1879 / 121 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 May 1879 18:00:01 GMT) scan diff

E E 2 4 Lt .- E E E E E gf

É ritter die

Wales, dem Herzog von Edinburgh und dem Grafen und der Gräfin von Flandern. Der Ehrendienst begleitete Jhre Ma- jestät bis Dover, wo übernachhtet wurde. i

Am Sonnabend früh \chiffte Sich die Kaiserin, wiederum unter militärisher Ehrenwache, im Hafen ein und erreichte nat alüdliher Ueberfahrt Ostende, von wo aus Allerhöchst- dieselbe Jhre Majestäten den König und die Königin der Belgier auf Schloß Laeken besuchte und nah Mitternacht in Coblenz eintraf.

Die Ankunft Jhrer Majestät in Berlin wird am 28. d. M.

stattfinden.

des Reichstag

In der heutigen(53.) Sißung des Neichstag:8 welcher der Präsident des Reichsfkanzler-Amts Hofmann und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kom- mifsarien deffelben beiwohnten, seßte das Haus die zweite

Berathung des Zolltarifs mit der Position 9c. „Malz |

120 Æ pro 100 ke“ forl. Der Abg. NAichler (Hagen) beantragte:

Der Reictétag wolle bes{ließen : Nr. 9e. Malz: Zoll auf „Malz“ auf „0,70 4 pro 100 kg* (ftatt wie in Vorlage auf „1,20 M“) festzuseßen.

Der Antragiteller motivirte seinen Antrag mit der Er- wägung, daß der bes{lofsene Gerstenzoll zwar konsequent einen Malzzoll na sich ziehen müsse in dem Maße, wie ihn sein Antrag normire, daß aber darüber hinaus ein Schußzoll, wie ihn der Regierungsvors(hlag enthalte, selbs nach den An- sichten der meisten Fnterefssenten für die Mälzerei durhaus niht erforderlich sei. Der Kommiffarius des Bundes- raths, Geh. Regierungs-Rath Tiedemann bat, den Antrag Richter abzulehnen, da si andernfalls an Stelle der beseitigten fehr großen Gersteneinfuhr eine erheblich gesteigerte Malz- einfuhr und damit eine beträchtliche Schädigung der deutschen Mälzerei eintreten würde.

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D ck o Ler

Der Abg. Dr. Buhl theilte diesen Standpunkt, ja er ertlârte sogar, daß er nur dur die Lage der Geschäfte des

Erhöhung des von den

verhindert werde, eine beantragen. Der

Regierungen vorgeshlagenen Saßtes- zu Abg. Sonnemann erbat sich von den Regierungen

t darüber, wie sich nach Annahme dieses Zolltarifs das Verhältniß zu Belgien und in Folge dessen zu den mit Deutschland auf der Klausel der meistbegünstigten Nationen stehenden Nationen gestalten würde, da nach dem, erft Januar 1880 ablaufenden

M e cat amt 1: Bertrage mit J

ersterem, Malz zollfrei sein müsse. Der Bundes- fommifar erwiderte, daß sich die Verhältnisse erst nah Annahme des Tarifs klären würden. Nach Ablehnung des

Antrages Richter wurde die Position 9c. nah der Regierungs- vorlage angenommen. Die Position 9d. lautet: „An1s, Koriander, Fenchel und Kümmel 100 kg 3 #“ Die

Abgg. Dr. Stephani und Dr. Witte (Mecklenburg) be- antragten Zollfreiheit dieser Pofition, während die Abgg. von Böttiher und von Helldor} im FJunter- ese der deutshen Landwirthschast die Annahme des Regierungsvorschlages befürworteten. Dice Abgg. Dr. Karsten und Nicäter (Hagen) traten für den Antrag Stephani ein, da dieser mit dem Jnterefse der Fabrikation ätherisher Oele und | des Branntweins fih rechtfertige. Nach Abiehnung dieses Antrages wurde die Regierungsvorlage angenommen. (S{luß

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Cr ug V.

+4 5 t Lao A SY a L C7 425 eutsche (nit bayerische) Eisenbahnen sind

4 r D A Ov der Zeit vom 1. Fanuar

mit 15 22443 46, während zwei Drittel, also 30 448,85 M der Preußischen Staatskasse zufließen.

Die strafbaren Gewerbekontraventionen ver- jähren nah §8. 145 der Reichsgewerbe-Ordnung binnen 3 Mo- naten, von dem Tage an gerechnet, an welchem sie begangen sind. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober-Tri- bunal durch Erkenntniß vom 2. Mai cr. ausgesprochen, daß die Strafbarkeit des unbefugten Gewerbebetriebes dadurch nicht ausgeschlossen ist, daß ein Theil der Einzelhandlungen, welche zum Beweise der Gewerbsmäßigkeit dienen, bereits verjährt ist. Auch können die zum Beweise der Gewerbsmäßigkeit dienenden Einzelhandlungen, wenn sie in der Anklageschrist noch keine Berücksichtigung gefunden haben, selbst in der zweiten Jnstanz noch geltend gemacht werden.

_ Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Kirchhenpauer, is hier eingetroffen.

Bayern. München, 26. Mai. (W. T. B.) Der hiesige Magistrat und das Gemeindekollegium haben beshlossen, an Jhre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin anläßlih Jhrer goldenen Hochzeitsfeier eine Glücdwunschadresse zu rihten, welhe nach den Plänen des Direktors Franz von Seit in künstlerisher Weise pracht- voll ausgestattet sein wird.

Sachsen. Dresden, 24. Mai. (Dr. J) Prinz Alexander von Battenberg ist heute Vormittag von Wien hier eingetroffen, im Victoria-Hotel abgetreten und hat Mittags 1 Uhr Sr. Majestät dem König in der Königlichen Villa zu Strehlen einen Besuch abgestattet.

_ Württemberg. Stuttgart, 24. Mai. Großfürst Michael von Rußland ist, wie der „St. A. f. W.“ meldet, heute hier eingetroffen.

