsa, Bitter-Gostkowo ; 2. Preis von 100 &: Graf von Oppersdorf-Sch{loß Ober-Glogau,

| Scbul;e-Schulzendorf, Frick-Prenzlau, Brückmann-Alt-Wriezen.

In der Abtheilung Schafe erhielt den Zücbterehrenpreis von 200 Æ.: A. W. Brauer-Hohenhausen; den Ehren preis der Me rinozüchter „das silberne Schaf“, Carl Hugo Kayser-Haubigt. 1) Für Lämmer bis 6 Monat alt erhielten 1. Preis von 150 M:

| Preuß-Friedrich8aue, 2. Preis 100 A: Preuß-Friedrihs1ue. 2) Für | Hammel und Schafe bis 18Monat, den 1. Preis von 150 4 : Heine- | Narkau, Brauer-Hobenhausen, Sattig-Würshwiß, F. v Nathusius-

Sommcrschenburg; 2. Preis von 100 4: Preuß-Friedrich8aue, Wein-

\chenck - Lulkau, Zimmer:nann - Benkendorf, J. v. Nathusius- Hundisburg. 3) Für Hammel und Schafe, 18 Ma“at alt und älter, den 1. Preis 150 4: Preuß-Friedrichsaue, Brauer-Hohenhausen, Zimmermann-Benkendorff ; 2. Preis 100 #4. Kayser-Haubitz, Wein- schenck-Lulkau, Preuß- Friedrihsaue. 4) Für cinzelne Schafe ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht: den 1. Yreis 60 46: Kayser-

| Haubit, Böttcher-Gr. Lafferde, Freiherr von Magnus-Drehsa, Stahl- | \chmidt-Canena, Prof. Dr. Kühn Halle; 2. Preis 40 Æ: Kayser- ! Haubii, Weinscheict-Lulkau, Zahl-Pankow, Preuß-Frievrichéaue, Prof. | r, Kühn-Halle.

In der Abiheilung Schweine erhielt den Züchter-Ehren-

| preis von 200 4: BVeilke-Güdenbagen und den Ehrenpreis des | Klub der Landwirthe zu Berlin, ein „silbernes Theebrett“ ; Rasch-

Düderode. 1) Für Schweine bis 8 Monat alt erhielten: 1. Preis

| 100 4: Scheuneman1-Dünnow, Zander-Gülzowz 2. Preis 80 #: | Kuticher-Wobesde, Mönnich-Pohnsdorf, Sellschop-Lubendorf ; 3. Preis | 60 M. Hagen-Sobbowiß, Fijcer-Lishow, Graf Bassewit-Wesselsdorf. | 2) Für Schweine 8— 14 Monat alt: den 1. Preis 100 4: Beilke-

Güdenhagen, Rasch-Düderode; 2. Preis 80 M: Brauer-Hoheuhausen, Hagen-Sobd5owiß, Keding-Maslow; 3. Preis 60 46: Drevs-Schön-

| be, Mührer - Schossow, Graf v. Bassewitz- Drüsewiß. 3) Für

Schweine, 14 Monat alt und älter. 1. Preis 100 #4: Rasch-

| Düderode; 2. Preis 80 4: Hagen -Sobbowiß; 3. Preis 60 4: | Kleesen-Neu-Ruppin.

Gestern ift in Leipzig die Kunstgewerbeausfstell ung durch Se. Majestät den König Albert feierlich eröffnet worden,

Noch am Mittwoch hielt nan, wie das „Dresd. Iournal“ sagi, es kaum für möglich, in das Chaos der Ausftellungsobjekte bis zu

| den leßten Stunden eine derartige Ordnung zu bringen, daß dem

Besucher ein Ueberblick im Großen und Ganzen ermöglicht würde. Von der Vollendung des Borgartens hat, Angesichts der kurzen Spanne Zeit, natürlich nicht die Rede sein können, und auc in cin- zelnen Abtheilungen, besonders solchen, in denen die Aussteller si säumig crwiesen haben, ist noch Manches unvollendet gebli-ben ;

| cllein in der Hauptsache und namentlih was die größeren Gruppen ¡ anlanat, ist Alles fir und fertig. Der Anblick all der Kunstschäye | und Schöpfungen des Kunstgewerbes darf ein imposanter genannt | werden, und namentlich ist die Konstruktion der Halle und die gqe- | schickte Vertheilung des Lichtes eine entschieden vortreffliche.

