1879 / 129 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Jun 1879 18:00:01 GMT) scan diff

weise verlautet, daß Cciewavo scinen Kraal verbrannt und si{ in nordwestliber Richtung zurückgezogen habe. Das Hauvtquartier bat vorläufig seipezn D in Utrecchbt genommen. Sir Bartle Frere kam am5. d. M. in Potchefffroom an. Eine andere im Besitze der- Revellen befindlihe Insel im Oranjeß.usse wurde genom- men und der Führer Lucus während des Angriffs getödtet. Die Re- bellion ist nun zu Ende. In der Lage der Dinge im Basuto- lande ist keine Veränderung eingetreten. Jn der Kapstadt wurde cin einflu'ßreihes Meeting abgehalten, welches den Zweck hatte, einen glänzenden Empfang für Sir Bartle Frere anläßlich seiner Rückkehr aus Tran8yaal und Natal vorzubereiten.

£4 uni (W. D. B) Prinz Alexander von Battenberg ist heute Nachmittag in Folkestone ein- getroffen und begiebt sich zunächst nah Eastwell Park, um da- felbst Sr. Königlichen Hoheit dem Herzog von Edinburgh einen Besuch abzustatten.

5. Juni. (W.. T. B) Mehrere hervorragende Bankiers und Kaufleute der City haben an Earl Beaconsfield eine Denkschrift gerichtet, in welher um eine Enquête über die Einwirkung der wesentlihen Ver- minderung der Metallwährung auf den Welthandel nah- gesucht wird.

Frankreich. Paris, 4. Juni. (Fr. Corr.) Der Kriegs- Minister hat von dem Ober-Befehlshaber des 19. Armee- Corps (Algerien) folgendes Telegramm erhalten :

„Algier, 2. Juni, 10 Uhr 5 Min. Abends. Jm Aurès, bei dem Stamme der Uled-Daud, siad unvermuthet Un - ruhen ausgebrohen. Die beiden Radis Mustapha-ben-Vach- tazid von den Beni-bu-Slimaro und Bu-Diaf von den Beni- Udjana wurden getödtet, desgleihen se{chs Spahis, welche einen Offizier der arabishen Verwaltung begleiteten, der selbst nur mit genauer Noth entkam. Für alle Fälle schicke ic drei Bataillone und 2 Abtheilungen Artillerie aus der Provinz Algier nah der Provinz Constantine.“

(Rép. fr.) Gestern Morgen ist in Lyon ein Be- luß des Präfekten anges(lagen worden, welcher in der ganzen Gemeinde Lyon die Prozessionen außerhalb der kirhlihen Gebäude untersagt.

4. Juni. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister hat der mit der Prüfung der Geseßentwürfe über die Armee- Rekrutirung beauftragten Kommission mitgetheilt, daß er einen Gesezentwurf vorlegen werde, durch welchen die Dienst- zeit-in der Armee auf 3 Jahre reduzirt und die Einrich- tung des Einjährig-Freiwilligendienstes aufgehoben werden folle. Dagegen solle eine halbjährlihe Preisbewerbung eingerihtet werden, auf Grund welcher die Dauer des Dienstes in der Armee für diejenigen, welche als die Befähigtsten an- erkannt werden, abgekürzt werden kann.

Nath aus Algier hier eingegangenen Nachrichten ist die aus 1600 Mann mit 2 Sektionen Artillerie und 110 Pferden bestehende Truppenabtheilung, welche zur Unterdrückung der in Uled Daud zwishen Batna und Biskara ausge- brochenen Unruhen dorthin beordert worden ist, gestern auf einer Fregatte nah Philippeville abgegangen. Den Unruhen wird hier keine Bedeutung beigelegt.

Portugal. Lissabon, 3. Juni. (Ag. Hv) Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz Erzherzog Rudolf von Oesterreich und Se. Königlihe Hoheit der Prinz Leopold von Bayern sind hier cingetroffen und von Sr. Majestät dem König empfangen worden. Der König hat gestern in Gegenwart des ganzen Hofes dem Bischof Santos Silva von Oporto den Kardinalshut über- reiht.

Siolie, Noi, 3 Jun (Jilalie) Dem „Sole wird aus Rom telegraphirt: Frankreih hat von der italienishen Regierung ein Gegenprojekt zur Regelung des Rücßzugs der Scheidemünze erbeten und sih ferner geneigt erklärt, die Verhandlungen über die Münzkonvention wieder zu eröffnen.

Numänien. Bukarest, 4. Juni. (W. T. B) Die Kammern, welche beide in beshlußfähiger Mitgliederzahl versammelt waren, begannen heute mit der Verifikation der Wahlmandate, roelhe morgen beendet werden dürfte.

Sc{weden und Norwegen. Stocckholm, 1. Juni. N Hatnb. Nach H B \chrieb . B G A 5 S Ven „Hamb. Nachr.“ wird ge]chrieben: Der große Arbeiter- {trife in Sundsvall darf eine für unser Land ganz neue Erscheinung genannt werden. Die Situation war ernst genug ; Die Anzahl der Strikenden war allmählich auf 6000 gestiegen, und nun denke man sich eine auf viele Meilen rings umher von Militär entblößte, blühende Stadt und die großen

Theil während des Sommers von weit her zusammenströmenden, allertei zweifelhafte Elemente in sih bergenden Schaar preis- gegeben. Das Vorgehen der Regierung war von vornherein ein äußerst energishes. Der Präsident der Provinz, Lands- Höfding Treffenberg, eilte sofert in Begleitung der ihm zur Verfügung ftehenden militärishen Bedeckung von Hernösand per Dampfschiff auf den Schauplaß des Strikes; von der Hauptstadt aing noch in der Nacht ein größerer Dampfer mit Gardetruppen ab, dem Tags darauf ein zweiter folgte, und nicht genug hierznit, auch ein für Uebungsfahrten in der Ost- jee in Dienst gestelltes Geschwader von 6 Kanonenbooten und 1 Minenfschiff wurde alsbald nach Sundsvall beordert. Den

Arbeicern scheint die rasche Entfatung der bewaffneten Macht |

gemaläg ämponirt zu haben, so vaß zum Glück ein blutiger Zusammenstoß nit zu befürchten sein dürfte. Süd-Amerika. Chile. Santiago, 12. April. Vor zwei Tagen if der Vertreter des Deutschen Neichs durch die hiesige Regierung amtlih benachrihtigt worden, daß der Krieg zwischen Chile und Peru ausgebrochen, und

gleihzeitig der Blokadezustand über den peruanischen Hafen |

«Fquigue verhängt set.

unter dem 5. d. M. an das Konsular-Corps in Fauisaue dur folgendes Schreiben gemacht: Bn Bord des „Blanco Encalada“ auf ver Rhede von ÎIguigue, den 5. April 1879. Mein Herr!