Schwarzburg: Sondershausen. Sondershausen 23. Mai. (Leipz. Ztg.) Durch die Gesez-Sammlung ift nun- mehr der mit Zustimmung des Landtags zwischen der Königlich preußischer und der fürsilihen Staatsregierung über den An- schluß desStaatsgebietes des Fürstenthums an den Bezirk des Landgerichts zu Erfurt und des Ober- Landesgerichts zu Naumburg abgeschlossene Staats- vertrag na erfolgter beiderseitiger Ratifikation und statt- gehabtem Austausch der Natifikationsurkunden publizirt wor- den. Der Vertrag ist auf zwölf Jahre abges{lofen und ver- längert si stillshweigend um denfelben Zeitraum, wenn kein Theil vor Anfang des vorleßten Jahres einer Vertrags- Periode von dem ihm zustehenden Kündigungsrechte Gebrauch macht.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. Mai. Die „Polit. Korresp.“ meldet: Aus Philippopel: Die neuesten Um- triebe der Fntranfsigenten bezweckten, die Jnstallirung Aleïo Paschas zu verhindern. Mod wirken die befonnenen Bulgaren im Verein mit dem Neffen Aleko Paschas diesen Tendenzen fräftig entgegen“ General OHrutscheff ist von Burgas na Livadia abgereist. Aus Athen: Zwischen den Kabineten in Paris und London findet ein lebhafter Mei- nungsaustausch statt über das Verlangen Griechenlands, daß die Verhandlungen in Konstantinopel nur auf Grund

| des 13. Protokolls des Berliner Kongresses geführt werden.

Der General-Gouverneur von Creta, Photiades Bey, hat seine Entlassung genommen.

Pest, 24. Mai. Jn der heutigen Sißung des Unter- hauses brahte der Abg. Helfy eine Fnterpellation wegen Vorlegung der österreihisch-türkishen Kon- vention ein. Der Minister-Präsident Tisza sagte die Be- antwortung dieser Jnterpellation für die nächste Woche zu.

Schweiz. Bern, 24. Mai. (Bund.) Der Bun des- rath theilte in seiner gestrigen Sißung mit, daß nach dem

| mit der deutshen Reichsregierung g:troffenen Abkommen über

: | den direkten Verkehr der beiderseitigen Gerichte mit der

| deutschen Gesandtschaft das Verzeichniß dieser Gerichte ausge-

he ifsenbahn-Amt in bis F. im Ganzen 69 Beschwerden aus dem L Von ihnen beziehen fich 19 auf den L auf den Güterverkehr und 15 auf an- | De hn-Amt hat von diesen Beschwerden als unbegründet zurückgewiesen 15, Zuständigkeit der Reichsgewalt nicht zu f den f Vve

a Tae ckZ: Rechtsweg verwie}en 13. Qi S f Ege 4‘

Ser leh wis

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tauscht worden ist. Die von der Direktion der Gotthard- bahn vorgelegten Normalpläne für den Unterbau der Bahn, sowie die Baupläne für die Ausführung der leßtern in den Gemeinden Morsha%, Sisikon, Gurtnellen, Wasen und Göschenen wurden genehmigt.

Wie der „N. Zür. Zi-.“ aus Bern gemeldet wird,

| weist die offizielle Zusammenstellung der Resultate der Volks- | abstimmung vom 18. Mai über die Todesstraffrage | 200 026 Ja und 180810 Nein auf.

Schon in ihrer nächsten Session wird die Bundes-

| versammlung, demselben Blatte zufolge, sich wiederum

* | mit einem Antrage auf Revision der Bundesverfassung zu

befassen haben: es ist dies die Motion des Nationalraths Dr. Joos, der den Banknoten-Artikel (39) abschaffen und an dessen Stelle folgenden Artikel seßen will: „Nur dem Bunde steht das Recht zu, Banknoten, bezw. Kassen- scheine auszugeben. Er darf jedoch keine Rechtsverbindlichkeit für deren Annahme aussprethen.“

Großbritannien und Jrland. London, 24. Mai. (Allg. Corr.) Die irishe Homerulepartei im Unter- hause hat an Stelle des verstorbenen Butt Mr. William Shaw, Vertreter der Grafschaft Cork, zum Führer der Partei

erwählt.

_— 24. Mai. (W. T9 B.) Dem „Reutershen Bureau“ wird über St. Vincent aus Capetown, vom 8. d. M., ge- meldet: die Vorwärtsbewegung der englischen

| Truppen in das Zululand werde in einigen Tagen beginnen

Jn den deuts i 17. Mai 1879 geprägt 30 1 263 812 820 „# Doppelkronen i Q r 27 969 925 S6 Halbe Kronen , hiervon - auf Privatrechnung 377 341 710 Vorher waren geprägt: 1262559600 Doppelkronen, 405 307 370 # Kronen, 27 969 925 A Halbe Kronen, hiervon auf Privatreinung 376 0884990 H Summa 1 696 794 555 F

Die in der heutigen BVörs:n - Beilage abgidrudte | tabellarise Uebersi6t der Wochenausweise deutsber Zettelbanken vom 15. d. M. {ließt mit fol- ! genden fummarisden Daten ab: Es betrug der gesammte | Kaenbestand 699 5440004 oder 6 257 000 M mehr, der Wechsel- bestand im Betrage von 552 049 090 Æ zeigt eine Vermin- derung um 11 343 000 und die Lombardforderungen mit 76 T5) 090 M zeigen eine folde von 1733000 Æ Es be- trug ferner der Kotenumlauj 824 638 000 oder 9819 000 6 weniger als in der Vorwoche, während die sonstigen tägli

E du E C (h L - ¿ligen Verbindlichkeiten im Betrage von 249 362 000 eine Zunahme um 4383000 M ausweijen;, die an eine Kün- gebundenen Berbinblihteiten von 48 190 000

Die Berwaltung des „Reihs- und Staats- Anzeigers“ hat in dem Etatsjahr 1878/79 einen Uebershuß G e C Pr) {7 e f ryan 2 - 4 fi von 45 87328 M ergeben. Da in dem Etat ein Ueber- ius von nur 150090 F in Ausficht genommen war, o er- giebt fié cine Mehreinnahme gegen den Etat im Betrage von 3067328 M, wedæ leæigliÞ aus Ersparnissen iín den Setriebslosten reultirt.

n dem Gesammtübershz15 von 4567328 erhält

er der Lorwode eine Abnahme um 409 000 M | M erte L N : | Bischof von Fréjus und Toulon hat sich über einen

| und Oberst Wood, sobald General Chelmsford in Kambula

| angekommen sei, die Offenfive ergreifen.