Dem Eintretenden bietet sich zunächst die Textilindustrie dar, in welcher man 112 Anésteller verzeichnet, während deren 60 in der Abtheilung für „Glas und Keramik* vertreten sind. Ueber 160 Aus-

steller zählt die Gruppe der „Holz-, (5lfenbein-, Stei1- und Studck- |

arbeiten“, 112 Aussteller die Gruppe der „Metallarbeiten“, ur.d 200 Ausftellec die Gruppe unter der Bezeichnvng „graphiswe Künste“,

| während die Kun stgewerbeschulen, welche in den oberen Räivareu der

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| Halle Plaß gefunden, 15 Aussteller aufzuweisen haben. Fecner sind

31 5Zimmereinrichtungen unter Betheiligung von 265 *(usstellern Ne so daß fih die Gesammtzahl der Aussteller auf über 900 veläuft.

Alle die einzelnen Gruppen sind streng von einander geschieden der Besucher findet sih bald hierin zurecht und wird überdies durch den mit größtmöglicher Sorgfalt hergestellten Katalog geleitet. Die Aussteller repräsentiren die verschiebensten Städte des Königreichs Sachsen, der Provinz Sachsen und der thüringishen Staaten ; außer Leipzig sind besonders stark vertreten Dresden, Magdeburg, In die Augen fälli vor Allem das Portal, das befanntlih bei der Pariser Aus- stellung figurirte und die Kunsthalle de: deutschen Abtheilung für e Künste abs{loß. Auch hier hat es dieselbe leßterwähnte

ufgc:be.

Unwillkürlich bleibt det Blick auf den e A haften, welche ziemlich in der Mitte der Halle untergebracht sind und in stattlihen Schränken und Glaskästen die Kostbarkeiten und Selten- heiten der Sammlungen von Dcesden bergen. Daran reihen sich die Sendungen aus der Königlich säcsishen Porzellanmanufaktur in üppiger Fülle und herrlichen Gefäßen und Gruppen. Hervorragende und beziehent!lich seltene Objekte find die Waffenrüstungen und Gefäße cus den Sammlungen des Grafen Stolberg-Wernigerode, ferner die Erzeugnisse der Kunsttishlerei und Kunstschlosserei, der Glas- und Metallwaarenindustrie, der Kunf!\tickerei, sowie der verschiedenen Gegenstände in der Eruppe der graphischen Künste und die Kollektiv- ausstellung der Kunstgew-rte aus Magdeburg.

Was die Kunstgewerbeschuler. betrifft, ¡o sind vertreten : die Kö- nigliche Kunstgewerbeshule in Dresden und der Frauenerwerbsverein daselbst, die Fachzeichnenshule in Plauen i. V., die Königliche Spigen- klöppelmustershule in Schneeberg, die Königlichen Klöppelschulen im Erzgebirge, die Webshule in Mittweida, die höher: Weh! und Fabri- kantenshule in Werdau, die oberlausißzer Webschulen in Großschönau, die deutshe Fachschule für Blecharbeiter in Aue, die Gesammt- kfommission für Hebung der Spielwaarenindustrie in Dresden und Chemniß, die kunstgewerblicen Zeichnen- und Modellirshulen in Ruhla, Halberstadt 2c., also ein stattliches Ensemble.

Die von dem Vereine zur Veredelung der Hunderacen in Han- nover veranstaltete iniernationale Hundeausstellung verspricht außerordentlih großartig zu werden und soll daselbst an den Tagen des 21, bis 25. Mai in dem Parke Bella - Vista stattfinden. Es sind über 10009 Hunde angemeldet, von denen England allein ein Kontingent von 200 Stück stellt; 1nter diesen befinden fih mehrere {hon in England vielfach prämiirte Exem- ylare. Ebenso hat Fronkreih sih bei der Ausstellung betheiligt. Die Iuvry ist internatioral zusammengeseßt aus deutscheu, englischen und französischen Preisrichtern. Se. Majestät der Kaiser hat aller- gnävigst einen Ehrenpreis ausgeseßt, und außerdem kommt noch eine

große Anzahl von Ehrenpreisen hoher Fürstlicher Personen zur Ver- theilung.