Ew. Wohlgeborexs theile ib hierdurch ergebenst mit, daß ic |

unterm beutigen Datum die Blokade dieses Hafens effektiv gemacht bate aís Kriegémaßregel für die fcraeren Vorkommnisse, welche id auf Erund der von der peruanishen Regierung oervorgerufenen Feindseligkeiten in unserer Differenz mit iviea zutragen ?önnen Ih habe das Vergnügen, Ihnen

zu geben, daß alle fremden in diesem Hafen ansässigen Untertbanen und Bürger von dem Unterzeichneten Hülfe und Sicher- veit ibrer Personen und ihres Eigenthums erholten werden, wenn Le S gegen die Maßregeln, welche ih ergre#en werde, unter- Zufolge dessen werde ib, wenn einige ron ihnen den Plaß

ner zu verlafsen wünschen, sei es nach Nord oder nah Süd,

Woamananes

solches nit verhindern, jedo mit dem Vorbehalt, daß fie einen Paß von drm Konsul der Nation, welcher sie angehören, erhalten, welcher von dem Unterzeichneten visirt werden wird.

Ich bemerke ferner, daß dic regelmäßigen Dampfer nur auf der Rhede unter Dampf halten können und zwar uur für die Zeit, welche zum Ein- und Aus\chiffen der Korrespondenz und der Pasja- giere, welche si{ unter dem von mir ausgesprochenen Vorbehalt ein- schiffen, nöthig ift. :

Ew. Wohlgeboren wollen als Dekan des Konsularcorps dieses Hafens den Inhalt der gegenwärtigen Note Jhren werthen Kollegen mittheilen und den Ausdru der vollkommensten HoHachtung geneh- migen mit welchem ic mich unterzeichne :

Ew. Wobhlgeboren ergebenfter Diener gez. P. Williams Rebolledo. An den Dekan des Konsularcorps in Iquique. Der deutsche Konsul Sattler, als Dekan des Kon-

sularcorps, hat darauf wie folgt erwidert : i Konsularcorps von Iquique. Mein Herr!

Unterzeichneter hat die Ehre gehabt, Ihre höflihe Note vom heutigen Tage zu erhalten, worin Sie mittheilen, daß Sie ih in der Lage schen, als Kriegsmaßregel den Hafen von Squique zu blokiren, und zu gleiher Zeit bemerken, daß alle in diesem Hafen ansässigen fremden Unterthanen und Bürger Hülf-: und Sicherheit ihrer Person und Interessen ftets erhalten werden, wenn sie nichts gegen die Maßregeln, welche Sie ausführen, unternehm-n und daß Sie zu diesem Zweck nicht verhin- dern wollen, daß die Leute, welche den Plaß zu verlassen beabsichti- gen, solches thun, vorbehaltlih eines Passes, welchen sie vom Konsul der Nation, welcher sie angehören, erlangen, und welher von Jhnen visirt werden wird. Sie theilen ferner mit, daß die regelmäßigen Dampfer nicht ankern und nur die nöthige Zeit zum Ein- und Aus- {iffen der Korrespondenz und Paffggiere, welche sih nach Nord oder Süd begeben, halten dürfen.

íSIhrem Ersuchen zufolge babe id augenblicklichß das Konsular- Corps dieses Hafens berufen und demselben den Inhalt Ihrer oben erwähnten Note mitgetheilt.

Nach Berathschlagung mit allen Konsuln und in deren Namen theile ich Ihnen hierdurch mit, daß, wie Sie wissen, ein großer, wenn nit der größte Theil der Einwohner dieses Hafens, Fremde der ver- chiedenen Nationalitätea sind, und daß demzufolge dir:kt oder in- direkt deren Interessen die der Bevölkerung Iquiques repräsentiren.

Sie wissen ferner, daß die Gebäude Iquiques aus einem Ma- terial bestehen, welches iy si sehr gefährlich ist, und daß in dem unglücklihen Falle eines fFriegerishen Konsliktes die eigentlichen l Sett nach diefer Richtung hin die Fremden oder Neuti1alen sein würden.

Die topographishe. Lage Iquiques und der Mangel an Transbportmitteln ift ein niht zu beseitigendes Hinderniß, um das Eigenthum in Sicherheit zu brinaen. Auch könnte das- selbe von den Besißern nicht verlassen werden, wenn fie von Ihrem Anerbieten, ihre Personen und Familien in Sicherheit zu bringen, Gebrauchß machen; denn dies Verlassen würde einem ficheren Verluste von Allem gleihßkommen, ungeachtet der von Jhnen versprochenen Sicherheiten.

Da wir in der gegenwärtigen Lage neutral find, so können wir nit, wie wir wobl wissen, den militärischen Operationen des einen oder des anderen Theils Vorschriften machen; und diese Ueberzeugung mat die Garantien, zu welchen Sie Sich uns gegenükter erboten baben, illuforisb und verseßt das biesige Konsularcorps in die Lage, Sie um einige Erklärungen zu bitten über die Art und Weise, wie Sie die versprochenen Garantien und die Sicherung des fremden Eigenthums autzuüben gedenken.

Hinsittlib der Vorsihtsmaßregeln, welhe Sie für die Dampfer und für das Ein- und Ausschiffen der Passagiere und der Korre- spondenz in Ihrer Note getroffenBaben, möchte ih wünschen, daß Sie die Freiheit des Einsciffen2 aur alle Familien ausdehnten, welche den Hafen zu verlassen wünschen, seien es Fremde, Peruaner oder Bolivianer, vorausgeseßt, daß die leßteren mit cinem Passe von einem der Konsuln der Ihrer Regierung befreundeten Nationen ver- seben sind, indem wir uns der Hoffnung hingeben, daß Sie das Vi- firen dieser Pässe nicht ablehnen werden.

Um vielleicht erforderlichen Falls mit Ihnen eine mündliche Ab- machung über diesen Punkt zu treffen, sind von den Mitgliedern des hiesigen Konsularcorps die Vertreter von Großbritannien, Frankrei und Deutschland ernannt worden, um persönlih mit Ihnen die Art und Weise der Erledigung dieses Punktes zu vereinbaren.

Mit dem Ausdruck der vollkommensten Hochachtung bin ih Ihr ergebenster Diener

Der Dekan des Konsularcorps gez. G. H. Sattler. An den General - Kommandanten des Chilenischen Geschwadcrs auf hiesiger Rhede.