Im Lager von

| Fnyezane befänden sich viele Kranke.

Paris, 22. Mai. (Fr. Korr.) Der

| Erlaß des Maires von Toulon, welcher auf Grund des Ge-

| sind geftern zusammengetreten und | General

seges vom 18. Germinal die Prozessionen in den Straßen dieser Stadt verbot, beim Staatsrathe beshwert. Der Staatsrath hat jedoch diesen Rekurs in einem motivirten Er-

kenninifse zurüdgewiesen.

25, Mai. (Rép. fr.) Die 3 Linken des Senats ben den Kriegs-Minister Gresley und den arine - Minister Admiral Zauréguiberry als Kandidaten für die vakanten Senats- iße aufgestellt.

(Journ. off.) Durch ein neues Dekret des Prä- sidenten vom 24. d. Mts. hat derselbe 369 wegen des Kommune-Aufstandes Verurtheilte begnadigt.

25. Mai. (W. T. B.) Der Admiral Saisset ist heute Vormittags gestorben.

Versailles, 24. Mai. (W. T. B.) Jn der heutigere Sißung der Deputirtenkammer führte der Deputirte Cassagnac Klage über die Ausdrücke, welche in der leßten Sitzung der Kammer auf ihn von dem Unter-Staatssekretär im Justiz-Ministerium, Goblet, angewendet worden seien, und verlangte, daß Goblet von der Tribüne aus die von ihm gebrauhten Worte entschieden zurücknehme. Der Unter- Staatssekretär Goblet erklärte darauf, daß er nit die Absicht gehabt habe, Cafsagnac zu beleidigen. Jndeß verlange die Regierung, daß sie respektirt werde. Hierauf fand ein leb- haster Zwischenfall statt, welher durch den Deputirten Baudry d'Asfon veranlaßt wurde. Baudry d’Asson wurde in Folge dessen zur Ordnung gerufen, auch wurde demselben sodann noch ein Verweis ertheilt. Cassagnac bestieg darauf von Neuem die Tribüne, verlangte vollständigere Erklärungen von dem Unter-Staatssekretär Goblet und s{chloß mit Goblet provozirenden Ausdrücken. Der Zwischenfall endete damit, daß Cassagnac zur Ordnung gerufen wurde.

Italien. Nom, 24. Mai. (Ftalie.) Dur Königliche Dekrete vom 22. d. M. ist der bisherige Präfekt von Udine, Cavaliere Carletti, nah Como verseßt und an seiner Stelle der Deputirte Giovanni Mussi zum Präfekten von Udine, der Cavaliere de Maria, zum Präfekten von Grofseto er - nannt und der Präfekt von Como, de Lucca, nah Messina verseßt worden, während der bisherige Präfekt von Messina, Caccavone de Vustogirardo, zur Disposition des Ministeriums gestellt wird.

Türkei. Salonichi, 25. Mai. (W. T. B.) Jn Novi- bazar hat zwishen Baschibozuks und türkischen Sol- daten ein Zusammenstoß stattgefunden, wobei 3 türkische Soldaten getödtet wurden. Bei einem Theile der musel- männishen Bevölkerung in Novibazar und in Alba- nien giebt sich aus Anlaß der österreihisch-türkishen Konvention noch immer eine gewisse Aufregung kund, die Regierung zeigt jedoch Energie und wird von den Notablen unterstüßt,

Numänien. Bukarest, 24. Mai. D B.) Bei der im 1. Wahlkollegium stattgehabten Senatoren“ wahl find 14 Liberale und 16 Konservative gewählt worden. Unter den gewählten Liberalen befinden sich Bratiano und Cogalniceanu (beide sind doppelt gewählt), ferner Cernat und Bibescu und unter den gewählten Konservativen Demeter Ghika, Borescu, Stratt, Stirbey, Mavrogeni, Catargin, Florescu und Manu.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 24. Mai. (Journ. de St. Pét.) Der zeitige General-Gouverneur von Odessa hat den Provinzen, welche ihm unterstellt sind, auch Katherinoslaw und Bessarabien hinzugefügt, und zwar in Gemäßheit der Kaiserlihen Ukase vom 5./17, April und 23. April/5. Mai.

Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Finnland nähert sich ihrem Abschlusse. Die Zeitungen von Helsingfors theilen mit, daß die Gouverneure der ein- zelnen finnländishen Provinzen dem Senat des Großherzog- thums die Entwürfe zur Eintheilung der Rekrutirungsbezirke haben zugehen laffen.

(W. T. B.) Nach einem aus Taschkent hier einge- gangenen Telegramm vom heutigen Tage ist General Kauf- mann nah St. Petersburg abgereist.

26. Mai. (W. T. B.) Nachrichten aus K i ew zu- folge, wurden in einem dortigen abgelegenen Stadttheile zwei unbekannte Personen verhaftet, in deren Wohnung zwei metallene Kugeln, anscheinend Explosions- bomben, mit zwei dazu passenden Gießformen vorgefunden wurden. Jn demselben Hause wurde von den Gensd’armen eine große Kiste vorgefunden, welhe eine Anzal[ kleinerer Kästchen enthielt, in deren jedem sich ein gläsernes Fläshchen mit gepreßtem Pyrorylin, anscheinend englischer Fabrikation, befand. Ferner wurden 500 Kapseln, sowie eine Kiste mit 4 Revolvern, 2 geschliffenen Dolhen und mehrere muthmaß- lih falshe Pässc aufgefunden.

Kiew, 24. Mai. (W. T. B.) Ueber den hier am 12. d. M. verhandelten politischen Prozeß theilt das Journal „Kijewsky Gubernsky Wedomosti“ Details mit. Danach waren vor dem Kriegsgerichte 14 Personen erschienen, darunter ein preußischer Unterthan Namens Ludwig Brandtner, einige Edelleute sowie Mädchen und Frauen der höheren Stände. Die Anklage lautete auf Theilnahme an einer verbotenen Ge- sellshaft, welhe den Zweck verfolgt, die bestehende Staats- ordnung umzustürzen. Brandtner und zwei andere Personen waren außerdem noch des bewaffneten Widerstandes gegen Polizeibeamte angeklagt. 2 Angeklagte wurden freigesprochen. Brandtner und ein Unbekannter, welcher sich den Namen An- tonof beigelegt hatte, zum Tode durh Erschießen verurtheilt, Die übrigen Angeklagten wurden zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und zu Zwangsarbeiten von 4 Fahren bis zu 14 Jahren und 10 Monaten verurtheilt.