Die statutenmäßige vierte Jahresversammlung der All- gemeinen Deutschen Ornithologishen Gesellschaft findet zu Stettin in den Tagen vom 24. bis 26. Mai ftatt. Das Programm ist wie folgt festgestellt: Freitag, 23. Mai, Abends 7 Uhr, im Hotel de Prussz2, Begrüßung der zuge- reisten Mitglieder und Gäste. Sonnabend, 24. Mai, Vormittags 10 Uhr, Versammlung im Hotel de Prusse. Geschäftsbericht, Wahlen, Budget, Gesellschaftsangelegenheiten und Vor1räge. Na- mittags 2 Uhr Dampfschiffexkursion nach Curow (Cormoran- und Reiherkolonie). Sonntag, 25. Mai, Morgens früh Dampf{schiff- exkursion nach ornithologish interessanten Punkten am Haff und auf der Insel Usedom (See- und Fischadler, Mövenz; große Kolonie von Sumpfvögeln). Montag, 26. Mai, Vormittags 10 Uhr, Sitzung im Hotel de Prusse. Wissenschaftlihe Vorträge. Nachmittags Ex- fursion. Anmeldungen werden, damit für Quartier 2c. gesorgt werden kann, bis spätestens zum 18. Mai an Dr. H. Dohrn, Stettin, Lindenstr. 22, erbeten.

Ueber die musikalische Wintersaison in Wiesbaden (1878—79) entnehmen wir der „Nass. Volksztg.“ nachstehende Daten betreffs der Kurhaus-Concerte:

Veberblicken wir die Concertprogramme, so brachten allein die Symphonie-, Extra- und großen Concerte im Kursaal nicht weniger als 30 verschiedene Symphonien und s\ymphonishe Dichtungen. Obenan steht Beethoven mit 6 Symphonien, der 1, (C-dur), 2. (D-dar), 4, (B-d i), 5. (C-dur), 8. (F-dur) und 9, (D-mall, 3 Sätze); Mozart mit 3, worunter die große C dur mit der Schluÿß- fuge, und ebenso Haydn mit 3. Noch älter ist Ph. Em. Bach, von dem die D-dur Symphonie aufgeführt wurde. Von den modernen Komponisten sind besonders Lißt (Festklänge, Préludes, Mazeppa), Saint-Saëns (Le rouet d’Omphale, la jeunesse d'Hercule, Phaëton) und Raff (Im Walde, Leonore, In den Alpen, Im Sommer) be- dacht worden, während Schumann sih mit 2 (B-dur und Es-dur) und Mendelssohn mit 1 (A-mo1l) begnügen mußten. Auch Schubert war nur durch 1 (die unvollendete H-moll) vertreten. Von den übrigen Modernen seien Lassen (D-dur), Goldmark (Ländliche Hoch- ¡eit) und Hofmann (Frithjof) genannt.

Von den Ouverturen sind hervorzuheben: Beethoven (Coriolan, Leonore [3], Zur Weihe des Hauses, Prometheus), Weber (Oberon), Mendelsfohn (Fingalshöhle, E Paulus), Berlioz (Carnéval romain, König Lear), Gade (Michel Angelo, Im Hochland), Wagner (Faust), Raff (Dame Kobold, Ein’ feste Burg, Concert- und Jubel- Vuverture), Dietrich (Normannenfahrt), Brüll (Jagdouverture ), Reinecke (Ia memoriam, König Manfred), Goldmark (Sak*untala). Göß (Franccsca von Rimini), Svendsen (Karneval von Paris), Nies (Dramatische Ouverture), Rubinstein (Iwan IV.); womit die Liste noch keineswegs erschöpft ist. Hier sind aub noch zu nennen u. A. Wagner: In!roduktion zum 3. Akte der Meistersinger und das Siegfrieoidyll; Cherubini: Introduktion und Variationen Abenceragen; Abert: Präludium und Fuge von J. S. Bath; Mozart: Sexte:t in D, mancher kleinen interessanten Stückte nicht zu gedenken.