(Allg. Corr.) Ueber den Krieg sind dem „Bureau Reuter“ folgende Telegramme zugegangen :

_ Valparaiso, 8. Mai. Señor Lastavria, der chile- nishe Gesandte bei Brasilien, reiste gestern nach Rio de Janeiro ab. Die chilenische Flotte blockirt Jquique; die peruanische Flotte befindet sich bis zum Augenblick

nduttri 7 4e L y s | noch immer in Callao. Jn Arica \i 000 ivia- indufiriellen Etablissements in deren Nähe einer solhen, zum | "29, imm E gn Arica sind 13000 botivia

nish-peruanishe Truppen konzentrirt. Der Text des Allianzvertrages zwishen Peru und Bolivia ift ver- öffentliht worden. Derfelbe ist vom 6. Februar datirt und

| trifft für die gegenseitige Vertheidigung der beiden Länder

Fürsorge. Ecuador geht damit um, einen Gesandten mit dem Anerbieten einer Vermittelung an die Krieg- führenden abzusenden.

Die New-Yorter Zeitungen vom 13. d. M. ent- halten Einzelnheiten über das Seegefecht zwishen dem chilenishen Kanonenboot: „Magallanes“ und? den peruanischen Korvetten „Union“ (1130 t, zwölf 70-Pfünder und 400 Mann) und „Pilcomayo“ (600 t, zwei 70-Pfünder und vier 40-Pfünder). Das Gefecht fand vor der Mündung des die Grenzscheide an der Küste zwischen Bolivien und Peru bildenden Flusses Loa, dem Hafen des gleihnamigen Seeplaßzes, statt. Die zwei perua- nishen Schiffe feuerten 150 Schüsse gegen den „Ma- gallanes“, welher 40 Schüsse zurückgab. Das Feuer der peruanischen Schiffe war sehr unsicher, da der „Magallanes“ nur einmal und auch diesmal nur ducch einen Prellichuß ge- troffen wurde. Die „Union“ stellte hierauf das Feuer ein und

: E. : L | wandte sich mit sammt dem „Pilcomayo“, welcher s{limm zu- Die gleiche Mittheilung hatte der GilenisheAdmiral | oval C S i

gerihtet ward. Das chilenishe Panzershiff „Almirante Coch- rane“ Hat die Verfolgung aufgenommen.

Ein anderer Korrespondent meldet, daß die Mündung des Flufses Loa etwa 100 Meilen südlih von Jquigue licgt, das von den Chilenen blokirt wird. Die „Union“ und der „Pilcomayo“ hätten sich nicht allein vor dem Feuer der Chi- lenen zurüdckgezogen, sondern den Kampf überhaupt ganz auf- gegeben und seien jeitdem in Callao eingetroffen. Die Kesscl der „Union“ seien von den Kugeln der Chilenen übel mit- genommen worden, und auch der „Pilcomayo“ sei in keiner besseren Verfassung. Peru hat zwei Panzercschiffe in den Vereinigten Staaten käuflich erworben.

Brasilien Ho de Jaueilo, 15 Mai, (Al Corr.) Eins@ließlih 189 258 354 Milreis in Papiergeld und 20 255 900 Milreis in Schatzwechseln betrug die Staats- \chuld Brasiliens am 30, April 786 116 837 Milreis,

was seit dem 31. Dezember eine Zunahme von 33 331 039 Milreis ergiebt. Der Finanz-Minister veranschlagt die ordent- lihen Einkünfte für nächstes Jahr auf 197 090 000 Mil= reis , aus\{hließlich 10 000 000 Milreis , die seiner Shäßung zufolge die neuen Steuern liefern würden. Das Gesammt= defizit wird 14 000 000 Milreis betragen. Er hofft das Gleich= gewiht zwishen den Einnahmen und Ausgaben in drei Jahren herstellen zu können, wenn die Kammern die neuen Steuern bewilligen; aber er fürchtet, es werde eine weitere beträchtliche Ausgabe in Folge der Hungersnoth noth- wendig sein.

Argentinien. Buenos Aires, 8. Mai. (Allg. Corr.) Der bolivianishe Gesandte hatte gestern eine Audienz bei dem Präsidenten der Argentinishen ¡Konföderation und wurde später von ihm in einer Privataudienz empfangen, die

zwei Stunden dauerte. Die Abgeordnetenkammer-

e eine Kommission ernannt, welche die patagonische Frage mit dem chilenishen Gesandten disfkutiren soll. Die Einkünfte - der Konföderation für 1878 betrugen 18 057 897 Pesos und überstiegen die Voranschhläge um 1 592 767 Pesos und die Einnahmen in 1877 um 3 628 000 Pesos. Die Ausgaben in 1878 betrugen 20 840 119 Pesos oder 2 757 291 Pesos weniger als die Voranschläge. Die Ver- minderung der Staatsschuld belief sich in 1878 auf 2 076 000 Pesos in der äußeren und 694 000 Pesos in der inneren Schuld. Die äußere Schuld beträgt jeßt 30 022 500 Pesos, die innere 21 577 000 Pesos. Amtlicher Schäßung zufolge belief si der es der Ein- und Ausfuhr in 1878 auf 77 658 278 esos.

Asien. Birma. (Allg. Korr.) Aus Simla wird dem „MeUter|[Gen Bureau“ unler!t 2.0. M. gemeldet: ¡Eitr Agent des Königs von Birma befindet sich mit einem Höf - lihkeits\chreiben des Königs Thibo an den Vize-=- König von Fndien auf dem Wege nah Simla.“

Den „Daily News“ wird aus Mandalay unterm 2, d. M. telegraphirt: , „Eine Anzahl Königliher Truppen begiebt sih den Fluß hinunter. Die Forts in der Nähe von

Mandalay werden mit Garnisonen versehen. Oberst Phayre,.

der Nichter des gemischten Gerichtshofes, ist auf der Straße insultirt worden ; die Uebelthäter wurden bestraft. Es

werden Vorbereitungen zur Krönung König Thibo's ge=

troffen. Jn der Stadt hegt man große Besorgniß.“

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Donnerstag, 5. Juni. Das „Journal officiel“ veröffentlicht ein Dekret, durch welches weitere 288 wegen Theilnahme an dem Kommuneaufstande im Jahre 1871 ver= urtheilte Personen begnadigt werden.

Statistische Nachrichten.