Dánemark. Kopenhagen, 21. Mai. (Hamb. Nachr.) Der von den zwei militärishen Mitgliedern, General Thom-

sen und Kapitän N. P. Jensen, eingebrachte Gesetvorschlag,

der darauf abzielt, denEintritt in das Heer als Offizier zu erleihtern, stand gestern im Folkething zur ersten Berathung. Thomsen bemerkte: es gebe zur Zeit 28 unbeseßte Premier-

Lieutenantsstellen, und in den nälsten 5 Fahren würde die Zahl so sehr vermehrt werden, daß eine Besezung durch den gewöhnlichen Zuzug nicht

wahrscheinlich sei. Von 574 Seconde- Lieutenants - Num- mern jeien gar 405 vacant, außerdem fehlten 16 Kapitäne in der sogenannten Verstärkung. Der Kriegs-Minister sprach sich dem Vorschlage recht günstig aus; der Abg. Berg beantragte jedo, daß die Sache in einem Ausschusse näher geprüft werde, was denn auch mittelst Namensaufrufs mit 42 gezen 26 Stimmen beschlossen wurde. Beide Linkenparteien fanden sich dabei wieder zusammen und werden wohl auch einig sein, den Vorschlag in diesem Ausschusse zu begraben, weil sie angeblich von einer stlickweisen Heeresreform nichts wissen wollen.

Amerika. Wáshington, 24. Mai. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer gat n 114 gegen 97 Stimmen eine Bill angenommen, durch welche die Prägung von Silbermünzen angeordnet wird, und zwar joll das Ge- wit der Silberdollars 2121/2 g betragen. “Diese Silver-

münzen sollen geseßliche Zahlungsmittel sein. Monatlich sollen 9 Millionen Dollars geprägt werden.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesund- beitsamts sind in der 20. Jahre#wohße von je 1000 Be- wohnern, auf den Jahresdurch\ch{uitt berehnet, als gestorben emeldet: in Berlin 24,4, in Breslau 30,6, in Königsberg 32,2, in Cöln —, in Frankfurt a. M. 23,9, in Hannover 27,8, in Cassel 20,2, in Magdeburg 25,8, in Stettin 32,0, in Altona 32,3, in Straß- burg —, in München 40,5, in Nürnberg 30,3, in Augsburg 45,4, in Dresden 27,8, in Leipzig 24,6, in Stuttgart 24,2, in Braunschweig 40,9, in Karlsrube 22,9, in Hamburg 31,3, in Wien 33,6, in Buda- peit 40,6, in Prag 44,4, in Triest 36,5, in Basel 33,1, in Brüssel 22,2, in Paris 27,7, in Amfterdam 24,9, in Kopenhagen 28,4, in Stodholm 28,2, in Christiania -22,6, in St. Petersburg 43,5, in Warshau 25,5, in Odeffa 30,7, in Bukarest 28,3, in Rom —, in Turin 34,5, in Athen —, in Liffabon —, in London 22,1, in Glasgow 21,6, in Liverpool 23,3, in Dublin 33,3, in Edinburgh 18,6, in Alexandria (Egbpten) 36,5. Ferner aus früheren Wochen : in New- Nork 25,9, in Philadelphia 18,4, in St. Louis 9,0, in Chicago 14,1, in San Franzisfo 15,1, in Calcutta 38,6, in Bombay 832,0, in Mao : i

Beim Beginn der Berichtsweche herrschten an sast allen deut- schen Beobactungéstationen nördliche und nordwestliche Luftströmun- gen, die au zumeist bis um die Mitte der Woche anhielten, wo sie in Bremen, Cöln und Karlsruhe schon vom 12. an in südlihe und südwestlide ums{lugen. Am S@luß der Wode maten si aber wieder nördliwe Windrichtungen ziemlich allgemein geltend. Die Temperatur der Luft ftieg langsam. Niederschläge erfolgten nicht in ergiebigem Maße. Der Luftdruck war bis ans Wodchenende nur geringen Schwankungen unterworfen. Die Sterblichkeitsverhältnise der meisten größeren, besonders der deutsben Städte, haben sich im Vergleih zur Vorwote nicht aünstiger geftaltet; au ist die allgemeine Sterblicbkeitsverhältnit- zahl für die deut]chen Städte nur unwesentliß höher als in der vorhergegangenen Woche (28,4 gegen 28,3 auf 1009 Bewohner und aufs Jahr bere{net). Insbesondere erscheint die Sterblichkeit des Säuglings8alters etwas vermehrt, so daß von 1009 Lebenden aufs Jahr gerechnet 92,6 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 88,6 der Vorwoche. Die Sterblichkeit der höheren Altersklafen (über 60 Fahre) hat etwas abgenommen.

Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten Flecktvphen, Darmkatarrbe der Kinder und namentlih diphtherische