Durch die Solisten war vorzugsweise das Klavier vertreten. Als Leistungen ersten Ranges sind die der Frau Essipoff, der Herren Saint-Saëns und Brüll zu verzeihnen ; auch Hr. Stasny und Frl. Heuzeroth verdienen Anerkennung. Solovorträge auf der Violine hörten wir von den Herren Emile Sauret, Lüstner und Klengel, einen Bruder des Leßteren auch als Violoncellisten. Minder be- deutend erwiesen sich die Gesangsfolisten, mit Ausnahme des Hrn. Henschel. Endlich seien hier au noch die Concerte des Cölner Männergesangvereins und des österceichishen Damenguartciis mit Auszeichnung erwähnt.

Gotha, 6 Mai Wi B) S Aan e Sao telegraphirt aus St. Petersburg an die Redaktion der Perthes- {hen „Geographishen Mittheilungen“: Nordenskjöld sandte einen Brief an den Generalgouvecneur von Ostsibirien, datirt vom 25. September v. J., welcher durch Tschuktschen nach Anadrysk geliefert wurde und am 28. April in Irkutsk ankam. Das Erxpeditions8\chiff „Vega“ ist am 16. September bei Ser dze- Kamen (Necdostspize der Tschuktschen-Halbinsel) eingefror en. An Bord war Alles wohl und Provisionen und Heizmaterial genügend vorhanden. Nach der in den nächsten Tagen in den „Geographischen Mittheilungen“ erscheinenden neuen Karte von Nordost-Sibirien liegt Serd;e-Kamen 67 Grad 3 Min. nördlicher Breite, 171 Grad 33 Min. westlicher Länge (Greenwich), von der Berings-Straße nur 100 Seemeilen entfernt und wird fast alljährlich von den Wallfisch- fängern aus dem stillen Ocean erreicht.

S Ea S E Get Da Bee Oie feierlihe Uebergabe des Thermalquellenshachtes und der Maschinenanlage Seitens der Bauleitung an die Vertreter der Stadt stattgefunden. An der Feierlichkeit, welche mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser Franz Joseph \{chloß, nahm auch die Bevölkerung aufs zahlreichste Theil.

Paris, 15, Mai. (Fr. Korr.) Morgen findet die angekün- digte Versammlung von Vertretern geographischer Vereine statt, welche sih über die beste Linie aussprechen sollen, die ein Kanal durch die Landenge von Panama zu nehmen hätte, Der Name des Hrn. v. Lesseps in Verbindung mit diesem \chon so oft projektirten Riesenunternehmen leistet der Wahrschein- lichkeit der Ausführung mächtigen Vorschub, obwohl die Schwierig- keiten ungleich größer sind als bei dem Suezkanale. Von dem Gedanken, einen Kanal herzustellen, der wie der Suezkanal ganz im Niveau der beiden Meere liegt, die er verbinden soll, und leine Schleusen und Tunnel hat. muß aber unter allen Umständen abgesehen werden. Auf dem Isthmus von Panama ist die tiefste Einsenkung des Gebirges 470 Fuß, in Darien 300 Fuß; eine Linie durch den Nicaragua-See stößt allervings auf der Landenge von Rivas auf einen Höhenzug vou nur 150 Fuß, aber theils die Länge der Entfernung, theils der See machen einen Kanal im Niveau zur Unmöglichkeit. Es wird also wohl nv- die Wahl blei- ben zwischen der Anlage von Schleusen oder von Tunnels, und die Ingenieure, welche die Linie untersucht haben, entscheiden sich für die leßtere Alternative. Es liegen sieben bearbeitete Projekte vor, deren Ausfühxungskosten von 500—700 Millionen Francs schwanken, bei einem jährlichen Aufwande zur Unterhaltung von 6—15 Millionen. Die zur Auéführung erforderliche Zeit ist 10—12 Jahre.

S Mete a e M S S Na IDeterent Nachrichten wurden durch dea zweiten Brand in Jrbit am 13, d. M. 44 hölzerne Häuser zerstört. Am 14. d. entstand darauf ein dritter Brand, welcher 3 hölzerne Gebäude vernichtete. Die Vorsichtsmaßregeln sind verschärft worden; der Verdacht der Brand- stiftung erhöht die Wachsamkeit der Einwohner.