Uebersicht über die Zahl der Studirenden an der Universität zu Marburg im Sommersemester 1878/79. Im Wintersemester 1878/79 sind immatrikulirt gewesen 434, davon find abgegangen 109; es sind demnach geblieben 325, dazu sind in diesem Semetter gekommen 111; die Gesammtzahl der immatriku- lirten “Studirenden beträgt daher 436. Von diesen studiren : Theologie 183, nämlich 96 Bayern und 87 Nichtbayern (darunter 11 zugieich Philologie; Jurisprudenz und Kameralwissenschaft 49, nämlich 38 Bayern und 11 Nichtbayernz Medizin 88, nämli 58 Bayern und 30 Nichtbayvern; Pharmazie 33, nämlich 22 Bayern und 11 Nichtbayern; Chemie und Naturwissenschaften 37, 20 Bayern und 17 Nichtbavern; Mathematik und Physik 7, nämlich 4 Bayern und 3 Nichtbayern ; Philologie 39, nämlich 21 Bayern und 9 Nicht- bayern; Philosophie 9, nämlih 4 Bayern und 5 Nichtbayera; in Summa 426, nämlich 263 Bayern und 173 Nichtbarern.

Nach den Uebersihten des Kaiserlichen statistishen Amts über die deutshe Auswanderung nach überjecishen Ländern im Jahre 1878 (Märzbeft 1879 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs) betrug die Zahl der Auswanderer über die deut- {hen Häfen und Antwerpen im Jahre 1878 24217 Persozen, d. i. 2253 mehr als im Vorjahre. Davon gingen 20373 nach den Ver- einigten Staaten von Ameriïa, 1048 nach Brasilien, 1718 nach Australien, die übrigen in kleineren Mengen nach anderen überseciswen Ländern. Das ftatistishe Amt bemerkt hierzu: „Nächst den Ver- einigten Staaten hat die größte Menge von Deutschen Brasilien aufgenommen, wo nab dem neuesten Census, dessen Ergebnisse im Fahre 1877 veröffentliht worden sind, 44090 Personen deutscher Nationalität lebten; nächstdem Australien, das ersichtlih eine immer größere Anziehungskraft auf die Deutschen ausübt“.

(Stat. Corr.) Soeben veröffentliht das Bureau des Sub- sistances im franzôsiswen Aderbau- und Handels-Ministerium die Ergebnisse der Ernte des Jahres 1878 in Frankreich. Dieselben stellen sich folgendermaßen dar: angebaut

ha vom ha 6 843 085 13,92

442 658 14,09 1 804 791 13,40 1010 523 16,25

663 146 17,39 3 326 003 23,23

615073 1,493

Die. , 50 193 14,83

Kartoffeln . 1264938 88,61 Als Gewicht eines Hektoliters wird angegeben 1. Sorte kg 2. Sorte kg 3. Sorte kg

77,30 75,06 72,54 72,02 70,04 67,53 ¿ GSersié . 62,49 60,33 58,19 Qa A000 45,77 42,79. Kunft, Wissenschaft un§ Literatur.

Fn München starb. am 31, Mai der Historienmaler Jo- bann v. Schraudolph, Ehrenmitglied der dortigen Akademie der bildenden Künste.

s ttingen, 30. Mai. Heute starb hier an Alterssck{wäche im 82. Lebentjahre der Nestor unserer Universität, einer dec Kämpfer der Befreiungskriege, der Hofrath und Perosfessoc der Mathematik Dr. Georg Karl Justus Ulri ch.

Land- und Forstwirthschaft.

Posen, 3, Juni. Ueber das bereits tclegraphisch gemeldete Auftreten der Wanderheuschrecke im Posenschen wird der „Pos. Ztg.“ geschrieben, daß die Heuschrecken si zuerst in den Ortschaften Ptamliy und Augustoro (unweit der Grenze des Jnowraclawer Kreises). auf dem Wege von Bartschin nach Labischin in großer Zahl gezeigt und ihre Flugrihtung nach Westen Über Lubostron und Obielewe gznommen haben. Die nöthigen Maßnahmen zur Vertil- gung des schädlihen Insekts sind auf Anordnung des Königlichen Landrat§2amts Schubin von Seiten der beiheiligten Gemeinden be- reits getroffen worden. Etenso sind im Kreise Wongrowiy s{ch{leunigst VBorsichtémaßregein angeordnet worden. Die Vermuthung, daß man es hierbei etwa mit einem aus Rußland verschlagenen Heuschrecken- schwarme zu thun habe, dürfte sich, wennzleich eine Korrespondenz aus Kiew meldet, daß die Heushrecken in Südrußland sämmtlich

geerntet hl im Ganzen 95 270 698 6 199 865 24 188 485 16 421 978 T1 505 793 77 289 789 10 538 307 744 368 112 096 796.

Pelet Mischfrucht . Roggens Gerste . Buchweizen . Hafer . ais .

für Weizen. Roggen.

ihren Flug nach Westen nehmen, nit stibhaltig erweisen, vielmehr wird man es wohl uur mit der Brut der in den vergangenen Jahren in der Provinz Posen aufgetauchten Heuschrecklens{chwärme zu thun haben, die allerdings von jenseits der Grenze eingewandert sind.

Gewerbe und SandelL. i

Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende Mai 1879 42731 100 M. 4} prozentige und 9 007 500 4 5 prozentige, zusammen 51 738 600 Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 41 988 900 M 4f prozentige und 8345 700 M6 5s prozentige, zu- sammen 50 334 600 46 Pfandbriefe verzinslih sind. Es sind zu- esichert, aber noch nicht abgehoben 1 302 600 4; im Laufe des Monats Mai 1879 angemeldet 1 Grundstück mit einem Feuer- versiherungswerthe von 31400 M

Fn der Generalversammlung der Aktionäre des Zoo- logischen Gartens zu Berlin vom 3d M verlas der Vorsitende den Kassenbericht. Der Ciqgt für 1809 beträgt an Einnahmen und Ausgaben 403 365 # Die Bilanz vom 31. Dezember 1878 \{chließt auf beiden Seiten mit 91533 787 Æ ab. Der Thierbestand hatte laut Aufnahme einen Werth von 450 000 6; zur Fütterung wurden in 1878 83 809 M verauêgabt. Dur Sterblichkeit hatte der Garten einen Verluft von 17 807 M, durch Gaben und Geschenke an Thieren einen Gewinn von 28 782 4 Zur Erhaltung der Anlagen waren 15 379 . er- forderlich. Die Eintrittsgelder betrugen 323 979 H, die Abonne- ments 48508 A Es erfolgte hierauf die Decharzirung der Ver- waltung.