fffektionen abgenommen, während Masern, Sgharlatfieber, Unter-

Teibstvphus und Pocken etwas häufiger auftraten. So herrs{chen Ma- sern in Hamburg, Crefeld, Karlsruhe, Pest und Paris, das Swharlach- fieber in. Bromberg, Ratibor und Hamburg. Diphtherishe Affek- tionen verliefen in den meisten Städten milder und veranlaßten in Königsberg, Danzig, Dresden, Berlin, München, Wien u. a. weniger Todeëfâlle. Die Gesammtzahl der aus deutshen Städten gemeldeten Todetfälle sank auf 102 von 140 der Lorwoce. Todesfälle an Unter- [eibstvphus waren in München häufiger, Flecktyphen wurden seltener. Von den 7 aus deutschen Städten gemeldeten Sterbefällen betrafen 4 Berlin, 2 Breslau; 1 Magdeburg; in St. Petersburg erlagen der Epidemie 10 Personen, London 1. Als neu erkfraukiî wurden aus Breslau 14, aus Berlin 2 gemeldet. Rüdtfalléfieber wurden gleich- falls seltener, 1 Todesfall daran kam in Braunschweig vor. Darm- katarrhe der Kinder erfuhren im Ganzen Natläjse, gesteigert erscheint die Zahl der Opfer nur in Breslau, München, Augsburg, St. Pe- tersburg und Warschau. Die Pocken zeigen im Allgemeinen gegen die Vorwoche wenig Veränderungen in ihrem Auftreten, in London betrug die Zahl der Todesfälle daran 6, in Wien 15, in Pest 12, in Paris 23, in St. Petersburg 34. Aus Warschau werden 3, aus E 2, aus Berlin, Augsburg, Genf je 1 Todesfall daran ge- meldet.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Nummern 20—22 der Wotenschrift „Kunst und Ge- werbe“, herausgegeben vom bayverishen Gewerbemuseum zu Nürn- berg (red. von Dtto v. Schorn), enthalten einen besonders inter- effanten Beitrag von Bruno Bucher über „Kunst und Blumen“, jerner Aufsäße über das Kensington-Museum in London und zahl- reiche kleinere Mittheilungen nebst Abbildungen mustergültiger Er- zeugnisse aus dem bayerishen Gewerbemuseum, von der leßten Pariser Ausstetiung 2c. Die Kunstbeilagen zeigen diesmal einen Kugel- leubter aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, eine genähte Spiten- arbeit aus dem 17. Jahrhundert und vortreflich in Metalldruck reproduzirte Buchdecken-Bescbläge aus derselben Zeit.

__— Die kurz hintereinander erschienenen Monatsberichte der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für Januar und Februar (in Kommission in Ferd. Dümmlers Verlagsbuhhandlung, Harrwitß und Goßmann, hierselbst) haben folgenden Inhalt : Der Januarbericht : Nis, Ueber die nieder- deutshen Genossenschaften des 12. und 13. Jahrhunderts.

Nôöldeke, Die Terte des Buches Tobit. Gesammtsitzung am 9, Januar. Gesammtsißung am 16. Januar. Sitzung der pbysikalish-mathematischen lasse am 6. Januar. Sitzung der philosophisch-historishen Klasse am 20. Januar. Oeffentliche

Sitßung zur Feier des Jahrestages Friedrihs 11. am 30. Januar: du Vois-Reymond, Festrede; Geschihtépreis zum Andenken an den Vertrag von Verdun; Bericht des Kuratoriums der Humboldtstiftung für das Fahr 1878. Eingegangene Bücher.

Der Februarberiht: Vogel, Üeber die photographis{e Aufnahme von Spektren der in Geißlerröhren einges{lofsenen Gasc. Schrader, Ueber die Datirung einer babylonishen Thontafel aus dem elften Jahre des Cambyses. Websky, Ueber die Wahl der Projektions- Aren in einer Normalen-Projektion für triklinishe Krystalle. Zachariä v. Lingenthal, Die vom Kaiser Anastasius für die Libya Pentapolis erlajjenen Formae; Derselbe, Ein Erlaß des Prae- fectus Praetorio Dioscorus vom Jahre 472 oder 475. Böhm, Ueber die Pycnogoniden des Königl. E Museums zu Berlin, insbesondere über die von S. M. S. „Gazelle“ mitgebracten Arten, Helmholt, Ueber elektrishe Grenzshihten. Bühler, Eine Notiz über einige Sanskrit MSS. aus Kaçmir in der K. K. Hofbibliothek zu Wien. Gefammtsizungen: am 6. Februar, am 13, Februar, am 20. Februar, am 27. Februar. Sigtung der phy ifalisch-mathematishen Klasse am 3, Februar. Sitzung der philosophis-historishen Klasse am 17, Februar. Anzeige der

ahl eines auswärtigen Mitgliedes. Anzeige der Wahl von Korrespondenten. Eingegangene Bücher. (4 Tafeln Abbildungen ) a, Aus Leipzig wird der „Allg. Ztg.“ geshrieben: Mit lebhaftem nteresse hat man hier vernommen, daß in Messina die Idee an- geregt worden ist; zur a S der Zoologen, welche jährlich dort einfinden, um die so reichhaltige gea ishe Fauna des zilishen Sundes zu studiren, ein kleines nt anzulegen. Unter Facleuten kann kaum Streit darüber sein, daß Messina zur Anlegung einer naturwissenschaftlihen Station am Mittelmeere si besonders geeignet haben würde. Die Namen der deutswhen Natur- forscher, um von fremdländischen zu \chweigen, die dort Studien ge- macht haben und die hier aufzuzählen zu weitläufig wäre, bürgen da- für, daß Messina gerade einen Reichthum an Seethieren aufzuweisen hat, wie kaum ein anderer Punkt des Mittelmeeres. Die Strömung in dem tiefen Kanal zwischen Sicilien und dem Festlande sorgt dafür, daß hier Gebilde angetrieben und gefangen werden, die sonft aum irgendwo zu erreihen sind. Darum wird Messina neben Neapel und Triest stets eine große Anziehungskraft auf strebsame Zoologen ausüben, selbs wenn dort gar nichts ge- \behen sollte, um den Gelehrten ihre Arbeiten zu erleihtern. Sollte dies aber nur in ganz kleinem Maßstabe gesehen, so daß die Zoo- logen nicht ihr ganzes GEESA mitzubringen mehr nöthig

haben, so würde si der Zuzug unstreitig noh sehr heben. Es kann

si ja nit darum handeln, den zcologiswen Stationen von Neapel und Triest irgendwelhe Konkurrenz zu machen, sondern nur darum, den Zoologen, die nah Messina kommen, um dort zu studiren, das Allernothwendigste leiht an die Hand zu geben. Die Stadt, welche dur ihre Lage an diesem Sund Alles ift, was sie ist, würde da- dur, daß fie der wissenshaftliben Erforschung desselben ein fleines Opfer brächte, nur einen Akt begehen, der ih fonst überall ven selbst versteht, wo man die Wissenschaft liebt und zu deren Förde- rung von der Natur so freigebig unterstüßt wird, wie hier. Lebte in dem Municipio von Messina noch der Geist wie damals, als ein Ftnceneo Maurolyco oder ein Borelli dort wirkten, es würde sh einen Augenblick besinnen, Hand an das kleine Werc zu legen, dessen Ausführung ihm angerathen ist.