Im Sommergarten des Belle-Alliance-Theaters tritt morgen das „Schwedishe Damen-Quartett“ zum ersten Male auf. Im Theater selbst geht Schweigzers Luft spiel „Die Eidechse“ zum ersten Male neu einstudirt in Szene. Für die nächste Woche ift eine Novität: „Gefunden“ , Volksstück in 5 Atten von N. Sturm, in Aussicht genommen.

Redacteur: J. V.: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

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Deutsches Neich.

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der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche im Monate April 1879.

1 2 3 4.

Einnahme i E In 1879

im Monate E 1 —+ mehr

-(ona Monate i April 1879. | Ao wwveniger

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Ober-Post-Direktions- Bezirke,

I. Im Reichs-Poft- gebiete. | 1) Königsberg 19/388 40— 2 803 90 9) Gumbinnen 3 388 0 2ò1 195 3) Danzig F (e 3 2E 26 928 50 S ) 163 54 711 45 6 548 [15 5) Potsdam : 3 15: 3 030 20/+ 122 (( 6) Frankfurt a./D. . 6 447 30|— 4336 7) Stettin . 9 316 50/- 990 5! 8) Cöslin . e 2 078 20|— 598 |2( 9) E 24 4 754 90/- 630 8 10) Bromberg . 2 T2 3 253 (80|— 531 11) Breslau 15 152 /90/- 578 8; 12) Liegniß. 6 651 60 54 13) Oppeln. 6 488 25|— 431 14) Magdeburg 14 792 95 639 | 6 752 |60|+- 204 16) Erfurt . So SOBE N! 17) Kiel . E 7 06 6 957 |90|+ 104 3: S E 9 964 29 9 698 40|— 94 11: 19) Münster : ) 3 S 90) Minden 21) Arnsberg 2M Satt E | C e 13 687 2a 6 291 | 2E 2915 2 2D: 32 336 |82 Ie 1 996 2M Dre 10 270 (97 O) r E 29 938 [98 Sa Se O E R 4 769 O 8 560 34) Schwerin i./M. 4 335 |85 S 4 449 7 36) Brauishweig . 3 869 4: S 15 039 7 17 392 |8S0|— S 58 109 67 153 |65|— 39) Straßburg i./E. . A 2E A eo 40) Meß : Bog OI S S 471 521 |65|— 17 627 |4C 31 564 Tö|+ STONILE 15 377 05|+ 64

518 463 H 16 692 |4:

15) Halle a./S.

i0 642 195-4 5 083 |70|[— 9 579 65 9 130 40/- 4 013 [70 4 300 |65|—

Summa I. 453 894 ae 32434 ( LI. Württemberg . 15 441 (85 Ueberhaupt | SOETTINO

Berlin, im Mai 1879. Haupt-Buchhalterei des Reichskanzler-Amts.

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Berlin, Freitag, den 16. Mai

__ 1879.

U) über die von den Rübenzucker-Fabrikanten des deutschen Zollgebiets versteuerten Rübenmengen, sowie über die Einfubr und Ausfuhr

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von Zucker im Monat April 1879. Cine l So aualanes Ausfuhr nach dem Zo llauslande (mit

Ne Raffinirter | Rohzucker | Melasse aler Raffinirter Zutcker aller Art| aller Art

und ohne Steuerrückvergütung).

Melasse alle.

Rohzucker Art und Syrup

steuerte Rüben- menge.

ea Bunde

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befindlichen Rübenzuder-Fabriken. Verkehr. auf

Zahl der im Betrieb Verkehr.

unmittelbar in den freien

unmittelbar in den freien

Niederlagen.

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S 1 2 Di ¡ í 6.

I, Preußen. 1) Provinz Ostpreußen 2) Provinz Westpreußen . 0 Provinz Brandenburg . 4) Provinz Pommern . 5) Provinz Posen 6) Provinz Schlesien 7) ProvinzSachsen, eins. der Fürstlich Schwarz- burgischen Unterherr- O 13 620 8) Provinz Schleswig-Hol- e E 9) Provinz Hannover . 10) Provinz Westfalen . 11) Provinz Hessen-Nassau . 12) Rheinprovinz .