Die Nordhausen-Erfurter Bahn hat 1878 excl. des Bei- trages der Saal-Unstrutbahn in Höhe von 32382 A insgesammt 911721 M (1877 893027 MÆ) eingenommen. Von dcr Mehr-Einnahme entfallen auf den Personenverkehr ca. 7200 ( und auf verschiedene Einrahmen ca. 10900 Æ in Folge der durch VesLaffung von 50 Stück bededter Güterwagen erhöhten Miethe. Im Personen- verkehr wurden 311593 Æ und im Güterverkehr 531 770 M eingenommen, während sich die versciedenen Einnahmen auf 66 786 M bezifferten, Die Total-Ausgabe betrug 660 587 M. (1877 684198 M). Es verblieb ein Uebers{uß von 281 987 (1877 241013 M). Davon sind dem Reservefonds 9000 A, dem Erneuerungsfonds 118762 H überwiesen; zu den Kosten für die Vorarbeiten von Erfurt nach Rudolstadt wurden 675 M beigetragen, Die Kommunalsteuern betrugen 397 und die Staatssteuern 3692 4 Auf die Stamm-Prioritäts- Aktien entfällt eine Dividende von 31/5 % = 144000 Æ, und an Verwaltungsrath und Direktion eine Tantième von 5040 4, wäh- rend 420 M. auf neue Rechnung vorgetragen werden. Der Reserve- fonds {ließt ultimo Uezember 1878 mit 56817 6 und der Erneuerungsfonds mit 187765 A (1877 145256 A) ab. Die Beamten-Pensions- und Unterstüßungskasse besitzt 99 120 4 und die MWerkstattsarbeiterkase 1752 M.

Nach dem Geschäftsbericht der Zuckerfabrik Körbis- dorf, Aktiengesellshaft, für das Jahr 1878 betrug der erzielte Ueberschuß 427 626 46, von dem zunächst die alljährlichen Abschrei- bungen mit 90929 M abgehen. Außerdem beschloß die Verwaltung als Extraabschreibungen abzuseßen: auf Kohlenprube in Netschkau 95 000 A, auf Neubau-Conto 65 000 Æ, auf Oekonomie-Bau-Conto 100 000 Æ Es bleiben alsdann (incl. des vorjäbrigen Uebertrages von 4813 M) als Reingewinn 151510 Æ, von denen 5 % als Dividende zur Auszahlung gelangen mit 135000 4, als Tantième an den Aussichtsrath 4351 #4, an den Vorstand 3000 A vertheilt, dem Reservefonds 4351 M. überwiesen und als Gewinnsaldo für das nächste Jahr 4808 6 vorgetragen werden. Die Zuckerfabrik ver- arbeitete 30 446 (00 kg Rüben gegen 25 852 500 kg im Vorjahre, und gewann 9,97 °%% Zuer gegen 9,94 °%/% im Borjahre. Die Be- triebékosten verminderten si infolge der stärkeren Verarbeitung von 483,94 auf 474,54 pro 100 kg Rüben. Dagegen waren die erzielten Preise niedriger und betrugen für 100 kg Zucker aller Produkte nur 57,41 M gegen 61,02 A6 für die Campagne 1877/78 und 71,13 #4 für die Campagne 1876/77.

Licgniß, 5 Ii. (W,. L. B) Wollmartt. Angefahren waren 5000 Centner Wolle, davon ersthändig 1600 Centner. Die Preiserhöhung betrug 24—36 M; Dominialwollen 180—220 Æ, NRustikalwollen 165—180 Die Wäsche ist durchscchnittlich vor- züglich.

Verkehrs-Anstalten.

Southampton, 4 Sun (S S B) Der DampPser des Norddeutschen Lloyd „Rhein“ ift hier eingetroffen.

New Vort 4 Sun Œ L D) Der Hamburger Postdampfer „Herder“ ist gestern Abend © Uhr hier ei? getroffen.

Berlin, den 5. Juni 1879.

Aus Veranlassung der bevorstehenden Feier der Goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin siad vor Kurzem zwei Jubellieder von Karl Badewitz und Hermann von der Decken hierselbst ershienen. Beide Lieder zeihnen sh durch ihre patriotishen und volksthüm- lichen Ton, sowie durch Sangbarkeit nah bekannten Volksmelodien aus, Dem einen ist als Text die Melodie des „Ich bin ein Preuße, fennt Jhr meine Farben“ und dem anderen die Weise des: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall 2c." zu Grunde gelegt. Das Jubellied von Karl Badewiy if im Selbstverlage des Verfassers, WUlumenthalstraße 12, um den Preis von 3 A4 für 100 Eremplare unk von 25 4. für 1070 Eremplare, das andere von Hermann von der Decken verfaßte, welches im Verlage von Wilhelm Schulte hier- elbt herausgegeben ist, für dea Ladenpreis von 20 S pro Exemplar und beiEntnahme größerer Posten für Schulen, Vereine, Korporationen u. sw. um den Prets von 5 M. für 100 Exemplare und von 40 M für 1000 Exemplare zu beziehen.

Eine hr ansprechende Festgabe bildet ein Gedenkblatt, wel- Ves von L. Burger erfunden und gezeichnet und von der Kunsft- anstalt von Ldm. Gaillard hierselbst, Lindenstraße Nr. 81, in Licht- druck ausgefüh:t worden ist. Dasselbe ist in zwei Ausgaben, ciner größeren und ein kleineren, ershienen, Das große Blatt kostet 1,50 M, das fleinere 0,50 4 und verdienen beide Blätter wegen ihrer vor- trefflichen fünstlerihen Ausstattung wie wegen des sehr mäßigen Preises eine weite 2L2rbreitung. Dic Mitte des Blattes nehmen die wohlgelungenen Brustkilder Jhrer Majestäten ein, deren ovale Um- rahmung mit Eichen- uad Lorbeerblättergewinden geshmüdt ist. Den oberen Nand der Umrahmung zieren die Kronen des Kaisers und der Kaiserin, Zwischen den beiden Porträts steht hoch aufgerichiet auf einem Sockel eine geflügelte weibliche Gestalt in antiker Gewandung und mit einem Rofeukranz im Haare, welche einen vollen mächtigen NMyrthenkranz in die Höhe hält, in defsen Mitte sich in großen Ziffern die Zahl 59 befindet, und von welchen nach beiden Seiten hin zwei breite Bänder autgehen mit den Inschriften „11. Juni 1829“ links und „11. Juni 1879“ rechts. Die Bildnisse des Kaiserpaares werden von einem mit dem Kaiserlißen Hermelin verbrämten Bal- dachin umfaßt, der nach unten zu einen architektonischen Abs{luß Hat. Derselbe eadet auf beiden Seiten in sockelartige Ausläufer. Auf dem linken, der die Inschrift trägt „Vom Fels ¿zum Meer“, teht, sich an das Bild des Kaisers stüßend, die gepanzerte Gestalt eines jungen deutshen Kriegers; die rechte Hand ruht auf dem mit einem Eichenkranz ges{chmückten Schwerte, m linken Arme hôlt die Gestalt eine mit dem Kaiserlichen Aar ge- lbmüdte Standarte mit ihren Emblemen. Auf den Fahnenbändern liest man die Jahreszahlen 1864, 1866 und 1870—71, Auf dem Soel zur Linken kefindet sich, an das Bild der Kaiserin gelehnt, die allegorische Figur der „Miltthätigkeit* in antiker Gewandung, in er Nehten die Fahne mit dem rothen Kreuze, in der Linken cinen gleihfalls mit dem rothen Kreuze ges{müdckten Krug. Die von der Sahne berabfallenden Bänder jühren ebenfalls jene Zahreszahlen. Unter- alb der Bildnisse des Hohen Kaiserlichen Jubelpaares thront auf