_ Mainz. Im Akademiesaale des kurfürstlihen S(bloïses Hier- selbst ift am 10. d. M. eine Ausstellung gravhischer Dar- ftellungen der Stadt Mainz und ihrer Denkmäler er- öffnet worden. Dieselbe umfaßt Pläne der Stadt und Feftung, Ansichten der Stadt und deren näbster Umgebung, die hervorragend- ften Denkmale, wie den Dom, die ehemalige Liebfrauenkirhe und sonstige kir{lide Bauwerke, seien sie erbalten oder untergegangen, ferner öffentlide Gebäude, einzelne Theile aus dem Janern der Stadt, Wohngebäude, kirchlide und profane Denkmäler. Die Aus- stellung bildet somit im Bilde einen Uebertlick über die Stadt Mainz, ihre äußere Entwickelung, ihre Bedeutung für die Kunst- gesbichte, wie über ihre Stellung als Shlüfsel des Reiches und die Geschichte ibrer kriegerisben Wecbselfälle. Unter diesen verschiedenen Gesichtspunkten gewinnt die Ausstellung eine über den engeren Hei- mathefreis hinausreihende Bedeutung. Dur die außerordentlich reiche Beschikung von Seiten einzelner Besißer und Kunstfreunde, wie von Anstalten und Bebörden, ist eine folhe Fülle von Ma- terialien hier vereinigt, daß die Ausftellung eine nit leiht wieder- kehrende Gelegenheit zur Förderung der historishen und namentli kunstgeshichtlihen Forschung bietet.

Land- und Forstwirthschaft.

St. Petersburg, 25. Mai. (W. T. B.) In aus Charkow er eingegangenen Berichten werden die Ernteaussichten für üdrußland als vortrefflich bezeichnet.

In der Generalversammlung der Afktien-Gesellsch{aft für Tabaks8fabrikation vorm. Prätorius, vom 23. Mai, wurde die Vilanz pro ult. Dezzinber 1878 vorgelegt und bierauf Decharge ertheilt. Seitens der fLiquidationskommission wurde die Metttheilung gemact, daß die Ausschüttung der weiteren Liquidations- quete von 2°/o nocch nit erfolgen könne.

Die Generalversammlung des Aktien - Bauvereins SriedrichS8hain genehmigte den vorgelegten Geschäftsberiht nebst Bilanz pro 1878 und ertheilte Deharge. Der Antrag, au ferner bei Verkäufen von Terrains und fonstigen Werthobjekten außer den bereits früher bes{lofsenen 1 500 000 M weitere 609000 Æ Aktien der Gefellschaft an Zablungsstatt auf das Kaufgeld zum vollen Nominalwerth anzunehmen und zu vernichten, wurde einstimmig ge- nehmigt und die Direktion mit der Ausführung beauftragt.

Der Ausf{uß der Magdeburg-Halberstädter Eisen- bahn-Gesellschaft genehmigte die vom Direktorium für das ver- gangene Jahr vorgesblagenen Dividenden von 94 % für die Aktien Litt, A., von 47 % für die Aktien Litt. B. und von 5% für die Aktien Litt, C,

Die „Leipz. Ztg.“ bringt von der Ostermesse in der Raucwaarenbranche folzenden Bericht, durch welchen wir früßere Mittheilungen ergänzen: Nachdem sich im Laufe des Jahres 1878 die durch die Krisis im Winter 1877 {wer getroffene Rauch- waarenbranche wieder erholt und gekräftigt hatte, durfte man um so mehr eine gute und lebhafte Ostermesse erwarten, als dur den, wenn auch nicht übermäßig ftrengen, doch lange andauernden Winter auf einen allseitig starken Bedarf mit Bestimmtheit gerehnet nerden konnte. Diese Hoffnung ift insofern nit getäuscht worden, als fehr bedeutende Posten Waare umgeseßt wurden; vielfahß wird jedo darüber geklagt, daß die erzielten Refultate nur wenig zufriedenstellend waren. An diesem Umstande tragen bauptsächlich die allzu hohen Preise Schuld, welche man überall an den ersten Sammelpläßen und dann auf den Auktionen in London anlegte, und welche besonders bei amerikanis%en Waaren keinen oder nur wenig Nuten gestatteten, weil sie bei vielen Artikeln ganz außer Verhältniß zu der Lage derselben standen. Das Geschäft begann lebhaft in der Woche vor Ostern, {wäthte sich dann dur die fast zwei Wochen dauernden Auktionen für die biesigen Engroë-Propre- Händler ab. Der Erfolg der Auktionen selbft ift als mittelmäßig zu bezeihnen. Für Wildwaare war die Stimmung zu Beginn der Messe eine zurüchaltende, sie besserte sh jedoch im Laufe derselben, so daß Landfüchse, Stein- und Baummarder und Otter in der zweiten Hälfte und auf der Wildwaarenauktioa nicht unansehnlich theurer bezahlt wurden. Dagegen waren \{chwarze Kaßen zu Anfang für Frankreih und England beliebter, als später. Iltis blieben flau und viel unverkauft. Im Ganzen dürfte das Resultat von Land- waare jedoch als zufriedenstellend für die Sammler und Händler zu bezeichnen sein. In amerikanisher Waare waren die Umsätze von großem Umfang. Einen besonders lebhaften Markt fanden Bären, Bisam, rothe Fücbse, Nerze, Seeotter, Schuppen