Ctr. n. Ctr. n.| Ctr. n. Ctr. n.| Ctr. n. Ctr. u.

auf Niederlagen.

Art und Syrup| Zuer aller Art

unmittelbar in den freien Verkehr. auf Niederlagen unmittelbar aus dem freier aus Niederlagen. unmittelbar Verkehr aus Niederlagen unmittelbar aus dem freien Verkehr. aus Niederlagen.

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= qus dem freien

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C Ce S 10 E N E 14.

s)

- / - E | e S : | 4 068 O O l S f 15 594 8 068

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36 102 30 303

4 548

Summe I, 13 620 m Buen il S ee E Oen Bea E Se: See ; VII. Mecklenburg ; VIII. Thüringen, eins{hl. der Großherzoglich Sächsischen Aemter Allstedi und Oldis- e IX. Oldenburg N Oa d O ü XII, Elsaß-Lothringen| O0 E

55 628 141 648 4 1 14

Ueberhaupt c 6660 35! 906

Hierzu i.d. Vormonaten Sept.

1878 bis März 1879 .

Zusf.Sept.1878 bis April 1879

In demselben Zeitraum 1877/18 c

*92 382 539] 41 938| 3 779/13 469

92 458 900] 48 598

S SE E S ZAAIS A S S 30114375 11 C631 61 240| 48 5091365 687| 12 10911548562

DIOS2IE 9 (251 141 663

- E ry 4 O D D: + N \ 107418] 51 572| 42 9271309 299| 6 384/1406899

82 007 423/ 67 783| 6327| 10 265 68 81 I 42758) 53 164/269 481 13 666/1186348 69 863/230 511| 35 376

L * Bemerkung J1 der Uebersicht für Monat Februar 1879 sind vei der Prov. SwWlesien die in Spalte 3 angezebenen 1 011 724 Ctr. auf 1 033 713 Ctr. und in dec Uebersicht für Monat März 1879 die bei der Prov. Schleswig - Holstein in Sp. 10 und 12 angegebenen 19 840 Ctr. und 173 904 Ctr. auf bez. 29 840 Ctr. und 113 904 Ctr. berichtigt worden. : E

Berlin, im Mai 1879 R S S E

Nichtamiliches.

Berlin, 16. Mai. Jm weiteren Verlaufe dexr ge|lri-en (45.) Sißung seßte der Reichstag die zweite Berathung des Zolltarifs speziell mit der Diskussion des Titel 6 (Eisen) fort. Der Abg. Dr. Delbrü richtete an die Ver- treter der verbündeten Regierungen zwei Fragen, die in Bezug auf die Eisenzöôlle niht ohne Jnteresse seien. Seit 1854 sei den Schiffbauern eine Zollvergütung in der Weise gegeben, daß für die Metalltheile, die beim ausgebauten Schiffe nahweisbar wären, der Eingangszoll zurückerstattet werde. Diese Vergütung sei mit dem Wegfall der Eiscnzölle sür die Eisentheile erloschen, bestehe aber noch für kupferne Materialien zu Recht. Es frage sih nun, solle im Falle der Wiedereinführung von Eiscnzöllen diese Vergünstigung ebeu- salls wieder in Kraft treten? Er zweifle nicht an einer be- jahenden Antwort der Regierung. Die zweite Frage sei diese: Seit 1865 werde den Besizern von Gießereien, Hammer- werken 2c. gestattet, Roheisen und Brucheisen aus dem Aus- lande zu bezichen, und ihnen dabei für die gewährte Zoll- freiheit die Bedingung auferlegt, die daraus zu fertigenden Waaren in das Ausland auszuführen. Er wünsche nun eine Auskunft zu haben, ob diese Vergünstigung, wie die oben be- zeichnete, wieder in Kraft treten folle, fei es durch die Ein- führung der Eisenzölle selbst, sei es durch eine besondere Verordnung.