einem Poftamente in sißender Stellung cine Germania, die alte Kaiserkrone auf dem von einer Gloreole, mit der Inschrift 18. Januar 1871, umgebenen Haupte, welche das alte Kaiserliche Szepter in der Linken, die Arme \{üßend über die allegorishen Gestalten ihrer wiedergewonnenen Kinder, S&leswig-Holstein und Elsaß-Lothringen, ausbreitet. Das Postament, auf welchem diese Gruppe ruht, trägt das Motto: „An's Vaterland, an's theure, {ließ Dich an!“ Zur Rechten dieser Gruppe {webt eine geflügelte Borussia, bewaffnet mit Schild, welcher den Wahlspruch trägt: „Mit Gott für König und Vaterland“ , und Speer, siegreich ankämpfend gegen die in der Gestalt eines Drachens wversinnbildlihten Elemente des Umsturzes. Dieser, traurige Erinnerungen hervorrufenden, Gruppe gegenüber befinden sich auf der anderen Seite als freundlihes Gegerstück s{chwebende anmuthige Kinder- gestalten beschäftigt, reihe Rosenguirlanden aufzuwinden, welche das Datum „5. Dezember 1878“ zeigen, des Tages, an welchem Se. Majestät der Kaiser nach Seiner Genesung, von der gesammten Bevölkerung feierlih empfangen, in Seine Hauptstadt zurückehrte. Unter der ganzen Zeichnung des Blattes steht in großen gothischen Lettern die Widmung: „Zur Goldenen Hochzeit des ersten Deutschen Kaiserpaares aus Hohenzollernstamm“.

Die Aerzte Berlins beabsichtigen, zur Feier der Goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten eine Wilhelm - Augusta- Stiftung der Berliner Aerzte vom 11. Juni 1879 zu be- gründen. Der Zweck der Stiftung ist die Unterstützung nothleidender Aerzte Berlins und ihrer Hinterbliebenen.

_Die Erste deutsche Seilerei-Ausstellung ist am Don- nerstag in den Räumen der ehemaligen Königlichen Eisengießerei hierselbst eröffnet worden. Dieselbe, vom Deutschen Seiler-Berband und der Berliner Seiler-Vereinigung veranstaltet, ist von 97 Aus- stellern beschickt, die, alle Theile Deutschlands vertretend, ihre Er- zeugnisse in 723 Nummern vorführen. Die Ausstellung giebt in ihrem übersichtlicen und ges{mackvollen Arrangement ein vortreff- liches Bild von der hohen Entwicklung, der das Seilerhandwerk in Deutschland sich zu erfreuen hat, und zeigt auch dem Laienpublikum eine reiche Fülle der interessantesten Sachen. Gleich im_ ersten Saal verdienen die von den Blindenanstalten zu Stegliß, Kiel, Barby, Dresden und Neukloster ausgestellten Seiler- waaren das allgemeinste Interesse. Es ift geradezu erstaunlich zu sehen, bis zu welch hoher Vollendung unsere armen Blinden in ihrem Handwerk gelangt sind und mit welcher Sauberkeit und pein- licher Genauigkeit sie zu arbeiten verstehen. In demselben Saale erregen auch die von einem Lehrling mit unendliher Geduld aus Bindfaden geflohtenen Pantoffeln mit erhabenem Muster Interesse. Als Hauptausstellungsraum dient die große Rotunde, in deren Mitte eine Kaisergruppe errichtet ist. Hier hat das Landwirth- \chaftlibe Museum eine reibe Sammlung der verschiedensten E vorgeführt, das Ober - Bergamt zu Dortmund tatistishe Angaben über das Seilergewerbe niedergelegt, hier finden wir endlih auch die Nesultate der von der Gewerbe-Akademie zu Berlin mit Seilen verschiedenster Art unternommenen Zer- reißungsversuhe. Wir schen hier, welch gewaltiger Unterschied zwischen eiger vom Hausirer zu billigem Preise erstandenen und einer vom Seilermeister freilich theurer gekausten Waschleine herrscht. Während erstere kaum 34 Ctr. bei einer Länge von 3 m zu tragen vermaa, hâlt leitere bei gleiher Länge bequem ein Gewicht von mindestens 15 Ctrn. aus. Ein gleich langes Windetau, etwa 1 Zoll stark, hat dagegen eine Tragkraft von 86 Ctrn. und eine sogenannte Schwingeleine endlich eine solhe von 30 Ctr. In demselben Saal hat die Firma E. F. W. Berg hierselbst neben Rohmaterialien Maschinen und Werkzeuge aller Art ausgestellt, die dem Laien ein Bild geben, mit einem wie komplizirten Apparat das nah den Be- griffen des Nichtfalmannes so einfah zu handhabende Seilerhand- werk zu arbeiten hat. Leider haben die in ganz großen Seilereien in Gebrau befindlihen Maschinen in der Ausstellung keine Ver- tretung gefunden, da die englishen Fabrikanten bei der zu kurzen Dauer der Ausstellung ihre Mitwirkung versagt haben. Ein Yteeisterstück ganz eigner Art hat W. Golze aus Landsberg ausge- tellt : eine aus Bindfaden ohne Rahmen urd Werkzeug geslochtene, in stilvollem Muster gehaltene Tischdecke. Die Technik seiner Flecht- arbeit zeigt uns der Aussteller in einer angefangenen Decke, die da neben ausgestellt ist. Einen Blick hinter die Coulissen der Theater- welt geslattet das von Marctini-Schlott¡tein neben anderen Sach n auéstelte Neg, das zur künstlichen Darstellung von Ge- witterwolken auf Bühnen bej¡immt ist. Auh Spazier- öde, aus Seilen gefertigt, und viele andere Sachen, zu deren Herstellung sonst andere Materialien Verwendung finden, zeigt uns die Ausftelung. Daß die eigentlichen Seilerwaaren, Leinen, Taue, Netze, Bindfaden u. st. w. vor Allem in reihem Maße und in einer selbst dem Laicn impouirenden Sauberkeit vorgeführt werdea, ist selbstverständlih. Allzemeinercs Interesse verdienen die im dritten Saal von Fr. Iohn, Leipzig, ausgestellten Sicherungs- und Rettungs- leinen, deren erstere z. B. beim Fensterpußen von Vortheil erscheint, während die lettere speziell zur Rctiung bei Feuersgefahr bestimmt ist, Die Ausftellung selbst wird bis zum 10. Juni geöffnet bleiben.