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und Sfkunks, leßtere beiden Artikel allerdings zu ansehn- li billigeren Preisen als man in London in der März-

auftion dafür angelegt hatte. Weniger beliebt waren virginische Iltisfelle, Luchse, Otter und Zobel. Wie bei Wildwaaren, so waren auch hier die Russen die Hauptkäufer; dieselben betheiligten sih troß des ungünstigen Courses sehr lebhaft an dem Geschäft. Russische Artikel waren infolge der Sperre zu Beginn der Messe nur wenig vertreten, und da besonders Feeh, sowohl in Rücken- als Wammen- futtern, seit Ende vorigen Jahres für Frankreih und England ftark esucht war, so räumten sich die wenigen Vorräthe rasch und zu ohen Preisen. Auch die gegen Mitte der Messe eintreffenden frischen Zufuhren fanden, troß des sehr bedeutenden Aufschlages, welchen man auf den russishen Värkten angelegt hatte, einen lebhaften und loh- nenden Absaß, wogegen Feehschweife nur {wer und theils chne Nutzen, theils mit Schaden zu verwerthen waren. Auch Colinsky mußten ohne entsprechenden Gewinn abgegeben werden; Hermelin waren fast nur im Tausch zu placiren. Von Halbfabrikaten ver- kauften fich Hamster- und Kaninfutter in zufriedenstellender Weise, ebenso räumten sich gefärbte Persianerfelle troß ihres hohen Preises. In Bezug auf die Betheiligung an dem Geschäft sind in erster Linie die Russen zu nennen, welche in allen für sie geeigneten Artikeln große Anschaffungen machten; danach if zunächst die französische und englishe Kundschaft zu erwähnen, welhe sowohl für russisches, als amerikanisches Pelzwerk ziemlihen Bedarf zeigte; verhältniß- mäßig am fkleinsten war das Geschäft mit den deutshen Zwischen- händlern und Kürschnern, welche sib von den mehrjährigen \chlechten Wintern noch am wenigsten erholt haben und untec dem Drucke der aligemeinen flauen Geschäftslage fortwährend leiden. Nach Oester- reih und dem Orient war der Absaß etwas bedeutender, als in e ees Jahren; Ungarn, Schweden und Norweger hielten sich ehr zurü.

Nat dem Geschäftsberiht der Ungarischen Nordost- bahn pro 1878 verminderten sich die Bruttoeinnahmen der Bahn im abgelaufenen Jahre um 79167 Fl, das Nettoerträgniß um 147102 Fl. Die durch die Generalversammlung vom Jahre 1873 genehmigte, zum Baue des Gesellshaftshaufes, der eisernen Brücken und bes Legenyer Ms bestimmte Anleihe hat die Wiener Unionbank mit 937 übernommen. Von der Anlehenssumme von 1 605 000 Fl. befinden sich 40 000 Fl. bis zum eintretenden Bedarfe in der Kasse der Gefellshaft. Bis Ende 1878 wurden im Ganzen 54 Millionen fünfprozentige Goldobligationen gegen Aktien und Silber-Prioritäten ausgetaus{cht. Es erübrigt noch der Austausch von 2 Millionen. Die Einnahmen betrugen aus dem Frachtenverkehr 1 687 318 Fl., aus dem Personenverkehr 666 641 Fl., aus dem Titel „verschiedene Einnahmen“ 149 283 Fl. Die Gesammtausgaben be- trugen 2036 266 Fl.,, das Goldagio“ auf Zinsen und Amortisation

der fünfprozentigen Goldobligationen 65 233 Fl. ; sona resultirt ein Betriebsübershuß von 401 743 Fl. An Staatsgarantiezushuß wer- den 2527 537 Fl. in Anfprub genommen. Per Babhnfkilometer be- tragen die Einnahmen 4262 FL., die Ausgaben 3268 F[., das Netto- erträgniß 994 FI.

Duisburg, 21. Mai. Die „Essener Ztg.“ schreibt: Heute sind

ie beiden niederländischen Tjalken „Geziena“ und „Catharina*" mit Koblen und Kokes befrahtet aus dem hiesigen Hafen direkt nah Königsberg ausgelaufen. Beide Fahrzeuge sind zum erst:n Mal auf dem Rhein, während sie bisher den Zuidersee und die Küsten befuhren, aub die Reise in die Ostsee b¿reits gemacht haben. Sie gehen jedob nicht um die Nordspize Jütlands, sondern von Zönningen in die Eider und sodann dur den Eiderkanal in den Kieler Hafen und von da in die Ostsee. Die Ladungs fähigkeit der Schiffe, die nur einen großen Mast führen und in dem Rufe guter Segler stehen, beträgt etwa 2509 Ctr.

Wien, 24. Mai. (W. T. B.) Die Bodenkreditanstalt hat heute den ncch unverkauften Rest der österreichischen Gold- rente, im Betrage von ca. 14 Millionen, an ein englisch-franzôsi- ses Koniortium zum Tagescourse verkauft.

Wien, 24. Mai. (W.»T. B.) Der Rechnungsabschluß der österreihischen Südbahn für die öfterreiwisb-unga-

rischen Linien weist die Brutto-Einnahme mit 36 407 857 F[. und das Netto-Erträgniß mit 21 023 602 Fl. auf. Das Gesammt- reinzrträgniß des österreih-ungarishen Netzes beziffert sid auf 21400118 Fl. und das Gesammterträgniß (incl. Annuität der italieniswen Regierung) 332 280 737 Fl. Die Lasten der Gesellschaft (für Verzinsung, Amortisirung, Anlehen 2c.) betragen 32 373 580 Fl. Es verbleibt ein Ueberschuß von 854492 Fl., welchen der LVerwal- tungerath dem Reservefonds zuzuweisen beantragt. Der Reservefonds wird dadur auf 1 567 032 Fl. erhöht.

Glasgow, 24. Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe Nohbeisen in den Stores belaufen sich auf 263 709 Tons geger 175 200 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieo befindlichen Hochöfen £9 gegen 89 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 26. Mai. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Juno“ ist heute Vormittag 95 Uhr mit der oftindishen Ueber- landpost aus Alexandrien bier eingetroffen.