Der Bundeskommissar Geh. Regierungs-Rath Burchard erwiderte: Die erste Frage glaube er Namens der Regierung im Wesentlichen bejahen zu können. 1874 habe der Bundes- rath einen Beschluß gefaßt, der zu dieser Annahme voll- kommen berechtige. Die Bestimmung über die Zollfreiheit ge- wisser Schiffsbautheile würde um #9 mehr wieder in Krast zu treten haben, als die übrigen Bestimmungen des Zollvereins- vertrages noch in Kraft seien, soweit sie andere Materialien beträfen. Jn Bezug auf die zweite Frage sei die Bestimmung, auf welche sih der Zollnachlaß gründete, zwar formell niemals ausgehoben, thatsählih aber dur die Aufhebung der Eisen- ölle unwirfsar« geworden. Ueber ihr Jnkrasfttreten bei der Wiedereinführung der Eisenzölle hätten die verbündeten Re- gierungen einen Beschluß noch nicht gefaßt. Er glaube aber versichern zu dürfen, daß die Erleichterungen des Verkehrs soweit gehen würden, wie es das Zollvereinschlußprotokoll irgend zulasse. Er wolle nur noch einige allgemeine Bemerkungen über die Sisenzollfrage machen; die verbündeten Regierungen hätten sich entschlossen, den Eisenzoll wieder einzuführen, es frage sich nur, welcher Art die Zölle sein sollten, und 1ie hoch sie zu bemessen wären? Bis 1870 hätten Eisenzölle bestanden, min- destens so hoch, als die hier vorgeshlagenen, 1870 bis 1873 sei der Roheisenzoll niedriger gewesen, als der vorgeschlagene, der zoll für Materialeisen höher, 1873 sei die Eisenzoll rage dahin entschieden, daß die Roheisenzölle fielen und der Ma-

terialeisenzoll noch bis 187” fortbestehen sollte. Mit der zu- nehmenden Noth der Eisenindustrie hätten si die Stimmen

gemehrt, die cine Wiedereinführung der Eisenzölle an- |

E O S Ge 0er Bundesrath dem zuneh- menden Andrange gegenüber ih eine Enquete zu veranstalten über die Lage der Eisenindustrie.

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veranlaßt gefunden, |

Dieser Enquete seien ja Vorwürfe der allerverschiedensten und \härfsten Art gemacht worden. Man habe gesagt, die Kom- |

mission sci niht rihtig zusammengeseßt gewesen, sie hätte

nah anderen Grundsäßen gewählt werden müssen, die Zahl | der vernommenen Sachverständigen sei nicht die richtige, die verschiedenen Fnteressen seien niht angemessen vertreten ge- |

weser, die Sachverständigen endlich seien tendenziös aewählt |

worden. Diese Vorwürfe seien. zu einem Theile {hon wider- legt worden, zum andern würden sie wohl noch Erwiderung

au? dem Hause finden. Er konstatire nur, daß der Bundes- |

rath nah sorgfältiger Prüfung reinen Grund habe finden kön- nen, an der Umsicht und Unparteilichkeit seiner Kommission zu zweifeln. Es sei über die Person des Vorsißen- den jener Kommission geäußert worden, er sei nicht un- befangen genug gewesen und habe ein Urtheil im Voraus in die Oeffentlichkeit dringen lossen. Jndeß hätte doch wohl Niemand gefunden werden können, der einwandfreier wäre, als gerade dieser Vorsißzende. Doch nur ein Sachverständiger hätte Vorsißender dieser so wichtigen Kommission werden können, und man hätte in diesem Kreise absolut Niemanden finden können, der sih nicht bereits sein Urtheil gebildet hätte über die Frage der Eisenzölle. Der Vorsißende habe oft Ge- legenheit gehabt, sein Urtheil abzugeben, aber er habe es stets der VDeffentlichkeit gegenüber zurückgehalten. Daß dennoch ein Urtheil von ihm an die Oeffentlichkeit gedrungen sei, sei wider seinen Willen geschehen. Also die Angriffe gegen die Person des Bor linden jener Kommission entbehrten aller Begründung. Die Eisenenquete habe die ganze Nothlage der Eisenindustrie klar erkennen lassen. Nicht, als ob die Produktion wesentlich abgenommen hätte, aber die Eisenpreise seien so gering geworden, daß die öIn- dustrie au in den bescheidensten Grenzen dabei nicht bestehen konnte. Er stehe nun niht auf dem Standpunkte, daß er sagen sollte, unmittelbar nah der Einführung der Eisenzölle müßte sich dieser Mißstand heben, aber noch viel unrichtiger scheine ihm das Rezept, welches von manchen Seiten der deutschen Eisenindustrie empfohlen werde, bie Produktion ein- fah zu beschränken. Das gehe auf die Dauer nicht, auch durch Koalitionen nicht; denn, sobald die Preise auf ein Mi- nimum heruntergegangen seien, werde die Koalition aus- einandergehen, weil die geringe Produktion die Herstellungskosten für jedes einzelne Stü höher stellen müsse, als dies bei ausge- dehnter Produktion der Fall sein werde. Das statistische Material, welches der Regierung bei der Ausarbeitung der Entwürfe vorgelegen habe, sei ihr von zuverlässiger und unparteiischer