Fn der 13, Versammlung des Auéschusses der Deutschen G e- sellshaftzurNettung Schiffbrüchiger, welcher am 23. Mai in Stralsund zusammengetreten war, wurde der Jahresbericht pro 1878/79 vorgelegr. Demselben ist Folgendes entnommen: „Ge- rettet wurden in dem angegebenen Zeitraum 29 Personen auf 6 Rettungsfahrten, und ¿war sämmtlih mittelst der Nettungéböte. Die Gesammtzahl der vo. der deutschen Gesellschaft bisher Gerette- ten steigt damit auf 1037 Personen. Die verhältnißmäßig geringe Anzahl der im letzten Jahre Gerctteten entspriht der gegenüber früheren Fahren glücklicher Weise außferordentlih verminderten Zahl von Schiffsunfällen im Jahre 1878/79. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug am Schlusse des letzten Geschäftsjahres 33 140, %259 weniger als im Vorjahre; die Summe der Jahresbeiträge betrug 110628 M 9 S, 2051 A. 88 S weniger als im Vorjahre. Dieser kleine Rückgang ist um fo bemerkenéwerther, als daneben 23 neue VWVertreterschaften, (Altena, Arnsberg, Bayreuth, Bü- dingen, Bünde, Cleve, Eschweiler, D 4 D__C, Fulda, Go, Homburg v. d. Hohe, Iserlohn, Kissingen, Cosel, Lahr a. M.,, Meißen, Recs a. Rh., Rheydt, Salzuflen, Schwerte, Wegeleben, Amt Weidenau, Witten) ins Leben gerufen find. Die Thatsache cines wenn auch nur kleinen Nückschritts wird gewiß die Generalversammlung davon ükerzeugen, wie noth- wendiz es ist, die Gesellschaft, welcher alljährlih größere Verpflich- tungen erwahscn, durch einen starken Nesecvefonds vor allen finanziellen Zufälligkeiten zu bewahren, Um so erfreulicher ist es deshalb, mittheilen zu können, daß die einmaligen Gaben im vorigen Jahre so reihlich geflossen sind, daß die Gesammteinnahmen des lezten Rechnungtjahres die Höhe von 159000 4 83 H erreichten aegen 158 276 M 79 4 in 1877/78. Unter ten einmaligen Gaben find diesmal 12 345 M 73 -Z, welche die Sammelbüchsen geliefert haben. Am Schlusse des Nechnungsjahres hingen 2456 Sammel- büchsen aus. Die Gesammtsautgaben betrugen im vorigen Geschäfts- jahre 130173 M 74 4 gegen 108370 K 44 im Jahre 1877/78, Daß die Ausgaben gegen das Vorjahr erheblich fteigen würden, kündigten wir Ihnen unter Bezugnahme auf die ge- stellten Anträge wezen Neuerrichtung und Bervollständigung von RNettungs\tationen bécreits im leyten Jahresberiht an. Auch das laufende Jahr wird voraussihtlich erhebliche finanzielle Anforderungen an die Gesellschaft stellen, insbesondere wird auh der bereits vor Fahren bewilligte Bau eines Schuppeus zur Aufbewahrung der am Sitze der Gesellschaft vorräthig zu halteuden Reltungsgeräthe jeyt dringlih. Mit besonderem Danke haben wir in unserem dietmaligen Jahresberiht hervorzuheben, daß der preußische Herr Handelg- Minister auf eine entsprechende Eingabe des Vorstandes im September v. J, erwidert hat, er habe in Anerkennung der gemeinnüßigen Bestrebungen der Deutschen Gesellshaft zur Rettung Schiffbrüchiger die Königlichen Eisenbahn- Direktionen

ermächtigt, auf den Staatsbahnen und die Zustimmung der Gesellschaftsbahnen vorausgeseßt auf den unter Staats- verwaltung stehenden Privatbahnen die von dem Vorstande der Deutscben Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger aufgegebenen, an eine Station der Gesellschaft adressirten Rettungsgeräthe bis auf Weiteres frachtfrei zu befördern. Zu gleichem Danke sind wir der Verwaltung der Großherzoglich oldenburgishen Staatsbahn ver- pflihtet, welche eine ähnliche Verfügung erlassen hat. Da auch die in Frage kommenden Privatbahnen seit geraumer Zeit eine gleiche Praxis befolgen, so ist damit die fractfreie Beförderung unserer Rettungsgeräthe fast allenthalben, wo fie für uns von Bedeutung ift, eindetfbrf. Damit werden der Gesellschaft erhebliche Ausgaben all- jährlich erspart. Ungleih schäßbarer ist aber gewiß die dadur kundgethane Sympathie, welcher sih die Gesellschaft bei den Regie- rungen, wie in den weitesten Kreisen unseres Volkes erfreut. Es liegt darin zugleich ein Ansporn zur erhöhten Erfüllung der Pflichten, Bebete Sie im Interesse der Humanität freiwillig übernommcn aben.

Müncen, 4. Juni, (Œ. D. B) Die DelegirtenTonfe- renz deutscher Gewétrbekammern ist heute hier zusammen- getreten. In derselben sind 18 Gewerbekammern durch 32 Delegirte vertreten. Z1 Vorsitzenden wurden Weidert, Billing (München) und Brehmer (Lübeck) gewählt. Schulz (Hamburg) begründete die Denk- {rift der Hamburger Gewerbekammer, in welcher die Trennung der Gewerb-ordnung für den Handwerksbetrieb von derjenigen für den Fabrikbetrieb verlangt wird. Die Konferenz sprach sich gegen Dwangsinnungen aus, befürwertete dagegen die Bildung freiwilliger Snnungen im Sinne der geltenden Gewerbeordnung. Die von dex Hamburger Gewerbekammer aufgestellten Thesen wurden als unaus- führbar abgelehnt.