Berlin, den 26, Mai 1879,

Das Hof-Jagd-A mt hat folgende Zusammenstellu:g des im irk tes Köaigl. preuß. Hof-Jagd-Amtes während der Jagd-Saifon 8/79 erlegten Wildes und Raubzeuges veranstaltet:

A. Auf Hof-Jagden 1878: 1) am 8. und 9. November im Fürst:nwald und Feldmark Linden bei Ohlau 1 Feld- und 8 Wald- treiben: 16 Rebe, 319 Fasfanen, 445 Hase:, 5 Rebbühner, 3 Raub- vôgel, Summa 788 Stück. 2) Am 15. Nocember im Saupark bei Springe 2 abgestelte Suhen mit Findermeute auf Sauen: he, 8 Rothwild, 111 Sch{warzwild, 1 Reh, Summa 129 Stück. 3) Am 22. November in den Feldmerken Uet, Prez und Falfenrede bei Potsdam 3 Felidtreiben: 273 Hafen. 28. und 29. November in der Colbig - Leßlinger Haide 3 Lappjagen auf Roth- und Dammwild und eine abgestellte Suche mit Findermeute auf Sauen: 7 Hirse, 24 Rotbwild, 110 ler, 446 Dammwild, 146 S{warzwild, Summa 733 Stü Am: 7, Dezember in Hammer-Königs-Wusterhausen 2 Larv

auf Roth- und Dammwild: 3 Hirsche, 7 Rothwild, 63 Schaufler, 125 Dammwild, 9 S{hwarzwild, Summa 207 Stück. 6) Am 11. De- zember in der Göhrde ein abgestelltes Treiben auf Rothwild und eine abgestellte Suche mit Findermeute auf Sauen: 35 Hirsche, 59 Nothwild, 141 Shwarzwild, 1 Reh, Summa 230 Stück. 1879: 7) am 4, Januar im Grunewald ein Lappjagen auf Damm- wild: 17 Staufler, 84 Dammwild, Summa 101 Stück. 8) Am 9. Januar im Feldjagdgehege Nr. 2 bei Berlin (Briß, Bulow, Ziethen u. |. w.) 2 Vorstchtreiben: 643 Hasen. B. Auf den Hof-Jagdamt8-Iagden und auf der Pürsche und Suche bei kleinen Treib- und Uebungsjagden, sowie in der Administration und dur Fang wurden während der ganzen Saison erleat: 57 Hirsche, 96 Rothwild, 140 Schaufler, 248 Dammwild, 70 Swwarzwild, 195 Rebe, 12 Trappen, 256 Fasanen, 2150 Haseu, 2181 Rebhühner, 218 Gänse, Enten und Schnepfen, 123 Fühse, 44 Marder, 107 Jltis, 192 Wiesel, 721 Raubvögel, 1406 Ver- \chiedenes. (Hunde, Katzen, Krähen, Reiher 2c.)

Die Totalsumma des erlegten Wildes betrug während der ganzen Saison im Bezirk des Hof-Jagd-Amtes: 111 Hirsche. 194 Rothwild, 330 Schaufler, 903 Dammwild, 477 Sch{warzwild, 213 Rehe, 12 Trappen, 575 Fasanen, 3511 Hasen, 2186 Rebhühner, 218 Gânse, Enten, Scnepfen, 123 Fücbse, 44 Marder, 107 Iltis, 192 Wiesel, 724 Raubvögel, 1406 Verschiedenes (Hunde, Kaßen 2c.); überhaupt 11 326 Stück.

Berein suUr GelMibte der Veark Brandenburg. Sitzung vom 14. Mai 1879. Als Geschenk des Hrn. Ver- fassers wurde Knothe's „Geschichte des Oberlausißer Adels und seiner Güter“ vorgelegt. Nachdem {hon in der April-Sitzung Hr. Prof. Hol e auf die Bedeutung hingewiesen hatte, welche dies neueste Werk des fkenntnißreihen und sorgfälti en Forschers auh für die märkishe Landes- und Adelsgeschihte hat, ver- folgte Hr. Premier - Lieutenant Freiherr von Senden ein- gehender den Besißstand, mit welhem einzelne märkische Familien in der Oberlausiß während des 13. bis 16, Jahrhunderts auftreten. Hr. Prediger Kawerau aus Klemzig las über die Einführung des Interim in der Mark Brandenburg im Jahre 1548—49. Er wies darauf hin, wie durch die Wiederveröffentlichung eines Berichtes, den einst der um des Interim willen aus der Stadt Brandenburg gewiesene Pfarrer Andreas Hügel über die Verhandlungen Joachims mit der märkishen Geistlichkeit verfaßt hatte, neuerdings das Verständniß jenes Abschnittes der brandenburgishen Kir- chengeshichte wesentliÞch gefördert worden sei. Gestüßt auf diesen Bericht eines Zeitgenossen, den von Druffel (Briefe und und Akten 1I1L, 1) der Vergessenheit entrissen hat, sowie auf den Briefwechsel Melanchthons und die Flugschriftenliteratur der Zeit der Interimswirren, wußte der Vortragende das Verhalten JIoachims seit seiner Rückkehr vom Reichstage zu Augsburg seinen Unterthanen gegenüber anschaulich darzustellen. Gegen den Bericht Leutingers über eine alsbald nah seiner Heimkehr von Joachim I[. zu Berlin veranstaltete Synode der märkischen Geistlihen machte er eltend, daß in den zeitgenöfsishen Berichten selbs jede Spur derselben fehle; dagegen wisse Hügel von einer Synode, welche n och während des Reichstages auf Verordnung des Kur- fürsten zur Beruhigung der Geistlichen veranstaltet worden sei. Wegen Annahme des Augsburger Interim selbst, sei aber erst im Anfang des nächsten Jahres, also aa ch der Vereinbarung Joachims mit Kucfürst Moriß von Sachsen verhandelt worden, aber niemals mit der gesammten Geistlichkeit auf einmal in großer Synode, son- dern in einer Reihe auf einander folgender Einzelverhandlungen, indem immer nur kleinere Gruppen von Pastoren und Bürgermeistern nach Berlin vorgeladen worden sei. Hierbei habe es sih dem Namen nah allerdings um Annahme des Augs- burger Interim gehandelt, und zwar aus Rücksihtnahme auf die Gunst ves Kaisers „damit Land und Leute nicht verstört würden“; in Wahrheit aber habe Joachim seinen Unterthanen nur eine Wiederauffrishung seiner eigenen (im Kultus stark katholisiren- den) Kirchenordnung von 1540 zugemuthet. Die Jüterbotker Ar- tikel, über welche Joahim und Moriß eins geworden waren, scien augenscheinlich unter Anlehnung an diese Kirchenordnung konzipirt worden. Als ein Neues sei nur die Wiederherstellung der leyten Oelung als eines Sakraments dazugekommen; diese habe aber wohl nur auf dem Papier geftanden, da sie natürlich nur auf Begehren gespendet werden konnte, bei der Entwöhnung und der Abnei- gung der cvangelishen Bevölkerung gegen dieses Sakrament aler

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