Seite zugegangen, und er bitte das Haus, Vertrauen zur Re- gierung zu haben, daß sie ihre Angaben unv Vorschläge nah

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bestem Wissen und Gewissen gemacht habe. Nur England habe die Eiseneinfuhr völlig freigegeben, kein anderes Land sonst. Nun habe ja die Konsumtion in einem Grade zuge- nommen, daß es der Prouktion unmöglich gewesen sei, ihr zu folgen ; man habe sih bemüht, die Konsumtion zu befriedigen. und als die Eisenindustrie in ihrer Entwickelung zur höchsten Blüthe gelangt sei, sei eine solhe Wandlung im allgemeinen Geschäftsverkehr eingetreten, wie man sie unmöglich erwarten konnte. Die Herstellungskosten des Eisens E t M Gnade feine Lage aa DeDetend Ge a Dan ino co et unmöglich, mit diesem so begünstigten Lande zu konkurriren. Erniittelungen seien auch außer von der Enquetekommission ganz selbständig von Anderen unternommen. Ein Professor am Poly- tehnikum am Rhein sei im Jahre 1876 von seiner Regierung nach England und Frankreich geschickt, um über die Produk- tionsverhältnisse der englischen und französischen Fabriken Unter- suchungen anzustellen. Der Herr habe sich diejer Aufgabe mit großer Sachkunde unterzogen und komme zu dem Schluß, daß in der That England vermöge seiner Lage und seiner natür- lichen Bedingungen einen sehr wesentlichen Vorzug vor Dan ate oe a E O A o Doe Roheisen niht zu hoch beziffere. Sollte diese Unter- suhung nichi genügen, so verweise er auf das Werk von Johann. Pechar, einem österreichischen Eisenbahndirektor, „Kohlen und Eisen în allen Ländern der Erde“. Nach der Durch- \chnittsberehnung desselben stellte sih in England das Puddel- roheisen im Durschschnitt auf 421/54, in Rheirland und West- falen auf 551/,, mache gegen 411/32 141/27, in Schlesien 531/5, mache also auch über 10 M per Ton zu Gunsten Englands; Für reines Roheisen betrügen die Selbstkosten in England 45—52 M, in Rheinland und Westfalen 62—70, also weit über 10 # mehr, ähnlich in Schlesien. Bessemer Roheisen koste in England 60—62, in Rheinland und Westfalen 72 bis 81, in Schlesien 71—78 4 Der höhere Preis in Deutschland retfertige sich nach der Ansicht des Verfassers freilih auch durch bessere Qualität in besseren Marken und einige wenige besonders günstig situirte Werke produzirten mit etwas ge- ringeren Kosten, aber im Großen und Ganzen lägen für die deutsche Eisenindustrie die Produktionsverhältnisse erheblich un- günstiger als in den Konkurrenzländern. Bei solchen Beweisen oarüber, daß die englische Roheisenerzeugung unter günsti- geren Verhältnissen arbeite als die deutscze, sei es sehr ge- wagt, zur Zeit die Zölle fallen zu lassen, und es wäre unver- antwortlih, die Zollfreiheit für Roheisen in Deutschland be- stehen zu lassen. Die verbündeten Regierungen hätten die Stimmen derjenigen, welche sich in der Eisenenquete Uu haben, Anactint geprüft und sih für die Wiedereinführung der Zölle entschieden. Unter den Konsumenten kämen hier vor

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