BraUuns{wetg, 4 Junt (W: L. B) Die Lehvrerver- fammlung nahm heute einstimmig folgende Resolutionen an: 1) Der Religionsunterri cht darf der Schule, wenn diese ihren Zweck erreichen soll, niht entzogen werden. 2) Die Versammlung protestirt gegen die Vorwürfe, daß in der deutshen Volksschule der Religicnsunterriht nicht mehr mit altdeutsher Pflichttreue und Ee- wissenhaftigkeit gelehrt werde.

E O Oie Sepperveramn- lung nahm heute folgende Resolution an: Die Loslösung von der Schule mit dem vollendeten 14, Lebensjahre is zur Er- langung einer guten Volksbildung verfrüht, und es sind deshalb obligatorische Fortbildungs\chulen für beide Geschlechter zu errihten. Als nächster Versammlungsort wurde Karlsrube gewählt und alêdann die Versammlung mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser geschlossen.

Dresden, 4 Juni. (Dr. Journ.) Zu Ehren des Goldencn Ehe-Jubiläums des Deutschen Kaiserpaares und zum Besten einer im hiesigen Bürgerhospitale zu errihtenven „Kaiser-Wilhelm-Stiftung“ beabsichtigt das Comité für die Förderung des Dresdner Bürgerhospitales, am 11, Juni, als am Tage des Ehe-Jubiläums des Deutschen Kaiserpaares, verschiedene Festlichkeiten zu veranstalten. Für die Vorbereitung und Leitung diescr Festlichkeiten ist ein Festauss{huß gewählt worden, in welcce:n fich ersreuliher Weise Männer aller politischen Parteien zu ein- müthigem Handeln zusammengefunden haben. Nach eingeholter be- hördliher Genehmigung hat dieser Festauëschuß sich dahin \{lüfsig gemacht, den 11. Juni durch eine Morgenfeier auf der Terrasse, fowie am Abend dur Festlichkeiten an dem eben genannten Orte und im Stadtpark zu feiern. An demselben Tage soll auch eine Sammlung freiwilliger Beiträge zu der im Vürgerhospitale zu er- richtenden Kaiser-Wilhelm-Stiftung veranstaltet werden.

Bremen, 31. Mai. (Wes. Ztg.) Zur Feier der Goldencn Hochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin wird von den vereinigten Militärvereinen Bremens im Vürger- park (Parkhaus) ein großes Instrumental- und Vokalkonzert vera- \taltet, dessen Reinertrag zum Besten einer an diesem Tage ins Leben tretenden milden Stiftung für Wittwen und Waisen der betreffenden Vereinsmitglieder bestimmt ift.

Kopenhagen, 4. Juni. (W. T. B.) Die Feierlichkeiten zur Begehung der 400jährigen Jubelfeier der hiesigen Uni- versität wurden heute mit einem Festakte in der hiesigen Frauen- firhe eröffnet, an welchem gegen 4000 Personen Theil nahmen. Der König war durch Unwohisein verhindert, der Feier beizuwohnen, da- gegen waren die übrigen Mitglieder der Königlichen Familie, das diplomatische Corps, die Geistlichkeit, die Mitglieder des Reichstags, die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden zugegen. Die Festrede wurde vom Rector mognificus Madvig gehalten.

Mantua, 4. Juni. (W. T. B.) In Folge eines Sturm- windes ist der Damm am rechten Po-Ufer, zwishen Sermide und Nevere, gebrochen. Die Gegend von Sermide bis Ferrara ist übershwemmt. Der angerichtete Schaden ist beträchtlich.

Messina, 4 Jui Œ. O Q) Die Srupliton des A etna dauert fort und richtet großen Schaden an. Das Vor- schreiten des Lavastroms gegen den Alcantara-Fluß ift langsamer geworden.

Aus dem Jahresbericht des Zoologishen Gartens für 1878 geht hervor, daß derselbe wicderum mit vielen Thieren be- reicbert worden ist und gegenwärtig mit vollem Recht den größten zoologischen Gärten Europas gleichgestellt werden darf. Erfreulicher- weise kann konstatirt werden, daß der vorjährige Verlust an Raub- thieren, Affen 2c., O von dem Tode des Orang-Utaugs, ver-

hältnißmäßig cin sehr geringer war. Verluste sind bei einer so großen Anzahl von Thieren, wo richtige Nahrung, Klima und Woh- nung, besonders bei den so diffizilen Eroten, die Hauptsache sind, unausbleiblih, Sehr zu bedauern ist_ihrer Seltenheit wegen der Tod des indischen Tapirweibhens (die Sektion ergab Tuberkeln in der Lunge) und der eines Paradiesvogels. Dem Verluste gegenüber hat der Garten aber auch einen reihen Ersatz zu verzetchnen. Jm Garten wurden Mähnenmuflons, Kerabus, Auerohsen, Jacks, Axis und Schweinshirshe, Wapitis, Chinesische und die noch nie in Europa geborenèn Davidshirsche, ferner Lamas, Jaguare, bengalische Königstiger, sowie mehrere werthvolle Fasanen und Schwimmvögel- arten geboren. An Geschenken erhielt der Garten durch Hru. W. Schönlank zwei Orang-Utangs, durch die Gebrüder Arthur und Fer- dinand v. Schickler ein Rhinoceros von der In}el Sumatra, welches für den Augenblick, nahdem das Londoner Cremplar gestorben sein soll, das cinzig lebende Exemplar in Europa wäre. An kleineren Thieren ist besonders der rothfichtige japanische Affe vom General- Konsul Eisenlohr in Kalkutta hervorzuheben. Durch Ankauf wurde der Bestand des Gartens um zwei kleine Glephanten und Drome- dare zum Reiten der Kinder, einen Reitstier und um ein nubisches Rinderpaar aus der bekannten nubischen Thierkarawane, fowie durch cin männliches Nilpferd aus der aufgelösten Sammlung des Khedive von Egypten, welches bekanntlich im Monat Februar durch den Direktor selbst aus Marseille abgeholt wurde und fich zur Freude Allcr prächtig eutwickelt hat, vermehrt.

Die Reptiliensammlung des Aquariums is in neuerèr Zeit nach verschiedenen Richtungen hin ergänzt worden; namentlich find fehr {öône Exemplare der interessanten Brillenschlangeo (Nuja tripudians) ausgestellt. Die Seewasserabtheilung ist ebentalls reichs haltig ausgestattet; munter tummeln si die in den prächtigstca Farben scillernden Fische aus den verscbiedenen Meeren in zahl» reicher Menge umher, und auch die Aktinienbeden haben ihren Blumen- und Blüthenshmucck aus dem Thierreicbe in einer Wette angelegt, als gâlte es, den Blusnenbeeten unserer Gärten Konlurrenz zu machen,